Pro und Contra gentechnisch veränderte Organismen in der

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Pro und Contra gentechnisch veränderte
Organismen in der Landwirtschaft
Problem
-feld
Mit Diskussionen über gentechnisch veränderte Organismen in der Landwirtschaft, ihren
Gefahren oder Chancen werden wir immer wieder konfrontiert. Es werden auf der ablehnenden Seite Ängste und Argumente genannt, oft unter Angabe von Studien und verschiedenster Literatur. Auf der anderen Seite wird dagegen argumentiert und es werden ebenfalls Studien zu Begründung angegeben. Oft stehen wir etwas hilflos da, wenn wir mit der
Materie nicht vertraut sind. Damit wir zumindest wissen, worüber geredet wird, hat das
Sektorvorhaben Nachhaltige Ressourcennutzung in der Landwirtschaft (NAREN) die Argumente und Gegenargumente zusammen getragen und tabellarisch gegenüber gestellt. Wir
haben versucht, die Argumente nach Gebieten oder Problemfeldern zusammen zu fassen,
das ist die erste Spalte. Am Ende ist die Literatur im Detail angegeben. Das Papier hat den
Charakter eines Referenzdokumentes und sollte als solches auch betrachtet werden. Es
wird deshalb bewusst keine abschließende Wertung vorgenommen.
Gefahrenpotenzial
Gesundheit
Risiko für die menschliche Gesundheit (SCBD, 2000)
-
Sojapflanze: Einbau des Gens einer Nuss in Soja → Problem für
Allergiker (Nordlee, 1996)
-
Kartoffel: Kartoffeln wurden mit
einem Schneeglöckchengen ausgestattet und produzierten das
Insektentoxin Phytagglutinin →
bei Verzehr durch Ratten starke
Zunahme der Magenschleimhautproduktion (Ewen und
Pusztai, 1999) sowie eine Hypertrophie (Größenzunahme) des
Dünndarms (Fenton et al., 1999)
-
-
Mais: Verzehr von MonsantoMais (MON863) mit eingebautem
Gen von Bacillus thuringiensis
zum Schutz gegen den Maiswurzelbohrer → Ratten bilden leichtes hepatorenales Syndrom aus
(Nierenschädigung) (Séralini et
al., 2007)
Erbsen: Fütterungsversuche von
Mäusen mit gentechnisch veränderten Erbsen, in die AmylaseInhibitoren einer Bohne transferiert wurden, um damit den Stärkeabbau in Insekten zu verhin-
Stand 02.11.2011
Gegenargumente
Dem Risiko für die menschliche Gesundheit von
gentechnisch veränderten Pflanzen wird oft das
Potenzial in der Medizin zur Heilung von Krankheiten entgegen gehalten, denn diese sogenannte rote Gentechnik wird in der Öffentlichkeit meist nicht oder kaum hinterfragt:
-
Produktion von Medikamentenbestandteilen (z. B. Schaffung von Insulin produzierenden K-Zellen) (Cheung et al., 2000)
-
Heilung von Erbkrankheiten, wie Sichelzellanämie oder Huntington (O‘Connor und
Crystal, 2006)
-
Züchtung von Organen für Menschen durch
Tiere → Xenotransplantation (Dorling et al.,
1997)
-
Gentechnisch veränderte Lymphozyten
führten in Teststudien zu einer Reduzierung
von Krebszellen (Morgan et al., 2006)
Aber auch zu den Pflanzen gibt es Gegenargumente:
-
Gen-Mais: Aufgrund der nur sehr leichten
Schädigung bei Ratten und der Ermangelung weiterer Studien kann noch nicht auf
eine reelle Gefahr für Menschen geschlossen werden. Weitere Forschung wird benötigt (Magaña-Gómez und de la Barca, 2008)
Laut Doull et al. (2007) wurden die Ergebnisse von Séralini einer Prüfung unterzo-
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Organismen in der Landwirtschaft
dern und damit als natürliches Insektizid zu wirken, führten zu
Atemwegserkrankungen, sowie
einer Reaktion des Immunsystems (Prescott et al., 2005)
gen, in der die Gefahr durch die Genmaissorte MON863 abgestritten wurde. So habe
die Studie keinen biologischen Wert, da die
Reproduzierbarkeit nie getestet wurde,
keine quantitative Analyse zwischen Dosierung und Effekt vorgenommen wurde, und
der Effekt nicht gleichermaßen bei den Geschlechtern auftrat. Eine Befangenheit ist
aber nicht auszuschließen, da die Studie
von Monsanto unterstützt wurde
-
Zu Gen-Erbsen: Auch hier konnten die Reaktionen nicht schlüssig auf die Gen-Erbsen
als Ursache rückgeführt werden und die
Übertragbarkeit auf den Menschen ist fraglich (Magaña-Gómez und de la Barca, 2008)
„Golden Rice“ ist eine Reissorte die BetaKarotin enthält und somit den weitverbreiteten
Vitamin A-Mangel in vielen Ländern beheben
soll (Dawe und Unnevehr, 2007). Aufgrund von
Vitamin A Mangel erblinden ca. 250.000 bis
500.000 Kinder jährlich. Die Hälfte davon stirbt
innerhalb von zwölf Monaten nach dem Erblinden. Insgesamt leiden ca. 250 Millionen Schulkinder weltweit an Vitamin A Mangelerscheinungen (WHO, 2011). Eine Versorgung über
Gemüse ist sinnvoll und anzustreben, aber innerhalb kurzer Zeit aus verschiedenen Gründen
nicht zu realisieren. Diese Lücke soll „Golden
Rice“ schließen
Es besteht die Sorge, dass der Konsum von gentechnisch veränderten
Lebensmitteln den durch die Veränderung hervorgerufenen Effekt auf
den Menschen oder das Tier überträgt
Horizontaler Gentransfer (eine asexuelle Übertragung von genetischem Material, auch über
Artgrenzen hinweg) von Pflanzen auf andere
Organismen ist extrem gering. Die Möglichkeit
eines horizontalen Gentransfers von Viren ist
potenziell größer, aber praktisch ebenfalls stark
durch sehr hohen Selektionsdruck beschränkt.
Die Risiken durch horizontalen Gentransfer von
gentechnisch veränderten Pflanzen ist deshalb
als Risiko sowohl für die Menschheit, als auch
für die Umwelt zu vernachlässigen (Keese,
2008)
Im Falle eines Selektionsvorteils von
gentechnisch veränderten Organismen gegenüber Wildformen kann,
bei natürlicher Verbreitung der Gene
diese eine dominierende Position gegenüber den Wildformen in einem
Horizontaler Gentransfer ist zu vernachlässigen
(s. o.). Da die sexuelle Fortpflanzung von gentechnisch veränderten Pflanzen aber meistens
aus züchterischen/wirtschaftlichen Gründen limitiert ist, sind die Chancen einer Art ein Öko-
Natur
Statt bestimmte Vitamine in Sorten
einzubauen, sollte man lieber die Ernährung vervielfältigen, also z. B.
statt Vitamin A- Reis lieber Gemüse
anbauen, mit dem ebenfalls Vitamin
A aufgenommen wird und das allgemein zu einer gesunderen Ernährung
beiträgt
Stand 02.11.2011
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Pro und Contra gentechnisch veränderte
Organismen in der Landwirtschaft
Ökosystem einnehmen (Stewart et
al., 2003)
system zu dominieren sehr gering
Bei gentechnischer Veränderung wird
ein Antibiotikumresistenzgen verwendet, das bei Bakterien eine
Antibiotikumresistenz auslösen könnte (Gay und Gillespie, 2005)
Selbst wenn man sämtliche in der Natur vorkommenden Arten des Gentransfers betrachtet,
so gibt es unter keinem ein glaubhaftes Szenario, unter dem antibiotikaresistente Bakterien
entstehen könnten. Selbst wenn dies der Fall
sein würde, wäre das zusätzliche Risiko für den
Menschen sehr gering, da bereits heutzutage
durch vermehrten Antibiotikaeinsatz in sehr vielen Bakterien Antibiotikaresistenzen existieren,
die auch durch horizontalen Gentransfer zwischen verschiedenen Bakterien transferiert
werden können (Bennett et al., 2004)
Auch Gay und Gillespie (2005) gehen davon aus,
dass diese Resistenzgene in einem Bakterium in
der Umwelt im Normalfall nicht überdauern
könnten, und falls doch, sind die Barrieren eines
Gentransfers, sowie einer Gen-Einschließung,
und einer Genübertragung so gering, dass die
Vorteile, die die Gentechnik in der medizinischen Forschung bringt, diese geringen Risiken
bei weitem übertreffen (Gay und Gillespie,
2005)
Des Weiteren werden für die gentechnische
Veränderung keine Breitbandantibiotika benutzt
sondern sehr spezielle, sodass
Breitbandantiobiotika nach wie vor ihre Wirksamkeit bewahren
Resistenzen von „Superunkräutern“
durch Einsatz von Breitbandherbiziden → damit müssen noch mehr und
schädlichere Herbizide gespritzt werden (Benbrook, 2004)
Gilt nur für das Roundup Ready System von
Monsanto, das den Einsatz von Breitbandherbiziden benötigt. Bt-Baumwolle z. B. verringert
den Einsatz von Pestiziden
Es besteht die Gefahr von Resistenzentwicklung von Schädlingen gegen
von Pflanzen produzierte Schädlingsgifte (durch natürliche Selektion)
(Tabashnik et al., 2008)
Da die meisten Resistenzen rezessiv vererbt
werden, und die Grundpopulation der Schädlinge, in denen sich Resistenzen entwickelt haben, sehr klein ist im Vergleich zu der nichtresistenten Population, ist das Paaren von zwei
resistenten Schädlingen, die resistenten Nachwuchs zeugen könnten gering (Tabashnik et al.,
2008). Bt-Baumwolle ist hier allerdings eine
Ausnahme, da es eine dominante Vererbung
gibt und somit eine Resistenzbildung deutlich
leichter stattfinden kann. Resistenzen bilden
sich allerdings auch beim traditionellen Spritzen
Stand 02.11.2011
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Pro und Contra gentechnisch veränderte
Organismen in der Landwirtschaft
von Insektiziden aus
Laut einer Studie der Universität von Jena, sowie einer amerikanischen Studie, gibt es keine
lethalen oder sublethalen Auswirkungen auf
Honigbienen, durch Bt-Pflanzen (Duan et al.,
2008; Jena Universität, 2005). Der Effekt von
Bt-Pflanzen auf Monarchfalter wird ebenfalls
als zu vernachlässigen eingeschätzt (Sears et al.,
2001)
Reduktion der biologischen Vielfalt
(CBD, 1992)
Die genetische Vielfalt von Baumwolle hat sich
z. B. in Indien seit Einführung gentechnisch veränderter Baumwollpflanzen sogar vermehrt, da
die Nachfrage hoch ist und viele neue Sorten
(>600) gezüchtet wurden (Felkl, 2010)
Saatgut
Biodiversität
Verdacht der Schädlichkeit von BtPflanzen für Bienen, Schmetterlinge
(speziell die gefährdeten
Monarchfalter in den USA) und andere bestäubende Lebewesen (Hails,
2000)
Effizientere Produktion mit gentechnisch veränderten Pflanzen könnte den Druck auf zusätzlichen Flächen reduzieren und somit den Erhalt
von anderen Flächen vor Umwandlung in
Ackerfläche schützen -> Schutz von
Biodiversität (Qaim und Zilbermann, 2003)
Monopolisierung des Saatgutmarktes
(wenige große Firmen, die Patente
auf gentechnisch veränderte Organismen haben) (Bruinsma, 2003)
In der internationalen Agrarforschung (CGIAR)
werden globale öffentliche Güter erzeugt, das
heißt, dass Forschungsergebnisse, auch zu gentechnisch veränderten Organismen, kostenfrei
zur Verfügung stehen werden
Kleinbauern können sich das teure
Saatgut nicht leisten oder geraten
durch den Kauf in eine finanzielle Abhängigkeit
Die Kosten für das Saatgut betreffen ebenso
auch nicht gentechnisch veränderte Hochleistungs-Hybridsorten und sind somit kein spezielles Problem der Gentechnik
Schaffung von Abhängigkeiten durch
Patente, da Saatgut nur ein Jahr benutzt werden kann und dann neues
Saatgut gekauft werden muss. Speziell in den Fällen eines eingebauten
Terminatorgens, wie von Monsanto
für kurze Zeit verwendet, (Ghosh, S.,
2003)
Als Alternative zur Terminatortechnologie kann,
um eine Verbreitung des veränderten Genmaterials zu verhindern, die gentechnische Veränderung auch in den Chloroplasten vorgenommen werden, anstelle vom Nukleus. Dadurch ist
der Effekt der gentechnischen Veränderung
trotzdem aktiv, wird aber bei der Pollenbildung
nicht in den neu gebildeten Pollen übertragen.
Das veränderte Genmaterial kann nur dann in
die nächste Generation vererbt werden, wenn
die veränderte Pflanze Empfänger von Pollen
ist, anstatt den Pollen zu produzieren. Allerdings ist die Chance für so ein Ereignis als sehr
gering einzustufen (Hails, 2000)
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Die Erträge in Entwicklungsländern
sind zwar gestiegen, aber speziell
Kleinbauern profitieren seltener davon, da sie oft ungenügend beraten
werden und das gentechnisch veränderte Saatgut häufig nicht richtig einsetzt wird, um die Erträge zu maximieren (Felkl, 2010)
Es gibt generell im Durchschnitt eine Produktionssteigerung bei gleichem oder weniger Ressourceneinsatz (Qaim und Zilbermann, 2003;
Qaim et al., 2006). Dies ist ohnehin eher ein
Problem von Hochleistungssorten und ihrer
korrekten Anwendung, als ein Problem von
gentechnisch veränderten Pflanzen
Wo Gene für die Bildung von Pestiziden in Pflanzen injiziert werden, die
diese nicht selber bilden können,
können diese aufgrund chemischer
Vorgänge in der Pflanze in andere,
schädliche Produkte zerfallen (Smith,
2003)
Durch den Einsatz der Gentechnologie gibt es
generell eine Reduktion des Pestizideinsatzes
Alleine im Jahr 2000 Einsparung von 22.300 t
Pestizide, sowie 73.000 t CO2 Emissionen durch
Einsparung von ca. 20,5 Mio. Liter Diesel, da
kein Sprühen notwendig ist (Phipps und Park,
2002)
Pilzresistenz
Es gibt eine Minderung der Ernteausfälle durch
gentechnisch veränderte Organismen (Smith,
2003), sowie geringe Chance auf Hybridisierung
mit wildwachsenden Arten
Ausstreuen der Gene auf wildlebende
verwandte Arten, die das Resistenzgen einbauen könnten (Smith, 2003)
Das Potenzial Ernteverluste in Gemüse und
Obstanbau einzudämmen ist vorhanden (Smith,
2003) sowie geringe Chance auf Hybridisierung
mit wildwachsenden Arten
Pflanzen könnten sich der Umwelt
anpassen und möglicherweise „invasiv“ werden (Smith, 2003)
Dominanz in neuem Ökosystem unwahrscheinlich (s. o). Außerdem können Pflanzen in Bereichen wachsen, wo sie zuvor nicht überleben
konnten (Smith, 2003), z. B. salzresistente Tomaten und Mangroven (Sinemus und Minol,
2004/2005)
Klimawandel
Es gibt Nebeneffekte, wie das Verbreiten von Genen auf wildwachsende verwandte Arten und eine sich
dadurch entwickelnde Resistenz in
Pilzpathogenen (Smith, 2003)
Bakterielle
Resistenz
Effektiverer Insektenschutz als mit herkömmlichen Methoden (Phipps und Park, 2002)
Stressresistenz
Schädlingsbekämpfung
Erträge
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Das für die Photosynthese zuständige Enzym
RuBisCO ist temperaturabhängig. Gentechnisch
veränderte Organismen können eine Anfälligkeit für Temperaturstress reduzieren und so
auch unter erhöhten Temperaturen erhöhte Erträge garantieren (Long und Ort, 2010)
Dürretoleranz von Pflanzen kann ebenfalls
durch genetische Veränderungen verbessert
werden, sodass Erträge gesichert bleiben, auch
wenn Wasser fehlt (Long und Ort, 2010)
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Pro und Contra gentechnisch veränderte
Organismen in der Landwirtschaft
Speziell C3 Pflanzen, die den Großteil der höher
entwickelten Pflanzen darstellen, könnten gentechnisch so verändert werden, dass sie mehr
CO2 umwandeln und dadurch aktiv den Klimawandel bekämpfen würden (Long und Ort,
2010). Laut einer Studie von Brooks und
Barfoot (2005) wurden alleine im Jahr 2004
durch gentechnisch veränderte Organismen
und die damit einhergehende Verminderung
vom Pflügen und der damit vermehrt stattfindenden Kohlenstoffsequestrierung, sowie
durch verminderten Kraftstoffverbrauch von
Traktoren, 10 Mio. t CO2 eingespart
Politik
Pflanzenzüchtung
Züchter können durch gentechnisch veränderte
Organismen schneller auf die Bedürfnisse für
neue Nutzpflanzensorten reagieren (Conner et
al., 2003), z. B. Anpassung an den Klimawandel
Spezielle salzresistent veränderte Pflanzen
können ebenfalls zur Regeneration des Bodens
beitragen, indem sie das Salz aus dem Boden
aufnehmen und nicht zurückführen. Ähnlich
können auch Schadstoffe wie z. B. TNT und
Quecksilber von gentechnisch veränderten
Pflanzen umgewandelt und somit im Boden unschädlich gemacht werden (Sinemus und Minol,
2004/2005)
Regierungen vieler Länder haben unzureichende Gesetzgebungen
Das Cartagena Protokoll gibt Rahmenbedingungen für Länder, stellt Informationen bereit
Es sind keine internationalen Standards für gentechnisch veränderte
Organismen vorhanden
BINAS bietet Datenbanken zum Internationalen
Austausch, stellt Gesetzesvorschläge bereit
(SCBD, 2000)
Das Risiko ist von jedem Land individuell zu tragen
Wirtschaft
(Smith, 2003.)
Die Entwicklung von transgen veränderten Pflanzen benötigt hohe Investitionen und gleichzeitig hohe Rückflüsse der Gelder (FAO, 2001)
Investoren schätzen Risiko für Investitionen als hoch ein (FAO, 2001)
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Der neue Forschungssektor bei gentechnisch
veränderten Organismen stellt ein großes Wirtschaftspotenzial und neue Märkte dar. Außerdem sind Ersparnisse von 25 USD pro Acre (etwa 4047 m²) alleine durch Einsparung von Pestiziden und Unkrautvernichtungsmitteln möglich (Nelson, 2001)
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Es wurden bislang noch keine großangelegten Feldversuche unternommen, die beweisen inwieweit sich die
in kleinen Versuchen gesammelten
Ergebnisse auf einen größeren Maßstab übertragen ließen (Hails, 2000)
Es gibt noch keine großangelegte Studie, die evtl.
negative Auswirkungen von gentechnisch veränderten Organismen belegen würden
Das Vorsorgeprinzip besagt, dass sofern die reale Möglichkeit eines Risikos besteht, Gegenmaßnahmen zur
Vermeidung dieses Risikos getroffen
werden müssen, selbst wenn noch
keine wissenschaftliche Sicherheit
besteht, dass das Risiko eintreten
wird (Richmond, 2008)
Wissenschaftliche Sicherheit ist nicht näher definiert. Gegenbeispiele für dieses Prinzip sind außerdem in unserer Gesellschaft zahlreich vorhanden:
Flugzeuge, Autos und viele andere Technologien.
Alle besitzen ein gewisses Risiko, dass Menschen zu
Schaden kommen könnten. Dieses wird kalkuliert
und dann gegenüber dem Nutzen abgewogen.
Wenn der vermeintliche Nutzen überwiegt, werden
diese Risiken akzeptiert. So akzeptieren wir rund
3600 Tote pro Jahr im Straßenverkehr, weil wir die
Mobilität schätzen und wirtschaftlich benötigen
(Statistisches Bundesamt, 2011)
Die Ernährungssicherung durch gentechnisch veränderte Pflanzen ist
unwahrscheinlich, da sie ein politisches und soziales Problem ist (unfaire Handelsbedingungen, Kriege, fehlender Zugang zu den Ressourcen
Land, Wasser, Saatgut etc.)
Gentechnisch veränderte Pflanzen können nicht die
Ernährungssicherung gewährleisten. Aber sie stellen eine zusätzliche Möglichkeit dar, den Herausforderungen der Ernährung einer wachsenden
Weltbevölkerung gerecht zu werden
Der Mensch hat kein Rech, in die Natur einzugreifen (Mensch „spielt
Gott“)
Der Mensch greift an vielen Stellen in die Natur ein.
Dieses ethische oder religiöse Argument müsste
logischerweise auch auf die Gentechnik in der Medizin angewandt werden, z. B. für die Produktion
von Insulin. Das ist aber meist nicht der Fall
Sonstiges
Wissenschaft
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In der konventionellen Züchtung wird auch ionisierende Strahlung eingesetzt, um künstlich Mutationen bei Blumen- und Pflanzensamen zu erzeugen.
Die Chance auf sinnvolle Veränderungen ist zwar
gering, aber auch diese Methode kommt zum Einsatz und ist unter Umständen ein ebenso gravierender Eingriff in das Genom wie bei der Gentechnik
Es gäbe potenzielle Einsatzmöglichkeiten von gentechnisch veränderten Organismen zur Ernährungssicherung, zur Reduzierung des Energie- und Rohstoffverbrauch, Reduzierung von Abfallmengen bei
Herstellungsverfahren, Einsatzmöglichkeiten zur
Beseitigung von Umweltverschmutzung, Entwicklung nachhaltiger Anbaumethoden → Möglichkei-
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Pro und Contra gentechnisch veränderte
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ten muss man nutzen
Es besteht die Gefahr des Einsatzes
von biologischen Waffen auf der Basis von gentechnisch veränderte Mikroorganismen
Die Gefahr besteht, gilt aber auch für viele andere
Technologien. Sprengstoff kann zum Abbau von
wichtigen Rohstoffen eingesetzt werden, aber auch
zum Bau von Bomben
Eingriff in die Evolution über Artgrenzen und zeitliche Horizonte hinaus
Auch die normale Züchtung greift massiv in die
Evolution ein. Aus dem Wolf wurde z. B. eine große
Zahl , z. T. bizarrer Hunderassen gezüchtet, die sich
nie alleine entwickelt hätten, und die vermutlich
auch nicht alle mehr mit den Wolf kreuzbar sind
Gefahr: genetische „Optimierung“
des Menschen, entspricht nicht der
Menschenwürde
Gentechnische Optimierung könnte aber auch gegen Alzheimer oder Parkinson eingesetzt werden,
und damit Menschen die Würde zurück geben
Auf Lebewesen (Tiere, auch Teile des
menschlichen Körpers) werden Patente verteilt (wem gehört die Natur?)
Dazu gibt es umfangreiche internationale Regelungen im Rahmen der CBD
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Kontakt:
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
Sektorprogramm Nachhaltige Ressourcennutzung in der Landwirtschaft (NAREN)
[email protected]
Stand 02.11.2011
Erstellt durch SV NAREN
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