FINANZMARKT–BULLETIN Nr. 09-10/2013 24. September 2013 Fed-Doping bewegt die Märkte Es ist fast schon beängstigend, wie sehr die Finanzmärkte in den letzten Wochen und Monaten am Tropf der Zentralbanken hängen. Nach der überraschenden Meldung Mitte letzter Woche, dass die US-Notenbank (Fed) das Tempo ihrer Wertpapierkäufe von USD 85 Mrd. pro Monat noch nicht zurückfahren wolle, kam es zu Kursfeuerwerken an vielen Märkten. Der S&P 500 kletterte auf ein Allzeithoch. Die Währungen von Schwellenländern werteten sich gegen den US-Dollar nach herben Verlusten in den Vorwochen kräftig auf. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe fiel um 17 Basispunkte auf 2.7%, die stärkste Bewegung an einem Tag seit dem Höhepunkt der Eurokrise im Oktober 2011. Obwohl die Märkte derart heftig reagieren, dürften die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen der Wertpapierkäufe minimal sein. Die Investoren sollten wieder vermehrt auf die fundamentalen Entwicklungen schauen und diese fallen gemischt aus. In China weisen die Daten darauf hin, dass die Erholung der Volkswirtschaft an Schwung gewinnt. Der von der britischen Grossbank HSBC ermittelte PMI für die Industrie stieg im September, vorläufigen Daten zufolge, auf 51.2 von 50.1 im August und notiert damit auf dem höchsten Stand seit sechs Monaten. Die britische Wirtschaft sendet Signale, dass eine schwungvolle Erholung anstehen könnte. Vor allem am Wohnimmobilienmarkt ging es kräftig aufwärts. Die Bank of England korrigierte ihre Einschätzung der wirtschaftlichen Lage nach oben und rechnet jetzt mit einem Wachstum von 0.7% im 3. Quartal (bisher 0.5%). Und die Eurozone? Eurozone die Rezession verlassen und die Ungleichgewichte bilden sich - wenn auch langsam - zurück. In Spanien ist beispielsweise die Handelsbilanz mittlerweile wieder ausgeglichen. Zudem gehen die Lohnstückkosten in Südeuropa stark zurück, was diese Länder wieder wettbewerbsfähiger macht. Sicher ist, dass die Eurokrise noch nicht ausgestanden ist. Der grösste Spuk für die Finanzmärkte mag zwar vorbei sein, aber es werden noch einige Krisenherde auf die Märkte zukommen. America is back Während Europa also nur langsam aus der Rezession findet, nehmen die USA Fahrt auf. Die konjunkturunterstützenden Massnahmen, welche während der massiven Rezession getroffen wurden, tragen erste Früchte. Nach Einschätzung vieler Volkswirte dürfte die grösste Volkswirtschaft der Welt in 2014 um rund 2.5% wachsen, was gemessen an der Prognose für 2013 von 1.5% ein weiteres Plus von einem Prozent bedeutet. Das Wachstum ist langsam, aber nachhaltig. Der Beschäftigungsgrad steigt und die damit verbundene Einkommensentwicklung verbessert sich, was sich positiv auf die Konsumentenstimmung auswirkt. Die Belebung am Häusermarkt hält an. Es besteht ein massiver Nachholbedarf an Neu- und Umbauten sowie Renovierungen. Zudem erleben die USA zurzeit einen regelrechten Boom des Energiesektors – auch dank neuer Fördermethoden wie Fracking. US-Treasury Note (10 years) - Kursentwicklung 12 Monate Die Eurozone bleibt das Sorgenkind Sie bleibt politisch und wirtschaftlich das Sorgenkind. Seit Beginn der Eurokrise hat noch keine Regierung im Euroland politisch überlebt. Auch der schwarz-gelben Regierung von Angela Merkel ging es trotz des Glanzwahlergebnisses der Union an den Kragen. Somit herrscht erst einmal Ungewissheit, wie die künftige Regierung in Deutschland aussehen wird. Ohnehin sind die Regierungen der europäischen Krisenländer sehr instabil. Die ganzen Sparprogramme in den südeuropäischen Ländern wirken sich kaum positiv auf die Konjunktur aus. Die Arbeitslosenquote in Griechenland und Spanien liegt zwischen 25 und 30 Prozent. Italien und Portugal weisen seit Jahren ein Nullwachstum aus. Das Bruttoinlandprodukt in Griechenland liegt mittlerweile 30 Prozent unter dem Stand von 2008. Diese Entwicklungen haben soziale Spannungen zur Folge. Es gibt aber auch positive Nachrichten aus Europa: Faktisch hat die Quelle: www. cash.ch Gesamthaft ist festzuhalten, dass sich die Wirtschaft in den USA aktuell besser entwickelt als in den meisten anderen Länder. Viele US-Bürger begegnen ihrer Zukunft wieder mit zurückgewonnenem und für Amerikaner typischem Optimismus. Die Zinswende hat in den USA bereits stattgefunden (siehe Chart). Die Anleger sollten sich auf eine mögliche Aufwertung des US-Dollars einstellen. PAN PORTFOLIO AG Rüfestrasse 16 FL-9486 Schaanwald Tel: +423 373 42 55 E-Mail: [email protected] Web: www.panportfolio.li Redaktion: Ingrid Hassler-Gerner Markus Gerner Kathrin Chiaberto-Hassler FINANZMARKT–BULLETIN SONDERTHEMA Nr. 09-10/2013 24. September 2013 ANLAGE-EMPFEHLUNG Schwellenländer werden durchgeschüttelt Rio Tinto Viele Schwellenländer geraten in heftige Turbulenzen. Aktienmärkte und Währungen brechen ein. Ist mit einer Asienkrise 2.0 zu rechnen? Valor: 402.589 Kurs: GBP 30.875 52W-H/T: GBP 38.7261/25.7922 KGV: 9.78 Div.-Rendite: 3.71 % Minenwerte wurden in den letzten Monaten von den Investoren abgestraft. Margenreduzierende Kosteninflation, fallende Rohstoffnotierungen und hohe Abschreibungen wegen zu ambitiöser Projekte lasten auf der Branche. Rio Tinto reagiert auf Kosteninflation Auch Rio Tinto, einer der bedeutendsten diversifizierten Bergbaukonzerne, hat mit derartigen Problemen zu kämpfen. Vor allem die Kosteninflation macht dem Unternehmen zu schaffen. In Australien haben sich die Lohnkosten zwischen 2000 und 2011 verdoppelt, in China verfünffacht. Aber nicht nur die Kosten bestehender Aktivitäten steigen, sondern auch jene für neue Projekte, sprich Neubau von Minen. Im Bergbau eine neue Produktion auf die Beine zu stellen, ist in den vergangenen fünf Jahren mehr als doppelt so teuer geworden. Rio Tinto begegnet der neuen Realität mit umfangreichen Sparmassnahmen. Bis 2014 ist geplant, den Aufwand durch Effizienzsteigerungen, Stellenabbau und Senkung der Explorationskosten um jährlich USD 3 Mia. zu vermindern. Auch bei den Investitionen tritt der britischaustralische Bergbaukonzern auf die Bremse. In Zukunft soll der Fokus nicht mehr auf zusätzliche Tonnen, sondern auf höheren Ertrag liegen. Ertragsschwache Minen werden eingestellt oder verkauft, überteuerte Projekte redimensioniert oder sistiert. Bewertung lässt Aufholpotenzial erahnen Betreffend der Bewertung weist Rio Tinto in wichtigen Kennzahlen gegenüber den Konkurrenten einen Abschlag auf fast minus 20% beim Kurs-Gewinn-Verhältnis oder 9% beim Verhältnis von Unternehmenswert und Ebitda. Das aktuelle Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt mit über 40% unter dem eigenen historischen Durchschnitt. Angesichts der hochwertigen Rohstoffreserven und aufgrund eines der besten Mengen-Wachstumsprofile der Branche (plus 13% zwischen 2012 und 2015) sind diese Abschläge nicht gerechtfertigt. Vieles spricht dafür, dass diese Bewertungslücke schon bald geschlossen wird. Investoren hatten sich in den vergangenen Wochen darauf eingestellt, dass das Fed die Zügel anzieht und die geldpolitische Wende einläutet. Sie zogen ihr Geld aus den Schwellenländern ab, was dramatische Auswirkungen u.a. für Brasilien, die Türkei und für viele asiatische Schwellenländer hatte. Die Landeswährungen werteten sich massiv ab und die Aktienmärkte brachen ein. Schwellenländer gewinnen Zeit Letzte Woche hat das Fed überraschend verkündet, dass das Ende der Billiggeld-Offensive noch nicht eingeläutet wird, was die Schwellenländer regelrecht aufatmen liess. Fakt ist aber, dass sich die US-Wirtschaft langsam aber stetig erholt und die geldpolitische Wende nur verschoben und nicht aufgehoben wurde. Die Probleme vieler Schwellenländer sind hausgemacht. Steigende Leistungsbilanzdefizite und vor allem verschlampte Reformen treten nun in den Vordergrund. Insbesondere Brasilien, Indien und Indonesien, haben es die letzten Jahre verpasst, mit strukturellen Reformen die makroökonomischen Ungleichgewichte zu bekämpfen. Kein Flächenbrand zu erwarten Die heftigen Turbulenzen rufen Erinnerungen an die Asienkrise 1997/98 hervor. Auch damals gingen dem Crash ein kreditgetriebener Boom und eine Zunahme der Leistungsbilanzdefizite voraus. Das Hauptproblem damals war, dass sich die Länder im Ausland und in Fremdwährungen verschuldet hatten. Mit der Abwertung der Währungen stiegen die Schulden. Infolgedessen wurden viele Unternehmen und auch Staaten zahlungsunfähig. Heute sind die Staaten überwiegend in heimischer Währung verschuldet. Verkaufen Ausländer die Lokalwährungsanleihen, steigen zwar die Zinsen und die Währung wertet ab, eine Staatspleite ist aber unwahrscheinlich. Auch besitzen im Gegensatz zu früher viele Schwellenländer komfortable Devisenpolster, und der Haushaltsdisziplin wurde mehr Beachtung geschenkt. Zudem ist das Wachstumspotenzial in vielen Regionen nach wie vor gross. Ein Flächenbrand oder gar ein Kollaps wie in den Neunzigerjahren scheint wenig wahrscheinlich. Trotzdem ist Vorsicht geboten Sollte in den USA die Zinskurve tatsächlich steiler werden, sind auch Schwellenländer dazu „verdammt“, die Zinsen zu erhöhen, um die Währung zu stabiliseren. Steigende Zinsen belasten jedoch Konjunktur und Unternehmen, was zu heftigen Korrekturen an den Aktienmärkten führen kann. Gut situierte Aktienanlagen aus Schwellenländer gehören trotzdem auch weiterhin in ein breit diversifiziertes Wertschriftenportfolio. Von einer Übergewichtung ist derzeit jedoch abzusehen. B E G R I F F: Das Alpha Alpha ist eine Kennzahl und veranschaulicht die Out- bzw. Underperformance zum Beispiel einer Aktie oder eines Aktienfonds im Verhältnis zum Vergleichsindex. Als Risikomass dient der Beta-Faktor, der angibt, wie stark z.B. eine Aktie auf Schwankungen des Vergleichsmarktes reagiert. Wichtig ist: Der Kurs einer Aktie kann sich im gewählten Zeitrahmen etwas schlechter entwickelt haben als der Vergleichsindex und dennoch - weil sie ein tiefes Beta aufweist resp. weniger risikoreich ist - ein positives Alpha haben. Eine einfache Formel zur Berechnung des Alpha für eine definierte Periode lautet: Alpha = Rendite einer Aktie – (Beta x Rendite des Vergleichsindex). Ein Alpha-Wert von 5 bedeutet also, dass eine Aktie 5% Ertrag abwirft, wenn der Ertrag des Vergleichsindex null ist. Einfach ausgedrückt kann am Alpha abgeleitet werden, ob der Portfolio-Manager besser oder schlechter als der Gesamtmarkt abschneidet. Disclaimer - Obwohl Pan Portfolio AG bei der Erstellung der vorliegenden Publikation die grösstmögliche Sorgfalt walten lässt, kann Pan Portfolio AG keine Garantie oder Zusicherung für die Vollständigkeit, Aktualität oder Richtigkeit des Inhaltes dieser Publikation gewähren. Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken. 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