Macht YouTube Lehrer überflüssig?

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Macht YouTube
Lehrer überflüssig?
Vier von fünf Schülerinnen und Schüler verwenden
Onlinevideos zum Lernen. Auch die Wissenschaft
hat sich mit dem Trend «Lernen mit Videos»
beschäftigt. Wir haben einige Erkenntnisse für
Sie zusammen­getragen. Text: Michael In Albon
Für die meisten Jugendlichen ist das
Alltag: Wenn sie etwas verstehen
oder erklärt bekommen möchten,
fragen sie nicht zuerst Google oder
Wikipedia, sondern YouTube. Wen
wundert’s? Kaum ein Thema, zu dem
es auf diesem Kanal keine Erklärvideos, Vorträge oder Diskussionen
gibt – egal ob Rappen, Gamen,
Kochen, Stricken, Tanzen, Musizieren, Frisieren. Doch auch schulische
Inhalte lernen Schülerinnen und
Schüler immer häufiger mithilfe von
Lernvideos. Ist das sinnvoll?
79 Prozent nutzen Videoportale
Schweizer Jugendliche nutzen
Videoportale nicht nur zur Unterhaltung, sondern gezielt, um sich zu
informieren – für Hausaufgaben,
Prüfungen, Vorträge. Das zeigt die
kürzlich veröffentlichte JAMES-Studie 2014 deutlich: 79 Prozent der
Schweizer Jugendlichen zwischen 12
und 19 nutzen Videoportale als
Informationsquelle. Erst danach
folgen Suchmaschinen, soziale Netzwerke und Nachrichtenportale.
Videos motivieren
Mit Ton, Bild und Bewegung erhalten Lernende schneller einen Überblick über ein Thema als mit einem
Text. Sie können sich so besser orientieren und gewinnen Sicherheit.
MÄRZ 2015
Da mehrere Sinne – Sehen und
Hören – gleichzeitig angesprochen
werden, sind Lernende aufmerksamer. Das steigert ihre Lernleistung.
Ausserdem, so schreibt Dr. Marc
Krüger, Professor für Mediendidaktik an der Hochschule Coburg, ist es
Lernenden möglich, ihr Lerntempo
selbst zu bestimmen – durch Stoppen, Zurückspulen, Wiederholen,
Überspringen oder selektives Auswählen. Das steigert die Motivation.
Videos verbinden Theorie und Praxis
In Videos sehen Lernende meist
auch gleich, wie jemand die Theorie
umsetzt. Sie sind nahe am Geschehen und werden stärker eingebunden. Sie können das zu Lernende
nachmachen – und besser verstehen.
Prof. Dr. Kathrin Krammer von der
Pädagogischen Hochschule Luzern
und Prof. Dr. Kurt Reusser von der
Universität Zürich sind der Meinung, es sei möglich, mit Videos
Theorie und Praxis zu verbinden
und mit Beispielen aus dem Alltag
Dinge leichter zu erklären. Auch das
beeinflusst das Lernen positiv.
Videos fördern das Verständnis
Lernen mit Videos ist aber mehr als
blosses Nachahmen. Jugendliche
reflektieren und analysieren das
Gesehene, indem sie es mit dem ver-
binden, was sie bereits wissen und
kennen. Über die Bedeutung von
Onlineplattformen für das Lernen
bei Jugendlichen schreiben
Dr. Klaus Rummler von der Pädagogischen Hochschule Zürich und
Professor Dr. Karsten D. Wolf von
der Universität Bremen: «Lernen
durch Reflexion und Analyse von
Videos kann weit über eine reine
Handlungsanweisung durch Erklärvideos hinausgehen.»
Lernvideos ersetzen keinen
Unterricht, ergänzen ihn aber
durchaus sinnvoll: Ihr Kind kann so
Gelerntes repetieren, von einer
neuen Seite betrachten, sein Wissen
vertiefen und Neues dazulernen.
Michael in Albon
ist Jugendmedienschutz-Beauftragter
von Swisscom.
Auf Medienstark finden Sie Tipps
und interaktive Lernmodule für
den kompetenten Umgang mit
digitalen Medien im Familienalltag.
swisscom.ch/medienstark
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