GE SAMMELTE S O HR FIEN VO N JO H VO R M W NEP . . . PR O F E S S O R DE R C Z E R M A K, PH Y S I O L O G I E I N L E I PZ I G . WW V E I BÄN DE N IN Z ZWE ITER BAN D J P O PU L V ÄR E VO R TR . . Ä G E UN D A UF S Ä T Z E UN D B I O GR APH I S C HE S KI ZZE VO N M I T DE M PH O T O G R . ANT O N C Z E RMA K S DRE I 44 H O L Z S C HN I TT E N B IL DN I S S ’ , S PR I NGE R L I T HO G R . TAF E L N . L EIPZIG , VE R L AG VO N W IL H E L M E N G E L M A N N 1 87 9 . . . UN D VI Vo r w o r t V o rl e s u n g e n th e i l w e i s e e m p fah v on l sk i z z i r t i e nes eben so n a h e l e tz te n B e st r e bu n g e n S t u d i e n i n ni g t t v er ra u en G e d a nk e n u nd . fo rm ell en A bs chl u ss ei n e n d e r H an d e rs t . M a nn e s m i t u nd Da s Int e r e ss e d es L e s e r s u nd so w urde d e r s e lbe b e fr e u n d e t en , w i e m i t d e n A n sch a u u n ge n d e s Ve r fa s m ö gl i c h s te r A nn ä h e r u n g A bs i c h te n d e s s el b e n hin z u ge füg t . an s e rs die IN H A L T . it Se Vorw ort Johann N e p o m u k C z e rm a k V b i o gra p hi s c h e S kizz e E in e . v on A n ton S p r i n g er . P0p u R IX phy si ol ogis c he läre o s en s a a l e z u und 34 H o lz . . ä g e g e h a l t en i m a k a d em i s c h e n — 1 86 7— 186 8— 1 86 9 1 i T a f e l 3 M t ( Vortr J ena i n d en J a h ren hn i tt en ) H er z u n d d er , . sc d e s N er v e n s y s t em s a u f d a s s el b e 30 P h ys i o l o g i e a l s a l l g e m ei n es B i l d u n g s el e m e n t Ue b e r d a s p h y s i o l o g i s c h e P r i v a t l a b o r a t o r i u m a n v e r s i t ä t L ei p z i g ( M i t 5 H o l z s c h ni tt en ) Di e 1— 1 04 W W W W W I Da s E i n flu s s II D a s O hr u n d d a s H ör en III S ti mm e u n d S p ra c h e . 60 1 05 d e r Un i 1 19 . Ue b e r d a Sechs T s d es en ge i n B e m e r k u n g en a e u n d N er u erv en t h ä ti g k ei 14 5 t Bordeaux N a t u r w i s s e n s c h a ft m 15 7 S p iriti s m u s 16 7 G e i s t e r m a n i f e s t a t i o n e j i u dgl ( M i t 1 H o l z s c hn i tt ) E i nl e i D i e P r i n c i p i e n d e r m e c h a n i s c h e n N a t u r a u ffa s s u n g tu n g zu r h eu tigen Phys i o l ogi e ei n C y c l u s vo n z e hn Vo r l es u ng en ( M i t 4 H o l z s c h n i tte n ) 1 83— 2 86 I Pro gra m m d er V orl e su n g en 1 85 19 1 II Kr ei sl a u f d er S t o ff e i n d en d r ei N a tu rr ei c h en 2 07 III L ehr e v on d en A tom en u n d i hr er Un z er s törb a rk ei t I V G es e t z v on d er E rh a l tu n g d er K ra ft V a s w e s en tl i c h b e i m A u s ta u s c h v o n S p a nn k r a f t u n d l e b en dig er K r a ft g es c hi eh t 2 29 V I A ll g e m e in e s M a a s s d er m ec h a n i s c h e n A r b e it S c h e in b a r e A u s na h m en v o m a ll g em ein e n G es et z e 2 40 V I I D a s m e c h a n i s c h e A e qu i v a l en t d er ärm e 246 25 1 V III ä rm e i s t w es en tl i c h B ew egu n g di e A r t d er s e l b en I X C h e m i s c h e Affin it ät E l ek tr i c i t ä t E l e k t r o M a gn eti s mu s L i c h t i n s g e s a m m t gl ei c h fa ll s B ew egu n g s fo r m en 264 X R üc k b l i c k D i e Um w a n d l u n g en d er e in z e ln en B ew eg u ng s for m en i n ei na n d e r ; di e t h eo r et i s c h e E r kl ä ru n g d es e s e n s d er T ra n s fo rm a ti o n e n 27 5 Ue b e r d e n B a u u n d M e c h a n i s m u s d e s m e n s c h l i c h e n K ör p er s 2 87 üb er . u n d , . . . . , . . . . ‘ . . . . . . . . , - , , , Ge rn folge ich dem W mein er verehrten Fre undin Frau M AR I E C Z ERM AK das Buch welches die Schriften ihr es verstorbenen Mannes den Gen os s en und Freun den gesammelt und geordn et dar bietet mit einer kurzen Schilderung sein es L ebens zu begleiten Freilich kann ich über den Pro fessor der Ph y siologie J O HANN N E P O M UK CZERMAK nicht als Fachmann S prechen Was ich üb er seine wis s en s cha ftliche T hä ti gk ei t z u sagen habe kann und dar f nur di e Berichte kundiger Gelehrten wiedergeben Aber wi e mein guter HAN S sich menschlich entwickelte und gross w urde über sein e Jugend und seinen p ersönliche n C harakter glaub e ich steht m i r vor vielen An deren das Urth eil z u D enn wi r waren seit unserer Knabenzeit eng be freundet lebten so manches J ahr als treu e Kameraden z u samme h und hielten an unserem Bunde auch dann fest als uns das Schicksal und die verschiedene L aufbahn äusserlich ge trennt hatten J O HANN NE P O M UK C Z E R MAK entstammt einem in Prag und wei terhi n in Böhmen b erühmten M e di ci n erg e s chl e ch te Der Grossvater hatte sich durch eigene Kraft zu hohem An sehen und ausgedehn ter Wirksamkeit emporgeschwu ngen Noch lange nach sein em Tode wu rde viel von seinen glücklichen Kuren erzählt un d b esonders eine von ihm er fundene T h eem i s ch un g wegen ihrer erprobten H eilkra ft dankbar gepriesen Der Vater J O HANN C O NRAD CZERMAK verm ehrte durch p ersönliche Liebenswür di gk eit noch namha ft die ererbte Klien tel Er galt als der vornehmste Arzt in der böhmischen Haupt stadt Weni ge adelige Häuser gab es in welchen er nicht als arzt li cher B era th er regelmässig vorsprach und da das Beispiel der hohen Aristokratie wie in allen andern so auch in diesem Punkte a n steckend wirkte so erbaten sich auch vi ele reiche Bürgerfamilien seine Dienste Vi el ben ei det war sein e Stellung ; sie war nicht a llein einträglich sondern hob auch d en Besitzer in den heimischen G e D er Glanz der Hil fesuchenden warf auch a u f s el l s ch a ftsk r ei s en den Arzt einen hellen Schein zurück Doch fehlte es auch nicht an ü n s ch e , , , . , . , . , , , . , , . . . . . . , , , , . , . . b är AN T ON S P RI NG ER XII , Schattenseiten Die dunk elste w a r die Ent fremdung des Vaters von der Familie Nur b ei der H auptmahlzeit konn ten die Kin der deren allmählich fün f gez ählt wurden au f die Gegenw art des Vaters ho ffen Der ganz e Tag gehörte den Kranken welche j e geringer i hr Uebel j e volltönender der Namen desto länger d en L eibarzt festhielten ; die Abende wurden von den geselligen Pflichten und Freuden regel mä s sig i n Anspruch genommen So blieb wie das R egiment im Hause s o insb esondere die Kindererziehung der Sorge der Mutter ausschliesslich anvertraut Frau J O S E PH I N E C Z E R MAK war eine Dame von stattlicher Schönheit noch als Matrone von fesselnder Liebens w ürdigkeit Sie hatte als Mädchen die reicheren Mittel z u geistiger Ausbildung schmerzlich vermisst auch als j unge Frau durch g e s ell i g e P flichten viel fach abgezogen n icht immer die gewünschte volle Mu s se ge funden sich in Bücher zu vertie fen Die s e H em m u n gen steigerten mit der Sehnsucht auch die Achtung vor j eder Art von Bildung und l ie ss en diese die kün stlerische w i e die gelehrte i n idealem L ichte er s cheinen Sie weckten auch i n der b egabten Frau eine s eltene Energi e des Willens und ein e Kraft u n d Best an di g k ei t im Streben wie sie nu r selten angetro ff en wird Die L auf bahn ihrer Kinder zu ebnen ihnen von früh an alle Mittel z u einem erfolg reichen L eben bereit zu halten d arau f war ihr ganz er Sinn gerichtet Sie erreichte ihr Ziel si e erreichte noch mehr Willig fügten sich gern glaubten ihr die Söhne auch nachdem sie zu Männern gerei ft waren Die Mutter übte stets au f sie ein en dauern d en und wichtigen Einfluss Sie gri fi tie f in ihre Anschauungen ein und nahm a n ihren Plänen nicht allein immer den regsten sondern o ft auch einen leitenden Antheil denn die Söhne waren seit den Kinderj ahren gewöhnt au f das sorgende und w achende M u ttera u g e zu achten und von der Hingab e der Mutter an ihre Intere ss en über zeugt Frau C ZE RMAK w a r in den vorn ehmen Kreisen in welchen auch sie sich viel fach bewegen musste beliebt und gern gesehen dabei im H auswesen a u f s trenge Ordnung u n d bürgerliche Einfach heit bedacht nirgends aber so glücklich wie in der Kinderstube Die Verantwortung w elche au f ihr ruhte steigert e den E rz i ehu n g s ei fer Wahrh a ft rühren d w a r es anzusehen mit welcher fast ängstlichen Hast die sorg s ame Mutter Alles heranzog und an ihr H au s zu fesseln bem üh t war wovon sie sich Vorth ei l und günstigen Einfluss au f die Kin der versprach Gouvernante H auslehrer S p e ci a ll eh rer aller Art . . , . , , , , , “ . , . , . , , , . . , , ‚ . . , , , . . , , , . ‘ . , , , . , , , . , , . , , ‚ , . , , B i ogra p hi s c h e S kizz e x 111 . reichte n sich die Hän de selbst den Spielen wurde mit Vorliebe ein lehrha fte r C harakter v erliehen durch literarische Wettkämp fe mit Altersgenossen der E hrgeiz der Kinder a ngespornt Zuweilen mochte m a n fürchte n dass des Guten zu vie1 geschehe und einer begabten Natur zu wenig Freiheit gelas s en werde Der am reichsten begabte war ohne Frage der zweite Sohn J O H ANN NE P O MUK oder w i e der Ru fname lautete : HAN S und für ihn war in der That eine Zeit lang diese Ge fahr vorhanden HAN S CZERMAK wurde am 17 Juni 1 82 8 geboren Schon in den frühesten Kinderj ahren erregte seine L ernfreude die L eichtigkeit im Auffassen die Mannig faltigkeit seiner Interes s en bei Freunden und Verwandten grosse Bewunderung Kaum dass er d i e Feder führen konnte schrieb er auch s chon kleine Gedichte und kurze Komödien ; zum Zeichnen o ffenbarte er grosse L ust und zur Musik eine be sonders glückliche Anlage N u n S pielte damals in Prag der Klavierunterricht überhaupt eine grosse Rolle Dieser allein wurde gründlich betrieben vielleicht a ll z u g rün dl i ch J e schlechter die ö ffentlichen Schulen w a ren j e dür ftiger der wissenschaftliche Unter richt bestellt desto stolzer war man a u f die gute Bescha ffenheit der Mu s ikschule desto ei friger wurde d a s Klavierspiel gepflegt Dass die musikalische Fertigkeit mit Bildung gleichbedeutend sei und den grö s sten Gewinn im L eben biete Stand allgemein al s Grundsatz fest H örte man doch alle Tage di eser General j ener hochgestellte Beamte dieser angesehene A dvoc a t j ener rasch be förderte Pro fessor in Oesterreich dankten ihr Glück der früh erworbenen u n d am rech ten Orte k un dg eg eben en musikalischen Kunst Natürlich rie f auch d a s grosse Talent unseres H AN S nach eifriger P flege Drei Nach mittage in j eder Woche verbrachte er in dem Musikinstitut welches der alte blinde PR OK S CH nach der bekannten L O G I E R s ch en Methode leitete Täglich musste überdies z u H ause stundenlang bald allein bald mit einem j üngeren L ehrer geübt werden PR O K S CH war ein tüchtiger Meister Nur konnte er niemals b egreifen dass ein Schul j unge auch noch andere Au fgab en zu lösen h ab e als am Klavier zu sitzen und Tonleitern zu S pielen HAN S wäre mit den Gymna s i a l stu di en die er in s einem neunten J ahre begann bald in C on , fli ct g era th en hätte der Klassenlehrer hier au f seinem vollen Rechts scheine bestanden Glücklicher Weise war die ser F RANZ M ÜHL W ENZE L nicht nu r p er s önlich mit der Familie CZERMAK be freundet , , . , . , , . . . , , . , . . . , , ' , . , , , . , , , , . . , ’ . , . . , , . , , . , W S P R I N G ER A N T ON XI V , sondern auch ein billi g denken der Mann , der überdies selbst das D enn für ei ne gan z andere L auf bahn S chu lj och drückend fand hatte sich M ÜH L E N Z E L vorbereitet in d er b eschreibenden Natur geschichte s ich eifrig umgesehen und technologische Fragen stu di rt Da sich ihm au f diesem Gebiet keine Wirksamkeit ö ffnete er sonst ein braver Mann war und Gönner b esass so wurde ihm eine L ehrer stelle am Gymnasium übertragen Die Kenntnisse w elche M ÜH L WENZE L verlangte konnte sich der leicht und rasch lernende H AN S bequem er w erben So wurde das Gleichgewicht zwischen den musi k a l i s ch en Uebu ng en und dem G ym na si a l stu di u m ziemlich erhalten E S kam aber dennoch ein Augenblick in welchem das Zünglein der a g s ch a l e sich bedenklich a u f die Seite der mu s ik a lischen Kunst HA N S vierz ehnj ährig hatte ein >I m pr om p tu c für das Klavier n eigte PR OK S CH diesen Versuch gebilligt H aus freunde an L ob com p oni rt und B ewunderung es nicht fehlen lassen Das Impromptu erschien als Opus I im Drucke und wurde überdies von dem j ugendlichen Schöp fer im S a l On des O b er stbu rggra fen von Böhmen wie der Regie ru n g S p r ä si d en t damals hiess vorgespielt D er Beifall lockte z u wei teren Versuchen Wer weiss ob nicht der Pfad des virtuosen Di l etta nti sm u s dauernd b etreten worden wäre wenn nicht das Schicksal zur rechten Zeit zu m Einlenken gemahnt Der Vater starb plötzlich 1 4 8 3 ) und unerwartet Die Verbindungen mit der vornehmen Welt ( j edem künstlerischen Dilettantismus förderlich lockerten sich Kurz vorher stieg ferner HAN S in den obersten G ym n a si a l cu r su s emp or w o EN mit ein L ehrerwechsel verbunden war Der neue Klassenlehrer Z E S L A V SV OB OD A ein mitunter wunderlicher aber von der Natur genial angelegter Mann S p r a ch enk un di g wie wenige in alter und neuer P oesie tre ff lich bewandert selbst ein formgewandter Dichter nahm an seinem S chüler herzliches Interess e erkannte rasch dessen seltene Begabung meinte ab er doch eine kleine Nachhilfe in L atein und Griechisch könnte nicht schaden Diese z u geben dazu wurde ich der eben das G ymnasium verlas s en und S V O B O DA S Gunst au f die Universität mitgenommen hatte ausersehen Der geringe Altersunterschied zwi schen uns gab dem Verhält nisse alsbald ein gutes kameradscha ftliches Gepräge Die Schul arbeiten machten im Ganzen geringe Mühe E s blieb uns Zeit genug z u Scherz und Spiel und allerhand Beschä ftigungen die un s um so angenehmer und wichtiger dünkten j e entfernter S i e den nächsten . , . , W , . , , . . ' . , , < > , , , . , . , . , , . . W , . , , , . , , , , , , , , , . , ’ , , . ' . . , , B iogra p hi s c he S kizz e xv . Schulzwecken s tan den Die Musik trat nicht ganz in den Hinter rund Doch urde ach einer Richtung gepflegt w S i e vorzug s w eise g p Was sich an vier nu r da s S piel prima vista w eiter ausgebildet händigen Klavierauszügen in den musikali s chen L eihbibliotheken von gro s sen Orche s terwerken vor fand w urde von uns du r ch p r obi rt S CHU MANN s tand damal s n och nicht au f dem R ep ertoi r die ä l tern Kl a s si ker aber von H AY D N bi s M EN D E L SSO HN kannte und verstand H AN S vortre ff li ch Zu neuem L eben erwachte er als ihm um diese Z eit die grossen deuts chen Dichter näher traten Bei der geistigen A h S perrung O e sterr ei ch s von D eutschland hielt es unendlich schwer sich au s reichen de L iteraturkenntnisse zu verschaff en S CHI LL ER allein erfreute sich auch hier einer g evVi s s en durch da s Theater v er m i t t olten Volk sth üm l i chk ei t L E SS I N G j edoch und b e s onders G O E THE blieben nur den eng s ten Kreisen zugänglich Ihre erke hätte man in Familienbibliotheken meistens ganz vergeblich gesucht Da tra f e s s ich denn glü cklich dass ein H au s lehrer der letzte in d er langen Reihe G O E THE S s ä m m tli ch e Werke d a s Geschenk einer hohen Gönneri n besass Freilich nur in einem schän dli chen ame in einem Bande vereinigt D as B i esenfor rik a ni s c h en Nachdruck mat u n d der hässliche Druck hinderten HAN S eb ensowenig sich den Inhalt mit leidenscha ftlicher Gier anzueign e n w i e die Eifersucht des B esitzers welcher s ei n en S ch a tz sorgsam vor pro fanen Augen hütete und stet s neue Verstecke für denselben ersann Immer wie der wurde d a s Buch in den verborgenen Winkeln entdeckt und wäh rend die Andern schlie fen bis tie f in die Nacht darin gelesen So vergingen die S ch u l m on a te b ei leichter Arbeit und mannigfaltigem Genü sse rasch und fröhlich In der Ferienzeit dur ften kleine Reisen unternommen e rden Die Mutter auch gegen mich stets von grösster Güte wollte uns dieses Mittel früh zur Reife und zu selb stständi gem Wesen zu gelangen nicht versagen und durfte uns vertrauen dass wir die gegönnte Freiheit nicht missbrauchen würden So zogen wir denn wiederholt selbander in die weite Welt Das erste Mal führte un s das E l b da m p fs chi ff nach Dresden von da die Eisenbahn g e nach L eipzig Wir ahnten damals bühr en d von uns angestaunt nicht, dass wir beide in L eipzig unsere L aufbahn beschliessen w ür den Natürlich lockte u n s wissb egieri ge Jünglinge die Uni versität Von einem einzigen Pro fessor DR O B I S C H war u n s Näheres b ekannt D er Pro fesso r der PhiIO S O p hi e in Prag F RANZ EXNER ein Anhänger . . , . , . , . W , . , . , . . . , ’ , . , . , , , W ‘ , . , . . . . , , , , , . . , , . , ' . . , . , , , A N T ON S P R XV I IN G ER , wie D R O BI S C H sprach s tet s mi t grosser Anerkennung von letzterem und da ich damal s gleich fall s H ER B ART eifrig stu di rte so w a r auch H AN S der Name geläufig Wir hätte n gern ein e Vorle s ung bei DR O B I S C H gehört verirrten uns aber und m u ss ten ein wie uns schien entsetzlich langw eiliges j eden falls u ns unver s tän dliche s C oll og bei V O N D ER PF O R D T E N au shalten In L eipzig war es a u ch Z wo wir In ein em Schaufens ter z u m ersten Mal e dem R a u ch g otte op ferten lockten un s angeblich chinesische C i g a rr en von s chönen Bän dchen umspannt u n d üb eraus zierlich ge formt Wir kau ften u n d rauchten An diesem Tage assen und tranken wir nicht mehr I m nächsten J ahre wagten wir ein e n viel grösseren Au s flug In L inz w ohnten V erwandte CZERMAK S der en Einladung zum Besuch gern F olge geleistet wurde Es war eine p rächti ge Fahrt z unächst bis Budweis im P ostwagen in welchem der im mer gesprächige rasch all e H erz en gewinnen de H AN S ununterbrochen e Fröhlichkeit verbr ei tete dann au f der Pferdebahn bis L inz Diese besass die Eigen th üml i c hk ei t da s s m a n au f ihr wege n der vielen C u r ven und grossen Steigung langsamer fuhr als wenn man z u Fusse m a r s chi rte Auch w i r machten die H äl fte des Weges z u Fus s e mussten uns nur vorsehen dass wir den von einem Pferde gezogenen Waggon nicht allzu weit überholten In L inz gi ng es u n s ganz gut doch stellte sich allmählich d i e L angeweil e ei n Mit den J esuiten au f dem Freien berge z u di S p u ti r en wie es H AN S einmal muthig und erfolgreich zu grösstem Ergötzen eines äl tern Fremden g eth a n hatt e au f die Dauer seine Bedenken andere geistige Anregungen gab e s in dem ö sterrei chischen Ph ä a k enl a n de nicht Rasch wurde daher ei n e a n d er u n g nach I schl und Salzb u rg in das Werk gesetzt In Salzburg gaben wir einen Emp fehlungsbrie f an den Ve rw alter der g räfli ch K UE N B UR G s ch en Güter ab D er j ovial e alte H err quartierte uns in dem weitläufigen g rä fli ch en P alast ein führte uns 111 seine Stamm kneip e und schilderte die weitere Ausdehnung unserer Reise nach T irol und der Schweiz s o lockend dass wir kaum widerstanden Das wichtigste H i n d er ni s s unsern schmalen Geldbeutel beseitigte er indem er uns das Reisegeld vorstreckte Der na chträglichen Billigung u nserer Wan derlu s t z u H au s e waren wir zi em lich sicher dur ften im schlimmsten Fall die H auptschuld au f unsern Ver sucher schieb en Wir gingen daher fr eu di g s t au f den Vorschlag ein und erbaten das Reisegeld Aber o Hi mmel ! Der alte H err H E R BA R T ’ S , , . , , , , . . , . . . . ’ , . , , , . , ’ , . , , , . , . , , , ' ‘ . W . . , . , , , , . , ' . . A N T ON XVIII S P R I N G ER , die H eimreise an Nicht ohne H erzklop fen nahten wir uns der Grenzstati on wo die D on a u da m p fer anlegten u n d die P ässe v org e z eigt werden mussten Doch schliesslich konnte un s nichts Schlimme res begegne n a l s dass wir j etzt nach Li nz au f dem kürz esten Wege zurü ckzukehren gezwungen wurden Den kürz esten Weg emp fahl aber ohnehin der Stand unserer Reisek asse Als wir uns in R e gensburg ei n s chi fl ten b esassen wir gerade noch genug Geld zu einem mä s sigen Frühstück Mit einem tüchti gen Donnerwetter w u r den wir von dem Grenzbeamten entla s s en Am Abend sassen w i r fröhlichen Sinnes bei den Verwandte n und holten die versäumten Mahlz eiten gründlich nach Mit sechz ehn J ahren kam HANS bereits an di e Universität Nach der altösterreichischen Schulordnung musste er zuerst einen zwei j ährigen philosophischen C ursus vollenden ehe er das eigentliche Fachstudium b egann Von den L ehrern an der philosophischen F a die c u l tät übte nur ein Einziger Einfluss au f den j ungen Studenten ser aber auch den tie fsten und nachhalti gsten Kurz zuvor war F RANZ PE T RI NA als Pro fessor der Phy si k an die P rager Univer An dem Ly ceum in Linz einer Z w i ttera n sta l t; s i tä t b eru fen worden halb Gymnasium halb Universität ie S i e ehemals in O ester reich b eliebt waren hatte PETRI NA viele J ahre lang seine Wissen ohne dass ihm nur ei n ei nzi ges Instrument s cha ft lehren müssen zur Ver fügung stand Eine Tafel im Auditorium war sein ganzes ph y sikalisches C abin et Au f dieser mochte er wenn er L u st hatte mit Kreide di e Instrumente zeichnen und die Maschinen v er si nn lichen Vielen L ehrern mangelte ab er selb st diese L ust Sie lasen ihr He ft ab die Schüler lernten das H e ft auswen di g So wurden z B selbst an der Prager philosophischen F a cu l tä t S ä m m tl i ch e d e s cri p tive Naturwissenscha ften vorgetra gen ohne dass die Zuhörer j emals ein Thier eine Pflanze oder ein Mineral auch nur in der Abbildung gesehen hätten Der gewissenhafte PET RI NA der sich aus der ti e f sten A rm u th durch eigene Kraft emporgearbeitet hatte wollte von diesem hergebrachten Schlendrian nichts wis s en Was ihm der Staat versagte ersetzte PET RI NA du r ch p er s önl i ch e Energie Er arbeitete sich seine Instrumente selb st Natürlich musste er bei der Kargheit der Mittel au f die einfachsten C on stru cti on en Bedacht nehmen und ta u send Mi ttel ersinnen um di e Kosten der In strumente z u verringern Es war eine harte Schule aber für den rastlos th äti g en Mann s egens . , . , . . ’ , . ‚ . . . , . W , . . , , , , , . . , , ‘ . . . , . . , , . , , . . , . . , , B i o gra p hi s c he S kizz e XI X . reich Er gewann a u f diese Weise ein e Sicherheit der H and eine Schärfe und Klarheit des Blick es eine Vertrautheit mit d en Be di n gungen einer glücklichen E x p eri m en ti rk u n st die ihm in Prag w o er über ei n reiches C abinet verfügte treff lich zu statten kam Mochte im merhin sein Vortrag bei allgemeinen theoreti schen B etrachtungen schwer f ällig und ungelenk erscheinen sobald er Exp erimente vor führte bewährte er eine vollendete Meisterschaft Er fand in CZERMAK einen überaus gelehrigen Schüler der ihm namentlich die Kunst mit den ein fachsten Mitteln zu ex p eri m enti r en und die Instrumente prak tisch einzurichten a b s ch a u te und j etzt schon den Grund z u seiner nachmals so sehr b e w underten Virtuosität al s Exp erimentator le g te Die Wahl des Fachs tu diums kostete CZERMAK nicht den leisesten Kamp f Sowohl die Familientradition wie die eigene Neigung wi esen ihn a u f die ärztliche L aufbahn Das Mikroskop hatte ihn schon i n den Kna benj a hr en als Spielzeug viel beschäftigt der thi eri s ch e L eich nam , da er einen Vetter und den ä l tern Bruder unter HYR T L S A nl ei tun g unausgesetzt und mit wahrer L eidenscha ft s eci r en un d i nj i ci r en s ah längst das Schauerliche für ihn verloren D en engeren Beruf innerhalb des weiten m edi ci ni s ch en S t udiums bestimmte gleich falls di e Familientradition Wie in der näch st höheren Generation der ältere Bruder der Praxis der j üngere ( J OS E PH JULI U S CZERMAK ) d en theoretischen Disciplinen sich gewi dmet hatte so ergriff auch j etzt der ältere Sohn die praktische L aufbahn HA N S aber sollte u nd wollte den F u s s ta p fen des Oheims folgen J OS E PH JULI U S CZERMAK hatte in der glänzendsten Weise seine wi ssenschaftliche L au fbahn begon n en Mit 2 8 J ahren wurd e er b ereits zum Pro fessor der Phy siolo gie an der Wiener Universität ernannt Auch für i hn aber wie für so viele andere talentvolle Naturen wurde die allzeit g enu s sfr oh e H aupt s tadt zu einem C apua Sein Witz und geistreiches Wesen v erbu n den mit einer leichtlebigen Natur machten ihn z u einem b eliebten Gesellschafter Immer weitere Kreise um fasste sein Verkehr immer enger beschränkt wurde die Z eit in welcher er sich in seine Wissen scha ft vertie fen und seinen Arbeiten rückhaltlo s hingeb en konnte Als H AN S 1 845 i n Wien seine m e di ci ni s ch en Stu di en begann blieb ihm bei aller Pi etät für den Oheim die leise Abnahme der Geisteskra ft desselben au f die L änge nicht verborgen S chon der Druck welchen diese Einsicht au f sein dankbares G em üth üben musste erwies sich seiner wissenschaftlichen Entwickelung wenig förderlich Dazu kam . , , , , , . ‘ , . , , , , , . . . , ’ . , . , , , . . . , . , . , , ‘ . , . , , . A XX N T ON S P R I N G ER , als weiteres H em m ni s s ruhiger Stu dien sein Eintritt in di e Burschen schaft welche sich i n grösstem G eh ei m ni s s unter den Wiener S tu denten a u fg eth a n hatte un d den radikalsten politischen Tendenzen huldig te H AN S war von Jugend au f liberal gesinnt namentlich die relig iöse Freiheit fand i n ih m stets einen begeisterten Verfechter p oli tischen P arteiinteresse n ab er stand er fern Daher konnte er sich auch nicht für das Evangelium S T R UV E S das in den S tu dentenk i ei s en Wiens so hoch galt erwärmen den wohlgemeinten aber unreifen Radikalismus der Genossen nicht theilen Er war aber viel Zu ehr lich und gewissenha ft um das in ihn gesetzte Vertrauen z u täuschen oder wohl gar zu brechen Einmal i n di e Burschenscha ft a u fg e n om m en hielt er es für seine P flicht in ihr auszuhar ren Die Ent fernu n g a u s Wien allein konnte ihn aus der verworrenen L age b e freien Und s o begrüsste er nach zweij ährigem Au fenthalte in Wien denn auch die Einladung PUR K YN E S die Studien i n Breslau fort zusetzen mit heller Freude Um PUR K YNE S wie aus Granit gehauenes H aupt hatte unsere Phantasie seit j eher einen strahlenden Schein gewoben Wir wussten aus den Erzählungen A el terer dass er i n seiner H eimat eine uner hörte Zurücksetzung erduldet weil er es verschm äht hatte zu wedeln und z u kriechen und verehrten ihn als einen Märt y rer freier Wissen scha ft G O E THE S L ob seiner Versuche zur Ph y siologie der Sinne « hatten wir gelesen und gehört dass G O ETH E S und HUMB O LD T S Em f hl e u n g seine Berufung an die Breslauer Universität b ewirkt Unter p den I dealen z u welchen man in CZERMAK S Hause emporblickte stand PUR K YN E in erster Reihe PUR K YN E hatte bei der Natur f O r s c h er ver s a m m l ung in Prag 1 837 viel in CZERMAK S Familie ver kehrt mit der Mutter gute Freundscha ft g eschlossen und ihr das Versprechen gegeben wenn sie einen ihrer Söhne nach Breslau sen den wolle ihn wie seinen eigenen Sohn au fzunehmen Dieses Ver sprechen löste PUR K YN E im H erbste 1 84 7 In Breslau von dem >>auserwählten durchaus ursprünglichen Geiste « PUR K YN E S geleitet von dessen Assistenten F R A N T Z I US freundscha ftlich bera th en begann CZERMAK seine eigentliche Schule als Ph y siologe Doch musste er dieselbe zunächst für einige Zeit unterbrechen Er hatte di e Oster ferien 1 84 8 im mütterlichen H ause zugebra cht die Märzrevolution in Prag erlebt Wie hätte er nicht auch die h ochw og en den H o ff h ungen a u f die Wiedergeburt des Vaterlandes zur Freiheit theilen , . , , . ’ ’ ' , , , . , . . , . ’ , . , ’ . , , , ’ >> . ’ ’ , . ’ , , . ’ , , . , . ’ , , , . . , . B io gra p hi sc h e S kizz e XXI . von der B ewegung die alle Stände j edes Alter ergriff sich fern halten sollen ? Er lie s s sich wieder in di e Matrikel der Prager Universität ein s chreiben und als die Studentenschaft bew a fl n et wurde um den Streit zwischen Deutschen und C z e ch en z u meiden wurde dies elbe nach altrömischem Vorbil de zu einer L egion z u s a m m en g e stellt übernahm er in der m edi ci ni s ch en C ohorte das C ommando über die erste C enturie Obschon er sich an der politischen Agita tion wenig b eth ei li gte er klagte vielmehr o ft über die Einbusse an Zeit w elche die ew igen A l l a rm i run g en P araden und Wachen ver schuldeten so hätte ihm doch leicht sein e Ehren stellung v erh än g I n der S tu dentenl e gi on hatte allmählich die ni s svol l werden kö nn en radikale c z echi s ch e P artei die H errscha ft an Sich gerissen Die L or b eeren der Wien er Aula lies s en diese nicht ruhen H atten die Wie ner Studente n , das Ge s pe n st einer militärischen Gegenrevolution stets vor Augen im Mai die Verleg ung der Armee an die russische Grenze verlangt so ford erten Vertreter der Prager L egion die sich aber selbst das Mandat gegeben hatte von dem comm a n di r en den General di e Auslie ferung ein er bespannten Batteri e und von 6 0000 P atronen an die Studenten Unter dieser bescheidenen P etition stand auch CZERMAK S Name Die Unterschrift war aber eine unverschäm te Fälschung Ohne CZERMAK S Wissen hatte ein radikaler Wortführer dessen Namen au f das P apier gesetzt Di e A bw ei s u n g der P etitio n bildete da s Vorspiel z u dem Prager Pfin g sta u fsta n de der alsbald losbrach A u f d en Ru f der S i gn a lh örn er eilte CZERMAK am Pfin g st sonntag mit Schärp e und Säb el in die Universität um den hier ver sammelten Studenten das T h öri ch te und L ächerliche einer Schild erhebung vorzuhalten Während er noch S prach un d zum Frieden mahnte stürmten Grenadiere da s H aus C Z E R M A K trat ihnen entgegen um z u erklären dass Niemand an Widerstand denke Die Soldaten ris sen i h maber i n ihrer blinden u th Schärpe und S ä bel g u r t vom L eibe s ti es s en ihn mit Kolben und schleppten ihn unter fortwähren den Misshandlun gen i h da s M i l i tär g ef ä n g ni s s ( Stockhaus ) Erst am zweiten T age gelang es der Vermittlung einflussreicher Freunde ihn aus dieser B edrän gni ss zu retten Doch erschien e s r a th s a m ; da die Unterschrift au f der P etition ihn noch i mmer gra vi rte Prag vorläufig zu m eiden CZERMAK flüchtete nach Wien wo ihn alte Freunde herz lich begr üsste n und wo bald auch zahlreiche Prager Bekannte a n langten Mich rie f gleich falls die Pflicht d e s R ei ch sta g sr ep or ter s nach un d , , , ’ , , . , , , , . . “ . , , , , . ’ ‘ . ’ . ' . , W . , . - . , , , . . , . , . , . . , S P R IN G ER A N T ON XX II , Wien un d s o verl ebten w i r wie der nach län gerer Trennung mehrere fröhliche Monate zusammen An die P olitik dachte CZERMAK nicht länger Ab und zu besuchte er sich z u erheitern die Reichstags Sitzungen wo komische S c en en selten mangelten auch stellte er sich ö fter Mittags oder Abends im >rothen Igel« ein wo vi ele böhmische Abgeordn ete regelmässig einkehrten S eine gute L aune und di e vor trefflich geübte Kunst zu necken un d die Menschen ohn e dass S i e es merkten zur breitesten Entfaltung ihrer lächerlichen S eite zu ver locken verschaff ten uns stets vergnügte Stunden und machten i hn z u m allgemein en L iebling des Kreises Die meiste Zeit brachte er aber im Verkehr mit Fachgenossen und mit mikroskopisch en Studien zu Unter den G enossen standen ihm der bereits von Prag her eng b efreundete Geogn ost CAR L PE T ER S und der Assistent HYR T L S Dr CAR L L AN G ER am nächsten Die Freude an still behaglichem Z u s a m m en l eb en und freun dscha ftlichem G e d a n k en a u s ta u s ch e steigerte sich in dem M a a s s e als die p olitische T ol l w u th imm er weitere Wiener Kreise ergriff u nd j eden ausgedehnteren Verkehr verwehrte D a s s man in den l ärm erfül l ten i rth sh ä u s ern das eigene Wort nicht ver nahm war lange ni cht das S chlimmste ; dass man aber so viel ra di kalen Unsin n anh ören musste machte den Au fenthalt an ö ffentlichen Orten unerträglich Wir gewö hnten uns daran die Ab ende bald in der Stub e des ein en ba l d in der Wohnung d e s andern Freun des zuzubringen Das letzte Mal a m Vorabend vor CZERMAK S Abreise nach Breslau am 3 Octob er bewi rth ete u n s Doctor L AN GER Als Prosector der Anatomie wohnte er in der Universität der vi elb er üch ti g ten A l s wi r uns um Mitternacht nach langer durchaus ni cht trockener Sitzung trennten fanden wir den gewöhnlichen Ausgang versp errt und mussten unsern Weg durch die grosse H alle nehmen Kein e menschliche Seele schien in diesen gewaltigen nur von der L ampe unseres i rth es erhellten Räumen zu a th m en Todesstille u m gab uns unb ewacht lehnten die Fahnen der S tu dentenl eg i on an der Wand Was wäre geworden wenn i r w 1 e e i ner von uns scherz weise vorschlug die Fahnen versteckt hätten und am andern Mor gen alle diese » Trophäen der Freiheit« verschwunden gewesen w ä ren ? In dieser Nacht hallten für v iele J ahre harmlose Scherz worte in der Aula zum letzten Male wieder Keiner vo n uns ahnte dass nur zwei Tage S päter ein so entsetzlicher Sturm hier losbrechen würde . . , , , , > , . , , , , . W . ’ , . . , - . , , . , x , ’ . , , WW . . , , , , . , . ’ , , , , “ . . , B i o gra p hi s c he S kizz e XXIII . Mit verdopp elter Energie war f sich CZERMAK in Breslau im ahre 1 84 9 au f sein Fach s tudium Bereits im März konnte er die J Er hielt in e rsten Früchte de s selb en der gelehrten Welt vorlegen der n aturwissenscha ftlichen Section der Schlesischen Gesellscha ft für vaterländische C u l tu r einen Vortrag über die S p erm a toz oi den von Salamandra atra welcher von zahlreichen Abbildungen b egleitet In d en Gesellscha ftsberichten abgedruckt wurde Auch die von S I E B O LD geleitete Zeitschri ft für wissenscha ftliche Zoolo gi e un d K O E L L I K E R und J O HANNE S M ÜLL ER S Archiv für Anatomie und Phy siologie zählten b ereits in diesem J ahre CZERMAK z u m Mitarb eiter und brachten die Erstlinge seiner Untersuchungen die sich vorwieg end au f Nerven ph y siolo gie bez ogen Im H erbst 1 84 9 schloss er seine Studienzeit in Breslau ab Eigener Wun sch u n d PUR K YN E S Rath führten ihn nach Würzburg Ehe er ab er hier sich niederliess benutzte er die Ferien z u einer S eine Mutter l ängeren Reise nach dem Rheine und nach B elgien hatte im Intere s se der künstlerischen Erziehung ihres j üngeren Soh nes J AR OS L AV einen längeren Aufenthalt in D re sden Düsseldor f B rüssel und Antwerpen genommen Au f einem Theile ihres Weges b egleitete S i e auch HAN S In Bonn stellte die Mutter den j ungen Gelehrten ihren alten Bekannten von der N a turfor s c h er ver s a m m l u ng in P rag her den Pro fessoren H AR L E SS und N O GGERATH vor ; noch viel fesselndere P ersönlichkeiten lernte C Z E R M A K i n B elgi en kennen Eine glücklicherweise bald gehobene Krankheit der Mutter in Brüssel h atte die Berufung eines Arztes veranlasst L eider i s t mir der Name des s elben nicht mehr ge genwärtig I ch entsinne mich nur dass wir Alle mit Vergnügen seinen Schilderungen von L and und L eut en und seinen Erzählungen lauschten er war ein intimer Freund D E P O TT ER S und hatte an der Septemb errevolution 1 830 einen th ä ti g en Antheil genommen und dass er CZERMAK förmlich in sein H erz geschlossen hatte Er b egleitete ihn in die naturwissensch aftlichen Sam ml ungen führte ihn bei Brüss eler Gelehrten ein und bestärkte ihn in seinem Entschl ü sse S C H ANN in L üttich au fzusuchen Das war eine der ersten p ersönlichen B eg r üs su n g en von Fachgenossen welche CZERMAK seither so gern u n d in s o ausgedehnter Weise übte Es gab wenige Männer die so rasch und so leicht Bekanntschaft anknüp ften wie CZERMAK Sein leutseliges und gesprächiges Wesen s ein Eingehen au f die verschiedenartigsten Interessen bewirkten dass . . , , . ’ . , . . ’ . , . , , . . , , ’ . . . ’ . , W ‚ ‘ , , . . . , . , , AN T ON S PR I N G ER XX IV , ' selbst au f kurz en Reisen sich ein a n g en ehm er Verk eh r mit anfangs fremden schweigsamen L euten entspann Wenige Männ er gewannen ab er auch so sehr i n p ersönl icher Bege gnun g wi e CZERMAK Die neidlos e Anerkennun g j edes fremden Verdienst es di e Wärme sein er Empfindung di e L ieb en sw ürdigkeit sein er Natur verwandelten gar bald die Bekannten in Freunde und liessen ihn Dank diesem zahl reichen Freundeskreise bald fast i n allen L än dern Europ as sich hei misch fühlen In Würzburg wo er seit dem H erbst 1 84 9 sein e Stu di en fort setzte lehnte e r S ich vorzugsweise an KO E L e E R an und trat mit VIR CH O W L EY D EN G E GENB A UR in p ersönlichen Verkehr Dass auch die g em üth li ch en Seiten de s L eb en s nicht leer ausgingen da fü r sorgte namentlich das H aus des Dr H ERZ wo er am fl ei s si g sten ein sprach und mit dessen Gliedern er nach seiner Ent fernung aus Würzburg in Brie fwechsel blieb Di e künftige L auf bahn war C Z E R MAK durch die eigene Anl age und Neigung wie durch das Vorbild sein er L ehrer so scharf vorgez eichnet die Richtung seiner Arbeiten schon j etzt so klar b estimmt dass es ihn dräng te aus der Vi el g e s ch ä f ti gk ei t die im Universitätsstu di um kaum vermieden werden kann herauszukommen und sein en L ebensab schni tt als Student z u schliessen Mit 2 2 J ahren p r om ovi rt e er b ereits Die D o ctor di s s er ta ti on am 2 J uli 1 85 0 der F a cu l tä t vorgele g t b ehandelt die mikro S k O p i sch e A n atomie der menschlichen Zähne ( O b s er v a ti on e s n ovae de s tructura dentium p en i ti ori ) Die angehängten Thesen ersch ein en th ei l s a l s Reflexe älterer unter PUR K Y N E S Einfluss angestellten Ver suche un d Beobachtungen th ei l s werfen sie ab er schon einen S ch a t ten voraus au f die Richtungen und Arb eiten welchen CZ E RMAK S päter mit besonderer Vorlieb e huldigte Hierher gehören die Thesen welche sich a u f die F u n cti on en des Auges b eziehen und namentlich j ene deren Titel lautet : m eth odu s p a r a c en te s eos thoracis quam interp ella tus p r op on a m omnibus r el i q ui S mi hi vi detur p ra efer en da Der medi c i ni s ch en Praxis die Früchte exacter phy sikalischer Forschungen zuzuwenden erschien i hm schon damals ei n würdiges und wi ch tiges Ziel der ph y siologischen Wissenschaft Als junger Doctor griff CZERMAK abermals zu m Wanderstab diesmal in Begleitung K O E L L I K E R S u n d m i t ausschliesslicher B e tonung der Fachinteressen Nach E ngland Schottland und zuletzt nach H olland > der Wiege der Anatomie« richteten S i e ihre Schritte In . , . , , " . , , , . , , . , _ . , ‚ , , , , , . . . , , . ’ , , , . , , , . , . , ’ . , > , . AN T ON S P RIN G ER XXVI , Str a s se ( Brennte—Gasse ) hatte PUR K Y N E ein zufällig leer stehendes Privathaus mässigen Um fanges g em i eth et Im Erdgeschosse trieben lärmende H an dw erker ihr Wesen das zweite Stockwerk enthielt die Privatw ohnung PUR K YN E S in der ersten Etage wurde zwischen dem Auditorium u nd dem mit einigen Mik roskop en und wenigen I h s tru m enten au s gestatteten A rb ei tsk a bi n et der Assistent einquartiert Die Pflichten des A s sistenten belasteten nicht a l l zu s ch w er CZER MAK S Zeit PUR YK N E S L ieb e z u m b eschaulichen L eben hatte in den letzten J ahren gar sehr zugenommen Auf seinem R u h ebette in genau horiz ontaler L age ausgestreckt konnte er noch interessante Selbstbeobachtungen anstellen und geistvolle Phantasien ausspinn en ; die frühere Schnellkraft des Geiste s war aber gesunk en Die Vor lesungen zumal j ene in deutscher Sprache erschienen ihm als ein e L ast zum H eranbilden von Schülern fehlte ihm die Ausdauer In CZERMAK S Arbeiten aus di eser Zeit i st daher PUR K Y N E S Einfluss weniger ersichtli ch al s j ener der Prager m edi ci ni s ch en Schule Stan d auch dieselbe nicht m ehr au f derselben H öhe wie in O PP O L Z E R S Tagen so ent faltete S i e doch noch immer in der >Prager Viertelj ahrs schri ft« eine reiche literarische Wirksamkeit und übte au f j unge A erz te a u s Deutschland und der Schweiz ein e grosse Anz iehungskraft CZERMAK steuerte sowohl grössere Abhandlungen wie kritis che B e richte zu der Viertelj ahrsschrift und verkehrte viel u n d freundlich mit d en auslän di schen A er z ten B einahe an j edem Nachmittage ver sammelte S ich z u r Ka ffeestunde ein grösserer oder kleinerer Kreis in CZERMAK S Stube B ald wu rde m u si ci rt wob ei CZERMAK S alter Freund der C hemiker Dr H L A S I E T Z den H a u p ta nth ei l hatte bald über politische oder wi ssenscha ftliche Fragen di s cu ti rt In dem meist o ffenen Nebenzimmer hatten w i r an zwei wohl dreitausend J ahre alte n a c gyp ti s ch en Mumien die CZERMAK viele Monate beherbergte um die Muskelgewebe mikroskopisch zu unter s uchen stets würdig ruhige Zuhörer mochten w i r selbst auch zuweilen in hitzigem Rede kamp fe entbrennen Gern hätte sich CZERMAK auch an der Universität h a bi li ti rt Um sich au f das D oci r en vorzub ereiten hielt er in einem naturwissen L otos wiederholt mit dem grössten Beifall au f s ch a ftli ch en Vereine genommene Vorträge Die venia doc en di stiess ab er au f u n er w a r tete Schwierigkeiten Die N a ti vi stenp a r tei i n der F a cu l tät wider strebte j edem Schritte welcher da s Monopol der österreichischen Uni . , ’ , , . ’ ’ . ’ . . , , . , ’ ’ . ’ > , . . ’ . W ’ , . , , , . , , , , . . , , , . . , B i o gra phi sc h e S kizz e XXVII . erschüttern drohte S i e wollte das Würzburger Doctor ipl om nicht anerkennen und w ie s a uf die Bestimmung in den Prager d F a c u l tä ts sta tu ten hin welche ein klinische s St ud ium von mindeste n s zwei J ahren von ein em Doctor der M e di ci n verlangte Nun hatte a llerdings CZERMA K den klinischen C ur s us Viel rascher a bs ol vi rt aber i n ei n em F a ll e doch bereits die Praxis ausgeübt Freilich äre die s er Fall allgemein bekannt gew e s en s chwerlich hätte er z u r G lättung der Hin derni ss e beigetragen Der ex c om m u ni ci rte Priester AUGU ST I N S MET A NA CZ E RMAK S L ehrer der Phi l os0p hi e l ag im Ster ben Seine Bekehrung wäre ein Triumph für die katholische Kirche Der C a r di na l erzbi s ch of Fürst S CH AR ZEN B ER G k a m selbst gewe s en in di e W ohnung u nd trat a n da s L ager des von CZ ERMAK und mir gera de bewa chte n Kranken um einen Widerru f S M E T A N A S , der sei n en Austritt au s der Kirche fei erlich und ö ff e n tlich erklärt hatte zu erlangen E s folgte eine überau s p einliche Scene Die in der Form zw ar h öfli ch en aber im mer eindringlicheren Mahnungen d es Fürste n vers etzten d en Kranken in die höch s t e zornige Au fregung Um d er s elben ei n End e zu machen b erie f ich mich au f die Autorität des anwe s en den Arzte s D a trat CZER M AK vor erklärte als Arzt j ede Weitere Verhandlung al s ein Attentat au f da s L eben des Kranken u nd erz w an g dadurch da ss der C ardin al unverrichteter Dinge Stube un d H au s Verli es s Die Verzögerun g d er H abilitation trübte nicht den Sinn CZERMAK S E s handelte sich j a nu r um einen kurzen Au fschub und er wu sste da ss die Bedenken sich keineswegs gegen seine P erson richteten sondern nur der Wahrung alter Privilegien galten Es vergi ng kaum ein Tag an welchem er nicht B ewei s e all s eitiger hoher A chtung u n d An erkennung empfing Geleh rte Ge s ellscha ften sandte n ihm ihre Diplom e die Zeitschriften lobten se i ne Arb eiten die angesehensten A erz te der H au ptstadt horchten a u f seine R a th s c h l ä g e Der beste Schild und Schutz gegen j ede Ver stimmung war aber die Liebe elche gerade j etzt mit unwiderstehlicher alle anderen Gedanken Verdun kelnder Macht in s ein H er z einzo g CZERMAK war den ge s elligen Freuden nicht abhold b rachte die Abende g ern im Kreise von Freun den z u un d wurde überall als hoch willkommener Gast begrüsst Viel verkehrte er in den Familien der aus Deutschland gerufenen Pro fesso ren mit welchen er s elbst m annig fache B er üh r un g S p u n k te a n deutschen Universitäten gebildet versi täten z u . , ; W , W . , ‘ . ’ , ' , , . . ’ , , . . “ , . , . , ' , . ‘ . , , . W , . ‘ , , . , , . , . , ' , , AN T ON S P R I N G ER , besass Einh eimi s che waren i n di esem Kreis e nur selten anz utr effen am häufigsten die Damen des L AM E L s ch en H auses und deren F r eu n dinnen CZERMAK S B ekann te und Kameraden merkten bald dass er ge wi s se Familien mit besonderer Vorli eb e besuchte i n bestimmten H äusern sein e L iebenswür digkeit am glänzendsten entfaltete D er Magn et der ihn anzog b l ieb ni cht lange verborgen Die R eiz e die fein e Bildung die musikalischen Talente der j üngsten T ochter L ÄM E L S machten au f ih n tie fen Ein dr uck M A R I E V O N L AM E L war f ür ihn kein e neue Erschein ung Di e Fam ili en CZE RMAK un d L AME L standen seit langen J ahren in freund s ch a ftli c h en Bezieh un gen z u ein ander D as L AM E L s ch e H aus z ählte zu den a ngesehen sten in Pr ag der Zutritt i n dasselb e galt a l s ein vi elb en ei d etes nur selten un d den Wür di gsten gewährtes Vorr echt Frau V O N L AME L ein e geb orene E I CHTH AL übte die Kunst der feinen Reprä sentation in vollendeter Weise Ritter L E O P OLD V O N L AME L der C he f ein es der grössten österreichi schen Bankhäuser besass in allen Kreisen unter allen Ständen di e wärm sten Verehrer Ein tap ferer P atriot au f welchen der Staat in allen B edrängnissen S icher rechnen dur fte und welcher dem österreichischen Fin anz m ini ster ö fter i n der lib eralsten Weise H il fe leistete in den Regie r un g s k r ei s en hochgeschätzt hatte sich L ÄM E L dennoch die volle Selbstän di gkeit des C harakters und Un a bhängigkeit der Gesinnung bewahrt War es doch L A ME L gewesen welcher C HAR L E S S E A L S F I E LD 1 82 3 di e Mi ttel z u r Flucht a u s dem Klost e r un d aus Oester reich b ereit gestellt hatte u n d noch i n sein em hohen Alter stand L AME L i n der R ea cti O R S p eri od e i n der ersten Reih e der politischen Opposition Nicht die geschäftli che Verbindung allein führte ihn mit einer gr ossen Zahl europäischer C el ebri tä t en zusamm en A ngesehene hochgestellte Fremde welche di e böhmischen Bäder b ereis ten waren regelm ässig mit Emp fehlungen an H er rn V O N LAME L ausgerüstet Auch sein p ersönli ches Wesen und sein e p olitische Erfahrun g füh rten ihm zahlreiche Freunde aus dem A u sl a n d e z u N ur i n L AA I E L S H ause waren hervorragende Staatsmänner Geleh rte un d Künstler a u s D eutschland un d Frank reich öfter anzutre ff en nur hier fühlten S i e sich heim isch un d gab en sich fr ei un d unb e fangen i m Verkehr CZERMAK war schon i n früher Jugend häufig i m L AM E L s ch en H ause zu Gaste gewesen u n d hatte a u f Kin derbällen mit der j üngsten Tochter der kleinen M AR I E sich besonders gern im fröhlichen Reigen . , ’ ’ . , , . , . , , , ’ . . ’ . , . , , , , , , . , , , , , . , , . . , , , . ’ . , , . ’ , , B i og ra p hi s c h e S kizz e . ge s chwenkt s o da ss er schon damals mit s einem Flämmchen g e neckt wurde J etzt trat ihm die Jugendfreundin wieder e ntgegen Der H erz en sbu n d war rasch ge s chlo s sen Im Juni 1 85 3 führte CZERMAK das vielumworb ene Mädchen vor den Altar Die H och z ei trei s e führte das j unge Paar nach Frankreich zum Besuche von Verwandten der Frau mit welchen seitdem CZERMAK und S päter sein Bruder JA R O S L A V der Maler die freund s cha ftlichsten Beziehungen unterhielten An eine stetige au s gedehnte Arb eit war natürlich in die s en Monaten nicht zu denken ; doch zeigen seine »Brie fe au s Bordeaux« und die 1 85 4 verö ff entlichte » Unter s uchung der Geweb e eines M u m i en a r m es aus dem C aveau de St Michel in wie unablä ss ig und unb edingt CZERMAK im Dienste sein er Wissen s chaft stand Nach der Vater s tadt zurückgekehrt wollte sich CZ E RMAK der vier J ahre PUR K YN E al s A ssistent zur Seite ge s tan den hatte al s Privatdocent für Ph y siolo gi e und mikroskopi s che Ana tomie h a bi li ti r en Doch währte s ein Au fenthalt i n Prag nicht mehr lange D er Unterrichtsminister Gra f L E O T HUN von ma s sgebender Seite a u f den j u ngen ra s tlo s th ä ti g en Forscher au fmerksam gemacht s uchte CZERMAK nach Kräften z u fördern I hn für di e Prager Uni hin derten äu s sere Um stände i n sbe v er si tä t dauernd zu gewinnen s ondere die Rü cksicht au f PUR K YN E der mit zunehmendem Alter immer eifer s üchtiger a u f sein e Stellung wurde und dur ch CZERMAK S Beru fung neben ihm vielleicht verletzt worden wäre An einer a n dern österreichi schen Uni ver s ität war aber keine Pro fe ss ur der Ph y siologie erledigt S o bot ihm denn der Minister ( Ostern 1 85 5 ) eine Pro fes s ur der Zoologie an der Graz er Univer s ität an Ob s chon CZERMAK ( in seiner Eingab e an die Regierung) mit Recht von sich behaupten durfte er habe sich mit allen An forderungen bekannt gemacht welche man an einen wi ss enschaftlichen Zoologen zu stellen berechtigt ist S o nahm er doch die Stelle nu r unter der Be di ngung an das s ihm die ers te erledigte ph y siologische Kanzel zuge s ichert werde Da s Beharren bei der ph y siologischen Wi s sen s cha ft kündigte der n eue P ro fe ss or d er Z ool ög i e in seiner Antrittsrede ziemlich u n v er hüllt an : »Mich führte die anatomi s ch ph y s iologische Forschung in das Gebiet der Zoologie E s war mir daher viel we s entlicher z u er fahren w a s ein S ä u g ethi er ein Insekt ein Wurm ein P olyp s ei wi e die L ebensverrichtungen der Thiere zu Stande kommen au f w elche , . . 3 . . , , , , . , . . , , , . . , , , , . , , , ’ . . . , , , , . , . - . , , , , , , , AN T O N S P R I N G E R xx x , Weis e sie sich in dieser Hinsicht von andern T hi eren unter s cheiden u n d wel che Stelle si e n a ch ihren verwan dtscha ftlichen Be ziehung en i m T hi er rei ch e einn ehmen als die zwei lateini s chen Namen kennen z u lerne n unter welchen ein Thier in den zoologi schen R egistern g e führt wi rd o der nur zu m erk e n das s z B C yprin us C arpio vier B a rtfäden besitzt während C y prinus C arassius ganz ohne Bartfa d en ist« Es ma g der Umstan d dass er die »H andlangerarb eit« wi e er die Z oogno si e benannte ni cht V öllig bei Seite schieben dur fte nach d em G e setz e d es C ontrastes den Reiz tie ferer ph y siologischer S tu Denn gerad e aus der Grazer Zeit stammen di en verstärkt h aben die »B eiträge zur Phy siologi e de s Gesichtssinnes u n d de s T a stsi n welche sich durch die Füll e und die exacte Schär fe der Be ne s« oba chtu n g en ausz eich n en und die vollkommene V ertrautheit mi t d en R a s cher mathematischen Grundlagen der Wis sen s chaft bekunden als e s C Z ERM A K erwarten konnte wurde er von der zoologi s chen Pro fessur abberuf en und der Ph y siologie zurückgegeben Und den noch war er ungl ücklich al s sei n Wun s ch in Erfüllung gi ng De r M inister hatte wirklich seine Zu s age gehalten und die erste in O esterreich erledigte L ehrkanzel der Ph y siol ogie CZERMAK im H erb st 1 85 6 übertragen S o si cher war er der Zustimmung des let zteren dass er ihn gar nicht be fragte son dern mit dem A n stel l u ng s de cr et CZ E RMAK hatte wa s w ohl verzeihlich war ganz ver überrascht e ges s en dass unter den österreichischen Universitäten auch ein e ol Nie als war ihm d nische e x i sti r e m e Möglichkeit einer Ver i p setzung nach Krakau in den Sinn g ekommen Un d gerade nach Krakau traf ihn d er Ru f CZERMAK be fan d sich in der p einli chsten Stimmung In der S p ra chfr em d en Stadt sah er sich als ein en Ver b a nnten an Er konnte we der für sein e Familie no ch für s einen u nd mu ss te ersönlichen Ve kehr au f eine f röhliche Zukun f t ho f e n f r p überdi es von den Fachgen ossen abgeschnitten eine Schädigung seiner wissenschaftlichen Interessen fürchten Am liebsten hätt e er sei ne Entla s sung a us dem Staat s di enste genommen doch überwog schliesslich di e Einsicht dass der ofl enba r ganz gute Wi lle des Ministers nicht mit schro ffer Ablehnung beantwortet werden dürfe CZERMAK g ab so weit na ch dass er sich verpflichtete z w ei Semester in Krakau zuzubringen L angs a m genug schlichen si e zu Ende Di e E inrichtung eines klein en phy siolo g is ch en In stitute s n ahm di e ' , , , , . . , . , , , , . , . , , e . . , . , , . , , , . . . . . , , , , . , , . , , ; . . B i o gr a p hi s c h e S kizz e m . 1 meiste Zeit in Anspruch der Verkehr mit dem L eidensgenosse n O SKAR S C H M ID T gewährte eini ge Zerstreuun g Nach Ablauf der beiden Semester nahm CZ E RMAK seinen vor ein fl ei ssi g er Gast in B R ÜCKE S un d l ä u fig en Au fenthalt in Wien L U D W IG S Arbeitsräumen um hier eine günsti ge Wendung sei nes Schicksal s abzuwarten Und di ese blieb ni cht lange aus Der Pro fe s sor der Phy siologie an der P ester Universität S C H O R D A N N war in den Ruhestand ge treten Bei dieser Neubesetzung ( Sommer 1 85 8) d achte der Mi ni ster so fort an CZERMAK welcher ni cht zögerte das ihm übertragene A m t anzunehmen Freili ch war es auch j etzt welcher er seine Krä fte widmen sollte k eine deutsche Universität und kam er auch in di esem Falle wieder unter L eute mi t fremder Sprache und th ei l w ei s e fremder Bildung Aber Wien war leicht zu erreichen der Verkehr mit den Fachgenossen in der österreichi s chen H auptstadt ohne Schwierigkeiten aufrecht z u halten Die Stadt P est blühte sichtlich auf und z eigte sich nach allen Richtun gen in gross arti gem A ufs chw u n g e beg riffen Die österreichis che Regierun g führte mit dem ungarischen Volk e einen harten p olitischen Kamp f Um den Druck welchen si e a u f den ö ffentlichen Geist ausüben mus ste weniger empfindlich z u machen suchte S i e die materielle Wohl fahrt zu heben u n d die Unterrichtsanstalten zu fördern So erfreute sich auch die Universität ihrer reichsten Gunst ; j eder Wunsch der im wissenscha ftlichen Interes s e an da s Min isterium gestellt wur de war der Gewährung sicher Dieses Alles wirkte au f CZERMAK S Verhält nisse v orth ei l h a ft zurück und liess i hn das neue A m t mi t fröhlichen H o ffn ungen antreten Sie w urden nicht getäuscht CZ E RMAK z ählte die P ester J ahre zu den glücklichsten sein es L eb ens ; sie waren di e glänzendsten di e er als L ehrer und Forscher genoss Nicht n ur unter den D eutschen welche in P est ein e ganz andere Roll e S piel ten als in der galizischen Krönungsstadt gewan n er z ahlreiche selbst inn ige Freunde auch die Glieder des magy arischen Gelehrten stande s kamen ihm wohlwollend entgegen und bewahrten ihm nu Alle Brie fe aus P est a thm en volle B efrie di g ung g eth ei l te Achtung über sein L eben und sein Wirken können von der herzlichen Au f di e er und sein e Frau ge funden , ni cht genug erzählen nä hme schilde rn d en anregenden Verkehr i n sbesondere mit Dr J O HAN N E I SS dem nächsten Freunde sein er S päteren J ahre welchem auch dieser Bericht das Meiste und Beste verdank t mit den hells ten Farben , . ’ , ’ , . . , , . , , . , , . ' . , . . . , , , . , , ’ . . . . , , , W , , . , , , . , , , , . S P R IN G ER A N T ON , Allerhand Schwi erigkeiten mussten aller di ngs überwunden wer den ehe sich sei ner T h äti gk ei t eine völlig fr eie Bahn ö ffnete Sein Vorgänger war von einer heil igen Scheu vor j eder D emonstration und j edem Experiment erfüll t gewesen Weder s elbständi ge For noch Anl eitung zu derselben waren v on S C H O R D A N N ein em s ch u n g Prachtexemplar de s altö s terreichi s chen Profess or entyp u s in den Krei s seiner Pfli chten gezogen worden D a s Ablesen des »He fte s « bi ldete den Mitt elpunk t seiner Wirksamkeit An CZERMAK trat zun ächst die Au fgabe heran ei n Institut mit den n öthi g en Apparaten herzu stellen Das Ministerium gi ng au f sei n e Forderun gen und Vor schläge s o vollständig ein und zeigte sich so freigebig dass er b ereits am 3 November 185 8 die Anstalt mit der Versicherung er di e P ester Universität brauche in di e s er Hin s icht öflh en konnte den übri gen H ochschulen des I n und Auslandes von nun an ni cht mehr nachzustehen Die exp erimentelle Ph y siolo gie hielt ihren Einzug in di e R äume der Universität Vi vi s ecti on en bis dahin kaum gekannt n u r In den selten sten Fällen geübt gelangten an die Tagesordnung Z u dem b esonderen H ervorheben de s exp erimentellen Theiles b e w og ihn nicht allein die angeborene Neigu ng dazu zwangen ihn auch di e Gar manche sein er Zuhörer waren der th a ts ä chli ch en Verhältni sse deutschen Sprache nur in beschränktem M a a ss e mächtig andere wieder der mathematisch ph y sikalischen Grundlagen unkundig au f welche CZERMAK in der Regel sein e L ehren stützte Sein em ein fach klaren stets durch gelungene Versuche b eleuchteten Vortrage gelang es alle Z u hörer zu fesseln S elbst ein ausgedehnter Kreis praktischer A erz te wandte sich durch CZERMAK S Vorlesun gen a n geregt wieder den ph y siologischen Studien zu Wesentlich ihnen z u Nutz und Frommen gab CZERMAK S Assistent Dr B AL O GH in ungarischer Sprache di e »M i tth ei l un g en aus dem ph y siologischen D er Wechselverkehr mit I nstit ute der P ester Universität< heraus den ärztlichen Kreisen der H auptstadt steigerte sich als CZERMAK an magy arischen Fachj ourn alen mitzuarb eiten begann Auch di e gr össte u n d stolzeste Freude ein es L ehrers die H eranbildung u n mittelbarer S chüler wu rde CZERMAK in P est zu Theil Mit Sein en Erfolgen i n der L ehrth ä ti gk ei t wetteiferten die Triumphe au f der L aufbahn des Forschers D enn in die P ester Zeit fallen die epoche machen den Arb eiten üb er den K ehl k op fS p i eg el . , . , , , . . , . , , . , . . , , . , , . , - , . , . , ’ , . , ’ . , < , . , . , . . . AN T ON S PR I N G ER , der den hohen Werth des K ehlk op fS p i eg el s für H eilzwecke bewies i n der Wiener m e di c i ni s ch en Wochenschri ft v erö ff entlichen konnte Es handelte sich um einen an »ner vöser H eiserkeit« leidenden Mann bei wel chem die l a ryn g o sk op i s ch e Untersuchung ein en kleinen P oly p en am rechten wahren S ti m m ba n d e als Ursach e der H eiserkeit er kennen liess Wenige Wochen S päter brachte er sieb en weitere l a ryn g osk O p i s c h e Diagn osen zur Kunde des ärztli chen Publi kum s und zwar zuerst » aus Dankbarkeit gegen die P ester C oll eg em in dem O rv osi H eti l a p der magy arischen m e di ci ni s ch en Wochens chri ft Eine Reise in den H erbstferien b en utz te CZERMAK um i n den kli nischen Anstalten v on L eip zig Berlin Breslau sein l a ryn g osk O p i s ch es Verfahren zu demon s tri r en und für die Anwendung des Kehlkop f S piegels Anhänger zu werb en Am S chlü sse des J ahres legte er di e endgülti gen R esultate seiner Forschun gen un d Untersuchu ngen in dem Buche : Der Kehlkop fspiegel und sein e V erw er thun g für Phy siolo gi e und M e di cin nieder Ein e fran zösische Ueber s etzun g im J ahre 186 0 die bald darau f folgende Au fn ahme des Buches in die » s elected memoirs« der New S y de nham—Society und die bereits 1 86 3 n oth w en di g e neue Auf lage des Originalwerkes bildeten g l än zende litera rische Ruhmestitel Noch grösser als das Glück des Buches war der praktische Erfolg seiner Entdeckungen In der ersten Auf lage sein es Werkes erklärt CZERMAK den Zweck des letzteren erreicht wenn der Kehlkop fspiegel der Reihe der täglich gebrauchten In strumente ein gereiht w urd e wie der Augenspiegel und längst schon das Stethoskop In der Vorrede zur zweiten Auf lage durfte er mit gerechtem Stolze sagen : »E s sind nach und nach a l l e j ene Erwartun gen von den L eistun gen des KehIk O p fS p i eg el s in der Praxis er füllt worden zu welchen ich m ich schon durch di e E rs tl in g sr esu l ta te me i ner verb esserten Methode angeregt und b e r ech ti gt fühlte « Keinen anderen Wunsch durfte man f ür CZERMAK hegen als di e Dauer dieses innerlich un d äusserlich vollkommen be frie di gen den Da s ein s Und gerade di esem ü n s ch e versagten die Götter di e Er füllung Der italienische Krieg 1 85 9 i n seinem Kommen wi e i m Ausg ä nge längst vorhergesehen raubte Oesterreich ni cht allein eine schöne P rovin z sondern hob den ganzen Staat aus den Angeln verni chtete mi t ein em Schlage den mühseli g während eines J ahr zehnts errichteten p olitischen B a u In keinem L ande O e sterr ei ch s , . . , . , , , . . ‚ , . . , , . W , . . , . , , , . Bi o g r a phi s c h e S kizz e XXXV . raste der St urm so he ftig wie in Ungarn Die N ation erinn erte sich welche sie seit dem blutigen Ende der n u r der schweren L eiden Revoluti on erduld et sie vergass darüber das ein zeln e Gute welches In einem Rufe eini gt en sich di e r ea cti on ä r e Regierung gescha ff en alle Ungarn : Fort mit der C entralisation fort mit den Tr äg ern der C entra lisation mit den D eut s chen ! Die nationale Bewegung ergri ff auch die Universitä tskr eise Die S tu denten v er fassten ein e P etition u m Erhebung der magy arischen Sprache z ur Un te rri ch tS S p r a ch e und der neu g ew ä hl te S enat schloss sich der Forderung der S tudenten an Was s ollte CZERMA K thun ? Gewiss durfte er a nn ehmen dass der Schritt nicht g egen seine P erson gerichtet sei Er war der Sym pathie s ein er Zuhörer un d der Achtung sein er C oll agen sicher O ff enbar hatte das angesehen ste m edi ci ni s ch e J ourn al : O rv osi H e ti l ap auch CZERM AK vor Augen als es »i m Interess e der Wi ssen scha ft un d Bi l dungc sich gegen die P etition des Senates aus s prach Die deut s chen Pro fessoren be fanden sich in der peinli chsten L ag e eni ge unter ihnen mochten e s lieben für Werkz euge der ehalten zu werden Wenn sie aber die r ea c ti on ä r en Regierung g politischen Tendenz en der magy arischen Nation billigten sprachen Au s der widerspruchsvollen S i e damit die eigene Absetzung a u s Stellung in w elche auch CZ E R MAK trotz sein er gerin gen Emp fang li chk ei t für alles politische Treiben g era th en war rissen i h n di e drin gen den Bitten sein er S chwiegereltern in ihrer Nähe in Prag z u leben Sie emp fand en schmerzlich die Entfernung von Kin dern un d Enkeln u n d sahen j etzt in den wi rren Zeiten die über di e P ester Universität herein zubrechen dr ohten für CZERMA K den passende n Augenblick gekommen ihrem zu willfahren C Z ER M AK ün s ch e gin g s ofort auf di esen Plan ein Er reichte freiwillig dem Mi ni sterium sein e Resign ation ei n und nahm am 1 3 Juli 1 86 0 von sein en Z u hörern mit herzlichen Wo rten Abschied Gerade in di esen Tagen wurde CZERMAK S »B ericht üb er das ph y siologische Institut i n P est im Drucke vollendet Di e Schrif t welche sein e T h ä ti gk ei t als Uni gestaltete sich au f diese A rt z u ein em v er si tät sl eh rer ein leiten sollte Rechenscha ftsberichte un d zu einem Schlussworte mit welchem er si ch von sein em irkungskreise lossagte »Mögen mein e Nach folger welchen ich i n meinem j en en Geist Berufskreise z u wecken b estrebt war fernerhi n lebendig erhalten und auf dem n och j ungfräulichen Bode n di eses L andes h eimisch . , , , . , , . . W , . . ‘ , t . . , . , . , , W W , , . , , , . . . . ’ ’ . , , , . , , « AN T ON S P R IN G ER x xx vr , machen I ch selbst fühle mich nicht berufen trotz aller Beweise v on Freundscha ft und An erkennung deren ich mich bi s her er freute mein e T h ä ti gk ei t als Universitätslehrer i n P e s t j ener nationalen Stro m ung entgegen länger fortzusetz en welche in der P etition des akademischen Senates um so fortige Einf ührun g der magyarischen Unterri ch tS S p r a ch e an der Uni versität ein en unzweideutigen Ausdruck ge funden Und so nehme ich denn s chliesslich freundlichen un d herzlichen Abschied von P est von den Freunden und Schülern in dem ich mich der H o ff nung hin gebe dass ich eben so bleib en de und w ohl th äti g e Spuren meines zweij äh ri gen Wirkens an der hi e als ich bleib ende und angenehme E r si g en H ochschule hi nterlass e wenn auch kurze Zeit meines hie sigen i nn erun g en an di e schöne Aufenthaltes m i tn ehm ea Mit dem Entschl ü sse al s einfacher Pri vatm ann der ph y siolo gi schen Forschung ausschli esslich zu leb en üb ersiedelte CZERMA K nach Prag wo er au f dem väterlichen Grundstücke sich ein klein es L aboratorium erbaute und w i e die 1 86 4 p u bli ci rten »M i tth ei l u n g en aus dem ph y lehren eifrig mit S p eci a l stu di en b e si ol ogi s ch en Privatlaborato ri um D en Kehlkop fspiegel hielt er aber auch j etzt noch in den s ch ä fti gt e H änden fest Die vollendete Meistersch a ft im D em on s tri r en mit dem selben le gte den Gedank en nahe nachdem er literari sch den G e nu n auch durch unmittelbare p ersönli che abgeschlossen a d n t n e s g Unterweisung Anhänger und M itarbeiter zu sammeln D er Reise nach deutschen Uni versitätsstädten im J ahre 1 85 9 und einem Aus fl ü g e nach P ari s 1 86 0 reiht S ich eine längere Wanderung nach Eng land Schottland und Irland 1 86 3 an In L o n don Dub li n Glasgow Edin burgh s etzte er seine Prop aganda in H ospitälern ö ff entlichen gelehrten Gesellschaften u n d Pri vatkreisen fort un d b ekehrte einen grossen Thei l der m e di ci ni s ch en Welt von dem üb err aschend hart n ä cki g en Unglauben an den praktischen We rt h der L ar yngoskopie — I m chemischen H örsaal des St Bartholomäus H O S p i ta l s in L ondon gelang es ihm unter dem freundlichen B ei sta n de Pro fessor FRAN K L AN D S di e b ei prachtvoller elektri scher B eleuch t ung erhaltenen l a ryn h Bild e r i n beträchtlich vergrössert n Dimensionen ver k i s c e n e o s O g p mittelst ein er Lin se a u f ein en S chirm zu p r oj i ci r en Uebera l l drang er dur ch und erfreute sich grosser Anerkennung Das Throat—H os pital ernannte ihn zu sein em Vi c ep rä si denten gelehrte Ge s ellscha ften s chenkten ihm ihre Dip l ome Einen Augenblick dachte er daran . , , , ‘ , . , , , , , . i , , , , « , . . . , , , . , - . , , , , , . . ’ . . , . , B i o gr a phis c h e S kizz e . sich i n L o n don als l a ryn g os k O p i s c h er Diagnostiker förmlich un d dauern d niederzulassen Wohlverdient waren alle di ese Erfolge L eider sollten sie ni cht ungetrübt bleiben die Freude an dem siegr eichen E i nz u g e des Kehl k op fs p i eg el s in die m e di ci ni s ch e Pr axis du rch einen hässlichen von Dr T ÜR C K in Wien angeregten Prioritätsstreit arg vergällt werden CZERMAK sah sich zur Abwehr und z ur Verth ei di g un g sein er Rechte ez ungen Und diese Rechte mussten ihm so f ort zugestanden wer w g den wenn man die Frage ri chtig stellte un d unb e fangen prüfte wer die B edeutung des Instrumentes für H eilz wecke erkannt un d die Erfindung zuerst fruchtbar gemacht hatte » I ch verwendete erklärte C Z ERMAK von vornherein ein en grossen durchbohrt en H ohlspiegel zur Beleuch t un g um das Licht au f den einge führten Kehlkop fspiegel immer in j ener Richtung zu w erfen in welcher das Auge des B eobachters i n den Spiegel hin einsieht und um zugleich das L icht ein er künstlichen L ichtquelle z B einer einfachen M o d era teu rl a m p e hinreichend z u c on c entri r en u n d zu den fraglichen Versuchen ver w enden z u können I ch hatte mir eine bequeme und ausreichende künstliche Beleuchtun g geschaffen welche mich i n d en Stand setzte unu nterbrochen arbeiten z u können ohne Sonne nlicht erwarten z u müssen welches mein e beiden Vorgänger , G AR C I A und T ÜR C K ab solut ni cht entbehren z u können glaubten Weiter ab er habe ich mein e allerersten Versuche an mi r selbst a n gestellt um die B edi n gun gen kennen z u lernen di e sowohl vom Beobachter als vom Beobachteten f ür das Gelingen des Versuches z u er füllen s i n d und n ur hierdurch hab e ich j ene grün dli che Ver tr a u th ei t mit allen Seiten der Au fgabe und j ene manuelle Geschick li chk ei t erlangt welche allein z ur Erzielung endg ülti ger Resul tate führen konnte« Mit b erechtigtem Stolze durfte CZER M AK daher sagen : » das K eh lk O p fS p i eg el ch en war e i ne S pröde Braut von vielen gekannt ich ab er hab e sie h ei m g ef ührt« Er durfte von sich un d umworben behaupten dass er allein den Kehlkop fspiegel vor dem Schicks al des Vergessenwerdens bewahrt un d erst dur ch seine Unter su ch u n g s methode di e Erfindung e rfolgreich gemacht habe Zuweilen scherzte er über den »T ür ck enk ri eg in welchen er hab e ziehen müssen In Wahrheit aber li ess der S treit einen s charfen Stachel i n ihm zurück Dass die P ariser Akademie den M on th y on p r ei s zwischen ih m un d . . ' , , . . . , , . , , , , . . . , , , . , , , , , . , . , , . « , . . AN T ON S PR IN G E R xxxvn r ' , seinem C on c u rrenten th ei l te obglei ch s ie CZERMAK S Verdien ste voll ständig anerkannte und ausdrücklich erklärte , au f die Pri ori tä tsfra g e nicht eingehen z u wo llen verlieh der Au szeichnung einen bittern Beige s chmack und trübte tie f seine S timmung Ob die Keime der Krankheit w elche sich gerade in dieser Z eit z eigten u n d au f sein ganzes L eben un d Wirk en Von nu n an ein en düsteren Schatte n w a r fen nicht durch die langen und starken G em üth sa fiecte i ri ihrer Entw icklung ge fördert wurden ? CZERMAK S Au fenthalt in Prag währte n ahez u fün f J ahre Alle Freun de und Fachgenos s en gl a ubten die Regierung werde i hn dauern d an sein e Va tersta dt du rch Verleihung einer Pr ofessur fe s seln Da die s e E rwartung unbegreiflicher Weise nicht in Erfüllung ging a uch so n s t die Wirk s amkeit in Prag i hm n i c ht voll s tändig zu s a gte dachte CZERM AK an eine A en derung seines Au fenthaltes und nahm 1 86 5 einen Ru f n a ch J ena an Ra s ch lebte e r s ich in d en Geleh rte n kreis J ena s ei n emsig w altete er s eines Amtes und auch die Special for s chun g er freute s ich wie die Schriften der Wiener Akademie au fw ei s en reicher Pfle g e Ein neue s T h äti gk ei tsfel d bot s ich CZERMAK hier in populären Vorträgen Bi s dahin hatte er sich nu r einmal au f die s em Felde ver s ucht in Brünn , o s ein älterer Bruder J OSE PH 185 8 ein en Vortrag über a l s Director der L ande s irrenan s talt lebte da s Wesen der N erventh ä ti gk ei t gehalte n In J en a mu ss te er sich der akademischen Sitte fügen und an den weithin b ekannten »Ro s en Das H erz das Ohr , die Sprach u n d th ei l n eh m en vorträ g em Stimmbildung w aren die Gegenstände welche er In den J ahre n 1 86 7 bis 1 86 9 im R os en s a a l e behan delte CZERMAK hatte von dem Werth und Nutzen p opulärer Vorl e sungen ei n e b ess er e Meinung al s die Mehrz ah l der Fachgeno s sen Er war überzeugt dass »wissen welche keinerlei s achliche Kenntnis s e vorau s s ch a ftl i ch e Vorträge setzen s ondern unter Anwen dung einiger Einbildungskra ft un d Au f u n d hier m erk sa m k ei t von J edermann ver s tan den werden könn e n durch allein dürfen u n d soll en sich s ogenannte p opuläre Vorträge ein e s der w erthvoll sten v on stre n g wi ss en s cha ftlichen unterscheide n Mittel zu r Verbreitung wahrer Bildung und Humanität darstellen und der Würde der Wissen s chaft u n d ihrer Vertreter nicht den min d esten Ein trag thun« Allerding s legte er a uch ein en hohen Maa s s stab an den Vortragenden und verlangte von d i es em eine noch grund li ch er e und um fasse ndere Vorbereitung als für ein F a ch c ol l egi u m ’ , , . , ' ' ’ , ’ . , i . , ‘ , . W . ’ , . , . , , . . , , . ’ ‘ . , , , . . B i o gra p hi s c h e S kizz e Km . Ihm kam dabei seine Meister s cha ft im D em on stri r en seine Geschick l i chk ei t i n der H erstellung von Apparaten und Anschauun gsmitteln zu Statten Schon längst hatt e seine Kunst selbst schwierige und ve rwickelte Probleme klar und deutlich z u machen mit den ei n und durch die p rä ci s e und schar f fa ch sten App arate n zu O p eri r en logi s che Darstellung das Ver stä n dni s s seiner L ehren förm li ch zu erzwin gen Bewunderung erregt J etzt konnte er seine Kunst voll kommen zur Geltung bringen und sein I deal nat urw issen s chaftlichen Unterrichtes verkörp ern E s ist kaum zweifelha ft dass der Er folg der populären Vorträge a u f sein en Entschluss abermals Wohnort und T hä ti gk ei tsk rei s zu ändern mitb estimmend einwirkte CZERMAK war kein Fanatik er des Katheders In der regel mässigen Wiederkehr der Semester in der steti gen Wiederholung derselben L ehr cur s e fand er ein e lästige Fessel freier T h äti gk ei t Er konnte seiner Neigung n u r S el bster for s ch tes zu lehren und j ede D emonstration j edes Exp eriment in vollendeter Weise vorzu führen er musste sich in einz el n en Theilen seiner Wissen ni cht nachleben schaft an überlie ferte L ehren an fertige Resultate halten Auch die Pflichten und Rechte welche durch das C orp ora ti on s w es en der Uni erschienen ihm wenig zusagen d Dazu v er s i tät en bedin gt waren kam noch dass allmähli ch in der Richtung seiner Gedanken eine Wen dung ei ntrat welche ihn eine grössere C oncentr ati on wünschen lies s als S i e die mannig fachen Geschä fte ein es D oc enten gemeinhin gewähren Nach dem j ämmerlichen Z u s a mm enbru ch e der n a turp hi l os op hi S chen S p ecu l a ti ori herrschte eine Zeit lang der Empirismus ziemlich unbeschränkt Vollständig zurückdrängen liessen sich ab er die Fragen nach dem letzten Grunde der Dinge nach der einheitlichen Wurz el der mannigfachen Erscheinungswelt nicht auch die Untersuchungen nicht zurückweisen unter welchen Bedin g ungen die E rk enntni s s z u Stande kommt welches Maass von Gewi ssheit ihr innewohnt Gerade di e hervorragendsten Naturforscher fühlten das B edürfni s s von den That sachen der äusseren Erfahrung z u b egri ffs m ä s si g en Bes timmungen emporzusteigen der philosophischen Betrachtungsweise sich wieder z u nähern CZERMAK mit einer besonders feinen Emp fänglichkeit für j eden neuen Z u g in seiner Wissenschaft begabt stets scharf aussp ähend au f die Wege welche die moderne Naturbetrachtung einschlug g ri fl mit immer wachsendem Eifer j a mit wahrer B e , , . , , . , . , , . , . , . , , , , . , , . , , , , . . , , , . , , , . , , , ’ , , A XL N T ON S P R I NG ER , die Au fgaben auf w elche die Philo s ophie d em Natur for s cher stellte Um sich genauer z u ori enti r en war f er s ich auf das Studium S CH O P EN HAUE R S und pflegte mit Vorliebe den Verkehr mit Philo s ophen unter welchen ihn der geiste s verw an dte L AZAR U S vorzugsw ei s e fe s selte CZ E RMAK S elastischer Gei st erregt dopp elte B e w underung w enn man sich erinn ert dass er d en Entschluss fortan den tie fs t en Pro bl em en der Naturwissen s cha ft seine F or sch erk ra ft zu wi dmen in Tagen fasste in welchen i h n die traurige Ge wi ssheit eines unheil baren L eidens b ereits u m s chw ebte Bei einem Besuche K a rl sba ds war er einmal mit einem diab eteskranken Freunde z u s a m m en g etr öif en Vom Wis s en s drang getrieben prü fte er den H arn des Kranken ihn mit dem eigen en vermeintlich gesunden vergleichend und machte da die unheimliche Entdeckung dass er von dem gleichen L eiden ergriffen sei CZERMAK vergalt es Karlsbad nicht dass ihm hier zuerst die frohe L eb enszuversicht entrissen wurde Kein O rt glänzte so hell in seinen Erinnerungen w i e Karlsbad keinen R u f vernahm er so freudig w re die Mahnung d es Arztes welche ihm den G e brauch des Sprudels vor s chrieb In j edem Sommer der letzten zehn J ahre kehrte er für einige Wochen i n Karlsbad ein u n d zählte diese zu den an gen ehm s ten und heitersten die er j emals verlebt hatte Er gehörte zu den regelmässigen zu den beliebtesten Mitgliedern der Tafelrunde welche sich in dem gastlichen H ause seines Arztes Dr S EE G EN zu versammeln pflegte Sein Tale nt Bekannt s chaften anzukn üp fen und z u festen Freundscha ften w ei terz u S p i nn en kam hier zur vollen Gelt ung Es besuchte keine literarische oder wi ssen mit w elcher er nicht i n Verkehr g e s ch a ftl i ch e C el ebri tät Karl sbad treten wäre Und sammelten sich die neugew onnenen Freunde zu einem Feste oder zu ein em geselligen Verein s o tauchte auch die alte L u s t an Scherz und necke n dem Spiele wieder a u f und munt ere Reden un d l a u m g e Ver s e entströmten z u allgemeiner Erheiterung sei Doch währte die gute Stimmung immer nur die kurze n n en L ippe n Wochen der Kurzeit Der tückische Dämon lies s sich au f einige Augenblicke vergessen, ab er nicht bannen und vertreiben Durch die sorgsamste Pflege u n d peinlich gewissenhafte Be folgung di ä te tischer Vorschriften konnte der ra s che Fortschritt der Krankheit g e hemmt werden die H ofl nu n g au f Wiedergenesung erschien aber sei nem klaren Blicke gar bald eitel Um s o r a th s a m er w a r es die g ei ster u ng , . , ’ , . ’ , , , , , . . , , “ , . , . , , , , . . , , , , . . , , , . , . , , ' . . . f , . , AN T ON S P RI N G ER XLII , grundstücke den höchsten An fo rd erungen entsprechend z u gestalten Eine Reise im D ecemb er 1 86 9 nach L ondon unternommen galt vor H ux L E Y und T Y N z u g s w ei s e der B esichti g ung ähnlicher Instit ute D A LL gingen ihm dabei freundsch aftlich an die H and Gleichzeitig aber begann er mit nahez u fieberi s ch er H ast di e Vorbereitung der akadem ischen Vortr ä ge Kaum dass er sich einen S paziergang eine Erholun g gönnte den ganz en T a g o ft auch den grössten Thei l der Nacht bis zu den ersten M Org en stun den brachte er am Schreibtisch e zu Die hinterlassenen Aufz eichnungen b eweisen das s er di e wich ti g s ten ph y siolo gi schen Processe für di e Vorlesungen S p e ci ell durch gearbeitet üb erall auch b ereits di e n öthi g en Demonstr ation en di e Au feinanderfolge der Exp eri mente skiz zi r t hat Ihm gen ügte ab er nicht di e einzeln en Ersch ein ungen i n vollkommener Anschaulichkeit den Zuh öre rn vorzu führen er wollte vielmehr mi t ein er D arlegung d er Principien der mechani schen Na turau ffassung die Erörterung der eigentli chen ph y siologischen P rocess e einleiten und so au f di ese A rt eine L ücke wi e er meinte im m e di cini s ch en Unterri chtss y stem aus füllen Liegen auch C Z E R M A R S Vorträge ni cht in der endgültig abge s ch l os s en en Fo rm vor alle Freun de wissen wie un abl ä ssig er an seinen Schri ften feilte und immer wieder an Einzelheiten z u ändern und zu b essern fand so reicht doch die Gestalt in wel cher sie sich erhalten hab en hin seine Zielpunkte erkenn en zu lassen Es galt nach seinen eigenen Worten den Nachweis z u lie fern dass die Vorgänge in der Natur so ver s chieden und m a nni g fach sie auch erscheinen mögen i n letzter Instanz durch mecha nische Bewegung zu Stande kommen dass es für den Natur forsch er n u r mechani sche B ew e u n sk r ä ft e n u r C om bi n a ti on en derselben A n g g z i eh u n g s un d A b s to s s un sk ra f t geb e All em Geschehen liegen B e g w egu n g en und deren Tri ebkräf te z u G r unde Diese Einsicht ho ffte er durch die Vorträge zum Gemeingut aller Gebildeten zu machen Er w ollte zunächst den Kreislau f der Sto ffe in den drei Naturreichen schildern die Unz erstörb arkeit der Materie der S toffa tom e b eweisen Von der Un zerstörbarkeit der Kra ft von d en mannigfachen Form a ti on en der letzteren handelten weitere Vorträge Endlich sollte da s eigentliche Wesen der Formati onen a u f welchem das Gesetz der Erhaltung der Kra ft beruht ergründet werden Wohl kannte O ZER MAK den Gegensatz dieser L ehren z u den von Alters h er herrschenden . , , . . . , , , . , , , . , , , , . ’ , , , , , , . , , , , , , , , ' . . . , . , , . , , . B io g ra p hi s c h e S kizz e XLI . II Anschauungen insbesondere zu dem üb erlie ferten Kirchenglauben Diese E rk enntni s s aber konnte und durfte i hn nicht hindern was er für Wahrheit hielt o ffen a u S Z II S p r ech en und zu v erth ei di g en Von Natur friedliebend und j edem heraus fordernden Wesen abhold i n politi s chen Dingen m a a ss v ol l gesinnt hatten ihn doch Er fahrung und die eigene Jugendentwickelung die Schäden und Ge fahren eng herziger Dogmatik nur allzu deutlich wahrnehmen lassen als dass ihm der Gedanke in den Kamp f der Wissenscha ft gegen die Irr irgend welche thüm er des alten Glaubens persönlich einzugreifen P ein verursacht hätte Wie sehr wünschte er vielmehr seinen Vor lesungen eine ähnliche Bedeutung zu verleihen welche die So nn ta g s vor tr ä g e i n der George —H all in L ondon von den hervorragendsten englischen Gelehrten gehalten und gegen die Orthodoxie unmittelbar gerichtet b e s a ss en Und einen grossen Erfolg hätten sie auch ohne Zweifel err eicht we nn nicht Krank heit u n d äussere Umstände hem mend dazwischen getreten wären Für die Erhaltun g der Kra ft in der Nat ur stritt er aber di e eigene Körp erkra ft sank immer tie fer durch die rastlose A rb eit üb ermässig angestrengt insb esondere durch di e ärgerlichen Sorgen welche die H er s tellung des » S p ecta tori um s« veranla ss ten nahezu au fgerieb en D er B a u zwar war rasch und zu seiner vollsten B e friedigung vollendet worden die innere Einr ich und die Beschaffung der Apparate verz ögerten sich t un g dagegen gegen alle Berechnung und ohne sein e Schuld Ungebührlich lan ge so dass er die Zeit bi s zur Erö ffnung des H örsaales wiede rholt als sein e M ä rtyr erz ei t schilderte Und es liessen ni cht die kö r perlichen Krä fte allein nach Auch die geistige Frische l itt unter den immer häufiger und stärker sich wiederholenden Anfällen schwerster Me Dunk le Bilder belasteten seine Phantasie eine krank l a n ch oli e ha fte Furcht das Richti ge zu tre ffen lähmte seinen Willen L ang sam nur unter s tetem S chwanken reiften seine Entschlüsse selbst die ein fachste äussere That kostete ihn mann ig fache innere Kämp fe und gro s se Mühen Und war si e vollbracht hätte er sie am liebsten wieder ungeschehen gemacht Al s er endlich am 2 1 December 1 872 da s » ph y siologische P rivatlaborato ri um der Universität L eipzig feierlich mit einer Vorlesung erö ff nete wie arg stach die r e si gni rte Sti mmung von der Scha ffens freude ab welche seine Antrittsrede vom J ahre 1 86 9 durchweht hatte Es b ekümmere ihn tie f so begann er nicht erfüllt zu hab en was er vor einem T ri ennium in , . , , . , , , , , . , , . , , . , , , , . , , , , . . . . , , , , , . , . . « , , . , , , (1 * S PR I N G ER A N T ON XLIV , Au s sicht gestellt allein zahllose H emmun gen und Hinderni sse hätten sein e G em üth s und Ge s undheitsverhältni sse bi s z u r Unerträg li chkeit verschli mme rt Viele Monat e hin durch sei er von j eder geistigen von der Verfolgu n g un d Aus führun g s ein er wichtigsten T h ä ti g k ei t I deen un d Pläne zurü ckgehalten worden un d auch j etzt sei di e Kra ft und di e Fre u de noch ni cht in vollem M a a s s e wiedergekehrt Aller di ngs entstand » ein in manni gf achen Richtungen musterg ülti ger Versammlungsraum wie ihn wohl kaum eine andere unserer deutschen Universitäten besitzen dür fte ; doch die b esonderen und w eitläufigen Vorkehrungen für den geplanten phy siolo gi schen A n s ch a u u n g sun ter richt fehlen noch fast gänzlich und werden erst sehr allmählich her bei zu s ch a fl en sein vorausgesetzt dass mi r die Kraft und di e Freude an der Ar beit vollkommen wiederkehr t und dauert D enn ich kann u n d wi ll mich ni cht wieder zu üb ermässigen für meine Individuali tät au freibenden An strengungen drängen un d dr ängen l ass en « In li beralster Weise üb ergab er am Schlü sse seines Vor trages da s S p e c ta tori u m der Uni versität zu wi ss enscha ftlichen Zwecken Früher und in anderer Weise als er sich es gedacht trat di e L eip ziger Uni versität den B esitz der Musteranstalt an Nach CZERMA K S Tode überwies di e i ttw e den ganzen Bau der H och schule und liess ih n i n dem >m e di ci ni s ch en Qu a rti ern neu auf richten in der zu v ersichtlichen H o ff nun g dass der in der ersten Anl age des S p ecta tori u m s verkörp erte Gr undgedank e auch hier s ein e leben di ge Verwirkli chung finden und di e a uf Anschauung gegründete Natur erk enn tni s s sich als wi ch tiges allgemeines B i ldungsmittel b ewähren werde Fast wie eine Ah nung des nahen Todes der ihn neun Mo nate später ereil en sollte klingen di ese trüben verzagten Worte in seiner Erö ffn ungsrede Einer ä t i ch en g e dr uck ten Stimmung gab er im H erb st 1 87 2 in mündlichen und schrif tlichen A eu ss eru n g en schro ff en Aus druck Doch noch ein mal erwachte in CZERM AK die alte B e di e i i e i t e ru n f ür w ssenscha f tl che Forschung Ein letzter warmer s g g Sonnenstrahl erleuchtete den Ab end seines L eb ens Im böhmi schen Bade Wartenb erg hatte er leider nur vorübergehe nd Erleichterung und Stärkun g ge fun den hier zuf äll ig sein e Au fm erksam keit au f h ypnotische Erscheinun gen bei T hi er en gelenk t Nach L eipzig z u r ü ck g ek eh rt s t u di rt e er mit grossem Eifer » das un d er ex p er i m en t über den Einfluss der Einbildungskra ft der H ühner« und war im , . , , . ’ , ’ , , . W . . , , ’ , . > , , . , , , . . . W . , , , . , B i o gra p hi s c h e S kizz e XL V . An fang 1 87 3 im Stande ni cht nu r in F a chj ournalen di e hy pnoti schen Erschei nungen z u erörtern sondern auch in p opulären a u f zwei Abende v erth ei l ten Vorträgen ans chaulich und lebendig z u schilde rn Der Erfolg derselb en war so gr oss dass er sie am 1 1 u n d 17 F e Die 5 00 Zuhörer welche das Amphi br u a r wiederholen musste theater füllten üb erz eugten sich bei di ese r Gelegenheit v on der nu übertrefl li ch en Einrich t ung des » S p e cta tori u m « und von der voll endeten L ehrgab e des Meister s Und wi e CZERMAK es stets li ebte von dem Einz eln en zu all gemein en Be tracht ungen emp orzusteigen und sein e besonderen S tudien der men s chlichen Bil dun g di enstbar so b enutzte er auch die Beschreibun g der h yp notischen z u machen Erschein ungen z u ei n em Feldzuge gegen die geistige Epidemie des Spiriti s mus und gei s selte in schonungsloser Weise di e Gespenster gläubigen welche damal s noch ni cht wi e i n un seren Tagen i hren Wahn mit s ch ei nw i ss en s ch a ftli ch en Namen schmückten Es schien ihn ein neues L eben zu durchströmen Seine Freunde lasen mit freudiger Ueberr a s ch un g in seinen Brie fen dass er sich »wohl und wu nderbar genesen fühle« Er dachte an die Vollendung sein er Vorlesungen über di e Principien der mechanischen Nat urau ffassung ; er ho ffte durch den Er folg sein er Vorträge üb er den Hypnotismus sichtlich gehob en im Winter auch den längst vorbereiteten grösseren C y clus wirklich halten z u k önnen ; er plante ein e » Spritztour nach C on sta n ti n op ek und üb ernahm im Verein mit Pro fes s or R OS EN THA L die H erausgab e der deutschen P ublik ationen der » Internationalen wissenscha ftlichen Bibliothek« Im Verborgenen hatte ab er der To d esk ei m sich stetig entwickelt Das frische heitere Wesen di e stattliche Erscheinung waren der Krank heit schon seit längerer Zeit z u m Op fer ge fallen Ab er ein e ei g enth üm li ch e Vergeistigu ng der Zü ge machte sich in den letzten J ahren b emerkbar un d wir kte a u f j eden Betrachtenden in hohem G rade fesselnd Der Kop f erschien ausgearb eiteter die Stirn mächtiger das Auge hatt e an Mil de der Mun d an Feinheit gewo nn en Im Sommer 1 87 3 brach er plötzlich zusammen die diabetischen Erscheinun gen gestalteten sich im mer Weder Wartenb erg noch Karlsbad in frühe re n g e fa h r dr oh en d er J ahren weni gstens augenblicklich er folgreich brachten L in der ung des L eidens B ein ahe schon sterbend kehrte er nach L eipzig z u rück D och war ihm noch i n den letzten Tagen ein e grosse Freude beschieden Sein e Tochter von ihm a l s die einzige besonders z ä rt , , , . , . . . , , ' . , ‘ , , . . , . , , . . , , . . , , , . , . , , , . . . , AN T ON S P RI N G E R B i og ra p hi s c h e S kizz e X LVI , . li ch geliebt hatte sich mit einem ihm viel fach nahe stehenden von ihm hochgeschätzten Manne verlobt Er leg te au f s ein em Sterb e lager in sichtlich gehobe n er Stimmung die H ände des Brautpaare s zusammen Wenige Tage S päter am 1 6 Septemb er 1 87 3 schlos s ei n L eben w elche s ein Viertelj ahrhundert lang der Wis s en s cha ft ihrer Vertie fung un d Ausbreitung treu und unablässig gedient hatte E b e l l o d o p p o i l m or ir e Vi v e r e a n c o r a CZERMAK lebt fort in der lie bevollen Erinnerun g der Famili e und der Freu nde welch e zu erwerben und festzuhalten er trefflich wie kaum ein a n derer Mann verstand Sein G edä ch tni s s an der L eipziger Univer s ität s ich ert da s » C Z E R M A K s ch e Sein Nam e bleibt i n der Geschichte der m e di ci ni s c hen Wi s sen s cha ft unvergess en und für ewige Zeite n ruhmreich an die L a ryn Wir beklagen sei nen vorzeitigen Verlust w i r g osk op i e g eknüp ft preisen ihn aber als einen Forscher der Gro ss e s nic ht nu r a n g estrebt son de rn auch geleis tet hat , , . . . , , , . ‘ . , . ’ . , , , . Po p u l ä r e i l e V o r tr ä i o o c h h s s e p y g g , gehalten im aka demi s chen R os ensaal e zu in den J ahren 1 86 7 (M i t T f 1 86 8 W a e l 1—3 u nd 34 H o i en, C z e r m a k , C z rm ak e , S chrift n e . II . 186 9 lz sc . h n i tt en . ) Jena V o r w o rt 4 . . sollen sich sogenannte »p opuläre « von streng wissenschaftlichen Vor trägen unterscheiden ! eines der w erth v oll sten Mitt el zur Verbreitun g wahrer Bildung un d Humanität darstellen un d der Würde der Wissen scha ft und ihrer Vertreter ni cht den min desten Ein trag thun ! Im B egri ff e meine aka demische Stellung in J ena mit einer solchen in L eipzig zu vertauschen wü nsch e ich durch die vorliegende Ver ö ff entlichung der von mir gehaltenen » R os env orträ g e zunächst dem gebildeten P ublikum der ersteren Stadt i n welcher ich n un seit vier J ahren gewohnt und gewirkt habe ein Zeichen dankb arer Erinn erung an diese schöne Zeit u ngestörter B er ufsth ä ti gk ei t und g em üth li ch en Stillleb ens zu hin terlassen ; sodann di e vielen B eweise freundlichen Entgegenkommens von Seit e der B ewohn er mein er neuen H ei m at zu er wi e d em ; und endlich den weiten Kreisen der deutschen L eser welt einen vielleicht ni cht unwi llk ommenen Beitrag zur p op ul ären nat ur wissenscha ftlichen L iterat ur darzubieten I ch h ab e es mir ni cht leicht werden lassen den L eser in den Sta nd zu setzen meinen B eS p r e ch u n g en mi t L eichti gkeit folgen z u können Z a hlr eiche bildl iche Darstellungen fast durchweg nach s el bs ten tw or f en en Zeichnungen b egleiten zu di esem Zweck erl ä u tern d den Text Aber freilich di e unm ittelb are Wir kun g des lebendi gen Wortes und der a d ocu los d em on stri rt en Exp eri mente läs st sich hierdurch nicht ganz erreichen ! _ , ’ , , « , , . , , . . Jena , O stern 1 86 9 . D er Ver f as ser . Das H erz u nd der E i nfluss des N ervensystem s au f da ss el be . Vortrag , g e h alt en ( M i t T a fe l1 und den 9 8H o lz . sc Januar 1 86 7 . h ni tt en ) . G ee h rt e V e r sa m m l u n g ! M a n S pricht in allen S p rachen von Men schen ohne H erz und meint damit Men s chen ohne G em üth ; dagegen sagt man v on einem ein gutes ein s chlechtes g em üth v oll en Men s chen er habe H erz ; ein harte s ern weiches Herz u s w s olcher fig ürl i ch en Redensarten in denen das H erz eine ethische Bedeutung b ekommt gibt es nu , , . , . , . , , z ähl i g e ! D er Gegen stand mit welchem ich Sie heute Abend gen auer b e k a nnt z u machen und in ernsterer Weise zu unterhalt en b emüht sein werde b etrifft das m e n s c h l i c h e H e r z und wa s mich dazu be stimmte gerade d i e s e n Gegen stand an d i e s e m Or te zu besprechen ist ein fach der Wunsch I hnen die Antw ort des Ph y siologen zu geb en a u f die naheliegende Frage : Wie kommt da s H erz zu j ener ethischen Bedeutun g welche ihm der Sprachgebrauch aller Völker und Zeiten b eilegt da es S einer eigentlichen Natur n ach d och nichts anderes ist al s ein Zw ar höch s t Sinnreiches im Grun de aber höchst prosaisches Pump w erk welches das Blut in d en G efä s sröh r en des Körp ers in kreisender Bewegung umhertreibt ; ein P u m p w e r k bestehend aus rh ythmisch sich zusammenziehen den s ogenannten Fleisch oder Muskel fasern und versehen mit bew eglichen Klap p en oder Ventilen , aus s ehnigen H äutchen gewebt Wie kommt das H erz al s ein grob materieller Fleischklumpen zu einer Beziehung zu den idealsten Regungen u n s er s G em üth s l eben s 2 Dass übrigen s ein e g eh ei m ni ssvol l e und innige materielle B ez i e , , , , , , , , , , , . “ Popu l är e p hy s i ol o gi s c h e Vo rtr äg e 6 . hung zwi s chen H er z und G em üth ex i sti rt welche der Sp rachgebrauch nicht unberechtigt bis zur I d enti fici run g d er beiden Ausdrücke steigert d a s ist eine T h a ts a ch e der täglichen Er fahrung Wer von uns hätte sein H erz nicht stärker und rascher p ochen ge fühlt b ei einer frohen Nachricht welche der el ektrische Draht unverho ff t brachte ? oder wenn freudiges Gelingen die Mühen langer Arbeit lohnte ungeduldige Erwartung den quälend langsamen Schritt der Zeit verwünschen liess ? Wer von fu n s hätte nicht emp fun den dass das H erz wiederum träge schwach und l a ngsam schlug wenn tie fe E ntm u thi g u n g oder Trauer die Stim m ung unseres G em üth e s verdüsterte ? J a die meist en werden schon er fahren haben dass das H erz m omentan ganz stillstehen konnte wenn eine ers chütternde Kunde si e unerwartet wie ein Blitz aus h eiterem Himmel tra f oder eine unmittelbare Ge fahr mit all ihren üb erwältigenden Schrecken plötzlich an sie herantrat ! In der That wem sollten entgangen sein die so verschiedenartigen Veränderungen der H erz thäti gk ei t während der Momente en th u si a sti S cher Begeisterung zornig er Wallung p einlicher Verlege nheit sitt lich er Entrüstung , angstvoller Erwartung lähmenden Schreckens 4 überwältigender Freude Doch wozu die B eispiele häu fen vielleicht hat sich e b e n j e t z t w ä h r e n d i c h d a v o n S p r e c h e in mancher Brust hier im Saale infolge wach geru fener Erinnerungen und Ge fühle die Energie und Zahl der H erz s chläge geändert ! Kurz in zartbesaiteten w re rn derbern Naturen ist der P aralle l i s m u s der G em üth s und H erzb ew e g u n g en ein s o au ffallender dass wenn der innig e Zusammenhang e s niemand wundernehmen kann b eider Erscheinungen seit j eher die Au fmerksamkeit der Menschen ge fesselt und zur fig ürl i ch en Vertauschung von G em üth und H erz ver anlasst hat Welches sind nun ab er die g eh ei m ni s sv ol l en Fäden j enes wunder baren Z usammenhangs ? Welches sind die verborgenen Wege die so dir ect vom Sitze des G em üth sl eben s zum H erz en führen d em mechanischen C entrum des Blutkreislau fs ? Durch welche Einrichtungen und Vorgänge w ird der o ff enkundige P arallelismus zweier so differenter T h äti g k ei ten vermittelt ? D i e s e Fragen n ach dem g eg ea ärti g en Standpunkt der E x p eri m enta l p h y si ol ogi e z u beantworten ; eine Erkl ä rung zu geben wie die Regungen des G em üth es verm ittels t des Nervensy stems die T häti gk ei t des H erzens b eeinflu s sen dies eben soll den eigentlichen Gegenstand meines heuti gen Vortrags ausmachen ! Zunächst muss ich Sie j edoch eine Strecke Weges durch da s enig a n m u th i g e Gebiet anatomisch — mechanischer Vorstellungen führen um ‘ , . , , , , , ‘ , , , ’ , , , , , , ‘ , , , , , , . , ‘ , , , W , I . D a s H er z d er E un d d e s N e r v en s y s tem s in fl us s au f d a s s el b e 7 . Sie au f einen Standpunkt zu bring en von dem aus sich uns ei n loh n en der Einblick in diese Seite d e s r ä th s elh af ten Getriebes un s eres seelisch materiellen Doppelwesens erö ffnen wird ! Beginnen wir mit der a na tom r schen Betrachtung der ä u s s e r n G e s t a l t und de s i n n e r n B a u e s de s menschlichen H erzens Die Gestalt uns ere s H erzens hat eine nur sehr ent fernte A ehn li ch k ei t mit j ener des C oeur— As der Spielkarten wie Sie unbedenklich zugeb en wer den wenn Sie ein en Blick au f diese Ta fel ( vgl Fig 1 ) werfen w elche in k ol ös s a l em M a a s s s ta b e ein mensch liches H erz mit seinen grossen z u und F ig 1 H l b h m ti h A n s icht in s m n s chlich n H rz n s v rn E twa ab führenden Gefässen von vorn g e natürlich G rö ss k l ‘ ‘ s ehen darstellt selbst W enn S l e von Lili f i ä äi i i i f iääl g b r link und H hlv n ; S S d H di den l etz tern gan z a bs tra hrr en w ollen h t A t der L ung n s chlagad r d r cht A d i gr ss nd link L ung nv n Es I S t 6 1116 S tump f k eg el f or ml g e d r A f mit ihr m K ör p r s chlagad r b r aus u ngemein verwickelt a ng eor dn e ten soge nannten Muskel fasern gewebte F l e i S c h m a S s e welche durch eine L ängs furche i n e rne rechte V K ) und in eine linke ( V K ) H älfte und durch erne ri ngsum lau fende Q uer furche in ein en ob ern ( V V ) und I n e rnen untern ( K K ) Ab schnitt also in Vier verschmolz ene Theile g eth ei l t wi rd Im Innern schliesst da s H erz eine H ö h l e ein welche en tsprechend der L ängs furche durch eine fl ei s chi g e S cheide w and i n zwei vollkomme n getrennte H äl ften z er fällt s o d a ss wir mit Recht Von ein em rechten w ä h r en d en tS p r ec h en d und von einem linken H erzen reden kö nnen ; der Q uer furche von der Innenflä che der Wandungen j eder di eser H erzhälften sehnige L app en oder Zip fel entspringen die durch Sehnen wenn sie sich gegen einander f aden n ach unten b e festigt sind und legen j e ein en obern dünnwan digen und ein enuntern dickwandigen Raum abgrenzen Der erst ere heisst die Vorkammer oder der Vorho f der letztere die Kammer oder der Ventr ikel u n d das g a n z e H erz besitzt somit vier Räume zwei Kammern und zwei Vorkammern Sehen wir un s diesen innern Bau in unserer bildlichen Darstellung an nachdem wir durch ei nen ersten Schnitt die beiden H erzhäl ften , - . , . . , . sc a . e e e e sc a e e v on e o 0 0 ‘ e 0 e e o o A er r ec e u 7 . e. e . e e e e e e o e ' e , e s e u e e e o e e e e er e ‘ e o o r a. e e O e “ , , , ’ ’ , ’ ’ , , . , , v , , , . , , . , 1 Vg l d i e . A n m er k u n g a u f S . 8 . e P opu l är e p hys io l ogi s c h e V ortr äg e " 8 . n en n vgl Fig durch ei en zweiten ei d u n 2 von ein ander getrennt ) ( ) Flächenschnitt j e d er s ei ts die vordere Wand abge tragen haben um das H erz und die grossen Gef ässe z u erö ff nen ( vgl F i g Mit diesen vier H oh lr ä u men d e s H erzens stehen mehrere gros s e Blutgef äss röhren in Verbindung, wel che wie di e verschiedene Dicke ihrer durchschni tt e nen Wandun gen andeutet von zweierlei Art Sind Die d ü n n w a n d i g e n münden in die Vorkamme rn und führen das Blut aus allen Theilen de s Körp ers F ig 2 D i b id n H älft n d H rz n s n zum H z en sie heisse r e h h ni tt fl a h d s nk r cht n S ch id wand D M di B d utung d übri g n B uch s tab n H rz n s D d H Venen oder Blutadern ( in Fig 1 wi H und L Die d i c k w a n d i g e n entsp ringen aus den Kammern und durch sie treibt di e T h äti gk ei t d es H erz ens das Blut wi e der heraus welch es letz tere in ihren Verz w ei g u n gen zu allen Körp er th ei l en gelangt ; S i e heissen Arte rien oder S chlagadern ( S und A ) An ihrem S Ursprung finden sich ta Klapp en s ch en f ör m i g e sogenannten T a di e F ig 3 S ch mati s ch r Durch s chnitt d b id n H rzh äl f t n c h e n v e n t i l e welche s und hr r und abführ nd n G f t amm D l nk Kamm r K i s t vi l dickwandig r al s d i r cht K wenn sie durch das Blut d d Eb n s andung n d A rt ri n ( S S und A ) s tärk r al s d d V Im G rund d K am m rn au fgebläht und geg en ei n ( H H und L b find n h warz nförmig V r sp r ü ng d F l i h w ä d d n n f n S h f d au s g h n di s ich an di Ränd r ander gepress t werden d unt r n F l ä ch n d zwi s ch n K amm r und V rkamm r b findli ch n Z p f l k l p p an s tz n A d Ur sp r ü ng n die Arterien gegen die d A t h t man di h alb m n d fö mi g dr Tas ch k l p p Kammern zu v er s chl i es sen in entgegengesetzter Rich t ung sich ab er l eicht ö ffnen lassen Wo die Vorkammern in di e Kammern ein mün den sind gleich falls 1 , . . , , . . , , . e es sc ur c e e e . . c s re . e e e es e er e e e e . . , e e e e e er e e e , . ’ , , " , , ’ . . e . e e e i e v on e un e ' er e r e r re n er e n en ä e e r e e en er a s re o e n e . a n e en r , e o n e, e e o e e e sc e e er e , e en . e er e e e , e e e ‘ e . , e e e e , , e. e ä sss e e e e ' S i c e e er e e e n en e e e er ie er e zu e o s rn i e W e I re , en o e en. . , , 1 B ei d er Vo r l es u n g w u rde ig en s z u di e s em Z w ec k e v er fer tig t es von k o l o s s a l en D i m en s i o n en b enu t z t ei n e l e g b a r e s B rl d s c lrem a d e s H e rz en s . , z er I . D a s H e rz u nd a uf d er E i n flu s s d e s N er ven sy s tem s d a s s el b e 9 . Vorrichtungen angebracht welche j edoch nich t taschen s eg el a r ti g e s ehnige L app e n oder örmig sind s nder o n dreieckige f Zip fel darstellen und deshalb Z i p f e l k l a p p e n hei ss en Sie sind nach unt en durch feine S eh n en fä den di e von ihren Ränd ern und von ihren untern Flächen ausgehen an w a rz enform i g vorspringende mus ku l ö s e Zap fen der Kammerwand be fe s tigt ; werden sie von unten her durch da s a n dri n g en de Blut a u fgebläht w i e S egel vom Winde so legen si e sich aneinander und verschliessen dem Blute den Rückweg i n die Vorkammer während sie dem Blutstrom aus der Vorkamm er nach der Kam mer hin kein H i n derni s s entg egenstellen J ede Kammer ist da her ein Raum den nach zwei S eiten durch Klapp en geschlossen werden kann S etzen wir in unserm z erlegbaren Bildschema die a bge schnittenen und schieb en wir die b eiden Vor d er w ä n d e wieder au f ( vgl Fig H erzhäl ften zusammen indem wir die Lungenarterie au f die Aorta b ringenund ihren linken Ast ( S ) unter dem Aortenbogen durchstecken so hab en wir wieder das ganz e H erz vor u n s ( vgl Fig dessen innerer B a u Ihnen w ol klar gew orden sein wi rd ! Die a u s den Kammern hervortreten den Arterien verästeln s ich baum förmig in immer feinere Aest c und l ösen sich endlich i nnerhalb der Organe in Netz e von mikro sk op i s c h feinen Röhrchen den soge n annten H a a r r ö h r c h e n oder C a p i l l a r g e f ä s s e n au f A u s di e s en C a p i ll a r „g 4 S c h e m a d G f ä y t m g efä ssn etz en entstehen durch allmähliche d H rz mit s in n l H K PP Ver s chmelzung immer stärkere Röhrchen richtung n di V rä s t lung d ; gr s s n Kör p r s chlagad r A rta ; die Venen wel che s chliesslich i n die Vor da s C p i l l t in w lch s s ch di s l b in d Th il n d K örp r s k a mm em münden K auflö s t ; di gr ss n Kör p r d i L un b l g ad r D re B l u tg efa s s e brl d en also ei n allsei ti g v n n ; di C pi ll t d gL d g ß i l g h l e s c s s p en e s viel f ach verzweigtes rin g g äggh gäg äg gf tfggg 535:;t d G fä i k l an öh förm rg I n sich zurücklau fendes Röhren sy stem dessen C entr u m das H erz ist Den Zu s ammenhang der Abschnitte die s es S y stems erkennen S i e a u s dem Schema ( Fig Aus der linken Kammer en tspringt die di ck w a n drg e arterielle Röhre a verästelt sich baum förmig und lös t sich endlich i n allen Thei len de s Körp ers K in ein C a p i ll a rn etz c au f A u s diesem entspring en kl a pp en a r ti g e , , , . , ‘ , , . , . . . , , . . ' , . es , , e as , e o , e e e en e e v e as e a ’ e e e e e o , es . , . , . e r e e e e eu s e a un e e s sr u l r e nc r s e s , , ’ v 2 s o ' er es e , o e v n , s eH V O I a , e a rn e z a s e e ar n e z a sss e e c , e a e 1 . c ' e P o pu l är e p hy s iologi s c h e V or tr äg e 10 - . die dünnw a ndigen venösen Röhren v welche in die rechte Vor k a mmer m ünden Diese c om m u ni ci rt mit der rechten K a mmer a u s welcher wieder ein dickwa ndiges a rterielles Rohr a entspring t da s sich b a um förmig veräst elt und in der L unge L und zw a r a u s s c h l i e S s l i c h in der L unge in da s C a p i l l a rn etz c a u flöst dessen m i k r osk o v f h i s c e Röhrchen wieder d nnw a ndigen venösen Ge ässen z r r ü ä u s t k e n p verschmelz en die a l s L ungenvenen direct in die linke Vork a mm er und durch diese endlich in die linke K a mmer führen Wir sind a n unserm Ausga ngspunkte wieder a ngel a ngt indem wir den ga nz en Röhren Sie sehen d a ss derselb e a u s zwei H äl ften b esteht c i rk el durchlie fen Die kleinere H äl fte desselben führt durch die L unge L und verbindet die rechte K a mmer mit der linken Vork a mmer die grössere H äl fte um fa sst den g a nz en Körp er K und verbind et die linke K a mmer mit der rechten Vork ammer D a b eiderseits Vorka mmer und K a mmer direct c om m u ni c i r en s o s chliesst d a s H erz die k l e i n e oder L u n g e n h ä l fte mit der g r o s s e n oder K ö r p e r hälfte des G efä s s system s zu einem em mg en und ga nzen R öh r en ci rk el zus a mmen Ausgesta ttet mit der K enntni s s der An a tomie des H erzens und de s G e fä s ssy stem s können wir n u n zur p h y s i o l o g i s c h e n B e t r a c h t u n g d er H erz th ä ti g k ei t und d er mech a nischen L eistu ng des H erzens a l s eines P umpwerks übergehen Die T hä ti gk ei t des H erzens besteht in rhy thmischen d h na ch bestimmtem Rhy thmus a bwechselnden Zus a mmenziehungen und E r s chl a fiu n g en der c on tr a cti l en F l ei s ch w ä n d e seiner vier Abschnitte Den Zusta nd der Zus a mmenziehung nennt m a n S y s t o l e den Zusta nd der Erschl a ff ung D i a s t o l e Während der Di a stole ( Erschl a ffung ) füllen sich die H erzhöhlen m i t Blut und werden el w ei ter t und a usgedehnt ; w ährend der S y stole hingegen verengern sie sich und entleeren da s in ihnen enth a ltene Blut Die beiden H erzhäl ften a rbeiten gen a u s y n c h r o n i s c h d h die Vork a mmern beider H äl ften ver fa llen gena u zur selben Zeit in S y stole und d a nn in Di a stole ebenso die beiden Ka mmern ; da gegen a rbeitet Vork a mmer und K a mmer derselben Seite ungleichzeitig E s er folgt nämlich die S y stole der Vorka mmern während der Dia stole der K a mmern u n d umgekehrt ; a uch d a uert bei den Vorka m m ern die Di a stole weit länger a l s die S y stole während bei den K a mmern S y stole und Dia stole etw a die gleiche D a uer h a ben D er Rhythmus der H erzbewegung wird da durch ei n c om p l i ci rter und m a n fa sst ihn noch a m leichtesten a u f wenn m a n sich zunächst er d a s g a nze H erz a lle vier Abschnitt e dess elben in Dia stole schl a ff t denkt , , . ’ ' , ’ , ' , , ’ , . , . . , , . , . ' , . l , . . ‘ . . . . , . , . , . , , , . , P o pu l är e p hy s iologi s c h e V o r tr äg e 12 . F or s c h u n g s tri eh s ? D er bruta len T hi erq u äl erei wird kein Ver d a s w issenscha ftliche Exp e ri ment i s t n ün fti g er d a s Wort reden Und w enn wir hier a uch nicht da s j esui a b e r k e i n e T hi erq u ä l er ei tische ; »D er Zweck heiligt die Mittel< a u f unsere F a hne schreib en w ollen so können w i r immerhin b eh a upten d a ss d er Zweck die Ver D och genug ! an tw or tu n g für da s Mittel mit tr a gen müsse I ch h a be Ihnen j a gleich von vornherein die beruhigendsten Ver sicherungen über die N a tur meiner Demonstra tion gegeben und w enn i ch I hnen j e tzt s a ge d a ss ich bei Be g inn der Vorlesung einen Frosch durch meinen Assistenten enth a upten und a u f die se Weise in ein b esseres J enseits b e f ördern li ess um ihm sein for tp u l si r en d e s H erz hera uszuschneiden so wird die se M i tth ei l u n g Ihr Interesse und Ihre Au fmerks a mkeit für den a nzustellenden Versuch ho ffentlich ebenso w enig beeinträchtigen a l s der Ap petit u n d d a s heitere Gleichge w icht der G em üth s sti m m u n g einer Tischgesellsch a ft g estört wird w elcher m a n eine Schüssel gebr a tener T a uben vorsetzt trotz dem d a ss j eder T h ei l n eh mer sehr gut weiss wie vor wenigen Stunde n diesen u n s ch u l digen g efie d er ten Geschöp fen die H älse umgedreht und die Köp fe gra us a m a bgerissen wurde n I ch kehre z u dem H erzen unseres a u f dem Alt a r der Wissensch a ft geop ferten Frosche s zurück D a sselbe h a t i e ges a gt nicht a ufgehört zu u l s i r e a n a es k nn gegen T r ock ni s s und Kälte geschützt noch p j Stunden l a ng fort fa hren rhythmisch und kräftig zu schl a gen wie wenn es noch ungestört a n seinem n a türlichen Pl a t z e im lebenden K ör p er sässe E s eignet sich somit vortre ff lich zur D emonstr a tion des R hyth mus der H erzbewegung Bei der Grö sse dies er Vers a mmlung würde der Versuch j edo ch vergeblich sein da s winzige Obj ect den einzelnen T h ei l n eh m ern h er u m z u z ei g en Um dennoch zum Ziele zu kommen und Sie a lle zu Augenzeugen der rh ythmischen T h äti gk e i t des H erzens zu m a chen werde ich eine kleine optische Vorrichtung benutzen w elche ich vor einigen J a hr en für solche Gelegenheiten ersonnen und K a r d i o s k o p d h H erz oder Pu l S S p i eg el gen a nnt h a b e ( vgl Fig Der Pul s S p i eg el ist ein kleines leichtes Spiegelchen von Gl a s oder Met a ll welches durch den leisesten Anstoss um eine horiz onta le A x e h eb el a r ti g a u f und a bb ew eg t w erden k a nn und mit dem p u l si r en d en Körp er s o in Ber ührung zu bringen i s t d a ss sich die Pu l s a ti on en des l etz tern a u f d a sselbe über tr a gen Indem nun die S p i eg el flä ch e mit grellem Lichte beleuchtet wird entsteht durch Reflexion a u f einer gegenüber liegenden Wa nd ein weithin sichtb a res Lich tbild welche s . < , , . , , , , - , , W , , , . , , , , - , . n . , . , , , . . . . , , , . , , I . Das H erz und Ei d er n fl u ss d es Ne r v en s y s t e m s auf d a s s el b e 13 . B ewegungen de s Spiegelchens und somit die B e w eg u n g en d es p u l si r en d en Körp ers gena u und in vergrössertem M a a ss s ta b e zur Ansch a uung bringt I ch werde a lso für unsern Zweck z w ei so lcher Spiegelchen nehm en d a s ein e au f di e Vork a m me r da s a ndere a u f die K a mmer des schl a gen den F ro schh erzens leg en soda nn ei n e c on centri rte Beleuchtung er zeugen und die ents ta ndenen Lichtbilder ve rtic a l ü bere in a nder a u f j enen weissen Schirm w erfen Sie gesta tten d a ss ich für einig e Augen blicke sä mm tli ch e L ichter im S aa le a uslöschen l a sse um den R a um möglichst z u verdunkeln die h ebel f örm i g en ‚ . , , , . , , . F ig 5 . . Da s K rdio s kop a . h i twn F hh erke nnt d a a f der hor i zont le n Pl tte de s ver s chiebb ren T r ä ger s g f den V ork mmer ( rech ts ) liegen kleine viereckige K ork A uf der H erzk mmer ( link ) s owol l plättc h en i n welche die Sp itzen von N deln einge s tochen s ind die in den horizont len A en f t i t w e lche d i e Sp iegelchen ( von denen d eine nur durch p kt i t L inien ngedeutet i s t) vermittels t kl iner fede rnder M i g h ül h tr gen M s an au s es c a r os c e n a s s erz u au a a a , as un ' e a , es s n . n a , a sc r e en x es s z e n .l a a . l Die in der F i n sterni s s w i e ein p a a r Mondscheiben leuchtenden a u f und n i e d erb ew e g ten L ichtbilder w erden den Rhy thmus der Au f eina nderfolge von S y stole und Di a stole der Vork a mmer und K a mmer de s winzigen Froschherz ens Ihnen a llen sichtb a r wiedergeben tvgl Fig Sie sehen j etzt in der Th a t z w ei m on d s c h ei be n a rti g e L ichtbilder welche sich na ch einem b estimmten Rhy thmus a u f j ener W a ndt a fel a u f und n i e d e r bew e g en J edes derselben geht von einem bestimmten P unkte den es ährend der Ruhe einnimmt na ch unten und kehrt D a s H eruntergehen a lsb a ld n a ch ob en a u f denselben Punkt zur ü ck bedeutet S y stole da s Zur ückkehren na ch oben Dia stole des betre ffen den H er za b s ch ni tts , . . W , . , , . , . PO p u l är e 14 p hys iologi s ch e V ort r äg e . B emerken Sie wie d a s obere den Vork a mmern entsprechende L ichtbild einen k ürz ern Weg m a cht u n d längere Zeit in Ruhe verh a r rt a l s d a s untere L ichtbild w elches den B ewegungen der K a mmer folgt B emerken Sie ferner wie es da s obere Lichtbild ist w elches n a ch , , , , . , , , Dient zur E rläu t erung der Demon s tr tion de s R hythmu s der H erzbewegung ve rm ittel s t de s K di k p eine der L tern m gic ähnliche B eleuchtungs vorrichtung bei 6 d K rdio sko p B i B erkennt m m ä i g gro ss letz t ere s h äl t i und im s trengen Pro fil gezeichnet um die Stellung der Sp iegel chen und der N del n die K kp l ätt h f den beiden H b h i tt s owi e den G ng der L icht s tr hlen deutlich s ichtb r zu m chen Z V e mehr ng d Deutlich k e i t s ind überdie s p k t i t und u s gezogene L inien verwendet worden und z w r die t für die L icht s tr h len d Sp iegelchen und die N del welche m i t der K mmer in B ezieh ng s tehen die l t t für die gleichn migen O bj ecte die f die Vork mmer B ezug h ben E ndlich wurde uch noch die K mmer im M oment der Sys tol e gezeichnet um über di di s toli s ch p l tten V ork mmern hinweg s ichtb r zu werden m P p ier überzogene gro ss e ndt fel welche s chräg ufgehängt die mond T i s t ei e mit w i L ichtbilder in einer s enkrechten L inie üb i d obere ent sp richt ti g ft D h ib gt wie s ich leicht verfolgen lä ss t den V ork mmern und nimmt ugenblicklich s eine höch s te S tellung die R uhe s tellung für die Di s tole ein ; während d untere der K mmer ent sp richt d s eine tiefs te S tellung di Stellung für d M imum der s ys toli s c h en C ontr ction einnimmt F ig . 6 a . a an e u n v er n ss a a ss c a a a a a e e s se n e W r a , , sc ur . s . sc n er s a a a a as as e r e un a as a , a a er a u . a än , as . , a , a a a , , er e na n , en a a as , er n a . - , e z er n u a ' er u en en a r o er z a , au a a en a u a a os , or , a - ar a ax un a . j eder Ruhep a use den Abl a uf der B ew egun gen von neuem beginnt und ein leitet und wie da s untere L ichtbild sich erst d a nn zu be w egen a n f ä n gt wenn d a s obere seinen Niederg a ng bereits vollendet h a t und eben den R ü ckw eg a ntri tt J a sieht es nicht fa st a u s wie wenn d a s obere Lichtbild erst ni e der zu ck en m ü sste um d a s untere z u erreichen a nzustossen und in Be w egung zu setzen ? , , . , , , , I . Das H er z u n d d er Ei n flu s s d es Ne r v en s y s tem s au f d a s s elb e 15 . Durch längere Betra ch tung dieses zierlichen Sch a uspiels w ird es Ihnen leicht sein den Rhythmus des H erz schl a gs vollständig a u fz u 1 fa ssen ) I ch l a sse die L ichter im S a a le wieder a nz ünden — eine kleine Störung die leicht zu vermeiden gewesen wäre w enn wir uns hier im R os en s a a l e bereits einer G a sbeleuchtung er freuten ! Na chdem ich Ihnen eben den Rh ythmus der H erz th äti gk ei t a u s ei n a n d er g e s etZt und a n einem a usgeschnittenen Froschherzen durch mein Ka rdioskop a nsch a ulich gem a cht h a be gehe ich j etzt zur E r l ä u t e r u n g d e s M e c h a n i s m u s d e s H e r z e ns a l s eines P u m p w e r k e s über d h zur Erklärung der A rt und Weise wie d a s H erz durch die a bwechselnden Zus a mmenziehungen u n d Erschl a ff ungen seiner vier Ab schnitte und durch da s Spiel seiner Kl a pp en o der Ventile d a s Blut im Ge fässs y stem des Körp ers in einer kreisenden B ewegung von bestimmter Richtung umhertreibt W erfen Sie nochm a ls einen Blick a u f die Durchschni ttszeichnung der b eiden H erzhäl ften ( Fig und denken Sie sich da ss a lle vier A h schnitte in E r s ch l a fiu n g b egri ff en und vollständig m i t Blut ge füllt sind Na ch dem a useina ndergesetzten Rhy thmus der H erzbewegung , . ' , , , . . , , . ' . , . ' . b e s c h ri e b en en D e mo n s t ra ti o n m i t d em K a r di os k O p z u g eb en u n d i hn z u gl e i c h i n d en S t a n d z u s e tz en s i c h d en Rhythmu s d er H er zb ew egun g mi t d ers e l b en A n s c ha u li c hk ei t vorz u führen w i e w en n e r ein er s ol c h e n D e mo n s tr a ti o n s e l b s t b e i w ohn t e h a b e i c h di e F ig 7 a u f D er L e s er b ra u c h t n ä m l i c h di e s e T a fe l nu r h e ra u s z u d er T a fe l 1 entw o r fen a u f e i n S t üc k P a pp e a u fz i e h e n u n d di e s c h w a r z e S c h e i b e s o w i e d i e n e hm e n w e i s s en S p a l t e n a n ihr er Peri p h e r i e s a u b e r a u s s c h n e id en z u l a s s en d a n n e in e l a n ge di c k e S t ec kn a d e l g ena u d u r c h d e n M i tt elp u n kt d er S c h ei b e i n ei n en um d i e S c h ei b e u m e in e ho ri z on ta l e A x e lei c h t d r e hb a r z u K o r k z u s t o s s en ma c h en u n d en dli c h d en K o rk i n w el c h em d i e a l s D rehu n g s a x e dienen d e N a de l mi t d er li n k en H a n d d en S ti e l z u h a l te n mi t s t ec k t a n e in e n S t i e l z u b e fes tig en d er a n d er n d i e S c h ei b e n a c h r e c h t s i n S c h w u n g z u v er s etz e n u n d vom R üc k en d e r S c h ei b e h er d u r c h di e S p a l t en a m Ra n d e i n e in en S p i eg e l zu b li c k en i n w el c h e m s i c h di e Z e i c h n u n g d e r s c hw a rz en S c h e i b e mi t ih r e n w e i s s en K r ei s fl ä c h en s p i e g e l t w en n ihm d er ( vgl d a s F ig ürc h en n eb en d er s c hw a r z en S c h e i b e ) ; s o w ir d er mi t a r t ig e O p t i s c h e V o rr i c h tun g en ü b e r h a u p t n o c h n i c h t b e k a nn t s e i n s o l l t e n S ta u n en g ew a hr en d a s s s i c h d i e w e i s s en K r ei s fl ä c h en i nn er ha l b d e r vi er ec kigen F e ld er l e b h a ft a u f u n d ni e d er b ew eg en u n d z w a r g e n a u i n d er s el b en A r t u n d mi t d e m se l b en R hy t hmu s w i e d i e m o n d s c h e i b en äh nli c h en L i c h tb ild er d er H erz s p i eg el D i e o b e rn m eh r n a c h d er c h en b ei d er d u r c h F i g 6 e r l äu t er t e n D e mo n s tr a t io n P er i ph er i e li eg en d en w ei s s e n Kr ei s fl ä c h en ent s pr ec h en d em V ork a mm erli c h tbi l d e a n d t a f e l T i n F ig 6 S i e füh r en g en a u di e u ntern d em K a m m er li c h tbi l d e a u f d er di e s elb en B ew egu n g en a u s w i e j en e L i c h tb i l d e r b ei d er w i rk l i c h en D emo n s tra tio n u n d k ö n n en d a h er w i e di e s e d en R hy t hm u s d er H e rz b ew e gu n g e n vollkomm en a n s c h a u l i c h m a c h en 1 Um d em L i e s er e n e V o r s t ellun g d er ' v on ’ , , . , . , , , , , , , , . , . W . . , , . , . , P opu l är e phy s iologi s c h e V o rtr äg e 16 . tritt die kurze Zus a mmenziehung oder Sy stole der Vorhö fe zuerst a u f und zw a r b e g innt sie a n den Mündungen der grossen Ven en s tä m m e un d pfl a nzt sich mit grosser G eschwindigkeit üb er die g a nze Vor k a mmer fort D er grösste Theil des eingeschl ossenen Blutes wird infolge dess en durch die kl a ffenden Zi p fel kl a p p en in die schon ge füllten K a mmern hineingetrieb en und muss dieselben plötzlich a usdehnen Wie nun di e kurz e Zus a mmenziehung der Vork a mmer n a chlässt schlies s en sich die Z i p f elkl a p p en s ofort indem d a s in die erschl a ffende Vork a mm er a u s dem üb erfüllten und gesp a nnten Ventrikel infolge el a stischen Rück schl a gs z u r ück s tr eb en de Blut die einz elnen Zip fel s eg el a r ti g hervor wölbt und g eg en ei n a n d erp r es s t Ein Umschl a gen der Zip fel n a ch ob en verhindern die S eh n enf ä d en die vom R a nde u n d der untern Fläche derselb en n a ch unten zu den w a rzenförmig V orspringenden Muskel Z a p fen des Grundes der K a mmern gehen D a s Blut versp errt sich a u f diese Weise selbst den Rückweg und bleibt in der K a mmer ein geschlossen Dies a lles is t da s Werk eines Augenblicks a m Ende der Vorho f sy stole und w enn nun a u f die Vorh ofsy stol e wie Sie s a hen so fort die Sy stole der K a mmer erfolgt so muss sie da s in ihr eingeschlossene Blut durch di e sich in dieser Richtung leicht ö ffnenden T a s ch en v enti l e in die Arterien hineintr eib en d a kein a nderer Weg ofien steht a u f dem d a s gepresste Blut entweichen könnte denn die geschlossenen Z i p felk l a p p en schliessen n u r um so sicherer und fester j e mehr der Druck von unten wächst Na chdem sich die K a mmer von Blut entleert h a t verfallt sie in Erschl a ffung D a s Blut würde nun s o fort a u s den überfüllten Arterien in dieselbe zurückströmen wenn nicht die T a s ch en v en ti l e der Arterien wurzeln durch da s z u r ück str eb en d e Blut selb st im Augenblicke ent fa ltet a u fgebläht g eg en ei n a n derg ep r e s s t und ges chlos sen würden wie vorhin die Z i p fel k l a p p en zwischen Vorho f und Ventrikel Die erschla ffende K a mmer ka nn sich a lso nur von der Vorh of s ei te her mit neuem Ven enbl u te füllen denn die Z i p f elkl a p p en öfl n en sich in dieser Richtung w iderst a ndslos während die T a s ch en v enti l e fe st geschlossen bleib en In dem nun eintretenden Moment der Pa u se wird d a s in a llen vier Abschnitten erschl a ffte H erz wieder vollständig mit Blut a u s den Venen ge füllt und der folgende H erz s chl a g pumpt e s neuer di ngs in die Arterien hinein und so fort und fort so d a ss durch d en a ngegebenen Mech a nismus der H erzpump e die Venen immerfort entleert die Arterien immer fort ge füllt werden , ' . . , , . , . . ’ , , , , , , , , . , ’ . , , , , . ' , , . , , . P op u l är e phys iologi s c h e Vo rt r äg e 18 . der kru m me Pfeil a nz eigt ) a u s der rechten K a mmer dur ch die L ungen in di e C a p ill a r en ( c ) der L ung e ( L ) in denen es wi eder a rterien S a uersto ff a u s der L uft a ufni mmt Kohlensäur e un d Wa sserda mp f a h gibt u n d w i eder h ell r oth wi rd un d gel a n g t durch di e L ungenvenen ( v ) in den l ink en Vorho f um en dl i ch wi eder in di e link e K a mmer zurück z uk omrn en u n d den a ngegeb enen Krei sl a u f 1in der Rich t un g der Pfeil e l a u e r t neuerdings z u b eginn en un d ( sol a nge di e H erz th ä ti gk ei t a n d c on ti n ui r li ch fortzus etz en D er erö r terte Kreis l a uf b esteht a u s z w ei Ab schni tt en : dem soge n a nnten g r o s s e n o der Körp erkrei sl a uf un d dem k l e i n e n oder L unge nkreisl a u f Di e Arteri en d es grossen Kreisl a ufs ( a ) fuhr en h ell rothes , sogena nn tes a rteri elles Blut di e Venen v) d a gegen dunk les o der venö ses Blut umgekehrt i m klei nen Krei sl a u f ; die Arterien v f ü Venen h h r en d a dun kl es oder venöses di e i n gegen he ll es a ( ) ( ) a rterielles Blut In Fig 4 sind di e Ab schn itte des G ef ä ss sy s tem s w elch e dunkles Blut f uhren dur ch ein e leichte S ch a tti ru n g a usgez eichnet D er B egri fi Art eri e und Vene wird ni cht dur ch di e Färbun g des Blutes b estimm t d a s sie führ en sondern dur ch die Richt ung in w elcher sie es fuhr en Arterien sind solche Gef ässe die d a s Blut v om H erz en w e g n a ch der P eripheri e füh r en ; Venen hi ngegen solch e in denen Blut zum H erz en z ur ückk ommt Um I hnen en dlich no c h b eil äufig den Sinn un d di e B edeut ung der g a nz en Einr icht ung en und Erscheinungen des Blutkrei sl a uf s r er s tä n dli c h zu m a chen muss ich Sie d a r a n erinnern w a s s chon Mephisto sa gt a l s er vorn w iderstreb enden F a ust di e Unterschrift d es P a ctes mit einem Tröp fchen Blut verl a ngt : » B l u t i s t e i n g a n z b e s o n d e r e r S a f t ! I n der Th a t Blut i s t a uch ei n ga nz b esonderer S a ft von höchster phy siologis cher B edeutun g denn da s Blut stell t ph y di e gross e V o r r a t h s k a m m e r von Kr a ft und s i ol ogi s ch b etr a c htet S to ff d a r in w elch e a lle Einn a hm en a n E rn äh r un g s u n d Brennm a teri a l dur ch di e Ver d a uu n g s u n d A th m un g sw erkz eu g e fli es s en un d a u s w elcher a uch wi ederum a ll e Ausg a b en z ur Erh a l t ung der S tr u ct ur u n d der L eb ens th ä ti gk ei t en der einz elnen Orga ne u n d somi t des ga nzen Org a nismus b estri tten w erden O h n e d e n e ch s el u n d di e Rr n e u er ung d e s B l ut e s k a nn da s L eb en n i ch t b e s t eh e n u fluss v on h ell r oth em rd der Z leb e n skrä ftigem Blut e i nem w i a j einz eln en Orga n e a bgeschni tten so stellt es seine T h äti gk ei t ein und stirbt b ei leb en di gem L eib e a b denn j edes Orga n schöp ft n u r a u s dem durch seine C a p i ll a rg efas s e strömenden Blute di e m a te ri ellen B e di ngungen sein er Erh a ltung un d Kr a ftentwi ck el un g und gibt a n , ' . , ' , . ‘ . . . , ( ' ' ' , . . , . , ' , , . , , , . , , , , W , , , , , . , , , I Das . H er z u nd d er Ei n flu s s d es Ne v e r ns y s t em s au f d a s s e lb e 19 . da sselbe d a gegen die Z ers etzu ng sp r odu cte und Rückstände seines Ver bra uchs a b D e s h a l b a lso m u s s da s Blut ci r cu l i r en w enn es nicht a lsb a ld erschöp ft und unbr a uchb a r w erden soll sondern wenn es im Gegen theile s i c h in sein er norm a len lebenskrä ftigen Zus a mmensetzung b e h a u p ten und dem g a nzen Org a ni smus a u f die D a uer d a s L eb en er h a lten soll D e s h a l b h a ben a uch die s p eci ell en C i r cu l a ti on s verh ä l tn i s s e des Blutes in den einz elnen Org a nen und di e di eselben b eherrschenden H erzb ew eg u n g en und G e f ä s s ver en g erun g en und G ef ä s s er w ei teru n g en eine so hohe Bedeutung f ür a l l e L eb en sth äti g k ei ten mögen sie nun blos m a terieller oder zugleich a uch höherer geisti ger N a tur sei n Au f diese weni gen Andeut ungen muss ich mich für j etzt be s ch r ä n ken ; j eden fa lls werden dieselben genügen um Sie den weiten Ab st a nd der u n m i t t e l b a r e n mech a ni schen Wirkungssphäre des H erzens von und zugleich die w enn a uch entfernte B eziehung derselben z u d emE r s ch ei n u n g sk rei s e des G em üth sl eb en s mit dem es nichts d estow eni g er i n so wunderb a r innigem Z u s a m m enh a n g e steht er messen zu l a ssen Vielleicht ist e s mir ber erner a ndern Gelegenh eit vergönn t Ihnen welch es ich hier d a s reiche Bild der veget a tiven L ebensvorgänge k a um im flüch ti g sten Umriss sk i z z i r en konnte im D eta il a uszum a len ! Für heute h a b e ich j e doch eine a ndere Au fg a b e z u lösen ! Alle s w a s ich bisher b eh a ndelt w a ren M i tth ei l un g en welche nur zum V er stä n dni s s des eigentlichen H a uptthem a s meines Vor tra gs führen sollten zum Ver stän dn i s s d e r p h y s i o l o g i s c h e n E r k l ä r u n g j e n e s o ft e r w ä h n t e n Z u s a m m e n h a n g s z w i s c h e n d e n R e g u n g e n d e s G em üth s u n d d e r T h ä ti g k ei t d e s H e r z e n s L a ssen S i e uns hier einen Moment stillstehen und einen ra schen Blick a u f d a s bisher D a rgelegte zur ü ckw er fen ! Zuerst h a b en wir di e äussere G e s t a l t und den innern B a u d e s H e r z e n s b etra chtet ; s oda nn h a b en wir di e r h y t h m i s c h e T h ä t i g k c i t und den Mech a ni smus der H e r z p u m p e erörtert ; und en dlich h a b en w i r die h i e r d u r e h hervorgebra chte K r e i s l a u f s b e w e g u n g d e s B l u t e s innerh a lb d e s grossen und klei nen G efä s s r öhr en ci rk el s kennen gelernt und i hre B eziehung zur E rh a l tung a l l e r L eb en sä u s s er u n g en b er ührt J etzt n a chdem Sie mit dem Wesen und der f un cti on ell en B e deutung der Bewegungen des H erz ens näher vertr a ut sin d j etz t k a nn ich zur Ausein a ndersetzung des Einflusses schreiten w elchen d a s w or a us sich d a nn von selbst Nervens y stem a u f da s H erz a usübt . ' , , . , . , , , , . , , - , , , . . . , , P opul är e phy s iologis c h e V or tr äge 20 . ergeben wird wi e und a u f welche Weise die Regungen de s G em üth s eben vermittelst d es Nervens y stems den H erzschl a g zu verändern im Sta nde sind ! Indem ich diese le tzte Ausein a ndersetzung beginne muss i ch Ihnen zunächst erklären wie es überh a upt zu den rhythmischen Z u s a mm en zi eh u ng en und Erschl a ffungen der H e rz a b s ch n i tte komm t D a s H erz enthält die B edingungen seiner rh ythmischen T hä ti g k ei t i n s i c h s e l b s t denn nicht nur b eim F r os ch e wie Sie selb st vorhin s a hen und noch j etz t a n den B ewegungen der durch die B eleuchtung im S a a le verbl a ssten m on d s ch ei ben a rti g en L ich tbilder des forta r bei ten d en K a r di os k O p s w a hrnehmen können sondern a uch b ei i rb el thi er en j a w i e Versuche a n eben Enth a upteten den höheren lehren s o g a r b e i m M e n s c h e n f ährt d a s a u s dem Körp er g a n z hera usgeschnittene H erz einige Zeit fort regelmässig rh ythmisch z u schl a gen Die Anregung und Triebkra ft z u seiner rh ythmischen T h äti gk ei t emp fängt da s H erz nämlich unmittelb a r von einem b e s o n d e r n N e r v e n sy s te m welche s i m H e r z e n s e l b s t e i n g e b e t t e t i s t — und a u s z erstreute n H äu fchen von mikroskopisch kleinen sogen a nnten G a n g li enbl ä s chen oder Nervenz ellen b esteht a u s denen z a hlreiche N erven fä d ch en entspringen deren feinste Ausläu fer in die Fleisch oder Muskelfa sern de s H erz ens eindringen und da selbst ihr Ende finden In den G a nglien oder Nervenzellen entstehen durch die u n unterbrochenen E rn ähr u n g svorg ä n g e j ene der Nervensub sta nz eigen t h üm l i ch en E r r e g u n g s z u s t ä n d e welche sich a l s mo tori sche o der Bewegungsimp ulse wie elektrische D ep eschen im telegra phischen L eitungsdra ht i n n e r h a l b der N er v enf ä dch en bis in die H erz m u s k el fa s ern hinein for tp fl a nz en und die l etz tern zur Zus a mmenziehung vera nla ssen Diese motorischen Impulse und die von ihnen vera nl a ssten Z u s a m m en z i eh u n g en der H erz w a n du n g e n er folgen a ber d e s h a l b r h yth misch u n t e r b r o c h e n durch M omente der R uhe und E r s chl a if u ng weil die in den Nervenzellen entstehenden Erregungszustände a u f Widerstände stossen und sich d a her er st n a ch Ueber w i n du ng dieser Widerstände for tp fl a n z en un d a u f a lso rh ythmisch unterbrochen die Muskel fa sern übertra gen können Wären innerh a lb des H er zn erven sy stem s keine Einrichtungen zur Entstehung solcher Widerstände vorh a nden so könnte es a uch b eg r ei f lich keinen rhythmischen Wechsel von Zu s a mmenziehung und E r s ch l a fiu n g von S y stole und Dia stole geb en weil die H er z w a n du n g en infolge des ununterbrochenen Nervenreizes fortwährend zus a mmen , , , , , W . , , - , , , . _ , , , . ‘ „ . , , , I Das . H er z und d er Ei n flu s s d es Ne r W v en s y s te m s d a s s elbe a uf 21 gezogen bleiben würden oder wir müssten a u f j e d e E r k l ä r u n g i m v o r a u s v e r z i c h t e n d a nnehmen da ss die Entstehung des Ner v enr ei z e s n u n einm a l eine rh y thmisch unterbrochene s ei ! Die Rh ythmik d es H erzens findet a lso ihre einfa che und v oll stä n di ge Erklärung in der Vor a ussetzung von i der sta n d s ei nri ch tu n g en im H erz n er ven sy s tem , , , , . W e ch nis che s S chem zur E rläut e rung der I nne tion de s H erz ens R ss e r r e s ervoir mit Deckel ( d) getr gen von d m H olz g e s tell B F A n der A bfl F deren M ündung bei i s t b e ndet s ich der H up t oder Sp errh hn H i h i s t ein zwe iter oder R egu l der mit einem eiger f der im Pro fil gezeichneten i i i l s treift ; er dient zur fl V ergrö ss erung und V erkleinerung der A bfl fr ei bewegliche s S e in um di hori zont le A g F i g 8. M a . a a a , fi o a t ro n s h a h n , rv a e a Z , , a u s so ’ nu n u s s r öh r e a , 2. ‘ s e n th e ung ' e o. PI , Be . Kr e z au . xe a W durch e ne verti c le S cheidew nd in zwei F ächer g th i l t Gefä ss ode r S chiff chen D L ger ( l ) der hor zont len A i s t m E nd e de s S t h l p i m p p ufge s chr ubt m eine f dem s elben Pri s m d rch d S chr ube höher und tiefer ein s tellb re M i gh ül welche eine M t l l g b l trägt deren hor zont le A rme g g zur Unter s tützung de s S h i tf h S dienen wenn e s n c h recht s oder link s um k p p t ( S iehe die p k ti t und di e u s gezogenen Umri ss e von S ) R A b fl de ss en R öh i d B rett B de s Ge s tell s durchbohrt ; G G l d zum Auff ng e n de s bfl i ss er s yl i d i i a a u xe re i a a s ’ as r en e ' as c , un r s , a ' . ' e a a a r a a e a se ' asc n er a e a . a u s s r e s er v o r a a a, au . en s a as . a es s n c es , e s s en , re , en a . Um Ihnen da s Ges a gte a n s c h a u l i c h zu m a chen und z u zeigen w re erne ununterbrochene Triebkra ft durch Einsch a ltung und Ueber wi ndung von Widerständen in einzelne r hy thmische Impulse zerlegt wird erla ube ich mir Ihnen ern mech a nisches Schem a vor Augen zu stellen welches ich vor eini gen J a hren a l s ein did a ktisches H ül fs mi ttel , , , P op u l är e p hy s iol ogi s c h e V or tr äg e 22 . zur Erläuterung der Innerva tion des H erz ens eingerichtet und bes ch ri e ben h a b e ( Fig Wir w erden es im w eitern Verl a u fe unserer Unterh a ltung noch I 2 F F B P ö fter b enutz en Sie s ehen hier a u f einem H olzgestelle ein W a sserreservoir (R ) mit dem D eckel ( d) Wenn ich den H a upth a hn desselb en ( H ) ö ffne so strömt d a s W a sser ununterbrochen in den G l a s cyli n der S ch a lte ich j edoch einen Widerst a nd ein in Form eines zw eif ä ch er i g en um eine horiz ont a le Axe b e w egli chen Ge f ässes oder Schi ffchens ( S ) so sehen Sie wie da s a s ser so fort rh y thmisch unterbroch en i n e i n z e l u e n P u l s e n a b f l i e s s t indem sich d a s W a sser so l a nge in dem ein en F a che des schräg g e stellten Schiffchens a nhäu fen mu s s bis es den iderst a nd desselben über wi ndet und d a s G a nz e z um Umkipp en brin gt wor a u f d a sselb e Spiel a m z w eiten F a che b eginnt und da s S chi ff chen rhy thmisch hin und h er g e w orf en wird " Hier ha b en Sie ein a nsch a uliches B i l d in w elcher Weise d a s H er z n er v en sy s tem mi t seinen i d er s ta n ds ei n ri ch tun g en die rh y th mi schen H er zb ew eg u n g en zu Sta nde b ri ngen k önnte denn unsere M a schine a rbeitet g a nz ähnlich rhythmisch wie d a s H erz so ver schieden a uch sonst die b eiden App a r a te sind Die ununterbrochene T riebkra ft i n der M a schine ist da s a u s dem Reservoir fa llende Wa sser im H er zn erven s y s tem ist die T ri ebkr a ft die i n den G a nglien c on ti nu i rl i ch entstehende Nervenerregung B e i d e Triebkräfte stossen im weite m Verl a u fe a u f Widerstände un d kö nn en sich ( da sie diese erst üb erwin den m ü ssen um wirks a m z u w erden nur rh y thmisch unterbrochen äussern a m H erz en durch ) den Wechsel von S y stole u n d Di a stole a n der M a schine durch d a s p endel a rtige durch Ruhemomente unterbrochene Umkippen des S chiffchens D a s eb en betr a chtete dem H erzen e i g e n t h ü m l i c h e N e r v e n s y s t e m m i t s e rn e n durch i d er sta n d s v orri chtu n g en dessen a utom a tische d h selbststän di ge T h äti gk ei t die rhythmischen B ewegungen des H erzens n a ch Z a hl und Energie vera nl a sst und n u m i t t e l b a r beherrscht werden ; b esitzt j edoch keine a bsolute an a to mische und phy siolo gi sch e S elb stständigkeit Es hängt vielmehr durch z w ei fu n c ti on el l verschiedene N er v enf a s erz üg e mit dem Gehirn z u s a m m en und wird a u f diesen b e i d e u Wegen von den Zuständen des Gehirns in seiner T h ä ti gk ei t ( von der wie ges a gt die Z a hl und Energie der H erz schläge u n m i t t e l h a r a bhängt ) b eeinflusst Es entspringen nämlich von zwei diff erenten Gegenden im Innern des Gehirns z w ei b esondere N e r v e n f a s e r z ü g e welche zum H erz en . W W W . , , * . , , , , . , , . . W , , , , . . - . , I Das . H er z u n d d er Ei n fl u ss d es Ne r v en s y s tem s au f d a s s el b e 23 . und den Blutgefässen hina b steigen und ( d a selb st ihr Ende fin den d ) v e r s c h i e d en e Wirkungen a u f die T h ä ti g k ei t des H er zn er v en sy s tem s und somit a u f den H erz schl a g selbst a usüb en Die neuere Exp erimenta lph y siolo gi e ; welche sich di e Au fg a b e stellt die norm a len L eb en s vorg än g e z u ermitteln und a u s den erk a nnten m a teriellen Bedingungen mit N othw en di g k ei t herzuleiten d h zu erklären h a t hierüber folgend e wichtige T h a ts a ch en sichergestellt a N er v en fa s er z üg e Der e i n e dieser welcher vom Gehirn durch ) da s R ü ckenm a rk und w eiterhin z u m Theil durch die B a hnen des soge n a nnten sym p a thischen Nervensy stems a n seinen Bes timmungsort g e l a ngt enthält Nerven die ( wenn sie gereizt werden ) die T h ä ti gk ei t de s H erzner v en s ys tem s e r h ö h e n indem sie die in den G a nglien entstehenden Triebkräfte und R ei zun g sz u s tä n d e m i t t e l b a r oder u n m i t t e l h a r v e r m e h r e n Die Energie der H erz a rb eit wächst in folge dessen Der Entdecker j enes Theiles dieser Nerven welche die F r e u n e z der H erzschläge u n m i t t e l b a r erhöhen mein Vorgänger im q Amte Pro fessor V O N B EZ O L D h a t dieselb en desh a lb die e x c i t i r e n d en N e r v e n gena nnt Neuere Untersuchungen h a b en gez eigt d a ss j ener a n d e r e Theil dieser Nerven welcher die H erz th ä ti gk ei t nur m i t t e l b a r oder i n d i r e c t vermehrt di e schon längst b ek a nnten G e f ä s s n e r v e n sind welche g a r nicht ins H erz selbst gel a ngen sondern in den contra cti l en Wa ndungen der Ge fässe ihre Verbreitungsgebiete h a ben Ab er indem sie di e G efä s s w a n du n g en zur Zus a mmenziehung vera nl a ssen und hierdurch eine mächtige Steigerung d es Blutdrucks b ew irken vermehren sie eb en fa lls wenn a uch nur indirect di e Energie der H er z th äti gk ei t E s würde mich z u weit führen wollte ich Ihnen gena uen B e richt üb er die Fortschritte a bst a tt en w elche seit den b a hnbrechenden Untersuchungen V O N B E Z O L D s a u f diesem Gebiete der Exp eri menta l F ür unseren Zweck genügt e s phy siologie gem a cht worden sind zu wissen d a ss es Nerven gibt deren B a hnen m a n kennt w elche da s H erz e x c i t i r e n gleichgültig ob sie di e s m i t t e l b a r wie die G efä s sn erv en oder u n m i t t e l b a r wie die V O N B E Z O L D s ch en Ner ven thun b) Der z w e i t e der b eiden die T h ä ti gk ei t des H er z n er ven sy s tem s beeinflussenden N er ven fa serz üg e welcher a uch vom Gehirn entS p ri n a hn d e s sogen a nnten h eru m s c h w ei f en d en Nerven direct in der B d e n g oder Nervus v a gus a n b eiden Seiten des Ha lses z u m H erzen hin a b steigt führt hingegen Nerven deren Reizung die H erzth äti gk ei t h e m m e n indem sie die i der sta n d s ei n ri ch tu n g en des H er zn er ven sy stems v e r s t ä r k e n , so da ss sich di e Pa usen zwische n den H erz . . . . , , , . . , , , , . , , , , . , , , . , , ’ . , , , , , ’ , . , W , , , , , P opu l ä re p hys iologi s c h e V or tr ä g e 24 . chl ägen vergrössern und da s H erz sog a r längere Zeit in E r s chl a fl un g s ti llsteht M a n h a t si e die h e m m e n d e n oder r e g u l i r e n d e n N e r v e n gen annt ; si e wurden vor D e c ennren von den Gebr ü dern WE B E R in L eipzig entdeckt Um Ihnen die erwähnten Wirkungen der e x ci ti r en d en so w ol a l s d er r egu li r en d en o d er hemmenden Nerven recht a nsch a ulich zu m a chen grei fe ich wieder z u unserer M a schine ( Fig w elche wie wir s a hen n a ch demselben mech a nischen P rincip a rb eitet wie d a s H erzn er v en sy stem An ihr m ü ssen sich d a her a uch die ex ci ti r en d en und die hemmenden Wirkungen d em on stri r en l a ssen Die e r s t e r e n da durch d a ss wir die Triebkr a ft vergrössern indem wir den Regul a tions h a hn ( h) d es W a sserreservoirs ( R ) weiter a u fdrehen I ch setze die Ma schine in G a ng indem ich den H a upth a hn ( H ) ö ffne Nun drehe ich den z w eiten Ha hn (h) um einige Gra de weiter a u f Sie sehen die Z a hl und Energie der Pu l s a ti on en des S chi fich en s ( S) vermehrt sich so fort H ört die Reizung der ex c i ti r en d en Nerven a u f so stellt sich die frühere Schl a gfolge wieder her An unserm Schem a geschieht d a sselb e wenn ich dem H a hn (h) durch Zurückdrehen seine frühere Stellung w iedergeb e Die l e t z t e r e n die hemmenden Wirkungen hingegen i m i ti r en wir durch Vergrösserung des Widerst a ndes a lso d a durch d a ss wir d a s Umkippen des Schiffchens erschweren indem w i r es schräger stellen D a zu dient die Schra ub e ( s ) w elche die G a b el (g g ) a n dem Prism a (p p ) verstellt I ch schr a ub e die G a b el tie fer herunter und Sie sehen die Pa usen zwischen zwei Um k i p p u n g en des Schiffchens S vergrössern sich sehr merklich weil sich n un eine grössere Menge W a sser a ns a mmeln muss um da s S chiffch en zum Umkipp en bringen zu können a wenn ich die G bel p l ö t z l i c h eine grössere a j Strecke h i n u n ter s ch ra u be so bleibt d a s S chiffchen längere Zeit g a nz b ewegungslos ( Stillst a nd des H erzens i n Di a stole) Zum H erzn er ven sy s tem welches die H erzb ew eg un g en u n m i t zurückkehrend d a r f ich wol s a gen da ss Ihnen t e l b a r beherrscht n u n die entgegengesetzte Wirkung der h e m m e n d e n u n d der e x c i t i r e n d e n Nerven a u f d a sselbe a nsch a ulich geworden sein wird Durch die von den G ehi rnzu s tä n d en a b h ängige äusserst m a nni c h fa ch a bgestufte G e g e n w i r k u n g d h durch die Steigerung oder S chwächung des einen oder des a nderen oder b e i d e r dieser Einfl ü sse wird th a ts ä ch li ch in j edem Momente des L ebens die T hä ti g k ei t des H erz n erv en s y stem s b estimmt und von dieser hängt d a nn u n m i t t e l b a r die H ä u f i g k e i t und S t ä r k e der H erzschläge in ihrer u n e n d l i c h e u M a nni ch fa l ti g k ei t a b ' s . . . ‘ r , . , , . , . . . , . . , , . , . , , , . , " ' ' , , , . , , , , , ' . , , , , / . , . . - , 26 P o pu l är e p hy s iologi s c h e V or tr ä g e . der elektrom gneti s ch e L ä t p p t der E lekt rom gnet der den Anker de s der H ebel s f s o l nge nzieht l der B tterie B s t mmende ele k tri s che S t om in den L i t g d äh t d d d krei s t I m M oment der Unterbrechung de s S tro me s fällt der H ebel f und w ipp t ( wi di k t i t L inie zeigt ) mit s einem K ugel p ende n ch der Glocke g welche ein l ute s T on s ign l gibt R R R und R i s t ein i g hm i i ti g M ; der S chenkel R i s t in s einer vorderen H älfte wie b gebrochen gezeichnet d mit ; di d hinter liegenden Theile de s App r t s nicht verdecke m wird i h l i h t in G ed nken ergänzen Der vier s eitige M i g h m i s t durch zwei bewegliche mit L eder g fütterte B l h h i von denen n tur lich nur die rechte A zu s ehen i s t f d m V order rm fi i t indem j ed e S chien e drei H äkchen h t um welche in S ter touren ein fe s te s S eidenb nd geführt i s t de ss en E nde zwi s chen den F ingern der H nd her bhängt A uf dem S chenkel R de s M i g h m i s t eine el sti s che S t hlfeder F F ufge s chr ubt deren b gerundete s Vorderende gen u f die p ul i d A rterie de s H ndgelenke s dr ückt und durch j eden Pul ss chl g em p orgehoben wird Vermittel s t der S chr ube S k un die Sp nnkr ft der P l f d F F vermehrt und vermindert werden D t w s ich die s e F eder n ch bwärt s zu kr ümmen beginnt i s t ein M et ll plättchen m g i t t mit welchem die G bel de s H ebel s H t i k l i t vordere H b l d trä gt eine q uer D ge s tellte vertic l ufgebogene S t hl s chneide und be s itzt link s eine B ohrung durch welche die S chr ube S d h g s chr ubt i s t Die S chr ube S s teht mit ihrem unteren E nde f dem E nde der P l f d F F f und wird von der s lben mit f und i d b w g t D ihr Gewinde durch die B ohrung de s H ebel ende s H geht s o nimmt s ie die s en H ebel und s eine S t h l h i d bei ihren B w g uch mit Auf der S ch neide g ruht ber der H l h b l H w elcher um die A s ehr leicht beweglich i s t und durch eine z rte F eder f gegen di S chneide s nft nged ückt wird s o d s s er den B w g g der s elben gen u folgen mu ss A uf die e ei s e werden nun die H ebungen und S enkungen der P l f d F F f den H ol hebel H übertr gen de ss en freie s E nde s ie n türlich in ver t mM t b u s führt M i t d m g ö B e ginn j ede s Pul ss chl g s der H ndgelenk rterie steigt der H ol hebel in die H öhe und s inkt d nn w ieder her b um mit dem näch s ten S chl ge wieder emp orzu s teigen D freie E nde de s H olzhebel s s teht durch eine bewegliche G bel b mit einer l k t i s chen C t t i ht g s o in V erbin dung d ss die s e letztere g e n u im M mente de s B eginn s j eder P l b w g g den elektri s chen S trom der B tterie ( B ) unterbricht und d Glocken s ign l i m L äute w erk L u slö s t M eine C t t i ht g be s teht zwei horizont len zwei rmigen M e t ll hebeln H und H deren A l g elek tri s ch i l i t dem H t g m m i w ü f l ( ) der Pl tte ( P ) ngebr cht s ind die durch d V erbindung ss tück V) mit dem ufgebundenen M i g h m R R R P l i ht h R der M g h ä gt Der H ebel H i s t in s einen mm A die von der f der H inter l g fl ache de s ürfel s b f ti gt M et ll p l tte u s gehen s e h r leicht beweglich ; L a e ' a u a a ra a , a a au s a s , r a a e , s un 1 en r 2 . , e e r e un a a , a , en ra es s n er v er s e 2 , 3 2 I . a e er _ a , a a a a e c n an en ra ess n . e sc ec 5 m . c a en en e x r a a au , , , , , a a 3 ä 5 m s 5 . o u o w ä o ä e m u o ü m o r o : ä e u fl ä z m 3 a . es s n ra ’ a a , a a au a s r en e a a ’ a . a a u e s a a ’ er , or . o , a , a en e e an , 3 ar a as e e en a r u . e a a n , urc a a e a . au u s e ' er , e au , au sc en a un x , e n ' e e e n , n a e a un r e a , en s . , ' a e a . W ne o z z e . a xe e er n e 3 e o a en s a m m , a e u s ' au , er a z , a r s s er e aa s ss a e a a a a S a u n a e . z a a , a . as e e a o n a c v or r c un a , r o a W W W u s e e un a as a a . on a c v or r c a a 1 a 2 x en a , so r au s un ar an a a er , r e u a , as a es s n ' 3 sa A nE r s c en x en a n er n en ra en u s v or r c a un I 2 , , zu 2 . au e es a , en a e I Das . H er z u n d Ei d er n flu s s Ne d es r au f v en s y s tem s d a s s el b e 27 . drückenden Finger so zug änglich ist d a ss er mech a nisch gereizt werden ka nn I ch bin d a her im St a nde j eden Augenblick durch Druck mit dem Finger a u f j ene Stelle der rechten Seite des Ha lses die H em m u n g s nerven meines H erzens zu reizen und d a sselbe für einige Momente zum Stillst a nd z u bringen Um Ihnen a b er meine H e rzschläge wa hrnehmb a r zu m a chen werde ich mir den M A R E Y s ch en Pu l sh ebel oder Sph ygmogra phen d o r t a n mern H a ndgelenk a nschna llen wo die A er zte den Puls z u fühlen pflegen J eder H erz oder Pulsschl a g hebt den a u fgebundenen H eb el für die N ä h ersi tz en den deutlich s i c h t b a r in die H öhe D a mit a ber a l l e An w esenden im S a a le a uch die ent fernt Sitzenden gleich zeitig a n dem Exp eriment th ei l n ehm en können , h a be ich mit dem M A R E Y s c h en Pu l s h ebel eine elektri sche C onta c tvorri chtu n g von meiner Erfindung in Verbindung gebra cht welche j eden Pulsschl a g durch ein elektrom a gnetisches Glockensigna l m a rki rt Die Anordnung des ga nzen App a ra ts ist a u s d er Zeichnung ( Fig 9 ) ersichtlich I ch schn a lle den M A R E Y s ch en Sph y gmogra phen links a n mein H a ndgelenk und nun können Sie meine P uls und Herzschläge sehen und n a ch den Glockensigna len zählen Wenn ich j etzt a m Ha lse drücke und die H e m m u n g s n e r v e n reize so werden Sie so fort den Herzstillst a nd und d a s S el ten er w er d en des P ulses wa hrnehmen Eins zwei drei ich drücke a m H ä l s e vier H erzstillsta nd fün f Pa use sechs Pa use sieben a cht neun u s w Die frühere Fre quenz h a t sich bereits wiederhergestellt L a ssen Sie uns den Versuch nochm a ls wiederholen D erselbe Er folg J edesm a l na ch Applic a tion des Druckes a u f j ene Stelle der rechten Seite meines H a lses wo die Va g u sba h n verläuft in welcher di e H em m u n g sn er ven des H erz ens vom Gehirn zum H erzen ziehen er folgt , . , . , ’ , . . , , ’ , . . . ’ , . , . , , , , , . . , , , , , , . . . , , " , mit H verbunden ; s ein hintere s E nde trägt eine S chr ube S mit e inem Der obere ebel H geht hingegen mit einer Sp ur von R eibung in s einen A l g Pl t i k öp f h und f indem f ein federnder M et ll s treifen i s t der durc h die S chr ube S s mehr oder weniger g sp nnt und den Theil de s H ebel s dem die A hervortritt beliebig s t rk und s chw ch nge drückt werden k nn D hintere E nde de s H ebel s H trägt ein Pl ti k p f h welche s mit i m C ontP lctderi s t ;Bdtterie vordere E nde ber ein Knötchen n i c h t leitendem E lfenbein ( k) Verfolgt m vom B d i L eitung für den elektri s chen S trom s o fuhrt der Dr ht d n ch der mit durch die A l g in den H ebel H und weiter durch die in n d p l s bezeichneten M et ll p l tte ; B erührung be findlichen Pl ti k öt h und ch H D federnde A l g ( f ) s tellt die Verbin dung mit der mit m i s bezeichneten S eitenp l tte de s ürfel s ( ) her von wo der Dr ht d u s geht der s ich mit dem einen E nde der Sp ir le de s E lektrom gneten verbindet während d ndere E nde der s elben durch den Dr ht d den M inu s P l der B tterie B nge s chr ubt i s t Die S tromleitung i s t wi m s ieht unter die s en Um s tänden ge s chlo ss en der E lektrom gnet zieht den A nker die Kugel der F eder f i s t gehoben S o wie nun ein Pul ss chl g erfolgt wird d H ebel H gehoben zieht durch b den vorderen Arm de s H ebel s H mit em p or wodurch der C ont ct zwi s chen den Pl t i k öt h und ufgehoben und d Glocken sign l u s gelö s t wird I m Verl ufe der fort s chreitenden H ebung de s H ebel s H ebel H gegen d nicht leitende E l f b i k öt h k wodurch der elek H s tö ss t der mi t g g h S tro m zw r nicht ge s chlo ss en wird wodurch ber der mit etw s R eibung gehende H ebel H in t i eine s olche S tellung und N ei gung gebr cht wird d ss s ich noch während de s H er b s ink en s H und H der C ont ct zwi s ch en und und d mit die L eitung für den S trom wiederher s tellt um mit dem B eginn de s näch s ten Pul ss chl g s wieder unterbrochen zu werden und ein neue s Glocken s ign l u s zulö s en S o l s o werden die Pul ss chläge durch meinen App r t einer beliebig gro ss en Ver s mmlu g k t i h vernehmb r und k nn j ede A d g ihr er F re q uenz wie bei dem V gu s druckv er s uch deutlich zu Gehör gebr cht werde n s e i n v ordere s E nde i s t durch n n a b H en c . c 1 ’ a a , an a as . as a o xe x2 l a aus a a u au s vo a n c n WW Xe n a a ' en c a ' e - o e ezo e 2 a c c ' a an , , n a e n n c en , 1 a a a a sc a a en a , a von a a s c en c c n a a , , . er en , a a a a as a a er a . 2 en e c as a a , , a 2 a a 2 a ‚ an , a a . r sc x en a as , as , , a an a c 2 a an en c ' . a a nO er 1. c na nu n a a . e a e a a er n xen a 3 a , au s , a 2 a . eru n a a a a . n a u P o p u l äre p hys iologi s c h e V or tr äg e 28 . H erzstillst a nd und Verlängerung der Pa usen zwischen den einzelnen Pulsen welche a llmählich ihre frühere Fre q uenz wieder erl a ngen B em erk en sw er th ist e s noch d a ss a u f den in der Z w ischenzeit zwischen zwei P ulsen a usgeübten Druckreiz der zweite P uls immer noch o h n e merkliche Verzögerung eintritt Erst a u f diesen folgt der H er z sti l l s t a nd und die m a ni fes te Verlängerung der P a usen zwischen den H erzschlägen M i t d em Eintritt eines H erz schl a gs sind a lso im H er zner v en sy stem welches die Schläge un mittelb a r beherrscht die Kräfte für den folgen den Schl a g immer schon so weit vorb ereitet und di s p oni rt d a ss di e H em m u n g sn er v en keine M a cht mehr über diesel ben h a ben I ch bin z u Ende ! Mit dies em Exp eriment h a ben wir den l a ngen Weg durch da s Gebiet der a na tomischen mech a nischen und phy siologischen Vors tel lungen zurückgelegt welcher uns zum versprochenen Ziele führen sollte a s ich Ihnen nun noch zum S ch l ü sse s a gen w ill sind einfa che Folgerungen a u s den m i tg eth ei l ten T h a ts a ch en und Erklärungen I ch k a nn mich d a h er kurz fa ssen Sie h a b en er fa hren d a ss und w i e die Erregungszustände des G e hirns welche beiläufig bemerkt e r r e g e n d e r oder l ä h m e n d e r Na tur sein und sich in b eiden Formen den im Gehirn liegenden Ur S prüngen der ex ci ti r en d en und der hemmenden H er zn erv en m i tth ei l e n können a u f die H erz th äti gk ei t in der verschieden a rtigsten Weise m o di fici r en d und bestimmend einwirken I n s o f e r n nun die G em üth sb ew eg un g en Erregungszustände des Gehirns s i n d oder doch von solchen stets begleitet werden wird Ihnen kl a r geworden sein a u f welche Weise dieselben eb en vermittelst des a u fgedeckt en Nervenmech a nismus die H er zbew eg u n g en zu beeinflussen vermögen So a lso kommt z B der plötzliche H erzstillsta nd bei einer er s ch ütt er n d en G em üth sb e w e g u n g die eine Tr a uerbotsch a ft plötzlich hervorgeru fen d a durch zu Sta nde d a ss d a bei j ener H i rn th ei l a u s dem die hemmenden H erzn er v en entspringen erschüttert wird und d a ss si c h diese Erregung innerh a lb der H em m u n g sn er venba hn en a m H ä l s e her a b for tp fl a n zt wie eine Dep esche im elektrischen Tele i der s ta n ds vorri ch tu ng en i m H erzen und a u f die g ra p h en dra ht über trä g t So werden b ei freudigen G em üth s a ffe c ten wo die Pulse r a scher u n d höher schl a gen j ene b e i d e n Hirnregionen m a teriell gereizt a u s denen einerseits die ex c i ti ren d en a nderers eits die hemmenden Nerven ihren Ursprung nehmen und indem sich diese Reizungen gleichz eitig . , , . r . , W , , . , . , , . . , , , , , , . , , , . . W . , , , , , , . , , , , , I . Das H er z u n d d er Ei n flu s s d es Ne ve r ns y s t em s au f d a ss el b e . 29 erzen fortp fl a n z en da sselb e durch ihre Gegenwirkung s a hen zu r a s c h e n und zugleich s t a r k e n Schlägen ver H bis zum w re w rr , , , nl a ssen Und so in a llen Fällen ! Die a nge führten Beispiele mögen g e denn den a llgemeinen Schlüssel z u r Erklärung s ä m m tl i ch er n üg en möglichen Fälle h a b e ich Ihnen ob en gegeb en Wem diese Erklärungen zu mech a nisch zu m a teriell erscheinen der möge Folgendes b edenken Welche Ansicht welchen Gl a uben üb er den Zus a mmenh a ng von M a terie und Geist von L eib und Seele m a n a uch immer h a b en m a g ob m a n m a teria listischen oder ide a listischen mo ni stischen oder du a listischen Ansch a uungen huldige gl ei chviel ! d a ss es sich bei a llen j enen G em üth sb ew egu n g en welche notorisch mit Ver ä n de u m m a t e r i e l l e R ei z u n g s run g en des H erz schl a ges einhergehen oder L ä hm u n g sz u stä n de gewi sser Theile des Gehirns h a ndelt d a s ist eine über a lles Meinen und Gl a uben erh a bene a b solut feststehende a . , . , , . , , , , , , , , , T h a ts a ch e ! Und j ene beiden N er venfa s erz üg e die a u f verschiedenen Wegen vom Gehirn z u m H erzen und den G ef ä ssw a n dun g en ziehen sind die Fäden welche den wunderb a ren Zusa mmenh a ng zwischen den denn es gibt fa c ti s ch G em üth s und den H e rzbew eg un g en knüp fen k einen a ndern Zus a mmenh a ng zwischen den fr a glichen Erscheinungen In diesen N er ven fa s erz üg en h a b en wir die g eh ei m ni s s voll e Ein richtung ge funden in ihnen da s m a terielle Substr a t j ener Vorgäng e kennen gelernt welche den Pa r a llelismus zweier so differenter T h ä ti g k ei ten wie H erz und G em üth s b ew eg un g en vermitteln I ch a ber h a be Ihnen da mit die exa cte ph y siologische Antw ort a u f die Fr a ge gegeb en : W i e d a s H e r z z u j e n e r h o h e n e t h i s c h e n B e d e utun g k o m mt we l ch e ih m d er S p r a ch g e b ra u ch a l l e r V ö l k e r un d a ll e r Z e it e n b e il e gt , , , . ‘ , , . , P o p u l äre phy s iologi s c h e V o rtr äg e 32 . M i h ei l u n g der tt die Art der f ortschreitenden Ausbreitung und ) Bewegung von T h ei l ch en z u T hei l ch en Gest a tten Sie mir Ihnen ehe ich weiter gehe die E i g en th üm l i chk ei t di e s e s g a n z en Bewegungsvorg a ng es a n ern em mech a nischen S chem a o der Modell a nsch a ulich z u m a chen ( vgl Fig 10) Sie sehen hier eine Anz a hl Flämmchen ; dieselb en sollen uns eine Reih e j ener kleinsten sich gegenseitig a bstossenden m a teriellen Ph ei l ch en vorstellen a u s denen wir uns die L u ft wie j edes a ndere G a s zus a mmengese tzt denken müssen ; die a b stossenden Kräfte z w i schen ihnen sind ins Gleichgewicht geko m men ; es herrscht Ruhe .r . , , , ' . . ' r , , . i e r r e s L ongi tu di n l wel l en m a s ch i n e zur Demon s tr a tion der S c h a l l w el l enb ew e gu n g A A n s icht vo n vorn ; B Durch s chnitt Die gen uere B e s chreibung der M a s chine würde un s zu weit führen ; e s genüge zu bemerken da s s durch Drehen a n der Kurbel k der s chwa rze Bl ech tr ei f S und in einem F lz horizonta l ver s chiebb a ren H olzklötzchen p S ä m m tl i c h e a f der S t a nge s s a ufgereihten mit ihren Dil len m und L ichtchen l gen u in die im T e x t be s chriebenen O s c i l l a ti on en v er s etzt werden können in d em ( vgl den Durch s chnitt bei B ) j ede s H ol kl otz ch en vermittel s t eine s Z a p f eri s z in den M ech ani s mu s eingreift den die A x e a im I nneren de s K a s ten s durch ihre Umdrehungen treibt F i g 10. P ’ a . . a . s ' u a . a z . , ‘ , . J ener Streif von schw a rzem Blech ( S ) a m An fa nge der Li chtchen r ei h e b ed eu tet un s ei n Stück eines in s ch a l l er z eu g en de Schwing u ngen z B ei ner Violins a ite welche m i t der L u ft in v er s etzba r en Körp ers unmittelb a rer Berührung steht Setzen wir nun den Mech a nismus de s App a ra ts in T hä ti gk ei t so sehen S i e wie sich der Streifen von Blech ( S) so fort zu bewegen a n f ängt und da s ers te L ichtchen vor si ch her tr eibt . So wie sich da s erste L ichtchen dem zweiten nähert wächst die Abstossung zwischen beiden und da s letztere muss a usweichen weil von hinten gestützt nicht a usweichen ka nn ; und so d a s ers tere treibt da s erste L ichtche n da s zweite vorwärts da s zweite d a s dritte d a s dritte d a s vierte u s w ( vgl den Pfeil bei A ) Unterdessen h a t der Streifen von Blech seine Bewegung vollendet und beginnt seinen Rückg a ng ; so fort weicht a uch da s erste L icht chen zurück weil es (von hinten nich t mehr gestützt) von a llen seinen , ‚ ' , . . , . , . , , , , , . , . . . , . P op u l är e p hy s iolo gi s ch e V or tr ä g e 34 . D er S treifen von schw a rz em Blech entsp ri cht i n seiner B ewegung wie ges a g t einem o s cill i r en den Sch a llkörp er ; di e L i ch tch enr eih e ei ner Reihe der klein sten L u ftth ei l ch en ; di e scheinb a r f orts tr öm en d en Grupp en w o di e L ichtchen sich zus a mmendrängen entsprechen L uf t v e r L uft v e r d i c h t u n g e n w o sie a usein a nder weichen d ü n n u n g e n ; u n d der g a nz e vor I hren Augen a bl a u fende B ew egu n g s vorga ng z eigt Ihnen di e S c h a l l b e w e g u n g d e r L u f t d eren E i g en th üm li chk ei t d a rin b esteht d a ss di e L u f tth ei l ch en in ihrer ger a d lin i g en B a hn n ur hi n und h er s ch wi n g en w ährend di e hierdurch c r z eugt en Ver di chtungen un d Verdünn un gen durch den L u ftr a um fort schreiten indem sie sich immerwährend a u s neuen T h eil ch en z u s a m , , , , , , W WW W , , , m en s etz en . Einen B ew egungsvorg a ng von di eser E i g enth üm li chk ei t nennt m a n ein e el l enb ew egu n g i n der Ph y sik Unser S p e ci ell er F a ll ist di e S c h a l l w e l l e n b e w e g u n g D en N a men »Wellenb ew egu ng« und a lle näheren B ezeichnungen » w i e » Welle « » ell en b er g a ell en th a l « u s w h a t m a n hergeleitet vom Vergleiche m i t der g a nz a n a logen ell errb ew e g un g a u f der Ober fl ä ch e des W a ssers welches d a b ei j edoch a b w echselnd über sein Nive a u steigt und unter d a sselb e sink t st a tt wie die L uft sich zu verdichten u n d z u verdünn en D esh a lb heissen die durch den Luf tr a um fo r tschreitenden Ver S ch a l l w el l enb er g e di e L u ft verdünnungen di chtun gen S ch a l l w el l en th ä l er Ein solcher S ch a ll w ell enb erg L u f tver di ch t u n g und i n solch es e ) ( S ch a l l w ell en th a l ( di e L u ftverdünnung) z u s a m m e n g e n o m m e n bilden a b er w a s m a n ein e S c h a l l w e l l e nennt . , . . , . . ‘ , , . , . W ' . , mit w as i d s n d en sc h w ar z en S tri c h en g es c hi eh t w el c h e im S p a lt . d es Li l n ea s z u s e h en b em er k en d a s s di es el b en B ew e gu n g en a u s füh r en w el c h e g en a u ell enm a s c hi n e b e j en en en t s p r ec h en w el c h e i ch o b en a n d en L i c h t c h en d er s c hr i e b en h a b e un d w el c h e d i e L u f t th eil ch en m a c h en w enn s i e ei n o s c i l l i r en d er S c h a ll k ö rp er ( S ) i n B ew e gun g s et z t E s i s t l ei c h t z u s e h en w i e j ed er d er S tri c h e im S p a l t d es b ew eg t en L i n ea l s e in fa c h h i n u n d h er s c h w i n g t u n d d er R eih e n a c h di e gl ei c h a rt ig e O s c ill a t io n s b e w egu n g s p ät er a l s s ein Vo r g än g er u n d früh er a l s s ein N a c hfol g er b eg inn t u n d b een d et In folg e d es s en b ild en s i c h a bw e c h s eln d G ru pp en w o di e S tri c h e di c ht er u n d w o s i e d ün n er s t eh en u n d di es e G r u pp en s c h ein en vom s c h w in g en d en S c h a ll k ö rp e r n a c h r e c h t s fo r t zu s tr ö m en E s v er s t eh t s i c h v o n s el b s t d a s s g ena u di es e l b en B ew eg un g s er s c h e inun g en a u ft r et en o b m a n d a s L in ea l üb er d i e fes t l i eg en d e T a fe l n a c h u n t en führ t od er o b m a n d a s B u c h u n t er d em fes tg eh a l t en en L i n e a l n a c h o b en s c hi eb t E r w ir d , , , , . , , . , , . , , , . II D a s O hr . und H ö r en da s 35 . D a mit hätten wir a lso die Vorstellung von Sch a llwellen die sich in ger a der L inie n a ch e i n e r Richt ung hin fortp fl a n z en Aber die Ausbreitung des Sch a lles geschieht gleichzeitig n a c h a llen Richtungen d e s R a umes und so m ü ssen Sie sich die Sch a llwellen in Wirklichkeit nothwendig in Gest a lt von K u g e l s e h a l e n denken deren Durch messer immer mehr und mehr w a chsen j e weiter sie sich von ihrem gemeinsch a ftlichen Ausga ngs und Mittelpunkt dem s ch a ll erz eu g en den Körp er entfernen etw a so wie die ell en k r e i s e immer g r öss er u n d grösser werden welche wir durch einen Steinw ur f a u f der gl a tten Fläche eines W a sserspiegels erzeugen ! Die G e s c h w i n d i g k e i t mit w elcher die S ch a llwellen d en L u ftr a um durcheilen h a t m a n gemessen und bei ruhiger L u ft a u f 34 0 Meter in der Secunde b estimmt d h der Sch a ll br a ucht eine g a nze Secunde Zeit um eine Strecke von 3 4 0 Meter etw a s üb er 1 000 Fuss zu durchl a u fen während da s L ich t in derselben Z eit v i e l e 1 000 M e i l e n m a cht ; desha lb hören wir aber a uch den Kna ll einer in grosser Entfernung a bgeschossenen K a none viel S päter a l s wir d a s Au fblitz en derselben sehen ! J e weiter die Ent fernung i st desto S päter hören wir die Deton a tion des Geschützes und b ei der b ek a nnten F or tp fl a n z un g sg e s oh w i n di gk ei t des S ch a l les können wir die Grösse dieser Entfernung schätzen wenn wi r die Zeit messen welche vom Momente des A u f blitzens bis zur W a hrnehmung des Kn a lles vergeht J eder Secunde Verspätung entspricht eine Vergrösserung der E ntfer nung um 34 0 Meter j eder h a lben Secunde um 1 7 0 Meter Ebens o wie in der Lu ft und in G a sen entsteht der Sch a ll und pfl a nzt s ich fort in j edem a nderen el a stis chen Medium z B im Wa sser und in festen Körp ern n u r mit verschiedener und zw a r grösserer Geschwindigkeit Hiermit meine verehrten Anwesenden h a b en Sie die ph y si a s i st Sch a ll über k a li s ch e Antwort a u f unsere e r s t e Fr a ge : h a upt ? D er Sch a ll ist w re Sie gesehen h a ben nichts weiter a l s eine ei g en th üm l i c h e B e w e g u n g d e r M a t e r i e ! Mit dem Worte » Sch a ll « b ezeichnet der Spr a chgebra uch j edoch nicht nur den eb en erörterten g r o b m e c h a n i s c h e n B e w e g u n g s v o r g a n g sondern zugleich a uch die besondere E m p f i n d u n g welche derselb e vera nl a sst wenn er unsere H örnerven a ffici rt Dies führt u n s zu unserer zweiten Fr a ge : Wie der Sch a ll von uns w a hrgenommen wird ? Mit der a llgemeinen Antw o rt : » d u r c h d a s G e h ö r « w ollen wir uns j edoch hier nicht begnügen sondern gena uer zusehen w a s , W . , , , , , \ , , , . . , , , , , , , , , . W . , , . , , , . . , , , , . , “ , , , 3 * P o p u l är e p hys iolog i s c h e V or tr äge 36 . im Ohre vorgeht wenn Sch a llwellen da sselb e t reff en wenn wir a lso hören Z u diesem Ende w ill ich versuchen Ihnen mit Hül fe dieser kolo s s a len schem a tischen Durchschnittsz eichnung d e s Ohres ( vergl Fig 1 2 ) und mit Hül fe vergrösserter pl a stischer N a chbildungen einiger seiner Theile eine kl a re Vorstellung von dem äusserst c om p li ci r ten " B a u d e s G e h ö r o r g a n e s zu geb en I ch verhehle mir keineswegs d a ss ich da mit Ihre Aufmerks a mk eit un d E i nbi l du n g sk r a ft a u f eine h a r te P rob e s telle Allein mich er m u thi gt zu dieser gew a gt en für da s Ver stän dni s s d es Folgenden a b er u n e n t b e h r l i c h e u Auseina ndersetzung die H o ffnung d a ss Sie der fa st unheimliche Geda nke d a u e r n d fesseln dürfte d a ss die höchst verwickelten und m a nni ch fa l ti g en meist ver b or g en en Gebilde welche ich möglichst a nsch a ulich b eschreib en w erde in Wirklichkeit a l l e in Ihren e i g e n e n K ö p f e n vorh a nden sind und Sie b e fähigen meine Worte z u vernehmen ! D a s Gehöro rg a n ist b ek a nntlich dopp elt vorh a nden und s ymm e tri sch z u b eiden S eiten des Kop fes a n und i n dem sogena nnten Schlä fe b ein a ngebr a cht Es z er fällt i n drei Abschnitte welche m a n a l s ä u s s e r e s m i t t l e r e s und i n n e r e s Ohr b ez eichnet D a s ä u s s e r e Ohr b esteht a u s der knorp eligen von der a l l g e meinen H a u td e ck e üb erzogenen Ohrmuschel ( Fig 1 2 I M ) und dem äusseren Gehörga ng ( G ) dessen Wa ndungen z u m T h ei l a u s Knorpel / c4 zum Theil a u s Knochen gebildet werden An seinem Ende ist der G ehörg a ng durch eine feine el a sti sche H a ut verschlossen Er e ndet so m it blind Diese H a ut da s sogena nnte Trommel fell ( T ) b ildet die Grenz e und S cheidew a nd zwischen dem äusseren und dem m i t t l e r e n Ohr w elch es letzter e die P a uk enhöhle ( P) oder T r om m el h öhl e gen a nnt wird Diese hinter dem Trommel fell gelegene H öhle ist ein kleiner n u rege lmässiger R a um mit knöchernen Wänden Er i s t nicht a llseitig geschlossen sondern steht durch eine enge , n a ch vo rn und innen her a b steigende Röhre ( R ) mit dem hintersten Theile der N a senhöhle in Verbindung Diese Röhre welche a n ihrem N a s en en d e trichterförmig erwei tert ist und eine wulstige durch eine zus a mmengebogene Kn orp el p l a tte ! k l t im Durchschnitt gest tzte M ndung b esitzt heisst n ch einem ü ü a ( ) An a tomen des 1 6 J a hrhunderts die E u sT A C H r s ch e Röhre o der n a ch ihrer Gest a lt di e Ohrtromp ete Sola nge die Mündung der Ohr tr orn p ete w i e di es n orm a ler Weise in d er Ruhe d er F a ll zu sein pflegt , . , . . h . , . . , , , , , . , , . , . . , . , . , . . , , , . . , . , , , , ’ . , , , . , ' II . D a s O hr und da s H ö r en 37 . geschlossen ist wird di e in der P a ukenhöhle enth a ltene L u ft vollständig hermetisch a bgeschlossen sein ; sowie a b er die w ulstige M ündung g e ö ffnet wi rd w a s regelmässig b ei j eder Schlingb ew egung geschieht so c omm u ni ci rt di e Pa uk enh öhl enl u ft d u rch di e N a se hin durch frei mit der Atmosphäre und etw a ige Sp a nnungsunterschiede beider L u ft m a ssen können sich so fort a usgleichen , - , , . W I S chema ti s ch er Durch s chnitt de s me ns chlichen Gehörorg a n s der r e chten S e i te Durch s chnitte der K norp el der Ohrmu s chel u nd de s M äu ss ere s O hr ; G äu s s erer Gehörg a ng äu ss eren T hei le s d e s Gehörga nge s de ss en innerer T heil knöcherne ndungen h a t ; T T omm el f el l ; P P uk enhö hl e ; 0 ov a le s F en s ter r runde s F en s ter z wi s chen T und o di e gelenkig verbundene Gehör R die E u s r c m s c h e O h rtrom p ete k k d i e durch s chnittene Kn orp el p l a t t e ihrer k n öc h el c h e nk ett e wul sti gen und erwe ite rten N a s e m ün du g V B und S d a s knöcherne L a b yr i nth V d e V orhof B ei n h a l b c i r k el f örm i g e B ogeng a ng mi t s einer A m p ulle a ; S die S chnecke durch die S p i a l p l t t e i n di e V or l l b da s h ä u t i g e L a b yr inth l l die V orhofs h of t ep p e ( Vt) und in die Pa u k e t e p p e ( P t) g eth e i l t s äckchen b ein h äu ti g e h l b c i rk el f ör m i g er B ogenga ng mit s einer A m p ulle a A der S ta mm de s H ör nerve oder N czts t cu s in den inneren Gehörg ng e i ntretend und in zwei H a p t ä s t e ( V und S ) s ich sp a ltend ; V der Vo h of n e v mit s einen E ndverzweigu ngen a u f den ums chr iebenen wei ss en Stellen de s h ä ti g e L a b yrinth s ; S der S ch e ck e nn er v von unten in die K a nälchen der S chnecken sp indel ein r s c h en O rg a n c zu gel a ngen welche s u f der t r etend um durch die knöcherne S p i r a l p l a t t e zum C o oberen oder Vor h of tr ep p enfl ä ch e der h ä t i g e S p i r al p l a t t e a ufs itzt Z u bemerken i s t d ss der V er F i g 12 . . . . a a , ’ a . l ' , , n n . , r . a ' . e a ' u a r s r ' n n , , , s n u ' , W ' nr , a ' u r n r , r r , r s r , ' . ' u ' ’ a , a und Deutlichkeit wegen die P ukenhöhle und die Gehörknöchelchen n mentlich ber d g nze L b yrinth im V h äl t i zur O hrmu s chel v i e l zu gr o ss die S chnecke ber mit ihrer B s i s n ch unten gewendet gezeichnet wurde ob s chon s ie in irkl ichkeit die B s i s ihr er Sp indel i c h t wie in un s erem B ilde n ch unten s ondern vielmehr n ch oben und innen gegen den N kehrt s od ss t der V erl uf de s S h k S ein ger dl iniger wir d ! in s ein e m Knochenri ng u s ge sp nte Trommelfell der rechten S eite von i n n e n ge s eh en F i g 12 II D mit H mmer und A mbo ss in n türlicher Verbindung zeigt di A um welche s ich di beiden Knöchelchen vereint h b l f ö m i g bewegen l ss en s t än dli c h k e i t a a n ss er a . , , a . , as a a a a u a ’ , a a , a . . . c nec a as x, z e x e, e n n erven ' a c u s zcu s a , a an a ’ . , a e . e e r a . di esem Umstä nde b eruht a uch di e Bedeutung dieser g a nzen Einrichtung w i e sich später noch gena uer z eigen wird In , . P o p u l är e p hy s iologi s ch e V or trä g e 38 . An der dem Trommel fell gegenüber lieg enden knöchernen Innen w a nd der P a ukenhöhle befinden sich zwei kleine O efln u n g en , welche durch z a r te q u erg eS p a nnte Häutchen verschlossen sind Die untere der beiden O efln un g en heisst d a s r u n d e ( r ) die obere d a s o v a l e (o) Fenster Noch h a be ich im mittleren Ohr die zierlichen Gehörknöchelchen zu beschreiben welche q uer durch die P a uk enhöhle hindurch zwi schen dem Trommelf ell und dem H äutchen des ov a len Fensters ( o) eine feste gegliederte Br ü cke schl a gen Es gibt drei Gehörknöchelchen : den Ha mmer (H ) den Amboss 1 A 1 ( ) nn d den St eigb ügel ( S ) ( vgl Fig 3) ) Der Griff oder Stiel des Ha mmer s ( H s ) ist mit dem Trommel fell verw a chsen und reicht fa st bis in dessen Mitte her a b ; sein Kop f (H k) ra gt üb er den Pa u k enri n g in dem da s Trommel fell a usgesp a nnt ist frei her vor ; sein l a nger Forts a tz ( H l) i st n a c h vorn in einer Kn och en S p a l te c ing e klemmt Ä a mmers b esitzt Kop f des H S D er n a ch hinten eine G el enk fl ä ch e (H F i g 13 Die k in tü h G el enk fl ä ch e a m welcher eine ähnliche giggi ägggä er des Amboss entspricht H der H mmer k de ss en runder K o p f s s ein B eide Knöchelchen a rti c u li r en d a selb st dung mi t dem Ambo ss A der Ambo ss l s ein mitein a nder Der Amboss liegt h rnter l nger „s ein kurze F o rt s tz 1„kl eine kfl ä h G l zur V erbindung mit dem dem H a mmer S em l a nger Forts a tz H mmer s der S teigbügel be i s von der t ’ t l ää i äfä ffe äi äf 2 i ä i tfääää ili ( A l ) läu ft p a r a llel mit d em i m Trom i gen m el fel l einge w a chsenen H a mmergri ff und r a gt frei n a ch a bwärts Sein k u r zer Forts a tz ( A k ) ist n a ch hinten in einem Kn och en gr üb ch en a n gestemmt und b e festigt ( vgl Fig 1 2 II ) Die B eweglichkeit der Gelenk verbindung z w ischen Ha mmer und Amboss ist s ehr gering da gegen können sich beide Knöchelchen weit a usgiebiger um eine gemeinsch a ftliche Axe 2 Fig 1 II w ac ) heb el ( förmig b ewegen welche durch ihre na ch vorn und hinten a usgestreckten und fixi rten Fortsätz e ( Fig 1 3 l u k ) b esti mmt ist Der Steigbügel endlich ist mit dem freien und etwa s n a ch einwärts gebogenen Ende des l a ngen A m b ossforts a tz e s ( A l ) gelenkig v erbu n ’ . , , . , , . , ’ . . . ’ , , , , , . ’ _ , e en . . a na , r , ' . v a , , e en a c , a , . ( e o . , e ° ’ n ' ° s ; “ ' . ’ , . . . , ' . . , , ’ . . . ’ , 1 c B ei d er V or l esu n g b edi ent e i c h mi c h z u r h en p l a s ti s c h er N ac h b ild u n g en d er s el b en v on D mon s tr a t io n d er G eh ö rk n ö c h el ko l o s s al en D im en s io n en e . : II . D a s O hr u nd das H ö r en 39 . den und s teht horizonta l n a ch innen Ein winziges K n och enp l ä ttch en welches sich zwischen die G el enk flä ch en der Verbindung zwischen Steigbügel und A mbos s forts a tz einschiebt b eschreibt m a n wol a uch a l s viertes Gehörknöchelchen An unserem Schem a ( Fig 1 2 I ) sehen Sie di e Gehörknöchelchen a l s Brücke zwischen dem Trommel fell ( T ) und der M embr a n des ov a len Fensters ( o) mit welcher die F u S S p l a tte des Steigbügels ( Fig 1 3 S u ) verw a chsen i st in ihrer na türlichen Anordnung a usgesp a nnt D er Körp er des Amboss w ird b ei dieser Ansicht fa st g a nz durch den Kop f des Ha mmers verdeckt d a gegen sieht m a n deutlich s einen l a ngen Forts a tz welcher den Steigbügel trägt D a s schwa rz e Pünktchen a m Ha lse des Ha mmerkop fes gibt die Pr oj eetion der Axe ( Fig 1 2 II ac um welche sich Ha mmer und Amboss gemeinsch a ftlich wie H ebel dre hen können I ch komme zur D a rstellung des letzten und c om p li ci rte s ten Ab schnitte s des Gehörorga ns des sogen a nnten i n n e r e n Ohrs oder La byrinth s welches di e E n da u sbr ei tu n g en des Gehörnerven enthält D a sselbe i st eine a llseitig geschlossene mit wässeriger F eu c hti g k ei t ge füllte H öhle von a usserordentlich verwickelter Gesta lt Mit Ausna hme der beiden durch Membra nen verschlossenen Fen ster des ov a len und des runden i st diese H öhle ga nz und g a r durch sehr h a rte knöcherne Wände begrenzt inde m sie in den festesten Kno chen des menschlichen Körp ers den sogena nnten F el s en th eil des S chl ä f eb ern s sozus a gen hi n ei n g em ei s s el t ist Der mittlere weiteste Theil de s L a b y rinths hei sst der Vorho f Vestibulum ( Fig 12 I V) ; von demselb en gehen drei enge gebogene K a näle a b di e sogena nnten h a lbkreisf örmigen Bogengänge ( B ) D 1 2 u r ch s c h ni tts s ch em a r ein einziger I n unserem Fig I konnte n u ( der drei Bogengänge gez eichnet werden weil sie in drei verschiedenen senkrecht a u feina nder stehenden Ebenen liegen ) J eder dieser drei Bogengänge ist ein enger gleichweiter K a na l dessen b eide Enden in d en Vorho f münden ; n u r eines dieser Enden zeigt bei a llen eine kleine fla s ch en f ör m i g e Erweiterung die soge na nnte A m p u l l e ( a ) deren es a lso a uch drei gibt An der den Einmündungen der Bogengänge entgegengesetzten Seite verlängert sich der Vorho f in eine a llmählich sich verj üngende blind en di g en d e Röhre welche wie ein Schneckenh a us spir a lig um eine Spindel a u fg ew ickelt i st und desh a lb sehr p a ssend di e S c h n e c k e ( S ) gena nnt wird Brechen wir die W a nd der a u s dem Felsenbein hera u s g em ei s s el ten . , , - , . . . . , , . , , . . . , . , , . , . " , , , , . , . , . . ‘ , . . , , . , , , , . , , , , . , P op u l är e p hy s iologi s c h e V o r tr äg e 4 07 » . da s Innere derselben und Sie bemerken d a ss der S c hn eck enk a n a l nich t einfa ch i st sondern durch eine quere S cheidew a nd in zwei üb erei n a n derl i eg en d e Wendel treppen g eth ei l t wird Diese Scheidew a nd heisst die S p i r a l p l a t t e der Schnecke ; sie beginnt wie Sie sehen zwischen den b eiden Fen stern des Vorho fs und erstreckt sich S pira lig gewunden bis in die letzte Windung hin a u f ; sie ist zum Theil knöchern zum Theil häutig D er unmittelb a r von der S chneckenspindel a usgehen de k nöcherne Theil reicht bis üb er die H älfte in die Lichtung der Windungen hinein ; der äussere S a um zwischen hier und der gegenüberliegenden Wa nd besteht a u s einer stra ff en el a sti schen H a ut Von den beiden a u f diese Weise gebildeten Wend eltrepp en heisst die ob ere die Vorh ofs tr ep p e ( Vi ) die untere die Pa u k en tr epp e ( Pt) weil erstere direct in den Vorho f führ t letztere a b er wenn da s runde Fenster nicht mit einer Membra n verschlossen wäre mit der Pa uken höhle c om m u n i ci r en würde Die b eiden gen a nnten Treppen und d a s in i hn en enth a l ten e L a b y n n u r durch eine feine O effn u n g im obersten Ende ri n th w a s s er häng e der S p i r a l p l a tte d a s sogen a nnte S ch n eck en l och oder H elicotrem a mit ein a nder zus a mmen im übrigen sind es vollständig von ein a nder getrennte K a näle D a s L a b y rinth besteht a lso a u s dem Vorho f m i t den drei h a lb c i rk el för m i g en Bogengängen und a u s dem Doppelrohr der Schnecke Dieser ga nze H ohlr a um ist wie ges a gt mit einer Flüssigkeit dem sogen a nnten L a byri n thw a s s er erfüllt In diese r Flüssigkeit schwimmend sind im Vorho f z wei rundliche a shelle h ä u ti g e Bläsche n l und l ) enth a l ten und in j edem der drei l ( g B ogengänge ein f einer h ä u ti g er Schl a uch ( b b) der wie der knöcherne G a ng und gena u a n ders elben Stelle eine Erweiterung oder Ampulle a ( ) besitzt ; und wie die knöchernen h a l b ci rk elförm i g en Gänge mit dem Vorh ofs ra u m s o hängen die h ä u t i g e n B o g e n g ä n g e mit den Vorh ofsbl ä s ch en z u einem geschlossenen G a nzen zus a mmen M an nennt dieses z a rte Gebilde welches ich Ihnen au f Pa pp e gem a lt und a usgeschnitten hier vorz eige vgl Fig 1 2 l l l b da s h ä u t i g e ( L a b y r i n t h und die Flüssigkeit welche es einschliesst d a s i n n e r e L a byri n thw a s s er z u m Unterschiede vom ä u s s e r e n in w elchem es S ch n eck en w i n du n g en auf so sehen Sie in , , , . , , e . , . ’ , , , , , . / . . ‘ , , . , ’ , , ' , . , ' . , . . , , , , , , Vo r l e s u n g v erw en d et en D a r s tell u n g d es i n F ig 12 I a b g e bil h a tte i c h ei n V er s a tz s tüc k a u f w e l c h e s d i e O be r flä c h en a n s i c h t d e r S ch n e c k en w i n d u n e n g e ma l t w a r a n b r i n g en l a s s en D i e s es V er s a t z g s tü c k d ec k t e bi s d a hi n di e I n n e n a n s i c h t d er S c h n ec k e A n d er i n d e r d e t en O h r s c h e m a s 1 . , . , . . P opu l äre p hys io l ogi s c h e Vor tr äge 42 . Solche steife l a nge H ärchen sind übera us geeignet durch S trö mungen des si e umspülenden L a byri nth w a s s er s in B e w egung zu g e ra then und da bei eine mech a nische Reizung der zwischen ihren cinge fl p a n z ten Enden liegenden N er venv er ä stel u n g en z u ver a nl a ssen In den B l ä s c h e n d e s V o r h o f s sind a u f den umschrieb enen verdickten Stellen wo die Nerven enden keine oder n u r kurze und spärliche Härchen zu finden d a gegen liegen g a nz na he der ner ven reichen inneren Ob erfläche dieser Stellen z a hllose S pitz e Kryställ ch en von kohlens a urem K a lk die sogen a nnten G e h ö r s t e i n c h e n oder O toli th en w elche durch eine s chlei mige C on si st en z des L a byri n th w a s s er s ß ä Q a n diesen Stellen zus a mmen und fest geh a lten werden ( vgl Fig Wenn dieser K ry s ta ll br ei mit der 5 n er ven r ei ch en Oberfläche in Z u s a m m en stoss g erä th so wird eine m ec h a ni 5 sche Reizung der Nervenenden wol nicht a usbleiben können ! Die a kustischen Endorga ne der Nerven welche zur S p i r a l p l a t t e G hö t i h F i g 15 k y t lli i t m d e r S c h n e O k e treten sind noch kohlen s urem K lk d e n S tellen i h der V h f ä und unterm e i e n h ü m l i e r t c h und wunderb rer a a n f g fifä gfä g gää r geordnet a l s die bisher b etra chteten E s sind el a stische Fäden oder Stäbchen welche a u f der oberen oder Vorh ofs tr ep p enflä ch e der h ä u ti g en S p i ra l p l a tt e ihrer g a nz en Aus dehnung entl a ng von unten bis hin a u f in die letzte Windung sehr regelmässig dicht nebeneina nder gereiht und wie S a iten in q uerer Richtung d h in der Richtung der R a dien der S p i ra l p l a tte a u sg e S p a nnt sind M a n nennt sie n a ch ihrem Entdecker dem M a rchese A C O R T I DI S T S T E F A N O B E L B O C o r t i s c h e S t ä b c h e n oder da s C o r t i sc h e Orga n Au f dieser T a fel ( Fig 1 6 ) h a b e ich zum leichteren Ver stä n dni s s di e s e s v er w i ck el ten Gegenst a ndes eine möglichst verein fa chte schem a tische Durchschnittsz eichnung der S p i r a l p l a tte entworfen B ei K sehen Sie d a s äussere Ende der knöchernen S p i ra l p l a tte welche z a hllo se K a nälchen für die Bündel des i n der S chn eck en S p i n d el a u fsteigenden S c h n e ck en n er v en enthält In der Zeichnung ist ein sol che s K a nälchen vom Durchsch nitt ger a de getro ffen worden so d ass es a ussieht wie wenn die S i r a l l a tte dopp elt o und oder in eine obere p ( ) p in eine untere ( u ) Kn o ch enl i p p e z ersp a lten wäre M i s t der membra , , . , , , , . . ‘ e o , 7 , . e . a °r e nc rs a en vo n r s a n er v en r e c , ° s s r e en l °l e . , , , , . , . , . . , - . , . . o . , ‚ . , , . II . D as O hr u nd H ö ren das 43 . Theil der S p i r a l p l a tte welcher zwischen dem Ra nde des k n ö ehernen T h ei l s und der Wa nd der Schneckenwindung ( K ) a usgesp a nnt ist D o r t ist er fe stgew a chsen indem er sich in zwei L a mellen S p a ltet welche die obere ( o) u n d die untere ( u ) Fläche d e s knöchernen Theiles K ( ) a l s Knochenh aut überziehen ; h i e r indem er in Ba n dfa s ern ( b) a u sstr a hlt die sich a n K b e festigen B ei C befindet sich d a s C O R T I s ch e Org a n w re ges a gt a u f der o b e r e n der Vorhofs trepp e zugewendeten Fläche der h ä u ti g en Spira l pl a tte Ihm entsp richt a n der u n t e r e n Fläche derselben ein Blut ge fäss (g) Es b es teht a u s Fäden oder Stäbchen von zweierlei Art welche m a n a l s i n n e r e ( i ) und ä u s s e r e ( a ) unterscheidet nös e , ’ . , , , ’ . , ’ , , , ’ . . , . W S ch em a ti s che r Durch s chn i tt der S p i r a l pl a tt e mit d e m C o n r r s ch en O rga n K d a s äu ss e re E nde de s knöchernen T h ei l s der S p i r a l p l a t t e s ch e inb a r i n zwei L i pp en ( o und u ) g e spa lt en n F a s ern de s S c h ec ken n er ve i n fein s te E df a s e r ch e n a u ss tr a hlend M m em bra ö s er T heil der S p i r a l p l a tt e b fächerförmige B a df a s e welche M a n die Innenfl äche der äu ss eren nd ( K ) der S chneck e a nh e ften 0 d a s C o n r r s c h e O rg a n z I n en t ä bc h en a A u s s e n t äbc h en g Durch s chnitt eine s Bl u t g ef ä s s e s F i g 16 . ' . n . n n n . ’ ’ . ' n n . rn, a ' ’ n . s s , , . eine der verdickten Enden der A u s s en s tä bch en ( a ) sitzt in der Mitte der h ä u ti g en S p i ra l p l a tte fest d a s a ndere a rti c u li rt mit dem ob eren Ende des I nn en stäbch en s dessen unteres ebenfa lls v er di ck tes Ende na he a m inneren R a nde der h ä u ti g en S p i ra l p l a tte f es tg e wa chsen ist Es sind in der mensc hlichen Schnecke etwa 3000 C o n r r sche A u ss en s tä bch en und noch mehr I nn en stäbch e n indem e twa drei der letzteren a u f zwei der ersteren gez ählt werden Indem die C O R rI s ch en Stäbchen entsprechend der Ver s ch m ä l e rung der S p i ra l p l a tte von unten n a ch oben a llmählich a n L änge a bn eh men so bilden sie eine Art regelmässig a bgestu fter B e s a i t u n g wie wir eine solche a n der H a r fe und a m Kl a vier kennen An die C o nr r s ch en Stäbchen welche von einem z a rten Netz von in der Zeichnung sind a lle Z ell ch en und Fäserchen umsponnen sind diese c om p li ci r ten Gebilde der Kl a rheit wegen w eggel a ssen treten die S ch n eck enn er ven ( n ) durch einen schrägen K a na l im A n fa ng sth ei l der h ä u ti g en S p i ra l p l a tte mit ihren feinsten E nden ( n ) hera n Es k a nn k a um einem Zweifel unterliegen da ss die wie Kl a vier s a iten a usgesp a nnten Stäbchen de s C O R T I s ch en Orga ns durch b e Da s ‚ , a ' . , . ' ’ , , , , . ’ , , ’ . , , ’ ’ P op u l äre p hy s iologi s c h e V o r tr äg e 44 . stimmte Anstösse in regelm ässige Vibr a tionen g er a th en werden u n d d a nn die mit ihnen verbundenen Nervenenden in mech a ni sche Erreg ung vers etzen müssen I ch bin m i t der Da rstellung des feineren B a ues unseres Gehör Es genü gt w enn Sie a l s E n d er g ebn i s s d erselben o rg a ns zu Ende kl a r er fa sst h a b en d a ss die H örn erv en en d en a u f z a rten el a stischen M embr a nen a usg ebreitet und üb er a ll mit besonderen s ch w i n gun g s den a k u s t i s c h e n E n d o r g a n e n verbunden f ähigen Gebilden durch Impulse v on w e lche a llseitig von Flüssigkeit umspült s ind die die a ussen in b estimmte B e w egungen versetzt werden können N erven me ch a nisch erregen Nun k a nn ich unsere zweite Fra ge : w i e d e r S c h a l l v o n u n s w a h r g e n o m m e n w i r d ? d a durch be a ntw orten d a ss ich Ihnen z u z eigen versuche w a s in den drei Abschnitten des Ohres vorgeht und w i e sich die einz elnen b eschriebenen Gebil de verh a lten wenn Sch a ll w e llen da s Ohr tre ff en ! Die Ohrmuschel und der äussere Gehörg a ng fa ngen die S ch a ll wellen a u f und so gel a ngen si e bis a n da s Trommel fell Die Bed en t ung der Ohrmuschel a l s F a ng oder Sch a lltrichter ist beim Menschen i h h ü m l c e n i e n t edoch trotz ihrer a ugen cheinlich sinnvollen und e s g j M od el l i run g nur sehr untergeordnet denn wenn si e verloren geg a ngen i s t ode r durch Bind en gl a tt a n den S chädel gedr ü ckt wird vor a us gesetzt d a ss der Gehörga ng frei bl eibt so wird da s Gehör nur wenig beeinträchti gt Ferner zeigt der einfa chste Versuch da ss m a n sogleich e tw a s b esser hört wenn m a n die Ohrmuschel a u s ihrer L a ge und Form mit dem Finger n a ch vorn h er a u s drän g t oder g a r wie Sch werhörig e durch die von hinten her a n die Ohrmusch el a ng e z u thun pflegen le gte gekrümmte H ohlh a nd trichte r förmig z u s a m m enbi eg t und ver r ein B eweis d a ss die Ohrmuschel in ihrer na türlichen L a ge g ö s s ert und Gest a lt a l s S ch a ll und F a ngtrichter n u r wenig leistet G a nz a nders i st dies bei vielen T hi er en z B den Pferden Hun d en Sch a fen u s w w elche Form und Stellung ihrer Ohren durch b esondere Muskeln n a ch B e dürfni ss verände rn können Wer hätte n icht schon Gelegenheit geh a bt zu sehen w i e ein Pferd z B seine Ohren spitzt und o ft g a nz un a bhängi g von eina nder n a ch v ers chi ed e n en Richtungen w endet um d en Sch a ll b esser au fzu fa ngen A e hn l i c h e Muskeln besitzt zw a r d a s menschliche Ohr eben fa lls a b er sie sind s o a rmselig entwickelt und werden so wenig geübt d a s s sie die wenig : sten Menschen willkürlich gebr a uchen können wodurch übrigens n ichts verloren wird d a ihre Wirkung unter a llen Umständen unbe d eutend und von keinem merklichen Einfluss a u f da s H ören ist ’ , . . , ' , ‘ , , - , . , , , . , , , , , . , , , , . , , , . . . . . , , . . . , . , , , . II . D a s O hr d a s H ö r en u nd 45 . D a ss diese Muskeln a b er nichtsdestoweniger wirklich vorh a nden sind z eigt die a na tomische Präp a r a tion und die Fähigkeit m a nche r Menschen dieselben willkürlich spielen z u l a ssen So pflegte z B der berühmte An a tom A L B I N Us der 1 6 9 7 geboren w ar w enn er in seinen Vorlesungen a n der Universität L e y den zu diesem G eg en stä n d e k a m seine A l l on g en — Per rück e mit Feier li c h k ei t a bzuheben und den Schü lern die Wirkung dieser Muskeln a n seinen eigenen Ohren zu d em on stri r en W a hrscheinlich er freute sich A L B I N Us nicht immer eines so z a hlreichen Auditoriums wie ich im gegenwärtigen Augen blicke sonst hätte er sich z u seiner D emonstra tion um sie a llen Anwesenden sichtb a r zu m a chen eines ähnl ichen Hil fsmittels b e di enen müssen wie ich m i r a usgesonnen h a be 7 vgl Fig 1 ( ) um Ihnen Allen j etzt die willkürlichen B ewe gungen meiner eigenen Ohr F ig F ühl h b l zur Demon s tr tion der willkür muscheln zu z eigen I ch lichen B ewegungen der O hrmu s chel S tirnb nd welch em eine M e ss in gp l tte p b binde mir z u diesem Ende ein Sfe sein tigt i s t die einen s enkrechten St b mit hori z n t ler B ohrung und S chräubchen ( ) trägt I n der S ti rn b a nd um den Kop f a n mi t einer S t hln del B ohrung s teckt ein S täbchen d ( bei ) verbunden i s t A uf die S t hln del welchem ein kleiner F ühlh eb el i( s )t gelenkig ein federnde s H ül s chen ( h) fge s choben welche s mit der G bel eine s längeren t i l S t äb be festi gt ist ; stütze den H ebel wieder chen s ( bei ) ti l i t A unteren E nde de ss elben S chräubchen ver s tell findet s ich ein durch d vermittelst eines Stäbchens a n bbe re s D h th ä k h ( d ) welche s in die O hrmu s chel eingehängt wird Auf die Sp itze der S t h l d l k m m t dem sich ein Dr a h th äk ch en be zur V erlängerung de s F üh l h b l welchen di N d el l ng e leichte durch ufgelegte s B l ttgol d fin det a u f da s Ohr in dem ich bildet e ine glänzend und weithin s ichtb r gem chte Vogelfeder s o d ss die kl ein s ten B ewegungen der O hrmu s chel d da s H ä kchen in die Muschel ngehängte E nde de s t i l S täbchen s heben und ewegungen de s F üh l h b l ( s d einhänge und Sie sehen nun s ehr u s giebige BC ontour kti t ) ver nl ss en mü ss en p w i e die schuhl ä nge mit Bl a tt gold üb erzogene Vogel feder welche a u f der Spitz e d e s F ü hl h eb el s steckt die wi llkürlichen Bewegungen meines Ohres in vergrösserte m M a a s s s ta b wiedergibt N a ch diesem b ei l ä u fig en Excurse üb er die Ohrmuschel kehre ich z u der Auseina ndersetzung der a kustischen Vorgänge im Ohr e zur ück , , . . . , , , . , , ' . . e . . a e . . a , an a e ‘ a , s a , , . as a a . a a a z o au v er a a ' ar cu r nr . as , a c ra en s e , , na a e s ' _ ' , . , c a en e e , a a a a o a a , as a v er a c a en e a un , , . . r en z ' a a e s . . en P op u l är e p hy s iol o gi s c h e V or t räg e 46 . Die Sch a llwellen pfl a nz en sich a lso bis in die L u ft d es G eh ör or g a ns hinein fort und gel a ngen wie ges a gt bis a n d a s Trommel fell welches den G a ng a b schliesst da ss j ede einz elne Sch a llw elle d a s E s ist nun leicht b egrei flich Trommel fell in j e e i n e Schwingung versetzen muss welche der hin und hergehenden B ewegung der L u ftth ei l ch en und des s ch a ll erz eu g en den Körp ers selbst entspricht Um Ihnen diesen Vorg a ng so fort g a nz a nsch a ulich zu m a chen bra uche ich nur unsere vorhin zur D emonstr a tion d er Sch a llwellen b ewegung b enutzte M a schine ( Fig 1 0) neuerdings in T häti gk ei t setz en zu l a ssen n a chdem hinter dem letzten L ichtchen der Reihe ein welcher uns da s el a stische Trom w ei s sl a ck i r ter Blechstreifen ( T ) m elf el l b edeuten soll w ährend der sch w a rz l a ck i r te Bl e ch s trei f vor dem ersten Lichtchen den schwingenden Körp er v orstellt in Ver bindung gebr a cht worden ist Sie sehen wie der weisse Bl e ch str ei f d h d a s Trommel fell in di eselben Schwingungen g erä th welche der Streifen von schwa rz em Blech ( d h der s ch a l l erz eu g en de Körp er ) a us führt und w i e die B e w eg u n g en der L i ch terr ei h e ( d h die Sch a llwellen der L u ft ) diese Ueb er ei n sti m m u n g der Schwingungen hervorb ri ngen ! 1) In Wirklichkeit bildet a lso die L u ft sozus a gen die u n s i c h t b a r e Brücke a u f w elcher die O s ci l l a ti on en der s ch a ll erz eu g en den Körper a u f d a s Trommel fell hinüb ergetr a gen werden Die Schwingungen z u welchen da s Trommel fell a u f diesem Wege gezwungen w ird m a cht der H a mmer n a türlich mit weil sein G ri fl oder Stiel in da s Trommel fell eingew a chsen ist H a mmer und Amboss hängen a ber innig zus a mmen und b ewegen sich h eb el förm i g um eine gemeinsch a ftli che Axe Die Sch w ingungen des Trommel fells m a cht a lso w i e der Ha mmer und d a der Steigbügel a n der Spitz e des l a ngen s o der Amboss mit Forts a tzes des Ambosses sitzt n a türlich a u c h der Steigbügel und zw a r in d e r Art d a ss er die mit seiner F u S S p l a tte verw a chsene Membra n des ov a len Fensters ( vgl Fig 12 I o) ein und a u ss tül p t und d a durch in di eselben Schwingungen versetz t w elche d a s Trom m el fell a us führt In dem Moment wenn die Membr a n d es ova len Fensters durch die Steigbügelpl a tte ei n g e stül p t wird wölbt sich die el a s tische Mem , , , . , , e . , . , , , . , . , . , . . . . , . , , , . . , , , . . . , . , , L m ö g e d e n V ers u c h mit d em S p a l tl i n e a l u n d d er S t ei n d r u c k t a fe l 2 ( F ig 1 1) w i e d er hol en ; di e di c k e n S tr eifen S u n d T e n t s p r e c h e n w i e d er s c h w a r z e u nd w e i s s e B l e c h s t r ei f d em S c h a ll k ö rp e r ei n e r s ei t s u n d d em T r omm elfell a n d er er s e i t s 1 D er e s er . , . II D a s O hr . u nd das H ö r en 47 . bra n de s runden Fensters ( r ) hervor und umgekehrt Fehlte diese el a stisch verschlossene G eg en öffn u n g des r unden Fensters a m L a b y ri n th so w ürde da s in sta rre Wa ndungen eingeschlossene i n com p r es sible L a byri n th w a ss er die O s ci l l a ti on sb ew eg un g der Steigb ü gelpl a tte b eeintr ächti gen o der ga nz verhindern Dies a lles k a nn ich Ih nen a n unserem O h r s o h e m a zeigen w eil ich die betre ffenden Theile bew eg lich eingerichtet h a be 1) S o wi rd a lso die S ch a l l bew eg un g durch di e Kette der Gehör knöchelchen und die M embr a n des ov a len Fensters a u f d a s L a b yri nth w a sser übertra gen Ehe ich weiter gehe muss ich b emerken d a ss diese Ueb ertra gu n g der B ewegung nur d a n n leicht und vollstän di g st a ttfindet w enn di e Theile ihr e volle freie B eweglichkeit h a ben und b esonders auch di e in der Pa ukenhöhle eingeschlossene L u ft weder d ü n n e r noch d i c h t e r ist a l s die Atmosphäre w egen Es ist in diesen b eiden Fällen leicht verständlich d a ss der stärkeren Sp a nnung und Vorwölbung des Tro m mel fells gegen die Seite der dünneren L uftm a sse hin di e freie Beweglichkeit der Theile vermindert und somit d a s H ören selb st b eeinträch ti g t sein muss Die O h r t r o m p e t e oder T u be E u s ta chi i ( vgl Fig 1 2 I R ) dient nun da zu die Ausgleichung dera rti ger da s H ören wesentlich b ecin D ru ck di fl er en z en zwischen der Pa u k enh öh l en l uf t und trä ch ti g en d er der Atmosphäre zu ermöglichen indem sich die Mündung ihres N a s en en d es ö ffnet und den K a n a l der die P a ukenhöhle mit der N a se verbindet w eg s a m m a cht Die s geschieht ohne da ss wir es wollen und wis sen während der Schluckb ewegungen M a chen wir d a her sob a ld sich eine S c h w e r b ö r i g k e i t in folge von L u ftdruckdifferenzen einstellt eini ge Schling b ewegungen so verschwindet dieselb e so fort wieder weil durch di e d a b ei sich ö ffnende Ohrtromp ete L u f t entweder a u s der N a se in die P a ukenhöhle oder a u s dieser in die Na se einströmt und d a s Gleich gewicht a u f b eiden Seiten des Trommel fells sich herstellt Bei verschiedenen Menschen ist die Ohrtromp ete von sehr ver B ei m a nchen ist sie so w eit d a ss sie immer o ffen s ch i e d en er Weite steht und es d a her niem a ls z u den beschriebenen Erscheinungen kommt w eil die ungehinderte Ausgleichun g da s Zusta ndekommen etw a iger . , , , . , . . , , , . , . . , . . . , ’ * , , , . , , , . , , , , , , . . , , 1 I n d e m b ei d er V o rl esu n g b enu tz t en O h r s c h em a w a r en d a s T r omm elfe ll ov a l en u n d d es r u n d en F en s t er s g es tell t u n d d i e G eh ö r kn ö c h el c h en a u f P a pp e g em a l t li c h a n ein a n d er b efe s tig t w o r d en di e M e mb r a n en d e s , . aus au s un d K a u t s c h u k s t r e i f en h er g e s c h n i t t en und b e w eg P o p u l är e phy s iologi sc h e V o rtr äg e 48 . Sp a nnungsunterschiede verhindert B ei a nderen i s t sie wieder so eng da ss si e b ei der geringsten Schwellung der Schleimh a ut g a n z u nw e g Die stets verh ä l tni ssm ä ssi g geringe Weite des O hrtr om s a m wird a r u m m a n s o häufig b eiläufig b emerk der Grund w t k a n a l s ist t e n e p b ei he ftigem Schnup fen wo die Schleimhäute schwellen schlecht hört Hierdurch wird Ihnen die B edeutung und der Nutzen j ener sehr sonderb a ren C ommunic a tion zwischen der Pa uken und N a senh öhle gewiss verständlich geworden sein Von den Umständen a ber unter welchen diese A rt vorüb ergehen der Schwerhörigkeit entsteht will ich z w e i a n führen weil sie ein b esonderes Interesse d a rbieten dür ften L ässt m a n sich nämlich in einer T a uche rglocke in die Tie fe de s W a ssers hina b oder steigt m a n in ein em L u ftb a llon r a sch in be so tritt j ene S chwerhörigkeit trä ch tli c h dünnere L u ftschichten empor sehr deutlich ein in der T a u c h e r g l o c k e w eil die L u ft in der m a n a th m et st a rk com p ri m i rt i s t während die Pa u k enh öhl en l u ft n u r d a s Trommel fell da her zu st a rk die Sp a nnung einer Atmosphäre h a t im L u f t b a l l o n weil die L u ft in die m a n e i n g e s t ü l p t wird ; emporgeko mmen d ü n n i s t im Vergleich e z u j ener die m a n von der Erdob erfläche dem Grunde der Atmosph äre in seiner Pa ukenhöhle da s Tromm el fell a lso da uernd h e r a u s mit h i na u fg en om m en h a t g e s t ü l p t wird I ch k a nn Ihnen diese T h a tsa ch en a u s eigener Er fa hrung b estätigen denn ich h a be mich im Ja hre 1 85 0 i m p ol yteohni s ch en Institut in L on don mit drei a nderen H erren in einer T a ucherglocke in die Tie fe eine s und bin im vorigen H erbst br unn en a rti g en B a s sins hina bgel a s s en in Pa ris in Gesellsch a ft von 14 a nderen P ersonen mit einem s og ena nn ten » B a llon c a ptif « einem a n einem l a ngen Seil b e festigten kolos s a len L u ftb a llon der erst gegen da s Ende der Ausstellungsz eit fertig a n 300 Meter hoch in die L u ft geflogen ge w orden w a r a lso weit höher a l s unser J en en s er H a usb erg eder die unheimliche gedrückte Situ a tion in der grünlich dä m m er i g en T a ucherglocke noch die w a hrh a ft entzückende Empfindung b ei der L u ftfa hrt und die über a lle Beschreibung herrliche Aussicht a u s dem B a ll on a u f d a s vom schönsten A ben d g ol d üb ergossene P a ris mit seinen zahl losen punkt förmigen Menschlein und zwergh a ft z u s a mm en g e s ch r u m p f en B a uten s einem H tel des I nv lides seinem o a t Pa nth eon seine m Arc de l E toi l e t i e f unter meinen Füssen h a ben mich a n der ph y siologischen Beob a chtung üb er die unter diesen Umständen eintretende Schwerhö ri gkeit und deren so fortige Vertreibung durch S ch li n gb ew eg u n g en ve rhindert . , . , , , . , , p . , , , . , , , , , , , , ’ , , ‘ . . , W , , . , , . , ’ , . P o pu l är e p hys iologi s c h e V o rträ g e 50 F ür di . S ch a ll w ellen gibt es w i e ich hi er b ei l ä u fig er wähnen mus s noch einen z w eiten kürzeren Weg zu dem H ö rn erven mit sein en Endor ga nen im L a b yrinth nämlich durch di e S c h ä d e l k n o c h e n selbst Diesen di re cter en Weg können die Sch a llw ellen j edoch n u r: d a n u in erheblicher Stärke b etreten wenn sie durch einen festen Körp er fortgeleitet w erden welcher mit den Schädelk nochen selbst oder mit den Zähnen in unmittelb a rer B erüh rung steht Wenn m a n sich b eide Ohren zustop ft und da nn einen Bindfa den z wi schen di e Zähne klemmt a n dessen Ende ein gro sser sil b ern er L ö ffel oder noch b esser ein eisernes Line a l her a bhängt so hört sowi e der L ö ffel oder da s Line a l gegen eine Tischk a nte man a n s ch l ä g t trotz der verstop ften Ohren einen hi n g es ch w u n g en s o mächtigen Sch a ll da ss m a n gl a ub en k a nn neb en der gros s en Glocke des Kr em el s von Mo sk a u zu stehen I ch emp fehle Ihnen diesen ei n fa chen und höchst überr a schenden Versuch nicht etwa b l o s für die Kinderstub e Viele Sch w erhörige j a sog a r m a nche scheinb a r g a n z T a ub e hören d a s a u f einem Kl a vi er gespielte Musi kstück vollkommen g ut w e nn sie einen zwi schen den Zähnen geh a ltenen H olz st a b a u f den Resona nzboden des Instruments a u fstemmen Diesen K u n stgri fl h a t wi e mir m i tg eth ei l t wurde unser v er stor b ener C ollege S C H E I D L ER in früheren J a hren b enutzt wenn er trotz seiner T a ubheit m u si ci r en w ollte Dieser Ku n stgri fl gelingt i n des s n u r s o l c h e n G eh örk r a nk en b ei denen d a s L a b y ri nth und der H örnerv mit s einen Endorg a nen noch gesund sind während die Theile des L ei t un g sw eg e s für di e Sch a ll w ellen der L u ft a lso Trommel fell und Gehörknöchelchen irgendwie gelitt en h a b en und fun c ti on sunf äh i g geworden sind Die Be a ntw ort ung unserer dritten und letzten Fra ge : w e l c h e V e r s c h i e d e nh e i t e n d e r S c h a l l d a r b i e t e t? a n die wi r nun her a ntreten können muss d a rin b estehen da ss ich Ih nen z eige w i e v i e l e r l e i Unterschiede die S ch a l l em p fin du n g en deren unser Ohr fähig ist erkennen l a ssen und w e l c h e V er s chi e d enh ei t en der äusseren E rr eg u n g sm i ttel — nämlich der S ch a llw ellen durch ihre Einwirkung a u f den Mech a nismus des Ohres die sen Unterschieden der Empfindung entsprechen D er Unterschied w elchen ich zuerst b esprech en w ill w eil er a l l e n Ar ten der S ch a ll em p fin du n g zukommt ist d e r hinsichtlich ihrer S tä r k e oder Intensität J ede wi e immer ge a rte te S ch a l l em p fin du n g ka nn nämlich einen s t ä r k e r e n oder s c h w ä c h e r e n Eindruck m a chen e , , . , , h . ' , , , . . , , . ' , , , . ’ , , . , , , , . , , , . , . II . D a s O hr u nd das H ö r en 51 . Dieser qu a ntit a tive Unterschied der S ch a l l em p fin du n g en h ängt unter übrigens gleichen Umständen nur a b von der G r ö s s e der Schwingungen d h von der Breite d e s R a umes innerh a lb w elches d er s ch a l l erz eu g en d e Körp er und die einz elnen T h ei l ch en des leitenden Mediums hin und h er os ci lli r en Denn j e grösser die E x c u r si on en der Schwingungen sind desto m ä c h t i g e r w erden ,die Erschütterungen des Trommel fells der Gehörknöchelchen des L a byri nthw a s s er s und der b etr efl en d en Endorga ne des H örnerven a us fa llen desto i n t e n s i v e r ist d a nn a uch die mech a nische Erregung der Nerven und dieser entsprechend die S ch a ll em p fin du n g selbst J e k l e i n e r hingegen die S chw i n g u n g sg rö s s e der g a nzen Reihe der s ch a l l erz eu g en d en Schw ingungen ist desto sch w ächer muss die nervöse Erregung und desto l e i s e r die erz eugte Empfindung sein I ch komme z u dem z w e i t e n und zw a r dem H a u p t u n t e r es ist d e r z w ischen G e r ä u s c he n und s c h i e d e des Sch a lles m u s i k a li s c h e n K l ä n g en Geräus che und Klänge können in m a nni ch fa ch wechselnden Ver h ä l tni s s en sich mischen j a durch Z w ischenstu fen unmerklich i n ei n a n der üb ergehen ihre Extreme liegen a b er weit a useina nder D er w e s e n t l i e h e Unterschied z w ischen diesen b eiden H a upt kl a ssen von S ch a l l em p fin du n g en ist da rin b egr ündet d a ss beim G e r ä u s c h di e hin und hergehenden Bew egungen der einzelnen L u ftth ei l ch en ga nz unregelmässig sind und d a ss d e m z u f o l g e die mitein a nder a bwechselnden Verdünnungen und Verdich t ungen der L u ft a u s denen die fortschreitenden S ch a llwellen d e s G e r ä u s c h e s bestehen nicht gleich a rti g und üb ereinsti mmend zus a mmengesetzt erscheinen sondern g a nz verschieden und regello s wechselnd B eim reinen K l a n g hing egen geschehen die S ch w ingungen der einz elnen L u ftth ei l ch en g a n z regelmässig n a ch einer ga nz b estimmten i n immer gleicher Weise w iederkehrenden Norm und infolge dessen sind a uch a l l e die a u fein a nder folgenden S c h a l l w e l l e n e i n e s u n d d e s s e l b e n K l a n g e s gen a u eina nder gleich es herrscht eine m a them a tische Ueb er ei n s ti m m un g der B ewegung Eine solche Be w egung welche in gen a u gleichen Zeit a bschnitten m a g diese Weise in gena u derselb en Weise oder Norm w iederkehrt oder Norm a n sich welche immer sein nennt m a n in der Phy sik eine p e ri o di s ch e J ene S ch a l l w el l enb ew eg u n g a lso w elche den musik a lischen K l a n g hervorbringt ist eine p e r i o d i s c h e j ene welche da s G e r ä u s o h erz eugt eine n i c h t periodische Bewegung Die verschiedenen Wirkungen dieser beiden Arten von Sch a ll . , . , . , , , ’ . , . , . , . , , , . , , , , . , , . , , , , . P op u l är e p hy s iologi s c h e V orträ g e 52 . Ohr schein en sich a b er einfa ch d a r a us zu erklären d a ss p e r i o d i s c h e Sch a llwellen a n d e r e der Endorga ne des H örnerven in Mitschwingungen versetzen und demgemäss a uch a n d e r e Nerven fa sern erregen a l s n i c h t p eriodische In dieser B eziehung ist es von Wichtigkeit sich zu e ri nnern wie verschieden di e a kustischen Endorg a ne der Nerven j e n a ch i hrer Form C on si stenz E l a sti ci tä t und B eweglichkeit sind Wie m a n mit Grund v erm u th et können nämlich di e s a i tena rti g a u sgesp a nn ten un d a bgestimmten C o nr r s c h en Stäb chen a u f der el a di e mit s ti s ch en S p i ra l p l a tt e n u r durch p e ri odische Schwingungen i h n e n i n E i n k l a n g sind in a nh a ltende krä ftige M i t schwingungen versetzt werden ; w ährend der zähe K ry sta l l brei der H ör s tei n ch en in den Vorh efs ä ck ch en und die feinen H ärchen in den Ampullen durch einzelne Stöss e und unregelm ässige n i c h t p eri odische E r s ch ütte r ungen i n a usgiebige regellose B ewegu ngen g er a th en Und so sehen Sie denn da s s durch di e E i g en th üm l i chk ei t ihrer Endorga ne die N erv en a u sbr ei tun g en in den Vorh ofs ä ck c h en und den Ampullen z ur W a h rn ehmun g der G e r ä u s c h e die Schnecken nerven mit ihren O O R T r s ch en Stäb ch en a b er zur Wa hrnehmung der m usik a lischen K l ä n g e geschickt erscheinen Die Erregung der V orh ofsn erven gibt G e r ä u s c h em p fin du n g en die der S chn eck enn er v en a b er T o u und K l a n g em p fin du n g en Au f die An a ly se der unendli ch m a nni chfa l ti g en Geräusche k a nn ich mich nicht w eiter ein l a ssen ; ich b emerke nur da ss sie meist ver s chi e d en e mehr oder weniger hervorstechende Kl a ngelemente b ei gemischt enth a lten ; wie umgekeh r t fa st a lle Klänge mehr oder weni ger durch Geräusche verunreini gt sind a s a b er die w eiteren Verschiedenheiten der r e i n e n m u s i k a l i s e h e n K l ä n g e a ngeht s o h a b e ich Ihnen n och zu erklären w o durch einerseits di e musi k a li sch e T o n h ö h e derselben a ndererseits ihre sogen a nnte K l a n g f a r b e ode r ihr T i m b r e be di ngt wi rd und w i e der S ch n e ck enn erv mit seinen C o n r r s ch en Stäb chen diese beiden Qu a litäten w a hrzunehmen im St a nde ist Die musik a lische H ö h e und T i e f e der T on em p fin du n g en ist b e dingt durch di e A n z a h l der Schwi ng ungen welche der tönende Kö rp er in einer S ecunde m a cht J e grösser die Anz a hl der Schwingungen in einer Secunde ist desto höher j e kleiner Ed e s to tie fer i st der Ton Von di eser fund a ment a len T h a ts a ch e ka nn ich Sie vermittelst der sogen a nnten S E E B E c x s ch en Sirene überz eugen Dies i st ein Instrument in welchem Töne d h p erio di sche Sch a llwellen n u r da durch entstehen d a ss ein w ellenb ewegung da s auf , . , t , , . ‚ , ’ , , , , ’ , . , , ’ . , W . , , . , , , ’ , ’ . , . : , . , ’ . . . . , , , P opu l är e p hy s iologi s c h e V or tr äg e 54 . sein mehr a l s 2 000j ähriges Alter ehrwürdigen Versuch a m Monochord üb erzeugen ( vgl F i g D a s Monochord ist wie Sie sehen ein l a nger schm a ler Reson a nz k a sten ( R ) von dünnen Brettchen a u f welchem eine einzige S a ite indem ih re Enden in die festen ( d a her der N a me) a us gesp a nnt ist sch a rfka nti g a u fgebogenen L a ger (k k ) eingeschr a ubt sind Ein Steg ( t) k a nn b eliebig wo unter die S a ite geschob en w erden und th ei l t da nn dieselb e in zw ei selb ständig schwingende Häl ften An der Seite des K a stens ( R ) ist ein M a a s s sta b ( in der Fig in 1 5 0 Theile g eth ei l t) von w elchem m a n d a s Verh ä l tni ss der L ängen in dem die entsta ndenen S a i ten h ä l ften z u eina nder stehen a blesen k a nn . . , , , , ’ . , . . , . , O c ta v e 1 2 g r T er z 4 5 k l T erz 5 6 S ex t 5 8 S ex t 8 10 te Q u in Q u a r te . . kl gr . . onochord R e s n nzk s ten mit M t b für die E in s tellung de s ver s chiebb ren S t g ( t) Die einzige S ite de s I n s t ument s i s t horizont l üb e r die s ch rfk ntig ufgebogenen L ger k k ge sp nnt F i g 19 . R o a a . Da s M . aas s s a r a a a a e a es ' a a . , a . Setz e ich den Steg ( t) gen a u unter die Mitte der S a ite ( na ch dem M a a s s sta b der Z eichnung a lso in die Verlängerung des T h ei l stri c h s so stehen die S a i ten h ä l ften i m Verh ä l tni s s 1 d h sie sind gleich l a ng ; ich s chla ge sie a n ; sie geb en wie Sie hören gena u d e n s e l b e n Ton (unisono ) Theile ich die S a ite in Ge da nken in drei gleiche Theile und s chieb e ich den Steg gen a u a m Grenzpunk t zwischen dem ersten und z w eiten Dritt el unter die S a ite ( vgl Fig 1 9 t b ei T h ei l stri ch so h a t die linke S a i tenh ä l fte die rechte der ga nzen L änge B ei de H äl ften stehen im Verh ä l tni s s von 1 2 „ und wenn ich sie erklingen l a sse so geb en sie wi e Sie hören d a s Interv a ll einer O o t a v e S etze ich den Steg so d a ss links 2 5 rechts der L änge liege n . . ' , , . " . . . , , , . ‘ , , II . D a s O hr un d da s H ö r en 55 . " h l i 1 d V e r ä t n s s vgl in der Fig 9 b ei T h i l h 0 so ist a s der t e s t r i c 6 ( ) Stücke 2 3 und die Töne bilden eine Q u i n t e So fortfa hrend findet m a n da s Verh ä l tni s s für die 4 3 Q u a rt e gros se Terz 4 : 5 kl eine Terz 5 : 6 kleine S ext 5 : 8 g r o s s e S e x t 6 : 1 0 o der ( vgl die in der Fig gezeichneten horizonta len L inien ihre E i n th ei l u n g 7 g 3 4 t5 6 1 t und t ) und die Stellung des S teg e s t t t t Die längere S a i tenh ä lfte gibt immer den tie feren Ton des Inter v a lls Alle übrigen Verhältniss e der S a i tenh ä l ften bringen Diss o na nz en hervor Diese Abmessungen sind schon von den griechischen Musikern mit grosser Gena uigkeit a usgeführt und a l s ein tie fes M y sterium b e tra chtet worden Erst sehr viel S päter ermittelte m a n d a ss di e einfa chen Verhält nisse der S a i tenl ä n g en a uch eb enso für di e S chwingungsz a hlen der Töne bestehen und somit den Toninterva llen a l l e r musik a lischen In A uf den To ni nterv a llen b eruht a ber eb en str u m en te zukommen schliesslich die g a nz e Musik u n d Sie werden nun den vi el ci ti rten geistreichen A us spruch » d a s s d i e M u s i k e i g en t l i c h k l i n g e nd e A r i t h m e t i k << sei z u würdigen v erstehen Nun noch von der Kl a ng f a r b e ! L ässt m a n e i n e und d i e s e l b e Note n a ch ein a nder durch ver etwa eine Geige eine C l a rinette ein Pi a no s ch i e d en e Instrumente oder eine Sings timme in der gleichen Stärke a ngeben so ist die Em fi d un g t r o t z d e m j edesm a l von a nderem a ku s tischen C h a r a kter n p und diesen nenn t m a n K l a n g f a r b e oder T i m b r e An K l a n g f a r b e oder T i m b r e erkennt m a n leicht d a s Instrument welches den Ton hervorgebra cht h a t Welche Verschiedenheit der p eriodischen S ch a l l b ew eg un g ent spricht nun d i e s e m Unterschiede der Empfindung ? Wir h a ben gesehen d a ss von der S ch w i n g u ng s g r ö ss e di e S t a r k e von der Schwi ngungs a nz a hl die m u s i k a l i s c h e H ö h e des Tones z u r Erklärung der verschiedenen Klänge o der K l a n g a bhä ngt f a r b e n bleibt a lso nur n och j ene M a nni ch fa l ti gk ei t der p eriodischen Schwi n g ungen übrig welche sich a u f deren F o r m oder Zus a mmen setzung b ezieht d h a u f die S p eci el l e Art und Weise w i e di e s ch w i n a ligen Hin un d ihre B ewegung während eines einm T i l h e n h e d e e c n n g H erga nges a us führen . . . . . , , , , , . , . . - . , . , . , , , , , , . , . , , , , . . , . P op u l äre p hys iologi s c h e V o r tr äg e 5 6 . I ch muss Ihnen hier um ku rz zu sein die u h e r r a s o h e n d e M i tth ei l u n g m a chen d a ss es n u r durch b esondere ph y sika lische Vor einen w i r k l i c h g a n z e i n f a c h e n Ton z u er r ichtungen gelingt zeugen ä und d a ss ein j e d e r K l a n g wi e ihn unsere verschiede nen m usik a lischen Instrumente durch ihre c om p li ci rten Schwingungen her vorbringen n i e m a l s wirklich ein e i n z i g e r e i n f a c h e r T o n i s t sondern s t e t s z u s a m m e n g e s e t z t a u s m e h r e r e n T ö n e n v on verschiedener S t ä r k e und H ö h e die gleichzeitig und in demselben Momente miteina nder erklingen sob a ld irgend eine Note eb en durch e ines unserer b ek a nnten Musikinstrumente a ngegeb en wird ! Von diesen einfa chen Tönen die wie ges a g t einen j eden solchen wird d e rj e u i g e s c h e i n b a r ein fa chen Kl a ng zus a mmensetz en und desh a lb a uch durch seine w elcher der tie fste und stärkste ist Sch w ingungsz a hl die musika lische H öhe des g a n z e n Kl a nges b e stimmt der G r u n d t o n gen a nnt während die übrigen höheren Töne welche gleichzeitig a ber in verschiedener Stärke noch mitklingen die O b e r t ö n e heissen D er Grundton u n d seine O bertön e verschmelz en für da s Gehör s o s e h r z u einer e i n h e i t l i c h e n Empfindung der des specifischeu da ss sie nur durch b esonders geü b te und a u fmerks a me Kl anges Ohren oder durch b esondere k ünstliche Ver a nst al tung en e in z eln a u s dem Kl ä nge her a usgehört werden können Sie sehen verehrte Anwesende ! da ss somit von der F o r m oder Z u s a m m e n s e t z u n g der p eriodischen Schwi ngungen d h von d er verschiedenen Anz a hl und Stärke der O b er tön e die n e b s t dem Grundton im Kl a ng enth a lten srn d die Verschiedenheit der Kl a ng fa rb e o der d e s Timbres a bhängt Wenn u m nu r e i n Beispiel a nzu führen die Violine und di e menschliche Stimme d a s eingestrichene a n a ch ein a nder a ngeben so stimmen diese durch ihren Timbre leicht a u s ein a nder zu ken neh den Klänge d a r i n ü b erein da ss si e b eide d a sselbe a ( mit seinen 4 40 Schwingungen in einer S ecunde ) zum Grundto n h a ben ; sie unterscheiden sich a b er d a d u r c h von eina nder d a ss b eim a der Violine die O ber tön e in a n d e r e r Anz a hl und Stärke mitklingen a l s b eim a der mens chlichen Stimme und dies gilt für a lle übrigen Musikinstrumente I ch verzichte d a r a u f Ihnen noch m ehr ü ber die O b er tön e und ihr I n terv a ll v e rh äl tni ss zum Grundton und zu ein a nder sowie da ra u f Ihnen zu z eigen wie die Lu ftb ewegung be z u s a gen sch a ffen i s t welche gleichz eitig erklingenden und neben eina nder bestehen den Tönen entspricht die einen Kla ng zus a mmensetz en denn einerseits müss te ich zu weitläufig werden um leicht verstand , , , , , , h , , , , , , , , , , , . ’ , . , . . , , . , , , , , , . , , , , , , , , P o pu l är e p hy s iolo gi s c h e V o rtr ä g e 58 . wie ei n Echo d h Sie h a ben nicht die b eka nnten Töne des Kl a viers i n ihrer S p eci fis ch en Kl a ng fa rbe son dern di e V o c a l e m ein er Sti mme L Die B e s a i tu n g desselb en h a t a u s dem Kl a vier h er vorkli n g en hören nämli ch a u f rein mech a nischem Wege die zus a mmengesetzten Kl a ng wellen der Voc a le in ihre B esta n dth ei l e zerlegt indem a l l e die S a iten und n u r die S a iten in Mit s chw ingungen g eri eth en welche den Sch w ingungsz a hlen der im Kl ä nge d e s Voc a ls e nth a ltenen ein zelnen Töne en tS p r a ch en Es musste d a her dieselb e Tonmischung na chh a llen welche der Kl a ng fa rb e des b etre ff enden Voc a ls entspricht und Ihr Ohr h a t diese Mis chung sogleich a l s den b eka nnten Voc a lk l a n g er i e? da s sollen Sie gleich einsehen ! K önn k a nn t und a ufge fa sst ten w i r j ede S a ite des Kl a viers mit einem a kustisch en Nerven s o ver binden da ss derselb e erre gt würde und den entsprechenden einfa chen Ton emp fände sob a ld die S a ite in S ch w ingungen g eri eth e so hätten wir begr eif licherweise ein Org a n gesch a ffen da s zur W a hrnehmung der T o n h ö h e n und K l a n g f a r b e n geeignet wäre Ein solches M i n i a tu rkl a vi er mit Nerven ist a b er in der Th a t di e S c h n e c k e die w i r im Ohre h a b en Die 3000 a u f verschiedene Töne a bgestimmten C O R T I s ch en S täb chen entsprechen nämlich den Kl a viers a iten und es ist j edes solche Stäb chen w i e wir s a hen mit a kustischen Nerven verknüp ft welche j edesm a l mech a nisch erregt werden und einen bestimmten ein fa chen Ton empfinden sob a ld d a s b etre ffende Stäbchen in Mitschw ingungen versetzt wird So wie a b er die Kl a viers a iten n u r d a n n in Mitschw ingungen h r a t en wenn die i h n e n e n t s p r e c h e n d e n T ö n e a u f s i e e i n e g w i r k e n ebenso schwingen a uch di e C O R T I s ch en Stäb chen n u r d a n n mi t wenn Sch a llwellen durch d a s L a byri n th w a s s er zu ihnen gel a ngen deren Schwingungsz a hlen j e n e m Tone a ngehören a u f welchen da s einz elne Stäbchen gena u a bgestimmt ist Die Emp findung verschiedener T o n h ö h e n ist a lso eine E m p fin dung in den einzelnen S ch n e ck enn er ven fa s ern d eren j ede eine a n d e r e Tonhöhe empfindet Die Empfindung der K l a n g f a r b e beruht a b er da ra u f d a s s ein Kl a ng wie b eim Versuch mit dem Kl a vrer mech a nisch z erleg t w ird d h a usser dem seinem Grundton entsprechenden C O R T r s ch en S täb chen noch eine Anz a hl a n d e r e r die den O ber tön en entsprechen in Mitschwingungen versetzt und somit in m e h r e r e n verschiedenen G r u p p e n von F a sern d es S ch n eck enn er ven einfa che T on em p fin du n gen erre gt die z u einer e i n h e i t l i c h e n Empfindung eben der des b esonderen K l a n g e s verschmelzen . , . , . . . W , , , , , , , , . . , ’ , , , , , , ’ , , , , . , . , , , , ’ . . , , . II . D a s O hr und da s H ö r en 59 . Hiermit dür fte Ihnen der Mech a nismus und die Function der Schnecke im a llgemeinen deutlich und begreiflich geworden sein I ch bin zu Ende l Gesta tten Sie mir n u r noch einen kurzen zus a mmenfa ssenden Rückblick ! N a chdem w i r den Sch a ll a l s einen grob m a teriellen B e w eg u n g s vorg a n g erk a nnt h a tten ver folgten wir denselben durch d a s äussere mittlere und innere Ohr bis in die a kustische Gehirnm a sse hinein w o er sich in den p sy chischen Zusta nd der S ch a l l e m p f i n d u n g sozus a gen t r a n s s u b s t a n t i i r t ! Wir s a hen wie die Sch a llw ellen d a s Trommel fell und die Gehör knöchelchen in entS p r ech en de Schw ingungen versetz en ; wie di e Fu ss pl a tte des Steigbügels dem L a byri nth w a s s er Stösse m i tth ei l t und in demselben Strömungen b ewirkt ; und w re diese Stösse und S tr ö mungen die verschiedenen a kustischen Endorg a ne des H örnerven na ch b estimmten mech a nischen Gesetzen zu Mitschwingungen zwingen welche endlich die H örn er ven en d en erregen Wir h a ben d a n n die S t ä r k e a l l e r S ch a l l em p fin du n g en a u s der S c hw i n g u n g s g r ö s s e ; die Empfindung der G e r ä u s c h e a u s u n regelmässigen n i c h t p eriodischen die der K l ä n g e a u s regelmässigen p eriodischen Schw ingungen erklärt und zugleich erk a nnt da ss i n folge der Verschiedenheit der a kustischen Endorg a ne e r s t e r e w a hr s ch ei n li ch durch die Vorh of sn erv en l e t z t e r e durch die S chnecken nerven emp funden werden Die Empfindung verschiedener T o n h ö h e erw ies sich a bhängi g von der S chw i n g u n g s z a h l und geknüp ft a n die Mitschwingungen der einzelnen C O R T I sch en Stäbchen und a n die Erregung der einzelnen F a sern des S chn eck enn erven deren j ede die Empfindung einer a n ab deren Tonhöhe gi bt ; während endlich die K l a n g f a r b e f hängig von der S ch w i n g u n g s f o r m oder der Z u s a m m e n s e t z u n g der Schwingungen und in ihre ein fa chen Tonelemente durch die a b gestimmte Kl a via tur oder B es a i tu n g der C O R T I s ch en Stäbchen z erlegt in m e h r e r e n g l e i c h z e i t i g erregten G r u p p e n von F a sern des S ch n e ck enn er ven a l s e i n h e i t l i c h e r Eindruck emp funden wi rd D a mit a b er h a b e ich Ihnen die ga nze v er S p r o ch e n er m a a s s en Welt des Sch a lles wie sie uns da s Ohr erschliesst mechani s ch v e r s t ä n d l i c h gem a cht ! denn Sie h a ben nun eine b ei l ä u fig e Vor s tel lung da von w o r i n eigentlich die m a teriellen Vorgänge b estehen welche dieser wunderb a r m a nnig fa ltigen Erscheinungswelt zu Grunde l iegen und w e l c h e s der Mech a nismus j enes Org a ns i st dessen wir uns zur W a hrnehmung derselben b edienen ! . - , , , , , , . ’ , , , . ’ , , ’ , , , , , , S ti mme und und . Vor tr ä g e Z w ei A natomi e S pra che . Physi ol ogi e der S ti mm werk z euge. und S p r ach E r s t e r Vo r t r a g , gehalten den ( M i t T a fel 3 24 u nd . 7 F eb rua r H ol z s c hn itten 1 86 9 . . ) Ho chv er ehrte Anw e s ende ! Im vorig en Ja hre h a tte ich a n dieser selben Stätte die Ehre I hnen in einem Vor tra g üb er d a s Ohr und da s H ör en a useina nderzusetz en d a ss die dem Sch a lle üb erh a upt z u Grunde liegenden Vorgänge nichts zitternde B ewegungen oder S chwi n a nderes sind a l s grob m a te ri elle gungen w elche sich in Form von Sch a llw ellen durch die L u ft bis ins Gehörorga n hinein for tp fl a n z en d a selbst na ch b estimmten m e ch a ni schen Gesetz en diese oder j ene H örn er ven fa s ern erschüttern und er regen und endlich infolge der Ueber tr a g u n g dieser Erregung a u f da s Gehirn sich in die Fülle y on S p e ci fis ch en S ch a ll e m p f i n d u n g e n umsetzen welche in dem H örenden d a nn ei ne Welt von Vorstellungen Ged a nken und Ge fühlen erwecken H a tte ich d a m a ls versucht Ihnen d a s Wesen des Sch a lles die Verschiedenheiten der S ch a ll p h än om en e und die Art der a h rn eh mung derselben dur ch d a s Gehörorg a n kurz a lso di e g a n z e Welt des Sch a lles wie sie uns da s Ohr erschliesst m e c h a n i s c h v er s tä n d lich z u m a chen ; so will ich meine diesj ährige B etra cht ung nur a u f e i n e e i n z i g e Grupp e von S ch a l l p h än om en en b eschränken welche , - , , , W , , , . , , ' , , , P o pu l är e p hy s i ologi s c h e Vo rtr ä ge 62 . Niederdrücken der T a sten g eö ff net wurden diese oder j ene der V ielen verschieden a rtigen Pfei fen a nbläst und zu m Tönen bringt In g a nz a na loger Weise nun S pielen wir a u f unserer S ti m m und Spra cho rgel Wir treten zw a r den Bl a seb a lg nicht mit den Füssen a ber wir pres sen durch unsere A th em m u sk el n d en Brustkorb und die L ungen zus a mmen um einen Lu ftstrom z u erz eugen ; wir ziehen z w a r k ein Register mit der H a nd a u f und drücken keine T a sten mit dem Finger nieder um diese oder j ene der verschieden a rtig erklingenden Pfei fen weil w i r eben keine Register und T a sten für z u m T ön en zu bringen Ha nd und Finger und nur eine einzige Pfeife h a ben ; a ber wir v e r w a n d e l n diese e i n z i g e Pfeife in verschieden a rtig erklingende Pfeifen indem w rr durch unseren i l l en si m p ul s a u f die Nerven und Muskeln den s ch a l l erz eu g en den Vorrichtungen des Kehlkop fes und seines Ans a tzrohrs solche Stellungen ,und Sp a nnungen geb en d a ss Töne von verschiedener H ö he und Kl a ng fa rb e oder Geräusche von versch ie denem a ku sti schen C h a ra kter hervorgebra cht werden B ei der Orgel stehen a lso die vielen Pfei fen welche zur Erzen gung der M a nni chfa l ti gk ei t der S ch a ll p hä n om en e n öth i g sind in R e i a n d e r ; b ei unserem Org a n werden sie e e n e n geordnet n r h i t e s g hingegen durch willkürliche U m g e s t a l t u n g der einzigen v orh a n denen Pfeife n a c h e i n a n d e r hergestellt b ei der Orgel Registerzug und T a stendruck mit as d o r t Ha nd und F rn g er leistet d a s b ewirkt h i e r der i l l en si m p u l s a uf Nerven und Muskeln und der for m ver än dern d e Zug dieser letzteren Und s o wie b eim Orgelspiel a u s dem getretenen Bl a seb a lg der L u ftstrom in die Windl a de a u s dieser in die einzelnen Pfeifen deren Kla pp en durch Re gi sterzug und T a stendruck geö ffnet wurden eindringt und demgemäss bestimmte verschiedene Töne erzeugt ; ga nz eb enso strömt b eim Sprechen und Singen a u s den zus a mmengepressten L ungen die in ihnen enth a ltene L u ft i n die Tra che a a u s dieser in den Kehl kop f und sein Ans a tzrohr deren s ch a ll erz eu g en d e Theile durch Ner v enr ei z und Muskelzug in b estimmter Weise gestellt und gesp a nnt wurden u n d erzeugt demgemäss die gewollten verschiedenen Klänge oder Geräusche Die An a logie ist wie Sie sehen schl a gend und vollständig und Sie h a ben durch unseren lehrreichen Vergleich mit einem M a l eine rich tige Vorstellung von dem Mech a nismus und der Spiel a rt unseres S ti m m und S p ra ch i n s tr u m en tes im A l l g e m e i n e n gewonnen Um nun a ber a uch im B e s o n d e r e n die Erzeugung der einz el nen S ti m m und Spr a ch l a u te verstehen z u können müssen Sie mir da s , . ’ . , W , , , , , _ , W . , W , . , . , , , ’ , , “ , . , , , . , III S timm e und . S pr a che 63 . Ihre freundliche Aufmerks a mkeit für die folgende D a rst ellung der a n a tomischen B esch a ffenheit und ph y siologischen T h äti k ei t der b e g tre ffenden Org a ne schenken Wer fen wir zunächst einen Blick a u f diese koloss a le Dur chschnitts z eichnung ( vgl Fig 2 0 a u f T a fel um uns über die L a ge und den Zus a mmenh a ng der fra glichen Theile z u ori en ti r en Dieselbe stellt die rechte Häl fte eines Menschen von innen gesehen d a r w elcher durch einen der bek a nnten UH L A N D s ch en » Sch w a ben s trei ch e c m i tte n e n tz w ei ge s p a lten w urde Hier Kop f Ha ls Brust Im Rücken die Wirbelsäule ; vorn da s Brustb ein ; oben die k n ö cherne Schädelka psel da rin eingeb ettet d a s gro s se u n d kleine Gehirn n a ch unten im Zus a mmenh a ng mit dem R ü ckenm a rk d a s rm Wirb el k a na l eingeschlossen i s t Alle di e s e G ebi l de sind nu r skizz enh a ft a ngedeutet um die a u s g ef üh r teren D a rstellunge n der z u m S ti m m und Spr a chorg a n w esen t lich gehörigen Theile der en L a ge u nd Zus a mmenh a ng wir eben s tu di ren wollen desto deutlicher hervortreten z u l a ssen In der geö ffneten Brusthöhle welch e na ch unten durch eine convex empor gewölbte Sche idew a nd — d a s sogen annte Z w erch fell ge schlossen und von der B a uchh öhle getrennt w ird sehen Sie den rechten L u n g en fl üg el da s H erz und der linke L u n g en fl üg el sind mit der g a nz en linken Körp erhäl fte ent fernt worden Au s der L unge tr itt eine kl a ffende Röhre hervor w elche sich mit einer eb ensolchen a u s der linken L unge kommenden Röhre die hier na türlich a bgeschnitten und nicht sichtb a r ist z u r L uftröhre oder Tra che a vereinigt Die Tr a che a steigt a us der Brust in d en H a l s empor begleitet von der Sp eiseröhre welche a u s dem Un terl ei be kommend hinter der L u ftröhre z w ischen dieser und der Wirbelsäule n a ch oben zieht um sich in den Schlund oder Ph a rynx z u öfl n en I n d er H öhe d e s 5 6 H a ls wirbels endet die L uftröhre und geht in den Keh lkop f oder L a rynx über w elcher sich unmittelb a r v o r der S p ei s er öhr enm ün du n g eb enfa lls in den S chlund ö ff net Der Schlund oder Ph a rynx bildet ei nen s a ck a r tig erweiterten der von den b eiden hintereina nder liegenden m uskulösen Schl a uch M ündungen de s Kehlkop fes und der Speiseröhre ger a de vor den H a ls w i rb el k ör p ern bis a n die B a sis d e s Schädels hin a u freicht Hier c om m u ni ci rt er n a ch vorn mit z w ei H öhlen der Mund und N a senhöhle welch e im G esi ch ts th ei l e d e s Kop fes überein a nder liegen und durch eine horizont a le knö cherne Scheide w a nd den h a r t e n . . . , ’ , c . , . , , , , . , , . , , e , . , , , . , , , , , . . . , . , . ' , P op u l är e p hy s iologi s c h e V o r tr äg e 64 . G a umen getrennt sind von des s en hi n ter em R a nd d a s G a umensegel oder der w e i c h e G a umen m i t dem Zäp fchen a l s b ewe glicher Vorh a ng hera bhängt Mund und N a senhöhl e öfl n en sich b ek a nntlich ver mittelst b esonderer O effn u n g en im Gesicht n a ch a ussen In der ersteren sieht m a n die h a l bi rte Zunge in der letzteren die drei sogena nnten N a senmuscheln A u f diesem Bilde ( vgl F i g 2 1 der T a fel 3) h a be ich den Ph a ryn x na ch Ent fernung der Wirbels äule von h i n t e n geö ff net d a rgestellt um dessen Zus a mmenh a ng mit der M und u n d N a s en höhle da n n die senkrechte N a senscheid ew a nd welche die N a sen höhle in z w ei Häl ften th ei l t d i e hinteren Enden der b ei den unter en N a senmuscheln und endlich da s G a umensegel mit dem Zäp fchen in seiner g a nzen Ausdehnung zu zeigen Di e Sp eiseröhre v o r der en Mündung der K eh l k op fs ei n g a n g zu sehen ist wurde kurz abge schnitten d a rgestellt um die L u ftröhre sichtb a r z u m a chen welche sich in die beiden L un g en ä s te oder Bronchien S p a ltet a n denen die L ungen wie Früchte a m Stiel hängen Die H a u p tverz w ei gu n g en der Bronchien in den L ungen sind deutlich z u üb ersehen und in der rech ten L ungenspitz e sind die Verästelungen bi s in ihre letzten Enden d a rge stellt welche G ru p p en v on mikroskopisch kleinen Bläschen tr a gen und denselben a l s L u ftweg dienen Nicht nur die g a nze Ob erfläche einer L unge besteht a u s diesen mikroskopischen Bl ä s ch engru p p en sondern a uch im Innern füllen dieselben a lle Räume zwischen den gröberen und feineren Verästelungen der Bronchien und der Bl u tg e fasse a u s Die eigentlich e L u n g en su bsta n z ist a lso ein fei n s chw a m m i g e s durch und durch lu fth a l ti ges äusserst el a sti s ches Geweb e und j ede L unge stellt somit ein L u ftkissen von grosser Ausdehnb a rkeit und sehr w echselnder C a p a ci tä t da r Der S chlund ist der gemeinsch a ftliche Weg für die L u ft die wir a th m en und für die Sp ei s en und Getränke die wir geni essen ; er g e winnt a ber noch eine höhere Bedeutung indem er mit seinem Dopp el ende der Mund und N a senhöhle einen i nteg ri r en den B e sta n dth ei l unseres S ti mm und S p ra ch org a n es a usm a cht Dieses b esteht a lso : 1 ) a u s einem B l a s eb a l g dem a llseitig geschlossenen und beweglichen Brustka sten mit den L ungen 2 ) a u s einer W i n d l a d e d er L u ftröhre und ihren beiden L un g en ä sten oder B r on ch i a l v erz w ei gu n g en und 3 ) a u s einer P f e i f e mit A n s a t z r o h r dem Kehlkop f mit dem in Mund u n d Na senhöhle a usgehenden S chlund O ri enti r t über die L a ge und den Zus a mmenh a ng der H a upt ' , , . . . , . . . , , , , , “ , , . , , , , , , . , ’ , . , . , , , . , , , , . , , . III . S timm e und Spra ch e 65 . unsere s S ti mm und S p ra ch or g a n e s müssen wir si e hinsichtlich ihre s B a ues und ihrer Beweglichkeit nu n noch einzeln gena uer b etr a chten Der A th m u n g sm e ch a ni sm u s dient zw a r zunächst nur der Erh a ltun g des veget a tiven L ebens indem er ( ohne unser H i nz u th u n a u t o m a t i s c h in B ewegung gesetzt) den L u ftw echsel behu fs der R e gener a tion des Blutes in den L ungen ( durch S a uersto ffa ufn a hme und K oh l en s ä ü r ea bg a b e) besorgt ; er fu n cti oni r t a ber (w i l l k ü r l i c h von u n s beeinflusst) a uch a l s Gebläse f ür d a s S ti mm und Spra ch orga n und desh a lb mus s er hier näher erörtert w erden Die L ungen welche w i e wir s a hen die S tru ctu r fei n s ch w a m m i g er el a stischer L u ftp olster h a ben sind neb st a ndern Eingeweiden wie d a s H erz die gro ssen Bl u tg ef ä s s stä m m e Drüsen Fettge w eb e u s w her metisch in der Brusthöhl e eingeschlossen und füllen den z w ischen diese n Gebilden un d den Bru stw a n du n g en übri g bl ei b en den R a um stets vollständig a u s weil sie der a tmosphärische L u ftdruck welcher a u f ihren I nn enfl ä ch en l a stet unter a llen Umständen so weit a usdehnt bis d as s sie einerseits mit den übrigen Bru stei n g ew ei d en a ndererseits m i t den Bru s tw a n du n g en in innigen C ont a ct kommen und bleiben m ü ssen wie wenn sie d a selbst ringsum a ngew a chsen wären Es befindet sich eben nirgendwo in der Brusthöhle ein leerer R a um noch k a nn sich ein solcher da selbst bilden denn w enn wie b eim E i n a th m en der Brustr a um sich vergrössert indem seine a n dungen gegen deren gl a t te I n n en fl ä c h en die L ungen a ngedrückt sind zurückweichen so vermindert sich der Widerst a nd a n den Aussen fl ä ch en der L un gen und gen a u in dem M a a s s e a l s dies ges chieht muss n a türlich der in ihrem Innern nunmehr e i n s e i t i g l a stende L u ftdruck ihr el a stisches Geweb e a useina n der treiben und mit neuen L u ftm a ssen erfüllen Hierin a lso liegt der Grund d a s s und w a r u m bei der E i n a th mung die L u ft n a ch den Lungen hinströmt Die Entstehung d e s in entgegengesetzter Richtung fli e s s en d en L uftstroms b eim A u s a th m en wo sich der Brustra um verengt ist a ber a l s Folge der Z u s a m m en dr ück u n g der ge füllten L ungen ohne wei teres kl a r Und so hätten wir denn die gen a uere a n a tomische Besch a ffenheit sowie die phy siologische T h ä ti g k ei t des ersten H a u p tb e s ta n dth ei l s 4 kennen d es B l a s e b a l g s a a unseres S ti m m und Spr chorg ns gelernt Wir wissen j etzt w i e und w o d u r c h der A u s a th m u n g s l u ft strom immer w ieder von Neuem erz eugt w ird dessen w i r u n s fa st a u s schliesslich z u r Bildung der S ti m m und Spr a chl a ute bedienen C z e r m k S chriften II 5 b e sta n dth ei l e : , . - , r , , , . , , , , , , , . , . , , . , W , , , , . , , , , , , , , , , , . , . , , , . , . a , . . P opu l äre p hys iologi s c h e V or träg e 66 . Von der W i n d l a d e d h von der L uftröhre und den beiden Bronchien mit ihren ba u m för ml g en in mikroskopische Bl ä s ch en gru p p en bra uche ich Ihnen nichts en di g en den R a m i fic a ti on en in den L ungen z u s a gen a l s d a ss e s el a stische Röhren sind welche durch verschieden ge formte in ihre Wa ndungen eingel a ssene Knorp el p l a tten ( vgl Fig 2 1 wo ihre Durchschnitte zu sehen sind ) immer k l a if en d und w eg s a m e rh a lten werden und im Inneren mit einer Schleimh a ut a usgekleidet sind deren freie Ob erfläche einen Ueberzu g von sogen a nnten Flimmer z ellen b esitzt Dieses ga nze L u ftröhr en sys tem h a t keine a ndere B e d eu tu n g a l s einfa ch die : dem In und E x s p i r a ti on sl u fts trom einen stets g a ngb a ren L eitungsweg o ffen zu h a lten Weit mehr ist üb er den B a u und die Bedeutung de s dritten und letzten H a u p tb esta n dth ei l es unseres S ti m m und Spra chorg a ns n ä m lich der einzigen P f e i f e m i t d e m A n s a t z r o h r zu berichten denn d iese Gebilde enth a lten erst die eigentlichen a kus tischen Vor ri chtungen welche j ene S ch a ll p h ä n om ene erzeugen die uns h a uptsächlich inter . . , , , , , . , . , , . ‚ ' . , , , , e ssi r en . D er K e h l k o p f oder L a ry nx w elcher d a s kurze röhrenförmige Verbindungs stü ck z w ischen der Tr a che a und d em Ph a rynx d a rstellt und a l s eine u n m i ttel b a re Fo rtsetzung und höhere Entwickelung oder Di fferen z i run g der L uftröhre betr a chtet w erden muss b esitzt ein Kn or p el g er üs t dessen einzelne Stücke in koloss a len p l a N a chbildungen hier vor Ihnen s ti s ch en Der R ng oder Grund F i g 22 knor p el liegen 1) V b d‘ g G l kfl h I ch w rl l dres el ben ei nzeln zergen und be i st i ? m i t ; 1122„fä äähffä ” ‘ t nennen und vor Ihren Augen z u dem b eweg ätf f i r ä t? ste ig f lichen Skele t zus a mmensetzen welches sie bilden Hier ist erstlich der sogen a nnte R i n g k n o r p c l w elcher in der Th a t wie ein Siegelring a ussieht ( Fig Er sitzt unmittelb a r ober dem letzten Kn or p el h a lbr i n g der L u ftröhre und trägt selbst da s ga nze Gerüst des Kehlkop fes wesh a lb wir ihn den G r u n d k n o r p e l nennen wollen , , , , i . . . . " ° t 21 0 s n e e . n au ' , . ' , . , . b edi ent e mi c h s eh r g ena u u n d hüb s c h g ea r b ei t e te r N a c h b ildu n g en d e r K ehlko p f kn o r p e l w el c h e m e in g e eh r ter F r eu n d u n d C oll eg e H er r G eh eim e r H of r a th G E G E N B A U R vom hi e s ig en A n a tom i e di en er i n kolo s s a l em M a a s s s ta b h a t te a n fe r tig e n l a s s en 1 I ch , , , . P op u l är e p hy s i ol ogi s c h e V or tr äg e 68 . Die B eweglichkeit der b eiden Kn orp el ch en au f dem Rande des G r un dk n orp el s i st also i n der That eine sehr freie I ch bringe s1 e Jetzt dahin und lasse sie n achdem ich mit ih n en alle die möglichen B e w eg u n g en ausge führt hab e ruhig an Ort und Stelle sitz en und da s Kn or p el g erüs t des Kehlkop fes steht fertig au fgebaut vor Ihnen ! ( Vgl Fig Sie sehen dass b ei dieser L age der Theile von j edem G i e ssb e ck en knorp el der stump fe gerade nach vorn vo r springende Fortsatz ( s ) horizontal nach der Mitte ( m ) der g ek n i ck ten Innenfläche d e s S chi l dk n or p el s zielt Nun k ommt ab er die H auptsache d er . , . . b , ' , . K ehlk op fs a n a tom i e Nachdem di e erwähnte röhrenförmig e S ch l ei m h a u ta u sk l ei du n g der Trachea durch den Ring oder G run dk n orp el in das Inner e d es K ehlk op fg er üs te s gelangt IS t F ig 25 S ch mati s ch Dar s t llung d b w glich n G r üs t s „ w lch s di sre J G d el S G I tS e i ne v or S p rm g en d e hori zon K hlk p f s Kn rp l d mm t s t mh t tale Falte welche nach h l n ten an d en m d i S timmfalt n d r S t i mm b a d Durch di im G l nk m ögl i h s G l e s sb e ck en k n or stump f en Fortsatz d e h b l f ö m i g B w gung d h n, S k h b ä t l gl d k p l p p els nach vorn an den Mittelpunkt d er ti t C nt ur ) wird w i man s i ht di E ntf rnung d im B f hi geknickten I nnenfläche des S c l d k n or p el s ti g kt d S timmbänd r g p v rgrö ss rt ( vgl m m i t B i B anwächst welche eine n l l i St iigi bgddf ägi di äg giääfä dd: l n der Eb ene der Sti mmb ä nde r quer dur ch g d hnt , tärk r g p t w d M an _ s c h n i tten en Kehlkop f darstellt si eh t von ob en au f den Durchschnitt und erkennt wie die rein p r ä p a ri rte Schleimhaut a u s dem Ring des G ru n dk n orp el s emp orsteigt und durch Festwachsen an den genannten Punkten [8 s und m] in zwei parallele horizontale Falten ausgezogen wird ) So entsteh en die beiden in einer horizontalen Eb ene im C entrum des Kehlkop fes liegenden S t i m m f a l t e n oder S t i m m b ä n d e r I ch be festige in unserem Schem a zwei w ei s s g ef ä rbte K a u ts ch u k bä n d er welche u n s die Stimmbänder r ep r ä s en ti r en sollen Zwischen ihren freien I nn enr än d ern bleibt eine L än g s S p a l te die sogenannte S t i m m r i t z e übrig deren Form und Weite von d er Stellung der G i e s s be ck enk n orp el abhängt weshalb die Phy siologen nach Pro fessor L UD I G s Vorgang für den abgeschmackten a n a tom i schen Namen den Nam en » S t e l l k n o r p e l « g e brauchen Au f d ieser Ta fel ( vgl Fig 2 6 ) hab e i ch Ihnen die wi chtigsten F ormen und Gestalten abgebildet welche die Stimmritz e durch di e variablen P ositionen der Stellknorp el anzunehmen im Stande ist . e . es e e e e e e e , e e ’ e e o es o e e ' sa en s e z e n er . e e e n or e o e e un s e e - “ en . en un ‘ e en , , e e ' e s e e l ' r un e o er p r v ” un sß es c e e e a es o , n e w r s a . e e e e e s n ac r en s o e r ' e1 en a n s e s zu . n s n ) n . “ e s es a nn er en . . , ’ , . e . W , . , , , ’ , . . . , . III S ti mm e u n d S p r a c h e . 69 . Auch der S childknorpel hat statt seines allerdings weniger sinn losen anatomischen Namens einen b esseren phy siologischen bekommen weil in der That die Sp annung der nämlich » S p a n n k n o r p e l « Stimmbänder b ei feststehend gedachten Stellknorp eln von den heb el förmigen B ewegungen des S chi l dk n or p el s abhängt B ei der Senkung desselben nach vorn wird wi e Sie sehen ( vgl Fig 2 5 s m und s die Ent fernung zwi s chen dem Mittelpunkt seiner geknickten Innenfläche u n d den S ti mm forts ä tz en der Stellknorp el grösser und die zwischen diesen A nh e ftu n g s p u nk ten fix i r ten el a s ti s chen Stimmbänder müssen sich nothwendig stärk er s p annen und ver , , . , . . l ä n g ern F ig I . W W Dr i in d E b n d S timmbänd r q u r durch s chnitt n K hlk öp f um d i dr i H au ptf rm n timmritz zu z ig n w lch durch di v r s chi d n S t llung d G i b k k p l b dingt rd n b b di G l kf t at im h riz ntal n Durch s chnitt dr i ckig r s ch in nd n G i b k k p l d d i S ti m m f t ät S i s itz n fr i b w gli h auf d m b r n R and d an G dk p l ( G ) auf w lch di S timmbänd r nach hint n ang wach s n s ind m d M itt lp unkt d g knickt n Inn nfl ä ch d S child d r S p k p l w s ich di S timmbänd r nach v rn b f s tig n B i A grö ss t t d S timmritz B i B d i R änd r d S timmritz in B r ührung S huf i s nförmig r Durch s chnitt d S h i l dk unt r n H örn rn d S h i l dk p l d d di G l nkv rbindung zwi s ch n d p l ; S it th i l d G dk E infachh it w g n w gg la ss n B i A und C s ind di s Th il d p l G ind ab r in G dank n l icht zu rgänz n B i 0 i g th üm l i h F rm d S timmritz w lch nt s t ht w nn s ich di S t llkn r p l inand r ntf rn n und zugl ich mit ihr n S ti mm f t at nach inwärts k hr n 26 d er S e . . ’ ‘ er e e e er e e e e , e e e e e e ' e , e e en e e e e c e e o e no r en e s e er e o e . e s en e a, a es e e e s, e ' e ru n e e n or e n or e e e v on e e e e . e e e e er e es s e c en e ec en n or e es s ec en n or e e e e . e e es c e e e, er n or e s un e e e or s e e ei e es . ze, or s e e o e e e e e ' er o e s, s e e e e er e e e e e e e e o en e . . e e er e s e ’ e . e e e e e, . , e e o e e e e s e n or ru n es er e e e e o e e e e e e an n e e o o e er e ze e es c or s e e e e e e e en e e ze n s , s , , ' . Das Umgekehrt e geschieht natürlich b ei H ebun g de s S chi l dk n or So wunderbar einfa ch und unscheinbar ist also die Vorrichtung p els w elche die Stimme eigentlich erz eugt Zwei elastische Schleimhaut f alten z w ischen b eweglichen Kn or p el stüc k en b e festigt die sich ent weder b erühren oder eine en g ere oder weitere S p alte b egrenzen u n d in v erschiedenem Grade gespannt werden können 4 weiter ni chts ! J a muss sich der Uneinge wei hte nicht mit Staunen die Frage vor l egen : ist dies wirklich Alles ? und : wie kann i e s e Vorrichtung üb erhaupt hörbare akustische Phänomene hervorbringen geschweige d enn die Fülle der S ti m m effecte deren wir f ähig sind ? Au f die Frage w i e d i e s e V o r r i c h t u n g ü b e r h a u p t a k u s t i s c h e P h ä n o m e n e h e r v o rb r i n g e n k a n n will ich sogleich a ntworten Solange die Sti m mritze 1m Verh ä l tni s s zur Mächtigkeit des A u s a thm u n s l u fts trom s weit genug o ffen steht dass die bewegte L u ft g , . , . , , ‘ , , , , . , P o p u l är e p hy s i o l o gi s c h e V or tr äg e 70 . masse ohne erhebliche F riction oder Reibung durch dieselb e hindurch So wie ab er di e fl i es s en k ann bleibt auch in der That Alles still Stimmr itze in irgend einer Form so weit verengt wird dass die durch di eselb e hi n du r ch g etri eb en en L u ftm assen sich drängen u n d reib en müssen um durchzukommen so g er a th en di eselb en in wirbelnde B e und es macht w egu n g en oder u n r e g e l m ä s s i g e S chwingu n gen sich so fort ein leiseres oder lauteres b l a s e n d e s G e r ä u s c h wäh r . , , , n eh m ba r , . Sind endli ch di e Sti mmbänder genügend gesp annt ihre freien Rä nder einander zugl eich hinreichend oder bis zur gegenseiti gen B e rührun g genähert so drängt sie der a u s der Win dl ade o der Trache a mächtig h era n dr i n g en de L u ftstr om emp or und zugleich aus ei n a n der di e S timmritz e w ird geö ff net wenn sie geschloss en w e i t e r wenn sie ursprünglich o ffen war ; L u ft entweicht also plötzlich i n gr ö s serer Menge ; damit ni m mt ab er auch die Sp annung der L u ft in der Trachea plötzli ch ab und di e Stimmbänder schnellen elastisch i n ihre frühere Stellung zur ück ; in Folge dessen muss die L u ftS p a nn u n g in d er Tr achea so fort wieder steigen un d der beschrieb ene B ewegungsvorgang b e ginnt immer wieder von neuem und so g era th en die S timmbänder unter di esen Umständen i n a n h a l t e n d e p e r i o d i s c h e S chw i n gun gen durch welche die L u ftsäule in regelmässige ver di chtete un d verdünn te Ab schnitt e z ersch ni tten oder mit anderen Wor ten i n S o b a l l w e l l e n versetzt wi rd welche sich w i e ich im vori gen J ahre auseinandersetzte durch den L u ftr aum f ortp fl a nz en und in Folge ihrer Re g elmässigkeit di e Empfindung eines K l a n g e s im Ohr hervorru fen S o also entsteht die l a u tt ön en d e Sti mme im Kehlkop f Eine akustische Vorrichtung in welcher ein Klang au f di e b e schrieb en e Art hervorgebracht wird gleichgülti g ob di e durch d en L u ftstr om in Schwingungen versetzten Platten aus dünnem Metall oder w i e hier a u s elastischen H äutchen oder Bände rn b estehen nennt man in der Phy sik eine Z u n g e n p f e i f e ; Un ser Kehlkop f ist somit ph y sik alisch d efini rt eine Z u n g e n p f e i f e m i t z w e i m e m b r a n ö s e n o d e r h ä u ti g e n Z u n g e n I ch zeige Ihnen hier zur Erläuterun g ein en künstlich n a ch g ebi l d eten Kehlkop f ( Fig D as Kn orp el g er üst ist durch b eweglich verbundene Messin gstück chen n achgeahmt die S chleimhaut ab er durch eine röhrenförmige K a u ts ch uk m em br a n di e vorn und hinten z wi schen den Messingstücken eingeklemmt ist so dass sie zwei Falten oder Ränder bildet welch e wie di e S tirnmbän d er eine L än g S S p a l te b egrenz en Das Ganz e sitz t au f einer Trachea von Holz , . , , , , , - , , , , , , , . . , , , , , . . „ , , , . . P o p u l är e p hy s i ol ogi s c h e V or tr äg e 72 . ausschliesslich zu Grunde liegt sondern auch zugleich dass die S ti m m b ä nder a l l e i n das wesentli che ton erz eu g en de Gebilde des Kehlkop fes sin d denn di eser L ei ch enk eh l k O p f hat gesungen ob schon wir ih n sein es ganzen Ansatzrohrs und selbst aller sei n er üb rigen B esta n dth eil e b eraubt hab en Um die Anatomie des Kehlkop fes z u b eenden muss ich Sie noch k urz mit diesen übrigen B es ta n dth ei l en b ekannt machen Unmittelbar üb er j e dem der b eiden S ti m m bänder bildet di e Schleim haut eine ta s ch en f örm i g e Vertie fung oder H öhle die sogenannte M O R G A G m sche K eh lk O p f s ta s ch e welche nach oben durch eine horizontale mit dem Stimmband parallel lau fende Schleimhaut falte das sogenannte Ta schenband b egrenzt , , , . , . , ’ , , , W F ig ‘ . 2 8A . Ke W hlk p f hint n aufg s chnitt n und o e e a u s e i n a n de r g el e g t . e Durch s chnitt Durch s chnitt u s k l s w lch r u r nm zum and rn g ht und b id wul stig ü ndung ch r p itz in s s t ck j nt sp richt ch im hautfalt w lch s ich in it nrand f rt s tzt und t llkn rp l im b id n und dunkl p alt zwi s ch n hn n timmb änd rn i s t in r cht und in link d er S i e g elr i n gp l a t te d e s G r u n dk n or p el s ; G des M v on e i e mat e e e , q e llk n or p el e e e e e i n a n d e r n ä h e rt ; g a d e s K e h l k op f e s e H e rv orr a g u n g d e r M i n w el e e e S t el l k n or p e l s e ul s t w el c h er e di e S t ; w ’ le d em R I S B E R G s c h en Kn or p el s t ab ch e n e ; de S e, e e d en S e e d e s K eh l d e ck el s e ' w e e h l d e c k l u l d i e S t i m m f o rt s ä t z e d e r s o K e t s e w s ’ ‚ A n f a ng s th eil d er S e e e S ti — mm b ä n d er s m o e ' D er e i e e S s m ’ t b di e T a s c h en b ä n d e r u n d d en S e d er E i n g a n g e di e di e e e M O R G A G S I s c h e K eh l k op f s t a s ch e G , Sie s ehen diese G e bilde hier an ein em hal birten u n d an einem v on h l n ten geö ff neten Kehl k O p f n 00h b essel 3 11 dl e 5 6 1 v or d el 6 11 H ä l fte 6 111 6 3 von T e eh ts 11 3 011 h nk s ‚ 2 g efil hrt en o (V6 1 . D 111 C h S C h n l tt S Q A7 B, ’ e rh a l b . s ch enb ä n d er d er T 3 erweitert sich und mündet in den Pharyn x a u s Diese Mündung wird durch ein e kreis förmig in sich selbst zurück lau fende Schleimhautfalte gebildet welche ein kurz es schräg von vorn und ob en nach hin ten und unten abges t ü tztes kurzes Rohr darstellt das durch mehrere Kn orp el s tü ck e gestützt und gesteift wi rd Sie sehen di e röhrenförmige K ehl k O p f s m ün dun g a u f diesem Bilde i n 2 Ta f Fig 1 in den von hi ten au f geschnittenen P har y x hine nragen 3 n ( Die S tützk n orp el welche dieselb e kla ffend erhalten sind durch den S chleimhautüb erzug hindurch kenntlich ( vgl Fig 2 8 A ) ; nach hinten der K ehl k op fs r a u m . , , , . . , . . , , . . . W III S tim me u n d S p ra c h e . 73 . die beiden Stellknorp el deren Spitzen noch zwei kleine gebogene Kn orp el c h en die sogenannten S A N T O R I N I s ch en H örner tragen n ach aussen von diesen j e d e r s ei ts ein senkrecht stehendes Knorp el stäb chen der o ft fehlende R I S B E R G s ch e Knorp el nach vorn endlich eine blattförmige dünne F a s erk n orp el p l a tte der Kehldeckel der mit seinem verj üngten Stiel bis gegen den vorderen Ansatz punkt der Taschen und Stimmbänder h er a br ei ch t wie Sie am b esten a n dem von hinten g e öfl n e ten und an dem Kehl u e r d u rc h h n i s c tt e n e n q kop f sehen können ( vgl Fig 2 8 A Fig 2 8 C ) , ’ ’ , . . F ig . 2 8B . R ec hte H älft in s h lbi inn en g es eh en e e e a , r t en hlk p f s K hl d k lk E Durch s chnitt d p l ; Sp Durch s chnitt d S p k p l ; da s r cht b r H rn d ss lb n ; /Durch s chnitt d d r n ni drig n T h i l d G dk p l ; b id n r s t n Kn rp l t i Durch s chnitt d halbring d L uftröhr D i übrig n B uch Ke o v on e es es e e o e r, o e e e e e ec n or e s e s u or c ' e e e s v or s er es e e. er e r _ e e e e ann e r . s t a b en z e i c h e n run e e e e w i e b ei A n or e s e o e . . . F ig V order e H äl ft e e in e s von r e cht s nach link s durch s chnitt e n en K ehl k op fe s v on in n e n z z Durch s chnitt d e b e ide n A e stc d e s huf e i s e nf ö m i g e Z ung e nb e in s ; 6 k Durch s chnitt d er s e i t e t h e il e d es G dk o p el s ; s b di e S timmb ä nd e r 0M D urch s chnitt d er M o n G GN c h en K eh l k op f t a c h e ; t b Ta s ch e nband im Durch s ch itt ; s m Durch s chnitt e de M s . 28 0 . . r , r n n ru n n r , A ‘ I s s s n i n d S timmbänd rn nach hint n lauf n k el b ü n d e l , di e en e e e r von u v rn o . D er Kehldeckel kann durch besondere Muskeln niedergezogen werden und dient zum Verschluss der K ehl k O p fsm ün du n g wozu sich b esonders der Wulst desselben ( e welcher wie ich zuerst z eigte au f die geschlossenen S ti m m und T a s ch enbän d er gepresst w ird und wie der Schlussstein eines Gewölbes in die K ehlk op fm ün dung p asst Ueber den niedergezogenen Kehldeckel gleiten die zu verschluckenden Sp eisen und flüssigen Nahrungsmittel in di e hinter d em Kehlkop f gelegene S p ei s er öh r en m ün d u n g Schliesst er nicht genau so dringen Theile der Sp eisen und Gre tränk e Iei ch t ins Innere des Kehlkop fes und erzeugen o ft di e he ftigsten Husten u n d Erstickungsanfälle ; man sagt dann es sei Einem e twas in die » u n r e c h t e K e h l e « gekommen , , , . . , ’ ’ , . P opu l äre p hy s i o l o gi s c h e Vorträg e 74 . So hat uns d enn die Betrachtung der K ehlk op fsm ün du n g in d en Pharynx g e führt welcher mit seinem D op p el en d e der Mund und N asenhöhle das A n s a t z r o h r der K eh lk op fS p fei fe bildet B e s chl i es sen wir un sere anatomisch—ph y s iologisch e Ueb er si ch t mit der B etr a ch tung dieses Ansatzrohrs Mit der Beschreibung der sta r rw a n di g en Nasenhöhl e und der M u n dth ei l e wie L ippen Zun ge Zähne und Wan g en brauche ich Sie nicht w eiter zu b ehelligen da sie Ihnen hi nrei cheu d bekannt sind ; dagegen muss ich noch um mein heutiges Thema zu erschöp fen 1m A l l g e m e i n e n hervorheb en dass das A n in Folge der an ihm möglichen willkür s a tzr oh r der K eh l k op f S p f ei fe lichen Bewegungen und G esta l tverä n d er u n g en die d o p p e l t e a k u s t i s c h e B edeutung b esitzt : E r s t l i c h d i e S timme die w i e S i e sahen a u s s c h l i e s s l i c h in der Stimmritz e entsteht in ver s chiedener und ei g enth üm li ch er Wei s e z B durch R esonanz zu v e r ä n d e r n Z w e i t e n s ab er besondere hörbare S ch a l l p h ä n om en e von gro ss er Mannig faltigkeit s e l b s t s t ä n d i g z u erzeugen Mit B ezug a u f diese z weifache aku s tische L eistun gsf ähigkeit de s Ansatzrohrs i s t Folgendes zu wissen wichtig und nothwendig : 1 ) Kann vermittelst de s w illkürlich beweglichen Gaumensegels entweder die Nasenhöhle oder die Mundhöhle lu ftdicht vom Pharyn x abgesperrt werden D as erstere g eschieht wenn das Gaumensegel nach hinten u nd ob en gehoben und gegen die hintere R a ch enw a n d angedrückt wird welche sich dabei v erw u l stet ; d a s letztere hingegen wenn sic h das Gaumensegel nach vorn un d unten senkt u n d an den Zungengrund rnn rg an s chmiegt Bei mittlerer Stellung des Gaume n segels oder der Gaumen k l a p p e ( denn die s en Namen verdient dies wichtige Gebilde ) com m u n i ci r en Mund u n d Na s enhöhle gleichzeitig mit dem Phary nx Dies Alle s kann ich Ihnen n u n an unserer grossen Durchschnitt s zeichnung ( V g l Fig 2 0 au f Ta f 3 ) z eigen an welcher ich wie Sie sehen die G a u m enkl a p p e als bewegliches Versatzstück eingerichtet habe I st es möglich sow ohl da s Ph a rynx r oh r als die Mun dhöhle an vers chiedenen Stellen local z u erw eit ern oder z u verengern j a ganz hermetisch z u verschliessen Bei der Nasenhöhle i s t dies abgesehen von dem Abschlus s d es Nasenrachenraumes durch die G a u m enkl a p p e n i c h t möglich denn s i e b esitzt steife th ei l s kn öcherne th ell s k n or p el i g e Wa ndunge n und s elb st die Nasenlöcher können nur u nb e d eu tend erweitert und veren gert niemals aber geschlossen w erden , . , . , , , , , , , , , , , , , , , . . . , , . . , , , . . . . . . , , , . , , . , , , , . 76 W P o p u l är e p hy s i o l o gi s c h e Vo r tr äge Bi l dung der S ti mrn es en und u nd . S pra chl au te . Z w e i t e r Vo r t r a g , g e h alt en den (M i t H oc 7 Ho lz h g e e lr r t e 3 sc . M ä rz 1 86 9 . h n i t t en ) . Anwe s en de ! Zunächst wollen Sie gestatten dass ich den Inhalt meine s vor ’ , cht Tagen abgeh altenen Vortrags in al ler Kürze r eca p i tul i re I ch erö ffnete meine Auseinan dersetzung damit dass ich d a s ganze S ti m m u n d Sprachorgan e i n g e h e n d mit einer Orgel verglich u m d urch die s en schlagenden und bis i n s Detail ungezwungen durch fuhr b aren Vergleich den Mechani s mu s un d die Spielart des Instrument s vermittelst welches wir singen und S prechen im A l l g e m e i n e n ver s tä n dli ch z u machen S odann dem on stri r te ich an kolossalen bildlichen Darstellunge n w elche Sie zum Theil auch heute wieder vor sich sehen und p l a s ti s ch en Nachbildungen den Z u s a m m e n h a n g den genaueren a n a t omi s ch en B au sowie die p h y s i o l o g i s c h e B e w e g l i c h k e i t u n d die a k u s t i s c h e B e d e n t u n g der einz elnen B e s ta n dth ei l e I ch hab e den b eweglichen Brustkasten mit den L ungen als den B l a s b a l g der S ti m m und Sprachorgel dargestellt ; di e L u ftröh r e mit ihren beiden L u n g en ä s ten u n d B r on chi a l ver zw ei g u n g en aber als die soge n annte W i n d l a d e oder den stet s o ffenen L eitungsweg für den I n und E x sp i ra ti on s l u ftstrom D a s bewegliche Kn orp el sk el et des Kehl k op fes mit den elastischen Stimmbändern habe ich vor Ihren Augen a u fgeb aut u n d den Kehlkop f s elbst a l s die einzige an unserer S ti mm , u n d Sprachorgel vorhandene Z u n i e n f e f e mit z w ei m e m bra n ös en g p Z ungen ph y sikalisch d efini r t D en Vorgang der Stimmbildung erklärte und z eigte ich durch Exp erimente a m künstlichen und todten Kehlkop f wobei die Stimme e ines Verstorbenen in die s em Saale w i e d er erw eck t wurde u n d endlich s chloss ich mi t der Darstellung der zwei fachen akustischen Bedeutung u n d L eistungs fähigkeit d e s b eweglichen A n s a t z r o h r s d e r K e h l k o p fS p fe i f e nämlich d es in Mund u n d Nasenhöhle ausgehenden a . , , , , , . , , , , . | . , . . , , III . S ti m m e S p ra c h e und W 77 . Schlunde s al s uns eres eigentlichsten und wesentlichsten A r t i c u l a t i o n s oder S p r a c h o r g a n s Hierdurch erö ffnete ich Ihnen einen Blick au f das Endziel unserer ganzen wissenscha ftlichen an derung als welches i c h Ihnen die Gewinnung einer be friedigenden Einsicht in da s We s en und die B il dung sweis e der ein z eln en S ti m m u n d S p r a c h l a u t e hinstellte I ch könnte nun so fort dieses unser heutiges Thema in Angri ff nehmen allein e i n e n Gegenstand muss ich noch z u r Sprache bringen um Sie mit d en Hil fsmitteln zum ex a c ten Studium der S ti mm und L autbildung von denen ich Ihnen die lehrreichen Versuche am künstlichen und todten Kehlk op f b ereits das vorige Mal vor führte vollständig b ekannt z u machen damit Sie ein durch eigenes Ur th ei l b egründete s Vertrauen z u d en Resultaten unserer Wissenscha ft g ew i n nen möchten Der Gegenstand welchen ich meine i st j en e Methode der d i r e c t e n U n t e r s u c h u n g u n d B e s i c h t i g u n g des Kehlkop fes am l e b e n d e n Menschen zu deren en dli ch en B eg r ün du n g und allseitigen phy siologischen sowie m edi ci ni s ch chirurgischen Ver w er th u n g ich s elbst vor mehr als einem D ec ennru m den ersten erfolgreichen Anstos s gegeben und für welche ich den seither allgemein gebräuchliche n Namen der » L a r y n g o s k o p i e « einge führt hab e Da der Mun d u n d der Schlund unter einem Winkel zusammen stossen und somit als Ganz es einen i n der Gegend der Zungenwurz el geknickten röhrenförmigen H ohlraum darstellen so ist e s b egreif licher massen u n m ö g l i c h ohne Weiteres bi s an das Ende d es Schlunde s oder gar i n den Kehlkop f oder durch denselben hindurch in die L u ft röhre zu blicken Man müsste sozusagen » u m die Ecke < zu s ehen vermögen um die s z u können E s i s t aber in der That sehr leicht »u m die Ecke « zu sehen j edoch nur vermittelst eines Spiegels den man in geeigneter Stellung bis üb er die hindernde Ecke hinaus vorschiebt In H olland ist e s ganz allgemein in Gebrauch aussen vor den Fenstern der Wohnungen Spiegel sogenannte » Spione « in solcher Neigung und Stellung anzubringen dass sie das Bild der Strasse z u r ück w e r fen und so m it einem im Zimmer sitzenden Beobachter erlauben ohne dass er den Kop f zum Fenster hinausstecken müsste von seinem bequemen G r os s va ter stu h l aus zu sehen was draussen vorgeht oder wer etwa an der H a u s th ür läutet Für unwillkommene B esuche ist dann der um die Ecke sehende selbst ab er unsichtbare H ausherr ohne sich zu com p r om i tti r en nicht daheim , . , . , , , , , , - , , , . _ , , , , ' . < , . , , . , , , , , , . , . P op u l äre p hys i ol og i s ch e V or tr äge 78 . Das Beispiel von diesen praktischen » Spionen « wird Ihnen so fort b egreif lich gemacht haben dass auch das Bild des so verb orgenen Kehlkop fes in einem kleinen Spiegelchen das durch den w ei tg eöfi 0 4 5 neten Mund unter ein er Neigung von etwa bi s in di e Gegend des weichen Gaumens gebr a cht worden wäre n othwendig sichtbar werden müsste wenn es n u r in der T i e f e d e s S c h l u n d e s n i c h t d u n k el w är e Die se s H i n derni s s i st ab er leicht z u beseiti gen in dem man k r ä f tiges L icht au f dasselb e Spiegelchen in d e r Richtung ein fallen lässt in welcher m a n hineinsieht , , , , , , . F ig 2 9 di ent zur E rläute rung d e s G e s etz es d e S p i e g elung e i n S p i e g e lch e n ; A da s A ug e ; B e i n G e g e n s tand ; B d e ss e n s ch e inbar e r O rt im S p i e g elbild p k t i t e L ini e n ) und d er ( au s g e z o g n en) di e E i n f a l l s l o th e d er L icht s trahl en ( s i eh e d i e p r . S . ' . un r S eh r i c h tu n g s l i n i en n , p i , p 2 , e . Denn da nach den bekannten Gesetzen der Z u r ück w er fun g des L ichtes der Einfallswinkel stets gleich ist dem R efl exi on s wi n k el so werden unter diesen Umständen immer gerade j ene Theile b eleuchtet werden deren Bilder das Spiegelchen ins Auge des B eobachters eb en zurückwer fen muss Diese Zeichnung ( vgl Fig 2 9 ) wird das Gesagte Es sei S ein geneigt gestelltes Glas oder Metallspiegel e rläutern chen Ein in A b efindliches Auge wird den Gegenstand B scheinbar hinter der S p i eg el fl ä ch e b ei B erblicken Wäre nun der Gegenstand B im Dunk eln so würde wie m a n b ei Ver folgung der p u n k ti r ten und ausgezogenen Linien leicht einsieht Licht welches in d e r s e l b e n Rich tung au f den Spiegel S geworfen würde ( siehe die p u n k ti r ten Linien) in welcher das Auge A blickt ( siehe die ausgezogenen L inien) g e r a d e auf den Gegenstand B r efl e c ti r t werden müssen diesen b e leuchten und d em Auge A sichtbar machen weil die Winkel welche i ? machen h e n die einzelnen L ichtstrahlen mit den E i nfa l l sl ot p p p d i e s e l b e n bleib en gleichviel ob die Strahlen in der Richtung von A nach B od er von B nach A gehen , , , . . . . . ' . , , , , , , ' , , , , , , . , , P opu l är e p hys i ol o gi s c h e V o r tr äg e 80 . auch e r sich eines B esseren und wurde selb st ein eifriger s k op i k er L a ryn g o . Vor dem Schicksal a l l e r meiner Vorgänger das begonnene Unternehmen eine neue Untersuchungsmethode zu b egründen erfolg los fallen gelassen z u haben b ewahrte mich ab er ein d o p p e l t e r Umstand Einm al verwendete ich von vorn herein einen grossen dür ch bohrten H ohlspiegel zur B eleuchtung um die ob en erörterte B edin gung leicht und b equem z u er füllen nämlich da s Licht au f den ei n g ef üh r ten K ehlkop fspiegel immer in j e u e r Richtung z u werfen in welcher d a s Auge d e s B eobachters i n den Spiegel hineinsieht ; und um zugleich das L icht einer künstlichen L ichtquelle z B einer einfachen Modera t eu r l a m p e hinreichend c on c entri ren u n d z u den fraglichen Versuchen v erwenden z u können E r s t l i c h also hatte ich mir eine b equeme und a usreichende k ü n s t l i c h e B eleuch t ung geschaff en welche mich in d en Stand setzte ununterbrochen arbeiten zu könn en o h n e S o n n e n l i c h t e r w ar t e n z u m ü s s e n welches m eine b eiden zuletzt ge nannten Vorgä nger ab solut nicht entb ehren zu können glaubten war j a G AR C I A wi e er selbst erzählt gezwungen wegen seiner Ver suche für einige Zeit aus dem n eb elreichen L ondon nach dem sonnige ren P aris z u gehen ! Z we i t e n s ab er hab e ich m ern e allerersten K eh l k op fs lri eg el v er suche an mir selb st angestellt um di e B edingungen kennen z u ler nen die so w ohl vom B eobachter als vom Beobachteten für das Geli ngen des Versuchs zu erfüllen sind und n u r hierdurch hab e ich j ene grün d liche Vertrautheit mit allen S eiten der Aufgab e und j ene manuelle Geschicklichkeit alsbald erlangt welch e a l l e i n zur Erzielung end gültig er Beob ach t ungsresult a te führen konnte Sie sehen hier den App arat welchen ich für diese S el b stb e ob a ch t ungen zusammenstellte und benutzte ; er dient zugleich zur D emon s tr a ti on ( vgl Fig Bei den Versuchen an and eren Indivi duen liess ich das Stativ ( S ) des App arats und den Gegenspiegel ( G ) weg u n d fix i rt e den grossen B el eu c h tu n g s r efl e ctor vor den Augen mit der linken H and sp äter m i t ein em Stirnband oder einem zwischen den Zähnen gehaltenen Stiel A u f der folgenden Ta fel ( vgl Fig 3 1) hab e ich di eses Ver fah ren zur Untersuchung Anderer ski z zi rt E s b edar f d i ese s Bild wohl keiner , , , . , , , . . . , , , , , , , , , , , , . , . . , . . . . in s o fern a u s n eh m en a l s er s i c h d es K e hl k op fs p i e g el s n u r z u ei n ig en g el eg en tl i c h en B e o b a c h t u n g en üb e r S t i m m b i l d un g b e di en t e e s a b er g a r n i c h t b ea b s i c h tig t u n d u n t ern o m m en h a t te ei n e n eu e a ll g e m e i n v e r w en d b a r e Un t er s u c h u n g s m e t h o d e z u b e g r ün d e n 1 D en i zig en e n , G A RC IA mu ss i ch , , , . , III S tim m e u n d S p ra c h e . 81 . be s onderen Erklärung nur das Eine will ich bemerken dass man sich vorzustellen hat e s falle directes Sonnen oder L amp enlicht au f d en an dem S ti rnba n d e in richtiger Neigung eingestellten durchbohrt en , , , R efl ec tor . F ig 30 D er A pp arat zur l yng osk op i s c h en S elb s tb eobachtung und D e m on s trati on L e in e L am p e d er e n F lamm e ( d er h a l b c yl i n d i s c h e S chirm s bl e nd e t s i e v om A ug e d e s S e l b s t b e ob a c h t er s ab ) ein en S trahl enk egel auf d e gr o ss e n B el e ch t g s r efl ec t or R s ende t ; R wirft d e S trahl en k e gel c o n c e n t i t durch den w ei t ge öff nete M und d e s S el b s tb eob a ch t e s auf d en an s in e m lang en S ti el e ing ef hrt en K ehlk op fsp i e g e l K w elch e r d i e a u fl l l en d e S trahl e n r e fl e c ti e d ein e r s e it s d e S chlund d e K ehlk op f und di e L f t öh e erl eucht et and er er s e it s di e B ild e r d e e rl eucht e t e n Th ei l e wi eder sp i e g elt G i s t ei g ew oh nl i ch er Plan sp i e gel d e w i e d e c oncav e R efl ect or R auf d em S tativ S b efes tigt i s t Di es e r G egen sp i e gel G di ent d—em S el b tb e ob a c h ter dazu s ein e n eig e ne n Kehlk op f zu s eh en w i e s ich au s d e V erfolgung d er mit g e z eichn et en S ehlini e d ess elb e n l e icht ergibt Ein e ode r m ehr er e Per s on e n w elch e durch di e c e ntral e O eff g d e s R efl ec t or s o d e r kna pp am Rand e des s elb en v orb ei in de Richtung der einfach p k t i t e L ini e blick en könn e n d e K ehlk op f gl eichfall s s eh e n und s o di ent der A pp arat auch zur D em on s trati on . ar . . r , ‘ n r , r n n ü , n , un u u r r a , r , r , n , r s , n r r , . r n , n . e , o . nu n , r , un r n , n , . Schon im Frühj ahr 1 85 8 war ich mit meinen Versuchen so weit geko m men dass ich mit ei n er k u r z en aber energischen S childerung der L eistungsfähigkeit des stets erfolglos beiseite gelegten Kehlkop f S piegels ö f f e n t l i c h au ftrat war es mir doch schon damals g e lungen an mir selbst z u zeigen dass e s möglich i s t mit dem Kehl C z r m a k S chrift n II 6 , , , , e , e . . , P o p u l är e p hys i ol ogi s ch e V ortr äg e 82 . nicht nur den Kehlkop f und di e ob eren L u ftröh r enrin g e s ondern bis an s Ende der L u ftröhre j a sogar in die Anf änge ihrer b ei d en L u n g en ä s te oder Br onchien z u sehen I ch r epr o du ci r e hier das l a r yn g osk op i s ch e Bild der T h ei l u n g s stelle der L uftröhre welches ich damals z eichnen liess Man sieht durch die w ei tg eöffn ete Stimmritz e die ganz e L u ftröhre entlang bis au f k ö p f S p i e g el ' , ’ , . . , F ig 31 Z ur E rläut erung der l a r yn g os k O p i s ch en Unt er s uchung s m eth o d e S S tirnband mit Pel ott e P an w e lch e r d e gr o ss e B el eu c h tu n g s r efl e c t o R v e rmitt e l s t e in e s Nu ss g el enk s b e fe s tigt i s t : K da s K e g el k op f s p i e g el c h en ; 1 bi s 7 di e s i eb en H al s w irb el ; L d e K ehl k op f ; i r di e L uftröhr e ; T d i e S childd üs e ; e K ehld e ck el ; h Z ung enb ein ; j Unt erki e fe rkn och en ; t di e Z u nge A u f d e R efie c t o R f ällt dir e ct e s S o nn e nlicht o d e r da s L icht e in e r kü n s tlich e n L icht q u ell e D i e a u s g e og e e am K ehl k op fsp i e g el g ekn ickt e L ini e z e igt in w el c h e r R i c h t u g da s L icht auf d e K ehl k op fsp i e g el f llt und o ihm zur ü ckg e w orfen wird In der s elb en Richtung blickt auch d er B e obacht er . . . r , r r r r n z . . n , ä v n n n . . ihre T h ei l u n g s stel l e oder Bifurcation und a u f die Anfänge der Bron chien hinab ( vgl Fig Bereits in meiner ersten Publication vom 2 7 März 1 85 8 emp fahl ich den Keh l kop fspiegel au f s d r in g e n d s t e zu allseitiger m e di ci ni s ch chir u r gi scher V er w e r th u n g Dieser erste I mpuls ist nicht er folglos geblieb en denn er hat dem neuen Gebiet der Beobach tung so fort eine Anzahl verdienstvoller . . . ’ . , W Pop u l är e p hy s i ol o g i s c h e Vor tr äg e 84 . l a uten Reden oder sie i s t t o n l o s ein blosses G e r ä u s c h w i e beim fl üs tern d en Spre chen a s die Erz eugung der Flüsterstimme angeht so hab e ich dur ch dir ecte l a ryn g osk op i s ch e Beobachtungen gez eigt das s sich dabei di e Ränder der Stimmbänder einander nähern indem zugleich die meh r oder weniger stark nach innen gedrehten S ti mm for ts ätz e einen stump f Fig 2 6 C ) In dieser > E n g e <c V 01 S p r i n g en d en Wi nk el bilden ( vgl reibt sich nun der m i t Ab si cht kräftiger durch g etri eb en e L u fts tro m und es entsteht daselb st ein Geräusch wel ches eb en die Fluster stimme i st Von dem lauten Stimmton hab e ich b ereits im ersten Vortrag a n gegeben dass zu seiner Erzeugung überhaupt eine gewisse Sp annung und Stellung der Stim mbänder und eine gewisse Stärke des anblasen den L u ftstroms er forderlich ist ; ich schulde Ihnen aber no ch di e Erklärung der unterschiedlichen Eigenscha ften wel che an der Stimm e und ihren Tönen wahrzunehmen sind ; die Erklärung nämlich ihre r Stärke ihrer musikalischen H öhe ihrer Klang farb e d es Stimmum fang s und der Stimmlagen 1 ) Die S t ä r k e d e s S ti m m ton s hängt unter übrigens gleicher: Umständen von der Grösse der Schwingungen ab wel che die S ti m m bänder aus führen ; mit der Mächti gkeit und Gewalt des anblasenden L u ftstroms wä chst di e Grösse der S ti m m ba n dex cu r si on en u n d damit die Stärke des erzeugten Tons Sehr lautes Si ngen und Sprechen strengt daher weit me hr an als gewöhnliches 2 ) Die m u s i k a l i s c h e H ö h e des S ti mm ton s ist wie b ekannt lich üb erhaupt j ede Tonhöhe n u r abhängig von der ab soluten Anzah l; der in einer Secunde er folgenden S chwingungen Die Stimmbänder s chwi ngen aber ganz ähnlich wie Saiten u m: s o häufiger u n d geb en somit einen um so höheren Ton j e mehr si e g e S pannt sind und j e mehr sie verkürzt werden D er geri ngeren S ti m m bandlängen wegen geb en daher im allgemeinen die kleineren Kehlköp fe de r Kinder und Frauen höhere Töne als die grösseren der Männer a ) Au f die S p a n n u n g der Stimmbänder hat Einfl uss die will k ürli ch veränderliche Ent fernung der Spitz en der S ti m m for ts ä tz e d er Stellknorp el von der Mitte des Spann oder S chi l dk n orp el s zwischen welchen Punkten wie Sie sahen ; d i e Bänder festgewa chsen sind und dann au ch no c h die Gewalt d es E XS p i r a ti on s l u ftstr om s der di e Bänder b eim Anblasen der Stimmritz e mehr oder weniger stark na ch ob en wölbt und demgemäss um s o stärker dehnen und sp annen muss j e m ä chti ger er ist , , , . , , , ' . . > . , . , , , , , . , . ‘ . , . , , . , , , . . , , , , , , , . W III S ti m m e u n d S p ra c h e . 85 . Die L ä n g e in der die Stimmbänder frei schwingen können i rd ab er dadurch bestimmt und willkürli c h verändert dass wir im S tande sind die B änder der S tim mritz e in verschiedener Ausdehnung f est gegeneinander z u pressen und hierdurch grössere oder kleinere Dies geschieht T heile der Stimm bänder am S c hwingen z u hindern i ndem sich die S ti m m for ts ä tz e der Stellknorp el entweder nur hinten m i t ihren Basen oder in grösserer Ausdehnung oder endlich in ihrer g anz en L änge bis z u den äussersten Spitzen innig miteinander b e Eine weite re Verkürzung der Stimmritze i st dann noch möglich r ühren wel che d urch th ei l w ei s e Zusammenziehung j ener Muskel fasern i nnerhalb der Stimmbänder verlau fen und bogenförmi g ge g en deren B and ziehen Dass sich die Tonhöhe mit der Sp annung und der L änge der S timmbänder wi rklich in der angegebenen Weise ändert i s t a u s ph y si k a li s ch en Gründen a priori einleu c htend kann ab er auch sehr leicht d ur c h die Ver s u c he am künstlichen und to dten Kehlkop f und durch d ire c te l a ryn g o sk O p i s ch e B esichtigung am lebenden Menschen nach e esen werden I ch will I hnen die bhängigkeit der Tonhöhe von w i A g d er Sp annung und L änge der Stimmbänder an unserem künstli chen K ehlkop f ( vgl ob en Fig 2 7 S 7 1) d em on s tri r en I ch blase den App a Sie hören einen Ton von b estimmter musikalis c her H öhe r a t an S owie ich j etzt ohne die Sp annung der K a u ts ch u k s ti m m bän d er z u steigt oder v erändern die L änge in der sie frei schwingen verändere f ällt der Ton ; eb en s o wie Sie deutlich wahrnehmen wenn ich die Bänder mehr oder weniger dehne und anspanne die L änge abe r m w elcher si e frei schwingen genau constant erhalte Einen interessanten P unkt muss i ch ehe i ch weiter gehe noch b erüh ren Durch stärkeres Anblasen mach en die S timmbänder nämlich son dern sie werden auch stärker n icht nur grössere S c hwingungen g espannt und schwingen rascher ; b ei v ermehrter E x sp i r a ti on s a n str en g ung muss sich also der Ton nicht n u r verstärk en sondern auch er höhen D eshalb bringen wir die hö chsten Töne nur f o r t i s s i m o her vor J a a u s demselben Grunde wäre es den Sängern u n m ö g l i c h e in en Ton von genau glei c her musikalischer H öhe mit a h und a b s c hwellender Stärke z u singen wenn sie nicht durch feine C om p en s ation der Muskelkrä fte am Kehlkop f gelernt hätten die wachsende S pannung der Stimmb änder b eim A n s ch w el l en l a s s en des Tones durch e ntsprechende Verlängerung die abnehmende Spannung beim Ab b) , , , , . ‚ , , , . . , , . . . . . . . ‘ , , , , , , , , . , , , . , , ‚ . . , , , , , 1 Vgl F i g 2 8 C , . . sm , S 73 . . P opu l är e p hy si ol ogi s c h e Vor tr äg e 86 durch entsprechende Verkürzung der Stimmritz e s c h w el l en l a s s en c orri g i r en . zu . Was endlich die ver s c hiedene K l a n g f a r b e oder den Timbre des S ti mm ton s b etri üt s o liegt die Veranlas sung hierzu entweder in der Resonanz des veränderlich en Ansatzrohrs und davon werde ich bei der Erklärung der Voc a l bi l du n g aus führlich S prech en oder ab er i n e i ner verschi edenen Form der S ti m m b a n d s ch w i n u n en a l so in g g ei ner m odi fici rten Art der Stimmerzeugung im Kehlkop f selb st E s gibt nämlic h zwei Unterarten der Stimmerz eugung 1m Kehl kop f oder um musikalis c h z u S pre chen zwei Stimmregister von vers chiedener Klang farbe Das eine R egister gibt die B r u s t s ti m m e d a s andere die F i s t e l oder K o p f stimme Die erste hat im Ganzen eine tie fere L age als di e letztere do c h sind mehr ere Tonhöhen b eiden gemeinscha ftlic h und können bald mit Brust bald mit Fistelstimme angegeben werden wob ei d ann der ei g en th üm li ch e Unterschied der Klang farb e b eider Register besonders au ffallend wird Die Erklärung der Fistelstimme liegt nun darin d ass bei ihrer Erzeugung die Ränder der Stimmbänder sowohl a l s die der Tas chen bänder weiter von einander abstehen a l s für B ru sttön e womit die bekannte Erfahrung übereinstimmt da s s ein F i s tel ton mit dem gleichen L u ftvor ra th ni c ht s o lange Zeit in derselben Stärke angeblasen werden kann wie ein gewöhnlicher Zugleich ist es wahrs cheinlic h dass b eim F i stel ton nur eine s c hmale Zone de s freien Randes der Stim mbänder schwingt währen d b eim Brustton di e S ti m m ba n drä n d er in ihrer ganzen Breite und Di cke oder H öhe vi bri r en E i n weiterer Unterschied zwis c hen den b eiden Re gistern ma c ht sich noch dadurch geltend dass bei der V ollen g e w öh n li c h en Stimme wie die au fgelegte H and deutlich fühlt die L uftröhre und die B ru s tw a n du n g en in E rzi tteru ng en g er a th en während bei der F a l s etsti m m e E rz i tteru n g en der Brust fehlen dagegen aber l n den s ch w i n g u n g s f äh i g en Theilen des Kop fes wahrgenommen werde n weshalb mit Recht letztere die K o p f s t i m m e erstere die B r u s t s t i m m e gena nnt wird 4 ) Der U m f a n g der menschlichen Singstimme ist beträchtli c hen individuellen S c hwankungen unterwor fen und beträgt gewöhnlich 3) , , . , . , . , , . . , , , , , , . , , , ’ . , , , - , ’ , . 1 O cta v en . Bei bevorz u gten Naturen vergrössert sich der Um fang um — 1 Oct ave und mehr Die C A T A L A N I hatte z B O cta v en brauchbarer S in g tön e in der Kehle . ‘ . . . Pop u l är e p hy s i ol o gi s c h e Vort räg e 88 . l a ryn g osk op i s ch zu untersuchen und kann UN G ER —S A B A TI E R etc S i e versichern dass ich mi c h fast ge trauen möchte mit dem Kehlkop f S p i egel in der H and b ei verstop ften Ohren zu ersehen ob ich es m i t dem Organ eines gebildeten Sängers zu thun hab e o der ni c ht ; und das nur aus der Prä ci si on und dem gr a ci ös en S chwung der Bewe gungen der Stellknorp el der Stim mbänder u s w beim Singen u n d a u s der Schönheit un d H armonie der räumlichen Verhältni sse der Theile Um Sie auch noch einen Blick a u f den Revers der Medaille thun füge ich di esen M i tth ei l un g en über die B edingungen des z u lassen Wohllauts der Stim me hinzu dass die Stimme uns chön klanglos und h ei s er w i r d j a endli ch in ihr vollständiges G eg en th eil di e S tim m l o s i g k ei t oder Aphoni e umschlägt wenn entweder di e S tirnmb än der durch Unges chick oder L ähmung der Kehlkop fmuskeln durch krankhafte Auswü chse und A u fla g eru n g en oder Substanzverlu ste durch S ch w el lung u dgl an der Bildung einer schar f begr enz ten gleichmässig elastis chen Stim mritz e und an der Regel mässigkeit der S chw in gung en gehindert werden ; oder wenn die räumlichen Verhältnisse un d di e S tr u c t ur der r es on i r en den H öhlen und Gebilde ung üns tig oder krank ha ft verä nde rt sind Die l a r yn g osk O p i sch e Untersuchung un d darin liegt ihr u n en d licher diagnostischer We r th lässt n un erkennen mit wel c her A r t von Stimmstörung man es zu thun hat und welche B ehandlung der Fal l er fordert V o r Begründung der L aryngoskopie tappte man o ft zu m gr össten Nachtheil der L eidenden in vollstän di ger F in sterni s s umher ! Noch b emerke i ch das s di e Stimme namentlich von Sängern wel che m ehr darau f achten o ft b ereits an ihrem S chmelz un d Wohlklang einzubüssen b eginnt wenn noch n i cht die gerin gsten Spuren s i c h t b a r e r krankha fter Veränderungen an den S tim m organen zu entde cken sind ; es handelt sich dann um leise Störungen in der mi kr oskopischen oder gar in der innersten atomistischen C on s ti t uti on der organis c hen Gebilde und G ew eb s el em en te Sind die krankhaften Veränderungen b ereits s i c h t b a r wenn auch scheinbar ganz unb edeutend so können sie häufig schon eine bis zur Aphoni e sich steigernde Stimmstörung b edingen während dagegen man chmal tr otz der au ffallendsten und scheinbar stör en ds ten E rkr a n k u n g en der Theile noch eine üb erras chend gute und klangvolle oder doch ausreich ende Stimmbildung z u Stande kommt Dies häng t immer davon ab i n w i e w e i t dur ch die sp eci el l e Ar t und durch den Sitz d er Erkr ank ung die H erstellung der b ekannten w e s e n t l i c h e n . , , , , , , , ' . , . . , e . , , , ‘ , , , , , , . . , , . , , . , , , , ' , , . , , , . , III S ti mm e u n d S p ra c h e . 89 . B edingungen der Stimmerzeugung beeinträchtigt wird d er Stimme I ch komme nun an So viel von . . II di e S p ra chla ute, . Phy siol ogie und Sy stematik uns zum S ch l u s s e noch b e s chä ftigen sollen Man kann b ekanntlich l a u t oder f 1 ü s t e r n d S prechen In letzterem Falle verwenden wir die b ereits ob en als R e i b u n g s t in der verengten Stimmritze erkannte Flüsters imme oder h ä u c s e r g vox c landestina i m m e r und ü b e r a l l in genau derselben Weise wie d en S timmklang beim lauten Sprechen E s gibt nämlic h eine Reihe von Sprachlauten welche o h n e Mit wirkung der S timme mag diese nun laut o der nur fl üstern d sein gar oder n u r unvollkommen hervorgebra c ht werden können w äh n icht rend eine zweite Reihe von L auten ex i sti rt welche ganz ohne alle B eth ei l i g un g der S timmbildenden K eh l k op f sth äti gk ei t im Ansatzrohre v on s elbst anlauten Diese letzteren w a h r e n S e l b s t l a u t e entsprechen j edoch k eineswegs den gewöhnli c h als » S elbstlaute« b ezeichneten Voc a l en s ondern vielmeh r gerade j enem Theile der sogenannten Mitlaute oder C on s on a nten die man recht eigentlich aber fälschli c h als t ypis c he an und für sich ( d h ohne Vocale) b einahe unaussprechliche C onso n auten zu b etrachten p fl egt I ch theile die Spra c hlaute wie Sie b emerken eb en falls in S e l b s t l a u t e und in M i t l a u t e aber ich verstehe unter den ersteren wie g esagt nur j ene H äl fte der sonst sogenannten Mitlaute oder C onso b ei deren Erzeugung die g efl üster te und laute Stimme g a r n auten n i c h t m i tl a u tet oder doch n i c h t n o t h w e n d i g mitlauten muss unter den letzteren dagegen die Vocale u n d die andere Häl fte der s o C n s ona n ten o enannten deren Bildung wie die der Vocale o h n e die g B eth ei li g u n g der lauten o d er g efl ü ster ten Sti mme nicht zu Stande g e b racht werden kann I ch nenne also M i t l a u t e j ene Sprachlaute b ei deren Bildung d i e durch die Vorgänge und Veränderung im Ansatzrohr erzeugten 1 a kus tischen P hänomene ) u n d die Stimme gleichgültig ob tonlos d eren S p ec i e ll e . . , . 0 , , , , , , . , , , . . , , , . , , , , , _ , , , , . , , Mög d i e s en a ku s ti s c h en Phä nom en en nu n s el b s ts t än di g er z eu g te G er ä u s c h e ( w i e b ei d en M e di a e ) o d e r nu r R e s on a n z s c hw i n g u n g en i m A n s a t z ro hr ( w i e b ei d en V o c a l e n w el c h e n a c h o b i g e r B e g ri ff s b e s ti m m u ng z u d e n M i tl a u t e rn z u r ec h n en s i nd) z u G r u n d e l i eg en 1 en ‚ , . P op u l är e p hy s i ol og i s c h e Vo rtr äg e 90 e oder tönend , m i t ei na . e r lauten müssen ; S e l b s t l a u t e aber j ene wel che auss chliessli ch im Ansatzrohr erzeugt ohne alle Stim mbildung s e l b s t s tä n di g lauten Die Re chtf ertigung und B e gründung dieser B egü fl sb esti m m un g en so p aradox Ihnen di esegb en dem Spra chgebrauch gegenüber für j etzt auch ers chein en mögen wird sich im Verlau fe meiner D arstellung von selb st ergeb en ( vgl di e Tab elle der Sprachlaute am S ch l u s s e d es Vortrags S I ch b eginne mit der Erklärung des einfachsten al ler Sprachlaute nä mli ch de s h oder des S p i r i tu s a sp er der Griechen di e ihn j edoch bekann tlich ni cht mit einem b esonderen Buchstaben s chrieben sondern nur verm ittelst eines kleinen Hilfsz ei chens üb er dem anl autenden Vo c al andeuteten g efl ü st rt n d , . , . . , , , , . 1) D as h ist keineswegs der blosse einfa che H au ch welchen der E XS p i ra ti on S l u ftstr om durch den Anfall ge g en die Wände des o ffenen Ansatzrohrs erzeu g t Um den einfa chen H auch in ein h z u ve rw andeln ist eine b e sondere I ntention erforderli ch dur ch welche nicht nur der E XS p i der Mun d weiter geö ff net das Gaumensegel r a ti on s dr uc k verstärkt etwas gehob en und durch Näheru ng seiner Bogen gesp annt wird sondern zuglei c h auch und das ist wie ich zuerst mit dem Kehl di e H auptsache eine V e r e n g e r u n g d e r k op f sp i eg el zeigte S t i m m r i t z e z u Stande kommt genau in derselb en A rt und Weis e wie b ei der Erz eug ung der Flüsterstimme mit wel cher somit der h L aut abgesehen von den Veränderu ngen im Ansatzrohr i d e n t i s c h ist A l s weitere B estäti gung für dies e l a r yn g osk op i s ch nachgewi esene I dentität führe ich an dass i ch einst einem Franz osen d em wi e fast allen seinen L andsleuten das Aussprechen uns eres h ni cht geli n gen wollte den Rath gab beim Ausspre chen eines mit h b eginnenden deutschen Wo rtes s o a n z u f a n g e n w i e w e n n e r e s m i t F l ü und dann erst den vollen Vocal s t er s f i m m e S p r e c h e n w o l l t e ton folgen zu lassen Gl eich b eim ersten Versu ch diesen Rath b e folgend gelang ihm nun z u seinem gr össten Erstaunen das s chwere Kunststü c k vollk ommen und in seiner freudigen Ueberra s ch u n g brach er wie Mr J O UR D A I N im ue je vo i l a 4 0 a n s B ou r geo zs g en ti lh omm e i n den Ausru f aus : » m a i s q , . , , , , , , , , , - , , . , , , , , , , . , , . ' , ’ p a zs p r on on c er l h, ’ ga n s ‚ le ’ s a vo zr P op u l är e p hys i ol o gi sc he V or tr äg e 92 . der zweiten H ohlkugel enthaltene L u ft ab er ni cht indem diese n i c h t au f den S ti m m g a b el ton abgestimmt i st Dieser Versu ch hat Ihnen gezeigt dass lufthaltige H ohlräume von b estimmten Dimensionen für bestimmte Töne abge stimmt sind und diese durch Resonanz verstärken können Und wenn ich no ch hinzu fü g e dass es dab ei dur chaus nicht au f d a s Mat erial der Wandungen ankommt sondern wesentlich nu r a u f die Form und Grösse des H ohlraums im Verh ä l tni s s zu der O effnu ng des s elbe n so wird es klar sein das s auch die M undhöhle für v er s chi e dene besti mmte Töne abgestimmt sein müss e j e na chdem sie selbst und ihre O effnu n g im Gesi cht verschiedene Formen und Di m en sron en a nnimmt w a s durch die Bewegung des Unt erkie fers un d die Gestalt und S tell u ng s v erä n d eru n g en der Zunge des Gaumens egels und der L ipp en ermöglicht wird D a nun b ekanntlich für j eden der Vocale u o a e i u s w die Mundsp alte sowohl als die Mund und Rachenhöhle andere und z war immer co nstante Formen u n d Dimensionen annehmen so kann es Sie nicht wundern zu er fahren dass der sogenannte E i g e n t o n « der Mun dh öhle für j eden Vocal ein anderer und ein c on s ta nter ist Es hat H E LM H O LTZ diese für die einz elnen Vocale ch a ra k teri sti s chen »E i g en tön e « de s Ansatzrohrs musikalisch be stimmt Für u fand er da s kleine f 9) o d a s ein estrichene b g , . , . , ’" , — , , , , . , , , . , . . , » , . ’ ’” b a e aber f ” un ” ’ d b m d u n d g ? und d c i f ( ) — 0e as u n d f g u e endlich f und g B ei d en drei zuerst genannten Voc a l en hat die Mundhöhle nur e i n e n E i g enton b ei den übrigen ab er z w e i indem d a s Ansatzrohr für diese letzteren die Form einer Art Flasche mit weitem Bauch und eng em H als annimmt e und H als und Bauch j eder au f einen anderen E i g en ton abgestimmt sind Die Stimme ist wi e Sie wissen kein einfacher Ton sondern ein K l a n g d h eine Mi s chung aus einem Grundton und einer Reihe von sogenannten harmonischen O ber tön en welche glei chzeitig erklingen für unser Ohr aber zu einer akustischen Einheit verschmelzen und von deren Stärke u n d Anzahl wie ich im vorigen J ahre zeigte eben die Klangfarbe oder der Timbre abhängt ( vgl S 5 5 u Wenn nun die S timme in die Mundhöhle gelangt so werden j ene ” a6 ” ” ‚ ” ’ ” ’ ’ ” ’ . , , . , , . , , . , , , , . . . , , III S ti m m e un d S p r a c h e . 93 . zwar n u r j e n e O bertön e dur c h Resonanz ( wie der S ti mm g a b el ton dur ch unsere H ohlkugel) verstärkt welche mit dem charakteristischen E i g enton der Mundhöhle zusammenstimmen Die Stimme mu ss daher stets eine be stimmte andere Klang farb e annehmen denn für j eden Vocal sind j a die E i g entön e der Mundhöhle andere und somit werden immer andere O ber tön e im Stimmklang ver stärkt Von der Art der T o n m i s c h u n g hängt aber eb en wie gesagt die Klangfarb e ab D a r i n l i e g t a l s o d a s n u n m e h r a u fg e h e l l t e G e h e i m n i s s d e r V o c a l b i l d u n g H E L M H O LT Z ist e s gelungen a u s ein fachen S ti m m g a b el tön en Klänge zusammenzu s etzen deren Färbung mit den Vo c a l en vollstän dig übereins timmte Er hat somit die Vo c ale k ü n s t l i c h erz eugt und durch diese S ynthese die schlagende Prob e au f die Richtigkeit seiner Erklärung der Vocale gemacht Im vorigen J ahre 1 hab e ich Ihnen einen Versuch ) zu Gehör gebracht welcher dasselbe b eweist und den grossen Vorth ei l hat J edem zugänglich z u sein dem ein Klavier z u r Di sposition steht Sie eri nnern sich dass uns die Vocale welche ich mit lauter Stimme gegen die B e s a i tun g eines g eöff neten Flügels rie f während die Dämp fung gehob en war in ihrer wie beim E c ho a u s dem Flügel zurück S p e c i f i s c h e n Klang farbe tönten Indem die ins Klavier hi n ei n g eru f en en Voc a lkl ä n g e n u r j e u e Saiten in stärkere oder schwächere Mitschwi ngungen versetzten welche den stärkeren und s c hwä cheren e i n f a c h e n Tönen entsprechen a u s denen der Vocal zusammengemis cht ist konnte wenn die gegebene Erklärung der Vo c a l bi l du n g richtig i st der Versuch auch kein a n deres Resultat geben und umgekehrt Bei der F l üster S p ra ch e entstehen die Vocale einfa c h dur ch A n blasen der Mundhöhle indem sich der wachgerufene charakteristische E i g en ton derselb en dem Geräus che der Flüsterstimme beimischt Bei einiger Au fmerksamkeit namentlich bei Verglei c hung meh rerer hinterein ander g efl üster ter Vocale lassen sich die c on s ta nten und charakteristischen Tonhöhen recht deutlich a u s dem Geräusch heraushören L ässt man die g efl üsterten Vocale b esonders u oder ü in lautes M u n dp fei fe n übergehen indem man den wahrgenommenen E i g en ton beim Pfei fen festhält s o kann man die Mundhöhle a l s eine Art n a tür licher Stimmgab el brauchen weil die voc a li s ch en E i g entön e constante ab solute Tonhöhe haben S ehr interessant ist noch dass für denselben Vocal die charak u nd , . , , ' . , , . . , , . . , , , , . , - , , , , , . , , , . , . , . , , , . , 1 V gl s 5 7 . . u . f . Po p u l är e p hy s i ol o g i s c h e V or tr äge 94 . bei Erwachsenen und Kindern bei Männern und Frauen trotz der verschiedenen Dimensionen der M u n dth ei l e a uffallend üb ereinstimmen vorausgesetzt dass si e denselb en Dialekt S prechen während geri ngere dialekti s che M o di fic a ti on en der A u S S p ra ch e den Ton bedeutend v erändern t eri sti s ch en E i g en tön e , “ , , . D i e D i p h t h o n g e n oder D 0 p p e l v o c a l e entstehen indem man a u s der Einstellung der M u n dth ei l e für einen Vocal in d i e für einen anderen übergeht und w ä h r e u d dieses Ueber gangs die Stimme hören lässt B eim c l z B beginnt man mit einem reinen a und hört mit i au f die c harakteristische Klang farb e des Diphthongen li egt nur in der Mitte d e s k urzen Vorgangs weshalb man kein en Diphthong au f eine lange Note singen kann Die Orthographie der Diphthongen ist mei st unph y siolo gi sch denn wir schreiben z B c i und S pre chen a i wir schreiben eu und S prechen a ü u s w dageg en schreiben wir ü ö und ä zuweilen w ie Diphthongen u e c c un d a e während e s einfa che Vocale sind B ei aller reinen Voc a l bi l du n g w ird die Nasenhöhle durch das gehob ene Gaumensegel ver s chlossen und zwar hab e ich durch Ver suche gezeigt dass die Innigkeit m i t wel cher und die H öhe i n wel cher dieser Verschluss stattfindet für die verschiedenen Vocale ver schieden i st I ch hab e die T h a ts a ch en über das verschiedene Verhalten der Nasenklappe b eim H ervorbringen der einzelnen Vocale schon vor m ehr a l s z ehn J ahren entdeckt inde m ich e r s t l i c h einen F ü h l h e h e l horizontal durch die Nase bis au f die R ück en fl ä ch e d es Gaumensegels brachte und an den Bewegungen des ersteren beim Ausspre chen der Vocale den Grad der H ebung d e s letzteren erkannte ; z w e i t e u s aber indem ich mit nach hinten über g eb eu g tem Kop fe au f dem Rücken liegend mir die Nasenhöhle mit lauem Wa s ser anfüllen lies während ich die verschiedenen Vocale c on ti n ui rl i ch hervorbrachte um a u s der Menge des zur D u r c h b r e c h u n g d es N a s enkl a p p env er s ch l u ss es er forderlichen Wassers die Festigkeit und Innigkeit desselben zu b estimmen Durch diese ziemlich anstrengenden und nicht gerade angenehm z u nennenden Versuche fand ich d ass der Ve rs c hluss der Nasenhöhle durch die G a u m enk l a p p e am tie fsten und lockersten für a am höchsten und festesten für u und i aus fällt und dass sich mit Rücksi cht hierau f die Vo c ale zu der Reihe a e o u 2 ordnen A l s ich mir überlegte wie ich Ihnen diese T h a ts a ch en Allen 3) , . ’ . . , , . . , . . . . , , , , , . _ , , , , . , , , , . , , , ' , , , , , . Pop u l är e p hy s i ol o gi s c h e Vo rt r äg e 96 - . der ei nzelnen Vocale verschieden aus fallen und zwar wie Sie eb en aus den Schwankungen d e s L i c htbildes an der De cke ersehen werden beim a am S chwäch sten und kleinsten b ei e und o stärker u n d grösser bei u und 2 am stärk sten und grössten Erlauben Sie d ass i ch nun den Saal für wenige Minuten voll ständig verdunkeln l asse damit unser Lichtbild an der Decke deutlich sichtbar werde Dank der Gasbeleu chtung zu deren endlichen bleibenden Z u leitung in den »R os ens a a l « meine Vorlesungen die Veranl a ssung gab en wird di e H erst ellung d e s H elligkeitswe chsels weniger z eitraub end sein a l s v or zwei J ahren , a l s i c h Ihnen die Bewegungen d e s s chlagende n K a r di osk op s demon Fros chherzens vermittelst meines Spiegel chen— s tri r te ( s Vortrag I Seite 1 2 u Wir b efinden uns in hinreichender Dunkelheit um das gross e S p i egelbild an der De c ke neb en dem ersten Kronleu chter hell und deutlich zu sehen I ch werde j etzt den Kautschuk s chlau ch mit der N a senhöhle in luftdichte Verbindung bringen und die Vo c ale in der angegebenen R eihenfol ge a e o u z aussprechen Bea c hten Sie dabei die Bewegungen d es L i c htbildes Meine Angaben über d a s Verhalten d es Gaumensegels b eim A u s S prechen der Vocale sind wie Sie eben sehen konnten ei n g etrofl en Erlauben Sie nur no ch dass ich Ihnen bevor i c h den Gashahn wieder ganz ö ff nen lasse ein zweites Exp eri ment zeig e w elches Ihnen meinen weiteren M i tth ei l u n g en allerdings vorgreifend eine über ra s c h en d e An sc h a uung von der fast unausgesetzten T h ä ti g k ei t und B eth ei li g u n g des Gaumensegels beim Ausspre chen ganzer Sätz e geben und Ihnen den B eweis lie fern wird ein wie wichtiger Theil des Spra c h organs da s Gaumensegel ist I ch be festige den Kautschukschlauch unseres Apparats wieder in der Nase und während ich so S preche sehen Sie dass d a s Li chtbild an der D ecke kaum einen Moment stille steht sondern vielmehr fast ununterbro chen hin und h erfä h rt bald ras cher bald langsamer bald längere bald kürzere E x cu r si on en ma chend Eb enso hebt und senkt si ch da s Gaumensegel ohne das s wir im gewöhnlichen L eben b eim Reden eine Ahnung davon haben ! Die Beleuchtung ist wieder hergestellt ; ich nehme den Faden unserer Betrachtung wieder a u f Wird der Verschluss der Nasenhöhle b ei der Voc a l bi l du n g a h si c htlich oder zufällig so unvollständig dass erhebliche L u ftmengen auch durch die Nase gehen w a s namentlich dann ge s chieht wenn durch ab sichtli che Senkung des Gaumensegels der L u fta bfl u s s in die Mundhöhle beschränkt wird s o g erä th auch die L u ft der Nasenhöhle w , . , ' . , , , . , , . . . _ , . ' , , , . , . ' , . , , “ , , , , . , , , , , , , . , . , , , , III S ti m m e u n d S p ra c h e . in Mitschwingu ngen und es entsteht der welcher die reinen in di e 4) n a sa li ei g en th üm l i ch e ten r 97 . N a s ento n Vo cale verwandelt Aus dem ange führten Grunde mischt sic h der N a s en ton bei L euten deren Gaumensegel gelähmt oder de fe c t ist oder gar ganz fehlt ä l l e u Sprachlauten störend b ei obschon sie dagegen die Vocale wegen unvollständiger und mangelnder B e s chränkung des L u fta bfl u s s es i n di e Mundhöhl e durch absichtliche Senk ung des Gaumensegels meis t weniger stark n a s a li r en können als andere normale Menschen Die nas a l i r ten Vocale bilden den Uebergang von den reinen Vo calen zu j enen Sprachlauten welch e man . , , , , , , . , 5) d i e N a s e n l a u t e oder R e s on a n ten nennt Man rechnet di eselben gewöhnli ch z u den C on s on a nten oder Mitlauten weil sie wie diese nicht ohne gewisse Veränderungen i n . F i g 35 . . S , , , ch e m a de r dr e i I II III) und s yst e m a ti s ch e Z u s a mm e n s t ellun g d e r d a s e lb s t e rz e ugb a r e n S p r a chl au t e A r t ik u l a ti on s g eb i et e ( , , . einem d er drei A rti k u l a ti on s g ebi ete des Ansatzrohrs entstehen können sie entfernen sich aber von den C on s on a n ten und nä hern si c h den nasa wie bei di esen l i rten Voc a l en dadurch das s bei ihrer Erzeugu ng C z erm ak S chr i ft e n II 7 , , . . Po pu l ä re p hys i ol o gi s c he V ortr äge 98 . die Na s enkl app e o ffen das Gaumensegel gesenkt ist i ch im Vorau s ei n fü r all emal hervorhebe —bei k e i n e m C on s on a n ten stattfindet Die drei A r ti k u l a ti on s g ebi ete d e s Ansatzrohrs sehen Sie hier ( vgl Fig 35 I II III ) D a s erste um fasst die L ippen bi s zum Rande der Zahnreihe Das zweite die Zähne die vordere P artie des harten Gau men s und die Zungenspitze ; d a s dritte endli ch den Zungengrund, die h i ntere Partie des harten Gaumens mit dem Gaumensegel u n d den Schlund An j edem dieser A r ti k u l a ti on s g ebi ete kann die Mundhöhle durch gegenseitiges Aneinanderlegen der weichen beweglichen Theile oder die s er und der festen Theile l uftdicht ver s c hlossen werden Geschieht die s indem dabei die Nasenklap p e o ffen bleibt und zugleich die fl ü stern d e oder laute Stimme angegeben wird so entstehen eben die sogenannten Nasenlaute oder R e s on a nten Bei ihnen r e s oni rt mit der Stimme also der N a s en ton und der E i g enton j enes Theile s der Mundhöhle welcher von der Verschlus s S telle bi s zur Rac henh öhle übrig bleibt D er Re s onant d e s ersten A r ti k u l a ti on sg ebi ete s i st d a s m der des zweiten das n der d es dritten endlich ist ein L aut für den wir statt eine s besonderen Bu chstab enzei chen s ng z u s chreiben p fl egen E s ist bei s pielsweise der L aut am Ende der Worte Klang Sang Gang Drang Die Schreibung unseres dritten R e s ona nten durch n und g kann inso fern einigermassen entschuldigt und erklär t werden als j ene Stelle des A r tik u l a ti on s g ebi etes wo der Vers chlu s s für die s en L aut b ew erk ste l l i g t wird genau derj enigen Stelle entspricht wo wie wir gleich sehen werden in de r That auch das g wie w ohl unter anderen Bedingungen entsteht weshalb sich dem fraglichen R e s ona n ten sehr leic ht und o ft unwi llkürlich ein wirkli ches g ans c hliesst Dur ch ein n kann aber unser L aut niemals b ezeichnet werden wie Sie si c h leic ht überz eugen können wenn Sie z B die Silbe Klan aussprechen dann anhalten und endlich g folg en lassen So a u sg e S p ro ch en wird das Wort niemals z u Klang l J etzt kommen wir z u den drei L autgrup p en welche durch die drei Arten der selbstständigen Geräuschbild ung im Ansatzrohr charak teri si rt sind Die e r s t e A r t der selbstständigen Geräuschbildung ist die H er stellung oder Unterbrechung des Verschlus s es an den drei Ar ti k u l a ti on sg ebi eten Wenn dabei die G a u m enkl a p p e gehoben und die Nasenhöhle abgeschlossen wir d s o ist die ser Verschluss u n d letzteren was wie , , . . . , . , . , . . , , . , . , , , . , , . , , , , , , , . , . , . , . , . . . , P op u l är e p hy s i ol o gi s c h e Vor t r äg e 1 00 . laute zu nennen weil man damit eben d a s Wesentlich e des Unte r s chi e d e s in den Namen fasst Die Vers chlusslaute für da s erste A rti k u l a ti on s g ebi et sind b und p für d a s zweite d und t und für das d ritte g und k ( vgl Fig E s i s t eine au ffallende Er s cheinung die ich hier nicht umgehen will da s s gewisse deutsche Stämme z B die Sachsen und Thüring er diesen do c h s o a u ffa ll en d en Un ter s ch i e d d es M i tl a u ten s und N i c htm i t l a utens der tönenden oder g eflüs terten S timme wie es scheint weder au fzu fassen no c h am richtigen Orte z u erz eugen im Stande sind Mein für die Wissens cha ft zu früh verstorbener Freund S C H L EI C HE R p fl egte in seiner drastisch s cherzhaften Weise diesen Mangel für p ar tie l le Taub stummheit zu erklären Wenn der Verschluss an den A rtik u l a ti on s g ebi eten kein voll ständiger ist sondern wenn statt dessen nur eine Verengerung dieser S tellen des A n s a tz roh r e s zu Stande kommt in welcher sich die L u ft reibe n muss und d a s i st der z w e i t e Modus der selb stständigen Geräuschbildung 1m Ansatzrohr s o entstehen , . ‚ , . . , , , . , , . , , . . i , , 7) di e R e i bu n g sl a u te . Es sind dies Geräusche welche in den l oca l en Verengerungen des A n s a tzrohr e s in ganz ähnlich er Weise erz eugt werden wie da s Geräusch der Flüsterstimme o der d es h in der verengten Stimmritze Die R ei bu n g sl a u te zerfallen g enau so w i e die Verschlusslaute in w e i c h e oder t ö n e n d e bei denen da s S ti m m ri tz en g er äu s ch oder d er laute Stimmton m i tl a u tet und in h a r t e oder t o n l o s e bei denen der Keh l kop f ab solut s till ist Im ersten A r ti k u l a ti on sg ebi et haben w i r w a l s tönenden f a l s tonlosen R ei bu n g sl a u t Ersteres geht in letzteres üb er wenn die laute oder fl ü stern d e Stimme ab sol ut unterdrü ckt wird B ei l ä u fig mu s s ich hier die unri chtige Behauptung zurü c kweisen dass man beim Sp r echen mit Flü sterstimme w von f nicht soll unter s c heiden können Im zweiten A r ti k u l a ti on s g ebi et hab en wir z ( französisch ) oder das tönende s (in »Rose « ) und das s c har fe oder tonl o se s ( in Ross ) Wird d a s s sehr weit vorn sozusagen an der Grenze des ers ten und zweiten A r ti k u l a ti on sg ebi ets gebildet indem sich die Zungen dann ent spitze bi s zwischen die Ränder d er S chneidezähne schiebt steht das i h der Engländer und Neugriech en welches eben falls tonlos und tönend sein kann Im dritten A r ti k u l a ti on s g ebi et haben wir end lich j und die oh—L aute ( vgl Fig D er d r i t t e Mod u s der selbstständigen Geräus c hbildung im A n , , . , , . , . , . , . . , , , . . . e III S ti m m e u nd S p r a c h e . W 1 01 . satz rohr be steht darin dass leicht bewegliche ei chth ei l e dem L u ft Strom entgegengestellt werden so dass S ie in lebhafte E rzi tteru ng en oder S chwingungen g era th en ; a u f diese Weise ent stehen : , ‚ , 8) di e R o d e r Z i tterl a u te f diesen L auten macht es keinen au f allenden Unterschied ob Bei die Stimme m i ttön t oder nicht so dass man nicht wie bei den Ver s chluss und R ei bun g s l a u ten harte und weiche zu unt erscheiden p fl egt Der Zitterlaut des ersten A r ti k u l a ti on s g ebi ete s wird in den C u l tu r S p ra ch en nicht gebrauch t und hat daher auch kein Buchstaben z eichen Er soll in den Sprachen einiger wilden Völkerscha ften vor kommen welche auch Schnalzlaute und A eh nl i ch e s a l s Sprachelemente R j ener b ekannte L aut verwenden E s ist das sogenannte L ipp en— den die Ross elenker hervorzubringen p fl egen wenn sie die Pferde anhalten wollen Im Schema Fig 35 hab e ich den L aut mi t E H b e z eichnet Der Zitterlaut des zweiten A r ti k u l a ti on s g ebi ete s i s t j enes R wel c he s durch E r z i tter un g e n der Zungen s pitze entsteht während d er dritte Zitterlaut j enes R ist b ei dem das weiche Gaumensegel und ganz besonders de s s en Zäp fchen durch den L uftstrom in kräftige S chwingungen versetzt wird w obei es in ras c her Folge wi der den Zungengrund schlägt Noch habe ich 9) d i e L — L a ut e kurz zu b esprechen welche eine mittlere Stellung zwischen den Rei bungs und Z i tterl a u ten einnehmen sich ab er dadur c h wesentlich vor allen anderen Sprachlauten auszeichnen dass si e die einzigen sind welche a symmetrisch an dem S ei tenra n de der Zungenmitte erz eugt werden I n un s erem Schema ( Fig welches au f einem medianen Kop f durchs chnitt ba si rt haben sie streng genommen kein en Platz wir setzen ihr Buchstab enzeichen im Schema deshalb noch am p assendsten in den Raum der in v erti ca l er Richtung zwischen den Kategorien der R ei bu n g s und Z i tt erl a u te in horizontaler Ausdehnung aber mitten zwischen dem ersten und zweiten A rti k u l a ti on s g ebi et übrig bleibt D er Vollständigkeit wegen erwähne i c h zum Schluss no ch . , ‘ , , . , . , . , , , . . . , , , , . ' , , , , ' . . , ' , , . die z u s amm eng e s e tz t en 1 0) C on sona n ten . Dieselben entstehen entweder durch gleichzeitige oder sehr rasch au feinander folgende Einstellung der S p r a ch th ei l e für zwei verschiedene ks das c C on s on a nten A l s B ei spiel der letzten Art diene d a s w . z , Popu l är e phy si ol ogi s c h e Vortr äg e 1 02 . oder das deutsche z = ts wo im M oment der Explosion f ür di e Ver schlusslaute k und t die Enge für den R ei bu ng sl a ut s hergestellt wird Als Beispiel der ersten Art führe ich das s ch an welches nach B R ÜC K E entsteht wenn gleic hzeitig die » Enge « für s und für c h gebildet wird Tönt noch die Stimme mit so verwandelt sich das s ch in das sl a vi sch e i oder französi s che j Zur besseren Ueber si ch t und zur Erleichterung eines erwün schten Rückblicks möge die folgende Tabelle dienen , _ ‚ . , ‚ , . , , . x . Ta b ell e il , 6, i: d S p rachlaut e er oo 0; u ä , b, ö 2 3 . ° N a s e nl a u t e R e s on a n t e n o d er m . 5 . L L a u te 6 . R g e h o b en u n d s c h l o s s en . off en . n ng d w z — — t p e k th ( e n gl ) g ( en g l ) . ( fra n z } g e s en k t o fi en u n d g es en k t g e h o b en u n d g e s c hl o s s en — — s ch f j . . do do - o d er Zi tt erl a u te br (Z un g en r (G a u m en - l ge und ' th R e i bu n g s l a u t e 4 etc b V ers e hl u s s mu t e et c . . . “ 7 I ch bin zu Ende und glaube so weit die b eschränkte Zeit e s gestattete Ihnen einen im Ganze n be friedigenden und ziemlich voll ständigen Einblick in die Phy siologie und S y ste m atik der Sprachlaute erö ff net z u haben Zwar gibt e s in e inigen orie ntalischen im Arabischen und im H ebräischen noch ganz ei g en th üm li ch e L aute welche ich nicht berü c ksichtigte ; aber ich glaubte Ihre freundli che Au f m erk s a m k ei t bereits au f eine so harte Prob e gestellt zu haben das s i c h es nicht wagen wollte meinen Vortrag noch weiter a u s z u S p i nn en Ueber di e s d ür ft e das M i tg eth ei l te wohl genügen in Ihnen die Ueb erz eu g u n g zu be fe s tigen dass G e s a n g un d S p r a c h e obschon beide den geistigen Verkehr der Menschen untereinander ver m itteln indem sie zum verständlichen Ausdruck der tie fsten und erhabensten , , , . , , , , . , , , E 1 04 M F i g 8 ( H o l z s c hn i t ) F i g 9 ( H l z s c h n i tt ) . . . . o ns i gn a l e . . F ig zu 11 . z s et en s t u d i r en F ig o r ga n s zu m a rk i r en . V o r t r a g II PIE R R E S L o n gi tu di n a l w el l en m a s c hi ne . 12 F i g 13 F i g 14 ( H o l z s c hn i t t ) . . . . . . . 15 . ( H o l z s c hn i t t . D S c h e m a ti s c h e Di e G e u rc h s c hn i tt s z ei c hn ung h ö r kn ö c h el c h en G d es e h ör . Hol z s chn i tt D i e A m p u ll enh är c h en ( H ol z s c hn i tt ) D i e G eh ör s t ei n c h en Hol z s c hn i tt l D a s O O R T I s c h e O rg a n S ti r n b a n d m i t F ühl h eb el ( H o l z s c hni t t . . . . ’ 16 F i g 17 . O u rv en t a fel , b es ti mm t, d en L e s er i n d en S t a n d ( S t ei n d r u c k t a f e l v erm i tt el slt ei n es S p a l tl i nea l s di e S c h a l l w el l en b ew eg u n g d er L u ft z u , . . . . F ig F ig e , ( H ol z s c h n i t t ) . . ec Zu F i g 10 d er A bb i l d u n g en kl ä r un g h a n i s c h es S c h e m a d er I nn er va ti on d es H er z en s V orri c htu n g u m di e P ul s s c hl äge du r c h el ektro— mag t Gl o c k e n e ti s c h e r . . . . . k ürl i c h en B e w eg u n g en d er O h rm u sc h el F i g 1 8 ( H ol z s c hn i tt ) S E E B E C K s c h e D m o s t ti o zu r e n ra n d er w i ll . ’ . . F i g 19 . . ( H ol z s c hn i tt ) D as S i r en e M o n o c h or d . . V o r t r a g III Zu 1 . . h s c h ni t t ei n es m en s c hl i c h en K ör p er s ( M i t F i g 2 0 a u f e i n er S t ei n d ru c k t a f el ) A n s i c ht d er S t i m m u n d S p ra c hw erkz eu g e i m Z u s a mm en h ä n g e a n ei n em v on r üc k w är t s g eöffn et en m ens c h l i c h en K örp er F i g 2 2 ( H o l z s c h ni t t ) R i n gkn o r p el d es K e h l k o p fes F i g 2 3 ( H o l z s c hni tt ) S c h i l dk n or p el d es K eh l k o p fes F i g 2 4 ( H o l z s c h ni t t ) G i es s b ec k enk n or p el d e s K e h l k op f es F ig 25 ( H o l z s c h n i tt ) S c h em a d e s b ew e gli c h e n G er üs t e s w el c h es di e K eh l k O p f k n o rp el z u s a m m en s e tz en F i g 2 6 ( H ol z s c h ni tt ) H a u p tf orm en d er S ti m m ri t z e F i g 27 ( H ol z s c hn i tt ) K ün s tl i c h er K eh l k op f F ig 28 A B C ( H o l zs c hn i tt ) V er s c hi e d en e An s i c h t en d es n a t ürl i ch en K eh l k o p f e s F ig 20 F ig 21 . . . S c h em a ti s c h er D urc . . . . , . . . . . . . . . . . . , . . . . . . . . , . , . W V o r t r a g III 2 Z u r E r l äu t erun g d er G e s e t z e d er S p i eg el u n g A pp a r a t z u r l a r yng o s k op i s c h en S el b s t b eo b a c h tun g Zu ( H o l z s c h ni t t ) ( H ol z s c hn i t t ) F i g 29 F i g 30 u nd . . . . D mo e F i g 31 . F ig rö G hr e . . 32 un d . . . . . ( H ol z s c h n i t t ) ( H o l z s c hn i t t ) g el s F i g 35 . . i e ma n A . n d er e o n c hi en pp a ra t K hl k op fsp i eg el u n t ersu c h t B i l d d es K eh l ko p fes d er L u ft e , u nd zur R e s on a t D mo e or . ns tr a ti on d er B ew egu n g en d es . ( H o l z s c h n i tt ) Di e d r ei . . S ti mm g a b el A . m i t d em L a ry ng o s k O p i s c h e s d e r A n f än g e d e r B r F i g 33 F i g 34 a u m en s e on ( H o l z s c hn i t t ) ( H ol z s c hn i tt ) n s t r a ti . . A r ti k u l a ti on s g ebi e te d er M un dh öh l e . Di e Physi ol ogi e al s [ A n tr i tts - W Bi l dungs E l em ent all g emei nes - Vor l es u n g , g eh a l ten z u L eip z i g a m 45 L ei p z i g , i lh elm E n g elm a n n , . N . ov em ber Ho ch ge ehrt e Anw e s ende ! G estatten Sie mir v or A llem der innigen Freude Ausdruck zu geben mit welcher ich trotz aller Annehmlichkeiten meines frühe ren Wirkungskreises in J ena der ehrenvollen Einladung ge folgt bin an der hi e si g en Ho chs chule welche wie keine andere D eutschlands im mächtigsten E m p orbl üh en begriffen ist eine ordentliche H onorar Pro fessur zu üb ernehmen Meine Freude war eine dopp elte ; denn einerseits ers chi en mir gerade die A r t der dargebotenen akademischen Stellung wegen ihrer sons tigen Ungebundenheit ganz besonders w ün s ch en sw erth und g e eignet z ur freiesten Ausübung des Berufs zu Fors chen und zu L ehren ; und andererseits ist für die P fl ege und Förderung meines Sp ecial faches man dar f e s k üh n b ehaupten n o c h z u k e in e r Z ei t u n d a n k e i n e m O r t d e r W e l t s o G ros s a r ti g es unternommen u n d ausge führt worden als eben j etzt hier in L eipzig wodurc h wissen Anregung und Förderung au f diesem Gebiete in s ch a ftli ch er Verkehr ungewöhnlicher Fülle si ch darbieten mu sste Die Ph y siologie vor Kurzem erst a u s einer untergeordneten medi c i n i s ch en H il fslehre z u einer selbstständig en naturwissenscha ftlichen Di s ci p li n mit ei g enth üm l i c h en Auf gab en und besonderen Methoden em porgewachsen hat in der That h i e r z u m ers ten Mal eine ihres neu erworb enen Ranges ihrer nun erlangten Bedeutung würdige Wohnung und Werkstatt erhalten au f welche nic ht nur L eipzig und Sachsen sondern ganz D eut s chland mit gerechtem Stolz und be friedigtem Selbst ge fühl bli c ken kann ! eissagung dazu um voraus E s gehört wahrlich k eine Gabe der zusehen dass unter der L eitung j enes Meisters dem es vergönnt war , , s , , . , , , , . , , , , W , , , , Di e 1 06 W Phy si ol o gi e al s al l g em e i n e s E Bi l d u n g s— l em en t . durch die grossartige Unterstützung einer erleu c htet en Regierung , zur ‚ seiner bahnbrechenden I deen die s e neue wi s senscha ftliche ohldur chdachtem Plan zu schaff en auch dre i n M u s terw erk s ta tt nach derselb en unternommenen Arbeiten und die aus derselben hervorgehen den Forschungsresultate q ualitativ wie q uantitativ der Fülle und Voll endung der dargebotenen Hil fsmi ttel und dem gemachten Au fwand entspre c hen werden so dass die L eipziger H o e h s c h u l e recht eig ent lich zur h o h e n S o h u l e für moderne Phy siologie erblühen wird und muss H at man aber wie ich glaub e allen Grund von der Wirksamkeit d er neuen phy siologischen Anstalt unte r L eitung ihres i n tel l e c tu ell en Urhebers einen ebenso m ächti gen Einfl us s au f den a l l g e m e i n e n Fortschritt in der Au fstellung und L ösung der phy siologischen Pro bl em e als au f den l o ca l e n Fortschritt in dem wissenscha ftlichen L eb en iu n d Treiben der S chule zu erwarten und ist also die gege b ene Vertretung des Faches an der hiesigen Universität eine v o l l e u d e t e zu nennen so kann es fraglich er s cheinen welche b e s o u d e r e u n d e i g e n t h ü ml i c h e A u f g a b e h i e r f ü r e i n e w e i t e r e L e h r k r a ft d e n n n o c h ü b r i g b l e i b e ? Diese Frage hat (mir b eg r ei fli ch er Weise viel zu denken gegeben denn obs c hon ich es als eine Pflicht der Freundscha ft u n d Dankbar k ei t ansehe und m i r zur Ehre rechne meine Krä fte der gegenwärtigen L eitung unserer phy siologischen Musteranstalt für ihre F ors ch u ng s und L ehrzwecke ebenso zur Verfügung zu stellen wie m i r die a u s g e deh n te ste Benutzung ihrer Hil fsmittel freundlichst gestattet ist so wünsche ich doch auch j ene Selbstständigkeit und Unabhängigkeit z u wahren und zu b eth ä ti g en , welche meinen akademischen Ante c eden tien entspricht Es erschien mir daher passend die althergebrachte Formalität der Antritts Vorlesung als erwünschte Gelegenheit dazu zu benutz en bei Behandlung des angegebenen Themas » die Phy siologie als a ll g e meines Bildungselement« j ene Gedanken und Ueberl e gu n g en in Kürz e zu e ntwickeln durch welche i ch mir üb er die Möglichkeit einer b e s o n d e r e n Richtung eines e i g e n t h ü m l i c h e n Ziel es meiner k ünf tigen akademischen T h ä ti gk ei t klar z u werden suchte um mit dem sicheren und erhebenden Bewusstsein an die Arb eit gehen zu können der Vertretung des Faches an der hiesigen Universität eine n e u e S e i t e abgewonnen zu hab en ! I ch g ing von der Ueberz eu g u ng a u s dass die Phy sio lo g ie in ihrer gegenwärtigen Richtung und Gestaltung welche si e namentlich seit der glücklichen Anwendung d es sogenannten Princip s der Erhaltung R ea li si ru n g , , , . , , , ‚ , , , , , m , , . . " - , , , , , , , , 1 08 Di e P hy s i ol o gi e a l s all g em e i n e s E B i l d u n g s— l em en t . Unter dem Imp erium dieser L eb enskra ft sollten sich die a l l g e meinen der Materie zukommenden M ol ecu l a rk r ä fte in ihren u n en d lic h mannig faltigen Wechs elbeziehungen w e s e n t l i c h m odi fici ren können so dass die M a ss en th ei l ch en a l s i ntegri ren d e B es ta n dth ei l e eines Organismus a n d e r e n A n z i eh u n g s und B ewegungsgesetzen zu gehorchen hätten als wenn sie sich frei in der unorganis chen Nat ur b efinden Nachdem man j edoch gerade i n den am tie fsten und gr ündlichsten er fors chten L eb enserscheinungen das Walten derselben Grundgesetz e erkann t hat welche au ch die unorganische N a tur b eh err s ch en musste man den unb estimmten und un fruchtbaren B egriff der L ebenskraft als einheitliches causales P rincip ganz aufgeben um da für den mecha nischen Zusammenhängen na chzuspüren welche die L eb en s er s ch ei nun g en th a ts ä ch l i ch vermitt eln Damit war der ex a cten und fruchtb ringenden Forschung au f dem Gebiete des L ebendigen erst die freie Bahn gebrochen denn so l ange man si ch bei dem sterilen Glauben an eine besondere L ebenskraft beruhigte musste nothwendig auch die Er forschung der c a u s a l en L e b en sb e di n g u n g en steril bleiben Unter den möglichen Standpunkten von wel chen aus man das L eben betrachten und auffassen kann ist e s der m e c h a n i s c h e welcher im Ge gensatz zum v i t a l i s t i s c h e n die Bes trebungen der Gegenwar t ausschliesslich b eherrscht E s ist nicht meine Ab si c ht hier eine Kritik der mechanis chen Principien der Naturbetrachtung in ihrer An wendung a u f das L eben durchzu führen ; ich will n u r zur Recht fer tigung der Richtung welche die moderne ph y siolo g is che Forschung eingeschlagen hat eine kurz e Bemerkung einschalten Unzweifelhaft nämlich erzeugt und bewegt sich d er br ei te Strom des g e s a m m ten L ebens nur d u r c h und i n Gestaltungen B enutzungen und Veränderungen von S toüen und Kräften deren Wirksamkeit und Wechselbeziehungen Ph y sik und C hemie bisher sehr woh l nach den Grundsätz en der mechanischen Naturau ffassung zu b erechnen und zu e rläute rn im Stande gewesen sind Wir hab en daher keinen zwingenden Grund anzunehmen dass sich ihnen nicht auch die Erscheinungen d es L ebens fügen sollten b evor nicht der gründlich durchge führte Versuch einer mechanis chen E rkl ä rung aller dieser Erscheinungen ihre absolute Unzulänglichkeit im Reiche d e s L ebendigen d a r g eth a n haben wird Dieser Versu c h muss also unter allen Umständen gewagt und unternommen werden ; er behält au ch unter allen Umständen des ganzen ‘ , , a» . . , , , , , . , , . , , , , . , , . v , , . , , ' . Di e Phys i ol ogi e a l s al l g em e i n e s E B i l d u n g s — l em e n t 109 . oder nur th ei l w ei s en Gelingens einen p ositiven Werth und darin eben liegt die ausschliessliche Ber echtigung der gegenwärtigen Rich tun g der ph y siologischen F orschung Indem di e moderne Ph y siologie eine me c hanische Erklärung des L ebens anstr ebt verw endet sie wie j ede erklärende Naturwissenscha ft zwei Hilfsmittel der Untersuchung : die B e o b a c h t u n g und das E x p eriment Die p h y s i o l o g i s c h e B e o b a c h t u n g besteht darin dass der Forscher seine gespannte Au fmerk s amkeit au f die Veränderungen und Vorgänge richtet welche während des Ablau fs des L ebens a n und i n den Organismen seiner sinnlichen Wahrnehmung entweder von s elb st sich darbieten oder die er derselb en durch absichtliches Eindringen ins I nnere des lebenden Körp ers erst zugänglich machen mu s s ; letz teres z B dur ch O pti sche oder a k u sti s ch e A p p a ra te wie den Augen S piegel den K ehlk O p fS p i eg el das Stethoskop Plessimeter etc etc oder unmittelbar durch schneidende Instrumente wie bei der Vivi se c tion im engeren Sinne Zugleich zieht er alle Hil fsmittel herb ei welche geeignet sind einerseits die L eist ungs f ähigkeit der b eobachtenden Sinne für die E r fassung der minimalsten Unterschiede der Erscheinung und ihr er zeit lichen und räumlichen Verhältniss e zu steigern und zu s c här fen andererseits die z u b eobachtenden Erscheinungen s elb st deutlicher wahrnehmbar zu machen I ch will hier nur an das Mikr oskop erinnern und an die au sg e dehnte Anwendung der graphischen Methode zu phy siolo gischen Zwecken durch welche viele der fl üch ti g s ten Erscheinungen sic h selb st in Form von C u rven mit gr össter Genauigkeit r egi s tri r en und fix i ren ( Ky mograph Sph y gmograph Kar di ograph M y ograph Ph on a u to graph ) Durch Benutzung der gegenwärtig s o reichen und geschär ften H il fsmitt el d er Beobachtung gelangt die ph y siologische Fors c hung zur genauen K enn tn i s s und Feststellun g der g es a m m ten L eb en s er s ch ei . ‘ , , ‘ . , , , ‘ . . , , . , , . , , " . . , , , . , . , , , , . nun g en . Aber die blosse Beobachtung so genau und geschärft sie au ch sein m a g genügt a n s i c h noch nicht zur Ermittelung der Ursachen und Gesetze der Erscheinung en welche eine be friedigende Erklärung des L ebens ermöglichen sollen Z u diesem Ende muss sich die B eobachtung mit dem E X p e r i m e n t c om bi ni r en D i e s e s besteht in einer planmässigen Z ergliederung der c a u s a l en Bedingungen der einz elnen Erscheinungen und diese Zergliederung , , , . . , D i e P hy s i ol o gi e a l s 1 10 E — n l e m en t l m i n Bi d u s e l l e s g a e g . ges chieht indem di e s ä m m tl i ch en Be di ngungen von wel chen ein e E rs cheinu ng h ervorgeb racht se in k ann d er Reihe na ch ab sichtlich verändert un d gleic hzeitig di e Er folge dieser Veränderu ng au f di e Erscheinung genau b eobachtet werden Als eine wirkli che Ursache der Erscheinung muss dann j en e B e di n g un g gelten deren i s oli rte Variation oder E l i m i ni r u n g die E r s ch ei nung selb st entsprechend verändert oder aufgehob en hat Erst w enn ma n das Exp eriment zum m e s s e n d e n V e r s u c h steigert und schärft b ei welchem di e q uantitativ b estimmte Variation der verursachenden B e di ngung mit dem Grade der verursachten Veränderung der E r s ch ei nung vergli chen wird o ffenbart si ch das Gesetz der Wirkung Die durch den Gang der exp erimentellen Untersu chungsmethode ge forderte Sonderung Veränderung Störung Steigerung oder Auf hebung der s ä m m tl i c h en Bedingungen einer L ebenserscheinung ist nur durch di e Anstellung von V i v i s e e t i o n e u z u erzielen un ter wel chen man im weitesten Sinn e des Wortes j e d e u wie immer gearteten Ein g riff in den lebenden Körp er versteht Fast alle Vi vi s e c ti on en sind beiläufig b emerkt ni cht ohne einen gewi ssen Grad von Grausamkeit ins Werk zu setz en Und diese macht m a n den Ph y siologen freili ch gedankenlos genug von vi elen Seiten so sehr zum Vorwu r f I ch sage g e d a n k e n l o s weil man wie i ch b ereits an einem anderen Orte ausgesprochen habe im bli nden Eifer der thi er freun d li chen Entrüs tung eb en nicht daran denk t , einerseits dass der Fort schritt der Wissens cha ft und Kenn tni s s vom L eb en ohne Eingri ffe in den leb enden Organi smus absolut unmögli c h ist ; andererseits aber dass die Grausamkeiten unserer glorrei chen S chlachtfelder und unserer Kü chen q uantitativ wie q ualitativ j ene der ph y siologischen L abora tori en b ei weitem übertre ff en Kann man aber in den Jub el einer Via tri u m p h a li s mit B eg ei ste rung ein stimmen kann man si ch dem Genü sse einer leckeren Schüssel leben di g au fgebrochener Austern lebendig gesottener Kr ebse z u Tode gehetzten Wildes einer P astete aus F ettl eb ern q ualvoll k r a nk g e stO p fter Gänse u s w u s w mit ruhigem B ehagen hingeb en nun dann wi rd ma n sich wohl auch ohne Gewi ssensskrup el erlaub en dür fen ph y siologische Vi vi s ecti on en die überdies heut z u Tage bei der aus g edehnten Anwendung der a n a e s th eti s ch en schmerz stillenden M itte l selbst den ei frigsten Mitgliedern der Vereine gegen T hi erq u ä l er ei i n mi ldere m L i c hte ers cheinen dürften zu ma chen und die dabei zu Tage tretenden Erscheinungen mit G em üth s r uh e und ungestörter Au f m erk s a m k ei t z u b eob achten ! , , - , . , . , . , , , , , . , , . . , , . , , , , . . . , . . . ’ , , , Di e 1 12 P hy si ol og i e a l s a ll g em ei n e s E Bi l d u n g s—l em en t . au f k e i n e andere Veränderung b eobachtet als im ersten Fall eine Zusammenziehung im zweiten ab er eine L ähmung eines einzeln en Muskels oder einer Muskelgrupp e So c on s ta ti rt um no c h ein anderes B eispiel anzu führen das Ex F r ei g ebu n g ( o der der künstlichen Inj eetion ) der H emmung und m e n t e r i p d es Bl u ts trom s in den zu führenden Gef ässen der Organ e dass nur h och r oth es arterielles Blut die Elemente enthält welch e die Be din gungen der L eistungs f ähigkeit der Organe im normalen Best ä nde erhalten Indem si ch dann die exp erimentelle Forschung der Z ergliederung dieser B edi ngungen in den a l s Träger der einzelnen F u n c ti on en er mittelten Organen und Geweben zuwendet findet sie stets bestimmte Anordnungen von festen fl üssigen und gasf örmigen M a ss enth ei l ch en welche sich in den verschiedensten Ri chtungen und Formen b ewegen mit anderen Worten sie findet stets b esti mmte phy sikalische und chemische E l e m e n t e und P r o c e s s e deren weitere Zergliederung nach den Grund sätz en des ph y sikalischen und chemischen Versuchs untern ommen werden muss Das p h y s i o l o g i s c h e Exp eriment läu ft also schliesslich immer in das p h y s i k a l i s c h e und c h e m i s c h e aus So lehr t z B die Zergliederung der im reizbaren fu n cti on s fä hi g en Nerven und Muskelgeweb e vorhandenen B edingungen dass die Mas s en th ei l ch en welche s i e au f bauen in einer gesetzmässigen elektrischen Bewegung b egri ffen sind un d nach aussen üb ertr agbare el ek tr om oto rische Krä fte entwickeln welche b eim Wechsel von Ruhe und T h ä ti g k ei t entspre c hende Veränderungen erleiden so dass Sie als ein Ausdruck der innersten M ol ecu l a rz u stän de und Vorgänge der p h y s i k a l i s c h e n Erklärung der Nerven und Muskelph y siologie die wichtigsten A n h a l tS p u nk te geb en S o wird in einem anderen Falle na c hdem z B das phy siolo gi sche Exp eriment ermittelt hat dass si ch E i w ei s sk örp er im Magen au flösen und dass es der saure Magensa ft ist wel cher diese Erscheinung b ewirkt die c h e m i s c h e Untersuchung das Ferment desselben zu finden und den eigentlichen Vorgang au fzuklären hab en Als letztes Ziel und zugleich im Falle des Gelingens als höchster Tri umph der exp erimentellen Forschung au f allen Stufen ihres Eindringens in da s unendli ch verwi c kelte Z u s a m m en g r ei fen d er die Erscheinungen ursächlich vermittelnden Umstände und Ver a n sta l tungen ist ab er endlich die Au fgab e zu b etra c hten auch ausserhalb d e s Organi smus die glei chen Um stände und B edingungen willkürlich herzustellen um aus ihnen die gleichen Erscheinungen z u e r z e u g e u Die k ü n s t l i c h e N a c h b i l d u n g der ph y siolo gi schen L ei , , . , , , , , . , , , , . . . . , , , , , , , . . . , , . , , . D i e P hy s i ol o g i e a l s a ll g em e i n e s B i l d un g s - El em en t 1 13 . i ch erinnere nur a n welche schon viel fach gelungen i st di e künstliche Verdauung Bebrütung und Sti mmbildung an di e H er stellung des H arnsto ffs und anderer chemischer Verbindungen welche als auss c hliessli che Pr o du c te des L eb en S p r oc e s s e s b etrachtet wurden a n di e glü c kliche Nachbildung vieler wesentlichen Kr ei s l a u fs er s c h ei ist so zu sagen die mathematis c he Prob e au f di e n u n g en u dgl Richtigkeit den Grad und die Vollständigkeit der gewonnenen Ein si cht in die Vorgänge und Ers c heinungen de s L ebens Eine ähnliche Bedeutung für die ph y siologische Erforschung d er L ebenserscheinungen wie die Vivisection hat die p a t h o l o g i s c h e B e o b a c h t u n g indem sich der let ztere n Störungen und Unter brechungen der Function durch z u f ä l l i g e Veränderung der Organ e und Geweb e darbieten welche b ei der Vivisection a b s i c h t l i c h her vorgeru fen werden Freilich sind die krankha ften organischen Ver änderungen welche die F u n cti on s s törun g im L eb en b edingen meist nur erst n a c h dem To de aufzufinden und o ft auch sehr schwi erig z u deuten und zu v erw erth en Nichtsdestoweniger i st die p atholo gi sch e Beobachtung namentlich für die S p e ci el l e Ph y siologie des M e n s c h e n der sich den exp erimentellen Eingri ffen nur in b eschränktem M a a s s e darbietet von uns chätzbarem Werth I st es j a doch gerade i n s o f e r n der Mensch ganz und gar mit seiner leiblichen und geistigen P ersönlichkeit ,m it allen seinen L ei s tu n g en und T h äti gk ei t en als Einz elwesen wie als The il der G e s a m m t heit d es Menschengeschlechts und d e s N a tu rg a nz en dem es zur Au fgabe » r e a l i s t i s c h e r B e g r ü n d u n g u n d A u f k l ä r u n g g e w o r d e n i s t « dass die Phy siologie j ene so zu sagen c e n t r a l e S t e l l u n g in dem weiten Kreise alles Wis sens und Könnens ei nni mmt welche sie als e i n a l l g e m e i ne s B i l d u n g s u n d O u l t u r e l e m e n t so w ün s ch en sw er th und bedeutungsvoll erscheinen lässt In der That welche andere Wissenscha ft könnte auch dem all gemeinen menschlic hen Intere sse näher stehen welche einer ernst lieb eren K en ntn i s sn a h m e von Seite j edes denkenden gebildeten Mens c hen würdiger sein als eben d i e welche sich eine Au fgab e stellt deren exa cte L ösung a l l e i n eine richti ge und gründli che E r k enn tni s s der L ebensbedingungen und L eb en s ä u s s eru n g en erö ff net und damit erst eine wirkliche Einsicht in die wahre Natur und Wesenheit des M e n s c h e n s e l b s t ermögli cht Abgeseh en von dem di r e c ten N utzen und praktischen Vorth ei l welchen ph y siologisches Wissen für so manche S eite unseres b e dürf ni ss v ol l en Daseins gewährt gibt es au c h kaum eine andere wissen s ch a ftl i c h e D i s c i p li n als eben die P h y siologie welch e so sicher und C z e r m a k S chr i ft e n II 8 s tu n g en , , , , , . . , . , , . , , . , . , , , , , . , , , , , , , . , , , , . . 1 14 P hysi ol ogi e Di e a l s a ll W g em ei n es B il d ung s—l em en t E . unwi derstehl i ch z u einer sol chen el tau tf a s sun g f uhr t di e wahrha ft frei un d v oru rth ei l sl os macht u n d dul dsam gegen alles mens chlich e Ir ren gegen alle mens chli ch e S chw äche u n d B eschränktheit ! All er di ngs mu ss ohne Widerrede zugegeben werden d ass di e Ph y siol ogie no c h weit davon entfernt ist ihr e Aufgab e i m Sinne der modernen Naturb etr acht ung auch nur i n einem einz igen H auptp unk te v o l l s t ä n d i g gelö st z u h a b en ; dagegen ist es ebens owenig z u ver kenn en dass di e b ereits errei chte Einsi cht in den di e ei nz elnen L eb ens äuss er ungen b e di n genden Mech ani smus d er or g a ni s ch en Gebil de tie f genug die exp eri m entell e Methode der Forschung exact genug ist um der modernen Ph y siologi e di e von m ir w i ederholt her vorgehob ene B edeutun g vi n di cir en z u können I ch erlaub e mir daher j etzt ohne Weiteres z ur Entwi c kelung j ener Gedank en z u schr eiten wel che si ch mi r mit B e zug a u f meinen neuen akademi s chen Wirkun gskreis an dies e T hesi s knüp ften Mein nächster Gedanke war dass di e P hy siolo gie gegenwär tig an allen H ochs chul en n u r einen L ehrgegens tand d es m e di ci ni s ch en Fachst u dium s bil det un d da her allen J enen völlig unzugängli ch bleibt welche ih r Ber uf einer der anderen F a cu l tä t en zugeführ t h a t In Erwägung di eses mi sslich en Umstandes du r ch welchen der gr öss ere T heil der Uni v er si täts h ör er von der genaueren Bekanntscha ft mi t den R esul taten un d Methoden der ph y siolo gi s chen Forsch un g aus geschloss en wi rd m usste sich mir weiter die Ueb erz eu g u n g auf dr ängen dass neb en den streng f a chm ä s si g en in den L ehrplan des m e di ci ni s chen S t udi ums eingef üg ten Vorlesungen üb er Ph y siologie üb erall auch noch s o l c h e geh alten werden so ll ten welche di ese Wi s sens cha ft ni cht minder grün dl ich zw a r ab er in all gemeinverständlicher Form d h ohne Voraussetz un g irgend welcher Fachkenntni s se darzustel len hätten I ch muss es hier mit aller Entschi edenheit ausspre chen dass mi r kein Gegens tand der Ph y siologie wie der Nat urwi ss ens c ha ften üb er haupt b ekannt ist der b ei ges chi ckter An wendu ng ausrei chender Hil fsmittel der D emonstration un d des Experiments der normalen Fassungskraft und dem Ver stän dni s s Gebil deter deren A n h erk s a m k ei t nur einigermassen angesp annt wird n i c h t s ollte vollkommen zugängli ch gemacht werden könn en Indem i ch n un einerseits di e Mögl ichkeit einer gr ündl i chen und erfolgrei chen allgemein fassli chen D arstellung i ch vermeide a b sichtlich den ni ch t ohne Grund etwas in M i s s cr e di t gekommenen Aus d r u ck Pop u l a ri si r un g« der Ph ys iolo g ie hi ermit aus drückli ch aner kenne u n d andererseits di e B edeutu ng ph y siolo gi s chen Wissens zu r , , , , , ‘ , , . , . , , , , , , , , , . . , . , , , , , . » , Di e 1 16 Phys i ol o gi e a l s a ll g em ei n e s B i l du n g s - El em en t . B ehandlun g und Darstellung liegen Auch ist der U m f a n g des ph y dass di e richtige Auswa h l s i ol ogi sch enWissensgebiets so bedeutend und Disp osition der zu behandelnden M aterien nichts we niger als leicht und selbstverständlic h erscheint S oll sich nämlich die Ph y siologie als ein w er th v ol l es Element des höheren Bildungsganges wie ihn die Universität zu bieten und zu ver mitteln hat daselb st b ewähren und einbürgern dann genügt es ugie ich meine k e i n e s w e g s in dogmatis c her Weise ex cathedra eine erklärende Ueb er si cht der L ebenserscheinungen z u geben und di e fer tigen Resultat e der ph y siologischen Forschung mit mehr oder weniger rheto ri schem Ges chi c k Un d oratoris c hem Glanz zu b espre chen Es liegt vielmeh r in der E i g enth üm l i chk ei t des Gegenstandes dass die so mannigfaltigen und dem gewöhnlichen Sinne s o u n z u g ä n g lichen und fremdarti gen Vorgänge um deren E rk enntni ss und E rk l ä rung sich s handelt sowie die Methoden und Hil fsmitt el welche die ph y siologische Fors chung zur Erreichung ihrer Ziele anw endet der u n mi t t e l b a r e n A n s c h a u u n g der Zuhörer im D e t a i l dargeboten werden müssen w enn s i e zu innigem Ver stän dni s s gebracht j ene au f klärenden und veredelnden Wirkungen in den Geistern hervor bringen und hinterlassen sollen , welche von der eingehenden B es ch ä f ti gu n g mit der modernen Ph y siologie sicher zu erwarten sind Dazu kommt noch dass indem die Ph y siologie alle L ebens äusserungen a l s Verrichtungen b esti mmter Organe festzustellen und aus den elementaren Bedingungen d h aus dem anatomischen B a u und der ph y si kalisch—chemischen C onstitution derselben mit N othw en di g k ei t herzuleiten oder w a s dasselbe sagen will nach mecha nischen P rincipien z u erklären hat der Vortrag welcher b ei dem gemischten Z u h ör erk r ei s e keinerlei S p eci el l e Fachkenntnisse voraus setzen dar f mit der Darstellung der d esc ri p ti v en und mikrosko pischen Anatomie und der ph y sikalisch chemischen Eigenscha ften der func ti on i r en d en Theile beginnen mus s Auch bei diesen Darstellungen i st es wieder n u r die u n m i t t c l b a r e A n s c h a u u n g welche ein eingehendes un d richtige s Ver s tä n dni s s z u vermitteln im Stande i s t Die ph y siologischen Vorträge welche ich in den drei letzten J ahren im akademischen »R os en sa a l e« z u J ena gehalten und kürzlich durch den Druck verö ff entlicht hab e können eine b ei l äufig e Vor stel lung von der Art geb en wie ich mir die B ehandlung und Darstellung . , . , , , , , , , . , , ’ , , , , , , . , , . , . , , , - . , . W 1 R C ZE R M A K : , , Pop ul är e p hy s i ol o gi s c h e Vor tr äg e g eh a l t e n , J en a i n d en J a h r en 1 86 7 — 6 9 K C z erm a k 1 869 o s en s a a l e z u i en , . , . . M i t 3 T a f el n un d im 34 k a d em i s c h en H ol z sc hni tten a . Di e Phys i ol og i e ‘ a l s a ll B i l d un g S g em ei n es - El e m en t 1 17 . der Phy siologie f ür den gegenwä rtig beabsichtig ten Zwe c k e tw a denke : nur muss ich aus drü c kli c h bemerken dass ich für den letzteren ein noch s p eci ell ere s un d tie feres Eingehen in den Gegenstand eine noch reichere B eth ä ti gun g der unm ittelbaren Ans chauung f ür n öthi g halte als di e belehrende Unterhaltung des R os enp u blik u m s erforde rte : und so sehen Sie m h A es häufen und steigern sich die m ir u n erlässli c h erscheinenden Forde ru ngen an di e demonstrativen und ex e r i m m en t e ll e n H i l f s ittel de s Vortrags und demgemäss die inneren und p ä usseren Schwierigkeiten des ganz en Unte r nehmens zu einer fast a b schreckenden H öhe Endli ch dar f au c h ni cht unerwähnt bleiben dass in dem even tu ell en Erfolg des Unte rnehmens s e l b s t eine Ge fahr für dessen glück lic he Durch führu ng liegt I ch meine : mit der Grösse des Z u hörer k reises und mit seinem wel c hes ni c ht aus bleib en kann a ch s thu m wenn Form un d Inh alt der Vorträge ein w irkliche s B e dür fni s s zu be friedi gen geeignet b e funden werden sollten mus s sich natürlich auch di e B eq uemlichkeit th ei l w ei s e sogar di e Möglichkeit all das E r f or d erli ch e ohne ganz b esondere Verans talt un gen in entsprechender un d ausreichender Weise zu d em on s tri r en verm indern u n d dies könn te leicht in einem so b edenklichen Grade geschehen das s di e u n erl ä s s liche u nmittelbare Anschauung au f welcher der di dakti s che Erfolg zum grössten Th eil b e ruh t illusoris ch würde Es muss also von vornherein di e sk ru p ul ös es te Vorsorge getro ffen werden das s alle di e vers c hi edenartigen D emons trationen einen ga nz besonderen Grad von E r si chtli chk ei t und Vollendu ng erhalten und dass das Vorl es un g s l ok a l ausreichende Dimens ionen hab e und mit ei g e nth üm li ch en Einr icht un gen ad h o c versehen werde welche da s L okal a u s einem blossen Auditorium zugleich recht eigentlich z u ein em sit veni a verbo S p e c t a t o r i u m zu machen geeignet si n d Zu di esen Einric htungen rechne ich vor Allem die Form und Anordnung der Sitzplätz e dann die centrale Stellung un d intensive Beleucht ung des Raumes wo sich der Vo rtrage nde b efin det un d wo di e Exp erimente vorgenommen werden endlich di e b eq ueme Di s p o sitiou aller j ener Hil fsmittel welche stets z ur Ha nd sein müssen weil sie ei nzeln oder in mancherlei C om bi n a ti on en bei fa st allen Demonstra ti on en in Anwendung kommen w i e z B elektrische L eitungen für den c on s ta n ten Strom mechanische Transmi ssionen Gas und Wasser leit ung Wandfl ächen oder S ch i r m S z um Auf hängen gemalter oder zum Auffangen optis ch p roj i ci rt er Bilder B el eu ch t un g s u n d Verdun k el un g s vorri ch tun g en u s w u s w Alle diese hohen A n forderungen und S chwierigkeiten welche , , , . , . . W . , . , , , ’ , , , , , . , , , , , . , , , , , . , . , , , , , . . . , . . . , Di e 1 18 P hy si ol o gi e a l s all gem ei n e s B i l d un g E l em e t s n - . nach meiner Ueb erz eu gu n g einers eit s erfüllt andererseits überwunden sein müssen bevor man wirklich daran gehen kann die Ph y siologie als ein allgem eines Bildungselement in den Kreis der Uni ver si tä ts s tudien einzu führen en tm u th i g en mich j edoch nicht I ch hab e mich wie m eine oben ci ti r ten R os envorl esu ng en erkennen lassen in der Erfindung und Benutzung der besonder en demonstrati ven Hil fsmitt el wie sie der besprochene Zweck fordert b ereit s mehrfa ch versucht und bin entschlossen kein Op fer zu scheuen mir hier in L eip zig ein Auditorium s e l b s t z u schaffen und meinen S p e ci el l en Plänen entsprechend einzurichten denn i ch hab e es 1m vorl g en Semester erfa h ren dass den H underten welche me i nen Vorl e su n g s cyc l u s üb er Ph y siolo gi e der Zeugung b esuchten i n dem grossen H örsaal des Augus teu m s und einen anderen b e s s eren von ähnlichen Dimensionen gibt e s nicht wegen seiner ausschliesslich f ür K a th ed erv orl esun g en b estimmten Einrichtung kaum die ein fachsten bildlichen D a r stel l ungen be q uem d em on stri rt werden konnten ; der Ver such aber inj enem A uditorium feinere ph y siologische Exp erimente vorzu führen geradezu lächerlich wäre und das ganze Unternehmen ge fährden könnte Deshalb sehe ich mich auch g en öthi g t den Beginn meiner s chon für das lau fende Winterseme ster angekün di gten Vorträge über Ph y s i ol og i e für Studenten aller F a c u l tä te n bi s au f Weitere s z u ver schieb en Man w rr d e s b egreiflich finden das s ich noch längere Zeit meiner ganz en Arbeitskra ft un d der ganzen Musse bedar f welche mir meine akademische Stellung gestattet um alle j ene üb eraus mannig faltigen und w ei ta u ss eh en d en Vorkehrungen und Veranstaltungen in Angriff z u nehmen und zu vollenden welche mir um s o u nerlässlicher er s ch ei nen j e ernstlicher gemeint meine Absichten sind , und j e weniger ich gewillt S ein kann d a s Gelingen der Einbürgerung der Ph y siologie a l s eines allgemeinen Bi l du n g s el em en ts an der Universität durch die Un vollkommenheit der ganz ei g en th üm li ch en äusseren Mittel au f s Spiel zu setzen denn es handelt sich dabei nicht etwa um blosse A eu s s er li chk ei ten einer i m p oni r en den Au s stattung dieser neuartigen Vorl e sun gen sondern recht eigentlich um die Grundbedingung alles didaktischen Erfolgs derselben um die u n m i t t e l b a r e A n s c h a u u n g Schliesslich kann ich nur noch den Wunsch und die H o ffnung aussp rechen dass es mir vergönnt sein möge den Erwartungen welche ich p r ovoci rt habe recht bald und in vollem M a a s s e zu entsprechen und eine recht lebendige allseiti ge T h ei l na h m e für meine Ab sichten und Bestrebungen z u erwecken und au f die Dauer z u erhalten , , , . , , , , , , , , , , , , , , . . , , „ , , , ’ , , . - , , , , , . U eb er 1 20 da s p h y s i o l og i s c h e P i v t—L r a a b or a t ori um kademie zu Berlin gehaltenen Vor trag » als einen den Geist unserer T age ch a ra k t er i si r en d en Gesichtspunkt das S t r e b e n hervorgehob en d i e mechanische Weltanschauung auszubauen eine Weltanschauung i n welcher es sich vor Allem nur um das Verh ä l tn i s s der C a u s a l i tä t um die Z u u m die Feststellung von Ursache und Wirkung handelt der Gesetz e welche die Ereignisse b eherrschen s a mm en s tel l u n g Darum steht im Vordergrunde aller geistigen Bestrebungen die N at ur die Na turwissenscha ft in ihrer mannigfachen Zer w issenscha ft legung Allgewaltig ist ihre H errscha ft dergestalt dass Alles was irgend wie a u f irgend einem Gebiete zu einer wahrhaften E rk enntni s s zu kommen strebt in die Wege der Naturwissenschaft einbiegt « I ch bin nun seit langer Zeit der innigsten Ueb erz eu g u n g dass von allen Zweigen der Naturwissenschaft die P h y s i o l o g i e oder B i o l o g i e eine geradezu c e n t r a l e Stellung im weiten Gebiete der geistigen und materiellen Bestrebungen einnimmt in so f ern ihr Obj ect die Erforschung d es » L e b e n s « ist und es daher gar keine L eistungen und Beziehungen oder Interessen des Menschen geben k a n n welche nicht in einem mehr oder weniger innigen soli d a ri s ch en Zusammenhang mit dieser Wissenscha ft stehen würden Auch dürfte nach meiner Meinung keine andere Wissenschaft im Stande sein in wirksamerer Weise die w a h r e A u f k l ä r u n g zu f ördern a l s eben die h e u t i g e Phy siolo g ie welche im S i nne der m e e h a n i s o h e n Weltanschauung alle die dunklen und in ihren C on s eq u en z en die freie Forschung hemmenden Vorstellungen von der Existenz und Wirksam k ei t einer b e s o n d e r e n m y s t e r i ö s e n » L ebenskraft « er folgreich b ekämp ft und au fzuhellen sucht I ch verstehe hier ( nach einem Citate L E C k Y s ) unter der wahren Auf klärung mit KAN T » den Ausgang d es Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit Unmündigkeit i st das Unvermögen sich seines Verstandes ohne L eitung eines Anderen zu b edienen Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit wenn die Ursache derselben nicht am Mangel d es Verstandes sondern der Entsc hliessung und des M u th es liegt sich seiner ohne L eitung eines Anderen zu bedienen S a p e r e a u d e ! H ab e Muth dich deines eigenen Verstandes zu b edienen B ei l ä u fig bemerkt habe ich denn auch diesen Wahlspruch der Aufklärung hier in diesem Saale mit L apidarschri ft anbringen lassen Ihm gegenüber steht nicht blos zur Wahrung der S ymmetrie sondern als ein nicht minder in diesen Raum passender Spruch oder Zuru f welcher den Besuchern des hiesigen G ew a n dh a u s s a a l es s o geläufig ist : » R e s s e v e r a e s t v e r u m g a u d iu m « a , , , , , , . . , , , . , , , . , . . , , . ’ , , . . , , . , ‘ . , , , . d er an Uni ver s i tät L ei p zi g 12 1 . Der Werth und die Tragweite eines Unternehmens dessen Ziel n i c h t die ob erflächliche sog »Pop u l a ri s i run g« sondern die möglichste Verbreitung einer möglichst g r ü n d l i c h e n Bekanntschaft mit der heutigen Ph y siologie i st dürfte hi em a ch wohl einleuchtend genug sein Die mancherlei Bedenken die ungewöhnlichen Schwi erigkeiten welche sich der A r t der Durch f ührung dieses Unternehmens wi e si e mir als die allein zum Ziele f ührende vorschwebt entgegenstellen hab e ich niemals verkannt und in j ener Antrittsvorlesung auch aus dr ückli c h betont und hervorgehoben I ch sch eue mich nicht geradezu zu bekennen dass si ch mir j ene B edenken und Schwi erigkeiten in dem M a a s s e steigerten als ich mich vor nunmehr drei J ahren mit ihrer Beseiti gung und Ueber wi n dun g p r a k t i s c h zu beschäftigen b egann und zur H erstellung und A u s f ührung von b esonderen Baulichkeiten und von gewi ssen optisch mechani schen Einri chtungen fremde Hilf e in Anspruch zu nehmen angewiesen war Es ist mir schmerzlich hinzufügen zu müssen dass namentlich zwei auswärtige Op tiker und Mechaniker welchen ich überdies gerade mein vollstes Vertrauen geschenkt hatte in der unverantwortlichsten Weise durch ihre Unzuverlässigkeit und s onstiges Verhalten mein Ver trauen missbraucht und mich im S tich gelassen hab en so dass ich noch v o r Beendigung des grösseren Theiles meiner Aufträge alle ihre Arbeiten si sti r en musste Auch andere widri ge Umstände die mit der Ausf ührung irgend welcher baulichen Anlagen unvermeidlich verknüp ft zu sein scheinen dann di e Schwi erigkeit einen geeignet en Assistenten 1 zu finden ) u s w haben sowohl im Grossen und Ganzen Verz ög e als auch Einzelnes was mir run g en und H emmungen herbeige f ührt b esonders nothwendig und w ün s ch en sw er th erschien zum Theil wohl für immer ganz vereitelt s o dass trotz aller Mühe und Zeit die ich aufgewendet trotz aller materiellen Op fer welche ich gebracht habe da s Wenigste von Dem bereits herbeigescha fft und vollendet worden ist w a s ich für ab solut unentbehrlich erachte um w i e ich ho ffen durfte schon j etzt einen Anfang mit dem beab sichtigten » p h y s i o l o g i s c h e n A n s c h a u u n g s u n t e r r i c h m zu machen J a ich kann mir heute Ihnen gegenüber da s o ffene G es tän dni s s nicht ersparen dass ich noch gar nicht abzusehen vermag wann endlich , . , . , , , , , , . , , , . , , , , . , , . . . , , , , , , , , , , , , , , , ‘ , . , , , “ , N ht , gl i c h b em erk e i c h d a s s i c h n o c h i m m er ei n en j u n g en M a n n su c h e d er p ra k ti s c h e p h y s i k a l i s c h e u n d c h em i s c h e K e nn tni s s e m a n u ell e G es c hi c kl i c h k ei t un d m ec h a ni s c h e F e r ti g k ei ten b e s i tz t G el eh rte B i l d u ng i s t ni c h t er fo r d erl i c h A ntr äg e wü r d en m i r w i ll k o m m e n s ei n ! 1 ac rä , , , . . U eb er 12 2 p h y s i ol og i s c h e das P ri v a t—L ab or atori u m mei ne diesbez üglichen Vorbereitungsarbeiten in ein er m i c h b efri e di g en den Weise vollendet sein werden und o b und in w i e w e i t überhaupt es mir bei dem andauernd leidenden Zustand meiner G e s un dh ei t möglich sein wird dieselben z u einem derartigen vorläufigen Ab schluss z u bringen dass ich auch j e n e n T h e i l der Ziele und Zwecke meines an der hiesigen Universität errichteten ph y siologischen Privat— L aboratoriums zu erreichen gestimmt und im Stande sei n w erde welcher sich a u f meine eigene regelmässige ö ff entliche L eh r th äti gk ei t b ezieht Denn bei der Errichtung meines L aboratoriums verfolgte ich n i c h t a u s s c h l i e s s l i c h Unterrichtszwecke sondern die neue Anstalt sollte mir vor Allem unabhängige Gelegenheit und Mittel zu meinen wissen welche ich aller dings s ch a ftl i ch en Forsch ungen und Arbeiten bieten f ür längere Zeit ganz unterbrochen hatte um mich mit den weitläufigen Vorb ereitungen für den n e u e n ph y siologischen »A n s ch a u u n g su n ter richt« zu b eschäftigen welche i ch aber so fort wieder aufzunehmen g e dachte wenn diese letzteren vollendet sein würden oder w a s ich v erh ä l tni s s m ä s si g a l i z u g r o s s e Op f er freilich nicht ahnen konnte an Zeit und Mühe kosten sollten um rasch und glatt durchge f ührt zu werden E s i s t mir ein wahres B e dür fn i ss mich über Alles dies ö ff entlich auszusprechen denn es gilt die V ielfachen ungeduldigen Anfragen Einzelner über das Ziel und den Fortgang meines Unternehmens a u f einmal definitiv zu beantworten und der Entstehung mancherlei miss verständlicher Vorstellungen und Erwartungen vorzubeugen De shalb hab e ich mir erlaubt die Einladung zur heuti gen E r öff Versammlung ergehen zu lassen w elcher Sie m H —wie ich n u ng s — mit Dank und Freude c on sta ti r e s o zahlreich ge f olgt sind t r ot z der i rr el ei ten den Notiz welche da s hiesige » Tageblatt« über den Tag der Versammlung heut Morgen gebracht hat Denn indem ich heute dieses Amphitheater f eierlich erö ffne und s p e ci ell dem h Rectorate unserer H ochschule zu Uni v er si tä ts z w eck en für Einzelne der H erren C ol l eg en zur Verfügung stelle die solche Räume brauchen und sich mit mir über deren Benutzung ins E i n ver nehmen setzen wollen wünsche ich auch ö ffentlich Bericht zu erstatten sowol über Das w a s ich bereits g eth a n und erreicht hab e als über Das w a s ich noch zu thun und —z u erreichen beabsichtige w e n n mir die Kra ft und die Freude an der Arbeit vollends wie derkehrt und dauert I ch will hier nicht näher a u f die vielfachen die Durch f ührung meiner ursprünglichen Absichten vereitelnden und über Gebühr , , , , , , , ' . , , , a , , , , . , , . , , . . , . . , , , , , , , . , 12 — 1 U eb e r d as phy i l s o og i s c h P e ri v a t — L ab ora t ori u m u n m i t t e l b a r e n A n s c h a u u n g der Z uh örer im D eta il dargeboten werden m ü ss en wenn si e zu inni gem V ers tä n dni s s gebracht j ene auf klärenden und veredelnden Wirkungen in den Geistern hervor brin gen und hi nterlass en soll en welche von der eingeh enden B e sch ä f t i g un g mi t der modernen Ph y siologie s icher zu erwarten sind « » D azu kommt noch dass indem di e Phy siologie alle L eb ensä u s s e run g en a l s Verrich t ungen b estimmter Or gane f es tzustellen und a us den elementa ren Bedi ngungen d h a u s dem anatomi schen Bau und der ph y sik ali s ch chem ischen O ons ti t uti on ders elb en mit N oth w en di gk ei t h erzuleit en oder w a s dasselb e sagen will nach me chani schen Pri ncipien zu erklären hat der Vortra welch er b ei dem gemi s chten Z u h ör erk r ei s e keinerl ei s p eci ell e Fachkenn tni s se voraussetzen da rf mi t der D ars tellung der d e s cri p ti v en und mi kroskopis chen Anatomi e und der phy sikalisch—ch emischen Ei gen schaft en der f un öti oni r en d en Theile be gin n en mus s « » Auch b ei di esen Dars tellungen i s t es wi eder n u r di e u n m i t t e l b a r e A n s c h a u u n g welch e ein eingehendes und richtiges V er un d s o sehen Sie s tä n dn i s s zu vermi tteln im Stande i s t m h A i es häuf en un d s teigern s ich di e mi r unerlässli ch ers ch einen den Forderu ngen an die demons trativen und exp eri m entell en Hil f smittel des Vortrags und demgemä s s die inn eren un d äus seren S chwierigkeiten d es ganzen Unternehmens zu einer fast ab schr eckenden H öhe « » En dlich da rf auch ni cht un erwähnt bleib en dass in dem even tu ell en Er f olg des Unternehmens s e l b s t eine Gef ahr f ür dessen glück liche Durchf üh rung lieg t I ch m eine : mit der Grösse de s Z u h örerkrei s es a ch s th um und mit s einem welches ni cht ausbleib en kann wenn Form und Inh alt der Vorträ e ein wi rkliches B edürf ni s s zu bef riedigen geeign et b efu nden werden sollten mus s sich natürlich auch di e B e s e sog a r di e Möglichkeit w u m l i hk e i t t h e il e i all d a s Erf orderlic he e c q ohne ganz b esondere Veran taltungen in entsprechender und a u sr ei eb ender Wei s e zu d e m ons tri r en vermi ndern un d dies könnte leicht in ein em s o b edenkli chen Grade geschehen dass di e unerlässliche un mittelb are Ans chauung a u f welc her der di dakti s che Erf ol g zum grössten Theil beruh t ill us oris ch würde « »E s mu s s al o von vornherein die s k r u u l ös es t e Vors orge ge tro ff en p werden dass alle di e ver s chiedenar tigen Demons trationen ein en ganz b esonderen Grad von E rs i chtli chk ei t und Voll endung erhalten und dass d as Vorl esun g s l ok a l aus reichende Di mensi onen habe und mit eigen welche da s L okal th üm li ch en Ein richtungen ad hoc v ersehen werde a u s einem blo ssen Au di torium zugleich recht eigentlich zu einem si t veni a v erbo S p e c t a t o r i u m zu machen geeignet sind « , , , , . , , . . - g , , . , , . . . W . , . , , g , ‘ , s , , , , . , s , , . an U n i v er s i t ä t d er L ei p zi g 125 . diesen Einrichtungen rechne ich vor Allem die Form und A n ordnung der Sitzplätze dann die centrale Stellung und intensive B e l eu ch tun g des Raumes w o sich der Vortragende befindet und wo die Experimente vorgenommen werden endlich die b equeme Disposition aller j ener Hilf smittel welche stets zur H and sein müssen weil si e einzeln oder in mancherlei Combination b ei f ast allen Demonstra ti on en in Anwendung kommen wie z B elek trische L eitungen f ür den mechanische Transmissionen Gas und a s s erl ei c on s ta n ten Strom tung Wandflächen oder Schirme zum Auf hängen gemalter oder zum Auffangen optisch p r oj i ci r ter Bilder B el eu ch tu ng s und Ver dunk e l u n g s vorri ch tu n g e n u s w u s w « Erf üllt und begeistert von diesen meinen damaligen I deen nahm ich denn vor drei J ahren mit wahrer S ch a fien s fr eu di gk ei t die R ea l i si rung derselben in Angriff I ch habe mir die Sache wahrlich nicht leicht gemacht sondern mannigfachen ernsten Ueb er l eg u n g en und Vorstudien mich hingegeben um den richtigen und kürzesten Weg zum Ziele zu finden und einz uschlagen Allein anstatt z u e r s t und v o r A l l e m j ene ph y siologischen T h a tsa ch en und Erscheinungen möglichst vollständig un d im Detail zusammenzustellen welche für die Zwecke des angestrebten ph y sio logischen Anschauungsunterrichts zu d em on stri r en wären und z u g l e i c h die möglichst vollendeten Methoden und Hilfsmittel ver mittelst welcher si e einem g rossen Z u h ör erk r ei s e schlagend und el egant dem on stri r t werden könnten zu ersinnen auszubilden und in p r o v i s o r i s c h e n Räumen praktisch zu erproben ; und d a n n erst an die Errichtung eines völlig z w eck entS p r ech en d en Auditoriums zu gehen ; b egnügte ich mich im Allgemeinen zu üb erlegen welche verschiedenen A r t e n von alten und neuen Exp erimenten und von b e s o n d e r e n D em on stra ti on shi l f s m i ttel n der ph y siologische Anschau und ging s o g l e i c h und z u e r s t an un g su nter r i c h t erfordern dürfte die mein e ganze Aufmerksamkeit und T häti gk ei t a bs orbi r en d e Aus a rb ei tu n g und Aus führung eines Planes f ür mein ph y siologisches Privat— L aboratorium mit einem mächtigen » S p ecta tori u m « im Sinne der vorhin ci ti rten Stelle meiner Antrittsvorlesung So i st denn zwar ein in manchen Richtungen m u stergi l ti g er Ver s a mm l un g sr a u m für demonstrative Zwecke entstande n wi e ihn wohl kaum eine andere unserer deutschen Universitäten b esitzen dürfte ab er die b esonderen und weitläufigen Vorkehrungen f ür den geplanten p hy siologischen Anschauungsunterricht fehlen noch fast gänzlich und werden erst sehr allmählich vorausgesetzt dass mir w i e gesagt die Kra ft und die Freude an der Arbeit vollends wiederkehrt und dauert » Zu W , , , , , . , . , , , , , . . . . . , . ' . ' , , , . , , , , , , , , . , , , , , . U eb er 12 6 da s h erb ei zu s ch a fl en ph y s i ol ogi sc h P iv t L e r a - t a b or a o r i u m sein denn ich k a n n und w i l l mich nicht wieder zu übermässigen f ür meine Individualität aufreibenden Anstrengungen drängen oder drängen lassen Durch die somit problematisch gewordene Aussicht a u f meine eigene regelmässige L eh rth ä ti gk ei t soll ab er Das was ich hier g e schaff en hab e nicht der s o f o r t i g e n Verw er thu n g für L ehrzwecke entzogen bleiben I ch wiederhole dass ich dieses Amphith eat er mit allen seinen bisher vollendeten Einrichtungen dem H errn Rector Mag n i fiC u s b ezüglich ihrer mit mir zu vereinbarenden Benutzung f ür Uni v er s i tä ts zw ec k e zur Verf ügung stelle Doch ich wollte b erichten w i e ich vor drei J ahren die R ea li si ru n g meiner damaligen I deen und Pläne mit der Ausarbeitung und Aus f ührung des S p e cta tori u m s und der an dasselbe stos s en den A rb ei ts raume 111 A n g ri fl nahm Zu diesem Ende reiste ich noch vor Weihnachten 1 86 9 nach L ondon um die mir von früh erh er wohlbekannten vielfach erprobten H örsäle der Ro y al I nstituti on der B o y al School of Mines und des p oly technischen Instit u ts nochmals genauer in Augenschein zu nehmen Der c oll egi a l en L ieb enswürdigkeit H ux L E Y s verdankte ich das w er th voll e Geschenk einer genau und schön ausge f ührten a r ch i tek to nischen Pl a n sk i z z e des a u f circa 3 00 Zuhörer b erechneten Auditoriums der R Schoo l of Mine s (Yerm yn str eet) ; durch die freundliche Ver mittelung T Y N D A L L S durfte ich mir den an 1 000 P ersonen f assenden b erühmten H örsaal der Ro y al Institution (A lb em a rl estre et) von einem entwerfen englischen Architekten ausmessen und architektonisch lassen Die H örsäle des poly technischen Institut s und andere R ä u m l i chk ei ten dieser Art welche ich besuchte hab e ich mir selbst flüchti g sk i z zi r t I ch kann hierbei nicht unerwähnt las s en dass ich vor J ahren noch durch F A RA D AY selbst a n einen der L ecturers des p ol yte chni schen Instituts emp fohlen worden w a r und s o dauerhaft und treu b ewähren sich einmal geschlossene freundliche Beziehungen in Eng land dass ich auch diesmal die wärmste meinen Ab sichten f örderlichste Aufnahme und Unterstützung b ei dem leitenden P ersonal j enes Insti tu te s fand ob schon d e r H err an den mich F AR A D AY damals emp f ohlen hatte zuf ällig gar nicht anwesend war Noch muss ich dankend erwähnen dass mir T YN D A L L ein E x em plar von R OG E R S S M I T H s : » Rud imentary treatis e on the Acoustics of public Buildings<< ( L ondon i 86 1 ) verehrte b ei dessen Durchsicht ich a u f L A C H E z Brochure » Acoustique et Optique d es salles de reunion s publiques« ( Paris 1 84 8) aufmerksam wurde die ich mir dann späte r in L eipzig durch H errn A D ÜRR verschaffte , , . , , . , , . , . , , -a - , . ’ . ’ . , , . , , , , , , . , , ’ , , ’ , , . . , Ueber 12 8 da s ph y s i o l o gi s c h e P iv t L a r a b ora to r i u m - und TY N D A LL ih re didaktischen Triumphe ge feiert haben obschon aus dieser Grundriss form gewisse Un zu w i e i ch später zeigen werde Daf ür a b er entschied ich mich k öm m l i chk ei ten erwachsen mussten f ür eine nichts zu wünschen übrig lassende st r e n g nach den von , , , . , W Gru d ri s s A A m p h i t h eater u n d G ar d er o b e ; B A rb e i t s u d oh r äu m e ; a d er ce n tral e fre i e Rau m i m A mp h i th ea t er d i e A re a f ür d e E p eri m e n t at o r ; c c h e m i s c h er H er d ; o da s ei f e s t er i g e O p t i s c h e Z i mm er c h e n ; p di e Pl at fo r m or d e m s e lbe n au f we l c h e di e Pr oj ecti o s A p p arat e vo r g e s c ho b e wer d e ; s s di e be i d e S ti e g en h a s e we l c h e au s d er G ar d er o be au f di e H öh e d e s A m p h i theat er s h erau ffuh re n ; 1 2 3 4 di e 4 T re p p e n we l c h e z u d e n S i t z re i h e n h erab füh re n ; m m m m Ve n t i l ati o n s K a ä l e F ig 1 . . n n n n . n x n v n , , , u n n n - n , r, , , , - , n . entwickelt en geometrischen O on stru cti on sr eg el n durchge führte Anlage von amphitheatralisch auf steigenden Sitzreihen Den schönen huf eisenförmigen Raum u n t e r den Sitzreihe n b e stimmte ich zur Garderob e in welche das Publikum zuerst eintritt um von da aus a u f zwei besonders angebauten Wendeltrepp en die H öhe LAC HEZ ‘ . , , , an Uni v er s i t ä t L ei p zi g d er 12 9 . des Amphitheaters s o zu sagen von rückwärts zu ersteigen Von d er H öhe der breiten obersten S tuf e des Amphitheaters welche zugleich an 1 00 Stehplätze darbietet führen da nn vi er Stiegen herab zu den Sitzrei hen welche hi erdur ch in drei grosse A bth eil un g en eine mi ttlere und zwei seitliche zerschni tten werden Die Steil heit dieser Stiegen machte die Anbringun g eiserner Stützstäb e di e zugleich di e Nummer der Sitzreihen und der in ihnen enthaltenen Sitz e tr agen nothwen di g , . , , , , , . , . , Fig 2 A mp hi th eater ( A c ht d er P j h th ea tral c h au f t e g e d e S t z re i h e H H e i z rau m z u be d e S e t e di Quer s c h n i tt d es s r o ec t i o n s w a n d n si ) Gar der obe u terh alb der am 0 O b erl c ht m i d e m b li h G ge C l f k a lt e warm e L u ft eb t h re O fl g m ttl ere P j c hr fte g r o er B l d er j gyp ta ge be d e der z u m ga g et z e d er T urb e d z ur R d er U g g e c h w d gk e t d er i der A e a b e dl c h e Tra m o we ll e t G h h z ur g d er D e c k e be l euc ht u g G . . . i n ; i t e is i n n s p i w e g c en G a s l u s t re s a m m t R e fl e c t or ; i n än i n e a ori f e r e n u n d di e , ür di e und n s i e n u n ge n ; n Kl a p p e n v orr i c h t u n e n ; 1 , 2 , 3 , 4 V en fil a ti o n s , M i s , st es r o e c ti on s f e l d ; Pr o e ct i o n sv or h a n g u n d i i Ins i n ; n ss ge s n i n R ä m dr eh u n e In n s in un e gu l i r u n g n ; t di e ’ B e g u li ru n in i s i n r n a s a n fin i n ns i s si ns ; n - ' n n . Bevor ich i n der Beschreibung fortf ahre muss ich vor Allem her v orh eb eu dass di e in L A C H E Z S ch rif t ch en b ehandelten übrigens wahr s ch ei n li c h schon im klassischen A l terth u m a u fge f undenen höchst ein f achen g e om etr i s ch en C on s tru cti on s r e g el n für Amphitheater nur we ni g b ekannt zu sein scheinen oder ab er gar ni cht verstanden und nach Gebühr gewür di gt werden denn sonst kö nn te m a n nicht i n fast a llen selb st in d en neuen und neusten H örsälen di e Sitzreihen entweder ein fach a u f einer mehr o der weniger steil ansteigenden schie f en E b e n e w a s w underbarer Weise auch vorkom m aufgestellt oder t nach ein er ganz b e l i e b i g gewählten Curve a u f s tei g en d an g eor dn et finden C z e r m a k S ch ri ft e II 9 , ’ , , , . , , , , ‘ , , n . . U eb er 1 30 das p h ys i o l o gi s c h e P r i v a t - L t a b o r a o ri u m o h n e irgend welche b e w u s s t e und b e a b s i c h t i g t e Beziehung zu einem b estimmten für j eden Zuschauer ganz freien a l l e n gemein und o h n e Rücksicht darauf das s auch die Z u s ch a ftli c h en Seh f eld ' schauer a u f den entferntesten Sitzen m ö g l i c h s t n a h e an den z u Um diesen beiden d em on str i r en den Obj ecten sich b efinden sollen Forderungen zu genügen ist e s nur in sehr b eschränkter Weise g e stattet sei nem wi llkürlichen Belieben freien L auf zu lassen , , , . , . 1 2 a 5 4 W 10 ' 1m Q L ä n g s d u r ch s c h n i tt B A rb e i t s und n ä i ; E E i n n f ür d a s P ; i mis is i n ; ; o d a s e i n f en s t e r i g e ; c Pr oj e ct i o ns a p p a r a t e ; c Pr oj ect i o n s vo r h a n g u n d Bi l d er s t a n g e ; 5 Ve n n G a s l u s t r e s a m m t R e fl e c t or ; i mi t i H i ; in n si u i n u n d di e s m di e fin n ( g) F ig A E p A mp hi th eater d Gar der obe ri ate g a g L ab o ra to r u m Pl at fo rm z ur A u f te ll u g d er il O O O berl c h t g K K e ll err u m e we l c h e un ' P v in n i ns n s t a t i on s ‘ - e fl nu n ; ä , . 3 . . oh r u m e c h e c h er H er d d e m bewe gl c h e ch T rb e Ga o e t er ga g opt ub l ku m c h e Z mm erc h e He z rau m be d e W . H at man nämlich die Ent fernung der ersten Sitzreihe von dem Grenzpunk t des von allen Zuschauern gemeinschaftlich und frei zu üb ersehenden Raume s f estgesetzt und die M a a s s e für den Abstand der einzelnen Sitzreihen von einander f ür di e H öh der Sitzflächen vom Fussbo den so w i e für die mittleren G r ös s enverh ä ltni s s e der zu er th e einm a l angenommen p l a c i ren den Menschen als c o n s t a n t e s o ist die a l l e i n richti ge Curv e nach welcher die Sitz e a ufsteigen oder überhaupt angeordnet werden müssen um ihre m d oppelten Z weck zu entsprechen u n b e d i n g t gegeben und wird a u f f olgende Weise , ’ , , , , , , ' , , c on s tr u i r t , . Es seien ( F i g 4 ) A m ligen C oor di n a ten s ystem s . , b eiden Axen eines r echtwi nk e der den Zuschauern nächste Grenzpunk t uno a A y di e U eb e r 1 32 p h y s i o l og i s c h e da s P iv t L r a - a b ora t or i u m r eihe so w i e die Erhebung des Scheitelpunktes der in dieser Reihe 5 e tc sitz enden M enschen Genau so verf ährt man nun f ür die Ordinate oder Sitzreihe und erhält indem man die Punkte a 1 a 2 a 3 a 4 durch eine L ini e verbindet j ene Curve nach welcher die Sitzreihen und der Fussboden ( es , b2 b3 b4 mi t ihren Sitzen (s 1 3 2 S 3 s 4 auf steigen m ü s s e n wenn alle Zuschauer a u f welchem s i e stehen eine horizontale Tischplatte bis zum allernächsten Grenzpunk te a oder eine verticale Taf el bis zum tiefsten Grenzpunkte a sollen frei übersehen können und wenn z u g l e i c h selb st die in den entferntesten Bänken sitzend en Z uschauer unter übrigens gleichen Umständen d h bei derselben Zuschauermenge bei derselben Anzahl und Entfernung der Sitzreihen von einander und der ersten A u g enr ei h e von den Seh obj ec ten s o n a h e a l s m ö g l i c h bei den letzteren p l a ci r t sein solle n Es versteht sich von selb st dass die Curve welche man nach diesen O on str u cti on sr eg el n erhält sehr verschiedene Formen annehmen muss j e nachdem man die willkürlichen Annahmen entsprechend den verschiedenen sp eci el l en Zwecken welche man erreichen will ver ändert immer aber wird si e die e i n z i g r i c h t i g e n Anhaltspunkte zur rationellen Construction und Anordnung der S u b s elli en in Ver in welchen nicht nur gehört sondern auch s a m m l u n g sr ä u m en geb en möglichst gut g e s e h e n werden soll Die Brauchbarkeit j a U n e n t b e h r l i c h k e i t dieser Construe ti on sr eg el n ist s o einleuchtend und a u f der H and liegend dass s i e ver n ün fti g er Weise b ei keiner ne uen Construction vernachlässigt werden dürfen In meinem H örsaal habe ich si e wie gesagt streng durch f ühren lassen und damit erreicht dass in dies em nicht allzu grossen Raum 4 09 sitzende und an 1 00 stehende also in runder Zahl 5 00 Z u s chauer Platz finden welche a l l e ohne L ücken und Spalten zwischen den Köp fen ihrer Vordermä nner suchen zu müssen den mittleren Raum die Arena für den Exp erimentator ganz frei übersehen und zugleich selb st die Entferntesten v e r h ä l t n i s s m ä s s i g s o n a h e a l s m ö g l i c h p l a c i r t sind Um aber auch die a b s o l u t e Entfernung j ener von den in der Arena befindlichen S eh obj ec ten entfernt esten Z u schauer welch e sich in den höchsten und hintersten Reihen befin den möglichst zu verkleinern und überdies die absolut grö ss t e Menge Menschen in dem gegebenen Raume unterzubringen hab e ich gar keine f esten p u l ta rti g en Bretter zum Au f legen von Schreibhe f ten an den Rückenlehnen der Sitze und zugleich die minimalsten Distanzen z w i schen den Sitzreihen in Anwendu ng bringen lassen In einem » Sp e c ta tori u m e wo es sich in erster Linie um das S e h e u handelt schien , . . . , “ , , . , , , , . . , . , , , , , , , , , , , . , , . , , , , ' , , , ' . , , , , , , . ’ * , , an U n i v er s i t ä t d er L ei p zi g 13 3 . mir di e Rücksicht a u f da s Nachschreiben i n die zweite L inie zu g e h ören ; übrigens lass en sich Notizen s ehr gut m i t Bleistift in ein fr ei g ehaltenes s tei fg ebu n den e s Büchlein machen und f ür Einzelne welche » denn w a s man sich ohne Nachschreiben nicht behelf en können schwarz a u f weiss besitzt kann man getrost nach H aus e tragen« ! wäre durch frei zwischen di e Sitzreihe n einstellbare Pulte w i e Sie dort eines sehen l eicht Rath zu scha ff en Um aber bei der a u s guten Gründen gewählten ab sichtlich mini malen Distanz der Sitzreihen von einander die fr ei e O omm u ni ca ti on zu ermöglichen wurden die ei nz elnen Plätze wie Sp errsitze zum A u f klapp en eingerichtet und hab e ich um wenigstens einen Ersatz f ür die n oth w en di g e und absichtliche R a u m b es ch r ä nk u n g in diese r R ich tun g durch b esondere Bequemlichkeit der Si tze und der Rücke nl ehnen zu bieten dieselben nach einer a u f mein en Wunsch von H errn G MÜ LL E R eigens zu diesem Zweck entworfenen mittler en S ch a ttenri ss cur v e v on bequem sitzenden Menschen ausschweifen und gegen ein ander neigen lassen ; I ch zweifle nicht m H dass Ihnen ein bedeutender Unterschied zwischen unseren Sitzen und gewöhnlichen Au di toriums—Bänk en a n genehm auff allen wird wenn Sie sich a u f Ihren Plätzen gehörig zurück setzen und zurücklehnen ! So frei und möglichst gleich gut nun auch alle Anwesenden diesen mittleren Raum — die Arena d es Exp erimenta tors und A ll e s w a s das elbst vorgeht übersehen können Vieles von D em was hofl entl i ch S p äter einmal in diesem Saale vorgezeigt werden dür fte wird sich den Blicken a u f der hinter dem Rücken des Vortr a Dieser Wand g en d en befindlichen grossen freien Wand darbieten fl ä ch e gegenüber b efinden sich aber die Anwesenden n i c h t a l l e in einer v erh ä l tni s s m ä s si g so gleich guten La ge um Alles zu sehen w a s den Blicken geboten wird wie gegenüb er der c en tra l en Arena Zwar die m u stergi l ti g e Anordnung der Sitzreihen in v erti c a l er Richtung ermöglicht Allen das ganze Mittelfeld der Wand von ob en bis u n t e n zu üb ersehen allein di e S ehli ni en Derj enigen w elche a u f der rechten oder li nk en Seite vom M i ttelf el d e der and sitzen müssen nothwendig einen um so S pitzeren Winkel mit demselben machen j e näher ihre Plätz e der Wand selbst liegen und j e weiter si e zugleich vom a n d m i ttel p u nk t in seitlicher Richtung ent f ernt sind Dies hat zur Folge dass sich di e Bilder welche a u f j enem Mittel f elde der Wand zu sehen s ind i n wachsender Verkürzung p r ä s enti r en welche für die äussersten seitlichen Eckplätze zunäch st der beiden längs der Wand herab f ührenden Stiegen einen das Erkenn en der Bilder wesentlich beeinträchtigend en Grad erreicht , , , , , . , , , , , , - . , . , . , , , , , , , . . , , W , , W , , . , , , , , . U eb e r 1 34 das p h y s i o l og i s c h e Pi tL r va - t a b o r a o ri u m Dieser unter den vorhandenen Verhältni ssen unvermeidliche Ueb el sta n d ist i n den höheren Sitzreihen weit merklicher und störender so dass der Raum i n welchem di e weni gen i n a l s in den unteren dieser Hin sicht unbrauchbaren Sitze b eiderseits li egen die Gesta lt eines rechtwinkeligen Dreiecks hat dessen Spitze etwa in di e Gegend während di e d es Eckplatzes der dritten und vierten Sitzreihe f ällt f asst Basis desselben di e letzten 3— 4 Sitze der höchsten Rei he um Dieser Ueb el sta n d i st es a u f welchen ich schon Eingangs a l s a uf eine der Unz uk ömm li chk ei ten hingewiesen hatte die b ei den geg ebenen Verhältni ssen aus der dem b erühmten H örsaal der Roy al Institution entlehnten Grundrissform er w achsen mussten Nach den bisher gemachten Erfahrungen würde ich h e n t e diese Grundr iss form trotz ihrer sonstigen Vorzüge wesentlich m odi fici frei ren und namentli ch di e in j enen todten Dreiecken liegenden li ch nur in der ei n e n angedeuteten Beziehung ungünstigen Sitze a n dfl ä ch e wahrschei nlich ganz O p f ern weil sich in der grossen gegen welche s i e ei n e allzu nahe und seitli che P osition hab en nicht nur di e dr ei schwarzen Tafeln zum Schr eiben und Z eichnen befinden sondern weil di ese Fläche auch zum Auf hängen aller gemalten und zum Auff angen aller O p tisch p r oj i ci rten Bilder und Darstellungen besti mmt ist Die mi ttlere schwarz e Ta fel i s t nach unten verschi ebbar und deckt einen verglasten H er dra u m zu chemischen Zwecken der stark zu ven tili r en i s t Zu den zwei seitlichen Schreibtaf eln welche wegen der v erh ä l tni s s m ä s s i g b eschränkten Ausdehnung der mittleren unb e di n t g n öth i g waren hab e ich di e ob eren H älften der b eiden H ol z th ür en selbst ver w erth et die in den anstossenden Vorb er ei tun g s und A rb ei ts raum führen Der schwarz e Anstrich der Taf eln i s t noch etwas zu glatt und S piegelnd und wird b ald durch ein en rauheren und matteren ersetzt werden Zum Auf hängen von gemalten Bildern b efindet sich an der Wand ei n langer horiz ontaler Stab der an zwei dünnen Seilen welche im Neb enzimmer um eine mit Kurbel und Sp err haken versehene Well e gehen i n j ede b eliebige H öhe hi naufgezogen und herabgelassen werden kan n A u f diesem Stah e sind eine Anz ahl von Messingr ingen mit H ak chen au fgeschoben die zum Einhängen der mit O es en versehenen B i l d er s tä be dienen und j e nach der Anz ahl der Bilder und sonstigem B e dür fni ss a u s ei n a n d er g e s tell t werden können J etzt befinden sich alle architektonischen Skiz zen und sonstigen Darstellungen welche ich f ür meine heuti ge Ansprache brauche an , , , , , , , . , , W . , , , ' , , - . , . , " , , . . , , , . , . , , U eb er 13 6 da s p hy l gi sc h e Pri va t= L a b o r a t o ri u m si o o mögen J ene verantworten d eren u n q u a l i f i c i r b a r e s Verhalten daran Schuld ist Dort oben g erade gegenüber der gross en Pr oj ecti on sw a n d b e findet sich zwischen den beiden Trepp enhäusern di e aus der Garde rob e z u m Amphitheater h erau fführen ein ei n fen s teri g er R aum durch Er enthält d i e op tischen Apparate S chi ebeth ür en verschliessbar welche a u f die vor dem Raum b efindliche mit einem G eländ er cin ge friedete Platf orm vorgeschoben ihre Bilder über die Köp fe der Z u sch auer hinweg a u f die Kr ei sflä ch e oder den Vorhang der Proj ections wand w erf en Diese App arate bestehen a u s zwei C amera s m i t mächtigen Achro maten und D R UM M O N D s ch en K a l k li ch tbr enn ern welche letzteren als eine sehr rein e s täti g e und kräftige L ichtquelle dienen Die L eu cht gas und S a u er stoffg a s om eter zur Erzeugung der K n a l l g a sfl a m m e welche die K a l k cyli n d er in ei s sgl u th versetzt befinden sich in den Kellerräum en des Vordergebäudes und senden ihre L eitungen bis in das O ptische Zimmerchen hinau f A u f ihrem Wege geb en diese L ei tungen Zweige ab , welche durch Hähne a bsp errba r sowohl im a n als hier in der Arena des s to ss en d en Vorb er ei tu n g s und Arb eitsraum Amphitheaters unter kaum sichtbaren Klappen im Fu ssboden münden um die Benützung des D R UM M O N D s ch en L ichtes eventuell auch an diesen Orten zu ermöglichen Die b eiden Camera s geb en grosse und äusserst scharfe Bilder von durchsichtigen oder durchscheinenden O bj ecten Photographien u dgl si e geben aber au c h vorzüglich schar fe Schattenrisse u n du r ch s i c h ti g er Gebilde Die Bilder b eider Camera s lassen sich nach Art der Dissolving vi ews zur gegenseiti gen D eckung bringen wodurch besondere optische E ffec te zu erzielen sind Neb st den beiden grossen A ch r om a ten i st noch eine schärfere sehr lichtstarke achromatische Linse f ür kleinere Obj ecte vorhanden und ein R ever si on S p ri sm a welches ohne üb ermässigen Verlust an H elli g k ei t die a u f den Kop f gestellten C a m era bi l d er umkehrt und in dieselb e aufrecht e Stellung b ri ngt in welcher sich das Obj ect selb st befindet I ch bin mit der mannigfaltigen Verw er thu n g dieser Demonstra ti on sh i l fs m i ttel f ür ph y siologische Zwecke b eschäftigt und dar f ho ffen doch noch einen Theil meiner ursprünglichen I deen in dieser Richtung zu r ea li si r en worüb er ich mich j edoch nicht weiter verbreiten will ; dagegen werde ich mir erlauben Ihnen am Schlü sse meiner Rede einige Prob en von der verschiedenen Ver w er thba rk ei t und optischen L eistungsf ähigkeit meiner wenigen Apparate zu geben ‘ , . , , , ‘ , , . , , , , W , . ’ ’ , , , . , , . , , , , ’ . ’ , . . , . ’ , . , , , . , , . an d er Uni v ers i tät L ei pzi g 1 37 . will ich nicht verschweigen dass der m e c h a n i s o h e Theil der Apparate leider wesentlicher Verbesserungen und M odi fica ti on en wegen unpraktischer Einrichtung b edar f und dann noch ver s ch i e d en er n e u e r N eb en v orri ch tu n g en deren H erstellung sehr zeit raubend und mühselig ist Bezüglich des op tischen Z i mm er ch en s i s t noch hervorzuheben dass es behuf s th i eri s ch —elektr is cher th er m o el ek ti i s ch er etc Demon s tr a ti on en auch zur Au f stellung eines Spie gelgalvanometers b estimmt ist dessen R efl ex bi l d ch en a u f eine an der Pr oj ecti on sw a n d angebrachte grosse G r a dei n th ei l un g f allen wird u m die Tangente des A bl en k u n g e winkels ersichtlich zu machen Bei dieser Anordnung bilden die Licht strahlen einen g ew i ch tl o s en F üh l h eb el von circa 1 3 M eter L änge w o durch schon die allerkleinsten Ablenkungen überaus deutlich werden müssen Endlich hebe ich auch noch hervor dass das Fenster des O ptischen Zi m m er ch en s unmittelbar nach Süden sich ö ffnet so dass es vermittelst eines H el i os ta ten e rmöglicht i st Sonnenlicht direct a u f die Proj ection s wand zu b ek om m eh I ch gehe nun zur Bespr ec hung der B el eu ch tu n g s und Ver du n k e lungs — Einrichtungen üb er Die Erleuchtung des ganzen gr ö ssen Raumes wird durch ein einziges kolossales D e ck en fens ter b ew erk s tel l i gt ü b e r dessen matten Glasscheiben am Abend ein Sonnen brenner und 9 6 th ei l s in der P eripherie th ei l s im Ce ntrum an einem um eine verticale Axe drehbaren L ustre angebrachte Argand—G a s brenner angezündet werden welche eine üb eraus angenehm—diffuse ta g es l i ch tä hn l i ch e Beleuchtung geb en Dieselb e genügt zwar voll kommen um sowohl die in der Arena b efindlich en Dinge als die an der Wand hängenden Bilde r und d i e Kreidestriche a u f den schwarz en Tafeln zu sehen allein ich habe doch noch daf ür gesorgt dass einzelne Obj cete mit ganz besonderer Intensität b eleuchtet werden können Hierzu dient einerseits ein S onn enbr enn er mit p arabolischem R efle ctor welcher a u f einem von H err n MÜ LL E R entworfenen etwas zu com p l i ci rten a u f Rollen stehenden Gestell nach allen Rich tungen b eweg lich angebracht ist andererseits die Kalklicht Camera im O ptischen Zimmerchen Eignet sich der S onn en br enn er besonders zur l uten s i v eren Erleuchtung der in der Arena b efindlichen Gegenstände so ist d i e Camera in welche p assende Diaphragmen eingeschoben werden zur Verstärkung der Beleuchtung der einz elnen Wandbilder B ei l ä u fig , , . , e . , , , . , . , , . . , , , , , , . , , , , . , , , - , . , , , ' un üb er tr ell l i ch Die D ä m p f u n g der Intensität des vom Ob erlicht ausgehenden Gaslichtes kann vom H örsaal aus durch H andhabung eines rechts , , , U eb er p h y s i o l o gi s c h e das P i t— Lb r va a t o r a o ri u m von den schwarz en Schreibta feln ausschliesslich in die Gasleitung für die 9 6 O berli ch tfla m m en eingesetzten H ahnes bewerkstelligt werden Zur v o l l s t ä n d i g e n V ei d u n k e l u n g des Raumes b ei Tag oder Nacht dient aber eine schwarze F i l ztu ch g a r di n e welche unmi ttel bar ü b e r den matten Glasscheiben des Oberlichts zwischen diesen und d en Argand—Gasbrennern läuft und von ihrer Welle abgewickelt das ganze Pl a fon dfen s ter li chtdicht deckt Dieses Abwickeln der Ver du nk el u n g s—Gardine von ihrer Welle und das i e der a u fw i ck el n d er s el ben geschieht vorläufig durch Men s c h en h a n d doch soll dies da ich w i e ich gleich angeb en werde über ei ne hinreichende mechanische Kraftquelle verf üge in Zukunft durch letztere geleistet werden Und zwar sind die n öthi g en Einrichtungen unter der p ersönlichen L eitung unseres überaus tüchti gen Mechanikers H errn E H OFF MANN im Werke u m hier vom Saale aus durch einen einfachen Zug an einer H andhabe die gewünschte B ewegung in Gang zu bringen I ch kann hier die b ei l ä u fig e Bemerkung nicht unter drücken dass ich wie a u f so manches Andere um von Schlimmerem nicht zu reden auch a u f die Beendigung dieser längst völlig ins Reine gebrachten Einrichtungen seit mehr als (e i n e m v o l l e n J a h r e ver geblich warte Da soll Einem die Kraft und die Scha ffensfreude nicht vergehen — namentlich wenn m a n sonst schon leidend und reizbar i st In einem L aboratorium in welchem all e Arten von wissenschaft lichen Arbeiten im Sinne der h e u t i g e n Exp erimental—Ph y siologie sollen vorgenommen werden können ist ei ne j eden Augenblick zur Verfügung stehende mechanische Kraftquelle wenn auch nicht nu entbehrlich s o doch ausserordentlich b equem und vor th ei l ha ft I ch hab e es m i r daher nicht versagt eine solche für mein L abora tor i u m zu b eschaff en und da ich dieselbe nun einmal hatte so habe ich mir ihre Wirkungen durch T ra n s m i s smn en nicht nur in den ei g ent lichen Arbeitsräumen sondern auch hier in diesem Amphitheater zu blossen Demonstrationszwecken dienstbar zu mach en b eschlossen — u s I ch habe schon angegeben dass sie die Ver dunk el n g Gar dine in Bewegung zu setzen haben wird ich f üge hinzu dass ich eine Trans m i s s mn einrichten liess vermittelst welcher hier im Saale selbst me w i e ich c h a n i s c h e Triebkra ft j eden Augenblick zur Verf ügung steht Ihnen sogleich zeigen werde Doch zuvor muss ich von dem Motor selb st S prechen I ch habe hierzu versuchsweise eine Nagel K a em p s ch e P artial Turbine mit S el bs tr e g u l i ru n g gewählt welche durch eine Wassersäule von 1 0Meter H öhe getrieben w ird Zu diesem Ende wurde die Turbine in einen der Kellerräume des Vordergebäudes gesetzt während ein durch die , W , . , , , , t . , , , , . . , , “ . , , , , . . , , . , , , . , , , , . . ’ - , . , U eb e r 140 das p hy s i o l o gi s c h e W P r i va t — L a bo ra to ri u m . viel Aufmerksamkeit erfordert und ei tl ä u figk ei ten verursacht die wohl hätten vermieden werden können ohne ihrer L eistungsf ähigkei t w esentlich Abbruch zu thun B ei den wenigen einzelnen Vorträgen welch e ich zu Ende des vorig en Winters zum Theil in der Absicht das Auditorium einer S itz H ör u n d Sehprob e zu unterwerfen gehalten habe war bel s pi el sw ei s e n ach dem stün di g en Au f enthalt von mehr a l s 4 00 Mensche n die Temperatur selbst in den höchsten Räumen des Amphitheaters aller d ings noch nicht um 3 0 R gestiegen Nachdem ich nur n och hervorgehob en hab en möchte dass die Akustik des Raumes sowohl in Bezug a u f die L eichtigkei t des Sprechens als d es H örens gar n 1chts zu w ün schen übrig lässt eile ich z um S chluss meiner Rede , , . , ‘ , , , , . . ' , . Ho chv erehrte Anw e s ende ! I ch habe mich a u s naheliegenden Gründen gedrungen ge fühlt meine I deen und Pläne für die Einbürgerung eines wirklich a l l g em em f asslichen und gründlichen ph y siologischen Anschauungsunterrichts a n der Universität welche ich vo r nunmehr drei J ahren bekannt gab und mit rücksichtslosem Eifer zu r ea l i si r en b egann n o c h m a l s zu b esprechen nachdem i ch th ei l s durch äussere U mstände der widrig s ten Art th ei l s durch den andauernd leidenden und infolge einzelner j ener äusseren Umstände so sehr verschlimmerten Zustand meines B e fin den s viele Monate hindurch an j eder geistigen T h ä ti gk ei t überhaupt und S p eci el l an der Verfolgung und Aus führung j ener I deen und Pläne g ehindert war Auch j etzt noch i st mir die Kraft und die Freude an dieser letz t eren Arbeit nicht in vollem M a a s s e wiedergekehrt und überdies mag i ch die Be friedigung nicht länger missen die die ernste stille wissen welcher ich während der s ch a ftli ch e F o r s c h e r a r b e i t gewährt l etzten drei J ahre allerdings mit Absicht allz u viel Zeit z u Gunsten j ener mehr äusserlichen T h ä ti gk ei t entzogen hab e Weil ich nun aber die Z eit und die allmählich wiederkehrende Kraft gar s ehr zu Rathe halten muss s o werden die unvollendet g e b li eben en und nach m e i n e m Sinn und Ur th ei l noch ganz u nz u r eichenden Vorbereitungen f ür den geplanten ph y siologischen Anschau u n g s un terri ch t w e nn ü b erh au p t nur sehr allmählich zu einem s olchen vorläufigen Ab schluss gelangen können dass er mich in die L age und Stimmung zu versetzen vermöchte mit dem Unterrichte s elbst zu be gi nnen I ch hab e j edoch viel zu viel f ür diese Sache g eth a n und erreicht , , ' , , , . , , ‚ , , , . , , . , an d er U n i ve r s i t ä t L ei pzi g 14 1 . als dass ich die Beschäfti gung mit derselben trotzdem s i e mir durch ein solches Unm a a s s menschlich begreif lichen Unm u th s üb er g esc h ei terte Ziele unerfüllte H o ffnungen sachlicher und p ersönl icher Art v ö l l i g verleidet worden war schon j etzt g a n z aufgeb en und fallen lassen wollte und könnte und überdies muss ich lebhaft wünschen dass Das was ich dabei durch die Errichtung dieses S p ecta tori u m s zum bleib enden Gewi nn f ür unsere Universität geleistet zu haben glaube dem ö ff entlichen Unterricht womöglich s o f o r t zu Gute komme Deshalb hab e ich nicht länger zögern wollen da doch Alles auch seine li c hti g e äussere Form und Art haben will zur heutigen E r öff nu n g s v er s a m m l u n g « einzuladen um diesen Saal mit seinen ei g en th ümli c h en und zum Theil hinreichend b eendeten E i nrich tungen zu i n a u gu ri r en und s p e ci ell dem h Rectorate unserer Universität ö ff entlich und feierlich zur Verfügung zu stellen , , , , , , . , , » , , . . N a ch s chrift . Nach Schluss vorstehender Rede wurd e das Amphitheater voll ständig v erfin s ter t und ich d e m on s tri rte vermittelst der erwähnten Kal klicht Camera s vom optischen Zimmerchen aus folgende B i l d e r P r ä p a r a t e und l e b e n d i g e V o r g ä n g e 1 wurde e ine j ener wundervollen e m b r y o l o g i s c h e n Photo g ra p hi en von P ro f H rs welche das Vollendetste sind w a s in di eser Richtung bisher geleistet ist a u f den grossen L ei nw a n d vorh a n g p r oj i ci rt ; es war dies ein überaus gelungenes Originalnegativ a u f Glas dessen Benützung ich der Güte meines genannten H errn O ol l eg en v erdankte Es stellte den mikroskopisch vergrösserten Querschnitt eines Hühnerembry o aus früher Zeit dar an welchem nicht nur die e inz eln en Organe w i e das Rü ckenmark mit seinem s p a l tf örm i g en C entra lk a n a l di e C hor d a dor s a l es die Urw i rb el m a s s en die Seiten p latten die L umina und Wandun gen der b eiden A u s füh r u n g s g ä n g e der O L F F sch en Körp er und der beiden Aorten das D a rm dr ü s enbl a tt und die Anlage der L eibeshöhle mit der Ueber si ch tli chk ei t einer s chematischen Zeichnung erschienen sondern an welchem auch die histologischen Elemente mit üb erraschender D eutlichkeit und Schärf e her vortraten ; namentlich sei erwähnt dass an einer der Aorten eine überaus klar gez eichnete Grupp e von embr y onalen Blutkörperchen hängen geblieben w a r die zum Theil frei in da s L umen derselben hineinragte Um eine I dee von der Ausdehnung und Grös se des p r oj i ci rten Bildes zu geben brauche ich nur anzuf ühren dass es den mehr als ’ - , . . . , , , W , . , , , ’ , , , ’ , , , , . ‘ , , U eb er 14 2 sechs Meter breiten da s phy i l s o o g i sc h P i t—L e a bo r a t ori u m r va L ei n w a n dv orh a n g i n querer R ich t ung voll stä ndi g wurden zwei grosse dünn geschli ff ene Kn och en dur ch s chni tte welch e ich der Freun dl ichkeit m eines geehr ten C oll eg en Pro f B R A UNE verdank te in scharf em Schattenr iss gezei gt um die in neuerer Z eit von H M E Y E R u A einer b es on dern Aufm erksamk eit gewü rdi gte Archi tektoni k der S p on gi ös en S ub sta nz zu i ll u stri r en Der eine Durchschnitt um fasste den Kop f Hals Trochanter un d d a s obere Drittel ein es menschlichen Femurs der andere d a s ganze ob ere G el enk s en d e der Tibia Di e Schattenrisse deckten in senk rechter R ichtung üb er des Vorhangs Nachdem der l ei n w a n dn e Pr oj ecti on svorh a n g wi eder ganz in di e H öhe gezogen word en war d em on strir te ich a u f der fr eigewordenen g egyp s ten K r ei s fl ä ch e der Wand : 3 eine genau nach dem Original trans parent c ol ori rte Ph otog r a phie des Bildes vom H un d ekn i e mi t den primitiven L ym p h w eg en der sehni gen Gebilde a u s der b ekannten Abhan dl ung von L UD W I G un d S C H W E I GG E R — S E ID E L 4 wu rde j ene um gre nz t e Stelle di eses Bil des welche die blau i nj i ci rt en netz f örmi gen L y m p hb ahnen und di e roth ge fül lten Blutgefäss verästelungen enthält mit der stä rkeren L inse meines Apparates in b edeutenderer Vergrö sserung p r oj i ci rt s o das s di e f eins ten R a mific a ti on en mehr a l s fin g er di ck erschienen und ausserordentlich scharf un d deutli ch hervortr a ten 5 w ur de eine zweite genau nach dem O ri gin a lbi l d e von Pro f essor RE C L AM transp arent c ol orir te Photograp hi e d es Durchschnittes der menschlich en H aut p roj i ci r t welche m i t den roth i nj i ci rt en Bl u tg e f as sen den H a a rb ä l g en s a m m t Talgdrüsen den Un t erh a u tfettz ell en i ns eln den Schweissdr üsen dem P ap ill arkörp er und der M A L P I G HI L schen und O b erh a u ts chi ch te eine recht hübsch e I ll ustration der H a u t s tr u ctur darstellt nur schade dass die S ch w ei s s dr ü s e un d ihr in Wirkli chkeit k orkz i eh erf örmi g gedrehter Ausf üh rungs gang a uf dem Original nicht glückli ch w iedergegeben sind ! 6 zei g te ich m ein neues k ü n s t l i c h e s K r e i s l a u f s c h e m a b ei welchem ein ausgeschni ttenes f orts ch l a g en des F r os chh er z als n a t ü r l i c h e r Motor dient D er kleine Apparat s a m m t dem pul 2 . , , . , , . . . . , , , . . , . . . , . , . . , ' , , , , , , . , . . 1 h E i n ähn li c l an w e c erz , d em on s t ri r en ri c h s s c h e ’ h . h em es , fr e i li c m i t d er V gl . h H d an l p p m ei n en V ort r a g B u c hh a n dl u n g , 1 87 1 . h d gr öb er es S c g e u m t w ur vi e S . » 16 u U eb er . f . em a e , da s mi t pfl H ei n em eg t e erz i ch et c . « t o d te n S ä u g e t h i er s c h ö n v or L ip e zi g , Ja h J C . r en z u . H in 14 4 U eb er d a s p h y s i ol o g . P — L a bor atori um ri va t an d er U n i v er s i t ä t L ei p zi g . hergestellt den man halb e Stunden lang und mehr b eobachten und erläutern kann Anfangs fil tri rt die Kochsalzlösung wenn ihr nicht etwas Gummi arab zugesetzt ist oft ziemlich stark durch die H er zw a n du n g en hin durch und man muss dann von Z eit zu Zeit etwas Flüssigkeit ii: d en Ven en tri ch ter nach füllen S päter vermindert sich da s D ur ch fil tri r en und hört meist vollständig a u f 7 Endli ch habe ich das fortp u l s i r en de F r o s c hh erz dieses Kreis l a u fs ch em a s in einen mit Kochsalzlösung ge füllten G l a s tr og mit plan p arallelen Wänden getaucht und in scharfem th ei l w ei s e du r ch s ch ei Schattenri ss vermittelst der stärker v erg r ös s ern den L inse n en d em meines App arates a u f das g egyp ste Wandfeld p roj i ci rt um den R h yth mus und die Formveränderungen der einz elnen p u l si r en den H erz a b schnitte zu d em on stri ren Selbstverständlich wurde das R e versions prisma eingeschaltet damit d a s schlagende F r os chh erz in aufrechter Stellung erscheine und seine Beziehungen zum Zuge der Schwere in natürlicher Richtung erkennen lasse Um eine I dee von der Schaubarkeit dieser üb erraschenden Demon L h ich nur dass der ä n g s du r c h m e s s er des s tr a ti on zu geb en erwä ne an der Wand erscheinenden Schattenrisses des schlagenden H erzens an 2 Me ter betrug Diese neuartige D e m o n s t r a t i o n des lebendigen H erzschlages hat ab er auch einen wi ssenschaftlichen Werth indem bei der Schärf e der C ontou r en des Schattenrisses und bei der bedeutenden Ver gr ös s e rung der Bewegungen D e t a i l s der C on tr a cti on en der H er z a bs c hn i tte zu beobachten sind welche dem unbewaffneten Blicke entgehen oder kaum sichtbar werden In dieser Beziehung hebe ich hervor dass die unregelmässigen t e t a n i s c h e n und p e r i s t a l t i s c h e n C on tra cti on en beim allmählichen Absterb en des H erzens durch zunehmende E r w ä r mung in einer Mannigfaltigkeit auftreten von der man b isher kaum eine genügende Vorstellung hatte Schliesslich ergreife ich mit Freuden die Gelegenheit den H erren Dr E R N S T F L E I S C H L aus Wien und Dr L U C IAN I aus Bologna für die ge fällige und geschickte Assistenz die si e mir bei diesen Demonstra ti on en zu leisten die Güte h atten meinen herzlichsten Dank ö ff entlich auszusprechen L e i p z i g 2 2 Decemb er 1 87 2 , . x , . , ’ , , . . , , . , . , , ‚ . , , . , , . . . , , . , . . W W Ueb er das [ S ki z z e ei n es am es en der N erventhäti gkei t 8 M ä r z 4 85 1 9 i n B r ü nn i m k . Vor tr a g s » . Z ei tu ng i en er « . v om h R edou ten s a a l e s tä d ti s c en 26 . und 27 ' . h a bg e a l ten en M ärz . Ich beab si chtige im Folgenden die Resultate von Untersuchungen kurz vorzuführen welche sowohl durch di e Bedeutung ihres Gegen standes als durch die E x a cth ei t ihrer Methode das lebhafteste und all gemeinste Interesse in Anspruch nehmen dürften Es handelt sich um die Gewinnung einer g enaueren Einsicht in d a s eigentliche Wesen der N erv enth ä ti g k ei t bei den Vorgängen des a n i m a l e n L ebens Empfindung und Willensäusserung die b eiden Elemente des a ni m a l en L ebens welche uns mit der Aussenwelt in Beziehung setzen indem wir durch die Empfindungen erfahren was um uns vorgeht durch unsere i ll en s äu s s eru n g en ab er handelnd und verändernd [in die Aussenwelt eingrei fen sind nämlich an die Existenz gewisser materiellen Veränderungen der Nervensub stanz welche w i r Nerven erregung oder Reizung nennen gebunden und kommen nur durch die Ve rm i ttel u n g des Nervens y stems und der mit demselben zusammen hängenden Organe der Empfindung und Bewegung zu Stande Das Ziel unsere r B etrachtung ist also zu erfahren was die Wissenscha ft a u f dem gegenwärtigen Standp unkt ihrer f ortschreitenden E n tw i ck e lung über die Art dieser Verm i ttel u n g überhaupt und über das Wesen j ener materi ellen Veränderungen der Nervensubstanz welche dem th a tigen Zustand derselben entsprechen insb esondere aussagen kann I ch verhehle mir nicht dass mein Unternehmen ein gewagtes ist ; denn obgleich der Sinn für Naturwissenschaft gegenwärtig auch in weite ren Kreisen erwacht ist und immer mehr und m ehr alle Schichten der Gesellscha ft durchdri ngt so fühlt sich doch gerade die schönere H älfte unseres Geschlechtes von dem strengen nüchternen Geiste der Naturforschung weniger angezogen als vielmehr unangenehm berührt Ein gewisses heimliches Grausen b eschleicht das zarter besaitete weib liche G em üth wenn der Schleier von den Geheimnissen namentlich C z e r m a k S c h r i fte I I 10 , . W . , , , , , , . , , , . , , . , , n. . i 146 U e b er das W es en en th ä ti g k ei t d er N er v . der menschlichen Natur mit der unerbittlichen C on s eq u en z wissen s ch a ftl i ch er Forschung weggerissen und dabei s o manche liebgewordene Illusion zerstört wird Der A e sth eti k er und Historiker befinden sich dem weiblich en g e bildeten Publikum gegenüb er i n einer weit günstigeren L age als der Naturforscher Sie mögen welchen Gegenstand i mmer b ehandeln man wird ihnen mit freudigen o der bangen Ge fühlen ab er s tets mit williger T h ei l n a h m e folgen ; auch b edür fen sie nur einer einf ach aufnehmenden mehr passiven Zuhörerschaft Ganz anders der Naturforsch er wenn er das eigentliche Wesen materieller Vorgänge erklären will ! Die Materie mit dem einf örmigen Wirken anziehender und a b ohne wesentliche Mannig faltigkeit als den dürren s tos s en d er Kräfte Wechsel der Zahlenverhältnisse lässt kalt u n d s o wie der Naturforscher nur etwas in die Tie fe seines Ge genstandes dringt muss er da s s e st th äti g e Denken und Vorstellen seiner H örer in Anspr u ch nehmen um verstanden zu werden Die Nerven sind zwar ein leidlich interessanter auch im g ew öh n lichen gesellschaftlichen L eben vielfach besprochener Gegenstand starke Nerven schwache Nerven a n g egri fien e Nerven sind Worte welche wi r j eden Tag aus manchem schönen Munde hören können ; allein nicht in dieser ob erflächlich en pikanten Richtung b eabsichtige ich die Nerven zum Gegenstande meiner Betrachtung zu machen s on d ern in der unendlich bedeutungsvollen ab er viel p r os a i s ch er en w o die Nerven a l s ein mechanischer App arat als ein Werkzeug erscheinen durch de s sen T hä ti gk ei t das Zustandekommen der a ni m a l en L eb ens vorgänge vermittelt wird Und f ür diese Enttäuschung kann ich nicht einmal eine leichte unterhaltende Form der M i tth ei l un g versprechen sondern muss mir vielmehr eine nicht ganz kleine Anstrengung der Aufmerksamkeit des geneigten L esers erbitten Wenn ich es trotz alledem unternehme den angedeuteten Gegen stand an diese m Orte w ei tl äu fig er zu b ehandeln s o finde ich den Muth dazu nur in der f esten Ueb er z e u g u n g dass Niemand der nach wahrer allgemeiner Bildung strebt die Gelegenheit verschmähen wird selbst wenn dies nur mit einem gewissen A u fw a n d e von a n g e str en g ter er Sammlung d e s Geistes möglich wäre eine Einsicht zu gewinnen in die Summe von neuen Vorstellungen welche die f ortschreitende Wissen schaft über das eigentliche Wesen der N erv enth ä ti g k ei t zu Tage g e f ördert hat I ch nehme also getrost meinen Gegenstand in Angriff und l ade ' . , . , , . , , , , , . , , , , , , , , , , o . , . , , , , , . , , U ebe r 14 8 W es en da s d er N er v en t h ä ti gk ei t . Erst in neuester Zeit i st es gelungen den schon von PUR K YN E g e ahnten Zusammenhang zwischen Nervenzellen und N er venfibri l l en und der Nervenzellen untereinander wirklich zu beobachten Zu d i esem Ende b esitzen die N e r v e n z e l l e n eben j ene S p i n d el förm i g en Ver l ä n g erun g en oder Strahlen welche zum Theil in N er v enfibri ll en üb er gehen zum Theil mit den Strahlen anderer Nervenzellen verschmelzen zum Theil endlich nach mehrfacher Verästelung frei endigen mögen Die Nervenzellen stellen somit Knotenpunkte dar durch welche weit a useinanderliegende Nervenbahnen in Zusammenhang gebracht w er den In der grauen Substanz der O entr a l org a n e sind Tausende und ab ermals Tausende solcher Nervenzellen angehäuft welche u nter ei n ander zusammenhängend zahlreichen N er venfibri l l en zum Ursprung \ 1 dienen Die weisse Sub stanz ist ausschliesslich aus z ahl losen dicht gedrängten N e r v e n f i b r i l l e n zusammeng esetzt Die p eri p h eri sch en N er ven verz w ei g un g en b e stehen gleich f alls nur a u s von f aserigen Scheiden zusammengehaltenen Bündeln von Nerven fibri ll en und nur hie und da finden sich Grupp en z el l i g er Elemente eingestreut Die f einere S tru ctu r der C entra l org a n e ist im höchsten Grade ver wickelt und c om p li ci rt u nd ich würde ohne Noth ermüden wollte ich dieselb e auch nur in ihren gröb sten Umri ss en sk i z zi r en Es genügt die Vorstellung gewonnen zu haben dass Hirn und Rückenmark aus der Anhäufung und planmässigen Anordnung u n endlich vieler mikroskopisch kleiner discr eter Formelemente hervor gehen , welche vielf ach untereinander zusammenhängend ein Geweb e darstellen w o wie Mephisto vom eb er m ei ster stück sagt : E i n T ri t t t au s en d F ä d en r eg t , . ' b , , , . , . , , . ’ . , . W , , . , , , , , » ‘ D i e S c hi fi l ei n Die E in F äd en u n S c hl a g h er üb e r g es eh en t a u s en dV hi n übe r s c fl i e s s en erbi n d hi e s s en , , un g en sc h l äg t . « Man vollendet das Bild vom Bau des Nervensy stem s wenn man sich hinzudenkt dass bestimmte Ab schnitt e der C entra l or g a n e Bündel von N er ven fibri l l en aussenden welche zu b estimmten Organen gelan w i e T el egra p h en drä h te in Verbindung g en d diese mit j enen setzen So also i st der wu nderbare Apparat beschaff en welcher das Z u s ta n d ek om m en der Vorgänge d e s a n i m a l en L ebens vermittelt , , , . , . 1 bu ng E in d urc S u b s ta n z . d i tt h di k r g em a l tes T a bl ea u er l äu t erte d i es e B es c h r ei o l o s s a l e D a r s t ellu n g e i n e s m i k r o s k o p i s c h en S c h e i b c h e n s g ra u er e s v on e Dr E L . F IN G R E U eb er d as W e s en d er N er v en th äti g k ei t 14 9 . Ueber die Art dieser Verm i ttel u n g lä sst si ch i m A llgemeinen etwa Folgendes sagen Es wäre Anmassung als eine vorgebliche L ösung des ganzen Pro hl em s den materialistischen Ausspruch von C AB AN I S wiederholen zu wollen : » les nerf s voila tout l homme oder überhaupt nur behaupten zu wollen dass w i r über gewisse wichtige Fragen welche sich hi er von selbst aufdrängen genügende Auf schlüsse bereits erhalten hätten oder dereinst nothwendig erhalten müssten da doch die echte Wis s en s ch a ft nur d a s zu w issen vorgibt was si e mit ihren Instrumenten geprü ft hat So viel aber dürf en w i r ohne nach irgend einer Seite hin A rt sto ss zu geben mit Entschiedenheit hinstellen dass d i e S e e l e im Gehirn ihren Sitz hat in gewissen nicht näh er zu bez eichnenden Form elementen desselben ihre materielle Grundlage ihr Sub strat fi ndet mi t welchem s i e in directer Wechselwirkung steht un d dass si e erf a h r un g s g em ä s s nur durch das H irn in Erscheinung und zur materiellen Welt in Beziehung tritt Die p e r i p h e r i s c h e n N e r v e n v e r z w e i g u n g e n S pielen dabei wesentlich eine ähnliche Rolle w i e die Draht leitungen unserer elektrischen Telegraphen Sie sind es einerseits a u f deren p e r i p h e r i s c h e E n d e n welche wi r zum Theil mit k ün st lichen App araten wi e Auge u n d Ohr versehen finden die Aussenwelt und die Zustände unseres Körp ers erregend einwi rken und innerhalb deren Substanz di e Erregung fortschreitet bis zum Sitze der Seele wo j ene unbegreifliche Transsubstantiation d e s ph y sik alischen Vorgangs der Nervenerregung in den p s y chischen Zustand der Empfindung statt find et Sie sind es andererseits a u f deren c e n t r a l e E n d e n welche w i r im Gehirn zu suchen haben der i ll en si m p u l s der Seele erregend einwirkt und innerhalb deren Sub stanz die Erregung bis z u d en B ew e gu n g s or g a n en f ortschreitet wo sie sich dann a u f die Muskeln überträgt und in eine Zusammenziehung derselben umsetzt durch welche die Bewegung unserer Glieder ermöglicht und mechanische Arbeit g e leistet wird Nerven der ersten Art nennt man s e n s i t i v e Nerven der zweiten Art m o t o r i s c h e An den p eri p h eri s ch en Enden der sensitiven Nerven werden also wenn ich den angedeuteten Vergleich mi t dem elek trischen Tele ä h ra h e n er aus f ühren darf die Dep eschen au fgegeben welche n g p die Seele von den Zustän den des Körp ers un d von den Veränderungen in der A ussenwelt b enachrichti gen sollen während die Seele ihre Wil l en s ä u s seru n g en als Be fehle welche so fort zu T h a ten werden a u f den motorischen Nervenleitungen so zu sagen nach aussen tel egr a p hi rt ' . ’ , , , , , , ‚ . , , , , , , . , . , W , , , , , . , , , , ' ‘ , , ' . , . , / , , , . U e be r 15 0 da s We s en d er N erv en th äti g k ei t . Das Gehirn st ellt somit gewi ssermassen das O entra l bu r ea ü des in el m m t e n N erv en tel eg r a p h enn etz e s unseres Körp ers dar a e w s g c hem alle L eitungen zusammenlau fen Die Analogie der v erglichenen Vorgänge ist unverkennbar und wie ich glaub e voll kommen geeignet das S p i el u n d die B eth ei l i g u n g des N ervens y stems b ei dem Zu standekommen der a ni m a l en L eben s v or gänge bildlich z u erl äutern und allgemein verständlich zu machen ob schon j eder derartige Vergl eich im Einzelnen nothwendig hinken muss Damit hätten w i r denn eine ungef ähre Einsicht in den Mechanismus des Nervenapparates welcher von zwei Seiten in Bewegung gesetzt wird von der Seele einerseits von der Aussenwelt andererseit s gewonnen und den einleitenden Theil unserer Betrachtung abge schlossen Ebensowenig j edoch als das Verstän dn i s s des Mechanismus eines elektri schen Telegraphen schon eine Einsicht in das Wesen des elek trischen Stromes gewährt eb ensowenig erschliesst uns auch die B e k a nn tsch a ft mit der Rolle welche die einzelnen Theile des Nerven apparates bei den Vorgängen des a ni m a l en L ebens spielen schon eine Einsicht in das eigentliche Wesen der N er venth ä ti gk ei t d h in das esen j ener materiellen Veränderungen welche als Erregung oder Reizung i n den Nervenbahnen a u f und ab schreiten und von gewi ssen Elementen des Gehirns aus einerseits die Seele zur T h ä ti gk ei t anregen andererseits durch die i l l en si m p u l s e der Seele wach geru f en werden Zu dieser Einsicht gelangen w i r erst durch die nach folgende B etrachtung Es gibt verschiedene Vorgänge in der materi ellen Natur welche das Gemeinsame hab en dass si e einmal eingeleitet in der Materie welche ihr Substrat ihr e Grundlage ist weiter sich fortp fl a n z en So entsendet ei n leuchtendes Gestirn L ichtstrahlen nach allen Richtungen d e s Raumes in u n g em e ss en e Fernen ; so gleichen sich in einer Draht leitung a u f m ei l enw ei te Distanzen die durch eine Vo L T A s ch e Batterie getrennten elektri schen Gegensätze strömend a u s ; s o erreichen die S ch a ll w ell en z üg e den entf erntest en H örer im O on certs a a l e ; s o endlich ex p l odi r t eine Mine in ihrem ganzen Verlau f ob s i e gleich nur an einem Ende entzündet wurde u s w Die m a t e ri e l l e n V e r ä n d e r u n g e n d e r N e r v e n s u b s t a n z welche w i r als N er ven thä ti gk ei t od er Erregung b ezeichneten gehören eb enf alls in diese Reih e von Vorgängen welche i n sg esa m m t nichts a nderes sind als verschiedene B e w e g u n g e n o d e r L a g e r u n g s v e r ä n d e r u n g e n d e r k l e i n s t e n M a s s e n t h e i l c h e n der s o genannten Atome a u s welchen nach der berechti gten Vorstellung der , . . ‘ , , , . , , . WW , , , . , . , , . . , , , , , . , , ’ , , , . . . , , , , , , das U eb er 15 2 d er N erv enth ä ti g k ei t W e s en . f olgendes ist : Im leb enden Menschen pflanzt sich die Erregung i n den Nervenbahnen im Durchschnitt mit ein er Geschwindigkeit von 19 4 bis 1 9 5 Fuss in der Secunde f ort d h in einem 1 9 5 Fuss langen Menschen nerven wenn es einen solchen gäb e würde di e Erregung eine ganze Secunde brauchen um von einem Ende desselben zum anderen zu g e langen ; die gewöhnliche L änge de r menschlichen Nerven von höch s tens einigen Fuss w ird daher immer in wenigen T a u sen dth ei l en einer S ecunde von der Erregung zurückgelegt Dieses Resultat muss abgesehen von den daraus fli e ss en den wich tigen Folgerungen als ein höchst überraschendes b ez eichnet werden denn b ei der allgemein verbreiteten Vorstellung dass die N er venwi r k u n g en a u f Strömungen eines ä t h e r i s c h e n o d e r p s y c h i s c h e n P r i n c i p s zurü ckgeführt werden müssten mag es ganz unglaublich erscheinen dass die Geschwindigkeit dieser Strömungen nicht nur üb erhaupt messbar sondern verh ä l tni ssm ä s si g so üb eraus gering sein s ollte In der That vergleichen w i r da s ge fundene Resultat mit der Fort fl M eilen in der p a nz un g s g es ch w i n di gk ei t des L ichtes welches S ecunde zurücklegt mit der der E l ek tri ci tät welche noch b edeutender i s t j a nur mit der des Schalles welche nur 105 8 Fuss beträgt s o fin den wi r zu unserem Erstaunen die F ortp fl a n zu ng s g es ch vvi n di gk ei t der Nervenerregung mit n och ni cht 2 00 Fuss in der Secunde ver s chw i n dend klein ! Bei der v erh ä l tni s sm ä s si g en Kürz e der menschlichen Nerven bahnen welche i n den extremsten Fällen ni ch t vi el über eine Klafter b etragen ist der Zeitraum den die Erregung braucht um den vorg e s ch i i eb en en L au f zu vollenden w i e gesagt s o üb eraus klein dass er gar nicht b emerkt wird Nichtsdestoweniger sind wi r mit unseren Empfindungen und Wahr n eh m u n g en doch immer um einen kleinen Schritt hi nter der Wirklich k ei t zurück während der i ll en si m p u l s seiner Aus führung etwas vorauseilt s o dass w i r uns zu den Vorgängen in unserer nächsten Umgebung streng genommen in einem ähnlichen anachronistischen V erh äl tni s s b efinden wie der ir di sche Beob achter bekanntlich der Fix s t ern w el t gegenüber deren L ichtstrahlen welche eb en erst sein Auge tre ffen schon vor Jahrtausenden von den Sternen entsendet wurden und dah er Bilder geben welche Verhältnissen entsprechen die längst entschwundenen S ch öp fu n g s ep och en angehören Um di eses interessante Verh ä l tni ss klarer zu machen führe ich die Wahrnehmung eines momentanen elektri schen Stromes an von dessen Existenz wir durch die Empfindung d e s elektri schen Schlages , . . , , , . , , , , , , , . , , , , , , , \ , , , W , . , , , , , , , , , . , . , , U eb er d a s W e s e n d e r N er v en th ä t i g k ei t 15 3 . erst dann etwas erfahren w enn derselb e gar nicht mehr vorhanden ist Wir empfinden ab er eine momentane elektri sche Entladung darum erst zu einer Z eit wo dieselb e gar nicht mehr exi sti r t weil die Erregung welche die Seele von der Störung des elektrischen Gleichgewichts b e n a c h ri ch ti g en soll eine weit längere Zeit braucht um a u f der betr ef fen d en Nervenbahn von der Fingerspitze z B bis ins Gehi rn zu g e langen als j ene m omentane Störung dauert Wir empfinden also in diesem Falle etwas als gegenwärtig was bereits der Vergangenheit angehört und s o i st es i mm er und mit allen unseren Wahrnehmungen der Fall D en Schall sind wir gewohnt die Roll e des nachhinkenden Boten Spi elen zu sehen weil die tägliche Erfahrung lehrt dass wir ein in der Entf ernung geschehendes E rei gn i s s eher sehen als höre n ; b ei einem Manöver z B sehen wir als entfernte Zuschauer zuerst den Blitz und den Pulverdamp f der abge feuerten Geschütze erst merkli ch S päter triff t der Kanonendonner unser Ohr Dass es ab er mit dem L ichte und unseren Wahrnehmungen welche das Nervens y stem vermittelt streng genommen eb enso i s t er r egt unsere Ver w underung mehr weil die Zeit unterschiede welche d a s L icht und die Nervenerregung brauchen um einerseits die in der tä g lichen Erfahrung vorkommenden irdischen Dimensionen andererseits die geringe L änge der menschlichen Nervenbahnen zurückzulegen gar nicht wahrnehmbar sind Eine weitere O on s eq u en z des bisher Erört erten i st noch die dass die Wahrnehmungen gleichzeitiger Ereignisse welche durch ungleich lange Nervenbahnen vermittelt werden in der Zeit auseinanderfallen müssen während die ungleichz eitiger Ereignisse unter diesen Um ständen gleichzeitig ins Bewusstsein treten können weil die Erregung o ff enb ar ungleich lange Z eiten braucht um ungleich lange Nerven strecken zurückzulegen So z B wird ein elektrischer Schlag w el cher in demselb en Augenblicke einen H a u tp u nk t im Gesicht und am Fusse trifft eher dort als hier emp funden werden müssen weil der Weg vom Gesicht bis ins Gehirn viel kürzer ist als vom Fuss bis ins Gehirn Freilich sind die Unterschiede in der L änge der Nervenbahnen vi el zu gering als dass sich diese Verwirr ung der zeitlichen Verhältnisse in störender Weise geltend machen könnte darum e x i sti rt ab er diese Verwirrung d o c h denn wir haben si e mit N oth w en di gk ei t erschlossen und abgeleitet Mit unseren Wahrnehmungen und Empfindungen sind wir daher nicht nur immer einen kleinen Schritt hinter der Wirklichkeit zurück . , , , , « , , . . . , , , . ' , , . . , . , , , , , , , , . , , , , , , . . . , , , . . , , . , Ue b er 15 4 da s W e s en d er N erv en th ä ti gk ei t . ese Verschiebu ng ist überdies eine ungleichmässige f ür j ede N er venl än g e verschiedene Eine ähnliche Verwirrung der Zeitverhältnisse findet aller di ngs in kolossalem M a a s s sta b e der irdische Beobachter wenn er einen Blick a u f den gestirnten Himmel wirft E r sieht da Verhältni sse i n d emselb en Augenblicke neb en einander welche Hunderte j a Tausende von J ahren auseinander liegen indem di e Entf ernungen der Fi xsterne von der Erde so ungeheuer gross und so verschieden sind dass das L icht s o ungeheure und so verschiedene Zeiten braucht um bis zur Erde zu gelangen Nur den g eri n g en Di m en si on en unseres Körp ers und der b es ch ränk ten Sch ärf e unseres Wahrnehmungs vermögens f ür Zeit unterschiede haben wir es daher zu dank en dass sich die L angsamkeit des Dep e s ch en w ech s el s in unseren motorischen und sensitiven Nervenbahnen im gewöhnliche n Verkehre mit der Aussenwelt in keiner Weise stö rend b emerklich macht Würden sich j edoch entweder das Wahrnehmungsvermögen für Z eitunterschiede steigern oder die Dimensionen d e s menschlichen Kör p ers zu j enen abenteuerlichen R iesen gestalten welche die indische Phantasie geb oren hat mit ihren meilenlangen Gliedern ausdehnen s o würden auch die Vorgänge des a ni m a l en L eb ens dieser Organismen so fort in eine solche z ei tl i ch eVerw i rru n g g era th en dass ihre B ezi ehu n gen zur Aussenwelt vollständig sinnlos j a unmöglich werden müssten Diese sonderbaren O on s eq u en z en welche sich aus der ermittelten geringen F ortp fl a n z u n g sg es ch w i n di gk ei t der Nervenerregung mit Noth wendigkeit ergeben wollte ich ob schon s i e wie gesagt von keiner — praktischen B edeutung sind nicht ganz mit S tillschweigen übergehen weil si e nicht verfehlen können unsere Verwunderung zu erwecken Wichtiger für unseren Zweck ist der Schluss welchen w i r uns aus diesen T h a ts a ch en a u f das eigentliche W e s e n d e r N e r v e n e r r e g u n g erlaub en dürf en Dieselbe gehört nämlich eben wegen der geringen G e s chw i n di g k ei t mit der sie sich fortp fl a n z t o ff enbar in j ene Katego ri e der früher erwähnten Bewegungsvorgänge zu welcher die Schallleitung und das Abbrennen einer Mine zu rechnen sind Sie besteht also wie di ese in B ewegungen der kleinsten g r obm a teri ell en T h ei l ch en oder M ol ec ül e welch e die Nervensub stanz zusammensetzen Denn wäre das materielle Sub strat der Nervenerregung von j ener ätherischen unwägbaren B e s ch a ffenh ei t w i e das Sub strat der L i ch tbew eg u n g s o dür fte dieser Vorgang nicht v erh ä l tni s sm ä ssi g so träge in den Nervenbahnen fort schleichen s ondern di , . , . , , , , , . , . , , , , . , , , , , , , . , . , , , , . , . , . U eb er d a s W e s en 15 6 d er N erv en th äti g k ei t . den gewöhnlichsten Erscheinungen der täglichen Erfahrung Probleme sieht und dass der Naturforscher j e tie fer s el n Blick in das eigentliche Wesen der Dinge eindringt in einer Welt der R ä th sel wandelt w o für den unbefangenen Menschen Alles sich von selbst versteht so dass dieser von seinem naiven Standpunkt aus berechtigt erscheint j en em zuzurufen t , , , , , . » G rau , h t ur er e Un d g rün d es F r eu n L eb e d ns , i st a ll e T h eori e g o l d ner , , Mit diesem Zuruf schliesse ich meine kurze Darstellung j edoch nicht ohne den Wunsch hinzuzufügen dass man mitten im freudigen G enu s s e des Schönen und Erhab enen was das L eb en in der Kunst und in den schönen Wissenschaften bietet nicht ganz vergessen möge dass alle diese veredelnden Gedanken und Gefühle welche den Men schen nur zu leicht allzu stolz über seine b eschränkte irdische Existenz emp orheben am Ende doch nicht ohne j ene zitternden Bewegungen der gr obm a teri ell en N erven m ol ec ül e vor da s geistige Auge treten und im G em üth e erwachen könnten ! , , , , , , , S ech s T age i n Ski zze au s und um Bord eaux . m einem Ta gebu che . S ep tem ber u nd O c tober , August 1 85 3 G estern Abend Uhr hab e ich P aris verlassen und bin hier in Bordeaux um Uh r Nachmittags etwas ermüdet angekommen Die Stadt ma cht einen g rossartigen Eindruck ; si e liegt im H albmond um die maj estätisch da h er str öm en d e Garonne über welche eine kolos sale 89 2 Schritt lange Brücke von 1 7 Bogen führt Diese Brücke hat das E i g enth üm li ch e , dass si e im Innern h o h l i st s o dass man nicht nur a u f sondern auch i n der Brücke von einem Uf er zum andern gelangen kann ; im letzteren Falle natürlich ungesehen Napoleon der G rosse hat dieses prächtige Bauwerk auff ühren lassen und soll w i e man erzählt den unsichtbaren Durchgang in der Brücke zu geheimen Ueb ers etz u n g en von Trupp en hab en b enützen wollen Mir scheint e s viel wahrsch einlicher dass die Brücke nur deshalb im Innern hohl gebaut wurde weil man Baumaterial ersparen und die Pfeiler weniger b elasten wollte Die b eab sichtigten geheimen T ru p p enm är s ch e g eh ö ren ab er nu n einmal zu den fixen I deen des Volkes und werden den Fremden regelmässig aufgetischt Am Ab end gab es noch eine fete n a u tzqne welche mir Gelegen heit gab die schöne Welt von Bordeaux zu seh en und einen Wettkamp f kennen z u —lernen der hier b einahe s o heimisch i st wie da s »Boxen« in England ich meine das » S c h i f f e r s t e c h e n « Mit der fete n a n tz n e hatte es ab er f olgende B ew a n dtn i s s Ein reicher Kauf herr q hatte sich a u f der erfte von Bordeaux ein S chi fl bauen lassen ; dieses w a r vollendet und lie f heut vom Stap el Der Vermählung des Schiff e s mit dem Wasser zu Ehren w a r nun nach altem Brauch ein Fest a rr a n gi rt das mit dem S ch i ff er s tech en begann Das S chi fl er stech en b esteht darin dass die Kämp fer welche vorn a n d er Spitz e kleiner Schiff e frei stehen einander während si e sich D en 1 8 . . ä , . , , . , , , . , , , . , , . W . , ’ , , ’ , . . ’ . . , ‘ , , , , S ec 15 8 h s Ta ge in u nd u m B or d ea u x W . in die Nähe kommen mit langen mit einem Kn op fe versehenen Stangen ins Wasser zu stossen suchen Das Volk nimmt lebhaften Antheil am Kamp f erm u ntern der Zuruf wechselt mit schadenfrohem Gelächter Die P ositionen welche die a u s dem Gleichgewicht gebrachten Kämp f er machen um sich ob en zu erhalten oder um möglichst sanft ins a sser zu plump sen sind in der That oft drollig genug Sehr häufig fallen b eide Gegner ins Wasser wo dann keiner den Preis gewinnt Doch dies w a r nur das Vorspiel zu dem H a u p ts ch a u S p i el des Abends dem Vom s ta p ell a u fen des neu erbauten Zweimasters »L a providence « Wenn eine Stütze nach der andern f ällt und endlich das a u f dem L ande fast noch l l / g m a l so gross als im Wasser aus sehende Schiff mit b eschleunigter Geschwin digkeit die s chi efg el eg ten und m i t einer Art Seif e eingeschm ierten Balken herunterrutscht um endlich ins Wasser sich hineinzubohren vor sich eine mächtige Sturz welle aufwühlend hinter sich i n F olge der Friction Flammen und Rauch lassend : so ist das in der That ein grossarti ger Anblick Der Eindruck dieser Scene wird noch vermehrt indem die Musik im For tis simo einfällt und das Volk die L uft mit freudigem Geschrei erschüttert Eine glänzende Beleuchtung mit bunten L amp en schloss das Ganze , . - . , , , . , . , . , , , . , . . Den 1 9 Nachdem ich noch in der Garonne gebadet den J ardin des P lantes und den Kirchho f mit sei nen Platanen— Alleen und p ressen—Gruppen besucht hatte verliess ich Bordeaux um nach la Teste und von da über das g ros s e B a s si n d A r c a ch on nach Ares zu f ahren welches am n ör d lichen Ende de s Bassins gelegen i st D er Charakter der L a ndschaft i st hier ganz ei g en th üm l i ch gemischt Einerseits wird man an Italien a n d er er s ei ts an H olland erinnert auch die Windmühlen f ehlen nicht ; D a s Bassin d A r c a c h on i s t eine sehr seichte Bucht von b edeutendem Flächeninhalt welch e nur durch einen ganz schmalen und k u rz en K a na l mit dem Meere in Verbindung steht s o dass sich Ebb e und F l u th wohl geltend machen können die Wogen des Oceans ab er keinen Eingang finden Das Bassin i s t a u s diesem Grunde und seiner Seichtigkeit wegen fast immer S piegelglatt und hat stets eine hohe Temp eratur weshalb es zu einer besonderen Art von Seebädern benützt wird Im Gegens atz zu den Seebädern mit freiem starkem Wellenschlag w elche nur einige Minuten hindurch gebraucht we rden bleibt man in dem lauen ruhigen Wasser des Bassins zu Viertelstunden ! Den 2 0 H eute ritten wir a u f die drei Stunden entfernte Besitzung des H errn B O I SS I E R E um dessen M e e r s a l z p l a n t a g e n zu be sehen . ’ , , , ’ , . . , » , ’ , n , , . , , . , “ , . , . S ec h s T a g e 16 0 in u nd um B or de a u x . tritt da s Wasser aber so weit zurück dass die Weiher trocken g elegt würden wenn die S ch l eu s sen off en blieben D i ese Niveau Unterschie de b enützt man a u f ganz ei nfache Art um ohne besondere Mühe Fische zu fangen Während der F l u th öff net m a n die S chl eu ss e an deren gegen den Weiher gekehrten Seite vor her ein langes b eu telförm i g es Netz b e festigt worden ist und lässt , w re die L eute sagen di e S chl eu s s e »trinken« Mit dem Schwalle des flu th en d en Wassers kommen z u gleich Schaaren von Fischen heran geschwommen welche der Strömung folgend in dem b eu tel förm i g en Netze sich sammeln Das Netz hindert zugleich die Fische des Wei hers herauszuschwimmen H at die F l u th ihr e H öhe erreicht so lässt man die S chl eu s s e herab Die Fische sind dan n in dem Netze ge fangen nachdem si e eine gen aue Revue p a s si r t hab en ent w eder u n d werd en ins Bassin zurückgeworfen oder den W eihern einverl eibt Diese Vor sicht ist nothwendig denn es gibt gewisse Arten von R a ubfis ch en di e einen solchen Weiher in wenig Tagen durch ihre enorme Ge frässigkeit ganz entvölkern können Ueb er di e s schwemmt die F l u th ohne Wahl oft ein ganzes Museum von Mee r ungeheuern in dem blinden Ende des allerlei Gesindel welches na ch b eu tel f örm i g en Netzes zusammen seinem naturgeschichtlichen H ei matschein zu ffra g en sich wohl v erl oh nt wenn die Ordnung in den Weih ern gesichert bleib en soll Die künstliche Fischzucht p i s c zcn l tu r e welcher in neuerer Zeit in Frankreich s o grosse Aufmerksamkeit zugewendet wurde dürfte wohl kaum i rgendwo leichter Wurzel f assen und grossartigere Erfolge versprechen als in der Gegend des Bassins d A r c a c hon Die natürlichen Bedingungen eines Ortes können schwerlich g ün stiger und passender gedacht werden zur Einrichtung einer künstlichen F i s ch z üch ter ei a l s sie eben hier vorhanden sind Süsses Wasser und Meerwas ser beides steht hier zu Geb ote ; See und Süsswasser Fische könnten sonach gezogen werden Es würde mich wundern wenn diese günstigen Bedingungen nicht auch Anderen in die Augen S pringen und nicht wenigstens z u Versuch en die j a zu Enghien s o ermunternde Resultate gelief ert haben anregen sollten Die H e er den von Schafen und Rindvieh welche m a n in grosser Menge a u f dem H a i d el a n d weiden sieht bieten keine besonderen E i g en th üm l i ch k ei ten dagegen f allen dem Fremden die H i r t e n a u f ihren oft mannshohen S t e l z e n eifrig an groben Strümp fen strickend in nicht geringem Grade a u f Die Stelze ist hier ebenso allgemein wie der Schlittschuh in Holland das Steigeisen in u nd v ol k sth üm l i ch der Schweiz und der Schneeschuh in L appland Die Hirten die Jäger die Boten gehen hier alle hoch zu Stelze und gewinnen da si e von , . , - , . , , . , , . . , " . , , . , , . , ' , . ’ , , , ’ . , . , . , , , , , , , , . , , , . , , S ec h s T a ge in B or d ea u x u nd u m 16 1 . Jugend a u f den ganzen Tag üb er a u f die s en Stangen zubringen ein e solche Sicherheit im Stelzen Gehen L au fen und Springen dass man glauben könnte die Stelzen seien natürliche Verlängerungen der Beine Die hier gebräuchlichen Stel zen sind etwas anders gebaut a l s j ene die man hie und da b ei uns zu sehen b ek öm m t L etztere b estehe n bekanntlich aus Stangen welche bis hoc h hinauf unter die Arme reichen und mit den Händen ge fasst und regiert werden ; die ersteren hingegen sind an den Unterschenkel a u f eine sinnreiche und überaus einfa che Weise be festigt s o dass s i e die Arme zu anderem Gebrauch e ganz frei lassen Die Be festigung der Stelze an dem Unterschenkel geschieht durch einen L ederring welcher durch eine L ederplatte in zwei ungleiche O efl nu n g en g eth ei l t wird Die grössere O effnu n g nimmt den Unterschenkel a u f di e kleinere nach au ssen liegende hingegen das obere bis an s Knie reichende Ende der Stelze Die L ederplatt e befindet s ich somit zwischen dem Unterschenkel und dem ob eren End e der Stelz e und schützt nicht nur die ei chth ei l e des ersteren gegen Reibung und Quetschung sondern gewährt dem letzteren zugleich H alt und Be festigung Das Auf steigen a u f die oft sehr hohen Stelzen vom flachen Boden aus geschieht folgendermassen Nachdem die be s chri e b enen L e d er ri n g e an die Unterschenkel gesteckt sind wird die eine Stelze wie eine Turnierlanz e eingelegt während die andere mit der anderen H and ge fasst wird dann w ird ein Anlauf genommen mi t einem Schwü nge steht der M ann mit dem einen Beine a u f der vor gehaltenen Stelze und b e festigt dieselbe durch H erüberschieben d er kleineren A bth ei l u n g des L e derri n g es üb er das ob ere S tel z en en d e Während nun hüp fend a u f einer Stelz e das Gleichgewicht erhalte n wird hat die Be festigung der zweiten Stelze keine gros sen Schwierig k ei ten mehr Zu H ause machen sich die L eute d a s Aufsteigen nat ur lich bequemer Alle S tel z en g eh er f uhren einen langen Stab mit sich th ei l s um nicht zu fallen wenn s i e !zu f ällig das Gleichgewicht verloren hätten th ei l s um längere Zeit ruhig stehen zu können Denn trotz dem dass das untere Ende der Stelz en etwas verdickt ist und eine mehrere Q u a dra tz oll e haltende Fläche bietet i s t e s doch nur Augen blicke lang möglich ganz ruhig a u f den Stelzen zu stehen D er lange Stab wird a l s dritter Un terstütz u n g S p u nk t verwendet indem er mit seinem oberen Ende entweder durch einen der L eder ringe oder i n die R i ma glu ta eor u m gesteckt wird A u f diesem drei b ei ni g en Gestelle ruhen nun die Hirten Stunden lang die H eerd e hütend und ihre Strümp f e strickend J a hier bringen die Männer di e Strümp fe z ur Welt ; es ist zwar grob e Arbeit aber das Geweb e i st g l ei ch m a sch i g und dem Zweck entsprechend Die Wolle haben di e C z e r m a k S c hri ft e I I 11 , - , , . , , , . , , W . , ’ . , ’ . , . . , , , . , . . , , . , , , . , K . , . , , . , n. . S ec h s T a g e 16 2 in B or d ea u x und u m . L eute ringf örmig am H alse hängen P ossierlich ist und bleibt diese Sitte immerhin wenn si e auch ihre praktische Seite hat Welchem allgemein ge fühlten Bedür fnisse der Gebrauch der Stelzen abhilft u n d abhelf en soll habe ich nicht in Erfah ru ng bringen können D er er h ö h te Standpunkt a u f den Stelz en b e f ähigt zwa r den Hirten die H eerde leicht zu übersehen und die Häupter seiner Lieben zu zählen ; auch macht der Bote mit seinen durch die Stelzen verlängerten Beinen g rö s sere Schritte und geht oft mehr a l s um das Dopp elte schneller als andere Menschenkinder ; allein dies e Vorth ei l e können den s o all gemeinen Gebrauch der Stelz en nicht erklären denn wenn dem s o wäre s o müsste man dann die Frage stellen warum der Gebrauch der Stelzen nicht in allen ebenen L ändern allgemein und vol k sth üm lich s ei ? da die ange führten Vorth ei l e verlängerter Beine für j eden Breitengrad gelten Den 2 1 August Obgleich gestern erst spät am Abend to dtm ü d e von dem Ritt heimgekehrt verliessen wir heute schon um 2 Uhr des M orgens Ar es um den D ü n e n einen Besuch abzu statten Unsere Gelegenheit bestand in einem zweiräderigen von einem Pferde gezogenen Karren ( m a r ette) Das Stroh a u f dem wir l agen schützte u n s nur unvollk ommen vor den Stössen dieses p ri mitiven Fahrzeuge s Die einf örmige G r os s a r ti g k ei t der Dünen liess uns j edoch bald die Unannehmlichkeiten d es Weges vergessen Der Charakter dieser Dünen ist ein völlig anderer als j ener der holländischen Sie bilden hier ganz kahle abgerundete kolossale Sandberge während die H olländer fast durchgängig mit einer Grasart bewachsen sind Der Sand aus dem si e z u s a m m en g ew eh t sind ist so f ein dass man ihn gleich in eine Streusandbüchse f üllen könnte J eder leise Windhauch treibt ihn in Wolken vor sich her und verändert die O ontou r en der Berge So weit der Blick reicht sieht man nichts a l s Himmel und Sand ; in der Wüst e Sahara kann es nicht monotoner und öder aussehen und doch macht da s Ganze einen ergreif enden gross Nichts L ebendiges keine Pflanze kein Thier ist a rtigen Eindruck weit und breit zu sehen doch halt ! hier sind kleine Spuren im Sande die etwa 2 Zoll von einander in einer langen Reihe sich aus dem Thal a u f den Berg verfolgen lassen Die Spuren sind ganz fri sch der nächste Augenblick würde si e verweht haben Das Thier welches s einen Weg damit b ezeichnet hat kann nicht f ern sein In der That dort wohin die Spur sich zieht hüp ft ein kleiner Frosch ganz emsig den Berg hinan Wie kommt das arme Amphibium in diese Sandwüste Hier muss e s ohne Zweifel zu Grunde . . , . , ‚ , , , . . . , , . , . , , . . , . , , , . , , . , . , , , . , , , , . . , , . , , . S ec h s T a g e 164 in und u m B o r d ea u x . dass man arglos über dieselb e hi nw eg s chr ei te dann aber durchbreche und wenn nicht schleunige Hilfe geleistet werde j ämmerlich in den Boden versinke Solche Stellen nennt man btou s es Sie sollen sehr häufig sein doch konnte man mir keine zeigen Vielleicht sind es die bl ou s es welche den Gebrauch der Stelzen nothwendig gemacht hab en ? ! In Ar es erwartete u n s ein w ohl g e de ck ter Tisch zu dem sich S ä mm tli ch e H erren M aires der umliegenden Ortschaften ein gefunden hatten Nachmittags verliess ich Ar es und liess mich über das Bassin setzen Gegen Ab end landete ich am entgegengesetzten Ufer vor dem » H otel des empereurs« wä hrend eines he ftigen Gewitters das uns beinahe noch a u f dem Wasser erwischt hätte Hier lernte ich d en ber ühmten Dichter aus dem Volke den Barbier J A S M I N kennen welcher heute Abend eine p oetische Soiree gibt , , , . . . , , , . . , . , , , . Den 2 2 August Am frühen Morgen verliessen wir das Hotel und ritten von la Teste aus nac h Vi l l em a ri e einer Far m welche dem H errn F E RRY gehört H err FE RRY i s t unter den L a n dw i r th en Frankreichs eine Nota bi li tä t Er i s t der erste und s o viel mir bekannt der einzige O ek onom welcher mit Erfolg in Frankreich R e i s baut Unser Besuch galt FE RRY S R e i S p l a n t a g e n Sein b ei der L ondoner Exhibition aus gestellter Reis hat einen P reis erhalten w a s bei solcher C on c u rren z wie s i e 185 2 in L ondon war schon etwas heissen will Die ganzen R ei s p l a n ta g en sowie das Bewässerungss y stem der Felder der Reis reift b ekanntlich zur H älfte unter stehendes Wasser gesetzt erinnerte mich lebhaft an die M eer sa l zp l a n ta g en d es H errn B O I SS IE R E Wir blieben üb er Mittag bei uns erem freundlichen i rth e und fanden grossen Ge fallen an seinem einfach ab er com fortable eingerichteten H ause welches seine Frau eine liebenswürdige P ariserin mit grosser Einsicht leitet Nur ungern verliessen wir den freundlichen Ort Am Ab end be fanden wir uns wieder in Bo rd eaux . . , , . . , . ’ . W , , . , , . , , , . . . Den 2 3 August Während meines ersten Aufenthaltes hatte ich die Stadt nur sehr flüchtig besehen so dass ich mich heute tüchtig abla u fen musste Nachde m ich mich gebadet und von den Anstrengungen der letzten Tage etwas erholt hatte begann ich meine Besichtigung mit dem grossen und schönen H o s p i t a l e welches einen prächtigen vier eckigen H of einschliesst Die S ei tenfl üg el sind durch kleine Gärtchen f ür die R e con va l e s c en ten in mehrere Th eile g eth ei l t . . . , , , . . S ec h s T a g e und u m in B or d ea u x . Gegenüber dem H ospitale a u f der entgegengesetzten Seite d es Platzes erhebt sich die s ch ön g eba u te Fronte des Palais de justice in dessen geräumiger mit Säulen gezierter Vorhalle M O N T E S Q U I E U S Statue sich befindet Dem berühmten Verfasser d es Esprit des loix« welcher 1 6 89 a u f d em Schlosse Brede b ei Bordeaux geboren w a r konnt e an keinem würdigeren und passenderen O rte ein Denkmal errichtet werden a l s in den H allen des Temp els der Gerechti gkeit seiner Vaterstadt Viel Interessantes bot mir die Besichtigung der Sanct Michel Kirche eines grossen g othi s ch en Baues In dem h a l bunteri r di s ch en c a vc a n des i s ol i rt stehend en G l ock enth u rm e s befindet sich eine grosse Anzahl wohlerhaltener M u m i e n welche man als im J ahre 1 7 9 3 der Kirchho f c a s si r t wurde b eim Umgrab en desselben ge funden 1 hatte Da ich früher Untersu chungen üb er ägyptische Mumien ) a n gestellt hatte s o b eschloss ich mich in den Besitz einiger Theile dieser Mumien zu setzen um auch hier den G rad der Erhaltung der Gewebe mikroskopisch zu untersuchen und die Resultate beider Untersuchungen zu vergleichen Der Kirchendiener widersetzte sich meinem S a cri l e gium und ich war g en öth i gt mir vom H errn A dvoc a t D UP O N T einem der Kirchenvorsteher die E rl a u bni s s zu erbitten zu wissenscha ft lichen Zwecken d a s Caveau de St Michel beraub en zu dürfen H err D UP O N T gab bereitwilligst die n a c hg es u chte E rl a u bni s s und liess dem Kirchendiener den Be fehl zukommen mich b ei meinem Vorhaben zu unterstützen Nun suchte ich mir mit aller B equemlichkeit einen halben Vorderarm s a mm t der H and aus und brachte die kostbare 2 Beute alsbald in Sicherheit ) Unter den Mumien des C a vea u s b efinden sich einige deren Glie der kramp f haft verzerrt sind und deren Gesichter durch den weit aufgeri ssenen Mund u S w einen unverkennbaren Ausdruck d es höchsten Entsetzens tragen Diese Cadaver sollen hier einst leb endig begraben worden sein Den Beweis dafür findet man eben in ihrer Attitüde und dem Ausdrucke der Gesichter Von den T h ürm en von Sct Michel hat man eine grossartige Aussicht über Bordeaux und seine Umgebungen A u f den T hürm en be fand sich früher eine Stati on der , , , ’ , » . , , , . . , . , , , . , , . , , , , . . . , . , , , . . . . . . . . B e s c hr ei bu n g u n d m i kr o s ko p i s c h e Un t er s u c h u n g z w ei er ä gyp t i s c h en M u m i en ( B d I S 2 V o r w en i g W o c h en bi n i c h en d l i c h d a zu g ek o mm en d i e m i k ro s k o p i s c h e Un t er s u c hu n g a nz u s tell en ; d i e R esul t a t e d er s el b en h a b e i c h i n d er Z ei t s c h ri ft f ür w i s s en s c h a ft li c h e Z o ol o gi e v o n K ÖL L I K E R u n d S I E B O L D v er ö ffen t l i c h t A a O 1 . . . S . 15 2 . . . . S ec h s T a g e 16 6 in und um B or d e a u x . von C LAUD E C HAPPE erfundenen A rm tel eg ra p h en di e der elektrische natürlich ganz verdrängt hat D a s sogenannte P alais Gallien sind Ueb err este eines römischen Amphitheaters von welchem wenig mehr zu sehen da Alles m i tn eu en H äusern verbaut ist Nur ein Thor steht noch frei zu Tage Im J ahre 16 3 2 stand dieses Amphitheater vor der Stadt draussen woraus man die Vergrösserung Bordeaux seit j ener Zeit ermessen kann Schliesslich erwähne ich einer E i g enth üm l i chk ei t der B or dea u x er L aden In diesen bekommt man kein Eis welches nur in O onfis eu r— den K a fl eeh ä u s ern gereicht wird wohl ab er P omade Seife Schön h ei tsw ä s s er u dgl Den 2 4 August Gestern 1 0 Uhr Abends hatte ich Bordeaux verlassen wohl z u frieden mit meinem A u sfl u g e und setzte meinen Weg über Tours Amboise Valois Orleans lauter malerische a l terth üm li che Städte nach P aris fort wo ich um Uhr Nachmittags wohlbehalten eintraf , . , , . . , . . , ’ , , , . . . . , , , , , , . B em er ku n g en üb e r N a tu r wi s s en s c h ft a aufgeklärten Naturerscheinungen und ihres ursächlichen Zusammen hanges handelt selb st wenn j ene P ersonen ein e hervorragende a llgemeine und vi elleicht auch nat u rwissensch af tliche Bildung besitzen vom Geis te der ex a cten Naturforschung aber doch nicht völlig durch d r u n g en sind Wie oft muss man nicht von ernsten und au frich tigen B eri chterstattern üb er ungewöhnl iche oder zweif elhafte Naturvorgänge die mit steigender Gereiztheit und Entrüst ung vorgebrachte V ersi ch e r ung hören : » I ch bi n ab er doch selb st dabei gewesen ! ich habe j a s elbst Al les mit meinen eigenen Augen mit angesehen mit meinen a s ich be ri chte i s t eine T h a ts a ch e eigenen Ohren mit angehört ! Nun j a ! Der Mann i s t j a selb st dabei gewesen ; er hat Alles s elbst mit angesehen und mit angehört ; er S pricht im vollen Ernst und er S p ri cht di e volle Wahrheit und doch ! w a s er beri chtet es hat sich niemals ereignet und der Natur forscher hat vollkommen Recht sein Z eu g ni s s in den Wind zu schlagen und ihm nicht zu glauben trotz dem er an seiner Wahrha ftigkeit ni cht im Min desten zweifelt Dies klingt paradox genug ab er der unlösbar scheinende Widerspruch stei ger t sich noch löst sich ab er auch so fort durch di e b eschwichtigend e B emerkung dass der fast schon beleidigt e Augen und Ohrenzeuge j a a uch wi rklich vollk ommen Recht hat inso f ern er nämlich w a hrh ei ts gem äss nach b estem Wissen und Gewissen eine T h a ts a ch e berichtete a b er freili ch nur eine » ungenau beobachtete T h a ts a ch e ! Er hat in sein er naiven Ur th eil s l os i gk ei t in der er sich gegenüber der Beobach t ung und Ermittelung des Zusammenhanges von N a tu r vor gängen befindet ein blosses N a c h o d e r M i t e i n a n d e r d h eine einfache zeitliche Succession oder C orn ci d en z von Erscheinungen für e in A u s o d e r D u r c h e i n a n d e r d h für einen u r s ä c h l i c h e n Z u s a m m e n h a n g d e r s e l b e n genommen Er hat zwar f a cti s ch eine T h a ts a ch e b erichtet nämlich zeitli che Aufeinanderfolge oder Co rnei denz von gewissen wirkli chen Dingen und Geschehni ssen ; indem er ab er di eses einfache z e i t l i c h e V e r h ä l t n i s s ohne Weiteres d h o hn e genaue und voll s tän di ge Beobachtung und Prüfung wozu ihm entweder überhaupt oder gerade in diesem Falle s owohl der Sinn a l s die s p e ci ell e Schu lung f ehlt für einen u r s ä c h l i c h e n Z u s a m m e n h a n g nahm b eri chtete er etwas was keine T h a ts a c h e mehr i s t er b erichtete also ein th a ts ä c hli ch e s E r ei gni s s welches sich so wie er meint in Wir klichkeit niemals zugetragen hat Ein E r ei gni s s dieser Art kann man kaum anders und besser b e nenn en a l s eine >unvollständig g ep r üfte oder >ungenau beobachtete T h a ts a ch e« und ich glaube man i s t nicht nur logisch b erechti g t s ondern auch dri ngend veranlasst unter den T h a ts a ch en der Na tur , , , W . , , , , , , , . , , , , « , , , ‘ . . ‘ , . , . . '’ . , , . , , , , , , . , > , , a , > , , und S p i ri ti s m u s G ei s te rm a ni f es ta t i o n en , e tc 16 9 . b eobachtung eine neue und besondere K a tegorie die Katego ri e der »u ngenau beobacht eten That sachem aufzustellen und zu unterscheiden denn die T h a ts a c h en dieser Katego ri e sind e s welche eine s o unge heure Rolle in der Ges chichte der menschli chen G ei ste s en tw i ck el u ng S pielen Ohne den Beg ri ff di eser Kategorie v on v e r m e i n t l i c h e n T h a ts a c h en wären w i r niemals im Sta nde ge w isse dunk le E r s ch ei h ungen und R ich tungen d e s ö ff entlichen Geistes un d di e H ar tnäckig k ei t mit welcher dieselben kaum im Verschwinden immer wi eder auftauchen und sich erh alten zu verstehen und zu erklären I ch habe den Nachweis der unglaublichen Urth ei l sl o si gk ei t in welcher sich der vorn Geiste der ex a c ten Na tur forschung nicht völlig durch drungene wenn auch s onst hochgebildete Mensch den N a tu r vor gängen gegenüber befindet w erth voll genannt und di e schon an und für sich interessanten ph y siologischen Erschei nungen di e u n s hier b e s ch ä fti g e n sollen deshalb und inso fern a l s S ie Gelegenheit bieten j enen Nachweis an den sich gewisse c u l turhi s tori s ch e B etrachtungen wi e von selbst anknüp fen zu lie fern in doppelter Hinsicht f ür interessant erklärt ; weil ich der Ueb erz eu g ung bin da s s man e s ni cht oft und eindringlich genug sagen kann wi e erst der Gei s t der strengen Natur forschung j a die Gewohnheit in echtem Sinne Natur beobacht ung zu treiben eine Schär fe der Kritik eine Strenge d e s Beweis es und der Prüfung f ordern lehrt ohne welche die H errschaft und d a s Um si c h greifen der b eiden c u l tu r fei n dl i ch en Mächte der L eichtgläubigkeit und d es Aberglaubens weder zu brechen noch zu he m men sind ! Wir Kinder d es neunzehnten J ahrhunderts sind nicht wenig stolz Und in der That lässt a u f unsere Civil isation C u l tu r und A u f kl ä r rm g sich bei ein er Vergleichung de s im Mittelalter herrschenden Geistes mit dem der in j üngerer Vergangenheit und Gegenwart herrschte und herrscht ein mächtiger Fortschritt a u f der Bahn der Auf klä rung ni cht verkennen Indessen wir haben kein en Grund die H öhe der E ntw i ck el rm g zu überschätzen s o lange noch bi s in die a u f der wir heute stehe n j üngste Zeit herab und in der Gegenwart selb st a u f den verschiedensten S ebi eten g e w i s s e G e i s t e s r i c h t u n g e n und Erscheinungen zu Tag e treten und sich geltend machen können welche geradezu u n denk bar und unmöglich wären wenn die Resultate und insbe s ondere di e Methode der Naturforschung oder auch nur di e Acht ung vor beiden der leb enden Generatio n bereits s o zu sagen in Fleisch und Blut über gegangen wären E S würde mich viel zu weit von meinem Gegenstande ab f ühren wollte ich auch nur eine ganz flüchtige Umschau über alle di ese Rich , , , . , , , , . , , , , , , , , , , , , , , , , , , , . , “ , , . , , , , ‘ r , , , , . , B em erk u ng en 1 70 üb e r N a tu rw i s s en s c h ft a tungen und Erscheinungen halten welche a l s dunkle Flecken und schwarze Punkte auch noch die j üngste Phase unseres relativ mäch tig aufgeklärten C u l turl eb en s verunzieren F ür unsern Zweck mag e s g e nugen hier zunächst nur b eiläufig a u f die Mani e d es T i s c h r ü c k e n S d e s T i s c h s c h r e i b e n s des G e i s t e r k I O p f e n s an den ganzen wunderlichen Spuk des S p i r i t i s m u s des t h i e r i s c h e n M a g n e t i s m u S der H e l l S e h e r e i und der verwandten Gebiete zu erinnern Die h ypnotischen Erscheinungen bei T hi er en haben uns gezeigt wie schwer e s ist a u s dem trügerischen Gebiete der »ungenau b e oba ch teten« T h a tsa ch e heraus a u f den f esten sicheren Boden wirklich that sächlichen Geschehens zu gelangen ; welche Umsicht welche Strenge des Beweises welche Schärf e der Kritik die naturwissenschaftliche Forschung unbedingt fordern muss wenn es sich um die Auffindung und O on s ta ti ru n g von T h a ts a ch en handelt und endlich w i e wenig Gewicht da s aufrichtigste Z eu g n i s s der glaubwürdigsten und ehren h a ftesten P ersonen f ür die Wissenscha ft haben kann wenn j ene P er trotz aller Ehrenhaftigkeit und aller son stigen vielleich t selb st s on en naturwissenschaftlichen Bildung vom G ei ste der ex a cten N a tu rfor s ch u n g doch nicht wirklich und nicht völlig durchdrungen sind I s t ab er diese üb erhaupt nie zu vernachlässigende Vorsicht b ei der namentlich er th s ch ä tz u n g von Berichterstattunge n und Zeugnissen über solche th a ts ä ch li c h e Erscheinungen welche aus dem Rahmen der gewöhnlichen Naturvorgänge herauszutreten scheinen schon dann be sonders gerechtfertigt wenn wie bei h ypnotischen Zuständen der Thiere j ede Spur eines Verdachtes von absichtlicher Täuschung und Betrug ausgeschlossen ist um wieviel mehr ist dann selbstverständlich Zweifel Zurückhaltung und Ablehnung unabweisliches Gebot und P flicht wenn e s sich um Erscheinungsgebiete handelt welche einer seits dem ganz en bisherigen sicheren Besitz der Wissenschaft H ohn S prechen andererseits nicht nur dem Verdacht sondern zuweilen wenigstens n o t o r i s o h einem wirklichen Hineinspielen von absicht licher Täuschung und Betr ug unterliegen Dieses letzteren zwie fach bedenklichen Charakters er freuen sich nun ab er wie j eder Besonnene zugeben muss zweifellos die von Tausenden von Augen und Ohren zeugen berichteten und für wirklich gehaltenen Erscheinungen im G e biete de s Mesmerismus der H ellseherei des Spiriti smus der Geister manife s tationen etc Indessen die strenge Naturwissenschaft als eine E rfa hru n g s wissenschaft entscheidet sich niemal s a p r i or i und der zwie fach be d en k l i ch e Charakter an s i ch würde die Wissenscha ft niemals abhalten Erscheinungsgebiete solchen Charakters ernstlich in den Bereich ihrer , . , , , , , , . , , , , , W , , . , , , , , , , , , , , , , , . , , , , , , . , , , , , B em erku n g en über 17 2 N a tu r w i s s en s c h ft a viel zu Nutz e w i e der ernsten und ruhigen Ueberl eg un g und Prüfung die Sie nur immer a u f bieten können irgend möglich sein wird ! Diej eni gen welche au f den fraglichen du rch den Reiz des G e h ei m n i s sv oll en und Wunderbaren anziehenden und b estrickenden G e bieten th äti g sind lassen sich in zwei H a u p tcl a s s en bringen Die e i n e C l a s s e wird von Menschen gebildet welchen es gar nicht um die C on sta ti r u n g und Erforschung der angeblichen wunderbaren » That sachen« ernst und ehrlich zu thun i st sondern die aus irgendwelch en mehr oder weniger u n l a u t e r e n o d e r a u c h h a r m l o s e n M o t i v e n zur B eth ei li g u n g an diesen Dingen getrieben werden Hierher gehören die frivolen Zeitvertreib o der materiellen Gewinn Suchenden also j ene Berufslosen die sich mit eine m eitlen Nimbus umgeb en und die Zeit mit scheinbar bedeutsamer Geschäftigkeit to dts chl a g en wollen ferner die mehr oder weniger bewussten C h a rl a ta n e die be trogenen Betrüger und die B etrüger schlechthin Von diesem Gelichter brauche ich hier nicht weiter zu S prechen ! Die a n d e r e C l a s s e j edoch machen j ene anständigen und welche es wirklich ernst und au fri chtig mit e h r en w er th en L eute aus der Sache meinen und diese hab en ein volles Recht von uns berücksichtigt besprochen und ernst und wohlmeinend zurecht gewi esen zu werden wenn auch Rath und B elehrung natürlich taub e Ohren finden ! In dieser Classe sind wieder zwei Grupp en zu unterscheiden : erstens gute Menschen ab er schlechte oder vielmehr gar keine Musi kanten d h d i e n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e n L a i e n die sich entweder niemals oder nur ganz oberflächlich mit Naturforschung ihren Resultaten und Methoden b eschäftigt haben ; und z w eitens einige wenige N a t u r f o r s c h e r v o n B e r u f die sich sogar a u f ihren sp e wirkliche und bleib ende Verdienste um die ci ell en Fachgebieten Wissenschaft erworb en hab en können Von Denj eni g en welche zur ersten Grupp e dieser Classe gehören und somit o h n e B eru f und S p e ci el l e Vorbildung anscheinend so ver wickelte und r äth s elh a fte Vorgänge zu untersuchen sich unterfangen können wir einfach Folgendes sagen : H ä tten diese Biedermänner auch nur eine Ahnung von den Er fordernissen und Schwierigkeiten einer einen leisen Begriff von der Strenge des e x a c ten Naturbeobachtung Beweises welche die Wissenschaft unb edingt fordern muss wenn e s sich um die C on sta ti ru n g von T h a ts a ch en und um die Ermittelung des ursächlichen Zusammenhanges selbst der einfachsten Vorgänge han delt s o würden si e in aller Bescheidenheit von ihren wunderlichen ti g un g en so , , , , , . , , , . ' , , , , . , , , “ , . , . , , , . , , , , , , , und S pi r i t i s m u s G ei s t er ma n i fes t a t i on en , e tc 17 3 . sinn und fruchtlosen Bestrebungen gänzlich ablassen und wohl gemerkt zuerst und vor Allem mit dem s o reichen Sch ä tz e der E r r u n g en s ch a ften der heutigen Nat urlehre und mit j enem Geiste der nüchternen strengen Forschung sich bekannt zu machen und zu durch dringen suchen ohne welchen der Mensch einem Schi ff ohne Steuer a u f dem Meere des I rr th u m S und der und Compass vergleichbar Täuschung rettungslos herumgeworfen bis zum B l ö d s i n n ver wirrt werden kann ! Ihnen s ei der aufri chtige und wohlgemeinte Rath erth ei l t sich trotz aller L ockung alles Reizes d e s G eh ei m ni s s vollen und Ueb ern a türl i ch en von j enen nutzlosen und die Integrität ih rer G ei stesfu n cti on en ge fährdenden Beschäftigungen absolut fern zu halten Ein tre ff licher Wahrspruch sagt : »E S gibt eine Tugend der Entsagung im i ntell e ctu el l en wie im moralischen Gebiet « Und man muss hier um sich nicht in Versuchung zu f ühren diese Entsagung nach den übertri eben rigorosen ab er praktisch erprobten P rincipien der englischen Temp erance —Vereine bis zum i n tel l e ctu el l en » T ea to ta li sm << treiben ! Schwieriger s o scheint es ist s mit der zweiten Grupp e dieser Classe f ertig zu werden indessen ist es f ür j eden Denkenden klar wären die wenigen Naturforscher w el ch e di e s e Gr upp e ausmachen strengen Forschung der ihnen früher v om Geiste der nüchternen eigen gewesen sein mag nicht gänzlich verlassen s o würden S ie längst Mittel und Wege ge funden hab en m ü s s e n die »ungenau b eoba ch tet en« T h a ts a ch en f ür welche als von wirklichen T h a ts a ch en Zeug niss abz ulegen S ie sich nicht entblöden wenigstens in einer echt wissenschaftlichen das Vertrauen und die Beacht ung aller nüchternen Forscher gewinnenden Weise zu con sta ti r en D a ihnen dies ab er nie mals und in keiner Weise höchstens gegenüber der Urth ei l sl os i g k ei t beschränkter Fanati ker gelungen i s t s o S inkt der Werth auch ihres Zeugn isses trotz seiner zweifellosen Au frichtigkeit und Wahr h a fti g k ei t a u f das gleiche Niveau mit den nicht minder gl a u bw ür di gen und e rnst gemeinten Zeugnissen der u rth ei l s l o s en L a i enm en g e der ersten Grupp e dieser Classe von B i e d erm änn ern herab I n Bezug a u f die Beobachtung und E rk enntni s s der N a t ur vor gänge kann man nicht wie über menschliche G e s etz e S p a ra g r a p h en hier dürfen die Stimmen eben ni cht p er m aj or a ab stimmen lassen gezählt s i e müssen gewogen werden ! Um übrigens keine Veranlassung zu Missverständnissen zu geb en w ill ich ausdrücklich hervorheben dass die selb stverständlich sehr vereinzelten Naturforscher von denen ich hier spreche nicht etwa deshalb allen ihren früheren etwaigen R u f all ihr Gewicht und A n , , , , , , , . . , , , , ’ , , , , , ' , , , , , , , ' , , , ' , , . , , , , . , , , , , , , ’ , B em e rku n gen 1 üb er N a tu r w i s s en s c h ft a sehen in der Wissenschaft verdientermassen verloren habe n weil si e mit ihrem Z eu gni s s f ür die Realität unerhörter und absolut unglaub lich erscheinend er Vorgänge ö ff entlich eintraten sondern n u r des halb wie und a u f welche B egründung hin si e dies th a ten d h Dinge für wirkliche T h a ts a ch en erklärten die bisher noch gar nichts als höchstens ungenau beoba ch te tec T h a ts a ch en sind Da zeiht man u n s der Verstocktheit und Unwissenheit und ver weist uns tri u m p hi r en d a u f die » w i s s en s ch a ftl i ch enc Untersuchungen und ö ff entlichen Kundgebungen eines H A R E eines C R OO KE S B UT L E R O und anderer wohlbekannter und anerkannter »Naturforscher« ! Wer sich aber überwindet und diese haarsträubende L iteratur einsieht der wird nur noch mehr in seinem absolut ablehnenden Ver halten bestärkt werden Gerade die Art wie j ene »Natur forscher« ihre sogenannten wissenschaftlichen Exp erimente anstellen und wie s i e üb er dieselben berichten beweist auf s Klarste dass si e k e i n e mehr sind wenn si e überhaupt j emals den Ehrennamen Naturforscher in der vollen und ganzen Bedeutung d e s Wortes verdient hab en Um nur Ein schlagendes Beispiel anzuf ühren s o erklärt C R OO K E S und macht davon sogar ein e ganz ernstha fte M i tth ei l u n g an die Gesell schaft der Wissenschaften in L ondon deren Mitglied er ist eine »neu e Naturkra ft< entdeckt zu hab en die er weil si e von gewissen Men » s schen den sogenannten »M e di em oder »Ps ychi k ern« ausgeht p y c h i s c h e Kra ft« nennt Durch die Einwirkung dieser Kraft soll nach C R OO K E S da s Gewicht eines Körpers th a tsächli ch um viele Pfund ver mehrt und wieder vermindert werden können ohne dass d er Körper sonst irgendwie verändert j a auch nur von dem sogenannten »Medium« b erühr t wird Und wie denken Sie dass C R OO K E S eine solche all en Gesetzen der S chwere H ohn S prechende wahrhaft w elterschütternde T h a tsa ch e b egründet und sicher gestellt hat ? ! Sie werden e s kaum für möglich halten wenn i ch s a g e er that dies einfach dadurch dass er wieder holt wirklich gesehen und c on sta ti rt zu haben versichert dass rn Gegenwart gewisser P ersonen der sogenannten Medien eine Feder wage von ähnlicher Art wie man S ie zur Portob ere chnu ng von Brie fen braucht Ausschläge gab deren Ursache nicht augenf ällig war I ch schalte hier zum b esseren Ver stä n dni s s eine kleine schema ti sche Z eichnung ein welche das Princip eines der von C R OO K E S gebrauchten Apparate erläutert B i st ein mehrere Fuss langes starkes M a h a g oni br ett dessen eines Ende mit einer scharfen an seiner unteren Fläche vorspringenden Kante a u f dem Tisch T ruht während da s andere E nde an der an einem Gestell G be festigten , , , . , , » c . c , , . W “ , . , , ’ , , , . , , < , , , . , , , , . , , , ‘ , , , , , , , , , , . , , , , B em erku n g en 17 6 ü b er N a tu r w i s s e n s c h ft a stellt d a ss die sogenannte »p sy chische Kra ft« d es anwesenden Me di u m s es war welche diese Ausschläge verursachte indem si e die Schwere der trägen M assen zeitweilig veränderte trotz s o ist dies aller Versicherungen noch lange keine wirkliche T h a ts a ch e sondern h öchstens eine ernstgemeinte Angabe über eine »ungenau beobachtete T h a ts a ch e« und zwar eine Angabe welche gar keinen Glauben j a nicht einmal die geringste ernsthafte Beachtung verdient Und zwar verdient diese Angabe nicht einmal die letztere nicht etwa deshalb weil si e eine »ungenau b eoba chtetec T h a ts a ch e betrifft es gibt j a viele T h a ts a ch en dieser Kategorie welche die höchste Beachtung verdien en , und mit welchen sich auch die Wissenscha ft auf s E rn stl i chs te befasst sondern einfach deshalb nicht weil einerseits d a s unzwei felha ft That sächliche in C R OO KE S Angabe ( nämlich : ein ohne augenf ällige Ur sache erfolgender Ausschlag an einer F ed er w a g e oder an einem F ühlh ebel ) a n s i c h gar nichts B em erk en s w er th e s i s t un d weil a n d er ers ei ts nicht der mindeste Zutrauen erweckende experimentelle Nachweis gelie f ert i s t dass die beobachteten Ausschläge wirklich nur in Gegenwart von sogenannten Medien erfolgten und dass sie in der That keine durch die bisher bekannten Naturgesetze begreif liche Ursache gehabt haben k ö n n e n ! Wäre ein solcher Nachwei s in exacter Weise auch nur versucht worden s o würden C R OO K E S Angaben schon einige Beachtung ver dienen und zu einer Wiederholung seiner Versuche einladen um eine sonderbare >ungenau beobachtete T h a ts a ch e zu prü fen ; wäre j ener Nachweis gar vollgültig und streng erbracht worden dann hätte C R OO KE S eine der unerhörtesten T h a ts a ch en von unberechenbarer Tragweite entdeckt und seine Angaben würden sich die allgemeinste eingehendste Beachtung und Würdigung aller ernsten Naturforscher augenblicklich und mit Einem Schlage erzwungen haben ; wie etwa seiner Z eit die Angaben V OL T A S als er seine Säule baute welche nicht minder unglaubli ch e und u n erh örte E r s ch ei nu n g en darbot ! So ab er wie die Sachen fa cti s ch stehen hab en C R OO KE S Angaben so wie die anderen von H underten und Tausenden von Bi e d er m ä nn ern bezeugten » T h a ts a ch en « von freischwebenden Tischen fliegenden Gui tarreh s el bstm u si ci r en d en H a r m onik a s akustischen Kl O p fer s ch ei n u n gen etc genau denselben Anspruch a u f wissenscha ftliche und ernste Beachtung wie das erste beste frapp ante T a s ch en S p i el erk u n ststück chen de s sen natürlich en Zusammenhang au fzuklären wohl von Nie mandem a l s eine würdige Aufgab e der ernsten Naturforschung be tr a ch tet werden dürfte s o interessant auch oft besonders in psy chologischer Hinsicht der wahre und natürliche Grund der Täuschung sein mag , , , , , , , , , . , r , , ’ , , ’ , , , , , ’ , ’ , , > << , , , ’ , , ‘ ’ , , , , , , . , , ' , , , , . u nd S p i r i ti s m u s G e i s ter m a ni fes t a ti on en , 17 7 etc . Und so wenig es irgend einen verständigen Mensche n ernstlich beunruhigen wird wenn es ihm n i c h t gelingt den natürlichen Z u ernes hübschen und frapp anten Kunststückchens zu s a mm en h a n g ergründen genau ebenso wenig kann und darf sich irgend J emand der nicht allen naturwissenschaftlichen Geistes bar ist durch die hundert fältig von den eh r enw er th esten L euten b e so fraglichen zeugten ab sonderlichen Spiriti stischen etc » T h a ts a ch em beunruhigen lassen so lange auch nicht der leiseste Zutrauen erweckende Nach wei s von Seite der Ap ostel dieses Spuks erbracht i st dass j eder Gedanke an die Möglichkeit einer natürlichen Erklär ung an sich s o natürlicher und höchst gleichgülti ger Erscheinungen wi e e s die s o genannten »phy sikalische m G ei sterm a n i fe sta ti on en sind absolut aus geschlossen i st Nur dadurch dass di e Ursachen dieser Erscheinungen nicht augenfällig sind gewinnen diese letzteren in den Augen der Ur Aber in dieser th ei l sl o s en überhaupt eine üb ertrieb ene B edeut ung w i e selb st der verb ohrteste B eziehung unterscheiden si e sich do ch Fanati ker zugeben muss durchaus nicht von guten T a s ch en S p i el er stückchen die meist noch viel int eressanter sind und oft nicht minder unerklärlich erscheinen sonst wären es eb en nicht gute ! Ob S ie sich ab er von T a s ch en S p i el erk u n sts tück ch en abgesehen davon dass w i r b ei ihnen den Taschenspieler nicht immer kennen j a üb erhaupt nicht einmal wissen ob ein solcher gegenwärtig i st in irgend einer anderen Beziehung unterscheiden ? darüber verlangen wir eben von den > S p i ri ti sti s ch en H erren »Naturforschern« und » G el eh rtenr w i e V A RL E Y W A LL A C E C R OO K E S B UT L E R O und Anderen z u e r s t eine halbwegs genügende Auskunf t b evor wir ihnen [und der übrigen u r th ei l sl os en Menge das Recht zugestehen der Wissenscha ft und ihr en Vertretern auch nur den leisesten Vorwurf wegen ihres ab s olut ableh n en d en Verhaltens gegenüber diesen Dingen zu machen D i e s e H erren hab en weder den Schatten einer Veranlassung sich über etwas zu b eklagen als üb er ihre eigene Unf ähigkeit noch irgend ein Recht irgend Wem ernen Vorwurf zu machen als sich selbst dass es ihnen eb en nicht gelingt ihre sogenannten » Geister m a n i f e s ta ti on em etc ü b e r da s Niveau von T a s c h en S p i el er k u n s ts tü ck chen zu erheb en Damit will ich w i e ich ausdrücklich betone durchaus nicht ges a gt haben dass man alle die an sich meist s o alltäglichen und nichts s agenden Er s cheinungen welche s o vielen Menschen als höchs t bedeutsam und wunderbar 1m p onrr en für mehr oder w eniger g e schickte bewusste T a s ch en S p i el erk u n ststüc k c h en zu halten hab e ob C z e r m a k S ch ri ft e II 12 , , , , , , . , , , , , , . , , . . , W , c< > , , , , , , , . , , , , , , , . . , , , , , , , , n. . Bem erku n g e n üb er 17 8 N t a u r w i s s en s c h ft a schon manche derselben als solche nachgewiesen wurden erinnern 1 — Sie sich nur des Davenp ort Scandals ) mit einem derartigen ma a s s g eb en den A u S S p ru ch e würde ich j a den einzig berechtigten a b solut ablehnenden Standpunkt der strengen Wissenscha ft selbst ver lassen wohl ab er will ich damit sagen dass man die er ster eh di e sogenannten »M a ni fe sta ti on em vorläufig so wenig wie die letzteren die guten und schwer zu en trä th s el n den »T a s ch en S p i el erk un ststück ch en c für eine würdige Aufgab e der ernsten Naturforschung b etr a ch ten könne und dürfe Uebri g en s habe ich indem ich die M i tth ei l u n g en und Versuche von C R OO K E S dem bekannten englischen Gelehrten dem verdienstvollen Entdecker des Thalliums einem Schüler unseres grossen Chemikers H OFMANN in B erlin früher in L ondon als charakteristi sches Beispiel aus der sogenannten L iteratur h erb ei z og noch das Beste ausgewählt w a s in ihr enthalten i st H aben sich j a doch selbst die a u f diesem Gebiete th ä ti g en H erre n » Natur forscher« w re erner der geschä fti gsten Verbreiter j ener Schand l iteratur b ezeichnend genug dem verstorb enen amerikanischen Che miker und » S p i ri ti stem Mr H AR E nachrühmt ( I) »nicht blos b ei der ph y sikalischen Seite der ( Geister Manifestationen aufgehalten« ( l) und findet man in j ener L iteratur a u f die man uns tri u m p h i r en d z u verweisen die Stirn hat mit wachsendem Erstaunen in einem Meere von hirnlosem Geschwätz und phantastischen Erg ü ssen gläubiger Fanatiker nichts r e i n g a r n i c h t s als einerseits einige kindische o der ganz sinnlose Veranstaltungen welche ph y sikalische App arate und exacte Prü fungsmittel vorstellen sollen und andererseits mehr o d er weniger glaubwürdige Berichte und Z eugnisse f ür die Realität » ungenau b eobachteter T h a ts a c h em ! Indessen man wird vielleicht einwenden »ungenau beobachtete T h a ts a ch en« welche von Hunderten von ehr en w er th en Menschen b ez eugt werden sind doch der wissenscha ftlichen Beachtung und Prü fung werth und bedür ftig ? ! O ja ! ab er lange nicht alle und nicht in gleich hohem Grade Die Wissenschaft und ihre Vertreter hab en das Recht und sogar die Pflicht Zeit u n d Arbeit zu Rathe zu halten ; sie haben mehr und Bes seres zu thun als über j edes b eliebige Ding a u f j ede beliebige Frage Rede und Antwort zu geb en ! Sie kennen Alle da s Sprichwort von dem Einen Narren und den sieben Weisen ! Was sich in keiner der , , , , , , e r , , , , , , , . ‘ , , , c . , , , , , , , , , . , , 1 Vgl S pi r i t i s t e n p . . 42 7 . a uc . , in , hd d d äh l t k F gm en r e i z en es s en W er erz : ra B eri c h t T Y N D A LL S ' en en t s of s c i en c e . üb e r Lo do n n ei n e 1 87 1 . »s ea n c e« m i t 2 . E d i ti on B em er ku n g en 1 80 üb er N a tu r w i s s en s c W h ft a zu dem von mir gerügten Verfahren der H erren » S p i ri ti stem sehe ich mich veranlasst den fraglichen Brie f im Wortlaut hier m i tzu th ei l en , , » Up p er Tu l s e H i ll , S . . , . d e n 9 J un i 1 87 1 . . Mein hochverehrter Mr C R O O K E S Ihr mir zugegangener C orr ectu rb og en scheint mir eine richtige Darstellung von dem zu enthalten w a s in meiner Gegenwart in Ihrem H au se s tatt fand Meine Stellung am Tische gestattete mir zwar nicht Zeuge des Hinwegziehens der H and Mr H O M E S von der H armonika zu s ein ab er es wurde dies zur Zeit sowohl von Ihnen selbst als a uch von der an der anderen Seite Mr H O M E S si tz enden P erson als statt ge funden b ehauptet Die Expe ri mente S cheinen mir die Wichti gkeit einer weiteren E r f orschung derselb en nahe zu legen ; ich wünschte mich aber s o ver standen dass ich damit keinerl ei Meinung i n Betre ff der Ursache der s ta ttg eh a bten Erscheinungen ausspreche Ih r treu ergebener WILL I A M HU GGIN S « ’ . , , . ’ . , , ’ . . , . . Doch wie gesagt ob einer oder der andere der Vertreter der Wissenscha ft diese Dinge beachten mag oder nicht muss seinen p er s ön l i c h en Neigungen üb erlassen bleib en und hängt zum Theil auch von zufälligen Umständen ab Für die strenge Wissenscha ft selb st ab er gar nicht Die Wissenscha ft anerk ennt ex i s ti r en j ene Dinge einf ach weder noch vern eint si e in solche n Fällen si e i g n o r i r t ; und dazu hat S ie nicht nur das Recht sondern a uch die Pflicht weil Z eit und Arb eit zu knapp und kostbar sind um an Erscheinungen ver s ch w en d et zu werden wel che vorläufig kein anderes und höheres Interesse darbieten als dass ihre Ursachen nicht aug enf ällig sind gerade s o w i e d a s bei guten und frappanten T a s ch en S p i el erk u n st stückchen der Fall i s t Bei letzteren setzt heutzutage doch kein ver n ün fti g er besonnener Mensch irgend welche a u s s ern a türl i ch en Krä fte voraus sonst könnten w i r j a gleich wieder munter an fangen H exen und Zaub erer zu verbrennen ! Bisher ab er berechtigt und zwingt uns auch noch gar nicht s b ei j enen sogenannten » G ei ster m a n i fes ta ti on em un d sonstigen zweif el haften Erscheinungen dieser Art die Wirkung a u s s ern a türli c h er oder »neuer Naturkrä fte « u dgl vorauszusetz en und deshalb i s t vorläufig der ganze Spuk nicht der mindesten ernsten Beachtung werth au sser vielleicht vom p sy chologischen oder vielmehr vom p sy chi a t schen Standpunkt , , , . . , , , , , , , “ . , , , . . , , u nd S p i ri ti s m u s G ei s ter m a n i fe s t a ti o n en , etc 1 81 . Da s absolut ablehnende Verhalten der Wissenscha ft gegenüb er d emSpiritis m u s etc i s t somit wi e Sie meine hochverehrten Auwe send en bei ruhiger Ueberl eg u n g nun w ohl zugeb en müssen voll kommen gerechtfertigt s o wenig Sie sich auch von diesem Resultate unserer Darlegung be friedigt oder s o sehr Sie sich in Ihren E rw a r t ungen davon getäuscht f ühlen mögen I ch kann nur noch hinzufügen : Möglich dass in Folge dieser d er Wissenscha ft nothwendig gebotenen Reserve überhaupt Manches vielleicht zum Schaden der Menschheit für lange Z eit unentdeckt blieb und bleibt denn auch wi r können in aller j ener B escheidenheit zu der sich der Natur forscher wohl mehr als andere Beru fsmenschen gedrungen f ühlt doch ohne mit diesem o ft missbrau chten C i ta t der L eichtgläubigkeit dem Ab erglaub en und j eder ihrer Ausgeburten Thür und Thor ö ffnen zu wollen mit H amlet sagen : . , , , , , , . , , , , , , » E s A ls gi b t eu r e me Sc h D i g i m Hi m m l d h lw i h i t i h t ä m t H r n u e s ’ s c e H r au f un e u l a m et , , E or a r d ti o ! 1 A ct, 5 . . en , « S c en e . Indessen dies muss eben getragen werden ; für j ede Entdeckung f ür j eden Fortschritt kommt die richti ge Stunde ! Allein wenn man und ich ci ti r e hier wörtlich den » T on a n g eb ern unserer wissenscha ft lichen Ueb er z eu gu n g en den gelehrten F a cu l tä tem zum Vorwurf macht dass sie » die Masse d es Vo lk es ihren eigenen Krä ften und Ur th ei l en im Kam p f e mit den unwiderstehlichen Erscheinungen nu begreif licher T h a ts a ch en überlassen hab en« und i h n e n darum einen H a u p ta nth ei l der Schuld und Verantwortlichkeit f ür alle Tollheiten Abgeschmacktheiten und i ntell ec tu el l en Ausschweifungen des S p i ri ti s mus der M e di enw i rth s ch a ft etc auf bürden will s o entspringen solche Anklagen und Z u m u thu n g en nur a u s einer mit Anmassung verquickten Ur th ei l sl osi gk ei t und totalen Verkennung der Aufgaben und Ver p fli ch tungen j ener wissenscha ftlichen » Tonangeb er« und Körp erschaften s o w i e des Weges und der Art und Weise wie die » Masse d e s Vo lk es < zu wahrer Bildung und Au f klär u ng zu erziehen i s t Möchten doch j ene lei denscha ftlichen unberufenen Sch ri ftsteller wel ch e j a selb st Alles davon zu ho ffen und zu erwarten vorgeb en wenn sich »nur ei nm a l a d a s S t udium ihrer vermeintlich brennenden Frage »i n den Händen der issenscha ft befinden wird« e s auch dem üb erlegten und nüchternen Urth ei l e der Wissenschaft ruhig und vertrauensvoll üb erlassen welche Fragen s i e ihrer ernsten Beachtung würdig zu finden u nd in die H and zu nehmen h a t Möchten si e auch wenn sie anders noch einiges Vertrauen zu den wissenschaftlichen , , , , , , . , W , < , . , , , , _ , , 1 82 B em erku ng en üb er N t a u rw i s s en s c h ft a etc . und » gelehrten F a c u l tätem wirkli ch bewahrt hab en ihre so üb ereifri gen und gemeinschaftlichen Bemühungen statt der Verbreitung einer unb edingt zu verdammenden weil gänzlich werth losen und h i m verw i rren den L iteratur w i e es zum Beispiel durch di e sogenannte »Bibliothek des Spiritualismus« L eipzig geschieht lieb er der Verbreitung echter nüchterner und gründlicher nat urwissenschaft licher Einsichten und Kenntnisse in der a u f k l är u n g sbe dürfti g en »Masse d es Volkes« widmen und mit dieser verständigeren und dankens w erth er en T h ä ti gk ei t recht b ald b c i s i c h s e l b s t b eginnen ! 5>T on a n g eb ern << , , , , , , , -a , , Programm der Vorl esungen . Mein e H erren ! Ic h hab e mir erlaubt Sie einzuladen sich heute in diesem Raume , zu versammeln um mich über den Zweck Inhalt und Um fang d e s C y clus von Vorlesungen auszusprechen welche ich in diesem Winter semester zu halten gedenke Ehe ich dies j edoch unternehme wollen Sie mir gestatten dass ich zunächst an da s erinnere w a s ich b ei mei ner Antrittsvorlesung im November 1 86 9 als die Aufgab e und d a s Ziel meiner T h äti gk ei t an der hiesigen H ochschule b ezeichnet hab e und seit j ener Zeit durch vorb ereitende Arbeiten welche trotz allen B e mühens leider noch immer nicht zum gewünschten Ab schluss g ek om men sind i n s Werk zu setzen suchte Namentli ch w a r e s absolut unmöglich die tausenderlei Hil fsmittel f ür den eigentlichen ph y sio lo gi schen Anschauungsunterricht in erforderlicher Vollstän di gkeit her b eizuschaffen Der Titel j ener Antri ttsvorlesung lautete : » die Phy siolo gi e als all gemeines Bi l du n g s el em enm und lässt so fort erkennen dass e s meine Ab sicht ist die L ehren dieser Wissenschaft welch e an allen H och schulen nur einen G egenstand des m edi ci ni s ch en Fachunterrichts aus machen und daher nur einem v erh ä l tni s s m ä s si g kleinen Kreise von mit b esonderen Vork enntnissen ausgerüsteten und de s S p eci el l en Studiums der H eilkunde b efli s s en en Uni v er si tä ts g en oss en zugänglich sind in die weitesten Kreise zu tragen und den Versuch einmal zu wagen die Phy siologie als einen Gegenstand zu behandeln der sich etwa w i e die allgemeinen philosophischen Collegien über L o gi k und Weltgeschichte als unerlässliches Element eines höheren Bildungsganges in den Stu I ch wies di en p l a n ein es j e d e n Un i v er s i tä ts h ör er s einzufügen hätte damals nachdrücklich a u f die T h a ts a ch e hin dass die Ph y siologie eine geradezu c e n t r a l e Stellung in dem weiten Kreise des g e s a m m ten Wissens und Könnens einnimmt und es inso fern ihr Obj ect die E rfor , , , . , , , . , , . , , . ° , , , , , , , , , . , , , Pi Di e 1 86 r n ci pi en d er m e c h a ni s c h N en a t ur a u ffa s su n g . des » L eb ens « i st üb erhaupt gar keine L eistungen oder B e zi e hungen u nd Interessen des Menschen geben kann welche nicht in einem solidarischen Zusammenh ä nge mit dieser Wissenschaft der Wissen scha ft vom L eb en stünden ; sowie dass kaum eine andere Wissen scha ft in gleich wirksamer Weise die wahre Auf klärung zu b efö rdern im Stande ist a l s eb en die Ph y siologie Die Ph y siologie entstand ursprünglich im Dienste der M e di ei n Von allen J enen di e sich denkend mit der Nat ur b eschäf ti g ten fühlten di e A er zte als die Ersten d a s B e dürfni s s den Antheil der einzelnen s o manni gf achen Organe oder erkz euge des Körp ers an den L eb en s v er richt ungen genauer kennen zu lernen E s war demnach die Ph y sio logie anf angs nur eine Art von r ä s onni r en der Anatomie und wurde ein f ach als die L ehre von der Verrich tung oder Function der K örp erth ei l e E s sind J ahrhunder te vergangen a l s d oc tr i n a d e u s u p a r ti it m d efin i rt b evor sie sich aus einer untergeordneten m e di ci ni s ch en H i l fsw i s s en schaft zu dem R ä n g e und der B edeutung eines selb stständigen Zweiges der reinen Nat urwissenschaf t emp orzuarb eiten suchte indem S ie sich die ganz allgemeine und zwief ache Aufgab e stellte nicht nur die L eb ensvorgänge und Kr a ftäu s s er un g en der Organe zu ermitteln und f estzustellen sondern diesel ben auch nicht länger a l s Mani f estationen einer den allgemeinen Gesetzen der leblosen Welt entrückten m y sti schen »L ebenskraft« zu betrachten vielmehr auch si e aus der chemisch ph y si kalisch eu Beschaffenheit der organisch eu Formelemente aus denen die Pflanzen und T hi erk örp e r b estehen und aus den nat ürlichen B ezi e hungen welche si e zur Aussenwelt hab en mit N oth w en di gk ei t herzu leiten d h zu erklären Erst diese neueste Richtung der p h y si ol o gi schen Forschung berechtigt zur H ofinu n g dass di e Ph y siologie der einst zu einer wahren Phy sik und Chemie der Or g anismen d h zu exacter Naturwissenschaft oder Mechanik werden wi rd So weit wir auch noch von diesem idealen Zustande der Entwicklung unserer Wis s en s ch a ft ent f ernt sein mögen s o wenig Sicherh eit und Gewissheit w i r auch b e s itzen dass derselb e j emals ganz erreichbar sein werde ; s o viel steht heute schon hinsichtlich der anatomischen Gebilde f est dass die selben s o wie si e aus dem Sto ff und Kr a ftv orr a th unsere s Planeten hervorgegangen sind auch nur a u s diesem kosmischen Vorr a th das j eni g e an Sto ff und Kra ft schöp f en könn en was s i e im Kamp f e u m s Dasein zu ihrem Fortb estehen und zu ihren lebendigen Kra ftä u s s er u n gen b en öthi g en So bilden denn die Entdeckungen und Anschauungen der ex a cten Naturwissenschaft die das Gebiet d es Gesetzlosen und Un b eg r ei fli ch en dadurch b eschränken dass si e unsere Begriff e vom Um f ang d e s Gesetzes erweitern und den Zusammenhang von Erscheinungen s ch u n g , , W . , , . , , , . , ‘ , . , , , , , , , , , , . , . . , , . . . , , , , , ’ , . . , , 1 88 Die P ri n c i p i en d er m e c ha ni s c h N en a tu r a u ff a s s u n g . sein werd e sollen Sie sogleich aus der folgenden M i tth ei l u n g über den I n h a l t und U m f a n g der beabsichtigten Vorlesungen ersehen Zunächst soll eine eingehende Skizze der Vorgänge des K r e i s l a u f e s d e s S t o f f e s d u r c h d i e d r e i R e i c h e d e r N a t u r ent w or fen werden aus der wi r als sichere Resultate f olgende zwei That sachen gewinn en werden : erstens dass die P f l a n z e n w e l t unter dem Einflü sse des Sonnenlichts da s einfache unorganische S tofim a teri a l unserer Erde und Atm osphäre in die c om pl i ci r ten Substanzen der orga nis chen Natur verwandelt welche allein be f ähigt sind die Formen der Elementargebilde des Pfla n z en und T hi erl ei be s anzunehmen und ohne welche die Phänomene d e s L ebens th a ts ä chl i ch nie zur Erscheinung kommen ; zweitens dass die T h i e r w e l t unf ähig w i e gesagt selbst Substanzen organischer Natur a u s unorganischen Elementen zu pro du ci r en und daher gezwungen das ihr unentbehrliche organische E rn ä h r u n g s m a ter i a l der P flanz enwelt zu entnehmen diese der Pflanzenwelt entnommenen organi s chen Sub stanzen durch den ihr ei g en th üm l i ch en L eb en S p r o c es s zerstört und wieder in die früheren ein fa ch er en Verbindungen unorganischer Natur z erlegt w elche darau f ins Mineralreich zurückkehren a u s dem si e wieder nur durch die innere T h äti g k ei t der P flanzen dem organischen L eben zurückge führt werden Gegenüber diesen b eiden T h a ts a ch en drängen sich die folgenden grossen Fragen a u f 1) Woher stam m t üb erhaupt die Triebkra ft welch e den Kreislau f des Sto ffes aus dem M ineralreich ins Pfl a n z enr ei ch a u s diesem ins T hi errei ch und aus dem T hi err ei ch wieder zurück i n s Mineralreich und s o f ort u nd f ort ohne Unterbrechung im G ä n g e erhält ; und 2 ) in welchem Zusammenh ä nge steht der S tofiw e c h s el in den pflanzlich en und thi eri s ch en Organismen mit den L eben sä u s s eru n g en derselb en ? oder was dasselbe heisst : Welches sind die Quellen aus denen die L ebenskräfte fli e s s en ? Die Beantwortung dieser Fragen i n vol vi rt nichts Geri ngeres als eine Erklärung d er organischen Vorgänge und Kra ftä u s s er un g en d h des L ebens selbst Da man aber bei dem Versuch einer Erklärung der L eb en sä u s s er u n g en fortwährend den Zusammenhang der verschieden artigsten ph y sikalischen Vorgänge im Auge behalten muss die den selben zu Grunde liegen und da dieser Zusammenhang nur an der H and einer anschaulichen Vorstellung von dem innere n Wesen oder: der Constitution der Materi e mit Klarheit erfasst werden kann s o er wächst mir die Aufgab e Ihnen eben j ene Vorstellungen über das Wesen und die C o n s t i t u t i o n d e r M a t e r i e über die r ä u m l i c h e V e r t h e i l u n g d e r S t o f f e l e m e n t e und über die Art und , . , , ' , , , , , , , , , , , , . , , , , . , , , , , . . I ‘ . P ro gra m m Vo rl es u ng en d er 1 89 . Wirkung der ihnen i n w ohn en d en K r ä f t e in allgemeinen Umrissen zu entwickeln z u denen tdi e exacte Naturwissenschaft a u f dem Wege der Erfahrung und des f olgerichtigen Denkens gelangt i st und welche sie zur sogenannten A t om e n t h e o r i e oder Atomistik ausgebildet hat Die Atomistik ist die Grundlage der ganzen mechanischen Welt anschauung ; von ihr muss derj enige Notiz nehmen der die letztere in sich aufnehmen und damit ein tieferes Ver stä n dni ss f ür die Vorgänge in der Natur und für die ganze Richtung der heutigen Naturforschung gewinnen will An die Darstellung der Atomistik wird sich dann die Erörterung des G e s e t z e s v o n d e r U n z e r s t ö r b a r k e i t u n d U n v e r ä n d e r l i c h k e i t d e s S t o f f e s und des Gesetzes von der E r h a l t u n g d e r K r a f t anschliessen welches letztere die höchste und frucht bri n g en d ste Generalisation der g es a m m ten N a tu rwissenscha ft i st und besagt dass wie der S t o f f —Vorra th so auch die Quantität der im Universum vorhandenen und disponiblen K r a f t eine constante und unveränderliche Grösse s er dass somit keine auch noch s o geri nge Quantität von Kra ft f ür das N a tur g a n z e neu erscha ffen oder vernichtet werden könne Die Erklärung und Be gründung dieses fast paradox erscheinen den Gesetzes wird u n s mehrere Stunden b eschäftigen ; denn es er fordert zu seinem Ver stän dni s s die Bekanntscha ft mit allen w i rk u n g s f ähi g en Naturkräften und der ei g enth üm l i ch en W echselwirkung derselb en unter einander Die Art dieser Wechselwirkung hat man das Princip der T r a n s f o r m a t i o n oder A e q u i v a l e n z d e r K r ä f t e genannt Wir werden also die verschiedenen Erscheinungsformen unter welchen sich die Kraft äussert Schwere C oh ä si on Affinität Wärme u a erfahrungsgemäss der Reihe nach kennen zu lernen hab en und die Beziehungen au fsuchen müssen in welchen diese v erschiedenen Erscheinungs formen zu einander stehen Dab ei wird es sich heraus stellen da s s bei j edem Zustandekommen irgend einer Veränderung irgend eines Vorgan ges in der N a tur eine gewisse Quantität von Kra ft aufgewendet wird und in dem M a a s se als S ie die Veränderung zu Stande bringt verschwindet und vernichtet zu werden scheint ; in Wirklichkeit aber von einer Vernichtung einer einmal zur Wirkung gekommenen und zur H erbeiführung einer Veränderung ver w endeten Kra ftm en g e s i e sei auch noch so klein niemals die Rede sein kann Die v erb rauchte und verschwundene Kra ft bleibt vielmehr in unveränderter Quantität e r h a l t e n ; was sich ändert w a s v er s chw i n det ist nur die Er scheinungs form unter welcher si e sich an einem bestimmten Orte im Raume geäussert hat ; s i e s e 1b s t ab er findet sich , . , ‘ . , . , , , , . . . , , . , , , . , . , , „ , , : , . , , , , Die 19 0 P ri n c i pi en d er m e c h a ni s c h Nt en a u ra u ffa s s u n g . gesagt ohne irgend einen Verlust oder Zuwachs erlitten zu haben u nv er s ehrt nur an einem anderen Orte und unter anderen E r s ch ei n u n g s form en wi eder Zur Begründung dieses alle Naturvorgänge um fa ssenden Z u s a m m en h a n g e s müssen natürli ch alle irgendwo und irgendwie i n s Spiel kommenden K r a ftq u a n ti täten in exacter Weise gemessen und mit ein ander verglichen werden können Und in der That i st e s gelungen ein solches all gemeines Maass zu finden seitdem man einen der grössten j a vielleicht den grössten und folgenreichsten Fortsch ri tt a u f dem Gebiete der ex a cten Naturwissenschaft gemacht hat ich meine die Begründung der sogenannten m e c h a n i s c h e n W ä r m e t h e o r i e und die Auffindung des m e c h a n i s c h e n A e q u i v a l e n t s d e r ärm e Von diesen b eiden ep ochem a chenden Errunge nschaften werde ich mich gleich falls b emühen Ihnen eine allgemeine Vor stel lung zu ge ben Ohne die Entdeckung des mechanischen A e q u i va l ents der Wärme und der m echanischen Wärmetheo ri e wäre das Gesetz von der Erhalt ung der Kraft niemals aufge funden worden und eb enso wenig könnte ich meiner Auf gab e genügen Ihnen das V ers tä n dni s s dieses Gesetzes näher zu bringen wollte ich nicht diese beiden E r r u n g en s c h a ften in den Kreis unserer Betracht ungen ziehen Mit der vollendeten Darstellung und Erklärung des Gesetzes von der Erhaltung der Kraft nähern wir u n s dem Ab schluss d e s in unserem diesj ährigen Vorl es u n g s cycl u s zu b ehandelnden Themas ; denn es e rü bri gt dann nur noch die C on s eq u en z en zu entwickeln welche sich im Geiste der mechanischen Weltanschauung a u s diesem Gesetze für die Erforschung der Q u e l l e n d e r s o g e n a n n t e n L e b e n s k r ä f t e ergeben wie , , , . . W , . , , , . , . , , , . , . Die 19 2 P ri n c i p i en d er m e c h ani s ch en N a tu rau ffa s s u n g . materiellen Körp ern der auffallenden Unterschiede m e h r als der Ueb er ei n sti m m u n g en finden ! Diesen au ff allend en Unterschi eden ent S prechend ergab sich denn auch b ei d er chemischen Zerlegung der Thier und Pfla n z enk örp er das s sie zwar der H aup tmasse nach aus b ekannten unorganischen Sto ffen nämlich überwiegend a u s Wasser und gewissen Mengen von Mineralsalzen bestehen dass si e aber stets auch noch einen Antheil ganz ei g enth üm li ch er sonst nirgendwo in der Natur vorkommender sogenannter organischer Sto ffe enthalten ; und e s gewann den Anschein a l s ob diese letzteren Sto ffe ohne welche das L eben th a tsä chl i ch niemals zur Erscheinung kommt ihren einf achsten elementaren S tofi b e sta ndth ei l en nach von j enen der u n organischen Welt völlig verschieden wären Es ist darum als ein ep ochemachender Fortschritt für die Wissenschaft vom L eb en zu b ezeichnen dass es den Chemikern endlich gelungen i s t eine Methode zu finden vermittelst welcher auch diese eigentlich sogenannten orga nischen Sto ff e in ihre einfachen chemischen Elemente zerlegt und die vollkommene I dentität derselben mit j enen der unorganischen Sto ffe nach gewiesen werdenkonnte Unter einem einfachen chemischen Element versteht man bekannt lich einen Sto ff der sich a u f keine Weise rn andere di fl er en te Sto ff e zerlegen lässt da er aus keiner Verbindung oder Ver ernrg u n g solcher b esteht und hervorgeht Da s Wasser z B so lange für einen ein f achen Sto ff f ür ein chemisches Element gehalten lässt sich in Sauer sto ff oder Oxy gen ( O ) und in Wassersto ff oder Hy drogen ( H ) zerlegen zwei gas förmige Körp er welche verschiedene Eigenschaften z eigen ; letzt eres i s t der leichteste aller Körp er und verbrennt mit schwach leuchtender Flamme ersterer i st viel schwerer als der Wassersto ff i st gar nicht v erbren nli ch unterh ält ab er die Verbrennung Weder Was s er stofi noch Sauersto ff lassen sich weiter zerlegen dagegen kann man aus zwei Theilen Wassersto ff und Ei nem Theil Sauersto ff Wasser ( H 2 O ) zusammensetzen und erzeugen Wasser i st daher ein zu s a m m en g e s etz ter Körper Wassersto ff und Sauersto ff sind einfache chemische Ele m en ta r s toffe oder Grundsto ffe Ebenso i st die Kohlensäure welche Sie Alle im m ou s si r en d en Biere und Champagner kennen und lieben ein zusammengesetzter Sto ff der durch die Vereinigung der einfachen chemischen Elemente Kohlensto ff oder Carbon ( C ) und Sauersto ff ( O ) entsteht indem Ein Theil des ersteren mit zwei Theilen d e s letzteren ein chemisches Ganzes bildet Die Kohlensäure hat also die Formel C Endlich will ich noch ein Beispiel anf ühren d a s Ammoniak E s ist dies j enes widerliche G a s welches sich an gewissen unentbehrlichen Orten anhäu ft u nd durch seine stechende S chär fe der Nase und den , , , , , , , , , . , , , . , , . . . , , , , , , . , ‘ , » . , . , , , , . , , . II K r ei s l au f d e r S t offe . i n d en d N r ei t a urr ei c h en ; 19 3 Augen s o beschwerlich f ällt Es i s t zusammengesetzt a u s zwei di ff e rent en chemischen Elementen dem schon erwähnten Wassersto ff ( H ) und dem sogenannten S ticksto ff oder Nitrogen ( N ) und hat die chemi sche Formel N H „ d h Ein Theil S ticksto ff verbindet sich mit drei Theilen Wassersto ff zu Einem Theil Ammoniak J ene neuere Methode der chemischen Zerlegung von deren E rfin dung w i e gesagt ein epochemachender Fortschritt f ür die Wissen schaft vom L eb en da ti r t nennt man die chemische Elementar— Analy se der organischen Verbindungen Ihre Begründung und Aus bildung i st eines der u n s terbli ch en Ver di en ste unseres J US T US v L IE B I G Sie hat das wunderbar einfache und überraschende Resultat ergeben dass a l l e diese verschiedenen eigentlich sogenannten o r g a n i s c h e n Verbindungen a u s einer äusserst geringen Anzahl ganz derselben ein fachen chemischen Grundsto ff e bestehen welche sich auch in der n u organischen Welt finden ; und zwar sind es von den zweiundsechzig w oh l c h a ra k teri si rten E l em enta r s toffen welche di e heutige Chemie a l s die Urb es ta n dth ei l e unseres Planeten und seiner Atmosphäre kennt hauptsächlich nur vier um die e s sich bei der Zusammensetzung der organischen Körper handelt : nämlich Kohlensto ff ( C ) , Wassersto ff ( H ) Merkwürdig aber wahr es sind S a u er s tofi ( O ) und Sticksto ff (N ) immer nur diese vier Elemente welche in verschiedener Anzahl und in den mannigfaltigsten Verhältn issen gru p p i r t und verbunden zur H erstellung der unendlichen Fülle der verschiedenen eigentlich s o genann ten organisch—chemischen Verbindungen dienen di e wi e w i r sehen werden mit eini gem unorgani schen S toffm a teri a l verbunden oder auch nur gemischt die s ä m m tli ch en pflanzlichen th i eri s ch en und menschlichen Organismen zusammensetz en Bald sind es zwei bald drei vier oder noch mehr dieser einfachen chemischen Elemente die sich zu einheitlichen Ganzen verbinden und organisch e Substanzen . , , . . . , , , , . ' . . , , , , , , , . , , , , , , , , , . , , , c on s ti tu i r en . A l l e organischen Verbindun gen enthalten Kohlenstoff ( C ) dieser Unter den weit fehlt also in keinem Gebilde der organi schen Welt aus zahlreichsten , aus mehr als zwei Grundsto ff en b estehenden orga nischen Verbindungen gi bt es wieder eine grosse Grupp e solcher welche nur aus Kohlensto ff Wassersto ff und Sauersto ff b estehen und eine zweite von solchen die ausser Kohlensto ff Wassersto ff und S a u erstofi immer auch noch S ticksto ff enthalten Die ersteren nennt man sti ck stoff l ose di e letzteren s ti ck stofi h a l ti g e organische Verbin dungen Von den sticksto ff losen Verbindungen muss ich j ene hervor heb en welche man ( wi e Stärkemehl Gumm i Zucker u a ) deshalb als Kohlehy drate bezeichnet hat weil S ie Wassersto ff und Sauersto ff . , , , , , . , . , C z e rmak , , S ch ri fte , . , n. II . 13 . W Di e 1 94 P r i nc i p i en d er m ec h a ni s c h N en a t ur a u ffa s s u ng W . im a s s erbi l dun g s verh äl tni ss d h a u f j e Einen Theil Sauersto ff ff zwei Theile Wassersto und natürlich auch noch den nie ehlen e f j den K ohl en s toif enthalten Ferner sind hier die Fette und Oele zu nennen welche gleichfalls nur aus Kohlensto ff Wassersto ff und Sauersto ff b estehen aber v erhäl tni ssm ä s si g sehr viel mehr Wassersto ff a s die zweite H äu p t und Kohlensto ff a l s Sauersto ff enthalten grupp e organi scher Verbi n dung en di e sticksto ff haltigen an geht s o enthalten viele von ihnen u nd gerade die wichtigsten ausser K ohlen sto d Wassersto ff Sauersto ff und Sticksto ff auch noch kleine Mengen Schwe fel ( S ) manche auch Phosphor ( P ) und Eisen ( F e) s o dass die sechs oder c om p l i ci r te sten derselb en aus der Vereinigung von f ünf sieb en Elementen hervorgehen Hierher gehören j ene merkwürdigen organischen S toffc om p l ex e welch e man Protei nsto ff e oder Eiweiss körp er genannt hat Sie enthalten alle : Kohlensto ff ( 5 2 bis 5 4 P ro cent ) Wassersto ff ( gegen 7 Pr ocent) S a u er stofl ( 2 1 bis 2 6 Pr oc en t ) Pro c en t ) und Sticksto ff ( 1 3 bis 1 6 Pr oc en t) und Schwe fel ( 1 bi s werden zum Auf bau j ener O rgane und O rg a n th ei l e verwendet deren T hä ti gk ei ten die höchsten und ei g enth üm l i ch sten L eben s ä u s s erun g en in Erscheinung treten lassen Der Unterschied zwischen den organischen und den unorganischen Verbindungen li egt also nicht in einer Verschiedenheit der chemischen E l em en ta r s toffe aus deren V erbindung S ie hervorgehen ; denn diese sind identisch mögen si e nun in den mineralischen B esta n dth ei l en des Erdbodens der Gewässer und der L uft stecken oder die Substanz en des Pfl a n z en Thier und Menschenleibes bilden helfen Der Unter schie d liegt wesentlich nur in d er Anzahl und Zusammenordnung der genannten wenigen Elemente zu einem c o m p l i c i r t e n chemischen Ganzen Die organischen Verbindungen zeichnen sich im Allgemeinen also zunächst durch die höhere Complication ihrer Zusammensetzung oder C onstitution v 0r den unorganischen aus Ein anderes hervorste chen des Merkmal der organischen Verbindungen ist dass si e alle ohne Ausnahme v e r b r e n n l i c h e r N a t u r sind während die meisten u h organischen Verbindungen unf ähig sind zu verbrennen d h neue Sauersto ffmengen aufzunehmen Unter Verbrennung oder Oxy dation versteht man nämlich die Verbindung der Sto ff elemente mit Sauersto ff Die Verbrennung oder Oxy dation hat S tufen oder Grade und man nennt si e eine vollständige wenn ein M eh rzu tri tt eine M ehra u fna h m e von Sauers to ff unmöglich geworden i st ; die meisten unorganischen Körper sind solche » gesättigte« Sauerstoffverbindungen Die organi schen Verbindungen enthalten hingegen entweder gar keinen Sauer . . , , . , , , . , . , , , , , , , , . , . ' , , , , , . , , , , . . . , , . , . . . , , , . Di e 19 6 P r i nc i p i en d e r m ec h a ni s c h N en a tura u ffa s su ng . Dieselben E n dp r odu cte welche die Verbrennung lie f ert lie fert noch ein anderer den organischen Körp ern aber ausschliesslich z u kommender Z er s etz u n g s oder Z er störun g S p r oc e s s die sogenannte Au ch durch die F ä u l ni ss zerf ällt der pflanzliche und F äu l n i s s thi eri s ch e Körp er zuletzt i n Kohlensäure Wasser Ammoniak u n d Mineralsalze Hiermit gewinnen wir nicht nur eine Ueber si ch t der letzten Zer setzu n g s p r o du c te unorganisch er Natur in welche die Organismen zer fallen sondern zugleich auch eine Ueb er si ch t der s äm m tl i ch en wi ch ti g sten E l em enta r stoff e aus denen in letzter Instanz alle pflanzlichen und th i eri s ch en Gebilde bestehen Es sind ihrer nur etwa vierzehn : Kohlensto ff ( C ) Wasserstoff ( H ) Sauersto ff ( O ) Sticksto ff ( N) S chw e Phosphor ( P ) Chlor ( Cl ) Fluor ( F 1) Kiesel oder Silicium fel ( S ) ( Si) Kal ium ( K ) Natrium ( Na) Calcium ( Ca ) Magnesium ( M g ) und Eisen ( F e) Zunächst sind es also der Koh l ensto ff Wassersto ff Sauersto ff Sticksto ff dann der Schwef el der Phosphor und allenfalls noch das Eisen welche in den mannig faltigsten Anordnungen und Verhält nissen zu höheren chem ischen Einheiten verbunden alle die zahl losen eigentlich sogenannten organischen Sto ff e bilden Diese gemischt oder in chemischer Verbindung mit Sto ffen unorganischer Natur namentlich Wasser und einigen Minerals alz en treten dann zu den ei g enth üm l i ch en Substanzen zusammen welche die organischen Formen des Thier und Pfl a nz enl ei bes annehmen und die E r s ch ei h ungen d e s L ebens m a n i fes ti r en Sehen wir uns nun um w o und wie die genannten vierzehn Ele m enta r stoff e die letzten Endes zum Auf bau aller Organismen dienen im S toff vorra th der unorganischen Natur im Mineralreich sich vor finden 1 ) Freier Sauersto ff und freier S ticksto ff im Verh ä l tni s s von 2 | zu 7 9 R a u m th ei l en gemengt bilden die atmosphärische L uft welche den Erdball von allen Seiten umgibt 2 ) Der Kohlensto ff mit Sauersto ff verbunden zu Kohlensäure mischt sich in dieser Gasf orm der L uft und dem Wasser bei oder bindet sich in den kohlensauren Salz en welche im Wasser gelöst sind oder feste B e s ta n dth ei l e d es Erdbodens darstellen 3 ) Aus der Verbindung des Wassersto ffs mit Sauersto ff geht das Wa s ser hervor welches überall in festem flüssigem oder da m p fför m i g em Zustand verbreitet ist 4 ) Eine andere Verbindung des Wassersto ff s , die mit Sticksto ff , , ' , . , , . , , , . , , , , , , , , , , , , . , , , , , , , , . , , , , , . , , , , , . , , , . , , , . , , . , II K r ei s l a u f d e r S to d e i n . d en d r ei N t a u r r ei c he 19 7 n. bildet das Ammoniak welches sich in der Damm oder Ackererde und in sehr wechselnden Mengen in der Atmosphäre findet 5 ) Endlich sind Schwe f el und P hosphor in den schwe felsauren und p h O S p h or s a u r en Salzen vorhanden und diese sowie alle anderen Mineralien welche die übrigen der genannten vierzehn Elementar sto ff e wie Kalium Natrium Calcium Magnesium u s w enthalten kommen in gelöster oder f ester Form als B e sta n dth ei l e in d en G ew ä s s ern und im Erdboden vor Erwä gen Sie diese f ünf Punkte im Zusammenh ä nge mit den vor a u s g es chi ck ten M i tth ei l u n g en über die let zten unorganischen Verbr en Ä und l n i s s p r od u c te der Sub stanzen des Thier und P flanzen ä F u u n s n g körp ers so wird Ihnen unzw eifelhaft die grosse T ha ts a ch e vor Augen d a s s di e u no r g ani s c h e We lt un s er e s P l a n e t e n in s tehen F o rm v on Wa s s er K o hl en säur e Am m oni ak u n d cini g e n S a l z e n a l l e d i e E l e m en t a r s tof f e e n t h ä l t w e l c h e di e l e b en d en o r g ani s c h e n W e s e n in l e t z t er In s t a n z z u s a m m e n s e t z e n ; während der freie Sauersto ff der a tm O S p häri und F ä u l ni S S p r oc ess im Stande s chen L uf t durch den Verbr en n u n g s ist die Thier und Pfl a n z enl ei ber in dieselben einfachen mineralischen Formen von Wasser Kohlensäure Ammoniak und Salzen zu z erlegen und als solche der unorganischen Welt wiederzugeben Mittels Wurzel und Blatt entnimmt die P f l a n z e fortwährend S toff m a teri a l aus dem Boden aus dem Wasser und aus der Atmo S phäre Diese grossen Vorra th sk a m m ern unorganischen Sto ff es lie fern der Pflanzenwelt alle Elemente zu ihrer Bildung Erhaltung und Ent wickelung in Form von Kohlensäure Wasser Ammoniak und Mineral salz en In den grünen Theilen der P flanzen wird unter dem B ei s ta n de der Sonnenstrahlen die aufgenommene Kohlensäure r edu ci r t das heisst der Sauersto ff wird vom Kohlensto ff gewaltsam abgetrennt und in freiem gasf örmigem Zustand an die Atmosphäre abgegeben während der Kohl ensto ff in neue Verbindungen organischer Natur mit den Ele ment en des Wassers und Ammoniaks tri tt und im Pfla n z enk örp er zu r üc k bl ei bt Durch d iese innere chemische Arbeit fa bri ci rt die Pflanze j edes Stück ihrer G ew ebs und S ä ftebe sta n dth ei l e die ihr ei g enth üm lich sind ; mit diesem Baumaterial rein unorganischer Natur setzt sie unter S a u er stoffentw i ck el u n g oder Desoxy dation alle die sogenannten organischen Verbind ungen zusammen welche sich vor den u n org a nischen durch ihre Verbr ennl i chk ei t und ihre c om p l i ci rte Constitution auszeichnen So verbinden sich di e E l em en te der Kohlensäure und d e s Wassers unter gleichzeitiger Desoxy dation oder Verminderung , . , , , , - , . . , . , ’ : . - , , , , , , . , , . , . , , , . , , . , , o . , Di e 19 8 P ri n c i p i en d er m e c ha i he N t a ur a u n n sc ffa ss u n g . ihres Sauersto ffgehaltes zu organischen Sto ff en die nur aus Kohlen sto ff Wassersto ff und Sauersto ff bestehen (Kohl eh y drate : Zellstoff Stärkemehl Gummi Zucker Fette und Oele ) Durch Hinzutritt des Ammoniaks ( N H 3 ) kommt der Sticksto ff zu den drei genannten noch a l s viertes Element hinz u und es entstehen vierfache s ti ck stofi h a l ti g e organische Verbindungen Endlich wird noch der Schwefel und Phosphor der in den aufgenommenen schwe felsauren ( S O 3) und h S h r u o o s a r en ( P 05 ) Salzen steckt vom Sauersto ff be freit und in p p die neuen G r u p p i ru n g en miteinbezogen und es kommt zur H erstellung der am höchsten c om p l i ci rten organischen Verbindungen namentlich der ei w ei s sa rti g en Sto ff e Diese ei g enth üm li ch en und noch lange nicht im Detail erforschten Vorgänge bei denen die einfachen Sto ff elemente zu c om p li ci rter en Grupp en von Elementen zusammentreten und Sto ff e von höherer Z u s a m m en s etz u n g c on s ti t ui r en nennt man die o r g a n i s c h e S y n t h e s e oder progressive S toff m eta m orp h os e Von der u nansehnlichen Flechte welche den feuchten Felsblock überzieht bis zu den eleganten Zier pflanzen unserer Treibhäuser u n d den mächtigen Baumriesen der Wälder ist somit die Pflanze als ein natürliches chemisches L abora tori u m zu b etrachten welches durch di e Sonnenstrahlen geheizt und in T h äti gk ei t versetzt Sauersto ff e n t b i n d e t und sauersto ff arme aber h och com p li c i rte organische Sto ff e p rodu ci rt und somit der orga nischen S ynthese oder progressiven S toff m eta m or p hos e dient Damit soll j edoch nicht etw a g es a g t sein dass in den Pflanzen keine anderen j a die geradezu entgegengesetzten chemischen Vorgänge ( von Sauer vorkä m en ; allein die eben g es chi l s toffbi n du n g und von Zersetzung ) d er ten sind weitaus die wichtig sten und c h a r a k teri s ti s ch es ten für die B edeutung der Pflanzenwelt im Haushalt der Natur Die Rolle und B edeutung der P flanzenwelt im grossen H aushalt der Natur muss nämlich in der That dahin form u l i rt werden dass s i e e s i s t w e l ch e a u s e inf a ch e m un o r g ani s ch em S toffm a teri a l u n t e r S a u e r s t o f f e n tb i n d u n g o r g a n i s c h e S u b s t a n z er z eugt Das T h i e r hat ganz andere Beziehungen zur Aussenwelt als die P flanze Das Thier bedarf zum Au f bau und zur Erhaltung seiner K örp ersubstanzen schon fertiges organisches S toff m a teri a l da ihm alle Fähigkeit abgeht aus den einfachen unorganischen Verbindungen irgend welche Sto ff e von organischer Natur und Zusammensetzung herzustellen Diese Fähigkeit besitzen von allen Gebilden der orga nischen Welt nur die vom Sonnenlicht bestrahlten grünen Pfl a nz en theile Die T hi erw el t kann also nirgendwo anders a l s in den organi , , , , , . , , , . , , , , . , , . , , , , , , . , , . , , . ’ , , . . Di e 2 00 Pi r nci p i en d er m ec h a ni s c h N en a tu ra u ffa s su ng . alsbald in Ammoniak und Kohlensäure zerfallende Z er störu ng s p r odu cte aus und Sie erkennen somit dass das Thier ei n chemischer Apparat ist welcher i m G e g e n s a t z e z u r P f l a n z e S a u e r s t o f f v e r z e h rt un d di e or g ani s ch e S ub st an z dur ch di e d er Desoxy dation und S ynthese entgegengesetzten Vo rgänge der O x y d a t i o n u n d S p a l tu ng s c h l i e s s l i c h in di e s e l b en u n o r g a nis ch e n V e rb in dun g e n z e rl e g t a u s w e l c h e n sre di e P fl a n z e u r s p r ü n g l i c h a ufg e b a ut u n d er z e u g t h a t Während wir s om i t di e Rolle und Bedeutung der P flanzenwelt im grossen H aushalt der Natur dahin form u li rten dass sre es s ei welche aus unorganischem S toffm a teri a l unter S a u erstod e n t b i n d u n g organi sehen wir j etzt d a s s d i e T h i e r w e l t e s s che Substanz erzeugt i s t w e l c h e d e r r e g r e s s iv en S toff m eta m orp h o s e d i e n t d h unt e r S a u er s toff b i n d u n g di e o r g a n i s c h e S u b s t a n z z e r s t ö r t u n d v e r n i c h t e t u n d a u s rh r d a s s e l b e u n o r g a n i s c h e S t of fm a t e ri a l w i e d e r h e r s t e l l t w e l c h e s d i e P f l a n z e z u r o r g a n i s c h e n S y n t h e s e z ur p r o g r e s s i v e n S toffm e ta m or p h os e b r a u c h t Es ist aber auch hier herv or dass im Thiere die Vorgänge dieser regressiven S toff m eta z u h eb en morphose nicht die ausschliesslich vorkommenden sondern nur die überwiegenden und b edeutungsvollsten sind und dass neben diesen auch im Thiere gewis s e Synthesen vorkommen ; imme rhin liegt in der regressiven S toffm eta m orp hos e die Rolle und Bedeutung d es Thier reichs im grossen Haushalte der Natur In ihren Beziehungen zur Atmosp häre unserer Erde sind Thier und Pflanze daher nothwendig in ununterbrochenem Antagonismus Die Pflanze entnimmt ihr fortwährend Kohlen säure zerlegt dieselbe b ehält den Kohlensto ff f ür sich zurück und e rstattet ihr dafür freien Sauersto ff Unter dem Einflü sse der von der Sonne b estrahlten Veg e ta ti on sucht sich die Atmosphäre ihres ganz en K oh l en s ä u r eg eh a l te s zu entledigen und dagegen an freiem Sauersto ff reicher zu werden Das Thier im G eg en th ei l bemächtigt sich d e s Sauersto ffs der L uft ver brennt damit die organischen B e sta n dth ei l e seiner Körp er su bsta nz und Nahrung und haucht da für ein e fast gleiche Menge Kohlensäure a u s Durch die L eb en sthä ti gk ei t der Thiere wird die Atmosphäre fortw ä h rend sa u er stoffä rm er und k ohl en sä u r er ei ch er Genaue und zahlreiche chemische Analy sen haben nichts desto weniger sicher gestellt das s die Zus a mmensetzung der Atmosphäre in a llen Regionen der Erde wahrnehmbar dieselbe i s t und dass wenn das relative M i s ch un g s verh ä l tni s s der drei H a u p tbes ta n dth ei l e der a tm O S h ä r i s ch en L u ft Sticksto ff Sauersto ff und Kohlensäure auch p , , , , , » _ , ‘ . , , , - , , . . , , , ’ . , , . . , . . , , , . . , , ‘ , II K r ei s l a u f d er S t o ff e . i n d en d re i N a t u r r ei c h 2 01 en . nicht absolut constant ist doch nur Schwankungen innerhalb sehr enger Grenz en vorkommen Die Entwickelung und Verth ei l un g der Organismen muss daher gegenwärti g a u f einem P unkte angelangt sein dass sich die oxydi ren de T h ä ti gk ei t der Thiere und die re du ci r en de der Pflanzen das Gleichgewicht halten ; denn a u s dem gegenseitigen V erh äl tni ss dieser beiden antagonistischen T hä ti g k ei ten r es u l ti rt noth wendig der j eweilige Zustand i n welchem sich die Atmosphäre that sächlich befindet Unzweifelhaft war es nicht immer so wie j etzt mit d e r Z u sammensetzung der Atmosp häre bestellt In f rüheren Epochen der Entwickelung unseres Planeten war der K ohl en sä u r eg eh a l t der L uft ein ungleich grösserer als j etzt Nur die üb erwiegende un d ko l os sale Entwickelung und Verbreitung des v or w el tli ch en Pfla n z enr ei ch s hat ihn s o b edeutend herabgemindert ; dabei ist der Kohlensto ff der früher im kohlensauren G a s der Atmosphäre in den L ü ften schwebte in fester Form und vom S a u er stofl be freit in die Tie fen der E rde gelangt wo wi r ihn heute in den ungeheuren S tei n k ohl enfl ötz en und Br a u nk ohl en l a g ern wiederfinden und indem wir ihn als Brennm aterial benutz en zum mächtigsten Bundesgenossen für die Entwickelung der Industri e und des Weltverkehrs machen Die vorw el tli c hen Wälder sind nämlich durch die he ftigen Katastrophen welche die Bi l dun g s epochen der j ungen Erde kennzeichneten verschüttet weggespült un d b egraben worden und haben im Erdboden unter dem Ei nflü sse der Feuchtigkeit und Wärme j ene Veränderungen erlitten welche der kohlensto ffreichen vegetabilischen Sub stanz die Beschaff enheit der Braun und Steinkohle er th ei l en So ist denn der Kohlensto ff durch die innere chemische Arbeit der vor w el tl i ch en Wälder gesammelt und aufgesp eichert worden um heute eine s o grossartige Rolle in der Geschichte des Fortschritts der Menschen zu S pielen ! Welch wunder barer Zusammenhang ! Die vergleichende Untersuchung der Art und Weise wie sich Thier und Pflanze dem S toffm a teri a l der Aussenwelt gegenüber ver halten lehrt also dass die chemischen Vorgänge in den beiden Reichen d er organischen oder b elebten Welt im Grossen und Ganzen p ri n ci p i ell verschieden sind Diese p ri n ci p i el l e Verschiedenheit zuerst hervor gehob en und damit das Dunkel d e s solidarischen Zusammenhanges zwischen dem Thier Pfl a n z en und Mineralreich au fgehellt zu haben da s ist L A v o rs rnR s unsterbliches Verdienst Dieser Zusammenhang stellt s ich aber a l s ein in sich geschlo s sener K r e i s l a u f d e s S t o f f e s d u r c h d i e d r e i R e i c h e d e r N a t u r d a r Während die P flanze einfach zusammengesetzte und h o ch ox y di rte unorganische Verbin d ungen als Nahrung zu sich nimmt und dieselben unter Desoxy dation , . , , . . . , , ’ . , ‘ , , . , , , , . , , , , . , ’ . . Di e 2 02 Pi r nci pi en d er m e c h a ni s c h Nt en a ura u ffa s su n g . oder S a u er s toff a u strei bun g in organische Sto ffe verwandelt verwandelt das Thier das seine H auptn ahrung unmittelbar oder mittelbar aus dem Pfl a n z enr ei ch e bezieht die von der Pflanze erzeugten h och zu s a m m en gesetzten und sauersto ff armen organischen Sto ff e durch Oxy dation und Spaltung zurück in einfache unorganische Verbindungen Die Pflanze eignet sich die E l em enta r stoffe aus dem Mineralreiche an und macht Diese orga s i e zu B e s ta n dth ei l en ihrer organischen Körp ersub stanz nische Substanz und somit die in ihr enthaltenen E l em enta r stoff e werden B e sta n dth eil e d es T hi erk örp ers ; die B e sta n dth ei l e und Elemen ta r stoff e des T hi er e s ab er werden wieder zu B e sta n dth ei l en des Mine ra l r ei c h s und so fort in ununterbrochenem Kreisl ä ufe Der Kohlen sto ff der in d er L uft befindlichen Kohlensäure wird zum Kohlensto ff der H olz faser des Stärkemehls und anderer P flanzensto ff e ; mit unserer Nahrung aufgenommen wi rd er zum Kohlenstoff unseres Fleisches und Blutes aus denen er wi eder in Form von Kohlensäure in die L u ft zurückk ehrt A eh nli ch lässt sich von j edem chemischen Elemente das die organische Substanz des T hi erl ei be s Zusammensetzen hilft nachw ei s en dass e s aus dem Mineralreiche vond er P flanze a u fg enom men und in ihren organi schen Verbindungen fixi rt als Nahrungssto ff in das Thier gelangt um aus diesem wieder ins Mineralreich zurück zukehren und diesen Kreislauf immer wieder von Neuem zu beginnen Werfen Sie einen Blick a u f das gr osse Diagramm welch es ich en twor fen habe um Ihnen den erörterten Kreislauf des Sto ff es durch die drei Reiche der Nat ur eini germassen anschaulich zu machen Die eine Hälfte der Kr ei s flä ch e welche da s ganze Universum b edeutet s oll uns die unorganische Welt die andere H älfte die organische Welt darstellen ; diese letzter e zerfällt wieder in einen Quadranten der das Pfl a n z enr ei ch und in einen zweiten der das T hi err ei ch r ep r ä s enti rt Im Mineralreiche oder in der unorganischen Welt finden sich di e vier zehn E l em enta rstoffe welche letzten Endes zum Auf b au der orga nischen Welt dienen in Form von einigen Minerals a lzen von Ammo niak (N H 3 ) Wasser ( H 2 O ) und Kohlensäure ( C 02 ) vor Sie finden diese Bezeichnungen in die ausgesparten weissen Täfelchen der rechten H älfte des Kreises eingeschrieben Verfolgen Sie nun mit dem Auge in der Rich tung welche die kleinen Pfeile angeben wie dieses Sto ff material unorganischer Natur in den Quadranten des Pfla nz enr ei ch s eindringt ! Sie bemerken w i e sich die p unk ti rten die Sauersto ff bahnen andeutenden Linien abtrennen um wieder in den Raum d es M i n era l r ei ch s zurückzukehren w o s i e sich in dem Täf elch en welches mit O bezeichnet i s t ( d h »freier S a u er stoffvorra th der s ammeln während die ausgez ogenen Linien welche die Bahnen de s “ , , , , . . . , , , , . , , , , , , . , , . , , , , , . , , , , . , . , , , , , , , . , . , P D ie 2 04 ri n c i p i en d er m ec h a ni s c h N en a tura u ffa ssu ng . ver folgen Hier j edoc h lagert sich die Anordnung der Bahnen wi eder um und indem die p u nk ti rten Linien a u s dem freien Sauer s toff vor ra th der Atmosphäre welche in den T hi errei ch s q u a dr a nt en ein d ri ngen an die ausgezogenen L inien sich wieder anlegen kommen die vierzehn E l em en ta r stofie wieder in Form von Kohlensäure ( C Wasser ( H 2 O ) Ammoniak ( N H 3 ) und Salzen ins Mineralreich zurück Dies soll Sie an die Verbrennun g s und Spaltungsvorgänge durch welche sich im Thiere die regressive S toff m eta m orp h os e vollzieht er J eder E l em en ta r s toff vollendet wie Sie deutl ich verfolgen i nnern können eine in sich geschlossene Kreisbahn welche ihn in ewig wechselnder Vergesellschaftung und G ru p p i ru n g mit anderen Elemen ten durch die drei Reiche der Natur hindurchf ührt So haben Sie denn wohl d en Eingangs in Aussicht gestellten tie feren Einblick in die Rolle gewonnen welche der elementare Sto ff b ei dem Ablauf der L eb ensvorgänge a u f unserem Planeten S pielt ; hineingerissen in einen mächtigen Strom d er aus dem Mineralreich e ntspringt u n d seinen L au f durch d a s Pfl a n z en ins T h i e rr ei ch nimmt um von da wieder i n s Mi neralreich zurückzukehren verändert der Sto ff fortwähr end seine chemische Anordnung und G r u p p i ru n g und seinen Ort im Raume Die ganze un endliche Fülle von Erscheinungen des organischen L eb ens in der Natur j a unser eigenes Menschen dasein mit seine m ganzen R ei chth u m an i ntel l ec tu ell en und s oci a l en Erscheinungen ist an diesen echsel und Kreislauf des Sto ff es erfa h H emmen Sie diesen Wechsel und Kreislau f r u n g s m ä s s i g gebunden ! des Sto ffes und Sie vernichten die Welt Die uralte Vorstellung von der Metemp s y chose oder S eel en w a n d e rung i s t ein phantastischer Traum aus der Kindheit d es Menschen ge s chlechts aus dem die Mehrzahl der Menschen heute noch nicht völlig erwacht i st D er ewige Kreislauf d es Sto ffes hingegen dessen D etail—A usmalung in einem der Wirklichk eit auch nur annähernd ent sprechenden Bilde der kühnsten und reichsten Phantasie spottet i s t eine grossartige nüchterne Wahrheit welche der herangereiften Menschheit durch die exacte Naturforschung unerschütterlich f eststehend f ür alle Zeiten aufgegangen i s t Mit der Wage u nd dem chemischen Reagens in der H and i st der Naturforscher den S toff el e menten nachgegangen und hat sie a u f ihren Wanderungen durch s Universum in ewig wechselnder Vergesellscha ftung mit einander a u s dem S toffv orr a th der Erde Schritt f ür Schritt verfolgt der Gewässer der Atmosphäre heraus durch die pflanzlichen thi eri s ch en und menschlichen Individuen hindurch wieder i n s Mineralreich z u und so fort und f ort in geschlossener Kreisbahn Es i s t daher r ück d ra nten . , , , , , . , , , . , , , . , , W . , , . , . , , , . ’ , , , , , , , . II K r ei s l a u f d er S t off e . d i n d en r ei N h a t u rr ei c e n 2 05 . ke ine beliebige ab enteuerliche I dee mehr sondern eine ganz n üch terne und sehr reelle Möglichkeit dass einzelne d e r s e l b e n Sto ff die einst das geschäftige Gehirn Julius Cäsar s zusammen th ei l c h en gesetzt haben heute in den Getreidek örnern a u f dem Felde einer nordamerik anischen Farm oder in einer L eipziger Nasenspitze stecken und in hundert J ahren das H erz unseres eigenen Urenkels bilden hel fen werden Denn da s steht üb er alles Meinen und Glauben fest und sicher dass die Sto ffelemente welche die organischen Ver bin dungen des Thier und Menschenleibes in einem gegebenen Augen blicke zusammensetzen früher einer Pflanze angehört hab en müssen die si e a u s dem Boden dem Wasser und: der L uft entnommen und organisch g ru pp i rt hat und dass diese Sto ff elemente aus den Thier und Menschenleib ern in anderer unorganischer G r up p i ru n g in den Boden das Wasser und die L uft zurück kehren aus denen si e nur die Pflanze f ür da s organische L eben wieder zurückgewi nnen kann Die Kohlensäure die wir heute hier in diesem Saale a u s a th m en si e wird durch die Ventilation der H erren MÜ LL E R und K E L L N I G der Atmosphäre L eipzigs beigemischt und über Deutschland und Europa j a üb er die ganz e Oberfläche der Erde fortge führt um nach kürzerer oder längerer Zeit von einer P flanz e aufgenommen und unter dem Einfluss des Sonnenlichts in Kohlensto ff und Sauersto ff zerlegt zu werden Den freigewordenen Sauersto ff a th m et irgendwo u nd irgend wann Thier oder Mensch ein oder es verzehrt ihn ein H ocho fen oder eine bescheidene H erdstelle an der man eben die M i tta g s su pp e kocht ; den freigewordenen Kohlensto ff verbaut die P flanz e in ihre Kohle h y drate Fette und E i w ei s sk örp er die wieder T hi er en und Menschen zur Nahrung dienen Und so können wir d i e s e l b e n Kohlensto ff th ei l ch en welche wi r heute hier a l s Kohlensäure a u s g ea th m et haben vielleicht schon im nächsten J ahre a u f einer Reise durch Italien im Mehl der Maccaroni Neapels oder im F l ei s ch e einer Ap felsine S orr ents w i e d er g eni e ss en und s o a l s einen i nte gri r en d en B es ta n dth ei l unseres eigenen Blutes und Fleisches zurückerhalten ! Doch weiteres frapp antes Detail dieser Art auszudenk en kann ich füglich Ihrer eigenen Einbildungskraft überlassen der Sie dabei getrost den kühnsten Flug gestatten mögen ohne b e f ürchten zu dürfen , ’ , , » , . , , , , , , , , , . , , , , . , , , , . , , ‚ , , , , , 1 D g ea h n t a ss ha t , S h a k es p ea r e d en K r ei s l a u f d e s S toffes p oeti s c h vo r a u s b ew ei s t j en e S tell e i m H a m l e t w o e s h ei s s t : D er g r os s e C ä s a r t o d t u n d L e h m g ew o r d e n Ve r s to p ft ei n L o c h w oh l v o r d em ra u h en N o r d en O d a s s d i e E r d e d e r d i e W e l t g e b eb t V o r W i n d u n d W ett er ei n e W a n d v erk l eb t d er G en i u s e i n es » » a , , , . , , 2 06 Di e P r i nc i p i en d er m e c h a ni sc h Nt en a u ra u ffa s s un g . die Wirklichkeit an Pha n ta si er ei ch th u m und E rfin du n g s g a be j emals zu überbieten Schliesslich nur noch die Frage : Was wohl a u s d er »Au f ersteh ung d es Fleisches « wird wenn der Tag der Auf erstehung noch lange a u f sich warten lässt und mittlerw eile Millionen und Mil li onen von Generationen durch ihre Entstehung und ihr L eben die Berechtigung erhalten am Auferstehungstage d a s s e l b e S toffma teri a l als ihr eigenstes Fleisch und Blut zu r ecl a m i r en a u f welches frühere Generationen die j a doch auch zur Auferstehung beru fen sind den gleichen Anspruch erheben werden da si e absolut denselben nur noch älteren B esi tz r echtsti tel darauf hab en ? ! . , , , , , , , , Die 2 08 P r i nc i pi en d er m e c h an i s c h N en a t u ra u ffa s su ng . Art entgegen welche oft nur dadurch zu üb erwinden sind dass wi r unserer Phantasie ver trauend gewisse V o r a u s s e t z u n g e n gelten lassen um die Ergeb ni sse bereits angestellter Versuche mit einander zu verknüp fen und die Richtung neuer Versuche zu bezeichnen Solche Voraussetzungen nennen w i r Hyp othesen ( von i mm) unter und d eo t g einem Abkömmlin g von wi d met ich stelle also wörtlich : Unters tel lungen ) Die Hyp othese i st f ür die Naturforschung das w er th vol l ste Hilf smittel allein da s gilt n u r von der H yp oth e s e „w el ch e a u f T h a t s a c h e n fus s en d das Ver stän dni s s dieser T h a ts a ch en anbahnt di e selben unter einem Gesichtspunk t vereinigt und endlich z u neuen Ver suchen Veranlassung gibt ; die rein S p e c u l a t i v e Hypothese welche nicht in dem Boden des Versuches und der Beobachtung wurzelt hat keine Bedeutung und kann also nur als eine wenig fruchtbare Ver sta n d e s übun g b etrachtet werden Die Hyp othes e i st begreiflich ein ganz provisorisches Hilfsmittel ; si e muss erweitert und selbst aufgegeben werden j e nachdem si e f ür die Ergeb ni sse f ortgesetzter Forschung zu enge wird oder auf hört sich ihnen anzup assen Um fasst und erklärt die Hypothes e andererseits ausgedehnte Reihen von Erscheinungen ergeben sich in f ortgesetzten Versuchen die Resultate welche die Hypo these in Aussicht stellt wi rd si e durch aufeinanderfolgende E ntdeck u n gen höher und höher in der a h r s ch ei nli chk ei ts sk a l a gehoben s o ver li er t sie immer mehr und mehr ihren provisorischen Charakter bis sie zuletzt mit dem Namen und Rang einer T h e o r i e (von ä s cug äw ich be trachte) den anerkannten L ehren der Wissenschaft sich anreiht « 1) In diesem Sinne meine H erren i st die empirische A tom enl ehr e welche wie Sie bald sehen werden a u f unzweif elhaften T h a ts a ch en fusst und mit all den glänzenden Entdeckungen und Erfolgen der mo d ern en Naturwissenscha ft in solidarischem Zusammenh ä nge steht eine f eststehende T h e o r i e von deren Grundzügen J eder der irgend A n S pruch a u f allgemeine Bildung haben will eine einigermassen richtige und klare Vorstellung besitzen muss Nach dieser Theorie b esteht nun die Materie a u s unzählbaren di s cr eten d h durch freie Zwischenräume von einander getre nn ten unmessbar kleinen T h ei l ch en oder Atomen von zweierlei Art : die einen h ei s s en K ö r p e r a t o m e die anderen A e t h e r a t o m e — Die Körp er atome ziehen sich gegenseitig an die A eth er a tom e stossen sich gegen seitig ab Auch dort wo Körp er und A eth era tom e in gegenseitige Beziehung treten wird angenommen dass die ersteren anziehend di e di e ein fachsten elementaren B ew eg un letzteren abstossend wi rken , , , , , . , , , , , . , , , , , , . W , , , . , , , , ‘ , . , , , , , ’ - , , , , . , . . , , , , . , , 1 E i n l ei t u n g i n di e m o d e rn e C h em i e ; B r a u n s c h w ei g , 1 s7 l . S . 2 19 —22 0 . III . L eh r e v on d en A t o m en i un d h Un z er s t ö rb a r k ei t r er 2 09 . gen der Ur a tom e finden somit gera dl i nig Statt da die b eiden Urkräfte die A n zi eh u n g s und A b s tossu ng sk ra ft geradlinig wirken Alle K örp era tom e würden a u f Einen Punkt zusammenschiessen wenn nicht die zwischengelagerten A eth er a tom e gleichsam Hüllen um di eselben bildeten welche ihre Berührung absolut verhindern da di e A bstossu ng sk ra ft der A eth era t om e f ür unendlich kleine Entf ernungen unendlich gross wi rd Die A eth era tom e ihrerseits würden wieder ins Unen dl iche auseinanderfahren wenn S ie nicht durch die A nzi eh u n g s kraft der Körp era tome zusammengehalten würden So treten denn K ör p era tom e und A eth er a tom e in b estimmter A h zahl und G rup p i run g zu unsichtbar kleinen ab er doch schon r ä umlich ausgedehnten G a n z e n zusammen welche die Chemie A t o m e nennt Diese elementarsten Grupp en von Ura tom en verdienen den Namen » Atome « r i echischen o: p ri va ti vu m von z o schneiden und dem g m a ( also »u nth ei l ba r« ) in s o fern als si e durch keinerlei Hil fsmittel weiter z erlegt oder z erth ei l t werden können J e nach der verschiedenen Anzahl und Form in welcher sich di e Körp er und A eth era tom e o der Ura tom e zu elementaren C om p l ex en gru p p i r en werden diese Complexe oder Atome nothwendig verschiedene Wirkungen a u f ihre Umgebung ausüb en d h verschiedene Eigenscha ften und Gewichte hab en müssen Die C hemie kennt heute 6 2 solcher Atome oder chemischer Elemente , , . , , , , . , . , , , . , , , . , , . , . . . K ör p er a t om e A eth era t om e Ur a t om e At om . . M ol ec ül ( A t om c om p l ex) F ig 2 . . . M ol e ( M ol ec ül a g gr e ga t ) . Aus der Verb i n dung einer b estimmten Anzahl solcher gleichartiger oder ungleichartiger Atome entstehen nun chemisch einfache oder z u s a mm en g e s etz te A tom c om p l ex e oder M o l e c ü l e Auch sre sind noch unsichtbar und von unmessbarer Kleinheit Erst indem die Molecule sich zu A g g r e g a t e n vereinigen bilden C z e r m a k S c h r i fte II 14 . . , , n. . Die 2 10 Pi r nci pi en d er m ec h a ni s c h Nt en a ura u ffa s sun g . M o l e n von m ol es Masse s o genannt Es sind das sowohl die klein sten überhaupt wahrnehmbaren und messbaren M a ss enth ei l ch en als a uch die gröb eren Massen wi e S i e in der uns umgebenden Körp erwelt u nmittelbar zur Erscheinung kommen I ch hab e Ihnen hierm it die Massen oder Molen der M aterie aus Ura tom en Atomen und M ol ec ül en sozusagen theoretisch au fgebaut ; f etzt gedenke ich von dem esten Boden sinnlicher Er ahrung aus f j gehend Sie an der H and der Beobachtung und des Exp eriments den durchlaufenen Weg zurückzuf ühren Ihnen die Ueb erz eu gun g beizu bringen dass die dargelegten Grun dzüge der atomistischen Hypothese o der Theorie von der Constitution der Materie kein H i rn g e S p i nn st sind sondern a u f fester unerschütterlicher Basis ruhen Prüfen w i r als o zunäch st ob unsere Vorstellung der gemäss die Materie im A ll g em ei nen sich dr ei stu fig aus Ur a tom en Atomen und M ol ec ül en auf b aut eine b erechtigte ist ob dieselbe Materie sich etwa exp erimentell wieder zurück in ihre M ol ecül e Atome und Ura tom e zerlegen oder theilen lasse ; denn o ffenbar ist die T h e i l b a r k e i t der M aterie eine n oth w en dige C on sequ en z dieser Vorstellung Zu diesem Ende wollen w i r unsere Aufmerksamkeit vor Allem einem wohlbekannten Körp er dem Wasser zuwenden i r kennen da s Wasser in drei verschiedenen Zuständen oder For men : als f e s t e s Eis a l s f l ü s s i g e s a s s er und als g a s f ö r m i g e n Damp f Wenden w rr die Mittel der mechanischen Zerkleinerung a u f ein Stück Eis an s o können wi r es l n i mmer kleinere Stücke z erbrechen j a wenn wi r nur Sorge tragen die Temp eratur unter dem Ge frierpunkt z u erhalten können wi r es ganz f ein p u l v eri si r en Ab er d a s f einste Eispulver b esteht noch immer nur aus E i sfra g m enten und das denkbar kleinste diesem E i s sta u be entnommene T h ei l ch en ist und bleibt nichts mehr und nichts weniger a l s ein s tarres Stückchen Eis eine E i s m o l e Es ist erfahrungsgemäss noch nie gelungen durch mecha nische Mittel die T h ei l ba rk ei t der Materie weiter zu treiben Ganz anders verhält sich die Sache wenn w i r Eismassen einerlei ob in grossen Stücken oder in verschwindend kleinen S ta u bth ei l ch en dem Ein fluss der Wärme aussetzen Wir sehen dann wi e das Eis schmilzt d h zu flüssigem Wasser wir d und die denk bar kleinsten starr en E i s m o l e n oder Stäub chen docu m enti r en durch dieses ihr F l üssi gw er den dass sie aus u u m e s s b a r kleinen T h ei l ch en oder M o l e c ü l e n ( Verkleinerungswort von Mole ) zusammengesetzt sein müssen welche durch den Ei nfluss der Wärme leicht verschiebbar geworden sind während sie in der starren E i sm ol e unverrückbar feste Stellungen si e , . , , . ‘ , , . , , , , , , . , , , , , , W W , , . , . , , . , , , . , , , : . , . , , , . , . . , , , , , Di e 2 12 P ri nci p i en d er m ec h a ni s c he N t a u ra u n ffa s s u n g . legen , welche von differenter chemischer Natur sind und s i e erst bezeichnen wi r als A t o m e oder chemische Elemente weil si e sich a u f keine Weise in chemisch verschiedene B es ta n dth ei l e w eiter zer legen lassen J edes M ol ecül des Wa ssers besteht a u s zweierlei Atomen i aus Wassersto ff und Sauersto ffatomen nämlich L assen wir hier die P ole einer elektri schen Batterie in das Gef äss mit Wasser tauchen so zer setzt sich dieses letztere so fort in zwei ihren Eigenschaften nach ver s chi e d en e Gase : kleine Bläschen Sauersto ff steigen vom p ositiven P ol a u f während Bläschen von Wassersto ff sich am negativen P ol zeigen ; wägen wi r beide s o erhalten w i r das Gewicht des zersetzten Wassers Mit der Einreihung dieses letzten Gliedes in die Kette der E rfa h r u n g en üb er die T h ei l ba rk ei t der Materie kommt dieselbe th a t s ä ch li c h zum Abschluss Sie erweist sich also als eine dreifache : als molare moleculare und atomistische 1 ) Die m o l a r e T h ei l un g wird durch mechanische Hilfsmittel be w erk stel l i gt und lie f ert selb st auf s ä u s s er ste getri eben immer nur Massen oder M o l e u welche wahrnehmbare Grössen besitzen und der unmittelbaren Beobachtung zugänglich sind 2 ) Die m o l e c u l a r e T h ei l u n g durch Anwendung ph y sikalischer Kräfte w i e die Wärme erreichbar erweist selbst die kleinsten Molen oder Massen als aus Aggregaten noch kleinerer T h ei l ch en b estehend und findet ihre Grenze in den unmessbar kleinen M o l e c ü l e n 3 ) Di e a t o m i s t i s c h e T h ei l un g endlich gelingt durch chemisch ph y sikalische Vorgänge welche da s unmessbar kleine M ol ec ül in seine elementaren B e sta n dth ei l e oder A t o m e zerlegen Die Molecule und Atome welche a u s der m ol ec u l a r en und atomi sind s ti s ch en T h ei l ba rk ei t der Materie als Grenzpunkte hervorgehen zwar der unmittelbaren Beob achtung entzogen ihre reale Existenz kann aber mit einer an Gewissheit grenz enden Wahrscheinlichkeit erschlossen werden ; denn n ur wenn wir dieselb e sta tu i ren gelingt e s un s die th a ts ä ch l i ch en Ergebnisse der modernen Forschung be f riedigend zu verknüp fen und z u erklären In der That wenn der Chemik er erf ährt dass der Kohlensto ff mit dem Sauersto ff von der Gewichtsmenge des sich nur im Gewichts a s s er stoffel em en ts a l s Einheit ausgehend 1 6 ( im Kohlenoxy d ) oder von 1 2 v erh äl tni ss von 1 2 ( in der Koh l en s ä u r e ) vereinigt ; wenn er weiter erf ährt dass die G ew i ch ts verhä l t nisse des Kohlensto ff s im Grubengas im öl bil den den Gas im Aether im Terp entinöl durch die Zahlen 1 2 2 4 4 8 1 2 0 j enes des Sauer sto ff es i m Wasser in der Essigsäure in anderen Verbindungen durch die Zahlen 1 6 4 8 6 4 ausgedrückt werden : muss er da nicht n othw en , , . . , , , , . . , . ’ , , , . , “ , , , . ' , . , W , , , , . , , , , , , , , , , , , , , , III L ehre vo d en n . Atom en u n d i h r er Unz ers tö rbark ei t 2 13 . dig zur Annahme gedrängt werden di e Zahl 12 drücke die Gewichts menge des kleinsten Kohl en stoff th ei l c h en s überhaupt und ebenso 1 6 die geringste Gewichtsmenge des S a u er stoffth ei l ch en s üb erhaupt aus ? Denn nur wenn die Zahlen 1 2 und 1 6 a l s die Gewichtsmengen der letzten einfachen Kohlensto ff und S a u er s toffel em ente angesehen w er den erklären sich die Gewichtsverhältnisse derselben b ei den genannten verschieden zusammengesetzten Körpern ganz natürlich und vollk om men Denn i st der Sauersto ff in der Gewichtsmenge von 1 6 n i c h t w c i t e r t h e i l b a r also Atom ist es der K oh l en stod in der Ge wi chts menge von 1 2 ebenso wenig dann können si e beide selbs tverständlich nur in diesen Gewi chtsverhältnissen oder in den Vielfachen derselb en in chemische C ombi n a ti on en eintreten I st j edoch der Chemiker hiermit bei den letzten Ergebnissen der th a ts ä ch li ch en T h ei l ba rk ei t der Materie angelangt so machen dagegen die Phantasie der mächtige F ors ch u n g stri eb unserer i ntel l ectu el l en Natur auch bei ihnen noch nicht H alt Wir können nämlich die Atome der chemischen Elemente so wenig wir auch im Stande sind S ie weiter zu z erlegen darum doch nicht als die letzten Elemente der Materie anerkennen weil die e i n f a c h e n Z a h l e n v e r h ä l t n i s s e der ver denen gemäss das A tom g e schi e d en en soge nannten Atomgewichte wicht des Sauersto ffs zu dem des a ssers toff s sich wie 1 6 1 das d es Kohlensto ff s zum Wassersto ff sich wie 1 2 2 1 verhält und ähnliche Ver h äl tni s s e ohne B ru chth ei l e b ei den Atomen a l l e r Sto d e au fgefunden worden sind darauf schliessen lassen dass eb en auch die chemi schen Atome letzten Endes nur verschiedene L a g eru n g sform en einer verschiedenen Anzahl g l e i c h a r t i g e r Grundelemente oder Ur at o m e sein müssen welche wi r K örp era tom e genannt und mit A nzi ehung s kra ft begabt haben Neben den K ö r p e r a t o m e n mussten wir A e t h e r a t o m e a n nehmen weil ohne diese ab stossend wirkenden Atome die Körp era tom e ihrer Anziehungskraft allein folgend a u f einen Punkt zusammen schiessen würden Ohne das Vorhandensein des Aethers als Medium vermöchten w i r ferner alle Erscheinungen der L icht und ä rm estra h lung uns nicht zu erklären J a in den Schwingungen der A eth era tom e allein sind w i e wi r schon bei der T hä ti gk ei t des Chloroph ylls in den Pflanzen erfahren haben die Quellen alles L ebens d es pflanzlichen w i e des thi eri s ch en zu suchen Die A eth era tom e sind daher nach unserer Theorie ebenso in j edem chemischen Atom zwischen den K örp era to men und in j edem M a s s enth ei l ch en zwischen den M ol ec ül en oder Atom als im Weltraum zwischen den Himmelskörpern v er th ei l t c om p l ex en Ob nun diese Ura tom e selbst noch s t o f f l i c h d h th ei l ba r , , , , . , , , . W , , . , , , , _ , , , , W , . , , , . . . , , , , , . , , , . , , . . Di e 2 14 P ri nc i p i en d er m e c h an i s c h e N tu ff n rau a a s su n g . gedacht werden sollen hat für die N aturforschung kein praktische s I nteresse mehr da si e nur s o weit Hyp othesen b aut als sie derselben zur Verknüp fung und Erklärung der T h a tsa ch en und zum Ans ä tze des m athematischen C a l c ül s eb en bedarf Dagegen bemächtigt sich j ene Phi l o s 0p h i e welche w i e » die Philosophie des Unbewusstem von H A R T M ANN einsichtig genug ist die A tom enth eori e als die allein mö gl ich e und fru chtbringende Auffassungsweise der Constitution der Materie anzuerkennen di eser Frage nach der Sto ff lichkeit der Ura tom e und kommt zu dem Resultate dieselben als ab solut a u s d eh nu ng sl os e ma thematische Punk te als blosse K r a f t c e n t r a vorzustellen wodurch die Materie der Stoff in ein S y stem von atomistischen Kräften verflüch ti gt wird Die empirische A tom enth eori e wird s o zum a t o m i s t i s c h e n D y n a m i s m u s welcher allen Anforderungen sowohl der ex a cten Naturwissenschaft wie der metaph y sischen Sp eculation Genüge leistet I ch ci ti re die Stelle wörtlich in welcher HAR T MANN die Grundzüge seines atomistischen D ynamismus meisterhaft r eca p i tu li rt »E S gibt gleich viel p ositive und negati ve d h anziehende und ab stossende Kräfte Die Wirkungsrichtungen j eder Kraft schneiden sich in einem mathematischen Punkte welchen wir den Sitz der Kraft nennen Dieser Sitz der Kra ft ist b eweglich d h i m Raume ver s chi eb bar J ede Kraft wirkt a u f j ede andere a u f di e s elbe Weise gleichviel welches Vorzeichen dieselb e hat Die p ositive Kraft heisst Körp er atom di e negative A eth era tom A u f eine gewisse endliche Entfernung i st die Ab stossung eines A eth era tom s und die Anziehung eines Körp er atoms glei ch aber da das Gesetz ihrer Veränderung mit der Entfernung verschieden ist überwiegt zwisch en dem Aether und Körp era tom a u f kleineren Entfernungen die Ab stossung a u f grösseren die Anziehung Körp era tom e mit zwischengelagerten si e a u s ei n a n d erha l ten den A eth er a tom en vereinigen sich zu den M ol ec ül en ( wi r nannten si e Atome« während w i r die zu ihnen sich vereini genden Körp er un d A eth era tom e »Ur a tom ecc nannten der chemischen Ele mente diese a u f dieselbe Weise ) zu den M ol e c ül en der chemisch zusammengesetzten Körper diese zu den materiellen Körp ern selbst Die Materie ist als o ein S y ste m von atomistischen Kräften in einem gewissen G l ei ch g ewi chtsz u sta n de Aus diesen A tom k r äften in den ver s chi ed en arti g sten C om bi n a ti onen und R ea cti on en entstehe n alle soge nannten Kräfte der Materie w i e Gravitation Schwere Expansion E l ek tri ci tät Krysta l l i s a ti on E l a s ti ci tät Galvanismus Magnetismus chemische Verwandtschaft Wärme L icht u s , , , . , , , , , , , , , , , _ „ . , . , , . . , . . , . . , . . , , . . , , , . , ’ , » , , , . . , , , , , 1 Phi l os . d . Unb ew . 2 . A ufl , , . , . S . 442 , . . , , Di e 2 16 Pi r nci p i e n d er m ec h a ni s c h Nt a ur au en ffa s s un g . Alles Verschwinden und E ntstehen von Sto ff j ede Veränderung der Eigenschaften des Sto ff es ist nur s c h e i n b a r i nsof ern sich dies Verschwinden und Entstehen nur a u f die z u s a m m e n g e s e t z t e n Substanzen nicht aber a u f die Sto ff e l e m e n t e also nur a u f die M o l e c ü l e und M ol ec ül a g gr eg a te ni cht ab er a u f die chemischen A t o m e bezieht aus welchen j ene hervorgehen Die Atome s elbst sind und bleiben unverändert und unveränderlich ; was sich allein ändern k ann und wirklich ändert was a l l e i n neu entsteht und auch wieder vernichtba r ist das ist die Verth ei l un g der Atome im Raum d i die F o r m und A n o r d u u n g der Mischung und chemischen Verbindung der Atome zu M ol e c ül en zu M ol ecül a g g r eg a ten und das sind die neuen Eigenschaften und Wirkungen welche a u s der Combination der Atom kräfte a l s r e su l ti r en de aus ihren C om p on eri ten hervorgehen Fassen w i r alle dies e T h a tsa ch en zu ein em einzigen Begriffe z u s a mm en so gewinnen w i r D a s G e s et z v on d er E rh a ltun g un d Un z e r s t ö rb ar k ei t d e s S t o ff e s Es besagt dasselb e demnach zweierlei : 1 ) dass die Q u a n t i t ä t des Sto ffes also seine Masse ewig und unveränderlich ist Der Sto ff kann weder vermindert und vernichtet noch vermehrt und neu geschaff en werden Der Vor ra th an Sto ff w el cher im Uni versum vorhanden ist i st ein für allemal gegeben und constant ; 2 ) dass ebenso wie die Masse auch das Ge wicht und alle s on sti gen E i g e n s c h a f t e n des Sto ff es ewig und unveränderlich sind Ueb er die grosse Tragweite dieses Gesetzes wi ll i ch Sie in der Folge unterhalten , , , , . , ' , , , , . - . , , . , . , , . , . , , , . , . W IV G eset z von . W der E rh alt ung der Kraft . hatten mit der Betrachtung des Kreislaufs des Sto ffs in den dr ei N a tu rrei ch en b egonnen und dabei erfahren wie die Pflanze a u s einfachen unorganischen Stoff en Sto ffe c om p li ci rter organi scher C onsti eise umgewandelten tu ti on fa bri ci rt das Thier dagegen die in solcher Sto ff e als Nahrungsmittel aufnimmt und wieder zerlegt um si e in Form derselb en einfachen unorganischen Verbindungen dem Mineralreich zurückzugeben aus welchen si e die Pflanze wieder für das organi sche L eben zurückgewinnt In Bezug a u f die Atome haben wir dann die Einsicht gewonnen dass sie durch ihren Eintritt in chemische Verbindungen irgend welcher A rt nichts an ihrer Masse und ihren Eigenschaften verli eren Man kann aus allen auch aus den com p l i ci rte sten zusammen gesetzten chemischen Sto ff en die E l em enta r stoffe vollkommen nach Form Gewicht und Kräften wieder erhalten wie s i e zur Bildung des betreffenden Körp ers zusammengetreten sind Auch dann wenn S toff a tom e B es ta n dth ei l e eines lebenden Orga verlieren si e ni chts an den ihnen im i s ol i rten ni sm u s geworden sind Zustande zukommenden Eigenschaften ; der Kohlensto ff verbrennt im Org anismus ebenso zu Kohlensäure wie ausserhalb desselb en ; der Wassersto ff bildet in beiden Fällen b ei seiner Verbindung mit Sauer sto ff Wasser Andererseits i s t der L eben S p r oc es s auch der b este Scheide künstler indem er aus den organischen Verbindungen stets ihre Ele mente wieder zu gewinnen versteht zum neuen Beweise des Satzes dass nirgends in der Natur Etwas auch nur ein Atom von d en vorh a n denen Sto ffelementen verschwindet oder neu gebildet wird Di e Materie trägt für den Naturforscher den Charakter der unvergänglichen B es tä n di gk ei t Uebera l l wo das Auge des Menschen ein Neuentstehen von Sto ff ein Vergehen desselb en zu erblicken meint lehrt uns die exacte Wissenschaft nur einen Wechsel der Form einen Wechsel der chemi ir , , , ’ ‘ , . , . , , , . , , . , , , . ‚ . . , : , , _ , Di e Pri n c i pi e n d er m ec 2 18 h a ni s c h N en a tu ra u ffa s sung . schen Verbindung der mechanischen Mischung und des A ggreg a tz u standes der Materie kennen Sie zeigt uns w i e aus gas f örmigen u n sichtbaren Sto ffen s ich feste sicht und greif bare Körp er zusammen setzen können die nach kürzerer oder längerer Zeit des Bestehens wieder zu vergehen scheinen indem ihre B e sta n dth ei l e von Neuem die che mischen und phy sikalischen Eigenschaften annehmen die si e vor der Bildung des f esten Körpers besessen hatten Immer wieder stossen w i r a u f das G r u n d g e s e t z v o n d e r E r h a l t u n g o d e r U n z e r s t ö r b a r k e i t de s S t o f f e s An die nachgewiesene Unveränderlichkeit und C on sta n z der Ele m en ta r stoffe und die nicht mehr zu bezweifelnde T h a ts a ch e d a s s a l l e n N a t u r e r s c h e i n u n g e n n u r V e r ä n d e r u n g e n d e r Ver thei lung d e r A t o m e i m R a u m e z u G r u n d e l i e g e n schliesst sich die weit ere Folgerung von fundamentaler Bedeutung an d a s s all e Vorgäng e in der Natu r so v ers chie den und man n i g f a l ti g s i e a u c h i m m e r s e i n u n d e r s c h e i n e n m ö g e n i n l e t z t e r I n s t a n z d u r c h mechani sche Bewegung z u S t a n d e kommen So löst sich w i e Sie sehen vor dem Blicke des ex a cten Naturforschers alles Geschehen in der Natur in Bewegung d er Atome Molecule und M ol ec ül a g g rega te oder Molen a u f ; für ihn werden darum auch a l l e d i e v e r s c h i e d e n e n K r ä f t e welche man früher als Ursachen der Erscheinungen postu li rte letzten Endes i n sg esa m mt m e c h a n i s c h e B e w e g u n g s k r ä f t e nichts als v e r s c h i e d e n e C om bi n a ti o n en d e r s e lb en A n z i ehu n g s und A bs tos s u n g s k r ä f t e sein Sind aber alle Naturkräfte m e c h a n i s c h e B e w e g n u g s k r ä f t e alle also wesentlich gleichartig und nur verschiedene E r sch ei so müssen si e auch alle mit demselben nun g sform en derselben Kra ft M a a ss e mit dem M a a s s e d e r m e c h a n i s c h e n K r a f t zu messen sein und nach diesem M a a ss e sich aus einer in die andere E rs ch ei w a s erfa hr un g s nu n g sfor m über führen oder »tr a n sform i r en « lassen gemäss auch der Fall ist wie w i r sp äter zeigen werden Das En dz iel der modernen mechanischen Naturauffassung ist also die allem Geschehen zu Grunde liegenden Bewegungen und deren Triebkräfte zu finden und die g esa mm te Naturwissenschaft als ein Problem der a n a l y t i s c h e n M e c h a n i k zu behandeln Diese raschen Schlussfolgerungen und überraschenden A n s cha uun gen welche ich eben angedeutet hab e werden die Meisten von Ihnen überaus fremdartig a nm u th en , und wohl den Wenigsten schon so gan z verständlich erscheinen I ch wi ll Sie deshalb ausdrücklich auffordern weder das I nteresse noch den Muth und die Geduld zu verlieren um zu . , , . . , , , . , , , , , . , , , , . , . , , . , , 2 20 Di e P r i nc i p i en d er m e c h a ni s c h Nt en a ura u ffa s su n g . Alles zu zertrümmern si e ist das unschuldigste Spielzeug wenn sre e ndlich in der Scheibe stecken geblieben ist oder zu Boden ge fallen da liegt Die in ihren Wirkungen furchtbare Kraft die si e besass i st a ugenscheinlich verschwunden ; ist si e nun vernichtet oder bleibt s i e irgendwo und irgendwie erhalten etwa an einem andern Orte und unter einer anderen Erscheinungs form an sich ab er unzerstört und unvermindert ähnlich wie das Sauersto ff atom welches mit Wasser s toff a tom en zu einem zwar in der Bildung a s s er m ol ec ül verbunden eines neuen Körpers mit neuen Eigenschaften des Wassers nämlich s eine Individualität au f i bt r dabei aber keineswegs vernichtet wo den g i s t ? Um dies zu beantworten wollen wir einige andere Beispiele welche gleich falls einen Wechsel in der Erscheinungsform zeigen n äher b etrachten , , W . , , , , , , , , , , , , , . Sie sehen hier eine kleine Maschine ein Uhrwerk ; lasse ich da s G ewicht l os s o g erä th das Uhrwerk so fort in Bewegung Die Schwere des Gewichts lie fert also hier , . , di e T r i ebk r a f t S ow i e d a s . Gewicht den Boden erreicht hat so dass seine S c h w e r e weiter z u wirken gehemmt ist bleibt die Uhr stehen das Uhrwerk ist wi e wir sagen abgelaufen Wollen w i r es von Neuem in Gang bringen s o müssen w i r da s Gewicht heraufwinden erst dadurch geben wir dem G e wichte di e verlorene Trieb kraft wieder zurück Was beobachten wir also ? Es sinkt das Gewicht und treibt ß dabei das Uhrwerk indem ; F ig 3 es sinkt verausgabt es also s cheinbar seine Triebkra ft die immer geringer wird j e mehr si ch das G ewicht dem Boden nähert die aber wieder hergestellt werden kann w enn w rr das Gewicht heb en d h wenn w i r die Muskelkraft unseres e igenen Ar mes au fw enden Was heisst das nun ? Drängt sich Ihnen n icht die Ver m u th u n g a u f dass die Kraft Ihrer Armmuskeln sich a u f das Gewicht überträ gt und sich da in die Triebkraft desselben u m w a n d elt ? dass wir also wohl einen Wechsel in der Form w i e und im Orte , , , , . , , , . . . . , , , , , , . , . . IV . G t e s e z v on d er E r h lt a un g d er K ra ft 22 1 . die Kraft in Erscheinung tritt vor u n s hab en dass ab er die Kraft s elbst sich unvermindert erhält ? Ein anderes Beispiel Ein P endelgewicht hängt seiner Schwere folgend ruhig senkrecht herab Ziehe ich es unter Aufwand meiner A rm m u sk el k r a ft von seinem Ruhepunk t M ( Fig 3) nach der S eite s o b eschreibt es einen Kreisabschnitt und wenn ich es in einem Punkte desselben f esthalte in a zum Beispiel s o hab e ich es um die H öhe A a gehoben und ihm wie im vorerwähnten Falle durch meine Muskel kraft Triebkraft m i tg eth ei l t die sich dadurch kund gib t dass das P en del sobald es losgelassen wird sich in Bewegung setzt und zwar sinkt es j etzt nicht nur nach dem ursprünglichen Ruhepunkt M herab s on dern b eachten S i e wohl anstatt in M angelangt daselbst stehen zu bleib en w i e es sein Gewicht erf ordern würde b ewegt es sich nach der andern Seite hin und leistet i n dieser Weise Arb eit indem es die eigen e Masse der Schwere entgegen bis zu j ener H öhe hebt a u f welche es die Triebkraft meiner Muskeln zuerst gehob en hatte bi s zum P unkte b nämlich ; denn die H öhe B ö ist gleich der H öhe A a Durch die Mit th ei l un g oder Ueb er tr a g u ng meiner M u sk el tri ebk ra ft a u f das P endel hab e ich hier also nicht nur die Triebkraft der Schwere im P endel w i e der hergestellt ; es geschah weit mehr ; denn das P endel b ewegt sich in Folge meiner aufgewendeten Kraft auch der Richtung seiner Schwere entgegen ; es hebt sein eigenes Gewicht emp or scheint also in den B e sitz einer neuen Triebkraft gelangt zu sein In der That wird diese Triebkraft in der Phy sik als G e s e h w i n d i g k e i t e r l a n g t e r B e w e g u n g bezeichnet die durchaus nicht identisch ist mit der Triebkraft der Schwere oder irgend einer andern Triebkraft die Sie noch kennen lernen werden sondern es tri tt die selbe a l s W i r k u n g e i n e r j e d e n B e w e g u n g a u f gleichvi el ob diese eine A eu ss erun g der T riebkraft der Schwere oder sonst welch einer Triebkr aft s ei Ein ecl a ta nte s Beispiel dieser G e s c h w i n d i g k e i t b e w e g t e r M a s s e n bietet Ihnen auch dieses Modell I ch habe hier einen gegen die Richtung der Schwere aufsteigenden Wasserstrahl H alte ich das kleine S ch a u fel rä d ch en in den Wasserstrahl s o wird es in lebhafte Umdrehungen versetzt Das Wasser besitzt hier Triebkraft wi e S i e sehen sogar e n t g e g e n der Richtung seiner Schwere Die Trieb kraft des Wassers kann also nur aus der G e s c h w i n d i g k e i t stam men die es erlangt hat J a unsere Windmühlen w a s anders treibt Wer von Ihnen ein s i e als die Geschwindigkeit der bewegten L u ft ? u n ter s chl ä ch ti g e s Mühlrad gesehen hat weiss ferner dass dasselb e unbeweg t bleibt so lange dem Wasser da s Gef älle fehlt und es daher w o , , . , . , . , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , . , . , , , , ’ . . . , . , . , . , , , , , , Di e 2 22 ni P ri n ci p i en d er m ec h a ni s c h Nt a u ra u en ffa s su ng . cht wie a u f das oberschlächtige Mühlrad als fallendes Gewi cht wi rken kann Das Mühlrad bewegt sich dagegen so fort wenn man eine andere Triebkra ft aufgewendet hat durch welche das Wasser eine gewisse G e s c h w i n d i g k e i t erlangt bevor es die eintauchen den M ühl ra dfä ch er f üllt Hier i s t es also wi eder ni cht die Schwere o der das Gewicht des sink enden Wassers sondern di e ei l a n gte Geschwi ndigkeit desselben welche die Triebkraft für das Rad liefert Bei der gr ossen Bedeutung welche die Triebkraft bewe g ter Massen für uns hat will ich zum v ol l k omm n er en Verstän dni s s der s elben Ihnen noch folgenden Versuch an der A T O O D s ch en M a s c h i n e z eigen Sie sehen hier eine Rolle a u f di esem Gestelle Ueber d ieselb e geht ein Faden an dessen b eiden Enden Gewichte hängen die genau gleich schwer sind Sie halten sich daher im Gleichgewicht e s herrscht Ruhe L egen Sie nun ein kleines Gewicht a u f das eine o der andere der beiden Gewichte a u f s o wi rd der Ruhezustand des Gleichgewichtes gestört und es entsteht sof ort Bewegung im Sinne und in der Richtung des aufgelegten Ueb erg ew i chtes ; das belastete Gewicht fällt mit beschleunigter Geschwindigkeit während da s u h belastete in derselben Weise aufsteigt Die Schwerkraft des Ueb er g evvi ch te s äussert sich hier in Form von Bewegung und indem diese Kra ftäu s seru n g c on ti nu i rli ch vorhanden ist s o muss die G es ch wi n di g k oit der Bewegun g fortwährend zunehmen In der That in j edem Augenblick ist die erlangte Geschwindigkeit der bewegten Massen grösser als im vorhergehenden Was geschieht nun aber wenn plötz lich das aufgelegte Ueb erg ew i ch t von dem mit beschleunigter G e abgehoben und damit also j ene s c h wi n di gk ei t f allenden Gewichte Kraft ganz entfernt wird welche die ganze Bewegung herb eige führt hat ? Sie können dies b ewerkstelligen wenn Sie das belastete Gewicht durch einen Ring gehen lassen a u f welchem das hervorstehende Ueb erg ew i cht liegen bleibt Von dem Momente ab w o das Ueber g ewicht abgehob en und die die Bewegung erzeugende Schwerkraft a u s dem App arate ent f ernt wird hört wohl die weitere B e s c h l e u n i g u n g der Bewegung a u f n i c h t a b e r d i e B e w e g un g s e l b s t Die Geschwindigkeit der Bewegung welche die Massen als W i r k u ng der nunmehr el i m i ni rten Schwerkra ft in dem Momente b ereits erlangt hatten wo das Ueb erg ew i cht abgehoben wurde äussert sich nunmehr s elbst als B e w e g u n g s u r s a c h e und überwindet noch eine Zeit lang den Widerstand der entgegenstehenden Kräfte bi s si e allmählich immer mehr und mehr verzögert endlich gleich Null wird und Alles z u r Ruhe kommt Was nun hier n a c h Ent fernung der ursprünglichen T riebkra ft der zwischen dem U e b e r g e w i c h t und der Erde , , . , , , . W , , , , , . ’ , . . , , ‘ . , . , , . , , . , . , , , , . , , . , , , , , , . , , Di e 2 24 P ri n c i p i en d er m e c h an i s c h Nt en a ur a u ffa s sun g . gehob en besitzt ab er daf ür Geschwindigkeit also Tri ebkraft 1n anderer Form A u f dem Wege von a o der b nach M setzt sich die Triebkraft des gehobenen Gewichtes in Geschwindigkeit um a u f dem Weg e von M nach a oder b umgekehrt Triebkraft der G es ch w i n di g k ei t in die Tri ebkraft eines gehob enen Gewichtes Dies ist nun wieder ein schönes Beispiel der Erhaltung d er TKra ft b ei fortwährendem Wechsel der Erscheinung Freilich können Sie einwenden dass die Erhaltung der Kra ft augenscheinlich keine vollständige sei ; denn allmählich würden Ja die Schwingungen des P endels immer kleiner und schwächer und s chli es s lich bleibt da s P endel in Ruhe Allein gemach die Triebkraft s c h e i n t uns allerdings verschwunden ; j a ab er si e ist nur aus dem G e w i c h t e verschwunden ; si e i s t nicht vernichtet si e bleibt erhalten und wir werden si e in unverän derter Quantität wiederfinden lernen aber allerdings an einem andern Orte und in einer ande rn Form Schreiten wir nur gedul dig und steten Schrittes a u f dem Wege der Beobachtung fort es wird uns unvermerkt a n s Ziel bringen , , . , , . ’ ' . , . , , , , . ’ . , Wenden wir uns zunächst von der Schwere zur Betrachtung einer andern Naturkraft zu j ener der e l a s t i s c h e n K ö r p e r welche in ganz derselben Weise wie die Schwere T r i e b k r a f t f ür Maschinen lief ern kann Das populärste Beispiel bieten unsere Taschenuhren bei welchen b ekanntlich die n öthi g e Triebkra ft statt durch gehobene Gewichte dur ch gesp annte stählerne Federn aufgebracht wird Und gleich wie eine gewisse Quantität einer Triebkraft die unsere Arm muskeln lie ferten aufgewendet werden musste um das a m Boden liegende Gewicht zu heb en und erst durch die erfolgte H erstellung eines Z wi dem l etz tern die s ch enr a u m e s zwischen der Erde und dem Gewichte Möglichkeit erth ei l t ward zu sinken und im Sinken Arbeit zu leiste n ebenso bedarf es eines Aufwandes einer b estimmten Triebkra ft um einen elastischen Körper zu sp annen d h die unmessbar kleinen Zwischenräume zwischen den M ol e cül en desselben dur ch Zug zu ver ändern und durch diese Vergrösserung es wie beim gehobenen G e wichte den grob en Massen oder Molen s o hier den M ol ec ül en zu ermöglich en dass si e ihrer Anziehungskraft C oh ä si on folgend sich nähern gegeneinander fallen und dab ei Arbeit leisten I ch hab e hier einen elastischen K a u ts ch u k str ei fen der durch einen H ebel mit diesem Räderwerk in Verbindung steht Um das Räderwerk in Gang zu bringen muss ich den Streif en spannen oder dehnen d h ich muss eine gewisse Quantität Muskelkraft verbrauchen um die C oh ä sio n , , . , , . , , , , , , . , . , , , , , , , . , , . , , , . . , IV G . t es e z v on d er E r h lt a un g d er Kra ft 225 . welche die Molecule des Kautschuks zusammenhält zu überwinden ; ähnlich w i e wi r s beim ruh enden Gewi chte thun mussten um die Attra ction zwischen ihm und der Erde zu überwinden Die hierzu a u f gewendete Muskelkraft wird dab ei nicht vernichtet sondern sie ändert nur ihre Erscheinungswei se und ihren Ort im R a u m e indem si e sich der da a u f den gedehnten K a u ts ch u k s trei fen s o zu sagen überträgt durch analog dem gehobenen Gewichte zu einer Triebkraft gelangt un d wir lernen daher eine neue Art mechanischer Triebkra ft kennen die S p a n n u n g e l a s t i s c h e r K ö r p e r Die Analogie in der A cti on der b eiden Triebkräfte ist wi e ersieht lich eine auffällige Sowie das Gewicht sinken muss wenn seine Schwerkraft als Triebkraft wirklich Bewegung erzeugen soll ebenso muss der gespannte K a u tsch u k strei f en sich entspannen um das Räder werk in Bewegung zu versetzen In beiden Fällen verkleinern sich die früher durch die aufgewendete Muskelkraft hergestellten Zwischen räume indem die M ol ecül e des elastischen Strei fens ebenso gegen einander fallen wie das Gewicht zur Erde f ällt In b eiden Fällen wird die Triebkraft allmählich verausgabt und i st vollständig a u s dem G e wichte und dem Ka u tschu k str ei fen verschwunden wenn j enes am Boden liegt und dieser seine ursprüngliche G l ei ch g ew i chtsg esta l t a n genommen hat Das Räderwerk bleibt stehen um es neuerdings in Bewegung zu setz en müssten Sie dem K a u ts chu k str ei fen durch abermalige Dehnung seine Triebkraft zurückgeben Also auch hier die Eigenheit der Triebkraft durch wirklich geleistete Arb eit erschöp ft zu werden ; auch hier die Möglichkeit ihrer Wiederherstellung durch Aufwendung einer neuen Quantität einer andern Triebkraft Die Analogie reicht i n dess auch noch weiter ; denn auch die B e ziehung zu und der Zusammenhang mit der Triebkraft in Form von G e s c h w i n d i g k e i t sind bei der Triebkraft welche ein gespannter elastischer Körper besitzt genau dieselben w i e b ei der Triebkraft des gehobenen Gewichtes Ein einfacher Versuch überzeugt Sie hiervon Biege ich einen langen elastischen Metallstab nach der Seite und lasse ihn hierauf plötzlich los so sehen Sie wi e er hin un d her schwingt gerade s o w i e vorhin das P endel Allerdings i st hier eine andere Kraft im Spiele ; b eim P endel w a r es die Schwerkra ft hier i st es die C oh ä si on elastischer Körp er welche als unmittelbare B ew eg u n g s ursache wirksam i st In mechanischem Sinne i st j edoch hier w i e dort der Vorg ang genau derselbe Hier w i e dort sehen Sie wie eine b esti mmte Quantität einer fremden Triebkraft der Kraft der Arm muskeln aufgewendet wird um an den Apparaten Verän derungen he rvorzub ringen welche dort dem P endelgewichte hier dem el a s ti C z e r m a k S c h r i fte I I 15 , ’ , . , , , , , , , . , . , , , , . , . , . , , . , . , , . . , , , . , , . . , , , , , , n. . Di e 2 26 P ri n c i p i en d er m e c h a ni s c h Nt en a ur a u ffa s su ng . chen Stä be eine Triebkraft verleihen und Sie sehen ferner wie dieser m i tg eth ei l te Vorra th a n Kraft in beiden Fällen abwechselnd zwei ver s chi e d en e ineinander sich verwandelnde Er s cheinungs formen annimmt Die e i n e Erscheinungsform der Kraft i st beim P endel die Trieb k raft eines gehobenen Gewichtes b eim schwi ngenden Metallstab die die a n d er e E r T riebkra ft eines gespannten elastischen Körp ers ; s ch ei nun g s form hingegen ist in beiden Fällen beim P endel wi e beim M etallstab dieselbe nämlich die G e s c h w i n d i g k e i t b e w e g t e r M as s en Man nennt die e r s t e Erscheinungs form von dem Verhalten esp annter elastischer Körp er S p a n n k r a f t oder p o t e n t i e l l e g E n e r gi e um damit j enen Zustand oder j ene Form der Triebkraft s char f zu bezeichnen wenn dieselbe zwar irgendwo v o r h a n d e n ist a b er di e ihr m ö g l i c h e Arbeit noch n i c h t t h a t s ä c h l i c h leistet d h wenn sie noch keine wirkliche Bewegung oder Veränderung er z eugt i m Gegensatz e zur z w e i t e n Erscheinungs f orm welche die l e b e n d i g e K r a f t oder a c t u e l l e E n e r g i e genannt wi rd we il be i ihr als im Zustande b ewegter Massen die Triebkraft bereits wirkliche Bewegung erzeugt wirkliche B ewegung leistet Den gegenseitigen Umsatz der beiden Erscheinungsformen die Umwandlung von Spannkraft in lebendige Kra ft oder w a s dasselbe ist von p otentieller in actuelle Energie von möglicher Arb eitsleis tung in wirkliche und um gekehrt können wir an dem s chwingenden ela wie vorhin b eim s ti s ch en Stah e genau in derselben Weise beobachten P endel Hier wi e dort erscheint d er G es a m m tvor ra th an Triebkraft oder die t o t a l e E n e r g i e welche ich durch den Aufwand meiner Muskelkraft den Massen m i tg eth ei l t habe zuerst ganz in Form von Spannk raft die sich ab er sobald ihr dies gestattet ist sofort in leben dige Kraft zu verwandeln b eginnt Dabei S paltet sich die totale Energie in zwei Theile : der eine Theil der immerfort kleiner wird wenn das Gewicht f ällt der Metallstab sich entspannt ist noch Spann kr aft der andere der fortwährend wächst i st schon lebendige Kraft geworden und hat Bewegung oder Geschwindigkeit erzeugt In dem M a a s s e als die Spannkra ft verschwindet nimmt die lebendige Kra ft zu ; im H a l bi run g S p u nk te der S chvvi n gu n g sba hn ist die Spannkraft gleich Null si e erscheint vollständig verbraucht und in lebendige Kraft umgesetzt Deshalb kann der ganz entspannte Metallstab ebenso wenig stehen bleiben wie das in dem Ruhepunkt M angeko mmene P endel Beide besitzen im betre ffenden Momente die ihnen m i tg eth ei l te Triebkraft oder Energie in Form von erlangter Geschwindigkeit welche fähig i st Arbeit zu leisten Diese Arbeit besteht darin da s s s , , . , , , , , . , , , , , , . . , , , , , , , , , , , , , . , , , , , . , , , , , , , . , , . , . , , . , 228 Pi Di e r nci pi en d er m ec hani s c h en N t a u rau ffa s su ng . Allerdings lässt sich nicht l äu gn en , dass wi e beim P endel so auch beim schwingend en Metallstab dieser Wechsel der Triebkraft oder Energie im Raume iu n d im E r sch ei nu n g sm o du s dem Gesetz e von der u n v e r m i n d e r t e n Erhaltung der Kr a ftm eng e zu wi der S p r ech en scheint Wie das P endel nämlich nach einer gewissen Zeit Zu r Ruhe gelangt ähnlich h ören auch die Schwingungen des M etallstab es all mählich völlig a u f Bei der Umsetzung der Sp annkraft in lebendige Kraft und umgekehrt herrscht also augenscheinlich eb en keine strenge A eq ui va l enz d h beim Verschwinden eines bestimmten Quantums Spannk raft entsteht stets etwas weniger lebendige Kraft und für die aufgewendete lebendige Kraft immer ein etwas kleineres Quantum von Spannk raft , s o dass endlich di e S u m m e b eider oder die totale Energie gleich Null wird Doch ich kann hier blos wiederholen dass dieser Widerspruch mit dem Gesetz von der Erhaltung der Kraft ein nur scheinbarer ist , und dass wir die dem Anschein nach vernichtete Kraft an einem andern Orte im Raume und in anderer E r s ch ei nu ng s f orm aber in unverminderter Quantität wiederfinden lernen werden ! , " - ” . ‘ , . , . . , - . , , W V wesentl i ch b eim A ust ausch as von S pannkraft l eb end i ger Kraft gesch i eht Di e Erfahrungen welche und . bisher i n dem Gebiete der gr obm e hab en u ns zu ch a ni s ch en Bewegungserscheinungen gemacht h aben einer Erweiterung des Begriffes der Triebkraft oder Energie ge füh rt indem sie uns n öthi gten di e Triebkraft in Form von S p a n n k r a f t oder p o t e n t i e l l e r E n e r g i e von der Triebkraft in Form von l e b e n d i g e r K r a f t oder a c t u e l l e r E n e r g i e zu unterscheiden Zugleich gelangten wi r vermittelst dieser B egri fl s erw ei terun g zu einer neuen und p rä ci s en F ormu li run g des Gesetzes von der Erhalt ung der Kraft welche lautete : dass immer und unter allen Umständen f ür das Quantum Spannkraft welches verschwindet ein äquivalentes Quantum lebendiger Kraft auftritt dass somit die Summe dieser b eiden Grössen die totale Energie oder der g es a mm te Vorra th an Kraft durch das ganze Universum sich stets gleich bleibt e s e n werden Sie m i t Recht fragen a s gesc hieht denn aber im b ei all den mann igfachen Umwandlungen in der Erscheinungswelt w a s entspricht i n W i r k l i c h k e i t der Spann kraft und der leben digen Kraft und was ist denn e i g e n t l i c h da was geht vor wenn w i r von einem Vorhandensein und von einem Umsatz der lebendigen Kraft in Spannkraft oder umgekehrt S prechen ? In der That alle diese A u s drücke sowie die Redensarten von »M i tth ei l u ngct, »Uebertra gu n g t »A uf » Aufwand« von Kr a ft u s w si e werden meist nur fig ür lich und uneigentlich gebraucht und geben entweder zu unrichtigen Vorstel lungen Veranlassung oder erwecken w i e Sie wohl an sich selbst erfahren haben werden durchaus keine b estimmten und a n s ch a u l i ch en Vorstellungen von den wirklichen Vorgängen und Verhält nissen welche den sinnlich s o l ei ch t wahrnehmbaren Erscheinungen zu Grunde liegen Man nennt eben die Dinge gemeinhin nicht beim r echt en Namen oder vi elmehr man hält den verschiedenenSinn der , wi r , , , . ' WW , , , , _ , , . , , ’ , , , , , t , . , , . , . . , , Di e 2 30 Pi r n ci p i en d er m ec h a ni s c h N en a t ur au ffa s sun g . Worte indem si e gebraucht werden nicht scharf und streng genug auseinander I ch ho ffe i n des s dass es mir in der nach folgenden A u s ei n a n der s etzun g gelingen wird j ede Zweideutigkeit zu vermeid en und Ihnen diesen hochwichtigen Gegenstand zu anschaulichster Klarheit zu bringen An einem Gewichte das a u f dem Boden ruht an einem Kautschuk streifen der ni cht gespannt i s t beobachten wi r g a r k e i n e Kraft äusserung ; dennoch sind wi r überzeugt dass zwi schen dem Gewicht und der Erde sowie zwischen den M ol ecül en des K a u ts chu k str ei fen s gegenseitige Anziehung b esteht dass also ein an sich unbekann tes und unerkennbares E t w a s vorhanden ist welches das Bestreben h a t oder i s t die Massen und M a s s enth ei l ch en denen es innewohnt in einer b estimmten Richtung in Bewegung zu setzen und welches w i r Wenn wir das Wort in d i e s e m Sinne a l s eine Kraft bezeichnen gebrauchen meinen wi r also di e Kraft die wie die Schwere di e C o h ä si on ihren Sitz w i e gesagt in den materiellen E l em enta rth ei l ch en hat welche si e miteinander in Beziehung setzt ; j ede solche »Kraft« ist eine Wesenseigenschaft des Stoff es und daher selbstverständlich gerade Von der »Kraft« s o u n er s ch a ff ba r und unzerstörbar w i e di eser selbst in diesem Sinne gebraucht von j enem an sich unbekannten und uner kennbaren Etwas nämlich d a s von j edem Sto ffelemente unz ertrennbar ist das Gesetz ihrer Erhalt ung ihrer Un er s ch a fiba rk ei t und Unz er stör ba rk ei t kein Verdienst der Neuzeit ; es war vi elmehr in dem längst anerkannten Gesetze von der Erhaltung und Unveränderli chkeit des S t o f f e s mit ausgesprochen Unter Kraft deren Erhaltung d h deren Unzerstörbarkeit und Un er s ch a ffba rk ei t unser n e u e s Gesetz behauptet ist dagegen kein unb ekanntes und unerkennbares Etwas vielmehr ein ganz E rk enn bares und Bekanntes j a numerisch Ausdrückbares nämlich die Q u a n t i t ä t d e r A e u s s e r u n g oder W i r k u n g einer irgendwo v orh a n d e nen und ins Spiel kommenden Kraft zu verstehen Das was unser Gesetz von der Erhaltung der Kraft Neues a ussagt ist also : dass auch die Kr a ft ä u s s e r u n g oder Kraft w i r k u n g d h die Quanti tät der A r b c i t s l e i s t u n g aller Naturkräfte eb enso u n er s ch a ff bar und unz er störbar ist als »Kraft« und Sto ff selbst Was allein zerstörbar und wiederherstellbar i st was allein wechselt ist die Form w i e und der Ort im Raume w o die Kraft in dem hier gebrauchten Sinne des Wortes also die Kra ft ä u s s c r u n g oder Arb eitsleistung erscheint Die Schwere des a u f dem Boden liegenden Gewichts die C oh ä si on der in ihrer Gleichgewichtslage befindlichen M ol ecül e des u n g e d eh nten K a u ts chu k str ei f en s ä u s s e r n sich aber niemals und in keiner Weise , , . , , . b , , , , , , , , , , , , . , , , , , , , . ‚ , , , ’ , , . , , . . ‚ , , n , , . , , . . . , , , , , . , , Pi r n ci Di e 2 32 p i en d er m ec h an i s c h Nt en a u ra u ffa s s u ng . Wis s en wir doch dass nach dem Gesetz e von der Erhaltung und Unveränderlichkeit d es S t o f f e s Kraft und Sto ff gleich unz erstörbar und u n er s ch a ffh a r sind ! A u f alle diese Fragen müssen wi r entschieden mit »Nein« antworten ; es verhält sich in Wirklichkeit das Alles anders als wi r es uns nach dieser bil dlichen Ausdrucksweise vorzustellen wohl geneigt sein könnten Zunächst ist festzuhalten dass die Kra ft ä u s s e r u n g welche sich b eim H eb en des Gewichtes beim Dehnen de s Ka u ts ch uk str ei fen s gel tend gemacht und da s Vorhandensein einer wirklichen »Kraft« der Schwere dort der C oh ä si on hier überhaupt erst d ocu m enti rt hat eine i d e r s t a n d s l e i s t u n g ist Die beiden genannten Kräfte wider streben e ben der durch unsere Muskelkraft in der angegebenen Rich t ung b ewerkstelligten Veränderung der S tellung und Anordnung der M a s s en th ei l ch en im Raume si e h e m m e n und v e r n i c h t e n die in dieser Rich tung als Wirkung einer fi em den Kra ft entstehende oder vorhandene Bewegung w e i l un d i n s o f e r n si e ihrer Natur nach in dem Bestreb en bestehen Bewegung von e n t g e g e n g e s e t z t e r Rich tung zu erzeugen ; denn o ff enbar ist der Widerstand oder die Bewe a l s die e i n e A eu ss eru n g sfor m di eses h e m I n g nichts Anderes u n un s g g Bestreb ens selb st dessen z w e i t e A eu ss eru n g sform B ew egu n g s e r z e u g u n g i st In der That di e Schwere und die C ohä si on j a ganz allgemein j e d e Kraft mag es nun eine A n zi eh u n g s oder A bstos su n g sk ra ft sei n besteht in dem Bestreb en die Sto ffelemente denen sie innewohnt in d er ihr ei g en th üm l i c h en A n zi eh u n g s oder A bstos s u n g sri ch tu n g in B e und es liegt f erner im Begriff und Wesen der w eg u n g zu versetz en » Kra ft« in diesem Sinne des Wortes dass si e immer und unter allen Umständen i r g e n d e i n e A e u s s e r u n g s f o r m annehmen muss ; denn eine Kra ft di e sich nicht i r g e n d w i e s ei es durch eine sicht bare Veränderung oder durch ei ne andere unmittelbar n 1 c h t wahr äusserte wäre eb en gar nicht vorhanden Ob n eh m ba r e Wirkung nun aber eine irgendwo vorhandene Kraft die eine oder di e andere A eu s s erun g sform annimmt ob sie eine unmittelbar oder nur mittelbar wahrnehmbare Wirkung hervorruft das hängt erfahrungsgemäss von den Umständen ab eb enso wie die verschiedenen Arten in denen die sichtbaren Veränderungen sich kundgeben D er Natur der Sache nach b esteht j ede Verä nderung entweder in der Störung einer ruhigen Anordnung und Verth ei l un g der S tofiel e m ente im Raume also in der E r z e u g u n g und B e s c h l e u n i g u n g e iner Bewegung oder aber in der Störung der Geschwindigkeit oder der Richtung einer als Wirkung einer anderen Kraft vorhandenen , , , W . ' , , , , , , , . , ' , , , . , , , , , , , , , , , , . , , , , , . , , , V Au s ta u s c h von S p a nnkr a ft u nd l eben di g er Kra ft . 2 33 . Bewegung also in einer B ew egu ng s h e m m u n g und V e r n i c h t u n g ; denn es vermag die Kraft natürlich in s o lange ihre Bewegung e r z e u r m e n d e r u n s f o nicht anzunehmen d h s o lange keine wirk A u s e e s g g liche Bewegung in der ihr ei g enth üm l i ch en Wirkungsrichtung zu erz eu gen als si e e n t w e d e r durch eine in entgegengesetzter Richtung vorhandene Bewegung als Widerstandsleistung ü b e r w u n d e n wird o d e r durch ein ihrem Bewegung erz eugenden Bestreben das G l e i c h g e w i c h t haltendes H i n d ern i s s in Anspruch genommen i st Wir haben also d r e i Fä lle zu unterscheiden : E r s t e n s e s l i eg t d a s G e w i c h t a u f d e m B o d e n d e r K a u t s c h u k s t r e i f e n i s t u n g e d e h n t Beide Kräfte die Schwer kraft des Gewichtes w i e die C oh ä si on des el a sti s ch en S trei fen s befin den sich hier unter den an letzter Stelle angef ührten Umständen beide werden nämlich durch ein ihrem Bewegung erzeugenden Bestreben da s Gleichgewi cht haltendes H i n dern i s s in Anspruch genommen Beide Kräfte äussern sich unter diesen Umständen gar nicht ; si e führen keine irgendwelche Veränderu ng herb ei und wi r würden daher wi e schon bemerkt keine Ahnun g von ih rem w i r k l i c h e n Vorhandensein hab en i d e r s t a n d da kein e Weder leisten si e einen wahrnehmbaren durch eine andere Kraft bewirkte wahrnehmbare Bewegu ng vorhanden ist die gehemmt oder verni chtet würde ; noch können si e ih re B e w e g u n g e r z e u g e n d e Form annehmen und wirkliche Bewegung her vorruf en indem b ei der B erührung zwischen Gewi cht und Erdboden und ebenso b ei der vollständigen Abspannung des K a u tsch uk str ei fen s einer weiteren Verklei nerung der Zwischenräume zwischen den Mole und zwi schen den M ol ec ül en aus welchen di e c ül en des Kautschuks Massen an j enen Punkten bestehen w o sich da s Gewicht und der Erd boden b erühren in Folge der ab stossenden Kräfte der Materie ein unüberwindliches H i n derni ss entgegensteht Da ab er die Schwere und C oh ä si on trotzdem w i r keine Veränderung wahrn ehmen unzweif elhaft vorhanden sind und j ede »Kr aft« in dem hier gebrauchten Sinne d es Wortes a l s ein unzerstörbares dem S tofie innewohnendes Etwas selbst verständlich immer und unter allen Umständen irgendwie sich äussern muss ; s o kann die A eu s s erun g sform der Schwere und C oh ä si on hier nur 111 ei nem ruh igen D r u c k in einer andauernden gegenseitigen Pressung der M ol ec ül e im Sinne der Wirkungsrichtung der Kräfte o h n e j eden weiteren E ffect bestehen Wir drückten di eses Verhält niss früher so aus dass wir sagten : das mit der Erde in Berührung befindli che Gewicht der u n ge dehnte Ka u tsch u k str ei fen besitzen gar keine T r i e b k r a f t In Wirklichkeit heisst dies aber : di e Schwer kraft welche die Massen des Gewichtes und der Erde die C oh ä si on , ' , . . , , . , , . , W , , . , , , . , , , , , , , , , . , , , ‚ , , , , . , " , - . , , , Di e 2 34 P ri n ci p i en d er m e c h a ni s c h Nt a u r au en ffa s s u n g . welche die M ol ecül e d es Kautschuks b e s i t z e n äussern sich nicht nur sondern k ö n n e n sich ni cht durch eine wahrnehmbare Veränderung unter diesen Umständen bei Aufrechterhaltung der vorhandenen A ggr e g a tz u stän de der Körp er ü b e r h a u p t g a r n i c h t m e h r als Bewe gung e r z e u g e n d äussern und selb st als Bewegung h e m m e n d oder Widerstand leistend n u r d a n n wenn eine der Schwere und C oli ä si on entgegengesetzt gerichtete fremde Kr a ftäuss eru n g in Form von wirk licher w a h r n e h m b a r e r Bewegung entstehen würde Z w e i t e n s genau in derselben Art und Weise nämli ch b l o s al s ruhiger Druck oder andauernde gegenseiti ge Pressung der M ol ecül e äussern die Schwere und C oh ä si on ih r Bewegung erzeugendes B es tre b en wenn dieses Bestr eben n a c h e r f o l g t e r H e b u n g d e s G e w i c h t e s u n d D e b n u n g d e s K a u t s c h u k s t r e i f e n s zwar ni cht mehr als Widerstand leistend in An spruch genommen und überwunden wird dagegen ab er in seiner Wirkungsricht ung ein anderes u nüb er z B einen Sp errhaken in der zu treibenden s tei gl i ch e s H i n derni s s Maschine findet Unter di esen Umständen befinden sich die Schwere u n d C oh ä s i on trotz der vollbrachten H ebung und De hnung hinsichtlich ihres A eu ss erung sverm ög en s ab solut in d e n s e l b e n Verhältn issen w i e in dem vorhin b etrachteten Falle so l ange ni cht j ene s un der Sp errhaken z B e n t f e r n t ü b er s t ei g l i c h e Hi n d e rn i s s i s t E s wäre zwi schen den beiden Fällen überhaupt gar kein w e s en t licher Unterschied vorhanden wenn nicht eben durch di e v ora u fg eg an gene H ebung des Gewichts und D ehnung des Ka u ts chu k str ei fen s die Verth ei l un g und Anordnung der Sto ffelemente ein e andere geworden wäre und wenn j enes H i n d erni ss nicht entfernt werden k ö n n t e Sie erinnern s ich dass wi r unter s o b ewandten Umständen davon S prachen wi r hätten dem Gewicht durch die H ebung dem Kautschuk streif en durch die Spannung eine T r i e b k r a f t oder » ver liehen« welche die b eiden Körp er nun in Form von Sp annkraft oder p otentieller Energie »besässen« Vergegenwärtigen wi r uns j edoch den wi rklichen Vorgang welcher die j etzt vorhandenen Verhältnisse herb eige führt hat s o erkennen wi r mit voller Klarheit dass hier von der »M i tth ei l un g « ir gend einer w i e immer beschaffenen »Kraft ebenso wenig im eigentlichen Wortsinne die Rede sein kann a l s davon dass das gehobene Gewicht der gedehnte K a u tschu k strei fen nunmehr eine denn zwischen dem Gewicht und der Erde n e u e Kraft » besitze sowi e zwi schen den M ol ecül en des elastischen Streif ens herrscht immer nur einzig und allein e i n e u n d d i e s e l b e »Kraft« deren Intensität b ekann tlich in einer bestimmten gesetzmässigen Beziehung zur gegen seitigen Entfernung der Sto ffelemente steht nämlich d i e s e l b e , , , , , , . , , , , . , . . , , , , . , . . , . , , , , , , . , , , « , , , , , , x Die 2 36 Pi r n ci p i en d er m e c h a ni s c h N en a tu r a u ffa ssung . kei n neues Hi n derni s s wie der beispielsweise ange führte Sp errhaken in der zu treibenden Maschine im Wege läge in ihrer Bewegung indem si e nicht mehr e r z e u g e n d e n A eu s s eru n g s form sich zeig en In so f ern j enes a l s Widerstand leistend in Anspruch genommen sind neue H i n d erni ss Sp errhaken entfernbar ist k ö n n e n daher unter den b etrachteten Umständen Schwere und C oh ä si on g e r a d e s o v i e l B e w e g u n g in entgegengesetzter Richtung wieder e r z e u g e n a l s sie d urch ihren Widerstand gegen die H ebung des Gewichtes un d Span n ung des K a u ts ch u k s tr ei fen s verzögert und v e r n i c h t e t haben Mit Rücksicht a u f diese M ö g l i c h k e i t S pricht man von einem Q uantum T r i e b k r a f t welches das gehobene Gewicht der gedehnte K a u ts chu k s tr ei fen in Form von » Spannkraft« besi tzen In Wirkli chkeit »b esitzen« die fraglichen Massen und M a s s en th ei l c h en aber gar nichts weiter als neue räumliche Stellungen mit vergrösserten Zw i s ch enrä u men und die ihnen u n veräu s s erl i ch innewohnenden Kräfte der Schwere und C oh ä si on welche aber im Augenblick keine wahrnehmbare Ver ä nderung sondern an ge wi ssen Punkten höchstens einen ruhigen Druck o der Zug eine gegenseitige P ressung der M ol e c ül e b ewirken D r i t t e n s d a s g e h o b e n e G e w i c h t f ä l l t z u B o d e n der K a u t s c h u k s tr e i f e n e n t s p a n n t s i c h d h s e i n e M ol e c ül e f a l l e n g e g e n e in an d e r Wir haben eben gesehen dass mit der d urch die H ebung des Gewichtes sowie durch die Spannung d es Kaut s ch u k s tr ei fen s vollendeten neuen Anordnung und Verth eil un g der Sto ff e lemente im Raume die Zwischenräume zwischen den M ol ec ül en des K a u ts ch u k str ei fen s wie zwischen dem Gewicht und der Erde vergrössert worden sind und j e den fa ll s m ehr als das mögliche Minimum betragen ; s i e gestatten also wieder eine gegenseitige Annäherung der Massen und M a s s enth ei l ch en Wir haben ferner gesehen dass dabei zugleich d i e durch eine fremde Kraft erzeugte Bewegung verz ögert wurde und e ndlich ganz verschwunden ist während die natürlich unversehrt i d er sta n dl ei stu n g gezwungene g ebliebene und nun nicht mehr zur Schwere und C oh ä si on so fort ihre Bewegung erzeugende A eu s s eru n g s f orm annehmen das Gewicht somit gegen die Erde die Molecule des S treifens gegeneinander fallen müssen v o r a u s g e s e t z t dass kein neues H i n derni ss ein Sperrhaken oder dergleichen im Wege l iegt ; s ei es dass ein solches nie vorhanden war oder eben entfernt w orden i st Der bequeme bildliche Au sdruck für diesen Vorgang lautet : die v orhandene » Spannkraft « oder potentielle Ener ie b eginnt in »lebendige g K raft« oder actuelle E nergie sich »umzusetzen« oder zu » verwandeln« In Wirklichkeit geschieht j edoch nichts dergleichen sondern nur die? , , . . , , , ’ " , . , , . , , , , . , , , . , . . , . , W , , , , , , , , . . , , V Au s tau sc h von S p annkra ft u n d l eb en di g er Kra ft . 2 37 . ses : Das unter allen Umständen unversehrt bleibende und stets irgend wi e wirksame Bestreb en die Massen und M a ss en th ei l ch en in welche n Schwere und C oh ä si on ihren Sitz h ab en gegeneinander zu ziehen äussert sich einfach in seiner w i r k l i c h e Bewegung e r z e u g e n d e n Form oder wie man es anders ausdrückt a l s Triebkraft in Form von weil eben unter den ange » lebendiger Kra ft« oder a ctu el l er Energie führten Umständen weder seine Widerstand leistende A eu s s er u n g s form vorhanden i st noch die durch dasselb e begonnene Bewegung selbst irgend ein absolutes H i n d erni s s findet Die M a s s enthei l ch en und die ganzen Massen erlangen somit im Sinne gegenseitiger Annäherung eine conti nu i rli ch wachsende G e s ch w i n di g k ei t und dadurch v e r k l e i n e r n sich die Zwischenräum e zwischen den M ol ec ül en des Kautschuks eb enso wie zwischen dem Gewicht und der Erde ; in gleichem Schritt mit der Verkleinerung d er Zwischenräume schwindet aber auch selb stverständlich j ene Anor dn ung und Verth ei l u ng d e s Stoff es im Raume welche durch die gemeinschaft liche Arbeitsleistung als Resultante der Quantität der überwundenen i d er sta n d sä u ss er u ng der Schwere und C oh ä si on und der Quantität der durch eine fremde Kra ft erzeugten Bewegung herbeigeführt wor den war Und so wre b ei der Herstellung der räumlichen Verth ei l u n g u nd Anordnung der Sto ffelemente mit v e r g r ö s s e r t e n Zwischenräumen ein Quantum von fremder Bewegung v e r S c h w a n d und ein Quantum des Widerstandes oder der B e w e g u n g h e m m e n d e n A eu ss eru n g s form der Schwer e und O oh ä si on durch eben j enes Quantum fremde r Triebkraft ü b e r w u n d e n wurde genau ebenso e n t s t e h t j etzt b ei der allmählichen Wiederherstellung der früheren räumlichen Verth ei lung un d Anordnung der Stoff el emente mit minimalen Zwischenräumen ein ganz gleiches Quantum B e w e g u n g in entgegengesetzter Rich tung in der Richtung nämlich der Schwere und C oh ä si on ; denn es werden beide Kräfte die Schwere und die C ohä si on j etzt nothwendig d i e s e l b e Quantität von Bewegung zu e r z e u g e n im Stande sein a l s si e früher Bewegung gehemmt oder Widerstand geleistet haben da j a B ew egu n g s h e m m u n g ( Widerstand) und B ew eg ung s e r z e u g u n g ( lebendige Kraft oder actuelle Energie ) nur zwei verschiedene A eu ss erun g sform en e i n e r und d e r S e l b e n Kra ftq u a n ti tä t sind Wenn d emnach von einer irgendwo vorhandenen Q u a n t i t ä t von cc gesprochen wird »S a k a f r nn t so fusst man dabei nach dem was ich p heute über das Wesen der Triebkraft in Form von Spannkra ft oder potentieller Energie und über das w a s ihr i n Wirklichkeit zu Grunde liegt gesagt habe einfach darauf dass nachdem die Schwere u n d , , , , , , , , , . W , , . , , , , , , , , " . , , , , , , . 2 38 Di e Pi r nc i pi en d er m ec h a ni s c h N en a tu r a u ffa s sung . W unter den bezeichneten Umständen B ew egu n g e r z e u g e n d sich zu äussern die M ö g l i c h k e i t haben die Quantität dieser m ö g l i c h e n und eventuell w i r k l i c h gewor denen Bewegung g e n a u ä q u i v a l e n t ist der Quantität des von der Schwere und O oh ä si on vorher geleisteten Widerstandes Eine Q u a n t i t ä t Spannkraft oder potentieller Energie kann j a eigentlich nichts And eres sein ai s j ene Quantität des unzerstörbaren i rk un g sb estr eben s der Schwere resp C oh ä si on welch es in Form von Widerstand oder B ew e gu n g s h e m m u n g zur Erscheinung gekommen war und nun in die Möglichk eit versetzt i st seine Bewegung e r z e u g e n d e A eu ss eru n g sform anzu nehme n Hieraus b egreift sich denn mit L eichtigkeit dass die Quan ti tä t der möglich en d h eventuell auch wi rklich erzeugbaren Bewe gun g der Quantität j ener Bewegung von entgegengesetzter Richtung gleich sein muss welche in Folge der Widerstandsleistung der Schwere und C oh ä si on verzögert und endlich vernichtet worden war Es begreift sich ferner di e strenge A equ i va l en z einer Quantität von Sp annkraft welche verschwindet und der Quantität von wirklicher Bewegung welche dafür entsteht In unserer bildlichen ihrer Bequemlichkeit wegen mit R echt all gemein gebrauchten Ausdrucksweise sagen wir um den eben er örter ten Vorgang zu b ezeichnen : eine Quantität » Spannk raft« wird »um c oder »verwandelt« sich in e i ne genau äquivalente Quantität z e e t t s g von »lebendiger Kraft« In Wirklichkeit besteht j edoch der eig entliche Vorgang darin dass die Schwere und die C oh ä si on welche in ihrer w i r k l i c h e Bewegung erzeugenden A eu s s eru n g sform vorhanden sind die räumliche Anordnung und Verth ei l u ng des Sto ffes dahin verändern dass die Zwischenräume zwischen den M a s senth ei l ch en und zwischen den ganzen Massen sich verkleinern In j edem gegebenen Augenblick b esitzen die b ewegten Massen und M a s s enth ei l ch en also eine b estimmte Geschwindigkeit oder lebendige Energie und die dieselben trennen den Zwischenräume haben sich um einen b estimmten Betrag ver kleinert D a s i s t A l l e s Indessen inso fern wir von einer Quantität dürfen wir auch von einer Quantität » Spannkraf t « sprechen konn ten und diese i st nichts Anderes als die vor » lebendiger Kraft« reden handene Quantität der Geschwindigkeit welche die in der Richtung der Schwere und C oh ä si on b e w e g t e n Mass en und M a s s enth ei l ch en b e r e i t s e r l a n g t haben Könnten w i r d i e R i c h t u n g der vorhandenen Bewegung plötz lich umkehren oder wäre S l e aus i rgend einer Ursache die der j etzigen diame tral entgegengesetzte so würde die Quantität der eben erlangten Geschwindigkeit gerade ausreichen um die im Augenblick gegebenen C oh ä s i on , . , , . , , . , . , . , . , , , . , , t . , , , , , . , . . , , , . , , , VI . A ll gemeines M aass der m ech ani s ch en A rb eit S ch einb are A u snahmen vom all gemeinen . G eset ze . Ich werde Ihnen im L aufe dieser Vorlesungen den Beweis lie fern , dass sich dem Gesetze von der Erhaltung der Kraft ähnlich wi e die Schwere und C oh ä si on erfahrungsgemäss auch die anderen wi rk ung s oder arbeits f ähigen Naturkräfte i n sg es a mm t ohne Ausnahme fügen und dass somit nicht die kleinsten Quantitäten von Kraft oder Arb eit erschaff en oder vernichtet werden können Um j edoch die strenge All n k w i r m i unseres Gesetzes nachzuweisen müssen zunächst e e i l t i e i t g g g und vor Allem ein exactes und a l l g e m e i n e s M a a s s f ü r d i e Q u a n t i t ä t d e r m e c h a n i s c h e n K r a f t in ihren verschiedenen A eu s s erun g sform en suchen Die Formeln nach denen der numerische Ausdruck für die Quantität der Kraft zu berechnen sein wird werden nothwendig verschieden gestaltet sein müssen da w i r die vers chi e denen Arten oder Formen der Kra ftä u s s erun g en zu berücksichtigen ö hi t sind die i r er f ahrungsgemäss kennen geler t h ben n e t n g a g 1 ) Es s ei eine Kra ft gegeben welche in irgend einer Richtung so lässt sich immer ein bestimmtes Gewicht a u f einen P unkt wirkt denken welches in entgegengesetzter Richtung a u f denselben Punkt wirkend ihr gerade das Gleichgewicht halten wird Dieses Gewi cht ( P) i st dann o ff enbar das Maass der n eu tr a l i si rten Kraft und man kann a u f diese Weise einen numerischen Ausdruck dafür in Pfunden oder Kilogrammen finden B ei l äu fig s ei hier in Erinnerung gebracht dass das Product aus der Dichtigkeit ( D ) und dem Volumen ( V) eines Körp ers seine Masse ( M ) heisst : , , , , , . , W . , , , , . , , , , . , , . , M f erner , s ta n ten V o D; dass di e Masse ( M ) eines Körp ers m u l ti p li ci rt mit einer con G rösse ( g) welche der Beschleunigung entspricht die ein j eder , , , VI . A llg em ei n es d er m e c Ma a s s h a ni s c h A b it en r e 241 . Körp er welches auch seine Natur und Masse sein ma g bei freiem Falle durch —die Schwere in der Zeiteinh eit erfährt das Gewicht ( P) des Körp ers ausdrückt : , , , P M g . J ede Kraft übt wenn S ie durch eine i n entgeg engesetzter Richtung wirkende im Gleich gewicht gehalt en wird ähnli ch w i e die Schw ere eines a u f dem Boden ruhenden Körp ers zwar einen Zug oder Druck aus allein si e b ewirkt keine L agenveränderung keine Ver schiebung der Massen im Raum sie lie fert keine Triebkraft si e leistet keine mechanisch e Arb eit Soll Arbeit gel eistet werden s o g e n ügt es nicht dass eine Zug oder Druckkraft vorhanden sei ; hierz u ist erforderlich dass die Kraft den Widerstand w elcher ih r da s Gleichgewicht hält üb erwi ndet und die i der sta n dl ei sten de M a sse im Raume verschiebt Um also den Werth der geleisteten Arbeit oder die Quanti tät der Kraft welche diese Arbeit zu leisten vermag zu b e stimmen müssen zwei Dinge b erücksichtigt werden a ) die Grösse des üb erwundenen iderstandes und b ) die L änge des Weges um welche di e Verschiebung der Massen im Raume stattgefunden hat Nehmen wir an eine Maschine werde durch ein Gewicht von 1 Pfund getrieben welches in 2 4 Stunden 6 Fuss herabsinkt ; s o wird wenn wir uns zwei solche Maschinen von genau derselben Art und Constr uction gleichzeiti g thäti g denken durch die zwei vorhandenen Pfu n dg ew i ch te die d o p p e l t e Arb eit geleistet Daraus erg ibt sich dass bei gleicher Fallh öhe das Quantu m Trieb oder Arbeitskraft der G r ö s s e d e s G e w i c h t e s prop ortional ist G eben w i r dagegen dem S eil an welchem das Gewicht hängt und zieht die dopp elte L änge so dass das Gewicht statt 6 Fus s 1 2 Fuss fallen kann s o wird es di e Maschine z w e i Tage lang im Gang erhalten und es wi rd im Ganzen ab ermals eine d o p p e l t e Arb eit geleistet ; die Quantität der Trieb oder Arbeitskraft i st also unter übrigens gleichen Umständen auch der F a l l h ö h e proportional Hieraus folgt dass das Product aus der Grösse des Gewichtes ( P) Ph mit der H öhe ( h) a u S der es herabsinken kann da s Maass ist sowohl für geleistete mechanische Arbeit als für die Quantität der Kraft , welche diese Arb eit leistet Um 4 Kilogramm 1 Meter hoch zu heben brauche ich o ff enbar 4m a l soviel Kraft a l s u m 1 Kilogramm 1 Meter zu heben ; ab er mit demselb en Kra ftq u a n tu m welches hin reicht 4 Kilogramm a u f 1 Meter H öhe zu heben kann ich auch 1 Ki lo gr amm 4 Meter oder 2 Kilogramm 2 Meter hoch heben u s w In der T hat di e Ei nheit des von den Technikern al lgemein a n C z e r m a k S ch ri fte II 16 2) , , , W , , . , , , W , , , , ' . , , , , , . , , , , . , . , , , , , , , . , ' , , . , , , , . , , n. . . . Di e 2 42 P r i nci p i en d er m ec h a ni s c h N en ff a tu r a u a s s u n g . das F u S S p f u n d oder K i l o g r a m m m e t e r Diese M a a ss ei nh ei t ist aber deshalb technisch allgemein verwendbar weil sich j ede Maschine mag sie welche Art mechanischer Arbeit immer zu leisten haben durch ein hinreichend schweres hinreichend hoch gehob enes Gewicht treib en liesse wenn und weil man j ede S olch e Ma e s a u s j ener H öhe herabsinken kann schine wiederum s o arbeiten (lassen könnte dass die A r t der g el ei ste ten Arbeit einfach in der H ebung einer L ast b estände P h Um der technischen Formel den allgemeinen wisse n hat man den Begriff und das Zeichen s ch a ftl i ch en Ausdruck zu geben der M a s s e ( M ) in dieselb e eingeführt I ch hab e Sie vorhin daran er innert dass das Gewicht P durch M g ausgedrückt werden k ann S u b s ti tu i ren w i r M g f ür P in unserer Formel s o finden w i r dass gewendeten ‚ M a a s s es für A rb ei tsg r össen i st . , , , , , ’ , , . ' , . . , o P o h , o M h g , . Diese beiden Ausdrücke sind nun das Maass nach welchem w i r ein j edes Quantum von Arbeitsleistung sowohl wie von Trieb oder Arbeitskraft wie es u n s in Form von S p a n n k r a f t oder p otentieller Energi e eines gehob enen Gewichtes eines gespannten elastischen Körp ers u s w entgegentritt zu messen haben 3 ) Wir müssen aber noch eine Formel f ür das gleiche Quantum von Arbeitsleistung und Trieb oder Arb eitskra ft in Form von l e b e n d i ge r K r a f t oder a c tu ell er Energie finden was durch folgende ein f ache Berechnung geschieht : J edes elementare L ehrbuch der Ph y sik enthält und b eweist den Satz : dass die Geschwindigkeit ( v) welche ein aus der H öhe ( h) frei herab fallender Körp er durch die fortwährende Beschleunigung der Schwere ( g) am Ende des Fallraumes erlangt hat zu der Gleichung ? f ührt v 2 h oder i ) V 9 , , , , . . . . , , , , . , man beide Theile der letzteren Gleichung M u l ti p l i ci rt de s halben Masse J g o , u n d s om i t 122 _ 2 der Körp ers so hat man : 2 M mi t M ogo t . h . ist die technische Formel M g h die allgemeine wissen s ch a ftl i ch e Formel f ür die geleistete A rbei tsg rös s e und für die Quan während nach der ti tä t der Sp annkraft oder p otentiellen Energie P h , , Formel v2 M 2 dieselbe Quantität geleisteter Arbeit und Triebkraft in 2 44 Di e P r i n ci pi en d er m e c h an i s c h Nt en a u ra u ffas s un g . Momente der g a n z e Kr a ftvorra th a u f e i n m a l in lebendige Kraft verwandel t und dadurch allein den Massen des Pfeiles und Bolzens eine s o bedeutende Geschwin di gk eit erth ei l t w i e sie solche durch einen Wur f aus freier H and niemals hätten erlangen können Dieser E ffect i st also nicht etwa dadurch erreicht worden dass A rmbru st und Büchse Triebkraft n e u erzeugt haben sondern dadurch dass si e den Vorr a th an Sp annkra ft den ich langsam und allmählich aufg espeichert hatte plötzlich und a u f einma l verausgabt haben Und wodurch gelang es denn die Triebkraft meines Armes derart in beiden Waff en anzu sammeln ? Allein dadurch dass sie einem unüberwi ndlichen Hinder niss begegnete welches sie in der Richtung ihres B ewegung erzeugen den und beschleunigenden Bestrebens hemmte Die Kraft nun durch deren Wirkung wir da s H i n derni ss fortschafften nennt man di e a u s l ö s e n d e Kraft und si e kann möglicherweise so gering gegen den Spannk raft Vorra th sein dass die aus der Spannkraft entstehende lebendige Kraft der s chl i es sl i ch e Effect in gar keinem Verh äl tni s s zur auslösenden Kraft steht E s handelt sich hier eben nicht um ein cau s al es Verh ä l tn i ss zwischen d er auslösenden Kra ft und dem E ffect so n dern nur um ein zeitliches um ein Successions Verh ä l tni s s E s i st um so wichti ger sich mit dem Principe der »Auslösung der Spann kräfte<< vertraut zu machen weil namentlich die Kra ftäu s s erun g en un d lebendigen T h ä ti gk ei ten der thi eri sch en Organismen vielfach gerade a u f diesem P rincip beruhen Einen der »Auslösung« entgegengesetzten E ffect beobachten wi r bei unseren Uhren sei e s dass si e durch Gewichte oder durch Federn getrieben werden Indem w i r si e nämlich aufziehen S p eichern wi r in kürzest er Zeit einen Vorra th von Sp ann kraft in ihnen an welchen sie s o allmählich verbrauchen , dass s i e Tage Wochen j a selbst Jahre ununterbrochen geh en können In beiden Fällen also bei d en Geschossen w i e b ei den Uhren han delt e s sich einfach um eine v e r s c h i e d e n e V e r t h e i l u n g u n d V e r a u s g a b u n g des ihnen m i tg eth ei l ten Kra ftvorra th es i n d e r Z c i t D er Widerspruch dieser Erfahrungen gegen da s Gesetz von der Erhaltung der Kraft ist also ein nur scheinbarer Gewi nn und Verlust an Arb eitskraft erweisen sich immer blos als illusorisch Hier i s t auch der Ort von j enen Vorrich tungen oder Maschinen zu S prechen welche dazu dienen sehr b edeutende mechanische E ffe cte unt er v erh äl tni s sm ä ssi g geringer Anstrengung hervorzubringen Wer da z B glaubt bei der Anwendung von H e b e l F l a s c h e n z u g und W i n d e einen Gewinn an Arb eitskra ft Zu bewirk en i st in einer Täusc hung b efangen der Gewi nn i st eben nur ein scheinbarer ; denn , ' , . , , , , « . , , ‘ , , . . , , , - , , , . , - . , , , . , , . , , , , . , , . . . , , , . . . , , , ' , VI . A llgem ei n es M a a s s wir d er m ec h a ni s c h A b it r en e 2 45 . überzeugen uns leicht dass der schliesslich erzielte E ff ect das Quantum der während einer bestimmten Zeit geleisteten Arbeit nie mals grösser ist als da s Quantum der Triebkraft welche w i r während dieser Zeit au fw enden Wir könn en allerdings vermittelst eines H eb els 2 Pfund durch 1 Pfund heben ; aber während das Pfu n dg ew i c h t 2 Fuss f ällt steig t d a s dopp elt s o schwere Gewicht nur a u f di e halb e H öhe ; die Anzahl der F u S S p fu n de geleisteter Arb eit und der ins Spiel gekommenen leben di gen Kraft bleiben sich absolut gleich J a die totale A rb ei ts a l r e d h die Summe aus dem Quantum der ursprünglich s ö s s g S p a n n k r a f t vorhanden gewesenen Tri ebkra ft und dem Quant um d er in der gegeb enen Zeit wi rklich geleisteten mechani schen Arb eit ist sogar immer merklich kleiner als dem ursprünglichen S p a nnk r a fts q uant um eigentlich entspricht ; denn dieses hätte d a s s e l b e Quantum Arbeit in k ü r z e r e r Z eit leisten können wenn nicht ein Theil der Triebkraft zu r Ueberwi n dun g des Reibungswiderstandes u s w dem mechanischen N utz effe ct verloren gegangen wäre Von einem Gewinn an Arb ei tskraft ist also hier in keiner Richtung die R ede Dies gilt ebenso auch für den Flaschenzug u n d die Winde Beim Gebrauch dieser Maschinen fällt noch ein anderer Umstand n ämli ch d a s Verh äl tn i ss in welchem die Geschwindigkei t mit welcher sie eine bestimmt e Arb eitsleistung verri chten z u dem scheinbar erzielten Kraft gewi nn steht ganz besonders in die Augen I ch kann z B ver mittelst dieser Winde mit sehr geringer Anstrengung ein Gewicht das ich mit frei er Hand kaum zu heb en im Stande bin 1 F uss hoch heben ; um es aber 6 Fuss hoch zu heb en brauche ich 6 mal s o viel Zeit wenn ich di e Anstrengung ni cht entsprechend vergr össern will I ch hab e also schliesslich doch keine Kra ft gewonnen sondern gerade s o viel verbraucht als eb en nöthi g ist Auch hier handelt e s sich daher nur um eine verschie dene Ver th eil un g und Verausgabung des z ur E r r ei ch u n g eines E ff ecte s n öthi g en Kra ftvorra th e s in der Z e i t a s a u f den ersten Blick als A u snahme erscheinen kö nn te di ent bei genauerer Betrachtung n ur dazu die allgemeine Regel zu bestä tigen : es kann nirgends Kra ft verloren , nirgends Kraft gewonnen werden , , , , , . , . , » . , . , , . . . . . . , , , , . . , . , W , , , . , . . , , . V II W . Das m ech ani s ch e A equi val ent der ärme . E s waren bis j etzt die Erscheinungen der den sinnlich wahr , n eh mba r en Massen oder Molen i nw ohn en den Schwere und C oh ä smn welche u n s das Gesetz von der Erhaltung der Kraft m a ni festi rten ; w i r haben heute einen Schritt weiter zu thun und seine Geltung im Kreise d er m ol ecu l a r en und atomistischen T h ä ti gk ei t aufzusuchen Hier ist ein l u fter fül l ter Glasballon der mit dem Queck silber—Manometer ( bei a Fig 4 ) mittels eines Korkes in Ver bindung steht I ch pump e neue Mengen L uft in den Ballon wodurch ich das elastische G a s com p ri m i r e d h die unmessbaren Zwischenräume zwischen den M ol e cül en der A bstos su ng s kraft des Gases entgegen verkleinere und ihm s o eine Trieb kraft in Form von Spannkra ft m i tth ei l e H abe ich bei einem früheren Versuche durch das Dehnen eines elastischen Kaut s ch u k s tr ei f en s die A n z i e h u n g s kra ft der M ol ec ül e über wunden s o d a ss si e als Sp annkra ft aufgesp eichert ward so bewerkstellige ich hier das Entgegengesetzte i ch presse das elastische Gas zusammen überwinde dadurch die A b Fig 4 M a o meter s t o S s u n g s k r a ft der M ol e cül e die sich in Folge davon als Spannkraft anhäuft Sobald ich den H ahn des Manometers ö ff ne geht diese Spannkraft in lebendige Kraft üb er und leistet Arbeit ; Sie sehen wie so fort die Quecksilbersäu le im äussern Schenkel c d em p org e hob en wird Genau dieselbe Arbeitsleistung kann ich ab er auch a u f eine andere Weise erreichen wenn i ch nämlich anstatt der Muskelkraft meines pumpenden Armes eine andere Naturkra ft aufwend e um das elastische Gas zu S pannen Hier ist eine brennende Spirituslamp e welche W ä r m e hervorb ringt I ch halte die Flamme derselben unter den Glasballon D as Glas und die eingeschlossene L uft erwärmen sich wi e , . , . . , . , . , , , . \ , , ‘ , n . , . , , ' . , , . , " . . , Di e 2 48 Pi r n ci p i en d er m ec h ani s c h Nt en a u ra u ffa s s ung . h e r E f f e c t b l e i b t a u s : das mit dem A pparat in Verb i ndun g 0 D 1 0 i C st he Wärme welche u 0 ! ebrachte The mometer bleibt f e r a e n , g wie S i e unmittelbar sehen 1m Wasser und Wasserdamp f vers chwi ndet erscheint ganz und unmittelbar als ein bestimmt es durch F u S S p funde oder Kilogramme ausdrückbares Qu antum m e e h a n i S ch e r T r i e b od er A rb eitskraft Eine dieser ähnliche Erfahrung machen wi r bei einem an dern Ver I ch habe hier einen Ballon mit c om p ri m i r ter L uf t ; si e hat j etzt s uche der T h erm om u l ti p l i c a tor d ieselb e Tempe ratur wie die Umgebung in dem wir bekanntlich einen äusserst empfindlichen Wärm emess er b esitzen steht deshalb a u f Null O effn e ich den H ahn s o strömt die L uft mit Gewalt hervor leistet also mechanische Arbeit u n d beachten Sie wohl gleichzeitig sinkt di e Temperatur der arbeitend en L uft ! D i e verschwi ndende Wärme äuss ert sich als mechanische T riebkraft Si e wird wie j ede andere Triebkraft v e r b r a u c h t i nd em sie A rb ei t leistet die Arbeit entsteht a u f K o s t e n der Wärme Wie umgekehrt a u f K o s t e n v o n m e c h a n i s c h e r A r b e i t W ä r m e e n t s t e h t i st eine Allen bekannte E rfahrung Wer von Ihnen kennt nicht die durch Reibung Druck und Stoss erzeugte Wärme ? Wie der Naturmensch durch G eg en ei n an d errei ben v on z wei H ölzern sich sein Feuer b ereitet reiben auch wir u n s gegen d en Winterfrost die H ände ; der Fuhrm a nn wieder fettet die Räder fl ei s si g damit die Reibung geringer werde und so durch die Reibungswärme ni cht zu viel der angewandten mechanischen Arbeitskraft seiner Z u g thi er e verloren gehe Wie in unserem Versuche die Arb eit a u f Kosten der Wärme erzeugt worden ist ebenso sehen wi r also in der täglichen E r fahrung die Wärme a uf Kosten von Arbeit entstehen Wir kommen hier zu ein em der wichtigsten und b edeutungsvollsten Ge setze welches die moderne issenschaft aufge funden hat Von der Auffindung dieses Gesetzes und dem damit zusammenhängenden G e setz e von der Erhaltung der Kraft da ti rt der grossartigste F ortschritt den die g e s a mm ten Naturwissenschaften seit der Entdeckung des G ra vi ta ti on s g e s etz e s durch NE W T O N gemacht haben ; denn dieser F ort schritt hat zur E rk enntni s s des eigentlichen Wesens und der wahren Nat ur der Wärme sowie zur erfa hru ng sm ä s si g en Begründung der gan zen modernen mechanischen Naturanschauung ge führt Die genauesten Untersuchungen und Messungen von R J M AYE R J OUL E C L AUS I US und F AV R E hab en nämlich ergeb en dass sich die U m w a n d l u n g oder T r a n s f o r m a t i o n der mechanischen Arbeit in Wärme und umgekehrt welches immer auch die Umstände na ch Z eit und Ort sein mögen nach einem u n w a n d e l b a r e n c o n s t a n t e n s c . , , , , e t . . , . , , , , , ’ , , , . , , . , “ , , W . , ‘ , . , . , , . . , , , , , . , VII . D a s m ec h a ni s c h e A equ i va l en t d er W ärm e 2 49 . vollzieht d h dass für das Quantum Wärme welches a u f w i e sich dies bei unseren Ver gewendet wird und verschwi ndet suchen am Thermometer durch d a s Ausbleiben einer T emp eratur steigerung oder d urch da s S i nken der Temp eratur kundgegeben ein constantes genau gleiches Quantum mechanischer Arbeit entsteht u n d umgekehrt Doch dieser Gegenstand i st von solcher Wichtigkeit dass ich noch länger bei d emselben verweilen muss Verhä l tni ss . , . , , , , , , , . , . Es war im Jahre 1 842 dass R J M AYE R pr aktisch er A rzt in H eil bronn zuerst den Gedanken von der N othw en di g k ei t eines c on sta nten A equ i va l enz v erh äl tni s ses zwi schen mechanischer Arbeit und Wärme entwi ckelte und aussprach M AY E R wi rd daher unb estritten als der erste intellectuelle Urheber des grossartigsten F or ts chri tte s der moder nen Naturwissenschaft angeseh en Dies es Verdienst wird dadurch ni cht geschmälert dass unabhängig von i hm und fa st zu derselben Z eit 184 3 J OUL E in Manchester die ersten V ersuche verö ffentli chte welche den experimentell en Bewei s für die A eq u i va l enz geliefert und zur n u m e r i s c h e n B estimmung de s A equ i va l en z verh ä l tni s s es der Wärme geführt hab en Es geschieht j a so häufi g dass wenn die Entwickelung der Mens chhei t bei einem gew i ssen P unkt e angelangt i s t a u f welchem di e E rk enntni s s einer grossen Wahrheit s o zu sagen logisch nothwendig erfolgen muss diese Wahrhei t gleichzeitig mehreren bevorzugten G ei stern aufgeht Doch di es nur b eiläufig ; denn es ist mir weniger um historische Notizen zu thun a l s um di e klare Auseinandersetzung des Sinnes und d er Bedeut ung der mechanischen A equ i va l en z der Wärme Zu diesem Zweck e werde ich Sie mit den Mitteln und Wegen einiger massen bekannt zu machen suchen durch und a u f wel chen man die C on sta nz des fraglichen A eq ui va l enzv erh äl tn i s s es bewi e sen u n d die Zi fl er desselben best immt hat Sie werden begreifen dass wenn es gelingt d a s zur Unterhaltung der R e i b u n g aufgewen dete Quantum m e c h a n i s c h e r A r b c i t oder T riebkraft genau zu mess en und mit der ebenfalls genau gemessenen ä r m e q u a n t i t ä t zu vergleichen welche durch die Rei bung eben entstanden i st damit auch di e Möglichkeit gewonnen wird das Aequi v a l en zv erh ä l tni s s zwischen mechanischer Arb eit und ärme n a ch z u weisen und numerisch zu b estimmen J O UL E s Versuche hatten nun di esen Weg im Auge und in der That erreichte er auch a u f ihm das angestrebte Ziel Der M ech a m sm u s dessen er sich be di ente war ein ganz einfacher Ein fallendes Gewicht drehte ein Schaufelrad da s im Innern einer Wasser oder Qu eck si l berm a ss e durch feste Hindernisse . , . , , ! . . , , , , . , , , , . , . W , . , , , , , “ , W , ’ . , . . , , , Pi W Di e 250 r nc i p i en d er m ec h a ni s c h N en a t ura u ffa s su ng . in seiner Bewegung verzögert wurde D i e Reibung der F l üssi gk ei ts th ei l ch en gegeneinander an den f esten Hindernissen und an den Rad schaufeln entwickelte eine Wärmemenge die nach dem Temp eratur zuwach s der verschiedenen Theile des Apparats leicht zu bestimmen ar Die au fgewendete Triebkraft oder Arbeit zur Unterhaltung der Drehung des Schauf elrades war gegeb en durch den Fall d e s treib enden Gewichts Unter Berücksichtigung der C orr ecti on en welche di e Rei bung der beweglichen Theile der Maschine ausserhalb der ca l ori m e trischen Theile derselb en n öthi g macht ergab sich dann unmittelbar das Verh äl tni s s zwi schen der aufgewendeten Arbeit un d der erzeugten Wärmemenge Während so das Quantum der verbrauchten Triebkraft von J OUL E mit der entstandenen Wärmemenge verglichen ward b edurfte es auch ein er Reihe von Ver suchen bei welchen umgekehrt die verschwindende d h a u f g e w e n d e t e W ä r m e m e n g e verglichen ward mit dem Quantum von T r i e b k r a f t welche dadurch entsteht also mit dem Quantum A rb eit welches durch die verbrauchte Wärmemenge geleistet wurde In di eser Richt ung stellte H I R N seine Versuche an und auch ihm gelang es seinen Zweck vollko mmen zu erreichen Als das mechanische A equ i va l en t der Wärme hat sich nun aus allen diesen Versuchen mit Sicherheit die Zahl 4 2 5 herausgestellt Sie drückt aus dass e s als mechanische L eistung b etrachtet genau da s selb e thun heisst ob man eine Wärmemenge erz eugt die im Stande ist die Temp eratur eines Kilogramm Wasser um 1 0Celsius zu erhöhen was man eine ä r m e e i n h e i t oder Calorie nennt oder ob man ein Gewicht von 1 Kilogramm a u f 4 2 5 Meter H öhe emp orhebt Für j ede Wärmeeinheit die verschwindet entsteht ein Quantum Arbeit von 4 2 5 Ki l ogr a mm m etern ; so Wie das Quantum Arb eit welches 1 Kilogramm leisten kann das 4 2 5 Meter hoch herab f ällt im Stande ist die Tempe 0C 1 1 von Kilogramm Wasser um zu erhöhen Kurz der me t u r ra ch a ni s ch e Kra ftaufwand ist für beide L eistungen genau g l ei ch w erth i g Und dieses A equ i va l enz v erh äl tni s s gilt ganz allgemein d h in allen Fällen wo eben f ü r und d u r c h den Verlust oder Verbrauch von einer Wärmemenge eine Quantität Triebkraft oder Arbeit entsteht und um gekehrt welches auch die Umstände die Mittel und Vorgänge einer solchen Transformation sein mögen . , , , . ' . , , . , , , . . , , , . , W . . , , , , , , , . , , , , , . , . , . , . . , , , , . Di e 252 P i i pi r nc d er m ec en h a ni s c h N en a tu ra u ffa s su ng W W W . Erklärung der ve rschiedenen E rscheinungen welche sich b eim E rwärmen und Erkalten der verschiedenen Substanz en beim Wechsel d er Aggregatzustände derselb en u s w zeigen wurde den p on d er a b l en Körp ern eine verschiedene Fähigkeit zugeschrieben grössere oder klei n ere Mengen des O a l ori c u m s oder Wärmesto ffs au fzunehmen und zu Diese Fähigkeit b estimmte verschiedene Mengen latent zu b inden machen nannte man die S p eci fisch e » ärm eca p a ci tät« der Körper Von allen ärmeerscheinungen bot die th a tsä chl i ch e Möglichkeit d u r c h r e i n m e c h a n i s c h e M i t t e l Wärme zu erzeugen die grösste S chwierigkeit einer be friedigenden und ung ezwungenen Erklärung Um z B zu erklären warum eine n ach der materiellen Wärmetheorie Bleikugel di e wir hämmern warm wird musste man annehmen das s d urch da s H ämmern die Zwischenräume zwischen den Bl ei th ei l ch en ärmesto ff versteckt haben und i n welche sich das Caloricum oder der » latent« geworden sein sollte verkleinert würden und nun nicht mehr d ieselbe Wärmemenge beherbergen könnten Wie zuvor Diese Annahme welche 1m ersten Augenbli ck noch leidlich plau s ibel erscheint ist j edoch völlig unstattha ft u nd ungenügend und zwar g ebührt da s Verdienst dies durch schl a gende Versuche nachg ewiesen un d damit den ersten vernichtenden Stoss gegen die materielle Wärme t heor ie ge führt zu haben dem Engländer Gra fen RUMF O RD welcher s ein Verdienst noch dadurch erhöhte dass er a u s den R esultaten seiner Versuche mit unvergleichlichem Scharfsinn zugleich auch eine andere weit bessere Vorstellung vom Wesen der Wärme entwi ckelte die a ndeu t ungsweise allerdings schon in B A C O S »Novum org a n on c und in th a ts ä ch l i c h die Grun dlag e unserer mo L O C KE S Schriften erwähnt d ern en im Gegensatze zur gestürzten materiellen sogenannten d y n m i s c h e n oder m e c h a n i s c h e n W ä r m e t h e o r i e bildet Graf RUM FO RD in weiteren Krei sen nur als Philanthrop durch die n ach ihm benannte Armensupp e beka nnt u nd berühmt hat schon 17 9 8 a l s er Vorstand d er Münchener Ka n on en g i e ss erei war seinen schönen Versuch über die Umwandlung von mechanischer Arb eit in Wärme a ngestellt welcher unter seinen H änden epochemachend werden sollte Es ist sehr lehrreich und anziehend RUM FO RD S echt naturwissenscha ft l ichen Gedankengang zu ver folgen weshalb ich denselben kurz und z um Theil mit R UM FO RD S eigenen Worten sk i z zi r en will Ueberra sch t von den b edeutenden Wärmemengen welche sich b eim Ausbohren der Kanonen entwickeln stellt und beantwortet si ch R UM FO RD im Sinne der damaligen materiellen Wärmetheorie die ich t ige Frage : »Woher stammt die Wärme welche bei der mechanis chen Arbeit des K an on enbohr en s fa cti s ch entwickelt wi rd ? Geht dieselbe Z ur , , . . . , , . , , . , , . , . . , , , , , ’ , . , , , , , , , , , ’ t ’ , , . , , , , , . ’ , , ’ , , , W W W W VIII W ärm e i s t w esentli c h B e w egu n g . von , di e A r t d lb en ers e 25 3 . den M eta ll S p ähn en aus welche von dem Metall getrennt werden ? und i s t es also die latente Wärme der B oh r S p ähn e welche frei wird Wenn dem s o wäre so müsste die ä rm ec a p a ci tät der M eta ll S p ähn e nicht n u r ve rändert sein sondern diese Veränderung müsste auch gross genug b efunden werden um die ganz e erzeugte Wärmemenge zu er klären RUM FO RD schnitt also mit einer feinen Säge oh n e j e de merkliche Erwärmung von dem K a n on en m eta l l S p ä hn e ab und b estimmte und verglich ihre ärm ec a p a ci tät mit der der B ohr S p ä hn e bei deren A h trennung sich so bedeutend e Wärmemengen entwickelt hatten Es fand si ch nicht der geringste Unterschied in der ä rm eca p a ci tä t der beider lei M eta l l S p äh n e Nun ging RUM FO RD weite r und liess ei nen ei g en en A p p a ra t con s tru i ren um die durch Reibung entstandene Wärme zu untersuchen Der Apparat bestand aus einem hohlen eisernen C ylinder in dessen H öhlung ein massiver cyl i n dri s ch er Kolben a u s gehärtetem Stahl ein gepasst war der gegen den Boden des H ohl cyl i n der s fest auf drückte und dur ch Pferdekraft in Drehung versetzt werden konnte wobei zw i i schen den metallischen B erührun g sfl ä ch en starke Reibung stattfand Der H ohl cyl i n der war mit einem H olzkasten umgeben und dieser m i t k a l tem ( 1 6 7 0) Wasser s o weit ge füllt dass der ganze C ylinder bedeckt war J etzt wurde der stählerne Kolben durch Pferdekraft in Rota ti on en versetzt und so fort b egann die Temp eratur der Wassermasse welche Gallonen oder Pfund b etrug zu steigen Nach Ver lauf von Stunden fortgesetzten Drehens und ununterbrochener Rei 0 a uf 6 1 bung war die Temperatur der ganzen Wassermasse von gestiegen ; nach einer weiteren Stunde also nach Stunden seit Be gi nn des Versuches kam da s Wasser Wirklich i n s K o c h e n ! Die Ueberra s ch un g und das Staunen der Anwesenden Wasser o h n e alle s Feuer in volles Kochen g era th en zu sehen war nicht minder gross als RUM FO RD S Freude über das von ihm vorausgesehene glänzende Gelin gen seines schönen Versuches Die ganze während der Versuchszeit durch das Pferdegesp ann geleistete mechanische Arbeit war ver w andt word en um den R ei bu n g s Widerstand zwischen den sich berührenden M eta ll fl ä ch en zu überw i n den Hierb ei hatten sich nur 5 4 Gramm Metallstaub gebildet dessen ä r m e ca p a ci tä t in keiner Weise verändert war ; di eQuantität der im Wasser und im ganzen übrigen App arat p r o du ci rten Wärme b etrug hingegen 1 2 00 C a l ori en d h so viel a l s n öthi g ist um 1 2 Kilogramm 0 a u f 1 000 0 zu erhitzen Ueber z eu gt dass diese grosse Wasser von d urch die Reibung p r odu ci r te Wärmemenge unmöglich als das Resultat , , , , , . , , , . . ’ . , , , , . , , , p . , . , , , , , W , ’ . , r , . , , . . , . , , Die 2 54 P r i nc i p i en d er m ec h a ni s c W h Nt en a u r au ffa s su ng . Freiwerdens der »latenten« Wärm e des so geri ngen Quantums a b geriebener M eta ll th ei l ch en deren ä rm eca p a ci tät überdi es wie e rwähnt b etrachtet werden fa cti s ch unverändert geblieben war , könne b egleitet R UM FO RD seinen Versuch mit den folgenden be deu tenden Reflexionen über das eigentliche Wesen der Wärme Er sagt W örtlich : » Beim Nachdenken üb er die Resultate aller dieser Versuche wer den i r naturgemäss a u f die grosse Frage welche so oft den Gegen s tand der S p e c u l a ti on en unter den Natur forschern bildete hingelenkt nämlich : Was ist Wärme ? Gibt es etwas wie ein feuriges Fluidum ? E xi sti r t überhaupt etw as das man richtig als Wärme s t o f f bezeichnen könnte ? Wir haben gesehen dass eine ganz b edeutende Wärme menge durch die Reibung zweier metallischen Flächen hervorgebracht und nach a l l e n R i c h t u n g e n in fortdauerndem Str om ohne Unter brechung oder P ause und ohne j egliches Zeichen von Abnahme oder Erschöp fung abgegeb en werden kann Bei unseren Schluss folge r u n g en üb er diesen Gegenstand dür f en wi r den s e h r b e d e u t e n d e n U m s t a n d nicht vergessen dass die Quelle der bei diesen Versuch en durch Reibung erzeugten Wärme o ffenbar u n e r s c h ö p f l i c h i st E s ist kaum n öthi g hi nzu z u füg em b emerkt R UM FO RD zum S ch l u ss e seiner glänzenden Deduction » dass etwas das von einem i s o l i r t e n Körper oder Körp ers y stem e h d l o s hervorgebracht werden kann un möglich eine m a t e r i e l l e S u b s t a n z sein kann und ich finde es wenn nicht ganz unmöglich mir eine b estimmte Vorstellun g s chwer von dem zu machen was in diesen Versuchen erz eugt und m i tg eth ei l t w i rd w e n n i c h e s n i c h t f ü r e i n e B e w e g u n g h a l t e n s o l l Zur Z eit als RUM FO RD seine Exp erimente veranstaltete und a u s i hnen Schl üsse von solcher bindenden Kraft gegen die Sto fflichkeit des ä rm ep r i n ci p e s ableitete waren seine I deen über das Wesen und die Natur der Wärme im fl a g ra n testen Widerspruch mit den allgemein herrschenden Anschauungen ; h eute hab en dieselben ihr e f este Geltung in der Wissenschaft gewonnen als th a tsä chli ch erwiesene Wahrheiten Gestatten Sie bevor ich diesen Gegenstand weiter verfolge dass ich Ihnen den R UM F O R D s ch en C a r di na l ver su ch in einer von TYN D ALL um Sie durch die u n a ngegebenen einf achen M o di fica ti on vorführe mittelbare Anschauung zu üb erzeugen dass W a s s e r i n d e r T h a t d u r c h e i n f a c h e R e i b u n g s i e d e n d g e m a c h t w e r d e n k ann und zwar in kürzester Zeit Sie sehen hier die kleine Kochmaschine die ihren H a u p tbe sta n dth ei l en nach a u s einer Messingröhre besteht die zwischen einer Art H ol z za ng e gedreht werden kann Versetz e ich d urch die Dr eh s ch r a u b e hier die Röhre in schnelle Drehung s o seh en d es , , , W , . ß , , , , , , . , . , , , , W , , , , , . , « , , . , , ’ , , , . , , . , P Di e 256 ri n c i p i en d er m ec h a ni s c h N en a tu r a u ffa s sung W . an den si ch reibenden E i sflä ch en durch die R e i b u n g und B e e g u n g neu und u n er s ch öp fli c h entsteht s o lange die Reibung und Bewegung unterhalten wird Dieses Etwas kann nun o ffenbar nur ein Z u s t a n d und dieser Zustand muss in d es Sto ff es nicht ein Sto ff selbst sein einer B e w e g u n g der kleinsten unsichtbaren S toffth ei l ch en b estehen da das w a s an den sich berührenden Flä chen der Eismassen S i chtbar vorgeht nichts als Bewegung ist Die moderne mechanische oder dynamische Wärmetheorie erklärt also die Wärme f ür einen Zust and der Materie d h für eine m e c h a ni s ch e B e w e gung der klein s t en un s i chtb ar en un d u n m e s s b a r e n S t o f f t h e i l c h e n Un d nun i s t mit Einem Male Alles klar ! Man b egreift so for t die Beziehung zwischen Wärme u nd mechanischer Arbeit Man begreift die N e u e r z e u g u n g von Wärme durch Reibung und Stoss also durch Aufwand mechanischer Arbeit ebenso gut wie das V e r s c h w i n d e n das V e r n i c h t e t w e r d e n der Wärme wo a u f Kosten derselben mechanische Arbeit entsteht ; denn di e gewöhnliche mechanische Arbeit und die Wärme sind nach der neuen Theorie in ihrem innersten Wesen g l e i c h a r t i g e Vorgänge b eide sind Bewegung : e r s t e r e Bewegung der ganzen gr obsi n n li ch en Massen oder Molen ; l e t z t e r e Bewegung der sinnlich nicht wahr Wir haben die n eh m ba r en Molec ule Atome und Ur a tom e der Materie erlangte Geschwindigkeit b ewegter M a s S e n als eine Form der Trieb kraft a l s sogenannte »lebendige Kraft« kennen gelernt ; wir erfahren nun dass die erlangte Geschwindigkeit oder »lebendige Kraft« der a t o m i s t i s c h e n M a s s e n t h e i l c h e n gleichfalls eine Form der Tri ebkraft i st die wir Wärme« nennen So üb erraschend dies im ersten Augenblick auch sein mag s o selbstverständlich erscheint e s b ei reiferer Ueberl egu ng ; denn für den Verstand ist es doch o ffenbar nicht schwieriger sich eine Bewegung atomistischer Sto ff elemente innerhalb der S tofl m a ss en vorzustellen a l s die Bewegung ganzer S tofl m a s s en selbst ! D i e W ä r m e i s t a l s o kurz d efini r t die l e b e n d i g e K r a f t o d e r di e e r l a n g t e G e s c h w i n d ig k e i t d e r b e w e g t en a t o m i s t i s c h e n M a s s e n th e i l c h e n Wie überaus fruchtbringend und manchen scheinbaren Wider S pruch lösend die soeben gewonnene Anschauung vom Wesen der Wärm e sich erweist werden Sie so fort ersehen I ch erinnere Sie daran dass wir schon bei unseren ersten praktischen Versuchen zur O ri en ti ru n g über die verschiedenen Formen der Kra ftäu ss erung un d üb er die n öthi g sten Grundbegriffe der Mechanik a u f Beispiele gestossen sind welche der strengen A l l g em ei n gi l ti gk ei t d es Gesetzes von der Erhaltung der Kraft zu widersprechen schienen Wir sahen damals , . , , , , . , , , . . . . ‚ , , , , , , , . , , , » , . , , , ' , , . , . , , . V III . t h B e w eg u n g W är m e di e A r t i s t w e s en li c d er s e lb en 25 7 . beim P endel und ebenso auch beim schwingenden Met allstab dass im , Anfangspunkt der S c hw i n g u n g sba h n das ganze Quantum der m i tg e th ei l ten Triebkraft in Form von Spannkra ft vorhanden war da s s ab er in dem M a a s s e der Vorra th an Sp annkraft abnahm als sich leben di ge Kraft entwickelte Im H a lbi r ung sp u nk te der S ch w i ng un g sba hn war gar keine Spannkraft mehr vorhanden sie hatte ganz die Form von lebendiger Kra ft oder von Geschwindigkeit angenommen ; desh alb musste das P endel und der Metallstab seinen Weg fortsetzen und die zweite Hälfte der S ch w i n gun g sba hn durchlauf en Dab ei nahm aber in dem M a a s s e als sich di e Geschwindigkeit der B ew eg un g verzögerte der Vorra th an Spannkraft wieder zu so dass das Quantum der Trieb kraft am Ende der S ch w i ng u n g sba h n wieder ganz in Form von Spann kraft vorhanden w a r Nach dem Gesetze von der Erhaltung der Kraft soll nun f ür j edes Quantum Spannkraft da s verschwindet ein genau g leiches Quantum lebendiger Kraft und umgekehrt wenn diese verschwindet ein g e nau gleiches Quantum Spannkra ft entsteh en s o dass die Summe dieser b eiden Grössen oder der g e s a m m te Kra ftvor ra th die totale Energie sich gl ei chbl ei bt Bei den Versuchen mit dem Pen d cl w i e mit dem Metallstab bemerkten wir j edoch dass dem Gesetze nicht mit voller Strenge genügt werde Beim Verschwinden eines gewissen Quant ums von Spannkra ft entsteht kein genau äquivalentes sonde rn ein etwas ger ingeres Quantum lebendiger Kraft und umgekehrt s o dass auch die Summe der b eid en Grössen nicht constant bleibt sondern schliesslich gleich Null wird I ch hatte Sie hinsichtlich der L ösung dieses Wider Spruchs a u f S päter vertröstet indem ich bemerkte , wir würden das Quantum der Kraft das b ei j eder Verwandlung von Sp annkraft in lebendige Kraft und umgekehrt vernichtet zu werden scheint und das endliche G e s a m m td efici t an Triebkraft verursacht a n e i n e m a n d e ren O rt im Ra um e un d in an d e re r E r s ch e inu n g s fo rm aber in u n v e r ä n d e r t e r Q u a n t i t ä t wiederfinden lernen J etzt erkennen Sie nun deutlich dass da s f ür den m e o h a n i s c h e n E f f e c t verloren gehende T ri ebk r a ftsq u a ntu m in Form einer genau ä qu i va l en ten W ä r m e menge und an j enen Orten im Raume erhalten bleibt wo sich die bewegten Massen an einander reib en gegen einander stossen oder wo sie verbogen gepresst oder g ezerrt werden In der That es erwärmt sich der schwingende Stab wo er sich biegt da s P endel w o es au fgehängt i st sowie die L u ft an der sich die Massen reiben J a j eder b ewegte Körp er würde sich in alle Ewigkeit mit seiner einmal erlangten Geschwindigkeit in derselben Richtung fortbewegen wenn diese Geschwindigkeit nicht durch die Reibung un d durch die C z e r m a k S ch r i fte II 17 , , . , . z , , , . , , , , , , , . . , , , , . , , _ , , . ' , , , , , . , , , , , . , , , ’ , n. . 25 8 Di e P r i n ci p i en d er m ec h ani s c he N t n a u rau ffa s s u ng . kleinen und grossen Stösse an den b enachbarten Körp ern allmählich verzögert u nd vernichtet W ürde indem sie sich dab ei in Wärme ver wandelt d h i n Geschwi ndigkeit oder Bewegung der unmessbar klei nen M a ss enth ei l ch en die daher unmittelbar und a l s S o l e h e sin nlich nicht wahrnehmbar sein kann Nur Ein ecl a ta nte s Beispiel Wenn ein Eisenbahnzug der sich mit einer Geschwindigkeit von f ünf deutschen Meilen in der Stunde fortb ewegt in die Nähe einer H altestelle gelangt s o S p errt man de so dass demselben keine neue n H ahn zum Kolben Triebkraft mehr zuge führt wird Dass der Zug nicht so fort darauf stehen bleibt i st darin b egründet das s er noch Triebkra ft in Form von erlangter Geschwi ndigkeit b esitzt Um ihn zum Stehen zu bringen muss daher noch die Bremse angewendet werden nun S prühen a l s bald Rauch und Funken aus dem Rade a u f welches die Bremse drückt und nun erst kommt der Zug zum Stillstand Wo durch ? Einfach dadurch dass die ganze Geschwindigkeit welche der Zug b e sitzt vermittelst der Bremse i n Geschwindigkeit der kleinsten Massen th ei l ch en i n n e r h a l b der sich reibenden Metallstücke d h i n ärm e verwandelt wird ! A u f Kosten der Bewegung der ganzen Massen ist eine äquivalente Menge Be w egung der kleinsten M a s s enth ei l ch en i n n erh a l b des Eisens d e s Rades und der Bremse entstanden die durch die Bewegung des Zuges an einander geriebenen Massen hab en sich e rh it zt ! i e S l ch die Dieses Beispiel mag genügen um Ihnen zu zeigen lebendige Kraft oder die erlangte Geschwindigkeit der bewegten gro ben Massen fortwährend in Wärme verwandelt indem si e sich a u f die kleinsten M a ss enth ei l ch en üb erträgt A ehn l i ch verliert die a bg esch os sene Kugel allmählich ihre leb endige Kraft indem si e dieselbe den Massen und M a s s enth ei l ch en m i tth ei l t welche si e a u f ihrem Wege trifft Nach all diesen T h a ts a ch en und bei dem neuen Lichte in dem Sie Ihnen j etzt ers cheinen muss sich Ihnen wohl schon die Ahnung davon aufdrängen dass die Begründung und Ausbildung der mechanischen Wärmetheorie den grossartigsten Fortschritt der Naturwissenschaft i n der Richtung nach j enem Ziele b ezeichnet : a l l e s G e s c h e b e n a l l e Ve r än d erung e n in d e r Na t u r a u f B e w e g u ngsv o rg äng e a l l e N a t u r k r ä f t e a u f di e e i n f a c h e n A n z i e h u n g s u n d A b s t o s s u n g s k r ä f t e d e r Ur a t o m e u n d i h r e r C o m p l e x e z urü ckzuführen oder mit anderen Worten d i e g a n z e N a tu r w i s s e n s ch a ft i n a n a l y t i s ch e M e c h a n i k z u v erw a n d e l n Denn durch die Einsicht in d a s eigentliche Wesen der Wärme und durch die K enn tni ss des mechanischen A equ i va l ents der Wärme , , . . , . . , , , , . , , . W , , , . , , , , , . . . W , , , , . , , . , , , , , , . Di e 2 60 Pi r n ci p i en d er m ec h a ni s c he N t a u rau n ffa s su n g . pflanzen müssen ; denn j edes bewegte A eth era tom muss seine Bewe gung nothwendig den Nachbaratomen m i tth ei l en J ede Gleichgewichts stör ung wi rd demnach auch in und z wi schen die M ol ecül e und zuletzt auch zwischen und in die chemischen Atome gelangen und es ist klar dass in Folge dessen schlies slich auch die K örp era tom e und der enw ä g bare Complexe die chemi schen Atome und die M ol e cül e in b estimmte Bewegungen g era th en müssen Eb enso wird selbstverständlich auch umgekehrt j ede Störung und Veränderung der räumlichen Stellung u nd Anordnung der K örp er a tom e und ihrer Complexe nothwendig analoge Bewegungen im A eth erm eer e hervorruf en Die Bewegungen der kleinsten T h ei l ch en eines Körp ers seiner Molec ule seiner chemischen Atome seiner Ur oder Körper und A eth er a tom e sind e s nun welche die Wärme eines Körp ers ausmachen Was ab er die Art der Bewegungen betrifft welche diese mini malen T h ei l ch en eines erwärmten Körp ers ausf ühren , s o unterscheiden die Ph y siker eine zweifache erstlich führt j edes Körper und j edes A eth era tom innerhalb des Ortes im Raume wo es sich eb en b efindet ungemein rasche zitternde Bewegungen aus ; zweitens ab er sind auch die kleinen einheitlichen Grupp en die aus der Z usammensetzung der Ura tom e hervorgehen die chemischen Atome und die ganzen Molec ule in f ort w ährender verschiedenartiger Bewegung die chemischen Atome und die M ol ec ül e rotiren nämlich als kleine Ganze um ihre Mittelpunkte und schiessen in geradlini gen oder kreis f örmigen Bahnen umher Man hat sich demnach die chemischen Atome und die Atom gruppen oder M ol ec ül e etwa w i e kleine aus zitternden T h ei l ch en ( Ur atomen ) b estehende Weltkörper vorz ustellen welche um ihre Mittel punkte rotiren und sich zugleich in geradlinigen oder kreisf örmigen Bahnen w i e die Erde um die Sonne f ortschreitend bewegen wodurch ihre Mittelpunkte s elbst neue Stellungen im Raume gegen einander er halten Und die Summe dieser in j edem M ol ec ül verschiedenen ganz unregelmässigen und ungeordneten Bewegungen oder leben di gen Kr a ftq u a n ti tä ten der bewegten M a s s enth ei l ch en ist nichts Anderes als die j edesmalige im Körp er enthaltene ä r m e m e n g e Diese Art der Anschauung gibt u n s eine interessante Betrachtung an die Hand Man bezeichnet nämlich den Gefrierpunkt des Wassers ° — 2 mit und noch niedrigere Temperaturgrade mit 1 u s w w a s den I rrth u m ve anlassen könnte als ob das ge frierende Wasser r oder die unter Null abgekühlten Körper gar keine Wärme mehr b e s ä s s en und als ob es ein b esonderes der Wärme entgegengesetztes Käl te a g en s gäbe Gegen solche I rr th üm er und missverständliche A u f f assungen sind w i r aber durch unsere Vorstellung von der mecha . , , , , . . , , , . , , , , , , , , , , , . , W , , , . , , . . . . , , , . . . , VIII Wä rm e i s t w es entli c h B ewegu ng di e A rt . nischen Natur der Wärme gesichert de rs e l b en 261 . Sinken der Temp eratur be deutet in Wirklichkeit gar nichts Anderes als eine Verminderung der H e ftigkeit und Grösse j ener Bewegungen welche wir als das ei g ent liche Wesen der Wärme erkannt haben Erst wenn diese Bewegungen des Körpers völlig vernichtet und die Atome des Körp ers völlig zur Ruhe gebracht wären erst dann wäre alle Wärme a u s dem Körp er verschwunden erst dann hätte er den » ab soluten 0—Punkt« der Tem r a e tur erreicht Dieser Zustand i s t uns aber noch b ei keinem Körp er p bekannt geworden Es gi bt dem Zusammenh ä nge de s A ether m eer es zufolge keinen absolu ten Ruhezustand der kleinsten unsichtb aren Massenelemente der Materie Wir haben uns im G eg enthei l e v orz u stellen dass die Atome und M ol ec ül e aller uns bekannten Körp er allerdings in mehr oder weniger heftiger und ausgiebiger aber stets doch i n Wärmebewegung begri ff en sind und ä rm eS p a nnk ra ft ( oder latente S p eci fisch e Wärme ) b esitzen Es wird diese Anschauung von Bewegungen die allenthalben im el tr a u m e ohne j ede Unterbrechung stattfinden Ihnen a u f den ersten Blick überraschend j a sonderbar erscheinen ; führt doch die u nm i ttel bare sinnliche Wahrnehmung uns zu einem ganz anderen E rg ebni s s Allein der Widerspruch i st nur ein scheinbarer Wir dürfen nämlich nicht vergessen dass die b ewegten S toff th ei l ch en sowohl als auch die von ihnen ausgehenden Bewe gungen und die von ihnen durchlaufenen Bahnen u n m e s s b a r k l e i n sind und deshalb auch in ihrem G es a m m t e ffecte o ft blos mittelbar indem die K ör p erm a ssen durch Erwärmung und Abkühlung in ganz b estimmter Weise ihren Umfang oder ihr Vo lumen sowie ihr en Aggregatzustand erfahrungsgemäss ändern nicht ab er unmittelbar wahrnehmbar sind So hab en wir z B den f e s t e n A ggregatzustand der Körp er der dem P rincip e allgemeiner Bewegung am entschiedensten zu Widersprechen scheint nunmehr da hin zu i nterp r eti r en dass in ihm j edes M ol ecül eine ganz b estimmte stabile Gleichgewichtslage einnimmt die es nicht a u f die Dauer zu verlassen vermag dass es aber u m dieselbe herum kleine schwingende Bewegungen aus f ühren kann bei denen es sich allerdings nach allen Seiten nur wenig a u s der Gleichgewichtslage entfernt ; ebenso sind die Rotati onsbewegungen die es um seinen Mittelpunkt ausführen kann nur sehr beschränkt da da s bes timmte f este Ge füge namentlich der Kry stalle darauf beruht dass die M ol ec ül e in ganz bestimmten Rich tungen in verschiedener Stärke anziehend a u f einander wirken und aus diesem Grunde eine ganz b estimmte f este O ri en ti run g und Stellung im Raume und gegen einander zu erhalten streben Aber s o gering Da s . , , . , , W ‚ . . W . , , , . , , , . . , , , . . . , , , , , , , , , , , , , , . , Di e 2 62 P r i n ci p i en d er m ec h a ni s c h N en a tura u ffa s su n g . dies e B ewegungen auch sein mögen si e sind doch j edenf alls vorhanden sie finden th a tsä ch li ch statt E s haben uns diese B etrachtungen üb er die Allgemeinheit der B e w eg un g en der minimalen T h ei l ch en von unserem eigentlichen Thema das die Art der Bewegungen in den erwärmten Körp ern zum Gegen st ä nde hat etwas abgef ührt I ch kehre nun zu demselben zurück um Ihnen in weni gen Zügen die wichtigsten Momente der hierüber unter den Ph y sikern herrschenden Anschauung vorzuf ühren Die einem Körp er zuge führte bestimmte Wärmemenge oder Kraft quantität S paltet sich in z w c i Theile der e i n e Theil erhöht die Tem p er a tu r de s Körp ers und ist vermittelst des Thermometers w a h rn eh m bar ; derselb e bewi rkt j ene Art der zitternden unregelmässigen Bewe gung der k l e i n s t e n unmessbaren S toffth ei l ch en innerhalb des b e stimmten Ortes im Raume der ihnen durch ihre Stellung in dem ganzen A tom en com p l ex angewiesen ist Diese Art der Bewegung nennen wir W ä r m e im engeren Sinne des Wortes D er a n d e r e Theil der dem Körper zugef ührten Wärmemenge oder Kr a ftq u a n ti tät wird hingegen aufgewendet j ene Art der Bewegung zu b ewirken durch welche die g a n z e n chemischen Atome und M ol ecül e oder Atomgruppen neue Stellungen im Raume erhalten Dieser Theil geht für die Temp erat ur erhöhung verloren er leistet dagegen grob mechani sche Arb eit in ner halb d es erwärmten Körp ers weshalb man diese L ei stu hg i n n e r e A r b c i t der Wärme nennt Diese innere Arb eit b esteht darin dass di e M ol e cül e entgegen der zwi schen ihnen herrschenden gegenseitigen Anziehungskraft der C c ganz analog der mechani schen Arb eit welche h ä si on oder A ffinität wir leisten wenn w i r ein zu Boden gefallenes Gewicht emporheb en a u s einan der ge ri ssen werden ; und genau s o wie das zum H eb en des G e w i c h te s aufgewendete Kra ftq u a n tu m in Form von Spannkraft d e s g e h ob en en Gewichtes erhalten bleibt ebenso bleibt d e r Theil der Wärme welcher zur L eistung dieser inneren Arbeit des A u s ei n a n d er drä n g en s der M ol ecül e aufgebraucht wird und als Wärme d h für das Thermo meter verschwindet in Form von Sp annk raft der aus ihrer g eg en s ei tigen Stellung herausgebrachten M ol ec ül e erhalten D enn wenn der erwärmte Körp er sich wieder abkühlt d h wenn die geschilderten Bewegungen allmählich an Geschwindigkeit verlieren s o fallen die M ol ec ül e in ihre früheren Stellungen zurück und e s w i r d d a b c i g e r a d e w i e d e r s o v i e l W ä r m e f r e i als vorher durch di e g e leistete innere Arb eit verschwunden ist Der Vergleich zwischen den b eiden Vorgängen der H ebung des Gewichtes und der inneren Arbeit lässt sich aber nach TY N D ALL noch , , . , . , , . , , , . . , , . , , . , , , , , , , , , , . . , . , . , . , , , . , , IX . C h emi s ch e A ffinit ät , E l ektri ci tät, E l ekt ro M agneti smu s, i nsgesammt gl ei chfall s Bewegungsformen L i ch t - . Der Versuch bei welchem die Wärme als eine Form der Tri ebkraft kennen l ernten bestand w i e Sie sich erinnern darin dass wir einer in einem fe stw a n di g en Gefässe eingeschlossenen Wasser masse f ortwährend Wärme zuführten Die Folg e davon war dass die Temp eratur des Wassers stieg und die M ol ec ül e desselb en aus ei n a n der gedrängt wurden s o dass sein Volumen zunahm Durch diese Volumenzunahme wurde in dem benützten App arat m e c h a n i s c h e A r b e i t geleistet Die zuge führte Wärme hatte diese b eiden E ffecte gleichzeitig b ewirkt Als sich nun aber da s Wasser a u f 1 00 erhitzt hatte und in Damp f zu ver w andeln b egann hörte das Steigen der Temp eratur a u f dagegen f uhr der Apparat f ort mechanische Arbeit zu leisten und wir überz eugten uns dass die dem Wasser zuge f ührt e Wärmemenge wel che als solche d h f ür das Ge f ühl und das Ther m om eter verschwand in einer b estimmten mechanischen A r bei tsl ei stung zur Erscheinung kam Wir sahen s o zu sagen wie die Wärme ganz und gar sich in mechanische Triebkraft in Form von lebendiger Kraft oder erlangter Geschwindigkeit umsetzte Erinnern w i r uns nun a uf welche Weise und wodurch wir die Wärme oder Triebkraft se lb st erzeugt hab en ; es war eine Spiritus fl a m m e vermittelst welcher wir den Glasballon und seinen Inhalt erwärmten Und wie war die S p i ri tu sfl a m m e entstan den ? Durch die Verbrennung des Spiritus d h durch die Vereinigung seiner Bestand theile der Kohlenstoff und Wassersto ffato me mit den S a u er stoffa to men der Lu ft zu Kohlensäure ( 002 ) und Wasser (H 2 O ) eine Ver ei ni gung welche durch die sogenannte A f f i n i t ä t oder c h e m i s c h e V e r w a n d t s e h a f t s k r a f t bewirkt wird Das Wes en dieser Affinität ab er haben wir ein Recht uns gleich falls als eine einfache mechanische A n z i e h u n g s k r a f t zu denken die hier zwischen den chemischen wi r , , , , , ' , . , . , . . , , , , , , , . . , , . , , , . , , , . , . . , , , , . , , I X C h em . . A ffin . E l ek tri c , . ‚ E l ek t r o — M a gu . , Li c h t B ew egu n g s fo rm en : 2 65 . Atomen genau s o wirkt w i e die C oh ä si on zwischen den M ol ec ül en wie die Schwere zwischen den Massen oder Molen mit der a ll ei nl g en Besonderheit dass si e eben nur a u f unmessbar kleine j a noch vi el kleinere Entfernungen als selbst die C oh ä si on daf ür ab er auch mit enormer Stärke th ä ti g i s t Und genau so w i e die Schwere des g eh ob e nen Gewichtes vermag auch die Affinität die zwischen den getrennten Wassersto ff und Kohlensto ff atomen einer und den Sauersto ff a tomen andererseits b e steht Arb eit zu leisten ; denn f ür den Verstand bleibt ob das Gewicht z u Boden fällt und e s sich o ffenbar ganz gleich daselbst f estgehalten wi rd oder ob die K ohl en s tofl und Sauersto ff atome die Wassersto ff und Sauersto ffatome gegen einander stürzen und schliesslich fest an einander haften Vom mechanischen Gesichts punkte aus geschieht b eim chemischen Process und beim Fall g e h oben er Massen wesentlich dasselbe Indem das fallende Gewicht mit seiner erlangten Geschwindigkeit am Boden ankommt bringt es eine mehr oder we ni ger mächtige E r die sich th ei l s als S cha l l w ell enbew eg u n g durch s ch ütteru n g hervor die L uft for tp fla n zt th ei l s als Wärmeb e w egung in den an einander g e Ganz denselben E ffect müssen w i r bei dem s tos s en en Massen verbleibt chemischen Vorgang der Verbrennung erwarten und in der That be ob achten w i r auch hier Wärmeentwickelung und unter Umständen sogar auch Schallerzeugung Sind die Wassersto ff und Kohlensto ff atome des Spiritus und die Sauersto ffatome der L uft a u f einander lo s gestürzt um sich zu Wasser ( H 2 0) und Kohlensäure ( C O g) zu vereinigen s o sind die Atome und M ol e c ül e der neug ebildeten Verbr enn u n g S p r o du cte natürlich in der he ftigsten unregelmässigen Bewegung d h in ärme bewegung begri ffen und unmittelbar nach der Verbrennung erscheinen die Verbrennun g S p r odu cte im gas förmigen Aggregatzustä nde und gl ü hend heiss Die Affinität leistet also bei der Verbrennung eine Arbeit i nt mechanischen Sinne die in Form von Wärme zum Vorschein kommt und in der That auch nach dem mechanischen A equ i va l ent der Wärme in F u S S p fun den b erechnet und a u sg e w er th et werden kann Sie erken nen n u n auch w i e man von Spannkra ft oder p otentieller Energie der chemischen Elemente oder Atome und ihrer Verbindungen von einem mechanischen A eq u i va l ent des Brennsto ff es S prechen kann Wenn dann S päter di e Verbr ennu n g S p r o du c te allmählich sich a b kühlen d h die lebendige Kraft oder Geschwindigkeit ihrer Atome und M ol ec ül e a u f die Umgebung übertragen und abgegeben haben s o finden wir in ihnen in der Kohlensäure und im Wasser noch dieselb en Sauerst off Kohlensto ff und a s s er stofl a tom e wie früher und auch die Affinität z w ischen ihnen i st unveränder t vorhanden nur dass sich , , , , , , . , , , , . , . . , , , W . , . , , . . , , . , , . , , . . , W , . , , , , Di e 266 P i i pi r nc en d er m ec h an i s c h N en a tu r a u ffa s s u ng . j etzt ihre T häti gk ei t darau f beschränkt unter den neu g ru p p i rten Ato men di e innigste festeste Verbindung aufrecht zu halten j eder Tren nung derselb en zu wi derstreben ohne irgend eine Veränderung sei es Arb eit oder Wärme hervorbringen zu können gerade so wie die C oh ä si on eines entspannten elastischen Körp ers nur mehr die M ol ec ül e desselben in ihrer Anordnung und Gleichgewichtslage i mRaume fest hält und wie die Schwere das zu Boden gefallene Gewicht mit der Erde in Berührung erhält und seiner H ebung widerstrebt ohne dass da g egen dor t die C oh ä si on hier die Schwere sonst irgend eine Verän de rung hervorzubringen vermöchte Und gleichwie f erner ein Quantum einer fremden Triebkraft au fgewendet werden muss um das Gewicht zu heb en den elastischen Körp er zu S p annen wenn Sch wer e und C c h ä si on wieder a l s Triebkra ft wirksam werden sollen eb enso kann den Sauersto ff Was sersto ff und Kohlensto ffatomen die verlorene A rbei ts kraft nur dadurch wiedergegeben werden dass w i r die als Verbr en n u n g S p r o du ct e a u s ihnen neuentstandenen Ve rbindungen die Kohlen säure und das Wasser zerlegen d h ihre Elemente entgegen d er unter ihnen herrschenden Affinität wieder von einander trennen aus einander reissen was im mechanischen Sinne genau dasselb e ist w i e die H ebung des Gewichtes oder die Veränderung d er unmessbar klei nen Zwischenräume zwischen den in ihrer Gleichgewichtslage b efin d lichen M ol ec ül en des elastischen Körp ers Wir werden also in unserem Falle eine entsprechende Menge fremder Tri ebkraft aufwenden müssen welche den Widerstand der Affinität zu üb erwinden und die f esten chemischen Verbindungen der Kohlensäure und des Wassers zu zer legen vermag I ch sagte Ih nen dass die Affinität welche die chemischen Ver bindungen der Atome b estimmt dab ei leb endige Kraft in Form von Wärme entwickelt deren Quantität sich durch Wärmeeinheiten a u s drücken lässt welche nach dem mechanischen A eq u i va l ent als Kilo m m m e r b erechnet werden können So lange die chemische e ra t g Reaction der Körp er noch nicht b egonnen hat i s t die Kr a ftq u a nti tä t ganz »p otentiell« ; si e wird »a ctu ell « d h leb endige Kraft oder Wärme sowie die chemische Reaction b eginnt und i s t ganz in Wärme u m ge setzt wenn endlich die neuen Verbindungen geschlossen und herge stellt sind Die Erfahrung zeigt nun dass d i e d u r c h e i n e n u n d d en s e lb en ch e m is ch e n V o rg an g z u S t an de k o mm en d e t o tal e W ärm em en g e ab s o lut c o n s t ant b l e ib t So entwickeln sich nach genauen Messungen bei Verbrennung eines Kilogramm Wassersto ff zu Wasser Wärmeeinheiten oder G alo ri een Diese enorme Wärmemenge i st das A equ i va l ent der verrichteten , , , , , , , . , , , . , , , , , , , . , . , , , ‚ , , . , . , , , , , , , . , , . . , , , . , . . 2 68 Di e P ri n c i d er m ec p i en h a ni s c he N t n f a u ra u f a s s u n g . sehen also dass bei j eder reinen Verbrennung i e Vereinigung eines bestimmten Kohl en s toffqu a n tu m s mit einem bestimmten S a uer stoffqu a n tum eine bestimmte constante Wärmemenge erzeugt wird einerlei ob die Verbrennung a u f e inmal od er absatzweise geschieht Wie Sie lei cht erra th en wird zum entgegengesetzten Vorgä nge zur gewaltsamen Zerlegung oder Trennung der entstandenen Verb in dungen wieder ein gleich grosser Aufwand von Triebkraft n öthi g sein es werden damit eine Trennung der Kohlensto ff und Sauersto ff atome zu Stande kommen könne 8080 C a l ori een aufgewendet werden müssen ; nur dadurch vermögen wir die g an z e Quantität Triebkraft in Form von chemischer Spannkraft wieder herzustellen Bei verwickelten chemischen Pr oc ess en kommt nun in der That b e i d e s z u g l e i c h vor E inerseits werden chemi sche Verbindungen gelöst d h a u f Kosten von ärme chemische Sp annkraft a u fg eS p ei chert ; andererseits neue Verbindun gen f e st geschlossen d h a u f Kosten chemischer Spannkraft chemische Arbeit geleistet also Wärme oder lebendige Kraft erzeugt Die chemischen Umwandlungen w i e si e uns in der Natur ent gegentreten erscheinen unendlich mannig faltig und es i st schwer eine klare Ueb er si ch t üb er sie zu gewinnen ; ab er gerade in der Rich tung a u f die es hier allein ankommt kann man si e mit Entschieden heit in zwei grosse Grupp en trennen : in solche nämlich bei denen Wärme L icht mechanische Bewegung E l a sti ci tä t oder mehrere von ihnen gleichzeitig g e w o n n e n und in solche b ei denen die g en a nn ten Bewegungen oder leb endigen Kräfte v e r n i c h t e t werden Daher erklärt es sich auch dass bei der Bildung einer b estimmten Quantität Kohlensäure ( C O? ) nicht allemal dieselbe Wärmemenge frei wird son dern j e na ch Um ständen mehr oder weni ger Denn lassen wir z B durch V erbrennung von 30 Gramm Zucker mit 32 Gramm S a u erstofl 4 4 Gramm Kohlensäure entstehen s o gehen zugleich die Sauersto ff atome des Kohleh y drates mit d em Wassersto ff eine innigere chemische Verbindung ei n und es werden dab ei m e h r Wärmeeinheiten erzeugt als wenn die 4 4 Gramm Kohlensäure durch Oxy dation von freiem Koh l en stoff hergestellt worden wären In d er That erzeugte F R ANK L AN D durch Verbrennung von 1 2 Gramm freien reinen Kohlensto ff nur 9 6 C a l ori een während die Verbrennung von 1 2 Gramm Kohlensto ff die in 30 Gramm Zu cker enthalten waren 9 8 C a l ori een ergaben Von hohem Interesse ist ferner Folgendes Betrachten wir das Wa sser und seine Z erlegung Wasser besteht wie Sie wissen aus einer f esten Verbindung von 2 Atomen Wassersto ff und 1 Atom S auersto ff Führen wir dem flüssigen Wasser Wärme zu s o nimmt es bald den , , . . , , . , W , , , , , . . . , . . , . , . , , , , , , , , , , , , , . , , . . . ' , , , . , , . , . . . , , . , I X C h em A ffin . . . , E l ek tri c . ‚ W W WW k E l e tr o M a gn - . , Li c h t : B ew egu ng s form en . 269 Aggregatzustand an ; die a s s er m o l e c ü l e aller Bande der C oh ä si on ledig fahren he ftig durch e inander während zugleich inner halb der M ol ecül e die die selben zusam m ensetzenden Wassersto ff und Sauersto ff a t o m e gleich falls in he ftiger unregelmässiger zitternder Bewegung begriffen sind ohne j edoch den Bereich der a ss erm ol ec ül e verlassen zu können ; denn noch hält die Affinität die Wassersto ff und S auersto ffatome trotz ihrer ä rm e os ci l l a ti on als a ss er m ol ec ül e z u Indem wir aber fortfahren das Wassergas zu erhitzen und s a m m en die lebendige Kraft der Atomb ewegungen zu steigern tritt erfa h run g s ° 0 1 0 gemäss ein Temp eraturgrad ein b ei welchem ähnlich w i e bei die M o l e c u l a r a n zi ehu n g endlich auch die Anziehung zwischen den chemischen A t o m e n d h di e chemische Affinität oder Verwandt überwunden wird und die Wassersto ff und Sauersto ff s ch a ftsk r a ft atome frei durch einander fliegen Man sagt dann die Wärme hab e gas förmiges Wasser in ein G a s g em enge von frei durch einander fli eg en den Sauersto ff und Wassersto ffatomen » di s s oci i rt« und nennt diesen merkwürdigen Vorgang mit S T C L AI R E D E V I LL E » D i s s o c i a t i o n m Sie lernen somit die sonderbare T h a ts a ch e kennen dass die Wärme welche b ei der H erstellung chemisch er V e r b i n d u n g e n durch Um wandlung chemischer Spannkraft in lebendige Kraft e n t s t e h t auch wieder di e chemis chen Verbindungen sprengen die chemische Ver w a n dts ch a ftsk r a ft oder Affinität in Spannkra ft verwandeln kann Um diese Arbeit zu leisten die Trennung der vereinigten Atome h erbei z u führen v e r s c h w i n d e t natürlich genau s o viel Wärme a l s s o l c h e als b ei der Wiederherstellung der di s s oci i r ten chemischen Verbindungen e n t s t e h e n würde Und die a u f diese Weise in Form von chemischer Spannkraft wiederhergestellte Triebkra ft der Wassersto ff und Sauer s to ffa tom e würde S ogleich wieder in Wärme umgesetzt sowie wir die Wiederherstellung der di ss ocii rten a s s er m ol ec ül e gestatteten indem w i r auf hörten durch fortgesetzte Wärmezufuhr den hohen Temp era tu r gra d b ei dem di e b eschrieb ene Dissociation eintri tt constant zu erhalten Fast scheint es übrigens als wenn auch dort wo die Wärme che mische Verbindungen veranlasst sie zunächst di s soci i r en d wirkt Was s er s toff g a s und Sauersto ffgas können z B im a s s erbi l dun g s v er h ä l t niss gemengt unverändert und ohne zu Wasser zu werden f ortbestehen wenn sie nicht wenigstens th ei l w ei s e durch einen Funken oder einen glühenden Platindraht erhitzt werden wobei die S a u er stoffm ol ec ül e sich S palten Die M ol e cül e d es Sauersto ffs hat man sich nämlich s o wohl nach den L ehren der Chemie als nach den aus der mechanischen Wärmetheorie von C L AUS I US hergeleiteten Folgerungen z w e i a t o m i g g a s i g en , , , , , , , , . , , , , , , . . , . , , . , , , , . , , . W W , , , , , , . , , , . . , , , , , , . . , Di e 270 ‘ P ri n c i p i en d er m e c h a ni s c he N n a tu r a u ffa s s u n g . gebaut zu denken d h j edes S a u er stoffm ol ec ül besteht aus der Zu s a mm en or dn u n g zweier Sauersto ff atome zu ei n em einheitlichen Ganzen Einem S a u er stoffm ol e c ül So sieht man denn so fort ein dass z u nächst eine Dissoc iati on der beiden Sauersto ffatome eines Sauersto ff m ol ec ül s stattfinden muss bevor Wasser d h die Verbindun von g 2 Wassersto ff atomen mit 1 S a u er s tofia tom sich bilden kann ; das s und w i e f erner üb erhaupt Wärme oder eine andere M ol ec u l a rb ew eg u n g welche bei der H erstellung f ester chemischer Verbindungen entsteht und dieselben auch wieder zerstört zugleich eine der B e d i n g u n g e n sein kann damit chemische Verbindungen zu Stande kommen , . . . , , , . . . ' , , . , W Eine analog der chemischen Affinität und Wärme in Form von M ol ec u l a rb ew egu n g au ftretende Triebkra ft bieten die e l e k t r i s c h e n S t r ö m e dar deren Wirkung Ihnen Allen aus der D A vr sch en Ent deckung b ekannt ist Wasser in seine Elemente zu zerlegen indem man es mit den b eiden P olen einer elektrischen Batterie in Verbindung bringt Es gehören nun die elektrischen Ströme zwar zu einer Gr u pp e von Naturerscheinungen die durch gewisse Bewegungen und i rk u n gen der A eth er a tom e bedingt sind also der T h ei l ch en j enes b e s on dern unwägbaren Fluidums von dessen eigentlichem Wesen man sich noch immer keine recht anschauliche Vorstellung machen kann glücklicher weise i st es nichtsdestoweniger vollkommen gelungen auch die Rolle welche di e E l ek tri c i tä t b ei der Wechselwirkung der Naturkrä fte S pielt in widerspruchslosem Einklang mit der Allgemeingültigkeit des G e s etz e s von der Erhaltung der Kra ft zu finden Es hat sich nämlich herau s gestellt dass die Arbeit welche die elektrischen Ströme als eine neue Art oder Form von Triebkra ft zu leisten im Stande sind th a ts ä c hli ch genau äquivalent s ei der Trieb oder Arbeitskra ft die au fgewendet werden muss um die elektrischen Ströme selbst zu er zeugen ! Und mehr brauchen wir vorläufig nicht zu wi ssen inso fern e s sich für uns blos darum handelt das Gesetz von der Erhaltung der Kraft in seinem eigentlichen Sinne und in seiner Allgemeingülti gkeit zu erfassen Sehen wir genauer zu w i e die elektrischen Ströme welche u n s in dem Wasserzersetzungsapparate arb eits f ähige Affinität d h chemi sche Triebkraft wiederherstellen selb st zu Stande kommen Bekannt lich entstehen si e in einer sogenannten Batterie welche aus el ek tri schen Elementen einer Combination von Zink Platin und verdünnter Schwe f elsäure ( H 2 S O 4 ) zusammengesetzt i st I ch werde vor Ihren Augen ein solches elektrisches Element auf bauen Sie sehen hier ein Glas ich f ülle es mit verdünnter Schwe felsäure und versenke eine , , ’ , , , . , , , , , , . , , , , , , , , , ‚ . , , , . , , , . . , . . Di e 27 2 P ri n c i p i en W W d e r m ec h a ni s c h N en a tu ra u ffa s su n g . beträgt b et rä gt si e j et zt nu r etw a 30; die 6 4 C a l ori een welche f ehlen und scheinbar verschwunden sind si nd aufgewendet worden um die chemische Arbeit der a s s erz er s etz u n g zu leisten d h che mische Spannk raft herzustellen deren Quantität gerade ausreicht u m b ei der Verbrennun g oder Wiedervereinigung der getrennten S gu er sto ff u n d Wassersto ffmengen genau 6 4 C a l ori een oder Wärmeeinheiten zu erz eugen Während arbeits f ähige Affinität in den Elementen der Batterie aufgewendet wird und verschwindet wird im a s s erz er s etzu n g sa p p a rat arb eits f ähige Affinität wieder hergestellt Der elektrische Strom ist gleichsam nur der Vermittler oder Träger der die chemische A rbei ts kraft der G A L V A N I s ch en Elemente a u f da s Wasser im Z er s etzun g s app arat hi n überl ei tet und zweierlei Arb eitsleis tungen Wärme und chemische Spannkraft hervorbringen lässt deren Summe in C a l ori een ausgedrückt genau äquivalent ist der Wärmemenge welche die in den Elementen der Batterie aufgewendete chemische Arb eitskraft zu erz eu gen vermag So sehen Sie denn auch hier verloren gegangene Arb eitskraft wie der herge stellt ; aber wie in allen früheren Fällen nur indem ein be s ti m m te s Quantum einer anderen disp oniblen Arb eitskra ft au fgewendet und dadurch dem Gesetze von der Erhaltung der Kraft vollkommen genügt wurde Wir hab en in diesem Falle Affinität in F orm von Sp annkraft durch Affinität in Form von leb endiger Kraft unter Verwendung des el ek tri schen Stromes erzeugt Dass bei dieser Umwandlung dem Gesetze von der Erhaltung der Kraft vollkommen genügt wird erkannten w i r a l s wir di e n eb enb ei erzeugte ä r m e m en g e mit in Rechnung brach ten gerade so wie w i r die strenge Gültigkeit des Gesetzes von der E r haltung der Kraft b ei den Bewegungserscheinungen b ewegter Massen beim schwingenden P endel u n d M eta ll sta b erst dann erkannten a l s w i r die durch Reibung und Stoss Pressung und Dehnung dabei frei werdenden Wärmemengen b erücksichtigten Wir können gleich hier die wi chtige B emerkung einschalten welche w i r S päter noch ganz allgemein bestätigt und gültig finden wer den dass b ei j eder Umwandlung von Sp annkraft in leb endige Kraft und umgekehrt stets ein Theil des vorhandenen Kr a ftvorra th es in Wärme verwandelt wird und für das Quantum der Arbeitsleistung i n d e r z u e r z i e l e n d e n F o r m verloren geht welche daher immer um j ene Anzahl C a l ori e en kleiner aus fallen muss als die a u fg ew en dete Triebkraft Vertauschen w i r nun den Wasserzersetzungsapparat und dessen l ori een : , , , , . , , . . _ , . , . ’ , , , , , , . , , W . . ’ , , , , , r , , , . , , , , . IX C h em . A ffin . . , E l e k t ri c . E ‚ l e k t ro M a g u - . , Li c h t : B ew e g u n g s for m en 273 . c h e m i s c h e L eistung mit einem E l e k t r o m a g n e t der Gewichte zu heb en m e c h a n i s c h e A r b c i t zu leisten im Stande ist und lassen w rr Wi eder die Batterie so lange in Gang bis sich 5 A eq u i va l ent Zink in derselben gelöst haben Mit diesem selb en Quantum von verbrauch ter chemischer Triebkra ft wird unter den neuen Umständen unter Ver mi ttelung desselben elektrischen Stromes abermals eine dopp elte Arbeit geleistet : ein Quantum Wärme und ein Quantum mechani scher 9 4 C a l ori e en Die Arbeit Die Summe b eider Quantitäten i s t wi eder wirklich entwickelte Wärmemenge b eträgt a bermals weni ger als 9 4 C a l ori een ; was daran f ehlt entspricht aber genau dem in ä rm eei n h ei ten ausgedrückten mechanischen A rbei ts qu a n tu m durch den Elektro magneten ! Dem Gesetz von der Erhaltung der Kraft wird vollkommen genügt trotzdem der elektri sche Strom selb st und das neue Agens durch welches er die m e c h a n i s c h e Arb eit der H ebung eines G e w i c h te s geleistet hat der Magnetismus ins Spiel kamen Abgesehen von dem merkwürdigen Umst ä nde dass di e el ek tri schen und magnetischen Erscheinungen f ast wie etwas Immaterielles zum Vorschein kommen und sich doch am Zustandekommen der ma t eri el l en Vorgänge b eth ei li g en lernen w i r aus den letzten Versuchen die wichtige T h a tsa ch e kennen : dass e s bei g l e i c h e m Aufw ä nde an chemischer Triebkraft in Form von Spannkraft genügt die Natur und Anordnung der B es ta n dth eil e des Apparates welcher b esti mmt i s t die potentielle Energie der 5 A eq u i v a l en t Zink in actuelle umzusetzen zu verändern um als E rg ebni s s j enes Aufwandes bald eine Wärme menge allein bald einen elektr ischen Strom und Wärme bald unter Ver m i ttel un g d es elektrischen Stromes Wärm e und zugleich chemische Z er s etzu n g s a rbei t oder ab er w i e b eim Gebrauch des E l ek tr om a gn ets Wärme und zugleich mechanische Arbeit zu erhalten Wir erfahren hi er neuerdings in unzweifelhafter Weise dass die w i rk u n g s f ähi g en Naturkräfte in einer ei g en th üm l i ch en e ch s el b ez i e hung stehen und durch einander hervorgeruf en oder in einander ver wandelt werden können j e nach der Anordnung und Beschaff enheit der App arate die wir hierzu anwenden Wir erfahren ab er zu gleicher Zeit dass dab ei stets ein strenges gegenseitiges A eq u i va l en z v erh ä l t niss herrsche Diese Wechselbeziehung nennt man die T r a n s f o r m a t i o n d e r N a t u r k r ä f t e und ihr wollen wir in der nächsten Vor lesung eine eingehende Betrachtung widmen H eute s ei nur noch mit wenigen Wor ten des L i c h t e s Erwähnung g eth a n in dem wir ebenf alls eine Form der T ri ebkraf t oder a rb ei ts f ähigen Naturkra ft anzuerkennen j a im eigentlichen Sinne die Quelle a l l e r anderen zu suchen haben H at die Auseinandersetzung des C z e r m a k S c h ri fte I I 18 , , , , W . , , . . , , , . , , , , , , , , W , , , , , , , . , , . , , , . , . , , . , n. . P Die 2 74 ri n ci pi d er m e c en h a ni s c h N en a tu r a u ffa ss u n g . Kreislauf s der Sto ff e in den drei Naturreichen uns gelehrt dass die Pflanze den Sauersto ff aus seinen festen chemischen Verbi ndungen namentlich mit dem Kohlensto ff h er a u sr ei s s t un d be freit um aus ein f achem h o ch ox y di r tem rein unorganischem S toffm a ter i a l v erbr enn l i ch e organ ische Sub stanzen von h och c om p l i ci rter minder fester Zusammen setzung zu erzeugen ; so drängt sich nothwendig die Frage a u f Woher nimmt die Pflanze die n öthi g e Kraft um diese innere Arbeit zu leisten ? Nun die moderne Naturwissenschaft erth ei l t darauf die bestimmte Antwort : die Pflanze schöp ft diese Kraft a u s dem S o n n e n s t r a h l dessen Kr a fti nten si tä t bekanntlich s o gross ist dass seine S ch wi n g u n gen 30000 Kilometer in der Secunde durchlaufen ! Und wenn ein solcher Einfluss des Lichtes a u f die Pfla n z en th äti gk ei t vor wenigen Dec enni en noch völli g unverständlich gewesen wäre ; s o verlie rt er heute alles R äth s el h a fte sobald S i e erwägen dass der chemische Vor gang in der P flanze ganz und gar a u f Bewegungen b eruht dass das L icht gleich falls durch Schwingungen der A eth er a tom e b edingt ist dass aber nach allen Erfahrungen die wir bisher gemacht der U ebergang welch immer einer Bewegungs form in eine andere ein Charakterzug ist der allen Naturkräften gemeinsam zukommt Wenn Sie s omit erfahren dass die langsameren Lichtschwingungen zu denen da s Roth gehört die Blätter grün f ärb en und mit Hilfe der Blattgrün—Kügelchen dann die Kohlensäure der L uft in Kohle und Sauersto ff zerlegen ; so kann Sie da s nicht mehr b e fremden als wenn Sie gesehen hab en wi e die mole c u l a r en Wärmebewegungen zu chemischen Zersetzungen und Verbin dungen ge führt hab en Selbstverständlich; kann auch von einem Ver schwind en der leb endigen Kra ft d es Sonnenstrahls in der Pflanze nicht die Rede sein ; sie wird in ihr nur zur Sp annkra ft die unter b estimmten Verhältnissen wieder in lebendige Kraft wenn auch unter anderer Form übergehen kann »Die Arb eitskra ft die in der Kohle ruht ist fixi r te Arb eitskraft der Son nenstrahlen ; man hat b erechnet dass j edes Stück Kohle beim Verbrennen so Viel Kraft frei macht um sein eigenes G e wicht der Schwere e ntgegen 4 00 Meilen hoch empor zu schleudern « Die vom Sonnenstrahl in die Kohle abgelagerte Spannkra ft tritt somit als Wärme als mechanische Arb eitskra ft wieder hervor An Er fahrungen dass auch umgekehrt A ffini tä ts und Wärme b ewegungen in Lichtschwingungen üb ergehen fehlt es gleich falls nicht Das L euchten unserer G a s und Kerz en—Flammen , die L icht erscheinungen b ei I n s ec ten und Fischen bei der langsamen Oxy da tion des Phosphor si e sind i n sg esa m m t e b enso viele Zeugnisse für diese Umwandlung ‘ , , ’ , , , , - , , , , , , ‚ , , , , , , . , , , , , . . , , . , , , , , , , . , . , , , , . , , . Di e 27 6 Pi r nci d er mec p i en h ani s c h Nt en a ura u ffa s su n g . geleisteter Arbeit in F u S S p fun d en oder Ki l og r a m m m etern und wir er kannten dass w i r damit zugleich ein exactes und ganz allgemeines Maass f ür ein bestimmtes Quantum mechanischer Triebkraft erhalten hatten welches irgendwo und irgendwie in Form von Spannkraft oder leb endiger Kraft als G e sa m m tvor ra th von Triebkraft oder totale E ner gie vorhanden oder disponibel ist Für das S p a nnk ra ftsqu a ntu m ergab sich die Formel : P h M g o h ; für dasselb e Quantum in Form , , , , . - ‚ M von lebendiger Kraft hingegen die F ormel : v2 ; T und der eigentli che Sinn d es Gesetz es von der Erhaltung der Kraft erschloss sich uns da hin dass nach demselben die Sum me von Spannkraft und lebendiger Kraft oder die totale Energie eine durch das ganze Universum con stante und sich gleichbleib ende Grösse sein sollte indem für j edes Quantum von Spannkraft das verschwindet ein genau äquivalentes Quantum lebendiger Kraft entsteht und umgekehrt dass mit einem Worte nicht nur die Kraft wie der Sto ff sondern auch die Kra ftlei s tung oder das Quantum der geleisteten Arbeit u n er s ch a ffba r und u n verni cht bar s ei und somit in unveränderter Quantität im N a tu rg a nz en erhalten bleibe Die von uns untersuchten concreten Fälle aus dem Gebiete der m b ro e ch a n i s ch en Erscheinungen schienen j edoch der strengen und g allgemeinen Gültigkeit und H errschaft des Gesetz es von der Erhaltung der Kraft zu widersprechen und ich musste Sie mit der Aussicht a u f eine S p ätere b efr iedigend e L ösung di eser scheinbaren Widersprüche verweisen Sie wissen bereits dass diese Aussicht keine trügerische , , , , , , , . ‘ , . w ar Indem wir die W ä r m e als eine Art der mech anischen Triebkraft nämlich a l s lebendige Kraft d h als erlangte Geschwindigkeit der kleinsten M a s s en th ei l ch en kennen lernten und als sich uns im Z u s a m m en h a n g e hiermit das Ver stä n dn i s s der mechanischen oder d n a m i y schen Wärmetheorie und die Einsicht in das eigentliche Wesen u nd die Natur der Wärme a l s einer Art der Bewegung erschloss da ging uns mit einem Male die grossartige E rk enntni s s a u f d a s s d e r B e g r i f f u n d d a s Ma a s s de r m e ch ani s ch e n Arb e it d e r B e g r iff u nd d a s M a a s s d e r m e c h a n i s c h e n T r i e b o d e r A rb ei ts k r a ft i n F o r m v o n p o t en ti e ll e r u n d a c tu e l l er E n e r g i e o d e r v o n S p a n n k r a f t u n d l e b e n di g e r K r a f t a u f a l l e N a tu r p r o c e s s e u n d a n N a t u r k r ä t e ei tsfäh i g e n f a rb w en db a r i s t u n d d a s G e s e t z v o n d er E r h altun g d e r Kr a ft t r a t in s e i n e r B e d e ut un g u n d s tr e n g e n A l l g e m e i n g ü l ti g k e i t i m m e r d e u t l i c h e r u n d s c h ä r f e r h e r v o r , , , . . , , , _ , _ , . X . k R üc b l i c k : di e Um w a n dl u n g en d er ei n z e n en l B e w egun g s fo rm en e tc 277 . Auch das L i c h t und die c h e m i s c h e n P r o c e s s e konnten w i r nun in den Krei s der mechanischen Naturanschauung ziehen und mit der M a a s s ei nh ei t der Calorie und des Ki l ogr a m m m eter s messen Ja selbst die e l e k t r i s c h e n und m a g n e t i s c h e n E r sch ei nu n g en deren Natur und eigentliches Wesen vorläufig noch in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt bleibt fügten sich als arb eits f ähige Naturkräfte dem grossen Gesetze der Tran s formation A eq u i va l en z und Erhaltung der Kraft E s wird nunmehr lehrreich und angenehm sein die von uns a u f dem ski z z i rten Wege d er Untersuchung gesammelten Erfahrungen über die Formen der Trieb oder Arbeitskraft rasch zu r ec a p i tu l i r en Ein b estimmtes Quantum von Trieb oder Arbeitskraft lernten w i r in folgenden Formen oder Modalitäten kennen : 1 ) ein gehobenes Gewicht indem es f ällt oder fallen kann Hier ist es die S c h w e r e oder Gravitation d h die allgemeine Anziehung d er p on d er a bl en Massen oder M olen welche ins Spiel kommt ; 2 ) ein gesp annter elastischer Körp er i n d em er sich entspannt oder entspannen ka nn Hier wirkt die C o h ä s i o n d h die A nz i ehu n g s und A b stoss u ng sk r a ft welche zwischen den M ol ec ül en der f esten und flüssigen Aggregate th ä ti g ist ; 3 ) getrennte chemische Atome indem si e sich durch die A f f i n i t ä t oder Verw a n dts ch a ftsk r a ft f est verbinden Die genannten drei Formen der Triebkra ft sind im G e sa mm tk r a ft v orra th der Natur als S p a n n k r ä f t e vorhanden 4 ) Die erlangte G e s e h w i n d i g k e i t b ewegter p on d era bl er Mas sen indem sich dieselbe verzögert ; 5 ) W ä r m e d h die erlangte Geschwindigkeit der unregelmässig bewegten unmessbar kleinen M ol e c ül e und Atome in de m die Wärme a l s s o l c h e d h die Wärmeb ewegung verschwindet ; 6 ) L i c h t d h die erlangte Geschwindigkeit der in regelmässig fortschreitender Wellenbewegung b egri ffenen A e th era tom e indem das L icht oder die regelmässige A eth erw el l e als solche verschwindet Die drei zuletzt genannten Formen von disponibler Triebkraft fin den sich im G es a m m tvorr a th der Natur als die unmittelbare Wirkung d er in l e b e n d i g e K r a f t oder actuelle Energie »umgesetzten« ä q u i v a l en ten S p a nnk r a fts m en g en von Schwere C oh ä si on oder Affinität 7 ) Endlich sind noch e l e k t r i s c h e S t r ö m e und e l e k t r o m a g n e t i s c h e W i r k u n g e n Erscheinungs f ormen bestimmter Quantitäten der Triebkraft inso fern als unter ihrer Verm i ttel u n g äquivalente Ar b ei tsm en g en geleistet und zu ihrer Unterhaltung mechanische chemi sche oder thermische Kräfte verbraucht werden Wir wissen zwar . , , , , . , . . , , . . , r , . . . , , , . . , , . , . , , . , . . , . , . . , , , . D i e Pr i nc i pi en d er m e c 278 h a ni s c h N en a t ur a u ffa s su n g . nic ht was eine gewisse Menge E l ek tri ci tät ist und haben daher auch keinen Ausdruck für ihr directes A eq u i va l enzv erh äl tni s s zu den a n deren Kräften allein es gilt wie ich im j üngsten Vortrage gezeigt habe nichtsdestoweniger in aller Strenge da s Gesetz von der E rba l tung der Kraft auch f ür alle Wirkungen und Arbeitsleistungen die unter der r äth s el h a ften Verm i ttel un g des el ektrischen Stromes zu Stande kommen Die eb en gegeb ene Uebersi ch t üb er die Erscheinungs formen der 1m N a tu rg a nz en th ä ti g en Kräfte erinnert uns daran : 1 ) dass sich die w i r k u n g sfä hi g e Trieb oder Arb eitskraft in a l l e n Fällen e r s e h ö p f t und zwar genau in dem M a a s s e a l s si e die Ar b eit wirklich leistet ; und 2 ) dass s i e wieder hergestellt werden kann aber immer n u r u n t e r d e r B e d i n g u n g dass eine b estimmte Menge einer anderen Triebkraft dazu aufgewendet wird gleichgültig welcher Art und Natur diese andere fremde Triebkraft auch sein mag Diese Möglichkeit der Wiederherstellung einer verloren g eg a n g e nen Triebkra ft durch Au f wendung einer anderen b eruht a u f der soge nannten T r a n s f o r m a t i o n d e r N a t u r k r ä f t e a u f dem Verm ögen derselben gegenseitig in einander überzugehen Sie lernten bereits der Erfahrungen viele f ür diese T ha tsa ch e kennen ich will si e Ihnen j etzt durch noch eine Reihe von Beispielen ad ocu l os d em on stri r en I ch habe hier ein gehob enes Gewicht das fallen kann also ein Quantu m disp onibler m e e h a n i gs c h e r T r i e b k r a f t in Form von Sp annkra ft Fällt das Gewicht wirkt die Schwere als leb endige Kraft s o entsteht B e w e g u n g und das Gewicht hat am Ende des Fallraumes eine bes timmte G e s c h w i n d i g k c i t ein b estimmtes Quantum leb en diger Kraft erlangt L asse ich eine Feder gegen die Rolle drücken s o kommt das Gewicht a m Ende d e s Fallraumes o h n e merkliche G e s ch wi n di g k ei t an ; dagegen hat sich in Folge der Reibung eine ä q u i va lente Wärmemenge entwickelt Benütze ich die Triebkraft d es f allenden Gewichtes um diese magneto elektri sche Maschine zu treiben so erhalte ich c l e k t r i s c h e S t r ö m e unter Ver m i ttel un g d es Magnetismus Genau dieselb en w i rk u n g sfä hi g en Kra ftform en der Wärm e und der elektrischen Ströme kann ich auch durch Aufwendung eines Quantums irgend einer anderen mechanischen Triebkra ft z B einer gespannten Feder oder der erlangten G eschwindigkeit bewegter Massen disponibel machen Kurz mechanische Kraft gibt Geschwindigkeit bewegter Massen Wärme un d elektri sche Ströme Die W ä r m e wieder kann sich in mechanische Kra ft ( Damp f , , , , , , . , , , , . , . , , . , . , , , , , . , , . , - , . , . . , . , , . Die 2 80 P ri nci p i en d e r m ec h a ni s c h N en a tu r a u ffa s s u n g . wie di es a prio ri ni cht anders erwartet werden konnte auch f ür die Vorgänge in der o r g a n i s c h e n N a t u r Was den Sto ff b etri fl t hat m ein früherer Vortrag über den Kreislauf desselben in den drei Natur reichen Sie wohl genügend von seiner Unveränderlichkeit überzeugt ; von der Kraft und ihrem Gesetze der Erhaltung sei von mir heute nur im Allgemeinen der unter den Ph y siologen zu r Zeit herrschenden A n s ch a u u n g erwähnt ; Die Pflanz en wird allgemein gelehrt entnehmen die Triebkraft in Form von lebendiger Kraft der Sonnenstrahlung ; ohne äussere Ar beit zu leisten verschlucken sie die Sonnenstrahlen leisten vorzugs weise inner e Arbeit indem S ie in den grüne n Pfla n z en th ei l en chemische Z ersetzung herbeif ühren wob ei die lebendige Kraft in Sp annkraft um gewandelt wir d ; di e Thiere ihrerseits nehmen in den v erbr enn l i ch en organischen Substanzen Span nkraft a u f und verwandeln si e in leben di ge Kra ft in der Modalität der Wärme C ontr a cti l i tä t und N eu ri li tät In unseren Organi smen i n s g es a m m t hab en w i r somit keine K r a f t e r z e u g e r sondern blos T r a n s f o r m a t i o n s a p p a r a t e , ' . , ‘ , , , , , , . , . , I ch darf Sie nunmehr wohl daran eri nnern dass wir schon l n ei ner der ersten Vorlesungen an die nachgewiesene Unveränderlichkeit und Unzerstörbarkeit d e s elementaren Sto ff es eine Reihe von raschen Schluss folgerungen geknüp ft hatten welche in dem Satz e gip f elten dass e s da s Endziel der modernen mechanischen Naturauffassung s ei d i e al l e m G e s c h eh e n in d e r N a t u r z u G r un d e li e g e n de n B e w e g un g en un d de r e n T ri eb k r äft e z u f in d en un d di e g e s a m m te N a t ur wi s s e n s ch af t a l s e in P r o b l em d e r a n a lytis ch en M e ch anik zu b eh an deln Damals musste Sie diese ganze Au ffassungsweise und Gedanken kette äusserst fremdar tig a nl n u th en und wie ein wüster u nv er stä n d licher zusammenhangloser Traum in eine Art Verwi rrung versetz en H eute ho ffe ich Sie genügend vorbereitet zu finden die damaligen Schluss f olgerungen mit v er stä n dni s sv ol l em Bewusstsein z u b egleiten — und deren bindende Kraft anzuerkennen Wir haben u n s mit der Vorstellung vertraut gemacht dass allen N a tu l er s c h ei nu n g en nur Veränderungen der V e r t h e i l u n g d e r U 1 a t o m e i m R a u m e zu Grunde liegen dass somit alle Vorgänge in der Natur s o verschieden und mannigfaltig dieselb en auch immer sein mögen in letzter Instanz durch m e c h a n i s c h e B e w e g u n g zu Stande kommen I ch brauche Sie nicht daran zu e ri nnern dass wir die Veränderung der Aggregatzustände den Wechsel der chemischen Ver bindungen die Wärme und L i ch ten tw i ck el u n g in anschaulichster Weise , , , , . , , - . , ' ‘ , , , . , , , X . k R üc b li c k : di e U m w a n d l u n g en d er ei nz e n en l B ew e gu n g s form en e tc 2 81 . als mechanis che Bewegungsvorgä nge de r M ol ecül e d er chemischen Atome und der Ura tom e auffassen lernten Auch die elektri schen und magnetischen Erscheinungen obschon si e ihrer eigentlichen Wesenheit f ügen sich inso f e rn in den Rahmen u n d Natur nach n och dunkel sind der mechanischen Naturauffassun g als s i e sich an dem Z u sta n d ek om men der Bewegungsvorgänge in der Nat ur in einer solchen Weise b e th ei l i g en dass wir berechtigt sind den Satz auszusprechen dass alle die verschiedenen Kräfte welche man früher als die Ursachen der ver s ch i e d en en Naturerscheinungen p os tu li r en zu müssen glaubte w e s en t lich g l e i c h a r t i g u n d n u r verschiedene Erscheinungsformen e i n e r u n d d e r s e l b e n m e c h a n i s c h e n K r a f t s i n d die a l s A nz i eh un g in den K örp era tom en als Abstossung in den A eth er a tom en ihren Sitz hat E s ist lehrreich sich hier klar zu machen w i e man zur A u fstel lung s o verschiedener Na turkräfte kommen musste Die Forderung die Naturerscheinungen zu begreif en heisst so viel als ihre Gesetze zu finden In der That i st ein Naturgesetz nach HE LMH OLT Z D efini ti on der a l l g e m e i n e B e g r i f f unter den sich eine Reihe gleich ar tig ablaufender Vorgänge zusammenfassen lässt d h es i s t der Ausdruck dessen w a s allen Einzelfällen einer gleichartigen E r s ch ei n u n g s w ei s e gemeinsam i s t und w a s wir in allen diesen Fällen aus n a h m s l os regelmässig W iederkehrend finden Die A u sn a hm sl osi gk ei t i s t das Kennz eichen der Wahrheit und Wirklichkeit des Gesetzes So tritt uns das Gesetz mi t zwingender N othw en di gk ei t und Gewalt a l s fremde reale Macht entgegen , und demgemäss obj ecti vi r en w i r es als besondere N a t u r k r a f t und so kommen wir zur S ta tui r un g von ein er besonderen chemischen Verw a n dtsch a ftsk ra ft oder Affini tät einer b e s on d er en O oh ä si on sk r a ft einer besonderen Schwerkraft oder Gravita tion von Wärme L icht E l ek tri ci tä t Magne tismus und endlich einer besonderen L eb enskraft u s w In diesem Sinne bez eichnet das Wort »Kra ft « ein Etwas das nicht an sich und in seiner Wesenheit bekannt und erkennbar i s t sondern nur d u r c h und i n seiner gesetzmässigen Wirkungsweise und mannigfalti gen Erscheinungs f orm Nach der me ch a ni sc h en Hy pothese der modernen Naturwissenscha ft sind aber a l l e diese b esonderen und verschiedenen Naturkräfte welche man als die Ursachen der Naturerscheinungen p ostu l i rt letzten Endes a u f eine und dieselb e mechanische Bewegungskraft zurückzu f ühren welche a l s einfache a n z i e h e n d e C e n t r a l k r a f t in j edem K örp er a tom a l s einfache a b s t o s s e n d e C e n t r a l k r a f t in j edem A eth era tom ihren Sitz hat Wir hab en j a gesehen dass in der That alle die verschieden en Naturkräfte inso f ern si e Veränderungen hervorrufen d h Arb eit , . . , , , , , , , , ' , . , , . , , , ’ . , , . , . , . . , , , , , , , . . . , , . , , , , . , , , . . Di e 2 82 P ri n ci pi en d er m ec h ani s c h N en a tu ra u ffa ss u ng . leisten mit dem M a a s s e der mechanischen Kraft sich messen lassen und nach ganz b estimmten in di esem M a a ss e ausdrückbaren A equ i va l enten sich gegenseitig Wirksamkeit verleihen o der w i e der bil dliche Aus druck lautet in einander sich t r a n s f o r m i r e n Ab er sehen wi r zu was wir unter diesem bildlichen Ausdruck der Sich aller di ngs durch seine Kürz e und Bequemlichkeit empfiehlt und eingebürgert h a t eigentlich meinen d h w a s denn im Sinn e unsrer mechanischen Natur auffassung wirklich und eigentlich vorgeht wenn sich wie wir sagten eine Kraft in di e andere tr a n sform i rt w a s j a ein logischer Widerspruch i st I ch werde in meiner Erörterung s o Manches wiederholen müsse n w a s ich Ihnen b ereits b ei einem früheren A n l ä ss e über das Wesen all dieser Vorgänge und verschiedenen Erscheinungsformen m i tg eth ei l t hab e ; aber scheuen Sie die Mühe nicht mir von Neuem aufmerksam zu folgen die Wichtigkeit des Gegenstandes verdient es vollkommen Nach der modernen naturwissenscha ftlichen Anschauung besteht, wie Sie issen die Materie a u s unzählbaren di s cr eten d h durch Zwi schenräume getrennten unmessbar kleinen T h ei l ch en den soge nannten K örp era tom en und A eth era tom en ; die ersteren sind die Sitze der Anziehungskraft die letzteren die Sitze der A bstos sun g sk ra ft Diese A n zi ehu n g s und A b s tos su ngsk rä fte sind sogenannte Central kräfte d h sie wirken gleichmässig von einem C entra l p u nk te aus in geraden Linien nach allen Rich tungen des Raumes hin und die I n ten Alle Bewe si tä t ihrer Wirkung i s t nur eine Func tion d er Ent fernung g u n g sk r ä fte die uns in den Naturerscheinungen entgegentreten sind nichts als verschiedene A eu s s erun g s form en der eben genannten b eiden Urkräfte So ist die A f f i n i t ä t nicht etwa eine neue Kraft sondern einfach die Combination oder Resultante der A nzi eh u n g s und A b s tos s u n g sk r ä ft e der zu unmessbar kleinen Ganzen den chemischen Atomen verknüp ften Körp er und A e th era tom e Dasselbe gilt von der Anziehungskra ft o der C o h ä s i o n zwischen den M ol ec ül en der Körp er welche a u s der Zusammenordnun g einer bestimmten Anzahl v on chemisch gleichartigen oder chemisch ungleich arti gen Atomen als kleine Ganz e von höherer Ordnung ab er noch immer von unmessbarer Kleinheit hervorgehen Auch die C oh ä s i on i st also keine neue Kraft sondern letzten Endes nur eine Combination oder Resultante der den Aether und K örp era tom en innewohnenden A n zi eh u n g s und A bstos su n g sk r ä fte Endlich ist die S c h w e r e oder Gravitation welche a u f messbare j a ungeheure Entfernungen die Massen oder Molen die aus Aggregaten von M ol e c ül en bestehen gegen einander zieht gleich falls keine neue Kra ft sondern zuletzt immer nur die Summ e der A n zi ehu n g s und A bstos s un g sk rä fte welche den in b estimmter , , ? , , . , , , , , . . , , , , . , W , . , , . , , . , , . , . , . , . , , . , . , , . , . , , , , , , , 2 84 Di e n Pi r nci p i en d er m ec h a ni s c h Nt en a u rau ffa s s u n g . W Atoms oder A tom com p l ex es würde sich in i nfini tu m ebens o un v erän dert erhalten wie der Ruhezustand eines Atoms oder A tom com p l ex e s wenn nicht eben durch die Bewegung selb st Stellung und L age der Atome und A tom c om p l ex e gegen einander sich änderten und in Folge dessen neue Kra ftcom bi n a ti on en entständen I ch habe Ihnen früher an der A r w o o n s ch en Maschine diese Fortdauer der erlangten G es ch i n di gk ei t auf s Klarste vorge führt ; Sie üb erzeugten sich damals dass auch nach entf erntem Ueb erg ew i ch t die Bewegung des überlastet g e w es en en Gewich tes eine Z eit lang f ortdauerte Die in irgend einem Momente erlang te Gesch w indigkeit der f allenden Massen ist n ämlich die Summe oder G e s a m m tw i rk u n g der während der ganzen Fallzeit als lebendige Kraft thä ti g en Anziehung zwischen d eln Ueb erg ew i cht und der Erde j e d och minus der i d er s ta n ds äu s ser un g en j ener Kräfte welche in entgegengesetzter Richtung th ä ti g sind Bei unserem Ver suche mit der g enannten Maschine rührten diese nicht blos von der Schwerkra ft d e s auf steigenden Gegengewichtes sondern auch von den Molecular und A tom k r ä ften der Massen her welche sich bei der Dre hung der Rolle bei der Abwicklung und Biegung d e s Fadens und b ei der Verschiebung der Theile durch die L u ft an einander reiben oder sonst in ihrer Gleichgewichtslage stören wobei neben der g r obm e ch a ni sch en Bewegung Wä rme entsteht deren Menge genau äquivalent ist dem Minus an erlangter Geschwindigkeit in Folge dessen denn auch nach einiger Zeit d a s früher belastete Gewicht zur Ruhe kam Doch kehren wir zu unserer allgemeinen Beweisführung zurück , , , . ’ W ’ , . , . , , , , , . . J ede Kra ft einerlei ob A nz i eh u n g s oder A bstos s u n g sk ra ft kann sich n u r a u f zweierlei Art äussern entweder a l s W i d e r s t a n d d h Bewegung h e m m e n d oder als T r i e b k r a f t d h p otentiell oder a c tu el l Beweg ung e r z e u g e n d Die wirkliche L eistung oder die Wi r k u n g die eine Kraft hervorbringt b esteht immer nur entweder in der Aufrechterhaltung oder Veränderung des Ruhezustandes oder ab er in der Au frechterhaltung oder Veränderung des Bewegungszustandes der einzelnen Atome oder der ganz en A tom c om p l ex e j e nachdem si e dem Widerstä nde anderer entgegengesetzt geri chteter Krä fte das G l ei ch g e wicht hält oder denselben üb erwindet oder endlich selbst in ihrer i d er s ta n d s ä u s s erun g gegen die ihr entgegenwirkenden Kräfte über wunden wird Die Q u a n t i t ä t e n der L eistungen oder Wirkungen welche a u s dem Widerspiel der Bewe g un g erzeugenden und Bewegung h emmenden Kra ftäu s s eru n g en hervorgehen mögen s i e n u n in der A u f r ec h te rh a l tun in der g oder in der Verä nderung eines Ruhezustandes Aufrechterhaltung oder in der Verä nderung eines Bewegungszustandes , , , , , , W , , . . . . . , , , , . , , X . k R üc b li c k di e : Um w a n d l u n g e n d er l e i nz e n e n Be w eg u n g s fo r m en e tc . 2 85 der Atome un d A tom c om p l ex e bestehen sind dem Gesetze der E rb a l tung der Kraft zufolge ebenso u nverni chtba r und unzerstörbar w i e die A tom k rä f te selbst Es kann zwar ein bestimmter Ru hezustand eine bestimmte Bewegung längere oder kürz ere Zeit unverändert sich er halten oder aber sich verändern neu entstehen und wieder v er s chw i n den also scheinbar vernichtet werden d i e V e r t h e i l u n g u n d G ru p p i r u n g d e r A t o m e u n d A tom c o m p l ex e i m R a um e welche hierdurch besteht oder herbeige führt wird und also üb erhaupt die Vorgänge und Zustände in der Natur welche in irgend einem Augenblicke vorhanden sind sind ab er immer und unter allen Um ständen d a s R e s u l t a t e i n e r c o n s t a n t e n u n d u n v e r ä n d e r l i c h e n S u m m e v o n B e w e g u n g h e m m e n d e n u nd B e w e g u n g e r z e u g e n d e n K r a f t ä u s s e r u n g e n Die Quantitäten der Kra ft äusserungen in der e i n e n Form ( Widerstand Bewegungshemmung ) können zwar zunehmen oder abnehmen ; allein indem hierdurch j edes mal die Quantitäten der Kr a ftä u s s erun g en in der a n d e r n Form ( leb en dige Kraft B ew eg u n g s erz eu g un g ) in genau äquivalenten Mengen in entgegengesetztem Sinne sich verändern s o bleibt die S u m m e der Kr a ftäu s s er u n g en und Wirkungen absolut constant Mit anderen Worten : die elementaren Naturkräfte gehören s o zu sagen zum Fundus i n stru c tus der Materie und nicht nur kann die Naturkraft an sich was schon a priori f eststeht eb enso wenig z er stört als gescha ffen e rden ; sondern es kann auch die durch ein g e wisses Quantum derselben hervorgebrachte Wirkung abgesehen von der F o r m ihrer Erscheinung niemals ganz oder auch nur th ei l w ei s e vernichtet werden ; denn j ede Wirkung oder w a s dasselbe i st j ede Veränderung welche durch ein gewisses Quantum Kraft bewirkt wird ist eine dopp elte d h hat zwei Seiten und besteht darin dass einer seits j ene Anordnung des Sto ffs d h j ene V erth ei l u n g der Materie i m Raume verschwindet unter welcher ein äquivalentes Quantum Kra ft in Form von Spannkraft vorhanden w a r ; dass ab er andererseits zugleich an einem anderen Orte Bewegungen entstehen welche einem gleichen Quantum Kraft in Form von lebendiger Kraft genau entsprechen Bei j eder Arb eitsleistung b ei j ede m Vorgang in der Natur als einer durch ein bestimmtes Quantum Kraft bewirkten Veränderung der Anordnung der Ruhe und Bewegungszustände der einzelnen Atome und ganzen A tom com p l ex e ist da s Verschwinden des dazu aufgewendeten K ra f quantums nur scheinbar ; denn dieses Quantum bleibt unter allen Umständen unv erändert erhalten ; dasj enige was allein verschwindet das sind nur die Zustände w a s allein wechselt und sich verändert und Erscheinungs formen der Kraft Die ersteren bez eichnen w i r als , , , . , , , , , , ’ , . , W , , . , , , , , , , , , , . . , , , . . , , . , , , , . Die 2 86 P ri nc i p i en d er m e c ha n i s c h N tu en a ra u ffa s su ng . actuelle und p otentielle Energie di e letztere als Schwere C oh ä si on Affinit ät u s w Die genaue ph y sikalisch e Analy se eines j eden Vor ganges in der Natur lässt uns also erkennen dass dabei weder Sto ff noch Kraft erzeugt o der vernichtet wird : in j enem ändert sich nur die Verth ei l u ng und Anordnung seiner Atome und A tom c om p l ex e 1m Raume bei dieser setzt sich nur die p otentielle Energi e in actuelle c dc f vice versa um , und es wird eine ihrer Erscheinungsf ormen in ein genau äquivalentes Quantu m einer a nderen tra n s form i r t Wir haben diese grosse T ha tsa ch e so ausgedrückt dass w i r sag ten : Alles Geschehen b eruhe a u f der Trans formation der Naturkräfte nach streng er A eq u i va l enz und der G e s a m m t v o r r a t h a n N a t u r k r a f t o d e r d i e t o t a l e E n e r g i e i m Un i v e r s u m s e i s o m i t ein e c on s t ant e un v e r än de rli ch e S u m m e v o n S p a nnk ra ft un d l e b e n d i g e r K r a f t o d e r p o t e n t i e l l e r u n d a c t u e l l e r E n er gi e Wir meinten damit genau dasselbe w a s wir soeben im L ichte der atomistischen Theorie in seinem eigentlichsten Wesen durch schaut hab en : denn was i st S p a n n k r a f t anders als die Quantität der Kr a ftä u s s eru n g welche als überwundener Widerstand d h als Bewe u h mm die ganz bestimmte in einem gegebenen Augenblick n s e ung g g vorhandene Verth ei l u n g und Anordnung der Atome und A tom c om p l ex e im Raume herb eif ühren half was i s t ferner l e b e n d i g e K r a f t a n ders als die Bewegung e rz eugende A eu ss er u ng sform wel che in einem gegeb enen Augenblicke als erlangte Geschwindigkeit der in b estimmter Richtung in Bewegung b efindlichen Atome und A tom com p l ex e nach Ueb er w i n du n g der entgegenstehenden Widerstände übri g geblieben ist und was heisst endlich T r a n s f o r m a t i o n d e r N a t u r k r ä f t e i n e i n a n d e r anders a l s j ene Veränderung der Ver th ei l un g und Gruppi rung der Atome und A tom com p l ex e im Raume welche die in j edem Augenblicke Vorhandene räumliche G ru p p i ru ng u n d Verth ei l u n g der Atome und A tom c om p l ex e im näch stfolgenden Augenblicke durch den äquivalenten Wechsel der Bewegung hemmenden und Bewegung er zeugenden Kra ftä u s s erun g en b edingt und herb ei führt , . . , , . , , . , , . , x , , . . , , , , , , , , , . M eine H erren ! Zu m Ausgangspunkt meiner f ür St udenten aller F a cu l tä ten b e rechneten Darstellung der Ph y siolo gi e des Menschen welche ich mit der heutigen Vorlesung b eginne habe ich einen einf achen Versuch gewählt der uns so f ort einen tiefen Einblick in das Wesen un d die Natur des thi eri s ch en L eben S p r oc ess e s erö ffnen soll Allerdi ngs i st dieser Versuch aus verschiedenen Gründen die Ihnen bald einleuchten werden nicht gut dazu geeignet vor I hren Augen wirklich ausge f ührt zu werden ; allein ich kann I hnen den selben durch Wort und Bild so anschaulich machen dass er unserem Zwecke nicht b esser dienen könnte wenn ich ihn auch th a ts ä chli ch anstell en möchte ! Doch zur Sache ! Denken Sie sich einen allseitig abgeschlossenen Raum dessen Wandungen aus E i s qu a d ern zusammenge fügt sind A n zwei cinan der entgegengesetzten Punkten befinden sich O effnu n g en so dass wir einen Strom reiner eiskalter L uft durch den Raum hi n du rchtrei b en können Die L uft wird natürlich bei der einen O effn u ng ebenso rein und kalt aus dem Raume herauskommen a l s si e bei der ersten O eff nung in denselb en hineingekommen i st und die E i sw ä n de werden u n g es ch m ol z en bleiben Nun stellen Sie sich vor wir hätt en einen Menschen dessen K ör r w i h t i vorher genau best mmt worden ist in den Raum i e e c i h n e n e g g p bracht und eine St unde lang darin a u f und ab gehen lassen a s beobachten wir ? 1 ) Der Mensch hat mechanische Kra ft entwickelt indem er a u f und abging und A th em s chöp fte ; 2 ) hat der Mensch Wärme abgegeben denn wir finden dass eine Schicht von bestimmter Dicke von den E i sw ä n den abgeschmolzen und in Wasser verwandelt wurde ; und die austretende L u ft i s t warm ; 3) hat der Mensch Kohlensäure und 4 ) Wasser abgegeben L etzteres sieht man unmittelbar in Form von Damp fwolken der Nas e und der H autoberfläche entströmen und C z e r m a k S c h ri fte I I 19 , , , . , , , , , , . , . W , . , , , . , , . , n. . , U eb er 2 90 d en B a u un d M ec h a ni s m u s d es m ens c hli h c en Kö rp er s . der L uft sich beimengen welche deshalb immer feucht aus dem Raume herausströmt wenn si e auch ganz trocken einströmte ; erstere di e Koh l en sä u r e nämlich welche eb enfalls in der einströmenden L u ft fehlt wenn diese durch v err ä th ihre Gegenwart in der auss trömenden L u ft Kalkwasser g eleitet wird durch einen weissen Niederschla g von Kreide 5 ) Endlich hat d er Mensch an Gewicht verloren wenn er nach Verlauf der Stunde welche das Exp eriment gedauert neuerdings g e wogen wird S o zeig t es sich denn dass der Mensch in j edem A ugenb li cke sein er L eb en s th ä ti gk ei t b eständig mechanische Kraft entwickelt und Wärme erzeu g t und eb enso b eständig Kohlensäure und Wasser a b gi ebt und einen Sub stanzverlust erleidet O ffenbar könnte das L eben b ei diesem Stande der Dinge nur eine sehr abgegrenzte D auer haben da j a der Mensch sehr bald in Nichts z u s a m m en s ch w i n d en müsste L ange b evor j edoch die Folgen di eses unauf hörlichen mit der Wärmeabgab e und Kra ften tw i ck el u ng H and in H and gehenden Sub s ta nz ve rbra u ch s äusserlich auffallen verspürt si e das Individuum selb st in Form der b eiden gebieteri schen E mpfindungen) d es H u n g e r s und d es D u r s t e s Um Hunger und Durst zu stillen um den Substanzverlust wi eder gut zu machen un d den Körp er in den Stand zu setzen , f ort zu lebe n d h a u f di e Dauer Kohlensäure und Wasser auszuscheiden und Wärme und mechanische Kraft zu entwickeln muss der Mensch vor Allem und unb edingt zwei Dinge haben und einnehmen Diese b eiden Dinge sind : reine atmosphärische L u f t welche ein Gemenge von 2 1 Theilen Sauersto ff und 7 9 Theilen Sticksto ff i st und dann Sp eise und Trank oder N a h r u n g welche zwar i n m a n ni g f altigster Weise zusammengesetzt sein kann immer ab er f alls sie das L eben a u f die Dauer gesund erhalten soll fünferlei Arten von chemi schen S toffverbi n du n g en in bestimmtem V erh äl tni ss gemischt enthalten muss nämlich : welches in j edem Getränk aber auch fa st in j eder 1 ) Wasser Sp eise enthalten ist ; 2 ) sogenannte Protei n stofl e sehr zusammengesetzte s ti ck stoff ha l tige Verbindungen die sich nur in ge w issen Theil en der thi eri sch en und pflanzlichen Gebilde finden w i e im Fleisch im Mehl im Ei ; 3 ) Fette welche im reinen Zustande nur aus Kohlensäure und Wasser b estehen ; 4 ) Kohlenh y drate welche zwar auch nur a u s Kohlens to ff Wasser , , , , , , , . , , , . , , . , . , , . , , . . , . , , , , , , , ' , , , , , , , , d en B a u U eb er 292 u nd M ec h ani s m u s d es m ens c W hli h e c n Kö rp er s . Während aber der Substanz und Gewichtsverlust in Folge des Verbr ennun g sp r oc ess e s ein c o n t i n u i r l i c h e r ist erfolgt der Ersatz nur p e r i o d i s c h nach den Mahlzeiten Sie sehen daher ein dass wenn wi r einen erwachsenen Menschen der sich im täglichen ph y siologischen Gleichgewi cht b efindet a u f p ine äusserst empfindliche S p ru n g fe derw a g e bringen und daselbst tagelang lassen könnten die a g s ch a l e nach den Mahlzeiten rasch sink en i n den Zwischenzeiten aber allmählich wieder steigen müsste und ( ohne j emals für mehr als einige Augenblicke zur Ruhe zu kommen) Tag für Tag innerhalb derselben Grenz en a u f und a bos cilli r en würde S i e überz eugen sich f erner dass es eigentlich gar kein constantes Körp ergewicht des lebenden Menschen g i ebt und geben kann , selbst wenn er sich im sogenannten p hy siologischen Gleichgewicht der Ein nahmen und Ausgaben befindet d h weder abmagert noch stärker wird Was wir al s constantes Körpergewicht b ezeichnen ist also nur ein mittlerer Werth innerhalb enger und con sta nter Grenzen So wie el n 1m ph y siolo gi schen Gleichgewi cht b efindlicher Mensch z B eine s chwere L ast hebt wird der Gewichtsverlust welchen derselbe o h n e diese Anstrengung erlitten haben würde sofort um einen bestimmten Werth sich steigern Dem Plus der Entwickelung mechanischer Kraft entspricht ein Plus des Sub stanzverlustes D a s phy siologische Gleich gewicht wird gestört und die Störung kann nicht anders wieder a u sg e glichen werden als durch Einnahme eines entsprechenden P l u s von , . , , , , , . , , . . . , . . . . , , , . . , E x tr a n a hr un g . WW Ebenso würde wenn die Temp eratur der L uft fiele und der Kör p er ebenso warm bleiben sollte als zuvor die ä rm ep r odu cti on sich also steigern müsste ohne das Gleic hgewicht zu stören E xtra n a hrun g eingenommen werden müssen Dagegen würde andererseits bei Verminderung der är m ep r o duction und der geleisteten mechanischen Arbeit und gleichbleibender Quantität eingenommener Nahrung entweder der Körp er an Gewicht zunehmen oder ein Theil der Nahrung unbenutzt bleiben Es exi s ti rt somit wie Sie sehen eine f este Beziehung oder Prop ortionalität : , , , , . W , K . , N M Resum e 1 ) Der Strom der Nahrung welcher in den Körp er eindringt b e steht aus S tofl en welche chemische Verbindungen von verwickelter Zusammensetzung und verh äl tni ssm ä s si g geringem S a u er stofl g eha l t darstellen 2 ) Die Elemente dieser Sto ff e verlassen nach mehr oder weniger , , . , U eb e r d en B a u un d M ec h a ni s mu s d e s m en s c hli h e c n Kö rp ers 293 . Zeit den Körp er zu Verbindungen gr up p i rt welche eine sehr einfache Zusammen s etzung aber einen höheren Sauers to ff gehalt hab en der a us der ei ng ea th m eten L uft stammt 3) Diese ununterbrochene Z ersetzung und Oxy dation steht in einem bestimmten Verh ä l tni ss zur Höhe der lebendigen Kra ftentw i ck el u ng d es Körpers g e r a d e s o w i e d a s Quantum mechanischer Arbeit welche eine Damp fmaschine leistet und die Wärmemenge welche dieselbe ausstrahlt der Consumption einer ganz bestimmten Menge von Brennmaterial entS p ri ch t ! Von diesen allgemeinen Betrachtungen welche u n s lehrten das L eben als phy siologische A r b c i t aufzufassen wenden wir nun unse ren Blick dem Apparat zu der diese Arbeit leistet Wir hab en das Wesen un d die N atur der V e r r i c h t u n g der leb en di gen Maschine im Allgemeinen erfasst versuchen wir j etzt uns eine ähnliche allgemeine Einsicht in den Bau und die E i n r i c h t u n g derselben zu verschaffen ! Am menschlichen Körper unterscheidet man a u f den ersten Blick K o p f H a l s und R u m p f und die an dem letzteren b eweglich b e f es tigten oberen und unteren G l i e d m a s s e n oder Extremitäten die Ar m e und die B e i n e welche zwar in der Form etwas von ein ander abweichen in ihrem Bau aber die vollständigste Ueber ei n sti m mung zeigen , indem dem Oberarm Vorderarm der H andwurzel und den Fingern der Oberschenkel Unterschenkel die F u ssw u rz el und die Zehen genau entsprechen Der ganze Körp er zeigt bilaterale S ymmetri e s o dass derselbe nach der Mittellinie i n z w ei ganz gleiche Hälften eine rechte und eine linke zerlegt werden kann Betrachten wir eine solche Körp erhälfte z B die r e c h t e von innen s o erkennen wir so fort dass sich durch Kop f H als und Rump f zwei Reihen von H ohlräumen der L änge nach erstrecken welche die verschiedenen inneren Organe di e sogenannten E i n g e w e i d e einschliessen und beherbergen ( vgl Fig 2 0 a u f Tafel Das S tudium eines solchen L än g s s chni ttes lehrt uns dass der K ör p er so zu sagen aus zwei vollständig getr ennten Röhren b esteht z w i schen denen die Reihe der Wirb elkörper und deren Fortsetzung im Kop f die Schädelbasis eine ununterbrochene Scheidewand bil det weshalb die eine als die hintere oder d o r s a l e die andere als die vor dere oder v e n t r a l e Röhre bezeichnet wird Die Schädelhöhle und der R ück g ra tsk a n a l welche ein zusammen hängendes Ganze ausmachen und die grossen c entra l en N er venm a ssen Hirn und Rückenmark beherbergen sind die dorsale Röhre , , , . , , , , , , , , . , , , , , , , , , , , , , . , _ . . , , , . , , , . . , , , , , , . , , , U eb er 294 d en B a u un d M e c h a ni s m u s d e s m en s c hli h Kö rp ers W c en . während di e Bauch Brust H als Mund und Nasenhöhle welche die G a ngl i en centr a den Darm und die übrigen Eingeweide enthalten die getrennten Abschnitte der ventralen Röhre darstellen An Querschnitten des Körp ers welche senkrecht gegen die Wir b el s äu l e oder die Schädelbasis von rechts nach links geführt wer den lässt sich diese fundamentale übrigens allen i rbel thi er en ei g enthüm liche S tru c tu r einer D op p el röh r e wo möglich noch deutlicher erkennen Die scheinbar so grosse Diff erenz zwi schen dem Bau des Kop f es und des Rump f es rührt wie Sie sehen wesentlich von dem v er s chi e den en Verh äl tni ss zwischen den Durchmessern der Ventral und Dor I m Rump f i st erstere gross im Verh äl tni s s zur letzteren s a l r öh r e her im Kop f gerade umgekehrt D er Ty pus der D 0p p elr öh r e ist ab er der selbe Die Gliedmassen oder Extremitäten schliessen keinen solchen H ohlraum ein sondern bestehen m i t A u sn a h m e verzweigter Ge fäss röhren di e mit Flüssigkeit ( Blut oder Lymphe ) gefüllt sind durchaus aus f esten oder halb festen Gebilden Gesetzt , e s läge uns ein frischer menschlicher L eichnam vor untersuchen wir in welche B e sta n dth eil e er sich zerlegen lässt Z u nächst wird es uns leicht gelingen ei ne ziemlich derb e Membran welche den ganzen Körp er im Zusammenhang überzieht und um kleidet von den darun ter liegenden Theilen l os zu p r ä p a ri r en E s i st dies da s Integumentum commune die sogenannte allgemeine Decke äu s s ere Haut Diese H aut lässt sich in eine obere und in eine u n tere L amelle trennen ; die erstere heisst die O berhaut oder Epidermis und besteht aus zahllosen an den verschieden en Körp erregionen in verschiedener Mächtigkeit übereinander gelagerten mikroskopischen H orn s ch üp p ch en welche in den ob er fl ä chli c h sten Schichten for t ä h rend abgerieben werden und verloren gehen Die untere L amelle heisst die L ederhaut D ermis oder Derma und ist ein derbes Geweb e vielfach v erfl ochten er Fäserchen an dessen Ob erfläche eine for tw äh rende Neubildung vo n saftigen Zellen di e zu Epidermis verhornen stattfindet Eine Verwundung der Epidermis verursacht weder Schmerz noch Blutung ; die verwundete L ederhaut hingegen schmerzt und blu tet reichlich Hiervon hat sich schon Mancher beim R a si r en unfrei willig überzeugt wenn das Messer ungeschickt ge f ührt einen Gedan ken tie fer ei ng ri fl als nöthi g i st um di e b l o s s e n E p i derm oi da l g ebi l de zu denen auch die H aare gehören zu entfernen An allen K örp er öfin u n g en w i e an Mund Nase After u s w setzt sich die äussere H aut c on ti n u i rli ch in die sogenannte S c h l e i m h a u t f ort welche weicher und r öth er i st und durch eine an ihrer , , , . , , , . , , . , . . ' , , , . , . , , , . , W , , . , , . , , , ’ , , . : . , , , ' , , . , ’ , , , , . . . , U eb er 296 d en B a u un d M ec ha ni sm u s d es m ens c h li h c en Kö rp ers . b eugt wie daselbst eine weiche Masse anschwillt hart w i r d u n d stark vorspringt Bei der Senkung des E ll enb og en g el enk es verschwindet die Schwellung und die H ärte Könnten wir die w i eder beides H aut an der angegeb enen Stelle einschneiden und aus einander s chl a gen s o würden wir finden dass der Körp er welcher beschriebener massen seine Form und Spannung geändert hat ein längliches Stück r o t h e s F l e i s c h i s t üb erz ogen und durchsetzt von B i n d eg ew ebs scheiden welche sich an beiden Enden zu starken S ehnen verdichten durch die das Fleisch oder der Muskel einerseits an d a s Schulterblatt andererseits an den einen der beiden Vor d era rm k n och en b efestigt wi rd Kurz diese Fleischmasse i st j ener Muskel welcher den anatomisch en Namen B i cep s br a chi i führt Wir c on sta ti r en dass die Fasern welche die Fleisch oder M u s k el su bs ta n z zusammensetzen die auffallende Eigenscha ft haben mit grosser Kraft ihre Gestalt zu verändern genauer : sich zu verkürzen und dabei im Verh äl tni s s zur L än g ena bn a h m e zugleich dicker zu wer den i l l en si m p u l s oder andere Reize a u f si e einwirken s ob ald der Diese merkwürdige Eigenschaft der C o n t r a c t i l i t ä t macht die Fleisch und Muskelsubstanz zum activen Bewegu ngselement des Kör p ers und seiner Theile Zu diesem Ende sind die Fleisch oder Mus k el m a s s en in der mannig faltigsten Weise zwischen den ei ch th ei l en und H artgebilden angeordnet und an denselben be f estigt , denn wenn s i e sich vermöge ihrer O on tra c ti li tä t verkürzen und ihre A nh eftun g s punkte mit Gewalt gegen einander ziehen und einander näher bringen s o müssen sie nothwendig die mit ihnen verwachsenen p assiven Theile in Bewegung setzen und die verschiedenartigsten Gestalt und L agen veränderungen derselben veranlassen Die erwähnten H artgebilde d es Körpers sind die K n o c h e n und K n o r p e l welche f este Grundlage und Stütze f ür die ei ch th ei l e bilden Sie haben die verschiedensten Form en und sind mit einander th ei l s unbeweglich th ei l s b eweglich zu Gerüsten verbunden Das H aup tg er üst des Körp ers nennt man das Ge ri pp e oder Skelet Die Knochen entstehen aus Knorpel oder Bindegeweb e indem sich phos Sie sind ein p h or s a u r er und kohlensaurer Kalk daselb st ablagert th i eri s ch es Gewebe welches so zu sagen naturgemäss versteinert ; man nennt diesen Vorgang die O s si fic a ti on Verknöcherung Werden die genannten Ka l k s a l z e durch Säuren herausgezogen s o bleibt eine bieg same organi s che Masse von derselb en Gestalt w i e der Knochen zurück Nicht alle Knorp el ossi fici r en einige niemals andere nur a u sn a h m s weise permanente Knorpel Es gibt weit über 2 00 Knochen i m m en schli ch en Körper doch i st , , ‚ . . , , , , , , , , . W , ' , ' . , , W W , , , . . , . s , . . , . , . , . , , . , , . ' , U eb er d en B a u u nd M e ch a n i s m u s d e s m en s c h li h c en Kö rp ers 297 . die Wi rkliche Zahl getrennter selbstständiger Knochen in verschiedenen L ebensaltern verschieden indem manche i n der Jugend getrennte Kno chen im späteren Alter zusammenwachsen und verschmelzen So gi bt es ursprünglich 33 Wirbel welche das Rückgrat zusammensetzen und die ob eren 2 4 bleiben durch das ganze L eb en getrennt während S päter 5 davon der 2 5 regelmässig zu einem einzigen Knochen dem Kreuz oder H ei li g enbei n verwachsen und die noch üb rigen untersten 4 manchmal in Eins das Steissbein oder C oc ega: verschmelzen So besteht der Schädel eines j ugendlichen Erwachsenen a u s 2 1 Knochen ; die Zahl d ers elben i m Ki n d esa l ter i s t j edoch viel grösser im späteren Mannesalter kleiner 2 4 Ripp en 1 2 an j ed er Seite trotzdem eine derselb en im Pa ra di e s e zur Bildung der Eva verwendet wurde helfen den Brustkorb bil den die meisten derselben sind durch knorp elige Z wischenstücke mit dem Brustbein verbund en Am Schultergürtel unterscheidet man stets zwei Knochen : Schul terbl a tt und Schlüsselb ein Am Becken in welchem die Beine eingelenkt sind gibt es 1m E r w a c h s en en nur zwei Knochen welche sich seitlich an das S a cr u m a n legen und den bezeichnenden Namen O s s a i nn om zn a ta hab en Im Kinde besteht j e der dieser Knochen aus 3 Stücken dem O s p u bi s i s chi t und i l ti die sich an der Bildung der Gelenkp f anne b eth ei l i g en 3 3 Knochen in j edem Arme und in j edem Bein ( die Pa tell a mit gezählt ) Nun müssen wir noch die Art und Weise b etrachten wie die Kno chen unter einander verbunden sind um das Skelet aufzubauen ei n e s th ei l s die H ohlräume d e s Körpers bilden zu hel fen a n d ernth ei l s ei n S y stem beweglicher starrer H eb el zusammenzusetzen Di e Mittel hierzu bilden Nähte steif e knorpelige B a n dm a ss e und Knorp el ; G e lenke : fibr ö s e Kapsel Bänder Knochenenden mit Kn or p el üb erz u g und Synovialhaut Die Gelenke S pielen s o frei und leicht und der Schwerpunkt des Körp ers liegt s o hoch oben im Rump f dass man keinen L eichnam zum freien aufrechten Stehen bringen kann immer knicken dabei di e Glie »machtlos dem Gesetz der Schwere f olgt si e der zusammen und die entgötterte N a tu rs ! Die aufrechte Stellung a u f welche sich der gläubige Mensch so viel zu Gute thut und welche er doch so leicht und ohne daran zu den ken annimmt ist d a s Resultat eines höchst c om p li ci r ten und feinen Z u s a m m en und G eg en ei n a n derwi rk en s fast sä m m tl i ch er S k el etm u sk el n Was ist es nun w a s diese freie abgestufte M u sk el thäti gk ei t ins , . , , , . , , , . ’ , . , , , . . , , , ' . ‘ ' , , ' . , . , , , . , - , , . , ’ , , , , , . , U eb er 298 d en B a u u nd M e c h a ni s m u s d es m en s c hl i h c en Kö rp er s . Spiel bringt und ordnet ? Es ist wie ich Ihnen gleich b eweisen will eine Function des N e r v e n s y s t e m s Gestatten Sie mir vorher nur einige Worte über die S tru ctur desselb en Die sp eci fis ch en Elemente dieses üb eraus wichtigen Gewebes sind die Nervenzellen und die Nervenf asern Die letzteren sind m i k rpsk o piseh f eine glashelle cyl i n dri s ch e Fäden und Röhren mit th ei l s öl i gern th ei l s ei w ei s sa rti g em Inhalt ; die ersteren : mi kro skopisch kleine rundliche oder sternf örmige Klümpchen einer gleich falls fetthaltigen und ei w ei s s a r ti g en Substanz welche f adenförmige Fortsätze aussen den die si e unter einander und mit den Nervenfase rn verbinden Man kann sagen die Nervenfasern entsp ri ngen aus den Nervenz ellen Durch die Z u s a m m enh äu fu n g und planmässige Anordnung von Nerven z ell en n etz en und Nerven fasern entstehen die sogenannten Central organe wie das Gehirn da s Rückenmark die s ymp athischen Ganglien und Nervenknoten Die von diesen C entren ausgehenden Nervenfasern bilden zu viel fach verästelten Bündeln d h Bindegeweb sscheiden zusammenge fasst das p eri p h eri s ch e Nervens y stem dessen weisse Stränge wie T el eg r a p h en drä hte den Körper durchziehen und einerseits in den Muskeln und Drüsen andererseits in den Organen der E m p fin dung ihr Ende finden während ihr Ursprung wie gesagt in der Gang l i en m a s s e der C en tra l org a n e zu suchen ist L assen Sie einen aufrecht stehenden Menschen einen Stoss oder Schlag a u f den Kop f bekommen im Augenblick wird der Getro ffene zusammenstürzen und erschlafft und em p fin du n g sl o s am Boden liegen bleiben Was i st ihm geschehen ? Der Stoss oder Schlag welcher diese niederschmetternde Wirkung hatte kann s o erfolgt sein dass weder ein einziger Muskel direct verletzt j a auch nur berührt wurde noch dass die gerin gste äussere oder innere Blutung eingetreten i st j a wenn die C ommotion oder Erschütterung nicht allzu he ftig war s o wird der L eidende nach einigen Augenblicken von Ohnmacht und E m p fin du ng s l osi gk ei t wieder zu sich kommen und s o wohl s ein a l s zuvor Ganz dieselbe vorüb ergehende i rk un g w i r d sogar zuweilen durch eine viel geringfügigere Ursache als Schlag oder Stoss a u f den Kop f veran lasst ! Manche Menschen fallen in Ohnmacht beim blossen Anblick von Blut in Gegenwart einer Katze oder Spinne nach einer plötzlichen G em üth s b ew eg u n g u s w O ff enbar hat in allen diesen Fällen N i c h t s am wenigsten die Muskeln selbst eine dauernde Verletzung davongetragen und doch ist eine vernichtende Wirkung a u f ein Etwas ausgeübt worden was nicht nur die T häti gk ei t der Muskeln beherrscht und regelt sondern auch die bewusste Empfindung ver mittelt , , . . . ’ , , ' , , . , . , , , , . . , , . , , , , , , , . . , W , , , , , . . , . , , . , . . U eb er 300 d en B au und M ec h a ni s m u s d e s m en s c h li h c Kö rp ers en . geblieb e n d enn we rden z B die Fu ss sohlen gekitzelt s o machen die der Willkür gleichwohl absolut entzogenen Beine kräftige Zuckungen und oft sogar zweckmässige c om bi ni rte Bewegungen wie um sich dem lä stigen Reize der doch fac ti s ch keine Spur von bewusster Empfindung veranlasst zu entziehen Bemerken Sie ferner dass wenn in einem solchen Falle das Rückenmark in seiner ganzen Ausde hnung zerstört worden wäre a u f Kitzeln der Fusssohlen auch nicht die geringste Zuckung geschweige denn eine c om bin i r te Bewegung der Beine eintreten würde ; s o wi rd Ihnen einleuchten dass das Rückenmark nicht blos ein einfacher L ei tu n gs a p p a ra t für den E rr eg u n g s vorg a n g ist wie die Nerven sondern dass e s die Fähigkeit besitzt c entri p eta l e Reize in c entri fu g a l e B e w eg un g si m p u l s e zu verwandeln d h Erregung von einer L eitung a u f die andere zu r e fl ec ti r en und in mannig faltiger Weise zu v er a r . . , , , , . , k , , , , , , , b ei ten . . . H aben w i r bi sh er die S tru ctu r und Function j ener B esta n dth ei le des Körpers betrachtet welche der unmittelbare Sitz der psy chischen T h äti g k ei ten sind , und die mannigfaltigen Empfindungen gleichwie die willkürlichen Bewegungen vermitteln lauter L eistungen welche recht eigentlich die charakteristischen a n i m a l e n L eben sä u s s erung en ausmachen uns mit j enen s o bleibt uns zum Schluss noch übrig Organen und Vorgängen zu b eschäftigen welche dem sogenannten v e g e t a t i v e n L eben dienen und zuletzt eine kurze Besprechung der G e n e r a t i o n s oder Zeugungsorgane und Vorgänge folgen zu lassen um unsere einleitende Ueber si ch t üb er den Bau und den gan zen wundervollen ph y siologischen Mechanismus d es menschlichen Kör pers zu vollenden Sie erinnern sich des wichti gen Satzes dass das L eben die Kör h r e t ei l e verzehrt dass keine ph y siologische Arbeitsleistung zu p Stande kommt ohne entsprechenden S toffv erbr a u ch Die Arbeit welch e das Nerven und Muskels y stem leisten muss also auch entweder a u f Kosten der Nerven und Muskelsubstanz selbst oder eines anderen Materials g eschehen Und da der Körper nicht im Stande ist irgend et w as zu e r s c h a f f e n s o muss er die Fähigkeit haben einerseits seine Sub stanzverluste von a u ssen zu ersetzen d h N a hrun g s oder Ersatzmaterial in sich au fzunehmen und zu a s si m i l i r en ander erseits aber das Un bra u chba rg ew or den e so zu sagen die Schlacken des L eben sp r oc e s s es abzusondern und a u szu stos s en Wir wissen bereits dass er diese beiden fundamentalen Fähigkeiten im Allgemeinen wirklich besitzt Der lebende Körper a ssi mi l i rt und scheidet a u s Aber wir müssen nun genauer zusehen w i e dies ei g ent ‚ , , , , , ‚ , , , ' . , , , . . , - ‚ . , . . , ’ Ueb er M ec h a n i s m u s d en B a u un d d e s m en s c hli h c en Kö rp ers 301 . lich zugeht welche Organe dabei th äti g sind und w i e ihre T h ä ti gk ei ten in geregeltem Zusammenwirken erhalten werden Da sind zunächst die V e r d a u u n g s o r g a n e welche Speise und Trank in E rn ähru ng sm a teri a l verwandeln ; da sind f erner die C i r c u l a t i o n s o r g a n e welche die Bewegung und Verth ei l u n g des Blutes der G ew ebes ä fte und des a s si m i li rten E rnä hr u ng sm a teri a l s besorgen ; da sind endlich die E x c r e t i o n s oder A u s s ch ei deorg a n e durch welche der Körp er seine verbrauchten und unbrauchbaren Z er setz un g s die L unge ist so cinge p r odu cte los wird Eines dieser Organe richtet dass es nicht n u r A u sw u rfs stoffe ausscheidet sondern zugleich auch etwas aufnimmt w a s zwar weder Speise noch Trank ist f ür di e Erhaltung des L eben S p r oces s e s ab er eb enso wichtig a l s beides erscheint nämlich Sauersto ff Die V e r d a u u n g s o r g a n e sind : Der D a r m oder N a hrun g sk a na l im weitesten Sinne nebst allen seinen drüsi g en Anhängseln die ihre A b son d eru n g ss ä fte in die ver sc hi e den en Abschnitte seiner H öhlung ergiessen also 1) der Kop fdarm oder die Mundhöhle mit den Sp eicheldrüsen ; 2 ) der H a l s da r m oder Schlund mit dem Anhang der Sp eiseröhre 3 ) der B ru stda r m oder die Speiseröhre ; 4 ) der B a u chda rm d h der Magen mit den Magensaft oder L a b dr üs en und Darm im engeren Sinne : nämlic h der Dünn darm mit der B a u ch S p ei ch el dr üs e und der L eber die die Galle absondert und der Dickdarm welcher sich durch den After nach aussen ö ffnet Was die Verda uungsorgane thun ist zuerst dass sie die Nahrung aufnehmen und zerkleinern sodann dass sie sie mit einer Reihe eigen th üm li ch er chemischer A g enti en oder Ver da uu ng ss ä ften die aus den verschiedenen genannten Drüsen stammen innig durch feuchten und behandeln und endlich hierdurch den Sp eisebrei ( Chymus ) in eine Flüssigkei t un d in einen unlöslichen Rückstand trennen L etzterer der keinen N a hr un g sw erth hat wird als Exc rement oder Koth von Z eit zu Zeit durch den After ausgepresst während erstere die alle a s si m i l i rten Nährsto ffe in L ösung oder f einster Verth ei l u n g s u sp en di rt enthält von der Darmschleimhaut aufgesaug t wird d h sie dringt in die Schleim haut ein gelangt in den daselb st b efindlichen Abschnitt der Circula ti on s org a n e und wird in den allgemeinen Strom der S ä fteb ew e gu ng hineingezogen Die c onti nu i rli ch e Unterhaltung und Verth ei l u n g die w i e gesagt die Aufgabe der s e s S a ftstrom e s im ganzen Körper i s t C i r cu l a ti on sorg a n e zu deren S ki zzi run g wir nun schreiten wollen Da s Centrum des ganzen C i r c u l a t i o n s s y s t e m s ist das H erz , . , “ , , , . , , , , , . , . , _ , , , . , , , , . , , , , , , . . , . , , , , . , U eb er 3 02 d en B a u u nd M e c h a ni s m u s d e s m en s c h li h c en Kö rp er s . ein muskulöses Gebilde welches H ohlräume einschliesst von denen einerseits di ck w a n di g er e G ef ä s sröh r en die sogenannten Arterien ausgehen und in welche andererseits dün nw a n di g er e Röhren di e sogenannten Venen einmünden Die ers teren v erth ei l en sich im ganzen Körp er und verzweigen und verästeln sich dab ei in immer zahl reichere und dünnere Ge f ässe bis si e sich endlich in allen Körp er th ei l en mit Ausnahme einiger blutlosen Geweb e in ein Netz m ik rosk o p i s ch er unendlich z a r tvva n di g er Röhrchen die C a p i ll a r en auflösen Aus den C a p i ll a rn etz en entspringen dann wi eder Venen als feine Rei s er die zu immer wenigeren und gröberen G ef ä ss r öh r en verschmelzen und schliesslich als drei gr osse Ströme wi eder in das H erz einmünden So wird also ein grosser in sich selbst zurücklaufender R öhr en ci rk el geschlossen ; derselb e ist während des L ebens mit Blut ange füllt wel ch es durch die H erzpump e i n einer fortwährenden kreisenden Bewe gung erhalten wird indem es durch die Arterien in die C a p i l l a rn etz e aus diesen durch die Venen zum Herzen zurückz uströmen gezwungen wird von wo aus es seinen Kreislauf immer wieder von neuem beginnt Ausser dem Kreislauf des Blutes gi bt es aber noch eine andere S tr om b ew eg un g im Körp er deren Bah n hergestellt wird durch die schwammige Masse d e s Bindegewebes und durch da s aus dem selben entspringend e L ym p h g ef ä s s sy stem welches ähnlich wie das Venen s y stem angeordnet schliesslich in dasselbe einmündet Durch die p er m ea bl en dünnen Wandungen der C a p i l l a r en schwi tzt nämlich aus dem Blute fortwährend ein Strom einer Flüssigkeit aus welche das Binde geweb e und von diesem fortgeleitet alle Geweb e d es Körp er s durch tr änkt Es i st dies die sogenannte Ly mphe oder der G ew eb es a ft Ein Theil dieses die Geweb e c onti nu i rl i ch dur ch feu ch ten d en S a ftstrom s wird nun durch die L ym p h g ef ä s s e in den Blutkreislauf zurückge führt und dem Blute neuerdings b eigemischt ; ein anderer Theil d es Saft stroms geht direct ins Blut zurück indem er di e dünnen Wandungen der C a p i ll a r en in entgegengesetzter Richtu ng durchsetzt in welcher er aus ihnen hervorgetreten w a r J ene Flüssigkeit welche a l s Resultat der Ver da uu ng sth ä ti gk ei t alle a s si m i l i rten Nährsto ffe in L ösung oder in f einster Verth ei l ung sus d a s i e n d i r enthält und von welcher ich schon erwähnte dass s e in t p Gewebe der Darmschleimhaut ei n dri n g t f gelangt a u f d e m s e l b e n Wege wie der G ew ebe sa ft in den Blutstrom nämlich thei l s direct durch die Wände der D a r m c a p ill a r en th ei l s indirect a u f dem Umwege durch die L ym p h g efä s s e des D arms Fortgerissen von dem Strome der Circulation wird si e dem Blute innig beigemengt und das Blut , , , ‘ . , , , . , , . , , , , , . , , , . , , , , . . ' , , . ‚ , , , , , . , , U eb e r 304 d en B a u u nd M e c h a ni s m u s d e s m en s c h li h c en Kö rp er s . abgegeb ene K ohlensäure nehmen sre erne gleich e j a fas t noch grössere Menge von Sauersto ff a u s der L u ft ein Der Sauerst off di e sogenannte L eb en sl u ft ohne welchen keine Oxy dation keine Ver bren nung kein e leb endige Kr a ftentw i ck el un g möglich ist gelan gt in die L ungen und a u f demselben Wege a u f welchem die Kohl en sä u re a u s geschieden wird ins Blut wel ches ihn a bs orbi r t und in die a ll g e meine S ä ftebew eg un g mit hi n ei nr ei s st So dringt er zu allen Elementen des Körp ers und zersetzt und ox ydi rt die c om p l i ci rten B e sta n dth ei l e derselben zu den einfachen A u sw urfs stoffen Wasser Kohlensäure und H arnsto ff Durch diese an unzähligen Punkten vor sich gehende Verbr en nung entstehen im Körper Wärme m engen welche die Temp eratur des Blutes bis zu 30— 32 C bringen und sich in die mannigfalti gsten leben dig en Kräfte umsetzen Durch die rasche Circulation der heissen G e w ebes ä fte bekom mt der ganze Körp er seine gleichmässige Temp eratur wie ein H aus das mit einem H ei s s w a s s er— R öhr en a p p a r a t geheizt wird Aber alle diese Ver da uun g s Circulations und A u s s ch ei du n g s organe wären nutzlos und könnten den leb endigen Verbr ennu n g S p r o cess nicht a u f die Dauer erhalten wenn ihre T h ä ti gk ei ten nicht i n bestimmt geregelter Ordnung und Energi e zusammenwirkte Hierzu ist ein c o m b i n i r e n d e s Organ unerlässlich un d dieses finden wir wieder im Nervens y stem welches nicht nur l e w rr b ereits wiss en die Function hat die p sy chischen T häti gk ei ten zu vermitteln , und uns in den Stand zu setzen einerseits durch die E m p fin du n g s und Sinneswahrnehmungen zu erfahren was in der Aussenwelt vorgeht andererseits durch willkürliche Bewegungen verändernd in dieselben einzugreifen sondern w elches auch die Einrichtungen be sitzt die da s B e dür fni s s der Au fnahme und den Mechanismus der Verarbeitung oder A s si m i li ru n g der Nahrung den H erzschlag da s Calib er der Ge fäss röhren und damit die Bewegung und Ver th ei l u n g des S a ftstrom e s die A th em b ew eg u ng en und die Sauersto ffzu fuhr und endlich die A u s s ch ei dungen und somit das Z u sa mm enw rrk en aller L ebensvorgänge mittel bar oder unmittelbar b eherrschen und re g eln Die Störung dieses regelrechten Zusammenwirkens f ührt z u m T o d e worunter man gewöh nlich da s Absterben des Körp ers a l s Ganzes versteht In diesem Sinne ist der Tod das absolute Auf hören der F u n cti onen des Gehirns der Circulations und der A thm u n g s Organe Wenn der T o d eintritt s o stirbt der Körp er al s Ganzes z u e r s t die letzten S tr u ctu rbe sta n dth eil e der Gewebe behalten aber stets noch kürzere od er längere Zeit nach dem letzten A th em z u g e ihre L ebens eigenschaften und F u n c ti on en bei Daher kommt es dass z B d i e ‘ , . , , , , , , ß . , , . , . , , . . . , . , , , , , W , , , , , , , , , . , . , . , . , . . U e b er d en B a u un d M ec h a ni s m u s d e s m en s c h li h c en Kö rp er s 3 05 . M uske l n eines Hingerichteten noch stundenlang nach dem Eintritt j enes Zustandes den man gewöhnlich den Tod nennt durch Application g e eigneter Reize zu kräftigen Zusammenziehungen veranlasst werden kö nnen Sie sehen also so paradox es auch klingen mag der Mensch ist todt ab er seine Muskeln leb en noch Und das gilt von allen G e web en nur mit dem Unterschiede dass es kürzere oder längere Zeit dauert bis der Tod in ihnen eintritt Dies hän g t th ei l s von ihrer S tru ctur ab , th ei l s auch von der Art wie der Mensch g etö dtet und unter welchen Bedingungen die L eiche a uf b ewahrt worden ist Bekanntlich sind di e Todesarten sehr verschieden ; wir Sprechen vom natürlichen Tod in Folge hohen Alters oder einer der unzähligen Krankheiten ; vom unnatürlichen Tode oder besser gewaltsamen Tode durch Erstickung durch Verhungern durch mechanische Verletzungen oder Gifte Sehen wir genauer zu so sind freilich alle die v er s chi e de nen Todesarten zulet zt durch das Au f hören der F u n cti on en immer d e r s e l b e n drei H auptorgane bedingt nämlich des verlänger ten Markes des H erzens und der L ungen Man hat diese Gebilde deshalb p oetisch den Dreifuss des L ebens genannt Vom a ll g em ern en Tode welcher in dem absoluten Stillstand a l l e r L eben s th äti g k ei ten s ä m m t l i c h e r Geweb e des m en schlichen Körp ers besteht müssen wir noch den l o c a l e n Tod unterscheiden D er locale Tod bezieht sich a u f die Zerstörung der morphologischen Bestand theile welche ununterbr o chen an fast allen Punkten des Körp ers w ä h rend des ganz en L eb ens vor sich geht Er i s t die Quelle a lles L ebens ! Ohne dass wir es wissen und merken sterb en die individuellen G e w eb eb es ta n dth ei l e ab und werden durch neue ersetzt Nur wenn dieser locale Tod durch zufällige innere und äussere Ursachen in grösserem M a a s s sta b e auftritt können ganz e Gewebe j a ganze Gliedmassen bei leb endigem L eib e absterb en S o kann ein glühendes Eisen ein H aut stück mit dem es in Berührung gebracht wird augenblicklich z erstören und den l oc a l en Tod desselben b edingen so stirbt ein ganzes Glied ab eine H and z B wenn der Z u und Abfluss des nährenden S a ftstro mes dauernd unterbrochen wird und bietet dann die wunderbaren E r s c h ei n un g en des brandigen Zer f allens o der der M u m i fic a ti on dar Der ganze Körp er verf ällt mit dem Auf hören des L eb ens der A u f lösung Die ei g en th üm li ch e Anordnung und Richtung der A l l ta g s k rä fte aus deren Zusammen und Gegeneinanderwirken das L eb en hervor gi ng i st für imme r gestört und der organischen Fesseln ledig z ertrüm me rn si e da s Gebilde welches sie gebaut und b elebt Der Sauersto ff wird zum ab soluten H errn M ol ecül um M ol ec ül wird in die ein z el nen Atome zerle t bi s sich alle i h t h ei l e hauptsächlich in Wasser e c g , , . , , . , , , . , , . , , . , . , . , . , , . . , , . , , , , . . , . . , , , . C z e r m ah S ch ri ft e , n. lI . W , , . , U e b er 3 06 d en B a u und M ec h a ni s mu s d e s m en s c hl i h c en Kö r p er s . Kohlensäure Ammoniak und eini ge Salz e au fgelöst hab en und nur die Knochen und Zähne übrig bleiben Ab er selbst diese dichte n u n d h a lbver stei n er ten Gebilde können nicht a u f die Dauer der vereinten Wirkung von L uft und Wasser Wärme un d Kälte widerst ehen Früher oder S päter löst sich ihre k n or u n d di e auf Grun d lage welche die l z e zusammenhält e l i e K a l k sa p g er digen Massen werden brüchig und zerfallen zu Staub der sich im Wasser und a u f der Erdoberfläch e zerstreut wie sich die gas förmigen Ver w es un g sp r o du c te i n der Atmosphäre verlier en So kehrt Sto ff und Kraft welche ein lebendes Individuum gebildet hatt en in den G es a m m tv orra th des eltg a n z en zurück um nach l än geren oder kürzeren Wanderungen durch u n g em e ss en e Räume sich an der Bildung neuer Formen an der Erzeugung neuer Bewegungsorgane zu beth ei l i g en Unter d em Einfluss der Sonnenstrahlen bringt die P flanzenwelt Wasser Ammoniak und Sal z eine A nzahl wandernder Kohlensäure atome indem Saue rs to ff frei wird in c om p l i ci r te aber niedrig ox y di r te organische Verbindungen Von den Pflanzen nähren sich die Thiere der Mensch verzehrt beide und daher ist e s nicht unmöglich dass Atom e welche einst einen i nteg ri r en d en B esta n dth ei l des geschäftigen Gehirns eines Alexander des Grossen ausmachten heute den Körp er eines F a u l thi er s in Südamerika bilden helfen und im nächsten J ahr hundert V ielleicht unserem ei g enen Urenkel angehören w erden Das allgemeine Gesetz d es Vergehens der Indivi duen b eding t mit logischer N oth w en di g k ei t dass die Menschen die Fähigkeit b esitz en müssen Kinder zu z eugen vorausgesetzt dass s ich die Menschheit a l s Gattung und Ganzes o h n e Dazwischenkunft neuer f ortschreitender Entwickelungen der T hi erw el t nach DA R I N s c h em Princi p oder gar neuer M en s ch en s ch öp fu n g s a c te a u f längere Zeit hinaus erhalten soll Das F o r t p f l a n z u n g s g e s c h ä f t vollzieht sich b eim M en schen nach dem T ypus der getrennt— geschlechtlichen Zeugung und z er f ällt in dr ei Acte 1 Absonderung des Z e u g u n g s oder K ei m stoffes Ei und Samen 2 Be fruchtung des E i e s innerhalb der weiblich en Z eu g u n g sth ei l e durch die Begattung der G es chl ech tsi n di vi du en ; 3 Beherbergung und Ernährung des i n der Entwickelung b efin d lichen neuen Individuums bi s zur Geburt Die G en era ti on s org a n e z erfallen demgemäss in die Geschlechts drüsen mit ihren A u sführ u n g sg ä n g en in die B eg a ttu ng sthei l e und in den nur beim Weibe zu ph y siologischer Bedeutung entwickelten G e s ta ti on s a pp a r a t dessen wichtigster B e s ta n dth ei l die Gebärmutter ist , . W . , , , , , , . , , , , . ‘ , , , , . , , , W , , , . , ’ . . , . . . , , . D ruc k v on B re i tkop f u n d H arte l i n L e i p z i g .