Gesammelte Sohr Fien

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( M i t 1 H o l z s c hn i tt )
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D i e P r i n c i p i e n d e r m e c h a n i s c h e n N a t u r a u ffa s s u n g
tu n g zu r h eu tigen Phys i o l ogi e ei n C y c l u s vo n z e hn Vo r l es u ng en ( M i t
4 H o l z s c h n i tte n )
1 83— 2 86
I Pro gra m m d er V orl e su n g en
1 85
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II Kr ei sl a u f d er S t o ff e i n d en d r ei N a tu rr ei c h en
2 07
III L ehr e v on d en A tom en u n d i hr er Un z er s törb a rk ei t
I V G es e t z v on d er E rh a l tu n g d er K ra ft
V
a s w e s en tl i c h b e i m A u s ta u s c h v o n S p a nn k r a f t u n d l e b en dig er
K r a ft g es c hi eh t
2 29
V I A ll g e m e in e s M a a s s d er m ec h a n i s c h e n A r b e it
S c h e in b a r e
A u s na h m en v o m a ll g em ein e n G es et z e
2 40
V I I D a s m e c h a n i s c h e A e qu i v a l en t d er
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246
25 1
V III
ä rm e i s t w es en tl i c h B ew egu n g
di e A r t d er s e l b en
I X C h e m i s c h e Affin it ät E l ek tr i c i t ä t E l e k t r o M a gn eti s mu s L i c h t
i n s g e s a m m t gl ei c h fa ll s B ew egu n g s fo r m en
264
X R üc k b l i c k D i e Um w a n d l u n g en d er e in z e ln en B ew eg u ng s for
m en i n ei na n d e r ; di e t h eo r et i s c h e E r kl ä ru n g d es
e s e n s d er
T ra n s fo rm a ti o n e n
27 5
Ue b e r d e n B a u u n d M e c h a n i s m u s d e s m e n s c h l i c h e n K ör p er s
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Ge rn folge ich dem
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mein er verehrten Fre undin Frau
M AR I E C Z ERM AK das Buch welches die Schriften ihr es verstorbenen
Mannes den Gen os s en und Freun den gesammelt und geordn et dar
bietet mit einer kurzen Schilderung sein es L ebens zu begleiten
Freilich kann ich über den Pro fessor der Ph y siologie J O HANN N E
P O M UK CZERMAK nicht als Fachmann S prechen
Was ich üb er seine
wis s en s cha ftliche T hä ti gk ei t z u sagen habe kann und dar f nur di e
Berichte kundiger Gelehrten wiedergeben
Aber wi e mein guter
HAN S sich menschlich entwickelte und gross w urde über sein e Jugend
und seinen p ersönliche n C harakter glaub e ich steht m i r vor vielen
An deren das Urth eil z u D enn wi r waren seit unserer Knabenzeit
eng be freundet lebten so manches J ahr als treu e Kameraden z u
samme h und hielten an unserem Bunde auch dann fest als uns das
Schicksal und die verschiedene L aufbahn äusserlich ge trennt hatten
J O HANN NE P O M UK C Z E R MAK entstammt einem in Prag und wei
terhi n in Böhmen b erühmten M e di ci n erg e s chl e ch te
Der Grossvater
hatte sich durch eigene Kraft zu hohem An sehen und ausgedehn ter
Wirksamkeit emporgeschwu ngen
Noch lange nach sein em Tode
wu rde viel von seinen glücklichen Kuren erzählt un d b esonders eine
von ihm er fundene T h eem i s ch un g wegen ihrer erprobten H eilkra ft
dankbar gepriesen Der Vater J O HANN C O NRAD CZERMAK verm ehrte
durch p ersönliche Liebenswür di gk eit noch namha ft die ererbte Klien
tel Er galt als der vornehmste Arzt in der böhmischen Haupt
stadt Weni ge adelige Häuser gab es in welchen er nicht als arzt
li cher B era th er regelmässig vorsprach und da das Beispiel der hohen
Aristokratie wie in allen andern so auch in diesem Punkte a n
steckend wirkte so erbaten sich auch vi ele reiche Bürgerfamilien
seine Dienste Vi el ben ei det war sein e Stellung ; sie war nicht a llein
einträglich sondern hob auch d en Besitzer in den heimischen G e
D er Glanz der Hil fesuchenden warf auch a u f
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den Arzt einen hellen Schein zurück Doch fehlte es auch nicht an
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AN T ON S P RI NG ER
XII
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Schattenseiten Die dunk elste w a r die Ent fremdung des Vaters von
der Familie Nur b ei der H auptmahlzeit konn ten die Kin der deren
allmählich fün f gez ählt wurden au f die Gegenw art des Vaters ho ffen
Der ganz e Tag gehörte den Kranken welche j e geringer i hr Uebel
j e volltönender der Namen desto länger d en L eibarzt festhielten ; die
Abende wurden von den geselligen Pflichten und Freuden regel
mä s sig i n Anspruch genommen
So blieb wie das R egiment im
Hause s o insb esondere die Kindererziehung der Sorge der Mutter
ausschliesslich anvertraut Frau J O S E PH I N E C Z E R MAK war eine Dame
von stattlicher Schönheit
noch als Matrone von fesselnder Liebens
w ürdigkeit
Sie hatte als Mädchen die reicheren Mittel z u geistiger
Ausbildung schmerzlich vermisst auch als j unge Frau durch g e
s ell i g e P flichten viel fach abgezogen n icht immer die gewünschte
volle Mu s se ge funden sich in Bücher zu vertie fen Die s e H em m u n
gen steigerten mit der Sehnsucht auch die Achtung vor j eder Art
von Bildung und l ie ss en diese die kün stlerische w i e die gelehrte
i n idealem L ichte er s cheinen
Sie weckten auch i n der b egabten
Frau eine s eltene Energi e des Willens und ein e Kraft u n d Best an
di g k ei t im Streben wie sie nu r selten angetro ff en wird
Die L auf
bahn ihrer Kinder zu ebnen ihnen von früh an alle Mittel z u einem
erfolg reichen L eben bereit zu halten d arau f war ihr ganz er Sinn
gerichtet Sie erreichte ihr Ziel si e erreichte noch mehr Willig
fügten sich gern glaubten ihr die Söhne auch nachdem sie zu
Männern gerei ft waren Die Mutter übte stets au f sie ein en dauern
d en und wichtigen Einfluss
Sie gri fi tie f in ihre Anschauungen ein
und nahm a n ihren Plänen nicht allein immer den regsten sondern
o ft auch einen leitenden Antheil denn die Söhne waren seit den
Kinderj ahren gewöhnt au f das sorgende und w achende M u ttera u g e
zu achten und von der Hingab e der Mutter an ihre Intere ss en über
zeugt Frau C ZE RMAK w a r in den vorn ehmen Kreisen in welchen
auch sie sich viel fach bewegen musste beliebt und gern gesehen
dabei im H auswesen a u f s trenge Ordnung u n d bürgerliche Einfach
heit bedacht nirgends aber so glücklich wie in der Kinderstube Die
Verantwortung w elche au f ihr ruhte steigert e den E rz i ehu n g s ei fer
Wahrh a ft rühren d w a r es anzusehen mit welcher fast ängstlichen
Hast die sorg s ame Mutter Alles heranzog und an ihr H au s zu fesseln
bem üh t war wovon sie sich Vorth ei l und günstigen Einfluss au f die
Kin der versprach Gouvernante H auslehrer S p e ci a ll eh rer aller Art
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B i ogra p hi s c h e S kizz e
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reichte n sich die Hän de selbst den Spielen wurde mit Vorliebe ein
lehrha fte r C harakter v erliehen durch literarische Wettkämp fe mit
Altersgenossen der E hrgeiz der Kinder a ngespornt Zuweilen mochte
m a n fürchte n dass des Guten zu vie1 geschehe und einer begabten
Natur zu wenig Freiheit gelas s en werde Der am reichsten begabte
war ohne Frage der zweite Sohn J O H ANN NE P O MUK oder w i e der
Ru fname lautete : HAN S und für ihn war in der That eine Zeit lang
diese Ge fahr vorhanden
HAN S CZERMAK wurde am 17 Juni 1 82 8 geboren Schon in
den frühesten Kinderj ahren erregte seine L ernfreude die L eichtigkeit
im Auffassen die Mannig faltigkeit seiner Interes s en bei Freunden
und Verwandten grosse Bewunderung Kaum dass er d i e Feder
führen konnte schrieb er auch s chon kleine Gedichte und kurze
Komödien ; zum Zeichnen o ffenbarte er grosse L ust und zur Musik
eine be sonders glückliche Anlage N u n S pielte damals in Prag der
Klavierunterricht überhaupt eine grosse Rolle Dieser allein wurde
gründlich betrieben vielleicht a ll z u g rün dl i ch J e schlechter die
ö ffentlichen Schulen w a ren j e dür ftiger der wissenschaftliche Unter
richt bestellt desto stolzer war man a u f die gute Bescha ffenheit der
Mu s ikschule desto ei friger wurde d a s Klavierspiel gepflegt Dass
die musikalische Fertigkeit mit Bildung gleichbedeutend sei und
den grö s sten Gewinn im L eben biete Stand allgemein al s Grundsatz
fest H örte man doch alle Tage di eser General j ener hochgestellte
Beamte dieser angesehene A dvoc a t j ener rasch be förderte Pro fessor
in Oesterreich dankten ihr Glück der früh erworbenen u n d am rech
ten Orte k un dg eg eben en musikalischen Kunst Natürlich rie f auch
d a s grosse Talent unseres H AN S nach eifriger P flege
Drei Nach
mittage in j eder Woche verbrachte er in dem Musikinstitut welches
der alte blinde PR OK S CH nach der bekannten L O G I E R s ch en Methode
leitete Täglich musste überdies z u H ause stundenlang bald allein
bald mit einem j üngeren L ehrer geübt werden PR O K S CH war ein
tüchtiger Meister Nur konnte er niemals b egreifen dass ein Schul
j unge auch noch andere Au fgab en zu lösen h ab e als am Klavier
zu sitzen und Tonleitern zu S pielen HAN S wäre mit den Gymna
s i a l stu di en
die er in s einem neunten J ahre begann bald in C on
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fli ct g era th en hätte der Klassenlehrer hier au f seinem vollen Rechts
scheine bestanden Glücklicher Weise war die ser
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nicht nu r p er s önlich mit der Familie CZERMAK be freundet
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sondern auch ein billi g denken der Mann , der überdies selbst das
D enn für ei ne gan z andere L auf bahn
S chu lj och drückend fand
hatte sich M ÜH L E N Z E L vorbereitet in d er b eschreibenden Natur
geschichte s ich eifrig umgesehen und technologische Fragen stu di rt
Da sich ihm au f diesem Gebiet keine Wirksamkeit ö ffnete er sonst
ein braver Mann war und Gönner b esass so wurde ihm eine L ehrer
stelle am Gymnasium übertragen Die Kenntnisse w elche M ÜH L
WENZE L verlangte konnte sich der leicht und rasch lernende H AN S
bequem er w erben So wurde das Gleichgewicht zwischen den musi
k a l i s ch en Uebu ng en und dem G ym na si a l stu di u m ziemlich erhalten
E S kam aber dennoch ein Augenblick in welchem das Zünglein der
a g s ch a l e sich bedenklich a u f die Seite der mu s ik a lischen Kunst
HA N S vierz ehnj ährig hatte ein >I m pr om p tu c für das Klavier
n eigte
PR OK S CH diesen Versuch gebilligt H aus freunde an L ob
com p oni rt
und B ewunderung es nicht fehlen lassen Das Impromptu erschien
als Opus I im Drucke und wurde überdies von dem j ugendlichen
Schöp fer im S a l On des O b er stbu rggra fen von Böhmen wie der Regie
ru n g S p r ä si d en t damals hiess
vorgespielt D er Beifall lockte z u wei
teren Versuchen Wer weiss ob nicht der Pfad des virtuosen Di
l etta nti sm u s dauernd b etreten worden wäre wenn nicht das Schicksal
zur rechten Zeit zu m Einlenken gemahnt Der Vater starb plötzlich
1
4
8
3 ) und unerwartet
Die Verbindungen mit der vornehmen Welt
(
j edem künstlerischen Dilettantismus förderlich lockerten sich Kurz
vorher stieg ferner HAN S in den obersten G ym n a si a l cu r su s emp or w o
EN
mit ein L ehrerwechsel verbunden war Der neue Klassenlehrer
Z E S L A V SV OB OD A
ein mitunter wunderlicher aber von der Natur
genial angelegter Mann S p r a ch enk un di g wie wenige in alter und
neuer P oesie tre ff lich bewandert selbst ein formgewandter Dichter
nahm an seinem S chüler herzliches Interess e erkannte rasch dessen
seltene Begabung meinte ab er doch eine kleine Nachhilfe in L atein
und Griechisch könnte nicht schaden Diese z u geben dazu wurde
ich der eben das G ymnasium verlas s en und S V O B O DA S Gunst au f
die Universität mitgenommen hatte ausersehen
Der geringe Altersunterschied zwi schen uns gab dem Verhält
nisse alsbald ein gutes kameradscha ftliches Gepräge Die Schul
arbeiten machten im Ganzen geringe Mühe E s blieb uns Zeit genug
z u Scherz und Spiel und allerhand Beschä ftigungen
die un s um
so angenehmer und wichtiger dünkten j e entfernter S i e den nächsten
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B iogra p hi s c he S kizz e
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Schulzwecken s tan den Die Musik trat nicht ganz in den Hinter
rund
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einer
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gepflegt
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S i e vorzug s w eise
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Was sich an vier
nu r da s S piel prima vista w eiter ausgebildet
händigen Klavierauszügen in den musikali s chen L eihbibliotheken von
gro s sen Orche s terwerken vor fand w urde von uns du r ch p r obi rt S CHU
MANN s tand damal s n och nicht au f dem R ep ertoi r die ä l tern Kl a s si
ker aber von H AY D N bi s M EN D E L SSO HN kannte und verstand H AN S
vortre ff li ch Zu neuem L eben erwachte er als ihm um diese Z eit
die grossen deuts chen Dichter näher traten Bei der geistigen A h
S perrung O e sterr ei ch s von D eutschland hielt es unendlich schwer
sich au s reichen de L iteraturkenntnisse zu verschaff en S CHI LL ER allein
erfreute sich auch hier einer g evVi s s en durch da s Theater v er m i t
t olten Volk sth üm l i chk ei t L E SS I N G j edoch und b e s onders G O E THE
blieben nur den eng s ten Kreisen zugänglich Ihre erke hätte man
in Familienbibliotheken meistens ganz vergeblich gesucht Da tra f
e s s ich denn glü cklich dass ein H au s lehrer
der letzte in d er
langen Reihe
G O E THE S s ä m m tli ch e Werke d a s Geschenk einer
hohen Gönneri n besass Freilich nur in einem schän dli chen ame
in einem Bande vereinigt D as B i esenfor
rik a ni s c h en Nachdruck
mat u n d der hässliche Druck hinderten HAN S eb ensowenig sich den
Inhalt mit leidenscha ftlicher Gier anzueign e n w i e die Eifersucht
des B esitzers welcher s ei n en S ch a tz sorgsam vor pro fanen Augen
hütete und stet s neue Verstecke für denselben ersann Immer wie
der wurde d a s Buch in den verborgenen Winkeln entdeckt und
wäh rend die Andern schlie fen bis tie f in die Nacht darin gelesen
So vergingen die S ch u l m on a te b ei leichter Arbeit und mannigfaltigem
Genü sse rasch und fröhlich In der Ferienzeit dur ften kleine Reisen
unternommen e rden Die Mutter auch gegen mich stets von grösster
Güte wollte uns dieses Mittel früh zur Reife und zu selb stständi gem
Wesen zu gelangen nicht versagen und durfte uns vertrauen dass
wir die gegönnte Freiheit nicht missbrauchen würden So zogen wir
denn wiederholt selbander in die weite Welt Das erste Mal führte
un s das E l b da m p fs chi ff nach Dresden von da die Eisenbahn g e
nach L eipzig Wir ahnten damals
bühr en d von uns angestaunt
nicht, dass wir beide in L eipzig unsere L aufbahn beschliessen w ür
den Natürlich lockte u n s wissb egieri ge Jünglinge die Uni versität
Von einem einzigen Pro fessor DR O B I S C H war u n s Näheres b ekannt
D er Pro fesso r der PhiIO S O p hi e in Prag F RANZ EXNER ein Anhänger
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A N T ON S P R
XV I
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wie D R O BI S C H sprach s tet s mi t grosser Anerkennung von
letzterem und da ich damal s gleich fall s H ER B ART eifrig stu di rte so
w a r auch H AN S der Name geläufig Wir hätte n gern ein e Vorle s ung
bei DR O B I S C H gehört verirrten uns aber und m u ss ten ein wie uns
schien entsetzlich langw eiliges j eden falls u ns unver s tän dliche s C oll og
bei V O N D ER PF O R D T E N au shalten In L eipzig war es a u ch Z wo wir
In ein em Schaufens ter
z u m ersten Mal e dem R a u ch g otte op ferten
lockten un s angeblich chinesische C i g a rr en von s chönen Bän dchen
umspannt u n d üb eraus zierlich ge formt Wir kau ften u n d rauchten
An diesem Tage assen und tranken wir nicht mehr
I m nächsten J ahre wagten wir ein e n viel grösseren Au s flug In
L inz w ohnten V erwandte CZERMAK S der en Einladung zum Besuch
gern F olge geleistet wurde Es war eine p rächti ge Fahrt z unächst
bis Budweis im P ostwagen in welchem der im mer gesprächige rasch
all e H erz en gewinnen de H AN S ununterbrochen e Fröhlichkeit verbr ei
tete dann au f der Pferdebahn bis L inz Diese besass die Eigen
th üml i c hk ei t da s s m a n au f ihr wege n der vielen C u r ven und grossen
Steigung langsamer fuhr als wenn man z u Fusse m a r s chi rte Auch
w i r machten die H äl fte des Weges z u Fus s e
mussten uns nur
vorsehen dass wir den von einem Pferde gezogenen Waggon nicht
allzu weit überholten In L inz gi ng es u n s ganz gut doch stellte
sich allmählich d i e L angeweil e ei n Mit den J esuiten au f dem Freien
berge z u di S p u ti r en wie es H AN S einmal muthig und erfolgreich
zu
grösstem Ergötzen eines äl tern Fremden g eth a n hatt e au f die
Dauer seine Bedenken andere geistige Anregungen gab e s in dem
ö sterrei chischen Ph ä a k enl a n de nicht Rasch wurde daher ei n e a n
d er u n g nach I schl und Salzb u rg in das Werk gesetzt In Salzburg
gaben wir einen Emp fehlungsbrie f an den Ve rw alter der g räfli ch
K UE N B UR G s ch en Güter ab
D er j ovial e alte H err quartierte uns in
dem weitläufigen g rä fli ch en P alast ein führte uns 111 seine Stamm
kneip e und schilderte die weitere Ausdehnung unserer Reise nach
T irol und der Schweiz s o lockend
dass wir kaum widerstanden
Das wichtigste H i n d er ni s s unsern schmalen Geldbeutel beseitigte
er indem er uns das Reisegeld vorstreckte Der na chträglichen
Billigung u nserer Wan derlu s t z u H au s e waren wir zi em lich sicher
dur ften im schlimmsten Fall die H auptschuld au f unsern Ver
sucher schieb en Wir gingen daher fr eu di g s t au f den Vorschlag
ein und erbaten das Reisegeld Aber o Hi mmel ! Der alte H err
H E R BA R T
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A N T ON
XVIII
S P R I N G ER
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die H eimreise an
Nicht ohne H erzklop fen nahten wir uns der
Grenzstati on wo die D on a u da m p fer anlegten u n d die P ässe v org e
z eigt werden mussten Doch schliesslich konnte un s nichts Schlimme
res begegne n a l s dass wir j etzt nach Li nz au f dem kürz esten Wege
zurü ckzukehren gezwungen wurden Den kürz esten Weg emp fahl
aber ohnehin der Stand unserer Reisek asse Als wir uns in R e
gensburg ei n s chi fl ten b esassen wir gerade noch genug Geld zu
einem mä s sigen Frühstück Mit einem tüchti gen Donnerwetter w u r
den wir von dem Grenzbeamten entla s s en Am Abend sassen w i r
fröhlichen Sinnes bei den Verwandte n und holten die versäumten
Mahlz eiten gründlich nach
Mit sechz ehn J ahren kam HANS bereits an di e Universität Nach
der altösterreichischen Schulordnung musste er zuerst einen zwei
j ährigen philosophischen C ursus vollenden ehe er das eigentliche
Fachstudium b egann Von den L ehrern an der philosophischen F a
die
c u l tät übte nur ein Einziger Einfluss au f den j ungen Studenten
ser aber auch den tie fsten und nachhalti gsten
Kurz zuvor war
F RANZ PE T RI NA als Pro fessor der Phy si k an die P rager Univer
An dem Ly ceum in Linz einer Z w i ttera n sta l t;
s i tä t b eru fen worden
halb Gymnasium halb Universität
ie
S i e ehemals in O ester
reich b eliebt waren hatte PETRI NA viele J ahre lang seine Wissen
ohne dass ihm nur ei n ei nzi ges Instrument
s cha ft lehren müssen
zur Ver fügung stand Eine Tafel im Auditorium war sein ganzes
ph y sikalisches C abin et Au f dieser mochte er wenn er L u st hatte
mit Kreide di e Instrumente zeichnen und die Maschinen v er si nn
lichen Vielen L ehrern mangelte ab er selb st diese L ust Sie lasen ihr
He ft ab die Schüler lernten das H e ft auswen di g So wurden z B
selbst an der Prager philosophischen F a cu l tä t S ä m m tl i ch e d e s cri p
tive Naturwissenscha ften vorgetra gen ohne dass die Zuhörer j emals
ein Thier eine Pflanze oder ein Mineral auch nur in der Abbildung
gesehen hätten Der gewissenhafte PET RI NA der sich aus der ti e f
sten A rm u th durch eigene Kraft emporgearbeitet hatte wollte von
diesem hergebrachten Schlendrian nichts wis s en Was ihm der Staat
versagte ersetzte PET RI NA du r ch p er s önl i ch e Energie Er arbeitete
sich seine Instrumente selb st Natürlich musste er bei der Kargheit
der Mittel au f die einfachsten C on stru cti on en Bedacht nehmen und ta u
send Mi ttel ersinnen um di e Kosten der In strumente z u verringern
Es war eine harte Schule aber für den rastlos th äti g en Mann s egens
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B i o gra p hi s c he S kizz e
XI X
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reich Er gewann a u f diese Weise ein e Sicherheit der H and eine
Schärfe und Klarheit des Blick es eine Vertrautheit mit d en Be di n
gungen einer glücklichen E x p eri m en ti rk u n st die ihm in Prag w o er
über ei n reiches C abinet verfügte treff lich zu statten kam Mochte
im merhin sein Vortrag bei allgemeinen theoreti schen B etrachtungen
schwer f ällig und ungelenk erscheinen sobald er Exp erimente vor
führte bewährte er eine vollendete Meisterschaft Er fand in CZERMAK
einen überaus gelehrigen Schüler der ihm namentlich die Kunst mit
den ein fachsten Mitteln zu ex p eri m enti r en und die Instrumente prak
tisch einzurichten a b s ch a u te und j etzt schon den Grund z u seiner
nachmals so sehr b e w underten Virtuosität al s Exp erimentator le g te
Die Wahl des Fachs tu diums kostete CZERMAK nicht den leisesten
Kamp f Sowohl die Familientradition wie die eigene Neigung wi esen
ihn a u f die ärztliche L aufbahn Das Mikroskop hatte ihn schon i n
den Kna benj a hr en als Spielzeug viel beschäftigt der thi eri s ch e L eich
nam , da er einen Vetter und den ä l tern Bruder unter HYR T L S A nl ei
tun g unausgesetzt und mit wahrer L eidenscha ft s eci r en un d i nj i ci r en
s ah längst das Schauerliche für ihn verloren D en engeren Beruf
innerhalb des weiten m edi ci ni s ch en S t udiums bestimmte gleich falls
di e Familientradition
Wie in der näch st höheren Generation der
ältere Bruder der Praxis der j üngere ( J OS E PH JULI U S CZERMAK ) d en
theoretischen Disciplinen sich gewi dmet hatte so ergriff auch j etzt
der ältere Sohn die praktische L aufbahn HA N S aber sollte u nd wollte
den F u s s ta p fen des Oheims folgen J OS E PH JULI U S CZERMAK hatte
in der glänzendsten Weise seine wi ssenschaftliche L au fbahn begon
n en
Mit 2 8 J ahren wurd e er b ereits zum Pro fessor der Phy siolo gie
an der Wiener Universität ernannt Auch für i hn aber wie für so
viele andere talentvolle Naturen wurde die allzeit g enu s sfr oh e H aupt
s tadt zu einem C apua Sein Witz und geistreiches Wesen v erbu n
den mit einer leichtlebigen Natur machten ihn z u einem b eliebten
Gesellschafter Immer weitere Kreise um fasste sein Verkehr immer
enger beschränkt wurde die Z eit in welcher er sich in seine Wissen
scha ft vertie fen und seinen Arbeiten rückhaltlo s hingeb en konnte Als
H AN S 1 845 i n Wien seine m e di ci ni s ch en Stu di en begann blieb ihm
bei aller Pi etät für den Oheim die leise Abnahme der Geisteskra ft
desselben au f die L änge nicht verborgen S chon der Druck welchen
diese Einsicht au f sein dankbares G em üth üben musste erwies sich
seiner wissenschaftlichen Entwickelung wenig förderlich Dazu kam
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A
XX
N T ON S P R I N G ER
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als weiteres H em m ni s s ruhiger Stu dien sein Eintritt in di e Burschen
schaft welche sich i n grösstem G eh ei m ni s s unter den Wiener S tu
denten a u fg eth a n hatte un d den radikalsten politischen Tendenzen
huldig te H AN S war von Jugend au f liberal gesinnt namentlich die
relig iöse Freiheit fand i n ih m stets einen begeisterten Verfechter p oli
tischen P arteiinteresse n ab er stand er fern Daher konnte er sich auch
nicht für das Evangelium S T R UV E S das in den S tu dentenk i ei s en
Wiens so hoch galt erwärmen den wohlgemeinten aber unreifen
Radikalismus der Genossen nicht theilen Er war aber viel Zu ehr
lich und gewissenha ft um das in ihn gesetzte Vertrauen z u täuschen
oder wohl gar zu brechen Einmal i n di e Burschenscha ft a u fg e
n om m en hielt er es für seine P flicht
in ihr auszuhar ren Die Ent
fernu n g a u s Wien allein konnte ihn aus der verworrenen L age b e
freien Und s o begrüsste er nach zweij ährigem Au fenthalte in Wien
denn auch die Einladung PUR K YN E S die Studien i n Breslau fort
zusetzen mit heller Freude
Um PUR K YNE S wie aus Granit gehauenes H aupt hatte unsere
Phantasie seit j eher einen strahlenden Schein gewoben Wir wussten
aus den Erzählungen A el terer dass er i n seiner H eimat eine uner
hörte Zurücksetzung erduldet weil er es verschm äht hatte zu wedeln
und z u kriechen und verehrten ihn als einen Märt y rer freier Wissen
scha ft G O E THE S L ob seiner Versuche zur Ph y siologie der Sinne «
hatten wir gelesen und gehört dass G O ETH E S und HUMB O LD T S Em
f
hl
e
u n g seine Berufung an die Breslauer Universität b ewirkt
Unter
p
den I dealen z u welchen man in CZERMAK S Hause emporblickte
stand PUR K YN E in erster Reihe
PUR K YN E hatte bei der Natur
f O r s c h er ver s a m m l ung in Prag 1 837 viel in CZERMAK S Familie ver
kehrt mit der Mutter gute Freundscha ft g eschlossen und ihr das
Versprechen gegeben wenn sie einen ihrer Söhne nach Breslau sen
den wolle ihn wie seinen eigenen Sohn au fzunehmen Dieses Ver
sprechen löste PUR K YN E im H erbste 1 84 7
In Breslau von dem
>>auserwählten
durchaus ursprünglichen Geiste « PUR K YN E S geleitet
von dessen Assistenten F R A N T Z I US freundscha ftlich bera th en begann
CZERMAK seine eigentliche Schule als Ph y siologe Doch musste er
dieselbe zunächst für einige Zeit unterbrechen Er hatte di e Oster
ferien 1 84 8 im mütterlichen H ause zugebra cht die Märzrevolution
in Prag erlebt Wie hätte er nicht auch die h ochw og en den H o ff
h ungen a u f die Wiedergeburt des Vaterlandes zur Freiheit theilen
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B io gra p hi sc h e S kizz e
XXI
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von der B ewegung die alle Stände j edes Alter ergriff sich
fern halten sollen ? Er lie s s sich wieder in di e Matrikel der Prager
Universität ein s chreiben und als die Studentenschaft bew a fl n et wurde
um den Streit zwischen Deutschen und C z e ch en z u meiden wurde
dies elbe nach altrömischem Vorbil de zu einer L egion z u s a m m en g e
stellt
übernahm er in der m edi ci ni s ch en C ohorte das C ommando
über die erste C enturie Obschon er sich an der politischen Agita
tion wenig b eth ei li gte
er klagte vielmehr o ft über die Einbusse an
Zeit w elche die ew igen A l l a rm i run g en P araden und Wachen ver
schuldeten
so hätte ihm doch leicht sein e Ehren stellung v erh än g
I n der S tu dentenl e gi on hatte allmählich die
ni s svol l werden kö nn en
radikale c z echi s ch e P artei die H errscha ft an Sich gerissen Die L or
b eeren der Wien er Aula lies s en diese nicht ruhen H atten die Wie
ner Studente n , das Ge s pe n st einer militärischen Gegenrevolution stets
vor Augen im Mai die Verleg ung der Armee an die russische Grenze
verlangt so ford erten Vertreter der Prager L egion die sich aber
selbst das Mandat gegeben hatte von dem comm a n di r en den General
di e Auslie ferung ein er bespannten Batteri e und von 6 0000 P atronen
an die Studenten Unter dieser bescheidenen P etition stand auch
CZERMAK S Name
Die Unterschrift war aber eine unverschäm te
Fälschung Ohne CZERMAK S Wissen hatte ein radikaler Wortführer
dessen Namen au f das P apier gesetzt Di e A bw ei s u n g der P etitio n
bildete da s Vorspiel z u dem Prager Pfin g sta u fsta n de der alsbald
losbrach A u f d en Ru f der S i gn a lh örn er eilte CZERMAK am Pfin g st
sonntag mit Schärp e und Säb el in die Universität um den hier ver
sammelten Studenten das T h öri ch te und L ächerliche einer Schild
erhebung vorzuhalten Während er noch S prach un d zum Frieden
mahnte stürmten Grenadiere da s H aus C Z E R M A K trat ihnen entgegen
um z u erklären dass Niemand an Widerstand denke Die Soldaten
ris sen i h maber i n ihrer blinden u th Schärpe und S ä bel g u r t vom
L eibe s ti es s en ihn mit Kolben und schleppten ihn unter fortwähren
den Misshandlun gen i h da s M i l i tär g ef ä n g ni s s ( Stockhaus )
Erst am
zweiten T age gelang es der Vermittlung einflussreicher Freunde ihn
aus dieser B edrän gni ss zu retten Doch erschien e s r a th s a m ; da die
Unterschrift au f der P etition ihn noch i mmer gra vi rte Prag vorläufig
zu m eiden CZERMAK flüchtete nach Wien wo ihn alte Freunde herz
lich begr üsste n und wo bald auch zahlreiche Prager Bekannte a n
langten Mich rie f gleich falls die Pflicht d e s R ei ch sta g sr ep or ter s nach
un d
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S P R IN G ER
A N T ON
XX II
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Wien un d s o verl ebten w i r wie der nach län gerer Trennung mehrere
fröhliche Monate zusammen An die P olitik dachte CZERMAK nicht
länger Ab und zu besuchte er sich z u erheitern die Reichstags
Sitzungen wo komische S c en en selten mangelten auch stellte er sich
ö fter Mittags oder Abends im >rothen Igel« ein wo vi ele böhmische
Abgeordn ete regelmässig einkehrten S eine gute L aune und di e vor
trefflich geübte Kunst zu necken un d die Menschen ohn e dass S i e
es merkten zur breitesten Entfaltung ihrer lächerlichen S eite zu ver
locken verschaff ten uns stets vergnügte Stunden und machten i hn
z u m allgemein en L iebling des Kreises
Die meiste Zeit brachte er
aber im Verkehr mit Fachgenossen und mit mikroskopisch en Studien
zu Unter den G enossen standen ihm der bereits von Prag her eng
b efreundete Geogn ost CAR L PE T ER S und der Assistent HYR T L S Dr
CAR L L AN G ER am nächsten Die Freude an still behaglichem Z u
s a m m en l eb en und freun dscha ftlichem G e d a n k en a u s ta u s ch e steigerte
sich in dem M a a s s e als die p olitische T ol l w u th imm er weitere Wiener
Kreise ergriff u nd j eden ausgedehnteren Verkehr verwehrte D a s s
man in den l ärm erfül l ten i rth sh ä u s ern das eigene Wort nicht ver
nahm war lange ni cht das S chlimmste ; dass man aber so viel ra di
kalen Unsin n anh ören musste machte den Au fenthalt an ö ffentlichen
Orten unerträglich Wir gewö hnten uns daran die Ab ende bald in
der Stub e des ein en ba l d in der Wohnung d e s andern Freun des
zuzubringen Das letzte Mal a m Vorabend vor CZERMAK S Abreise
nach Breslau am 3 Octob er bewi rth ete u n s Doctor L AN GER Als
Prosector der Anatomie wohnte er in der Universität der vi elb er üch
ti g ten
A l s wi r uns um Mitternacht nach langer durchaus ni cht
trockener Sitzung trennten fanden wir den gewöhnlichen Ausgang
versp errt und mussten unsern Weg durch die grosse H alle nehmen
Kein e menschliche Seele schien in diesen gewaltigen nur von der
L ampe unseres i rth es erhellten Räumen zu a th m en Todesstille u m
gab uns unb ewacht lehnten die Fahnen der S tu dentenl eg i on an der
Wand Was wäre geworden wenn i r w 1 e e i ner von uns scherz
weise vorschlug die Fahnen versteckt hätten und am andern Mor
gen alle diese » Trophäen der Freiheit« verschwunden gewesen
w ä ren ? In dieser Nacht hallten für v iele J ahre harmlose Scherz
worte in der Aula zum letzten Male wieder Keiner vo n uns ahnte
dass nur zwei Tage S päter ein so entsetzlicher Sturm hier losbrechen
würde
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B i o gra p hi s c he S kizz e
XXIII
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Mit verdopp elter Energie war f sich CZERMAK in Breslau im
ahre 1 84 9 au f sein Fach s tudium Bereits im März konnte er die
J
Er hielt in
e rsten Früchte de s selb en der gelehrten Welt vorlegen
der n aturwissenscha ftlichen Section der Schlesischen Gesellscha ft für
vaterländische C u l tu r einen Vortrag über die S p erm a toz oi den von
Salamandra atra welcher von zahlreichen Abbildungen b egleitet In
d en Gesellscha ftsberichten abgedruckt wurde Auch die von S I E B O LD
geleitete Zeitschri ft für wissenscha ftliche Zoolo gi e
un d K O E L L I K E R
und J O HANNE S M ÜLL ER S Archiv für Anatomie und Phy siologie zählten
b ereits in diesem J ahre CZERMAK z u m Mitarb eiter und brachten die
Erstlinge seiner Untersuchungen die sich vorwieg end au f Nerven
ph y siolo gie bez ogen
Im H erbst 1 84 9 schloss er seine Studienzeit in Breslau ab
Eigener Wun sch u n d PUR K YN E S Rath führten ihn nach Würzburg
Ehe er ab er hier sich niederliess benutzte er die Ferien z u einer
S eine Mutter
l ängeren Reise nach dem Rheine und nach B elgien
hatte im Intere s se der künstlerischen Erziehung ihres j üngeren Soh
nes J AR OS L AV einen längeren Aufenthalt in D re sden Düsseldor f
B rüssel und Antwerpen genommen Au f einem Theile ihres Weges
b egleitete S i e auch HAN S In Bonn stellte die Mutter den j ungen
Gelehrten ihren alten Bekannten von der N a turfor s c h er ver s a m m l u ng
in P rag her den Pro fessoren H AR L E SS und N O GGERATH vor ; noch
viel fesselndere P ersönlichkeiten lernte C Z E R M A K i n B elgi en kennen
Eine glücklicherweise bald gehobene Krankheit der Mutter in Brüssel
h atte die Berufung eines Arztes veranlasst L eider i s t mir der Name
des s elben nicht mehr ge genwärtig I ch entsinne mich nur dass wir
Alle mit Vergnügen seinen Schilderungen von L and und L eut en und
seinen Erzählungen lauschten
er war ein intimer Freund D E
P O TT ER S und hatte an der Septemb errevolution 1 830 einen th ä ti g en
Antheil genommen
und dass er CZERMAK förmlich in sein H erz
geschlossen hatte Er b egleitete ihn in die naturwissensch aftlichen
Sam ml ungen führte ihn bei Brüss eler Gelehrten ein und bestärkte
ihn in seinem Entschl ü sse S C H ANN in L üttich au fzusuchen Das
war eine der ersten p ersönlichen B eg r üs su n g en von Fachgenossen
welche CZERMAK seither so gern u n d in s o ausgedehnter Weise übte
Es gab wenige Männer die so rasch und so leicht Bekanntschaft
anknüp ften wie CZERMAK Sein leutseliges und gesprächiges Wesen
s ein Eingehen au f die verschiedenartigsten Interessen bewirkten dass
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AN T ON S PR I N G ER
XX IV
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selbst au f kurz en Reisen sich ein a n g en ehm er Verk eh r mit anfangs
fremden schweigsamen L euten entspann Wenige Männ er gewannen
ab er auch so sehr i n p ersönl icher Bege gnun g wi e CZERMAK Die
neidlos e Anerkennun g j edes fremden Verdienst es di e Wärme sein er
Empfindung di e L ieb en sw ürdigkeit sein er Natur verwandelten gar
bald die Bekannten in Freunde und liessen ihn Dank diesem zahl
reichen Freundeskreise bald fast i n allen L än dern Europ as sich hei
misch fühlen
In Würzburg wo er seit dem H erbst 1 84 9 sein e Stu di en fort
setzte lehnte e r S ich vorzugsweise an KO E L e E R an und trat mit
VIR CH O W L EY D EN G E GENB A UR in p ersönlichen Verkehr
Dass
auch die g em üth li ch en Seiten de s L eb en s nicht leer ausgingen da
fü r sorgte namentlich das H aus des Dr H ERZ wo er am fl ei s si g sten
ein sprach und mit dessen Gliedern er nach seiner Ent fernung aus
Würzburg in Brie fwechsel blieb Di e künftige L auf bahn war C Z E R
MAK durch die eigene Anl age und Neigung wie durch das Vorbild
sein er L ehrer so scharf vorgez eichnet die Richtung seiner Arbeiten
schon j etzt so klar b estimmt dass es ihn dräng te aus der Vi el g e
s ch ä f ti gk ei t
die im Universitätsstu di um kaum vermieden werden
kann herauszukommen und sein en L ebensab schni tt als Student z u
schliessen Mit 2 2 J ahren p r om ovi rt e er b ereits Die D o ctor di s s er
ta ti on am 2 J uli 1 85 0 der F a cu l tä t vorgele g t b ehandelt die mikro
S k O p i sch e A n atomie der menschlichen Zähne ( O b s er v a ti on e s n ovae de
s tructura dentium p en i ti ori )
Die angehängten Thesen ersch ein en
th ei l s a l s Reflexe älterer unter PUR K Y N E S Einfluss angestellten Ver
suche un d Beobachtungen th ei l s werfen sie ab er schon einen S ch a t
ten voraus au f die Richtungen und Arb eiten welchen CZ E RMAK S päter
mit besonderer Vorlieb e huldigte Hierher gehören die Thesen welche
sich a u f die F u n cti on en des Auges b eziehen und namentlich j ene
deren Titel lautet : m eth odu s p a r a c en te s eos thoracis quam interp ella
tus p r op on a m omnibus r el i q ui S mi hi vi detur p ra efer en da Der medi
c i ni s ch en Praxis
die Früchte exacter phy sikalischer Forschungen
zuzuwenden erschien i hm schon damals ei n würdiges und wi ch tiges
Ziel der ph y siologischen Wissenschaft
Als junger Doctor griff CZERMAK abermals zu m Wanderstab
diesmal in Begleitung K O E L L I K E R S u n d m i t ausschliesslicher B e
tonung der Fachinteressen Nach E ngland Schottland und zuletzt
nach H olland > der Wiege der Anatomie« richteten S i e ihre Schritte In
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AN T ON S P RIN G ER
XXVI
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Str a s se ( Brennte—Gasse ) hatte PUR K Y N E ein zufällig leer stehendes
Privathaus mässigen Um fanges g em i eth et Im Erdgeschosse trieben
lärmende H an dw erker ihr Wesen das zweite Stockwerk enthielt die
Privatw ohnung PUR K YN E S in der ersten Etage wurde zwischen dem
Auditorium u nd dem mit einigen Mik roskop en und wenigen I h
s tru m enten au s gestatteten A rb ei tsk a bi n et der Assistent einquartiert
Die Pflichten des A s sistenten belasteten nicht a l l zu s ch w er CZER MAK S
Zeit
PUR YK N E S L ieb e z u m b eschaulichen L eben hatte in den
letzten J ahren gar sehr zugenommen Auf seinem R u h ebette in
genau horiz ontaler L age ausgestreckt konnte er noch interessante
Selbstbeobachtungen anstellen und geistvolle Phantasien ausspinn en ;
die frühere Schnellkraft des Geiste s war aber gesunk en Die Vor
lesungen zumal j ene in deutscher Sprache erschienen ihm als ein e
L ast zum H eranbilden von Schülern fehlte ihm die Ausdauer In
CZERMAK S Arbeiten aus di eser Zeit i st daher PUR K Y N E S Einfluss
weniger ersichtli ch al s j ener der Prager m edi ci ni s ch en Schule Stan d
auch dieselbe nicht m ehr au f derselben H öhe wie in O PP O L Z E R S
Tagen so ent faltete S i e doch noch immer in der >Prager Viertelj ahrs
schri ft« eine reiche literarische Wirksamkeit und übte au f j unge A erz te
a u s Deutschland und der
Schweiz ein e grosse Anz iehungskraft
CZERMAK steuerte sowohl grössere Abhandlungen wie kritis che B e
richte zu der Viertelj ahrsschrift und verkehrte viel u n d freundlich mit
d en auslän di schen A er z ten
B einahe an j edem Nachmittage ver
sammelte S ich z u r Ka ffeestunde ein grösserer oder kleinerer Kreis in
CZERMAK S Stube B ald wu rde m u si ci rt wob ei CZERMAK S alter
Freund der C hemiker Dr H L A S I E T Z den H a u p ta nth ei l hatte bald
über politische oder wi ssenscha ftliche Fragen di s cu ti rt In dem meist
o ffenen Nebenzimmer hatten w i r an zwei wohl dreitausend J ahre
alte n a c gyp ti s ch en Mumien die CZERMAK viele Monate beherbergte
um die Muskelgewebe mikroskopisch zu unter s uchen stets würdig
ruhige Zuhörer mochten w i r selbst auch zuweilen in hitzigem Rede
kamp fe entbrennen
Gern hätte sich CZERMAK auch an der Universität h a bi li ti rt Um
sich au f das D oci r en vorzub ereiten hielt er in einem naturwissen
L otos wiederholt mit dem grössten Beifall au f
s ch a ftli ch en Vereine
genommene Vorträge Die venia doc en di stiess ab er au f u n er w a r
tete Schwierigkeiten Die N a ti vi stenp a r tei i n der F a cu l tät wider
strebte j edem Schritte welcher da s Monopol der österreichischen Uni
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B i o gra phi sc h e S kizz e
XXVII
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erschüttern drohte S i e wollte das Würzburger Doctor
ipl
om nicht anerkennen und w ie s a uf die Bestimmung in den Prager
d
F a c u l tä ts sta tu ten hin welche ein klinische s St ud ium von mindeste n s
zwei J ahren von ein em Doctor der M e di ci n verlangte Nun hatte
a llerdings CZERMA K den klinischen C ur s us Viel rascher a bs ol vi rt
aber i n ei n em F a ll e doch bereits die Praxis ausgeübt Freilich äre
die s er Fall allgemein bekannt gew e s en s chwerlich hätte er z u r
G lättung der Hin derni ss e beigetragen Der ex c om m u ni ci rte Priester
AUGU ST I N S MET A NA CZ E RMAK S L ehrer der Phi l os0p hi e l ag im Ster
ben Seine Bekehrung wäre ein Triumph für die katholische Kirche
Der C a r di na l erzbi s ch of Fürst S CH AR ZEN B ER G k a m selbst
gewe s en
in di e W ohnung u nd trat a n da s L ager des von CZ ERMAK und mir
gera de bewa chte n Kranken um einen Widerru f S M E T A N A S , der sei
n en Austritt au s der Kirche fei erlich und ö ff e n tlich erklärt hatte
zu
erlangen E s folgte eine überau s p einliche Scene Die in der Form
zw ar h öfli ch en
aber im mer eindringlicheren Mahnungen d es Fürste n
vers etzten d en Kranken in die höch s t e zornige Au fregung Um d er
s elben ei n End e zu machen
b erie f ich mich au f die Autorität des
anwe s en den Arzte s D a trat CZER M AK vor erklärte als Arzt j ede
Weitere Verhandlung al s ein Attentat au f da s L eben des Kranken
u nd erz w an g dadurch
da ss der C ardin al unverrichteter Dinge Stube
un d H au s Verli es s
Die Verzögerun g d er H abilitation trübte nicht den Sinn CZERMAK S
E s handelte sich j a nu r um einen kurzen Au fschub und er wu sste
da ss die Bedenken sich keineswegs gegen seine P erson richteten
sondern nur der Wahrung alter Privilegien galten Es vergi ng kaum
ein Tag an welchem er nicht B ewei s e all s eitiger hoher A chtung u n d
An erkennung empfing Geleh rte Ge s ellscha ften sandte n ihm ihre
Diplom e die Zeitschriften lobten se i ne Arb eiten die angesehensten
A erz te der H au ptstadt horchten a u f seine R a th s c h l ä g e
Der beste
Schild und Schutz gegen j ede Ver stimmung war aber die Liebe
elche gerade j etzt mit unwiderstehlicher alle anderen Gedanken
Verdun kelnder Macht in s ein H er z einzo g
CZERMAK war den ge s elligen Freuden nicht abhold b rachte die
Abende g ern im Kreise von Freun den z u un d wurde überall als
hoch willkommener Gast begrüsst Viel verkehrte er in den Familien
der aus Deutschland gerufenen Pro fesso ren mit welchen er s elbst
m annig fache B er üh r un g S p u n k te
a n deutschen Universitäten gebildet
versi täten z u
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T ON S P R I N G ER
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besass Einh eimi s che waren i n di esem Kreis e nur selten anz utr effen
am häufigsten die Damen des L AM E L s ch en H auses und deren F r eu n
dinnen CZERMAK S B ekann te und Kameraden merkten bald dass er
ge wi s se Familien mit besonderer Vorli eb e besuchte i n bestimmten
H äusern sein e L iebenswür digkeit am glänzendsten entfaltete D er
Magn et der ihn anzog b l ieb ni cht lange verborgen Die R eiz e
die fein e Bildung die musikalischen Talente der j üngsten T ochter
L ÄM E L S machten au f ih n tie fen Ein dr uck
M A R I E V O N L AM E L war f ür ihn kein e neue Erschein ung
Di e
Fam ili en CZE RMAK un d L AME L standen seit langen J ahren in freund
s ch a ftli c h en Bezieh un gen z u ein ander
D as L AM E L s ch e H aus z ählte
zu den a ngesehen sten in Pr ag der Zutritt i n dasselb e galt a l s ein
vi elb en ei d etes
nur selten un d den Wür di gsten gewährtes Vorr echt
Frau V O N L AME L ein e geb orene E I CHTH AL übte die Kunst der
feinen Reprä sentation in vollendeter Weise Ritter L E O P OLD V O N
L AME L der C he f ein es der grössten österreichi schen Bankhäuser
besass in allen Kreisen unter allen Ständen di e wärm sten Verehrer
Ein tap ferer P atriot au f welchen der Staat in allen B edrängnissen
S icher rechnen dur fte
und welcher dem österreichischen Fin anz
m ini ster ö fter i n der lib eralsten Weise H il fe leistete
in den Regie
r un g s k r ei s en hochgeschätzt
hatte sich L ÄM E L dennoch die volle
Selbstän di gkeit des C harakters und Un a bhängigkeit der Gesinnung
bewahrt War es doch L A ME L gewesen welcher C HAR L E S S E A L S
F I E LD 1 82 3 di e Mi ttel z u r Flucht a u s dem Klost e
r un d aus Oester
reich b ereit gestellt hatte u n d noch i n sein em hohen Alter stand
L AME L i n der R ea cti O R S p eri od e i n der ersten Reih e der politischen
Opposition Nicht die geschäftli che Verbindung allein führte ihn mit
einer gr ossen Zahl europäischer C el ebri tä t en zusamm en A ngesehene
hochgestellte Fremde welche di e böhmischen Bäder b ereis ten waren
regelm ässig mit Emp fehlungen an H er rn V O N LAME L ausgerüstet
Auch sein p ersönli ches Wesen und sein e p olitische Erfahrun g füh rten
ihm zahlreiche Freunde aus dem A u sl a n d e z u N ur i n L AA I E L S H ause
waren hervorragende Staatsmänner
Geleh rte un d Künstler a u s
D eutschland un d Frank reich öfter anzutre ff en nur hier fühlten S i e
sich heim isch un d gab en sich fr ei un d unb e fangen i m Verkehr
CZERMAK war schon i n früher Jugend häufig i m L AM E L s ch en H ause
zu
Gaste gewesen u n d hatte a u f Kin derbällen mit der j üngsten
Tochter der kleinen M AR I E sich besonders gern im fröhlichen Reigen
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B i og ra p hi s c h e S kizz e
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ge s chwenkt s o da ss er schon damals mit s einem Flämmchen g e
neckt wurde J etzt trat ihm die Jugendfreundin wieder e ntgegen
Der H erz en sbu n d war rasch ge s chlo s sen Im Juni 1 85 3 führte
CZERMAK das vielumworb ene Mädchen vor den Altar
Die H och z ei trei s e führte das j unge Paar nach Frankreich zum
Besuche von Verwandten der Frau mit welchen seitdem CZERMAK
und S päter sein Bruder JA R O S L A V der Maler die freund s cha ftlichsten
Beziehungen unterhielten An eine stetige au s gedehnte Arb eit war
natürlich in die s en Monaten nicht zu denken ; doch zeigen seine
»Brie fe
au s Bordeaux« und die 1 85 4 verö ff entlichte » Unter s uchung
der Geweb e eines M u m i en a r m es aus dem C aveau de St Michel in
wie unablä ss ig und unb edingt CZERMAK im Dienste sein er
Wissen s chaft stand Nach der Vater s tadt zurückgekehrt wollte sich
CZ E RMAK der vier J ahre PUR K YN E al s A ssistent zur Seite ge s tan
den hatte al s Privatdocent für Ph y siolo gi e und mikroskopi s che Ana
tomie h a bi li ti r en Doch währte s ein Au fenthalt i n Prag nicht mehr
lange D er Unterrichtsminister Gra f L E O T HUN von ma s sgebender
Seite a u f den j u ngen ra s tlo s th ä ti g en Forscher au fmerksam gemacht
s uchte CZERMAK nach Kräften z u fördern I hn für di e Prager Uni
hin derten äu s sere Um stände i n sbe
v er si tä t dauernd zu gewinnen
s ondere die Rü cksicht au f PUR K YN E der mit zunehmendem Alter
immer eifer s üchtiger a u f sein e Stellung wurde und dur ch CZERMAK S
Beru fung neben ihm vielleicht verletzt worden wäre An einer a n
dern österreichi schen Uni ver s ität war aber keine Pro fe ss ur der Ph y
siologie erledigt S o bot ihm denn der Minister ( Ostern 1 85 5 ) eine
Pro fes s ur der Zoologie an der Graz er Univer s ität an
Ob s chon
CZERMAK ( in seiner Eingab e an die Regierung) mit Recht von sich
behaupten durfte er habe sich mit allen An forderungen bekannt
gemacht welche man an einen wi ss enschaftlichen Zoologen zu stellen
berechtigt ist S o nahm er doch die Stelle nu r unter der Be di ngung
an das s ihm die ers te erledigte ph y siologische Kanzel zuge s ichert
werde
Da s Beharren bei der ph y siologischen Wi s sen s cha ft kündigte der
n eue P ro fe ss or d er Z ool ög i e in seiner Antrittsrede ziemlich u n v er
hüllt an : »Mich führte die anatomi s ch ph y s iologische Forschung in
das Gebiet der Zoologie E s war mir daher viel we s entlicher z u er
fahren w a s ein S ä u g ethi er ein Insekt ein Wurm ein P olyp s ei wi e
die L ebensverrichtungen der Thiere zu Stande kommen au f w elche
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AN T O N S P R I N G E R
xx x
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Weis e sie sich in dieser Hinsicht von andern T hi eren unter s cheiden
u n d wel che Stelle si e n a ch ihren verwan dtscha ftlichen Be ziehung en
i m T hi er rei ch e einn ehmen als die zwei lateini s chen Namen kennen
z u lerne n
unter welchen ein Thier in den zoologi schen R egistern
g e führt wi rd o der nur zu m erk e n das s z B C yprin us C arpio vier
B a rtfäden besitzt während C y prinus C arassius ganz ohne Bartfa
d en ist«
Es ma g der Umstan d dass er die »H andlangerarb eit« wi e er
die Z oogno si e benannte ni cht V öllig bei Seite schieben dur fte nach
d em G e setz e d es C ontrastes den Reiz tie ferer ph y siologischer S tu
Denn gerad e aus der Grazer Zeit stammen
di en verstärkt h aben
die »B eiträge zur Phy siologi e de s Gesichtssinnes u n d de s T a stsi n
welche sich durch die Füll e und die exacte Schär fe der Be
ne s«
oba chtu n g en ausz eich n en und die vollkommene V ertrautheit mi t d en
R a s cher
mathematischen Grundlagen der Wis sen s chaft bekunden
als e s C Z ERM A K erwarten konnte wurde er von der zoologi s chen
Pro fessur abberuf en und der Ph y siologie zurückgegeben Und den
noch war er ungl ücklich al s sei n Wun s ch in Erfüllung gi ng De r
M inister hatte wirklich seine Zu s age gehalten und die erste in
O esterreich erledigte L ehrkanzel der Ph y siol ogie CZERMAK im H erb st
1 85 6 übertragen
S o si cher war er der Zustimmung des let zteren
dass er ihn gar nicht be fragte son dern mit dem A n stel l u ng s de cr et
CZ E RMAK hatte wa s w ohl verzeihlich war ganz ver
überrascht e
ges s en dass unter den österreichischen Universitäten auch ein e
ol
Nie
als
war
ihm
d
nische e x i sti r e
m
e Möglichkeit einer Ver
i
p
setzung nach Krakau in den Sinn g ekommen Un d gerade nach
Krakau traf ihn d er Ru f CZERMAK be fan d sich in der p einli chsten
Stimmung In der S p ra chfr em d en Stadt sah er sich als ein en Ver
b a nnten an Er konnte we der für sein e Familie no ch für s einen
u nd mu ss te
ersönlichen
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kehr
au
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eine
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röhliche
Zukun
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ho
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n
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überdi es von den Fachgen ossen abgeschnitten eine Schädigung
seiner wissenschaftlichen Interessen fürchten Am liebsten hätt e er
sei ne Entla s sung a us dem Staat s di enste genommen doch überwog
schliesslich di e Einsicht dass der ofl enba r ganz gute Wi lle des
Ministers nicht mit schro ffer Ablehnung beantwortet werden dürfe
CZERMAK g ab so weit na ch dass er sich verpflichtete z w ei Semester
in Krakau zuzubringen L angs a m genug schlichen si e zu Ende
Di e E inrichtung eines klein en phy siolo g is ch en In stitute s n ahm di e
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B i o gr a p hi s c h e S kizz e
m
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1
meiste Zeit in Anspruch der Verkehr mit dem L eidensgenosse n
O SKAR S C H M ID T gewährte eini ge Zerstreuun g
Nach Ablauf der beiden Semester nahm CZ E RMAK seinen vor
ein fl ei ssi g er Gast in B R ÜCKE S un d
l ä u fig en Au fenthalt in Wien
L U D W IG S Arbeitsräumen um hier eine günsti ge Wendung sei nes
Schicksal s abzuwarten
Und di ese blieb ni cht lange aus
Der
Pro fe s sor der Phy siologie an der P ester Universität S C H O R D A N N
war in den Ruhestand ge treten Bei dieser Neubesetzung ( Sommer
1 85 8) d achte der Mi ni ster so fort an CZERMAK welcher ni cht zögerte
das ihm übertragene A m t anzunehmen Freili ch war es auch j etzt
welcher er seine Krä fte widmen sollte
k eine deutsche Universität
und kam er auch in di esem Falle wieder unter L eute mi t fremder
Sprache und th ei l w ei s e fremder Bildung Aber Wien war leicht zu
erreichen der Verkehr mit den Fachgenossen in der österreichi s chen
H auptstadt ohne Schwierigkeiten aufrecht z u halten Die Stadt P est
blühte sichtlich auf und z eigte sich nach allen Richtun gen in gross
arti gem A ufs chw u n g e beg riffen Die österreichis che Regierun g führte
mit dem ungarischen Volk e einen harten p olitischen Kamp f Um
den Druck welchen si e a u f den ö ffentlichen Geist ausüben mus ste
weniger empfindlich z u machen suchte S i e die materielle Wohl fahrt
zu heben u n d die Unterrichtsanstalten zu fördern So erfreute sich
auch die Universität ihrer reichsten Gunst ; j eder Wunsch der im
wissenscha ftlichen Interes s e an da s Min isterium gestellt wur de war
der Gewährung sicher Dieses Alles wirkte au f CZERMAK S Verhält
nisse v orth ei l h a ft zurück und liess i hn das neue A m t mi t fröhlichen
H o ffn ungen antreten Sie w urden nicht getäuscht CZ E RMAK z ählte
die P ester J ahre zu den glücklichsten sein es L eb ens ; sie waren di e
glänzendsten di e er als L ehrer und Forscher genoss Nicht n ur
unter den D eutschen welche in P est ein e ganz andere Roll e S piel
ten als in der galizischen Krönungsstadt gewan n er z ahlreiche
selbst inn ige Freunde auch die Glieder des magy arischen Gelehrten
stande s kamen ihm wohlwollend entgegen und bewahrten ihm nu
Alle Brie fe aus P est a thm en volle B efrie di g ung
g eth ei l te Achtung
über sein L eben und sein Wirken können von der herzlichen Au f
di e er und sein e Frau ge funden , ni cht genug erzählen
nä hme
schilde rn d en anregenden Verkehr i n sbesondere mit Dr J O HAN N
E I SS dem nächsten Freunde sein er S päteren J ahre welchem auch
dieser Bericht das Meiste und Beste verdank t mit den hells ten Farben
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S P R IN G ER
A N T ON
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Allerhand Schwi erigkeiten mussten aller di ngs überwunden wer
den ehe sich sei ner T h äti gk ei t eine völlig fr eie Bahn ö ffnete Sein
Vorgänger war von einer heil igen Scheu vor j eder D emonstration
und j edem Experiment erfüll t gewesen Weder s elbständi ge For
noch Anl eitung zu derselben waren v on S C H O R D A N N ein em
s ch u n g
Prachtexemplar de s altö s terreichi s chen Profess or entyp u s in den Krei s
seiner Pfli chten gezogen worden D a s Ablesen des »He fte s « bi ldete
den Mitt elpunk t seiner Wirksamkeit An CZERMAK trat zun ächst
die Au fgabe heran ei n Institut mit den n öthi g en Apparaten herzu
stellen Das Ministerium gi ng au f sei n e Forderun gen und Vor
schläge s o vollständig ein und zeigte sich so freigebig dass er
b ereits am 3 November 185 8 die Anstalt mit der Versicherung er
di e P ester Universität brauche in di e s er Hin s icht
öflh en konnte
den übri gen H ochschulen des I n und Auslandes von nun an ni cht
mehr nachzustehen
Die exp erimentelle Ph y siolo gie hielt ihren Einzug in di e R äume
der Universität Vi vi s ecti on en bis dahin kaum gekannt n u r In den
selten sten Fällen geübt gelangten an die Tagesordnung Z u dem
b esonderen H ervorheben de s exp erimentellen Theiles b e w og ihn
nicht allein die angeborene Neigu ng dazu zwangen ihn auch di e
Gar manche sein er Zuhörer waren der
th a ts ä chli ch en Verhältni sse
deutschen Sprache nur in beschränktem M a a ss e mächtig andere
wieder der mathematisch ph y sikalischen Grundlagen unkundig au f
welche CZERMAK in der Regel sein e L ehren stützte Sein em ein
fach klaren stets durch gelungene Versuche b eleuchteten Vortrage
gelang es alle Z u hörer zu fesseln S elbst ein ausgedehnter Kreis
praktischer A erz te wandte sich durch CZERMAK S Vorlesun gen a n
geregt wieder den ph y siologischen Studien zu Wesentlich ihnen
z u Nutz und Frommen gab CZERMAK S Assistent
Dr B AL O GH in
ungarischer Sprache di e »M i tth ei l un g en aus dem ph y siologischen
D er Wechselverkehr mit
I nstit ute der P ester Universität< heraus
den ärztlichen Kreisen der H auptstadt steigerte sich als CZERMAK
an magy arischen Fachj ourn alen mitzuarb eiten begann Auch di e
gr össte u n d stolzeste Freude ein es L ehrers die H eranbildung u n
mittelbarer S chüler wu rde CZERMAK in P est zu Theil Mit Sein en
Erfolgen i n der L ehrth ä ti gk ei t wetteiferten die Triumphe au f der
L aufbahn des Forschers D enn in die P ester Zeit fallen die epoche
machen den Arb eiten üb er den K ehl k op fS p i eg el
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AN T ON S PR I N G ER
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der den hohen Werth des K ehlk op fS p i eg el s für H eilzwecke bewies
i n der Wiener m e di c i ni s ch en Wochenschri ft v erö ff entlichen konnte
Es handelte sich um einen an »ner vöser H eiserkeit« leidenden Mann
bei wel chem die l a ryn g o sk op i s ch e Untersuchung ein en kleinen P oly
p en am rechten wahren S ti m m ba n d e als Ursach e der H eiserkeit er
kennen liess
Wenige Wochen S päter brachte er sieb en weitere
l a ryn g osk O p i s c h e Diagn osen zur Kunde des ärztli chen Publi kum s
und zwar zuerst » aus Dankbarkeit gegen die P ester C oll eg em in
dem O rv osi H eti l a p der magy arischen m e di ci ni s ch en Wochens chri ft
Eine Reise in den H erbstferien b en utz te CZERMAK um i n den kli
nischen Anstalten v on L eip zig Berlin Breslau sein l a ryn g osk O p i s ch es
Verfahren zu demon s tri r en und für die Anwendung des Kehlkop f
S piegels Anhänger zu werb en Am S chlü sse des J ahres legte er
di e endgülti gen R esultate seiner Forschun gen un d Untersuchu ngen
in dem Buche : Der Kehlkop fspiegel und sein e V erw er thun g für
Phy siolo gi e und M e di cin nieder Ein e fran zösische Ueber s etzun g
im J ahre 186 0 die bald darau f folgende Au fn ahme des Buches in
die » s elected memoirs« der New S y de nham—Society und die bereits
1 86 3 n oth w en di g e neue Auf lage des Originalwerkes bildeten g l än
zende litera rische Ruhmestitel Noch grösser als das Glück des
Buches war der praktische Erfolg seiner Entdeckungen In der
ersten Auf lage sein es Werkes erklärt CZERMAK den Zweck des
letzteren erreicht wenn der Kehlkop fspiegel der Reihe der täglich
gebrauchten In strumente ein gereiht w urd e wie der Augenspiegel
und längst schon das Stethoskop In der Vorrede zur zweiten Auf
lage durfte er mit gerechtem Stolze sagen : »E s sind nach und nach
a l l e j ene Erwartun gen von den L eistun gen des KehIk O p fS p i eg el s
in der Praxis er füllt worden zu welchen ich m ich schon durch di e
E rs tl in g sr esu l ta te me i ner verb esserten Methode angeregt und b e
r ech ti gt fühlte «
Keinen anderen Wunsch durfte man f ür CZERMAK hegen als
di e Dauer dieses innerlich un d äusserlich vollkommen be frie di gen
den Da s ein s Und gerade di esem ü n s ch e versagten die Götter di e
Er füllung Der italienische Krieg 1 85 9 i n seinem Kommen wi e i m
Ausg ä nge längst vorhergesehen raubte Oesterreich ni cht allein eine
schöne P rovin z sondern hob den ganzen Staat aus den Angeln
verni chtete mi t ein em Schlage den mühseli g während eines J ahr
zehnts errichteten p olitischen B a u In keinem L ande O e sterr ei ch s
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Bi o g r a phi s c h e S kizz e
XXXV
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raste der St urm so he ftig wie in Ungarn Die N ation erinn erte sich
welche sie seit dem blutigen Ende der
n u r der schweren L eiden
Revoluti on erduld et sie vergass darüber das ein zeln e Gute welches
In einem Rufe eini gt en sich
di e r ea cti on ä r e Regierung gescha ff en
alle Ungarn : Fort mit der C entralisation fort mit den Tr äg ern der
C entra lisation mit den D eut s chen ! Die nationale Bewegung ergri ff
auch die Universitä tskr eise Die S tu denten v er fassten ein e P etition
u m Erhebung der magy arischen Sprache z ur Un te rri ch tS S p r a ch e und
der neu g ew ä hl te S enat schloss sich der Forderung der S tudenten
an
Was s ollte CZERMA K thun ? Gewiss durfte er a nn ehmen dass
der Schritt nicht g egen seine P erson gerichtet sei Er war der
Sym pathie s ein er Zuhörer un d der Achtung sein er C oll agen sicher
O ff enbar hatte das angesehen ste m edi ci ni s ch e J ourn al : O rv osi H e
ti l ap auch CZERM AK vor Augen als es »i m Interess e der Wi ssen
scha ft un d Bi l dungc sich gegen die P etition des Senates aus s prach
Die deut s chen Pro fessoren be fanden sich in der peinli chsten
L ag e
eni ge unter ihnen mochten e s lieben für Werkz euge der
ehalten
zu
werden
Wenn
sie
aber
die
r ea c ti on ä r en Regierung
g
politischen Tendenz en der magy arischen Nation billigten sprachen
Au s der widerspruchsvollen
S i e damit die eigene Absetzung a u s
Stellung in w elche auch CZ E R MAK trotz sein er gerin gen Emp fang
li chk ei t für alles politische Treiben g era th en war
rissen i h n di e
drin gen den Bitten sein er S chwiegereltern in ihrer Nähe in Prag z u
leben Sie emp fand en schmerzlich die Entfernung von Kin dern un d
Enkeln u n d sahen j etzt in den wi rren Zeiten die über di e P ester
Universität herein zubrechen dr ohten für CZERMA K den passende n
Augenblick gekommen ihrem
zu willfahren C Z ER M AK
ün s ch e
gin g s ofort auf di esen Plan ein Er reichte freiwillig dem Mi ni sterium
sein e Resign ation ei n und nahm am 1 3 Juli 1 86 0 von sein en Z u
hörern mit herzlichen Wo rten Abschied Gerade in di esen Tagen
wurde CZERMAK S »B ericht üb er das ph y siologische Institut i n P est
im Drucke vollendet Di e Schrif t welche sein e T h ä ti gk ei t als Uni
gestaltete sich au f diese A rt z u ein em
v er si tät sl eh rer ein leiten sollte
Rechenscha ftsberichte un d zu einem Schlussworte mit welchem er
si ch von sein em irkungskreise lossagte
»Mögen mein e Nach folger
welchen ich i n meinem
j en en Geist
Berufskreise z u wecken b estrebt war fernerhi n lebendig erhalten
und auf dem n och j ungfräulichen Bode n di eses L andes h eimisch
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AN T ON S P R IN G ER
x xx vr
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machen I ch selbst fühle mich nicht berufen trotz aller Beweise
v on Freundscha ft und An erkennung deren ich mich bi s her er freute
mein e T h ä ti gk ei t als Universitätslehrer i n P e s t j ener nationalen Stro
m ung entgegen länger fortzusetz en welche in der P etition des
akademischen Senates um so fortige Einf ührun g der magyarischen
Unterri ch tS S p r a ch e an der Uni versität ein en unzweideutigen Ausdruck
ge funden Und so nehme ich denn s chliesslich freundlichen un d
herzlichen Abschied von P est von den Freunden und Schülern in
dem ich mich der H o ff nung hin gebe dass ich eben so bleib en de
und w ohl th äti g e Spuren meines zweij äh ri gen Wirkens an der hi e
als ich bleib ende und angenehme E r
si g en H ochschule hi nterlass e
wenn auch kurze Zeit meines hie sigen
i nn erun g en an di e schöne
Aufenthaltes m i tn ehm ea
Mit dem Entschl ü sse al s einfacher Pri vatm ann der ph y siolo gi schen
Forschung ausschli esslich zu leb en üb ersiedelte CZERMA K nach Prag
wo er au f dem väterlichen Grundstücke sich ein klein es L aboratorium
erbaute und w i e die 1 86 4 p u bli ci rten »M i tth ei l u n g en aus dem ph y
lehren eifrig mit S p eci a l stu di en b e
si ol ogi s ch en Privatlaborato ri um
D en Kehlkop fspiegel hielt er aber auch j etzt noch in den
s ch ä fti gt e
H änden fest Die vollendete Meistersch a ft im D em on s tri r en mit dem
selben le gte den Gedank en nahe nachdem er literari sch den G e
nu n auch durch unmittelbare p ersönli che
abgeschlossen
a
d
n
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n
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Unterweisung Anhänger und M itarbeiter zu sammeln D er Reise
nach deutschen Uni versitätsstädten im J ahre 1 85 9 und einem Aus
fl ü g e nach P ari s 1 86 0 reiht S ich eine längere Wanderung nach Eng
land Schottland und Irland 1 86 3 an In L o n don Dub li n Glasgow
Edin burgh s etzte er seine Prop aganda in H ospitälern ö ff entlichen
gelehrten Gesellschaften u n d Pri vatkreisen fort un d b ekehrte einen
grossen Thei l der m e di ci ni s ch en Welt von dem üb err aschend hart
n ä cki g en Unglauben an den praktischen We rt h der L ar yngoskopie
—
I m chemischen H örsaal des St Bartholomäus H O S p i ta l s in L ondon
gelang es ihm unter dem freundlichen B ei sta n de Pro fessor FRAN K
L AN D S di e b ei prachtvoller elektri scher B eleuch t ung erhaltenen l a ryn
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Bild
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beträchtlich
vergrössert
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Dimensionen
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mittelst ein er Lin se a u f ein en S chirm zu p r oj i ci r en Uebera l l drang
er dur ch und erfreute sich grosser Anerkennung Das Throat—H os
pital ernannte ihn zu sein em Vi c ep rä si denten gelehrte Ge s ellscha ften
s chenkten ihm ihre Dip l ome Einen Augenblick dachte er daran
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B i o gr a phis c h e S kizz e
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sich i n L o n don als l a ryn g os k O p i s c h er Diagnostiker förmlich un d
dauern d niederzulassen
Wohlverdient waren alle di ese Erfolge L eider sollten sie ni cht
ungetrübt bleiben die Freude an dem siegr eichen E i nz u g e des Kehl
k op fs p i eg el s in die m e di ci ni s ch e Pr axis du rch einen hässlichen von
Dr T ÜR C K in Wien angeregten Prioritätsstreit arg vergällt werden
CZERMAK sah sich zur Abwehr und z ur Verth ei di g un g sein er Rechte
ez
ungen
Und
diese
Rechte
mussten
ihm
so
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ort
zugestanden
wer
w
g
den wenn man die Frage ri chtig stellte un d unb e fangen prüfte wer
die B edeutung des Instrumentes für H eilz wecke erkannt un d die
Erfindung zuerst fruchtbar gemacht hatte
» I ch verwendete
erklärte C Z ERMAK von vornherein ein en grossen
durchbohrt en H ohlspiegel zur Beleuch t un g um das Licht au f den
einge führten Kehlkop fspiegel immer in j ener Richtung zu w erfen
in welcher das Auge des B eobachters i n den Spiegel hin einsieht
und um zugleich das L icht ein er künstlichen L ichtquelle z B einer
einfachen M o d era teu rl a m p e hinreichend z u c on c entri r en u n d zu den
fraglichen Versuchen ver w enden z u können I ch hatte mir eine
bequeme und ausreichende künstliche Beleuchtun g geschaffen welche
mich i n d en Stand setzte unu nterbrochen arbeiten z u können ohne
Sonne nlicht erwarten z u müssen welches mein e beiden Vorgänger ,
G AR C I A und T ÜR C K ab solut ni cht entbehren z u können glaubten
Weiter ab er habe ich mein e allerersten Versuche an mi r selbst a n
gestellt um die B edi n gun gen kennen z u lernen di e sowohl vom
Beobachter als vom Beobachteten f ür das Gelingen des Versuches
z u er füllen s i n d
und n ur hierdurch hab e ich j ene grün dli che Ver
tr a u th ei t mit allen Seiten der Au fgabe und j ene manuelle Geschick
li chk ei t erlangt
welche allein z ur Erzielung endg ülti ger Resul tate
führen konnte«
Mit b erechtigtem Stolze durfte CZER M AK daher sagen : » das
K eh lk O p fS p i eg el ch en war e i ne S pröde Braut
von vielen gekannt
ich ab er hab e sie h ei m g ef ührt« Er durfte von sich
un d umworben
behaupten dass er allein den Kehlkop fspiegel vor dem Schicks al
des Vergessenwerdens bewahrt un d erst dur ch seine Unter su ch u n g s
methode di e Erfindung e rfolgreich gemacht habe Zuweilen scherzte
er über den »T ür ck enk ri eg in welchen er hab e ziehen müssen In
Wahrheit aber li ess der S treit einen s charfen Stachel i n ihm zurück
Dass die P ariser Akademie den M on th y on p r ei s zwischen ih m un d
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AN T ON S PR IN G E R
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seinem C on c u rrenten th ei l te obglei ch s ie CZERMAK S Verdien ste voll
ständig anerkannte und ausdrücklich erklärte , au f die Pri ori tä tsfra g e
nicht eingehen z u wo llen verlieh der Au szeichnung einen bittern
Beige s chmack und trübte tie f seine S timmung Ob die Keime der
Krankheit w elche sich gerade in dieser Z eit z eigten u n d au f sein
ganzes L eben un d Wirk en Von nu n an ein en düsteren Schatte n w a r
fen nicht durch die langen und starken G em üth sa fiecte i ri ihrer
Entw icklung ge fördert wurden ?
CZERMAK S Au fenthalt in Prag währte n ahez u fün f J ahre Alle
Freun de und Fachgenos s en gl a ubten die Regierung werde i hn
dauern d an sein e Va tersta dt du rch Verleihung einer Pr ofessur fe s seln
Da die s e E rwartung unbegreiflicher Weise nicht in Erfüllung ging
a uch so n s t die Wirk s amkeit in Prag i hm n i c ht voll s tändig zu s a gte
dachte CZERM AK an eine A en derung seines Au fenthaltes und nahm
1 86 5 einen Ru f n a ch J ena an Ra s ch lebte e r s ich in d en Geleh rte n
kreis J ena s ei n emsig w altete er s eines Amtes und auch die Special
for s chun g er freute s ich wie die Schriften der Wiener Akademie
au fw ei s en reicher Pfle g e Ein neue s T h äti gk ei tsfel d bot s ich CZERMAK
hier in populären Vorträgen Bi s dahin hatte er sich nu r einmal
au f die s em Felde ver s ucht in Brünn , o s ein älterer Bruder J OSE PH
185 8 ein en Vortrag über
a l s Director der L ande s irrenan s talt lebte
da s Wesen der N erventh ä ti gk ei t gehalte n In J en a mu ss te er sich
der akademischen Sitte fügen und an den weithin b ekannten »Ro s en
Das H erz das Ohr , die Sprach u n d
th ei l n eh m en
vorträ g em
Stimmbildung w aren die Gegenstände welche er In den J ahre n
1 86 7 bis 1 86 9 im R os en s a a l e behan delte
CZERMAK hatte von dem
Werth und Nutzen p opulärer Vorl e sungen ei n e b ess er e Meinung al s
die Mehrz ah l der Fachgeno s sen Er war überzeugt dass »wissen
welche keinerlei s achliche Kenntnis s e vorau s
s ch a ftl i ch e Vorträge
setzen s ondern unter Anwen dung einiger Einbildungskra ft un d Au f
u n d hier
m erk sa m k ei t von J edermann ver s tan den werden könn e n
durch allein dürfen u n d soll en sich s ogenannte p opuläre Vorträge
ein e s der w erthvoll sten
v on stre n g wi ss en s cha ftlichen unterscheide n
Mittel zu r Verbreitung wahrer Bildung und Humanität darstellen
und der Würde der Wissen s chaft u n d ihrer Vertreter nicht den min
d esten Ein trag thun«
Allerding s legte er a uch ein en hohen Maa s s
stab an den Vortragenden und verlangte von d i es em eine noch grund
li ch er e und um fasse ndere Vorbereitung als für ein F a ch c ol l egi u m
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B i o gra p hi s c h e S kizz e
Km
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Ihm kam dabei seine Meister s cha ft im D em on stri r en seine Geschick
l i chk ei t i n der H erstellung von Apparaten und Anschauun gsmitteln
zu Statten Schon längst hatt e seine Kunst selbst schwierige und
ve rwickelte Probleme klar und deutlich z u machen mit den ei n
und durch die p rä ci s e und schar f
fa ch sten App arate n zu O p eri r en
logi s che Darstellung das Ver stä n dni s s seiner L ehren förm li ch zu
erzwin gen Bewunderung erregt
J etzt konnte er seine Kunst voll
kommen zur Geltung bringen und sein I deal nat urw issen s chaftlichen
Unterrichtes verkörp ern E s ist kaum zweifelha ft dass der Er folg
der populären Vorträge a u f sein en Entschluss abermals Wohnort
und T hä ti gk ei tsk rei s zu ändern mitb estimmend einwirkte
CZERMAK war kein Fanatik er des Katheders
In der regel
mässigen Wiederkehr der Semester in der steti gen Wiederholung
derselben L ehr cur s e fand er ein e lästige Fessel freier T h äti gk ei t
Er konnte seiner Neigung n u r S el bster for s ch tes zu lehren und j ede
D emonstration j edes Exp eriment in vollendeter Weise vorzu führen
er musste sich in einz el n en Theilen seiner Wissen
ni cht nachleben
schaft an überlie ferte L ehren an fertige Resultate halten Auch die
Pflichten und Rechte welche durch das C orp ora ti on s w es en der Uni
erschienen ihm wenig zusagen d
Dazu
v er s i tät en bedin gt waren
kam noch dass allmähli ch in der Richtung seiner Gedanken eine
Wen dung ei ntrat welche ihn eine grössere C oncentr ati on wünschen
lies s als S i e die mannig fachen Geschä fte ein es D oc enten gemeinhin
gewähren
Nach dem j ämmerlichen Z u s a mm enbru ch e der n a turp hi l os op hi
S chen S p ecu l a ti ori herrschte eine Zeit lang der Empirismus ziemlich
unbeschränkt Vollständig zurückdrängen liessen sich ab er die Fragen
nach dem letzten Grunde der Dinge nach der einheitlichen Wurz el der
mannigfachen Erscheinungswelt nicht auch die Untersuchungen nicht
zurückweisen unter welchen Bedin g ungen die E rk enntni s s z u Stande
kommt welches Maass von Gewi ssheit ihr innewohnt Gerade di e
hervorragendsten Naturforscher fühlten das B edürfni s s von den That
sachen der äusseren Erfahrung z u b egri ffs m ä s si g en Bes timmungen
emporzusteigen der philosophischen Betrachtungsweise sich wieder
z u nähern
CZERMAK mit einer besonders feinen Emp fänglichkeit
für j eden neuen Z u g in seiner Wissenschaft begabt stets scharf
aussp ähend au f die Wege welche die moderne Naturbetrachtung
einschlug g ri fl mit immer wachsendem Eifer j a mit wahrer B e
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XL
N T ON S P R I NG ER
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die Au fgaben auf w elche die Philo s ophie d em Natur
for s cher stellte Um sich genauer z u ori enti r en war f er s ich auf
das Studium S CH O P EN HAUE R S und pflegte mit Vorliebe den Verkehr
mit Philo s ophen unter welchen ihn der geiste s verw an dte L AZAR U S
vorzugsw ei s e fe s selte
CZ E RMAK S elastischer Gei st erregt dopp elte B e w underung w enn
man sich erinn ert dass er d en Entschluss fortan den tie fs t en Pro
bl em en der Naturwissen s cha ft seine F or sch erk ra ft zu wi dmen
in
Tagen fasste in welchen i h n die traurige Ge wi ssheit eines unheil
baren L eidens b ereits u m s chw ebte Bei einem Besuche K a rl sba ds war
er einmal mit einem diab eteskranken Freunde z u s a m m en g etr öif en
Vom Wis s en s drang getrieben prü fte er den H arn des Kranken ihn
mit dem eigen en vermeintlich gesunden vergleichend und machte
da die unheimliche Entdeckung dass er von dem gleichen L eiden
ergriffen sei CZERMAK vergalt es Karlsbad nicht dass ihm hier
zuerst die frohe L eb enszuversicht entrissen wurde Kein O rt glänzte
so hell in seinen Erinnerungen w i e Karlsbad keinen R u f vernahm
er so freudig w re die Mahnung d es Arztes welche ihm den G e
brauch des Sprudels vor s chrieb In j edem Sommer der letzten zehn
J ahre kehrte er für einige Wochen i n Karlsbad ein u n d zählte diese
zu
den an gen ehm s ten und heitersten die er j emals verlebt hatte
Er gehörte zu den regelmässigen zu den beliebtesten Mitgliedern
der Tafelrunde welche sich in dem gastlichen H ause seines Arztes
Dr S EE G EN zu versammeln pflegte Sein Tale nt Bekannt s chaften
anzukn üp fen und z u festen Freundscha ften w ei terz u S p i nn en kam
hier zur vollen Gelt ung Es besuchte keine literarische oder wi ssen
mit w elcher er nicht i n Verkehr g e
s ch a ftl i ch e C el ebri tät Karl sbad
treten wäre Und sammelten sich die neugew onnenen Freunde zu
einem Feste oder zu ein em geselligen Verein s o tauchte auch die
alte L u s t an Scherz und necke n dem Spiele wieder a u f und munt ere
Reden un d l a u m g e Ver s e entströmten z u allgemeiner Erheiterung sei
Doch währte die gute Stimmung immer nur die kurze n
n en L ippe n
Wochen der Kurzeit Der tückische Dämon lies s sich au f einige
Augenblicke vergessen, ab er nicht bannen und vertreiben Durch
die sorgsamste Pflege u n d peinlich gewissenhafte Be folgung di ä te
tischer Vorschriften konnte der ra s che Fortschritt der Krankheit g e
hemmt werden die H ofl nu n g au f Wiedergenesung erschien aber
sei nem klaren Blicke gar bald eitel Um s o r a th s a m er w a r es die
g ei ster u ng
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AN T ON S P RI N G ER
XLII
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grundstücke den höchsten An fo rd erungen entsprechend z u gestalten
Eine Reise im D ecemb er 1 86 9 nach L ondon unternommen galt vor
H ux L E Y und T Y N
z u g s w ei s e der B esichti g ung ähnlicher Instit ute
D A LL gingen ihm dabei freundsch aftlich an die H and
Gleichzeitig
aber begann er mit nahez u fieberi s ch er H ast di e Vorbereitung der
akadem ischen Vortr ä ge Kaum dass er sich einen S paziergang eine
Erholun g gönnte den ganz en T a g o ft auch den grössten Thei l der
Nacht bis zu den ersten M Org en stun den brachte er am Schreibtisch e
zu Die hinterlassenen Aufz eichnungen b eweisen das s er di e wich
ti g s ten ph y siolo gi schen Processe für di e Vorlesungen S p e ci ell durch
gearbeitet üb erall auch b ereits di e n öthi g en Demonstr ation en di e
Au feinanderfolge der Exp eri mente skiz zi r t hat Ihm gen ügte ab er
nicht di e einzeln en Ersch ein ungen i n vollkommener Anschaulichkeit
den Zuh öre rn vorzu führen er wollte vielmehr mi t ein er D arlegung
d er Principien der mechani schen Na turau ffassung die Erörterung der
eigentli chen ph y siologischen P rocess e einleiten und so au f di ese A rt
eine L ücke wi e er meinte im m e di cini s ch en Unterri chtss y stem aus
füllen
Liegen auch C Z E R M A R S Vorträge ni cht in der endgültig abge
s ch l os s en en Fo rm vor
alle Freun de wissen wie un abl ä ssig er
an seinen Schri ften feilte und immer wieder an Einzelheiten z u
ändern und zu b essern fand
so reicht doch die Gestalt in wel
cher sie sich erhalten hab en hin seine Zielpunkte erkenn en zu
lassen Es galt nach seinen eigenen Worten den Nachweis z u
lie fern dass die Vorgänge in der Natur so ver s chieden und m a nni g
fach sie auch erscheinen mögen i n letzter Instanz durch mecha
nische Bewegung zu Stande kommen dass es für den Natur forsch er
n u r mechani sche B ew e u n sk r ä ft e
n u r C om bi n a ti on en derselben A n
g g
z i eh u n g s
un d A b s to s s un sk ra f t geb e
All em Geschehen liegen B e
g
w egu n g en und deren Tri ebkräf te z u G r unde
Diese Einsicht ho ffte
er durch die Vorträge zum Gemeingut aller Gebildeten zu machen
Er w ollte zunächst den Kreislau f der Sto ffe in den drei Naturreichen
schildern die Unz erstörb arkeit der Materie der S toffa tom e b eweisen
Von der Un zerstörbarkeit der Kra ft von d en mannigfachen Form a
ti on en der letzteren handelten weitere Vorträge
Endlich sollte da s
eigentliche Wesen der Formati onen a u f welchem das Gesetz der
Erhaltung der Kra ft beruht ergründet werden Wohl kannte O ZER
MAK den Gegensatz dieser L ehren z u den von Alters h er herrschenden
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B io g ra p hi s c h e S kizz e
XLI
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II
Anschauungen insbesondere zu dem üb erlie ferten Kirchenglauben
Diese E rk enntni s s aber konnte und durfte i hn nicht hindern was
er für Wahrheit hielt o ffen a u S Z II S p r ech en und zu v erth ei di g en
Von Natur friedliebend und j edem heraus fordernden Wesen abhold
i n politi s chen Dingen m a a ss v ol l gesinnt hatten ihn doch Er fahrung
und die eigene Jugendentwickelung die Schäden und Ge fahren eng
herziger Dogmatik nur allzu deutlich wahrnehmen lassen als dass
ihm der Gedanke in den Kamp f der Wissenscha ft gegen die Irr
irgend welche
thüm er des alten Glaubens persönlich einzugreifen
P ein verursacht hätte Wie sehr wünschte er vielmehr seinen Vor
lesungen eine ähnliche Bedeutung zu verleihen welche die So nn
ta g s vor tr ä g e i n der George —H all in L ondon von den hervorragendsten
englischen Gelehrten gehalten und gegen die Orthodoxie unmittelbar
gerichtet b e s a ss en Und einen grossen Erfolg hätten sie auch ohne
Zweifel err eicht we nn nicht Krank heit u n d äussere Umstände hem
mend dazwischen getreten wären Für die Erhaltun g der Kra ft in
der Nat ur stritt er aber di e eigene Körp erkra ft sank immer tie fer
durch die rastlose A rb eit üb ermässig angestrengt insb esondere durch
di e ärgerlichen Sorgen
welche die H er s tellung des » S p ecta tori um s«
veranla ss ten nahezu au fgerieb en D er B a u zwar war rasch und zu
seiner vollsten B e friedigung vollendet worden die innere Einr ich
und die Beschaffung der Apparate verz ögerten sich
t un g dagegen
gegen alle Berechnung und ohne sein e Schuld Ungebührlich lan ge
so dass er die Zeit bi s zur Erö ffnung des H örsaales wiede rholt als
sein e M ä rtyr erz ei t schilderte Und es liessen ni cht die kö r perlichen
Krä fte allein nach Auch die geistige Frische l itt unter den immer
häufiger und stärker sich wiederholenden Anfällen schwerster Me
Dunk le Bilder belasteten seine Phantasie eine krank
l a n ch oli e
ha fte Furcht das Richti ge zu tre ffen lähmte seinen Willen L ang
sam nur unter s tetem S chwanken reiften seine Entschlüsse selbst
die ein fachste äussere That kostete ihn mann ig fache innere Kämp fe
und gro s se Mühen Und war si e vollbracht hätte er sie am liebsten
wieder ungeschehen gemacht
Al s er endlich am 2 1 December
1 872 da s » ph y siologische P rivatlaborato ri um der Universität L eipzig
feierlich mit einer Vorlesung erö ff nete wie arg stach die r e si gni rte
Sti mmung von der Scha ffens freude ab welche seine Antrittsrede
vom J ahre 1 86 9 durchweht hatte
Es b ekümmere ihn tie f so
begann er nicht erfüllt zu hab en was er vor einem T ri ennium in
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S PR I N G ER
A N T ON
XLIV
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Au s sicht gestellt allein zahllose H emmun gen und Hinderni sse hätten
sein e G em üth s und Ge s undheitsverhältni sse bi s z u r Unerträg li chkeit
verschli mme rt Viele Monat e hin durch sei er von j eder geistigen
von der Verfolgu n g un d Aus führun g s ein er wichtigsten
T h ä ti g k ei t
I deen un d Pläne zurü ckgehalten worden un d auch j etzt sei di e
Kra ft und di e Fre u de noch ni cht in vollem M a a s s e wiedergekehrt
Aller di ngs entstand » ein in manni gf achen Richtungen musterg ülti ger
Versammlungsraum wie ihn wohl kaum eine andere unserer deutschen
Universitäten besitzen dür fte ; doch die b esonderen und w eitläufigen
Vorkehrungen für den geplanten phy siolo gi schen A n s ch a u u n g sun ter
richt fehlen noch fast gänzlich und werden erst sehr allmählich her
bei zu s ch a fl en sein vorausgesetzt dass mi r die Kraft und di e
Freude an der Ar beit vollkommen wiederkehr t und dauert D enn
ich kann u n d wi ll mich ni cht wieder zu üb ermässigen für meine
Individuali tät au freibenden An strengungen drängen un d dr ängen
l ass en « In li beralster Weise üb ergab er am Schlü sse seines Vor
trages da s S p e c ta tori u m der Uni versität zu wi ss enscha ftlichen
Zwecken Früher und in anderer Weise als er sich es gedacht
trat di e L eip ziger Uni versität den B esitz der Musteranstalt an Nach
CZERMA K S Tode überwies di e i ttw e den ganzen Bau der H och
schule und liess ih n i n dem >m e di ci ni s ch en Qu a rti ern neu auf richten
in der zu v ersichtlichen H o ff nun g dass der in der ersten Anl age des
S p ecta tori u m s verkörp erte Gr undgedank e auch hier s ein e leben di ge
Verwirkli chung finden und di e a uf Anschauung gegründete Natur
erk enn tni s s sich als wi ch tiges allgemeines B i ldungsmittel b ewähren
werde
Fast wie eine Ah nung des nahen Todes der ihn neun Mo nate
später ereil en sollte klingen di ese trüben verzagten Worte in seiner
Erö ffn ungsrede Einer ä t i ch en g e dr uck ten Stimmung gab er im
H erb st 1 87 2 in mündlichen und schrif tlichen A eu ss eru n g en schro ff en
Aus druck Doch noch ein mal erwachte in CZERM AK die alte B e
di
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ssenscha
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tl
che
Forschung
Ein
letzter
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Sonnenstrahl erleuchtete den Ab end seines L eb ens Im böhmi schen
Bade Wartenb erg hatte er leider nur vorübergehe nd Erleichterung
und Stärkun g ge fun den hier zuf äll ig sein e Au fm erksam keit au f
h ypnotische Erscheinun gen bei T hi er en gelenk t Nach L eipzig z u
r ü ck g ek eh rt
s t u di rt e er mit grossem Eifer » das
un d er ex p er i m en t
über den Einfluss der Einbildungskra ft der H ühner« und war im
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B i o gra p hi s c h e S kizz e
XL V
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An fang 1 87 3 im Stande ni cht nu r in F a chj ournalen di e hy pnoti schen
Erschei nungen z u erörtern sondern auch in p opulären a u f zwei
Abende v erth ei l ten Vorträgen ans chaulich und lebendig z u schilde rn
Der Erfolg derselb en war so gr oss dass er sie am 1 1 u n d 17 F e
Die 5 00 Zuhörer welche das Amphi
br u a r wiederholen musste
theater füllten üb erz eugten sich bei di ese r Gelegenheit v on der nu
übertrefl li ch en Einrich t ung des » S p e cta tori u m « und von der voll
endeten L ehrgab e des Meister s Und wi e CZERMAK es stets li ebte
von dem Einz eln en zu all gemein en Be tracht ungen emp orzusteigen
und sein e besonderen S tudien der men s chlichen Bil dun g di enstbar
so b enutzte er auch die Beschreibun g der h yp notischen
z u machen
Erschein ungen z u ei n em Feldzuge gegen die geistige Epidemie des
Spiriti s mus und gei s selte in schonungsloser Weise di e Gespenster
gläubigen welche damal s noch ni cht wi e i n un seren Tagen i hren
Wahn mit s ch ei nw i ss en s ch a ftli ch en Namen schmückten Es schien
ihn ein neues L eben zu durchströmen Seine Freunde lasen mit
freudiger Ueberr a s ch un g in seinen Brie fen dass er sich »wohl und
wu nderbar genesen fühle« Er dachte an die Vollendung sein er
Vorlesungen über di e Principien der mechanischen Nat urau ffassung ;
er ho ffte durch den Er folg sein er Vorträge üb er den Hypnotismus
sichtlich gehob en im Winter auch den längst vorbereiteten grösseren
C y clus wirklich halten z u k önnen ; er plante ein e » Spritztour nach
C on sta n ti n op ek und üb ernahm im Verein mit Pro fes s or R OS EN THA L
die H erausgab e der deutschen P ublik ationen der » Internationalen
wissenscha ftlichen Bibliothek« Im Verborgenen hatte ab er der To
d esk ei m sich stetig entwickelt
Das frische heitere Wesen di e
stattliche Erscheinung waren der Krank heit schon seit längerer Zeit
z u m Op fer ge fallen
Ab er ein e ei g enth üm li ch e Vergeistigu ng der
Zü ge machte sich in den letzten J ahren b emerkbar un d wir kte a u f
j eden Betrachtenden in hohem G rade fesselnd Der Kop f erschien
ausgearb eiteter die Stirn mächtiger das Auge hatt e an Mil de der
Mun d an Feinheit gewo nn en Im Sommer 1 87 3 brach er plötzlich
zusammen die diabetischen Erscheinun gen gestalteten sich im mer
Weder Wartenb erg noch Karlsbad in frühe re n
g e fa h r dr oh en d er
J ahren weni gstens augenblicklich er folgreich brachten L in der ung
des L eidens B ein ahe schon sterbend kehrte er nach L eipzig z u
rück D och war ihm noch i n den letzten Tagen ein e grosse Freude
beschieden Sein e Tochter von ihm a l s die einzige besonders z ä rt
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AN T ON S P RI N G E R B i og ra p hi s c h e S kizz e
X LVI
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li ch geliebt hatte sich mit einem ihm viel fach nahe stehenden von
ihm hochgeschätzten Manne verlobt Er leg te au f s ein em Sterb e
lager in sichtlich gehobe n er Stimmung die H ände des Brautpaare s
zusammen Wenige Tage S päter am 1 6 Septemb er 1 87 3 schlos s
ei n L eben
w elche s ein Viertelj ahrhundert lang der Wis s en s cha ft
ihrer Vertie fung un d Ausbreitung treu und unablässig gedient hatte
E b e l l o d o p p o i l m or ir e Vi v e r e a n c o r a
CZERMAK lebt
fort in der lie bevollen Erinnerun g der Famili e und der Freu nde
welch e zu erwerben und festzuhalten er trefflich wie kaum ein a n
derer Mann verstand Sein G edä ch tni s s an der L eipziger Univer s ität
s ich ert da s » C Z E R M A K s ch e
Sein Nam e bleibt i n der Geschichte der m e di ci ni s c hen Wi s sen
s cha ft unvergess en und für ewige Zeite n ruhmreich an die L a ryn
Wir beklagen sei nen vorzeitigen Verlust w i r
g osk op i e g eknüp ft
preisen ihn aber als einen Forscher der Gro ss e s nic ht nu r a n
g estrebt son de rn auch geleis tet hat
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sollen sich sogenannte »p opuläre « von streng wissenschaftlichen Vor
trägen unterscheiden !
eines der w erth v oll sten Mitt el zur Verbreitun g
wahrer Bildung un d Humanität darstellen un d der Würde der Wissen
scha ft und ihrer Vertreter ni cht den min desten Ein trag thun !
Im B egri ff e meine aka demische Stellung in J ena mit einer solchen
in L eipzig zu vertauschen wü nsch e ich durch die vorliegende Ver
ö ff entlichung der von mir gehaltenen » R os env orträ g e zunächst dem
gebildeten P ublikum der ersteren Stadt i n welcher ich n un seit vier
J ahren gewohnt und gewirkt habe ein Zeichen dankb arer Erinn erung
an diese schöne Zeit u ngestörter B er ufsth ä ti gk ei t und g em üth li ch en
Stillleb ens zu hin terlassen ;
sodann di e vielen B eweise freundlichen
Entgegenkommens von Seit e der B ewohn er mein er neuen H ei m at zu
er wi e d em ;
und endlich den weiten Kreisen der deutschen L eser
welt einen vielleicht ni cht unwi llk ommenen Beitrag zur p op ul ären
nat ur wissenscha ftlichen L iterat ur darzubieten
I ch h ab e es mir ni cht leicht werden lassen den L eser in den
Sta nd zu setzen meinen B eS p r e ch u n g en mi t L eichti gkeit folgen z u
können Z a hlr eiche bildl iche Darstellungen
fast durchweg nach
s el bs ten tw or f en en Zeichnungen
b egleiten zu di esem Zweck erl ä u
tern d den Text
Aber freilich di e unm ittelb are Wir kun g des lebendi gen Wortes
und der a d ocu los d em on stri rt en Exp eri mente läs st sich hierdurch nicht
ganz erreichen !
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der E i nfluss des N ervensystem s
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G ee h rt e V e r sa m m l u n g !
M a n S pricht in allen S p rachen von Men schen ohne H erz
und
meint damit Men s chen ohne G em üth ; dagegen sagt man v on einem
ein gutes ein s chlechtes
g em üth v oll en Men s chen er habe H erz ;
ein harte s ern weiches Herz u s w s olcher fig ürl i ch en Redensarten
in denen das H erz eine ethische Bedeutung b ekommt gibt es nu
,
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z ähl i g e
!
D er Gegen stand mit welchem ich Sie heute Abend gen auer b e
k a nnt z u machen und in ernsterer Weise zu unterhalt en b emüht sein
werde b etrifft das m e n s c h l i c h e H e r z
und wa s mich dazu be
stimmte gerade d i e s e n Gegen stand an d i e s e m Or te zu besprechen
ist ein fach der Wunsch I hnen die Antw ort des Ph y siologen zu geb en
a u f die naheliegende Frage : Wie kommt da s H erz zu j ener ethischen
Bedeutun g welche ihm der Sprachgebrauch aller Völker und Zeiten
b eilegt da es S einer eigentlichen Natur n ach d och nichts anderes ist
al s ein Zw ar höch s t Sinnreiches im Grun de aber höchst prosaisches
Pump w erk welches das Blut in d en G efä s sröh r en des Körp ers in
kreisender Bewegung umhertreibt ;
ein P u m p w e r k bestehend
aus rh ythmisch sich zusammenziehen den s ogenannten Fleisch oder
Muskel fasern und versehen mit bew eglichen Klap p en oder Ventilen ,
aus s ehnigen H äutchen gewebt
Wie kommt das H erz al s ein grob materieller Fleischklumpen zu
einer Beziehung zu den idealsten Regungen u n s er s G em üth s l eben s 2
Dass übrigen s ein e g eh ei m ni ssvol l e und innige materielle B ez i e
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Popu l är e p hy s i ol o gi s c h e Vo rtr äg e
6
.
hung zwi s chen H er z und G em üth ex i sti rt welche der Sp rachgebrauch
nicht unberechtigt bis zur I d enti fici run g d er beiden Ausdrücke steigert
d a s ist eine T h a ts a ch e der täglichen Er fahrung Wer von uns hätte
sein H erz nicht stärker und rascher p ochen ge fühlt b ei einer frohen
Nachricht welche der el ektrische Draht unverho ff t brachte ?
oder
wenn freudiges Gelingen die Mühen langer Arbeit lohnte ungeduldige
Erwartung den quälend langsamen Schritt der Zeit verwünschen liess ?
Wer von fu n s hätte nicht emp fun den dass das H erz wiederum träge
schwach und l a ngsam schlug wenn tie fe E ntm u thi g u n g oder Trauer
die Stim m ung unseres G em üth e s verdüsterte ? J a die meist en werden
schon er fahren haben dass das H erz m omentan ganz stillstehen
konnte wenn eine ers chütternde Kunde si e unerwartet
wie ein
Blitz aus h eiterem Himmel
tra f oder eine unmittelbare Ge fahr mit
all ihren üb erwältigenden Schrecken plötzlich an sie herantrat !
In der That wem sollten entgangen sein die so verschiedenartigen
Veränderungen der H erz thäti gk ei t während der Momente en th u si a sti
S cher Begeisterung zornig er Wallung p einlicher Verlege nheit sitt
lich er Entrüstung , angstvoller Erwartung lähmenden Schreckens
4
überwältigender Freude
Doch wozu die B eispiele häu fen
vielleicht hat sich e b e n j e t z t w ä h r e n d i c h d a v o n S p r e c h e
in mancher Brust hier im Saale
infolge wach geru fener Erinnerungen
und Ge fühle die Energie und Zahl der H erz s chläge geändert !
Kurz in zartbesaiteten w re rn derbern Naturen ist der P aralle
l i s m u s der G em üth s und H erzb ew e g u n g en ein s o au ffallender dass
wenn der innig e Zusammenhang
e s niemand wundernehmen kann
b eider Erscheinungen seit j eher die Au fmerksamkeit der Menschen
ge fesselt und zur fig ürl i ch en Vertauschung von G em üth und H erz ver
anlasst hat
Welches sind nun ab er die g eh ei m ni s sv ol l en Fäden j enes wunder
baren Z usammenhangs ? Welches sind die verborgenen Wege die so
dir ect vom Sitze des G em üth sl eben s zum H erz en führen
d em
mechanischen C entrum des Blutkreislau fs ?
Durch welche Einrichtungen und Vorgänge w ird der o ff enkundige
P arallelismus zweier so differenter T h äti g k ei ten vermittelt ?
D i e s e Fragen n ach dem g eg ea ärti g en Standpunkt der E x p eri
m enta l p h y si ol ogi e z u beantworten ; eine Erkl ä rung zu geben wie die
Regungen des G em üth es verm ittels t des Nervensy stems die T häti gk ei t
des H erzens b eeinflu s sen dies eben soll den eigentlichen Gegenstand
meines heuti gen Vortrags ausmachen !
Zunächst muss ich Sie j edoch eine Strecke Weges durch da s enig
a n m u th i g e Gebiet anatomisch —
mechanischer Vorstellungen führen um
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7
.
Sie au f einen Standpunkt zu bring en von dem aus sich uns ei n loh
n en der Einblick in diese Seite d e s r ä th s elh af ten Getriebes un s eres
seelisch materiellen Doppelwesens erö ffnen wird !
Beginnen wir mit der a na tom r
schen Betrachtung der ä u s s e r n G e
s t a l t und de s i n n e r n B a u e s de s
menschlichen H erzens
Die Gestalt uns ere s H erzens hat
eine nur sehr ent fernte A ehn li ch k ei t
mit j ener des C oeur—
As der Spielkarten
wie Sie unbedenklich zugeb en wer
den wenn Sie ein en Blick au f diese
Ta fel ( vgl Fig 1 ) werfen w elche in
k ol ös s a l em M a a s s s ta b e
ein mensch
liches H erz mit seinen grossen z u und F ig 1 H l b h m ti h A n s icht in s
m n s chlich n H rz n s
v rn E twa
ab führenden Gefässen von vorn g e
natürlich G rö ss
k
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s ehen darstellt
selbst W enn S l e von Lili f i ä äi i i i f iääl g
b
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den l etz tern gan z a bs tra hrr en w ollen
h t A t der L ung n s chlagad r
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nd link L ung nv n
Es I S t 6 1116 S tump f k eg el f or ml g e
d r A f mit ihr m
K ör p r s chlagad r
b
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aus u ngemein verwickelt a ng eor dn e
ten soge nannten Muskel fasern gewebte
F l e i S c h m a S s e welche durch eine L ängs furche i n e rne rechte V K )
und in eine linke ( V K ) H älfte und durch erne ri ngsum lau fende
Q uer furche in ein en ob ern ( V V ) und I n e rnen untern ( K K ) Ab schnitt
also in Vier verschmolz ene Theile g eth ei l t wi rd
Im Innern schliesst da s H erz eine H ö h l e ein welche en tsprechend
der L ängs furche durch eine fl ei s chi g e S cheide w and i n zwei vollkomme n
getrennte H äl ften z er fällt s o d a ss wir mit Recht Von ein em rechten
w ä h r en d en tS p r ec h en d
und von einem linken H erzen reden kö nnen ;
der Q uer furche von der Innenflä che der Wandungen j eder di eser
H erzhälften sehnige L app en oder Zip fel entspringen die durch Sehnen
wenn sie sich gegen einander
f aden n ach unten b e festigt sind und
legen j e ein en obern dünnwan digen und ein enuntern dickwandigen
Raum abgrenzen
Der erst ere heisst die Vorkammer oder der Vorho f der letztere
die Kammer oder der Ventr ikel u n d das g a n z e H erz besitzt somit
vier Räume
zwei Kammern und zwei Vorkammern
Sehen wir un s diesen innern Bau in unserer bildlichen Darstellung
an nachdem wir durch ei nen ersten Schnitt die beiden H erzhäl ften
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von ein ander getrennt ) (
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Flächenschnitt j e d er s ei ts die vordere Wand abge tragen haben um
das H erz und die grossen Gef ässe z u erö ff nen ( vgl F i g
Mit diesen vier H oh lr ä u
men d e s H erzens stehen
mehrere gros s e Blutgef äss
röhren in Verbindung, wel
che wie di e verschiedene
Dicke ihrer durchschni tt e
nen Wandun gen andeutet
von zweierlei Art Sind
Die d ü n n w a n d i g e n
münden in die Vorkamme rn
und führen das Blut aus
allen Theilen de s Körp ers
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H rz n s
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oder
Blutadern
(
in Fig 1
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Die d i c k w a n d i g e n entsp ringen aus den Kammern und durch
sie treibt di e T h äti gk ei t
d es H erz ens das Blut wi e
der heraus welch es letz
tere in ihren Verz w ei g u n
gen zu allen Körp er th ei l en
gelangt ; S i e heissen Arte
rien oder S chlagadern ( S
und A )
An ihrem
S
Ursprung finden sich ta
Klapp en
s ch en f ör m i g e
sogenannten T a
di e
F ig 3 S ch mati s ch r Durch s chnitt d b id n H rzh äl f t n
c h e n v e n t i l e welche
s
und hr r und abführ nd n G f t amm
D
l nk Kamm r K i s t vi l dickwandig r al s d i r cht K wenn sie durch das Blut
d d
Eb n s
andung n d A rt ri n ( S S und A ) s tärk r
al s d d V
Im G rund d K am m rn au fgebläht und geg en ei n
( H H und L
b find n h warz nförmig V r sp r ü ng d F l i h w ä d
d n n f n S h f d au s g h n di s ich an di Ränd r ander gepress t werden
d unt r n F l ä ch n d
zwi s ch n K amm r und V rkamm r
b findli ch n Z p f l k l p p an s tz n A d Ur sp r ü ng n die Arterien gegen die
d
A t
h t man di
h alb m n d fö mi g
dr
Tas ch k l p p
Kammern zu v er s chl i es
sen in entgegengesetzter Rich t ung sich ab er l eicht ö ffnen lassen
Wo die Vorkammern in di e Kammern ein mün den sind gleich falls
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von k o l o s s a l en D i m en s i o n en b enu t z t
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l e g b a r e s B rl d s c lrem a d e s H e rz en s
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Vorrichtungen angebracht welche j edoch nich t taschen
s eg el a r ti g e s ehnige L app e n oder
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n dreieckige
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Zip fel darstellen und deshalb Z i p f e l k l a p p e n hei ss en Sie sind
nach unt en durch feine S eh n en fä den di e von ihren Ränd ern und von
ihren untern Flächen ausgehen an w a rz enform i g vorspringende mus
ku l ö s e Zap fen der Kammerwand be fe s tigt ; werden sie von unten her
durch da s a n dri n g en de Blut a u fgebläht
w i e S egel vom Winde
so legen si e sich aneinander und verschliessen dem Blute den Rückweg
i n die Vorkammer während sie dem Blutstrom aus der Vorkamm er
nach der Kam mer hin kein H i n derni s s entg egenstellen J ede Kammer
ist da her ein Raum den nach zwei S eiten durch Klapp en geschlossen
werden kann
S etzen wir in unserm z erlegbaren Bildschema die a bge schnittenen
und schieb en wir die b eiden
Vor d er w ä n d e wieder au f ( vgl Fig
H erzhäl ften zusammen indem wir die
Lungenarterie au f die Aorta b ringenund
ihren linken Ast ( S ) unter dem Aortenbogen
durchstecken so hab en wir wieder das
ganz e H erz vor u n s ( vgl Fig
dessen
innerer B a u Ihnen w ol klar gew orden sein
wi rd !
Die a u s den Kammern hervortreten
den Arterien verästeln s ich baum förmig in
immer feinere Aest c und l ösen sich endlich
i nnerhalb der Organe in Netz e von mikro
sk op i s c h feinen Röhrchen
den soge
n annten H a a r r ö h r c h e n oder C a p i l
l a r g e f ä s s e n au f A u s di e s en C a p i ll a r
„g 4 S c h e m a d G f ä y t m
g efä ssn etz en entstehen durch allmähliche
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Ver s chmelzung immer stärkere Röhrchen richtung n
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gr s s n Kör p r s chlagad r A rta ;
die Venen wel che s chliesslich i n die Vor
da s C p i l l t in w lch s s ch
di s l b in d Th il n d K örp r s
k a mm em münden
K auflö s t ;
di
gr ss n Kör p r
d i L un
b l g ad r
D re B l u tg efa s s e brl d en also ei n allsei ti g v n n ;
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förm rg I n sich zurücklau fendes Röhren
sy stem dessen C entr u m das H erz ist
Den Zu s ammenhang der Abschnitte die s es S y stems erkennen S i e
a u s dem Schema ( Fig
Aus der linken Kammer en tspringt die di ck w a n drg e arterielle
Röhre a verästelt sich baum förmig und lös t sich endlich i n allen
Thei len de s Körp ers K in ein C a p i ll a rn etz c au f A u s diesem entspring en
kl a pp en a r ti g e
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10
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die dünnw a ndigen venösen Röhren v welche in die rechte Vor
k a mmer m ünden Diese c om m u ni ci rt mit der rechten K a mmer a u s
welcher wieder ein dickwa ndiges a rterielles Rohr a entspring t da s
sich b a um förmig veräst elt und in der L unge L und zw a r a u s s c h l i e S s
l i c h in der L unge in da s C a p i l l a rn etz c a u flöst dessen m i k r osk o
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Röhrchen
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verschmelz en die a l s L ungenvenen direct in die linke Vork a mm er und
durch diese endlich in die linke K a mmer führen Wir sind a n unserm
Ausga ngspunkte wieder a ngel a ngt indem wir den ga nz en Röhren
Sie sehen d a ss derselb e a u s zwei H äl ften b esteht
c i rk el durchlie fen
Die kleinere H äl fte desselben führt durch die L unge L und verbindet
die rechte K a mmer mit der linken Vork a mmer die grössere H äl fte
um fa sst den g a nz en Körp er K und verbind et die linke K a mmer mit der
rechten Vork ammer D a b eiderseits Vorka mmer und K a mmer direct
c om m u ni c i r en
s o s chliesst d a s H erz die k l e i n e oder L u n g e n h ä l fte
mit der g r o s s e n oder K ö r p e r hälfte des G efä s s system s zu einem
em mg en und ga nzen R öh r en ci rk el zus a mmen
Ausgesta ttet mit der K enntni s s der An a tomie des H erzens und de s
G e fä s ssy stem s können wir n u n zur p h y s i o l o g i s c h e n B e t r a c h
t u n g d er H erz th ä ti g k ei t und d er mech a nischen L eistu ng des H erzens
a l s eines P umpwerks übergehen
Die T hä ti gk ei t des H erzens besteht in rhy thmischen d h na ch
bestimmtem Rhy thmus a bwechselnden Zus a mmenziehungen und E r
s chl a fiu n g en der c on tr a cti l en F l ei s ch w ä n d e seiner vier Abschnitte
Den
Zusta nd der Zus a mmenziehung nennt m a n S y s t o l e den Zusta nd der
Erschl a ff ung D i a s t o l e
Während der Di a stole ( Erschl a ffung ) füllen sich die H erzhöhlen
m i t Blut und werden el w ei ter t und a usgedehnt ; w ährend der S y stole
hingegen verengern sie sich und entleeren da s in ihnen enth a ltene Blut
Die beiden H erzhäl ften a rbeiten gen a u s y n c h r o n i s c h d h
die Vork a mmern beider H äl ften ver fa llen gena u zur selben Zeit in
S y stole und d a nn in Di a stole ebenso die beiden Ka mmern ; da gegen
a rbeitet Vork a mmer und K a mmer derselben Seite ungleichzeitig
E s er folgt nämlich die S y stole der Vorka mmern während der
Dia stole der K a mmern u n d umgekehrt ; a uch d a uert bei den Vorka m
m ern die Di a stole weit länger a l s die S y stole während bei den K a mmern
S y stole und Dia stole etw a die gleiche D a uer h a ben
D er Rhythmus der H erzbewegung wird da durch ei n c om p l i ci rter
und m a n fa sst ihn noch a m leichtesten a u f wenn m a n sich zunächst
er
d a s g a nze H erz a lle vier Abschnitt e dess elben in Dia stole
schl a ff t denkt
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P o pu l är e p hy s iologi s c h e V o r tr äg e
12
.
F or s c h u n g s tri eh s ?
D er bruta len T hi erq u äl erei wird kein Ver
d a s w issenscha ftliche Exp e ri ment i s t
n ün fti g er d a s Wort reden
Und w enn wir hier a uch nicht da s j esui
a b e r k e i n e T hi erq u ä l er ei
tische ; »D er Zweck heiligt die Mittel< a u f unsere F a hne schreib en
w ollen so können w i r immerhin b eh a upten d a ss d er Zweck die Ver
D och genug !
an tw or tu n g für da s Mittel mit tr a gen müsse
I ch h a be Ihnen j a gleich von vornherein die beruhigendsten Ver
sicherungen über die N a tur meiner Demonstra tion gegeben und w enn
i ch I hnen j e tzt s a ge d a ss ich bei Be g inn der Vorlesung einen Frosch
durch meinen Assistenten enth a upten und a u f die se Weise in ein
b esseres J enseits b e f ördern li ess um ihm sein for tp u l si r en d e s H erz
hera uszuschneiden so wird die se M i tth ei l u n g Ihr Interesse und Ihre
Au fmerks a mkeit für den a nzustellenden Versuch ho ffentlich ebenso
w enig beeinträchtigen a l s der Ap petit u n d d a s heitere Gleichge w icht
der G em üth s sti m m u n g einer Tischgesellsch a ft g estört wird w elcher
m a n eine Schüssel gebr a tener T a uben vorsetzt
trotz dem d a ss j eder
T h ei l n eh mer sehr gut weiss wie vor wenigen Stunde n diesen u n s ch u l
digen g efie d er ten Geschöp fen die H älse umgedreht und die Köp fe
gra us a m a bgerissen wurde n
I ch kehre z u dem H erzen unseres a u f dem Alt a r der Wissensch a ft
geop ferten Frosche s zurück D a sselbe h a t i e ges a gt nicht a ufgehört
zu
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nn gegen T r ock ni s s und Kälte geschützt noch
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Stunden l a ng fort fa hren rhythmisch und kräftig zu schl a gen wie wenn
es noch ungestört a n seinem n a türlichen Pl a t z e im lebenden K ör
p er sässe
E s eignet sich somit vortre ff lich zur D emonstr a tion des R hyth
mus der H erzbewegung Bei der Grö sse dies er Vers a mmlung würde
der Versuch j edo ch vergeblich sein da s winzige Obj ect den einzelnen
T h ei l n eh m ern h er u m z u z ei g en
Um dennoch zum Ziele zu kommen
und Sie a lle zu Augenzeugen der rh ythmischen T h äti gk e i t des H erzens
zu m a chen werde ich eine kleine optische Vorrichtung benutzen
w elche ich vor einigen J a hr en für solche Gelegenheiten ersonnen und
K a r d i o s k o p d h H erz oder Pu l S S p i eg el gen a nnt h a b e ( vgl
Fig
Der Pul s S p i eg el ist ein kleines leichtes Spiegelchen von Gl a s oder
Met a ll welches durch den leisesten Anstoss um eine horiz onta le A x e
h eb el a r ti g a u f und a bb ew eg t w erden k a nn und mit dem p u l si r en d en
Körp er s o in Ber ührung zu bringen i s t d a ss sich die Pu l s a ti on en des
l etz tern a u f d a sselbe über tr a gen
Indem nun die S p i eg el flä ch e mit
grellem Lichte beleuchtet wird entsteht durch Reflexion a u f einer
gegenüber liegenden Wa nd ein weithin sichtb a res Lich tbild welche s
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13
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B ewegungen de s Spiegelchens und somit die B e
w eg u n g en d es p u l si r en d en Körp ers gena u und in vergrössertem M a a ss
s ta b e zur Ansch a uung bringt
I ch werde a lso für unsern Zweck z w ei so lcher Spiegelchen nehm en
d a s ein e au f di e Vork a m me r da s a ndere a u f die K a mmer des schl a gen
den F ro schh erzens leg en soda nn ei n e c on centri rte Beleuchtung er
zeugen und die ents ta ndenen Lichtbilder ve rtic a l ü bere in a nder a u f
j enen weissen Schirm w erfen Sie gesta tten d a ss ich für einig e Augen
blicke sä mm tli ch e L ichter im S aa le a uslöschen l a sse um den R a um
möglichst z u verdunkeln
die
h ebel f örm i g en
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a f der hor i zont le n Pl tte de s ver s chiebb ren T r ä ger s
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f den V ork mmer ( rech ts ) liegen kleine viereckige K ork
A uf der H erzk mmer ( link ) s owol l
plättc h en i n welche die Sp itzen von N deln einge s tochen s ind die in den horizont len A en f t i t
w e lche d i e Sp iegelchen ( von denen d eine nur durch p kt i t L inien ngedeutet i s t) vermittels t
kl iner fede rnder M i g h ül h tr gen
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Die in der F i n sterni s s w i e ein p a a r Mondscheiben leuchtenden
a u f und n i e d erb ew e g ten L ichtbilder w erden den Rhy thmus der Au f
eina nderfolge von S y stole und Di a stole der Vork a mmer und K a mmer
de s winzigen Froschherz ens Ihnen a llen sichtb a r wiedergeben tvgl
Fig
Sie sehen j etzt in der Th a t z w ei m on d s c h ei be n a rti g e L ichtbilder
welche sich na ch einem b estimmten Rhy thmus
a u f j ener W a ndt a fel
a u f und n i e d e r bew e g en
J edes derselben geht von einem bestimmten
P unkte den es ährend der Ruhe einnimmt na ch unten und kehrt
D a s H eruntergehen
a lsb a ld n a ch ob en a u f denselben Punkt zur ü ck
bedeutet S y stole da s Zur ückkehren na ch oben Dia stole des betre ffen
den H er za b s ch ni tts
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PO p u l är e
14
p hys iologi s ch e V ort r äg e
.
B emerken Sie wie d a s obere den Vork a mmern entsprechende
L ichtbild einen k ürz ern Weg m a cht u n d längere Zeit in Ruhe verh a r rt
a l s d a s untere L ichtbild w elches den B ewegungen der K a mmer folgt
B emerken Sie ferner wie es da s obere Lichtbild ist w elches n a ch
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Dient zur E rläu t erung der Demon s tr tion de s R hythmu s der H erzbewegung ve rm ittel s t
de s K di k p
eine der L tern m gic ähnliche B eleuchtungs vorrichtung bei 6 d K rdio sko p
B i B erkennt m
m ä i g gro ss
letz t ere s
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und im s trengen Pro fil gezeichnet um die Stellung der Sp iegel
chen und der N del n die K kp l ätt h
f den beiden H
b h i tt
s owi e den G ng der L icht
s tr hlen deutlich s ichtb r zu m chen Z V e mehr ng d Deutlich k e i t s ind überdie s p k t i t und
u s gezogene L inien verwendet worden und z w r die t für die L icht s tr h len d Sp iegelchen
und die N del welche m i t der K mmer in B ezieh ng s tehen die l t t für die gleichn migen O bj ecte
die f die Vork mmer B ezug h ben E ndlich wurde uch noch die K mmer im M oment der Sys tol e
gezeichnet um über di di s toli s ch p l tten V ork mmern hinweg s ichtb r zu werden
m P p ier überzogene gro ss e
ndt fel welche s chräg ufgehängt die mond
T i s t ei e mit w i
L ichtbilder in einer s enkrechten L inie üb i d
obere ent sp richt
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wie s ich leicht verfolgen lä ss t den V ork mmern und nimmt ugenblicklich s eine höch s te S tellung
die R uhe s tellung für die Di s tole ein ; während d untere der K mmer ent sp richt d s eine tiefs te
S tellung di Stellung für d M imum der s ys toli s c h en C ontr ction einnimmt
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j eder Ruhep a use den Abl a uf der B ew egun gen von neuem beginnt und
ein leitet und wie da s untere L ichtbild sich erst d a nn zu be w egen a n
f ä n gt wenn d a s obere seinen Niederg a ng bereits vollendet h a t und
eben den R ü ckw eg a ntri tt J a sieht es nicht fa st a u s wie wenn d a s
obere Lichtbild erst ni e der zu ck en m ü sste um d a s untere z u erreichen
a nzustossen und in Be w egung zu setzen ?
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15
.
Durch längere Betra ch tung dieses zierlichen Sch a uspiels w ird es
Ihnen leicht sein den Rhythmus des H erz schl a gs vollständig a u fz u
1
fa ssen )
I ch l a sse die L ichter im S a a le wieder a nz ünden — eine kleine
Störung die leicht zu vermeiden gewesen wäre w enn wir uns hier im
R os en s a a l e bereits einer G a sbeleuchtung er freuten !
Na chdem ich Ihnen eben den Rh ythmus der H erz th äti gk ei t a u s
ei n a n d er g e s etZt und a n einem a usgeschnittenen Froschherzen durch
mein Ka rdioskop a nsch a ulich gem a cht h a be gehe ich j etzt zur E r
l ä u t e r u n g d e s M e c h a n i s m u s d e s H e r z e ns a l s eines P u m p
w e r k e s über d h zur Erklärung der A rt und Weise wie d a s H erz
durch die a bwechselnden Zus a mmenziehungen u n d Erschl a ff ungen
seiner vier Ab schnitte und durch da s Spiel seiner Kl a pp en o der Ventile
d a s Blut im Ge fässs y stem des Körp ers in einer kreisenden B ewegung
von bestimmter Richtung umhertreibt
W erfen Sie nochm a ls einen Blick a u f die Durchschni ttszeichnung
der b eiden H erzhäl ften ( Fig
und denken Sie sich da ss a lle vier A h
schnitte in E r s ch l a fiu n g b egri ff en und vollständig m i t Blut ge füllt sind
Na ch dem a useina ndergesetzten Rhy thmus der H erzbewegung
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b e s c h ri e b en en D e mo n s t ra ti o n m i t
d em K a r di os k O p z u g eb en u n d i hn z u gl e i c h i n d en S t a n d z u s e tz en s i c h d en
Rhythmu s d er H er zb ew egun g mi t d ers e l b en A n s c ha u li c hk ei t vorz u führen w i e
w en n e r ein er s ol c h e n D e mo n s tr a ti o n s e l b s t b e i w ohn t e h a b e i c h di e F ig 7 a u f
D er L e s er b ra u c h t n ä m l i c h di e s e T a fe l nu r h e ra u s z u
d er T a fe l 1 entw o r fen
a u f e i n S t üc k P a pp e a u fz i e h e n u n d di e s c h w a r z e S c h e i b e s o w i e d i e
n e hm e n
w e i s s en S p a l t e n a n ihr er Peri p h e r i e s a u b e r a u s s c h n e id en z u l a s s en d a n n e in e
l a n ge di c k e S t ec kn a d e l g ena u d u r c h d e n M i tt elp u n kt d er S c h ei b e i n ei n en
um d i e S c h ei b e u m e in e ho ri z on ta l e A x e lei c h t d r e hb a r z u
K o r k z u s t o s s en
ma c h en u n d en dli c h d en K o rk i n w el c h em d i e a l s D rehu n g s a x e dienen d e N a de l
mi t d er li n k en H a n d d en S ti e l z u h a l te n mi t
s t ec k t a n e in e n S t i e l z u b e fes tig en
d er a n d er n d i e S c h ei b e n a c h r e c h t s i n S c h w u n g z u v er s etz e n u n d vom R üc k en d e r
S c h ei b e h er d u r c h di e S p a l t en a m Ra n d e i n e in en S p i eg e l zu b li c k en i n w el c h e m
s i c h di e Z e i c h n u n g d e r s c hw a rz en S c h e i b e mi t ih r e n w e i s s en K r ei s fl ä c h en s p i e g e l t
w en n ihm d er
( vgl d a s F ig ürc h en n eb en d er s c hw a r z en S c h e i b e ) ; s o w ir d er
mi t
a r t ig e O p t i s c h e V o rr i c h tun g en ü b e r h a u p t n o c h n i c h t b e k a nn t s e i n s o l l t e n
S ta u n en g ew a hr en d a s s s i c h d i e w e i s s en K r ei s fl ä c h en i nn er ha l b d e r vi er ec kigen
F e ld er l e b h a ft a u f u n d ni e d er b ew eg en u n d z w a r g e n a u i n d er s el b en A r t u n d mi t
d e m se l b en R hy t hmu s w i e d i e m o n d s c h e i b en äh nli c h en L i c h tb ild er d er H erz s p i eg el
D i e o b e rn m eh r n a c h d er
c h en b ei d er d u r c h F i g 6 e r l äu t er t e n D e mo n s tr a t io n
P er i ph er i e li eg en d en w ei s s e n Kr ei s fl ä c h en ent s pr ec h en d em V ork a mm erli c h tbi l d e
a n d t a f e l T i n F ig 6
S i e füh r en g en a u
di e u ntern d em K a m m er li c h tbi l d e a u f d er
di e s elb en B ew egu n g en a u s w i e j en e L i c h tb i l d e r b ei d er w i rk l i c h en D emo n s tra tio n
u n d k ö n n en d a h er w i e di e s e d en R hy t hm u s d er H e rz b ew e gu n g e n vollkomm en
a n s c h a u l i c h m a c h en
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P opu l är e phy s iologi s c h e V o rtr äg e
16
.
tritt die kurze Zus a mmenziehung oder Sy stole der Vorhö fe zuerst a u f
und zw a r b e g innt sie a n den Mündungen der grossen Ven en s tä m m e
un d pfl a nzt sich mit grosser G eschwindigkeit üb er die g a nze Vor
k a mmer fort
D er grösste Theil des eingeschl ossenen Blutes wird infolge dess en
durch die kl a ffenden Zi p fel kl a p p en in die schon ge füllten K a mmern
hineingetrieb en und muss dieselben plötzlich a usdehnen Wie nun di e
kurz e Zus a mmenziehung der Vork a mmer n a chlässt schlies s en sich die
Z i p f elkl a p p en s ofort indem d a s in die erschl a ffende Vork a mm er a u s
dem üb erfüllten und gesp a nnten Ventrikel infolge el a stischen Rück
schl a gs z u r ück s tr eb en de Blut die einz elnen Zip fel s eg el a r ti g hervor
wölbt und g eg en ei n a n d erp r es s t Ein Umschl a gen der Zip fel n a ch ob en
verhindern die S eh n enf ä d en die vom R a nde u n d der untern Fläche
derselb en n a ch unten zu den w a rzenförmig V orspringenden Muskel
Z a p fen des Grundes der K a mmern gehen D a s Blut versp errt sich
a u f diese Weise selbst den Rückweg und bleibt in der K a mmer ein
geschlossen
Dies a lles is t da s Werk eines Augenblicks a m Ende der Vorho f
sy stole und w enn nun a u f die Vorh ofsy stol e wie Sie s a hen so fort die
Sy stole der K a mmer erfolgt so muss sie da s in ihr eingeschlossene
Blut durch di e sich in dieser Richtung leicht ö ffnenden T a s ch en v enti l e
in die Arterien hineintr eib en d a kein a nderer Weg ofien steht a u f
dem d a s gepresste Blut entweichen könnte denn die geschlossenen
Z i p felk l a p p en schliessen n u r um so sicherer und fester j e mehr der
Druck von unten wächst
Na chdem sich die K a mmer von Blut entleert h a t verfallt sie in
Erschl a ffung D a s Blut würde nun s o fort a u s den überfüllten Arterien
in dieselbe zurückströmen wenn nicht die T a s ch en v en ti l e der Arterien
wurzeln durch da s z u r ück str eb en d e Blut selb st im Augenblicke ent
fa ltet a u fgebläht g eg en ei n a n derg ep r e s s t und ges chlos sen würden
wie vorhin die Z i p fel k l a p p en zwischen Vorho f und Ventrikel
Die erschla ffende K a mmer ka nn sich a lso nur von der Vorh of s ei te
her mit neuem Ven enbl u te füllen denn die Z i p f elkl a p p en öfl n en sich
in dieser Richtung w iderst a ndslos während die T a s ch en v enti l e fe st
geschlossen bleib en
In dem nun eintretenden Moment der Pa u se wird d a s in a llen
vier Abschnitten erschl a ffte H erz wieder vollständig mit Blut a u s den
Venen ge füllt und der folgende H erz s chl a g pumpt e s neuer di ngs in die
Arterien hinein
und so fort und fort so d a ss durch d en a ngegebenen
Mech a nismus der H erzpump e die Venen immerfort entleert die Arterien
immer fort ge füllt werden
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P op u l är e phys iologi s c h e Vo rt r äg e
18
.
der kru m me Pfeil a nz eigt ) a u s der rechten K a mmer dur ch die L ungen
in di e C a p ill a r en ( c ) der L ung e ( L ) in denen es wi eder
a rterien
S a uersto ff a u s der L uft a ufni mmt Kohlensäur e un d Wa sserda mp f a h
gibt u n d w i eder h ell r oth wi rd un d gel a n g t durch di e L ungenvenen ( v )
in den l ink en Vorho f um en dl i ch wi eder in di e link e K a mmer zurück
z uk omrn en u n d den a ngegeb enen Krei sl a u f 1in der Rich t un g der Pfeil e
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neuerdings z u b eginn en un d ( sol a nge di e H erz th ä ti gk ei t a n d
c on ti n ui r li ch fortzus etz en
D er erö r terte Kreis l a uf b esteht a u s z w ei Ab schni tt en : dem soge
n a nnten g r o s s e n o der Körp erkrei sl a uf un d dem k l e i n e n oder
L unge nkreisl a u f Di e Arteri en d es grossen Kreisl a ufs ( a ) fuhr en h ell
rothes , sogena nn tes a rteri elles Blut di e Venen v) d a gegen dunk les
o der venö ses Blut
umgekehrt i m klei nen Krei sl a u f ; die Arterien
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n gegen he ll es
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a rterielles Blut
In Fig 4 sind di e Ab schn itte des G ef ä ss sy s tem s w elch e dunkles
Blut f uhren dur ch ein e leichte S ch a tti ru n g a usgez eichnet D er B egri fi
Art eri e und Vene wird ni cht dur ch di e Färbun g des Blutes b estimm t
d a s sie führ en sondern dur ch die Richt ung in w elcher sie es fuhr en
Arterien sind solche Gef ässe die d a s Blut v om H erz en w e g n a ch der
P eripheri e füh r en ; Venen hi ngegen solch e in denen Blut zum H erz en
z ur ückk ommt
Um I hnen en dlich no c h b eil äufig den Sinn un d di e B edeut ung
der g a nz en Einr icht ung en und Erscheinungen des Blutkrei sl a uf s r er
s tä n dli c h zu m a chen muss ich Sie d a r a n erinnern w a s s chon Mephisto
sa gt a l s er vorn w iderstreb enden F a ust di e Unterschrift d es P a ctes
mit einem Tröp fchen Blut verl a ngt : » B l u t i s t e i n g a n z b e s o n
d e r e r S a f t ! I n der Th a t Blut i s t a uch ei n ga nz b esonderer S a ft
von höchster phy siologis cher B edeutun g
denn da s Blut stell t ph y
di e gross e V o r r a t h s k a m m e r von Kr a ft und
s i ol ogi s ch b etr a c htet
S to ff d a r in w elch e a lle Einn a hm en a n E rn äh r un g s u n d Brennm a teri a l
dur ch di e Ver d a uu n g s u n d A th m un g sw erkz eu g e fli es s en un d a u s
w elcher a uch wi ederum a ll e Ausg a b en z ur Erh a l t ung der S tr u ct ur u n d
der L eb ens th ä ti gk ei t en der einz elnen Orga ne u n d somi t des ga nzen
Org a nismus b estri tten w erden O h n e d e n
e ch s el u n d di e Rr
n e u er ung d e s B l ut e s k a nn da s L eb en n i ch t b e s t eh e n
u fluss v on h ell r oth em
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n skrä ftigem Blut e i nem
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einz eln en Orga n e a bgeschni tten so stellt es seine T h äti gk ei t ein und
stirbt b ei leb en di gem L eib e a b
denn j edes Orga n schöp ft n u r a u s
dem durch seine C a p i ll a rg efas s e strömenden Blute di e m a te ri ellen
B e di ngungen sein er Erh a ltung un d Kr a ftentwi ck el un g und gibt a n
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.
da sselbe d a gegen die Z ers etzu ng sp r odu cte und Rückstände seines Ver
bra uchs a b
D e s h a l b a lso m u s s da s Blut ci r cu l i r en w enn es nicht a lsb a ld
erschöp ft und unbr a uchb a r w erden soll sondern wenn es im Gegen
theile s i c h in sein er norm a len lebenskrä ftigen Zus a mmensetzung b e
h a u p ten und dem g a nzen Org a ni smus a u f die D a uer d a s L eb en er
h a lten soll
D e s h a l b h a ben a uch die s p eci ell en C i r cu l a ti on s verh ä l tn i s s e des
Blutes in den einz elnen Org a nen und di e di eselben b eherrschenden
H erzb ew eg u n g en und G e f ä s s ver en g erun g en und G ef ä s s er w ei teru n g en
eine so hohe Bedeutung f ür a l l e L eb en sth äti g k ei ten mögen sie nun
blos m a terieller oder zugleich a uch höherer geisti ger N a tur sei n
Au f diese weni gen Andeut ungen muss ich mich für j etzt be s ch r ä n
ken ; j eden fa lls werden dieselben genügen um Sie den weiten Ab st a nd
der u n m i t t e l b a r e n mech a ni schen Wirkungssphäre des H erzens
von
und zugleich die w enn a uch entfernte B eziehung derselben
z u d emE r s ch ei n u n g sk rei s e des G em üth sl eb en s
mit dem es nichts
d estow eni g er i n so wunderb a r innigem Z u s a m m enh a n g e steht
er
messen zu l a ssen
Vielleicht ist e s mir ber erner a ndern Gelegenh eit vergönn t Ihnen
welch es ich hier
d a s reiche Bild der veget a tiven L ebensvorgänge
k a um im flüch ti g sten Umriss sk i z z i r en konnte im D eta il a uszum a len !
Für heute h a b e ich j e doch eine a ndere Au fg a b e z u lösen !
Alle s w a s ich bisher b eh a ndelt w a ren M i tth ei l un g en welche nur
zum V er stä n dni s s des eigentlichen H a uptthem a s meines Vor tra gs führen
sollten
zum Ver stän dn i s s d e r p h y s i o l o g i s c h e n E r k l ä r u n g
j e n e s o ft e r w ä h n t e n Z u s a m m e n h a n g s z w i s c h e n d e n R e
g u n g e n d e s G em üth s u n d d e r T h ä ti g k ei t d e s H e r z e n s
L a ssen S i e uns hier einen Moment stillstehen und einen ra schen
Blick a u f d a s bisher D a rgelegte zur ü ckw er fen !
Zuerst h a b en wir di e äussere G e s t a l t und den innern B a u
d e s H e r z e n s b etra chtet ; s oda nn h a b en wir di e r h y t h m i s c h e
T h ä t i g k c i t und den Mech a ni smus der H e r z p u m p e erörtert ;
und en dlich h a b en w i r die h i e r d u r e h hervorgebra chte K r e i s
l a u f s b e w e g u n g d e s B l u t e s innerh a lb d e s grossen und klei nen
G efä s s r öhr en ci rk el s kennen gelernt und i hre B eziehung zur E rh a l
tung a l l e r L eb en sä u s s er u n g en b er ührt
J etzt
n a chdem Sie mit dem Wesen und der f un cti on ell en B e
deutung der Bewegungen des H erz ens näher vertr a ut sin d
j etz t
k a nn ich zur Ausein a ndersetzung des Einflusses schreiten w elchen d a s
w or a us sich d a nn von selbst
Nervens y stem a u f da s H erz a usübt
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P opul är e phy s iologis c h e V or tr äge
20
.
ergeben wird wi e und a u f welche Weise die Regungen de s G em üth s
eben vermittelst d es Nervens y stems den H erzschl a g zu verändern im
Sta nde sind !
Indem ich diese le tzte Ausein a ndersetzung beginne muss i ch
Ihnen zunächst erklären wie es überh a upt zu den rhythmischen Z u
s a mm en zi eh u ng en und Erschl a ffungen der H e rz a b s ch n i tte komm t
D a s H erz enthält die B edingungen seiner rh ythmischen T hä ti g
k ei t i n s i c h s e l b s t
denn nicht nur b eim F r os ch e wie Sie selb st
vorhin s a hen
und noch j etz t a n den B ewegungen der durch die
B eleuchtung im S a a le verbl a ssten m on d s ch ei ben a rti g en L ich tbilder des
forta r bei ten d en K a r di os k O p s w a hrnehmen können
sondern a uch b ei
i rb el thi er en j a
w i e Versuche a n eben Enth a upteten
den höheren
lehren s o g a r b e i m M e n s c h e n f ährt d a s a u s dem Körp er g a n z
hera usgeschnittene H erz einige Zeit fort regelmässig rh ythmisch z u
schl a gen
Die Anregung und Triebkra ft z u seiner rh ythmischen T h äti gk ei t
emp fängt da s H erz nämlich unmittelb a r von einem b e s o n d e r n N e r
v e n sy s te m
welche s i m H e r z e n s e l b s t e i n g e b e t t e t i s t — und
a u s z erstreute n H äu fchen von mikroskopisch kleinen sogen a nnten
G a n g li enbl ä s chen oder Nervenz ellen b esteht a u s denen z a hlreiche
N erven fä d ch en entspringen deren feinste Ausläu fer in die Fleisch
oder Muskelfa sern de s H erz ens eindringen und da selbst ihr Ende
finden In den G a nglien oder Nervenzellen entstehen durch die u n
unterbrochenen E rn ähr u n g svorg ä n g e j ene der Nervensub sta nz eigen
t h üm l i ch en E r r e g u n g s z u s t ä n d e
welche sich a l s mo tori sche o der
Bewegungsimp ulse
wie elektrische D ep eschen im telegra phischen
L eitungsdra ht
i n n e r h a l b der N er v enf ä dch en bis in die H erz m u s
k el fa s ern hinein for tp fl a nz en und die l etz tern zur Zus a mmenziehung
vera nla ssen
Diese motorischen Impulse und die von ihnen vera nl a ssten Z u
s a m m en z i eh u n g en der H erz w a n du n g e n er folgen a ber d e s h a l b r h yth
misch u n t e r b r o c h e n durch M omente der R uhe und E r s chl a if u ng
weil die in den Nervenzellen entstehenden Erregungszustände a u f
Widerstände stossen und sich d a her er st n a ch Ueber w i n du ng dieser
Widerstände
for tp fl a n z en un d a u f
a lso rh ythmisch unterbrochen
die Muskel fa sern übertra gen können
Wären innerh a lb des H er zn erven sy stem s keine Einrichtungen zur
Entstehung solcher Widerstände vorh a nden so könnte es a uch b eg r ei f
lich keinen rhythmischen Wechsel von Zu s a mmenziehung und E r
s ch l a fiu n g
von S y stole und Dia stole geb en weil die H er z w a n du n g en
infolge des ununterbrochenen Nervenreizes fortwährend zus a mmen
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v en s y s te m s
d a s s elbe
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21
gezogen bleiben würden oder wir müssten a u f j e d e E r k l ä r u n g
i m v o r a u s v e r z i c h t e n d a nnehmen da ss die Entstehung des Ner
v enr ei z e s n u n einm a l eine rh y thmisch unterbrochene s ei !
Die Rh ythmik d es H erzens findet a lso ihre einfa che und v oll stä n
di ge Erklärung in der Vor a ussetzung von
i der sta n d s ei nri ch tu n g en
im H erz n er ven sy s tem
,
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,
,
.
W
e ch nis che s S chem zur E rläut e rung der I nne tion de s H erz ens
R
ss e r r e s ervoir mit Deckel ( d) getr gen von d m H olz g e s tell B F
A n der A bfl
F
deren M ündung bei i s t b e ndet s ich der H up t oder Sp errh hn H
i h i s t ein zwe iter oder R egu
l
der mit einem eiger f der im Pro fil gezeichneten i i i l s treift ; er dient zur
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V ergrö ss erung und V erkleinerung der A bfl
fr ei bewegliche s
S e in um di hori zont le A
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durch e ne verti c le S cheidew nd in zwei F ächer g th i l t Gefä ss ode r S chiff chen D L ger ( l ) der
hor zont len A i s t m E nd e de s S t h l p i m p p ufge s chr ubt m eine f dem s elben Pri s m
d rch d S chr ube höher und tiefer ein s tellb re M i gh ül welche eine M t l l g b l trägt deren
hor zont le A rme g g zur Unter s tützung de s S h i tf h S dienen wenn e s n c h recht s oder link s um
k p p t ( S iehe die p
k ti t
und di e u s gezogenen Umri ss e von S ) R A b fl
de ss en R öh
i
d
B rett B de s Ge s tell s durchbohrt ; G G l
d
zum Auff ng e n de s bfl i
ss er s
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Um Ihnen da s Ges a gte a n s c h a u l i c h zu m a chen und z u zeigen
w re erne ununterbrochene Triebkra ft durch Einsch a ltung und Ueber
wi ndung von Widerständen in einzelne r hy thmische Impulse zerlegt
wird erla ube ich mir Ihnen ern mech a nisches Schem a vor Augen zu
stellen welches ich vor eini gen J a hren a l s ein did a ktisches H ül fs mi ttel
,
,
,
P op u l är e p hy s iol ogi s c h e V or tr äg e
22
.
zur Erläuterung der Innerva tion des H erz ens eingerichtet und bes ch ri e
ben h a b e ( Fig
Wir w erden es im w eitern Verl a u fe unserer Unterh a ltung noch
I
2
F
F
B
P
ö fter b enutz en Sie s ehen hier a u f einem H olzgestelle
ein
W a sserreservoir (R ) mit dem D eckel ( d)
Wenn ich den H a upth a hn desselb en ( H ) ö ffne
so strömt d a s
W a sser ununterbrochen in den G l a s cyli n der S ch a lte ich j edoch einen
Widerst a nd ein in Form eines zw eif ä ch er i g en um eine horiz ont a le Axe
b e w egli chen Ge f ässes oder Schi ffchens ( S ) so sehen Sie wie da s a s
ser so fort rh y thmisch unterbroch en i n e i n z e l u e n P u l s e n a b f l i e s s t
indem sich d a s W a sser so l a nge in dem ein en F a che des schräg g e
stellten Schiffchens a nhäu fen mu s s bis es den iderst a nd desselben
über wi ndet und d a s G a nz e z um Umkipp en brin gt
wor a u f d a sselb e
Spiel a m z w eiten F a che b eginnt und da s S chi ff chen rhy thmisch hin
und h er g e w orf en wird
"
Hier ha b en Sie ein a nsch a uliches B i l d in w elcher Weise d a s
H er z n er v en sy s tem mi t seinen
i d er s ta n ds ei n ri ch tun g en die rh y th mi
schen H er zb ew eg u n g en zu Sta nde b ri ngen k önnte
denn unsere
M a schine a rbeitet g a nz ähnlich rhythmisch wie d a s H erz
so ver
schieden a uch sonst die b eiden App a r a te sind
Die ununterbrochene T riebkra ft i n der M a schine ist da s a u s dem
Reservoir fa llende Wa sser
im H er zn erven s y s tem ist die T ri ebkr a ft
die i n den G a nglien c on ti nu i rl i ch entstehende Nervenerregung
B e i d e Triebkräfte stossen im weite m Verl a u fe a u f Widerstände
un d kö nn en sich ( da sie diese erst üb erwin den m ü ssen
um wirks a m
z u w erden nur rh y thmisch unterbrochen äussern
a m H erz en durch
)
den Wechsel von S y stole u n d Di a stole
a n der M a schine durch
d a s p endel a rtige durch Ruhemomente unterbrochene Umkippen des
S chiffchens
D a s eb en betr a chtete dem H erzen e i g e n t h ü m l i c h e N e r v e n
s y s t e m m i t s e rn e n
durch
i d er sta n d s v orri chtu n g en
dessen a utom a tische d h selbststän di ge T h äti gk ei t die rhythmischen
B ewegungen des H erzens n a ch Z a hl und Energie vera nl a sst und n u
m i t t e l b a r beherrscht werden ; b esitzt j edoch keine a bsolute an a to
mische und phy siolo gi sch e S elb stständigkeit Es hängt vielmehr durch
z w ei fu n c ti on el l verschiedene N er v enf a s erz üg e mit dem Gehirn z u
s a m m en und wird a u f diesen b e i d e u Wegen von den Zuständen des
Gehirns in seiner T h ä ti gk ei t
( von der wie ges a gt die Z a hl und
Energie der H erz schläge u n m i t t e l h a r a bhängt )
b eeinflusst
Es entspringen nämlich von zwei diff erenten Gegenden im Innern
des Gehirns z w ei b esondere N e r v e n f a s e r z ü g e welche zum H erz en
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23
.
und den Blutgefässen hina b steigen und ( d a selb st ihr Ende fin den d )
v e r s c h i e d en e Wirkungen a u f die T h ä ti g k ei t des H er zn er v en sy s tem s
und somit a u f den H erz schl a g selbst a usüb en
Die neuere Exp erimenta lph y siolo gi e ; welche sich di e Au fg a b e
stellt die norm a len L eb en s vorg än g e z u ermitteln und a u s den erk a nnten
m a teriellen Bedingungen mit N othw en di g k ei t herzuleiten
d h zu
erklären
h a t hierüber folgend e wichtige T h a ts a ch en sichergestellt
a
N
er v en fa s er z üg e
Der
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i
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dieser
welcher vom Gehirn durch
)
da s R ü ckenm a rk und w eiterhin z u m Theil durch die B a hnen des soge
n a nnten sym p a thischen Nervensy stems a n seinen Bes timmungsort g e
l a ngt
enthält Nerven die ( wenn sie gereizt werden ) die T h ä ti gk ei t
de s H erzner v en s ys tem s e r h ö h e n
indem sie die in den G a nglien
entstehenden Triebkräfte und R ei zun g sz u s tä n d e m i t t e l b a r oder u n
m i t t e l h a r v e r m e h r e n Die Energie der H erz a rb eit wächst in folge
dessen Der Entdecker j enes Theiles dieser Nerven welche die F r e
u
n
e
z der H erzschläge u n m i t t e l b a r erhöhen
mein Vorgänger im
q
Amte Pro fessor V O N B EZ O L D h a t dieselb en desh a lb die e x c i t i r e n d en
N e r v e n gena nnt Neuere Untersuchungen h a b en gez eigt d a ss j ener
a n d e r e Theil dieser Nerven welcher die H erz th ä ti gk ei t nur m i t t e l
b a r oder i n d i r e c t vermehrt di e schon längst b ek a nnten G e f ä s s
n e r v e n sind welche g a r nicht ins H erz selbst gel a ngen sondern in
den contra cti l en Wa ndungen der Ge fässe ihre Verbreitungsgebiete
h a ben Ab er indem sie di e G efä s s w a n du n g en zur Zus a mmenziehung
vera nl a ssen und hierdurch eine mächtige Steigerung d es Blutdrucks
b ew irken vermehren sie eb en fa lls
wenn a uch nur indirect
di e
Energie der H er z th äti gk ei t
E s würde mich z u weit führen wollte ich Ihnen gena uen B e
richt üb er die Fortschritte a bst a tt en w elche seit den b a hnbrechenden
Untersuchungen V O N B E Z O L D s a u f diesem Gebiete der Exp eri menta l
F ür unseren Zweck genügt e s
phy siologie gem a cht worden sind
zu wissen d a ss es Nerven gibt deren B a hnen m a n kennt w elche
da s H erz e x c i t i r e n gleichgültig ob sie di e s m i t t e l b a r wie die
G efä s sn erv en oder u n m i t t e l b a r wie die V O N B E Z O L D s ch en Ner
ven thun
b) Der z w e i t e der b eiden die T h ä ti gk ei t des H er z n er ven sy s tem s
beeinflussenden N er ven fa serz üg e welcher a uch vom Gehirn entS p ri n
a hn d e s sogen a nnten h eru m s c h w ei f en d en Nerven
direct
in
der
B
d
e
n
g
oder Nervus v a gus a n b eiden Seiten des Ha lses z u m H erzen hin a b
steigt führt hingegen Nerven deren Reizung die H erzth äti gk ei t
h e m m e n indem sie die i der sta n d s ei n ri ch tu n g en des H er zn er ven
sy stems v e r s t ä r k e n , so da ss sich di e Pa usen zwische n den H erz
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P opu l ä re p hys iologi s c h e V or tr ä g e
24
.
chl ägen vergrössern und da s H erz sog a r längere Zeit in E r s chl a fl un g
s ti llsteht
M a n h a t si e die h e m m e n d e n oder r e g u l i r e n d e n N e r v e n
gen annt ; si e wurden vor D e c ennren von den Gebr ü dern WE B E R in
L eipzig entdeckt
Um Ihnen die erwähnten Wirkungen der e x ci ti r en d en so w ol a l s
d er r egu li r en d en o d er hemmenden Nerven recht a nsch a ulich zu m a chen
grei fe ich wieder z u unserer M a schine ( Fig
w elche wie wir s a hen
n a ch demselben mech a nischen P rincip a rb eitet wie d a s H erzn er v en
sy stem
An ihr m ü ssen sich d a her a uch die ex ci ti r en d en und die
hemmenden Wirkungen d em on stri r en l a ssen Die e r s t e r e n da durch
d a ss wir die Triebkr a ft vergrössern
indem wir den Regul a tions
h a hn ( h) d es W a sserreservoirs ( R ) weiter a u fdrehen I ch setze die
Ma schine in G a ng indem ich den H a upth a hn ( H ) ö ffne Nun drehe
ich den z w eiten Ha hn (h) um einige Gra de weiter a u f Sie sehen die
Z a hl und Energie der Pu l s a ti on en des S chi fich en s ( S) vermehrt sich
so fort H ört die Reizung der ex c i ti r en d en Nerven a u f so stellt sich
die frühere Schl a gfolge wieder her An unserm Schem a geschieht
d a sselb e wenn ich dem H a hn (h) durch Zurückdrehen seine frühere
Stellung w iedergeb e Die l e t z t e r e n die hemmenden Wirkungen
hingegen i m i ti r en wir durch Vergrösserung des Widerst a ndes
a lso
d a durch d a ss wir d a s Umkippen des Schiffchens erschweren indem
w i r es schräger stellen
D a zu dient die Schra ub e ( s ) w elche die G a b el
(g g ) a n dem Prism a (p p ) verstellt I ch schr a ub e die G a b el tie fer
herunter und Sie sehen die Pa usen zwischen zwei Um k i p p u n g en des
Schiffchens S vergrössern sich sehr merklich weil sich n un eine grössere
Menge W a sser a ns a mmeln muss um da s S chiffch en zum Umkipp en
bringen zu können
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ich
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bel
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z
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eine
grössere
a
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Strecke h i n u n ter s ch ra u be so bleibt d a s S chiffchen längere Zeit g a nz
b ewegungslos
( Stillst a nd des H erzens i n Di a stole)
Zum H erzn er ven sy s tem welches die H erzb ew eg un g en u n m i t
zurückkehrend d a r f ich wol s a gen da ss Ihnen
t e l b a r beherrscht
n u n die entgegengesetzte Wirkung der h e m m e n d e n u n d der e x c i
t i r e n d e n Nerven a u f d a sselbe a nsch a ulich geworden sein wird
Durch die von den G ehi rnzu s tä n d en a b h ängige äusserst m a nni c h
fa ch a bgestufte G e g e n w i r k u n g d h durch die Steigerung oder
S chwächung des einen oder des a nderen oder b e i d e r dieser Einfl ü sse
wird th a ts ä ch li ch in j edem Momente des L ebens die T hä ti g k ei t des
H erz n erv en s y stem s b estimmt und von dieser hängt d a nn u n m i t t e l b a r
die H ä u f i g k e i t und S t ä r k e der H erzschläge in ihrer u n e n d
l i c h e u M a nni ch fa l ti g k ei t a b
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26
P o pu l är e p hy s iologi s c h e V or tr ä g e
.
der elektrom gneti s ch e L ä t p p t
der E lekt rom gnet der den Anker de s
der
H ebel s f s o l nge nzieht l der
B tterie B s t mmende ele k tri s che S t om
in den L i t g d äh t d d d krei s t
I m M oment der Unterbrechung de s S tro
me s fällt der H ebel f und w ipp t ( wi di
k t i t L inie zeigt ) mit s einem K ugel
p
ende n ch der Glocke g welche ein l ute s
T on s ign l gibt R R R und R i s t ein
i g hm
i
i ti g M
; der S chenkel
R i s t in s einer vorderen H älfte wie b
gebrochen gezeichnet d mit ; di d
hinter liegenden Theile de s App r t s nicht
verdecke m wird i h l i h t in G ed nken
ergänzen Der vier s eitige M i g h m
i s t durch zwei bewegliche mit L eder g
fütterte B l h h i
von denen n tur
lich nur die rechte A zu s ehen i s t f
d m V order rm fi i t indem j ed e S chien e
drei H äkchen h t um welche in S ter
touren ein fe s te s S eidenb nd geführt i s t
de ss en E nde zwi s chen den F ingern der
H nd her bhängt A uf dem S chenkel R
de s M i g h m i s t eine el sti s che
S t hlfeder F F ufge s chr ubt deren b
gerundete s Vorderende gen u f die p ul
i
d A rterie de s H ndgelenke s dr ückt
und durch j eden Pul ss chl g em p orgehoben
wird Vermittel s t der S chr ube S k un die
Sp nnkr ft der P l f d F F vermehrt
und vermindert werden D t w s ich die s e
F eder n ch bwärt s zu kr ümmen beginnt
i s t ein M et ll plättchen m g i t t mit
welchem die G bel de s H ebel s H t i k l i t
vordere H b l d trä gt eine q uer
D
ge s tellte vertic l ufgebogene S t hl
s chneide und be s itzt link s eine B ohrung
durch welche die S chr ube S d h g
s chr ubt i s t Die S chr ube S s teht mit
ihrem unteren E nde f dem E nde der
P l f d
F F
f und wird von der
s lben mit f und i d b w g t D ihr
Gewinde durch die B ohrung de s H ebel
ende s H geht s o nimmt s ie die s en H ebel
und s eine S t h l h i d bei ihren B
w g
uch mit Auf der S ch neide
g
ruht ber der H l h b l H w elcher um
die A
s ehr leicht beweglich i s t
und durch eine z rte F eder f gegen di
S chneide s nft nged ückt wird s o d s s
er den B w g g der s elben gen u folgen
mu ss A uf die e ei s e werden nun die
H ebungen und S enkungen der P l f d
F F
f den H ol hebel H übertr gen
de ss en freie s E nde s ie n türlich in ver
t mM
t b
u s führt M i t d m
g ö
B e ginn j ede s Pul ss chl g s der H ndgelenk
rterie steigt der H ol hebel in die H öhe
und s inkt d nn w ieder her b um mit dem
näch s ten S chl ge wieder emp orzu s teigen
D
freie E nde de s H olzhebel s s teht durch
eine bewegliche G bel b mit einer l k t i
s chen C t t
i ht
g s o in V erbin
dung d ss die s e letztere g e n u im M
mente de s B eginn s j eder P l b w g g
den elektri s chen S trom der B tterie ( B )
unterbricht und d Glocken s ign l i m
L äute w erk L u slö s t
M eine C
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i ht
g be s teht
zwei horizont len zwei rmigen M e t ll
hebeln H und H deren A l g elek
tri s ch i l i t
dem H t g m m i w ü f l
( ) der Pl tte ( P ) ngebr cht s ind die
durch d V erbindung ss tück V) mit dem
ufgebundenen M i g h m R R R
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p l tte u s gehen s e h r leicht beweglich ;
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27
.
drückenden Finger so zug änglich ist d a ss er mech a nisch gereizt werden
ka nn I ch bin d a her im St a nde j eden Augenblick durch Druck mit
dem Finger a u f j ene Stelle der rechten Seite des Ha lses die H em m u n g s
nerven meines H erzens zu reizen und d a sselbe für einige Momente
zum Stillst a nd z u bringen
Um Ihnen a b er meine H e rzschläge wa hrnehmb a r zu m a chen werde
ich mir den M A R E Y s ch en Pu l sh ebel oder Sph ygmogra phen d o r t a n
mern H a ndgelenk a nschna llen wo die A er zte den Puls z u fühlen
pflegen J eder H erz oder Pulsschl a g hebt den a u fgebundenen H eb el
für die N ä h ersi tz en den deutlich s i c h t b a r
in die H öhe D a mit
a ber a l l e An w esenden im S a a le a uch die ent fernt Sitzenden
gleich
zeitig a n dem Exp eriment th ei l n ehm en können , h a be ich mit dem
M A R E Y s c h en Pu l s h ebel eine elektri sche C onta c tvorri chtu n g von meiner
Erfindung in Verbindung gebra cht welche j eden Pulsschl a g durch ein
elektrom a gnetisches Glockensigna l m a rki rt Die Anordnung des ga nzen
App a ra ts ist a u s d er Zeichnung ( Fig 9 ) ersichtlich
I ch schn a lle den M A R E Y s ch en Sph y gmogra phen links a n mein
H a ndgelenk und nun können Sie meine P uls und Herzschläge sehen
und n a ch den Glockensigna len zählen
Wenn ich j etzt a m Ha lse drücke und die H e m m u n g s n e r v e n
reize so werden Sie so fort den Herzstillst a nd und d a s S el ten er w er d en
des P ulses wa hrnehmen Eins zwei drei
ich drücke a m H ä l s e
vier H erzstillsta nd fün f Pa use sechs Pa use sieben a cht neun
u s w Die frühere Fre quenz h a t sich bereits wiederhergestellt
L a ssen Sie uns den Versuch nochm a ls wiederholen
D erselbe Er folg
J edesm a l na ch Applic a tion des Druckes a u f j ene Stelle der rechten
Seite meines H a lses wo die Va g u sba h n verläuft in welcher di e H em
m u n g sn er ven des H erz ens vom Gehirn zum H erzen ziehen
er folgt
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mit H verbunden ; s ein hintere s E nde trägt eine S chr ube S mit e inem
Der obere ebel H geht hingegen mit einer Sp ur von R eibung in s einen A l g
Pl t i k öp f h
und f indem f ein federnder M et ll s treifen i s t der durc h die S chr ube S s mehr oder weniger g
sp nnt und den Theil de s H ebel s
dem die A
hervortritt beliebig s t rk und s chw ch nge
drückt werden k nn D hintere E nde de s H ebel s H trägt ein Pl ti k p f h
welche s mit i m
C ontP lctderi s t ;Bdtterie
vordere E nde ber ein Knötchen n i c h t leitendem E lfenbein ( k) Verfolgt m vom
B
d i L eitung für den elektri s chen S trom
s o fuhrt der Dr ht d n ch der mit
durch die A l g in den H ebel H und weiter durch die in
n d
p l s bezeichneten M et ll p l tte ;
B erührung be findlichen Pl ti k öt h
und
ch H D federnde A l g ( f ) s tellt die Verbin
dung mit der mit m i s bezeichneten S eitenp l tte de s ürfel s ( ) her von wo der Dr ht d u s geht
der s ich mit dem einen E nde der Sp ir le de s E lektrom gneten verbindet während d ndere E nde
der s elben durch den Dr ht d den M inu s P l der B tterie B nge s chr ubt i s t Die S tromleitung i s t
wi m
s ieht unter die s en Um s tänden ge s chlo ss en der E lektrom gnet zieht den A nker
die Kugel
der F eder f i s t gehoben S o wie nun ein Pul ss chl g erfolgt wird d H ebel H gehoben zieht durch b
den vorderen Arm de s H ebel s H mit em p or wodurch der C ont ct zwi s chen den Pl t i k öt h und
ufgehoben und d Glocken sign l u s gelö s t wird I m Verl ufe der fort s chreitenden H ebung de s H ebel s
H ebel H
gegen d nicht leitende E l f b i k öt h k wodurch der elek
H s tö ss t der mi t g
g
h S tro m zw r nicht ge s chlo ss en wird wodurch ber der mit etw s R eibung gehende H ebel H in
t i
eine s olche S tellung und N ei gung gebr cht wird d ss s ich noch während de s H er b s ink en s H und
H
der C ont ct zwi s ch en und und d mit die L eitung für den S trom wiederher s tellt um mit dem
B eginn de s näch s ten Pul ss chl g s wieder unterbrochen zu werden und ein neue s Glocken s ign l u s zulö s en
S o l s o werden die Pul ss chläge durch meinen App r t einer beliebig gro ss en Ver s mmlu g k
t i h vernehmb r
und k nn j ede A d g ihr er F re q uenz wie bei dem V gu s druckv er s uch
deutlich zu Gehör gebr cht werde n
s e i n v ordere s E nde i s t durch
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P o p u l äre p hys iologi s c h e V or tr äg e
28
.
H erzstillst a nd und Verlängerung der Pa usen zwischen den einzelnen
Pulsen welche a llmählich ihre frühere Fre q uenz wieder erl a ngen
B em erk en sw er th ist e s noch d a ss a u f den in der Z w ischenzeit zwischen
zwei P ulsen a usgeübten Druckreiz der zweite P uls immer noch o h n e
merkliche Verzögerung eintritt Erst a u f diesen folgt der H er z sti l l
s t a nd und die m a ni fes te Verlängerung der P a usen zwischen den
H erzschlägen
M i t d em Eintritt eines H erz schl a gs sind a lso im H er zner v en sy stem
welches die Schläge un mittelb a r beherrscht die Kräfte für den folgen
den Schl a g immer schon so weit vorb ereitet und di s p oni rt d a ss di e
H em m u n g sn er v en keine M a cht mehr über diesel ben h a ben
I ch bin z u Ende !
Mit dies em Exp eriment h a ben wir den l a ngen Weg durch da s
Gebiet der a na tomischen mech a nischen und phy siologischen Vors tel
lungen zurückgelegt welcher uns zum versprochenen Ziele führen sollte
a s ich Ihnen nun noch zum S ch l ü sse s a gen w ill
sind einfa che
Folgerungen a u s den m i tg eth ei l ten T h a ts a ch en und Erklärungen
I ch k a nn mich d a h er kurz fa ssen
Sie h a b en er fa hren d a ss und w i e die Erregungszustände des G e
hirns welche beiläufig bemerkt e r r e g e n d e r oder l ä h m e n d e r
Na tur sein und sich in b eiden Formen den im Gehirn liegenden Ur
S prüngen der ex ci ti r en d en und der hemmenden H er zn erv en m i tth ei l e n
können a u f die H erz th äti gk ei t in der verschieden a rtigsten Weise
m o di fici r en d und bestimmend einwirken
I n s o f e r n nun die G em üth sb ew eg un g en Erregungszustände des
Gehirns s i n d oder doch von solchen stets begleitet werden wird Ihnen
kl a r geworden sein a u f welche Weise dieselben eb en vermittelst des
a u fgedeckt en Nervenmech a nismus die H er zbew eg u n g en zu beeinflussen
vermögen
So a lso kommt z B der plötzliche H erzstillsta nd bei einer er
s ch ütt er n d en G em üth sb e w e g u n g
die eine Tr a uerbotsch a ft plötzlich
hervorgeru fen d a durch zu Sta nde d a ss d a bei j ener H i rn th ei l a u s
dem die hemmenden H erzn er v en entspringen erschüttert wird und
d a ss si c h diese Erregung innerh a lb der H em m u n g sn er venba hn en a m
H ä l s e her a b for tp fl a n zt
wie eine Dep esche im elektrischen Tele
i der s ta n ds vorri ch tu ng en i m H erzen
und a u f die
g ra p h en dra ht
über trä g t
So werden b ei freudigen G em üth s a ffe c ten wo die Pulse r a scher
u n d höher schl a gen
j ene b e i d e n Hirnregionen m a teriell gereizt a u s
denen einerseits die ex c i ti ren d en a nderers eits die hemmenden Nerven
ihren Ursprung nehmen und indem sich diese Reizungen gleichz eitig
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.
29
erzen fortp fl a n z en da sselb e durch ihre Gegenwirkung
s a hen zu r a s c h e n und zugleich s t a r k e n Schlägen ver
H
bis zum
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,
,
,
nl a ssen
Und so in a llen Fällen ! Die a nge führten Beispiele mögen g e
denn den a llgemeinen Schlüssel z u r Erklärung s ä m m tl i ch er
n üg en
möglichen Fälle h a b e ich Ihnen ob en gegeb en
Wem diese Erklärungen zu mech a nisch zu m a teriell erscheinen
der möge Folgendes b edenken
Welche Ansicht welchen Gl a uben üb er den Zus a mmenh a ng von
M a terie und Geist von L eib und Seele m a n a uch immer h a b en m a g
ob m a n m a teria listischen oder ide a listischen mo ni stischen oder
du a listischen Ansch a uungen huldige
gl ei chviel !
d a ss es sich
bei a llen j enen G em üth sb ew egu n g en welche notorisch mit Ver ä n de
u m m a t e r i e l l e R ei z u n g s
run g en des H erz schl a ges einhergehen
oder L ä hm u n g sz u stä n de gewi sser Theile des Gehirns h a ndelt d a s ist
eine über a lles Meinen und Gl a uben erh a bene a b solut feststehende
a
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T h a ts a ch e !
Und j ene beiden N er venfa s erz üg e die a u f verschiedenen Wegen
vom Gehirn z u m H erzen und den G ef ä ssw a n dun g en ziehen sind die
Fäden welche den wunderb a ren Zusa mmenh a ng zwischen den
denn es gibt fa c ti s ch
G em üth s und den H e rzbew eg un g en knüp fen
k einen a ndern Zus a mmenh a ng zwischen den fr a glichen Erscheinungen
In diesen N er ven fa s erz üg en h a b en wir die g eh ei m ni s s voll e Ein
richtung ge funden in ihnen da s m a terielle Substr a t j ener Vorgäng e
kennen gelernt welche den Pa r a llelismus zweier so differenter T h ä ti g
k ei ten wie H erz und G em üth s b ew eg un g en vermitteln
I ch a ber h a be Ihnen da mit die exa cte ph y siologische Antw ort a u f
die Fr a ge gegeb en : W i e d a s H e r z z u j e n e r h o h e n e t h i s c h e n
B e d e utun g k o m mt we l ch e ih m d er S p r a ch g e b ra u ch
a l l e r V ö l k e r un d a ll e r Z e it e n b e il e gt
,
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P o p u l äre phy s iologi s c h e V o rtr äg e
32
.
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die
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ortschreitenden
Ausbreitung
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Bewegung von T h ei l ch en z u T hei l ch en
Gest a tten Sie mir Ihnen ehe ich weiter gehe die E i g en th üm
l i chk ei t di e s e s g a n z en Bewegungsvorg a ng es a n ern em mech a nischen
S chem a o der Modell a nsch a ulich z u m a chen ( vgl Fig 10)
Sie sehen hier eine Anz a hl Flämmchen ; dieselb en sollen uns eine
Reih e j ener kleinsten sich gegenseitig a bstossenden m a teriellen Ph ei l
ch en vorstellen a u s denen wir uns die L u ft
wie j edes a ndere G a s
zus a mmengese tzt denken müssen ;
die a b stossenden Kräfte z w i
schen ihnen sind ins Gleichgewicht geko m men ;
es herrscht Ruhe
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i e r r e s L ongi tu di n l wel l en m a s ch i n e zur Demon s tr a tion der S c h a l l w el l enb ew e gu n g
A A n s icht vo n vorn ; B Durch s chnitt Die gen uere B e s chreibung der M a s chine würde un s zu weit
führen ; e s genüge zu bemerken da s s durch Drehen a n der Kurbel k der s chwa rze Bl ech tr ei f S und
in einem F lz horizonta l ver s chiebb a ren H olzklötzchen p
S ä m m tl i c h e a f der S t a nge s s a ufgereihten
mit ihren Dil len m und L ichtchen l gen u in die im T e x t be s chriebenen O s c i l l a ti on en v er s etzt werden
können in d em ( vgl den Durch s chnitt bei B ) j ede s H ol kl otz ch en vermittel s t eine s Z a p f eri s z in den
M ech ani s mu s eingreift den die A x e a im I nneren de s K a s ten s durch ihre Umdrehungen treibt
F i g 10. P
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J ener Streif von schw a rzem Blech ( S ) a m An fa nge der Li chtchen
r ei h e b ed eu tet un s ei n Stück eines in s ch a l l er z eu g en de Schwing u
ngen
z B ei ner Violins a ite welche m i t der L u ft in
v er s etzba r en Körp ers
unmittelb a rer Berührung steht
Setzen wir nun den Mech a nismus de s App a ra ts in T hä ti gk ei t so
sehen S i e wie sich der Streifen von Blech ( S) so fort zu bewegen a n
f ängt und da s ers te L ichtchen vor si ch her tr eibt .
So wie sich da s erste L ichtchen dem zweiten nähert wächst die
Abstossung zwischen beiden und da s letztere muss a usweichen weil
von hinten gestützt
nicht a usweichen ka nn ; und so
d a s ers tere
treibt da s erste L ichtche n da s zweite vorwärts da s zweite d a s dritte
d a s dritte d a s vierte u s w ( vgl den Pfeil bei A )
Unterdessen h a t der Streifen von Blech seine Bewegung vollendet
und beginnt seinen Rückg a ng ;
so fort weicht a uch da s erste L icht
chen zurück weil es (von hinten nich t mehr gestützt) von a llen seinen
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P op u l är e p hy s iolo gi s ch e V or tr ä g e
34
.
D er S treifen von schw a rz em Blech entsp ri cht i n seiner B ewegung
wie ges a g t einem o s cill i r en den Sch a llkörp er ; di e L i ch tch enr eih e
ei ner Reihe der klein sten L u ftth ei l ch en ; di e scheinb a r f orts tr öm en d en
Grupp en w o di e L ichtchen sich zus a mmendrängen entsprechen
L uf t v e r
L uft v e r d i c h t u n g e n w o sie a usein a nder weichen
d ü n n u n g e n ; u n d der g a nz e vor I hren Augen a bl a u fende B ew egu n g s
vorga ng z eigt Ihnen di e S c h a l l b e w e g u n g d e r L u f t d eren
E i g en th üm li chk ei t d a rin b esteht d a ss di e L u f tth ei l ch en in ihrer ger a d
lin i g en B a hn n ur hi n und h er s ch wi n g en w ährend di e hierdurch c r
z eugt en Ver di chtungen un d Verdünn un gen durch den L u ftr a um fort
schreiten indem sie sich immerwährend a u s neuen T h eil ch en z u s a m
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Einen B ew egungsvorg a ng von di eser E i g enth üm li chk ei t nennt m a n
ein e
el l enb ew egu n g
i n der Ph y sik
Unser S p e ci ell er F a ll ist di e S c h a l l w e l l e n b e w e g u n g
D en N a men »Wellenb ew egu ng« und a lle näheren B ezeichnungen
»
w i e » Welle « »
ell en b er g a
ell en th a l « u s w h a t m a n hergeleitet
vom Vergleiche m
i t der g a nz a n a logen
ell errb ew e g un g a u f der Ober
fl ä ch e des W a ssers
welches d a b ei j edoch a b w echselnd über sein
Nive a u steigt und unter d a sselb e sink t
st a tt wie die L uft sich zu
verdichten u n d z u verdünn en
D esh a lb heissen die durch den Luf tr a um fo r tschreitenden Ver
S ch a l l w el l enb er g e
di e L u ft verdünnungen
di chtun gen
S ch a l l w el l en th ä l er
Ein solcher S ch a ll w ell enb erg
L
u
f
tver
di
ch
t
u
n
g
und
i
n
solch
es
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)
(
S ch a l l w ell en th a l ( di e L u ftverdünnung) z u s a m m e n g e n o m m e n
bilden a b er w a s m a n ein e S c h a l l w e l l e nennt
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h en
b em er k en d a s s di es el b en B ew e gu n g en a u s füh r en w el c h e g en a u
ell enm a s c hi n e b e
j en en en t s p r ec h en w el c h e i ch o b en a n d en L i c h t c h en d er
s c hr i e b en h a b e
un d w el c h e d i e L u f t th eil ch en m a c h en
w enn s i e ei n o s c i l l i r en d er
S c h a ll k ö rp er ( S ) i n B ew e gun g s et z t
E s i s t l ei c h t z u s e h en w i e j ed er d er S tri c h e im S p a l t d es b ew eg t en L i n ea l s
e in fa c h h i n u n d h er s c h w i n g t u n d d er R eih e n a c h di e gl ei c h a rt ig e O s c ill a t io n s
b e w egu n g s p ät er a l s s ein Vo r g än g er u n d früh er a l s s ein N a c hfol g er b eg inn t u n d
b een d et
In folg e d es s en b ild en s i c h a bw e c h s eln d G ru pp en w o di e S tri c h e di c ht er u n d
w o s i e d ün n er s t eh en
u n d di es e G r u pp en s c h ein en vom s c h w in g en d en S c h a ll
k ö rp e r
n a c h r e c h t s fo r t zu s tr ö m en
E s v er s t eh t s i c h v o n s el b s t d a s s g ena u di es e l b en B ew eg un g s er s c h e inun g en
a u ft r et en
o b m a n d a s L in ea l üb er d i e fes t l i eg en d e T a fe l n a c h u n t en führ t od er
o b m a n d a s B u c h u n t er d em fes tg eh a l t en en L i n e a l n a c h o b en s c hi eb t
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II
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35
.
D a mit hätten wir a lso die Vorstellung von Sch a llwellen die sich
in ger a der L inie n a ch e i n e r Richt ung hin fortp fl a n z en Aber die
Ausbreitung des Sch a lles geschieht gleichzeitig n a c h a llen Richtungen
d e s R a umes und so m ü ssen Sie sich die Sch a llwellen in Wirklichkeit
nothwendig in Gest a lt von K u g e l s e h a l e n denken deren Durch
messer immer mehr und mehr w a chsen j e weiter sie sich von ihrem
gemeinsch a ftlichen Ausga ngs und Mittelpunkt
dem s ch a ll erz eu g en
den Körp er
entfernen etw a so wie die
ell en k r e i s e immer
g r öss er u n d grösser werden welche wir durch einen Steinw ur f a u f der
gl a tten Fläche eines W a sserspiegels erzeugen !
Die G e s c h w i n d i g k e i t mit w elcher die S ch a llwellen d en
L u ftr a um durcheilen h a t m a n gemessen und bei ruhiger L u ft a u f
34 0 Meter in der Secunde b estimmt
d h der Sch a ll br a ucht eine
g a nze Secunde Zeit um eine Strecke von 3 4 0 Meter etw a s üb er
1 000 Fuss zu durchl a u fen während da s L ich t in derselben Z eit v i e l e
1 000 M e i l e n m a cht ;
desha lb hören wir aber a uch den Kna ll einer
in grosser Entfernung a bgeschossenen K a none viel S päter a l s wir d a s
Au fblitz en derselben sehen !
J e weiter die Ent fernung i st desto
S päter hören wir die Deton a tion des Geschützes und b ei der b ek a nnten
F or tp fl a n z un g sg e s oh w i n di gk ei t des S ch a l les können wir die Grösse
dieser Entfernung schätzen wenn wi r die Zeit messen welche vom
Momente des A u f blitzens bis zur W a hrnehmung des Kn a lles vergeht
J eder Secunde Verspätung entspricht eine Vergrösserung der E ntfer
nung um 34 0 Meter j eder h a lben Secunde um 1 7 0 Meter
Ebens o wie in der Lu ft und in G a sen entsteht der Sch a ll und
pfl a nzt s ich fort in j edem a nderen el a stis chen Medium z B im Wa sser
und in festen Körp ern
n u r mit verschiedener und zw a r grösserer
Geschwindigkeit
Hiermit meine verehrten Anwesenden h a b en Sie die ph y si
a s i st Sch a ll über
k a li s ch e Antwort a u f unsere e r s t e Fr a ge :
h a upt ?
D er Sch a ll ist w re Sie gesehen h a ben nichts weiter a l s eine
ei g en th üm l i c h e B e w e g u n g d e r M a t e r i e !
Mit dem Worte » Sch a ll « b ezeichnet der Spr a chgebra uch j edoch
nicht nur den eb en erörterten g r o b m e c h a n i s c h e n B e w e g u n g s
v o r g a n g sondern zugleich a uch die besondere E m p f i n d u n g
welche derselb e vera nl a sst wenn er unsere H örnerven a ffici rt
Dies führt u n s zu unserer zweiten Fr a ge : Wie der Sch a ll von uns
w a hrgenommen wird ?
Mit der a llgemeinen Antw o rt : » d u r c h d a s G e h ö r « w ollen
wir uns j edoch hier nicht begnügen sondern gena uer zusehen w a s
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,
.
,
,
,
.
.
,
,
,
,
.
,
“
,
,
,
3
*
P o p u l är e p hys iolog i s c h e V or tr äge
36
.
im Ohre vorgeht wenn Sch a llwellen da sselb e t reff en
wenn wir
a lso hören
Z u diesem Ende w ill ich versuchen
Ihnen mit Hül fe dieser
kolo s s a len schem a tischen Durchschnittsz eichnung d e s Ohres ( vergl
Fig 1 2 ) und mit Hül fe vergrösserter pl a stischer N a chbildungen einiger
seiner Theile eine kl a re Vorstellung von dem äusserst c om p li ci r ten
"
B a u d e s G e h ö r o r g a n e s zu geb en
I ch verhehle mir keineswegs d a ss ich da mit Ihre Aufmerks a mk eit
un d E i nbi l du n g sk r a ft a u f eine h a r te P rob e s telle
Allein mich er m u thi gt zu dieser gew a gt en für da s Ver stän dni s s
d es Folgenden a b er u n e n t b e h r l i c h e u Auseina ndersetzung die
H o ffnung
d a ss Sie der fa st unheimliche Geda nke d a u e r n d fesseln
dürfte d a ss die höchst verwickelten und m a nni ch fa l ti g en meist ver
b or g en en Gebilde welche ich möglichst a nsch a ulich b eschreib en w erde
in Wirklichkeit
a l l e in Ihren e i g e n e n K ö p f e n vorh a nden sind
und Sie b e fähigen meine Worte z u vernehmen !
D a s Gehöro rg a n ist b ek a nntlich dopp elt vorh a nden und s ymm e
tri sch z u b eiden S eiten des Kop fes a n und i n dem sogena nnten Schlä fe
b ein a ngebr a cht
Es z er fällt i n drei Abschnitte welche m a n a l s ä u s s e r e s m i t t
l e r e s und i n n e r e s Ohr b ez eichnet
D a s ä u s s e r e Ohr b esteht a u s der knorp eligen von der a l l g e
meinen H a u td e ck e üb erzogenen Ohrmuschel ( Fig 1 2 I M ) und dem
äusseren Gehörga ng ( G ) dessen Wa ndungen z u m T h ei l a u s Knorpel
/
c4
zum Theil a u s Knochen gebildet werden An seinem Ende
ist der G ehörg a ng durch eine feine el a sti sche H a ut verschlossen Er
e ndet so m it blind
Diese H a ut da s sogena nnte Trommel fell ( T ) b ildet die Grenz e
und S cheidew a nd zwischen dem äusseren und dem m i t t l e r e n Ohr
w elch es letzter e die P a uk enhöhle ( P) oder T r om m el h öhl e gen a nnt wird
Diese hinter dem Trommel fell gelegene H öhle ist ein kleiner n u
rege lmässiger R a um mit knöchernen Wänden Er i s t nicht a llseitig
geschlossen sondern steht durch eine enge , n a ch vo rn und innen
her a b steigende Röhre ( R ) mit dem hintersten Theile der N a senhöhle
in Verbindung
Diese Röhre welche a n ihrem N a s en en d e trichterförmig erwei tert
ist und eine wulstige durch eine zus a mmengebogene Kn orp el p l a tte
!
k
l
t
im
Durchschnitt
gest
tzte
M
ndung
b
esitzt
heisst
n
ch
einem
ü
ü
a
(
)
An a tomen des 1 6 J a hrhunderts die E u sT A C H r s ch e Röhre o der
n a ch ihrer Gest a lt di e Ohrtromp ete Sola nge die Mündung der Ohr
tr orn p ete w i e di es n orm a ler Weise in d er Ruhe d er F a ll zu sein pflegt
,
.
,
.
.
h
.
,
.
.
,
,
,
,
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’
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.
,
'
II
.
D a s O hr
und
da s
H ö r en
37
.
geschlossen ist wird di e in der P a ukenhöhle enth a ltene L u ft vollständig
hermetisch a bgeschlossen sein ; sowie a b er die w ulstige M ündung g e
ö ffnet wi rd w a s regelmässig b ei j eder Schlingb ew egung geschieht
so c omm u ni ci rt di e Pa uk enh öhl enl u ft d u rch di e N a se hin durch frei mit
der Atmosphäre
und etw a ige Sp a nnungsunterschiede beider L u ft
m a ssen können sich so fort a usgleichen
,
-
,
,
.
W
I S chema ti s ch er Durch s chnitt de s me ns chlichen Gehörorg a n s der r e chten S e i te
Durch s chnitte der K norp el der Ohrmu s chel u nd de s
M äu ss ere s O hr ; G äu s s erer Gehörg a ng
äu ss eren T hei le s d e s Gehörga nge s de ss en innerer T heil knöcherne ndungen h a t ; T T omm el f el l ;
P P uk enhö hl e ; 0 ov a le s F en s ter r runde s F en s ter z wi s chen T und o di e gelenkig verbundene Gehör
R die E u s r c m s c h e O h rtrom p ete k k d i e durch s chnittene Kn orp el p l a t t e ihrer
k n öc h el c h e nk ett e
wul sti gen und erwe ite rten N a s e m ün du g V B und S d a s knöcherne L a b yr i nth V d e V orhof B ei n
h a l b c i r k el f örm i g e B ogeng a ng mi t s einer A m p ulle a ; S die S chnecke durch die S p i a l p l t t e i n di e V or
l l b da s h ä u t i g e L a b yr inth l l die V orhofs
h of t ep p e ( Vt) und in die Pa u k e t e p p e ( P t) g eth e i l t
s äckchen b ein h äu ti g e h l b c i rk el f ör m i g er B ogenga ng mit s einer A m p ulle a A der S ta mm de s H ör
nerve oder N czts t cu s in den inneren Gehörg ng e i ntretend und in zwei H a p t ä s t e ( V und S ) s ich
sp a ltend ; V der Vo h of n e v mit s einen E ndverzweigu ngen a u f den ums chr iebenen wei ss en Stellen de s
h ä ti g e L a b yrinth s ; S der S ch e ck e nn er v von unten in die K a nälchen der S chnecken sp indel ein
r s c h en O rg a n c zu gel a ngen
welche s u f der
t r etend um durch die knöcherne S p i r a l p l a t t e zum C o
oberen oder Vor h of tr ep p enfl ä ch e der h ä t i g e S p i r al p l a t t e a ufs itzt Z u bemerken i s t d ss der V er
F i g 12
.
.
.
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a
a
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l
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n
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'
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'
’
a
,
a
und Deutlichkeit wegen die P ukenhöhle und die Gehörknöchelchen n mentlich ber d
g nze L b yrinth im V h äl t i zur O hrmu s chel v i e l zu gr o ss die S chnecke ber mit ihrer B s i s n ch
unten gewendet gezeichnet wurde ob s chon s ie in irkl ichkeit die B s i s ihr er Sp indel i c h t wie in
un s erem B ilde n ch unten s ondern vielmehr n ch oben und innen gegen den N
kehrt s od ss
t
der V erl uf de s S h k
S ein ger dl iniger wir d !
in s ein e m Knochenri ng u s ge sp nte Trommelfell der rechten S eite von i n n e n ge s eh en
F i g 12 II D
mit H mmer und A mbo ss in n türlicher Verbindung
zeigt di A um welche s ich di beiden Knöchelchen vereint h b l f ö m i g bewegen l ss en
s t än dli c h k e i t
a
a
n ss
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a
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,
,
a
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a
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e
x e,
e n n erven
'
a c u s zcu s
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a
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a
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.
e
e
r
a
.
di esem Umstä nde b eruht a uch di e Bedeutung dieser g a nzen
Einrichtung w i e sich später noch gena uer z eigen wird
In
,
.
P o p u l är e p hy s iologi s ch e V or trä g e
38
.
An der dem Trommel fell gegenüber lieg enden knöchernen Innen
w a nd der P a ukenhöhle befinden sich zwei kleine O efln u n g en , welche
durch z a r te q u erg eS p a nnte Häutchen verschlossen sind
Die untere der beiden O efln un g en heisst d a s r u n d e ( r ) die obere
d a s o v a l e (o) Fenster
Noch h a be ich im mittleren Ohr die zierlichen Gehörknöchelchen
zu beschreiben welche q uer durch die P a uk enhöhle hindurch zwi schen
dem Trommelf ell und dem H äutchen des ov a len Fensters ( o) eine feste
gegliederte Br ü cke schl a gen
Es gibt drei Gehörknöchelchen : den Ha mmer (H ) den Amboss
1
A
1
( ) nn d den St eigb ügel ( S ) ( vgl Fig 3) )
Der Griff oder Stiel des Ha mmer s ( H s ) ist mit dem Trommel fell
verw a chsen und reicht fa st bis in dessen Mitte her a b ; sein Kop f (H k)
ra gt üb er den Pa u k enri n g in dem da s
Trommel fell a usgesp a nnt ist frei her
vor ; sein l a nger Forts a tz ( H l) i st n a c h
vorn in einer Kn och en S p a l te c ing e
klemmt
Ä
a mmers b esitzt
Kop
f
des
H
S
D er
n a ch hinten eine G el enk fl ä ch e (H
F i g 13
Die
k
in tü
h
G
el enk fl ä ch e a m
welcher
eine
ähnliche
giggi ägggä
er des Amboss
entspricht
H der H mmer k de ss en runder K o p f s s ein
B eide Knöchelchen a rti c u li r en d a selb st
dung mi t dem Ambo ss A der Ambo ss l s ein mitein a nder Der Amboss liegt h rnter
l nger „s ein kurze F o rt s tz 1„kl eine
kfl ä h
G l
zur V erbindung mit dem dem H a mmer S em l a nger Forts a tz
H mmer
s der S teigbügel
be i s von der
t
’
t
l
ää i äfä ffe äi äf 2 i ä i tfääää ili ( A l ) läu ft p a r a llel mit d em i m Trom
i gen
m el fel l einge w a chsenen H a mmergri ff
und r a gt frei n a ch a bwärts Sein k u r
zer Forts a tz ( A k ) ist n a ch hinten in einem Kn och en gr üb ch en a n
gestemmt und b e festigt ( vgl Fig 1 2 II )
Die B eweglichkeit der Gelenk verbindung z w ischen Ha mmer und
Amboss ist s ehr gering da gegen können sich beide Knöchelchen weit
a usgiebiger um eine gemeinsch a ftliche Axe
2
Fig
1
II w ac ) heb el
(
förmig b ewegen welche durch ihre na ch vorn und hinten a usgestreckten
und fixi rten Fortsätz e ( Fig 1 3 l u k ) b esti mmt ist
Der Steigbügel endlich ist mit dem freien und etwa s n a ch einwärts
gebogenen Ende des l a ngen A m b ossforts a tz e s ( A l ) gelenkig v erbu n
’
.
,
,
.
,
,
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,
’
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’
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’
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°
’
n
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°
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“
'
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’
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’
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.
’
,
1
c
B ei d er
V or l esu n g b edi ent e i c h mi c h z u r
h en p l a s ti s c h er
N
ac
h b ild u n g en d er s el b en
v on
D
mon s tr a t io n d er G eh ö rk n ö c h el
ko l o s s al en D im en s io n en
e
.
:
II
.
D a s O hr
u nd
das
H ö r en
39
.
den und s teht horizonta l n a ch innen Ein winziges K n och enp l ä ttch en
welches sich zwischen die G el enk flä ch en der Verbindung zwischen
Steigbügel und A mbos s forts a tz einschiebt b eschreibt m a n wol a uch
a l s viertes Gehörknöchelchen
An unserem Schem a ( Fig 1 2 I ) sehen Sie di e Gehörknöchelchen
a l s Brücke zwischen dem Trommel fell ( T ) und der M embr a n des ov a len
Fensters ( o) mit welcher die F u S S p l a tte des Steigbügels ( Fig 1 3 S u )
verw a chsen i st in ihrer na türlichen Anordnung a usgesp a nnt D er
Körp er des Amboss w ird b ei dieser Ansicht fa st g a nz durch den Kop f
des Ha mmers verdeckt d a gegen sieht m a n deutlich s einen l a ngen
Forts a tz welcher den Steigbügel trägt D a s schwa rz e Pünktchen a m
Ha lse des Ha mmerkop fes gibt die Pr oj eetion der Axe ( Fig 1 2 II ac
um welche sich Ha mmer und Amboss gemeinsch a ftlich wie H ebel dre
hen können
I ch komme zur D a rstellung des letzten und c om p li ci rte s ten
Ab schnitte s des Gehörorga ns des sogen a nnten i n n e r e n Ohrs oder
La byrinth s
welches di e E n da u sbr ei tu n g en des Gehörnerven
enthält
D a sselbe i st eine a llseitig geschlossene mit wässeriger F eu c hti g
k ei t ge füllte H öhle von a usserordentlich verwickelter Gesta lt
Mit Ausna hme der beiden durch Membra nen verschlossenen Fen
ster des ov a len und des runden i st diese H öhle ga nz und g a r durch
sehr h a rte knöcherne Wände begrenzt inde m sie in den festesten Kno
chen des menschlichen Körp ers den sogena nnten F el s en th eil des
S chl ä f eb ern s sozus a gen hi n ei n g em ei s s el t ist
Der mittlere weiteste Theil de s L a b y rinths hei sst der Vorho f
Vestibulum ( Fig 12 I V) ; von demselb en gehen drei enge gebogene
K a näle a b
di e sogena nnten h a lbkreisf örmigen Bogengänge ( B )
D
1
2
u r ch s c h ni tts s ch em a
r ein einziger
I
n
unserem
Fig
I
konnte
n
u
(
der drei Bogengänge gez eichnet werden weil sie in drei verschiedenen
senkrecht a u feina nder stehenden Ebenen liegen )
J eder dieser drei Bogengänge ist ein enger gleichweiter K a na l
dessen b eide Enden in d en Vorho f münden ; n u r eines dieser Enden
zeigt bei a llen eine kleine fla s ch en f ör m i g e Erweiterung
die soge
na nnte A m p u l l e ( a ) deren es a lso a uch drei gibt
An der den Einmündungen der Bogengänge entgegengesetzten
Seite verlängert sich der Vorho f in eine a llmählich sich verj üngende
blind en di g en d e Röhre welche wie ein Schneckenh a us spir a lig
um eine Spindel a u fg ew ickelt i st und desh a lb sehr p a ssend di e
S c h n e c k e ( S ) gena nnt wird
Brechen wir die W a nd der a u s dem Felsenbein hera u s g em ei s s el ten
.
,
,
-
,
.
.
.
.
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.
,
,
.
.
.
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,
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"
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,
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.
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.
,
,
,
,
.
,
,
,
,
.
,
P op u l är e p hy s iologi s c h e V o r tr äg e
4 07
»
.
da s
Innere derselben und
Sie bemerken d a ss der S c hn eck enk a n a l nich t einfa ch i st sondern
durch eine quere S cheidew a nd in zwei üb erei n a n derl i eg en d e Wendel
treppen g eth ei l t wird Diese Scheidew a nd heisst die S p i r a l p l a t t e
der Schnecke ; sie beginnt wie Sie sehen zwischen den b eiden Fen
stern des Vorho fs und erstreckt sich S pira lig gewunden bis in die letzte
Windung hin a u f ; sie ist zum Theil knöchern zum Theil häutig
D er unmittelb a r von der S chneckenspindel a usgehen de k nöcherne
Theil reicht bis üb er die H älfte in die Lichtung der Windungen hinein ;
der äussere S a um zwischen hier und der gegenüberliegenden Wa nd
besteht a u s einer stra ff en el a sti schen H a ut
Von den beiden a u f diese Weise gebildeten Wend eltrepp en heisst
die ob ere die Vorh ofs tr ep p e ( Vi ) die untere die Pa u k en tr epp e ( Pt)
weil erstere direct in den Vorho f führ t letztere a b er wenn da s runde
Fenster nicht mit einer Membra n verschlossen wäre mit der Pa uken
höhle c om m u n i ci r en würde
Die b eiden gen a nnten Treppen und d a s in i hn en enth a l ten e L a b y
n n u r durch eine feine O effn u n g im obersten Ende
ri n th w a s s er häng e
der S p i r a l p l a tte
d a s sogen a nnte S ch n eck en l och oder H elicotrem a
mit ein a nder zus a mmen
im übrigen sind es vollständig von ein a nder
getrennte K a näle
D a s L a b y rinth besteht a lso a u s dem Vorho f m i t den drei h a lb
c i rk el för m i g en Bogengängen und a u s dem Doppelrohr der Schnecke
Dieser ga nze H ohlr a um ist wie ges a gt mit einer Flüssigkeit
dem sogen a nnten L a byri n thw a s s er erfüllt
In diese r Flüssigkeit schwimmend sind im Vorho f z wei rundliche
a shelle h ä u ti g e Bläsche n l und l ) enth a l ten und in j edem der drei
l
(
g
B ogengänge ein f einer h ä u ti g er Schl a uch ( b b) der wie der knöcherne
G a ng und gena u a n ders elben Stelle eine Erweiterung oder Ampulle
a
( ) besitzt ; und wie die knöchernen h a l b ci rk elförm i g en Gänge mit
dem Vorh ofs ra u m s o hängen die h ä u t i g e n B o g e n g ä n g e mit den
Vorh ofsbl ä s ch en z u einem geschlossenen G a nzen zus a mmen
M an
nennt dieses z a rte Gebilde welches ich Ihnen au f Pa pp e gem a lt und
a usgeschnitten hier vorz eige vgl Fig 1 2 l
l l b
da s h ä u t i g e
(
L a b y r i n t h und die Flüssigkeit welche es einschliesst d a s i n n e r e
L a byri n thw a s s er z u m Unterschiede vom ä u s s e r e n in w elchem es
S ch n eck en w i n du n g en
auf
so
sehen Sie in
,
,
,
.
,
,
e
.
,
.
’
,
,
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/
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‘
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,
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,
’
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'
,
.
,
'
.
,
.
.
,
,
,
,
,
,
Vo r l e s u n g v erw en d et en D a r s tell u n g d es i n F ig 12 I a b g e
bil
h a tte i c h ei n V er s a tz s tüc k a u f w e l c h e s d i e O be r flä c h en
a n s i c h t d e r S ch n e c k en w i n d u n e n g e ma l t w a r a n b r i n g en l a s s en
D i e s es V er s a t z
g
s tü c k d ec k t e bi s d a hi n di e I n n e n a n s i c h t d er S c h n ec k e
A n d er i n d e r
d e t en O h r s c h e m a s
1
.
,
.
,
.
.
P opu l äre p hys io l ogi s c h e Vor tr äge
42
.
Solche steife l a nge H ärchen sind übera us geeignet durch S trö
mungen des si e umspülenden L a byri nth w a s s er s in B e w egung zu g e
ra then und da bei eine mech a nische Reizung der zwischen ihren cinge
fl
p a n z ten Enden liegenden N er venv er ä stel u n g en z u ver a nl a ssen
In den B l ä s c h e n d e s V o r h o f s sind a u f den umschrieb enen
verdickten Stellen wo die Nerven enden keine oder n u r kurze und
spärliche Härchen zu finden d a gegen liegen g a nz na he der ner ven
reichen inneren Ob erfläche dieser Stellen z a hllose S pitz e Kryställ ch en
von kohlens a urem K a lk
die sogen a nnten G e h ö r s t e i n c h e n oder
O toli th en w elche durch eine s chlei
mige
C
on si st en z des L a byri n th w a s s er s
ß
ä Q
a n diesen Stellen zus a mmen und fest
geh a lten werden ( vgl Fig
Wenn dieser K ry s ta ll br ei mit der
5
n er ven r ei ch en Oberfläche in Z u s a m
m en stoss g erä th so wird eine m ec h a ni
5
sche Reizung der Nervenenden wol
nicht a usbleiben können !
Die a kustischen Endorga ne der
Nerven welche zur S p i r a l p l a t t e
G hö t i
h
F i g 15
k y t lli i t m
d
e
r
S
c
h
n
e
O
k
e
treten
sind
noch
kohlen s urem K lk d e n
S tellen
i h
der V h f ä
und
unterm
e
i
e
n
h
ü
m
l
i
e
r
t
c
h
und
wunderb
rer
a
a
n
f
g
fifä gfä g gää r
geordnet a l s die bisher b etra chteten
E s sind el a stische Fäden oder Stäbchen welche a u f der oberen
oder Vorh ofs tr ep p enflä ch e der h ä u ti g en S p i ra l p l a tt e ihrer g a nz en Aus
dehnung entl a ng
von unten bis hin a u f in die letzte Windung
sehr
regelmässig dicht nebeneina nder gereiht und wie S a iten in q uerer
Richtung d h in der Richtung der R a dien der S p i ra l p l a tte a u sg e
S p a nnt sind
M a n nennt sie n a ch ihrem Entdecker dem M a rchese A C O R T I
DI S T
S T E F A N O B E L B O C o r t i s c h e S t ä b c h e n oder da s C o r t i
sc h e Orga n
Au f dieser T a fel ( Fig 1 6 ) h a b e ich zum leichteren Ver stä n dni s s
di e s e s v er w i ck el ten Gegenst a ndes eine möglichst verein fa chte schem a
tische Durchschnittsz eichnung der S p i r a l p l a tte entworfen
B ei K sehen Sie d a s äussere Ende der knöchernen S p i ra l p l a tte
welche z a hllo se K a nälchen für die Bündel des i n der S chn eck en S p i n d el
a u fsteigenden S c h n e ck en n er v en enthält
In der Zeichnung ist ein sol
che s K a nälchen vom Durchsch nitt ger a de getro ffen worden so d ass es
a ussieht wie wenn die S i r a l l a tte dopp elt
o und
oder
in
eine
obere
p
( )
p
in eine untere ( u ) Kn o ch enl i p p e z ersp a lten wäre M i s t der membra
,
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.
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‘
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,
.
.
o
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,
‚
.
,
,
.
II
.
D as O hr
u nd
H ö ren
das
43
.
Theil der S p i r a l p l a tte welcher zwischen dem Ra nde des k n ö
ehernen T h ei l s und der Wa nd der Schneckenwindung ( K ) a usgesp a nnt
ist D o r t ist er fe stgew a chsen indem er sich in zwei L a mellen S p a ltet
welche die obere ( o) u n d die untere ( u ) Fläche d e s knöchernen Theiles
K
( ) a l s Knochenh aut überziehen ; h i e r indem er in Ba n dfa s ern ( b)
a u sstr a hlt die sich a n K b e festigen
B ei C befindet sich d a s C O R T I s ch e Org a n w re ges a gt a u f der
o b e r e n der Vorhofs trepp e zugewendeten Fläche der h ä u ti g en Spira l
pl a tte Ihm entsp richt a n der u n t e r e n Fläche derselben ein Blut
ge fäss (g)
Es b es teht a u s Fäden oder Stäbchen von zweierlei Art welche
m a n a l s i n n e r e ( i ) und ä u s s e r e ( a ) unterscheidet
nös e
,
’
.
,
,
,
’
.
,
’
,
,
,
’
.
.
,
.
W
S ch em a ti s che r Durch s chn i tt der S p i r a l pl a tt e mit d e m C o n r r s ch en O rga n
K d a s äu ss e re E nde de s knöchernen T h ei l s der S p i r a l p l a t t e s ch e inb a r i n zwei L i pp en ( o und u ) g e
spa lt en n F a s ern de s S c h ec ken n er ve i n fein s te E df a s e r ch e n a u ss tr a hlend M m em bra ö s er
T heil der S p i r a l p l a tt e b fächerförmige B a df a s e welche M a n die Innenfl äche der äu ss eren nd
( K ) der S chneck e a nh e ften 0 d a s C o n r r s c h e O rg a n z I n en t ä bc h en a A u s s e n t äbc h en g Durch
s chnitt eine s Bl u t g ef ä s s e s
F i g 16 .
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eine der verdickten Enden der A u s s en s tä bch en ( a ) sitzt in der
Mitte der h ä u ti g en S p i ra l p l a tte fest d a s a ndere a rti c u li rt mit dem
ob eren Ende des I nn en stäbch en s
dessen unteres ebenfa lls v er di ck
tes Ende na he a m inneren R a nde der h ä u ti g en S p i ra l p l a tte f es tg e
wa chsen ist Es sind in der mensc hlichen Schnecke etwa 3000 C o n r r
sche A u ss en s tä bch en und noch mehr I nn en stäbch e n indem e twa drei
der letzteren a u f zwei der ersteren gez ählt werden
Indem die C O R rI s ch en Stäbchen entsprechend der Ver s ch m ä l e
rung der S p i ra l p l a tte von unten n a ch oben a llmählich a n L änge a bn eh
men so bilden sie eine Art regelmässig a bgestu fter B e s a i t u n g wie
wir eine solche a n der H a r fe und a m Kl a vier kennen
An die C o nr r s ch en Stäbchen welche von einem z a rten Netz von
in der Zeichnung sind a lle
Z ell ch en und Fäserchen umsponnen sind
diese c om p li ci r ten Gebilde der Kl a rheit wegen w eggel a ssen
treten
die S ch n eck enn er ven ( n ) durch einen schrägen K a na l im A n fa ng sth ei l
der h ä u ti g en S p i ra l p l a tte mit ihren feinsten E nden ( n ) hera n
Es k a nn k a um einem Zweifel unterliegen da ss die wie Kl a vier
s a iten a usgesp a nnten Stäbchen de s C O R T I s ch en Orga ns durch b e
Da s
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P op u l äre p hy s iologi s c h e V o r tr äg e
44
.
stimmte Anstösse in regelm ässige Vibr a tionen g er a th en werden u n d
d a nn die mit ihnen verbundenen Nervenenden in mech a ni sche Erreg ung
vers etzen müssen
I ch bin m i t der Da rstellung des feineren B a ues unseres Gehör
Es genü gt w enn Sie a l s E n d er g ebn i s s d erselben
o rg a ns zu Ende
kl a r er fa sst h a b en d a ss die H örn erv en en d en a u f z a rten el a stischen
M embr a nen a usg ebreitet und üb er a ll mit besonderen s ch w i n gun g s
den a k u s t i s c h e n E n d o r g a n e n
verbunden
f ähigen Gebilden
durch Impulse v on
w e lche a llseitig von Flüssigkeit umspült
s ind
die die
a ussen in b estimmte B e w egungen versetzt werden können
N erven me ch a nisch erregen
Nun k a nn ich unsere zweite Fra ge : w i e d e r S c h a l l v o n u n s
w a h r g e n o m m e n w i r d ? d a durch be a ntw orten d a ss ich Ihnen z u
z eigen versuche
w a s in den drei Abschnitten des Ohres vorgeht und
w i e sich die einz elnen b eschriebenen Gebil de verh a lten wenn Sch a ll
w e llen da s Ohr tre ff en !
Die Ohrmuschel und der äussere Gehörg a ng fa ngen die S ch a ll
wellen a u f und so gel a ngen si e bis a n da s Trommel fell Die Bed en
t ung der Ohrmuschel a l s F a ng oder Sch a lltrichter ist beim Menschen
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edoch
trotz
ihrer
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cheinlich
sinnvollen
und
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M od el l i run g nur sehr untergeordnet denn wenn si e verloren geg a ngen
i s t ode r durch Bind en gl a tt a n den S chädel gedr ü ckt wird
vor a us
gesetzt d a ss der Gehörga ng frei bl eibt so wird da s Gehör nur wenig
beeinträchti gt Ferner zeigt der einfa chste Versuch da ss m a n sogleich
e tw a s b esser hört wenn m a n die Ohrmuschel a u s ihrer L a ge und Form
mit dem Finger n a ch vorn h er a u s drän g t oder g a r
wie Sch werhörig e
durch die von hinten her a n die Ohrmusch el a ng e
z u thun pflegen
le gte gekrümmte H ohlh a nd trichte r förmig z u s a m m enbi eg t und ver
r
ein B eweis d a ss die Ohrmuschel in ihrer na türlichen L a ge
g ö s s ert
und Gest a lt a l s S ch a ll und F a ngtrichter n u r wenig leistet
G a nz a nders i st dies bei vielen T hi er en z B den Pferden Hun
d en Sch a fen u s w
w elche Form und Stellung ihrer Ohren durch
b esondere Muskeln n a ch B e dürfni ss verände rn können Wer hätte
n icht schon Gelegenheit geh a bt zu sehen
w i e ein Pferd z B seine
Ohren spitzt und o ft g a nz un a bhängi g von eina nder n a ch v ers chi ed e
n en Richtungen w endet um d en Sch a ll b esser au fzu fa ngen
A e hn l i c h e
Muskeln besitzt zw a r d a s menschliche Ohr eben fa lls
a b er sie sind
s o a rmselig entwickelt und werden so wenig geübt d a s s sie die wenig
:
sten Menschen willkürlich gebr a uchen können
wodurch übrigens
n ichts verloren wird
d a ihre Wirkung unter a llen Umständen unbe
d eutend und von keinem merklichen Einfluss a u f da s H ören ist
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II
.
D a s O hr
d a s H ö r en
u nd
45
.
D a ss diese Muskeln a b er nichtsdestoweniger wirklich vorh a nden
sind z eigt die a na tomische Präp a r a tion und die Fähigkeit m a nche r
Menschen dieselben willkürlich spielen z u l a ssen
So pflegte z B der berühmte An a tom A L B I N Us der 1 6 9 7 geboren
w ar
w enn er in seinen Vorlesungen a n der Universität L e y den zu
diesem G eg en stä n d e k a m seine
A l l on g en —
Per rück e mit Feier
li c h k ei t a bzuheben und den
Schü lern die Wirkung dieser
Muskeln a n seinen eigenen
Ohren zu d em on stri r en
W a hrscheinlich er freute
sich A L B I N Us nicht immer eines
so z a hlreichen Auditoriums wie
ich im gegenwärtigen Augen
blicke
sonst hätte er sich z u
seiner D emonstra tion
um sie
a llen Anwesenden sichtb a r zu
m a chen
eines ähnl ichen
Hil fsmittels b e di enen müssen
wie ich m i r a usgesonnen h a be
7
vgl
Fig
1
(
) um Ihnen Allen
j etzt die willkürlichen B ewe
gungen meiner eigenen Ohr
F ig
F ühl h b l zur Demon s tr tion der willkür
muscheln zu z eigen
I ch
lichen B ewegungen der O hrmu s chel
S tirnb nd
welch em eine M e ss in gp l tte p b
binde mir z u diesem Ende ein Sfe sein
tigt i s t die einen s enkrechten St b mit hori z n
t ler B ohrung und S chräubchen ( ) trägt I n der
S ti rn b a nd um den Kop f a n
mi t einer S t hln del
B ohrung s teckt ein S täbchen d
( bei ) verbunden i s t A uf die S t hln del
welchem ein kleiner F ühlh eb el i( s )t gelenkig
ein federnde s H ül s chen ( h) fge s choben welche s
mit der G bel eine s längeren t i l S t äb
be festi gt ist ; stütze den H ebel wieder
chen s ( bei ) ti l i t A unteren E nde de ss elben
S chräubchen ver s tell
findet s ich ein durch d
vermittelst eines Stäbchens a n bbe re
s D h th ä k h ( d ) welche s in die O hrmu s chel
eingehängt wird Auf die Sp itze der S t h l d l k m m t
dem sich ein Dr a h th äk ch en be
zur V erlängerung de s F üh l h b l welchen di N d el
l ng e leichte durch ufgelegte s B l ttgol d
fin det a u f da s Ohr in dem ich bildet
e
ine
glänzend und weithin s ichtb r gem chte Vogelfeder
s o d ss die kl ein s ten B ewegungen der O hrmu s chel d
da s H ä kchen in die Muschel
ngehängte E nde de s t i l S täbchen s heben und
ewegungen de s F üh l h b l ( s d
einhänge
und Sie sehen nun s ehr u s giebige BC ontour
kti t
) ver nl ss en mü ss en
p
w i e die schuhl ä nge mit Bl a tt
gold üb erzogene Vogel feder welche a u f der Spitz e d e s F ü hl h eb el s
steckt die wi llkürlichen Bewegungen meines Ohres in vergrösserte m
M a a s s s ta b wiedergibt
N a ch diesem b ei l ä u fig en Excurse üb er die Ohrmuschel kehre
ich z u der Auseina ndersetzung der a kustischen Vorgänge im Ohr e
zur ück
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P op u l är e p hy s iol o gi s c h e V or t räg e
46
.
Die Sch a llwellen pfl a nz en sich a lso bis in die L u ft d es G eh ör or
g a ns hinein fort und gel a ngen wie ges a gt bis a n d a s Trommel fell
welches den G a ng a b schliesst
da ss j ede einz elne Sch a llw elle d a s
E s ist nun leicht b egrei flich
Trommel fell in j e e i n e Schwingung versetzen muss welche der hin
und hergehenden B ewegung der L u ftth ei l ch en und des s ch a ll erz eu g en
den Körp ers selbst entspricht
Um Ihnen diesen Vorg a ng so fort g a nz a nsch a ulich zu m a chen
bra uche ich nur unsere
vorhin zur D emonstr a tion d er Sch a llwellen
b ewegung b enutzte
M a schine ( Fig 1 0) neuerdings in T häti gk ei t
setz en zu l a ssen n a chdem hinter dem letzten L ichtchen der Reihe ein
welcher uns da s el a stische Trom
w ei s sl a ck i r ter Blechstreifen ( T )
m elf el l b edeuten soll w ährend der sch w a rz l a ck i r te Bl e ch s trei f vor
dem ersten Lichtchen den schwingenden Körp er v orstellt
in Ver
bindung gebr a cht worden ist
Sie sehen wie der weisse Bl e ch str ei f d h d a s Trommel fell
in di eselben Schwingungen g erä th welche der Streifen von schwa rz em
Blech ( d h der s ch a l l erz eu g en de Körp er ) a us führt und w i e die B e
w eg u n g en der L i ch terr ei h e
( d h die Sch a llwellen der L u ft )
diese Ueb er ei n sti m m u n g der Schwingungen hervorb ri ngen ! 1)
In Wirklichkeit bildet a lso die L u ft sozus a gen die u n s i c h t b a r e
Brücke a u f w elcher die O s ci l l a ti on en der s ch a ll erz eu g en den Körper
a u f d a s Trommel fell hinüb ergetr a gen werden
Die Schwingungen z u welchen da s Trommel fell a u f diesem Wege
gezwungen w ird m a cht der H a mmer n a türlich mit weil sein G ri fl oder
Stiel in da s Trommel fell eingew a chsen ist
H a mmer und Amboss hängen a ber innig zus a mmen und b ewegen
sich h eb el förm i g um eine gemeinsch a ftli che Axe
Die Sch w ingungen des Trommel fells m a cht a lso w i e der Ha mmer
und d a der Steigbügel a n der Spitz e des l a ngen
s o der Amboss mit
Forts a tzes des Ambosses sitzt
n a türlich a u c h der Steigbügel
und zw a r in d e r Art d a ss er die mit seiner F u S S p l a tte verw a chsene
Membra n des ov a len Fensters ( vgl Fig 12 I o) ein und a u ss tül p t
und d a durch in di eselben Schwingungen versetz t w elche d a s Trom
m el fell a us führt
In dem Moment wenn die Membr a n d es ova len Fensters durch
die Steigbügelpl a tte ei n g e stül p t wird wölbt sich die el a s tische Mem
,
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L
m ö g e d e n V ers u c h mit d em S p a l tl i n e a l u n d d er S t ei n d r u c k t a fe l 2
( F ig 1 1) w i e d er hol en ; di e di c k e n S tr eifen S u n d T e n t s p r e c h e n w i e d er s c h w a r z e
u nd
w e i s s e B l e c h s t r ei f
d em S c h a ll k ö rp e r ei n e r s ei t s u n d d em T r omm elfell
a n d er er s e i t s
1
D er
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.
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.
II
D a s O hr
.
u nd
das
H ö r en
47
.
bra n de s runden Fensters ( r ) hervor und umgekehrt Fehlte diese
el a stisch verschlossene G eg en öffn u n g des r unden Fensters a m L a b y
ri n th
so w ürde da s in sta rre Wa ndungen eingeschlossene i n com p r es
sible L a byri n th w a ss er die O s ci l l a ti on sb ew eg un g der Steigb ü gelpl a tte
b eeintr ächti gen o der ga nz verhindern Dies a lles k a nn ich Ih nen a n
unserem O h r s o h e m a zeigen w eil ich die betre ffenden Theile bew eg
lich eingerichtet h a be 1)
S o wi rd a lso die S ch a l l bew eg un g durch di e Kette der Gehör
knöchelchen und die M embr a n des ov a len Fensters a u f d a s L a b yri nth
w a sser übertra gen
Ehe ich weiter gehe muss ich b emerken d a ss diese Ueb ertra gu n g
der B ewegung nur d a n n leicht und vollstän di g st a ttfindet w enn di e
Theile ihr e volle freie B eweglichkeit h a ben und b esonders auch di e in
der Pa ukenhöhle eingeschlossene L u ft weder d ü n n e r noch d i c h t e r
ist a l s die Atmosphäre
w egen
Es ist in diesen b eiden Fällen leicht verständlich d a ss
der stärkeren Sp a nnung und Vorwölbung des Tro m mel fells gegen die
Seite der dünneren L uftm a sse hin di e freie Beweglichkeit der Theile
vermindert und somit d a s H ören selb st b eeinträch ti g t sein muss
Die O h r t r o m p e t e oder T u be E u s ta chi i ( vgl Fig 1 2 I R ) dient
nun da zu die Ausgleichung dera rti ger da s H ören wesentlich b ecin
D ru ck di fl er en z en zwischen der Pa u k enh öh l en l uf t und
trä ch ti g en d er
der Atmosphäre zu ermöglichen
indem sich die Mündung ihres
N a s en en d es ö ffnet und den K a n a l der die P a ukenhöhle mit der N a se
verbindet w eg s a m m a cht
Die s geschieht ohne da ss wir es wollen und wis sen während der
Schluckb ewegungen M a chen wir d a her sob a ld sich eine S c h w e r
b ö r i g k e i t in folge von L u ftdruckdifferenzen einstellt eini ge Schling
b ewegungen so verschwindet dieselb e so fort wieder weil durch di e
d a b ei sich ö ffnende Ohrtromp ete L u f t entweder a u s der N a se in die
P a ukenhöhle oder a u s dieser in die Na se einströmt und d a s Gleich
gewicht a u f b eiden Seiten des Trommel fells sich herstellt
Bei verschiedenen Menschen ist die Ohrtromp ete von sehr ver
B ei m a nchen ist sie so w eit d a ss sie immer o ffen
s ch i e d en er Weite
steht und es d a her niem a ls z u den beschriebenen Erscheinungen kommt
w eil die ungehinderte Ausgleichun g da s Zusta ndekommen etw a iger
.
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1
I n d e m b ei d er
V o rl esu n g b enu tz t en
O h r s c h em a w a r en d a s T r omm elfe ll
ov a l en u n d d es r u n d en F en s t er s
g es tell t u n d d i e G eh ö r kn ö c h el c h en a u f P a pp e g em a l t
li c h a n ein a n d er b efe s tig t w o r d en
di e M e mb r a n en d e s
,
.
aus
au s
un d
K a u t s c h u k s t r e i f en h er
g e s c h n i t t en
und
b e w eg
P o p u l är e phy s iologi sc h e V o rtr äg e
48
.
Sp a nnungsunterschiede verhindert B ei a nderen i s t sie wieder so eng
da ss si e b ei der geringsten Schwellung der Schleimh a ut g a n z u nw e g
Die stets verh ä l tni ssm ä ssi g geringe Weite des O hrtr om
s a m wird
a r u m m a n s o häufig
b
eiläufig
b
emerk
der
Grund
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k
a n a l s ist
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e
n
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b ei he ftigem Schnup fen wo die Schleimhäute schwellen schlecht hört
Hierdurch wird Ihnen die B edeutung und der Nutzen j ener sehr
sonderb a ren C ommunic a tion zwischen der Pa uken und N a senh öhle
gewiss verständlich geworden sein
Von den Umständen a ber unter welchen diese A rt vorüb ergehen
der Schwerhörigkeit entsteht will ich z w e i a n führen weil sie ein
b esonderes Interesse d a rbieten dür ften
L ässt m a n sich nämlich in einer T a uche rglocke in die Tie fe de s
W a ssers hina b
oder steigt m a n in ein em L u ftb a llon r a sch in be
so tritt j ene S chwerhörigkeit
trä ch tli c h dünnere L u ftschichten empor
sehr deutlich ein
in der T a u c h e r g l o c k e w eil die L u ft in der
m a n a th m et st a rk com p ri m i rt i s t während die Pa u k enh öhl en l u ft n u r
d a s Trommel fell da her zu st a rk
die Sp a nnung einer Atmosphäre h a t
im L u f t b a l l o n weil die L u ft in die m a n
e i n g e s t ü l p t wird ;
emporgeko mmen d ü n n i s t im Vergleich e z u j ener die m a n von der
Erdob erfläche
dem Grunde der Atmosph äre
in seiner Pa ukenhöhle
da s Tromm el fell a lso da uernd h e r a u s
mit h i na u fg en om m en h a t
g e s t ü l p t wird
I ch k a nn Ihnen diese T h a tsa ch en a u s eigener Er fa hrung b estätigen
denn ich h a be mich im Ja hre 1 85 0 i m p ol yteohni s ch en Institut in L on
don mit drei a nderen H erren in einer T a ucherglocke in die Tie fe eine s
und bin im vorigen H erbst
br unn en a rti g en B a s sins hina bgel a s s en
in Pa ris in Gesellsch a ft von 14 a nderen P ersonen mit einem s og ena nn
ten » B a llon c a ptif «
einem a n einem l a ngen Seil b e festigten kolos
s a len L u ftb a llon der erst gegen da s Ende der Ausstellungsz eit fertig
a n 300 Meter hoch in die L u ft geflogen
ge w orden w a r
a lso weit
höher a l s unser J en en s er H a usb erg
eder die unheimliche gedrückte Situ a tion in der grünlich dä m
m er i g en T a ucherglocke
noch die w a hrh a ft entzückende Empfindung
b ei der L u ftfa hrt und die über a lle Beschreibung herrliche Aussicht
a u s dem B a ll on a u f d a s vom schönsten A ben d g ol d üb ergossene P a ris
mit seinen zahl losen punkt förmigen Menschlein und zwergh a ft z u
s a mm en g e s ch r u m p f en B a uten
s
einem
H
tel
des
I
nv
lides
seinem
o
a
t
Pa nth eon seine m Arc de l E toi l e
t i e f unter meinen Füssen
h a ben mich a n der ph y siologischen Beob a chtung üb er die unter diesen
Umständen eintretende Schwerhö ri gkeit und deren so fortige Vertreibung
durch S ch li n gb ew eg u n g en ve rhindert
.
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P o pu l är e p hys iologi s c h e V o rträ g e
50
F ür di
.
S ch a ll w ellen gibt es w i e ich hi er b ei l ä u fig er wähnen mus s
noch einen z w eiten kürzeren Weg zu dem H ö rn erven mit sein en Endor
ga nen im L a b yrinth
nämlich durch di e S c h ä d e l k n o c h e n selbst
Diesen di re cter en Weg können die Sch a llw ellen j edoch n u r: d a n u
in erheblicher Stärke b etreten wenn sie durch einen festen Körp er
fortgeleitet w erden welcher mit den Schädelk nochen selbst oder mit
den Zähnen in unmittelb a rer B erüh rung steht
Wenn m a n sich b eide Ohren zustop ft und da nn einen Bindfa den
z wi schen di e Zähne klemmt a n dessen Ende ein gro sser sil b ern er
L ö ffel oder noch b esser ein eisernes Line a l her a bhängt
so hört
sowi e der L ö ffel oder da s Line a l
gegen eine Tischk a nte
man
a n s ch l ä g t
trotz der verstop ften Ohren einen
hi n g es ch w u n g en
s o mächtigen Sch a ll da ss m a n gl a ub en k a nn neb en der gros s en Glocke
des Kr em el s von Mo sk a u zu stehen
I ch emp fehle Ihnen diesen ei n
fa chen und höchst überr a schenden Versuch
nicht etwa b l o s für die
Kinderstub e
Viele Sch w erhörige j a sog a r m a nche scheinb a r g a n z T a ub e
hören d a s a u f einem Kl a vi er gespielte Musi kstück vollkommen g ut
w e nn sie einen zwi schen den Zähnen geh a ltenen H olz st a b a u f den
Resona nzboden des Instruments a u fstemmen
Diesen K u n stgri fl h a t wi e mir m i tg eth ei l t wurde unser v er stor
b ener C ollege S C H E I D L ER in früheren J a hren b enutzt wenn er trotz
seiner T a ubheit m u si ci r en w ollte
Dieser Ku n stgri fl gelingt i n des s n u r s o l c h e n G eh örk r a nk en b ei
denen d a s L a b y ri nth und der H örnerv mit s einen Endorg a nen noch
gesund sind während die Theile des L ei t un g sw eg e s für di e Sch a ll
w ellen der L u ft
a lso Trommel fell und Gehörknöchelchen irgendwie
gelitt en h a b en und fun c ti on sunf äh i g geworden sind
Die Be a ntw ort ung unserer dritten und letzten Fra ge : w e l c h e
V e r s c h i e d e nh e i t e n d e r S c h a l l d a r b i e t e t?
a n die wi r nun
her a ntreten können muss d a rin b estehen da ss ich Ih nen z eige
w i e v i e l e r l e i Unterschiede die S ch a l l em p fin du n g en
deren
unser Ohr fähig ist
erkennen l a ssen und w e l c h e V er s chi e
d enh ei t en der äusseren E rr eg u n g sm i ttel — nämlich der S ch a llw ellen
durch ihre Einwirkung a u f den Mech a nismus des Ohres
die sen
Unterschieden der Empfindung entsprechen
D er Unterschied w elchen ich zuerst b esprech en w ill w eil er
a l l e n Ar ten der S ch a ll em p fin du n g zukommt ist d e r hinsichtlich ihrer
S tä r k e oder Intensität
J ede wi e immer ge a rte te S ch a l l em p fin du n g ka nn nämlich einen
s t ä r k e r e n oder s c h w ä c h e r e n Eindruck m a chen
e
,
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II
.
D a s O hr
u nd
das
H ö r en
51
.
Dieser qu a ntit a tive Unterschied der S ch a l l em p fin du n g en h ängt
unter übrigens gleichen Umständen nur a b von der G r ö s s e der
Schwingungen d h von der Breite d e s R a umes innerh a lb w elches
d er s ch a l l erz eu g en d e Körp er und die einz elnen T h ei l ch en des leitenden
Mediums hin und h er os ci lli r en Denn j e grösser die E x c u r si on en der
Schwingungen sind desto m ä c h t i g e r w erden ,die Erschütterungen
des Trommel fells der Gehörknöchelchen des L a byri nthw a s s er s und
der b etr efl en d en Endorga ne des H örnerven a us fa llen
desto i n t e n
s i v e r ist d a nn a uch die mech a nische Erregung der Nerven und dieser
entsprechend die S ch a ll em p fin du n g selbst
J e k l e i n e r hingegen die S chw i n g u n g sg rö s s e der g a nzen Reihe
der s ch a l l erz eu g en d en Schw ingungen ist desto sch w ächer muss die
nervöse Erregung und desto l e i s e r die erz eugte Empfindung sein
I ch komme z u dem z w e i t e n und zw a r dem H a u p t u n t e r
es ist d e r z w ischen G e r ä u s c he n und
s c h i e d e des Sch a lles
m u s i k a li s c h e n K l ä n g en
Geräus che und Klänge können in m a nni ch fa ch wechselnden Ver
h ä l tni s s en sich mischen j a durch Z w ischenstu fen unmerklich i n ei n a n
der üb ergehen
ihre Extreme liegen a b er weit a useina nder
D er w e s e n t l i e h e Unterschied z w ischen diesen b eiden H a upt
kl a ssen von S ch a l l em p fin du n g en ist da rin b egr ündet d a ss beim
G e r ä u s c h di e hin und hergehenden Bew egungen der einzelnen
L u ftth ei l ch en ga nz unregelmässig sind
und d a ss d e m z u f o l g e die
mitein a nder a bwechselnden Verdünnungen und Verdich t ungen der
L u ft a u s denen die fortschreitenden S ch a llwellen d e s G e r ä u s c h e s
bestehen nicht gleich a rti g und üb ereinsti mmend zus a mmengesetzt
erscheinen sondern g a nz verschieden und regello s wechselnd
B eim reinen K l a n g hing egen geschehen die S ch w ingungen der
einz elnen L u ftth ei l ch en g a n z regelmässig n a ch einer ga nz b estimmten
i n immer gleicher Weise w iederkehrenden Norm und infolge dessen
sind a uch a l l e die a u fein a nder folgenden S c h a l l w e l l e n e i n e s
u n d d e s s e l b e n K l a n g e s gen a u eina nder gleich es herrscht eine
m a them a tische Ueb er ei n s ti m m un g der B ewegung
Eine solche Be w egung welche in gen a u gleichen Zeit a bschnitten
m a g diese Weise
in gena u derselb en Weise oder Norm w iederkehrt
oder Norm a n sich welche immer sein
nennt m a n in der Phy sik eine
p e ri o di s ch e
J ene S ch a l l w el l enb ew eg u n g a lso w elche den musik a lischen
K l a n g hervorbringt ist eine p e r i o d i s c h e
j ene welche da s
G e r ä u s o h erz eugt eine n i c h t periodische Bewegung
Die verschiedenen Wirkungen dieser beiden Arten von Sch a ll
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P op u l är e p hy s iologi s c h e V orträ g e
52
.
Ohr schein en sich a b er einfa ch d a r a us zu
erklären d a ss p e r i o d i s c h e Sch a llwellen a n d e r e der Endorga ne
des H örnerven in Mitschwingungen versetzen und demgemäss a uch
a n d e r e Nerven fa sern erregen
a l s n i c h t p eriodische
In dieser B eziehung ist es von Wichtigkeit sich zu e ri nnern wie
verschieden di e a kustischen Endorg a ne der Nerven
j e n a ch i hrer
Form C on si stenz E l a sti ci tä t und B eweglichkeit sind
Wie m a n mit Grund v erm u th et können nämlich di e s a i tena rti g
a u sgesp a nn ten un d a bgestimmten C o nr r s c h en Stäb chen a u f der el a
di e mit
s ti s ch en S p i ra l p l a tt e n u r durch p e ri odische Schwingungen
i h n e n i n E i n k l a n g sind in a nh a ltende krä ftige M i t schwingungen
versetzt werden ; w ährend der zähe K ry sta l l brei der H ör s tei n ch en in
den Vorh efs ä ck ch en und die feinen H ärchen in den Ampullen durch
einzelne Stöss e und unregelm ässige n i c h t p eri odische E r s ch ütte
r ungen i n a usgiebige regellose B ewegu ngen g er a th en
Und so sehen Sie denn da s s durch di e E i g en th üm l i chk ei t ihrer
Endorga ne die N erv en a u sbr ei tun g en in den Vorh ofs ä ck c h en und den
Ampullen z ur W a h rn ehmun g der G e r ä u s c h e
die Schnecken
nerven mit ihren O O R T r s ch en Stäb ch en a b er zur Wa hrnehmung der
m usik a lischen K l ä n g e geschickt erscheinen
Die Erregung der V orh ofsn erven gibt G e r ä u s c h em p fin du n g en
die der S chn eck enn er v en a b er T o u und K l a n g em p fin du n g en
Au f die An a ly se der unendli ch m a nni chfa l ti g en Geräusche k a nn
ich mich nicht w eiter ein l a ssen ; ich b emerke nur da ss sie meist ver
s chi e d en e
mehr oder weniger hervorstechende Kl a ngelemente b ei
gemischt enth a lten ; wie umgekeh r t fa st a lle Klänge mehr oder weni ger
durch Geräusche verunreini gt sind
a s a b er die w eiteren Verschiedenheiten der r e i n e n m u s i k a
l i s e h e n K l ä n g e a ngeht s o h a b e ich Ihnen n och zu erklären w o
durch einerseits di e musi k a li sch e T o n h ö h e derselben a ndererseits
ihre sogen a nnte K l a n g f a r b e ode r ihr T i m b r e be di ngt wi rd und
w i e der S ch n e ck enn erv mit seinen C o n r r s ch en Stäb chen diese beiden
Qu a litäten w a hrzunehmen im St a nde ist
Die musik a lische H ö h e und T i e f e der T on em p fin du n g en ist b e
dingt durch di e A n z a h l der Schwi ng ungen welche der tönende
Kö rp er in einer S ecunde m a cht
J e grösser die Anz a hl der Schwingungen in einer Secunde ist
desto höher
j e kleiner Ed e s to tie fer i st der Ton Von di eser fund a
ment a len T h a ts a ch e ka nn ich Sie vermittelst der sogen a nnten S E E
B E c x s ch en Sirene überz eugen
Dies i st ein Instrument in welchem
Töne d h p erio di sche Sch a llwellen n u r da durch entstehen d a ss ein
w ellenb ewegung
da s
auf
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P opu l är e p hy s iologi s c h e V or tr äg e
54
.
sein mehr a l s 2 000j ähriges Alter ehrwürdigen Versuch a m Monochord
üb erzeugen ( vgl F i g
D a s Monochord ist wie Sie sehen ein l a nger schm a ler Reson a nz
k a sten ( R ) von dünnen Brettchen a u f welchem eine einzige S a ite
indem ih re Enden in die festen
( d a her der N a me) a us gesp a nnt ist
sch a rfka nti g a u fgebogenen L a ger (k k ) eingeschr a ubt sind Ein Steg
( t) k a nn b eliebig wo unter die S a ite geschob en w erden und th ei l t da nn
dieselb e in zw ei selb ständig schwingende Häl ften An der Seite des
K a stens ( R ) ist ein M a a s s sta b ( in der Fig in 1 5 0 Theile g eth ei l t) von
w elchem m a n d a s Verh ä l tni ss der L ängen
in dem die entsta ndenen
S a i ten h ä l ften z u eina nder stehen a blesen k a nn
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4
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k l T erz
5
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S ex t
5
8
S ex t
8
10
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Q u in
Q u a r te
.
.
kl
gr
.
.
onochord
R e s n nzk s ten mit M
t b für die E in s tellung de s ver s chiebb ren S t g
( t) Die einzige S ite
de s I n s t ument s i s t horizont l üb e r die s ch rfk ntig ufgebogenen L ger k k ge sp nnt
F i g 19
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Da s M
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Setz e ich den Steg ( t) gen a u unter die Mitte der S a ite ( na ch dem
M a a s s sta b der Z eichnung a lso in die Verlängerung des T h ei l stri c h s
so stehen die S a i ten h ä l ften i m Verh ä l tni s s 1
d h sie sind gleich
l a ng ; ich s chla ge sie a n ; sie geb en wie Sie hören gena u d e n s e l b e n
Ton (unisono )
Theile ich die S a ite in Ge da nken in drei gleiche Theile und
s chieb e ich den Steg gen a u a m Grenzpunk t zwischen dem ersten und
z w eiten Dritt el unter die S a ite ( vgl Fig 1 9 t b ei T h ei l stri ch
so
h a t die linke S a i tenh ä l fte
die rechte
der ga nzen L änge B ei de
H äl ften stehen im Verh ä l tni s s von 1 2 „ und wenn ich sie erklingen
l a sse so geb en sie wi e Sie hören d a s Interv a ll einer O o t a v e
S etze ich den Steg so d a ss links 2 5 rechts
der L änge liege n
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55
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so
ist
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s
der
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s
t
r
i
c
6
(
)
Stücke 2 3 und die Töne bilden eine Q u i n t e
So fortfa hrend findet m a n da s Verh ä l tni s s für die
4
3
Q u a rt e
gros se Terz 4 : 5
kl eine Terz 5 : 6
kleine S ext 5 : 8
g r o s s e S e x t 6 : 1 0 o der
( vgl die in der Fig gezeichneten horizonta len L inien ihre E i n th ei l u n g
7
g 3
4 t5
6
1
t und t )
und die Stellung des S teg e s t t t t
Die längere S a i tenh ä lfte gibt immer den tie feren Ton des Inter
v a lls Alle übrigen Verhältniss e der S a i tenh ä l ften bringen Diss o
na nz en hervor
Diese Abmessungen sind schon von den griechischen Musikern
mit grosser Gena uigkeit a usgeführt und a l s ein tie fes M y sterium b e
tra chtet worden
Erst sehr viel S päter ermittelte m a n d a ss di e einfa chen Verhält
nisse der S a i tenl ä n g en a uch eb enso für di e S chwingungsz a hlen der
Töne bestehen und somit den Toninterva llen a l l e r musik a lischen In
A uf den To ni nterv a llen b eruht a ber eb en
str u m en te zukommen
schliesslich die g a nz e Musik
u n d Sie werden nun den vi el ci ti rten
geistreichen A us spruch » d a s s d i e M u s i k e i g en t l i c h k l i n g e nd e
A r i t h m e t i k << sei z u würdigen v erstehen
Nun noch von der Kl a ng f a r b e !
L ässt m a n e i n e und d i e s e l b e Note n a ch ein a nder durch ver
etwa eine Geige eine C l a rinette ein Pi a no
s ch i e d en e Instrumente
oder eine Sings timme in der gleichen Stärke a ngeben so ist die Em
fi
d
un g t r o t z d e m j edesm a l von a nderem a ku s tischen C h a r a kter
n
p
und diesen nenn t m a n K l a n g f a r b e oder T i m b r e An K l a n g
f a r b e oder T i m b r e erkennt m a n leicht d a s Instrument welches den
Ton hervorgebra cht h a t
Welche Verschiedenheit der p eriodischen S ch a l l b ew eg un g ent
spricht nun d i e s e m Unterschiede der Empfindung ?
Wir h a ben gesehen d a ss von der S ch w i n g u ng s g r ö ss e di e S t a r k e
von der Schwi ngungs a nz a hl die m u s i k a l i s c h e H ö h e des Tones
z u r Erklärung der verschiedenen Klänge o der K l a n g
a bhä ngt
f a r b e n bleibt a lso nur n och j ene M a nni ch fa l ti gk ei t der p eriodischen
Schwi n g ungen übrig welche sich a u f deren F o r m oder Zus a mmen
setzung b ezieht d h a u f die S p eci el l e Art und Weise w i e di e s ch w i n
a ligen Hin un d
ihre
B
ewegung
während
eines
einm
T
i
l
h
e
n
h
e
d
e
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c
n
n
g
H erga nges a us führen
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P op u l äre p hys iologi s c h e V o r tr äg e
5 6
.
I ch muss Ihnen hier um ku rz zu sein die u h e r r a s o h e n d e
M i tth ei l u n g m a chen d a ss es n u r durch b esondere ph y sika lische Vor
einen w i r k l i c h g a n z e i n f a c h e n Ton z u er
r ichtungen gelingt
zeugen ä und d a ss ein j e d e r K l a n g
wi e ihn unsere verschiede nen
m usik a lischen Instrumente durch ihre c om p li ci rten Schwingungen her
vorbringen
n i e m a l s wirklich ein e i n z i g e r e i n f a c h e r T o n
i s t sondern s t e t s z u s a m m e n g e s e t z t a u s m e h r e r e n T ö n e n v on
verschiedener S t ä r k e und H ö h e die gleichzeitig und in demselben
Momente miteina nder erklingen
sob a ld irgend eine Note eb en durch
e ines unserer b ek a nnten Musikinstrumente a ngegeb en wird !
Von diesen einfa chen Tönen die wie ges a g t einen j eden solchen
wird d e rj e u i g e
s c h e i n b a r ein fa chen Kl a ng zus a mmensetz en
und desh a lb a uch durch seine
w elcher der tie fste und stärkste ist
Sch w ingungsz a hl die musika lische H öhe des g a n z e n Kl a nges b e
stimmt der G r u n d t o n gen a nnt während die übrigen höheren Töne
welche gleichzeitig a ber in verschiedener Stärke noch mitklingen die
O b e r t ö n e heissen
D er Grundton u n d seine O bertön e verschmelz en für da s Gehör s o
s e h r z u einer e i n h e i t l i c h e n Empfindung
der des specifischeu
da ss sie nur durch b esonders geü b te und a u fmerks a me
Kl anges
Ohren oder durch b esondere k ünstliche Ver a nst al tung en
e in z eln
a u s dem Kl ä nge her a usgehört werden können
Sie sehen verehrte Anwesende ! da ss somit von der F o r m oder
Z u s a m m e n s e t z u n g der p eriodischen Schwi ngungen
d h von
d er verschiedenen Anz a hl und Stärke der O b er tön e die n e b s t dem
Grundton im Kl a ng enth a lten srn d die Verschiedenheit der Kl a ng fa rb e
o der d e s Timbres a bhängt
Wenn u m nu r e i n Beispiel a nzu führen die Violine und di e
menschliche Stimme d a s eingestrichene a n a ch ein a nder a ngeben
so stimmen diese durch ihren Timbre leicht a u s ein a nder zu ken
neh den Klänge d a r i n ü b erein da ss si e b eide d a sselbe a ( mit seinen
4 40 Schwingungen in einer S ecunde ) zum Grundto n h a ben ;
sie
unterscheiden sich a b er d a d u r c h von eina nder d a ss b eim a der
Violine die O ber tön e in a n d e r e r Anz a hl und Stärke mitklingen a l s
b eim a der mens chlichen Stimme
und dies gilt für a lle übrigen
Musikinstrumente I ch verzichte d a r a u f Ihnen noch m ehr ü ber die
O b er tön e und ihr I n terv a ll v e rh äl tni ss zum Grundton und zu ein a nder
sowie da ra u f Ihnen zu z eigen wie die Lu ftb ewegung be
z u s a gen
sch a ffen i s t welche gleichz eitig erklingenden und neben eina nder
bestehen den Tönen entspricht die einen Kla ng zus a mmensetz en
denn einerseits müss te ich zu weitläufig werden um leicht verstand
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P o pu l är e p hy s iolo gi s c h e V o rtr ä g e
58
.
wie ei n Echo d h Sie h a ben nicht die b eka nnten Töne des Kl a viers
i n ihrer S p eci fis ch en Kl a ng fa rbe
son dern di e V o c a l e m ein er Sti mme L
Die B e s a i tu n g desselb en h a t
a u s dem Kl a vier h er vorkli n g en hören
nämli ch a u f rein mech a nischem Wege die zus a mmengesetzten Kl a ng
wellen der Voc a le in ihre B esta n dth ei l e zerlegt
indem a l l e die
S a iten und n u r die S a iten in Mit s chw ingungen g eri eth en welche den
Sch w ingungsz a hlen der im Kl ä nge d e s Voc a ls e nth a ltenen ein zelnen
Töne en tS p r a ch en Es musste d a her dieselb e Tonmischung na chh a llen
welche der Kl a ng fa rb e des b etre ff enden Voc a ls entspricht und Ihr
Ohr h a t diese Mis chung sogleich a l s den b eka nnten Voc a lk l a n g er
i e?
da s sollen Sie gleich einsehen ! K önn
k a nn t und a ufge fa sst
ten w i r j ede S a ite des Kl a viers mit einem a kustisch en Nerven s o ver
binden da ss derselb e erre gt würde und den entsprechenden einfa chen
Ton emp fände sob a ld die S a ite in S ch w ingungen g eri eth e so hätten
wir begr eif licherweise ein Org a n gesch a ffen da s zur W a hrnehmung
der T o n h ö h e n und K l a n g f a r b e n geeignet wäre
Ein solches M i n i a tu rkl a vi er mit Nerven ist a b er in der Th a t di e
S c h n e c k e die w i r im Ohre h a b en
Die 3000 a u f verschiedene Töne a bgestimmten C O R T I s ch en S täb
chen entsprechen nämlich den Kl a viers a iten und es ist j edes solche
Stäb chen w i e wir s a hen mit a kustischen Nerven verknüp ft welche
j edesm a l mech a nisch erregt werden und einen bestimmten ein fa chen
Ton empfinden sob a ld d a s b etre ffende Stäbchen in Mitschw ingungen
versetzt wird
So wie a b er die Kl a viers a iten n u r d a n n in Mitschw ingungen
h
r
a
t
en wenn die i h n e n e n t s p r e c h e n d e n T ö n e a u f s i e e i n
e
g
w i r k e n ebenso schwingen a uch di e C O R T I s ch en Stäb chen n u r d a n n
mi t wenn Sch a llwellen durch d a s L a byri n th w a s s er zu ihnen gel a ngen
deren Schwingungsz a hlen j e n e m Tone a ngehören a u f welchen da s
einz elne Stäbchen gena u a bgestimmt ist
Die Emp findung verschiedener T o n h ö h e n ist a lso eine E m p fin
dung in den einzelnen S ch n e ck enn er ven fa s ern d eren j ede eine a n d e r e
Tonhöhe empfindet
Die Empfindung der K l a n g f a r b e beruht a b er da ra u f d a s s ein
Kl a ng wie b eim Versuch mit dem Kl a vrer mech a nisch z erleg t w ird
d h a usser dem seinem Grundton entsprechenden C O R T r s ch en S täb
chen noch eine Anz a hl a n d e r e r
die den O ber tön en entsprechen
in Mitschwingungen versetzt und somit in m e h r e r e n verschiedenen
G r u p p e n von F a sern d es S ch n eck enn er ven einfa che T on em p fin du n
gen erre gt die z u einer e i n h e i t l i c h e n Empfindung
eben der des
b esonderen K l a n g e s
verschmelzen
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II
.
D a s O hr
und
da s
H ö r en
59
.
Hiermit dür fte Ihnen der Mech a nismus und die Function der
Schnecke im a llgemeinen deutlich und begreiflich geworden sein
I ch bin zu Ende l
Gesta tten Sie mir n u r noch einen kurzen zus a mmenfa ssenden
Rückblick !
N a chdem w i r den Sch a ll a l s einen grob m a teriellen B e
w eg u n g s vorg a n g erk a nnt h a tten ver folgten wir denselben durch d a s
äussere mittlere und innere Ohr bis in die a kustische Gehirnm a sse
hinein w o er sich in den p sy chischen Zusta nd der S ch a l l e m p f i n
d u n g sozus a gen t r a n s s u b s t a n t i i r t !
Wir s a hen wie die Sch a llw ellen d a s Trommel fell und die Gehör
knöchelchen in entS p r ech en de Schw ingungen versetz en ; wie di e Fu ss
pl a tte des Steigbügels dem L a byri nth w a s s er Stösse m i tth ei l t und in
demselben Strömungen b ewirkt ;
und w re diese Stösse und S tr ö
mungen die verschiedenen a kustischen Endorg a ne des H örnerven na ch
b estimmten mech a nischen Gesetzen zu Mitschwingungen zwingen
welche endlich die H örn er ven en d en erregen
Wir h a ben d a n n die S t ä r k e a l l e r S ch a l l em p fin du n g en a u s der
S c hw i n g u n g s g r ö s s e ;
die Empfindung der G e r ä u s c h e a u s u n
regelmässigen n i c h t p eriodischen die der K l ä n g e a u s regelmässigen
p eriodischen Schw ingungen erklärt
und zugleich erk a nnt da ss i n
folge der Verschiedenheit der a kustischen Endorg a ne e r s t e r e w a hr
s ch ei n li ch durch die Vorh of sn erv en
l e t z t e r e durch die S chnecken
nerven emp funden werden
Die Empfindung verschiedener T o n h ö h e erw ies sich a bhängi g
von der S chw i n g u n g s z a h l und geknüp ft a n die Mitschwingungen der
einzelnen C O R T I sch en Stäbchen und a n die Erregung der einzelnen
F a sern des S chn eck enn erven
deren j ede die Empfindung einer a n
ab
deren Tonhöhe gi bt ;
während endlich die K l a n g f a r b e f
hängig von der S ch w i n g u n g s f o r m oder der Z u s a m m e n s e t z u n g
der Schwingungen und in ihre ein fa chen Tonelemente durch die a b
gestimmte Kl a via tur oder B es a i tu n g der C O R T I s ch en Stäbchen z erlegt
in m e h r e r e n g l e i c h z e i t i g erregten G r u p p e n von F a sern des
S ch n e ck enn er ven a l s e i n h e i t l i c h e r Eindruck emp funden wi rd
D a mit a b er h a b e ich Ihnen
die ga nze
v er S p r o ch e n er m a a s s en
Welt des Sch a lles wie sie uns da s Ohr erschliesst mechani s ch v e r
s t ä n d l i c h gem a cht !
denn Sie h a ben nun eine b ei l ä u fig e Vor s tel
lung da von w o r i n eigentlich die m a teriellen Vorgänge b estehen
welche dieser wunderb a r m a nnig fa ltigen Erscheinungswelt zu Grunde
l iegen und w e l c h e s der Mech a nismus j enes Org a ns i st dessen wir
uns zur W a hrnehmung derselben b edienen !
.
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S ti mme
und
und
.
Vor tr ä g e
Z w ei
A natomi e
S pra che
.
Physi ol ogi e der S ti mm
werk z euge.
und
S p r ach
E r s t e r Vo r t r a g ,
gehalten den
( M i t T a fel 3
24
u nd
.
7
F eb rua r
H ol z s c hn itten
1 86 9
.
.
)
Ho chv er ehrte Anw e s ende !
Im vorig en Ja hre h a tte ich a n dieser selben Stätte die Ehre I hnen
in einem Vor tra g üb er d a s Ohr und da s H ör en a useina nderzusetz en
d a ss die dem Sch a lle üb erh a upt z u Grunde liegenden Vorgänge nichts
zitternde B ewegungen oder S chwi n
a nderes sind a l s grob m a te ri elle
gungen w elche sich in Form von Sch a llw ellen durch die L u ft bis ins
Gehörorga n hinein for tp fl a n z en d a selbst na ch b estimmten m e ch a ni
schen Gesetz en diese oder j ene H örn er ven fa s ern erschüttern und er
regen und endlich infolge der Ueber tr a g u n g dieser Erregung a u f da s
Gehirn sich in die Fülle y on S p e ci fis ch en S ch a ll e m p f i n d u n g e n
umsetzen welche in dem H örenden d a nn ei ne Welt von Vorstellungen
Ged a nken und Ge fühlen erwecken
H a tte ich d a m a ls versucht Ihnen d a s Wesen des Sch a lles die
Verschiedenheiten der S ch a ll p h än om en e und die Art der a h rn eh
mung derselben dur ch d a s Gehörorg a n
kurz a lso di e g a n z e Welt
des Sch a lles wie sie uns da s Ohr erschliesst m e c h a n i s c h v er s tä n d
lich z u m a chen ; so will ich meine diesj ährige B etra cht ung nur a u f
e i n e e i n z i g e Grupp e von S ch a l l p h än om en en b eschränken welche
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P o pu l är e p hy s i ologi s c h e Vo rtr ä ge
62
.
Niederdrücken der T a sten g eö ff net wurden diese oder j ene der
V ielen verschieden a rtigen Pfei fen a nbläst und zu m Tönen bringt
In g a nz a na loger Weise nun S pielen wir a u f unserer S ti m m und
Spra cho rgel
Wir treten zw a r den Bl a seb a lg nicht mit den Füssen a ber wir
pres sen durch unsere A th em m u sk el n d en Brustkorb und die L ungen
zus a mmen um einen Lu ftstrom z u erz eugen ; wir ziehen z w a r k ein
Register mit der H a nd a u f und drücken keine T a sten mit dem Finger
nieder um diese oder j ene der verschieden a rtig erklingenden Pfei fen
weil w i r eben keine Register und T a sten für
z u m T ön en zu bringen
Ha nd und Finger und nur eine einzige Pfeife h a ben ;
a ber wir
v e r w a n d e l n diese e i n z i g e Pfeife in verschieden a rtig erklingende
Pfeifen indem w rr durch unseren i l l en si m p ul s a u f die Nerven und
Muskeln den s ch a l l erz eu g en den Vorrichtungen des Kehlkop fes und
seines Ans a tzrohrs solche Stellungen ,und Sp a nnungen geb en d a ss
Töne von verschiedener H ö he und Kl a ng fa rb e oder Geräusche von
versch ie denem a ku sti schen C h a ra kter hervorgebra cht werden
B ei der Orgel stehen a lso die vielen Pfei fen welche zur Erzen
gung der M a nni chfa l ti gk ei t der S ch a ll p hä n om en e n öth i g sind in R e
i
a n d e r ; b ei unserem Org a n werden sie
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e
n
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geordnet
n
r
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s
g
hingegen durch willkürliche U m g e s t a l t u n g der einzigen v orh a n
denen Pfeife n a c h e i n a n d e r hergestellt
b ei der Orgel
Registerzug und T a stendruck mit
as d o r t
Ha nd und F rn g er leistet d a s b ewirkt h i e r der i l l en si m p u l s a uf
Nerven und Muskeln und der for m ver än dern d e Zug dieser letzteren
Und s o wie b eim Orgelspiel a u s dem getretenen Bl a seb a lg der
L u ftstrom in die Windl a de a u s dieser in die einzelnen Pfeifen deren
Kla pp en durch Re gi sterzug und T a stendruck geö ffnet wurden eindringt
und demgemäss bestimmte verschiedene Töne erzeugt ; ga nz eb enso
strömt b eim Sprechen und Singen a u s den zus a mmengepressten L ungen
die in ihnen enth a ltene L u ft i n die Tra che a a u s dieser in den Kehl
kop f und sein Ans a tzrohr deren s ch a ll erz eu g en d e Theile durch Ner
v enr ei z und Muskelzug in b estimmter Weise gestellt und gesp a nnt
wurden u n d erzeugt demgemäss die gewollten verschiedenen Klänge
oder Geräusche
Die An a logie ist wie Sie sehen schl a gend und vollständig und
Sie h a ben durch unseren lehrreichen Vergleich mit einem M a l eine
rich tige Vorstellung von dem Mech a nismus und der Spiel a rt unseres
S ti m m und S p ra ch i n s tr u m en tes im A l l g e m e i n e n gewonnen
Um nun a ber a uch im B e s o n d e r e n die Erzeugung der einz el
nen S ti m m und Spr a ch l a u te verstehen z u können müssen Sie mir
da s
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III S timm e
und
.
S pr a che
63
.
Ihre freundliche Aufmerks a mkeit für die folgende D a rst ellung der
a n a tomischen B esch a ffenheit und ph y siologischen T h äti k ei t der b e
g
tre ffenden Org a ne schenken
Wer fen wir zunächst einen Blick a u f diese koloss a le Dur chschnitts
z eichnung ( vgl Fig 2 0 a u f T a fel
um uns über die L a ge und den
Zus a mmenh a ng der fra glichen Theile z u ori en ti r en
Dieselbe stellt die rechte Häl fte eines Menschen von innen gesehen
d a r w elcher durch einen der bek a nnten UH L A N D s ch en » Sch w a ben
s trei ch e c m i tte n e n tz w ei ge s p a lten w urde
Hier Kop f
Ha ls
Brust
Im Rücken die Wirbelsäule ; vorn da s Brustb ein ; oben die k n ö
cherne Schädelka psel da rin eingeb ettet d a s gro s se u n d kleine Gehirn
n a ch unten im Zus a mmenh a ng mit dem R ü ckenm a rk d a s rm Wirb el
k a na l eingeschlossen i s t
Alle di e s e G ebi l de sind nu r skizz enh a ft a ngedeutet um die a u s
g ef üh r teren D a rstellunge n der z u m S ti m m und Spr a chorg a n w esen t
lich gehörigen Theile der en L a ge u nd Zus a mmenh a ng wir eben
s tu di ren wollen desto deutlicher hervortreten z u l a ssen
In der geö ffneten Brusthöhle welch e na ch unten durch eine convex
empor gewölbte Sche idew a nd — d a s sogen annte Z w erch fell
ge
schlossen und von der B a uchh öhle getrennt w ird sehen Sie den rechten
L u n g en fl üg el
da s H erz und der linke L u n g en fl üg el sind mit der
g a nz en linken Körp erhäl fte ent fernt worden
Au s der L unge tr itt eine kl a ffende Röhre hervor w elche sich mit
einer eb ensolchen a u s der linken L unge kommenden Röhre die hier
na türlich a bgeschnitten und nicht sichtb a r ist z u r L uftröhre oder
Tra che a vereinigt
Die Tr a che a steigt a us der Brust in d en H a l s empor begleitet
von der Sp eiseröhre welche a u s dem Un terl ei be kommend hinter der
L u ftröhre
z w ischen dieser und der Wirbelsäule n a ch oben zieht um
sich in den Schlund oder Ph a rynx z u öfl n en
I n d er H öhe d e s 5
6 H a ls wirbels endet die L uftröhre und geht
in den Keh lkop f oder L a rynx über w elcher sich unmittelb a r v o r der
S p ei s er öhr enm ün du n g eb enfa lls in den S chlund ö ff net
Der Schlund oder Ph a rynx bildet ei nen s a ck a r tig erweiterten
der von den b eiden hintereina nder liegenden
m uskulösen Schl a uch
M ündungen de s Kehlkop fes und der Speiseröhre ger a de vor den H a ls
w i rb el k ör p ern bis a n die B a sis d e s Schädels hin a u freicht
Hier c om m u ni ci rt er n a ch vorn mit z w ei H öhlen
der Mund
und N a senhöhle
welch e im G esi ch ts th ei l e d e s Kop fes überein a nder
liegen und durch eine horizont a le knö cherne Scheide w a nd den h a r t e n
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P op u l är e p hy s iologi s c h e V o r tr äg e
64
.
G a umen getrennt sind von des s en hi n ter em R a nd d a s G a umensegel
oder der w e i c h e G a umen m i t dem Zäp fchen a l s b ewe glicher Vorh a ng
hera bhängt Mund und N a senhöhl e öfl n en sich b ek a nntlich ver
mittelst b esonderer O effn u n g en im Gesicht n a ch a ussen In der ersteren
sieht m a n die h a l bi rte Zunge in der letzteren die drei sogena nnten
N a senmuscheln
A u f diesem Bilde ( vgl F i g 2 1 der T a fel 3) h a be ich den
Ph a ryn x na ch Ent fernung der Wirbels äule von h i n t e n geö ff net
d a rgestellt um dessen Zus a mmenh a ng mit der M und u n d N a s en
höhle da n n die senkrechte N a senscheid ew a nd welche die N a sen
höhle in z w ei Häl ften th ei l t d i e hinteren Enden der b ei den unter en
N a senmuscheln und endlich da s G a umensegel mit dem Zäp fchen
in seiner g a nzen Ausdehnung zu zeigen
Di e Sp eiseröhre v o r
der en Mündung der K eh l k op fs ei n g a n g zu sehen ist wurde kurz abge
schnitten d a rgestellt um die L u ftröhre sichtb a r z u m a chen welche
sich in die beiden L un g en ä s te oder Bronchien S p a ltet a n denen die
L ungen wie Früchte a m Stiel hängen Die H a u p tverz w ei gu n g en der
Bronchien in den L ungen sind deutlich z u üb ersehen und in der rech ten
L ungenspitz e sind die Verästelungen bi s in ihre letzten Enden d a rge
stellt welche G ru p p en v on mikroskopisch kleinen Bläschen tr a gen
und denselben a l s L u ftweg dienen Nicht nur die g a nze Ob erfläche
einer L unge besteht a u s diesen mikroskopischen Bl ä s ch engru p p en
sondern a uch im Innern füllen dieselben a lle Räume zwischen den
gröberen und feineren Verästelungen der Bronchien und der Bl u tg e
fasse a u s Die eigentlich e L u n g en su bsta n z ist a lso ein fei n s chw a m
m i g e s durch und durch lu fth a l ti ges äusserst el a sti s ches Geweb e und
j ede L unge stellt somit ein L u ftkissen von grosser Ausdehnb a rkeit und
sehr w echselnder C a p a ci tä t da r
Der S chlund ist der gemeinsch a ftliche Weg für die L u ft die wir
a th m en
und für die Sp ei s en und Getränke die wir geni essen ; er g e
winnt a ber noch eine höhere Bedeutung indem er mit seinem Dopp el
ende
der Mund und N a senhöhle
einen i nteg ri r en den B e sta n dth ei l
unseres S ti mm und S p ra ch org a n es a usm a cht
Dieses b esteht a lso :
1 ) a u s einem B l a s eb a l g
dem a llseitig geschlossenen und
beweglichen Brustka sten mit den L ungen
2 ) a u s einer W i n d l a d e
d er L u ftröhre und ihren beiden L un
g en ä sten oder B r on ch i a l v erz w ei gu n g en und
3 ) a u s einer P f e i f e mit A n s a t z r o h r
dem Kehlkop f mit dem
in Mund u n d Na senhöhle a usgehenden S chlund
O ri enti r t über die L a ge und den Zus a mmenh a ng der H a upt
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.
III
.
S timm e
und
Spra ch e
65
.
unsere s S ti mm und S p ra ch or g a n e s müssen wir si e
hinsichtlich ihre s B a ues und ihrer Beweglichkeit
nu n noch einzeln
gena uer b etr a chten
Der A th m u n g sm e ch a ni sm u s dient zw a r zunächst nur der Erh a ltun g
des veget a tiven L ebens indem er
( ohne unser H i nz u th u n a u t o
m a t i s c h in B ewegung gesetzt)
den L u ftw echsel behu fs der R e
gener a tion des Blutes in den L ungen ( durch S a uersto ffa ufn a hme und
K oh l en s ä ü r ea bg a b e) besorgt ;
er fu n cti oni r t a ber
(w i l l k ü r l i c h
von u n s beeinflusst)
a uch a l s Gebläse f ür d a s S ti mm
und Spra ch
orga n und desh a lb mus s er hier näher erörtert w erden
Die L ungen welche w i e wir s a hen die S tru ctu r fei n s ch w a m m i g er
el a stischer L u ftp olster h a ben sind neb st a ndern Eingeweiden wie d a s
H erz die gro ssen Bl u tg ef ä s s stä m m e Drüsen Fettge w eb e u s w
her metisch in der Brusthöhl e eingeschlossen und füllen den z w ischen
diese n Gebilden un d den Bru stw a n du n g en übri g bl ei b en den R a um stets
vollständig a u s weil sie der a tmosphärische L u ftdruck welcher a u f
ihren I nn enfl ä ch en l a stet unter a llen Umständen so weit a usdehnt bis
d as s sie einerseits mit den übrigen Bru stei n g ew ei d en a ndererseits m i t
den Bru s tw a n du n g en in innigen C ont a ct kommen und bleiben m ü ssen
wie wenn sie d a selbst ringsum a ngew a chsen wären
Es befindet sich eben nirgendwo in der Brusthöhle ein leerer
R a um noch k a nn sich ein solcher da selbst bilden denn w enn wie
b eim E i n a th m en der Brustr a um sich vergrössert indem seine a n
dungen gegen deren gl a t te I n n en fl ä c h en die L ungen a ngedrückt sind
zurückweichen so vermindert sich der Widerst a nd a n den Aussen
fl ä ch en der L un gen und gen a u in dem M a a s s e a l s dies ges chieht muss
n a türlich der in ihrem Innern nunmehr e i n s e i t i g l a stende L u ftdruck
ihr el a stisches Geweb e a useina n der treiben und mit neuen L u ftm a ssen
erfüllen
Hierin a lso liegt der Grund d a s s und w a r u m bei der E i n a th
mung die L u ft n a ch den Lungen hinströmt
Die Entstehung d e s in entgegengesetzter Richtung fli e s s en d en
L uftstroms b eim A u s a th m en wo sich der Brustra um verengt ist a ber
a l s Folge der Z u s a m m en dr ück u n g der ge füllten L ungen ohne wei
teres kl a r
Und so hätten wir denn die gen a uere a n a tomische Besch a ffenheit
sowie die phy siologische T h ä ti g k ei t des ersten H a u p tb e s ta n dth ei l s
4
kennen
d es B l a s e b a l g s
a
a
unseres S ti m m und Spr chorg ns
gelernt Wir wissen j etzt w i e und w o d u r c h der A u s a th m u n g s l u ft
strom immer w ieder von Neuem erz eugt w ird dessen w i r u n s fa st a u s
schliesslich z u r Bildung der S ti m m und Spr a chl a ute bedienen
C z e r m k S chriften II
5
b e sta n dth ei l e
:
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.
-
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r
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.
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.
a
,
.
.
P opu l äre p hys iologi s c h e V or träg e
66
.
Von der W i n d l a d e d h von der L uftröhre und den beiden
Bronchien mit ihren ba u m för ml g en in mikroskopische Bl ä s ch en gru p p en
bra uche ich Ihnen nichts
en di g en den R a m i fic a ti on en in den L ungen
z u s a gen a l s d a ss e s el a stische Röhren sind welche durch verschieden
ge formte in ihre Wa ndungen eingel a ssene Knorp el p l a tten ( vgl Fig 2 1
wo ihre Durchschnitte zu sehen sind ) immer k l a if en d und w eg s a m
e rh a lten werden und im Inneren mit einer Schleimh a ut a usgekleidet
sind deren freie Ob erfläche einen Ueberzu g von sogen a nnten Flimmer
z ellen b esitzt
Dieses ga nze L u ftröhr en sys tem h a t keine a ndere B e d eu tu n g a l s
einfa ch die : dem In und E x s p i r a ti on sl u fts trom einen stets g a ngb a ren
L eitungsweg o ffen zu h a lten
Weit mehr ist üb er den B a u und die Bedeutung de s dritten und
letzten H a u p tb esta n dth ei l es unseres S ti m m und Spra chorg a ns n ä m
lich der einzigen P f e i f e m i t d e m A n s a t z r o h r zu berichten denn
d iese Gebilde enth a lten erst die eigentlichen a kus tischen Vor ri chtungen
welche j ene S ch a ll p h ä n om ene erzeugen die uns h a uptsächlich inter
.
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‚
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,
,
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e ssi r en
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D er K e h l k o p f oder L a ry nx w elcher d a s kurze röhrenförmige
Verbindungs stü ck z w ischen der Tr a che a und
d em Ph a rynx d a rstellt und a l s eine u n m i ttel
b a re Fo rtsetzung und höhere Entwickelung
oder Di fferen z i run g der L uftröhre betr a chtet
w erden muss
b esitzt ein Kn or p el g er üs t
dessen einzelne Stücke in koloss a len p l a
N a chbildungen hier vor Ihnen
s ti s ch en
Der R ng oder Grund
F i g 22
knor p el
liegen 1)
V b d‘ g
G l kfl h
I ch w rl l dres el ben ei nzeln zergen und be
i st i ? m i t ; 1122„fä äähffä
”
‘
t nennen und vor Ihren Augen z u dem b eweg
ätf f i r ä t?
ste ig
f
lichen Skele t zus a mmensetzen welches sie
bilden
Hier ist erstlich der sogen a nnte R i n g k n o r p c l w elcher in der
Th a t wie ein Siegelring a ussieht ( Fig
Er sitzt unmittelb a r ober
dem letzten Kn or p el h a lbr i n g der L u ftröhre und trägt selbst da s ga nze
Gerüst des Kehlkop fes wesh a lb wir ihn den G r u n d k n o r p e l nennen
wollen
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21
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s
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.
'
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b edi ent e mi c h s eh r g ena u u n d hüb s c h g ea r b ei t e te r N a c h b ildu n g en d e r
K ehlko p f kn o r p e l w el c h e m e in g e eh r ter F r eu n d u n d C oll eg e H er r G eh eim e r H of
r a th G E G E N B A U R
vom hi e s ig en A n a tom i e di en er i n kolo s s a l em M a a s s s ta b h a t te
a n fe r tig e n l a s s en
1
I ch
,
,
,
.
P op u l är e p hy s i ol ogi s c h e V or tr äg e
68
.
Die B eweglichkeit der b eiden Kn orp el ch en au f dem Rande des
G r un dk n orp el s i st also i n der That eine sehr freie I ch bringe s1 e Jetzt
dahin und lasse sie
n achdem ich mit ih n en alle die möglichen B e
w eg u n g en ausge führt hab e
ruhig an Ort und Stelle sitz en
und
da s Kn or p el g erüs t des Kehlkop fes steht fertig au fgebaut vor Ihnen !
( Vgl Fig
Sie sehen dass b ei dieser L age der Theile von j edem G i e ssb e ck en
knorp el der stump fe gerade nach vorn vo r springende Fortsatz ( s )
horizontal nach der Mitte ( m ) der g ek n i ck
ten Innenfläche d e s S chi l dk n or p el s zielt
Nun k ommt ab er die H auptsache d er
.
,
.
.
b
,
'
,
.
K ehlk op fs a n a tom i e
Nachdem di e erwähnte röhrenförmig e
S ch l ei m h a u ta u sk l ei du n g der Trachea durch
den Ring oder G run dk n orp el in das Inner e
d es K ehlk op fg er üs te s gelangt IS t
F ig 25 S ch mati s ch Dar s t llung
d
b w glich n G r üs t s „ w lch s
di
sre J G d el S G I tS e i ne v or S p rm g en d e hori zon
K hlk p f s
Kn rp l d
mm
t
s t
mh t
tale Falte welche nach h l n ten an d en
m d i S timmfalt n d r S t i mm b a
d
Durch di im G l nk m ögl i h
s G l e s sb e ck en k n or
stump
f
en
Fortsatz
d
e
h b l f ö m i g B w gung d
h
n,
S
k
h b ä t l gl d
k
p l
p
p els nach vorn an den Mittelpunkt d er
ti t
C nt ur ) wird w i man s i ht
di E ntf rnung
d
im
B f
hi
geknickten
I
nnenfläche
des
S
c
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k
n or p el s
ti g
kt
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S timmbänd r
g p
v rgrö ss rt ( vgl m m i t
B i
B
anwächst
welche
eine
n
l
l
i
St iigi bgddf ägi di äg giääfä dd: l n der Eb ene der Sti mmb ä nde r quer dur ch
g d hnt , tärk r g p t w d
M an _
s c h n i tten en Kehlkop f darstellt
si eh t
von ob en au f den Durchschnitt und erkennt wie die rein p r ä p a ri rte
Schleimhaut a u s dem Ring des G ru n dk n orp el s emp orsteigt und durch
Festwachsen an den genannten Punkten [8 s und m] in zwei parallele
horizontale Falten ausgezogen wird ) So entsteh en die beiden in einer
horizontalen Eb ene im C entrum des Kehlkop fes liegenden S t i m m
f a l t e n oder S t i m m b ä n d e r I ch be festige in unserem Schem a
zwei w ei s s g ef ä rbte K a u ts ch u k bä n d er welche u n s die Stimmbänder
r ep r ä s en ti r en sollen
Zwischen ihren freien I nn enr än d ern bleibt eine L än g s S p a l te
die sogenannte S t i m m r i t z e übrig deren Form und Weite von d er
Stellung der G i e s s be ck enk n orp el abhängt weshalb die Phy siologen
nach Pro fessor L UD I G s Vorgang für den abgeschmackten a n a tom i
schen Namen
den Nam en » S t e l l k n o r p e l « g e
brauchen
Au f d ieser Ta fel ( vgl Fig 2 6 ) hab e i ch Ihnen die wi chtigsten
F ormen und Gestalten abgebildet welche die Stimmritz e durch di e
variablen P ositionen der Stellknorp el anzunehmen im Stande ist
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’
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.
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,
.
III S ti mm e u n d S p r a c h e
.
69
.
Auch der S childknorpel hat statt seines allerdings weniger sinn
losen anatomischen Namens einen b esseren phy siologischen bekommen
weil in der That die Sp annung der
nämlich » S p a n n k n o r p e l «
Stimmbänder b ei feststehend gedachten Stellknorp eln von den heb el
förmigen B ewegungen des S chi l dk n or p el s abhängt
B ei der Senkung desselben nach vorn wird wi e Sie sehen ( vgl
Fig 2 5 s m und s
die Ent fernung zwi s chen dem Mittelpunkt seiner
geknickten Innenfläche u n d den S ti mm forts ä tz en der Stellknorp el
grösser
und die zwischen diesen A nh e ftu n g s p u nk ten fix i r ten el a s ti
s chen Stimmbänder müssen sich nothwendig stärk er s p annen und ver
,
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.
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.
.
l ä n g ern
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W
Dr i in d E b n d S timmbänd r q u r durch s chnitt n K hlk öp f um d i dr i H au ptf rm n
timmritz zu z ig n w lch durch di v r s chi d n S t llung d G i b k k p l
b dingt rd n
b b di G l
kf t at
im h riz ntal n Durch s chnitt dr i ckig r s ch in nd n G i b k k p l
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d i S ti m m f t ät
S i s itz n fr i b w gli h auf d m b r n R and d
an
G
dk
p l ( G ) auf
w lch di S timmbänd r nach hint n ang wach s n s ind m d M itt lp unkt d g knickt n Inn nfl ä ch
d
S child
d r S p k p l w s ich di S timmbänd r nach v rn b f s tig n B i A grö ss t
t
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S timmritz
B i B d i R änd r d
S timmritz in B r ührung S huf i s nförmig r Durch s chnitt d
S h i l dk
unt r n H örn rn d S h i l dk p l d d
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G l nkv rbindung zwi s ch n d
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G
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E infachh it w g n w gg la ss n
B i A und C s ind di s Th il d
p l G
ind ab r in G dank n l icht zu rgänz n B i 0 i g th üm l i h F rm d S timmritz w lch nt s t ht
w nn s ich di S t llkn r p l
inand r ntf rn n und zugl ich mit ihr n S ti mm f t at
nach inwärts k hr n
26
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Das Umgekehrt e geschieht natürlich b ei H ebun g de s S chi l dk n or
So wunderbar einfa ch und unscheinbar ist also die Vorrichtung
p els
w elche die Stimme eigentlich erz eugt
Zwei elastische Schleimhaut
f alten z w ischen b eweglichen Kn or p el stüc k en b e festigt die sich ent
weder b erühren oder eine en g ere oder weitere S p alte b egrenzen u n d in
v erschiedenem Grade gespannt werden können 4 weiter ni chts !
J a muss sich der Uneinge wei hte nicht mit Staunen die Frage vor
l egen : ist dies wirklich Alles ? und : wie kann
i e s e Vorrichtung
üb erhaupt hörbare akustische Phänomene hervorbringen geschweige
d enn die Fülle der S ti m m effecte deren wir f ähig sind ?
Au f die Frage w i e d i e s e V o r r i c h t u n g ü b e r h a u p t a k u
s t i s c h e P h ä n o m e n e h e r v o rb r i n g e n k a n n
will ich sogleich
a ntworten
Solange die Sti m mritze 1m Verh ä l tni s s zur Mächtigkeit des A u s
a thm u n s l u fts trom s weit genug o ffen steht
dass die bewegte L u ft
g
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.
,
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,
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,
,
.
,
P o p u l är e p hy s i o l o gi s c h e V or tr äg e
70
.
masse ohne erhebliche F riction oder Reibung durch dieselb e hindurch
So wie ab er di e
fl i es s en k ann bleibt auch in der That Alles still
Stimmr itze in irgend einer Form so weit verengt wird dass die durch
di eselb e hi n du r ch g etri eb en en L u ftm assen sich drängen u n d reib en
müssen um durchzukommen so g er a th en di eselb en in wirbelnde B e
und es macht
w egu n g en oder u n r e g e l m ä s s i g e S chwingu n gen
sich so fort ein leiseres oder lauteres b l a s e n d e s G e r ä u s c h wäh r
.
,
,
,
n eh m ba r
,
.
Sind endli ch di e Sti mmbänder genügend gesp annt ihre freien
Rä nder einander zugl eich hinreichend oder bis zur gegenseiti gen B e
rührun g genähert so drängt sie der a u s der Win dl ade o der Trache a
mächtig h era n dr i n g en de L u ftstr om emp or
und zugleich aus ei n a n
der di e S timmritz e w ird geö ff net wenn sie geschloss en w e i t e r
wenn sie ursprünglich o ffen war ; L u ft entweicht also plötzlich i n gr ö s
serer Menge ; damit ni m mt ab er auch die Sp annung der L u ft in der
Trachea plötzli ch ab und di e Stimmbänder schnellen elastisch i n ihre
frühere Stellung zur ück ; in Folge dessen muss die L u ftS p a nn u n g in d er
Tr achea so fort wieder steigen un d der beschrieb ene B ewegungsvorgang
b e ginnt immer wieder von neuem
und so g era th en die S timmbänder
unter di esen Umständen i n a n h a l t e n d e p e r i o d i s c h e S chw i n
gun gen durch welche die L u ftsäule in regelmässige ver di chtete un d
verdünn te Ab schnitt e z ersch ni tten oder mit anderen Wor ten i n
S o b a l l w e l l e n versetzt wi rd welche sich w i e ich im vori gen J ahre
auseinandersetzte durch den L u ftr aum f ortp fl a nz en und in Folge ihrer
Re g elmässigkeit di e Empfindung eines K l a n g e s im Ohr hervorru fen
S o also entsteht die l a u tt ön en d e Sti mme im Kehlkop f
Eine akustische Vorrichtung in welcher ein Klang au f di e b e
schrieb en e Art hervorgebracht wird
gleichgülti g ob di e durch d en
L u ftstr om in Schwingungen versetzten Platten aus dünnem Metall oder
w i e hier a u s elastischen H äutchen oder Bände rn b estehen
nennt
man in der Phy sik eine Z u n g e n p f e i f e ;
Un ser Kehlkop f ist somit ph y sik alisch d efini rt eine Z u n g e n
p f e i f e m i t z w e i m e m b r a n ö s e n o d e r h ä u ti g e n Z u n g e n
I ch zeige Ihnen hier zur Erläuterun g ein en künstlich n a ch g ebi l
d eten Kehlkop f ( Fig
D as Kn orp el g er üst ist durch b eweglich verbundene Messin gstück
chen n achgeahmt
die S chleimhaut ab er durch eine röhrenförmige
K a u ts ch uk m em br a n di e vorn und hinten z wi schen den Messingstücken
eingeklemmt ist so dass sie zwei Falten oder Ränder bildet welch e
wie di e S tirnmbän d er eine L än g S S p a l te b egrenz en Das Ganz e sitz t
au f einer Trachea von Holz
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.
.
„
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.
.
P o p u l är e p hy s i ol ogi s c h e V or tr äg e
72
.
ausschliesslich zu Grunde liegt sondern auch zugleich dass die S ti m m
b ä nder a l l e i n das wesentli che ton erz eu g en de Gebilde des Kehlkop fes
sin d denn di eser L ei ch enk eh l k O p f hat gesungen
ob schon wir ih n
sein es ganzen Ansatzrohrs und selbst aller sei n er üb rigen B esta n dth eil e
b eraubt hab en
Um die Anatomie des Kehlkop fes z u b eenden muss ich Sie noch
k urz mit diesen übrigen B es ta n dth ei l en b ekannt machen
Unmittelbar üb er j e
dem der b eiden S ti m m
bänder bildet di e Schleim
haut eine ta s ch en f örm i g e
Vertie fung oder H öhle
die sogenannte M O R G A G
m sche K eh lk O p f s ta s ch e
welche nach oben durch
eine
horizontale
mit
dem Stimmband parallel
lau fende
Schleimhaut
falte
das sogenannte
Ta schenband
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2 8A
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dunkl p alt zwi s ch n hn n
timmb änd rn i s t
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d er S i e g elr i n gp l a t te d e s G r u n dk n or p el s ;
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Sie s ehen diese G e
bilde hier an ein em hal
birten u n d an einem v on
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k O p f n 00h b essel 3 11 dl e
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von T e eh ts 11 3 011 h nk s
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g efil hrt en
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3
erweitert sich
und mündet in den Pharyn x a u s
Diese Mündung wird durch ein e kreis förmig in sich selbst zurück
lau fende Schleimhautfalte gebildet welche ein kurz es schräg von vorn
und ob en nach hin ten und unten abges t ü tztes kurzes Rohr darstellt
das durch mehrere Kn orp el s tü ck e gestützt und gesteift wi rd
Sie sehen di e röhrenförmige K ehl k O p f s m ün dun g a u f diesem Bilde
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Die S tützk n orp el welche dieselb e kla ffend erhalten sind durch den
S chleimhautüb erzug hindurch kenntlich ( vgl Fig 2 8 A ) ; nach hinten
der
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.
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.
.
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III S tim me u n d S p ra c h e
.
73
.
die beiden Stellknorp el deren Spitzen noch zwei kleine gebogene
Kn orp el c h en
die sogenannten S A N T O R I N I s ch en H örner
tragen
n ach aussen von diesen j e d e r s ei ts ein senkrecht stehendes Knorp el
stäb chen
der o ft fehlende R I S B E R G s ch e Knorp el
nach vorn
endlich eine blattförmige dünne F a s erk n orp el p l a tte
der Kehldeckel
der mit seinem verj üngten Stiel bis gegen den vorderen Ansatz
punkt der Taschen und Stimmbänder h er a br ei ch t wie Sie am b esten
a n dem von hinten g e öfl n e ten und an dem
Kehl
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Durch s chnitt d S p k p l ; da s r cht
b r H rn d ss lb n ; /Durch s chnitt d
d r n ni drig n T h i l d G dk p l ;
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halbring d L uftröhr D i übrig n B uch
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V order e H äl ft e e in e s von r e cht s nach
link s durch s chnitt e n en K ehl k op fe s v on in n e n
z z Durch s chnitt d e b e ide n A e stc d e s huf
e i s e nf ö m i g e
Z ung e nb e in s ; 6 k Durch s chnitt
d er s e i t e t h e il e d es G
dk o p el s ; s b di e
S timmb ä nd e r
0M
D urch s chnitt d er M o n
G
GN
c h en K eh l k op f t a c h e ; t b Ta s ch e nband
im Durch s ch itt ; s m Durch s chnitt e de M s
.
28 0
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D er Kehldeckel kann durch besondere Muskeln niedergezogen
werden und dient zum Verschluss der K ehl k O p fsm ün du n g wozu sich
b esonders der Wulst desselben ( e
welcher wie ich zuerst
z eigte au f die geschlossenen S ti m m und T a s ch enbän d er gepresst
w ird und wie der Schlussstein eines Gewölbes in die K ehlk op fm ün
dung p asst Ueber den niedergezogenen Kehldeckel gleiten die zu
verschluckenden Sp eisen und flüssigen Nahrungsmittel in di e hinter
d em Kehlkop f gelegene S p ei s er öh r en m ün d u n g
Schliesst er nicht genau so dringen Theile der Sp eisen und Gre
tränk e Iei ch t ins Innere des Kehlkop fes und erzeugen o ft di e he ftigsten
Husten u n d Erstickungsanfälle ;
man sagt dann es sei Einem
e twas in die » u n r e c h t e K e h l e « gekommen
,
,
,
.
.
,
’
’
,
.
P opu l äre p hy s i o l o gi s c h e Vorträg e
74
.
So hat uns d enn die Betrachtung der K ehlk op fsm ün du n g in d en
Pharynx g e führt welcher mit seinem D op p el en d e
der Mund und
N asenhöhle das A n s a t z r o h r der K eh lk op fS p fei fe bildet B e s chl i es
sen wir un sere anatomisch—ph y s iologisch e Ueb er si ch t mit der B etr a ch
tung dieses Ansatzrohrs
Mit der Beschreibung der sta r rw a n di g en
Nasenhöhl e und der M u n dth ei l e wie L ippen Zun ge Zähne und Wan
g en brauche ich Sie nicht w eiter zu b ehelligen da sie Ihnen hi nrei
cheu d bekannt sind ;
dagegen muss ich noch um mein heutiges
Thema zu erschöp fen 1m A l l g e m e i n e n hervorheb en dass das A n
in Folge der an ihm möglichen willkür
s a tzr oh r der K eh l k op f S p f ei fe
lichen Bewegungen und G esta l tverä n d er u n g en die d o p p e l t e a k u
s t i s c h e B edeutung b esitzt :
E r s t l i c h d i e S timme die w i e S i e sahen a u s s c h l i e s s l i c h
in der Stimmritz e entsteht in ver s chiedener und ei g enth üm li ch er
Wei s e z B durch R esonanz zu v e r ä n d e r n
Z w e i t e n s ab er besondere hörbare S ch a l l p h ä n om en e von gro ss er
Mannig faltigkeit s e l b s t s t ä n d i g z u erzeugen
Mit B ezug a u f diese z weifache aku s tische L eistun gsf ähigkeit de s
Ansatzrohrs i s t Folgendes zu wissen wichtig und nothwendig :
1 ) Kann vermittelst de s w illkürlich beweglichen Gaumensegels
entweder die Nasenhöhle oder die Mundhöhle lu ftdicht vom Pharyn x
abgesperrt werden
D as erstere g eschieht wenn das Gaumensegel nach hinten u nd
ob en gehoben und gegen die hintere R a ch enw a n d angedrückt wird
welche sich dabei v erw u l stet ; d a s letztere hingegen wenn sic h das
Gaumensegel nach vorn un d unten senkt u n d an den Zungengrund
rnn rg an s chmiegt
Bei mittlerer Stellung des Gaume n segels
oder der Gaumen
k l a p p e ( denn die s en Namen verdient dies wichtige Gebilde ) com
m u n i ci r en Mund u n d Na s enhöhle gleichzeitig mit dem Phary nx
Dies Alle s kann ich Ihnen n u n an unserer grossen Durchschnitt s
zeichnung ( V g l Fig 2 0 au f Ta f 3 ) z eigen an welcher ich wie Sie
sehen die G a u m enkl a p p e als bewegliches Versatzstück eingerichtet
habe
I st es möglich sow ohl da s Ph a rynx r oh r als die Mun dhöhle an
vers chiedenen Stellen local z u erw eit ern oder z u verengern j a ganz
hermetisch z u verschliessen Bei der Nasenhöhle i s t dies
abgesehen
von dem Abschlus s d es Nasenrachenraumes durch die G a u m enkl a p p e
n i c h t möglich denn s i e b esitzt steife th ei l s kn öcherne th ell s k n or
p el i g e Wa ndunge n und s elb st die Nasenlöcher können nur u nb e d eu
tend erweitert und veren gert
niemals aber geschlossen w erden
,
.
,
.
,
,
,
,
,
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,
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.
.
.
.
.
.
,
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,
.
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.
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,
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.
76
W
P o p u l är e p hy s i o l o gi s c h e Vo r tr äge
Bi l dung der S ti mrn
es en und
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.
S pra chl au te
.
Z w e i t e r Vo r t r a g ,
g e h alt en den
(M i t
H
oc
7 Ho
lz
h g e e lr r t e
3
sc
.
M ä rz
1 86 9
.
h n i t t en )
.
Anwe s en de !
Zunächst wollen Sie gestatten dass ich den Inhalt meine s vor
’
,
cht Tagen abgeh altenen Vortrags in al ler Kürze r eca p i tul i re
I ch erö ffnete meine Auseinan dersetzung damit dass ich d a s ganze
S ti m m u n d Sprachorgan e i n g e h e n d mit einer Orgel verglich u m
d urch die s en schlagenden und bis i n s Detail ungezwungen durch fuhr
b aren Vergleich den Mechani s mu s un d die Spielart des Instrument s
vermittelst welches wir singen und S prechen im A l l g e m e i n e n ver
s tä n dli ch z u machen
S odann dem on stri r te ich an kolossalen bildlichen Darstellunge n
w elche Sie zum Theil auch heute wieder vor sich sehen und p l a s ti
s ch en Nachbildungen den Z u s a m m e n h a n g
den genaueren a n a
t omi s ch en B au
sowie die p h y s i o l o g i s c h e B e w e g l i c h k e i t
u n d die a k u s t i s c h e B e d e n t u n g der einz elnen B e s ta n dth ei l e
I ch
hab e den b eweglichen Brustkasten mit den L ungen
als den B l a s
b a l g der S ti m m und Sprachorgel dargestellt ; di e L u ftröh r e mit ihren
beiden L u n g en ä s ten u n d B r on chi a l ver zw ei g u n g en aber als die soge
n annte W i n d l a d e
oder den stet s o ffenen L eitungsweg für den I n
und E x sp i ra ti on s l u ftstrom D a s bewegliche Kn orp el sk el et des Kehl
k op fes mit den elastischen Stimmbändern habe ich vor Ihren Augen
a u fgeb aut
u n d den Kehlkop f s elbst a l s die einzige an unserer S ti mm
,
u n d Sprachorgel vorhandene Z u n
i
e
n
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f e mit z w ei m e m bra n ös en
g
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Z ungen ph y sikalisch d efini r t
D en Vorgang der Stimmbildung erklärte und z eigte ich durch
Exp erimente a m künstlichen und todten Kehlkop f wobei die Stimme
e ines Verstorbenen in die s em Saale w i e d er erw eck t wurde u n d endlich
s chloss ich mi t der Darstellung der zwei fachen akustischen Bedeutung
u n d L eistungs fähigkeit d e s b eweglichen A n s a t z r o h r s d e r K e h l
k o p fS p fe i f e
nämlich d es in Mund u n d Nasenhöhle ausgehenden
a
.
,
,
,
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,
.
,
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,
,
.
|
.
,
.
.
,
,
III
.
S ti m m e
S p ra c h e
und
W
77
.
Schlunde s al s uns eres eigentlichsten und wesentlichsten A r t i c u l a
t i o n s oder S p r a c h o r g a n s Hierdurch erö ffnete ich Ihnen einen
Blick au f das Endziel unserer ganzen wissenscha ftlichen an derung
als welches i c h Ihnen die Gewinnung einer be friedigenden Einsicht
in da s We s en und die B il dung sweis e der ein z eln en
S ti m m
u n d S p r a c h l a u t e hinstellte
I ch könnte nun so fort dieses unser heutiges Thema in Angri ff
nehmen allein e i n e n Gegenstand muss ich noch z u r Sprache bringen
um Sie mit d en Hil fsmitteln zum ex a c ten Studium der S ti mm und
L autbildung
von denen ich Ihnen die lehrreichen Versuche am
künstlichen und todten Kehlk op f b ereits das vorige Mal vor führte
vollständig b ekannt z u machen damit Sie ein durch eigenes Ur th ei l
b egründete s Vertrauen z u d en Resultaten unserer Wissenscha ft g ew i n
nen möchten
Der Gegenstand welchen ich meine i st j en e Methode der d i r e c
t e n U n t e r s u c h u n g u n d B e s i c h t i g u n g des Kehlkop fes am
l e b e n d e n Menschen zu deren en dli ch en B eg r ün du n g und allseitigen
phy siologischen sowie m edi ci ni s ch chirurgischen Ver w er th u n g ich
s elbst vor mehr als einem D ec ennru m den ersten erfolgreichen Anstos s
gegeben und für welche ich den seither allgemein gebräuchliche n
Namen der » L a r y n g o s k o p i e « einge führt hab e
Da der Mun d u n d der Schlund unter einem Winkel zusammen
stossen und somit als Ganz es einen i n der Gegend der Zungenwurz el
geknickten röhrenförmigen H ohlraum darstellen so ist e s b egreif licher
massen u n m ö g l i c h ohne Weiteres bi s an das Ende d es Schlunde s
oder gar i n den Kehlkop f oder durch denselben hindurch in die L u ft
röhre zu blicken
Man müsste sozusagen » u m die Ecke < zu s ehen vermögen um die s
z u können
E s i s t aber in der That sehr leicht »u m die Ecke « zu sehen j edoch
nur vermittelst eines Spiegels den man in geeigneter Stellung bis üb er
die hindernde Ecke hinaus vorschiebt
In H olland ist e s ganz allgemein in Gebrauch aussen vor den
Fenstern der Wohnungen Spiegel
sogenannte » Spione «
in solcher
Neigung und Stellung anzubringen dass sie das Bild der Strasse z u
r ück w e r fen und so m it einem im Zimmer sitzenden Beobachter erlauben
ohne dass er den Kop f zum Fenster hinausstecken müsste von seinem
bequemen G r os s va ter stu h l aus zu sehen was draussen vorgeht oder
wer etwa an der H a u s th ür läutet Für unwillkommene B esuche ist
dann der um die Ecke sehende selbst ab er unsichtbare H ausherr
ohne sich zu com p r om i tti r en
nicht daheim
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P op u l äre p hys i ol og i s ch e V or tr äge
78
.
Das Beispiel von diesen praktischen » Spionen « wird Ihnen so fort
b egreif lich gemacht haben dass auch das Bild des so verb orgenen
Kehlkop fes in einem kleinen Spiegelchen das durch den w ei tg eöfi
0
4
5
neten Mund unter ein er Neigung von etwa
bi s in di e Gegend des
weichen Gaumens gebr a cht worden wäre n othwendig sichtbar werden
müsste wenn es n u r in der T i e f e d e s S c h l u n d e s n i c h t d u n
k el w är e
Die se s H i n derni s s i st ab er leicht z u beseiti gen in dem man k r ä f
tiges L icht au f dasselb e Spiegelchen in d e r Richtung ein fallen lässt
in welcher m a n hineinsieht
,
,
,
,
,
,
.
F ig 2 9 di ent zur E rläute rung d e s G e s etz es d e S p i e g elung
e i n S p i e g e lch e n ; A da s A ug e ; B e i n G e g e n s tand ; B d e ss e n s ch e inbar e r O rt im S p i e g elbild
p
k t i t e L ini e n ) und d er ( au s g e z o g n en)
di e E i n f a l l s l o th e d er L icht s trahl en ( s i eh e d i e p
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S eh r i c h tu n g s l i n i en
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Denn da nach den bekannten Gesetzen der Z u r ück w er fun g des
L ichtes der Einfallswinkel stets gleich ist dem R efl exi on s wi n k el so
werden unter diesen Umständen immer gerade j ene Theile b eleuchtet
werden deren Bilder das Spiegelchen ins Auge des B eobachters eb en
zurückwer fen muss Diese Zeichnung ( vgl Fig 2 9 ) wird das Gesagte
Es sei S ein geneigt gestelltes Glas oder Metallspiegel
e rläutern
chen Ein in A b efindliches Auge wird den Gegenstand B scheinbar
hinter der S p i eg el fl ä ch e b ei B erblicken Wäre nun der Gegenstand
B im Dunk eln so würde wie m a n b ei Ver folgung der p u n k ti r ten und
ausgezogenen Linien leicht einsieht Licht welches in d e r s e l b e n
Rich tung au f den Spiegel S geworfen würde ( siehe die p u n k ti r ten
Linien) in welcher das Auge A blickt ( siehe die ausgezogenen L inien)
g e r a d e auf den Gegenstand B r efl e c ti r t werden müssen diesen b e
leuchten und d em Auge A sichtbar machen weil die Winkel welche
i
? machen
h
e
n
die einzelnen L ichtstrahlen mit den E i nfa l l sl ot
p p
p
d i e s e l b e n bleib en gleichviel ob die Strahlen in der Richtung von
A nach B od er von B nach A gehen
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P opu l är e p hys i ol o gi s c h e V o r tr äg e
80
.
auch e r sich eines B esseren und wurde selb st ein eifriger
s k op i k er
L a ryn g o
.
Vor dem Schicksal a l l e r meiner Vorgänger
das begonnene
Unternehmen eine neue Untersuchungsmethode zu b egründen erfolg
los fallen gelassen z u haben b ewahrte mich ab er ein d o p p e l t e r
Umstand
Einm al verwendete ich von vorn herein einen grossen dür ch
bohrten H ohlspiegel zur B eleuchtung um die ob en erörterte B edin gung
leicht und b equem z u er füllen
nämlich da s Licht au f den ei n g ef üh r
ten K ehlkop fspiegel immer in j e u e r Richtung z u werfen in welcher
d a s Auge d e s B eobachters i n den Spiegel hineinsieht ; und um zugleich
das L icht einer künstlichen L ichtquelle z B einer einfachen Modera
t eu r l a m p e hinreichend c on c entri ren u n d z u den fraglichen Versuchen
v erwenden z u können E r s t l i c h also hatte ich mir eine b equeme
und a usreichende k ü n s t l i c h e B eleuch t ung geschaff en welche mich
in d en Stand setzte ununterbrochen arbeiten zu könn en o h n e S o n
n e n l i c h t e r w ar t e n z u m ü s s e n
welches m eine b eiden zuletzt
ge nannten Vorgä nger ab solut nicht entb ehren zu können glaubten
war j a G AR C I A wi e er selbst erzählt gezwungen wegen seiner Ver
suche für einige Zeit aus dem n eb elreichen L ondon nach dem sonnige
ren P aris z u gehen !
Z we i t e n s ab er hab e ich m ern e allerersten K eh l k op fs lri eg el v er
suche an mir selb st angestellt um di e B edingungen kennen z u ler nen
die so w ohl vom B eobachter als vom Beobachteten für das Geli ngen des
Versuchs zu erfüllen sind
und n u r hierdurch hab e ich j ene grün d
liche Vertrautheit mit allen S eiten der Aufgab e und j ene manuelle
Geschicklichkeit alsbald erlangt welch e a l l e i n zur Erzielung end
gültig er Beob ach t ungsresult a te führen konnte
Sie sehen hier den App arat welchen ich für diese S el b stb e ob a ch
t ungen zusammenstellte und benutzte ; er dient zugleich zur D emon
s tr a ti on ( vgl Fig
Bei den Versuchen an and eren Indivi duen liess ich das Stativ ( S )
des App arats und den Gegenspiegel ( G ) weg u n d fix i rt e den grossen
B el eu c h tu n g s r efl e ctor vor den Augen mit der linken H and sp äter m i t
ein em Stirnband oder einem zwischen den Zähnen gehaltenen Stiel
A u f der folgenden Ta fel ( vgl Fig 3 1) hab e ich di eses Ver fah ren
zur Untersuchung Anderer ski z zi rt E s b edar f d i ese s Bild wohl keiner
,
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.
.
in s o fern a u s n eh m en a l s er s i c h d es K e hl
k op fs p i e g el s n u r z u ei n ig en g el eg en tl i c h en B e o b a c h t u n g en üb e r S t i m m b i l d un g
b e di en t e e s a b er g a r n i c h t b ea b s i c h tig t u n d u n t ern o m m en h a t te ei n e n eu e
a ll g e m e i n v e r w en d b a r e Un t er s u c h u n g s m e t h o d e z u b e g r ün d e n
1
D en
i zig en
e n
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G A RC
IA
mu ss i ch
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,
.
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III S tim m e u n d S p ra c h e
.
81
.
be s onderen Erklärung nur das Eine will ich bemerken dass man sich
vorzustellen hat e s falle directes Sonnen oder L amp enlicht au f d en
an dem S ti rnba n d e in richtiger Neigung eingestellten durchbohrt en
,
,
,
R efl ec tor
.
F ig 30 D er A pp arat zur l yng osk op i s c h en S elb s tb eobachtung und D e m on s trati on
L e in e L am p e d er e n F lamm e ( d er h a l b c yl i n d i s c h e S chirm s bl e nd e t s i e v om A ug e d e s S e l b s t b e ob a c h
t er s ab ) ein en S trahl enk egel auf d e gr o ss e n B el e ch t g s r efl ec t or R s ende t ; R wirft d e S trahl en
k e gel c o n c e n t i t durch den w ei t ge öff nete M und d e s S el b s tb eob a ch t e s auf d en an s in e m lang en
S ti el e ing ef hrt en K ehlk op fsp i e g e l K w elch e r d i e a u fl l l en d e S trahl e n r e fl e c ti e d ein e r s e it s d e
S chlund d e K ehlk op f und di e L f t öh e erl eucht et and er er s e it s di e B ild e r d e e rl eucht e t e n Th ei l e
wi eder sp i e g elt G i s t ei g ew oh nl i ch er Plan sp i e gel d e w i e d e c oncav e R efl ect or R auf d em S tativ S
b efes tigt i s t Di es e r G egen sp i e gel G di ent d—em S el b tb e ob a c h ter dazu s ein e n eig e ne n Kehlk op f zu
s eh en w i e s ich au s d e V erfolgung d er mit
g e z eichn et en S ehlini e d ess elb e n l e icht ergibt
Ein e ode r m ehr er e Per s on e n w elch e durch di e c e ntral e O eff g d e s R efl ec t or s o d e r kna pp am Rand e
des s elb en v orb ei in de Richtung der einfach p k t i t e L ini e blick en könn e n d e K ehlk op f
gl eichfall s s eh e n und s o di ent der A pp arat auch zur D em on s trati on
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Schon im Frühj ahr 1 85 8 war ich mit meinen Versuchen so weit
geko m men dass ich mit ei n er k u r z en aber energischen S childerung
der L eistungsfähigkeit des stets erfolglos beiseite gelegten Kehlkop f
S piegels ö f f e n t l i c h au ftrat
war es mir doch schon damals g e
lungen an mir selbst z u zeigen dass e s möglich i s t mit dem Kehl
C z r m a k S chrift n II
6
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.
.
,
P o p u l är e p hys i ol ogi s ch e V ortr äg e
82
.
nicht nur den Kehlkop f und di e ob eren L u ftröh r enrin g e
s ondern bis an s Ende der L u ftröhre j a sogar in die Anf änge ihrer
b ei d en L u n g en ä s te oder Br onchien z u sehen
I ch r epr o du ci r e hier das l a r yn g osk op i s ch e Bild der T h ei l u n g s
stelle der L uftröhre welches ich damals z eichnen liess Man sieht
durch die w ei tg eöffn ete Stimmritz e die ganz e L u ftröhre entlang bis au f
k ö p f S p i e g el
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.
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,
F ig 31 Z ur E rläut erung der l a r yn g os k O p i s ch en Unt er s uchung s m eth o d e
S S tirnband mit Pel ott e P an w e lch e r d e gr o ss e B el eu c h tu n g s r efl e c t o R v e rmitt e l s t e in e s Nu ss
g el enk s b e fe s tigt i s t : K da s K e g el k op f s p i e g el c h en ; 1 bi s 7 di e s i eb en H al s w irb el ; L d e K ehl k op f ; i r di e
L uftröhr e ; T d i e S childd üs e ; e K ehld e ck el ; h Z ung enb ein ; j Unt erki e fe rkn och en ; t di e Z u nge A u f
d e R efie c t o R f ällt dir e ct e s S o nn e nlicht o d e r da s L icht e in e r kü n s tlich e n L icht q u ell e D i e a u s g e
og e e am K ehl k op fsp i e g el g ekn ickt e L ini e z e igt in w el c h e r R i c h t u g da s L icht auf d e K ehl k op fsp i e g el
f llt und o ihm zur ü ckg e w orfen wird In der s elb en Richtung blickt auch d er B e obacht er
.
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.
.
ihre T h ei l u n g s stel l e oder Bifurcation und a u f die Anfänge der Bron
chien hinab ( vgl Fig
Bereits in meiner ersten Publication vom 2 7 März 1 85 8 emp fahl
ich den Keh l kop fspiegel au f s d r in g e n d s t e zu allseitiger m e di ci ni s ch
chir u r gi scher V er w e r th u n g
Dieser erste I mpuls ist nicht er folglos geblieb en denn er hat dem
neuen Gebiet der Beobach tung so fort eine Anzahl verdienstvoller
.
.
.
’
.
,
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Pop u l är e p hy s i ol o g i s c h e Vor tr äg e
84
.
l a uten Reden
oder sie i s t t o n l o s ein blosses G e r ä u s c h w i e
beim fl üs tern d en Spre chen
a s die Erz eugung der Flüsterstimme angeht
so hab e ich dur ch
dir ecte l a ryn g osk op i s ch e Beobachtungen gez eigt das s sich dabei di e
Ränder der Stimmbänder einander nähern indem zugleich die meh r
oder weniger stark nach innen gedrehten S ti mm for ts ätz e einen stump f
Fig 2 6 C ) In dieser > E n g e <c
V 01 S p r i n g en d en Wi nk el bilden ( vgl
reibt sich nun der m i t Ab si cht kräftiger durch g etri eb en e L u fts tro m
und es entsteht daselb st ein Geräusch wel ches eb en die Fluster
stimme i st
Von dem lauten Stimmton hab e ich b ereits im ersten Vortrag a n
gegeben dass zu seiner Erzeugung überhaupt eine gewisse Sp annung
und Stellung der Stim mbänder und eine gewisse Stärke des anblasen
den L u ftstroms er forderlich ist ;
ich schulde Ihnen aber no ch di e
Erklärung der unterschiedlichen Eigenscha ften wel che an der Stimm e
und ihren Tönen wahrzunehmen sind ; die Erklärung nämlich ihre r
Stärke ihrer musikalischen H öhe ihrer Klang farb e d es Stimmum fang s
und der Stimmlagen
1 ) Die S t ä r k e d e s S ti m m ton s hängt unter übrigens gleicher:
Umständen von der Grösse der Schwingungen ab wel che die S ti m m
bänder aus führen ; mit der Mächti gkeit und Gewalt des anblasenden
L u ftstroms wä chst di e Grösse der S ti m m ba n dex cu r si on en u n d damit
die Stärke des erzeugten Tons
Sehr lautes Si ngen und Sprechen strengt daher weit me hr an
als gewöhnliches
2 ) Die m u s i k a l i s c h e H ö h e des S ti mm ton s ist wie b ekannt
lich üb erhaupt j ede Tonhöhe n u r abhängig von der ab soluten Anzah l;
der in einer Secunde er folgenden S chwingungen
Die Stimmbänder s chwi ngen aber ganz ähnlich wie Saiten u m:
s o häufiger u n d geb en somit einen um so höheren Ton j e mehr si e g e
S pannt sind und j e mehr sie verkürzt werden D er geri ngeren S ti m m
bandlängen wegen geb en daher im allgemeinen die kleineren Kehlköp fe
de r Kinder und Frauen höhere Töne als die grösseren der Männer
a
) Au f die S p a n n u n g der Stimmbänder hat Einfl uss die will
k ürli ch veränderliche Ent fernung der Spitz en der S ti m m for ts ä tz e d er
Stellknorp el von der Mitte des Spann oder S chi l dk n orp el s zwischen
welchen Punkten wie Sie sahen ; d i e Bänder festgewa chsen sind
und dann au ch no c h die Gewalt d es E XS p i r a ti on s l u ftstr om s der di e
Bänder b eim Anblasen der Stimmritz e mehr oder weniger stark na ch
ob en wölbt und demgemäss um s o stärker dehnen und sp annen muss
j e m ä chti ger er ist
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III S ti m m e u n d S p ra c h e
.
85
.
Die L ä n g e in der die Stimmbänder frei schwingen können
i rd ab er dadurch bestimmt und willkürli c h verändert dass wir im
S tande sind die B änder der S tim mritz e in verschiedener Ausdehnung
f est gegeneinander z u pressen und hierdurch grössere oder kleinere
Dies geschieht
T heile der Stimm bänder am S c hwingen z u hindern
i ndem sich die S ti m m for ts ä tz e der Stellknorp el entweder nur hinten
m i t ihren Basen oder in grösserer Ausdehnung oder endlich in ihrer
g anz en L änge bis z u den äussersten Spitzen innig miteinander b e
Eine weite re Verkürzung der Stimmritze i st dann noch möglich
r ühren
wel che
d urch th ei l w ei s e Zusammenziehung j ener Muskel fasern
i nnerhalb der Stimmbänder verlau fen und bogenförmi g ge g en deren
B and ziehen
Dass sich die Tonhöhe mit der Sp annung und der L änge der
S timmbänder wi rklich in der angegebenen Weise ändert i s t a u s ph y si
k a li s ch en Gründen a priori einleu c htend kann ab er auch sehr leicht
d ur c h die Ver s u c he am künstlichen und to dten Kehlkop f und durch
d ire c te l a ryn g o sk O p i s ch e B esichtigung am lebenden Menschen nach
e
esen
werden
I
ch
will
I
hnen
die
bhängigkeit
der
Tonhöhe
von
w
i
A
g
d er Sp annung und L änge der Stimmbänder an unserem künstli chen
K ehlkop f ( vgl ob en Fig 2 7 S 7 1) d em on s tri r en I ch blase den App a
Sie hören einen Ton von b estimmter musikalis c her H öhe
r a t an
S owie ich j etzt ohne die Sp annung der K a u ts ch u k s ti m m bän d er z u
steigt oder
v erändern die L änge in der sie frei schwingen verändere
f ällt der Ton ; eb en s o wie Sie deutlich wahrnehmen wenn ich die
Bänder mehr oder weniger dehne und anspanne die L änge abe r m
w elcher si e frei schwingen genau constant erhalte
Einen interessanten P unkt muss i ch ehe i ch weiter gehe noch
b erüh ren Durch stärkeres Anblasen mach en die S timmbänder nämlich
son dern sie werden auch stärker
n icht nur grössere S c hwingungen
g espannt und schwingen rascher ; b ei v ermehrter E x sp i r a ti on s a n str en
g ung muss sich also der Ton nicht n u r verstärk en sondern auch er
höhen D eshalb bringen wir die hö chsten Töne nur f o r t i s s i m o her
vor J a a u s demselben Grunde wäre es den Sängern u n m ö g l i c h
e in en Ton von genau glei c her musikalischer H öhe mit a h
und a b
s c hwellender Stärke z u singen
wenn sie nicht durch feine C om p en
s ation der Muskelkrä fte am Kehlkop f gelernt hätten
die wachsende
S pannung der Stimmb änder b eim A n s ch w el l en l a s s en des Tones durch
e ntsprechende Verlängerung
die abnehmende Spannung beim Ab
b)
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1
Vgl F i g 2 8 C ,
.
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sm ,
S 73
.
.
P opu l är e p hy si ol ogi s c h e Vor tr äg e
86
durch entsprechende Verkürzung der Stimmritz e
s c h w el l en l a s s en
c orri g i r en
.
zu
.
Was endlich die ver s c hiedene K l a n g f a r b e oder den Timbre
des S ti mm ton s b etri üt s o liegt die Veranlas sung hierzu entweder in
der Resonanz des veränderlich en Ansatzrohrs
und davon werde ich
bei der Erklärung der Voc a l bi l du n g aus führlich S prech en
oder ab er
i n e i ner verschi edenen Form der S ti m m b a n d s ch w i n u n en
a l so in
g g
ei ner m odi fici rten Art der Stimmerzeugung im Kehlkop f selb st
E s gibt nämlic h zwei Unterarten der Stimmerz eugung 1m Kehl
kop f oder
um musikalis c h z u S pre chen
zwei Stimmregister von
vers chiedener Klang farbe Das eine R egister gibt die B r u s t s ti m m e
d a s andere die F i s t e l oder K o p f stimme
Die erste hat im Ganzen eine tie fere L age als di e letztere do c h
sind mehr ere Tonhöhen b eiden gemeinscha ftlic h und können bald mit
Brust bald mit Fistelstimme angegeben werden wob ei d ann der
ei g en th üm li ch e Unterschied der Klang farb e b eider Register besonders
au ffallend wird
Die Erklärung der Fistelstimme liegt nun darin d ass bei ihrer
Erzeugung die Ränder der Stimmbänder sowohl a l s die der Tas chen
bänder weiter von einander abstehen a l s für B ru sttön e womit die
bekannte Erfahrung übereinstimmt da s s ein F i s tel ton mit dem gleichen
L u ftvor ra th ni c ht s o lange Zeit in derselben Stärke angeblasen werden
kann wie ein gewöhnlicher
Zugleich ist es wahrs cheinlic h dass b eim F i stel ton nur eine
s c hmale Zone de s freien Randes der Stim mbänder schwingt währen d
b eim Brustton di e S ti m m ba n drä n d er in ihrer ganzen Breite und Di cke
oder H öhe vi bri r en E i n weiterer Unterschied zwis c hen den b eiden
Re gistern ma c ht sich noch dadurch geltend dass bei der V ollen g e
w öh n li c h en Stimme
wie die au fgelegte H and deutlich fühlt
die
L uftröhre und die B ru s tw a n du n g en in E rzi tteru ng en g er a th en während
bei der F a l s etsti m m e E rz i tteru n g en der Brust fehlen dagegen aber l n
den s ch w i n g u n g s f äh i g en Theilen des Kop fes wahrgenommen werde n
weshalb mit Recht letztere die K o p f s t i m m e erstere die B r u s t
s t i m m e gena nnt wird
4 ) Der U m f a n g der menschlichen Singstimme ist beträchtli c hen
individuellen S c hwankungen unterwor fen und beträgt gewöhnlich
3)
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O cta v en
.
Bei bevorz u gten Naturen vergrössert sich der Um fang um — 1
Oct ave und mehr
Die C A T A L A N I hatte z B
O cta v en brauchbarer S in g tön e in
der Kehle
.
‘
.
.
.
Pop u l är e p hy s i ol o gi s c h e Vort räg e
88
.
l a ryn g osk op i s ch zu untersuchen und kann
UN G ER —S A B A TI E R etc
S i e versichern dass ich mi c h fast ge trauen möchte mit dem Kehlkop f
S p i egel in der H and b ei verstop ften Ohren zu ersehen ob ich es
m i t dem Organ eines gebildeten Sängers zu thun hab e o der ni c ht ;
und das nur aus der Prä ci si on und dem gr a ci ös en S chwung der Bewe
gungen der Stellknorp el der Stim mbänder u s w beim Singen u n d
a u s der Schönheit un d H armonie der räumlichen Verhältni sse
der
Theile
Um Sie auch noch einen Blick a u f den Revers der Medaille thun
füge ich di esen M i tth ei l un g en über die B edingungen des
z u lassen
Wohllauts der Stim me hinzu dass die Stimme uns chön klanglos und
h ei s er w i r d j a endli ch in ihr vollständiges G eg en th eil di e S tim m l o s i g
k ei t oder Aphoni e umschlägt wenn entweder di e S tirnmb än der durch
Unges chick oder L ähmung der Kehlkop fmuskeln durch krankhafte
Auswü chse und A u fla g eru n g en oder Substanzverlu ste durch S ch w el
lung u dgl an der Bildung einer schar f begr enz ten gleichmässig
elastis chen Stim mritz e und an der Regel mässigkeit der S chw in gung en
gehindert werden ;
oder wenn die räumlichen Verhältnisse un d di e
S tr u c t ur der r es on i r en den H öhlen und Gebilde ung üns tig oder krank
ha ft verä nde rt sind
Die l a r yn g osk O p i sch e Untersuchung
un d darin liegt ihr u n en d
licher diagnostischer We r th
lässt n un erkennen mit wel c her A r t
von Stimmstörung man es zu thun hat und welche B ehandlung der
Fal l er fordert
V o r Begründung der L aryngoskopie tappte man o ft zu m gr össten
Nachtheil der L eidenden in vollstän di ger F in sterni s s umher !
Noch b emerke i ch das s di e Stimme
namentlich von Sängern
wel che m ehr darau f achten
o ft b ereits an ihrem S chmelz un d
Wohlklang einzubüssen b eginnt wenn noch n i cht die gerin gsten
Spuren s i c h t b a r e r krankha fter Veränderungen an den S tim m
organen zu entde cken sind ; es handelt sich dann um leise Störungen
in der mi kr oskopischen oder gar in der innersten atomistischen C on
s ti t uti on der organis c hen Gebilde und G ew eb s el em en te
Sind die krankhaften Veränderungen b ereits s i c h t b a r wenn
auch scheinbar ganz unb edeutend so können sie häufig schon eine bis
zur Aphoni e sich steigernde Stimmstörung b edingen während dagegen
man chmal tr otz der au ffallendsten und scheinbar stör en ds ten E rkr a n
k u n g en der Theile noch eine üb erras chend gute und klangvolle oder
doch ausreich ende Stimmbildung z u Stande kommt Dies häng t immer
davon ab i n w i e w e i t dur ch die sp eci el l e Ar t und durch den Sitz
d er Erkr ank ung die H erstellung der b ekannten w e s e n t l i c h e n
.
,
,
,
,
,
,
,
'
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.
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e
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‘
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'
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.
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,
,
.
,
III S ti mm e u n d S p ra c h e
.
89
.
B edingungen der Stimmerzeugung beeinträchtigt wird
d er Stimme I ch komme nun an
So viel von
.
.
II di e S p ra chla ute,
.
Phy siol ogie und Sy stematik uns zum S ch l u s s e noch
b e s chä ftigen sollen
Man kann b ekanntlich l a u t oder f 1 ü s t e r n d S prechen
In letzterem Falle verwenden wir die b ereits ob en als R e i b u n g s
t
in
der
verengten
Stimmritze
erkannte
Flüsters
imme
oder
h
ä
u
c
s
e
r
g
vox c landestina i m m e r und ü b e r a l l in genau derselben Weise wie
d en S timmklang beim lauten Sprechen
E s gibt nämlic h eine Reihe von Sprachlauten welche o h n e Mit
wirkung der S timme mag diese nun laut o der nur fl üstern d sein gar
oder n u r unvollkommen hervorgebra c ht werden können w äh
n icht
rend eine zweite Reihe von L auten ex i sti rt welche ganz ohne alle
B eth ei l i g un g der S timmbildenden K eh l k op f sth äti gk ei t im Ansatzrohre
v on s elbst anlauten
Diese letzteren w a h r e n S e l b s t l a u t e entsprechen j edoch
k eineswegs den gewöhnli c h als » S elbstlaute« b ezeichneten Voc a l en
s ondern vielmeh r gerade j enem Theile der sogenannten Mitlaute oder
C on s on a nten die man recht eigentlich aber fälschli c h als t ypis c he
an und für sich ( d h ohne Vocale) b einahe unaussprechliche C onso
n auten zu b etrachten p fl egt
I ch theile die Spra c hlaute wie Sie b emerken eb en falls in S e l b s t
l a u t e und in M i t l a u t e aber ich verstehe unter den ersteren wie
g esagt nur j ene H äl fte der sonst sogenannten Mitlaute oder C onso
b ei deren Erzeugung die g efl üster te und laute Stimme g a r
n auten
n i c h t m i tl a u tet oder doch n i c h t n o t h w e n d i g mitlauten muss
unter den letzteren dagegen die Vocale u n d die andere Häl fte der s o
C
n s ona n ten
o
enannten
deren
Bildung
wie
die
der
Vocale
o
h
n
e
die
g
B eth ei li g u n g der lauten o d er g efl ü ster ten Sti mme nicht zu Stande g e
b racht werden kann
I ch nenne also M i t l a u t e j ene Sprachlaute b ei deren Bildung
d i e durch die Vorgänge und Veränderung im Ansatzrohr erzeugten
1
a kus tischen P hänomene )
u n d die Stimme gleichgültig ob tonlos
d eren
S p ec i e ll e
.
.
,
.
0
,
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,
,
,
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,
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_
,
,
,
,
.
,
,
Mög
d i e s en a ku s ti s c h en Phä nom en en nu n s el b s ts t än di g er z eu g te G er ä u s c h e
( w i e b ei d en M e di a e ) o d e r nu r R e s on a n z s c hw i n g u n g en i m A n s a t z ro hr ( w i e b ei d en
V o c a l e n w el c h e n a c h o b i g e r B e g ri ff s b e s ti m m u ng z u d e n M i tl a u t e rn z u r ec h n en
s i nd)
z u G r u n d e l i eg en
1
en
‚
,
.
P op u l är e p hy s i ol og i s c h e Vo rtr äg e
90
e oder tönend ,
m i t ei na
.
e r lauten müssen ; S e l b s t l a u t e
aber j ene wel che auss chliessli ch im Ansatzrohr erzeugt
ohne alle
Stim mbildung s e l b s t s tä n di g lauten
Die Re chtf ertigung und B e gründung dieser B egü fl sb esti m m un g en
so p aradox Ihnen di esegb en dem Spra chgebrauch gegenüber für
j etzt auch ers chein en mögen wird sich im Verlau fe meiner D arstellung
von selb st ergeb en ( vgl di e Tab elle der Sprachlaute am S ch l u s s e d es
Vortrags S
I ch b eginne mit der Erklärung des einfachsten al ler Sprachlaute
nä mli ch de s h oder des S p i r i tu s a sp er der Griechen di e ihn j edoch
bekann tlich ni cht mit einem b esonderen Buchstaben s chrieben sondern
nur verm ittelst eines kleinen Hilfsz ei chens üb er dem anl autenden
Vo c al andeuteten
g efl ü st rt
n
d
,
.
,
.
.
,
,
,
,
.
1)
D as h
ist keineswegs der blosse einfa che H au ch welchen der E XS p i ra ti on S
l u ftstr om durch den Anfall ge g en die Wände des o ffenen Ansatzrohrs
erzeu g t
Um den einfa chen H auch in ein h z u ve rw andeln ist eine b e
sondere I ntention erforderli ch dur ch welche nicht nur der E XS p i
der Mun d weiter geö ff net das Gaumensegel
r a ti on s dr uc k verstärkt
etwas gehob en und durch Näheru ng seiner Bogen gesp annt wird
sondern zuglei c h auch
und das ist wie ich zuerst mit dem Kehl
di e H auptsache
eine V e r e n g e r u n g d e r
k op f sp i eg el zeigte
S t i m m r i t z e z u Stande kommt
genau in derselb en A rt und Weis e
wie b ei der Erz eug ung der Flüsterstimme mit wel cher somit der
h L aut
abgesehen von den Veränderu ngen im Ansatzrohr i d e n
t i s c h ist
A l s weitere B estäti gung für dies e l a r yn g osk op i s ch nachgewi esene
I dentität führe ich an dass i ch einst einem Franz osen d em wi e fast
allen seinen L andsleuten das Aussprechen uns eres h ni cht geli n gen
wollte den Rath gab beim Ausspre chen eines mit h b eginnenden
deutschen Wo rtes s o a n z u f a n g e n w i e w e n n e r e s m i t F l ü
und dann erst den vollen Vocal
s t er s f i m m e S p r e c h e n w o l l t e
ton folgen zu lassen
Gl eich b eim ersten Versu ch diesen Rath b e folgend gelang ihm
nun z u seinem gr össten Erstaunen das s chwere Kunststü c k vollk ommen
und in seiner freudigen Ueberra s ch u n g brach er wie Mr J O UR D A I N im
ue je
vo i l a 4 0 a n s
B ou r geo zs g en ti lh omm e i n den Ausru f aus : » m a i s
q
,
.
,
,
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,
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'
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p a zs
p
r on on c er
l h,
’
ga n s
‚
le
’
s a vo zr
P op u l är e p hys i ol o gi sc he V or tr äg e
92
.
der zweiten H ohlkugel enthaltene L u ft ab er ni cht indem diese n i c h t
au f den S ti m m g a b el ton abgestimmt i st
Dieser Versu ch hat Ihnen gezeigt dass lufthaltige H ohlräume von
b estimmten Dimensionen für bestimmte Töne abge stimmt sind und
diese durch Resonanz verstärken können
Und wenn ich no ch hinzu fü g e dass es dab ei dur chaus nicht au f
d a s Mat erial der Wandungen ankommt sondern wesentlich nu r a u f
die Form und Grösse des H ohlraums im Verh ä l tni s s zu der O effnu ng
des s elbe n so wird es klar sein das s auch die M undhöhle für v er s chi e
dene besti mmte Töne abgestimmt sein müss e j e na chdem sie selbst
und ihre O effnu n g im Gesi cht verschiedene Formen und Di m en sron en
a nnimmt
w a s durch die Bewegung des Unt erkie fers un d die Gestalt
und S tell u ng s v erä n d eru n g en der Zunge des Gaumens egels und der
L ipp en ermöglicht wird
D a nun b ekanntlich für j eden der Vocale u o a e i u s w die
Mundsp alte sowohl als die Mund und Rachenhöhle andere und z war
immer co nstante Formen u n d Dimensionen annehmen so kann es Sie
nicht wundern zu er fahren dass der sogenannte E i g e n t o n « der
Mun dh öhle für j eden Vocal ein anderer und ein c on s ta nter ist
Es hat H E LM H O LTZ diese für die einz elnen Vocale ch a ra k teri sti
s chen »E i g en tön e « de s Ansatzrohrs musikalisch be stimmt
Für u fand er da s kleine f
9)
o d a s ein estrichene b
g
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,
.
,
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? und d
c
i
f ( )
—
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as
u
n
d
f
g
u e endlich
f und g
B ei d en drei zuerst genannten Voc a l en hat die Mundhöhle nur
e i n e n E i g enton b ei den übrigen ab er z w e i indem d a s Ansatzrohr
für diese letzteren die Form einer Art Flasche mit weitem Bauch und
eng em H als annimmt e und H als und Bauch j eder au f einen anderen
E i g en ton abgestimmt sind
Die Stimme ist wi e Sie wissen kein einfacher Ton sondern ein
K l a n g d h eine Mi s chung aus einem Grundton und einer Reihe von
sogenannten harmonischen O ber tön en welche glei chzeitig erklingen
für unser Ohr aber zu einer akustischen Einheit verschmelzen und von
deren Stärke u n d Anzahl wie ich im vorigen J ahre zeigte eben die
Klangfarbe oder der Timbre abhängt ( vgl S 5 5 u
Wenn nun die S timme in die Mundhöhle gelangt so werden j ene
”
a6
” ”
‚
” ’
” ’
’
” ’
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,
.
,
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.
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.
.
.
,
,
III S ti m m e un d S p r a c h e
.
93
.
zwar n u r j e n e O bertön e dur c h Resonanz ( wie der S ti mm g a b el ton
dur ch unsere H ohlkugel) verstärkt welche mit dem charakteristischen
E i g enton der Mundhöhle zusammenstimmen
Die Stimme mu ss daher stets eine be stimmte andere Klang farb e
annehmen denn für j eden Vocal sind j a die E i g entön e der Mundhöhle
andere und somit werden immer andere O ber tön e im Stimmklang ver
stärkt Von der Art der T o n m i s c h u n g hängt aber eb en wie gesagt
die Klangfarb e ab
D a r i n l i e g t a l s o d a s n u n m e h r a u fg e h e l l t e G e h e i m
n i s s d e r V o c a l b i l d u n g H E L M H O LT Z ist e s gelungen a u s ein fachen
S ti m m g a b el tön en Klänge zusammenzu s etzen deren Färbung mit den
Vo c a l en vollstän dig übereins timmte Er hat somit die Vo c ale k ü n s t
l i c h erz eugt und durch diese S ynthese die schlagende Prob e au f die
Richtigkeit seiner Erklärung der Vocale gemacht Im vorigen J ahre
1
hab e ich Ihnen einen Versuch ) zu Gehör gebracht welcher dasselbe
b eweist und den grossen Vorth ei l hat J edem zugänglich z u sein dem
ein Klavier z u r Di sposition steht Sie eri nnern sich dass uns die
Vocale welche ich mit lauter Stimme gegen die B e s a i tun g eines g eöff
neten Flügels rie f während die Dämp fung gehob en war in ihrer
wie beim E c ho a u s dem Flügel zurück
S p e c i f i s c h e n Klang farbe
tönten Indem die ins Klavier hi n ei n g eru f en en Voc a lkl ä n g e n u r j e u e
Saiten in stärkere oder schwächere Mitschwi ngungen versetzten welche
den stärkeren und s c hwä cheren e i n f a c h e n Tönen entsprechen a u s
denen der Vocal zusammengemis cht ist konnte
wenn die gegebene
Erklärung der Vo c a l bi l du n g richtig i st
der Versuch auch kein a n
deres Resultat geben
und umgekehrt
Bei der F l üster S p ra ch e entstehen die Vocale einfa c h dur ch A n
blasen der Mundhöhle indem sich der wachgerufene charakteristische
E i g en ton derselb en dem Geräus che der Flüsterstimme beimischt
Bei einiger Au fmerksamkeit namentlich bei Verglei c hung meh
rerer hinterein ander g efl üster ter Vocale lassen sich die c on s ta nten
und charakteristischen Tonhöhen recht deutlich a u s dem Geräusch
heraushören
L ässt man die g efl üsterten Vocale
b esonders u oder ü in lautes
M u n dp fei fe n übergehen indem man den wahrgenommenen E i g en ton
beim Pfei fen festhält s o kann man die Mundhöhle a l s eine Art n a tür
licher Stimmgab el brauchen weil die voc a li s ch en E i g entön e constante
ab solute Tonhöhe haben
S ehr interessant ist noch dass für denselben Vocal die charak
u nd
,
.
,
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1
V gl s 5 7
.
.
u
.
f
.
Po p u l är e p hy s i ol o g i s c h e V or tr äge
94
.
bei Erwachsenen und Kindern bei Männern
und Frauen
trotz der verschiedenen Dimensionen der M u n dth ei l e
a uffallend üb ereinstimmen
vorausgesetzt dass si e denselb en
Dialekt S prechen während geri ngere dialekti s che M o di fic a ti on en der
A u S S p ra ch e den Ton bedeutend v erändern
t eri sti s ch en E i g en tön e
,
“
,
,
.
D i e D i p h t h o n g e n oder D 0 p p e l v o c a l e
entstehen indem man a u s der Einstellung der M u n dth ei l e für einen
Vocal in d i e für einen anderen übergeht und w ä h r e u d dieses Ueber
gangs die Stimme hören lässt
B eim c l z B beginnt man mit einem reinen a und hört mit i au f
die c harakteristische Klang farb e des Diphthongen li egt nur in der
Mitte d e s k urzen Vorgangs weshalb man kein en Diphthong au f eine
lange Note singen kann Die Orthographie der Diphthongen ist mei st
unph y siolo gi sch denn wir schreiben z B c i und S pre chen a i wir
schreiben eu und S prechen a ü u s w dageg en schreiben wir ü ö
und ä zuweilen w ie Diphthongen u e c c un d a e während e s einfa che
Vocale sind
B ei aller reinen Voc a l bi l du n g w ird die Nasenhöhle durch das
gehob ene Gaumensegel ver s chlossen
und zwar hab e ich durch Ver
suche gezeigt dass die Innigkeit m i t wel cher und die H öhe i n wel
cher dieser Verschluss stattfindet für die verschiedenen Vocale ver
schieden i st
I ch hab e die T h a ts a ch en über das verschiedene Verhalten der
Nasenklappe b eim H ervorbringen der einzelnen Vocale schon vor
m ehr a l s z ehn J ahren entdeckt inde m ich e r s t l i c h einen F ü h l h e h e l
horizontal durch die Nase bis au f die R ück en fl ä ch e d es Gaumensegels
brachte und an den Bewegungen des ersteren beim Ausspre chen der
Vocale den Grad der H ebung d e s letzteren erkannte ; z w e i t e u s aber
indem ich
mit nach hinten über g eb eu g tem Kop fe au f dem Rücken
liegend
mir die Nasenhöhle mit lauem Wa s ser anfüllen lies während
ich die verschiedenen Vocale c on ti n ui rl i ch hervorbrachte
um a u s
der Menge des zur D u r c h b r e c h u n g d es N a s enkl a p p env er s ch l u ss es
er forderlichen Wassers die Festigkeit und Innigkeit desselben zu
b estimmen
Durch diese ziemlich anstrengenden und nicht gerade angenehm
z u nennenden Versuche fand ich d ass der Ve rs c hluss der Nasenhöhle
durch die G a u m enk l a p p e am tie fsten und lockersten für a am höchsten
und festesten für u und i aus fällt und dass sich mit Rücksi cht hierau f
die Vo c ale zu der Reihe a e o u 2 ordnen
A l s ich mir überlegte wie ich Ihnen diese T h a ts a ch en
Allen
3)
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Pop u l är e p hy s i ol o gi s c h e Vo rt r äg e
96
-
.
der ei nzelnen Vocale verschieden aus fallen und zwar
wie Sie eb en
aus den Schwankungen d e s L i c htbildes an der De cke ersehen werden
beim a am S chwäch sten und kleinsten b ei e und o stärker u n d
grösser bei u und 2 am stärk sten und grössten
Erlauben Sie d ass i ch nun den Saal für wenige Minuten voll
ständig verdunkeln l asse damit unser Lichtbild an der Decke deutlich
sichtbar werde
Dank der Gasbeleu chtung zu deren endlichen bleibenden Z u
leitung in den »R os ens a a l « meine Vorlesungen die Veranl a ssung gab en
wird di e H erst ellung d e s H elligkeitswe chsels weniger z eitraub end sein
a l s v or zwei J ahren , a l s i c h Ihnen die Bewegungen d e s s chlagende n
K a r di osk op s demon
Fros chherzens vermittelst meines Spiegel chen—
s tri r te ( s Vortrag I Seite 1 2 u
Wir b efinden uns in hinreichender Dunkelheit um das gross e
S p i egelbild an der De c ke neb en dem ersten Kronleu chter hell und
deutlich zu sehen I ch werde j etzt den Kautschuk s chlau ch mit der
N a senhöhle in luftdichte Verbindung bringen und die Vo c ale in der
angegebenen R eihenfol ge a e o u z aussprechen Bea c hten Sie dabei
die Bewegungen d es L i c htbildes
Meine Angaben über d a s Verhalten d es Gaumensegels b eim A u s
S prechen der Vocale sind wie Sie eben sehen konnten ei n g etrofl en
Erlauben Sie nur no ch dass ich Ihnen
bevor i c h den Gashahn wieder
ganz ö ff nen lasse
ein zweites Exp eri ment zeig e w elches Ihnen
meinen weiteren M i tth ei l u n g en allerdings vorgreifend eine über
ra s c h en d e An sc h a uung von der fast unausgesetzten T h ä ti g k ei t und
B eth ei li g u n g des Gaumensegels beim Ausspre chen ganzer Sätz e geben
und Ihnen den B eweis lie fern wird ein wie wichtiger Theil des Spra c h
organs da s Gaumensegel ist I ch be festige den Kautschukschlauch
unseres Apparats wieder in der Nase und während ich so S preche
sehen Sie dass d a s Li chtbild an der D ecke kaum einen Moment stille
steht sondern vielmehr fast ununterbro chen hin und h erfä h rt
bald
ras cher bald langsamer bald längere bald kürzere E x cu r si on en
ma chend Eb enso hebt und senkt si ch da s Gaumensegel ohne das s
wir im gewöhnlichen L eben b eim Reden eine Ahnung davon haben !
Die Beleuchtung ist wieder hergestellt ; ich nehme den Faden
unserer Betrachtung wieder a u f
Wird der Verschluss der Nasenhöhle b ei der Voc a l bi l du n g a h
si c htlich oder zufällig so unvollständig dass erhebliche L u ftmengen
auch durch die Nase gehen w a s namentlich dann ge s chieht wenn
durch ab sichtli che Senkung des Gaumensegels der L u fta bfl u s s in die
Mundhöhle beschränkt wird s o g erä th auch die L u ft der Nasenhöhle
w
,
.
,
'
.
,
,
,
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,
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.
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,
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,
.
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,
III S ti m m e u n d S p ra c h e
.
in Mitschwingu ngen und es entsteht der
welcher die reinen in
di e
4)
n a sa
li
ei g en th üm l i ch e
ten
r
97
.
N a s ento n
Vo cale
verwandelt
Aus dem ange führten Grunde mischt sic h der N a s en ton bei L euten
deren Gaumensegel gelähmt oder de fe c t ist oder gar ganz fehlt ä l l e u
Sprachlauten störend b ei obschon sie dagegen die Vocale wegen
unvollständiger und mangelnder B e s chränkung des L u fta bfl u s s es i n
di e Mundhöhl e durch absichtliche Senk ung des Gaumensegels meis t
weniger stark n a s a li r en können als andere normale Menschen
Die nas a l i r ten Vocale bilden den Uebergang von den reinen Vo
calen zu j enen Sprachlauten welch e man
.
,
,
,
,
,
,
.
,
5)
d i e N a s e n l a u t e oder
R
e s on a n
ten
nennt
Man rechnet di eselben gewöhnli ch z u den C on s on a nten oder
Mitlauten weil sie wie diese nicht ohne gewisse Veränderungen i n
.
F i g 35
.
.
S
,
,
,
ch e m a de r dr e i
I II III) und
s yst e m a ti s ch e Z u s a mm e n s t ellun g
d e r d a s e lb s t e rz e ugb a r e n S p r a chl au t e
A r t ik u l a ti on s g eb i et e
(
,
,
.
einem d er drei A rti k u l a ti on s g ebi ete des Ansatzrohrs entstehen können
sie entfernen sich aber von den C on s on a n ten und nä hern si c h den nasa
wie bei di esen
l i rten Voc a l en dadurch das s bei ihrer Erzeugu ng
C z erm ak
S chr i ft e n II
7
,
,
.
.
Po pu l ä re p hys i ol o gi s c he V ortr äge
98
.
die Na s enkl app e o ffen das Gaumensegel gesenkt ist
i ch im Vorau s ei n fü r all emal hervorhebe —bei k e i n e m
C on s on a n ten stattfindet
Die drei A r ti k u l a ti on s g ebi ete d e s Ansatzrohrs sehen Sie hier ( vgl
Fig 35 I II III ) D a s erste um fasst die L ippen bi s zum Rande der
Zahnreihe Das zweite die Zähne die vordere P artie des harten Gau
men s und die Zungenspitze ; d a s dritte endli ch den Zungengrund, die
h i ntere Partie des harten Gaumens mit dem Gaumensegel u n d den
Schlund
An j edem dieser A r ti k u l a ti on s g ebi ete kann die Mundhöhle durch
gegenseitiges Aneinanderlegen der weichen beweglichen Theile oder
die s er und der festen Theile l uftdicht ver s c hlossen werden Geschieht
die s indem dabei die Nasenklap p e o ffen bleibt und zugleich die
fl ü stern d e oder laute Stimme angegeben wird so entstehen eben die
sogenannten Nasenlaute oder R e s on a nten
Bei ihnen r e s oni rt mit der Stimme also der N a s en ton und der
E i g enton j enes Theile s der Mundhöhle welcher von der Verschlus s
S telle bi s zur Rac henh öhle übrig bleibt
D er Re s onant d e s ersten A r ti k u l a ti on sg ebi ete s i st d a s m der des
zweiten das n der d es dritten endlich ist ein L aut für den wir statt
eine s besonderen Bu chstab enzei chen s ng z u s chreiben p fl egen
E s ist bei s pielsweise der L aut am Ende der Worte Klang Sang
Gang Drang
Die Schreibung unseres dritten R e s ona nten durch n und g kann
inso fern einigermassen entschuldigt und erklär t werden als j ene Stelle
des A r tik u l a ti on s g ebi etes wo der Vers chlu s s für die s en L aut b ew erk
ste l l i g t wird
genau derj enigen Stelle entspricht wo wie wir gleich
sehen werden
in de r That auch das g
wie w ohl unter anderen
Bedingungen
entsteht weshalb sich dem fraglichen R e s ona n ten
sehr leic ht und o ft unwi llkürlich ein wirkli ches g ans c hliesst
Dur ch ein n kann aber unser L aut niemals b ezeichnet werden
wie Sie si c h leic ht überz eugen können wenn Sie z B die Silbe Klan
aussprechen dann anhalten und endlich g folg en lassen So a u sg e
S p ro ch en wird das Wort niemals z u Klang l
J etzt kommen wir z u den drei L autgrup p en welche durch die
drei Arten der selbstständigen Geräuschbild ung im Ansatzrohr charak
teri si rt sind
Die e r s t e A r t der selbstständigen Geräuschbildung ist die H er
stellung oder Unterbrechung des Verschlus s es an den drei Ar ti
k u l a ti on sg ebi eten
Wenn dabei die G a u m enkl a p p e gehoben und
die Nasenhöhle abgeschlossen wir d s o ist die ser Verschluss u n d
letzteren
was wie
,
,
.
.
.
,
.
,
.
,
.
.
,
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.
,
.
,
.
,
.
.
.
,
P op u l är e p hy s i ol o gi s c h e Vor t r äg e
1 00
.
laute zu nennen weil man damit eben d a s Wesentlich e des Unte r
s chi e d e s in den Namen fasst
Die Vers chlusslaute für da s erste A rti k u l a ti on s g ebi et sind b und
p für d a s zweite d und t und für das d ritte g und k ( vgl Fig
E s i s t eine au ffallende Er s cheinung die ich hier nicht umgehen
will da s s gewisse deutsche Stämme z B die Sachsen und Thüring er
diesen do c h s o a u ffa ll en d en Un ter s ch i e d d es M i tl a u ten s und N i c htm i t
l a utens der tönenden oder g eflüs terten S timme wie es scheint weder
au fzu fassen no c h am richtigen Orte z u erz eugen im Stande sind
Mein für die Wissens cha ft zu früh verstorbener Freund S C H L EI C HE R
p fl egte in seiner drastisch s cherzhaften Weise diesen Mangel für p ar
tie l le Taub stummheit zu erklären
Wenn der Verschluss an den A rtik u l a ti on s g ebi eten kein voll
ständiger ist sondern wenn statt dessen nur eine Verengerung dieser
S tellen des A n s a tz roh r e s zu Stande kommt in welcher sich die L u ft
reibe n muss
und d a s i st der z w e i t e Modus der selb stständigen
Geräuschbildung 1m Ansatzrohr
s o entstehen
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.
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7)
di e
R
e
i bu
n
g
sl a u
te
.
Es sind dies Geräusche welche in den l oca l en Verengerungen
des A n s a tzrohr e s in ganz ähnlich er Weise erz eugt werden wie da s
Geräusch der Flüsterstimme o der d es h in der verengten Stimmritze
Die R ei bu n g sl a u te zerfallen g enau so w i e die Verschlusslaute in
w e i c h e oder t ö n e n d e bei denen da s S ti m m ri tz en g er äu s ch oder
d er laute Stimmton m i tl a u tet
und in h a r t e oder t o n l o s e bei
denen der Keh l kop f ab solut s till ist
Im ersten A r ti k u l a ti on sg ebi et haben w i r w a l s tönenden f a l s
tonlosen R ei bu n g sl a u t Ersteres geht in letzteres üb er wenn die laute
oder fl ü stern d e Stimme ab sol ut unterdrü ckt wird B ei l ä u fig mu s s ich
hier die unri chtige Behauptung zurü c kweisen dass man beim Sp r echen
mit Flü sterstimme w von f nicht soll unter s c heiden können
Im zweiten A r ti k u l a ti on s g ebi et hab en wir z ( französisch ) oder
das tönende s (in »Rose « ) und das s c har fe oder tonl o se s ( in Ross )
Wird d a s s sehr weit vorn sozusagen an der Grenze des ers ten
und zweiten A r ti k u l a ti on sg ebi ets gebildet
indem sich die Zungen
dann ent
spitze bi s zwischen die Ränder d er S chneidezähne schiebt
steht das i h der Engländer und Neugriech en welches eben falls tonlos
und tönend sein kann Im dritten A r ti k u l a ti on s g ebi et haben wir end
lich j und die oh—L aute ( vgl Fig
D er d r i t t e Mod u s der selbstständigen Geräus c hbildung im A n
,
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.
.
.
e
III S ti m m e u nd S p r a c h e
.
W
1 01
.
satz rohr be steht darin dass leicht bewegliche ei chth ei l e dem L u ft
Strom entgegengestellt werden so dass S ie in lebhafte E rzi tteru ng en
oder S chwingungen g era th en ; a u f diese Weise ent stehen :
,
‚
,
8)
di e R o d e r Z i tterl a u te
f
diesen
L
auten
macht
es
keinen
au
f
allenden
Unterschied
ob
Bei
die Stimme m i ttön t oder nicht so dass man nicht wie bei den Ver
s chluss und R ei bun g s l a u ten harte und weiche zu unt erscheiden p fl egt
Der Zitterlaut des ersten A r ti k u l a ti on s g ebi ete s wird in den C u l
tu r S p ra ch en nicht gebrauch t und hat daher auch kein Buchstaben
z eichen Er soll in den Sprachen einiger wilden Völkerscha ften vor
kommen welche auch Schnalzlaute und A eh nl i ch e s a l s Sprachelemente
R j ener b ekannte L aut
verwenden E s ist das sogenannte L ipp en—
den die Ross elenker hervorzubringen p fl egen wenn sie die Pferde
anhalten wollen Im Schema Fig 35 hab e ich den L aut mi t E H b e
z eichnet
Der Zitterlaut des zweiten A r ti k u l a ti on s g ebi ete s i s t j enes R wel
c he s durch E r z i tter un g e n der Zungen s pitze entsteht
während d er
dritte Zitterlaut j enes R ist b ei dem das weiche Gaumensegel und
ganz besonders de s s en Zäp fchen durch den L uftstrom in kräftige
S chwingungen versetzt wird w obei es in ras c her Folge wi der den
Zungengrund schlägt
Noch habe ich
9) d i e L —
L a ut e
kurz zu b esprechen welche eine mittlere Stellung zwischen den Rei
bungs und Z i tterl a u ten einnehmen sich ab er dadur c h wesentlich vor
allen anderen Sprachlauten auszeichnen dass si e die einzigen sind
welche a symmetrisch an dem S ei tenra n de der Zungenmitte erz eugt
werden
I n un s erem Schema ( Fig
welches au f einem medianen Kop f
durchs chnitt ba si rt haben sie streng genommen kein en Platz wir
setzen ihr Buchstab enzeichen im Schema deshalb noch am p assendsten
in den Raum der in v erti ca l er Richtung zwischen den Kategorien der
R ei bu n g s und Z i tt erl a u te
in horizontaler Ausdehnung aber mitten
zwischen dem ersten und zweiten A rti k u l a ti on s g ebi et übrig bleibt
D er Vollständigkeit wegen erwähne i c h zum Schluss no ch
.
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die z u s amm eng e s e tz t en
1 0)
C
on sona n
ten
.
Dieselben entstehen entweder durch gleichzeitige oder sehr rasch
au feinander folgende Einstellung der S p r a ch th ei l e für zwei verschiedene
ks das c
C on s on a nten
A l s B ei spiel der letzten Art diene d a s w
.
z
,
Popu l är e phy si ol ogi s c h e Vortr äg e
1 02
.
oder das deutsche z = ts wo im M oment der Explosion f ür di e Ver
schlusslaute k und t die Enge für den R ei bu ng sl a ut s hergestellt wird
Als Beispiel der ersten Art führe ich das s ch an welches nach B R ÜC K E
entsteht wenn gleic hzeitig die » Enge « für s und für c h gebildet wird
Tönt noch die Stimme mit so verwandelt sich das s ch in das sl a vi sch e
i oder französi s che j
Zur besseren Ueber si ch t und zur Erleichterung eines erwün schten
Rückblicks möge die folgende Tabelle dienen
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Ta b ell e
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R e i bu n g s l a u t e
4
etc
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V ers e hl u s s mu t e
et c
.
.
.
“
7
I ch bin zu Ende und glaube so weit die b eschränkte Zeit e s
gestattete Ihnen einen im Ganze n be friedigenden und ziemlich voll
ständigen Einblick in die Phy siologie und S y ste m atik der Sprachlaute
erö ff net z u haben
Zwar gibt e s in e inigen orie ntalischen
im
Arabischen und im H ebräischen noch ganz ei g en th üm li ch e L aute
welche ich nicht berü c ksichtigte ; aber ich glaubte Ihre freundli che Au f
m erk s a m k ei t bereits au f eine so harte Prob e gestellt zu haben das s i c h
es nicht wagen wollte meinen Vortrag noch weiter a u s z u S p i nn en
Ueber di e s d ür ft e das M i tg eth ei l te wohl genügen in Ihnen die
Ueb erz eu g u n g zu be fe s tigen dass G e s a n g un d S p r a c h e
obschon
beide den geistigen Verkehr der Menschen untereinander ver m itteln
indem sie zum verständlichen Ausdruck der tie fsten und erhabensten
,
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1 04
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V o r t r a g II
PIE R R E S
L o n gi tu di n a l w el l en m a s c hi ne
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12
F i g 13
F i g 14
( H o l z s c hn i t t )
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( H o l z s c hn i t t
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Hol z s chn i tt D i e A m p u ll enh är c h en
( H ol z s c hn i tt ) D i e G eh ör s t ei n c h en
Hol z s c hn i tt l D a s O O R T I s c h e O rg a n
S ti r n b a n d m i t F ühl h eb el
( H o l z s c hni t t
.
.
.
.
’
16
F i g 17
.
O u rv en t a fel , b es ti mm t, d en L e s er i n d en S t a n d
( S t ei n d r u c k t a f e l
v erm i tt el slt ei n es S p a l tl i nea l s di e S c h a l l w el l en b ew eg u n g d er L u ft z u
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.
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F ig
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( H ol z s c h n i t t )
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ec
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F i g 10
d er A bb i l d u n g en
kl ä r un g
h a n i s c h es S c h e m a d er I nn er va ti on d es H er z en s
V orri c htu n g u m di e P ul s s c hl äge du r c h el ektro—
mag
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Gl o c k e
n e ti s c h e
r
.
.
.
.
.
k ürl i c h en B e w eg u n g en d er O h rm u sc h el
F i g 1 8 ( H ol z s c hn i tt ) S E E B E C K s c h e
D m o s t ti o
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.
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.
( H ol z s c hn i tt )
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S i r en e
M o n o c h or d
.
.
V o r t r a g III
Zu
1
.
.
h s c h ni t t ei n es m en s c hl i c h en K ör p er s
( M i t F i g 2 0 a u f e i n er S t ei n d ru c k t a f el ) A n s i c ht d er S t i m m u n d
S p ra c hw erkz eu g e i m Z u s a mm en h ä n g e a n ei n em v on r üc k w är t s g eöffn et en m ens c h
l i c h en K örp er
F i g 2 2 ( H o l z s c h ni t t ) R i n gkn o r p el d es K e h l k o p fes
F i g 2 3 ( H o l z s c hni tt ) S c h i l dk n or p el d es K eh l k o p fes
F i g 2 4 ( H o l z s c h ni t t ) G i es s b ec k enk n or p el d e s K e h l k op f es
F ig 25
( H o l z s c h n i tt ) S c h em a d e s b ew e gli c h e n G er üs t e s w el c h es di e K eh l
k O p f k n o rp el z u s a m m en s e tz en
F i g 2 6 ( H ol z s c h ni tt ) H a u p tf orm en d er S ti m m ri t z e
F i g 27
( H ol z s c hn i tt ) K ün s tl i c h er K eh l k op f
F ig 28 A B C
( H o l zs c hn i tt ) V er s c hi e d en e An s i c h t en d es n a t ürl i ch en
K eh l k o p f e s
F ig 20
F ig 21
.
.
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S c h em a ti s c h er
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V o r t r a g III 2
Z u r E r l äu t erun g d er G e s e t z e d er S p i eg el u n g
A pp a r a t z u r l a r yng o s k op i s c h en S el b s t b eo b a c h tun g
Zu
( H o l z s c h ni t t )
( H ol z s c hn i t t )
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( H o l z s c hn i t t )
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hl k op fsp i eg el u n t ersu c h t
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i lh elm E n g elm a n n ,
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ov em ber
Ho ch ge ehrt e Anw e s ende !
G estatten Sie mir
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A llem der innigen Freude Ausdruck zu
geben mit welcher ich
trotz aller Annehmlichkeiten meines frühe
ren Wirkungskreises in J ena
der ehrenvollen Einladung ge folgt bin
an der hi e si g en Ho chs chule welche wie keine andere D eutschlands
im mächtigsten E m p orbl üh en begriffen ist eine ordentliche H onorar
Pro fessur zu üb ernehmen
Meine Freude war eine dopp elte ; denn einerseits ers chi en mir
gerade die A r t der dargebotenen akademischen Stellung wegen ihrer
sons tigen Ungebundenheit ganz besonders w ün s ch en sw erth und g e
eignet z ur freiesten Ausübung des Berufs zu Fors chen und zu L ehren ;
und andererseits ist für die P fl ege und Förderung meines Sp ecial
faches
man dar f e s k üh n b ehaupten
n o c h z u k e in e r Z ei t
u n d a n k e i n e m O r t d e r W e l t s o G ros s a r ti g es unternommen u n d
ausge führt worden als eben j etzt hier in L eipzig
wodurc h wissen
Anregung und Förderung au f diesem Gebiete in
s ch a ftli ch er Verkehr
ungewöhnlicher Fülle si ch darbieten mu sste
Die Ph y siologie vor Kurzem erst a u s einer untergeordneten medi
c i n i s ch en H il fslehre z u einer selbstständig en naturwissenscha ftlichen
Di s ci p li n mit ei g enth üm l i c h en Auf gab en und besonderen Methoden
em porgewachsen hat in der That h i e r z u m ers ten Mal eine ihres neu
erworb enen Ranges ihrer nun erlangten Bedeutung würdige Wohnung
und Werkstatt erhalten au f welche nic ht nur L eipzig und Sachsen
sondern ganz D eut s chland mit gerechtem Stolz und be friedigtem Selbst
ge fühl bli c ken kann !
eissagung dazu um voraus
E s gehört wahrlich k eine Gabe der
zusehen dass unter der L eitung j enes Meisters dem es vergönnt war
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Di e
1 06
W
Phy si ol o gi e
al s al l
g em e i n e s
E
Bi l d u n g s— l em en t
.
durch die grossartige Unterstützung einer erleu c htet en Regierung , zur
‚
seiner bahnbrechenden I deen die s e neue wi s senscha ftliche
ohldur chdachtem Plan zu schaff en auch dre i n
M u s terw erk s ta tt nach
derselb en unternommenen Arbeiten und die aus derselben hervorgehen
den Forschungsresultate q ualitativ wie q uantitativ der Fülle und Voll
endung der dargebotenen Hil fsmi ttel und dem gemachten Au fwand
entspre c hen werden so dass die L eipziger H o e h s c h u l e recht eig ent
lich zur h o h e n S o h u l e für moderne Phy siologie erblühen wird und
muss
H at man aber wie ich glaub e allen Grund von der Wirksamkeit
d er neuen phy siologischen Anstalt unte r L eitung ihres i n tel l e c tu ell en
Urhebers einen ebenso m ächti gen Einfl us s au f den a l l g e m e i n e n
Fortschritt in der Au fstellung und L ösung der phy siologischen Pro
bl em e als au f den l o ca l e n Fortschritt in dem wissenscha ftlichen
L eb en iu n d Treiben der S chule zu erwarten
und ist also die gege
b ene Vertretung des Faches an der hiesigen Universität eine v o l l e u
d e t e zu nennen so kann es fraglich er s cheinen welche b e s o u d e r e
u n d e i g e n t h ü ml i c h e A u f g a b e h i e r f ü r e i n e w e i t e r e L e h r
k r a ft d e n n n o c h ü b r i g b l e i b e ?
Diese Frage hat (mir b eg r ei fli ch er Weise viel zu denken gegeben
denn obs c hon ich es als eine Pflicht der Freundscha ft u n d Dankbar
k ei t ansehe und m i r zur Ehre rechne meine Krä fte der gegenwärtigen
L eitung unserer phy siologischen Musteranstalt für ihre F ors ch u ng s
und L ehrzwecke ebenso zur Verfügung zu stellen wie m i r die a u s
g e deh n te ste Benutzung ihrer Hil fsmittel freundlichst gestattet ist so
wünsche ich doch auch j ene Selbstständigkeit und Unabhängigkeit z u
wahren und zu b eth ä ti g en , welche meinen akademischen Ante c eden
tien entspricht
Es erschien mir daher passend die althergebrachte Formalität der
Antritts Vorlesung als erwünschte Gelegenheit dazu zu benutz en bei
Behandlung des angegebenen Themas » die Phy siologie als a ll g e
meines Bildungselement« j ene Gedanken und Ueberl e gu n g en in Kürz e
zu e ntwickeln durch welche i ch mir üb er die Möglichkeit einer b e
s o n d e r e n Richtung
eines e i g e n t h ü m l i c h e n Ziel es meiner k ünf
tigen akademischen T h ä ti gk ei t klar z u werden suchte um mit dem
sicheren und erhebenden Bewusstsein an die Arb eit gehen zu können
der Vertretung des Faches an der hiesigen Universität eine n e u e
S e i t e abgewonnen zu hab en !
I ch g ing von der Ueberz eu g u ng a u s dass die Phy sio lo g ie in ihrer
gegenwärtigen Richtung und Gestaltung welche si e namentlich seit
der glücklichen Anwendung d es sogenannten Princip s der Erhaltung
R ea li si ru n g
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1 08
Di e
P hy s i ol o gi e a l s
all
g em e i n e s
E
B i l d u n g s— l em en
t
.
Unter dem Imp erium dieser L eb enskra ft sollten sich die a l l g e
meinen der Materie zukommenden M ol ecu l a rk r ä fte in ihren u n en d
lic h mannig faltigen Wechs elbeziehungen w e s e n t l i c h m odi fici ren
können so dass die M a ss en th ei l ch en a l s i ntegri ren d e B es ta n dth ei l e
eines Organismus a n d e r e n A n z i eh u n g s und B ewegungsgesetzen zu
gehorchen hätten als wenn sie sich frei in der unorganis chen Nat ur
b efinden
Nachdem man j edoch gerade i n den am tie fsten und gr ündlichsten
er fors chten L eb enserscheinungen das Walten derselben Grundgesetz e
erkann t hat welche au ch die unorganische N a tur b eh err s ch en musste
man den unb estimmten und un fruchtbaren B egriff der L ebenskraft als
einheitliches causales P rincip ganz aufgeben um da für den mecha
nischen Zusammenhängen na chzuspüren welche die L eb en s er s ch ei
nun g en th a ts ä ch l i ch vermitt eln
Damit war der ex a cten und fruchtb ringenden Forschung au f dem
Gebiete des L ebendigen erst die freie Bahn gebrochen denn so l ange
man si ch bei dem sterilen Glauben an eine besondere L ebenskraft
beruhigte musste nothwendig auch die Er forschung der c a u s a l en L e
b en sb e di n g u n g en steril bleiben
Unter den möglichen Standpunkten von wel chen aus man das
L eben betrachten und auffassen kann ist e s der m e c h a n i s c h e
welcher im Ge gensatz zum v i t a l i s t i s c h e n die Bes trebungen der
Gegenwar t ausschliesslich b eherrscht
E s ist nicht meine Ab si c ht hier eine Kritik der mechanis chen
Principien der Naturbetrachtung in ihrer An wendung a u f das L eben
durchzu führen ; ich will n u r zur Recht fer tigung der Richtung welche
die moderne ph y siolo g is che Forschung eingeschlagen hat eine kurz e
Bemerkung einschalten
Unzweifelhaft nämlich erzeugt und bewegt sich d er br ei te Strom
des g e s a m m ten L ebens nur d u r c h und i n Gestaltungen B enutzungen
und Veränderungen von S toüen und Kräften deren Wirksamkeit und
Wechselbeziehungen Ph y sik und C hemie bisher sehr woh l nach den
Grundsätz en der mechanischen Naturau ffassung zu b erechnen und zu
e rläute rn im Stande gewesen sind
Wir hab en daher keinen zwingenden Grund anzunehmen dass sich
ihnen nicht auch die Erscheinungen d es L ebens fügen sollten b evor
nicht der gründlich durchge führte Versuch einer mechanis chen E rkl ä
rung aller dieser Erscheinungen ihre absolute Unzulänglichkeit im
Reiche d e s L ebendigen d a r g eth a n haben wird
Dieser Versu c h muss also unter allen Umständen gewagt und
unternommen werden ; er behält au ch unter allen Umständen des ganzen
‘
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Di e
Phys i ol ogi e a l s
al l
g em e i n e s
E
B i l d u n g s — l em e n t
109
.
oder nur th ei l w ei s en Gelingens einen p ositiven Werth
und darin
eben liegt die ausschliessliche Ber echtigung der gegenwärtigen Rich
tun g der ph y siologischen F orschung
Indem di e moderne Ph y siologie eine me c hanische Erklärung des
L ebens anstr ebt verw endet sie wie j ede erklärende Naturwissenscha ft
zwei Hilfsmittel der Untersuchung : die B e o b a c h t u n g und das E x
p eriment
Die p h y s i o l o g i s c h e B e o b a c h t u n g besteht darin dass der
Forscher seine gespannte Au fmerk s amkeit au f die Veränderungen und
Vorgänge richtet welche während des Ablau fs des L ebens a n und i n
den Organismen seiner sinnlichen Wahrnehmung entweder von s elb st
sich darbieten oder die er derselb en durch absichtliches Eindringen
ins I nnere des lebenden Körp ers erst zugänglich machen mu s s ; letz
teres z B dur ch O pti sche oder a k u sti s ch e A p p a ra te wie den Augen
S piegel den K ehlk O p fS p i eg el das Stethoskop Plessimeter etc etc
oder unmittelbar durch schneidende Instrumente wie bei der Vivi
se c tion im engeren Sinne
Zugleich zieht er alle Hil fsmittel herb ei welche geeignet sind
einerseits die L eist ungs f ähigkeit der b eobachtenden Sinne für die E r
fassung der minimalsten Unterschiede der Erscheinung und ihr er zeit
lichen und räumlichen Verhältniss e zu steigern und zu s c här fen
andererseits die z u b eobachtenden Erscheinungen s elb st deutlicher
wahrnehmbar zu machen
I ch will hier nur an das Mikr oskop erinnern und an die au sg e
dehnte Anwendung der graphischen Methode zu phy siolo gischen
Zwecken durch welche viele der fl üch ti g s ten Erscheinungen sic h selb st
in Form von C u rven mit gr össter Genauigkeit r egi s tri r en und fix i ren
( Ky mograph Sph y gmograph Kar di ograph M y ograph Ph on a u to
graph )
Durch Benutzung der gegenwärtig s o reichen und geschär ften
H il fsmitt el d er Beobachtung gelangt die ph y siologische Fors c hung zur
genauen K enn tn i s s und Feststellun g der g es a m m ten L eb en s er s ch ei
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nun g en
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Aber die blosse Beobachtung so genau und geschärft sie au ch
sein m a g genügt a n s i c h noch nicht zur Ermittelung der Ursachen
und Gesetze der Erscheinung en welche eine be friedigende Erklärung
des L ebens ermöglichen sollen
Z u diesem Ende muss sich die B eobachtung mit dem E X p e r i
m e n t c om bi ni r en
D i e s e s besteht in einer planmässigen Z ergliederung der c a u s a l en
Bedingungen der einz elnen Erscheinungen und diese Zergliederung
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D i e P hy s i ol o gi e a l s
1 10
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ges chieht indem di e s ä m m tl i ch en Be di ngungen von wel chen ein e
E rs cheinu ng h ervorgeb racht se in k ann d er Reihe na ch ab sichtlich
verändert un d gleic hzeitig di e Er folge dieser Veränderu ng au f di e
Erscheinung genau b eobachtet werden
Als eine wirkli che Ursache der Erscheinung muss dann j en e B e
di n g un g gelten deren i s oli rte Variation oder E l i m i ni r u n g die E r s ch ei
nung selb st entsprechend verändert oder aufgehob en hat Erst w enn
ma n das Exp eriment zum m e s s e n d e n V e r s u c h steigert und schärft
b ei welchem di e q uantitativ b estimmte Variation der verursachenden
B e di ngung mit dem Grade der verursachten Veränderung der E r s ch ei
nung vergli chen wird o ffenbart si ch das Gesetz der Wirkung
Die durch den Gang der exp erimentellen Untersu chungsmethode
ge forderte Sonderung Veränderung Störung Steigerung oder Auf
hebung der s ä m m tl i c h en Bedingungen einer L ebenserscheinung ist nur
durch di e Anstellung von V i v i s e e t i o n e u z u erzielen un ter wel chen
man im weitesten Sinn e des Wortes j e d e u wie immer gearteten Ein
g riff in den lebenden Körp er versteht
Fast alle Vi vi s e c ti on en sind beiläufig b emerkt ni cht ohne einen
gewi ssen Grad von Grausamkeit ins Werk zu setz en Und diese macht
m a n den Ph y siologen
freili ch gedankenlos genug
von vi elen
Seiten so sehr zum Vorwu r f
I ch sage g e d a n k e n l o s weil man
wie i ch b ereits an einem
anderen Orte ausgesprochen habe
im bli nden Eifer der thi er freun d
li chen Entrüs tung eb en nicht daran denk t , einerseits dass der Fort
schritt der Wissens cha ft und Kenn tni s s vom L eb en ohne Eingri ffe in
den leb enden Organi smus absolut unmögli c h ist ; andererseits aber dass
die Grausamkeiten unserer glorrei chen S chlachtfelder und unserer
Kü chen q uantitativ wie q ualitativ j ene der ph y siologischen L abora
tori en b ei weitem übertre ff en
Kann man aber in den Jub el einer Via tri u m p h a li s mit B eg ei ste
rung ein stimmen kann man si ch dem Genü sse einer leckeren Schüssel
leben di g au fgebrochener Austern lebendig gesottener Kr ebse z u Tode
gehetzten Wildes einer P astete aus F ettl eb ern q ualvoll k r a nk g e stO p fter
Gänse u s w u s w mit ruhigem B ehagen hingeb en
nun dann
wi rd ma n sich wohl auch ohne Gewi ssensskrup el erlaub en dür fen
ph y siologische Vi vi s ecti on en
die überdies heut z u Tage bei der aus
g edehnten Anwendung der a n a e s th eti s ch en schmerz stillenden M itte l
selbst den ei frigsten Mitgliedern der Vereine gegen T hi erq u ä l er ei i n
mi ldere m L i c hte ers cheinen dürften
zu ma chen und die dabei zu
Tage tretenden Erscheinungen mit G em üth s r uh e und ungestörter Au f
m erk s a m k ei t z u b eob achten !
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Di e
1 12
P hy si ol og i e a l s
a ll
g em ei n e s
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Bi l d u n g s—l em en t
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au f k e i n e andere Veränderung b eobachtet als im ersten Fall eine
Zusammenziehung im zweiten ab er eine L ähmung eines einzeln en
Muskels oder einer Muskelgrupp e
So c on s ta ti rt um no c h ein anderes B eispiel anzu führen das Ex
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r ei g ebu n g ( o der der künstlichen Inj eetion )
der
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emmung
und
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d es Bl u ts trom s in den zu führenden Gef ässen der Organ e dass nur
h och r oth es arterielles Blut die Elemente enthält welch e die Be din
gungen der L eistungs f ähigkeit der Organe im normalen Best ä nde
erhalten
Indem si ch dann die exp erimentelle Forschung der Z ergliederung
dieser B edi ngungen in den a l s Träger der einzelnen F u n c ti on en er
mittelten Organen und Geweben zuwendet findet sie stets bestimmte
Anordnungen von festen fl üssigen und gasf örmigen M a ss enth ei l ch en
welche sich in den verschiedensten Ri chtungen und Formen b ewegen
mit anderen Worten sie findet stets b esti mmte phy sikalische und
chemische E l e m e n t e und P r o c e s s e deren weitere Zergliederung
nach den Grund sätz en des ph y sikalischen und chemischen Versuchs
untern ommen werden muss
Das p h y s i o l o g i s c h e Exp eriment läu ft also schliesslich immer
in das p h y s i k a l i s c h e und c h e m i s c h e aus
So lehr t z B die Zergliederung der im reizbaren fu n cti on s fä hi g en
Nerven und Muskelgeweb e vorhandenen B edingungen dass die Mas
s en th ei l ch en welche s i e au f bauen in einer gesetzmässigen elektrischen
Bewegung b egri ffen sind un d nach aussen üb ertr agbare el ek tr om oto
rische Krä fte entwickeln welche b eim Wechsel von Ruhe und T h ä ti g
k ei t entspre c hende Veränderungen erleiden so dass Sie als ein Ausdruck
der innersten M ol ecu l a rz u stän de und Vorgänge der p h y s i k a l i s c h e n
Erklärung der Nerven und Muskelph y siologie die wichtigsten A n
h a l tS p u nk te geb en S o wird in einem anderen Falle
na c hdem z B
das phy siolo gi sche Exp eriment ermittelt hat dass si ch E i w ei s sk örp er
im Magen au flösen und dass es der saure Magensa ft ist wel cher diese
Erscheinung b ewirkt
die c h e m i s c h e Untersuchung das Ferment
desselben zu finden und den eigentlichen Vorgang au fzuklären hab en
Als letztes Ziel und zugleich
im Falle des Gelingens
als
höchster Tri umph der exp erimentellen Forschung au f allen Stufen
ihres Eindringens in da s unendli ch verwi c kelte Z u s a m m en g r ei fen d er
die Erscheinungen ursächlich vermittelnden Umstände und Ver a n sta l
tungen ist ab er endlich die Au fgab e zu b etra c hten auch ausserhalb
d e s Organi smus die glei chen Um stände und B edingungen willkürlich
herzustellen um aus ihnen die gleichen Erscheinungen z u e r z e u g e u
Die k ü n s t l i c h e N a c h b i l d u n g der ph y siolo gi schen L ei
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D i e P hy s i ol o g i e a l s
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g em e i n e s
B i l d un g s
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El
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t
1 13
.
i ch erinnere nur a n
welche schon viel fach gelungen i st
di e künstliche Verdauung Bebrütung und Sti mmbildung an di e H er
stellung des H arnsto ffs und anderer chemischer Verbindungen welche
als auss c hliessli che Pr o du c te des L eb en S p r oc e s s e s b etrachtet wurden
a n di e glü c kliche Nachbildung vieler wesentlichen Kr ei s l a u fs er s c h ei
ist so zu sagen die mathematis c he Prob e au f di e
n u n g en u dgl
Richtigkeit den Grad und die Vollständigkeit der gewonnenen Ein
si cht in die Vorgänge und Ers c heinungen de s L ebens
Eine ähnliche Bedeutung für die ph y siologische Erforschung d er
L ebenserscheinungen wie die Vivisection hat die p a t h o l o g i s c h e
B e o b a c h t u n g indem sich der let ztere n Störungen und Unter
brechungen der Function durch z u f ä l l i g e Veränderung der Organ e
und Geweb e darbieten welche b ei der Vivisection a b s i c h t l i c h her
vorgeru fen werden Freilich sind die krankha ften organischen Ver
änderungen welche die F u n cti on s s törun g im L eb en b edingen meist
nur erst n a c h dem To de aufzufinden und o ft auch sehr schwi erig z u
deuten und zu v erw erth en Nichtsdestoweniger i st die p atholo gi sch e
Beobachtung
namentlich für die S p e ci el l e Ph y siologie des M e n
s c h e n der sich den exp erimentellen Eingri ffen nur in b eschränktem
M a a s s e darbietet von uns chätzbarem Werth
I st es j a doch gerade i n s o f e r n der Mensch ganz und gar mit
seiner leiblichen und geistigen P ersönlichkeit ,m it allen seinen L ei
s tu n g en und T h äti gk ei t en als Einz elwesen wie als The il der G e s a m m t
heit d es Menschengeschlechts und d e s N a tu rg a nz en
dem es zur
Au fgabe » r e a l i s t i s c h e r B e g r ü n d u n g u n d A u f k l ä r u n g g e
w o r d e n i s t « dass die Phy siologie j ene so zu sagen c e n t r a l e S t e l
l u n g in dem weiten Kreise alles Wis sens und Könnens ei nni mmt
welche sie als e i n a l l g e m e i ne s B i l d u n g s u n d O u l t u r e l e
m e n t so w ün s ch en sw er th und bedeutungsvoll erscheinen lässt
In der That welche andere Wissenscha ft könnte auch dem all
gemeinen menschlic hen Intere sse näher stehen welche einer ernst
lieb eren K en ntn i s sn a h m e von Seite j edes denkenden gebildeten
Mens c hen würdiger sein als eben d i e welche sich eine Au fgab e
stellt deren exa cte L ösung a l l e i n eine richti ge und gründli che E r
k enn tni s s der L ebensbedingungen und L eb en s ä u s s eru n g en erö ff net und
damit erst eine wirkliche Einsicht in die wahre Natur und Wesenheit
des M e n s c h e n s e l b s t ermögli cht
Abgeseh en von dem di r e c ten N utzen und praktischen Vorth ei l
welchen ph y siologisches Wissen für so manche S eite unseres b e dürf
ni ss v ol l en Daseins gewährt
gibt es au c h kaum eine andere wissen
s ch a ftl i c h e D i s c i p li n als eben die P h y siologie
welch e so sicher und
C z e r m a k S chr i ft e n II
8
s tu n g en
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1 14
P hysi ol ogi e
Di e
a l s a ll
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B il d ung s—l em en t
E
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unwi derstehl i ch z u einer sol chen el tau tf a s sun g f uhr t di e wahrha ft
frei un d v oru rth ei l sl os macht u n d dul dsam gegen alles mens chlich e
Ir ren gegen alle mens chli ch e S chw äche u n d B eschränktheit !
All er di ngs mu ss ohne Widerrede zugegeben werden d ass di e
Ph y siol ogie no c h weit davon entfernt ist ihr e Aufgab e i m Sinne der
modernen Naturb etr acht ung auch nur i n einem einz igen H auptp unk te
v o l l s t ä n d i g gelö st z u h a b en ; dagegen ist es ebens owenig z u ver
kenn en dass di e b ereits errei chte Einsi cht in den di e ei nz elnen L eb ens
äuss er ungen b e di n genden Mech ani smus d er or g a ni s ch en Gebil de tie f
genug die exp eri m entell e Methode der Forschung exact genug ist um
der modernen Ph y siologi e di e von m ir w i ederholt her vorgehob ene
B edeutun g vi n di cir en z u können
I ch erlaub e mir daher j etzt ohne Weiteres z ur Entwi c kelung j ener
Gedank en z u schr eiten wel che si ch mi r mit B e zug a u f meinen neuen
akademi s chen Wirkun gskreis an dies e T hesi s knüp ften
Mein nächster Gedanke war dass di e P hy siolo gie gegenwär tig
an allen H ochs chul en n u r einen L ehrgegens tand d es m e di ci ni s ch en
Fachst u dium s bil det un d da her allen J enen völlig unzugängli ch bleibt
welche ih r Ber uf einer der anderen F a cu l tä t en zugeführ t h a t
In Erwägung di eses mi sslich en Umstandes du r ch welchen der
gr öss ere T heil der Uni v er si täts h ör er von der genaueren Bekanntscha ft
mi t den R esul taten un d Methoden der ph y siolo gi s chen Forsch un g aus
geschloss en wi rd m usste sich mir weiter die Ueb erz eu g u n g auf dr ängen
dass neb en den streng f a chm ä s si g en in den L ehrplan des m e di ci ni
s chen S t udi ums eingef üg ten Vorlesungen üb er Ph y siologie üb erall auch
noch s o l c h e geh alten werden so ll ten welche di ese Wi s sens cha ft
ni cht minder grün dl ich zw a r
ab er in all gemeinverständlicher Form
d h ohne Voraussetz un g irgend welcher Fachkenntni s se darzustel len
hätten
I ch muss es hier mit aller Entschi edenheit ausspre chen dass mi r
kein Gegens tand der Ph y siologie wie der Nat urwi ss ens c ha ften üb er
haupt b ekannt ist der b ei ges chi ckter An wendu ng ausrei chender
Hil fsmittel der D emonstration un d des Experiments der normalen
Fassungskraft und dem Ver stän dni s s Gebil deter deren A n h erk s a m
k ei t nur einigermassen angesp annt wird n i c h t s ollte vollkommen
zugängli ch gemacht werden könn en
Indem i ch n un einerseits di e Mögl ichkeit einer gr ündl i chen und
erfolgrei chen allgemein fassli chen D arstellung
i ch vermeide a b
sichtlich den ni ch t ohne Grund etwas in M i s s cr e di t gekommenen Aus
d r u ck Pop u l a ri si r un g«
der Ph ys iolo g ie hi ermit aus drückli ch aner
kenne u n d andererseits di e B edeutu ng ph y siolo gi s chen Wissens zu r
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Di e
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Phys i ol o gi e
a l s a ll
g em ei n e s
B i l du n g s
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El
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B ehandlun g und Darstellung liegen Auch ist der U m f a n g des ph y
dass di e richtige Auswa h l
s i ol ogi sch enWissensgebiets so bedeutend
und Disp osition der zu behandelnden M aterien nichts we niger als leicht
und selbstverständlic h erscheint
S oll sich nämlich die Ph y siologie als ein w er th v ol l es Element des
höheren Bildungsganges wie ihn die Universität zu bieten und zu ver
mitteln hat daselb st b ewähren und einbürgern dann genügt es ugie
ich meine k e i n e s w e g s in dogmatis c her Weise ex cathedra eine
erklärende Ueb er si cht der L ebenserscheinungen z u geben und di e fer
tigen Resultat e der ph y siologischen Forschung mit mehr oder weniger
rheto ri schem Ges chi c k Un d oratoris c hem Glanz zu b espre chen
Es liegt vielmeh r in der E i g enth üm l i chk ei t des Gegenstandes
dass die so mannigfaltigen und dem gewöhnlichen Sinne s o u n z u g ä n g
lichen und fremdarti gen Vorgänge um deren E rk enntni ss und E rk l ä
rung sich s handelt sowie die Methoden und Hil fsmitt el welche die
ph y siologische Fors chung zur Erreichung ihrer Ziele anw endet der
u n mi t t e l b a r e n A n s c h a u u n g der Zuhörer im D e t a i l dargeboten
werden müssen w enn s i e zu innigem Ver stän dni s s gebracht j ene
au f klärenden und veredelnden Wirkungen in den Geistern hervor
bringen und hinterlassen sollen , welche von der eingehenden B es ch ä f
ti gu n g mit der modernen Ph y siologie sicher zu erwarten sind
Dazu kommt noch dass indem die Ph y siologie alle L ebens
äusserungen a l s Verrichtungen b esti mmter Organe festzustellen und
aus den elementaren Bedingungen d h aus dem anatomischen B a u
und der ph y si kalisch—chemischen C onstitution derselben mit N othw en
di g k ei t herzuleiten
oder w a s dasselbe sagen will
nach mecha
nischen P rincipien z u erklären hat der Vortrag welcher b ei dem
gemischten Z u h ör erk r ei s e keinerlei S p eci el l e Fachkenntnisse voraus
setzen dar f mit der Darstellung der d esc ri p ti v en und mikrosko pischen
Anatomie und der ph y sikalisch chemischen Eigenscha ften der func
ti on i r en d en Theile beginnen mus s
Auch bei diesen Darstellungen i st es wieder n u r die u n m i t t c l
b a r e A n s c h a u u n g welche ein eingehendes un d richtige s Ver
s tä n dni s s z u vermitteln im Stande i s t
Die ph y siologischen Vorträge welche ich in den drei letzten
J ahren im akademischen »R os en sa a l e« z u J ena gehalten und kürzlich
durch den Druck verö ff entlicht hab e
können eine b ei l äufig e Vor stel
lung von der Art geb en wie ich mir die B ehandlung und Darstellung
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J en a i n d en J a h r en 1 86 7 — 6 9
K C z erm a k 1 869
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1 17
.
der Phy siologie f ür den gegenwä rtig beabsichtig ten Zwe c k e tw a denke :
nur muss ich aus drü c kli c h bemerken dass ich für den letzteren ein
noch s p eci ell ere s un d tie feres Eingehen in den Gegenstand eine noch
reichere B eth ä ti gun g der unm ittelbaren Ans chauung f ür n öthi g halte
als di e belehrende Unterhaltung des R os enp u blik u m s erforde rte :
und so sehen Sie m h A es häufen und steigern sich die m ir u n
erlässli c h erscheinenden Forde ru ngen an di e demonstrativen und ex
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ittel de s Vortrags und demgemäss die inneren und
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ä usseren Schwierigkeiten des ganz en Unte r nehmens zu einer fast a b
schreckenden H öhe
Endli ch dar f au c h ni cht unerwähnt bleiben dass in dem even
tu ell en Erfolg des Unte rnehmens s e l b s t eine Ge fahr für dessen glück
lic he Durch führu ng liegt I ch meine : mit der Grösse des Z u hörer
k reises und mit seinem
wel c hes ni c ht aus bleib en kann
a ch s thu m
wenn Form un d Inh alt der Vorträge ein w irkliche s B e dür fni s s zu
be friedi gen geeignet b e funden werden sollten mus s sich natürlich auch
di e B eq uemlichkeit
th ei l w ei s e sogar di e Möglichkeit all das E r f or
d erli ch e ohne ganz b esondere Verans talt un gen in entsprechender un d
ausreichender Weise zu d em on s tri r en verm indern u n d dies könn te
leicht in einem so b edenklichen Grade geschehen das s di e u n erl ä s s
liche u nmittelbare Anschauung au f welcher der di dakti s che Erfolg
zum grössten Th eil b e ruh t illusoris ch würde
Es muss also von vornherein di e sk ru p ul ös es te Vorsorge getro ffen
werden das s alle di e vers c hi edenartigen D emons trationen einen ga nz
besonderen Grad von E r si chtli chk ei t und Vollendu ng erhalten und
dass das Vorl es un g s l ok a l ausreichende Dimens ionen hab e und mit
ei g e nth üm li ch en Einr icht un gen ad h o c versehen werde
welche da s
L okal a u s einem blossen Auditorium zugleich recht eigentlich z u ein em
sit veni a verbo
S p e c t a t o r i u m zu machen geeignet si n d
Zu di esen Einric htungen rechne ich vor Allem die Form und
Anordnung der Sitzplätz e dann die centrale Stellung un d intensive
Beleucht ung des Raumes wo sich der Vo rtrage nde b efin det un d wo
di e Exp erimente vorgenommen werden endlich di e b eq ueme Di s p o
sitiou aller j ener Hil fsmittel welche stets z ur Ha nd sein müssen weil
sie ei nzeln oder in mancherlei C om bi n a ti on en bei fa st allen Demonstra
ti on en in Anwendung kommen w i e z B elektrische L eitungen für den
c on s ta n ten Strom
mechanische Transmi ssionen Gas und Wasser
leit ung Wandfl ächen oder S ch i r m S z um Auf hängen gemalter oder
zum Auffangen optis ch p roj i ci rt er Bilder B el eu ch t un g s u n d Verdun
k el un g s vorri ch tun g en u s w
u s w
Alle diese hohen A n forderungen und S chwierigkeiten welche
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1 18
P hy si ol o gi e a l s
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s
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.
nach meiner Ueb erz eu gu n g einers eit s erfüllt andererseits überwunden
sein müssen bevor man wirklich daran gehen kann die Ph y siologie
als ein allgem eines Bildungselement in den Kreis der Uni ver si tä ts
s tudien einzu führen en tm u th i g en mich j edoch nicht
I ch hab e mich wie m eine oben ci ti r ten R os envorl esu ng en erkennen
lassen in der Erfindung und Benutzung der besonder en demonstrati ven
Hil fsmitt el wie sie der besprochene Zweck fordert b ereit s mehrfa ch
versucht und bin entschlossen kein Op fer zu scheuen mir hier in L eip
zig ein Auditorium s e l b s t z u schaffen und meinen S p e ci el l en Plänen
entsprechend einzurichten denn i ch hab e es 1m vorl g en Semester erfa h
ren dass den H underten welche me i nen Vorl e su n g s cyc l u s üb er Ph y
siolo gi e der Zeugung b esuchten i n dem grossen H örsaal des Augus
teu m s
und einen anderen b e s s eren von ähnlichen Dimensionen
gibt e s nicht
wegen seiner ausschliesslich f ür K a th ed erv orl esun g en
b estimmten Einrichtung kaum die ein fachsten bildlichen D a r stel
l ungen be q uem d em on stri rt werden konnten ; der Ver such aber inj enem
A uditorium feinere ph y siologische Exp erimente vorzu führen geradezu
lächerlich wäre und das ganze Unternehmen ge fährden könnte
Deshalb sehe ich mich auch g en öthi g t den Beginn meiner s chon
für das lau fende Winterseme ster angekün di gten Vorträge über Ph y
s i ol og i e für Studenten aller F a c u l tä te n bi s au f Weitere s z u ver
schieb en
Man w rr d e s b egreiflich finden das s ich noch längere Zeit meiner
ganz en Arbeitskra ft un d der ganzen Musse bedar f welche mir meine
akademische Stellung gestattet um alle j ene üb eraus mannig faltigen
und w ei ta u ss eh en d en Vorkehrungen und Veranstaltungen in Angriff
z u nehmen und zu vollenden welche mir um s o u nerlässlicher er s ch ei
nen j e ernstlicher gemeint meine Absichten sind , und j e weniger ich
gewillt S ein kann d a s Gelingen der Einbürgerung der Ph y siologie a l s
eines allgemeinen Bi l du n g s el em en ts an der Universität durch die Un
vollkommenheit der ganz ei g en th üm li ch en äusseren Mittel au f s Spiel
zu setzen denn es handelt sich dabei nicht etwa um blosse A eu s s er
li chk ei ten einer i m p oni r en den Au s stattung dieser neuartigen Vorl e sun
gen sondern recht eigentlich um die Grundbedingung alles didaktischen
Erfolgs derselben
um die u n m i t t e l b a r e A n s c h a u u n g
Schliesslich kann ich nur noch den Wunsch und die H o ffnung
aussp rechen dass es mir vergönnt sein möge den Erwartungen welche
ich p r ovoci rt habe recht bald und in vollem M a a s s e zu entsprechen
und eine recht lebendige allseiti ge T h ei l na h m e für meine Ab sichten
und Bestrebungen z u erwecken und au f die Dauer z u erhalten
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U eb er
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da s
p h y s i o l og i s c h e
P i v t—L
r
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a b or a t ori um
kademie zu Berlin gehaltenen Vor trag » als einen den Geist unserer
T age ch a ra k t er i si r en d en Gesichtspunkt das S t r e b e n hervorgehob en
d i e mechanische Weltanschauung auszubauen eine Weltanschauung
i n welcher es sich vor Allem nur um das Verh ä l tn i s s der C a u s a l i tä t
um die Z u
u m die Feststellung von Ursache und Wirkung handelt
der Gesetz e welche die Ereignisse b eherrschen
s a mm en s tel l u n g
Darum steht im Vordergrunde aller geistigen Bestrebungen die N at ur
die Na turwissenscha ft in ihrer mannigfachen Zer
w issenscha ft
legung Allgewaltig ist ihre H errscha ft
dergestalt dass Alles was
irgend wie a u f irgend einem Gebiete zu einer wahrhaften E rk enntni s s
zu kommen strebt in die Wege der Naturwissenschaft einbiegt «
I ch bin nun seit langer Zeit der innigsten Ueb erz eu g u n g dass
von allen Zweigen der Naturwissenschaft die P h y s i o l o g i e oder
B i o l o g i e eine geradezu c e n t r a l e Stellung im weiten Gebiete der
geistigen und materiellen Bestrebungen einnimmt in so f ern ihr
Obj ect die Erforschung d es » L e b e n s « ist und es daher gar keine
L eistungen und Beziehungen oder Interessen des Menschen geben
k a n n welche nicht in einem mehr oder weniger innigen soli
d a ri s ch en Zusammenhang mit dieser Wissenscha ft stehen würden
Auch dürfte nach meiner Meinung keine andere Wissenschaft im Stande
sein in wirksamerer Weise die w a h r e A u f k l ä r u n g zu f ördern a l s
eben die h e u t i g e Phy siolo g ie welche im S i nne der m e e h a n i s o h e n
Weltanschauung alle die dunklen und in ihren C on s eq u en z en die freie
Forschung hemmenden Vorstellungen von der Existenz und Wirksam
k ei t einer b e s o n d e r e n m y s t e r i ö s e n » L ebenskraft « er folgreich
b ekämp ft und au fzuhellen sucht
I ch verstehe hier ( nach einem Citate L E C k Y s ) unter der wahren
Auf klärung mit KAN T » den Ausgang d es Menschen aus seiner selbst
verschuldeten Unmündigkeit Unmündigkeit i st das Unvermögen sich
seines Verstandes ohne L eitung eines Anderen zu b edienen Selbst
verschuldet ist diese Unmündigkeit wenn die Ursache derselben nicht
am Mangel d es Verstandes sondern der Entsc hliessung und des
M u th es liegt sich seiner ohne L eitung eines Anderen zu bedienen
S a p e r e a u d e ! H ab e Muth dich deines eigenen Verstandes zu
b edienen
B ei l ä u fig bemerkt habe ich denn auch diesen Wahlspruch der
Aufklärung hier in diesem Saale mit L apidarschri ft anbringen lassen
Ihm gegenüber steht nicht blos zur Wahrung der S ymmetrie sondern
als ein nicht minder in diesen Raum passender Spruch oder Zuru f
welcher den Besuchern des hiesigen G ew a n dh a u s s a a l es s o geläufig ist :
» R e s s e v e r a e s t v e r u m g a u d iu m «
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12 1
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Der Werth und die Tragweite eines Unternehmens dessen Ziel
n i c h t die ob erflächliche sog »Pop u l a ri s i run g« sondern die möglichste
Verbreitung einer möglichst g r ü n d l i c h e n Bekanntschaft mit der
heutigen Ph y siologie i st dürfte hi em a ch wohl einleuchtend genug sein
Die mancherlei Bedenken die ungewöhnlichen Schwi erigkeiten
welche sich der A r t der Durch f ührung dieses Unternehmens wi e si e
mir als die allein zum Ziele f ührende vorschwebt entgegenstellen
hab e ich niemals verkannt und in j ener Antrittsvorlesung auch aus
dr ückli c h betont und hervorgehoben
I ch sch eue mich nicht geradezu zu bekennen dass si ch mir j ene
B edenken und Schwi erigkeiten in dem M a a s s e steigerten als ich mich
vor nunmehr drei J ahren mit ihrer Beseiti gung und Ueber wi n dun g
p r a k t i s c h zu beschäftigen b egann und zur H erstellung und A u s
f ührung von b esonderen Baulichkeiten und von gewi ssen optisch
mechani schen Einri chtungen fremde Hilf e in Anspruch zu nehmen
angewiesen war
Es ist mir schmerzlich hinzufügen zu müssen dass namentlich
zwei auswärtige Op tiker und Mechaniker welchen ich überdies gerade
mein vollstes Vertrauen geschenkt hatte in der unverantwortlichsten
Weise durch ihre Unzuverlässigkeit und s onstiges Verhalten mein Ver
trauen missbraucht und mich im S tich gelassen hab en so dass ich
noch v o r Beendigung des grösseren Theiles meiner Aufträge alle ihre
Arbeiten si sti r en musste Auch andere widri ge Umstände die mit der
Ausf ührung irgend welcher baulichen Anlagen unvermeidlich verknüp ft
zu sein scheinen dann di e Schwi erigkeit einen geeignet en Assistenten
1
zu finden ) u s w haben sowohl im Grossen und Ganzen Verz ög e
als auch Einzelnes was mir
run g en und H emmungen herbeige f ührt
b esonders nothwendig und w ün s ch en sw er th erschien zum Theil wohl
für immer ganz vereitelt s o dass trotz aller Mühe und Zeit die ich
aufgewendet trotz aller materiellen Op fer welche ich gebracht habe
da s Wenigste von Dem bereits herbeigescha fft und vollendet worden
ist w a s ich für ab solut unentbehrlich erachte um w i e ich ho ffen
durfte schon j etzt einen Anfang mit dem beab sichtigten » p h y s i o l o
g i s c h e n A n s c h a u u n g s u n t e r r i c h m zu machen
J a ich kann mir heute Ihnen gegenüber da s o ffene G es tän dni s s
nicht ersparen dass ich noch gar nicht abzusehen vermag wann endlich
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gl i c h b em erk e i c h d a s s i c h n o c h i m m er ei n en j u n g en M a n n su c h e
d er p ra k ti s c h e p h y s i k a l i s c h e u n d c h em i s c h e K e nn tni s s e m a n u ell e G es c hi c kl i c h
k ei t un d m ec h a ni s c h e F e r ti g k ei ten b e s i tz t G el eh rte B i l d u ng i s t ni c h t er fo r d erl i c h
A ntr äg e wü r d en m i r w i ll k o m m e n s ei n !
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U eb er
12 2
p h y s i ol og i s c h e
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mei ne diesbez üglichen Vorbereitungsarbeiten in ein er m i c h b efri e
di g en den Weise vollendet sein werden und o b und in w i e w e i t
überhaupt es mir bei dem andauernd leidenden Zustand meiner G e
s un dh ei t möglich sein wird dieselben z u einem derartigen vorläufigen
Ab schluss z u bringen dass ich auch j e n e n T h e i l der Ziele und
Zwecke meines an der hiesigen Universität errichteten ph y siologischen
Privat—
L aboratoriums zu erreichen gestimmt und im Stande sei n w erde
welcher sich a u f meine eigene regelmässige ö ff entliche L eh r th äti gk ei t
b ezieht
Denn bei der Errichtung meines L aboratoriums verfolgte ich n i c h t
a u s s c h l i e s s l i c h Unterrichtszwecke sondern die neue Anstalt sollte
mir vor Allem unabhängige Gelegenheit und Mittel zu meinen wissen
welche ich aller dings
s ch a ftl i ch en Forsch ungen und Arbeiten bieten
f ür längere Zeit ganz unterbrochen hatte um mich mit den weitläufigen
Vorb ereitungen für den n e u e n ph y siologischen »A n s ch a u u n g su n ter
richt« zu b eschäftigen welche i ch aber so fort wieder aufzunehmen g e
dachte wenn diese letzteren vollendet sein würden oder
w a s ich
v erh ä l tni s s m ä s si g a l i z u g r o s s e Op f er
freilich nicht ahnen konnte
an Zeit und Mühe kosten sollten um rasch und glatt durchge f ührt zu
werden
E s i s t mir ein wahres B e dür fn i ss mich über Alles dies ö ff entlich
auszusprechen denn es gilt die V ielfachen ungeduldigen Anfragen
Einzelner über das Ziel und den Fortgang meines Unternehmens a u f
einmal definitiv zu beantworten und der Entstehung mancherlei miss
verständlicher Vorstellungen und Erwartungen vorzubeugen
De shalb hab e ich mir erlaubt die Einladung zur heuti gen E r öff
Versammlung ergehen zu lassen w elcher Sie m H —wie ich
n u ng s —
mit Dank und Freude c on sta ti r e
s o zahlreich ge f olgt sind
t r ot z
der i rr el ei ten den Notiz welche da s hiesige » Tageblatt« über den Tag
der Versammlung heut Morgen gebracht hat
Denn indem ich heute dieses Amphitheater f eierlich erö ffne und
s p e ci ell dem h Rectorate unserer H ochschule zu Uni v er si tä ts z w eck en
für Einzelne der H erren C ol l eg en zur Verfügung stelle die solche
Räume brauchen und sich mit mir über deren Benutzung ins E i n ver
nehmen setzen wollen wünsche ich auch ö ffentlich Bericht zu erstatten
sowol über Das w a s ich bereits g eth a n und erreicht hab e als über
Das w a s ich noch zu thun und —z u erreichen beabsichtige w e n n mir
die Kra ft und die Freude an der Arbeit vollends wie derkehrt und
dauert
I ch will hier nicht näher a u f die vielfachen die Durch f ührung
meiner ursprünglichen Absichten vereitelnden und über Gebühr
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12 —
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L ab ora t ori u m
u n m i t t e l b a r e n A n s c h a u u n g der Z uh örer im D eta il dargeboten
werden m ü ss en wenn si e zu inni gem V ers tä n dni s s gebracht j ene
auf klärenden und veredelnden Wirkungen in den Geistern hervor
brin gen und hi nterlass en soll en welche von der eingeh enden B e sch ä f
t i g un g mi t der modernen Ph y siologie s icher zu erwarten sind «
» D azu kommt noch
dass indem di e Phy siologie alle L eb ensä u s s e
run g en a l s Verrich t ungen b estimmter Or gane f es tzustellen und a us den
elementa ren Bedi ngungen d h a u s dem anatomi schen Bau und der
ph y sik ali s ch chem ischen O ons ti t uti on ders elb en mit N oth w en di gk ei t
h erzuleit en
oder w a s dasselb e sagen will
nach me chani schen
Pri ncipien zu erklären hat der Vortra
welch er b ei dem gemi s chten
Z u h ör erk r ei s e keinerl ei s p eci ell e Fachkenn tni s se voraussetzen da rf
mi t der D ars tellung der d e s cri p ti v en und mi kroskopis chen Anatomi e
und der phy sikalisch—ch emischen Ei gen schaft en der f un öti oni r en d en
Theile be gin n en mus s «
» Auch b ei di esen Dars tellungen i s t es wi eder n u r di e u n m i t t e l
b a r e A n s c h a u u n g welch e ein eingehendes und richtiges V er
un d s o sehen Sie
s tä n dn i s s zu vermi tteln im Stande i s t
m h A i es häuf en un d s teigern s ich di e mi r unerlässli ch ers ch einen den
Forderu ngen an die demons trativen und exp eri m entell en Hil f smittel
des Vortrags und demgemä s s die inn eren un d äus seren S chwierigkeiten
d es ganzen Unternehmens zu einer fast ab schr eckenden H öhe «
» En dlich da rf auch ni cht un erwähnt bleib en
dass in dem even
tu ell en Er f olg des Unternehmens s e l b s t eine Gef ahr f ür dessen glück
liche Durchf üh rung lieg t I ch m eine : mit der Grösse de s Z u h örerkrei s es
a ch s th um
und mit s einem
welches ni cht ausbleib en kann wenn
Form und Inh alt der Vorträ e ein wi rkliches B edürf ni s s zu bef riedigen
geeign et b efu nden werden sollten mus s sich natürlich auch di e B e
s e sog a r di e Möglichkeit
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all d a s Erf orderlic he
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ohne ganz b esondere Veran taltungen in entsprechender und a u sr ei
eb ender Wei s e zu d e m ons tri r en vermi ndern
un d dies könnte leicht in
ein em s o b edenkli chen Grade geschehen dass di e unerlässliche un
mittelb are Ans chauung a u f welc her der di dakti s che Erf ol g zum grössten
Theil beruh t ill us oris ch würde «
»E s mu s s al o von vornherein die s k r u u l ös es t e Vors orge ge tro ff en
p
werden dass alle di e ver s chiedenar tigen Demons trationen ein en ganz
b esonderen Grad von E rs i chtli chk ei t und Voll endung erhalten und dass
d as Vorl esun g s l ok a l aus reichende Di mensi onen habe und mit eigen
welche da s L okal
th üm li ch en Ein richtungen ad hoc v ersehen werde
a u s einem blo ssen Au di torium zugleich recht eigentlich zu einem
si t veni a v erbo
S p e c t a t o r i u m zu machen geeignet sind «
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L ei p
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125
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diesen Einrichtungen rechne ich vor Allem die Form und A n
ordnung der Sitzplätze dann die centrale Stellung und intensive B e
l eu ch tun g des Raumes w o sich der Vortragende befindet und wo die
Experimente vorgenommen werden endlich die b equeme Disposition
aller j ener Hilf smittel welche stets zur H and sein müssen weil si e
einzeln oder in mancherlei Combination b ei f ast allen Demonstra
ti on en in Anwendung kommen wie z B elek trische L eitungen f ür den
mechanische Transmissionen Gas und a s s erl ei
c on s ta n ten Strom
tung Wandflächen oder Schirme zum Auf hängen gemalter oder zum
Auffangen optisch p r oj i ci r ter Bilder B el eu ch tu ng s und Ver dunk e
l u n g s vorri ch tu n g e n u s w u s w «
Erf üllt und begeistert von diesen meinen damaligen I deen nahm
ich denn vor drei J ahren mit wahrer S ch a fien s fr eu di gk ei t die R ea l i si
rung derselben in Angriff
I ch habe mir die Sache wahrlich nicht
leicht gemacht sondern mannigfachen ernsten Ueb er l eg u n g en und
Vorstudien mich hingegeben um den richtigen und kürzesten Weg
zum Ziele zu finden und einz uschlagen
Allein anstatt z u e r s t und v o r A l l e m j ene ph y siologischen
T h a tsa ch en und Erscheinungen möglichst vollständig un d im Detail
zusammenzustellen welche für die Zwecke des angestrebten ph y sio
logischen Anschauungsunterrichts zu d em on stri r en wären und z u
g l e i c h die möglichst vollendeten Methoden und Hilfsmittel ver
mittelst welcher si e einem g rossen Z u h ör erk r ei s e schlagend und
el egant dem on stri r t werden könnten zu ersinnen auszubilden und in
p r o v i s o r i s c h e n Räumen praktisch zu erproben ; und d a n n erst an
die Errichtung eines völlig z w eck entS p r ech en d en Auditoriums zu
gehen ;
b egnügte ich mich im Allgemeinen zu üb erlegen welche
verschiedenen A r t e n von alten und neuen Exp erimenten und von b e
s o n d e r e n D em on stra ti on shi l f s m i ttel n der ph y siologische Anschau
und ging s o g l e i c h und z u e r s t an
un g su nter r i c h t erfordern dürfte
die mein e ganze Aufmerksamkeit und T häti gk ei t a bs orbi r en d e Aus
a rb ei tu n g
und Aus führung eines Planes f ür mein ph y siologisches
Privat—
L aboratorium mit einem mächtigen » S p ecta tori u m « im Sinne der
vorhin ci ti rten Stelle meiner Antrittsvorlesung
So i st denn zwar ein in manchen Richtungen m u stergi l ti g er Ver
s a mm l un g sr a u m für demonstrative Zwecke entstande n
wi e ihn wohl
kaum eine andere unserer deutschen Universitäten b esitzen dürfte
ab er die b esonderen und weitläufigen Vorkehrungen f ür den geplanten
p hy siologischen Anschauungsunterricht fehlen noch fast gänzlich und
werden erst sehr allmählich
vorausgesetzt dass mir w i e gesagt die
Kra ft und die Freude an der Arbeit vollends wiederkehrt und dauert
»
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12 6
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ph y s i ol ogi
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a b or a o r i u m
sein denn ich k a n n und w i l l mich nicht wieder zu
übermässigen f ür meine Individualität aufreibenden Anstrengungen
drängen oder drängen lassen
Durch die somit problematisch gewordene Aussicht a u f meine
eigene regelmässige L eh rth ä ti gk ei t soll ab er Das was ich hier g e
schaff en hab e nicht der s o f o r t i g e n Verw er thu n g für L ehrzwecke
entzogen bleiben I ch wiederhole dass ich dieses Amphith eat er mit
allen seinen bisher vollendeten Einrichtungen dem H errn Rector Mag
n i fiC u s b ezüglich ihrer mit mir zu vereinbarenden Benutzung f ür Uni
v er s i tä ts zw ec k e zur Verf ügung stelle
Doch ich wollte b erichten w i e ich vor drei J ahren die R ea li si ru n g
meiner damaligen I deen und Pläne mit der Ausarbeitung und Aus
f ührung des S p e cta tori u m s und der an dasselbe stos s en den A rb ei ts
raume 111 A n g ri fl nahm
Zu diesem Ende reiste ich noch vor Weihnachten 1 86 9 nach
L ondon um die mir von früh erh er wohlbekannten vielfach erprobten
H örsäle der Ro y al I nstituti on der B o y al School of Mines und des p oly
technischen Instit u ts nochmals genauer in Augenschein zu nehmen
Der c oll egi a l en L ieb enswürdigkeit H ux L E Y s verdankte ich das
w er th voll e Geschenk einer genau und schön ausge f ührten a r ch i tek to
nischen Pl a n sk i z z e des a u f circa 3 00 Zuhörer b erechneten Auditoriums
der R Schoo l of Mine s (Yerm yn str eet) ; durch die freundliche Ver
mittelung T Y N D A L L S durfte ich mir den an 1 000 P ersonen f assenden
b erühmten H örsaal der Ro y al Institution (A lb em a rl estre et) von einem
entwerfen
englischen Architekten ausmessen und architektonisch
lassen Die H örsäle des poly technischen Institut s und andere R ä u m
l i chk ei ten dieser Art welche ich besuchte hab e ich mir selbst flüchti g
sk i z zi r t
I ch kann hierbei nicht unerwähnt las s en dass ich vor J ahren
noch durch F A RA D AY selbst a n einen der L ecturers des p ol yte chni
schen Instituts emp fohlen worden w a r
und s o dauerhaft und treu
b ewähren sich einmal geschlossene freundliche Beziehungen in Eng
land dass ich auch diesmal die wärmste meinen Ab sichten f örderlichste
Aufnahme und Unterstützung b ei dem leitenden P ersonal j enes Insti
tu te s fand ob schon d e r H err an den mich F AR A D AY damals emp f ohlen
hatte zuf ällig gar nicht anwesend war
Noch muss ich dankend erwähnen dass mir T YN D A L L ein E x em
plar von R OG E R S S M I T H s : » Rud imentary treatis e on the Acoustics of
public Buildings<< ( L ondon i 86 1 ) verehrte b ei dessen Durchsicht ich
a u f L A C H E z Brochure » Acoustique et Optique d es salles de reunion s
publiques« ( Paris 1 84 8) aufmerksam wurde die ich mir dann späte r
in L eipzig durch H errn A D ÜRR verschaffte
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Ueber
12 8
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P iv t L
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a b ora to r i u m
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und TY N D A LL ih re didaktischen Triumphe ge feiert haben
obschon
aus dieser Grundriss form gewisse Un zu
w i e i ch später zeigen werde
Daf ür a b er entschied ich mich
k öm m l i chk ei ten erwachsen mussten
f ür eine nichts zu wünschen übrig lassende
st r e n g nach den von
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W
Gru
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A A m p h i t h eater u n d G ar d er o b e ; B A rb e i t s u d
oh r äu m e ; a d er ce n tral e fre i e Rau m i m A mp h i
th ea t er d i e A re a f ür d e E p eri m e n t at o r ; c c h e m i s c h er H er d ; o da s ei f e s t er i g e O p t i s c h e Z i mm er
c h e n ; p di e Pl at fo r m or d e m s e lbe n au f we l c h e di e Pr oj ecti o s A p p arat e vo r g e s c ho b e wer d e ; s s
di e be i d e
S ti e g en h a s e
we l c h e au s d er G ar d er o be au f di e H öh e d e s A m p h i theat er s h erau ffuh re n ;
1 2 3 4 di e 4 T re p p e n we l c h e z u d e n S i t z re i h e n h erab füh re n ; m m m m Ve n t i l ati o n s K a ä l e
F ig 1
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entwickelt en geometrischen O on stru cti on sr eg el n durchge führte
Anlage von amphitheatralisch auf steigenden Sitzreihen
Den schönen huf eisenförmigen Raum u n t e r den Sitzreihe n b e
stimmte ich zur Garderob e in welche das Publikum zuerst eintritt um
von da aus a u f zwei besonders angebauten Wendeltrepp en die H öhe
LAC HEZ
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Uni v er s i t ä t L ei p zi g
d er
12 9
.
des Amphitheaters s o zu sagen von rückwärts zu ersteigen Von d er
H öhe der breiten obersten S tuf e des Amphitheaters welche zugleich
an 1 00 Stehplätze darbietet führen da nn vi er Stiegen herab zu den
Sitzrei hen welche hi erdur ch in drei grosse A bth eil un g en eine mi ttlere
und zwei seitliche zerschni tten werden Die Steil heit dieser Stiegen
machte die Anbringun g eiserner Stützstäb e di e zugleich di e Nummer
der Sitzreihen und der in ihnen enthaltenen Sitz e tr agen nothwen di g
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Fig
2
A mp hi th eater ( A c ht d er P j
h th ea tral c h au f t e g e d e S t z re i h e
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Quer s c h n i tt
d es
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r o ec t i o n s w a n d
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Gar der obe u terh alb der am
0 O b erl c ht m i d e m b
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warm e L u ft eb t h re
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der z u m ga g et z e d er T urb e d z ur R
d er U
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g e c h w d gk e t d er i der A e a b e dl c h e Tra m o we ll e t G h h z ur
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d er D e c k e be l euc ht u g
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a ori f e r e n u n d di e
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ür di e
und
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e n u n ge n ;
n Kl a p p e n v orr i c h t u n e n ; 1 , 2 , 3 , 4 V en fil a ti o n s
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M
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st es
r o e c ti on s f e l d ;
Pr o e ct i o n sv or h a n g u n d
i
i Ins
i
n ; n
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n
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m dr eh u n e
In
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e gu l i r u n g
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B e g u li ru n
in i
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a s a n
fin i
n
ns
i s si ns
;
n
-
'
n
n
.
Bevor ich i n der Beschreibung fortf ahre muss ich vor Allem her
v orh eb eu dass di e in L A C H E Z S ch rif t ch en b ehandelten übrigens wahr
s ch ei n li c h schon im klassischen A l terth u m a u fge f undenen
höchst ein
f achen g e om etr i s ch en C on s tru cti on s r e g el n für Amphitheater nur we ni g
b ekannt zu sein scheinen oder ab er gar ni cht verstanden und nach
Gebühr gewür di gt werden denn sonst kö nn te m a n nicht i n fast a llen
selb st in d en neuen und neusten H örsälen di e Sitzreihen entweder ein
fach a u f einer mehr o der weniger steil ansteigenden schie f en E b e n e
w a s w underbarer Weise auch vorkom m
aufgestellt oder
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nach
ein er ganz b e l i e b i g gewählten Curve a u f s tei g en d an g eor dn et finden
C z e r m a k S ch ri ft e II
9
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U eb er
1 30
das
p h ys i o l o gi s c h e P r i v a t
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L
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a b o r a o ri u m
o h n e irgend welche b e w u s s t e und b e a b s i c h t i g t e Beziehung zu
einem b estimmten für j eden Zuschauer ganz freien a l l e n gemein
und o h n e Rücksicht darauf das s auch die Z u
s ch a ftli c h en Seh f eld
'
schauer a u f den entferntesten Sitzen m ö g l i c h s t n a h e an den z u
Um diesen beiden
d em on str i r en den Obj ecten sich b efinden sollen
Forderungen zu genügen ist e s nur in sehr b eschränkter Weise g e
stattet sei nem wi llkürlichen Belieben freien L auf zu lassen
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H at man nämlich die Ent fernung der ersten Sitzreihe von dem
Grenzpunk t des von allen Zuschauern gemeinschaftlich und frei zu
üb ersehenden Raume s f estgesetzt und die M a a s s e für den Abstand
der einzelnen Sitzreihen von einander f ür di e H öh der Sitzflächen
vom Fussbo den so w i e für die mittleren G r ös s enverh ä ltni s s e der zu
er th e einm a l angenommen
p l a c i ren den Menschen als c o n s t a n t e
s o ist die a l l e i n richti ge Curv e
nach welcher die Sitz e a ufsteigen
oder überhaupt angeordnet werden müssen um ihre m d oppelten Z weck
zu entsprechen u n b e d i n g t gegeben und wird a u f f olgende Weise
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der den Zuschauern nächste Grenzpunk t
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1 32
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r eihe so w i e die Erhebung des Scheitelpunktes der in dieser Reihe
5 e tc
sitz enden M enschen Genau so verf ährt man nun f ür die
Ordinate oder Sitzreihe und erhält indem man die Punkte a 1 a 2 a 3 a 4
durch eine L ini e verbindet j ene Curve nach welcher die Sitzreihen
und der Fussboden ( es , b2 b3 b4
mi t ihren Sitzen (s 1 3 2 S 3 s 4
auf steigen m ü s s e n wenn alle Zuschauer
a u f welchem s i e stehen
eine horizontale Tischplatte bis zum allernächsten Grenzpunk te a
oder eine verticale Taf el bis zum tiefsten Grenzpunkte a sollen frei
übersehen können und wenn z u g l e i c h selb st die in den entferntesten
Bänken sitzend en Z uschauer unter übrigens gleichen Umständen d h
bei derselben Zuschauermenge bei derselben Anzahl und Entfernung
der Sitzreihen von einander und der ersten A u g enr ei h e von den Seh
obj ec ten s o n a h e a l s m ö g l i c h bei den letzteren p l a ci r t sein solle n
Es versteht sich von selb st dass die Curve welche man nach
diesen O on str u cti on sr eg el n erhält sehr verschiedene Formen annehmen
muss j e nachdem man die willkürlichen Annahmen entsprechend den
verschiedenen sp eci el l en Zwecken welche man erreichen will ver
ändert immer aber wird si e die e i n z i g r i c h t i g e n Anhaltspunkte
zur rationellen Construction und Anordnung der S u b s elli en in Ver
in welchen nicht nur gehört sondern auch
s a m m l u n g sr ä u m en geb en
möglichst gut g e s e h e n werden soll
Die Brauchbarkeit j a U n e n t b e h r l i c h k e i t dieser Construe
ti on sr eg el n ist s o einleuchtend und a u f der H and liegend dass s i e ver
n ün fti g er Weise b ei keiner ne uen Construction vernachlässigt werden
dürfen
In meinem H örsaal habe ich si e wie gesagt streng durch f ühren
lassen und damit erreicht dass in dies em nicht allzu grossen Raum
4 09 sitzende und an 1 00 stehende
also in runder Zahl 5 00 Z u
s chauer Platz finden welche a l l e ohne L ücken und Spalten zwischen
den Köp fen ihrer Vordermä nner suchen zu müssen den mittleren
Raum
die Arena für den Exp erimentator
ganz frei übersehen
und zugleich selb st die Entferntesten v e r h ä l t n i s s m ä s s i g s o n a h e
a l s m ö g l i c h p l a c i r t sind
Um aber auch die a b s o l u t e Entfernung
j ener von den in der Arena befindlichen S eh obj ec ten entfernt esten
Z u schauer welch e sich in den höchsten und hintersten Reihen befin
den möglichst zu verkleinern und überdies die absolut grö ss t e Menge
Menschen in dem gegebenen Raume unterzubringen hab e ich gar keine
f esten p u l ta rti g en Bretter zum Au f legen von Schreibhe f ten an den
Rückenlehnen der Sitze und zugleich die minimalsten Distanzen z w i
schen den Sitzreihen in Anwendu ng bringen lassen In einem » Sp e c
ta tori u m e
wo es sich in erster Linie um das S e h e u handelt schien
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13 3
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mir di e Rücksicht a u f da s Nachschreiben i n die zweite L inie zu g e
h ören ; übrigens lass en sich Notizen s ehr gut m i t Bleistift in ein fr ei
g ehaltenes s tei fg ebu n den e s Büchlein machen und f ür Einzelne welche
» denn w a s man
sich ohne Nachschreiben nicht behelf en können
schwarz a u f weiss besitzt kann man getrost nach H aus e tragen« !
wäre durch frei zwischen di e Sitzreihe n einstellbare Pulte w i e Sie
dort eines sehen l eicht Rath zu scha ff en
Um aber bei der a u s guten Gründen gewählten ab sichtlich mini
malen Distanz der Sitzreihen von einander die fr ei e O omm u ni ca ti on zu
ermöglichen wurden die ei nz elnen Plätze wie Sp errsitze zum A u f
klapp en eingerichtet und hab e ich um wenigstens einen Ersatz f ür
die n oth w en di g e und absichtliche R a u m b es ch r ä nk u n g in diese r R ich
tun g durch b esondere Bequemlichkeit der Si tze und der Rücke nl ehnen
zu bieten dieselben nach einer a u f mein en Wunsch von H errn G MÜ LL E R
eigens zu diesem Zweck entworfenen mittler en S ch a ttenri ss cur v e v on
bequem sitzenden Menschen ausschweifen und gegen ein ander neigen
lassen ;
I ch zweifle nicht m H dass Ihnen ein bedeutender Unterschied
zwischen unseren Sitzen und gewöhnlichen Au di toriums—Bänk en a n
genehm auff allen wird wenn Sie sich a u f Ihren Plätzen gehörig zurück
setzen und zurücklehnen !
So frei und möglichst gleich gut nun auch
alle Anwesenden diesen mittleren Raum — die Arena d es Exp erimenta
tors
und A ll e s w a s das elbst vorgeht übersehen können Vieles von
D em was hofl entl i ch S p äter einmal in diesem Saale vorgezeigt werden
dür fte wird sich den Blicken a u f der hinter dem Rücken des Vortr a
Dieser Wand
g en d en befindlichen grossen freien Wand darbieten
fl ä ch e gegenüber b efinden sich aber die Anwesenden n i c h t a l l e in
einer v erh ä l tni s s m ä s si g so gleich guten La ge um Alles zu sehen w a s
den Blicken geboten wird wie gegenüb er der c en tra l en Arena
Zwar die m u stergi l ti g e Anordnung der Sitzreihen in v erti c a l er
Richtung ermöglicht Allen das ganze Mittelfeld der Wand von ob en
bis u n t e n zu üb ersehen
allein di e S ehli ni en Derj enigen w elche
a u f der rechten oder li nk en Seite vom M i ttelf el d e der
and sitzen
müssen nothwendig einen um so S pitzeren Winkel mit demselben
machen j e näher ihre Plätz e der Wand selbst liegen und j e weiter si e
zugleich vom
a n d m i ttel p u nk t in seitlicher Richtung ent f ernt sind
Dies hat zur Folge dass sich di e Bilder welche a u f j enem Mittel
f elde der Wand zu sehen s ind i n wachsender Verkürzung p r ä s enti r en
welche für die äussersten seitlichen Eckplätze zunäch st der beiden
längs der Wand herab f ührenden Stiegen einen das Erkenn en der
Bilder wesentlich beeinträchtigend en Grad erreicht
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1 34
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Dieser unter den vorhandenen Verhältni ssen unvermeidliche
Ueb el sta n d ist i n den höheren Sitzreihen weit merklicher und störender
so dass der Raum i n welchem di e weni gen i n
a l s in den unteren
dieser Hin sicht unbrauchbaren Sitze b eiderseits li egen die Gesta lt
eines rechtwinkeligen Dreiecks hat dessen Spitze etwa in di e Gegend
während di e
d es Eckplatzes der dritten und vierten Sitzreihe f ällt
f asst
Basis desselben di e letzten 3— 4 Sitze der höchsten Rei he um
Dieser Ueb el sta n d i st es a u f welchen ich schon Eingangs a l s a uf
eine der Unz uk ömm li chk ei ten hingewiesen hatte die b ei den geg ebenen
Verhältni ssen aus der dem b erühmten H örsaal der Roy al Institution
entlehnten Grundrissform er w achsen mussten
Nach den bisher gemachten Erfahrungen würde ich h e n t e diese
Grundr iss form trotz ihrer sonstigen Vorzüge wesentlich m odi fici
frei
ren und namentli ch di e in j enen todten Dreiecken liegenden
li ch nur in der ei n e n angedeuteten Beziehung ungünstigen Sitze
a n dfl ä ch e
wahrschei nlich ganz O p f ern weil sich in der grossen
gegen welche s i e ei n e allzu nahe und seitli che P osition hab en nicht
nur di e dr ei schwarzen Tafeln zum Schr eiben und Z eichnen befinden
sondern weil di ese Fläche auch zum Auf hängen aller gemalten und
zum Auff angen aller O p tisch p r oj i ci rten Bilder und Darstellungen
besti mmt ist
Die mi ttlere schwarz e Ta fel i s t nach unten verschi ebbar und deckt
einen verglasten H er dra u m zu chemischen Zwecken der stark zu ven
tili r en i s t Zu den zwei seitlichen Schreibtaf eln welche wegen der
v erh ä l tni s s m ä s s i g b eschränkten Ausdehnung der mittleren unb e di n t
g
n öth i g waren
hab e ich di e ob eren H älften der b eiden H ol z th ür en
selbst ver w erth et die in den anstossenden Vorb er ei tun g s und A rb ei ts
raum führen Der schwarz e Anstrich der Taf eln i s t noch etwas zu
glatt und S piegelnd und wird b ald durch ein en rauheren und matteren
ersetzt werden
Zum Auf hängen von gemalten Bildern b efindet sich an der Wand
ei n langer horiz ontaler Stab
der an zwei dünnen Seilen welche im
Neb enzimmer um eine mit Kurbel und Sp err haken versehene Well e
gehen i n j ede b eliebige H öhe hi naufgezogen und herabgelassen
werden kan n
A u f diesem Stah e sind eine Anz ahl von Messingr ingen mit H ak
chen au fgeschoben die zum Einhängen der mit O es en versehenen
B i l d er s tä be dienen und j e nach der Anz ahl der Bilder und sonstigem
B e dür fni ss a u s ei n a n d er g e s tell t werden können
J etzt befinden sich alle architektonischen Skiz zen und sonstigen
Darstellungen welche ich f ür meine heuti ge Ansprache brauche an
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13 6
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mögen J ene verantworten d eren u n q u a l i f i c i r b a r e s Verhalten
daran Schuld ist
Dort oben g erade gegenüber der gross en Pr oj ecti on sw a n d b e
findet sich zwischen den beiden Trepp enhäusern di e aus der Garde
rob e z u m Amphitheater h erau fführen ein ei n fen s teri g er R aum durch
Er enthält d i e op tischen Apparate
S chi ebeth ür en verschliessbar
welche a u f die vor dem Raum b efindliche mit einem G eländ er cin ge
friedete Platf orm vorgeschoben ihre Bilder über die Köp fe der Z u
sch auer hinweg a u f die Kr ei sflä ch e oder den Vorhang der Proj ections
wand w erf en
Diese App arate bestehen a u s zwei C amera s m i t mächtigen Achro
maten und D R UM M O N D s ch en K a l k li ch tbr enn ern welche letzteren als
eine sehr rein e s täti g e und kräftige L ichtquelle dienen Die L eu cht
gas und S a u er stoffg a s om eter zur Erzeugung der K n a l l g a sfl a m m e
welche die K a l k cyli n d er in ei s sgl u th versetzt befinden sich in den
Kellerräum en des Vordergebäudes und senden ihre L eitungen bis in
das O ptische Zimmerchen hinau f A u f ihrem Wege geb en diese L ei
tungen Zweige ab , welche durch Hähne a bsp errba r sowohl im a n
als hier in der Arena des
s to ss en d en Vorb er ei tu n g s und Arb eitsraum
Amphitheaters unter kaum sichtbaren Klappen im Fu ssboden münden
um die Benützung des D R UM M O N D s ch en L ichtes eventuell auch an
diesen Orten zu ermöglichen
Die b eiden Camera s geb en grosse und äusserst scharfe Bilder
von durchsichtigen oder durchscheinenden O bj ecten Photographien
u dgl si e geben aber au c h vorzüglich schar fe Schattenrisse u n du r ch
s i c h ti g er Gebilde
Die Bilder b eider Camera s lassen sich nach Art der Dissolving
vi ews zur gegenseiti gen D eckung bringen wodurch besondere optische
E ffec te zu erzielen sind
Neb st den beiden grossen A ch r om a ten i st noch eine schärfere
sehr lichtstarke achromatische Linse f ür kleinere Obj ecte vorhanden und
ein R ever si on S p ri sm a welches ohne üb ermässigen Verlust an H elli g
k ei t die a u f den Kop f gestellten C a m era bi l d er umkehrt und in dieselb e
aufrecht e Stellung b ri ngt in welcher sich das Obj ect selb st befindet
I ch bin mit der mannigfaltigen Verw er thu n g dieser Demonstra
ti on sh i l fs m i ttel f ür ph y siologische Zwecke b eschäftigt und dar f ho ffen
doch noch einen Theil meiner ursprünglichen I deen in dieser Richtung
zu r ea li si r en worüb er ich mich j edoch nicht weiter verbreiten will ;
dagegen werde ich mir erlauben Ihnen am Schlü sse meiner Rede
einige Prob en von der verschiedenen Ver w er thba rk ei t und optischen
L eistungsf ähigkeit meiner wenigen Apparate zu geben
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L ei pzi g
1 37
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will ich nicht verschweigen dass der m e c h a n i s o h e
Theil der Apparate leider wesentlicher Verbesserungen und M odi fica
ti on en wegen unpraktischer Einrichtung b edar f und dann noch ver
s ch i e d en er n e u e r N eb en v orri ch tu n g en
deren H erstellung sehr zeit
raubend und mühselig ist
Bezüglich des op tischen Z i mm er ch en s i s t noch hervorzuheben
dass es behuf s th i eri s ch —elektr is cher th er m o el ek ti i s ch er etc Demon
s tr a ti on en auch zur Au f stellung eines Spie gelgalvanometers b estimmt
ist dessen R efl ex bi l d ch en a u f eine an der Pr oj ecti on sw a n d angebrachte
grosse G r a dei n th ei l un g f allen wird u m die Tangente des A bl en k u n g e
winkels ersichtlich zu machen Bei dieser Anordnung bilden die Licht
strahlen einen g ew i ch tl o s en F üh l h eb el von circa 1 3 M eter L änge w o
durch schon die allerkleinsten Ablenkungen überaus deutlich werden
müssen
Endlich hebe ich auch noch hervor dass das Fenster des O ptischen
Zi m m er ch en s unmittelbar nach Süden sich ö ffnet so dass es vermittelst
eines H el i os ta ten e rmöglicht i st Sonnenlicht direct a u f die Proj ection s
wand zu b ek om m eh
I ch gehe nun zur Bespr ec hung der B el eu ch tu n g s und Ver du n k e
lungs —
Einrichtungen üb er Die Erleuchtung des ganzen gr ö ssen
Raumes wird durch ein einziges kolossales D e ck en fens ter b ew erk
s tel l i gt
ü b e r dessen matten Glasscheiben am Abend ein Sonnen
brenner und 9 6 th ei l s in der P eripherie th ei l s im Ce ntrum an einem
um eine verticale Axe drehbaren L ustre angebrachte Argand—G a s
brenner angezündet werden welche eine üb eraus angenehm—diffuse
ta g es l i ch tä hn l i ch e Beleuchtung geb en
Dieselb e genügt zwar voll
kommen um sowohl die in der Arena b efindlich en Dinge als die an
der Wand hängenden Bilde r und d i e Kreidestriche a u f den schwarz en
Tafeln zu sehen allein ich habe doch noch daf ür gesorgt dass einzelne
Obj cete mit ganz besonderer Intensität b eleuchtet werden können
Hierzu dient einerseits ein S onn enbr enn er mit p arabolischem R efle ctor
welcher a u f einem von H err n MÜ LL E R entworfenen etwas zu com
p l i ci rten a u f Rollen stehenden Gestell nach allen Rich tungen b eweg
lich angebracht ist andererseits die Kalklicht Camera im O ptischen
Zimmerchen Eignet sich der S onn en br enn er besonders zur l uten
s i v eren Erleuchtung der in der Arena b efindlichen Gegenstände
so ist d i e Camera in welche p assende Diaphragmen eingeschoben
werden zur Verstärkung der Beleuchtung der einz elnen Wandbilder
B ei l ä u fig
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Die D ä m p f u n g der Intensität des vom Ob erlicht ausgehenden
Gaslichtes kann vom H örsaal aus durch H andhabung eines rechts
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p h y s i o l o gi s c h e
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von den schwarz en Schreibta feln ausschliesslich in die Gasleitung für
die 9 6 O berli ch tfla m m en eingesetzten H ahnes bewerkstelligt werden
Zur v o l l s t ä n d i g e n V ei d u n k e l u n g des Raumes b ei Tag
oder Nacht dient aber eine schwarze F i l ztu ch g a r di n e welche unmi ttel
bar ü b e r den matten Glasscheiben des Oberlichts zwischen diesen
und d en Argand—Gasbrennern läuft und von ihrer Welle abgewickelt
das ganze Pl a fon dfen s ter li chtdicht deckt
Dieses Abwickeln der Ver du nk el u n g s—Gardine von ihrer Welle
und das i e der a u fw i ck el n d er s el ben geschieht vorläufig durch Men
s c h en h a n d doch soll dies da ich w i e ich gleich angeb en werde über
ei ne hinreichende mechanische Kraftquelle verf üge in Zukunft durch
letztere geleistet werden Und zwar sind die n öthi g en Einrichtungen
unter der p ersönlichen L eitung unseres überaus tüchti gen Mechanikers
H errn E H OFF MANN im Werke u m hier vom Saale aus durch einen
einfachen Zug an einer H andhabe die gewünschte B ewegung in Gang
zu bringen I ch kann hier die b ei l ä u fig e Bemerkung nicht unter
drücken dass ich wie a u f so manches Andere um von Schlimmerem
nicht zu reden auch a u f die Beendigung dieser längst völlig ins Reine
gebrachten Einrichtungen seit mehr als (e i n e m v o l l e n J a h r e ver
geblich warte Da soll Einem die Kraft und die Scha ffensfreude nicht
vergehen — namentlich wenn m a n sonst schon leidend und reizbar i st
In einem L aboratorium in welchem all e Arten von wissenschaft
lichen Arbeiten im Sinne der h e u t i g e n Exp erimental—Ph y siologie
sollen vorgenommen werden können ist ei ne j eden Augenblick zur
Verfügung stehende mechanische Kraftquelle
wenn auch nicht nu
entbehrlich s o doch ausserordentlich b equem und vor th ei l ha ft
I ch hab e es m i r daher nicht versagt eine solche für mein L abora
tor i u m zu b eschaff en und da ich dieselbe nun einmal hatte
so habe
ich mir ihre Wirkungen durch T ra n s m i s smn en nicht nur in den ei g ent
lichen Arbeitsräumen sondern auch hier in diesem Amphitheater zu
blossen Demonstrationszwecken dienstbar zu mach en b eschlossen
—
u
s
I ch habe schon angegeben dass sie die Ver dunk el n g Gar dine in
Bewegung zu setzen haben wird ich f üge hinzu dass ich eine Trans
m i s s mn einrichten liess vermittelst welcher hier im Saale selbst me
w i e ich
c h a n i s c h e Triebkra ft j eden Augenblick zur Verf ügung steht
Ihnen sogleich zeigen werde
Doch zuvor muss ich von dem Motor selb st S prechen I ch habe
hierzu versuchsweise eine Nagel K a em p s ch e P artial Turbine mit
S el bs tr e g u l i ru n g gewählt welche durch eine Wassersäule von 1 0Meter
H öhe getrieben w ird Zu diesem Ende wurde die Turbine in einen der
Kellerräume des Vordergebäudes gesetzt während ein durch die
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U eb e r
140
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W
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r i va t
—
L a bo ra to ri u m
.
viel Aufmerksamkeit erfordert und ei tl ä u figk ei ten verursacht die
wohl hätten vermieden werden können ohne ihrer L eistungsf ähigkei t
w esentlich Abbruch zu thun
B ei den wenigen einzelnen Vorträgen welch e ich zu Ende des
vorig en Winters zum Theil in der Absicht das Auditorium einer S itz
H ör u n d Sehprob e zu unterwerfen gehalten habe war bel s pi el sw ei s e
n ach dem
stün di g en Au f enthalt von mehr a l s 4 00 Mensche n die
Temperatur selbst in den höchsten Räumen des Amphitheaters aller
d ings noch nicht um 3 0 R gestiegen
Nachdem ich nur n och hervorgehob en hab en möchte dass die
Akustik des Raumes sowohl in Bezug a u f die L eichtigkei t des Sprechens
als d es H örens gar n 1chts zu w ün schen übrig lässt
eile ich z um
S chluss meiner Rede
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Ho chv erehrte Anw e s ende !
I ch habe mich a u s naheliegenden Gründen gedrungen ge fühlt
meine I deen und Pläne für die Einbürgerung eines wirklich a l l g em em
f asslichen und gründlichen ph y siologischen Anschauungsunterrichts
a n der Universität
welche ich vo r nunmehr drei J ahren bekannt gab
und mit rücksichtslosem Eifer zu r ea l i si r en b egann n o c h m a l s zu
b esprechen nachdem i ch th ei l s durch äussere U mstände der widrig
s ten Art
th ei l s durch den andauernd leidenden und infolge einzelner
j ener äusseren Umstände so sehr verschlimmerten Zustand meines B e
fin den s viele Monate hindurch an j eder geistigen T h ä ti gk ei t überhaupt
und S p eci el l an der Verfolgung und Aus führung j ener I deen und Pläne
g ehindert war
Auch j etzt noch i st mir die Kraft und die Freude an dieser letz
t eren Arbeit nicht in vollem M a a s s e wiedergekehrt und überdies mag
i ch die Be friedigung nicht länger missen die die ernste stille wissen
welcher ich während der
s ch a ftli ch e F o r s c h e r a r b e i t gewährt
l etzten drei J ahre
allerdings mit Absicht
allz u viel Zeit z u
Gunsten j ener mehr äusserlichen T h ä ti gk ei t entzogen hab e
Weil ich nun aber die Z eit und die allmählich wiederkehrende
Kraft gar s ehr zu Rathe halten muss s o werden die unvollendet g e
b li eben en und nach m e i n e m Sinn und Ur th ei l noch ganz u nz u
r eichenden Vorbereitungen f ür den geplanten ph y siologischen Anschau
u n g s un terri ch t
w e nn ü b erh au p t
nur sehr allmählich zu einem
s olchen vorläufigen Ab schluss gelangen können
dass er mich in die
L age und Stimmung zu versetzen vermöchte mit dem Unterrichte
s elbst zu be gi nnen
I ch hab e j edoch viel zu viel f ür diese Sache g eth a n und erreicht
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U n i ve r s i t ä t
L
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pzi g
14 1
.
als dass ich die Beschäfti gung mit derselben trotzdem s i e mir durch
ein solches Unm a a s s menschlich begreif lichen Unm u th s üb er g esc h ei
terte Ziele
unerfüllte H o ffnungen sachlicher und p ersönl icher Art
v ö l l i g verleidet worden war schon j etzt g a n z aufgeb en und fallen
lassen wollte und könnte und überdies muss ich lebhaft wünschen
dass Das was ich dabei durch die Errichtung dieses S p ecta tori u m s
zum bleib enden Gewi nn f ür unsere Universität geleistet zu haben
glaube dem ö ff entlichen Unterricht womöglich s o f o r t zu Gute komme
Deshalb hab e ich nicht länger zögern wollen
da doch Alles
auch seine li c hti g e äussere Form und Art haben will
zur heutigen
E r öff nu n g s v er s a m m l u n g « einzuladen
um diesen Saal mit seinen
ei g en th ümli c h en und zum Theil hinreichend b eendeten E i nrich tungen
zu i n a u gu ri r en und s p e ci ell dem h Rectorate unserer Universität
ö ff entlich und feierlich zur Verfügung zu stellen
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N a ch s chrift
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Nach Schluss vorstehender Rede wurd e das Amphitheater voll
ständig v erfin s ter t und ich d e m on s tri rte vermittelst der erwähnten
Kal klicht Camera s vom optischen Zimmerchen aus folgende B i l d e r
P r ä p a r a t e und l e b e n d i g e V o r g ä n g e
1 wurde e ine j ener wundervollen e m b r y o l o g i s c h e n Photo
g ra p hi en von P ro f H rs welche das Vollendetste sind w a s in di eser
Richtung bisher geleistet ist a u f den grossen L ei nw a n d vorh a n g
p r oj i ci rt ; es war dies ein überaus gelungenes Originalnegativ a u f
Glas dessen Benützung ich der Güte meines genannten H errn O ol l eg en
v erdankte
Es stellte den mikroskopisch vergrösserten Querschnitt
eines Hühnerembry o aus früher Zeit dar an welchem nicht nur die
e inz eln en Organe
w i e das Rü ckenmark mit seinem s p a l tf örm i g en
C entra lk a n a l di e C hor d a dor s a l es die Urw i rb el m a s s en die Seiten
p latten die L umina und Wandun gen der b eiden A u s füh r u n g s g ä n g e
der O L F F sch en Körp er und der beiden Aorten das D a rm dr ü s enbl a tt
und die Anlage der L eibeshöhle mit der Ueber si ch tli chk ei t einer
s chematischen Zeichnung erschienen sondern an welchem auch die
histologischen Elemente mit üb erraschender D eutlichkeit und Schärf e
her vortraten ; namentlich sei erwähnt dass an einer der Aorten eine
überaus klar gez eichnete Grupp e von embr y onalen Blutkörperchen
hängen geblieben w a r die zum Theil frei in da s L umen derselben
hineinragte
Um eine I dee von der Ausdehnung und Grös se des p r oj i ci rten
Bildes zu geben brauche ich nur anzuf ühren dass es den mehr als
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L ei n w a n dv orh a n g i n
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wurden zwei grosse dünn geschli ff ene Kn och en dur ch s chni tte
welch e ich der Freun dl ichkeit m eines geehr ten C oll eg en Pro f B R A UNE
verdank te in scharf em Schattenr iss gezei gt um die in neuerer Z eit
von H M E Y E R u A einer b es on dern Aufm erksamk eit gewü rdi gte
Archi tektoni k der S p on gi ös en S ub sta nz zu i ll u stri r en
Der eine Durchschnitt um fasste den Kop f Hals Trochanter un d
d a s obere Drittel ein es menschlichen Femurs der andere d a s ganze
ob ere G el enk s en d e der Tibia Di e Schattenrisse deckten in senk
rechter R ichtung üb er
des Vorhangs
Nachdem der l ei n w a n dn e Pr oj ecti on svorh a n g wi eder ganz in di e
H öhe gezogen word en war d em on strir te ich a u f der fr eigewordenen
g egyp s ten K r ei s fl ä ch e der Wand :
3 eine genau nach dem Original trans parent c ol ori rte Ph otog r a
phie des Bildes vom H un d ekn i e mi t den primitiven L ym p h w eg en der
sehni gen Gebilde a u s der b ekannten Abhan dl ung von L UD W I G un d
S C H W E I GG E R —
S E ID E L
4 wu rde j ene um gre nz t e Stelle di eses Bil des welche die blau
i nj i ci rt en netz f örmi gen L y m p hb ahnen und di e roth ge fül lten Blutgefäss
verästelungen enthält mit der stä rkeren L inse meines Apparates in
b edeutenderer Vergrö sserung p r oj i ci rt s o das s di e f eins ten R a mific a
ti on en mehr a l s fin g er di ck erschienen und ausserordentlich scharf un d
deutli ch hervortr a ten
5 w ur de eine zweite genau nach dem O ri gin a lbi l d e von Pro f essor
RE C L AM transp arent c ol orir te Photograp hi e d es Durchschnittes der
menschlich en H aut p roj i ci r t welche m i t den roth i nj i ci rt en Bl u tg e
f as sen den H a a rb ä l g en s a m m t Talgdrüsen den Un t erh a u tfettz ell en
i ns eln den Schweissdr üsen dem P ap ill arkörp er und der M A L P I G HI L
schen und O b erh a u ts chi ch te eine recht hübsch e I ll ustration der
H a u t s tr u ctur darstellt
nur schade dass die S ch w ei s s dr ü s e un d ihr
in Wirkli chkeit k orkz i eh erf örmi g gedrehter Ausf üh rungs gang a uf dem
Original nicht glückli ch w iedergegeben sind !
6 zei g te ich m ein neues k ü n s t l i c h e s K r e i s l a u f s c h e m a
b ei welchem ein ausgeschni ttenes f orts ch l a g en des F r os chh er z als
n a t ü r l i c h e r Motor dient
D er kleine Apparat s a m m t dem pul
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hergestellt den man halb e Stunden lang und mehr b eobachten und
erläutern kann
Anfangs fil tri rt die Kochsalzlösung wenn ihr nicht etwas Gummi
arab zugesetzt ist oft ziemlich stark durch die H er zw a n du n g en hin
durch und man muss dann von Z eit zu Zeit etwas Flüssigkeit ii: d en
Ven en tri ch ter nach füllen S päter vermindert sich da s D ur ch fil tri r en und
hört meist vollständig a u f
7 Endli ch habe ich das fortp u l s i r en de F r o s c hh erz dieses Kreis
l a u fs ch em a s in einen mit Kochsalzlösung ge füllten G l a s tr og mit plan
p arallelen Wänden getaucht und in scharfem th ei l w ei s e du r ch s ch ei
Schattenri ss vermittelst der stärker v erg r ös s ern den L inse
n en d em
meines App arates a u f das g egyp ste Wandfeld p roj i ci rt um den R h yth
mus und die Formveränderungen der einz elnen p u l si r en den H erz a b
schnitte zu d em on stri ren Selbstverständlich wurde das R e versions
prisma eingeschaltet damit d a s schlagende F r os chh erz in aufrechter
Stellung erscheine und seine Beziehungen zum Zuge der Schwere in
natürlicher Richtung erkennen lasse
Um eine I dee von der Schaubarkeit dieser üb erraschenden Demon
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n g s du r c h m e s s er des
s tr a ti on zu geb en
erwä ne
an der Wand erscheinenden Schattenrisses des schlagenden H erzens
an 2 Me ter betrug
Diese neuartige D e m o n s t r a t i o n des lebendigen H erzschlages
hat ab er auch einen wi ssenschaftlichen Werth indem bei der Schärf e
der C ontou r en des Schattenrisses und bei der bedeutenden Ver gr ös s e
rung der Bewegungen D e t a i l s der C on tr a cti on en der H er z a bs c hn i tte
zu beobachten sind welche dem unbewaffneten Blicke entgehen oder
kaum sichtbar werden In dieser Beziehung hebe ich hervor dass die
unregelmässigen t e t a n i s c h e n und p e r i s t a l t i s c h e n C on tra cti on en
beim allmählichen Absterb en des H erzens durch zunehmende E r w ä r
mung in einer Mannigfaltigkeit auftreten von der man b isher kaum
eine genügende Vorstellung hatte
Schliesslich ergreife ich mit Freuden die Gelegenheit den H erren
Dr E R N S T F L E I S C H L aus Wien und Dr L U C IAN I aus Bologna für die
ge fällige und geschickte Assistenz die si e mir bei diesen Demonstra
ti on en zu leisten die Güte h atten meinen herzlichsten Dank ö ff entlich
auszusprechen
L e i p z i g 2 2 Decemb er 1 87 2
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Ich beab si chtige im Folgenden die Resultate von Untersuchungen
kurz vorzuführen welche sowohl durch di e Bedeutung ihres Gegen
standes als durch die E x a cth ei t ihrer Methode das lebhafteste und all
gemeinste Interesse in Anspruch nehmen dürften
Es handelt sich um die Gewinnung einer g enaueren Einsicht in
d a s eigentliche Wesen der N erv enth ä ti g k ei t bei den Vorgängen des
a n i m a l e n L ebens
Empfindung und Willensäusserung
die b eiden Elemente des
a ni m a l en L ebens welche uns mit der Aussenwelt in Beziehung setzen
indem wir durch die Empfindungen erfahren was um uns vorgeht
durch unsere i ll en s äu s s eru n g en ab er handelnd und verändernd [in
die Aussenwelt eingrei fen
sind nämlich an die Existenz gewisser
materiellen Veränderungen der Nervensub stanz welche w i r Nerven
erregung oder Reizung nennen gebunden und kommen nur durch die
Ve rm i ttel u n g des Nervens y stems und der mit demselben zusammen
hängenden Organe der Empfindung und Bewegung zu Stande Das
Ziel unsere r B etrachtung ist also zu erfahren was die Wissenscha ft
a u f dem gegenwärtigen Standp unkt ihrer f ortschreitenden E n tw i ck e
lung über die Art dieser Verm i ttel u n g überhaupt und über das Wesen
j ener materi ellen Veränderungen der Nervensubstanz welche dem th a
tigen Zustand derselben entsprechen insb esondere aussagen kann
I ch verhehle mir nicht dass mein Unternehmen ein gewagtes ist ;
denn obgleich der Sinn für Naturwissenschaft gegenwärtig auch in
weite ren Kreisen erwacht ist und immer mehr und m ehr alle Schichten
der Gesellscha ft durchdri ngt so fühlt sich doch gerade die schönere
H älfte unseres Geschlechtes von dem strengen nüchternen Geiste der
Naturforschung weniger angezogen als vielmehr unangenehm berührt
Ein gewisses heimliches Grausen b eschleicht das zarter besaitete weib
liche G em üth wenn der Schleier von den Geheimnissen namentlich
C z e r m a k S c h r i fte I I
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der menschlichen Natur mit der unerbittlichen C on s eq u en z wissen
s ch a ftl i ch er Forschung weggerissen und dabei s o manche liebgewordene
Illusion zerstört wird
Der A e sth eti k er und Historiker befinden sich dem weiblich en g e
bildeten Publikum gegenüb er i n einer weit günstigeren L age als der
Naturforscher Sie mögen welchen Gegenstand i mmer b ehandeln man
wird ihnen mit freudigen o der bangen Ge fühlen ab er s tets mit williger
T h ei l n a h m e folgen ; auch b edür fen sie nur einer einf ach aufnehmenden
mehr passiven Zuhörerschaft
Ganz anders der Naturforsch er wenn er das eigentliche Wesen
materieller Vorgänge erklären will !
Die Materie mit dem einf örmigen Wirken anziehender und a b
ohne wesentliche Mannig faltigkeit als den dürren
s tos s en d er Kräfte
Wechsel der Zahlenverhältnisse lässt kalt u n d s o wie der Naturforscher
nur etwas in die Tie fe seines Ge genstandes dringt muss er da s s e st
th äti g e Denken und Vorstellen seiner H örer in Anspr u ch nehmen um
verstanden zu werden
Die Nerven sind zwar ein leidlich interessanter auch im g ew öh n
lichen gesellschaftlichen L eben vielfach besprochener Gegenstand
starke Nerven schwache Nerven a n g egri fien e Nerven sind Worte
welche wi r j eden Tag aus manchem schönen Munde hören können ;
allein nicht in dieser ob erflächlich en pikanten Richtung b eabsichtige
ich die Nerven zum Gegenstande meiner Betrachtung zu machen s on
d ern in der unendlich bedeutungsvollen ab er viel p r os a i s ch er en w o die
Nerven a l s ein mechanischer App arat als ein Werkzeug erscheinen
durch de s sen T hä ti gk ei t das Zustandekommen der a ni m a l en L eb ens
vorgänge vermittelt wird
Und f ür diese Enttäuschung kann ich nicht einmal eine leichte
unterhaltende Form der M i tth ei l un g versprechen sondern muss mir
vielmehr eine nicht ganz kleine Anstrengung der Aufmerksamkeit des
geneigten L esers erbitten
Wenn ich es trotz alledem unternehme den angedeuteten Gegen
stand an diese m Orte w ei tl äu fig er zu b ehandeln s o finde ich den Muth
dazu nur in der f esten Ueb er z e u g u n g dass Niemand der nach wahrer
allgemeiner Bildung strebt die Gelegenheit verschmähen wird
selbst
wenn dies nur mit einem gewissen A u fw a n d e von a n g e str en g ter er
Sammlung d e s Geistes möglich wäre
eine Einsicht zu gewinnen in
die Summe von neuen Vorstellungen welche die f ortschreitende Wissen
schaft über das eigentliche Wesen der N erv enth ä ti g k ei t zu Tage g e
f ördert hat
I ch nehme also getrost meinen Gegenstand in Angriff und l ade
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14 8
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Erst in neuester Zeit i st es gelungen den schon von PUR K YN E g e
ahnten Zusammenhang zwischen Nervenzellen und N er venfibri l l en und
der Nervenzellen untereinander wirklich zu beobachten Zu d i esem
Ende b esitzen die N e r v e n z e l l e n eben j ene S p i n d el förm i g en Ver
l ä n g erun g en oder Strahlen welche zum Theil in N er v enfibri ll en üb er
gehen zum Theil mit den Strahlen anderer Nervenzellen verschmelzen
zum Theil endlich nach mehrfacher Verästelung frei endigen mögen
Die Nervenzellen stellen somit Knotenpunkte dar durch welche weit
a useinanderliegende Nervenbahnen in Zusammenhang gebracht w er
den In der grauen Substanz der O entr a l org a n e sind Tausende und
ab ermals Tausende solcher Nervenzellen angehäuft welche u nter ei n
ander zusammenhängend zahlreichen N er venfibri l l en zum Ursprung
\
1
dienen
Die weisse Sub stanz ist ausschliesslich aus z ahl losen dicht
gedrängten N e r v e n f i b r i l l e n zusammeng esetzt
Die p eri p h eri sch en N er ven verz w ei g un g en b e stehen gleich f alls nur
a u s von f aserigen Scheiden zusammengehaltenen Bündeln von Nerven
fibri ll en und nur hie und da finden sich Grupp en z el l i g er Elemente
eingestreut
Die f einere S tru ctu r der C entra l org a n e ist im höchsten Grade ver
wickelt und c om p li ci rt u nd ich würde ohne Noth ermüden wollte ich
dieselb e auch nur in ihren gröb sten Umri ss en sk i z zi r en
Es genügt die Vorstellung gewonnen zu haben dass Hirn und
Rückenmark aus der Anhäufung und planmässigen Anordnung u n
endlich vieler mikroskopisch kleiner discr eter Formelemente hervor
gehen , welche vielf ach untereinander zusammenhängend ein Geweb e
darstellen w o
wie Mephisto vom eb er m ei ster stück sagt :
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Man vollendet das Bild vom Bau des Nervensy stem s wenn man
sich hinzudenkt dass bestimmte Ab schnitt e der C entra l or g a n e Bündel
von N er ven fibri l l en aussenden welche zu b estimmten Organen gelan
w i e T el egra p h en drä h te
in Verbindung
g en d diese mit j enen
setzen
So also i st der wu nderbare Apparat beschaff en welcher das Z u
s ta n d ek om m en der Vorgänge d e s a n i m a l en L ebens vermittelt
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o l o s s a l e D a r s t ellu n g e i n e s m i k r o s k o p i s c h en S c h e i b c h e n s g ra u er
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14 9
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Ueber die Art dieser Verm i ttel u n g lä sst si ch i m A llgemeinen etwa
Folgendes sagen
Es wäre Anmassung als eine vorgebliche L ösung des ganzen Pro
hl em s den materialistischen Ausspruch von C AB AN I S wiederholen zu
wollen : » les nerf s voila tout l homme oder überhaupt nur behaupten
zu wollen dass w i r über gewisse wichtige Fragen welche sich hi er
von selbst aufdrängen genügende Auf schlüsse bereits erhalten hätten
oder dereinst nothwendig erhalten müssten
da doch die echte Wis
s en s ch a ft nur d a s zu w
issen vorgibt was si e mit ihren Instrumenten
geprü ft hat
So viel aber dürf en w i r
ohne nach irgend einer Seite hin A rt
sto ss zu geben
mit Entschiedenheit hinstellen dass d i e S e e l e im
Gehirn ihren Sitz hat in gewissen nicht näh er zu bez eichnenden Form
elementen desselben ihre materielle Grundlage ihr Sub strat fi ndet
mi t welchem s i e in directer Wechselwirkung steht un d dass si e erf a h
r un g s g em ä s s nur durch das H irn in Erscheinung und zur materiellen
Welt in Beziehung tritt Die p e r i p h e r i s c h e n N e r v e n v e r z w e i
g u n g e n S pielen dabei wesentlich eine ähnliche Rolle w i e die Draht
leitungen unserer elektrischen Telegraphen Sie sind es einerseits a u f
deren p e r i p h e r i s c h e E n d e n welche wi r zum Theil mit k ün st
lichen App araten wi e Auge u n d Ohr versehen finden die Aussenwelt
und die Zustände unseres Körp ers erregend einwi rken und innerhalb
deren Substanz di e Erregung fortschreitet bis zum Sitze der Seele wo
j ene unbegreifliche Transsubstantiation d e s ph y sik alischen Vorgangs
der Nervenerregung in den p s y chischen Zustand der Empfindung statt
find et Sie sind es andererseits a u f deren c e n t r a l e E n d e n welche
w i r im Gehirn zu suchen haben der
i ll en si m p u l s der Seele erregend
einwirkt und innerhalb deren Sub stanz die Erregung bis z u d en B ew e
gu n g s or g a n en f ortschreitet wo sie sich dann a u f die Muskeln überträgt
und in eine Zusammenziehung derselben umsetzt durch welche die
Bewegung unserer Glieder ermöglicht und mechanische Arbeit g e
leistet wird
Nerven der ersten Art nennt man s e n s i t i v e Nerven der zweiten
Art m o t o r i s c h e
An den p eri p h eri s ch en Enden der sensitiven Nerven werden also
wenn ich den angedeuteten Vergleich mi t dem elek trischen Tele
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er aus f ühren darf
die Dep eschen au fgegeben welche
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die Seele von den Zustän den des Körp ers un d von den Veränderungen
in der A ussenwelt b enachrichti gen sollen während die Seele ihre Wil
l en s ä u s seru n g en als Be fehle welche so fort zu T h a ten werden a u f den
motorischen Nervenleitungen so zu sagen nach aussen tel egr a p hi rt
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Das Gehirn st ellt somit gewi ssermassen das O entra l bu r ea ü des
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n N erv en tel eg r a p h enn etz e s unseres Körp ers dar
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c hem alle L eitungen zusammenlau fen
Die Analogie der v erglichenen Vorgänge ist unverkennbar und wie
ich glaub e voll kommen geeignet das S p i el u n d die B eth ei l i g u n g des
N ervens y stems b ei dem Zu standekommen der a ni m a l en L eben s v or
gänge bildlich z u erl äutern und allgemein verständlich zu machen ob
schon j eder derartige Vergl eich im Einzelnen nothwendig hinken muss
Damit hätten w i r denn eine ungef ähre Einsicht in den Mechanismus
des Nervenapparates welcher von zwei Seiten in Bewegung gesetzt
wird
von der Seele einerseits von der Aussenwelt andererseit s
gewonnen und den einleitenden Theil unserer Betrachtung abge
schlossen
Ebensowenig j edoch als das Verstän dn i s s des Mechanismus eines
elektri schen Telegraphen schon eine Einsicht in das Wesen des elek
trischen Stromes gewährt eb ensowenig erschliesst uns auch die B e
k a nn tsch a ft mit der Rolle welche die einzelnen Theile des Nerven
apparates bei den Vorgängen des a ni m a l en L ebens spielen schon eine
Einsicht in das eigentliche Wesen der N er venth ä ti gk ei t d h in das
esen j ener materiellen Veränderungen welche als Erregung oder
Reizung i n den Nervenbahnen a u f und ab schreiten und von gewi ssen
Elementen des Gehirns aus einerseits die Seele zur T h ä ti gk ei t anregen
andererseits durch die i l l en si m p u l s e der Seele wach geru f en werden
Zu dieser Einsicht gelangen w i r erst durch die nach folgende
B etrachtung
Es gibt verschiedene Vorgänge in der materi ellen Natur welche
das Gemeinsame hab en dass si e einmal eingeleitet in der Materie
welche ihr Substrat ihr e Grundlage ist weiter sich fortp fl a n z en So
entsendet ei n leuchtendes Gestirn L ichtstrahlen nach allen Richtungen
d e s Raumes in u n g em e ss en e Fernen ; so gleichen sich in einer Draht
leitung a u f m ei l enw ei te Distanzen die durch eine Vo L T A s ch e Batterie
getrennten elektri schen Gegensätze strömend a u s ; s o erreichen die
S ch a ll w ell en z üg e den entf erntest en H örer im O on certs a a l e ; s o endlich
ex p l odi r t eine Mine in ihrem ganzen Verlau f ob s i e gleich nur an einem
Ende entzündet wurde u s w
Die m a t e ri e l l e n V e r ä n d e r u n g e n d e r N e r v e n s u b s t a n z
welche w i r als N er ven thä ti gk ei t od er Erregung b ezeichneten gehören
eb enf alls in diese Reih e von Vorgängen welche i n sg esa m m t nichts
a nderes sind
als verschiedene B e w e g u n g e n o d e r L a g e r u n g s
v e r ä n d e r u n g e n d e r k l e i n s t e n M a s s e n t h e i l c h e n der s o
genannten Atome a u s welchen nach der berechti gten Vorstellung der
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d er N erv enth ä ti g k ei t
W e s en
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f olgendes
ist : Im leb enden Menschen pflanzt sich die Erregung i n den
Nervenbahnen im Durchschnitt mit ein er Geschwindigkeit von 19 4 bis
1 9 5 Fuss in der Secunde f ort d h in einem 1 9 5 Fuss langen Menschen
nerven wenn es einen solchen gäb e würde di e Erregung eine ganze
Secunde brauchen um von einem Ende desselben zum anderen zu g e
langen ; die gewöhnliche L änge de r menschlichen Nerven von höch
s tens einigen Fuss w ird daher immer in wenigen T a u sen dth ei l en einer
S ecunde von der Erregung zurückgelegt
Dieses Resultat muss abgesehen von den daraus fli e ss en den wich
tigen Folgerungen als ein höchst überraschendes b ez eichnet werden
denn b ei der allgemein verbreiteten Vorstellung dass die N er venwi r
k u n g en a u f Strömungen eines ä t h e r i s c h e n o d e r p s y c h i s c h e n
P r i n c i p s zurü ckgeführt werden müssten mag es ganz unglaublich
erscheinen dass die Geschwindigkeit dieser Strömungen nicht nur
üb erhaupt messbar sondern verh ä l tni ssm ä s si g so üb eraus gering sein
s ollte
In der That vergleichen w i r da s ge fundene Resultat mit der Fort
fl
M eilen in der
p a nz un g s g es ch w i n di gk ei t des L ichtes welches
S ecunde zurücklegt mit der der E l ek tri ci tät welche noch b edeutender
i s t j a nur mit der des Schalles welche nur 105 8 Fuss beträgt s o fin
den wi r zu unserem Erstaunen die F ortp fl a n zu ng s g es ch vvi n di gk ei t der
Nervenerregung mit n och ni cht 2 00 Fuss in der Secunde ver s chw i n
dend klein !
Bei der v erh ä l tni s sm ä s si g en Kürz e der menschlichen Nerven
bahnen welche i n den extremsten Fällen ni ch t vi el über eine Klafter
b etragen ist der Zeitraum den die Erregung braucht um den vorg e
s ch i i eb en en L au f zu vollenden
w i e gesagt s o üb eraus klein dass er
gar nicht b emerkt wird
Nichtsdestoweniger sind wi r mit unseren Empfindungen und Wahr
n eh m u n g en doch immer um einen kleinen Schritt hi nter der Wirklich
k ei t zurück während der
i ll en si m p u l s seiner Aus führung etwas
vorauseilt s o dass w i r uns zu den Vorgängen in unserer nächsten
Umgebung streng genommen in einem ähnlichen anachronistischen
V erh äl tni s s b efinden wie der ir di sche Beob achter bekanntlich der Fix
s t ern w el t gegenüber deren L ichtstrahlen
welche eb en erst sein Auge
tre ffen schon vor Jahrtausenden von den Sternen entsendet wurden
und dah er Bilder geben welche Verhältnissen entsprechen die längst
entschwundenen S ch öp fu n g s ep och en angehören
Um di eses interessante Verh ä l tni ss klarer zu machen führe ich
die Wahrnehmung eines momentanen elektri schen Stromes an von
dessen Existenz wir durch die Empfindung d e s elektri schen Schlages
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d e r N er v en th ä t i g k ei t
15 3
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erst dann etwas erfahren w enn derselb e gar nicht mehr vorhanden ist
Wir empfinden ab er eine momentane elektri sche Entladung darum erst
zu einer Z eit wo dieselb e gar nicht mehr exi sti r t weil die Erregung
welche die Seele von der Störung des elektrischen Gleichgewichts b e
n a c h ri ch ti g en soll
eine weit längere Zeit braucht um a u f der betr ef
fen d en Nervenbahn von der Fingerspitze z B bis ins Gehi rn zu g e
langen als j ene m omentane Störung dauert Wir empfinden also in
diesem Falle etwas als gegenwärtig was bereits der Vergangenheit
angehört und s o i st es i mm er und mit allen unseren Wahrnehmungen
der Fall
D en Schall sind wir gewohnt die Roll e des nachhinkenden Boten
Spi elen zu sehen weil die tägliche Erfahrung lehrt dass wir ein in der
Entf ernung geschehendes E rei gn i s s eher sehen als höre n ; b ei einem
Manöver z B sehen wir als entfernte Zuschauer zuerst den Blitz und
den Pulverdamp f der abge feuerten Geschütze erst merkli ch S päter
triff t der Kanonendonner unser Ohr
Dass es ab er mit dem L ichte und unseren Wahrnehmungen
welche das Nervens y stem vermittelt streng genommen eb enso i s t er
r egt unsere Ver w underung mehr weil die Zeit unterschiede welche d a s
L icht und die Nervenerregung brauchen um einerseits die in der tä g
lichen Erfahrung vorkommenden irdischen Dimensionen andererseits
die geringe L änge der menschlichen Nervenbahnen zurückzulegen gar
nicht wahrnehmbar sind
Eine weitere O on s eq u en z des bisher Erört erten i st noch die dass
die Wahrnehmungen gleichzeitiger Ereignisse welche durch ungleich
lange Nervenbahnen vermittelt werden in der Zeit auseinanderfallen
müssen während die ungleichz eitiger Ereignisse unter diesen Um
ständen gleichzeitig ins Bewusstsein treten können weil die Erregung
o ff enb ar ungleich lange Z eiten braucht um ungleich lange Nerven
strecken zurückzulegen So z B wird ein elektrischer Schlag w el
cher in demselb en Augenblicke einen H a u tp u nk t im Gesicht und am
Fusse trifft eher dort als hier emp funden werden müssen weil der
Weg vom Gesicht bis ins Gehirn viel kürzer ist als vom Fuss bis ins
Gehirn
Freilich sind die Unterschiede in der L änge der Nervenbahnen vi el
zu gering als dass sich diese Verwirr ung der zeitlichen Verhältnisse
in störender Weise geltend machen könnte darum e x i sti rt ab er diese
Verwirrung d o c h denn wir haben si e mit N oth w en di gk ei t erschlossen
und abgeleitet
Mit unseren Wahrnehmungen und Empfindungen sind wir daher
nicht nur immer einen kleinen Schritt hinter der Wirklichkeit zurück
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15 4
da s
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erv en th ä ti gk ei t
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ese Verschiebu ng ist überdies eine ungleichmässige f ür j ede
N er venl än g e verschiedene
Eine ähnliche Verwirrung der Zeitverhältnisse findet
aller di ngs
in kolossalem M a a s s sta b e
der irdische Beobachter wenn er einen
Blick a u f den gestirnten Himmel wirft E r sieht da Verhältni sse i n
d emselb en Augenblicke neb en einander welche Hunderte j a Tausende
von J ahren auseinander liegen indem di e Entf ernungen der Fi xsterne
von der Erde so ungeheuer gross und so verschieden sind dass das
L icht s o ungeheure und so verschiedene Zeiten braucht um bis zur
Erde zu gelangen
Nur den g eri n g en Di m en si on en unseres Körp ers und der b es ch ränk
ten Sch ärf e unseres Wahrnehmungs vermögens f ür Zeit unterschiede
haben wir es daher zu dank en dass sich die L angsamkeit des Dep e
s ch en w ech s el s in unseren motorischen und sensitiven Nervenbahnen
im gewöhnliche n Verkehre mit der Aussenwelt in keiner Weise stö
rend b emerklich macht
Würden sich j edoch entweder das Wahrnehmungsvermögen für
Z eitunterschiede steigern oder die Dimensionen d e s menschlichen Kör
p ers zu j enen abenteuerlichen R iesen gestalten welche die indische
Phantasie geb oren hat mit ihren meilenlangen Gliedern ausdehnen s o
würden auch die Vorgänge des a ni m a l en L eb ens dieser Organismen
so fort in eine solche z ei tl i ch eVerw i rru n g g era th en dass ihre B ezi ehu n
gen zur Aussenwelt vollständig sinnlos j a unmöglich werden müssten
Diese sonderbaren O on s eq u en z en welche sich aus der ermittelten
geringen F ortp fl a n z u n g sg es ch w i n di gk ei t der Nervenerregung mit Noth
wendigkeit ergeben wollte ich
ob schon s i e wie gesagt von keiner
—
praktischen B edeutung sind nicht ganz mit S tillschweigen übergehen
weil si e nicht verfehlen können unsere Verwunderung zu erwecken
Wichtiger für unseren Zweck ist der Schluss welchen w i r uns aus
diesen T h a ts a ch en a u f das eigentliche W e s e n d e r N e r v e n e r r e
g u n g erlaub en dürf en
Dieselbe gehört nämlich eben wegen der geringen G e s chw i n di g
k ei t mit der sie sich fortp fl a n z t o ff enbar in j ene Katego ri e der früher
erwähnten Bewegungsvorgänge zu welcher die Schallleitung und das
Abbrennen einer Mine zu rechnen sind Sie besteht also wie di ese in
B ewegungen der kleinsten g r obm a teri ell en T h ei l ch en oder M ol ec ül e
welch e die Nervensub stanz zusammensetzen Denn wäre das materielle
Sub strat der Nervenerregung von j ener ätherischen unwägbaren B e
s ch a ffenh ei t w i e das Sub strat der L i ch tbew eg u n g
s o dür fte dieser
Vorgang nicht v erh ä l tni s sm ä ssi g so träge in den Nervenbahnen fort
schleichen
s
ondern
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U eb er d a s W e s en
15 6
d er N erv en th äti g k ei t
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den gewöhnlichsten Erscheinungen der täglichen Erfahrung Probleme
sieht und dass der Naturforscher j e tie fer s el n Blick in das eigentliche
Wesen der Dinge eindringt in einer Welt der R ä th sel wandelt w o für
den unbefangenen Menschen Alles sich von selbst versteht so dass
dieser von seinem naiven Standpunkt aus berechtigt erscheint j en em
zuzurufen t
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Mit diesem Zuruf schliesse ich meine kurze Darstellung j edoch
nicht ohne den Wunsch hinzuzufügen dass man mitten im freudigen
G enu s s e des Schönen und Erhab enen was das L eb en in der Kunst
und in den schönen Wissenschaften bietet nicht ganz vergessen möge
dass alle diese veredelnden Gedanken und Gefühle welche den Men
schen nur zu leicht allzu stolz über seine b eschränkte irdische Existenz
emp orheben am Ende doch nicht ohne j ene zitternden Bewegungen
der gr obm a teri ell en N erven m ol ec ül e vor da s geistige Auge treten und
im G em üth e erwachen könnten !
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S ech s T age i n
Ski zze
au s
und um
Bord eaux
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m einem Ta gebu che
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S ep tem ber
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O c tober ,
August 1 85 3
G estern Abend
Uhr hab e ich P aris verlassen und bin hier in
Bordeaux um
Uh r Nachmittags etwas ermüdet angekommen
Die Stadt ma cht einen g rossartigen Eindruck ; si e liegt im H albmond
um die maj estätisch da h er str öm en d e Garonne über welche eine kolos
sale 89 2 Schritt lange Brücke von 1 7 Bogen führt Diese Brücke
hat das E i g enth üm li ch e , dass si e im Innern h o h l i st s o dass man
nicht nur a u f sondern auch i n der Brücke von einem Uf er zum andern
gelangen kann ; im letzteren Falle natürlich ungesehen Napoleon der
G rosse hat dieses prächtige Bauwerk auff ühren lassen und soll w i e
man erzählt den unsichtbaren Durchgang in der Brücke zu geheimen
Ueb ers etz u n g en von Trupp en hab en b enützen wollen Mir scheint e s
viel wahrsch einlicher dass die Brücke nur deshalb im Innern hohl
gebaut wurde weil man Baumaterial ersparen und die Pfeiler weniger
b elasten wollte Die b eab sichtigten geheimen T ru p p enm är s ch e g eh ö
ren ab er nu n einmal zu den fixen I deen des Volkes und werden den
Fremden regelmässig aufgetischt
Am Ab end gab es noch eine fete n a u tzqne welche mir Gelegen
heit gab die schöne Welt von Bordeaux zu seh en und einen Wettkamp f
kennen z u —lernen der hier b einahe s o heimisch i st wie da s »Boxen«
in England
ich meine das » S c h i f f e r s t e c h e n « Mit der fete
n a n tz n e hatte es ab er f olgende B ew a n dtn i s s
Ein reicher Kauf herr
q
hatte sich a u f der erfte von Bordeaux ein S chi fl bauen lassen ; dieses
w a r vollendet und lie f heut vom Stap el
Der Vermählung des Schiff e s
mit dem Wasser zu Ehren w a r nun nach altem Brauch ein Fest
a rr a n gi rt das mit dem S ch i ff er s tech en begann
Das S chi fl er stech en b esteht darin dass die Kämp fer welche vorn
a n d er Spitz e kleiner Schiff e frei stehen einander während si e sich
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in die Nähe kommen mit langen mit einem Kn op fe versehenen Stangen
ins Wasser zu stossen suchen Das Volk nimmt lebhaften Antheil am
Kamp f erm u ntern der Zuruf wechselt mit schadenfrohem Gelächter
Die P ositionen welche die a u s dem Gleichgewicht gebrachten Kämp f er
machen um sich ob en zu erhalten oder um möglichst sanft ins a sser
zu plump sen sind in der That oft drollig genug Sehr häufig fallen
b eide Gegner ins Wasser wo dann keiner den Preis gewinnt
Doch dies w a r nur das Vorspiel zu dem H a u p ts ch a u S p i el des
Abends
dem Vom s ta p ell a u fen des neu erbauten Zweimasters »L a
providence « Wenn eine Stütze nach der andern f ällt und endlich
das a u f dem L ande fast noch l l /
g m a l so gross als im Wasser aus
sehende Schiff mit b eschleunigter Geschwin digkeit die s chi efg el eg ten
und m i t einer Art Seif e eingeschm ierten Balken herunterrutscht um
endlich ins Wasser sich hineinzubohren vor sich eine mächtige Sturz
welle aufwühlend hinter sich i n F olge der Friction Flammen und
Rauch lassend : so ist das in der That ein grossarti ger Anblick Der
Eindruck dieser Scene wird noch vermehrt indem die Musik im For tis
simo einfällt und das Volk die L uft mit freudigem Geschrei erschüttert
Eine glänzende Beleuchtung mit bunten L amp en schloss das Ganze
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Den 1 9
Nachdem ich noch in der Garonne gebadet den J ardin des P lantes
und den Kirchho f mit sei nen Platanen—
Alleen und p ressen—Gruppen
besucht hatte verliess ich Bordeaux um nach la Teste und von da über
das g ros s e B a s si n d A r c a ch on nach Ares zu f ahren welches am n ör d
lichen Ende de s Bassins gelegen i st D er Charakter der L a ndschaft i st
hier ganz ei g en th üm l i ch gemischt Einerseits wird man an Italien a n
d er er s ei ts an
H olland erinnert auch die Windmühlen f ehlen nicht ;
D a s Bassin d A r c a c h on i s t eine sehr seichte Bucht von b edeutendem
Flächeninhalt welch e nur durch einen ganz schmalen und k u rz en K a na l
mit dem Meere in Verbindung steht s o dass sich Ebb e und F l u th wohl
geltend machen können die Wogen des Oceans ab er keinen Eingang
finden Das Bassin i s t a u s diesem Grunde und seiner Seichtigkeit
wegen fast immer S piegelglatt und hat stets eine hohe Temp eratur
weshalb es zu einer besonderen Art von Seebädern benützt wird Im
Gegens atz zu den Seebädern mit freiem starkem Wellenschlag w elche
nur einige Minuten hindurch gebraucht we rden bleibt man in dem
lauen ruhigen Wasser des Bassins zu Viertelstunden !
Den 2 0
H eute ritten wir a u f die drei Stunden entfernte Besitzung des
H errn B O I SS I E R E um dessen M e e r s a l z p l a n t a g e n zu be sehen
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16 0
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B or de a u x
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tritt da s Wasser aber so weit zurück dass die Weiher trocken g elegt
würden wenn die S ch l eu s sen off en blieben
D i ese Niveau Unterschie de b enützt man a u f ganz ei nfache Art
um ohne besondere Mühe Fische zu fangen Während der F l u th öff net
m a n die S chl eu ss e an deren gegen den Weiher gekehrten Seite vor
her ein langes b eu telförm i g es Netz b e festigt worden ist und lässt , w re
die L eute sagen di e S chl eu s s e »trinken« Mit dem Schwalle des
flu th en d en Wassers kommen z u gleich Schaaren von Fischen heran
geschwommen welche der Strömung folgend in dem b eu tel förm i g en
Netze sich sammeln Das Netz hindert zugleich die Fische des Wei
hers herauszuschwimmen H at die F l u th ihr e H öhe erreicht so lässt
man die S chl eu s s e herab Die Fische sind dan n in dem Netze ge fangen
nachdem si e eine gen aue Revue p a s si r t hab en ent w eder
u n d werd en
ins Bassin zurückgeworfen oder den W eihern einverl eibt Diese Vor
sicht ist nothwendig denn es gibt gewisse Arten von R a ubfis ch en di e
einen solchen Weiher in wenig Tagen durch ihre enorme Ge frässigkeit
ganz entvölkern können Ueb er di e s schwemmt die F l u th ohne Wahl
oft ein ganzes Museum von Mee r ungeheuern in dem blinden Ende des
allerlei Gesindel welches na ch
b eu tel f örm i g en Netzes zusammen
seinem naturgeschichtlichen H ei matschein zu ffra g en sich wohl v erl oh nt
wenn die Ordnung in den Weih ern gesichert bleib en soll
Die künstliche Fischzucht p i s c zcn l tu r e welcher in neuerer Zeit
in Frankreich s o grosse Aufmerksamkeit zugewendet wurde dürfte
wohl kaum i rgendwo leichter Wurzel f assen und grossartigere Erfolge
versprechen als in der Gegend des Bassins d A r c a c hon
Die natürlichen Bedingungen eines Ortes können schwerlich g ün
stiger und passender gedacht werden zur Einrichtung einer künstlichen
F i s ch z üch ter ei a l s sie eben hier vorhanden sind Süsses Wasser und
Meerwas ser
beides steht hier zu Geb ote ; See und Süsswasser
Fische könnten sonach gezogen werden Es würde mich wundern
wenn diese günstigen Bedingungen nicht auch Anderen in die Augen
S pringen und nicht wenigstens z u Versuch en die j a zu Enghien s o
ermunternde Resultate gelief ert haben anregen sollten
Die H e er den von Schafen und Rindvieh welche m
a n in grosser
Menge a u f dem H a i d el a n d weiden sieht bieten keine besonderen
E i g en th üm l i ch k ei ten dagegen f allen dem Fremden die H i r t e n a u f
ihren oft mannshohen S t e l z e n eifrig an groben Strümp fen strickend
in nicht geringem Grade a u f Die Stelze ist hier ebenso allgemein
wie der Schlittschuh in Holland das Steigeisen in
u nd v ol k sth üm l i ch
der Schweiz und der Schneeschuh in L appland Die Hirten die Jäger
die Boten gehen hier alle hoch zu Stelze und gewinnen da si e von
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S ec h s T a ge
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B or d ea u x
u nd u m
16 1
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Jugend a u f den ganzen Tag üb er a u f die s en Stangen zubringen ein e
solche Sicherheit im Stelzen Gehen L au fen und Springen dass man
glauben könnte die Stelzen seien natürliche Verlängerungen der Beine
Die hier gebräuchlichen Stel zen sind etwas anders gebaut a l s j ene
die man hie und da b ei uns zu sehen b ek öm m t L etztere b estehe n
bekanntlich aus Stangen welche bis hoc h hinauf unter die Arme
reichen und mit den Händen ge fasst und regiert werden ; die ersteren
hingegen sind an den Unterschenkel a u f eine sinnreiche und überaus
einfa che Weise be festigt s o dass s i e die Arme zu anderem Gebrauch e
ganz frei lassen Die Be festigung der Stelze an dem Unterschenkel
geschieht durch einen L ederring welcher durch eine L ederplatte in
zwei ungleiche O efl nu n g en g eth ei l t wird Die grössere O effnu n g nimmt
den Unterschenkel a u f di e kleinere nach au ssen liegende hingegen
das obere bis an s Knie reichende Ende der Stelze Die L ederplatt e
befindet s ich somit zwischen dem Unterschenkel und dem ob eren End e
der Stelz e und schützt nicht nur die ei chth ei l e des ersteren gegen
Reibung und Quetschung sondern gewährt dem letzteren zugleich H alt
und Be festigung Das Auf steigen a u f die oft sehr hohen Stelzen vom
flachen Boden aus geschieht folgendermassen Nachdem die be s chri e
b enen L e d er ri n g e an die Unterschenkel gesteckt sind wird die eine
Stelze wie eine Turnierlanz e eingelegt während die andere mit der
anderen H and ge fasst wird dann w ird ein Anlauf genommen
mi t
einem Schwü nge steht der M ann mit dem einen Beine a u f der vor
gehaltenen Stelze und b e festigt dieselbe durch H erüberschieben d er
kleineren A bth ei l u n g des L e derri n g es üb er das ob ere S tel z en en d e
Während nun hüp fend a u f einer Stelz e das Gleichgewicht erhalte n
wird hat die Be festigung der zweiten Stelze keine gros sen Schwierig
k ei ten mehr
Zu H ause machen sich die L eute d a s Aufsteigen nat ur
lich bequemer Alle S tel z en g eh er f uhren einen langen Stab mit sich
th ei l s um nicht zu fallen wenn s i e !zu f ällig das Gleichgewicht verloren
hätten th ei l s um längere Zeit ruhig stehen zu können Denn trotz
dem dass das untere Ende der Stelz en etwas verdickt ist und eine
mehrere Q u a dra tz oll e haltende Fläche bietet i s t e s doch nur Augen
blicke lang möglich ganz ruhig a u f den Stelzen zu stehen
D er lange Stab wird a l s dritter Un terstütz u n g S p u nk t verwendet
indem er mit seinem oberen Ende entweder durch einen der L eder
ringe oder i n die R i ma glu ta eor u m gesteckt wird A u f diesem drei
b ei ni g en Gestelle ruhen nun die Hirten Stunden lang die H eerd e
hütend und ihre Strümp f e strickend J a hier bringen die Männer di e
Strümp fe z ur Welt ; es ist zwar grob e Arbeit aber das Geweb e i st
g l ei ch m a sch i g und dem Zweck entsprechend Die Wolle haben di e
C z e r m a k S c hri ft e I I
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S ec h s T a g e
16 2
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B or d ea u x
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L eute ringf örmig am H alse hängen P ossierlich ist und bleibt diese
Sitte immerhin wenn si e auch ihre praktische Seite hat Welchem
allgemein ge fühlten Bedür fnisse der Gebrauch der Stelzen abhilft u n d
abhelf en soll habe ich nicht in Erfah ru ng bringen können D er er
h ö h te Standpunkt a u f den Stelz en b e f ähigt zwa r den Hirten die H eerde
leicht zu übersehen und die Häupter seiner Lieben zu zählen ; auch
macht der Bote mit seinen durch die Stelzen verlängerten Beinen g rö s
sere Schritte und geht oft mehr a l s um das Dopp elte schneller als
andere Menschenkinder ; allein dies e Vorth ei l e können den s o all
gemeinen Gebrauch der Stelz en nicht erklären denn wenn dem s o
wäre s o müsste man dann die Frage stellen warum der Gebrauch
der Stelzen nicht in allen ebenen L ändern allgemein und vol k sth üm
lich s ei ? da die ange führten Vorth ei l e verlängerter Beine für j eden
Breitengrad gelten
Den 2 1 August
Obgleich gestern erst spät am Abend to dtm ü d e von dem Ritt
heimgekehrt verliessen wir heute schon um 2 Uhr des M orgens Ar es
um den D ü n e n einen Besuch abzu statten Unsere Gelegenheit bestand
in einem zweiräderigen von einem Pferde gezogenen Karren ( m a r ette)
Das Stroh a u f dem wir l agen schützte u n s nur unvollk ommen vor den
Stössen dieses p ri mitiven Fahrzeuge s Die einf örmige G r os s a r ti g k ei t
der Dünen liess uns j edoch bald die Unannehmlichkeiten d es Weges
vergessen
Der Charakter dieser Dünen ist ein völlig anderer als j ener der
holländischen Sie bilden hier ganz kahle abgerundete kolossale
Sandberge während die H olländer fast durchgängig mit einer Grasart
bewachsen sind Der Sand aus dem si e z u s a m m en g ew eh t sind ist so
f ein dass man ihn gleich in eine Streusandbüchse f üllen könnte J eder
leise Windhauch treibt ihn in Wolken vor sich her und verändert die
O ontou r en der Berge So weit der Blick reicht sieht man nichts a l s
Himmel und Sand ; in der Wüst e Sahara kann es nicht monotoner und
öder aussehen und doch macht da s Ganze einen ergreif enden gross
Nichts L ebendiges keine Pflanze kein Thier ist
a rtigen Eindruck
weit und breit zu sehen
doch halt ! hier sind kleine Spuren im
Sande die etwa 2 Zoll von einander in einer langen Reihe sich aus
dem Thal a u f den Berg verfolgen lassen Die Spuren sind ganz fri sch
der nächste Augenblick würde si e verweht haben
Das Thier welches s einen Weg damit b ezeichnet hat kann nicht
f ern sein
In der That dort wohin die Spur sich zieht
hüp ft ein
kleiner Frosch ganz emsig den Berg hinan Wie kommt das arme
Amphibium in diese Sandwüste Hier muss e s ohne Zweifel zu Grunde
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S ec h s T a g e
164
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B o r d ea u x
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dass man arglos über dieselb e hi nw eg s chr ei te dann aber durchbreche
und wenn nicht schleunige Hilfe geleistet werde j ämmerlich in den
Boden versinke Solche Stellen nennt man btou s es Sie sollen sehr
häufig sein doch konnte man mir keine zeigen Vielleicht sind es die
bl ou s es
welche den Gebrauch der Stelzen nothwendig gemacht
hab en ? !
In Ar es erwartete u n s ein w ohl g e de ck ter Tisch zu dem
sich S ä mm tli ch e H erren M aires der umliegenden Ortschaften ein
gefunden hatten
Nachmittags verliess ich Ar es und liess mich über das Bassin
setzen Gegen Ab end landete ich am entgegengesetzten Ufer vor dem
» H otel
des empereurs« wä hrend eines he ftigen Gewitters das uns
beinahe noch a u f dem Wasser erwischt hätte Hier lernte ich d en
ber ühmten Dichter aus dem Volke den Barbier J A S M I N kennen
welcher heute Abend eine p oetische Soiree gibt
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Den 2 2 August
Am frühen Morgen verliessen wir das Hotel und ritten von la
Teste aus nac h Vi l l em a ri e einer Far m welche dem H errn F E RRY
gehört H err FE RRY i s t unter den L a n dw i r th en Frankreichs eine Nota
bi li tä t
Er i s t der erste und s o viel mir bekannt der einzige O ek onom
welcher mit Erfolg in Frankreich R e i s baut Unser Besuch galt
FE RRY S R e i S p l a n t a g e n Sein b ei der L ondoner Exhibition aus
gestellter Reis hat einen P reis erhalten w a s bei solcher C on c u rren z
wie s i e 185 2 in L ondon war schon etwas heissen will Die ganzen
R ei s p l a n ta g en sowie das Bewässerungss y stem der Felder
der Reis
reift b ekanntlich zur H älfte unter stehendes Wasser gesetzt
erinnerte
mich lebhaft an die M eer sa l zp l a n ta g en d es H errn B O I SS IE R E
Wir
blieben üb er Mittag bei uns erem freundlichen
i rth e und fanden
grossen Ge fallen an seinem einfach ab er com fortable eingerichteten
H ause welches seine Frau eine liebenswürdige P ariserin mit grosser
Einsicht leitet Nur ungern verliessen wir den freundlichen Ort Am
Ab end be fanden wir uns wieder in Bo rd eaux
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Den 2 3 August
Während meines ersten Aufenthaltes hatte ich die Stadt nur sehr
flüchtig besehen so dass ich mich heute tüchtig abla u fen musste
Nachde m ich mich gebadet und von den Anstrengungen der letzten
Tage etwas erholt hatte begann ich meine Besichtigung mit dem
grossen und schönen H o s p i t a l e welches einen prächtigen vier
eckigen H of einschliesst Die S ei tenfl üg el sind durch kleine Gärtchen
f ür die R e con va l e s c en ten in mehrere Th eile g eth ei l t
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S ec h s T a g e
und u m
in
B or d ea u x
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Gegenüber dem H ospitale a u f der entgegengesetzten Seite d es
Platzes erhebt sich die s ch ön g eba u te Fronte des Palais de justice in
dessen geräumiger mit Säulen gezierter Vorhalle M O N T E S Q U I E U S
Statue sich befindet Dem berühmten Verfasser d es Esprit des loix«
welcher 1 6 89 a u f d em Schlosse Brede b ei Bordeaux geboren w a r
konnt e an keinem würdigeren und passenderen O rte ein Denkmal
errichtet werden a l s in den H allen des Temp els der Gerechti gkeit
seiner Vaterstadt
Viel Interessantes bot mir die Besichtigung der Sanct Michel
Kirche eines grossen g othi s ch en Baues In dem h a l bunteri r di s ch en
c a vc a n
des i s ol i rt stehend en G l ock enth u rm e s befindet sich eine
grosse Anzahl wohlerhaltener M u m i e n welche man als im J ahre
1 7 9 3 der Kirchho f c a s si r t wurde b eim Umgrab en desselben ge funden
1
hatte Da ich früher Untersu chungen üb er ägyptische Mumien ) a n
gestellt hatte s o b eschloss ich mich in den Besitz einiger Theile dieser
Mumien zu setzen um auch hier den G rad der Erhaltung der Gewebe
mikroskopisch zu untersuchen und die Resultate beider Untersuchungen
zu vergleichen Der Kirchendiener widersetzte sich meinem S a cri l e
gium und ich war g en öth i gt mir vom H errn A dvoc a t D UP O N T einem
der Kirchenvorsteher die E rl a u bni s s zu erbitten zu wissenscha ft
lichen Zwecken d a s Caveau de St Michel beraub en zu dürfen H err
D UP O N T gab bereitwilligst die n a c hg es u chte E rl a u bni s s und liess dem
Kirchendiener den Be fehl zukommen mich b ei meinem Vorhaben zu
unterstützen Nun suchte ich mir mit aller B equemlichkeit einen
halben Vorderarm s a mm t der H and aus und brachte die kostbare
2
Beute alsbald in Sicherheit )
Unter den Mumien des C a vea u s b efinden sich einige deren Glie
der kramp f haft verzerrt sind und deren Gesichter durch den weit
aufgeri ssenen Mund u S w einen unverkennbaren Ausdruck d es
höchsten Entsetzens tragen Diese Cadaver sollen hier einst leb endig
begraben worden sein Den Beweis dafür findet man eben in ihrer
Attitüde und dem Ausdrucke der Gesichter
Von den T h ürm en von
Sct Michel hat man eine grossartige Aussicht über Bordeaux und seine
Umgebungen A u f den T hürm en be fand sich früher eine Stati on der
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B e s c hr ei bu n g u n d m i kr o s ko p i s c h e Un t er s u c h u n g z w ei er ä gyp t i s c h en M u
m i en ( B d I S
2 V o r w en i g W o c h en bi n i c h en d l i c h d
a zu g ek o mm en d i e m i k ro s k o p i s c h e Un
t er s u c hu n g a nz u s tell en ; d i e R esul t a t e d er s el b en h a b e i c h i n d er Z ei t s c h ri ft f ür
w i s s en s c h a ft li c h e Z o ol o gi e v o n K ÖL L I K E R u n d S I E B O L D v er ö ffen t l i c h t
A a O
1
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S
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15 2
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S ec h s T a g e
16 6
in
und um
B or d e a u x
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von C LAUD E C HAPPE erfundenen A rm tel eg ra p h en di e der elektrische
natürlich ganz verdrängt hat
D a s sogenannte P alais Gallien sind Ueb err este eines römischen
Amphitheaters von welchem wenig mehr zu sehen da Alles m i tn eu en
H äusern verbaut ist Nur ein Thor steht noch frei zu Tage Im J ahre
16 3 2 stand dieses Amphitheater vor der Stadt draussen woraus man
die Vergrösserung Bordeaux seit j ener Zeit ermessen kann
Schliesslich erwähne ich einer E i g enth üm l i chk ei t der B or dea u x er
L aden In diesen bekommt man kein Eis welches nur in
O onfis eu r—
den K a fl eeh ä u s ern gereicht wird wohl ab er P omade Seife Schön
h ei tsw ä s s er u dgl
Den 2 4 August
Gestern 1 0 Uhr Abends hatte ich Bordeaux verlassen wohl z u
frieden mit meinem A u sfl u g e und setzte meinen Weg über Tours
Amboise Valois Orleans
lauter malerische a l terth üm li che Städte
nach P aris fort wo ich um
Uhr Nachmittags wohlbehalten eintraf
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B em er ku n g en
üb e r
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a tu r wi s s en s c
h ft
a
aufgeklärten Naturerscheinungen und ihres ursächlichen Zusammen
hanges handelt
selb st wenn j ene P ersonen ein e hervorragende
a llgemeine und vi elleicht auch nat u rwissensch af tliche Bildung besitzen
vom Geis te der ex a cten Naturforschung aber doch nicht völlig durch
d r u n g en sind Wie oft muss man nicht von ernsten und au frich tigen
B eri chterstattern üb er ungewöhnl iche oder zweif elhafte Naturvorgänge
die mit steigender Gereiztheit und Entrüst ung vorgebrachte V ersi ch e
r ung hören : » I ch bi n ab er doch selb st dabei gewesen !
ich habe j a
s elbst Al les mit meinen eigenen Augen mit angesehen
mit meinen
a s ich be ri chte i s t eine T h a ts a ch e
eigenen Ohren mit angehört !
Nun j a !
Der Mann i s t j a selb st dabei gewesen ; er hat Alles
s elbst mit angesehen und mit angehört ; er S pricht im vollen Ernst und
er S p ri cht di e volle Wahrheit
und doch !
w a s er beri chtet es hat
sich niemals ereignet und der Natur forscher hat vollkommen Recht
sein Z eu g ni s s in den Wind zu schlagen und ihm nicht zu glauben trotz
dem er an seiner Wahrha ftigkeit ni cht im Min desten zweifelt Dies
klingt paradox genug ab er der unlösbar scheinende Widerspruch stei
ger t sich noch löst sich ab er auch so fort durch di e b eschwichtigend e
B emerkung dass der fast schon beleidigt e Augen und Ohrenzeuge j a
a uch wi rklich vollk ommen Recht hat
inso f ern er nämlich w a hrh ei ts
gem äss nach b estem Wissen und Gewissen eine T h a ts a ch e berichtete
a b er freili ch nur eine » ungenau beobachtete T h a ts a ch e !
Er hat in sein er naiven Ur th eil s l os i gk ei t in der er sich gegenüber
der Beobach t ung und Ermittelung des Zusammenhanges von N a tu r vor
gängen befindet ein blosses N a c h o d e r M i t e i n a n d e r d h eine
einfache zeitliche Succession oder C orn ci d en z von Erscheinungen für
e in A u s
o d e r D u r c h e i n a n d e r d h für einen u r s ä c h l i c h e n
Z u s a m m e n h a n g d e r s e l b e n genommen Er hat zwar f a cti s ch eine
T h a ts a ch e b erichtet
nämlich zeitli che Aufeinanderfolge oder Co rnei
denz von gewissen wirkli chen Dingen und Geschehni ssen ;
indem er
ab er di eses einfache z e i t l i c h e V e r h ä l t n i s s ohne Weiteres d h
o hn e genaue und voll s tän di ge Beobachtung und Prüfung
wozu ihm
entweder überhaupt oder gerade in diesem Falle s owohl der Sinn a l s
die s p e ci ell e Schu lung f ehlt
für einen u r s ä c h l i c h e n Z u s a m
m e n h a n g nahm b eri chtete er etwas was keine T h a ts a c h e mehr i s t
er b erichtete also ein th a ts ä c hli ch e s E r ei gni s s welches sich so wie er
meint in Wir klichkeit niemals zugetragen hat
Ein E r ei gni s s dieser Art kann man kaum anders und besser b e
nenn en a l s eine >unvollständig g ep r üfte oder >ungenau beobachtete
T h a ts a ch e« und ich glaube man i s t nicht nur logisch b erechti g t
s ondern auch dri ngend veranlasst
unter den T h a ts a ch en der Na tur
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S p i ri ti s m u s G ei s te rm a ni f es ta t i o n en
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e tc
16 9
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b eobachtung eine neue und besondere K a tegorie die Katego ri e der
»u
ngenau beobacht eten That sachem aufzustellen und zu unterscheiden
denn die T h a ts a c h en dieser Katego ri e sind e s welche eine s o unge
heure Rolle in der Ges chichte der menschli chen G ei ste s en tw i ck el u ng
S pielen Ohne den Beg ri ff di eser Kategorie v on v e r m e i n t l i c h e n
T h a ts a c h en wären w i r niemals im Sta nde ge w isse dunk le E r s ch ei
h ungen und R ich tungen d e s ö ff entlichen Geistes un d di e H ar tnäckig
k ei t mit welcher dieselben kaum im Verschwinden immer wi eder
auftauchen und sich erh alten zu verstehen und zu erklären
I ch habe den Nachweis der unglaublichen Urth ei l sl o si gk ei t in
welcher sich der vorn Geiste der ex a c ten Na tur forschung nicht völlig
durch drungene wenn auch s onst hochgebildete Mensch den N a tu r vor
gängen gegenüber befindet w erth voll genannt
und di e schon an und
für sich interessanten ph y siologischen Erschei nungen di e u n s hier b e
s ch ä fti g e n sollen deshalb und inso fern a l s S ie Gelegenheit bieten j enen
Nachweis an den sich gewisse c u l turhi s tori s ch e B etrachtungen wi e
von selbst anknüp fen zu lie fern in doppelter Hinsicht f ür interessant
erklärt ;
weil ich der Ueb erz eu g ung bin da s s man e s ni cht oft und
eindringlich genug sagen kann wi e erst der Gei s t der strengen Natur
forschung j a die Gewohnheit in echtem Sinne Natur beobacht ung zu
treiben eine Schär fe der Kritik eine Strenge d e s Beweis es und der
Prüfung f ordern lehrt ohne welche die H errschaft und d a s Um si c h
greifen der b eiden c u l tu r fei n dl i ch en Mächte der L eichtgläubigkeit und
d es Aberglaubens weder zu brechen noch zu he m men sind !
Wir Kinder d es neunzehnten J ahrhunderts sind nicht wenig stolz
Und in der That lässt
a u f unsere Civil isation C u l tu r und A u f kl ä r rm g
sich bei ein er Vergleichung de s im Mittelalter herrschenden Geistes mit
dem der in j üngerer Vergangenheit und Gegenwart herrschte und
herrscht ein mächtiger Fortschritt a u f der Bahn der Auf klä rung ni cht
verkennen
Indessen wir haben kein en Grund die H öhe der E ntw i ck el rm g
zu überschätzen s o lange noch bi s in die
a u f der wir heute stehe n
j üngste Zeit herab und in der Gegenwart selb st a u f den verschiedensten
S ebi eten g e w i s s e G e i s t e s r i c h t u n g e n und Erscheinungen zu
Tag e treten und sich geltend machen können welche geradezu u n denk
bar und unmöglich wären wenn die Resultate und insbe s ondere di e
Methode der Naturforschung oder auch nur di e Acht ung vor beiden
der leb enden Generatio n bereits s o zu sagen in Fleisch und Blut über
gegangen wären
E S würde mich viel zu weit von meinem Gegenstande ab f ühren
wollte ich auch nur eine ganz flüchtige Umschau über alle di ese Rich
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B em erk u ng en
1 70
üb e r
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a tu rw i s s en s c
h ft
a
tungen und Erscheinungen halten welche a l s dunkle Flecken und
schwarze Punkte auch noch die j üngste Phase unseres relativ mäch tig
aufgeklärten C u l turl eb en s verunzieren F ür unsern Zweck mag e s g e
nugen hier zunächst nur b eiläufig a u f die Mani e d es T i s c h r ü c k e n S
d e s T i s c h s c h r e i b e n s des G e i s t e r k I O p f e n s an den ganzen
wunderlichen Spuk des S p i r i t i s m u s des t h i e r i s c h e n M a g n e
t i s m u S der H e l l S e h e r e i und der verwandten Gebiete zu erinnern
Die h ypnotischen Erscheinungen bei T hi er en haben uns gezeigt
wie schwer e s ist a u s dem trügerischen Gebiete der »ungenau b e oba ch
teten« T h a tsa ch e heraus a u f den f esten sicheren Boden wirklich that
sächlichen Geschehens zu gelangen ; welche Umsicht welche Strenge
des Beweises welche Schärf e der Kritik die naturwissenschaftliche
Forschung unbedingt fordern muss wenn es sich um die Auffindung
und O on s ta ti ru n g von T h a ts a ch en handelt
und endlich w i e wenig
Gewicht da s aufrichtigste Z eu g n i s s der glaubwürdigsten und ehren
h a ftesten P ersonen f ür die Wissenscha ft haben kann wenn j ene P er
trotz aller Ehrenhaftigkeit und aller son stigen vielleich t selb st
s on en
naturwissenschaftlichen Bildung
vom G ei ste der ex a cten N a tu rfor
s ch u n g doch nicht wirklich und nicht völlig durchdrungen sind
I s t ab er diese üb erhaupt nie zu vernachlässigende Vorsicht b ei der
namentlich
er th s ch ä tz u n g von Berichterstattunge n und Zeugnissen
über solche th a ts ä ch li c h e Erscheinungen welche aus dem Rahmen der
gewöhnlichen Naturvorgänge herauszutreten scheinen schon dann be
sonders gerechtfertigt wenn wie bei h ypnotischen Zuständen der
Thiere j ede Spur eines Verdachtes von absichtlicher Täuschung und
Betrug ausgeschlossen ist um wieviel mehr ist dann selbstverständlich
Zweifel Zurückhaltung und Ablehnung unabweisliches Gebot und
P flicht wenn e s sich um Erscheinungsgebiete handelt welche einer
seits dem ganz en bisherigen sicheren Besitz der Wissenschaft H ohn
S prechen andererseits nicht nur dem Verdacht sondern zuweilen
wenigstens n o t o r i s o h einem wirklichen Hineinspielen von absicht
licher Täuschung und Betr ug unterliegen Dieses letzteren zwie fach
bedenklichen Charakters er freuen sich nun ab er wie j eder Besonnene
zugeben muss zweifellos die von Tausenden von Augen und Ohren
zeugen berichteten und für wirklich gehaltenen Erscheinungen im G e
biete de s Mesmerismus der H ellseherei des Spiriti smus der Geister
manife s tationen etc
Indessen die strenge Naturwissenschaft als eine E rfa hru n g s
wissenschaft entscheidet sich niemal s a p r i or i und der zwie fach be
d en k l i ch e Charakter an s i ch würde die Wissenscha ft niemals abhalten
Erscheinungsgebiete solchen Charakters ernstlich in den Bereich ihrer
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B em erku n g en über
17 2
N
a tu r w i s s en s c
h ft
a
viel zu Nutz e w i e der ernsten und ruhigen Ueberl eg un g
und Prüfung die Sie nur immer a u f bieten können irgend möglich
sein wird !
Diej eni gen welche au f den fraglichen du rch den Reiz des G e
h ei m n i s sv oll en und Wunderbaren anziehenden und b estrickenden G e
bieten th äti g sind lassen sich in zwei H a u p tcl a s s en bringen
Die
e i n e C l a s s e wird von Menschen gebildet welchen es gar nicht um
die C on sta ti r u n g und Erforschung der angeblichen wunderbaren » That
sachen« ernst und ehrlich zu thun i st sondern die aus irgendwelch en
mehr oder weniger u n l a u t e r e n o d e r a u c h h a r m l o s e n M o t i v e n
zur B eth ei li g u n g an diesen Dingen getrieben werden Hierher gehören
die frivolen Zeitvertreib o der materiellen Gewinn Suchenden also j ene
Berufslosen die sich mit eine m eitlen Nimbus umgeb en und die Zeit
mit scheinbar bedeutsamer Geschäftigkeit to dts chl a g en wollen ferner
die mehr oder weniger bewussten C h a rl a ta n e die be trogenen Betrüger
und die B etrüger schlechthin Von diesem Gelichter brauche ich hier
nicht weiter zu S prechen !
Die a n d e r e C l a s s e j edoch machen j ene anständigen und
welche es wirklich ernst und au fri chtig mit
e h r en w er th en L eute aus
der Sache meinen
und diese hab en ein volles Recht von uns
berücksichtigt besprochen und ernst und wohlmeinend zurecht
gewi esen zu werden
wenn auch Rath und B elehrung natürlich
taub e Ohren finden !
In dieser Classe sind wieder zwei Grupp en zu unterscheiden :
erstens gute Menschen ab er schlechte oder vielmehr gar keine Musi
kanten d h d i e n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e n L a i e n die sich
entweder niemals oder nur ganz oberflächlich mit Naturforschung
ihren Resultaten und Methoden b eschäftigt haben ; und z w eitens einige
wenige N a t u r f o r s c h e r v o n B e r u f die sich sogar a u f ihren sp e
wirkliche und bleib ende Verdienste um die
ci ell en Fachgebieten
Wissenschaft erworb en hab en können
Von Denj eni g en welche zur ersten Grupp e dieser Classe gehören
und somit o h n e B eru f und S p e ci el l e Vorbildung anscheinend so ver
wickelte und r äth s elh a fte Vorgänge zu untersuchen sich unterfangen
können wir einfach Folgendes sagen : H ä tten diese Biedermänner auch
nur eine Ahnung von den Er fordernissen und Schwierigkeiten einer
einen leisen Begriff von der Strenge des
e x a c ten Naturbeobachtung
Beweises welche die Wissenschaft unb edingt fordern muss wenn e s
sich um die C on sta ti ru n g von T h a ts a ch en und um die Ermittelung des
ursächlichen Zusammenhanges selbst der einfachsten Vorgänge han
delt s o würden si e in aller Bescheidenheit von ihren wunderlichen
ti g un g en
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S pi r i t i s m u s G ei s t er ma n i fes t a t i on en
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e tc
17 3
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sinn und fruchtlosen Bestrebungen gänzlich ablassen und
wohl
gemerkt
zuerst und vor Allem mit dem s o reichen Sch ä tz e der E r
r u n g en s ch a ften der heutigen Nat urlehre und mit j enem Geiste der
nüchternen strengen Forschung sich bekannt zu machen und zu durch
dringen suchen ohne welchen der Mensch
einem Schi ff ohne Steuer
a u f dem Meere des I rr th u m S und der
und Compass vergleichbar
Täuschung rettungslos herumgeworfen
bis zum B l ö d s i n n ver
wirrt werden kann !
Ihnen s ei der aufri chtige und wohlgemeinte
Rath erth ei l t sich trotz aller L ockung alles Reizes d e s G eh ei m ni s s
vollen und Ueb ern a türl i ch en von j enen nutzlosen und die Integrität
ih rer G ei stesfu n cti on en ge fährdenden Beschäftigungen absolut fern zu
halten Ein tre ff licher Wahrspruch sagt : »E S gibt eine Tugend der
Entsagung im i ntell e ctu el l en wie im moralischen Gebiet « Und man
muss hier um sich nicht in Versuchung zu f ühren diese Entsagung
nach den übertri eben rigorosen ab er praktisch erprobten P rincipien
der englischen Temp erance —Vereine bis zum i n tel l e ctu el l en » T ea to
ta li sm << treiben !
Schwieriger s o scheint es ist s mit der zweiten Grupp e dieser
Classe f ertig zu werden
indessen ist es f ür j eden Denkenden klar
wären die wenigen Naturforscher w el ch e di e s e Gr upp e ausmachen
strengen Forschung der ihnen früher
v om Geiste der nüchternen
eigen gewesen sein mag nicht gänzlich verlassen s o würden S ie längst
Mittel und Wege ge funden hab en m ü s s e n die »ungenau b eoba ch
tet en« T h a ts a ch en f ür welche als von wirklichen T h a ts a ch en Zeug
niss abz ulegen S ie sich nicht entblöden wenigstens in einer echt
wissenschaftlichen das Vertrauen und die Beacht ung aller nüchternen
Forscher gewinnenden Weise zu con sta ti r en D a ihnen dies ab er nie
mals und in keiner Weise
höchstens gegenüber der Urth ei l sl os i g
k ei t beschränkter Fanati ker
gelungen i s t s o S inkt der Werth auch
ihres Zeugn isses trotz seiner zweifellosen Au frichtigkeit und Wahr
h a fti g k ei t a u f das gleiche Niveau mit den nicht minder gl a u bw ür
di gen und e rnst gemeinten Zeugnissen der u rth ei l s l o s en L a i enm en g e
der ersten Grupp e dieser Classe von B i e d erm änn ern herab
I n Bezug a u f die Beobachtung und E rk enntni s s der N a t ur vor
gänge kann man nicht wie über menschliche G e s etz e S p a ra g r a p h en
hier dürfen die Stimmen eben ni cht
p er m aj or a ab stimmen lassen
gezählt
s i e müssen gewogen werden !
Um übrigens keine Veranlassung zu Missverständnissen zu geb en
w ill ich ausdrücklich hervorheben
dass die selb stverständlich sehr
vereinzelten Naturforscher von denen ich hier spreche nicht etwa
deshalb allen ihren früheren etwaigen R u f all ihr Gewicht und A n
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B em e rku n gen
1
üb er
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a tu r w i s s en s c
h ft
a
sehen in der Wissenschaft verdientermassen verloren habe n weil si e
mit ihrem Z eu gni s s f ür die Realität unerhörter und absolut unglaub
lich erscheinend er Vorgänge ö ff entlich eintraten sondern n u r des
halb wie und a u f welche B egründung hin si e dies th a ten
d h
Dinge für wirkliche T h a ts a ch en erklärten die bisher noch gar nichts
als höchstens ungenau beoba ch te tec T h a ts a ch en sind
Da zeiht man u n s der Verstocktheit und Unwissenheit und ver
weist uns tri u m p hi r en d a u f die » w i s s en s ch a ftl i ch enc Untersuchungen
und ö ff entlichen Kundgebungen eines H A R E eines C R OO KE S B UT L E R O
und anderer wohlbekannter und anerkannter »Naturforscher« !
Wer sich aber überwindet und diese haarsträubende L iteratur
einsieht der wird nur noch mehr in seinem absolut ablehnenden Ver
halten bestärkt werden Gerade die Art wie j ene »Natur forscher«
ihre sogenannten wissenschaftlichen Exp erimente anstellen und wie
s i e üb er dieselben berichten
beweist auf s Klarste dass si e k e i n e
mehr sind wenn si e überhaupt j emals den Ehrennamen Naturforscher
in der vollen und ganzen Bedeutung d e s Wortes verdient hab en Um
nur Ein schlagendes Beispiel anzuf ühren s o erklärt C R OO K E S
und
macht davon sogar ein e ganz ernstha fte M i tth ei l u n g an die Gesell
schaft der Wissenschaften in L ondon deren Mitglied er ist eine »neu e
Naturkra ft< entdeckt zu hab en die er
weil si e von gewissen Men
» s
schen den sogenannten »M e di em oder »Ps ychi k ern« ausgeht
p y
c h i s c h e Kra ft« nennt
Durch die Einwirkung dieser Kraft soll nach
C R OO K E S da s Gewicht eines Körpers th a tsächli ch um viele Pfund ver
mehrt und wieder vermindert werden können ohne dass d er Körper
sonst irgendwie verändert j a auch nur von dem sogenannten »Medium«
b erühr t wird
Und wie denken Sie dass C R OO K E S eine solche all en Gesetzen
der S chwere H ohn S prechende wahrhaft w elterschütternde T h a tsa ch e
b egründet und sicher gestellt hat ? !
Sie werden e s kaum für möglich
halten wenn i ch s a g e er that dies einfach dadurch dass er wieder
holt wirklich gesehen und c on sta ti rt zu haben versichert dass rn
Gegenwart gewisser P ersonen der sogenannten Medien eine Feder
wage von ähnlicher Art wie man S ie zur Portob ere chnu ng von Brie fen
braucht Ausschläge gab deren Ursache nicht augenf ällig war
I ch schalte hier zum b esseren Ver stä n dni s s eine kleine schema
ti sche Z eichnung ein welche das Princip eines der von C R OO K E S
gebrauchten Apparate erläutert B i st ein mehrere Fuss langes
starkes M a h a g oni br ett dessen eines Ende mit einer scharfen an
seiner unteren Fläche vorspringenden Kante a u f dem Tisch T ruht
während da s andere E nde an der an einem Gestell G be festigten
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B em erku n g en
17 6
ü b er
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a tu r w i s s e n s c
h ft
a
stellt d a ss die sogenannte »p sy chische Kra ft« d es anwesenden Me
di u m s es war welche diese Ausschläge verursachte indem si e die
Schwere der trägen M assen zeitweilig veränderte
trotz
s o ist dies
aller Versicherungen noch lange keine wirkliche T h a ts a ch e sondern
h öchstens eine ernstgemeinte Angabe über eine »ungenau beobachtete
T h a ts a ch e« und zwar eine Angabe welche gar keinen Glauben j a
nicht einmal die geringste ernsthafte Beachtung verdient Und zwar
verdient diese Angabe nicht einmal die letztere nicht etwa deshalb
weil si e eine »ungenau b eoba chtetec T h a ts a ch e betrifft es gibt j a viele
T h a ts a ch en dieser Kategorie welche die höchste Beachtung verdien en ,
und mit welchen sich auch die Wissenscha ft auf s E rn stl i chs te befasst
sondern einfach deshalb nicht weil einerseits d a s unzwei felha ft That
sächliche in C R OO KE S Angabe ( nämlich : ein ohne augenf ällige Ur
sache erfolgender Ausschlag an einer F ed er w a g e oder an einem
F ühlh ebel ) a n s i c h gar nichts B em erk en s w er th e s i s t un d weil a n
d er ers ei ts nicht der mindeste Zutrauen erweckende experimentelle
Nachweis gelie f ert i s t dass die beobachteten Ausschläge wirklich nur
in Gegenwart von sogenannten Medien erfolgten und dass sie in der
That keine durch die bisher bekannten Naturgesetze begreif liche
Ursache gehabt haben k ö n n e n !
Wäre ein solcher Nachwei s in exacter Weise auch nur versucht
worden s o würden C R OO K E S Angaben schon einige Beachtung ver
dienen und zu einer Wiederholung seiner Versuche einladen um eine
sonderbare >ungenau beobachtete T h a ts a ch e zu prü fen ; wäre j ener
Nachweis gar vollgültig und streng erbracht worden dann hätte
C R OO KE S eine der unerhörtesten T h a ts a ch en von unberechenbarer
Tragweite entdeckt und seine Angaben würden sich die allgemeinste
eingehendste Beachtung und Würdigung aller ernsten Naturforscher
augenblicklich und mit Einem Schlage erzwungen haben ; wie etwa
seiner Z eit die Angaben V OL T A S als er seine Säule baute welche
nicht minder unglaubli ch e und u n erh örte E r s ch ei nu n g en darbot !
So ab er wie die Sachen fa cti s ch stehen hab en C R OO KE S Angaben
so wie die anderen von H underten und Tausenden von Bi e d er m ä nn ern
bezeugten » T h a ts a ch en « von freischwebenden Tischen fliegenden Gui
tarreh s el bstm u si ci r en d en H a r m onik a s akustischen Kl O p fer s ch ei n u n
gen etc genau denselben Anspruch a u f wissenscha ftliche und ernste
Beachtung wie das erste beste frapp ante T a s ch en S p i el erk u n ststück
chen de s sen natürlich en Zusammenhang au fzuklären wohl von Nie
mandem a l s eine würdige Aufgab e der ernsten Naturforschung be tr a ch
tet werden dürfte s o interessant auch oft besonders in psy chologischer
Hinsicht der wahre und natürliche Grund der Täuschung sein mag
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S p i r i ti s m u s G e i s ter m a ni fes t a ti on en
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17 7
etc .
Und so wenig es irgend einen verständigen Mensche n ernstlich
beunruhigen wird wenn es ihm n i c h t gelingt den natürlichen Z u
ernes hübschen und frapp anten Kunststückchens zu
s a mm en h a n g
ergründen genau ebenso wenig kann und darf sich irgend J emand
der nicht allen naturwissenschaftlichen Geistes bar ist durch die
hundert fältig von den eh r enw er th esten L euten b e
so
fraglichen
zeugten ab sonderlichen Spiriti stischen etc » T h a ts a ch em beunruhigen
lassen so lange auch nicht der leiseste Zutrauen erweckende Nach
wei s von Seite der Ap ostel dieses Spuks erbracht i st dass j eder
Gedanke an die Möglichkeit einer natürlichen Erklär ung an sich s o
natürlicher und höchst gleichgülti ger Erscheinungen wi e e s die s o
genannten »phy sikalische m G ei sterm a n i fe sta ti on en sind absolut aus
geschlossen i st
Nur dadurch dass di e Ursachen dieser Erscheinungen nicht
augenfällig sind gewinnen diese letzteren in den Augen der Ur
Aber in dieser
th ei l sl o s en überhaupt eine üb ertrieb ene B edeut ung
w i e selb st der verb ohrteste
B eziehung unterscheiden si e sich do ch
Fanati ker zugeben muss
durchaus nicht von guten T a s ch en S p i el er
stückchen die meist noch viel int eressanter sind und oft nicht minder
unerklärlich erscheinen
sonst wären es eb en nicht gute ! Ob S ie
sich ab er von T a s ch en S p i el erk u n sts tück ch en
abgesehen davon dass
w i r b ei ihnen den Taschenspieler nicht immer kennen j a üb erhaupt
nicht einmal wissen ob ein solcher gegenwärtig i st
in irgend einer
anderen Beziehung unterscheiden ? darüber verlangen wir eben von
den > S p i ri ti sti s ch en H erren »Naturforschern« und » G el eh rtenr w i e
V A RL E Y W A LL A C E C R OO K E S B UT L E R O
und Anderen z u e r s t eine
halbwegs genügende Auskunf t b evor wir ihnen [und der übrigen u r
th ei l sl os en Menge das Recht zugestehen der Wissenscha ft und ihr en
Vertretern auch nur den leisesten Vorwurf wegen ihres ab s olut ableh
n en d en Verhaltens gegenüber diesen Dingen zu machen
D i e s e H erren hab en weder den Schatten einer Veranlassung
sich über etwas zu b eklagen als üb er ihre
eigene Unf ähigkeit noch
irgend ein Recht irgend Wem ernen Vorwurf zu machen als sich
selbst dass es ihnen eb en nicht gelingt ihre sogenannten » Geister
m a n i f e s ta ti on em etc ü b e r da s Niveau von T a s c h en S p i el er k u n s ts tü ck
chen zu erheb en
Damit will ich w i e ich ausdrücklich betone durchaus nicht ges a gt
haben dass man alle die an sich meist s o alltäglichen und nichts
s agenden
Er s cheinungen welche s o vielen Menschen als höchs t
bedeutsam und wunderbar 1m p onrr en für mehr oder w eniger g e
schickte bewusste T a s ch en S p i el erk u n ststüc k c h en zu halten hab e ob
C z e r m a k S ch ri ft e II
12
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Bem erku n g e n üb er
17 8
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schon manche derselben als solche nachgewiesen wurden
erinnern
1
—
Sie sich nur des Davenp ort Scandals )
mit einem derartigen
ma a s s g eb en den A u S S p ru ch e würde ich j a den einzig berechtigten a b
solut ablehnenden Standpunkt der strengen Wissenscha ft selbst ver
lassen
wohl ab er will ich damit sagen dass man die er ster eh di e
sogenannten »M a ni fe sta ti on em vorläufig so wenig wie die letzteren
die guten und schwer zu en trä th s el n den »T a s ch en S p i el erk un ststück
ch en c
für eine würdige Aufgab e der ernsten Naturforschung b etr a ch
ten könne und dürfe Uebri g en s habe ich indem ich die M i tth ei l u n g en
und Versuche von C R OO K E S dem bekannten englischen Gelehrten
dem verdienstvollen Entdecker des Thalliums einem Schüler unseres
grossen Chemikers H OFMANN in B erlin
früher in L ondon
als
charakteristi sches Beispiel aus der sogenannten
L iteratur h erb ei z og noch das Beste ausgewählt w a s in ihr enthalten
i st H aben sich j a doch selbst die a u f diesem Gebiete th ä ti g en H erre n
» Natur forscher«
w re erner der geschä fti gsten Verbreiter j ener Schand
l iteratur b ezeichnend genug dem verstorb enen amerikanischen Che
miker und » S p i ri ti stem Mr H AR E nachrühmt ( I) »nicht blos b ei der
ph y sikalischen Seite der ( Geister Manifestationen aufgehalten« ( l)
und findet man in j ener L iteratur a u f die man uns tri u m p h i r en d z u
verweisen die Stirn hat mit wachsendem Erstaunen in einem Meere
von hirnlosem Geschwätz und phantastischen Erg ü ssen gläubiger
Fanatiker nichts
r e i n g a r n i c h t s als einerseits einige kindische
o der ganz sinnlose Veranstaltungen
welche ph y sikalische App arate
und exacte Prü fungsmittel vorstellen sollen
und andererseits mehr
o d er weniger glaubwürdige Berichte und Z eugnisse f ür die Realität
» ungenau b eobachteter T h a ts a c h em !
Indessen man wird vielleicht einwenden »ungenau beobachtete
T h a ts a ch en«
welche von Hunderten von ehr en w er th en Menschen
b ez eugt werden sind doch der wissenscha ftlichen Beachtung und
Prü fung werth und bedür ftig ? !
O ja !
ab er lange nicht alle und nicht in gleich hohem Grade
Die Wissenschaft und ihre Vertreter hab en das Recht und sogar die
Pflicht Zeit u n d Arbeit zu Rathe zu halten ; sie haben mehr und Bes
seres zu thun als über j edes b eliebige Ding a u f j ede beliebige Frage
Rede und Antwort zu geb en !
Sie kennen Alle da s Sprichwort von
dem Einen Narren und den sieben Weisen ! Was sich in keiner der
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zu dem von mir gerügten Verfahren der H erren » S p i ri ti stem sehe ich
mich veranlasst den fraglichen Brie f im Wortlaut hier m i tzu th ei l en
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d e n 9 J un i 1 87 1
.
.
Mein hochverehrter Mr C R O O K E S
Ihr mir zugegangener C orr ectu rb og en scheint mir eine richtige
Darstellung von dem zu enthalten w a s in meiner Gegenwart in Ihrem
H au se s tatt fand Meine Stellung am Tische gestattete mir zwar nicht
Zeuge des Hinwegziehens der H and Mr H O M E S von der H armonika
zu s ein ab er es wurde dies zur Zeit sowohl von Ihnen selbst als a uch
von der an der anderen Seite Mr H O M E S si tz enden P erson als statt
ge funden b ehauptet
Die Expe ri mente S cheinen mir die Wichti gkeit einer weiteren E r
f orschung derselb en nahe zu legen ; ich wünschte mich aber s o ver
standen dass ich damit keinerl ei Meinung i n Betre ff der Ursache der
s ta ttg eh a bten Erscheinungen ausspreche
Ih r treu ergebener
WILL I A M HU GGIN S «
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Doch wie gesagt ob einer oder der andere der Vertreter der
Wissenscha ft diese Dinge beachten mag oder nicht muss seinen p er
s ön l i c h en Neigungen üb erlassen bleib en und hängt zum Theil auch von
zufälligen Umständen ab Für die strenge Wissenscha ft selb st ab er
gar nicht Die Wissenscha ft anerk ennt
ex i s ti r en j ene Dinge einf ach
weder noch vern eint si e in solche n Fällen
si e i g n o r i r t ;
und
dazu hat S ie nicht nur das Recht sondern a uch die Pflicht weil Z eit
und Arb eit zu knapp und kostbar sind um an Erscheinungen ver
s ch w en d et zu werden
wel che vorläufig kein anderes und höheres
Interesse darbieten als dass ihre Ursachen nicht aug enf ällig sind
gerade s o w i e d a s bei guten und frappanten T a s ch en S p i el erk u n st
stückchen der Fall i s t Bei letzteren setzt heutzutage doch kein ver
n ün fti g er
besonnener Mensch irgend welche a u s s ern a türl i ch en Krä fte
voraus
sonst könnten w i r j a gleich wieder munter an fangen H exen
und Zaub erer zu verbrennen !
Bisher ab er berechtigt und zwingt uns auch noch gar nicht s b ei
j enen sogenannten » G ei ster m a n i fes ta ti on em un d sonstigen zweif el
haften Erscheinungen dieser Art die Wirkung a u s s ern a türli c h er oder
»neuer Naturkrä fte « u
dgl vorauszusetz en und deshalb i s t vorläufig
der ganze Spuk nicht der mindesten ernsten Beachtung werth
au sser vielleicht vom p sy chologischen oder vielmehr vom p sy chi a t
schen Standpunkt
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1 81
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Da s
absolut ablehnende Verhalten der Wissenscha ft gegenüb er
d emSpiritis m u s etc i s t somit wi e Sie meine hochverehrten Auwe
send en bei ruhiger Ueberl eg u n g nun w ohl zugeb en müssen voll
kommen gerechtfertigt s o wenig Sie sich auch von diesem Resultate
unserer Darlegung be friedigt oder s o sehr Sie sich in Ihren E rw a r
t ungen davon getäuscht f ühlen mögen I ch kann nur noch hinzufügen :
Möglich dass in Folge dieser d er Wissenscha ft nothwendig gebotenen
Reserve überhaupt Manches vielleicht zum Schaden der Menschheit
für lange Z eit unentdeckt blieb und bleibt denn auch wi r können in
aller j ener B escheidenheit zu der sich der Natur forscher wohl mehr
als andere Beru fsmenschen gedrungen f ühlt
doch ohne mit diesem
o ft missbrau chten C i ta t der L eichtgläubigkeit
dem Ab erglaub en und
j eder ihrer Ausgeburten Thür und Thor ö ffnen zu wollen
mit
H amlet sagen :
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Indessen dies muss eben getragen werden ; für j ede Entdeckung
f ür j eden Fortschritt kommt die richti ge Stunde ! Allein wenn man
und ich ci ti r e hier wörtlich
den » T on a n g eb ern unserer wissenscha ft
lichen Ueb er z eu gu n g en
den gelehrten F a cu l tä tem zum Vorwurf
macht dass sie » die Masse d es Vo lk es ihren eigenen Krä ften und
Ur th ei l en im Kam p f e mit den unwiderstehlichen Erscheinungen nu
begreif licher T h a ts a ch en überlassen hab en« und i h n e n darum einen
H a u p ta nth ei l der Schuld und Verantwortlichkeit f ür alle Tollheiten
Abgeschmacktheiten und i ntell ec tu el l en Ausschweifungen des S p i ri ti s
mus der M e di enw i rth s ch a ft etc auf bürden will s o entspringen solche
Anklagen und Z u m u thu n g en nur a u s einer mit Anmassung verquickten
Ur th ei l sl osi gk ei t und totalen Verkennung der Aufgaben und Ver p fli ch
tungen j ener wissenscha ftlichen » Tonangeb er« und Körp erschaften s o
w i e des Weges und der Art und Weise wie die » Masse d e s Vo lk es < zu
wahrer Bildung und Au f klär u ng zu erziehen i s t
Möchten doch j ene lei denscha ftlichen unberufenen Sch ri ftsteller
wel ch e j a selb st Alles davon zu ho ffen und zu erwarten vorgeb en
wenn sich »nur ei nm a l a d a s S t udium ihrer vermeintlich brennenden
Frage »i n den Händen der
issenscha ft befinden wird« e s auch
dem üb erlegten und nüchternen Urth ei l e der Wissenschaft ruhig und
vertrauensvoll üb erlassen welche Fragen s i e ihrer ernsten Beachtung
würdig zu finden u nd in die H and zu nehmen h a t Möchten si e auch
wenn sie anders noch einiges Vertrauen zu den wissenschaftlichen
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B em erku ng en
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a u rw i s s en s c
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und » gelehrten F a c u l tätem wirkli ch bewahrt hab en
ihre so üb ereifri gen und gemeinschaftlichen Bemühungen statt der
Verbreitung einer unb edingt zu verdammenden weil gänzlich werth
losen und h i m verw i rren den L iteratur w i e es zum Beispiel durch di e
sogenannte »Bibliothek des Spiritualismus« L eipzig geschieht lieb er
der Verbreitung echter nüchterner und gründlicher nat urwissenschaft
licher Einsichten und Kenntnisse in der a u f k l är u n g sbe dürfti g en »Masse
d es Volkes« widmen und mit dieser verständigeren und dankens
w erth er en T h ä ti gk ei t recht b ald
b c i s i c h s e l b s t b eginnen !
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Programm der Vorl esungen
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Mein e H erren !
Ic h hab e mir erlaubt Sie einzuladen sich heute in diesem Raume
,
zu versammeln um mich über den Zweck Inhalt und Um fang d e s C y
clus von Vorlesungen auszusprechen welche ich in diesem Winter
semester zu halten gedenke Ehe ich dies j edoch unternehme wollen
Sie mir gestatten dass ich zunächst an da s erinnere w a s ich b ei mei
ner Antrittsvorlesung im November 1 86 9 als die Aufgab e und d a s Ziel
meiner T h äti gk ei t an der hiesigen H ochschule b ezeichnet hab e und
seit j ener Zeit durch vorb ereitende Arbeiten welche trotz allen B e
mühens leider noch immer nicht zum gewünschten Ab schluss g ek om
men sind i n s Werk zu setzen suchte Namentli ch w a r e s absolut
unmöglich die tausenderlei Hil fsmittel f ür den eigentlichen ph y sio
lo gi schen Anschauungsunterricht in erforderlicher Vollstän di gkeit her
b eizuschaffen
Der Titel j ener Antri ttsvorlesung lautete : » die Phy siolo gi e als all
gemeines Bi l du n g s el em enm und lässt so fort erkennen dass e s meine
Ab sicht ist die L ehren dieser Wissenschaft welch e an allen H och
schulen nur einen G egenstand des m edi ci ni s ch en Fachunterrichts aus
machen und daher nur einem v erh ä l tni s s m ä s si g kleinen Kreise von mit
b esonderen Vork enntnissen ausgerüsteten und de s S p eci el l en Studiums
der H eilkunde b efli s s en en Uni v er si tä ts g en oss en zugänglich sind in die
weitesten Kreise zu tragen und den Versuch einmal zu wagen die
Phy siologie als einen Gegenstand zu behandeln der sich etwa w i e die
allgemeinen philosophischen Collegien über L o gi k und Weltgeschichte
als unerlässliches Element eines höheren Bildungsganges in den Stu
I ch wies
di en p l a n ein es j e d e n Un i v er s i tä ts h ör er s einzufügen hätte
damals nachdrücklich a u f die T h a ts a ch e hin dass die Ph y siologie eine
geradezu c e n t r a l e Stellung in dem weiten Kreise des g e s a m m ten
Wissens und Könnens einnimmt und es inso fern ihr Obj ect die E rfor
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des » L eb ens « i st üb erhaupt gar keine L eistungen oder B e zi e
hungen u nd Interessen des Menschen geben kann welche nicht in einem
solidarischen Zusammenh ä nge mit dieser Wissenschaft
der Wissen
scha ft vom L eb en
stünden ; sowie dass kaum eine andere Wissen
scha ft in gleich wirksamer Weise die wahre Auf klärung zu b efö rdern
im Stande ist a l s eb en die Ph y siologie
Die Ph y siologie entstand ursprünglich im Dienste der M e di ei n
Von allen J enen di e sich denkend mit der Nat ur b eschäf ti g ten fühlten
di e A er zte als die Ersten d a s B e dürfni s s den Antheil der einzelnen s o
manni gf achen Organe oder erkz euge des Körp ers an den L eb en s v er
richt ungen genauer kennen zu lernen E s war demnach die Ph y sio
logie anf angs nur eine Art von r ä s onni r en der Anatomie und wurde ein
f ach als die L ehre von der Verrich tung oder Function der K örp erth ei l e
E s sind J ahrhunder te vergangen
a l s d oc tr i n a d e u s u p a r ti it m d efin i rt
b evor sie sich aus einer untergeordneten m e di ci ni s ch en H i l fsw i s s en
schaft zu dem R ä n g e und der B edeutung eines selb stständigen Zweiges
der reinen Nat urwissenschaf t emp orzuarb eiten suchte indem S ie sich
die ganz allgemeine und zwief ache Aufgab e stellte nicht nur die
L eb ensvorgänge und Kr a ftäu s s er un g en der Organe zu ermitteln und
f estzustellen sondern diesel ben auch nicht länger a l s Mani f estationen
einer den allgemeinen Gesetzen der leblosen Welt entrückten m y sti
schen »L ebenskraft« zu betrachten vielmehr auch si e aus der chemisch
ph y si kalisch eu Beschaffenheit der organisch eu Formelemente aus denen
die Pflanzen und T hi erk örp e r b estehen und aus den nat ürlichen B ezi e
hungen welche si e zur Aussenwelt hab en mit N oth w en di gk ei t herzu
leiten d h zu erklären Erst diese neueste Richtung der p h y si ol o
gi schen Forschung berechtigt zur H ofinu n g dass di e Ph y siologie der
einst zu einer wahren Phy sik und Chemie der Or g anismen d h zu
exacter Naturwissenschaft oder Mechanik werden wi rd So weit wir
auch noch von diesem idealen Zustande der Entwicklung unserer Wis
s en s ch a ft ent f ernt sein mögen s o wenig Sicherh eit und Gewissheit w i r
auch b e s itzen dass derselb e j emals ganz erreichbar sein werde ; s o viel
steht heute schon hinsichtlich der anatomischen Gebilde f est dass die
selben s o wie si e aus dem Sto ff und Kr a ftv orr a th unsere s Planeten
hervorgegangen sind auch nur a u s diesem kosmischen Vorr a th das
j eni g e an Sto ff und Kra ft schöp f en könn en was s i e im Kamp f e u m s
Dasein zu ihrem Fortb estehen und zu ihren lebendigen Kra ftä u s s er u n
gen b en öthi g en So bilden denn die Entdeckungen und Anschauungen
der ex a cten Naturwissenschaft die das Gebiet d es Gesetzlosen und Un
b eg r ei fli ch en dadurch b eschränken dass si e unsere Begriff e vom Um
f ang d e s Gesetzes erweitern und den Zusammenhang von Erscheinungen
s ch u n g
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sein werd e sollen Sie sogleich aus der folgenden M i tth ei l u n g über den
I n h a l t und U m f a n g der beabsichtigten Vorlesungen ersehen
Zunächst soll eine eingehende Skizze der Vorgänge des K r e i s
l a u f e s d e s S t o f f e s d u r c h d i e d r e i R e i c h e d e r N a t u r ent
w or fen werden aus der wi r als sichere Resultate f olgende zwei That
sachen gewinn en werden : erstens dass die P f l a n z e n w e l t unter
dem Einflü sse des Sonnenlichts da s einfache unorganische S tofim a teri a l
unserer Erde und Atm osphäre in die c om pl i ci r ten Substanzen der orga
nis chen Natur verwandelt welche allein be f ähigt sind die Formen der
Elementargebilde des Pfla n z en und T hi erl ei be s anzunehmen und ohne
welche die Phänomene d e s L ebens th a ts ä chl i ch nie zur Erscheinung
kommen ; zweitens dass die T h i e r w e l t
unf ähig w i e gesagt selbst
Substanzen organischer Natur a u s unorganischen Elementen zu pro
du ci r en und daher gezwungen das ihr unentbehrliche organische
E rn ä h r u n g s m a ter i a l der P flanz enwelt zu entnehmen
diese der
Pflanzenwelt entnommenen organi s chen Sub stanzen durch den ihr
ei g en th üm l i ch en L eb en S p r o c es s zerstört und wieder in die früheren ein
fa ch er en Verbindungen unorganischer Natur z erlegt w elche darau f ins
Mineralreich zurückkehren a u s dem si e wieder nur durch die innere
T h äti g k ei t der P flanzen dem organischen L eben zurückge führt werden
Gegenüber diesen b eiden T h a ts a ch en drängen sich die folgenden
grossen Fragen a u f
1) Woher stam m t üb erhaupt die Triebkra ft welch e den Kreislau f
des Sto ffes aus dem M ineralreich ins Pfl a n z enr ei ch a u s diesem ins
T hi errei ch und aus dem T hi err ei ch wieder zurück i n s Mineralreich und
s o f ort u nd f ort ohne Unterbrechung im G ä n g e erhält ; und
2 ) in welchem Zusammenh ä nge steht der S tofiw e c h s el in den
pflanzlich en und thi eri s ch en Organismen mit den L eben sä u s s eru n g en
derselb en ? oder was dasselbe heisst : Welches sind die Quellen
aus denen die L ebenskräfte fli e s s en ?
Die Beantwortung dieser Fragen i n vol vi rt nichts Geri ngeres als
eine Erklärung d er organischen Vorgänge und Kra ftä u s s er un g en d h
des L ebens selbst Da man aber bei dem Versuch einer Erklärung der
L eb en sä u s s er u n g en fortwährend den Zusammenhang der verschieden
artigsten ph y sikalischen Vorgänge im Auge behalten muss die den
selben zu Grunde liegen und da dieser Zusammenhang nur an der
H and einer anschaulichen Vorstellung von dem innere n Wesen oder:
der Constitution der Materi e mit Klarheit erfasst werden kann s o er
wächst mir die Aufgab e Ihnen eben j ene Vorstellungen über das
Wesen und die C o n s t i t u t i o n d e r M a t e r i e über die r ä u m
l i c h e V e r t h e i l u n g d e r S t o f f e l e m e n t e und über die Art und
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Wirkung der ihnen i n w ohn en d en K r ä f t e in allgemeinen Umrissen
zu entwickeln z u denen tdi e exacte Naturwissenschaft a u f dem Wege
der Erfahrung und des f olgerichtigen Denkens gelangt i st und welche
sie zur sogenannten A t om e n t h e o r i e oder Atomistik ausgebildet
hat Die Atomistik ist die Grundlage der ganzen mechanischen Welt
anschauung ; von ihr muss derj enige Notiz nehmen der die letztere in
sich aufnehmen und damit ein tieferes Ver stä n dni ss f ür die Vorgänge
in der Natur und für die ganze Richtung der heutigen Naturforschung
gewinnen will
An die Darstellung der Atomistik wird sich dann die Erörterung
des G e s e t z e s v o n d e r U n z e r s t ö r b a r k e i t u n d U n v e r ä n
d e r l i c h k e i t d e s S t o f f e s und des Gesetzes von der E r h a l t u n g
d e r K r a f t anschliessen welches letztere die höchste und frucht
bri n g en d ste Generalisation der g es a m m ten N a tu rwissenscha ft i st und
besagt dass wie der S t o f f —Vorra th so auch die Quantität der im
Universum vorhandenen und disponiblen K r a f t eine constante und
unveränderliche Grösse s er dass somit keine auch noch s o geri nge
Quantität von Kra ft f ür das N a tur g a n z e neu erscha ffen oder vernichtet
werden könne
Die Erklärung und Be gründung dieses fast paradox erscheinen den
Gesetzes wird u n s mehrere Stunden b eschäftigen ; denn es er fordert
zu seinem Ver stän dni s s die Bekanntscha ft mit allen w i rk u n g s f ähi g en
Naturkräften und der ei g enth üm l i ch en W echselwirkung derselb en
unter einander Die Art dieser Wechselwirkung hat man das Princip
der T r a n s f o r m a t i o n oder A e q u i v a l e n z d e r K r ä f t e genannt
Wir werden also die verschiedenen Erscheinungsformen unter
welchen sich die Kraft äussert Schwere C oh ä si on Affinität Wärme
u a erfahrungsgemäss der Reihe nach kennen zu lernen hab en und
die Beziehungen au fsuchen müssen in welchen diese v erschiedenen
Erscheinungs formen zu einander stehen Dab ei wird es sich heraus
stellen da s s bei j edem Zustandekommen irgend einer Veränderung
irgend eines Vorgan ges in der N a tur eine gewisse Quantität von Kra ft
aufgewendet wird und in dem M a a s se als S ie die Veränderung zu
Stande bringt verschwindet und vernichtet zu werden scheint ; in
Wirklichkeit aber von einer Vernichtung einer einmal zur Wirkung
gekommenen und zur H erbeiführung einer Veränderung ver w endeten
Kra ftm en g e
s i e sei auch noch so klein
niemals die Rede sein
kann Die v erb rauchte und verschwundene Kra ft bleibt vielmehr in
unveränderter Quantität e r h a l t e n ; was sich ändert w a s v er s chw i n
det ist nur die Er scheinungs form unter welcher si e sich an einem
bestimmten Orte im Raume geäussert hat ; s i e s e 1b s t ab er findet sich
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gesagt ohne irgend einen Verlust oder Zuwachs erlitten zu haben
u nv er s ehrt
nur an einem anderen Orte und unter anderen E r s ch ei
n u n g s form en wi eder
Zur Begründung dieses alle Naturvorgänge um fa ssenden Z u s a m
m en h a n g e s müssen natürli ch alle irgendwo und irgendwie i n s Spiel
kommenden K r a ftq u a n ti täten in exacter Weise gemessen und mit ein
ander verglichen werden können Und in der That i st e s gelungen
ein solches all gemeines Maass zu finden seitdem man einen der
grössten j a vielleicht den grössten und folgenreichsten Fortsch ri tt a u f
dem Gebiete der ex a cten Naturwissenschaft gemacht hat
ich meine
die Begründung der sogenannten m e c h a n i s c h e n W ä r m e t h e o r i e
und die Auffindung des m e c h a n i s c h e n A e q u i v a l e n t s d e r
ärm e
Von diesen b eiden ep ochem a chenden Errunge nschaften
werde ich mich gleich falls b emühen Ihnen eine allgemeine Vor stel
lung zu ge ben Ohne die Entdeckung des mechanischen A e q u i va l ents
der Wärme und der m echanischen Wärmetheo ri e wäre das Gesetz von
der Erhalt ung der Kraft niemals aufge funden worden und eb enso
wenig könnte ich meiner Auf gab e genügen Ihnen das V ers tä n dni s s
dieses Gesetzes näher zu bringen wollte ich nicht diese beiden E r
r u n g en s c h a ften in den Kreis unserer Betracht ungen ziehen
Mit der vollendeten Darstellung und Erklärung des Gesetzes von
der Erhaltung der Kraft nähern wir u n s dem Ab schluss d e s in unserem
diesj ährigen Vorl es u n g s cycl u s zu b ehandelnden Themas ; denn es
e rü bri gt dann nur noch die C on s eq u en z en zu entwickeln welche sich
im Geiste der mechanischen Weltanschauung a u s diesem Gesetze für
die Erforschung der Q u e l l e n d e r s o g e n a n n t e n L e b e n s k r ä f t e
ergeben
wie
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materiellen Körp ern der auffallenden Unterschiede m e h r als der
Ueb er ei n sti m m u n g en finden ! Diesen au ff allend en Unterschi eden ent
S prechend ergab sich denn auch b ei d er chemischen Zerlegung der
Thier und Pfla n z enk örp er das s sie zwar der H aup tmasse nach aus
b ekannten unorganischen Sto ffen
nämlich überwiegend a u s Wasser
und gewissen Mengen von Mineralsalzen
bestehen dass si e aber
stets auch noch einen Antheil ganz ei g enth üm li ch er sonst nirgendwo
in der Natur vorkommender sogenannter organischer Sto ffe enthalten ;
und e s gewann den Anschein a l s ob diese letzteren Sto ffe ohne
welche das L eben th a tsä chl i ch niemals zur Erscheinung kommt ihren
einf achsten elementaren S tofi b e sta ndth ei l en nach von j enen der u n
organischen Welt völlig verschieden wären Es ist darum als ein
ep ochemachender Fortschritt für die Wissenschaft vom L eb en zu
b ezeichnen dass es den Chemikern endlich gelungen i s t eine Methode
zu finden vermittelst welcher auch diese eigentlich sogenannten orga
nischen Sto ff e in ihre einfachen chemischen Elemente zerlegt und die
vollkommene I dentität derselben mit j enen der unorganischen Sto ffe
nach gewiesen werdenkonnte
Unter einem einfachen chemischen Element versteht man bekannt
lich einen Sto ff der sich a u f keine Weise rn andere di fl er en te Sto ff e
zerlegen lässt da er aus keiner Verbindung oder Ver ernrg u n g solcher
b esteht und hervorgeht Da s Wasser z B so lange für einen ein
f achen Sto ff f ür ein chemisches Element gehalten lässt sich in Sauer
sto ff oder Oxy gen ( O ) und in Wassersto ff oder Hy drogen ( H ) zerlegen
zwei gas förmige Körp er welche verschiedene Eigenschaften z eigen ;
letzt eres i s t der leichteste aller Körp er und verbrennt mit schwach
leuchtender Flamme ersterer i st viel schwerer als der Wassersto ff i st
gar nicht v erbren nli ch unterh ält ab er die Verbrennung Weder Was
s er stofi noch Sauersto ff lassen sich weiter zerlegen dagegen kann man
aus zwei Theilen Wassersto ff und Ei nem Theil Sauersto ff Wasser ( H 2 O )
zusammensetzen und erzeugen Wasser i st daher ein zu s a m m en g e s etz
ter Körper Wassersto ff und Sauersto ff sind einfache chemische Ele
m en ta r s toffe oder Grundsto ffe
Ebenso i st die Kohlensäure welche
Sie Alle im m ou s si r en d en Biere und Champagner kennen und lieben
ein zusammengesetzter Sto ff der durch die Vereinigung der einfachen
chemischen Elemente Kohlensto ff oder Carbon ( C ) und Sauersto ff ( O )
entsteht indem Ein Theil des ersteren mit zwei Theilen d e s letzteren
ein chemisches Ganzes bildet Die Kohlensäure hat also die Formel
C
Endlich will ich noch ein Beispiel anf ühren d a s Ammoniak E s
ist dies j enes widerliche G a s welches sich an gewissen unentbehrlichen
Orten anhäu ft u nd durch seine stechende S chär fe der Nase und den
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II K r ei s l au f d e r S t offe
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19 3
Augen s o beschwerlich f ällt Es i s t zusammengesetzt a u s zwei di ff e
rent en chemischen Elementen dem schon erwähnten Wassersto ff ( H )
und dem sogenannten S ticksto ff oder Nitrogen ( N ) und hat die chemi
sche Formel N H „ d h Ein Theil S ticksto ff verbindet sich mit drei
Theilen Wassersto ff zu Einem Theil Ammoniak
J ene neuere Methode der chemischen Zerlegung von deren E rfin
dung w i e gesagt ein epochemachender Fortschritt f ür die Wissen
schaft vom L eb en da ti r t nennt man die chemische Elementar—
Analy se
der organischen Verbindungen Ihre Begründung und Aus bildung i st
eines der u n s terbli ch en Ver di en ste unseres J US T US v L IE B I G Sie hat
das wunderbar einfache und überraschende Resultat ergeben dass
a l l e diese verschiedenen eigentlich sogenannten o r g a n i s c h e n
Verbindungen a u s einer äusserst geringen Anzahl ganz derselben ein
fachen chemischen Grundsto ff e bestehen welche sich auch in der n u
organischen Welt finden ; und zwar sind es von den zweiundsechzig
w oh l c h a ra k teri si rten E l em enta r s toffen welche di e heutige Chemie a l s
die Urb es ta n dth ei l e unseres Planeten und seiner Atmosphäre kennt
hauptsächlich nur vier um die e s sich bei der Zusammensetzung der
organischen Körper handelt : nämlich Kohlensto ff ( C ) , Wassersto ff ( H )
Merkwürdig aber wahr es sind
S a u er s tofi ( O ) und Sticksto ff (N )
immer nur diese vier Elemente welche in verschiedener Anzahl und
in den mannigfaltigsten Verhältn issen gru p p i r t und verbunden zur
H erstellung der unendlichen Fülle der verschiedenen eigentlich s o
genann ten organisch—chemischen Verbindungen dienen di e wi e w i r
sehen werden mit eini gem unorgani schen S toffm a teri a l verbunden
oder auch nur gemischt die s ä m m tli ch en pflanzlichen th i eri s ch en und
menschlichen Organismen zusammensetz en Bald sind es zwei bald
drei vier oder noch mehr dieser einfachen chemischen Elemente die
sich zu einheitlichen Ganzen verbinden und organisch e Substanzen
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c on s ti tu i r en .
A l l e organischen Verbindun gen enthalten Kohlenstoff ( C ) dieser
Unter den weit
fehlt also in keinem Gebilde der organi schen Welt
aus zahlreichsten , aus mehr als zwei Grundsto ff en b estehenden orga
nischen Verbindungen gi bt es wieder eine grosse Grupp e solcher
welche nur aus Kohlensto ff Wassersto ff und Sauersto ff b estehen und
eine zweite von solchen die ausser Kohlensto ff Wassersto ff und
S a u erstofi immer auch noch S ticksto ff enthalten Die ersteren nennt
man sti ck stoff l ose di e letzteren s ti ck stofi h a l ti g e organische Verbin
dungen Von den sticksto ff losen Verbindungen muss ich j ene hervor
heb en welche man ( wi e Stärkemehl Gumm i Zucker u a ) deshalb
als Kohlehy drate bezeichnet hat weil S ie Wassersto ff und Sauersto ff
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im a s s erbi l dun g s verh äl tni ss
d h a u f j e Einen Theil Sauersto ff
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Theile
Wassersto
und
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noch
den
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den K ohl en s toif enthalten Ferner sind hier die Fette und Oele zu
nennen welche gleichfalls nur aus Kohlensto ff Wassersto ff und
Sauersto ff b estehen aber v erhäl tni ssm ä s si g sehr viel mehr Wassersto ff
a s die zweite H äu p t
und Kohlensto ff a l s Sauersto ff enthalten
grupp e organi scher Verbi n dung en di e sticksto ff haltigen an geht s o
enthalten viele von ihnen u nd gerade die wichtigsten ausser K ohlen
sto d Wassersto ff Sauersto ff und Sticksto ff auch noch kleine Mengen
Schwe fel ( S ) manche auch Phosphor ( P ) und Eisen ( F e) s o dass die
sechs oder
c om p l i ci r te sten derselb en aus der Vereinigung von f ünf
sieb en Elementen hervorgehen Hierher gehören j ene merkwürdigen
organischen S toffc om p l ex e welch e man Protei nsto ff e oder Eiweiss
körp er genannt hat Sie enthalten alle : Kohlensto ff ( 5 2 bis 5 4 P ro
cent ) Wassersto ff ( gegen 7 Pr ocent) S a u er stofl ( 2 1 bis 2 6 Pr oc en t )
Pro c en t ) und
Sticksto ff ( 1 3 bis 1 6 Pr oc en t) und Schwe fel ( 1 bi s
werden zum Auf bau j ener O rgane und O rg a n th ei l e verwendet deren
T hä ti gk ei ten die höchsten und ei g enth üm l i ch sten L eben s ä u s s erun g en
in Erscheinung treten lassen
Der Unterschied zwischen den organischen und den unorganischen
Verbindungen li egt also nicht in einer Verschiedenheit der chemischen
E l em en ta r s toffe aus deren V erbindung S ie hervorgehen ; denn diese
sind identisch mögen si e nun in den mineralischen B esta n dth ei l en des
Erdbodens der Gewässer und der L uft stecken oder die Substanz en
des Pfl a n z en Thier und Menschenleibes bilden helfen Der Unter
schie d liegt wesentlich nur in d er Anzahl und Zusammenordnung der
genannten wenigen Elemente zu einem c o m p l i c i r t e n chemischen
Ganzen
Die organischen Verbindungen zeichnen sich im Allgemeinen also
zunächst durch die höhere Complication ihrer Zusammensetzung oder
C onstitution v 0r den unorganischen aus Ein anderes hervorste chen
des Merkmal der organischen Verbindungen ist dass si e alle ohne
Ausnahme v e r b r e n n l i c h e r N a t u r sind während die meisten u h
organischen Verbindungen unf ähig sind zu verbrennen d h neue
Sauersto ffmengen aufzunehmen Unter Verbrennung oder Oxy dation
versteht man nämlich die Verbindung der Sto ff elemente mit Sauersto ff
Die Verbrennung oder Oxy dation hat S tufen oder Grade und man
nennt si e eine vollständige wenn ein M eh rzu tri tt eine M ehra u fna h m e
von Sauers to ff unmöglich geworden i st ; die meisten unorganischen
Körper sind solche » gesättigte« Sauerstoffverbindungen Die organi
schen Verbindungen enthalten hingegen entweder gar keinen Sauer
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Dieselben E n dp r odu cte welche die Verbrennung lie f ert lie fert
noch ein anderer
den organischen Körp ern aber ausschliesslich z u
kommender Z er s etz u n g s oder Z er störun g S p r oc e s s die sogenannte
Au ch durch die F ä u l ni ss zerf ällt der pflanzliche und
F äu l n i s s
thi eri s ch e Körp er zuletzt i n Kohlensäure Wasser Ammoniak u n d
Mineralsalze
Hiermit gewinnen wir nicht nur eine Ueber si ch t der letzten Zer
setzu n g s p r o du c te unorganisch er Natur in welche die Organismen zer
fallen sondern zugleich auch eine Ueb er si ch t der s äm m tl i ch en wi ch
ti g sten E l em enta r stoff e aus denen in letzter Instanz alle pflanzlichen
und th i eri s ch en Gebilde bestehen Es sind ihrer nur etwa vierzehn :
Kohlensto ff ( C ) Wasserstoff ( H ) Sauersto ff ( O ) Sticksto ff ( N) S chw e
Phosphor ( P ) Chlor ( Cl ) Fluor ( F 1) Kiesel oder Silicium
fel ( S )
( Si) Kal ium ( K ) Natrium ( Na) Calcium ( Ca ) Magnesium ( M g ) und
Eisen ( F e)
Zunächst sind es also der Koh l ensto ff Wassersto ff Sauersto ff
Sticksto ff dann der Schwef el der Phosphor und allenfalls noch das
Eisen welche in den mannig faltigsten Anordnungen und Verhält
nissen zu höheren chem
ischen Einheiten verbunden alle die zahl
losen eigentlich sogenannten organischen Sto ff e bilden
Diese
gemischt oder in chemischer Verbindung mit Sto ffen unorganischer
Natur namentlich Wasser und einigen Minerals alz en treten dann zu
den ei g enth üm l i ch en Substanzen zusammen welche die organischen
Formen des Thier und Pfl a nz enl ei bes annehmen und die E r s ch ei
h ungen d e s L ebens m a n i fes ti r en
Sehen wir uns nun um w o und wie die genannten vierzehn Ele
m enta r stoff e die letzten Endes zum Auf bau aller Organismen dienen
im S toff vorra th der unorganischen Natur im Mineralreich sich vor
finden
1 ) Freier Sauersto ff und freier S ticksto ff im Verh ä l tni s s von 2 |
zu 7 9 R a u m th ei l en gemengt bilden die atmosphärische L uft welche
den Erdball von allen Seiten umgibt
2 ) Der Kohlensto ff mit Sauersto ff verbunden zu Kohlensäure
mischt sich in dieser Gasf orm der L uft und dem Wasser bei oder
bindet sich in den kohlensauren Salz en welche im Wasser gelöst sind
oder feste B e s ta n dth ei l e d es Erdbodens darstellen
3 ) Aus der Verbindung des Wassersto ffs mit Sauersto ff geht das
Wa s ser hervor welches überall in festem flüssigem oder da m p fför
m i g em Zustand verbreitet ist
4 ) Eine andere Verbindung des Wassersto ff s , die mit Sticksto ff
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II K r ei s l a u f d e r S to d e i n
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19 7
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bildet das Ammoniak welches sich in der Damm oder Ackererde und
in sehr wechselnden Mengen in der Atmosphäre findet
5 ) Endlich sind Schwe f el und P hosphor in den schwe felsauren
und p h O S p h or s a u r en Salzen vorhanden und diese sowie alle anderen
Mineralien welche die übrigen der genannten vierzehn Elementar
sto ff e wie Kalium Natrium Calcium Magnesium u s w enthalten
kommen in gelöster oder f ester Form als B e sta n dth ei l e in d en G ew ä s
s ern und im Erdboden vor
Erwä gen Sie diese f ünf Punkte im Zusammenh ä nge mit den vor
a u s g es chi ck ten M i tth ei l u n g en über die let zten unorganischen Verbr en
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n i s s p r od u c te der Sub stanzen des Thier
und P flanzen
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s
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körp ers so wird Ihnen unzw eifelhaft die grosse T ha ts a ch e vor Augen
d a s s di e u no r g ani s c h e We lt un s er e s P l a n e t e n in
s tehen
F o rm v on Wa s s er K o hl en säur e Am m oni ak u n d cini
g e n S a l z e n a l l e d i e E l e m en t a r s tof f e e n t h ä l t w e l c h e
di e l e b en d en o r g ani s c h e n W e s e n in l e t z t er In s t a n z
z u s a m m e n s e t z e n ; während der freie Sauersto ff der a tm O S p häri
und F ä u l ni S S p r oc ess im Stande
s chen L uf t durch den Verbr en n u n g s
ist die Thier und Pfl a n z enl ei ber in dieselben einfachen mineralischen
Formen von Wasser Kohlensäure Ammoniak und Salzen zu z erlegen
und als solche der unorganischen Welt wiederzugeben
Mittels Wurzel und Blatt entnimmt die P f l a n z e fortwährend
S toff m a teri a l aus dem Boden aus dem Wasser und aus der Atmo
S phäre Diese grossen Vorra th sk a m m ern unorganischen Sto ff es lie fern
der Pflanzenwelt alle Elemente zu ihrer Bildung Erhaltung und Ent
wickelung in Form von Kohlensäure Wasser Ammoniak und Mineral
salz en
In den grünen Theilen der P flanzen wird unter dem B ei s ta n de der
Sonnenstrahlen die aufgenommene Kohlensäure r edu ci r t das heisst
der Sauersto ff wird vom Kohlensto ff gewaltsam abgetrennt und in freiem
gasf örmigem Zustand an die Atmosphäre abgegeben während der
Kohl ensto ff in neue Verbindungen organischer Natur mit den Ele
ment en des Wassers und Ammoniaks tri tt und im Pfla n z enk örp er zu
r üc k bl ei bt
Durch d iese innere chemische Arbeit fa bri ci rt die Pflanze
j edes Stück ihrer G ew ebs und S ä ftebe sta n dth ei l e die ihr ei g enth üm
lich sind ; mit diesem Baumaterial rein unorganischer Natur setzt sie
unter S a u er stoffentw i ck el u n g oder Desoxy dation alle die sogenannten
organischen Verbind ungen zusammen welche sich vor den u n org a
nischen durch ihre Verbr ennl i chk ei t und ihre c om p l i ci rte Constitution
auszeichnen So verbinden sich di e E l em en te der Kohlensäure und
d e s Wassers unter gleichzeitiger Desoxy dation oder Verminderung
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ihres Sauersto ffgehaltes zu organischen Sto ff en die nur aus Kohlen
sto ff Wassersto ff und Sauersto ff bestehen (Kohl eh y drate : Zellstoff
Stärkemehl Gummi Zucker Fette und Oele )
Durch Hinzutritt
des Ammoniaks ( N H 3 ) kommt der Sticksto ff zu den drei genannten
noch a l s viertes Element hinz u und es entstehen vierfache s ti ck stofi
h a l ti g e organische Verbindungen
Endlich wird noch der Schwefel
und Phosphor der in den aufgenommenen schwe felsauren ( S O 3) und
h
S
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s
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r en ( P 05 ) Salzen steckt
vom Sauersto ff be freit und in
p
p
die neuen G r u p p i ru n g en miteinbezogen und es kommt zur H erstellung
der am höchsten c om p l i ci rten organischen Verbindungen namentlich
der ei w ei s sa rti g en Sto ff e
Diese ei g enth üm li ch en und noch lange nicht im Detail erforschten
Vorgänge bei denen die einfachen Sto ff elemente zu c om p li ci rter en
Grupp en von Elementen zusammentreten und Sto ff e von höherer Z u
s a m m en s etz u n g c on s ti t ui r en nennt man die o r g a n i s c h e S y n t h e s e
oder progressive S toff m eta m orp h os e Von der u nansehnlichen Flechte
welche den feuchten Felsblock überzieht bis zu den eleganten Zier
pflanzen unserer Treibhäuser u n d den mächtigen Baumriesen der
Wälder ist somit die Pflanze als ein natürliches chemisches L abora
tori u m zu b etrachten welches durch di e Sonnenstrahlen geheizt und
in T h äti gk ei t versetzt Sauersto ff e n t b i n d e t und sauersto ff arme
aber h och com p li c i rte organische Sto ff e p rodu ci rt und somit der orga
nischen S ynthese oder progressiven S toff m eta m or p hos e dient Damit
soll j edoch nicht etw a g es a g t sein dass in den Pflanzen keine anderen
j a die geradezu entgegengesetzten chemischen Vorgänge ( von Sauer
vorkä m en ; allein die eben g es chi l
s toffbi n du n g und von Zersetzung )
d er ten sind weitaus die wichtig sten und c h a r a k teri s ti s ch es ten für die
B edeutung der Pflanzenwelt im Haushalt der Natur Die Rolle und
B edeutung der P flanzenwelt im grossen H aushalt der Natur muss
nämlich in der That dahin form u l i rt werden dass s i e e s i s t
w e l ch e a u s e inf a ch e m un o r g ani s ch em S toffm a teri a l
u n t e r S a u e r s t o f f e n tb i n d u n g o r g a n i s c h e S u b s t a n z er
z eugt
Das T h i e r hat ganz andere Beziehungen zur Aussenwelt als die
P flanze Das Thier bedarf zum Au f bau und zur Erhaltung seiner
K örp ersubstanzen schon fertiges organisches S toff m a teri a l da ihm
alle Fähigkeit abgeht aus den einfachen unorganischen Verbindungen
irgend welche Sto ff e von organischer Natur und Zusammensetzung
herzustellen Diese Fähigkeit besitzen von allen Gebilden der orga
nischen Welt nur die vom Sonnenlicht bestrahlten grünen Pfl a nz en
theile Die T hi erw el t kann also nirgendwo anders a l s in den organi
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alsbald in Ammoniak und Kohlensäure zerfallende Z er störu ng s p r odu cte
aus
und Sie erkennen somit dass das Thier ei n chemischer Apparat
ist welcher i m G e g e n s a t z e z u r P f l a n z e S a u e r s t o f f v e r
z e h rt un d di e or g ani s ch e S ub st an z dur ch di e
d er
Desoxy dation und S ynthese entgegengesetzten
Vo rgänge der
O x y d a t i o n u n d S p a l tu ng s c h l i e s s l i c h in di e s e l b en u n
o r g a nis ch e n V e rb in dun g e n z e rl e g t a u s w e l c h e n sre
di e P fl a n z e u r s p r ü n g l i c h a ufg e b a ut u n d er z e u g t h a t
Während wir s om i t di e Rolle und Bedeutung der P flanzenwelt im
grossen H aushalt der Natur dahin form u li rten dass sre es s ei welche
aus unorganischem S toffm a teri a l unter S a u erstod e n t b i n d u n g organi
sehen wir j etzt d a s s d i e T h i e r w e l t e s
s che Substanz erzeugt
i s t w e l c h e d e r r e g r e s s iv en S toff m eta m orp h o s e d i e n t
d h unt e r S a u er s toff b i n d u n g di e o r g a n i s c h e S u b s t a n z
z e r s t ö r t u n d v e r n i c h t e t u n d a u s rh r d a s s e l b e u n o r g a
n i s c h e S t of fm a t e ri a l w i e d e r h e r s t e l l t w e l c h e s d i e
P f l a n z e z u r o r g a n i s c h e n S y n t h e s e z ur p r o g r e s s i v e n
S toffm e ta m or p h os e b r a u c h t
Es ist aber auch hier herv or
dass im Thiere die Vorgänge dieser regressiven S toff m eta
z u h eb en
morphose nicht die ausschliesslich vorkommenden sondern nur die
überwiegenden und b edeutungsvollsten sind und dass neben diesen
auch im Thiere gewis s e Synthesen vorkommen ; imme rhin liegt in der
regressiven S toffm eta m orp hos e die Rolle und Bedeutung d es Thier
reichs im grossen Haushalte der Natur
In ihren Beziehungen zur Atmosp häre unserer Erde sind Thier
und Pflanze daher nothwendig in ununterbrochenem Antagonismus
Die Pflanze entnimmt ihr fortwährend Kohlen säure zerlegt dieselbe
b ehält den Kohlensto ff f ür sich zurück und e rstattet ihr dafür freien
Sauersto ff Unter dem Einflü sse der von der Sonne b estrahlten Veg e
ta ti on sucht sich die Atmosphäre ihres ganz en K oh l en s ä u r eg eh a l te s zu
entledigen und dagegen an freiem Sauersto ff reicher zu werden Das
Thier im G eg en th ei l bemächtigt sich d e s Sauersto ffs der L uft ver
brennt damit die organischen B e sta n dth ei l e seiner Körp er su bsta nz und
Nahrung und haucht da für ein e fast gleiche Menge Kohlensäure a u s
Durch die L eb en sthä ti gk ei t der Thiere wird die Atmosphäre fortw ä h
rend sa u er stoffä rm er und k ohl en sä u r er ei ch er
Genaue und zahlreiche chemische Analy sen haben nichts desto
weniger sicher gestellt das s die Zus a mmensetzung der Atmosphäre in
a llen Regionen der Erde wahrnehmbar dieselbe i s t
und dass wenn
das relative M i s ch un g s verh ä l tni s s der drei H a u p tbes ta n dth ei l e der
a tm O S h ä r i s ch en L u ft
Sticksto ff Sauersto ff und Kohlensäure auch
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II K r ei s l a u f d er S t o ff e
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2 01
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nicht absolut constant ist doch nur Schwankungen innerhalb sehr
enger Grenz en vorkommen Die Entwickelung und Verth ei l un g der
Organismen muss daher gegenwärti g a u f einem P unkte angelangt sein
dass sich die oxydi ren de T h ä ti gk ei t der Thiere und die re du ci r en de
der Pflanzen das Gleichgewicht halten ; denn a u s dem gegenseitigen
V erh äl tni ss dieser beiden antagonistischen T hä ti g k ei ten r es u l ti rt noth
wendig der j eweilige Zustand i n welchem sich die Atmosphäre that
sächlich befindet Unzweifelhaft war es nicht immer so wie j etzt mit
d e r Z u sammensetzung der Atmosp häre bestellt In f rüheren Epochen
der Entwickelung unseres Planeten war der K ohl en sä u r eg eh a l t der
L uft ein ungleich grösserer als j etzt Nur die üb erwiegende un d ko l os
sale Entwickelung und Verbreitung des v or w el tli ch en Pfla n z enr ei ch s
hat ihn s o b edeutend herabgemindert ; dabei ist der Kohlensto ff der
früher im kohlensauren G a s der Atmosphäre in den L ü ften schwebte
in fester Form und vom S a u er stofl be freit in die Tie fen der E rde
gelangt wo wi r ihn heute in den ungeheuren S tei n k ohl enfl ötz en und
Br a u nk ohl en l a g ern wiederfinden und indem wir ihn als Brennm aterial
benutz en zum mächtigsten Bundesgenossen für die Entwickelung der
Industri e und des Weltverkehrs machen Die vorw el tli c hen Wälder
sind nämlich durch die he ftigen Katastrophen welche die Bi l dun g s
epochen der j ungen Erde kennzeichneten verschüttet weggespült un d
b egraben worden und haben im Erdboden unter dem Ei nflü sse der
Feuchtigkeit und Wärme j ene Veränderungen erlitten welche der
kohlensto ffreichen vegetabilischen Sub stanz die Beschaff enheit der
Braun und Steinkohle er th ei l en So ist denn der Kohlensto ff durch
die innere chemische Arbeit der vor w el tl i ch en Wälder gesammelt und
aufgesp eichert worden um heute eine s o grossartige Rolle in der
Geschichte des Fortschritts der Menschen zu S pielen ! Welch wunder
barer Zusammenhang !
Die vergleichende Untersuchung der Art und Weise wie sich
Thier und Pflanze dem S toffm a teri a l der Aussenwelt gegenüber ver
halten lehrt also dass die chemischen Vorgänge in den beiden Reichen
d er organischen oder b elebten Welt im Grossen und Ganzen p ri n ci p i ell
verschieden sind Diese p ri n ci p i el l e Verschiedenheit zuerst hervor
gehob en und damit das Dunkel d e s solidarischen Zusammenhanges
zwischen dem Thier Pfl a n z en und Mineralreich au fgehellt zu haben
da s ist L A v o rs rnR s unsterbliches Verdienst
Dieser Zusammenhang
stellt s ich aber a l s ein in sich geschlo s sener K r e i s l a u f d e s S t o f f e s
d u r c h d i e d r e i R e i c h e d e r N a t u r d a r Während die P flanze
einfach zusammengesetzte und h o ch ox y di rte unorganische Verbin
d ungen als Nahrung zu sich nimmt und dieselben unter Desoxy dation
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oder S a u er s toff a u strei bun g in organische Sto ffe verwandelt verwandelt
das Thier das seine H auptn ahrung unmittelbar oder mittelbar aus dem
Pfl a n z enr ei ch e bezieht die von der Pflanze erzeugten h och zu s a m m en
gesetzten und sauersto ff armen organischen Sto ff e durch Oxy dation und
Spaltung zurück in einfache unorganische Verbindungen Die Pflanze
eignet sich die E l em enta r stoffe aus dem Mineralreiche an und macht
Diese orga
s i e zu B e s ta n dth ei l en ihrer organischen Körp ersub stanz
nische Substanz und somit die in ihr enthaltenen E l em enta r stoff e
werden B e sta n dth eil e d es T hi erk örp ers ; die B e sta n dth ei l e und Elemen
ta r stoff e des T hi er e s ab er werden wieder zu B e sta n dth ei l en des Mine
ra l r ei c h s
und so fort in ununterbrochenem Kreisl ä ufe Der Kohlen
sto ff der in d er L uft befindlichen Kohlensäure wird zum Kohlensto ff
der H olz faser des Stärkemehls und anderer P flanzensto ff e ; mit unserer
Nahrung aufgenommen wi rd er zum Kohlenstoff unseres Fleisches und
Blutes aus denen er wi eder in Form von Kohlensäure in die L u ft
zurückk ehrt A eh nli ch lässt sich von j edem chemischen Elemente
das die organische Substanz des T hi erl ei be s Zusammensetzen hilft
nachw ei s en dass e s aus dem Mineralreiche vond er P flanze a u fg enom
men und in ihren organi schen Verbindungen fixi rt als Nahrungssto ff
in das Thier gelangt um aus diesem wieder ins Mineralreich zurück
zukehren und diesen Kreislauf immer wieder von Neuem zu beginnen
Werfen Sie einen Blick a u f das gr osse Diagramm welch es ich
en twor fen habe um Ihnen den erörterten Kreislauf des Sto ff es durch
die drei Reiche der Nat ur eini germassen anschaulich zu machen Die
eine Hälfte der Kr ei s flä ch e welche da s ganze Universum b edeutet
s oll uns die unorganische Welt
die andere H älfte die organische Welt
darstellen ; diese letzter e zerfällt wieder in einen Quadranten der das
Pfl a n z enr ei ch und in einen zweiten der das T hi err ei ch r ep r ä s enti rt
Im Mineralreiche oder in der unorganischen Welt finden sich di e vier
zehn E l em enta rstoffe welche letzten Endes zum Auf b au der orga
nischen Welt dienen in Form von einigen Minerals a lzen von Ammo
niak (N H 3 ) Wasser ( H 2 O ) und Kohlensäure ( C 02 ) vor Sie finden
diese Bezeichnungen in die ausgesparten weissen Täfelchen der rechten
H älfte des Kreises eingeschrieben Verfolgen Sie nun mit dem Auge
in der Rich tung welche die kleinen Pfeile angeben wie dieses Sto ff
material unorganischer Natur in den Quadranten des Pfla nz enr ei ch s
eindringt ! Sie bemerken w i e sich die p unk ti rten die Sauersto ff
bahnen andeutenden Linien abtrennen um wieder in den Raum d es
M i n era l r ei ch s zurückzukehren w o s i e sich in dem Täf elch en welches
mit O bezeichnet i s t ( d h »freier S a u er stoffvorra th der
s ammeln
während die ausgez ogenen Linien welche die Bahnen de s
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2 04
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ver folgen Hier j edoc h lagert sich die Anordnung der Bahnen
wi eder um und indem die p u nk ti rten Linien a u s dem freien Sauer
s toff vor ra th der Atmosphäre welche in den T hi errei ch s q u a dr a nt en ein
d ri ngen an die ausgezogenen L inien sich wieder anlegen kommen
die vierzehn E l em en ta r stofie wieder in Form von Kohlensäure ( C
Wasser ( H 2 O ) Ammoniak ( N H 3 ) und Salzen ins Mineralreich zurück
Dies soll Sie an die Verbrennun g s und Spaltungsvorgänge durch
welche sich im Thiere die regressive S toff m eta m orp h os e vollzieht er
J eder E l em en ta r s toff vollendet wie Sie deutl ich verfolgen
i nnern
können eine in sich geschlossene Kreisbahn welche ihn in ewig
wechselnder Vergesellschaftung und G ru p p i ru n g mit anderen Elemen
ten durch die drei Reiche der Natur hindurchf ührt
So haben Sie denn wohl d en Eingangs in Aussicht gestellten
tie feren Einblick in die Rolle gewonnen welche der elementare Sto ff
b ei dem Ablauf der L eb ensvorgänge a u f unserem Planeten S pielt ;
hineingerissen in einen mächtigen Strom d er aus dem Mineralreich
e ntspringt u n d seinen L au f durch d a s Pfl a n z en ins T h i e rr ei ch nimmt
um von da wieder i n s Mi neralreich zurückzukehren verändert der
Sto ff fortwähr end seine chemische Anordnung und G r u p p i ru n g und
seinen Ort im Raume Die ganze un endliche Fülle von Erscheinungen
des organischen L eb ens in der Natur
j a unser eigenes Menschen
dasein mit seine m ganzen R ei chth u m an i ntel l ec tu ell en und s oci a l en
Erscheinungen ist an diesen echsel und Kreislauf des Sto ff es erfa h
H emmen Sie diesen Wechsel und Kreislau f
r u n g s m ä s s i g gebunden
!
des Sto ffes
und Sie vernichten die Welt
Die uralte Vorstellung von der Metemp s y chose oder S eel en w a n d e
rung i s t ein phantastischer Traum aus der Kindheit d es Menschen
ge s chlechts aus dem die Mehrzahl der Menschen heute noch nicht
völlig erwacht i st D er ewige Kreislauf d es Sto ffes hingegen dessen
D etail—A usmalung in einem der Wirklichk eit auch nur annähernd ent
sprechenden Bilde der kühnsten und reichsten Phantasie spottet i s t
eine grossartige nüchterne Wahrheit welche der herangereiften
Menschheit
durch die exacte Naturforschung
unerschütterlich
f eststehend f ür alle Zeiten aufgegangen i s t Mit der Wage u nd dem
chemischen Reagens in der H and i st der Naturforscher den S toff el e
menten nachgegangen und hat sie a u f ihren Wanderungen durch s
Universum in ewig wechselnder Vergesellscha ftung mit einander
a u s dem S toffv orr a th der Erde
Schritt f ür Schritt verfolgt
der
Gewässer der Atmosphäre heraus durch die pflanzlichen thi eri s ch en
und menschlichen Individuen hindurch wieder i n s Mineralreich z u
und so fort und f ort in geschlossener Kreisbahn Es i s t daher
r ück
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2 05
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ine beliebige ab enteuerliche I dee mehr
sondern eine ganz n üch
terne und sehr reelle Möglichkeit dass einzelne d e r s e l b e n Sto ff
die einst das geschäftige Gehirn Julius Cäsar s zusammen
th ei l c h en
gesetzt haben heute in den Getreidek örnern a u f dem Felde einer
nordamerik anischen Farm oder in einer L eipziger
Nasenspitze
stecken und in hundert J ahren das H erz unseres eigenen Urenkels
bilden hel fen werden Denn da s steht üb er alles Meinen und Glauben
fest und sicher dass die Sto ffelemente welche die organischen Ver
bin dungen des Thier und Menschenleibes in einem gegebenen Augen
blicke zusammensetzen früher einer Pflanze angehört hab en müssen
die si e a u s dem Boden dem Wasser und: der L uft entnommen und
organisch g ru pp i rt hat und dass diese Sto ff elemente aus den Thier
und Menschenleib ern in anderer unorganischer G r up p i ru n g in den
Boden das Wasser und die L uft zurück kehren aus denen si e nur die
Pflanze f ür da s organische L eben wieder zurückgewi nnen kann
Die Kohlensäure die wir heute hier in diesem Saale a u s a th m en
si e wird durch die Ventilation der H erren MÜ LL E R und K E L L N I G
der Atmosphäre L eipzigs beigemischt und über Deutschland und
Europa j a üb er die ganz e Oberfläche der Erde fortge führt um nach
kürzerer oder längerer Zeit von einer P flanz e aufgenommen und unter
dem Einfluss des Sonnenlichts in Kohlensto ff und Sauersto ff zerlegt zu
werden Den freigewordenen Sauersto ff a th m et irgendwo u nd irgend
wann Thier oder Mensch ein oder es verzehrt ihn ein H ocho fen oder
eine bescheidene H erdstelle an der man eben die M i tta g s su pp e kocht ;
den freigewordenen Kohlensto ff verbaut die P flanz e in ihre Kohle
h y drate Fette und E i w ei s sk örp er die wieder T hi er en und Menschen
zur Nahrung dienen Und so können wir d i e s e l b e n Kohlensto ff
th ei l ch en welche wi r heute hier a l s Kohlensäure a u s g ea th m et haben
vielleicht schon im nächsten J ahre a u f einer Reise durch Italien im
Mehl der Maccaroni Neapels oder im F l ei s ch e einer Ap felsine S orr ents
w i e d er g eni e ss en und s o a l s einen i nte gri r en d en B es ta n dth ei l unseres
eigenen Blutes und Fleisches zurückerhalten !
Doch weiteres frapp antes Detail dieser Art auszudenk en kann
ich füglich Ihrer eigenen Einbildungskraft überlassen der Sie dabei
getrost den kühnsten Flug gestatten mögen ohne b e f ürchten zu dürfen
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S h a k es p ea r e d en K r ei s l a u f d e s S toffes p oeti s c h vo r a u s
b ew ei s t j en e S tell e i m H a m l e t w o e s h ei s s t :
D er g r os s e C ä s a r t o d t u n d L e h m g ew o r d e n
Ve r s to p ft ei n L o c h w oh l v o r d em ra u h en N o r d en
O d a s s d i e E r d e d e r d i e W e l t g e b eb t
V o r W i n d u n d W ett er ei n e W a n d v erk l eb t
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die Wirklichkeit an Pha n ta si er ei ch th u m und E rfin du n g s g a be j emals
zu überbieten Schliesslich nur noch die Frage : Was wohl a u s d er
»Au f ersteh ung d es Fleisches « wird
wenn der Tag der Auf erstehung
noch lange a u f sich warten lässt und mittlerw eile Millionen und Mil
li onen von Generationen durch ihre Entstehung und ihr L eben die
Berechtigung erhalten am Auferstehungstage d a s s e l b e S toffma teri a l
als ihr eigenstes Fleisch und Blut zu r ecl a m i r en a u f welches frühere
Generationen die j a doch auch zur Auferstehung beru fen sind den
gleichen Anspruch erheben werden da si e absolut denselben nur noch
älteren B esi tz r echtsti tel darauf hab en ? !
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2 08
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Art entgegen welche oft nur dadurch zu üb erwinden sind dass wi r
unserer Phantasie ver trauend gewisse V o r a u s s e t z u n g e n gelten
lassen um die Ergeb ni sse bereits angestellter Versuche mit einander
zu verknüp fen und die Richtung neuer Versuche zu bezeichnen Solche
Voraussetzungen nennen w i r Hyp othesen ( von i mm) unter und d eo t g
einem Abkömmlin g von wi d met ich stelle also wörtlich : Unters tel
lungen ) Die Hyp othese i st f ür die Naturforschung das w er th vol l ste
Hilf smittel allein da s gilt n u r von der H yp oth e s e „w el ch e a u f T h a t
s a c h e n fus s en d das Ver stän dni s s dieser T h a ts a ch en anbahnt di e
selben unter einem Gesichtspunk t vereinigt und endlich z u neuen Ver
suchen Veranlassung gibt ; die rein S p e c u l a t i v e Hypothese welche
nicht in dem Boden des Versuches und der Beobachtung wurzelt hat
keine Bedeutung und kann also nur als eine wenig fruchtbare Ver sta n
d e s übun g b etrachtet werden
Die Hyp othes e i st begreiflich ein ganz
provisorisches Hilfsmittel ; si e muss erweitert und selbst aufgegeben
werden j e nachdem si e f ür die Ergeb ni sse f ortgesetzter Forschung zu
enge wird oder auf hört sich ihnen anzup assen Um fasst und erklärt
die Hypothes e andererseits ausgedehnte Reihen von Erscheinungen
ergeben sich in f ortgesetzten Versuchen die Resultate welche die Hypo
these in Aussicht stellt wi rd si e durch aufeinanderfolgende E ntdeck u n
gen höher und höher in der a h r s ch ei nli chk ei ts sk a l a gehoben s o ver
li er t sie immer mehr und mehr ihren provisorischen Charakter bis sie
zuletzt mit dem Namen und Rang einer T h e o r i e (von ä s cug äw ich
be trachte) den anerkannten L ehren der Wissenschaft sich anreiht « 1)
In diesem Sinne meine H erren i st die empirische A tom enl ehr e
welche wie Sie bald sehen werden a u f unzweif elhaften T h a ts a ch en
fusst und mit all den glänzenden Entdeckungen und Erfolgen der mo
d ern en Naturwissenscha ft in solidarischem Zusammenh ä nge steht eine
f eststehende T h e o r i e von deren Grundzügen J eder der irgend A n
S pruch a u f allgemeine Bildung haben will eine einigermassen richtige
und klare Vorstellung besitzen muss
Nach dieser Theorie b esteht nun die Materie a u s unzählbaren
di s cr eten d h durch freie Zwischenräume von einander getre nn ten
unmessbar kleinen T h ei l ch en oder Atomen von zweierlei Art : die einen
h ei s s en K ö r p e r a t o m e die anderen A e t h e r a t o m e — Die Körp er
atome ziehen sich gegenseitig an die A eth er a tom e stossen sich gegen
seitig ab
Auch dort wo Körp er und A eth era tom e in gegenseitige
Beziehung treten wird angenommen dass die ersteren anziehend di e
di e ein fachsten elementaren B ew eg un
letzteren abstossend wi rken
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2 09
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gen der Ur a tom e finden somit gera dl i nig Statt da die b eiden Urkräfte
die A n zi eh u n g s und A b s tossu ng sk ra ft geradlinig wirken
Alle K örp era tom e würden a u f Einen Punkt zusammenschiessen
wenn nicht die zwischengelagerten A eth er a tom e gleichsam Hüllen um
di eselben bildeten welche ihre Berührung absolut verhindern da di e
A bstossu ng sk ra ft der A eth era t om e f ür unendlich kleine Entf ernungen
unendlich gross wi rd Die A eth era tom e ihrerseits würden wieder ins
Unen dl iche auseinanderfahren wenn S ie nicht durch die A nzi eh u n g s
kraft der Körp era tome zusammengehalten würden
So treten denn K ör p era tom e und A eth er a tom e in b estimmter A h
zahl und G rup p i run g zu unsichtbar kleinen ab er doch schon r ä umlich
ausgedehnten G a n z e n zusammen welche die Chemie A t o m e nennt
Diese elementarsten Grupp en von Ura tom en verdienen den Namen
» Atome «
r
i echischen o: p ri va ti vu m
von
z
o
schneiden
und
dem
g
m
a
(
also »u nth ei l ba r« ) in s o fern als si e durch keinerlei Hil fsmittel weiter
z erlegt oder z erth ei l t werden können
J e nach der verschiedenen
Anzahl und Form in welcher sich di e Körp er und A eth era tom e o der
Ura tom e zu elementaren C om p l ex en gru p p i r en werden diese Complexe
oder Atome nothwendig verschiedene Wirkungen a u f ihre Umgebung
ausüb en d h verschiedene Eigenscha ften und Gewichte hab en müssen
Die C hemie kennt heute 6 2 solcher Atome oder chemischer Elemente
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K ör p er a t om e
A eth era t om e
Ur a t om e
At om
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M ol ec ül ( A t om c om p l ex)
F ig 2
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M ol e ( M
ol ec ül a g gr e ga t
)
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Aus der Verb i n dung einer b estimmten Anzahl solcher gleichartiger
oder ungleichartiger Atome entstehen nun chemisch einfache oder z u
s a mm en g e s etz te A tom c om p l ex e oder M o l e c ü l e
Auch sre sind noch
unsichtbar und von unmessbarer Kleinheit
Erst indem die Molecule sich zu A g g r e g a t e n vereinigen bilden
C z e r m a k S c h r i fte II
14
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M o l e n von m ol es Masse s o genannt Es sind das sowohl die klein
sten überhaupt wahrnehmbaren und messbaren M a ss enth ei l ch en als
a uch die gröb eren Massen wi e S i e in der uns umgebenden Körp erwelt
u nmittelbar zur Erscheinung kommen
I ch hab e Ihnen hierm it die Massen oder Molen der M aterie aus
Ura tom en Atomen und M ol ec ül en sozusagen theoretisch au fgebaut ;
f
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gedenke
ich
von
dem
esten
Boden
sinnlicher
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ahrung
aus
f
j
gehend Sie an der H and der Beobachtung und des Exp eriments den
durchlaufenen Weg zurückzuf ühren Ihnen die Ueb erz eu gun g beizu
bringen dass die dargelegten Grun dzüge der atomistischen Hypothese
o der Theorie von der Constitution der Materie kein H i rn g e S p i nn st sind
sondern a u f fester unerschütterlicher Basis ruhen
Prüfen w i r als o
zunäch st ob unsere Vorstellung der gemäss die Materie im A ll g em ei
nen sich dr ei stu fig aus Ur a tom en Atomen und M ol ec ül en auf b aut eine
b erechtigte ist ob dieselbe Materie sich etwa exp erimentell wieder
zurück in ihre M ol ecül e Atome und Ura tom e zerlegen oder theilen
lasse ; denn o ffenbar ist die T h e i l b a r k e i t der M aterie eine n oth w en
dige C on sequ en z dieser Vorstellung
Zu diesem Ende wollen w i r
unsere Aufmerksamkeit vor Allem einem wohlbekannten Körp er dem
Wasser zuwenden
i r kennen da s Wasser in drei verschiedenen Zuständen oder For
men : als f e s t e s Eis a l s f l ü s s i g e s a s s er und als g a s f ö r m i g e n
Damp f
Wenden w rr die Mittel der mechanischen Zerkleinerung a u f ein
Stück Eis an s o können wi r es l n i mmer kleinere Stücke z erbrechen
j a wenn wi r nur Sorge tragen die Temp eratur unter dem Ge frierpunkt
z u erhalten können wi r es ganz f ein p u l v eri si r en Ab er d a s f einste
Eispulver b esteht noch immer nur aus E i sfra g m enten und das denkbar
kleinste diesem E i s sta u be entnommene T h ei l ch en ist und bleibt nichts
mehr und nichts weniger a l s ein s tarres Stückchen Eis
eine E i s
m o l e Es ist erfahrungsgemäss noch nie gelungen durch mecha
nische Mittel die T h ei l ba rk ei t der Materie weiter zu treiben
Ganz anders verhält sich die Sache wenn w i r Eismassen einerlei
ob in grossen Stücken oder in verschwindend kleinen S ta u bth ei l ch en
dem Ein fluss der Wärme aussetzen Wir sehen dann wi e das Eis
schmilzt d h zu flüssigem Wasser wir d und die denk bar kleinsten
starr en E i s m o l e n oder Stäub chen docu m enti r en durch dieses ihr
F l üssi gw er den dass sie aus u u m e s s b a r kleinen T h ei l ch en oder M o
l e c ü l e n ( Verkleinerungswort von Mole ) zusammengesetzt sein müssen
welche durch den Ei nfluss der Wärme leicht verschiebbar geworden
sind während sie in der starren E i sm ol e unverrückbar feste Stellungen
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legen , welche von differenter chemischer Natur sind und s i e erst
bezeichnen wi r als A t o m e oder chemische Elemente weil si e sich
a u f keine Weise in chemisch verschiedene B es ta n dth ei l e w eiter zer
legen lassen
J edes M ol ecül des Wa ssers besteht a u s zweierlei Atomen i aus
Wassersto ff und Sauersto ffatomen nämlich L assen wir hier die P ole
einer elektri schen Batterie in das Gef äss mit Wasser tauchen so zer
setzt sich dieses letztere so fort in zwei ihren Eigenschaften nach ver
s chi e d en e Gase : kleine Bläschen Sauersto ff steigen vom p ositiven P ol
a u f während Bläschen von Wassersto ff sich am negativen P ol zeigen ;
wägen wi r beide s o erhalten w i r das Gewicht des zersetzten Wassers
Mit der Einreihung dieses letzten Gliedes in die Kette der E rfa h
r u n g en üb er die T h ei l ba rk ei t der Materie kommt dieselbe th a t s ä ch li c h
zum Abschluss Sie erweist sich also als eine dreifache : als molare
moleculare und atomistische
1 ) Die m o l a r e T h ei l un g wird durch mechanische Hilfsmittel be
w erk stel l i gt und lie f ert selb st auf s ä u s s er ste getri eben immer nur
Massen oder M o l e u welche wahrnehmbare Grössen besitzen und der
unmittelbaren Beobachtung zugänglich sind
2 ) Die m o l e c u l a r e T h ei l u n g durch Anwendung ph y sikalischer
Kräfte w i e die Wärme erreichbar erweist selbst die kleinsten Molen
oder Massen als aus Aggregaten noch kleinerer T h ei l ch en b estehend
und findet ihre Grenze in den unmessbar kleinen M o l e c ü l e n
3 ) Di e a t o m i s t i s c h e T h ei l un g endlich gelingt durch chemisch
ph y sikalische Vorgänge welche da s unmessbar kleine M ol ec ül in seine
elementaren B e sta n dth ei l e oder A t o m e zerlegen
Die Molecule und Atome welche a u s der m ol ec u l a r en und atomi
sind
s ti s ch en T h ei l ba rk ei t der Materie als Grenzpunkte hervorgehen
zwar der unmittelbaren Beob achtung entzogen ihre reale Existenz kann
aber mit einer an Gewissheit grenz enden Wahrscheinlichkeit erschlossen
werden ; denn n ur wenn wir dieselb e sta tu i ren gelingt e s un s die
th a ts ä ch l i ch en Ergebnisse der modernen Forschung be f riedigend zu
verknüp fen und z u erklären In der That wenn der Chemik er erf ährt
dass der Kohlensto ff mit dem Sauersto ff
von der Gewichtsmenge des
sich nur im Gewichts
a s s er stoffel em en ts a l s Einheit ausgehend
1 6 ( im Kohlenoxy d ) oder von 1 2
v erh äl tni ss von 1 2
( in der Koh
l en s ä u r e ) vereinigt ; wenn er weiter erf ährt dass die G ew i ch ts verhä l t
nisse des Kohlensto ff s im Grubengas im öl bil den den Gas im Aether
im Terp entinöl durch die Zahlen 1 2 2 4 4 8 1 2 0 j enes des Sauer
sto ff es i m Wasser in der Essigsäure in anderen Verbindungen durch
die Zahlen 1 6 4 8 6 4 ausgedrückt werden : muss er da nicht n othw en
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Atom en u n d i h r er Unz ers tö rbark ei t
2 13
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dig zur Annahme gedrängt werden di e Zahl 12 drücke die Gewichts
menge des kleinsten Kohl en stoff th ei l c h en s überhaupt und ebenso 1 6
die geringste Gewichtsmenge des S a u er stoffth ei l ch en s üb erhaupt aus ?
Denn nur wenn die Zahlen 1 2 und 1 6 a l s die Gewichtsmengen der
letzten einfachen Kohlensto ff und S a u er s toffel em ente angesehen w er
den erklären sich die Gewichtsverhältnisse derselben b ei den genannten
verschieden zusammengesetzten Körpern ganz natürlich und vollk om
men Denn i st der Sauersto ff in der Gewichtsmenge von 1 6 n i c h t
w c i t e r t h e i l b a r also Atom ist es der K oh l en stod in der Ge wi chts
menge von 1 2 ebenso wenig dann können si e beide selbs tverständlich
nur in diesen Gewi chtsverhältnissen oder in den Vielfachen derselb en
in chemische C ombi n a ti on en eintreten
I st j edoch der Chemiker hiermit bei den letzten Ergebnissen der
th a ts ä ch li ch en T h ei l ba rk ei t der Materie angelangt so machen dagegen
die Phantasie der mächtige F ors ch u n g stri eb unserer i ntel l ectu el l en
Natur auch bei ihnen noch nicht H alt Wir können nämlich die Atome
der chemischen Elemente so wenig wir auch im Stande sind S ie weiter
zu z erlegen darum doch nicht als die letzten Elemente der Materie
anerkennen weil die e i n f a c h e n Z a h l e n v e r h ä l t n i s s e der ver
denen gemäss das A tom g e
schi e d en en soge nannten Atomgewichte
wicht des Sauersto ffs zu dem des a ssers toff s sich wie 1 6 1 das d es
Kohlensto ff s zum Wassersto ff sich wie 1 2 2 1 verhält und ähnliche Ver
h äl tni s s e ohne B ru chth ei l e b ei den Atomen a l l e r Sto d e au fgefunden
worden sind
darauf schliessen lassen dass eb en auch die chemi
schen Atome letzten Endes nur verschiedene L a g eru n g sform en einer
verschiedenen Anzahl g l e i c h a r t i g e r Grundelemente oder Ur at o m e
sein müssen welche wi r K örp era tom e genannt und mit A nzi ehung s
kra ft begabt haben
Neben den K ö r p e r a t o m e n mussten wir A e t h e r a t o m e a n
nehmen weil ohne diese ab stossend wirkenden Atome die Körp era tom e
ihrer Anziehungskraft allein folgend a u f einen Punkt zusammen
schiessen würden Ohne das Vorhandensein des Aethers als Medium
vermöchten w i r ferner alle Erscheinungen der L icht und ä rm estra h
lung uns nicht zu erklären J a in den Schwingungen der A eth era tom e
allein sind w i e wi r schon bei der T hä ti gk ei t des Chloroph ylls in den
Pflanzen erfahren haben die Quellen alles L ebens d es pflanzlichen w i e
des thi eri s ch en zu suchen Die A eth era tom e sind daher nach unserer
Theorie ebenso in j edem chemischen Atom zwischen den K örp era to
men und in j edem M a s s enth ei l ch en zwischen den M ol ec ül en oder Atom
als im Weltraum zwischen den Himmelskörpern v er th ei l t
c om p l ex en
Ob nun diese Ura tom e selbst noch s t o f f l i c h d h th ei l ba r
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gedacht werden sollen hat für die N aturforschung kein praktische s
I nteresse mehr da si e nur s o weit Hyp othesen b aut als sie derselben
zur Verknüp fung und Erklärung der T h a tsa ch en und zum Ans ä tze des
m athematischen C a l c ül s eb en bedarf Dagegen bemächtigt sich j ene
Phi l o s 0p h i e welche w i e » die Philosophie des Unbewusstem von H A R T
M ANN
einsichtig genug ist die A tom enth eori e als die allein mö gl ich e
und fru chtbringende Auffassungsweise der Constitution der Materie
anzuerkennen di eser Frage nach der Sto ff lichkeit der Ura tom e und
kommt zu dem Resultate dieselben als ab solut a u s d eh nu ng sl os e ma
thematische Punk te als blosse K r a f t c e n t r a vorzustellen wodurch
die Materie der Stoff in ein S y stem von atomistischen Kräften verflüch
ti gt wird Die empirische A tom enth eori e wird s o zum a t o m i s t i s c h e n
D y n a m i s m u s welcher allen Anforderungen sowohl der ex a cten
Naturwissenschaft wie der metaph y sischen Sp eculation Genüge leistet
I ch ci ti re die Stelle wörtlich in welcher HAR T MANN die Grundzüge
seines atomistischen D ynamismus meisterhaft r eca p i tu li rt
»E S gibt gleich viel p ositive und negati ve
d h anziehende und
ab stossende Kräfte Die Wirkungsrichtungen j eder Kraft schneiden
sich in einem mathematischen Punkte welchen wir den Sitz der Kraft
nennen Dieser Sitz der Kra ft ist b eweglich d h i m Raume ver s chi eb
bar J ede Kraft wirkt a u f j ede andere a u f di e s elbe Weise gleichviel
welches Vorzeichen dieselb e hat Die p ositive Kraft heisst Körp er
atom di e negative A eth era tom A u f eine gewisse endliche Entfernung
i st die Ab stossung eines A eth era tom s und die Anziehung eines Körp er
atoms glei ch aber da das Gesetz ihrer Veränderung mit der Entfernung
verschieden ist überwiegt zwisch en dem Aether und Körp era tom a u f
kleineren Entfernungen die Ab stossung a u f grösseren die Anziehung
Körp era tom e mit zwischengelagerten si e a u s ei n a n d erha l ten den
A eth er a tom en vereinigen sich zu den M ol ec ül en ( wi r nannten si e Atome«
während w i r die zu ihnen sich vereini genden Körp er un d A eth era tom e
»Ur a tom ecc nannten der chemischen Ele mente diese a u f dieselbe Weise
)
zu den M ol e c ül en der chemisch zusammengesetzten Körper diese zu
den materiellen Körp ern selbst
Die Materie ist als o ein S y ste m von atomistischen Kräften in einem
gewissen G l ei ch g ewi chtsz u sta n de Aus diesen A tom k r äften in den ver
s chi ed en arti g sten C om bi n a ti onen und R ea cti on en entstehe n alle soge
nannten Kräfte der Materie w i e Gravitation Schwere Expansion
E l ek tri ci tät Krysta l l i s a ti on E l a s ti ci tät Galvanismus Magnetismus
chemische Verwandtschaft Wärme L icht u s
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Alles Verschwinden und E ntstehen von Sto ff j ede Veränderung
der Eigenschaften des Sto ff es ist nur s c h e i n b a r i nsof ern sich dies
Verschwinden und Entstehen nur a u f die z u s a m m e n g e s e t z t e n
Substanzen nicht aber a u f die Sto ff e l e m e n t e
also nur a u f die
M o l e c ü l e und M ol ec ül a g gr eg a te ni cht ab er a u f die chemischen
A t o m e bezieht aus welchen j ene hervorgehen Die Atome s elbst sind
und bleiben unverändert und unveränderlich ; was sich allein ändern
k ann und wirklich ändert was a l l e i n neu entsteht und auch wieder
vernichtba r ist das ist die Verth ei l un g der Atome im Raum d i die
F o r m und A n o r d u u n g der Mischung und chemischen Verbindung
der Atome zu M ol e c ül en zu M ol ecül a g g r eg a ten und das sind die neuen
Eigenschaften und Wirkungen welche a u s der Combination der Atom
kräfte a l s r e su l ti r en de aus ihren C om p on eri ten hervorgehen
Fassen w i r alle dies e T h a tsa ch en zu ein em einzigen Begriffe z u
s a mm en so gewinnen w i r
D a s G e s et z v on d er E rh a ltun g un d Un z e r s t ö rb ar
k ei t d e s S t o ff e s
Es besagt dasselb e demnach zweierlei :
1 ) dass die Q u a n t i t ä t des Sto ffes
also seine Masse ewig und
unveränderlich ist Der Sto ff kann weder vermindert und vernichtet
noch vermehrt und neu geschaff en werden Der Vor ra th an Sto ff w el
cher im Uni versum vorhanden ist i st ein für allemal gegeben und
constant ;
2 ) dass ebenso
wie die Masse auch das Ge wicht und alle s on sti
gen E i g e n s c h a f t e n des Sto ff es ewig und unveränderlich sind
Ueb er die grosse Tragweite dieses Gesetzes wi ll i ch Sie in der
Folge unterhalten
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hatten mit der Betrachtung des Kreislaufs des Sto ffs in den
dr ei N a tu rrei ch en b egonnen und dabei erfahren wie die Pflanze a u s
einfachen unorganischen Stoff en Sto ffe c om p li ci rter organi scher C onsti
eise umgewandelten
tu ti on fa bri ci rt das Thier dagegen die in solcher
Sto ff e als Nahrungsmittel aufnimmt und wieder zerlegt um si e in Form
derselb en einfachen unorganischen Verbindungen dem Mineralreich
zurückzugeben aus welchen si e die Pflanze wieder für das organi sche
L eben zurückgewinnt
In Bezug a u f die Atome haben wir dann die Einsicht gewonnen
dass sie durch ihren Eintritt in chemische Verbindungen irgend welcher
A rt nichts an ihrer Masse und ihren Eigenschaften verli eren Man kann
aus allen auch aus den com p l i ci rte sten zusammen gesetzten chemischen
Sto ff en die E l em enta r stoffe vollkommen nach Form Gewicht und
Kräften wieder erhalten wie s i e zur Bildung des betreffenden Körp ers
zusammengetreten sind
Auch dann wenn S toff a tom e B es ta n dth ei l e eines lebenden Orga
verlieren si e ni chts an den ihnen im i s ol i rten
ni sm u s geworden sind
Zustande zukommenden Eigenschaften ; der Kohlensto ff verbrennt im
Org anismus ebenso zu Kohlensäure wie ausserhalb desselb en ; der
Wassersto ff bildet in beiden Fällen b ei seiner Verbindung mit Sauer
sto ff Wasser Andererseits i s t der L eben S p r oc es s auch der b este Scheide
künstler indem er aus den organischen Verbindungen stets ihre Ele
mente wieder zu gewinnen versteht
zum neuen Beweise des Satzes
dass nirgends in der Natur Etwas auch nur ein Atom von d en vorh a n
denen Sto ffelementen verschwindet oder neu gebildet wird Di e Materie
trägt für den Naturforscher den Charakter der unvergänglichen B es tä n
di gk ei t Uebera l l wo das Auge des Menschen ein Neuentstehen von
Sto ff ein Vergehen desselb en zu erblicken meint lehrt uns die exacte
Wissenschaft nur einen Wechsel der Form einen Wechsel der chemi
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2 18
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schen Verbindung der mechanischen Mischung und des A ggreg a tz u
standes der Materie kennen Sie zeigt uns w i e aus gas f örmigen u n
sichtbaren Sto ffen s ich feste sicht und greif bare Körp er zusammen
setzen können die nach kürzerer oder längerer Zeit des Bestehens
wieder zu vergehen scheinen indem ihre B e sta n dth ei l e von Neuem die
che mischen und phy sikalischen Eigenschaften annehmen die si e vor
der Bildung des f esten Körpers besessen hatten Immer wieder stossen
w i r a u f das G r u n d g e s e t z v o n d e r E r h a l t u n g o d e r U n z e r
s t ö r b a r k e i t de s S t o f f e s
An die nachgewiesene Unveränderlichkeit und C on sta n z der Ele
m en ta r stoffe und die nicht mehr zu bezweifelnde T h a ts a ch e d a s s
a l l e n N a t u r e r s c h e i n u n g e n n u r V e r ä n d e r u n g e n d e r Ver
thei lung d e r A t o m e i m R a u m e z u G r u n d e l i e g e n schliesst
sich die weit ere Folgerung von fundamentaler Bedeutung an d a s s
all e Vorgäng e in der Natu r so v ers chie den und man
n i g f a l ti g s i e a u c h i m m e r s e i n u n d e r s c h e i n e n m ö g e n
i n l e t z t e r I n s t a n z d u r c h mechani sche Bewegung z u S t a n d e
kommen
So löst sich w i e Sie sehen vor dem Blicke des ex a cten
Naturforschers alles Geschehen in der Natur in Bewegung d er Atome
Molecule und M ol ec ül a g g rega te oder Molen a u f ; für ihn werden darum
auch a l l e d i e v e r s c h i e d e n e n K r ä f t e welche man früher als
Ursachen der Erscheinungen postu li rte letzten Endes i n sg esa m mt
m e c h a n i s c h e B e w e g u n g s k r ä f t e nichts als v e r s c h i e d e n e
C om bi n a ti o n en d e r s e lb en A n z i ehu n g s
und A bs tos
s u n g s k r ä f t e sein
Sind aber alle Naturkräfte m e c h a n i s c h e B e w e g n u g s
k r ä f t e alle also wesentlich gleichartig und nur verschiedene E r sch ei
so müssen si e auch alle mit demselben
nun g sform en derselben Kra ft
M a a ss e mit dem M a a s s e d e r m e c h a n i s c h e n K r a f t zu messen
sein und nach diesem M a a ss e sich aus einer in die andere E rs ch ei
w a s erfa hr un g s
nu n g sfor m über führen oder »tr a n sform i r en « lassen
gemäss auch der Fall ist wie w i r sp äter zeigen werden
Das En dz iel der modernen mechanischen Naturauffassung ist also
die allem Geschehen zu Grunde liegenden Bewegungen und deren
Triebkräfte zu finden und die g esa mm te Naturwissenschaft als ein
Problem der a n a l y t i s c h e n M e c h a n i k zu behandeln
Diese raschen Schlussfolgerungen und überraschenden A n s cha uun
gen welche ich eben angedeutet hab e werden die Meisten von Ihnen
überaus fremdartig a nm u th en , und wohl den Wenigsten schon so gan z
verständlich erscheinen I ch wi ll Sie deshalb ausdrücklich auffordern
weder das I nteresse noch den Muth und die Geduld zu verlieren um zu
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Alles zu zertrümmern si e ist das unschuldigste Spielzeug wenn sre
e ndlich in der Scheibe stecken geblieben ist oder zu Boden ge fallen da
liegt Die in ihren Wirkungen furchtbare Kraft die si e besass i st
a ugenscheinlich verschwunden
; ist si e nun vernichtet oder bleibt s i e
irgendwo und irgendwie erhalten
etwa an einem andern Orte und
unter einer anderen Erscheinungs form an sich ab er unzerstört und
unvermindert
ähnlich wie das Sauersto ff atom welches mit Wasser
s toff a tom en zu einem
zwar in der Bildung
a s s er m ol ec ül verbunden
eines neuen Körpers mit neuen Eigenschaften des Wassers nämlich
s eine Individualität au f i bt
r
dabei
aber
keineswegs
vernichtet
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den
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i s t ? Um dies zu beantworten wollen wir einige andere Beispiele
welche gleich falls einen Wechsel in der Erscheinungsform zeigen
n äher b etrachten
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Sie sehen hier eine kleine Maschine ein Uhrwerk ; lasse ich da s
G ewicht l os s o g erä th das Uhrwerk so fort in Bewegung Die Schwere
des Gewichts lie fert also hier
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ebk r a
f t S ow i e d a s
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Gewicht den Boden erreicht
hat so dass seine S c h w e r e
weiter z u wirken gehemmt
ist bleibt die Uhr stehen
das Uhrwerk ist wi e wir
sagen abgelaufen Wollen
w i r es von Neuem in Gang
bringen s o müssen w i r da s
Gewicht heraufwinden erst
dadurch geben wir dem G e
wichte di e verlorene Trieb
kraft wieder zurück Was
beobachten wir also ? Es
sinkt
das
Gewicht
und
treibt
ß
dabei
das
Uhrwerk
indem
;
F ig 3
es sinkt verausgabt es also
s cheinbar seine Triebkra ft die immer geringer wird j e mehr si ch das
G ewicht dem Boden nähert die aber wieder hergestellt werden kann
w enn w rr das Gewicht heb en d h wenn w i r die Muskelkraft unseres
e igenen Ar mes au fw enden
Was heisst das nun ? Drängt sich Ihnen
n icht die Ver m u th u n g a u f
dass die Kraft Ihrer Armmuskeln sich a u f
das Gewicht überträ gt und sich da in die Triebkraft desselben u m w a n
d elt ? dass wir also wohl einen Wechsel in der Form w i e und im Orte
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22 1
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die Kraft in Erscheinung tritt vor u n s hab en dass ab er die Kraft
s elbst sich unvermindert erhält ?
Ein anderes Beispiel Ein P endelgewicht hängt seiner Schwere
folgend ruhig senkrecht herab Ziehe ich es unter Aufwand meiner
A rm m u sk el k r a ft von seinem Ruhepunk t M ( Fig 3) nach der S eite s o
b eschreibt es einen Kreisabschnitt und wenn ich es in einem Punkte
desselben f esthalte in a zum Beispiel s o hab e ich es um die H öhe A a
gehoben und ihm wie im vorerwähnten Falle durch meine Muskel
kraft Triebkraft m i tg eth ei l t die sich dadurch kund gib t dass das P en
del sobald es losgelassen wird sich in Bewegung setzt und zwar sinkt
es j etzt nicht nur nach dem ursprünglichen Ruhepunkt M herab s on
dern b eachten S i e wohl anstatt in M angelangt daselbst stehen zu
bleib en w i e es sein Gewicht erf ordern würde b ewegt es sich nach der
andern Seite hin und leistet i n dieser Weise Arb eit indem es die eigen e
Masse der Schwere entgegen bis zu j ener H öhe hebt a u f welche es die
Triebkraft meiner Muskeln zuerst gehob en hatte bi s zum P unkte b
nämlich ; denn die H öhe B ö ist gleich der H öhe A a Durch die Mit
th ei l un g oder Ueb er tr a g u ng meiner M u sk el tri ebk ra ft a u f das P endel
hab e ich hier also nicht nur die Triebkraft der Schwere im P endel w i e
der hergestellt ; es geschah weit mehr ; denn das P endel b ewegt sich
in Folge meiner aufgewendeten Kraft auch der Richtung seiner Schwere
entgegen ; es hebt sein eigenes Gewicht emp or scheint also in den B e
sitz einer neuen Triebkraft gelangt zu sein
In der That wird diese Triebkraft in der Phy sik als G e s e h w i n
d i g k e i t e r l a n g t e r B e w e g u n g bezeichnet
die durchaus nicht
identisch ist mit der Triebkraft der Schwere oder irgend einer andern
Triebkraft die Sie noch kennen lernen werden sondern es tri tt die
selbe a l s W i r k u n g e i n e r j e d e n B e w e g u n g a u f gleichvi el ob
diese eine A eu ss erun g der T riebkraft der Schwere oder sonst welch
einer Triebkr aft s ei
Ein ecl a ta nte s Beispiel dieser G e s c h w i n d i g k e i t b e w e g t e r
M a s s e n bietet Ihnen auch dieses Modell I ch habe hier einen gegen
die Richtung der Schwere aufsteigenden Wasserstrahl H alte ich das
kleine S ch a u fel rä d ch en in den Wasserstrahl s o wird es in lebhafte
Umdrehungen versetzt Das Wasser besitzt hier Triebkraft wi e S i e
sehen sogar e n t g e g e n der Richtung seiner Schwere Die Trieb
kraft des Wassers kann also nur aus der G e s c h w i n d i g k e i t stam
men die es erlangt hat J a unsere Windmühlen w a s anders treibt
Wer von Ihnen ein
s i e als die Geschwindigkeit der bewegten L u ft ?
u n ter s chl ä ch ti g e s Mühlrad gesehen hat
weiss ferner dass dasselb e
unbeweg t bleibt so lange dem Wasser da s Gef älle fehlt und es daher
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cht wie a u f das oberschlächtige Mühlrad als fallendes Gewi cht
wi rken kann Das Mühlrad bewegt sich dagegen so fort wenn man
eine andere Triebkra ft aufgewendet hat durch welche das Wasser
eine gewisse G e s c h w i n d i g k e i t erlangt bevor es die eintauchen
den M ühl ra dfä ch er f üllt Hier i s t es also wi eder ni cht die Schwere
o der das Gewicht des sink enden Wassers sondern di e ei l a n gte
Geschwi ndigkeit desselben welche die Triebkraft für das Rad liefert
Bei der gr ossen Bedeutung welche die Triebkraft bewe g ter
Massen für uns hat will ich zum v ol l k omm n er en Verstän dni s s der
s elben
Ihnen noch folgenden Versuch an der A T O O D s ch en M a
s c h i n e z eigen
Sie sehen hier eine Rolle a u f di esem Gestelle Ueber
d ieselb e geht ein Faden an dessen b eiden Enden Gewichte hängen
die genau gleich schwer sind Sie halten sich daher im Gleichgewicht
e s herrscht Ruhe L egen Sie nun ein kleines Gewicht a u f das eine
o der andere der beiden Gewichte a u f s o wi rd der Ruhezustand des
Gleichgewichtes gestört und es entsteht sof ort Bewegung im Sinne
und in der Richtung des aufgelegten Ueb erg ew i chtes ; das belastete
Gewicht fällt mit beschleunigter Geschwindigkeit während da s u h
belastete in derselben Weise aufsteigt Die Schwerkraft des Ueb er
g evvi ch te s äussert sich hier in Form von Bewegung und indem diese
Kra ftäu s seru n g c on ti nu i rli ch vorhanden ist s o muss die G es ch wi n di g
k oit der Bewegun g fortwährend zunehmen In der That in j edem
Augenblick ist die erlangte Geschwindigkeit der bewegten Massen
grösser als im vorhergehenden Was geschieht nun aber wenn plötz
lich das aufgelegte Ueb erg ew i ch t von dem mit beschleunigter G e
abgehoben und damit also j ene
s c h wi n di gk ei t f allenden Gewichte
Kraft ganz entfernt wird welche die ganze Bewegung herb eige führt
hat ? Sie können dies b ewerkstelligen wenn Sie das belastete Gewicht
durch einen Ring gehen lassen a u f welchem das hervorstehende
Ueb erg ew i cht liegen bleibt Von dem Momente ab w o das Ueber
g ewicht abgehob en und die die Bewegung erzeugende Schwerkraft
a u s dem App arate ent f ernt wird hört wohl die weitere B e s c h l e u
n i g u n g der Bewegung a u f n i c h t a b e r d i e B e w e g un g s e l b s t
Die Geschwindigkeit der Bewegung welche die Massen als W i r k u ng
der nunmehr el i m i ni rten Schwerkra ft in dem Momente b ereits erlangt
hatten wo das Ueb erg ew i cht abgehoben wurde äussert sich nunmehr
s elbst als B e w e g u n g s u r s a c h e und überwindet noch eine Zeit lang
den Widerstand der entgegenstehenden Kräfte bi s si e allmählich
immer mehr und mehr verzögert endlich gleich Null wird und Alles
z u r Ruhe kommt
Was nun hier n a c h Ent fernung der ursprünglichen
T riebkra ft
der zwischen dem U e b e r g e w i c h t und der Erde
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gehob en besitzt ab er daf ür Geschwindigkeit also Tri ebkraft 1n
anderer Form A u f dem Wege von a o der b nach M setzt sich die
Triebkraft des gehobenen Gewichtes in Geschwindigkeit um a u f dem
Weg e von M nach a oder b umgekehrt Triebkraft der G es ch w i n di g
k ei t in die Tri ebkraft eines gehob enen Gewichtes
Dies ist nun wieder ein schönes Beispiel der Erhaltung d er TKra ft
b ei fortwährendem Wechsel der Erscheinung
Freilich können Sie einwenden dass die Erhaltung der Kra ft
augenscheinlich keine vollständige sei ; denn allmählich würden Ja die
Schwingungen des P endels immer kleiner und schwächer und s chli es s
lich bleibt da s P endel in Ruhe
Allein gemach die Triebkraft
s c h e i n t uns allerdings verschwunden ; j a ab er si e ist nur aus dem
G e w i c h t e verschwunden ; si e i s t nicht vernichtet si e bleibt erhalten
und wir werden si e in unverän derter Quantität wiederfinden lernen
aber allerdings an einem andern Orte und in einer ande rn Form
Schreiten wir nur gedul dig und steten Schrittes a u f dem Wege der
Beobachtung fort es wird uns unvermerkt a n s Ziel bringen
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Wenden wir uns zunächst von der Schwere zur Betrachtung einer
andern Naturkraft zu j ener der e l a s t i s c h e n K ö r p e r welche in
ganz derselben Weise wie die Schwere T r i e b k r a f t f ür Maschinen
lief ern kann
Das populärste Beispiel bieten unsere Taschenuhren bei welchen
b ekanntlich die n öthi g e Triebkra ft statt durch gehobene Gewichte
dur ch gesp annte stählerne Federn aufgebracht wird Und gleich wie
eine gewisse Quantität einer Triebkraft die unsere Arm muskeln
lie ferten aufgewendet werden musste um das a m Boden liegende
Gewicht zu heb en und erst durch die erfolgte H erstellung eines Z wi
dem l etz tern die
s ch enr a u m e s zwischen der Erde und dem Gewichte
Möglichkeit erth ei l t ward zu sinken und im Sinken Arbeit zu leiste n
ebenso bedarf es eines Aufwandes einer b estimmten Triebkra ft um
einen elastischen Körper zu sp annen d h die unmessbar kleinen
Zwischenräume zwischen den M ol e cül en desselben dur ch Zug zu ver
ändern und durch diese Vergrösserung es wie beim gehobenen G e
wichte den grob en Massen oder Molen s o hier den M ol ec ül en zu
ermöglich en dass si e ihrer Anziehungskraft C oh ä si on folgend sich
nähern gegeneinander fallen und dab ei Arbeit leisten I ch hab e hier
einen elastischen K a u ts ch u k str ei fen der durch einen H ebel mit diesem
Räderwerk in Verbindung steht Um das Räderwerk in Gang zu
bringen muss ich den Streif en spannen oder dehnen d h ich muss
eine gewisse Quantität Muskelkraft verbrauchen um die C oh ä sio n
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225
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welche die Molecule des Kautschuks zusammenhält zu überwinden ;
ähnlich w i e wi r s beim ruh enden Gewi chte thun mussten um die
Attra ction zwischen ihm und der Erde zu überwinden Die hierzu a u f
gewendete Muskelkraft wird dab ei nicht vernichtet sondern sie ändert
nur ihre Erscheinungswei se und ihren Ort im R a u m e indem si e sich
der da
a u f den gedehnten K a u ts ch u k s trei fen s o zu sagen überträgt
durch analog dem gehobenen Gewichte zu einer Triebkraft gelangt
un d wir lernen daher eine neue Art mechanischer Triebkra ft kennen
die S p a n n u n g e l a s t i s c h e r K ö r p e r
Die Analogie in der A cti on der b eiden Triebkräfte ist wi e ersieht
lich eine auffällige Sowie das Gewicht sinken muss wenn seine
Schwerkraft als Triebkraft wirklich Bewegung erzeugen soll ebenso
muss der gespannte K a u tsch u k strei f en sich entspannen um das Räder
werk in Bewegung zu versetzen In beiden Fällen verkleinern sich
die früher durch die aufgewendete Muskelkraft hergestellten Zwischen
räume indem die M ol ecül e des elastischen Strei fens ebenso gegen
einander fallen wie das Gewicht zur Erde f ällt In b eiden Fällen wird
die Triebkraft allmählich verausgabt und i st vollständig a u s dem G e
wichte und dem Ka u tschu k str ei fen verschwunden wenn j enes am
Boden liegt und dieser seine ursprüngliche G l ei ch g ew i chtsg esta l t a n
genommen hat Das Räderwerk bleibt stehen
um es neuerdings
in Bewegung zu setz en müssten Sie dem K a u ts chu k str ei fen durch
abermalige Dehnung seine Triebkraft zurückgeben Also auch hier
die Eigenheit der Triebkraft durch wirklich geleistete Arb eit erschöp ft
zu werden ; auch hier die Möglichkeit ihrer Wiederherstellung durch
Aufwendung einer neuen Quantität einer andern Triebkraft
Die Analogie reicht i n dess auch noch weiter ; denn auch die B e
ziehung zu und der Zusammenhang mit der Triebkraft in Form von
G e s c h w i n d i g k e i t sind bei der Triebkraft welche ein gespannter
elastischer Körper besitzt genau dieselben w i e b ei der Triebkraft des
gehobenen Gewichtes Ein einfacher Versuch überzeugt Sie hiervon
Biege ich einen langen elastischen Metallstab nach der Seite und lasse
ihn hierauf plötzlich los so sehen Sie wi e er hin un d her schwingt
gerade s o w i e vorhin das P endel Allerdings i st hier eine andere
Kraft im Spiele ; b eim P endel w a r es die Schwerkra ft hier i st es die
C oh ä si on elastischer Körp er welche als unmittelbare B ew eg u n g s
ursache wirksam i st In mechanischem Sinne i st j edoch hier w i e dort
der Vorg ang genau derselbe Hier w i e dort sehen Sie wie eine
b esti mmte Quantität einer fremden Triebkraft der Kraft der Arm
muskeln aufgewendet wird um an den Apparaten Verän derungen
he rvorzub ringen welche dort dem P endelgewichte hier dem el a s ti
C z e r m a k S c h r i fte I I
15
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chen Stä be eine Triebkraft verleihen und Sie sehen ferner wie dieser
m i tg eth ei l te Vorra th a n Kraft in beiden Fällen abwechselnd zwei ver
s chi e d en e ineinander sich verwandelnde Er s cheinungs formen annimmt
Die e i n e Erscheinungsform der Kraft i st beim P endel die Trieb
k raft eines gehobenen Gewichtes b eim schwi ngenden Metallstab die
die a n d er e E r
T riebkra ft eines gespannten elastischen Körp ers ;
s ch ei nun g s form hingegen ist in beiden Fällen beim P endel wi e beim
M etallstab dieselbe nämlich die G e s c h w i n d i g k e i t b e w e g t e r
M as s en
Man nennt die e r s t e Erscheinungs form von dem Verhalten
esp
annter
elastischer
Körp
er
S
p
a n n k r a f t oder p o t e n t i e l l e
g
E n e r gi e um damit j enen Zustand oder j ene Form der Triebkraft
s char f zu bezeichnen wenn dieselbe zwar irgendwo v o r h a n d e n ist
a b er di e ihr m ö g l i c h e Arbeit noch n i c h t t h a t s ä c h l i c h leistet
d h wenn sie noch keine wirkliche Bewegung oder Veränderung er
z eugt
i m Gegensatz e zur z w e i t e n Erscheinungs f orm welche die
l e b e n d i g e K r a f t oder a c t u e l l e E n e r g i e genannt wi rd we il be i
ihr als im Zustande b ewegter Massen die Triebkraft bereits wirkliche
Bewegung erzeugt wirkliche B ewegung leistet
Den gegenseitigen Umsatz der beiden Erscheinungsformen die
Umwandlung von Spannkraft in lebendige Kra ft oder w a s dasselbe
ist von p otentieller in actuelle Energie von möglicher Arb eitsleis tung
in wirkliche und um gekehrt können wir an dem s chwingenden ela
wie vorhin b eim
s ti s ch en Stah e genau in derselben Weise beobachten
P endel Hier wi e dort erscheint d er G es a m m tvor ra th an Triebkraft
oder die t o t a l e E n e r g i e welche ich durch den Aufwand meiner
Muskelkraft den Massen m i tg eth ei l t habe zuerst ganz in Form von
Spannk raft die sich ab er sobald ihr dies gestattet ist sofort in leben
dige Kraft zu verwandeln b eginnt Dabei S paltet sich die totale
Energie in zwei Theile : der eine Theil der immerfort kleiner wird
wenn das Gewicht f ällt der Metallstab sich entspannt ist noch Spann
kr aft der andere der fortwährend wächst i st schon lebendige Kraft
geworden und hat Bewegung oder Geschwindigkeit erzeugt In dem
M a a s s e als die Spannkra ft verschwindet nimmt die lebendige Kra ft
zu ; im H a l bi run g S p u nk te der S chvvi n gu n g sba hn ist die Spannkraft
gleich Null si e erscheint vollständig verbraucht und in lebendige Kraft
umgesetzt Deshalb kann der ganz entspannte Metallstab ebenso
wenig stehen bleiben wie das in dem Ruhepunkt M angeko mmene
P endel Beide besitzen im betre ffenden Momente die ihnen m i tg eth ei l te
Triebkraft oder Energie in Form von erlangter Geschwindigkeit
welche fähig i st Arbeit zu leisten Diese Arbeit besteht darin da s s
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228
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Allerdings lässt sich nicht l äu gn en , dass wi e beim P endel so
auch beim schwingend en Metallstab dieser Wechsel der Triebkraft
oder Energie im Raume iu n d im E r sch ei nu n g sm o du s dem Gesetz e von
der u n v e r m i n d e r t e n Erhaltung der Kr a ftm eng e zu wi der S p r ech en
scheint Wie das P endel nämlich nach einer gewissen Zeit Zu r Ruhe
gelangt ähnlich h ören auch die Schwingungen des M etallstab es all
mählich völlig a u f Bei der Umsetzung der Sp annkraft in lebendige
Kraft und umgekehrt herrscht also augenscheinlich eb en keine strenge
A eq ui va l enz d h beim Verschwinden eines bestimmten Quantums
Spannk raft entsteht stets etwas weniger lebendige Kraft und für die
aufgewendete lebendige Kraft immer ein etwas kleineres Quantum von
Spannk raft , s o dass endlich di e S u m m e b eider oder die totale Energie
gleich Null wird Doch ich kann hier blos wiederholen dass dieser
Widerspruch mit dem Gesetz von der Erhaltung der Kraft ein nur
scheinbarer ist , und dass wir die dem Anschein nach vernichtete
Kraft an einem andern Orte im Raume und in anderer E r s ch ei nu ng s
f orm aber in unverminderter Quantität wiederfinden lernen werden !
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Di e Erfahrungen welche
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bisher i n dem Gebiete der gr obm e
hab en u ns zu
ch a ni s ch en Bewegungserscheinungen gemacht h aben
einer Erweiterung des Begriffes der Triebkraft oder Energie ge füh rt
indem sie uns n öthi gten di e Triebkraft in Form von S p a n n k r a f t
oder p o t e n t i e l l e r E n e r g i e von der Triebkraft in Form von
l e b e n d i g e r K r a f t oder a c t u e l l e r E n e r g i e zu unterscheiden
Zugleich gelangten wi r vermittelst dieser B egri fl s erw ei terun g zu einer
neuen und p rä ci s en F ormu li run g des Gesetzes von der Erhalt ung der
Kraft welche lautete : dass immer und unter allen Umständen f ür das
Quantum Spannkraft welches verschwindet ein äquivalentes Quantum
lebendiger Kraft auftritt dass somit die Summe dieser b eiden Grössen
die totale Energie oder der g es a mm te Vorra th an Kraft durch das
ganze Universum sich stets gleich bleibt
e s e n werden Sie m i t Recht fragen
a s gesc hieht denn aber im
b ei all den mann igfachen Umwandlungen in der Erscheinungswelt
w a s entspricht i n W i r k l i c h k e i t der Spann kraft und der leben digen
Kraft und was ist denn e i g e n t l i c h da was geht vor wenn w i r von
einem Vorhandensein und von einem Umsatz der lebendigen Kraft in
Spannkraft oder umgekehrt S prechen ? In der That alle diese A u s
drücke sowie die Redensarten von »M i tth ei l u ngct, »Uebertra gu n g t »A uf
» Aufwand« von Kr a ft u s w
si e werden meist nur fig ür
lich und uneigentlich gebraucht und geben entweder zu unrichtigen
Vorstel lungen Veranlassung oder erwecken
w i e Sie wohl an sich
selbst erfahren haben werden
durchaus keine b estimmten und a n
s ch a u l i ch en Vorstellungen von den wirklichen Vorgängen und Verhält
nissen welche den sinnlich s o l ei ch t wahrnehmbaren Erscheinungen
zu Grunde liegen Man nennt eben die Dinge gemeinhin nicht beim
r echt en Namen oder vi elmehr man hält den verschiedenenSinn der
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Worte indem si e gebraucht werden nicht scharf und streng genug
auseinander I ch ho ffe i n des s dass es mir in der nach folgenden A u s
ei n a n der s etzun g gelingen wird j ede Zweideutigkeit zu vermeid en und
Ihnen diesen hochwichtigen Gegenstand zu anschaulichster Klarheit
zu bringen
An einem Gewichte das a u f dem Boden ruht an einem Kautschuk
streifen der ni cht gespannt i s t beobachten wi r g a r k e i n e Kraft
äusserung ; dennoch sind wi r überzeugt dass zwi schen dem Gewicht
und der Erde sowie zwischen den M ol ecül en des K a u ts chu k str ei fen s
gegenseitige Anziehung b esteht dass also ein an sich unbekann tes
und unerkennbares E t w a s vorhanden ist welches das Bestreben h a t
oder i s t die Massen und M a s s enth ei l ch en denen es innewohnt in
einer b estimmten Richtung in Bewegung zu setzen und welches w i r
Wenn wir das Wort in d i e s e m Sinne
a l s eine Kraft bezeichnen
gebrauchen meinen wi r also di e Kraft die wie die Schwere di e C o
h ä si on ihren Sitz w i e gesagt in den materiellen E l em enta rth ei l ch en
hat welche si e miteinander in Beziehung setzt ; j ede solche »Kraft« ist
eine Wesenseigenschaft des Stoff es und daher selbstverständlich gerade
Von der »Kraft«
s o u n er s ch a ff ba r und unzerstörbar w i e di eser selbst
in diesem Sinne gebraucht von j enem an sich unbekannten und uner
kennbaren Etwas nämlich d a s von j edem Sto ffelemente unz ertrennbar
ist das Gesetz ihrer Erhalt ung ihrer Un er s ch a fiba rk ei t und Unz er stör
ba rk ei t kein Verdienst der Neuzeit ; es war vi elmehr in dem längst
anerkannten Gesetze von der Erhaltung und Unveränderli chkeit des
S t o f f e s mit ausgesprochen
Unter Kraft deren Erhaltung d h deren Unzerstörbarkeit und
Un er s ch a ffba rk ei t unser n e u e s Gesetz behauptet ist dagegen kein
unb ekanntes und unerkennbares Etwas vielmehr ein ganz E rk enn
bares und Bekanntes j a numerisch Ausdrückbares nämlich die Q u a n
t i t ä t d e r A e u s s e r u n g oder W i r k u n g einer irgendwo v orh a n d e
nen und ins Spiel kommenden Kraft zu verstehen Das was unser
Gesetz von der Erhaltung der Kraft Neues a ussagt ist also : dass auch
die Kr a ft ä u s s e r u n g oder Kraft w i r k u n g d h die Quanti tät der
A r b c i t s l e i s t u n g aller Naturkräfte eb enso u n er s ch a ff bar und unz er
störbar ist als »Kraft« und Sto ff selbst Was allein zerstörbar und
wiederherstellbar i st was allein wechselt ist die Form w i e und der
Ort im Raume w o die Kraft in dem hier gebrauchten Sinne des
Wortes also die Kra ft ä u s s c r u n g oder Arb eitsleistung erscheint
Die Schwere des a u f dem Boden liegenden Gewichts die C oh ä si on
der in ihrer Gleichgewichtslage befindlichen M ol ecül e des u n g e d eh nten
K a u ts chu k str ei f en s ä u s s e r n sich aber niemals und in keiner Weise
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Wis s en wir doch dass nach dem Gesetz e von der Erhaltung und
Unveränderlichkeit d es S t o f f e s Kraft und Sto ff gleich unz erstörbar
und u n er s ch a ffh a r sind ! A u f alle diese Fragen müssen wi r entschieden
mit »Nein« antworten ; es verhält sich in Wirklichkeit das Alles anders
als wi r es uns nach dieser bil dlichen Ausdrucksweise vorzustellen wohl
geneigt sein könnten
Zunächst ist festzuhalten dass die Kra ft ä u s s e r u n g welche sich
b eim H eb en des Gewichtes beim Dehnen de s Ka u ts ch uk str ei fen s gel
tend gemacht und da s Vorhandensein einer wirklichen »Kraft«
der
Schwere dort der C oh ä si on hier überhaupt erst d ocu m enti rt hat eine
i d e r s t a n d s l e i s t u n g ist Die beiden genannten Kräfte wider
streben e ben der durch unsere Muskelkraft in der angegebenen Rich
t ung b ewerkstelligten Veränderung der S tellung und Anordnung der
M a s s en th ei l ch en im Raume si e h e m m e n und v e r n i c h t e n die in
dieser Rich tung als Wirkung einer fi em den Kra ft entstehende oder
vorhandene Bewegung w e i l un d i n s o f e r n si e ihrer Natur nach in
dem Bestreb en bestehen Bewegung von e n t g e g e n g e s e t z t e r Rich
tung zu erzeugen ; denn o ff enbar ist der Widerstand oder die Bewe
a l s die e i n e A eu ss eru n g sfor m di eses
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Anderes
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Bestreb ens selb st dessen z w e i t e A eu ss eru n g sform B ew egu n g s e r z e u
g u n g i st
In der That di e Schwere und die C ohä si on j a ganz allgemein
j e d e Kraft mag es nun eine A n zi eh u n g s oder A bstos su n g sk ra ft sei n
besteht in dem Bestreb en die Sto ffelemente denen sie innewohnt in
d er ihr ei g en th üm l i c h en A n zi eh u n g s oder A bstos s u n g sri ch tu n g in B e
und es liegt f erner im Begriff und Wesen der
w eg u n g zu versetz en
» Kra ft« in diesem Sinne des Wortes
dass si e immer und unter allen
Umständen i r g e n d e i n e A e u s s e r u n g s f o r m annehmen muss ;
denn eine Kra ft di e sich nicht i r g e n d w i e s ei es durch eine sicht
bare Veränderung oder durch ei ne andere unmittelbar n 1 c h t wahr
äusserte
wäre eb en gar nicht vorhanden Ob
n eh m ba r e Wirkung
nun aber eine irgendwo vorhandene Kraft die eine oder di e andere
A eu s s erun g sform annimmt ob sie eine unmittelbar oder nur mittelbar
wahrnehmbare Wirkung hervorruft das hängt erfahrungsgemäss von
den Umständen ab eb enso wie die verschiedenen Arten in denen die
sichtbaren Veränderungen sich kundgeben
D er Natur der Sache nach b esteht j ede Verä nderung entweder in
der Störung einer ruhigen Anordnung und Verth ei l un g der S tofiel e
m ente im Raume also in der E r z e u g u n g und B e s c h l e u n i g u n g
e iner Bewegung
oder aber in der Störung der Geschwindigkeit oder
der Richtung einer als Wirkung einer anderen Kraft vorhandenen
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V Au s ta u s c h von S p a nnkr a ft u nd l eben di g er Kra ft
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2 33
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Bewegung also in einer B ew egu ng s h e m m u n g und V e r n i c h t u n g ;
denn es vermag die Kraft natürlich in s o lange ihre Bewegung e r z e u
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nicht anzunehmen d h s o lange keine wirk
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liche Bewegung in der ihr ei g enth üm l i ch en Wirkungsrichtung zu erz eu
gen als si e e n t w e d e r durch eine in entgegengesetzter Richtung
vorhandene Bewegung als Widerstandsleistung ü b e r w u n d e n wird
o d e r durch ein ihrem Bewegung erz eugenden Bestreben das G l e i c h
g e w i c h t haltendes H i n d ern i s s in Anspruch genommen i st
Wir haben also d r e i Fä lle zu unterscheiden :
E r s t e n s e s l i eg t d a s G e w i c h t a u f d e m B o d e n d e r
K a u t s c h u k s t r e i f e n i s t u n g e d e h n t Beide Kräfte die Schwer
kraft des Gewichtes w i e die C oh ä si on des el a sti s ch en S trei fen s befin
den sich hier unter den an letzter Stelle angef ührten Umständen beide
werden nämlich durch ein ihrem Bewegung erzeugenden Bestreben da s
Gleichgewi cht haltendes H i n dern i s s in Anspruch genommen Beide
Kräfte äussern sich unter diesen Umständen gar nicht ; si e führen keine
irgendwelche Veränderu ng herb ei und wi r würden daher wi e schon
bemerkt keine Ahnun g von ih rem w i r k l i c h e n Vorhandensein hab en
i d e r s t a n d da kein e
Weder leisten si e einen wahrnehmbaren
durch eine andere Kraft bewirkte wahrnehmbare Bewegu ng vorhanden
ist die gehemmt oder verni chtet würde ; noch können si e ih re B e w e
g u n g e r z e u g e n d e Form annehmen und wirkliche Bewegung her
vorruf en indem b ei der B erührung zwischen Gewi cht und Erdboden
und ebenso b ei der vollständigen Abspannung des K a u tsch uk str ei fen s
einer weiteren Verklei nerung der Zwischenräume zwischen den Mole
und zwi schen den M ol ec ül en aus welchen di e
c ül en des Kautschuks
Massen an j enen Punkten bestehen w o sich da s Gewicht und der Erd
boden b erühren in Folge der ab stossenden Kräfte der Materie ein
unüberwindliches H i n derni ss entgegensteht Da ab er die Schwere und
C oh ä si on trotzdem w i r keine Veränderung wahrn ehmen unzweif elhaft
vorhanden sind und j ede »Kr aft« in dem hier gebrauchten Sinne d es
Wortes a l s ein unzerstörbares dem S tofie innewohnendes Etwas selbst
verständlich immer und unter allen Umständen irgendwie sich äussern
muss ; s o kann die A eu s s erun g sform der Schwere und C oh ä si on hier
nur 111 ei nem ruh igen D r u c k in einer andauernden gegenseitigen
Pressung der M ol ec ül e im Sinne der Wirkungsrichtung der Kräfte
o h n e j eden weiteren E ffect bestehen Wir drückten di eses Verhält
niss früher so aus dass wir sagten : das mit der Erde in Berührung
befindli che Gewicht der u n ge dehnte Ka u tsch u k str ei fen besitzen gar
keine T r i e b k r a f t In Wirklichkeit heisst dies aber : di e Schwer
kraft welche die Massen des Gewichtes und der Erde die C oh ä si on
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welche die M ol ecül e d es Kautschuks b e s i t z e n äussern sich nicht nur
sondern k ö n n e n sich
ni cht durch eine wahrnehmbare Veränderung
unter diesen Umständen bei Aufrechterhaltung der vorhandenen A ggr e
g a tz u stän de der Körp er ü b e r h a u p t g a r n i c h t m e h r als Bewe
gung e r z e u g e n d äussern und selb st als Bewegung h e m m e n d oder
Widerstand leistend n u r d a n n wenn eine der Schwere und C oli ä si on
entgegengesetzt gerichtete fremde Kr a ftäuss eru n g in Form von wirk
licher w a h r n e h m b a r e r Bewegung entstehen würde
Z w e i t e n s genau in derselben Art und Weise nämli ch b l o s al s
ruhiger Druck oder andauernde gegenseiti ge Pressung der M ol ecül e
äussern die Schwere und C oh ä si on ih r Bewegung erzeugendes B es tre
b en wenn dieses Bestr eben n a c h e r f o l g t e r H e b u n g d e s G e
w i c h t e s u n d D e b n u n g d e s K a u t s c h u k s t r e i f e n s zwar ni cht
mehr als Widerstand leistend in An spruch genommen und überwunden
wird
dagegen ab er in seiner Wirkungsricht ung ein anderes u nüb er
z B einen Sp errhaken in der zu treibenden
s tei gl i ch e s H i n derni s s
Maschine findet Unter di esen Umständen befinden sich die Schwere
u n d C oh ä s i on trotz der vollbrachten H ebung und De hnung hinsichtlich
ihres A eu ss erung sverm ög en s ab solut in d e n s e l b e n Verhältn issen w i e
in dem vorhin b etrachteten Falle
so l ange ni cht j ene s un
der Sp errhaken z B e n t f e r n t
ü b er s t ei g l i c h e Hi n d e rn i s s
i s t E s wäre zwi schen den beiden Fällen überhaupt gar kein w e s en t
licher Unterschied vorhanden wenn nicht eben durch di e v ora u fg eg an
gene H ebung des Gewichts und D ehnung des Ka u ts chu k str ei fen s die
Verth ei l un g und Anordnung der Sto ffelemente ein e andere geworden
wäre und wenn j enes H i n d erni ss nicht entfernt werden k ö n n t e
Sie erinnern s ich dass wi r unter s o b ewandten Umständen davon
S prachen wi r hätten dem Gewicht durch die H ebung dem Kautschuk
streif en durch die Spannung eine T r i e b k r a f t
oder » ver
liehen« welche die b eiden Körp er nun in Form von Sp annkraft oder
p otentieller Energie »besässen«
Vergegenwärtigen wi r uns j edoch
den wi rklichen Vorgang welcher die j etzt vorhandenen Verhältnisse
herb eige führt hat s o erkennen wi r mit voller Klarheit dass hier von
der »M i tth ei l un g « ir gend einer w i e immer beschaffenen »Kraft ebenso
wenig im eigentlichen Wortsinne die Rede sein kann a l s davon dass
das gehobene Gewicht der gedehnte K a u tschu k strei fen nunmehr eine
denn zwischen dem Gewicht und der Erde
n e u e Kraft » besitze
sowi e zwi schen den M ol ecül en des elastischen Streif ens herrscht immer
nur einzig und allein e i n e u n d d i e s e l b e »Kraft« deren Intensität
b ekann tlich in einer bestimmten gesetzmässigen Beziehung zur gegen
seitigen Entfernung der Sto ffelemente steht
nämlich d i e s e l b e
,
,
,
,
,
,
.
,
,
,
,
.
,
.
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,
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,
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«
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,
,
x
Die
2 36
Pi
r n ci
p i en
d er m e c
h
a ni s c
h N
en
a tu r a u
ffa ssung
.
kei n neues Hi n derni s s wie der beispielsweise ange führte Sp errhaken
in der zu treibenden Maschine im Wege läge
in ihrer Bewegung
indem si e nicht mehr
e r z e u g e n d e n A eu s s eru n g s form sich zeig en
In so f ern j enes
a l s Widerstand leistend in Anspruch genommen sind
neue H i n d erni ss Sp errhaken entfernbar ist k ö n n e n daher unter den
b etrachteten Umständen Schwere und C oh ä si on g e r a d e s o v i e l
B e w e g u n g in entgegengesetzter Richtung wieder e r z e u g e n a l s sie
d urch ihren Widerstand gegen die H ebung des Gewichtes un d Span
n ung des K a u ts ch u k s tr ei fen s verzögert und v e r n i c h t e t haben
Mit Rücksicht a u f diese M ö g l i c h k e i t S pricht man von einem
Q uantum T r i e b k r a f t welches das gehobene Gewicht der gedehnte
K a u ts chu k s tr ei fen in Form von » Spannkraft« besi tzen In Wirkli chkeit
»b esitzen« die fraglichen Massen und M a s s en th ei l c h en aber gar nichts
weiter als neue räumliche Stellungen mit vergrösserten Zw i s ch enrä u
men und die ihnen u n veräu s s erl i ch innewohnenden Kräfte der Schwere
und C oh ä si on welche aber im Augenblick keine wahrnehmbare Ver
ä nderung sondern an ge wi ssen Punkten höchstens einen ruhigen Druck
o der Zug eine gegenseitige P ressung der M ol e c ül e b ewirken
D r i t t e n s d a s g e h o b e n e G e w i c h t f ä l l t z u B o d e n der
K a u t s c h u k s tr e i f e n e n t s p a n n t s i c h d h s e i n e M ol e c ül e
f a l l e n g e g e n e in an d e r
Wir haben eben gesehen dass mit der
d urch die H ebung des Gewichtes sowie durch die Spannung d es Kaut
s ch u k s tr ei fen s vollendeten neuen Anordnung und Verth eil un g der Sto ff
e lemente im Raume die Zwischenräume zwischen den M ol ec ül en des
K a u ts ch u k str ei fen s wie zwischen dem Gewicht und der Erde vergrössert
worden sind und j e den fa ll s m ehr als das mögliche Minimum betragen ;
s i e gestatten also wieder eine gegenseitige Annäherung der Massen
und M a s s enth ei l ch en Wir haben ferner gesehen dass dabei zugleich
d i e durch eine fremde Kraft erzeugte Bewegung verz ögert wurde und
e ndlich ganz verschwunden ist
während die natürlich unversehrt
i d er sta n dl ei stu n g gezwungene
g ebliebene und nun nicht mehr zur
Schwere und C oh ä si on so fort ihre Bewegung erzeugende A eu s s eru n g s
f orm annehmen das Gewicht somit gegen die Erde die Molecule des
S treifens gegeneinander fallen müssen
v o r a u s g e s e t z t dass
kein neues H i n derni ss ein Sperrhaken oder dergleichen im Wege
l iegt ; s ei es dass ein solches nie vorhanden war oder eben entfernt
w orden i st
Der bequeme bildliche Au sdruck für diesen Vorgang lautet : die
v orhandene » Spannkraft « oder potentielle Ener ie b eginnt in »lebendige
g
K raft« oder actuelle E nergie sich »umzusetzen« oder zu » verwandeln«
In Wirklichkeit geschieht j edoch nichts dergleichen sondern nur die?
,
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’
"
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,
,
,
,
,
,
.
.
,
,
V Au s tau sc h von S p annkra ft u n d l eb en di g er Kra ft
.
2 37
.
ses : Das unter allen Umständen unversehrt bleibende und stets irgend
wi e wirksame Bestreb en die Massen und M a ss en th ei l ch en in welche n
Schwere und C oh ä si on ihren Sitz h ab en gegeneinander zu ziehen
äussert sich einfach in seiner w i r k l i c h e Bewegung e r z e u g e n d e n
Form oder wie man es anders ausdrückt a l s Triebkraft in Form von
weil eben unter den ange
» lebendiger Kra ft« oder a ctu el l er Energie
führten Umständen weder seine Widerstand leistende A eu s s er u n g s
form vorhanden i st noch die durch dasselb e begonnene Bewegung
selbst irgend ein absolutes H i n d erni s s findet
Die M a s s enthei l ch en und die ganzen Massen erlangen somit im
Sinne gegenseitiger Annäherung eine conti nu i rli ch wachsende G e
s ch w i n di g k ei t und dadurch v e r k l e i n e r n sich die Zwischenräum e
zwischen den M ol ec ül en des Kautschuks eb enso wie zwischen dem
Gewicht und der Erde ; in gleichem Schritt mit der Verkleinerung d er
Zwischenräume schwindet aber auch selb stverständlich j ene Anor dn ung
und Verth ei l u ng d e s Stoff es im Raume welche durch die gemeinschaft
liche Arbeitsleistung als Resultante der Quantität der überwundenen
i d er sta n d sä u ss er u ng der Schwere und C oh ä si on und der Quantität
der durch eine fremde Kra ft erzeugten Bewegung herbeigeführt wor
den war
Und so wre b ei der Herstellung der räumlichen Verth ei l u n g u nd
Anordnung der Sto ffelemente mit v e r g r ö s s e r t e n Zwischenräumen
ein Quantum von fremder Bewegung v e r S c h w a n d und ein Quantum
des Widerstandes oder der B e w e g u n g h e m m e n d e n A eu ss eru n g s
form der Schwer e und O oh ä si on durch eben j enes Quantum fremde r
Triebkraft ü b e r w u n d e n wurde genau ebenso e n t s t e h t j etzt b ei
der allmählichen Wiederherstellung der früheren räumlichen Verth ei
lung un d Anordnung der Stoff el emente mit minimalen Zwischenräumen
ein ganz gleiches Quantum B e w e g u n g in entgegengesetzter Rich
tung in der Richtung nämlich der Schwere und C oh ä si on ; denn es
werden beide Kräfte die Schwere und die C ohä si on j etzt nothwendig
d i e s e l b e Quantität von Bewegung zu e r z e u g e n im Stande sein
a l s si e früher Bewegung gehemmt oder Widerstand geleistet haben
da j a B ew egu n g s h e m m u n g ( Widerstand) und B ew eg ung s e r z e u
g u n g ( lebendige Kraft oder actuelle Energie ) nur zwei verschiedene
A eu ss erun g sform en e i n e r und d e r S e l b e n Kra ftq u a n ti tä t sind
Wenn d emnach von einer irgendwo vorhandenen Q u a n t i t ä t von
cc gesprochen wird
»S
a
k
a
f
r
nn
t
so fusst man dabei nach dem was ich
p
heute über das Wesen der Triebkraft in Form von Spannkra ft oder
potentieller Energie und über das w a s ihr i n Wirklichkeit zu Grunde
liegt gesagt habe einfach darauf dass
nachdem die Schwere u n d
,
,
,
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,
,
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W
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2 38
Di e
Pi
r nc i
pi en
d er m ec
h
a ni s c
h N
en
a tu r a u
ffa s sung
.
W
unter den bezeichneten Umständen B ew egu n g e r z e u g e n d
sich zu äussern die M ö g l i c h k e i t haben
die Quantität dieser
m ö g l i c h e n und eventuell w i r k l i c h gewor denen Bewegung g e n a u
ä q u i v a l e n t ist der Quantität des von der Schwere und O oh ä si on
vorher geleisteten Widerstandes Eine Q u a n t i t ä t Spannkraft oder
potentieller Energie kann j a eigentlich nichts And eres sein ai s j ene
Quantität des unzerstörbaren i rk un g sb estr eben s der Schwere resp
C oh ä si on welch es in Form von Widerstand oder B ew e gu n g s h e m
m u n g zur Erscheinung gekommen war und nun in die Möglichk eit
versetzt i st seine Bewegung e r z e u g e n d e A eu ss eru n g sform anzu
nehme n Hieraus b egreift sich denn mit L eichtigkeit dass die Quan
ti tä t der möglich en d h eventuell auch wi rklich erzeugbaren Bewe
gun g der Quantität j ener Bewegung von entgegengesetzter Richtung
gleich sein muss welche in Folge der Widerstandsleistung der Schwere
und C oh ä si on verzögert und endlich vernichtet worden war Es begreift
sich ferner di e strenge A equ i va l en z einer Quantität von Sp annkraft
welche verschwindet und der Quantität von wirklicher Bewegung
welche dafür entsteht
In unserer bildlichen ihrer Bequemlichkeit wegen mit R echt all
gemein gebrauchten Ausdrucksweise sagen wir um den eben er örter
ten Vorgang zu b ezeichnen : eine Quantität » Spannk raft« wird »um
c oder »verwandelt«
sich
in
e
i ne genau äquivalente Quantität
z
e
e
t
t
s
g
von »lebendiger Kraft« In Wirklichkeit besteht j edoch der eig entliche
Vorgang darin dass die Schwere und die C oh ä si on welche in ihrer
w i r k l i c h e Bewegung erzeugenden A eu s s eru n g sform vorhanden sind
die räumliche Anordnung und Verth ei l u ng des Sto ffes dahin verändern
dass die Zwischenräume zwischen den M a s senth ei l ch en und zwischen
den ganzen Massen sich verkleinern In j edem gegebenen Augenblick
b esitzen die b ewegten Massen und M a s s enth ei l ch en also eine b estimmte
Geschwindigkeit oder lebendige Energie und die dieselben trennen
den Zwischenräume haben sich um einen b estimmten Betrag ver
kleinert D a s i s t A l l e s Indessen inso fern wir von einer Quantität
dürfen wir auch von einer Quantität
» Spannkraf t « sprechen konn ten
und diese i st nichts Anderes als die vor
» lebendiger Kraft« reden
handene Quantität der Geschwindigkeit welche die in der Richtung
der Schwere und C oh ä si on b e w e g t e n Mass en und M a s s enth ei l ch en
b e r e i t s e r l a n g t haben
Könnten w i r d i e R i c h t u n g der vorhandenen Bewegung plötz
lich umkehren oder wäre S l e aus i rgend einer Ursache die der j etzigen
diame tral entgegengesetzte so würde die Quantität der eben erlangten
Geschwindigkeit gerade ausreichen um die im Augenblick gegebenen
C oh ä s i on
,
.
,
,
.
,
,
.
,
.
,
.
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.
,
,
,
VI
.
A ll gemeines M aass der m ech ani s ch en A rb eit
S ch einb are A u snahmen
vom all gemeinen
.
G eset ze
.
Ich werde Ihnen im L aufe dieser Vorlesungen den Beweis lie fern
,
dass sich dem Gesetze von der Erhaltung der Kraft ähnlich wi e die
Schwere und C oh ä si on erfahrungsgemäss auch die anderen wi rk ung s
oder arbeits f ähigen Naturkräfte i n sg es a mm t ohne Ausnahme fügen
und dass somit nicht die kleinsten Quantitäten von Kraft oder Arb eit
erschaff en oder vernichtet werden können Um j edoch die strenge All
n
k
w
i
r
m
i
unseres
Gesetzes
nachzuweisen
müssen
zunächst
e
e
i
l
t
i
e
i
t
g
g
g
und vor Allem ein exactes und a l l g e m e i n e s M a a s s f ü r d i e
Q u a n t i t ä t d e r m e c h a n i s c h e n K r a f t in ihren verschiedenen
A eu s s erun g sform en suchen Die Formeln nach denen der numerische
Ausdruck für die Quantität der Kraft zu berechnen sein wird werden
nothwendig verschieden gestaltet sein müssen da w i r die vers chi e
denen Arten oder Formen der Kra ftä u s s erun g en zu berücksichtigen
ö
hi
t
sind
die
i
r
er
f
ahrungsgemäss
kennen
geler
t
h
ben
n
e
t
n
g
a
g
1 ) Es s ei eine Kra ft gegeben welche in irgend einer Richtung
so lässt sich immer ein bestimmtes Gewicht
a u f einen P unkt wirkt
denken welches in entgegengesetzter Richtung a u f denselben Punkt
wirkend ihr gerade das Gleichgewicht halten wird Dieses Gewi cht
( P) i st dann o ff enbar das Maass der n eu tr a l i si rten Kraft und man
kann a u f diese Weise einen numerischen Ausdruck dafür in Pfunden
oder Kilogrammen finden
B ei l äu fig s ei hier in Erinnerung gebracht dass das Product aus
der Dichtigkeit ( D ) und dem Volumen ( V) eines Körp ers seine Masse
( M ) heisst :
,
,
,
,
,
.
,
W
.
,
,
,
,
.
,
,
,
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.
,
M
f erner
,
s ta n ten
V
o
D;
dass di e Masse ( M ) eines Körp ers m u l ti p li ci rt mit einer con
G rösse ( g) welche der Beschleunigung entspricht die ein j eder
,
,
,
VI
.
A llg em ei n es
d er m e c
Ma a s s
h
a ni s c
h A b it
en
r
e
241
.
Körp er welches auch seine Natur und Masse sein ma g bei freiem
Falle durch —die Schwere in der Zeiteinh eit erfährt das Gewicht ( P)
des Körp ers ausdrückt :
,
,
,
P
M
g
.
J ede Kraft übt wenn S ie durch eine i n entgeg engesetzter
Richtung wirkende im Gleich gewicht gehalt en wird ähnli ch w i e die
Schw ere eines a u f dem Boden ruhenden Körp ers zwar einen Zug oder
Druck aus allein si e b ewirkt keine L agenveränderung keine Ver
schiebung der Massen im Raum
sie lie fert keine Triebkraft si e
leistet keine mechanisch e Arb eit Soll Arbeit gel eistet werden s o g e
n ügt es nicht
dass eine Zug oder Druckkraft vorhanden sei ; hierz u
ist erforderlich dass die Kraft den Widerstand w elcher ih r da s
Gleichgewicht hält üb erwi ndet und die i der sta n dl ei sten de M a sse im
Raume verschiebt Um also den Werth der geleisteten Arbeit oder die
Quanti tät der Kraft welche diese Arbeit zu leisten vermag zu b e
stimmen müssen zwei Dinge b erücksichtigt werden
a ) die Grösse des üb erwundenen
iderstandes und
b ) die L änge des Weges um welche di e Verschiebung der Massen
im Raume stattgefunden hat
Nehmen wir an eine Maschine werde durch ein Gewicht von
1 Pfund getrieben welches in 2 4 Stunden 6 Fuss herabsinkt ; s o wird
wenn wir uns zwei solche Maschinen von genau derselben Art und
Constr uction gleichzeiti g thäti g denken durch die zwei vorhandenen
Pfu n dg ew i ch te die d o p p e l t e Arb eit geleistet
Daraus erg ibt sich
dass bei gleicher Fallh öhe das Quantu m Trieb oder Arbeitskraft der
G r ö s s e d e s G e w i c h t e s prop ortional ist
G eben w i r dagegen
dem S eil an welchem das Gewicht hängt und zieht die dopp elte
L änge so dass das Gewicht statt 6 Fus s 1 2 Fuss fallen kann s o
wird es di e Maschine z w e i Tage lang im Gang erhalten und es wi rd
im Ganzen ab ermals eine d o p p e l t e Arb eit geleistet ; die Quantität der
Trieb oder Arbeitskraft i st also unter übrigens gleichen Umständen
auch der F a l l h ö h e proportional
Hieraus folgt dass das Product aus der Grösse des Gewichtes ( P)
Ph
mit der H öhe ( h) a u S der es herabsinken kann
da s Maass
ist sowohl für geleistete mechanische Arbeit als für die Quantität der
Kraft , welche diese Arb eit leistet Um 4 Kilogramm 1 Meter hoch zu
heben brauche ich o ff enbar 4m a l soviel Kraft a l s u m 1 Kilogramm
1 Meter zu heben ; ab er mit demselb en Kra ftq u a n tu m welches hin
reicht 4 Kilogramm a u f 1 Meter H öhe zu heben kann ich auch 1 Ki lo
gr amm 4 Meter oder 2 Kilogramm 2 Meter hoch heben u s w
In der T hat di e Ei nheit des von den Technikern al lgemein a n
C z e r m a k S ch ri fte II
16
2)
,
,
,
W
,
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.
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,
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W
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'
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,
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n.
.
.
.
Di e
2 42
P
r i nci
p i en
d er m ec
h
a ni s c
h N
en
ff
a tu r a u a s s u n
g
.
das F u S S p f u n d oder
K i l o g r a m m m e t e r Diese M a a ss ei nh ei t ist aber deshalb technisch
allgemein verwendbar weil sich j ede Maschine mag sie welche Art
mechanischer Arbeit immer zu leisten haben durch ein hinreichend
schweres hinreichend hoch gehob enes Gewicht treib en liesse wenn
und weil man j ede S olch e Ma
e s a u s j ener H öhe herabsinken kann
schine wiederum s o arbeiten (lassen könnte dass die A r t der g el ei ste
ten Arbeit einfach in der H ebung einer L ast b estände
P h
Um der technischen Formel
den allgemeinen wisse n
hat man den Begriff und das Zeichen
s ch a ftl i ch en Ausdruck zu geben
der M a s s e ( M ) in dieselb e eingeführt I ch hab e Sie vorhin daran er
innert dass das Gewicht P durch M g ausgedrückt werden k ann
S u b s ti tu i ren w i r M g f ür P in unserer Formel s o finden w i r dass
gewendeten
‚
M a a s s es für A rb ei tsg r össen i st
.
,
,
,
,
,
’
,
,
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'
,
.
.
,
o
P
o
h
,
o
M
h
g
,
.
Diese beiden Ausdrücke sind nun das Maass nach welchem w i r
ein j edes Quantum von Arbeitsleistung sowohl wie von Trieb oder
Arbeitskraft wie es u n s in Form von S p a n n k r a f t oder p otentieller
Energi e eines gehob enen Gewichtes eines gespannten elastischen
Körp ers u s w entgegentritt zu messen haben
3 ) Wir müssen aber noch eine Formel f ür das gleiche Quantum
von Arbeitsleistung und Trieb oder Arb eitskra ft in Form von l e b e n
d i ge r K r a f t oder a c tu ell er Energie finden was durch folgende ein
f ache Berechnung geschieht :
J edes elementare L ehrbuch der Ph y sik enthält und b eweist den
Satz : dass die Geschwindigkeit ( v) welche ein aus der H öhe ( h) frei
herab fallender Körp er durch die fortwährende Beschleunigung der
Schwere ( g) am Ende des Fallraumes erlangt hat zu der Gleichung
?
f ührt
v
2
h
oder
i
)
V 9
,
,
,
,
.
.
.
.
,
,
,
,
.
,
man beide Theile der letzteren Gleichung
M u l ti p l i ci rt
de s
halben Masse
J
g
o
,
u n d s om i t
122
_
2
der
Körp ers so hat man :
2
M
mi t
M
ogo
t
.
h
.
ist die technische Formel M g h die allgemeine wissen
s ch a ftl i ch e Formel f ür die geleistete A rbei tsg rös s e und für die Quan
während nach der
ti tä t der Sp annkraft oder p otentiellen Energie
P
h
,
,
Formel
v2
M
2
dieselbe Quantität geleisteter Arbeit und Triebkraft in
2 44
Di e
P
r i n ci
pi en
d er m e c
h
an i s c
h Nt
en
a u ra u
ffas s un g
.
Momente der g a n z e Kr a ftvorra th a u f e i n m a l in lebendige Kraft
verwandel t und dadurch allein den Massen des Pfeiles und Bolzens
eine s o bedeutende Geschwin di gk eit erth ei l t w i e sie solche durch
einen Wur f aus freier H and niemals hätten erlangen können Dieser
E ffect i st also nicht etwa dadurch erreicht worden dass A rmbru st und
Büchse Triebkraft n e u erzeugt haben sondern dadurch dass si e den
Vorr a th an Sp annkra ft den ich langsam und allmählich aufg espeichert
hatte plötzlich und a u f einma l verausgabt haben Und wodurch gelang
es denn die Triebkraft meines Armes derart in beiden Waff en anzu
sammeln ? Allein dadurch dass sie einem unüberwi ndlichen Hinder
niss begegnete welches sie in der Richtung ihres B ewegung erzeugen
den und beschleunigenden Bestrebens hemmte Die Kraft nun durch
deren Wirkung wir da s H i n derni ss fortschafften nennt man di e a u s
l ö s e n d e Kraft und si e kann möglicherweise so gering gegen den
Spannk raft Vorra th sein dass die aus der Spannkraft entstehende
lebendige Kraft der s chl i es sl i ch e Effect in gar keinem Verh äl tni s s zur
auslösenden Kraft steht E s handelt sich hier eben nicht um ein cau
s al es Verh ä l tn i ss zwischen d er auslösenden Kra ft und dem E ffect so n
dern nur um ein zeitliches um ein Successions Verh ä l tni s s
E s i st
um so wichti ger sich mit dem Principe der »Auslösung der Spann
kräfte<< vertraut zu machen weil namentlich die Kra ftäu s s erun g en un d
lebendigen T h ä ti gk ei ten der thi eri sch en Organismen vielfach gerade
a u f diesem P rincip beruhen
Einen der »Auslösung« entgegengesetzten E ffect beobachten wi r
bei unseren Uhren sei e s dass si e durch Gewichte oder durch Federn
getrieben werden Indem w i r si e nämlich aufziehen S p eichern wi r in
kürzest er Zeit einen Vorra th von Sp ann kraft in ihnen an welchen sie
s o allmählich verbrauchen , dass s i e Tage
Wochen j a selbst Jahre
ununterbrochen geh en können
In beiden Fällen also bei d en Geschossen w i e b ei den Uhren
han delt e s sich einfach um eine v e r s c h i e d e n e V e r t h e i l u n g u n d
V e r a u s g a b u n g des ihnen m i tg eth ei l ten Kra ftvorra th es i n d e r
Z c i t D er Widerspruch dieser Erfahrungen gegen da s Gesetz von der
Erhaltung der Kraft ist also ein nur scheinbarer Gewi nn und Verlust
an Arb eitskraft erweisen sich immer blos als illusorisch
Hier i s t auch der Ort von j enen Vorrich tungen oder Maschinen zu
S prechen welche dazu dienen sehr b edeutende mechanische E ffe cte
unt er v erh äl tni s sm ä ssi g geringer Anstrengung hervorzubringen Wer
da z B glaubt bei der Anwendung von H e b e l F l a s c h e n z u g
und W i n d e einen Gewinn an Arb eitskra ft Zu bewirk en i st in einer
Täusc hung b efangen der Gewi nn i st eben nur ein scheinbarer ; denn
,
'
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,
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VI
.
A
llgem ei n es M a a s s
wir
d er m ec
h
a ni s c
h A b it
r
en
e
2 45
.
überzeugen uns leicht dass der schliesslich erzielte E ff ect das
Quantum der während einer bestimmten Zeit geleisteten Arbeit nie
mals grösser ist als da s Quantum der Triebkraft welche w i r während
dieser Zeit au fw enden
Wir könn en allerdings vermittelst eines H eb els 2 Pfund durch
1 Pfund heben ; aber während das Pfu n dg ew i c h t 2 Fuss f ällt steig t
d a s dopp elt s o schwere Gewicht nur a u f di e halb e H öhe ; die Anzahl
der F u S S p fu n de geleisteter Arb eit und der ins Spiel gekommenen
leben di gen Kraft bleiben sich absolut gleich J a die totale A rb ei ts
a
l
r
e
d
h
die
Summe
aus
dem
Quantum
der
ursprünglich
s
ö
s
s
g
S p a n n k r a f t vorhanden gewesenen Tri ebkra ft und dem Quant um
d er in der gegeb enen Zeit wi rklich geleisteten mechani schen Arb eit
ist sogar immer merklich kleiner als dem ursprünglichen S p a nnk r a fts
q uant um eigentlich entspricht ; denn dieses hätte d a s s e l b e Quantum
Arbeit in k ü r z e r e r Z eit leisten können wenn nicht ein Theil der
Triebkraft zu r Ueberwi n dun g des Reibungswiderstandes u s w dem
mechanischen N utz effe ct verloren gegangen wäre Von einem Gewinn
an Arb ei tskraft ist also hier in keiner Richtung die R ede
Dies gilt ebenso auch für den Flaschenzug u n d die Winde Beim
Gebrauch dieser Maschinen fällt noch ein anderer Umstand n ämli ch
d a s Verh äl tn i ss in welchem die Geschwindigkei t mit welcher sie eine
bestimmt e Arb eitsleistung verri chten z u dem scheinbar erzielten Kraft
gewi nn steht ganz besonders in die Augen I ch kann z B ver
mittelst dieser Winde mit sehr geringer Anstrengung ein Gewicht das
ich mit frei er Hand kaum zu heb en im Stande bin 1 F uss hoch heben ;
um es aber 6 Fuss hoch zu heb en brauche ich 6 mal s o viel Zeit wenn
ich di e Anstrengung ni cht entsprechend vergr össern will I ch hab e
also schliesslich doch keine Kra ft gewonnen sondern gerade s o viel
verbraucht als eb en nöthi g ist Auch hier handelt e s sich daher nur
um
eine verschie dene Ver th eil un g und Verausgabung des z ur E r
r ei ch u n g eines E ff ecte s n öthi g en Kra ftvorra th e s in der Z e i t
a s a u f den ersten Blick als A u snahme erscheinen kö nn te
di ent
bei genauerer Betrachtung n ur dazu die allgemeine Regel zu bestä
tigen : es kann nirgends Kra ft verloren , nirgends Kraft gewonnen
werden
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V II
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Das m ech ani s ch e A equi val ent der
ärme
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E s waren bis j etzt die Erscheinungen der den sinnlich wahr
,
n eh mba r en
Massen oder Molen i nw ohn en den Schwere und C oh ä smn
welche u n s das Gesetz von der Erhaltung der Kraft m a ni festi rten ; w i r
haben heute einen Schritt weiter zu thun und seine Geltung im Kreise
d er m ol ecu l a r en und atomistischen T h ä ti gk ei t aufzusuchen
Hier ist ein l u fter fül l ter Glasballon der mit dem Queck
silber—Manometer ( bei a Fig 4 ) mittels eines Korkes in Ver
bindung steht
I ch pump e neue Mengen L uft in den Ballon wodurch
ich das elastische G a s com p ri m i r e d h die unmessbaren
Zwischenräume zwischen den M ol e cül en der A bstos su ng s
kraft des Gases entgegen verkleinere und ihm s o eine Trieb
kraft in Form von Spannkra ft m i tth ei l e H abe ich bei einem
früheren Versuche durch das Dehnen eines elastischen Kaut
s ch u k s tr ei f en s die A n z i e h u n g s kra ft der M ol ec ül e über
wunden s o d a ss si e als Sp annkra ft aufgesp eichert ward
so bewerkstellige ich hier das Entgegengesetzte i ch presse
das elastische Gas zusammen überwinde dadurch die A b
Fig 4
M a o meter s t o S s u n g s k r a ft der M ol e cül e die sich in Folge davon als
Spannkraft anhäuft Sobald ich den H ahn des Manometers ö ff ne geht
diese Spannkraft in lebendige Kraft üb er und leistet Arbeit ; Sie sehen
wie so fort die Quecksilbersäu le im äussern Schenkel c d em p org e
hob en wird
Genau dieselbe Arbeitsleistung kann ich ab er auch a u f eine andere
Weise erreichen wenn i ch nämlich anstatt der Muskelkraft meines
pumpenden Armes eine andere Naturkra ft aufwend e um das elastische
Gas zu S pannen
Hier ist eine brennende Spirituslamp e welche
W ä r m e hervorb ringt I ch halte die Flamme derselben unter den
Glasballon D as Glas und die eingeschlossene L uft erwärmen sich wi e
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2 48
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h e r E f f e c t b l e i b t a u s : das mit dem A pparat in Verb i ndun g
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Wärme
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ebrachte
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mometer
bleibt
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wie S i e unmittelbar sehen 1m Wasser und Wasserdamp f vers chwi ndet
erscheint ganz und unmittelbar als ein bestimmt es durch F u S S p funde
oder Kilogramme ausdrückbares Qu antum m e e h a n i S ch e r T r i e b
od er A rb eitskraft
Eine dieser ähnliche Erfahrung machen wi r bei einem an dern Ver
I ch habe hier einen Ballon mit c om p ri m i r ter L uf t ; si e hat j etzt
s uche
der T h erm om u l ti p l i c a tor
d ieselb e Tempe ratur wie die Umgebung
in dem wir bekanntlich einen äusserst empfindlichen Wärm emess er
b esitzen steht deshalb a u f Null O effn e ich den H ahn s o strömt die
L uft mit Gewalt hervor leistet also mechanische Arbeit u n d beachten
Sie wohl gleichzeitig sinkt di e Temperatur der arbeitend en L uft ! D i e
verschwi ndende Wärme äuss ert sich als mechanische T riebkraft
Si e
wird wie j ede andere Triebkraft v e r b r a u c h t i nd em sie A rb ei t
leistet die Arbeit entsteht a u f K o s t e n der Wärme
Wie umgekehrt a u f K o s t e n v o n m e c h a n i s c h e r A r b e i t
W ä r m e e n t s t e h t i st eine Allen bekannte E rfahrung Wer von
Ihnen kennt nicht die durch Reibung Druck und Stoss erzeugte Wärme ?
Wie der Naturmensch durch G eg en ei n an d errei ben v on z wei H ölzern
sich sein Feuer b ereitet reiben auch wir u n s gegen d en Winterfrost
die H ände ; der Fuhrm a nn wieder fettet die Räder fl ei s si g damit die
Reibung geringer werde und so durch die Reibungswärme ni cht zu viel
der angewandten mechanischen Arbeitskraft seiner Z u g thi er e verloren
gehe
Wie in unserem Versuche die Arb eit a u f Kosten der Wärme
erzeugt worden ist ebenso sehen wi r also in der täglichen E r fahrung
die Wärme a uf Kosten von Arbeit entstehen
Wir kommen hier zu ein em der wichtigsten und b edeutungsvollsten
Ge setze welches die moderne issenschaft aufge funden hat Von der
Auffindung dieses Gesetzes und dem damit zusammenhängenden G e
setz e von der Erhaltung der Kraft da ti rt der grossartigste F ortschritt
den die g e s a mm ten Naturwissenschaften seit der Entdeckung des G ra
vi ta ti on s g e s etz e s durch NE W T O N gemacht haben ; denn dieser F ort
schritt hat zur E rk enntni s s des eigentlichen Wesens und der wahren
Nat ur der Wärme sowie zur erfa hru ng sm ä s si g en Begründung der gan
zen modernen mechanischen Naturanschauung ge führt
Die genauesten Untersuchungen und Messungen von R J M AYE R
J OUL E C L AUS I US und F AV R E hab en nämlich ergeb en dass sich die
U m w a n d l u n g oder T r a n s f o r m a t i o n der mechanischen Arbeit in
Wärme und umgekehrt welches immer auch die Umstände na ch Z eit
und Ort sein mögen nach einem u n w a n d e l b a r e n c o n s t a n t e n
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VII
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D a s m ec
h
a ni s c
h
e
A equ i va l en t d er W ärm e
2 49
.
vollzieht d h dass für das Quantum Wärme welches a u f
w i e sich dies bei unseren Ver
gewendet wird und verschwi ndet
suchen am Thermometer durch d a s Ausbleiben einer T emp eratur
steigerung oder d urch da s S i nken der Temp eratur kundgegeben
ein constantes genau gleiches Quantum mechanischer Arbeit entsteht
u n d umgekehrt
Doch dieser Gegenstand i st von solcher Wichtigkeit dass ich noch
länger bei d emselben verweilen muss
Verhä l tni ss
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Es war im Jahre 1 842 dass R J M AYE R pr aktisch er A rzt in H eil
bronn zuerst den Gedanken von der N othw en di g k ei t eines c on sta nten
A equ i va l enz v erh äl tni s ses zwi schen mechanischer Arbeit und Wärme
entwi ckelte und aussprach M AY E R wi rd daher unb estritten als der
erste intellectuelle Urheber des grossartigsten F or ts chri tte s der moder
nen Naturwissenschaft angeseh en Dies es Verdienst wird dadurch ni cht
geschmälert dass unabhängig von i hm und fa st zu derselben Z eit
184 3 J OUL E in Manchester die ersten V ersuche verö ffentli chte welche
den experimentell en Bewei s für die A eq u i va l enz geliefert und zur n u
m e r i s c h e n B estimmung de s A equ i va l en z verh ä l tni s s es der Wärme
geführt hab en Es geschieht j a so häufi g dass wenn die Entwickelung
der Mens chhei t bei einem gew i ssen P unkt e angelangt i s t a u f welchem
di e E rk enntni s s einer grossen Wahrheit s o zu sagen logisch nothwendig
erfolgen muss diese Wahrhei t gleichzeitig mehreren bevorzugten G ei
stern aufgeht
Doch di es nur b eiläufig ; denn es ist mir weniger um
historische Notizen zu thun a l s um di e klare Auseinandersetzung des
Sinnes und d er Bedeut ung der mechanischen A equ i va l en z der Wärme
Zu diesem Zweck e werde ich Sie mit den Mitteln und Wegen einiger
massen bekannt zu machen suchen durch und a u f wel chen man die
C on sta nz des fraglichen A eq ui va l enzv erh äl tn i s s es bewi e sen u n d die
Zi fl er desselben best immt hat
Sie werden begreifen dass wenn es gelingt d a s zur Unterhaltung
der R e i b u n g aufgewen dete Quantum m e c h a n i s c h e r A r b c i t oder
T riebkraft genau zu mess en und mit der ebenfalls genau gemessenen
ä r m e q u a n t i t ä t zu vergleichen welche durch die Rei bung eben
entstanden i st damit auch di e Möglichkeit gewonnen wird das Aequi
v a l en zv erh ä l tni s s zwischen mechanischer Arb eit und
ärme n a ch z u
weisen und numerisch zu b estimmen J O UL E s Versuche hatten nun
di esen Weg im Auge und in der That erreichte er auch a u f ihm das
angestrebte Ziel Der M ech a m sm u s dessen er sich be di ente war ein
ganz einfacher Ein fallendes Gewicht drehte ein Schaufelrad da s im
Innern einer Wasser oder Qu eck si l berm a ss e durch feste Hindernisse
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in seiner Bewegung verzögert wurde D i e Reibung der F l üssi gk ei ts
th ei l ch en gegeneinander an den f esten Hindernissen und an den Rad
schaufeln entwickelte eine Wärmemenge die nach dem Temp eratur
zuwach s der verschiedenen Theile des Apparats leicht zu bestimmen
ar
Die au fgewendete Triebkraft oder Arbeit zur Unterhaltung der
Drehung des Schauf elrades war gegeb en durch den Fall d e s treib enden
Gewichts Unter Berücksichtigung der C orr ecti on en welche di e Rei
bung der beweglichen Theile der Maschine ausserhalb der ca l ori m e
trischen Theile derselb en n öthi g macht ergab sich dann unmittelbar
das Verh äl tni s s zwi schen der aufgewendeten Arbeit un d der erzeugten
Wärmemenge
Während so das Quantum der verbrauchten Triebkraft von J OUL E
mit der entstandenen Wärmemenge verglichen ward b edurfte es auch
ein er Reihe von Ver suchen bei welchen umgekehrt die verschwindende
d h a u f g e w e n d e t e W ä r m e m e n g e verglichen ward mit dem
Quantum von T r i e b k r a f t welche dadurch entsteht also mit dem
Quantum A rb eit welches durch die verbrauchte Wärmemenge geleistet
wurde In di eser Richt ung stellte H I R N seine Versuche an und auch
ihm gelang es seinen Zweck vollko mmen zu erreichen
Als das mechanische A equ i va l en t der Wärme hat sich nun aus
allen diesen Versuchen mit Sicherheit die Zahl 4 2 5 herausgestellt Sie
drückt aus dass e s als mechanische L eistung b etrachtet genau da s
selb e thun heisst ob man eine Wärmemenge erz eugt die im Stande
ist die Temp eratur eines Kilogramm Wasser um 1 0Celsius zu erhöhen
was man eine ä r m e e i n h e i t oder Calorie nennt
oder ob man
ein Gewicht von 1 Kilogramm a u f 4 2 5 Meter H öhe emp orhebt Für j ede
Wärmeeinheit die verschwindet entsteht ein Quantum Arbeit von 4 2 5
Ki l ogr a mm m etern ; so Wie das Quantum Arb eit welches 1 Kilogramm
leisten kann das 4 2 5 Meter hoch herab f ällt im Stande ist die Tempe
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1
1
von
Kilogramm
Wasser
um
zu erhöhen
Kurz der me
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u
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ch a ni s ch e Kra ftaufwand ist für beide L eistungen genau g l ei ch w erth i g
Und dieses A equ i va l enz v erh äl tni s s gilt ganz allgemein d h in allen
Fällen wo eben f ü r und d u r c h den Verlust oder Verbrauch von einer
Wärmemenge eine Quantität Triebkraft oder Arbeit entsteht und um
gekehrt
welches auch die Umstände die Mittel und Vorgänge einer
solchen Transformation sein mögen
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252
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a tu ra u
ffa s su ng
W
W
W
.
Erklärung der ve rschiedenen E rscheinungen welche sich b eim
E rwärmen und Erkalten der verschiedenen Substanz en beim Wechsel
d er Aggregatzustände derselb en u s w zeigen wurde den p on d er a b l en
Körp ern eine verschiedene Fähigkeit zugeschrieben grössere oder klei
n ere Mengen des O a l ori c u m s oder Wärmesto ffs au fzunehmen und zu
Diese Fähigkeit b estimmte verschiedene Mengen latent zu
b inden
machen nannte man die S p eci fisch e » ärm eca p a ci tät« der Körper
Von allen ärmeerscheinungen bot die th a tsä chl i ch e Möglichkeit
d u r c h r e i n m e c h a n i s c h e M i t t e l Wärme zu erzeugen die grösste
S chwierigkeit einer be friedigenden und ung ezwungenen Erklärung
Um z B zu erklären warum eine
n ach der materiellen Wärmetheorie
Bleikugel di e wir hämmern warm wird musste man annehmen das s
d urch da s H ämmern die Zwischenräume zwischen den Bl ei th ei l ch en
ärmesto ff versteckt haben und
i n welche sich das Caloricum oder der
» latent« geworden sein sollte
verkleinert würden und nun nicht mehr
d ieselbe Wärmemenge beherbergen könnten Wie zuvor
Diese Annahme welche 1m ersten Augenbli ck noch leidlich plau
s ibel erscheint ist j edoch völlig unstattha ft u nd ungenügend und zwar
g ebührt da s Verdienst dies durch schl a gende Versuche nachg ewiesen
un d damit den ersten vernichtenden Stoss gegen die materielle Wärme
t heor ie ge führt zu haben dem Engländer Gra fen RUMF O RD welcher
s ein Verdienst noch dadurch erhöhte dass er a u s den R esultaten seiner
Versuche mit unvergleichlichem Scharfsinn zugleich auch eine andere
weit bessere Vorstellung vom Wesen der Wärme entwi ckelte die
a ndeu t ungsweise allerdings schon in B A C O S »Novum org a n on c und in
th a ts ä ch l i c h die Grun dlag e unserer mo
L O C KE S Schriften erwähnt
d ern en im Gegensatze zur gestürzten materiellen sogenannten d y n
m i s c h e n oder m e c h a n i s c h e n W ä r m e t h e o r i e bildet
Graf RUM FO RD in weiteren Krei sen nur als Philanthrop durch die
n ach ihm benannte Armensupp e beka nnt u nd berühmt hat schon 17 9 8
a l s er Vorstand d er Münchener Ka n on en g i e ss erei war seinen schönen
Versuch über die Umwandlung von mechanischer Arb eit in Wärme
a ngestellt welcher unter seinen H änden epochemachend werden sollte
Es ist sehr lehrreich und anziehend RUM FO RD S echt naturwissenscha ft
l ichen Gedankengang zu ver folgen weshalb ich denselben kurz und
z um Theil mit R UM FO RD S eigenen Worten sk i z zi r en will
Ueberra sch t von den b edeutenden Wärmemengen welche sich
b eim Ausbohren der Kanonen entwickeln stellt und beantwortet si ch
R UM FO RD im Sinne der damaligen materiellen Wärmetheorie die ich
t ige Frage : »Woher stammt die Wärme welche bei der mechanis chen
Arbeit des K an on enbohr en s fa cti s ch entwickelt wi rd ? Geht dieselbe
Z ur
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VIII W ärm e i s t w esentli c h B e w egu n g
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ers e
25 3
.
den M eta ll S p ähn en aus welche von dem Metall getrennt werden ?
und i s t es also die latente Wärme der B oh r S p ähn e welche frei wird
Wenn dem s o wäre so müsste die ä rm ec a p a ci tät der M eta ll S p ähn e
nicht n u r ve rändert sein sondern diese Veränderung müsste auch gross
genug b efunden werden um die ganz e erzeugte Wärmemenge zu er
klären
RUM FO RD schnitt also mit einer feinen Säge oh n e j e de merkliche
Erwärmung von dem K a n on en m eta l l S p ä hn e ab und b estimmte und
verglich ihre ärm ec a p a ci tät mit der der B ohr S p ä hn e bei deren A h
trennung sich so bedeutend e Wärmemengen entwickelt hatten Es fand
si ch nicht der geringste Unterschied in der ä rm eca p a ci tä t der beider
lei M eta l l S p äh n e
Nun ging RUM FO RD weite r und liess ei nen ei g en en A p p a ra t con
s tru i ren
um die durch Reibung entstandene Wärme zu untersuchen
Der Apparat bestand aus einem hohlen eisernen C ylinder in dessen
H öhlung ein massiver cyl i n dri s ch er Kolben a u s gehärtetem Stahl ein
gepasst war der gegen den Boden des H ohl cyl i n der s fest auf drückte
und dur ch Pferdekraft in Drehung versetzt werden konnte wobei zw i i
schen den metallischen B erührun g sfl ä ch en starke Reibung stattfand
Der H ohl cyl i n der war mit einem H olzkasten umgeben und dieser m i t
k a l tem ( 1 6 7 0) Wasser s o weit ge füllt dass der ganze C ylinder bedeckt
war
J etzt wurde der stählerne Kolben durch Pferdekraft in Rota
ti on en versetzt und so fort b egann die Temp eratur der Wassermasse
welche
Gallonen oder
Pfund b etrug zu steigen Nach Ver
lauf von
Stunden fortgesetzten Drehens und ununterbrochener Rei
0
a uf 6 1
bung war die Temperatur der ganzen Wassermasse von
gestiegen ; nach einer weiteren Stunde also nach
Stunden seit
Be gi nn des Versuches kam da s Wasser Wirklich i n s K o c h e n ! Die
Ueberra s ch un g und das Staunen der Anwesenden Wasser o h n e alle s
Feuer in volles Kochen g era th en zu sehen war nicht minder gross als
RUM FO RD S Freude über das von ihm vorausgesehene glänzende Gelin
gen seines schönen Versuches
Die ganze während der Versuchszeit durch das Pferdegesp ann
geleistete mechanische Arbeit war ver w andt word en um den R ei bu n g s
Widerstand zwischen den sich berührenden M eta ll fl ä ch en zu überw i n
den Hierb ei hatten sich nur 5 4 Gramm Metallstaub gebildet dessen
ä r m e ca p a ci tä t in keiner Weise verändert war ; di eQuantität der im
Wasser und im ganzen übrigen App arat p r o du ci rten Wärme b etrug
hingegen 1 2 00 C a l ori en d h so viel a l s n öthi g ist um 1 2 Kilogramm
0 a u f 1 000
0
zu erhitzen Ueber z eu gt dass diese grosse
Wasser von
d urch die Reibung p r odu ci r te Wärmemenge unmöglich als das Resultat
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2 54
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a u r au
ffa s su ng
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Freiwerdens der »latenten« Wärm e des so geri ngen Quantums a b
geriebener M eta ll th ei l ch en
deren ä rm eca p a ci tät überdi es wie
e rwähnt
b etrachtet werden
fa cti s ch unverändert geblieben war ,
könne b egleitet R UM FO RD seinen Versuch mit den folgenden be deu
tenden Reflexionen über das eigentliche Wesen der Wärme Er sagt
W örtlich :
» Beim Nachdenken üb er die Resultate aller dieser Versuche wer
den i r naturgemäss a u f die grosse Frage welche so oft den Gegen
s tand der S p e c u l a ti on en unter den Natur forschern bildete
hingelenkt
nämlich : Was ist Wärme ? Gibt es etwas wie ein feuriges Fluidum ?
E xi sti r t überhaupt etw as das man richtig als Wärme s t o f f bezeichnen
könnte ?
Wir haben gesehen dass eine ganz b edeutende Wärme
menge durch die Reibung zweier metallischen Flächen hervorgebracht
und nach a l l e n R i c h t u n g e n in fortdauerndem Str om ohne Unter
brechung oder P ause und ohne j egliches Zeichen von Abnahme oder
Erschöp fung abgegeb en werden kann
Bei unseren Schluss folge
r u n g en üb er diesen Gegenstand dür f en wi r den s e h r b e d e u t e n d e n
U m s t a n d nicht vergessen dass die Quelle der bei diesen Versuch en
durch Reibung erzeugten Wärme o ffenbar u n e r s c h ö p f l i c h i st
E s ist kaum n öthi g hi nzu z u füg em b emerkt R UM FO RD zum S ch l u ss e
seiner glänzenden Deduction » dass etwas das von einem i s o l i r t e n
Körper oder Körp ers y stem e h d l o s hervorgebracht werden kann un
möglich eine m a t e r i e l l e S u b s t a n z sein kann und ich finde es
wenn nicht ganz unmöglich mir eine b estimmte Vorstellun g
s chwer
von dem zu machen was in diesen Versuchen erz eugt und m i tg eth ei l t
w i rd w e n n i c h e s n i c h t f ü r e i n e B e w e g u n g h a l t e n s o l l
Zur Z eit als RUM FO RD seine Exp erimente veranstaltete und a u s
i hnen Schl üsse von solcher bindenden Kraft gegen die Sto fflichkeit des
ä rm ep r i n ci p e s ableitete waren seine I deen über das Wesen und die
Natur der Wärme im fl a g ra n testen Widerspruch mit den allgemein
herrschenden Anschauungen ; h eute hab en dieselben ihr e f este Geltung
in der Wissenschaft gewonnen als th a tsä chli ch erwiesene Wahrheiten
Gestatten Sie bevor ich diesen Gegenstand weiter verfolge dass
ich Ihnen den R UM F O R D s ch en C a r di na l ver su ch in einer von TYN D ALL
um Sie durch die u n
a ngegebenen einf achen M o di fica ti on vorführe
mittelbare Anschauung zu üb erzeugen dass W a s s e r i n d e r T h a t
d u r c h e i n f a c h e R e i b u n g s i e d e n d g e m a c h t w e r d e n k ann
und zwar in kürzester Zeit
Sie sehen hier die kleine Kochmaschine
die ihren H a u p tbe sta n dth ei l en nach a u s einer Messingröhre besteht die
zwischen einer Art H ol z za ng e gedreht werden kann Versetz e ich
d urch die Dr eh s ch r a u b e hier die Röhre in schnelle Drehung s o seh en
d es
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256
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an den si ch reibenden E i sflä ch en durch die R e i b u n g und B e e g u n g
neu und u n er s ch öp fli c h entsteht s o lange die Reibung und Bewegung
unterhalten wird Dieses Etwas kann nun o ffenbar nur ein Z u s t a n d
und dieser Zustand muss in
d es Sto ff es nicht ein Sto ff selbst sein
einer B e w e g u n g der kleinsten unsichtbaren S toffth ei l ch en b estehen
da das w a s an den sich berührenden Flä chen der Eismassen S i chtbar
vorgeht nichts als Bewegung ist
Die moderne mechanische oder dynamische Wärmetheorie erklärt
also die Wärme f ür einen Zust and der Materie d h für eine m e c h a
ni s ch e B e w e gung der klein s t en un s i chtb ar en un d u n
m e s s b a r e n S t o f f t h e i l c h e n Un d nun i s t mit Einem Male
Alles klar ! Man b egreift so for t die Beziehung zwischen Wärme u nd
mechanischer Arbeit Man begreift die N e u e r z e u g u n g von Wärme
durch Reibung und Stoss also durch Aufwand mechanischer Arbeit
ebenso gut wie das V e r s c h w i n d e n das V e r n i c h t e t w e r d e n der
Wärme wo a u f Kosten derselben mechanische Arbeit entsteht ; denn
di e gewöhnliche mechanische Arbeit und die Wärme sind nach der
neuen Theorie in ihrem innersten Wesen g l e i c h a r t i g e Vorgänge
b eide sind Bewegung : e r s t e r e Bewegung der ganzen gr obsi n n li ch en
Massen oder Molen ; l e t z t e r e Bewegung der sinnlich nicht wahr
Wir haben die
n eh m ba r en Molec ule Atome und Ur a tom e der Materie
erlangte Geschwindigkeit b ewegter M a s S e n als eine Form der Trieb
kraft a l s sogenannte »lebendige Kraft« kennen gelernt ; wir erfahren
nun dass die erlangte Geschwindigkeit oder »lebendige Kraft« der
a t o m i s t i s c h e n M a s s e n t h e i l c h e n gleichfalls eine Form der
Tri ebkraft i st die wir Wärme« nennen So üb erraschend dies im
ersten Augenblick auch sein mag s o selbstverständlich erscheint e s
b ei reiferer Ueberl egu ng ; denn für den Verstand ist es doch o ffenbar
nicht schwieriger sich eine Bewegung atomistischer Sto ff elemente
innerhalb der S tofl m a ss en vorzustellen a l s die Bewegung ganzer
S tofl m a s s en selbst ! D i e W ä r m e i s t a l s o kurz d efini r t die l e b e n
d i g e K r a f t o d e r di e e r l a n g t e G e s c h w i n d ig k e i t d e r b e
w e g t en a t o m i s t i s c h e n M a s s e n th e i l c h e n
Wie überaus fruchtbringend und manchen scheinbaren Wider
S pruch lösend die soeben gewonnene Anschauung vom Wesen der
Wärm e sich erweist werden Sie so fort ersehen
I ch erinnere Sie
daran dass wir schon bei unseren ersten praktischen Versuchen zur
O ri en ti ru n g über die verschiedenen Formen der Kra ftäu ss erung un d
üb er die n öthi g sten Grundbegriffe der Mechanik a u f Beispiele gestossen
sind welche der strengen A l l g em ei n gi l ti gk ei t d es Gesetzes von der
Erhaltung der Kraft zu widersprechen schienen Wir sahen damals
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25 7
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beim P endel und ebenso auch beim schwingenden Met allstab dass im
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Anfangspunkt der S c hw i n g u n g sba h n das ganze Quantum der m i tg e
th ei l ten Triebkraft in Form von Spannkra ft vorhanden war da s s ab er
in dem M a a s s e der Vorra th an Sp annkraft abnahm als sich leben di ge
Kraft entwickelte Im H a lbi r ung sp u nk te der S ch w i ng un g sba hn war
gar keine Spannkraft mehr vorhanden sie hatte ganz die Form von
lebendiger Kra ft oder von Geschwindigkeit angenommen ; desh alb
musste das P endel und der Metallstab seinen Weg fortsetzen und die
zweite Hälfte der S ch w i n gun g sba hn durchlauf en Dab ei nahm aber in
dem M a a s s e als sich di e Geschwindigkeit der B ew eg un g verzögerte
der Vorra th an Spannkraft wieder zu so dass das Quantum der Trieb
kraft am Ende der S ch w i ng u n g sba h n wieder ganz in Form von Spann
kraft vorhanden w a r
Nach dem Gesetze von der Erhaltung der Kraft soll nun f ür j edes
Quantum Spannkraft da s verschwindet ein genau g leiches Quantum
lebendiger Kraft
und umgekehrt wenn diese verschwindet ein g e
nau gleiches Quantum Spannkra ft entsteh en s o dass die Summe dieser
b eiden Grössen oder der g e s a m m te Kra ftvor ra th die totale Energie
sich gl ei chbl ei bt Bei den Versuchen mit dem Pen d cl w i e mit dem
Metallstab bemerkten wir j edoch dass dem Gesetze nicht mit voller
Strenge genügt werde Beim Verschwinden eines gewissen Quant ums
von Spannkra ft entsteht kein genau äquivalentes sonde rn ein etwas
ger ingeres Quantum lebendiger Kraft und umgekehrt s o dass auch die
Summe der b eid en Grössen nicht constant bleibt sondern schliesslich
gleich Null wird
I ch hatte Sie hinsichtlich der L ösung dieses Wider
Spruchs a u f S päter vertröstet indem ich bemerkte , wir würden das
Quantum der Kraft das b ei j eder Verwandlung von Sp annkraft in
lebendige Kraft und umgekehrt vernichtet zu werden scheint und das
endliche G e s a m m td efici t an Triebkraft verursacht a n e i n e m a n d e
ren O rt im Ra um e un d in an d e re r E r s ch e inu n g s fo rm
aber in u n v e r ä n d e r t e r Q u a n t i t ä t wiederfinden lernen J etzt
erkennen Sie nun deutlich dass da s f ür den m e o h a n i s c h e n E f f e c t
verloren gehende T ri ebk r a ftsq u a ntu m in Form einer genau ä qu i va l en
ten W ä r m e menge und an j enen Orten im Raume erhalten bleibt wo
sich die bewegten Massen an einander reib en gegen einander stossen
oder wo sie verbogen gepresst oder g ezerrt werden In der That es
erwärmt sich der schwingende Stab wo er sich biegt da s P endel w o
es au fgehängt i st sowie die L u ft an der sich die Massen reiben
J a j eder b ewegte Körp er würde sich in alle Ewigkeit mit seiner
einmal erlangten Geschwindigkeit in derselben Richtung fortbewegen
wenn diese Geschwindigkeit nicht durch die Reibung un d durch die
C z e r m a k S ch r i fte II
17
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25 8
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kleinen und grossen Stösse an den b enachbarten Körp ern allmählich
verzögert u nd vernichtet W ürde indem sie sich dab ei in Wärme ver
wandelt d h i n Geschwi ndigkeit oder Bewegung der unmessbar klei
nen M a ss enth ei l ch en die daher unmittelbar und a l s S o l e h e sin nlich
nicht wahrnehmbar sein kann Nur Ein ecl a ta nte s Beispiel Wenn ein
Eisenbahnzug der sich mit einer Geschwindigkeit von f ünf deutschen
Meilen in der Stunde fortb ewegt in die Nähe einer H altestelle gelangt
s o S p errt man de
so dass demselben keine neue
n H ahn zum Kolben
Triebkraft mehr zuge führt wird Dass der Zug nicht so fort darauf
stehen bleibt i st darin b egründet das s er noch Triebkra ft in Form von
erlangter Geschwi ndigkeit b esitzt Um ihn zum Stehen zu bringen
muss daher noch die Bremse angewendet werden
nun S prühen a l s
bald Rauch und Funken aus dem Rade a u f welches die Bremse
drückt und nun erst kommt der Zug zum Stillstand Wo durch ?
Einfach dadurch dass die ganze Geschwindigkeit welche der Zug b e
sitzt vermittelst der Bremse i n Geschwindigkeit der kleinsten Massen
th ei l ch en i n n e r h a l b der sich reibenden Metallstücke d h i n
ärm e
verwandelt wird ! A u f Kosten der Bewegung der ganzen Massen ist
eine äquivalente Menge Be w egung der kleinsten M a s s enth ei l ch en i n
n erh a l b des Eisens d e s Rades und der Bremse entstanden
die durch
die Bewegung des Zuges an einander geriebenen Massen hab en sich
e rh it zt !
i e S l ch die
Dieses Beispiel mag genügen um Ihnen zu zeigen
lebendige Kraft oder die erlangte Geschwindigkeit der bewegten gro
ben Massen fortwährend in Wärme verwandelt indem si e sich a u f die
kleinsten M a ss enth ei l ch en üb erträgt A ehn l i ch verliert die a bg esch os
sene Kugel allmählich ihre leb endige Kraft indem si e dieselbe den
Massen und M a s s enth ei l ch en m i tth ei l t welche si e a u f ihrem Wege
trifft
Nach all diesen T h a ts a ch en und bei dem neuen Lichte in dem Sie
Ihnen j etzt ers cheinen muss sich Ihnen wohl schon die Ahnung davon
aufdrängen dass die Begründung und Ausbildung der mechanischen
Wärmetheorie den grossartigsten Fortschritt der Naturwissenschaft i n
der Richtung nach j enem Ziele b ezeichnet : a l l e s G e s c h e b e n a l l e
Ve r än d erung e n in d e r Na t u r a u f B e w e g u ngsv o rg äng e
a l l e N a t u r k r ä f t e a u f di e e i n f a c h e n A n z i e h u n g s u n d
A b s t o s s u n g s k r ä f t e d e r Ur a t o m e u n d i h r e r C o m p l e x e
z urü ckzuführen
oder mit anderen Worten d i e g a n z e N a
tu r w i s s e n s ch a ft i n a n a l y t i s ch e M e c h a n i k z u v erw a n
d e l n Denn durch die Einsicht in d a s eigentliche Wesen der Wärme
und durch die K enn tni ss des mechanischen A equ i va l ents der Wärme
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pflanzen müssen ; denn j edes bewegte A eth era tom muss seine Bewe
gung nothwendig den Nachbaratomen m i tth ei l en J ede Gleichgewichts
stör ung wi rd demnach auch in und z wi schen die M ol ecül e und zuletzt
auch zwischen und in die chemischen Atome gelangen und es ist klar
dass in Folge dessen schlies slich auch die K örp era tom e und der enw ä g
bare Complexe die chemi schen Atome und die M ol e cül e in b estimmte
Bewegungen g era th en müssen Eb enso wird selbstverständlich auch
umgekehrt j ede Störung und Veränderung der räumlichen Stellung u nd
Anordnung der K örp er a tom e und ihrer Complexe nothwendig analoge
Bewegungen im A eth erm eer e hervorruf en
Die Bewegungen der kleinsten T h ei l ch en eines Körp ers seiner
Molec ule seiner chemischen Atome seiner Ur oder Körper und
A eth er a tom e sind e s nun welche die Wärme eines Körp ers ausmachen
Was ab er die Art der Bewegungen betrifft welche diese mini malen
T h ei l ch en eines erwärmten Körp ers ausf ühren , s o unterscheiden die
Ph y siker eine zweifache erstlich führt j edes Körper und j edes
A eth era tom innerhalb des Ortes im Raume wo es sich eb en b efindet
ungemein rasche zitternde Bewegungen aus ; zweitens ab er sind auch
die kleinen einheitlichen Grupp en die aus der Z usammensetzung der
Ura tom e hervorgehen die chemischen Atome und die ganzen Molec ule
in f ort w ährender verschiedenartiger Bewegung
die chemischen
Atome und die M ol ec ül e rotiren nämlich als kleine Ganze um ihre
Mittelpunkte und schiessen in geradlini gen oder kreis f örmigen Bahnen
umher Man hat sich demnach die chemischen Atome und die Atom
gruppen oder M ol ec ül e etwa w i e kleine aus zitternden T h ei l ch en ( Ur
atomen ) b estehende Weltkörper vorz ustellen welche um ihre Mittel
punkte rotiren und sich zugleich in geradlinigen oder kreisf örmigen
Bahnen w i e die Erde um die Sonne f ortschreitend bewegen wodurch
ihre Mittelpunkte s elbst neue Stellungen im Raume gegen einander er
halten
Und die Summe dieser in j edem M ol ec ül verschiedenen
ganz unregelmässigen und ungeordneten Bewegungen oder leben di gen
Kr a ftq u a n ti tä ten der bewegten M a s s enth ei l ch en ist nichts Anderes als
die j edesmalige im Körp er enthaltene ä r m e m e n g e
Diese Art der Anschauung gibt u n s eine interessante Betrachtung
an die Hand Man bezeichnet nämlich den Gefrierpunkt des Wassers
°
—
2
mit
und noch niedrigere Temperaturgrade mit
1
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w a s den I rrth u m ve anlassen könnte als ob das ge frierende Wasser
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oder die unter Null abgekühlten Körper gar keine Wärme mehr b e
s ä s s en
und als ob es ein b esonderes der Wärme entgegengesetztes
Käl te a g en s gäbe Gegen solche I rr th üm er und missverständliche A u f
f assungen sind w i r aber durch unsere Vorstellung von der mecha
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nischen Natur der Wärme gesichert
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261
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Sinken der Temp eratur be
deutet in Wirklichkeit gar nichts Anderes als eine Verminderung der
H e ftigkeit und Grösse j ener Bewegungen welche wir als das ei g ent
liche Wesen der Wärme erkannt haben Erst wenn diese Bewegungen
des Körpers völlig vernichtet und die Atome des Körp ers völlig zur
Ruhe gebracht wären erst dann wäre alle Wärme a u s dem Körp er
verschwunden erst dann hätte er den » ab soluten 0—Punkt« der Tem
r
a
e
tur erreicht Dieser Zustand i s t uns aber noch b ei keinem Körp er
p
bekannt geworden Es gi bt
dem Zusammenh ä nge de s A ether m eer es
zufolge
keinen absolu ten Ruhezustand der kleinsten unsichtb aren
Massenelemente der Materie Wir haben uns im G eg enthei l e v orz u
stellen dass die Atome und M ol ec ül e aller uns bekannten Körp er
allerdings in mehr oder weniger heftiger und ausgiebiger aber stets
doch i n Wärmebewegung begri ff en sind und ä rm eS p a nnk ra ft ( oder
latente S p eci fisch e Wärme ) b esitzen
Es wird diese Anschauung von Bewegungen die allenthalben im
el tr a u m e ohne j ede Unterbrechung stattfinden Ihnen a u f den ersten
Blick überraschend j a sonderbar erscheinen ; führt doch die u nm i ttel
bare sinnliche Wahrnehmung uns zu einem ganz anderen E rg ebni s s
Allein der Widerspruch i st nur ein scheinbarer Wir dürfen nämlich
nicht vergessen dass die b ewegten S toff th ei l ch en sowohl als auch die
von ihnen ausgehenden Bewe gungen und die von ihnen durchlaufenen
Bahnen u n m e s s b a r k l e i n sind und deshalb auch in ihrem G es a m m t
e ffecte o ft blos mittelbar
indem die K ör p erm a ssen durch Erwärmung
und Abkühlung in ganz b estimmter Weise ihren Umfang oder ihr Vo
lumen sowie ihr en Aggregatzustand erfahrungsgemäss ändern
nicht ab er unmittelbar wahrnehmbar sind So hab en wir z B den
f e s t e n A ggregatzustand der Körp er der dem P rincip e allgemeiner
Bewegung am entschiedensten zu Widersprechen scheint nunmehr da
hin zu i nterp r eti r en dass in ihm j edes M ol ecül eine ganz b estimmte
stabile Gleichgewichtslage einnimmt die es nicht a u f die Dauer zu
verlassen vermag dass es aber u m dieselbe herum kleine schwingende
Bewegungen aus f ühren kann bei denen es sich allerdings nach allen
Seiten nur wenig a u s der Gleichgewichtslage entfernt ; ebenso sind die
Rotati onsbewegungen die es um seinen Mittelpunkt ausführen kann
nur sehr beschränkt da da s bes timmte f este Ge füge namentlich der
Kry stalle darauf beruht dass die M ol ec ül e in ganz bestimmten Rich
tungen in verschiedener Stärke anziehend a u f einander wirken und aus
diesem Grunde eine ganz b estimmte f este O ri en ti run g und Stellung
im Raume und gegen einander zu erhalten streben Aber s o gering
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dies e B ewegungen auch sein mögen si e sind doch j edenf alls vorhanden
sie finden th a tsä ch li ch statt
E s haben uns diese B etrachtungen üb er die Allgemeinheit der B e
w eg un g en der minimalen T h ei l ch en von unserem eigentlichen Thema
das die Art der Bewegungen in den erwärmten Körp ern zum Gegen
st ä nde hat etwas abgef ührt I ch kehre nun zu demselben zurück um
Ihnen in weni gen Zügen die wichtigsten Momente der hierüber unter
den Ph y sikern herrschenden Anschauung vorzuf ühren
Die einem Körp er zuge führte bestimmte Wärmemenge oder Kraft
quantität S paltet sich in z w c i Theile der e i n e Theil erhöht die Tem
p er a tu r de s Körp ers und ist vermittelst des Thermometers w a h rn eh m
bar ; derselb e bewi rkt j ene Art der zitternden unregelmässigen Bewe
gung der k l e i n s t e n unmessbaren S toffth ei l ch en innerhalb des b e
stimmten Ortes im Raume der ihnen durch ihre Stellung in dem ganzen
A tom en com p l ex angewiesen ist Diese Art der Bewegung nennen wir
W ä r m e im engeren Sinne des Wortes
D er a n d e r e Theil der dem
Körper zugef ührten Wärmemenge oder Kr a ftq u a n ti tät wird hingegen
aufgewendet j ene Art der Bewegung zu b ewirken durch welche die
g a n z e n chemischen Atome und M ol ecül e oder Atomgruppen neue
Stellungen im Raume erhalten Dieser Theil geht für die Temp erat ur
erhöhung verloren er leistet dagegen grob mechani sche Arb eit in ner
halb d es erwärmten Körp ers weshalb man diese L ei stu hg i n n e r e
A r b c i t der Wärme nennt
Diese innere Arb eit b esteht darin dass di e M ol e cül e entgegen der
zwi schen ihnen herrschenden gegenseitigen Anziehungskraft der C c
ganz analog der mechani schen Arb eit welche
h ä si on oder A ffinität
wir leisten wenn w i r ein zu Boden gefallenes Gewicht emporheb en
a u s einan der ge ri ssen werden ; und genau s o wie das zum H eb en des G e
w i c h te s aufgewendete Kra ftq u a n tu m in Form von Spannkraft d e s g e
h ob en en Gewichtes erhalten bleibt ebenso bleibt d e r Theil der Wärme
welcher zur L eistung dieser inneren Arbeit des A u s ei n a n d er drä n g en s
der M ol ecül e aufgebraucht wird und als Wärme d h für das Thermo
meter verschwindet in Form von Sp annk raft der aus ihrer g eg en s ei
tigen Stellung herausgebrachten M ol ec ül e erhalten D enn wenn der
erwärmte Körp er sich wieder abkühlt d h wenn die geschilderten
Bewegungen allmählich an Geschwindigkeit verlieren s o fallen die
M ol ec ül e in ihre früheren Stellungen zurück und e s w i r d d a b c i
g e r a d e w i e d e r s o v i e l W ä r m e f r e i als vorher durch di e g e
leistete innere Arb eit verschwunden ist
Der Vergleich zwischen den b eiden Vorgängen der H ebung des
Gewichtes und der inneren Arbeit lässt sich aber nach TY N D ALL noch
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IX
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C h emi s ch e A ffinit ät , E l ektri ci tät, E l ekt ro M agneti smu s,
i nsgesammt gl ei chfall s Bewegungsformen
L i ch t
-
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Der Versuch bei welchem
die Wärme als eine Form der
Tri ebkraft kennen l ernten bestand w i e Sie sich erinnern darin dass
wir einer in einem fe stw a n di g en Gefässe eingeschlossenen Wasser
masse f ortwährend Wärme zuführten Die Folg e davon war dass die
Temp eratur des Wassers stieg und die M ol ec ül e desselb en aus ei n a n
der gedrängt wurden s o dass sein Volumen zunahm Durch diese
Volumenzunahme wurde in dem benützten App arat m e c h a n i s c h e
A r b e i t geleistet Die zuge führte Wärme hatte diese b eiden E ffecte
gleichzeitig b ewirkt Als sich nun aber da s Wasser a u f 1 00 erhitzt
hatte und in Damp f zu ver w andeln b egann hörte das Steigen der
Temp eratur a u f dagegen f uhr der Apparat f ort mechanische Arbeit
zu leisten und wir überz eugten uns dass die dem Wasser zuge f ührt e
Wärmemenge wel che als solche d h f ür das Ge f ühl und das Ther
m om eter verschwand in einer b estimmten mechanischen A r bei tsl ei
stung zur Erscheinung kam Wir sahen s o zu sagen wie die Wärme
ganz und gar sich in mechanische Triebkraft in Form von lebendiger
Kraft oder erlangter Geschwindigkeit umsetzte
Erinnern w i r uns nun a uf welche Weise und wodurch wir die
Wärme oder Triebkraft se lb st erzeugt hab en ; es war eine Spiritus
fl a m m e vermittelst welcher wir den Glasballon und seinen Inhalt
erwärmten Und wie war die S p i ri tu sfl a m m e entstan den ? Durch die
Verbrennung des Spiritus d h durch die Vereinigung seiner Bestand
theile der Kohlenstoff und Wassersto ffato me mit den S a u er stoffa to
men der Lu ft zu Kohlensäure ( 002 ) und Wasser (H 2 O ) eine Ver ei ni
gung welche durch die sogenannte A f f i n i t ä t oder c h e m i s c h e
V e r w a n d t s e h a f t s k r a f t bewirkt wird Das Wes en dieser Affinität
ab er haben wir ein Recht uns gleich falls als eine einfache mechanische
A n z i e h u n g s k r a f t zu denken die hier zwischen den chemischen
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Atomen genau s o wirkt w i e die C oh ä si on zwischen den M ol ec ül en
wie die Schwere zwischen den Massen oder Molen mit der a ll ei nl g en
Besonderheit dass si e eben nur a u f unmessbar kleine j a noch vi el
kleinere Entfernungen als selbst die C oh ä si on daf ür ab er auch mit
enormer Stärke th ä ti g i s t Und genau so w i e die Schwere des g eh ob e
nen Gewichtes vermag auch die Affinität die zwischen den getrennten
Wassersto ff und Kohlensto ff atomen einer und den Sauersto ff a tomen
andererseits b e steht Arb eit zu leisten ; denn f ür den Verstand bleibt
ob das Gewicht z u Boden fällt und
e s sich o ffenbar ganz gleich
daselbst f estgehalten wi rd oder ob die K ohl en s tofl und Sauersto ff
atome die Wassersto ff und Sauersto ffatome gegen einander stürzen
und schliesslich fest an einander haften Vom mechanischen Gesichts
punkte aus geschieht b eim chemischen Process und beim Fall g e
h oben er Massen wesentlich dasselbe
Indem das fallende Gewicht mit seiner erlangten Geschwindigkeit
am Boden ankommt bringt es eine mehr oder we ni ger mächtige E r
die sich th ei l s als S cha l l w ell enbew eg u n g durch
s ch ütteru n g hervor
die L uft for tp fla n zt th ei l s als Wärmeb e w egung in den an einander g e
Ganz denselben E ffect müssen w i r bei dem
s tos s en en Massen verbleibt
chemischen Vorgang der Verbrennung erwarten und in der That be ob
achten w i r auch hier Wärmeentwickelung und unter Umständen sogar
auch Schallerzeugung Sind die Wassersto ff und Kohlensto ff atome
des Spiritus und die Sauersto ffatome der L uft a u f einander lo s gestürzt
um sich zu Wasser ( H 2 0) und Kohlensäure ( C O g) zu vereinigen s o
sind die Atome und M ol e c ül e der neug ebildeten Verbr enn u n g S p r o du cte
natürlich in der he ftigsten unregelmässigen Bewegung d h in ärme
bewegung begri ffen und unmittelbar nach der Verbrennung erscheinen
die Verbrennun g S p r odu cte im gas förmigen Aggregatzustä nde und gl ü
hend heiss Die Affinität leistet also bei der Verbrennung eine Arbeit
i nt mechanischen Sinne die in Form von Wärme zum Vorschein kommt
und in der That auch nach dem mechanischen A equ i va l ent der Wärme
in F u S S p fun den b erechnet und a u sg e w er th et werden kann Sie erken
nen n u n auch w i e man von Spannkra ft oder p otentieller Energie der
chemischen Elemente oder Atome und ihrer Verbindungen
von
einem mechanischen A eq u i va l ent des Brennsto ff es S prechen kann
Wenn dann S päter di e Verbr ennu n g S p r o du c te allmählich sich a b
kühlen d h die lebendige Kraft oder Geschwindigkeit ihrer Atome
und M ol ec ül e a u f die Umgebung übertragen und abgegeben haben s o
finden wir in ihnen in der Kohlensäure und im Wasser noch dieselb en
Sauerst off Kohlensto ff und a s s er stofl a tom e wie früher und auch
die Affinität z w ischen ihnen i st unveränder t vorhanden nur dass sich
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j etzt ihre T häti gk ei t darau f beschränkt unter den neu g ru p p i rten Ato
men di e innigste festeste Verbindung aufrecht zu halten j eder Tren
nung derselb en zu wi derstreben ohne irgend eine Veränderung sei es
Arb eit oder Wärme hervorbringen zu können
gerade so wie die
C oh ä si on eines entspannten elastischen Körp ers nur mehr die M ol ec ül e
desselben in ihrer Anordnung und Gleichgewichtslage i mRaume fest
hält und wie die Schwere das zu Boden gefallene Gewicht mit der
Erde in Berührung erhält und seiner H ebung widerstrebt ohne dass da
g egen dor t die C oh ä si on hier die Schwere sonst irgend eine Verän de
rung hervorzubringen vermöchte Und gleichwie f erner ein Quantum
einer fremden Triebkraft au fgewendet werden muss um das Gewicht
zu heb en den elastischen Körp er zu S p annen wenn Sch wer e und C c
h ä si on wieder a l s Triebkra ft wirksam werden sollen eb enso kann den
Sauersto ff Was sersto ff und Kohlensto ffatomen die verlorene A rbei ts
kraft nur dadurch wiedergegeben werden dass w i r die als Verbr en
n u n g S p r o du ct e a u s ihnen neuentstandenen Ve rbindungen die Kohlen
säure und das Wasser zerlegen d h ihre Elemente entgegen d er
unter ihnen herrschenden Affinität wieder von einander trennen aus
einander reissen was im mechanischen Sinne genau dasselb e ist w i e
die H ebung des Gewichtes oder die Veränderung d er unmessbar klei
nen Zwischenräume zwischen den in ihrer Gleichgewichtslage b efin d
lichen M ol ec ül en des elastischen Körp ers Wir werden also in unserem
Falle eine entsprechende Menge fremder Tri ebkraft aufwenden müssen
welche den Widerstand der Affinität zu üb erwinden und die f esten
chemischen Verbindungen der Kohlensäure und des Wassers zu zer
legen vermag
I ch sagte Ih nen dass die Affinität welche die chemischen Ver
bindungen der Atome b estimmt dab ei leb endige Kraft in Form von
Wärme entwickelt deren Quantität sich durch Wärmeeinheiten a u s
drücken lässt welche nach dem mechanischen A eq u i va l ent als Kilo
m
m
m
e
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b
erechnet
werden
können
So
lange
die
chemische
e
ra
t
g
Reaction der Körp er noch nicht b egonnen hat i s t die Kr a ftq u a nti tä t
ganz »p otentiell« ; si e wird »a ctu ell « d h leb endige Kraft oder Wärme
sowie die chemische Reaction b eginnt und i s t ganz in Wärme u m ge
setzt wenn endlich die neuen Verbindungen geschlossen und herge
stellt sind Die Erfahrung zeigt nun dass d i e d u r c h e i n e n u n d
d en s e lb en ch e m is ch e n V o rg an g z u S t an de k o mm en d e
t o tal e W ärm em en g e ab s o lut c o n s t ant b l e ib t
So entwickeln sich nach genauen Messungen bei Verbrennung eines
Kilogramm Wassersto ff zu Wasser
Wärmeeinheiten oder G alo
ri een
Diese enorme Wärmemenge i st das A equ i va l ent der verrichteten
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2 68
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a u ra u f a s s u n
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.
sehen also dass bei j eder reinen Verbrennung i e Vereinigung eines
bestimmten Kohl en s toffqu a n tu m s mit einem bestimmten S a uer stoffqu a n
tum eine bestimmte constante Wärmemenge erzeugt wird einerlei ob
die Verbrennung a u f e inmal od er absatzweise geschieht
Wie Sie lei cht erra th en wird zum entgegengesetzten Vorgä nge
zur gewaltsamen Zerlegung oder Trennung der entstandenen Verb in
dungen wieder ein gleich grosser Aufwand von Triebkraft n öthi g
sein es werden damit eine Trennung der Kohlensto ff und Sauersto ff
atome zu Stande kommen könne 8080 C a l ori een aufgewendet werden
müssen ; nur dadurch vermögen wir die g an z e Quantität Triebkraft in
Form von chemischer Spannkraft wieder herzustellen
Bei verwickelten chemischen Pr oc ess en kommt nun in der That
b e i d e s z u g l e i c h vor E inerseits werden chemi sche Verbindungen
gelöst d h a u f Kosten von ärme chemische Sp annkraft a u fg eS p ei
chert ; andererseits neue Verbindun gen f e st geschlossen d h a u f
Kosten chemischer Spannkraft chemische Arbeit geleistet also Wärme
oder lebendige Kraft erzeugt
Die chemischen Umwandlungen w i e si e uns in der Natur ent
gegentreten erscheinen unendlich mannig faltig und es i st schwer
eine klare Ueb er si ch t üb er sie zu gewinnen ; ab er gerade in der Rich
tung a u f die es hier allein ankommt kann man si e mit Entschieden
heit in zwei grosse Grupp en trennen : in solche nämlich bei denen
Wärme L icht mechanische Bewegung E l a sti ci tä t oder mehrere von
ihnen gleichzeitig g e w o n n e n und in solche b ei denen die g en a nn
ten Bewegungen oder leb endigen Kräfte v e r n i c h t e t werden Daher
erklärt es sich auch dass bei der Bildung einer b estimmten Quantität
Kohlensäure ( C O? ) nicht allemal dieselbe Wärmemenge frei wird son
dern j e na ch Um ständen mehr oder weni ger Denn lassen wir z B
durch V erbrennung von 30 Gramm Zucker mit 32 Gramm S a u erstofl
4 4 Gramm Kohlensäure entstehen s o gehen zugleich die Sauersto ff
atome des Kohleh y drates mit d em Wassersto ff eine innigere chemische
Verbindung ei n und es werden dab ei m e h r Wärmeeinheiten erzeugt
als wenn die 4 4 Gramm Kohlensäure durch Oxy dation von freiem Koh
l en stoff hergestellt worden wären In d er That erzeugte F R ANK L AN D
durch Verbrennung von 1 2 Gramm freien reinen Kohlensto ff nur 9 6
C a l ori een während die Verbrennung von 1 2 Gramm Kohlensto ff die
in 30 Gramm Zu cker enthalten waren 9 8 C a l ori een ergaben
Von hohem Interesse ist ferner Folgendes Betrachten wir das
Wa sser und seine Z erlegung Wasser besteht wie Sie wissen aus einer
f esten Verbindung von 2 Atomen Wassersto ff und 1 Atom S auersto ff
Führen wir dem flüssigen Wasser Wärme zu s o nimmt es bald den
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B ew egu ng s form en
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269
Aggregatzustand an ; die a s s er m o l e c ü l e aller Bande der
C oh ä si on ledig fahren he ftig durch e inander während zugleich inner
halb der M ol ecül e die die selben zusam m ensetzenden Wassersto ff und
Sauersto ff a t o m e gleich falls in he ftiger unregelmässiger zitternder
Bewegung begriffen sind ohne j edoch den Bereich der a ss erm ol ec ül e
verlassen zu können ; denn noch hält die Affinität die Wassersto ff und
S auersto ffatome trotz ihrer ä rm e os ci l l a ti on als a ss er m ol ec ül e z u
Indem wir aber fortfahren das Wassergas zu erhitzen und
s a m m en
die lebendige Kraft der Atomb ewegungen zu steigern tritt erfa h run g s
°
0
1
0
gemäss ein Temp eraturgrad ein b ei welchem ähnlich w i e bei
die M o l e c u l a r a n zi ehu n g endlich auch die Anziehung zwischen den
chemischen A t o m e n d h di e chemische Affinität oder Verwandt
überwunden wird und die Wassersto ff und Sauersto ff
s ch a ftsk r a ft
atome frei durch einander fliegen Man sagt dann die Wärme hab e
gas förmiges Wasser in ein G a s g em enge von frei durch einander fli eg en
den Sauersto ff und Wassersto ffatomen » di s s oci i rt« und nennt diesen
merkwürdigen Vorgang mit S T C L AI R E D E V I LL E » D i s s o c i a t i o n m
Sie lernen somit die sonderbare T h a ts a ch e kennen dass die Wärme
welche b ei der H erstellung chemisch er V e r b i n d u n g e n durch Um
wandlung chemischer Spannkraft in lebendige Kraft e n t s t e h t auch
wieder di e chemis chen Verbindungen sprengen die chemische Ver
w a n dts ch a ftsk r a ft oder Affinität in Spannkra ft verwandeln kann
Um
diese Arbeit zu leisten die Trennung der vereinigten Atome h erbei z u
führen v e r s c h w i n d e t natürlich genau s o viel Wärme a l s s o l c h e
als b ei der Wiederherstellung der di s s oci i r ten chemischen Verbindungen
e n t s t e h e n würde
Und die a u f diese Weise in Form von chemischer
Spannkraft wiederhergestellte Triebkra ft der Wassersto ff und Sauer
s to ffa tom e würde S ogleich wieder in Wärme umgesetzt
sowie wir die
Wiederherstellung der di ss ocii rten a s s er m ol ec ül e gestatteten indem
w i r auf hörten
durch fortgesetzte Wärmezufuhr den hohen Temp era
tu r gra d b ei dem di e b eschrieb ene Dissociation eintri tt
constant zu
erhalten
Fast scheint es übrigens als wenn auch dort wo die Wärme che
mische Verbindungen veranlasst sie zunächst di s soci i r en d wirkt Was
s er s toff g a s und Sauersto ffgas können z B im
a s s erbi l dun g s v er h ä l t
niss gemengt unverändert und ohne zu Wasser zu werden f ortbestehen
wenn sie nicht wenigstens th ei l w ei s e durch einen Funken oder einen
glühenden Platindraht erhitzt werden wobei die S a u er stoffm ol ec ül e
sich S palten Die M ol e cül e d es Sauersto ffs hat man sich nämlich s o
wohl nach den L ehren der Chemie als nach den aus der mechanischen
Wärmetheorie von C L AUS I US hergeleiteten Folgerungen z w e i a t o m i g
g a s i g en
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270
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gebaut zu denken d h j edes S a u er stoffm ol ec ül besteht aus der Zu
s a mm en or dn u n g zweier Sauersto ff atome zu ei n em einheitlichen Ganzen
Einem S a u er stoffm ol e c ül So sieht man denn so fort ein dass z u
nächst eine Dissoc iati on der beiden Sauersto ffatome eines Sauersto ff
m ol ec ül s stattfinden muss bevor Wasser d h die Verbindun
von
g
2 Wassersto ff atomen mit 1 S a u er s tofia tom sich bilden kann ; das s und
w i e f erner üb erhaupt Wärme oder eine andere M ol ec u l a rb ew eg u n g
welche bei der H erstellung f ester chemischer Verbindungen entsteht
und dieselben auch wieder zerstört zugleich eine der B e d i n g u n g e n
sein kann damit chemische Verbindungen zu Stande kommen
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Eine analog der chemischen Affinität und Wärme in Form von
M ol ec u l a rb ew egu n g au ftretende Triebkra ft bieten die e l e k t r i s c h e n
S t r ö m e dar deren Wirkung Ihnen Allen aus der D A vr sch en Ent
deckung b ekannt ist Wasser in seine Elemente zu zerlegen indem
man es mit den b eiden P olen einer elektrischen Batterie in Verbindung
bringt Es gehören nun die elektrischen Ströme zwar zu einer Gr u pp e
von Naturerscheinungen die durch gewisse Bewegungen und i rk u n
gen der A eth er a tom e bedingt sind also der T h ei l ch en j enes b e s on dern
unwägbaren Fluidums von dessen eigentlichem Wesen man sich noch
immer keine recht anschauliche Vorstellung machen kann glücklicher
weise i st es nichtsdestoweniger vollkommen gelungen auch die Rolle
welche di e E l ek tri c i tä t b ei der Wechselwirkung der Naturkrä fte S pielt
in widerspruchslosem Einklang mit der Allgemeingültigkeit des G e
s etz e s von der Erhaltung der Kra ft zu finden
Es hat sich nämlich
herau s gestellt dass die Arbeit welche die elektrischen Ströme als
eine neue Art oder Form von Triebkra ft zu leisten im Stande sind
th a ts ä c hli ch genau äquivalent s ei der Trieb oder Arbeitskra ft
die
au fgewendet werden muss um die elektrischen Ströme selbst zu er
zeugen ! Und mehr brauchen wir vorläufig nicht zu wi ssen inso fern e s
sich für uns blos darum handelt das Gesetz von der Erhaltung der
Kraft in seinem eigentlichen Sinne und in seiner Allgemeingülti gkeit
zu erfassen
Sehen wir genauer zu w i e die elektrischen Ströme welche u n s in
dem Wasserzersetzungsapparate arb eits f ähige Affinität d h chemi
sche Triebkraft wiederherstellen selb st zu Stande kommen Bekannt
lich entstehen si e in einer sogenannten Batterie welche aus el ek tri
schen Elementen
einer Combination von Zink Platin und verdünnter
Schwe f elsäure ( H 2 S O 4 ) zusammengesetzt i st I ch werde vor Ihren
Augen ein solches elektrisches Element auf bauen
Sie sehen hier
ein Glas ich f ülle es mit verdünnter Schwe felsäure und versenke eine
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27 2
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ffa s su n g
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beträgt b et rä gt si e j et zt nu r etw a 30; die 6 4 C a l ori een welche
f ehlen und scheinbar verschwunden sind si nd aufgewendet worden
um die chemische Arbeit der a s s erz er s etz u n g zu leisten d h che
mische Spannk raft herzustellen deren Quantität gerade ausreicht u m
b ei der Verbrennun g oder Wiedervereinigung der getrennten S gu er
sto ff u n d Wassersto ffmengen genau 6 4 C a l ori een oder Wärmeeinheiten
zu erz eugen
Während arbeits f ähige Affinität in den Elementen der Batterie
aufgewendet wird und verschwindet wird im a s s erz er s etzu n g sa p p a
rat arb eits f ähige Affinität wieder hergestellt Der elektrische Strom ist
gleichsam nur der Vermittler oder Träger der die chemische A rbei ts
kraft der G A L V A N I s ch en Elemente a u f da s Wasser im Z er s etzun g s
app arat hi n überl ei tet und zweierlei Arb eitsleis tungen Wärme und
chemische Spannkraft hervorbringen lässt deren Summe in C a l ori een
ausgedrückt genau äquivalent ist der Wärmemenge welche die in den
Elementen der Batterie aufgewendete chemische Arb eitskraft zu erz eu
gen vermag
So sehen Sie denn auch hier verloren gegangene Arb eitskraft wie
der herge stellt ; aber wie in allen früheren Fällen nur indem ein be
s ti m m te s Quantum einer anderen disp oniblen Arb eitskra ft au fgewendet
und dadurch dem Gesetze von der Erhaltung der Kraft vollkommen
genügt wurde
Wir hab en in diesem Falle Affinität in F orm von Sp annkraft durch
Affinität in Form von leb endiger Kraft unter Verwendung des el ek tri
schen Stromes erzeugt
Dass bei dieser Umwandlung dem Gesetze
von der Erhaltung der Kraft vollkommen genügt wird erkannten w i r
a l s wir di e n eb enb ei erzeugte
ä r m e m en g e mit in Rechnung brach
ten gerade so wie w i r die strenge Gültigkeit des Gesetzes von der E r
haltung der Kraft b ei den Bewegungserscheinungen b ewegter Massen
beim schwingenden P endel u n d M eta ll sta b erst dann erkannten a l s
w i r die durch Reibung und Stoss Pressung und Dehnung dabei frei
werdenden Wärmemengen b erücksichtigten
Wir können gleich hier die wi chtige B emerkung einschalten
welche w i r S päter noch ganz allgemein bestätigt und gültig finden wer
den dass b ei j eder Umwandlung von Sp annkraft in leb endige Kraft
und umgekehrt stets ein Theil des vorhandenen Kr a ftvorra th es in
Wärme verwandelt wird und für das Quantum der Arbeitsleistung i n
d e r z u e r z i e l e n d e n F o r m verloren geht welche daher immer
um j ene Anzahl C a l ori e en kleiner aus fallen muss als die a u fg ew en
dete Triebkraft
Vertauschen w i r nun den Wasserzersetzungsapparat und dessen
l ori een
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273
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c h e m i s c h e L eistung mit einem E l e k t r o m a g n e t der Gewichte zu
heb en m e c h a n i s c h e A r b c i t zu leisten im Stande ist und lassen
w rr Wi eder die Batterie so lange in Gang bis sich 5 A eq u i va l ent Zink
in derselben gelöst haben Mit diesem selb en Quantum von verbrauch
ter chemischer Triebkra ft wird unter den neuen Umständen unter Ver
mi ttelung desselben elektrischen Stromes abermals eine dopp elte
Arbeit geleistet : ein Quantum Wärme und ein Quantum mechani scher
9 4 C a l ori e en Die
Arbeit Die Summe b eider Quantitäten i s t wi eder
wirklich entwickelte Wärmemenge b eträgt a bermals weni ger als 9 4
C a l ori een ; was daran f ehlt entspricht aber genau dem in
ä rm eei n
h ei ten ausgedrückten mechanischen A rbei ts qu a n tu m durch den Elektro
magneten ! Dem Gesetz von der Erhaltung der Kraft wird vollkommen
genügt trotzdem der elektri sche Strom selb st und das neue Agens
durch welches er die m e c h a n i s c h e Arb eit der H ebung eines G e
w i c h te s geleistet hat
der Magnetismus
ins Spiel kamen
Abgesehen von dem merkwürdigen Umst ä nde dass di e el ek tri
schen und magnetischen Erscheinungen f ast wie etwas Immaterielles
zum Vorschein kommen und sich doch am Zustandekommen der ma
t eri el l en Vorgänge b eth ei li g en lernen w i r aus den letzten Versuchen
die wichtige T h a tsa ch e kennen : dass e s bei g l e i c h e m Aufw ä nde an
chemischer Triebkraft in Form von Spannkraft genügt die Natur und
Anordnung der B es ta n dth eil e des Apparates
welcher b esti mmt i s t
die potentielle Energie der 5 A eq u i v a l en t Zink in actuelle umzusetzen
zu verändern um als E rg ebni s s j enes Aufwandes bald eine Wärme
menge allein bald einen elektr ischen Strom und Wärme bald unter
Ver m i ttel un g d es elektrischen Stromes Wärm e und zugleich chemische
Z er s etzu n g s a rbei t oder ab er w i e b eim Gebrauch des E l ek tr om a gn ets
Wärme und zugleich mechanische Arbeit zu erhalten
Wir erfahren hi er neuerdings in unzweifelhafter Weise dass die
w i rk u n g s f ähi g en Naturkräfte in einer ei g en th üm l i ch en
e ch s el b ez i e
hung stehen und durch einander hervorgeruf en oder in einander ver
wandelt werden können j e nach der Anordnung und Beschaff enheit
der App arate die wir hierzu anwenden Wir erfahren ab er zu gleicher
Zeit dass dab ei stets ein strenges gegenseitiges A eq u i va l en z v erh ä l t
niss herrsche Diese Wechselbeziehung nennt man die T r a n s f o r
m a t i o n d e r N a t u r k r ä f t e und ihr wollen wir in der nächsten Vor
lesung eine eingehende Betrachtung widmen
H eute s ei nur noch mit wenigen Wor ten des L i c h t e s Erwähnung
g eth a n in dem wir ebenf alls eine Form der T ri ebkraf t oder a rb ei ts
f ähigen Naturkra ft anzuerkennen j a im eigentlichen Sinne die Quelle
a l l e r anderen zu suchen haben
H at die Auseinandersetzung des
C z e r m a k S c h ri fte I I
18
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2 74
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Kreislauf s
der Sto ff e in den drei Naturreichen uns gelehrt dass die
Pflanze den Sauersto ff aus seinen festen chemischen Verbi ndungen
namentlich mit dem Kohlensto ff h er a u sr ei s s t un d be freit um aus ein
f achem h o ch ox y di r tem rein unorganischem S toffm a ter i a l v erbr enn l i ch e
organ ische Sub stanzen von h och c om p l i ci rter minder fester Zusammen
setzung zu erzeugen ; so drängt sich nothwendig die Frage a u f Woher
nimmt die Pflanze die n öthi g e Kraft um diese innere Arbeit zu leisten ?
Nun die moderne Naturwissenschaft erth ei l t darauf die bestimmte
Antwort : die Pflanze schöp ft diese Kraft a u s dem S o n n e n s t r a h l
dessen Kr a fti nten si tä t bekanntlich s o gross ist dass seine S ch wi n g u n
gen 30000 Kilometer in der Secunde durchlaufen ! Und wenn ein
solcher Einfluss des Lichtes a u f die Pfla n z en th äti gk ei t vor wenigen
Dec enni en noch völli g unverständlich gewesen wäre ; s o verlie rt er
heute alles R äth s el h a fte sobald S i e erwägen dass der chemische Vor
gang in der P flanze ganz und gar a u f Bewegungen b eruht dass das
L icht gleich falls durch Schwingungen der A eth er a tom e b edingt ist dass
aber nach allen Erfahrungen die wir bisher gemacht der U ebergang
welch immer einer Bewegungs form in eine andere ein Charakterzug ist
der allen Naturkräften gemeinsam zukommt Wenn Sie s omit erfahren
dass die langsameren Lichtschwingungen zu denen da s Roth gehört
die Blätter grün f ärb en und mit Hilfe der Blattgrün—Kügelchen dann die
Kohlensäure der L uft in Kohle und Sauersto ff zerlegen ; so kann Sie
da s nicht mehr b e fremden als wenn Sie gesehen hab en wi e die mole
c u l a r en Wärmebewegungen zu chemischen Zersetzungen und Verbin
dungen ge führt hab en Selbstverständlich; kann auch von einem Ver
schwind en der leb endigen Kra ft d es Sonnenstrahls in der Pflanze nicht
die Rede sein ; sie wird in ihr nur zur Sp annkra ft die unter b estimmten
Verhältnissen wieder in lebendige Kraft wenn auch unter anderer Form
übergehen kann »Die Arb eitskra ft die in der Kohle ruht ist fixi r te
Arb eitskraft der Son nenstrahlen ; man hat b erechnet dass j edes Stück
Kohle beim Verbrennen so Viel Kraft frei macht um sein eigenes G e
wicht der Schwere e ntgegen 4 00 Meilen hoch empor zu schleudern «
Die vom Sonnenstrahl in die Kohle abgelagerte Spannkra ft tritt somit
als Wärme als mechanische Arb eitskra ft wieder hervor
An Er fahrungen dass auch umgekehrt A ffini tä ts und Wärme
b ewegungen in Lichtschwingungen üb ergehen fehlt es gleich falls
nicht Das L euchten unserer G a s und Kerz en—Flammen , die L icht
erscheinungen b ei I n s ec ten und Fischen bei der langsamen Oxy da
tion des Phosphor si e sind i n sg esa m m t e b enso viele Zeugnisse für
diese Umwandlung
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geleisteter Arbeit in F u S S p fun d en oder Ki l og r a m m m etern und wir er
kannten dass w i r damit zugleich ein exactes und ganz allgemeines
Maass f ür ein bestimmtes Quantum mechanischer Triebkraft erhalten
hatten welches irgendwo und irgendwie in Form von Spannkraft oder
leb endiger Kraft als G e sa m m tvor ra th von Triebkraft oder totale E ner
gie vorhanden oder disponibel ist
Für das S p a nnk ra ftsqu a ntu m
ergab sich die Formel : P h
M g o h ; für dasselb e Quantum in Form
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von lebendiger Kraft hingegen die F ormel :
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und der eigentli che
Sinn d es Gesetz es von der Erhaltung der Kraft erschloss sich uns da
hin dass nach demselben die Sum me von Spannkraft und lebendiger
Kraft oder die totale Energie eine durch das ganze Universum con
stante und sich gleichbleib ende Grösse sein sollte indem für j edes
Quantum von Spannkraft das verschwindet ein genau äquivalentes
Quantum lebendiger Kraft entsteht und umgekehrt dass mit einem
Worte nicht nur die Kraft wie der Sto ff sondern auch die Kra ftlei s tung
oder das Quantum der geleisteten Arbeit u n er s ch a ffba r und u n verni cht
bar s ei und somit in unveränderter Quantität im N a tu rg a nz en erhalten
bleibe
Die von uns untersuchten concreten Fälle aus dem Gebiete der
m
b
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e ch a n i s ch en Erscheinungen schienen j edoch der strengen und
g
allgemeinen Gültigkeit und H errschaft des Gesetz es von der Erhaltung
der Kraft zu widersprechen und ich musste Sie mit der Aussicht a u f
eine S p ätere b efr iedigend e L ösung di eser scheinbaren Widersprüche
verweisen Sie wissen bereits dass diese Aussicht keine trügerische
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Indem wir die W ä r m e als eine Art der mech anischen Triebkraft
nämlich a l s lebendige Kraft d h als erlangte Geschwindigkeit der
kleinsten M a s s en th ei l ch en kennen lernten und als sich uns im Z u s a m
m en h a n g e hiermit das Ver stä n dn i s s der mechanischen oder d n a m i
y
schen Wärmetheorie und die Einsicht in das eigentliche Wesen u nd die
Natur der Wärme a l s einer Art der Bewegung erschloss
da ging uns
mit einem Male die grossartige E rk enntni s s a u f d a s s d e r B e g r i f f
u n d d a s Ma a s s de r m e ch ani s ch e n Arb e it d e r B e g r iff
u nd d a s M a a s s d e r m e c h a n i s c h e n T r i e b
o d e r A rb ei ts
k r a ft i n F o r m v o n p o t en ti e ll e r u n d a c tu e l l er E n e r g i e
o d e r v o n S p a n n k r a f t u n d l e b e n di g e r K r a f t a u f a l l e
N a tu r p r o c e s s e u n d
a n
N
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u
r
k
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ä
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ei tsfäh i g e n
f
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w en db a r i s t u n d d a s G e s e t z v o n d er E r h altun g d e r
Kr a ft t r a t in s e i n e r B e d e ut un g u n d s tr e n g e n A l l g e
m e i n g ü l ti g k e i t i m m e r d e u t l i c h e r u n d s c h ä r f e r h e r v o r
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B e w egun g s fo rm en
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277
.
Auch das L i c h t und die c h e m i s c h e n P r o c e s s e konnten w i r
nun in den Krei s der mechanischen Naturanschauung ziehen und mit
der M a a s s ei nh ei t der Calorie und des Ki l ogr a m m m eter s messen
Ja
selbst die e l e k t r i s c h e n und m a g n e t i s c h e n E r sch ei nu n g en deren
Natur und eigentliches Wesen vorläufig noch in ein undurchdringliches
Dunkel gehüllt bleibt fügten sich als arb eits f ähige Naturkräfte dem
grossen Gesetze der Tran s formation A eq u i va l en z und Erhaltung der
Kraft
E s wird nunmehr lehrreich und angenehm sein die von uns a u f
dem ski z z i rten Wege d er Untersuchung gesammelten Erfahrungen über
die Formen der Trieb oder Arbeitskraft rasch zu r ec a p i tu l i r en
Ein b estimmtes Quantum von Trieb oder Arbeitskraft lernten w i r
in folgenden Formen oder Modalitäten kennen :
1 ) ein gehobenes Gewicht indem es f ällt oder fallen kann
Hier
ist es die S c h w e r e oder Gravitation d h die allgemeine Anziehung
d er p on d er a bl en Massen oder M olen welche ins Spiel kommt ;
2 ) ein gesp annter elastischer Körp er i n d em er sich entspannt oder
entspannen ka nn Hier wirkt die C o h ä s i o n d h die A nz i ehu n g s
und A b stoss u ng sk r a ft welche zwischen den M ol ec ül en der f esten und
flüssigen Aggregate th ä ti g ist ;
3 ) getrennte chemische Atome indem si e sich durch die A f f i n i
t ä t oder Verw a n dts ch a ftsk r a ft f est verbinden
Die genannten drei Formen der Triebkra ft sind im G e sa mm tk r a ft
v orra th der Natur als S p a n n k r ä f t e vorhanden
4 ) Die erlangte G e s e h w i n d i g k e i t b ewegter p on d era bl er Mas
sen indem sich dieselbe verzögert ;
5 ) W ä r m e d h die erlangte Geschwindigkeit der unregelmässig
bewegten unmessbar kleinen M ol e c ül e und Atome in de m die Wärme
a l s s o l c h e d h die Wärmeb ewegung verschwindet ;
6 ) L i c h t d h die erlangte Geschwindigkeit der in regelmässig
fortschreitender Wellenbewegung b egri ffenen A e th era tom e indem das
L icht oder die regelmässige A eth erw el l e als solche verschwindet
Die drei zuletzt genannten Formen von disponibler Triebkraft fin
den sich im G es a m m tvorr a th der Natur als die unmittelbare Wirkung
d er in l e b e n d i g e K r a f t oder actuelle Energie »umgesetzten« ä q u i
v a l en ten S p a nnk r a fts m en g en von Schwere C oh ä si on oder Affinität
7 ) Endlich sind noch e l e k t r i s c h e S t r ö m e und e l e k t r o m a
g n e t i s c h e W i r k u n g e n Erscheinungs f ormen bestimmter Quantitäten
der Triebkraft inso fern als unter ihrer Verm i ttel u n g äquivalente Ar
b ei tsm en g en geleistet und zu ihrer Unterhaltung mechanische chemi
sche oder thermische Kräfte verbraucht werden Wir wissen zwar
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278
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nic ht was eine gewisse Menge E l ek tri ci tät ist und haben daher auch
keinen Ausdruck für ihr directes A eq u i va l enzv erh äl tni s s zu den a n
deren Kräften allein es gilt wie ich im j üngsten Vortrage gezeigt
habe nichtsdestoweniger in aller Strenge da s Gesetz von der E rba l
tung der Kraft auch f ür alle Wirkungen und Arbeitsleistungen die
unter der r äth s el h a ften Verm i ttel un g des el ektrischen Stromes zu
Stande kommen
Die eb en gegeb ene Uebersi ch t üb er die Erscheinungs formen der
1m N a tu rg a nz en th ä ti g en Kräfte erinnert uns daran :
1 ) dass sich die w i r k u n g sfä hi g e Trieb oder Arb eitskraft in a l l e n
Fällen e r s e h ö p f t
und zwar genau in dem M a a s s e a l s si e die Ar
b eit wirklich leistet ; und
2 ) dass s i e wieder hergestellt werden kann aber immer n u r u n
t e r d e r B e d i n g u n g dass eine b estimmte Menge einer anderen
Triebkraft dazu aufgewendet wird gleichgültig welcher Art und Natur
diese andere fremde Triebkraft auch sein mag
Diese Möglichkeit der Wiederherstellung einer verloren g eg a n g e
nen Triebkra ft durch Au f wendung einer anderen b eruht a u f der soge
nannten T r a n s f o r m a t i o n d e r N a t u r k r ä f t e a u f dem Verm ögen
derselben gegenseitig in einander überzugehen
Sie lernten bereits
der Erfahrungen viele f ür diese T ha tsa ch e kennen ich will si e Ihnen
j etzt durch noch eine Reihe von Beispielen ad ocu l os d em on stri r en
I ch habe hier ein gehob enes Gewicht das fallen kann also ein
Quantu m disp onibler m e e h a n i gs c h e r T r i e b k r a f t in Form von
Sp annkra ft Fällt das Gewicht wirkt die Schwere als leb endige Kraft
s o entsteht B e w e g u n g und das Gewicht hat am Ende des Fallraumes
eine bes timmte G e s c h w i n d i g k c i t ein b estimmtes Quantum leb en
diger Kraft erlangt L asse ich eine Feder gegen die Rolle drücken
s o kommt das Gewicht a m Ende d e s Fallraumes o h n e merkliche G e
s ch wi n di g k ei t an ; dagegen hat sich in Folge der Reibung eine ä q u i va
lente Wärmemenge entwickelt
Benütze ich die Triebkraft d es f allenden Gewichtes um diese
magneto elektri sche Maschine zu treiben so erhalte ich c l e k t r i s c h e
S t r ö m e unter Ver m i ttel un g d es Magnetismus
Genau dieselb en w i rk u n g sfä hi g en Kra ftform en der Wärm e und der
elektrischen Ströme kann ich auch durch Aufwendung eines Quantums
irgend einer anderen mechanischen Triebkra ft z B einer gespannten
Feder oder der erlangten G eschwindigkeit bewegter Massen disponibel
machen Kurz mechanische Kraft gibt Geschwindigkeit bewegter
Massen Wärme un d elektri sche Ströme
Die W ä r m e wieder kann sich in mechanische Kra ft ( Damp f
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2 80
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wie di es a prio ri ni cht anders erwartet werden konnte
auch f ür die
Vorgänge in der o r g a n i s c h e n N a t u r Was den Sto ff b etri fl t hat
m ein früherer Vortrag über den Kreislauf desselben in den drei Natur
reichen Sie wohl genügend von seiner Unveränderlichkeit überzeugt ;
von der Kraft und ihrem Gesetze der Erhaltung sei von mir heute nur
im Allgemeinen der unter den Ph y siologen zu r Zeit herrschenden A n
s ch a u u n g erwähnt ;
Die Pflanz en wird allgemein gelehrt entnehmen die Triebkraft
in Form von lebendiger Kraft der Sonnenstrahlung ; ohne äussere Ar
beit zu leisten verschlucken sie die Sonnenstrahlen leisten vorzugs
weise inner e Arbeit indem S ie in den grüne n Pfla n z en th ei l en chemische
Z ersetzung herbeif ühren wob ei die lebendige Kraft in Sp annkraft um
gewandelt wir d ; di e Thiere ihrerseits nehmen in den v erbr enn l i ch en
organischen Substanzen Span nkraft a u f und verwandeln si e in leben
di ge Kra ft in der Modalität der Wärme C ontr a cti l i tä t und N eu ri li tät
In unseren Organi smen i n s g es a m m t hab en w i r somit keine K r a f t
e r z e u g e r sondern blos T r a n s f o r m a t i o n s a p p a r a t e
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I ch darf Sie nunmehr wohl daran eri nnern dass wir schon l n ei ner
der ersten Vorlesungen an die nachgewiesene Unveränderlichkeit und
Unzerstörbarkeit d e s elementaren Sto ff es eine Reihe von raschen
Schluss folgerungen geknüp ft hatten welche in dem Satz e gip f elten
dass e s da s Endziel der modernen mechanischen Naturauffassung s ei
d i e al l e m G e s c h eh e n in d e r N a t u r z u G r un d e li e g e n de n
B e w e g un g en un d de r e n T ri eb k r äft e z u f in d en un d di e
g e s a m m te N a t ur wi s s e n s ch af t a l s e in P r o b l em d e r a n a
lytis ch en M e ch anik zu b eh an deln
Damals musste Sie diese ganze Au ffassungsweise und Gedanken
kette äusserst fremdar tig a nl n u th en und wie ein wüster u nv er stä n d
licher zusammenhangloser Traum in eine Art Verwi rrung versetz en
H eute ho ffe ich Sie genügend vorbereitet zu finden die damaligen
Schluss f olgerungen mit v er stä n dni s sv ol l em Bewusstsein z u b egleiten
—
und deren bindende Kraft anzuerkennen
Wir haben u n s mit der Vorstellung vertraut gemacht dass allen
N a tu l er s c h ei nu n g en nur Veränderungen der V e r t h e i l u n g d e r U 1
a t o m e i m R a u m e zu Grunde liegen dass somit alle Vorgänge in
der Natur s o verschieden und mannigfaltig dieselb en auch immer sein
mögen in letzter Instanz durch m e c h a n i s c h e B e w e g u n g zu
Stande kommen I ch brauche Sie nicht daran zu e ri nnern dass wir die
Veränderung der Aggregatzustände den Wechsel der chemischen Ver
bindungen die Wärme und L i ch ten tw i ck el u n g in anschaulichster Weise
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2 81
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als mechanis che Bewegungsvorgä nge de r M ol ecül e d er chemischen
Atome und der Ura tom e auffassen lernten Auch die elektri schen und
magnetischen Erscheinungen obschon si e ihrer eigentlichen Wesenheit
f ügen sich inso f e rn in den Rahmen
u n d Natur nach n och dunkel sind
der mechanischen Naturauffassun g als s i e sich an dem Z u sta n d ek om
men der Bewegungsvorgänge in der Nat ur in einer solchen Weise b e
th ei l i g en dass wir berechtigt sind den Satz auszusprechen dass alle
die verschiedenen Kräfte welche man früher als die Ursachen der ver
s ch i e d en en Naturerscheinungen p os tu li r en zu müssen glaubte w e s en t
lich g l e i c h a r t i g u n d n u r verschiedene Erscheinungsformen e i n e r
u n d d e r s e l b e n m e c h a n i s c h e n K r a f t s i n d die a l s A nz i eh un g
in den K örp era tom en als Abstossung in den A eth er a tom en ihren Sitz hat
E s ist lehrreich sich hier klar zu machen w i e man zur A u fstel
lung s o verschiedener Na turkräfte kommen musste Die Forderung
die Naturerscheinungen zu begreif en heisst so viel als ihre Gesetze
zu finden In der That i st ein Naturgesetz nach HE LMH OLT Z D efini
ti on der a l l g e m e i n e B e g r i f f unter den sich eine Reihe gleich
ar tig ablaufender Vorgänge zusammenfassen lässt d h es i s t der
Ausdruck dessen w a s allen Einzelfällen einer gleichartigen E r s ch ei
n u n g s w ei s e gemeinsam i s t und w a s wir in allen diesen Fällen aus
n a h m s l os regelmässig W iederkehrend finden
Die A u sn a hm sl osi gk ei t
i s t das Kennz eichen der Wahrheit und Wirklichkeit des Gesetzes So
tritt uns das Gesetz mi t zwingender N othw en di gk ei t und Gewalt a l s
fremde reale Macht entgegen , und demgemäss obj ecti vi r en w i r es als
besondere N a t u r k r a f t und so kommen wir zur S ta tui r un g von ein er
besonderen chemischen Verw a n dtsch a ftsk ra ft oder Affini tät einer b e
s on d er en O oh ä si on sk r a ft
einer besonderen Schwerkraft oder Gravita
tion von Wärme L icht E l ek tri ci tä t Magne tismus und endlich einer
besonderen L eb enskraft u s w In diesem Sinne bez eichnet das Wort
»Kra ft « ein Etwas
das nicht an sich und in seiner Wesenheit bekannt
und erkennbar i s t sondern nur d u r c h und i n seiner gesetzmässigen
Wirkungsweise und mannigfalti gen Erscheinungs f orm Nach der me
ch a ni sc h en Hy pothese der modernen Naturwissenscha ft sind aber a l l e
diese b esonderen und verschiedenen Naturkräfte welche man als die
Ursachen der Naturerscheinungen p ostu l i rt letzten Endes a u f eine
und dieselb e mechanische Bewegungskraft zurückzu f ühren welche a l s
einfache a n z i e h e n d e C e n t r a l k r a f t in j edem K örp er a tom a l s
einfache a b s t o s s e n d e C e n t r a l k r a f t in j edem A eth era tom ihren
Sitz hat
Wir hab en j a gesehen dass in der That alle die verschieden en
Naturkräfte inso f ern si e Veränderungen hervorrufen d h Arb eit
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2 82
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leisten mit dem M a a s s e der mechanischen Kraft sich messen lassen und
nach ganz b estimmten in di esem M a a ss e ausdrückbaren A equ i va l enten
sich gegenseitig Wirksamkeit verleihen o der w i e der bil dliche Aus
druck lautet in einander sich t r a n s f o r m i r e n Ab er sehen wi r zu
was wir unter diesem bildlichen Ausdruck der Sich aller di ngs durch
seine Kürz e und Bequemlichkeit empfiehlt und eingebürgert h a t
eigentlich meinen d h w a s denn im Sinn e unsrer mechanischen Natur
auffassung wirklich und eigentlich vorgeht wenn sich wie wir sagten
eine Kraft in di e andere tr a n sform i rt w a s j a ein logischer Widerspruch
i st I ch werde in meiner Erörterung s o Manches wiederholen müsse n
w a s ich Ihnen b ereits b ei einem früheren A n l ä ss e über das Wesen all
dieser Vorgänge und verschiedenen Erscheinungsformen m i tg eth ei l t
hab e ; aber scheuen Sie die Mühe nicht mir von Neuem aufmerksam
zu folgen die Wichtigkeit des Gegenstandes verdient es vollkommen
Nach der modernen naturwissenscha ftlichen Anschauung besteht,
wie Sie issen die Materie a u s unzählbaren di s cr eten d h durch
Zwi schenräume getrennten unmessbar kleinen T h ei l ch en den soge
nannten K örp era tom en und A eth era tom en ; die ersteren sind die Sitze
der Anziehungskraft die letzteren die Sitze der A bstos sun g sk ra ft
Diese A n zi ehu n g s und A b s tos su ngsk rä fte sind sogenannte Central
kräfte d h sie wirken gleichmässig von einem C entra l p u nk te aus in
geraden Linien nach allen Rich tungen des Raumes hin und die I n ten
Alle Bewe
si tä t ihrer Wirkung i s t nur eine Func tion d er Ent fernung
g u n g sk r ä fte die uns in den Naturerscheinungen entgegentreten sind
nichts als verschiedene A eu s s erun g s form en der eben genannten b eiden
Urkräfte So ist die A f f i n i t ä t nicht etwa eine neue Kraft sondern
einfach die Combination oder Resultante der A nzi eh u n g s und A b
s tos s u n g sk r ä ft e der zu unmessbar kleinen Ganzen
den chemischen
Atomen
verknüp ften Körp er und A e th era tom e
Dasselbe gilt
von der Anziehungskra ft o der C o h ä s i o n zwischen den M ol ec ül en der
Körp er welche a u s der Zusammenordnun g einer bestimmten Anzahl
v on chemisch gleichartigen oder chemisch ungleich arti gen Atomen als
kleine Ganz e von höherer Ordnung ab er noch immer von unmessbarer
Kleinheit hervorgehen Auch die C oh ä s i on i st also keine neue Kraft
sondern letzten Endes nur eine Combination oder Resultante der den
Aether und K örp era tom en innewohnenden A n zi eh u n g s und A bstos
su n g sk r ä fte
Endlich ist die S c h w e r e oder Gravitation welche
a u f messbare
j a ungeheure Entfernungen die Massen oder Molen
die aus Aggregaten von M ol e c ül en bestehen gegen einander zieht
gleich falls keine neue Kra ft sondern zuletzt immer nur die Summ e
der A n zi ehu n g s und A bstos s un g sk rä fte welche den in b estimmter
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2 84
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Atoms oder A tom com p l ex es würde sich in i nfini tu m ebens o un v erän
dert erhalten wie der Ruhezustand eines Atoms oder A tom com p l ex e s
wenn nicht eben durch die Bewegung selb st Stellung und L age der
Atome und A tom c om p l ex e gegen einander sich änderten und in Folge
dessen neue Kra ftcom bi n a ti on en entständen I ch habe Ihnen früher an
der A r w o o n s ch en Maschine diese Fortdauer der erlangten G es ch i n
di gk ei t auf s Klarste vorge führt ; Sie üb erzeugten sich damals dass
auch nach entf erntem Ueb erg ew i ch t die Bewegung des überlastet g e
w es en en Gewich tes eine Z eit lang f ortdauerte
Die in irgend einem
Momente erlang te Gesch w
indigkeit der f allenden Massen ist n ämlich
die Summe oder G e s a m m tw i rk u n g der während der ganzen Fallzeit
als lebendige Kraft thä ti g en Anziehung zwischen d eln Ueb erg ew i cht
und der Erde j e d och minus der i d er s ta n ds äu s ser un g en j ener Kräfte
welche in entgegengesetzter Richtung th ä ti g sind Bei unserem Ver
suche mit der g enannten Maschine rührten diese nicht blos von der
Schwerkra ft d e s auf steigenden Gegengewichtes sondern auch von den
Molecular und A tom k r ä ften der Massen her welche sich bei der Dre
hung der Rolle bei der Abwicklung und Biegung d e s Fadens und b ei
der Verschiebung der Theile durch die L u ft an einander reiben oder sonst
in ihrer Gleichgewichtslage stören wobei neben der g r obm e ch a ni sch en
Bewegung Wä rme entsteht deren Menge genau äquivalent ist dem
Minus an erlangter Geschwindigkeit
in Folge dessen denn auch nach
einiger Zeit d a s früher belastete Gewicht zur Ruhe kam
Doch
kehren wir zu unserer allgemeinen Beweisführung zurück
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J ede Kra ft einerlei ob A nz i eh u n g s oder A bstos s u n g sk ra ft kann
sich n u r a u f zweierlei Art äussern entweder a l s W i d e r s t a n d d h
Bewegung h e m m e n d
oder als T r i e b k r a f t d h p otentiell oder
a c tu el l Beweg ung e r z e u g e n d
Die wirkliche L eistung oder die Wi r
k u n g die eine Kraft hervorbringt b esteht immer nur entweder in der
Aufrechterhaltung oder Veränderung des Ruhezustandes oder ab er in
der Au frechterhaltung oder Veränderung des Bewegungszustandes der
einzelnen Atome oder der ganz en A tom c om p l ex e j e nachdem si e dem
Widerstä nde anderer entgegengesetzt geri chteter Krä fte das G l ei ch g e
wicht hält oder denselben üb erwindet oder endlich selbst in ihrer
i d er s ta n d s ä u s s erun g gegen die ihr entgegenwirkenden Kräfte über
wunden wird Die Q u a n t i t ä t e n der L eistungen oder Wirkungen
welche a u s dem Widerspiel der Bewe g un g erzeugenden und Bewegung
h emmenden Kra ftäu s s eru n g en hervorgehen mögen s i e n u n in der A u f
r ec h te rh a l tun
in der
g oder in der Verä nderung eines Ruhezustandes
Aufrechterhaltung oder in der Verä nderung eines Bewegungszustandes
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2 85
der Atome un d A tom c om p l ex e bestehen sind dem Gesetze der E rb a l
tung der Kraft zufolge ebenso u nverni chtba r und unzerstörbar w i e die
A tom k rä f te selbst
Es kann zwar ein bestimmter Ru hezustand eine
bestimmte Bewegung längere oder kürz ere Zeit unverändert sich er
halten oder aber sich verändern neu entstehen und wieder v er s chw i n
den also scheinbar vernichtet werden d i e V e r t h e i l u n g u n d
G ru p p i r u n g d e r A t o m e u n d A tom c o m p l ex e i m R a um e
welche hierdurch besteht oder herbeige führt wird und also üb erhaupt
die Vorgänge und Zustände in der Natur welche in irgend einem
Augenblicke vorhanden sind sind ab er immer und unter allen Um
ständen d a s R e s u l t a t e i n e r c o n s t a n t e n u n d u n v e r ä n d e r
l i c h e n S u m m e v o n B e w e g u n g h e m m e n d e n u nd B e w e g u n g
e r z e u g e n d e n K r a f t ä u s s e r u n g e n Die Quantitäten der Kra ft
äusserungen in der e i n e n Form ( Widerstand Bewegungshemmung )
können zwar zunehmen oder abnehmen ; allein indem hierdurch j edes
mal die Quantitäten der Kr a ftä u s s erun g en in der a n d e r n Form ( leb en
dige Kraft B ew eg u n g s erz eu g un g ) in genau äquivalenten Mengen in
entgegengesetztem Sinne sich verändern s o bleibt die S u m m e der
Kr a ftäu s s er u n g en und Wirkungen absolut constant
Mit anderen Worten : die elementaren Naturkräfte gehören s o zu
sagen zum Fundus i n stru c tus der Materie
und nicht nur kann die
Naturkraft an sich was schon a priori f eststeht eb enso wenig z er
stört als gescha ffen e rden ; sondern es kann auch die durch ein g e
wisses Quantum derselben hervorgebrachte Wirkung abgesehen von
der F o r m ihrer Erscheinung niemals ganz oder auch nur th ei l w ei s e
vernichtet werden ; denn j ede Wirkung oder w a s dasselbe i st j ede
Veränderung welche durch ein gewisses Quantum Kraft bewirkt wird
ist eine dopp elte d h hat zwei Seiten und besteht darin dass einer
seits j ene Anordnung des Sto ffs d h j ene V erth ei l u n g der Materie i m
Raume verschwindet unter welcher ein äquivalentes Quantum Kra ft in
Form von Spannkraft vorhanden w a r ; dass ab er andererseits zugleich
an einem anderen Orte Bewegungen entstehen welche einem gleichen
Quantum Kraft in Form von lebendiger Kraft genau entsprechen Bei
j eder Arb eitsleistung b ei j ede m Vorgang in der Natur als einer durch
ein bestimmtes Quantum Kraft bewirkten Veränderung der Anordnung
der Ruhe und Bewegungszustände der einzelnen Atome und ganzen
A tom com p l ex e ist da s Verschwinden des dazu aufgewendeten K ra f
quantums nur scheinbar ; denn dieses Quantum bleibt unter allen
Umständen unv erändert erhalten ; dasj enige was allein verschwindet
das sind nur die Zustände
w a s allein wechselt und sich verändert
und Erscheinungs formen der Kraft Die ersteren bez eichnen w i r als
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2 86
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actuelle und p otentielle Energie di e letztere als Schwere C oh ä si on
Affinit ät u s w Die genaue ph y sikalisch e Analy se eines j eden Vor
ganges in der Natur lässt uns also erkennen dass dabei weder Sto ff
noch Kraft erzeugt o der vernichtet wird : in j enem ändert sich nur die
Verth ei l u ng und Anordnung seiner Atome und A tom c om p l ex e 1m Raume
bei dieser setzt sich nur die p otentielle Energi e in actuelle c dc f vice
versa um , und es wird eine ihrer Erscheinungsf ormen in ein genau
äquivalentes Quantu m einer a nderen tra n s form i r t
Wir haben diese grosse T ha tsa ch e so ausgedrückt dass w i r sag
ten : Alles Geschehen b eruhe a u f der Trans formation der Naturkräfte
nach streng er A eq u i va l enz und der G e s a m m t v o r r a t h a n N a t u r
k r a f t o d e r d i e t o t a l e E n e r g i e i m Un i v e r s u m s e i s o m i t
ein e c on s t ant e un v e r än de rli ch e S u m m e v o n S p a nnk ra ft
un d l e b e n d i g e r K r a f t o d e r p o t e n t i e l l e r u n d a c t u e l l e r
E n er gi e
Wir meinten damit genau dasselbe w a s wir soeben im
L ichte der atomistischen Theorie in seinem eigentlichsten Wesen durch
schaut hab en : denn was i st S p a n n k r a f t anders als die Quantität der
Kr a ftä u s s eru n g welche als überwundener Widerstand d h als Bewe
u
h
mm
die ganz bestimmte in einem gegebenen Augenblick
n
s
e
ung
g g
vorhandene Verth ei l u n g und Anordnung der Atome und A tom c om p l ex e
im Raume herb eif ühren half
was i s t ferner l e b e n d i g e K r a f t a n
ders als die Bewegung e rz eugende A eu ss er u ng sform wel che in einem
gegeb enen Augenblicke als erlangte Geschwindigkeit der in b estimmter
Richtung in Bewegung b efindlichen Atome und A tom com p l ex e nach
Ueb er w i n du n g der entgegenstehenden Widerstände übri g geblieben ist
und was heisst endlich T r a n s f o r m a t i o n d e r N a t u r k r ä f t e i n
e i n a n d e r anders a l s j ene Veränderung der Ver th ei l un g und Gruppi
rung der Atome und A tom com p l ex e im Raume welche die in j edem
Augenblicke Vorhandene räumliche G ru p p i ru ng u n d Verth ei l u n g der
Atome und A tom c om p l ex e im näch stfolgenden Augenblicke durch den
äquivalenten Wechsel der Bewegung hemmenden und Bewegung er
zeugenden Kra ftä u s s erun g en b edingt und herb ei führt
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M eine H erren !
Zu m Ausgangspunkt meiner
f ür
St udenten aller F a cu l tä ten b e
rechneten Darstellung der Ph y siolo gi e des Menschen welche ich mit
der heutigen Vorlesung b eginne habe ich einen einf achen Versuch
gewählt der uns so f ort einen tiefen Einblick in das Wesen un d die
Natur des thi eri s ch en L eben S p r oc ess e s erö ffnen soll
Allerdi ngs i st dieser Versuch aus verschiedenen Gründen die
Ihnen bald einleuchten werden nicht gut dazu geeignet vor I hren
Augen wirklich ausge f ührt zu werden ; allein ich kann I hnen den
selben durch Wort und Bild so anschaulich machen dass er unserem
Zwecke nicht b esser dienen könnte wenn ich ihn auch th a ts ä chli ch
anstell en möchte !
Doch zur Sache !
Denken Sie sich einen allseitig abgeschlossenen Raum dessen
Wandungen aus E i s qu a d ern zusammenge fügt sind A n zwei cinan
der entgegengesetzten Punkten befinden sich O effnu n g en so dass wir
einen Strom reiner eiskalter L uft durch den Raum hi n du rchtrei b en
können Die L uft wird natürlich bei der einen O effn u ng ebenso rein
und kalt aus dem Raume herauskommen a l s si e bei der ersten O eff
nung in denselb en hineingekommen i st
und die E i sw ä n de werden
u n g es ch m ol z en bleiben
Nun stellen Sie sich vor wir hätt en einen Menschen dessen K ör
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bracht und eine St unde lang darin a u f und ab gehen lassen
a s beobachten wir ?
1 ) Der Mensch hat mechanische Kra ft entwickelt indem er a u f
und abging und A th em s chöp fte ;
2 ) hat der Mensch Wärme abgegeben denn wir finden dass eine
Schicht von bestimmter Dicke von den E i sw ä n den abgeschmolzen und
in Wasser verwandelt wurde ; und die austretende L u ft i s t warm ;
3) hat der Mensch Kohlensäure und
4 ) Wasser abgegeben L etzteres sieht man unmittelbar in Form
von Damp fwolken der Nas e und der H autoberfläche entströmen und
C z e r m a k S c h ri fte I I
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Kö rp er s
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der L uft sich beimengen welche deshalb immer feucht aus dem Raume
herausströmt wenn si e auch ganz trocken einströmte ; erstere di e Koh
l en sä u r e nämlich welche eb enfalls in der einströmenden L u ft fehlt
wenn diese durch
v err ä th ihre Gegenwart in der auss trömenden L u ft
Kalkwasser g eleitet wird durch einen weissen Niederschla g von
Kreide
5 ) Endlich hat d er Mensch an Gewicht verloren
wenn er nach
Verlauf der Stunde welche das Exp eriment gedauert neuerdings g e
wogen wird
S o zeig t es sich denn dass der Mensch in j edem A ugenb li cke
sein er L eb en s th ä ti gk ei t b eständig mechanische Kraft entwickelt und
Wärme erzeu g t und eb enso b eständig Kohlensäure und Wasser a b
gi ebt und einen Sub stanzverlust erleidet
O ffenbar könnte das L eben b ei diesem Stande der Dinge nur eine
sehr abgegrenzte D auer haben da j a der Mensch sehr bald in Nichts
z u s a m m en s ch w i n d en müsste
L ange b evor j edoch die Folgen di eses unauf hörlichen mit der
Wärmeabgab e und Kra ften tw i ck el u ng H and in H and gehenden Sub
s ta nz ve rbra u ch s äusserlich auffallen verspürt si e das Individuum selb st
in Form der b eiden gebieteri schen E mpfindungen) d es H u n g e r s und
d es D u r s t e s
Um Hunger und Durst zu stillen um den Substanzverlust wi eder
gut zu machen un d den Körp er in den Stand zu setzen , f ort zu lebe n
d h a u f di e Dauer Kohlensäure und Wasser auszuscheiden und
Wärme und mechanische Kraft zu entwickeln muss der Mensch vor
Allem und unb edingt zwei Dinge haben und einnehmen
Diese b eiden Dinge sind : reine atmosphärische L u f t welche ein
Gemenge von 2 1 Theilen Sauersto ff und 7 9 Theilen Sticksto ff i st
und dann Sp eise und Trank oder N a h r u n g welche zwar i n m a n ni g
f altigster Weise zusammengesetzt sein kann immer ab er f alls sie das
L eben a u f die Dauer gesund erhalten soll fünferlei Arten von chemi
schen S toffverbi n du n g en in bestimmtem V erh äl tni ss gemischt enthalten
muss
nämlich :
welches in j edem Getränk aber auch fa st in j eder
1 ) Wasser
Sp eise enthalten ist ;
2 ) sogenannte Protei n stofl e sehr zusammengesetzte s ti ck stoff ha l
tige Verbindungen die sich nur in ge w issen Theil en der thi eri sch en
und pflanzlichen Gebilde finden w i e im Fleisch im Mehl im Ei ;
3 ) Fette welche im reinen Zustande nur aus Kohlensäure und
Wasser b estehen ;
4 ) Kohlenh y drate welche zwar auch nur a u s Kohlens to ff Wasser
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Während aber der Substanz und Gewichtsverlust in Folge des
Verbr ennun g sp r oc ess e s ein c o n t i n u i r l i c h e r ist erfolgt der Ersatz
nur p e r i o d i s c h nach den Mahlzeiten
Sie sehen daher ein dass wenn wi r einen erwachsenen Menschen
der sich im täglichen ph y siologischen Gleichgewi cht b efindet a u f p ine
äusserst empfindliche S p ru n g fe derw a g e bringen und daselbst tagelang
lassen könnten die a g s ch a l e nach den Mahlzeiten rasch sink en i n
den Zwischenzeiten aber allmählich wieder steigen müsste
und ( ohne
j emals für mehr als einige Augenblicke zur Ruhe zu kommen) Tag für
Tag innerhalb derselben Grenz en a u f und a bos cilli r en würde
S i e überz eugen sich f erner dass es eigentlich gar kein constantes
Körp ergewicht des lebenden Menschen g i ebt und geben kann , selbst
wenn er sich im sogenannten p hy siologischen Gleichgewicht der Ein
nahmen und Ausgaben befindet d h weder abmagert noch stärker
wird Was wir al s constantes Körpergewicht b ezeichnen ist also nur
ein mittlerer Werth innerhalb enger und con sta nter Grenzen So wie
el n 1m ph y siolo gi schen Gleichgewi cht b efindlicher Mensch z B eine
s chwere L ast hebt wird der Gewichtsverlust welchen derselbe o h n e
diese Anstrengung erlitten haben würde sofort um einen bestimmten
Werth sich steigern Dem Plus der Entwickelung mechanischer Kraft
entspricht ein Plus des Sub stanzverlustes D a s phy siologische Gleich
gewicht wird gestört und die Störung kann nicht anders wieder a u sg e
glichen werden als durch Einnahme eines entsprechenden P l u s von
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E x tr a n a hr un g
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Ebenso würde wenn die Temp eratur der L uft fiele und der Kör
p er ebenso warm bleiben sollte als zuvor die ä rm ep r odu cti on sich
also steigern müsste ohne das Gleic hgewicht zu stören E xtra n a hrun g
eingenommen werden müssen
Dagegen würde andererseits bei Verminderung der är m ep r o
duction und der geleisteten mechanischen Arbeit und gleichbleibender
Quantität eingenommener Nahrung entweder der Körp er an Gewicht
zunehmen oder ein Theil der Nahrung unbenutzt bleiben Es exi s ti rt
somit wie Sie sehen eine f este Beziehung oder Prop ortionalität :
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Resum e
1 ) Der Strom der Nahrung welcher in den Körp er eindringt b e
steht aus S tofl en welche chemische Verbindungen von verwickelter
Zusammensetzung und verh äl tni ssm ä s si g geringem S a u er stofl g eha l t
darstellen
2 ) Die Elemente dieser Sto ff e verlassen nach mehr oder weniger
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Kö rp ers
293
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Zeit den Körp er zu Verbindungen gr up p i rt welche eine sehr einfache
Zusammen s etzung aber einen höheren Sauers to ff gehalt hab en der a us
der ei ng ea th m eten L uft stammt
3) Diese ununterbrochene Z ersetzung und Oxy dation steht in einem
bestimmten Verh ä l tni ss zur Höhe der lebendigen Kra ftentw i ck el u ng
d es Körpers
g e r a d e s o w i e d a s Quantum mechanischer Arbeit
welche eine Damp fmaschine leistet und die Wärmemenge welche
dieselbe ausstrahlt der Consumption einer ganz bestimmten Menge von
Brennmaterial entS p ri ch t !
Von diesen allgemeinen Betrachtungen welche u n s lehrten das
L eben als phy siologische A r b c i t aufzufassen wenden wir nun unse
ren Blick dem Apparat zu der diese Arbeit leistet
Wir hab en das Wesen un d die N atur der V e r r i c h t u n g der
leb en di gen Maschine im Allgemeinen erfasst versuchen wir j etzt uns
eine ähnliche allgemeine Einsicht in den Bau und die E i n r i c h t u n g
derselben zu verschaffen !
Am menschlichen Körper unterscheidet man a u f den ersten Blick
K o p f H a l s und R u m p f und die an dem letzteren b eweglich b e
f es tigten oberen und unteren G l i e d m a s s e n oder Extremitäten
die Ar m e und die B e i n e
welche zwar in der Form etwas von ein
ander abweichen in ihrem Bau aber die vollständigste Ueber ei n sti m
mung zeigen , indem dem Oberarm Vorderarm der H andwurzel und
den Fingern der Oberschenkel Unterschenkel die F u ssw u rz el und
die Zehen genau entsprechen
Der ganze Körp er zeigt bilaterale S ymmetri e s o dass derselbe
nach der Mittellinie i n z w ei ganz gleiche Hälften
eine rechte und
eine linke
zerlegt werden kann
Betrachten wir eine solche Körp erhälfte z B die r e c h t e von
innen s o erkennen wir so fort dass sich durch Kop f H als und Rump f
zwei Reihen von H ohlräumen der L änge nach erstrecken welche die
verschiedenen inneren Organe
di e sogenannten E i n g e w e i d e
einschliessen und beherbergen ( vgl Fig 2 0 a u f Tafel
Das S tudium eines solchen L än g s s chni ttes lehrt uns dass der K ör
p er so zu sagen aus zwei vollständig getr ennten Röhren b esteht z w i
schen denen die Reihe der Wirb elkörper und deren Fortsetzung im
Kop f die Schädelbasis eine ununterbrochene Scheidewand bil det
weshalb die eine als die hintere oder d o r s a l e die andere als die vor
dere oder v e n t r a l e Röhre bezeichnet wird
Die Schädelhöhle und der R ück g ra tsk a n a l welche ein zusammen
hängendes Ganze ausmachen und die grossen c entra l en N er venm a ssen
Hirn und Rückenmark
beherbergen sind die dorsale Röhre
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während di e Bauch Brust H als Mund und Nasenhöhle welche
die G a ngl i en centr a den Darm und die übrigen Eingeweide enthalten
die getrennten Abschnitte der ventralen Röhre darstellen
An Querschnitten des Körp ers welche senkrecht gegen die Wir
b el s äu l e oder die Schädelbasis von rechts nach links geführt wer den
lässt sich diese fundamentale übrigens allen i rbel thi er en ei g enthüm
liche S tru c tu r einer D op p el röh r e wo möglich noch deutlicher erkennen
Die scheinbar so grosse Diff erenz zwi schen dem Bau des Kop f es
und des Rump f es rührt wie Sie sehen wesentlich von dem v er s chi e
den en Verh äl tni ss zwischen den Durchmessern der Ventral und Dor
I m Rump f i st erstere gross im Verh äl tni s s zur letzteren
s a l r öh r e her
im Kop f gerade umgekehrt D er Ty pus der D 0p p elr öh r e ist ab er der
selbe
Die Gliedmassen oder Extremitäten schliessen keinen solchen
H ohlraum ein sondern bestehen m i t A u sn a h m e verzweigter Ge fäss
röhren di e mit Flüssigkeit ( Blut oder Lymphe ) gefüllt sind durchaus
aus f esten oder halb festen Gebilden
Gesetzt , e s läge uns ein frischer menschlicher L eichnam vor
untersuchen wir in welche B e sta n dth eil e er sich zerlegen lässt Z u
nächst wird es uns leicht gelingen ei ne ziemlich derb e Membran
welche den ganzen Körp er im Zusammenhang überzieht und um
kleidet von den darun ter liegenden Theilen l os zu p r ä p a ri r en E s i st
dies da s Integumentum commune die sogenannte allgemeine Decke
äu s s ere Haut
Diese H aut lässt sich in eine obere und in eine u n
tere L amelle trennen ; die erstere heisst die O berhaut oder Epidermis
und besteht aus zahllosen an den verschieden en Körp erregionen in
verschiedener Mächtigkeit übereinander gelagerten mikroskopischen
H orn s ch üp p ch en welche in den ob er fl ä chli c h sten Schichten for t ä h
rend abgerieben werden und verloren gehen Die untere L amelle
heisst die L ederhaut D ermis oder Derma und ist ein derbes Geweb e
vielfach v erfl ochten er Fäserchen an dessen Ob erfläche eine for tw äh
rende Neubildung vo n saftigen Zellen di e zu Epidermis verhornen
stattfindet Eine Verwundung der Epidermis verursacht weder Schmerz
noch Blutung ; die verwundete L ederhaut hingegen schmerzt und blu
tet reichlich Hiervon hat sich schon Mancher beim R a si r en unfrei
willig überzeugt wenn das Messer ungeschickt ge f ührt einen Gedan
ken tie fer ei ng ri fl als nöthi g i st um di e b l o s s e n E p i derm oi da l g ebi l de
zu denen auch die H aare gehören zu entfernen
An allen K örp er öfin u n g en w i e an Mund Nase After u s w
setzt sich die äussere H aut c on ti n u i rli ch in die sogenannte S c h l e i m
h a u t f ort welche weicher und r öth er i st und durch eine an ihrer
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Kö rp ers
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b eugt wie daselbst eine weiche Masse anschwillt hart w i r d u n d stark
vorspringt Bei der Senkung des E ll enb og en g el enk es verschwindet
die Schwellung und die H ärte Könnten wir die
w i eder beides
H aut an der angegeb enen Stelle einschneiden und aus einander s chl a
gen s o würden wir finden dass der Körp er welcher beschriebener
massen seine Form und Spannung geändert hat ein längliches Stück
r o t h e s F l e i s c h i s t üb erz ogen und durchsetzt von B i n d eg ew ebs
scheiden welche sich an beiden Enden zu starken S ehnen verdichten
durch die das Fleisch oder der Muskel einerseits an d a s Schulterblatt
andererseits an den einen der beiden Vor d era rm k n och en b efestigt wi rd
Kurz diese Fleischmasse i st j ener Muskel welcher den anatomisch en
Namen B i cep s br a chi i führt
Wir c on sta ti r en dass die Fasern welche die Fleisch oder M u s
k el su bs ta n z zusammensetzen die auffallende Eigenscha ft haben mit
grosser Kraft ihre Gestalt zu verändern genauer : sich zu verkürzen
und dabei im Verh äl tni s s zur L än g ena bn a h m e zugleich dicker zu wer
den
i l l en si m p u l s oder andere Reize a u f si e einwirken
s ob ald der
Diese merkwürdige Eigenschaft der C o n t r a c t i l i t ä t macht die
Fleisch und Muskelsubstanz zum activen Bewegu ngselement des Kör
p ers und seiner Theile Zu diesem Ende sind die Fleisch oder Mus
k el m a s s en in der mannig faltigsten Weise zwischen den
ei ch th ei l en
und H artgebilden angeordnet und an denselben be f estigt , denn wenn
s i e sich vermöge ihrer O on tra c ti li tä t verkürzen und ihre A nh eftun g s
punkte mit Gewalt gegen einander ziehen und einander näher bringen
s o müssen sie nothwendig die mit ihnen verwachsenen p assiven Theile
in Bewegung setzen und die verschiedenartigsten Gestalt und L agen
veränderungen derselben veranlassen
Die erwähnten H artgebilde d es Körpers sind die K n o c h e n und
K n o r p e l welche f este Grundlage und Stütze f ür die
ei ch th ei l e
bilden Sie haben die verschiedensten Form en und sind mit einander
th ei l s unbeweglich
th ei l s b eweglich zu Gerüsten verbunden
Das
H aup tg er üst des Körp ers nennt man das Ge ri pp e oder Skelet
Die
Knochen entstehen aus Knorpel oder Bindegeweb e indem sich phos
Sie sind ein
p h or s a u r er und kohlensaurer Kalk daselb st ablagert
th i eri s ch es Gewebe welches so zu sagen naturgemäss versteinert ; man
nennt diesen Vorgang die O s si fic a ti on Verknöcherung Werden die
genannten Ka l k s a l z e durch Säuren herausgezogen s o bleibt eine bieg
same organi s che Masse von derselb en Gestalt w i e der Knochen zurück
Nicht alle Knorp el ossi fici r en einige niemals andere nur a u sn a h m s
weise permanente Knorpel
Es gibt weit über 2 00 Knochen i m m en schli ch en Körper doch i st
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Kö rp ers
297
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die Wi rkliche Zahl getrennter selbstständiger Knochen in verschiedenen
L ebensaltern verschieden indem manche i n der Jugend getrennte Kno
chen im späteren Alter zusammenwachsen und verschmelzen So gi bt
es ursprünglich 33 Wirbel welche das Rückgrat zusammensetzen und
die ob eren 2 4 bleiben durch das ganze L eb en getrennt während S päter
5 davon der 2 5
regelmässig zu einem einzigen Knochen dem
Kreuz oder H ei li g enbei n verwachsen und die noch üb rigen untersten
4 manchmal in Eins
das Steissbein oder C oc ega:
verschmelzen
So besteht der Schädel eines j ugendlichen Erwachsenen a u s 2 1
Knochen ; die Zahl d ers elben i m Ki n d esa l ter i s t j edoch viel grösser
im späteren Mannesalter kleiner
2 4 Ripp en 1 2 an j ed er Seite
trotzdem eine derselb en im Pa
ra di e s e zur Bildung der Eva verwendet wurde
helfen den Brustkorb
bil den die meisten derselben sind durch knorp elige Z wischenstücke
mit dem Brustbein verbund en
Am Schultergürtel unterscheidet man stets zwei Knochen : Schul
terbl a tt und Schlüsselb ein
Am Becken in welchem die Beine eingelenkt sind gibt es 1m E r
w a c h s en en nur zwei Knochen welche sich seitlich an das S a cr u m a n
legen und den bezeichnenden Namen O s s a i nn om zn a ta hab en Im Kinde
besteht j e der dieser Knochen aus 3 Stücken dem O s p u bi s i s chi t und
i l ti die sich an der Bildung der Gelenkp f anne b eth ei l i g en
3 3 Knochen in j edem Arme und in j edem Bein ( die Pa tell a mit
gezählt )
Nun müssen wir noch die Art und Weise b etrachten wie die Kno
chen unter einander verbunden sind um das Skelet aufzubauen
ei n e s th ei l s die H ohlräume d e s Körpers bilden zu hel fen
a n d ernth ei l s
ei n S y stem beweglicher starrer H eb el zusammenzusetzen Di e Mittel
hierzu bilden Nähte steif e knorpelige B a n dm a ss e und Knorp el ; G e
lenke : fibr ö s e Kapsel Bänder Knochenenden mit Kn or p el üb erz u g und
Synovialhaut
Die Gelenke S pielen s o frei und leicht und der Schwerpunkt des
Körp ers liegt s o hoch oben im Rump f dass man keinen L eichnam zum
freien aufrechten Stehen bringen kann immer knicken dabei di e Glie
»machtlos dem Gesetz der Schwere f olgt si e
der zusammen und
die entgötterte N a tu rs !
Die aufrechte Stellung a u f welche sich der gläubige Mensch so
viel zu Gute thut und welche er doch so leicht und ohne daran zu den
ken annimmt ist d a s Resultat eines höchst c om p li ci r ten und feinen Z u
s a m m en
und G eg en ei n a n derwi rk en s fast sä m m tl i ch er S k el etm u sk el n
Was ist es nun w a s diese freie abgestufte M u sk el thäti gk ei t ins
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298
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Kö rp er s
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Spiel bringt und ordnet ? Es ist wie ich Ihnen gleich b eweisen will
eine Function des N e r v e n s y s t e m s Gestatten Sie mir vorher nur
einige Worte über die S tru ctur desselb en
Die sp eci fis ch en Elemente dieses üb eraus wichtigen Gewebes sind
die Nervenzellen und die Nervenf asern Die letzteren sind m i k rpsk o
piseh f eine glashelle cyl i n dri s ch e Fäden und Röhren mit th ei l s öl i
gern th ei l s ei w ei s sa rti g em Inhalt ; die ersteren : mi kro skopisch kleine
rundliche oder sternf örmige Klümpchen einer gleich falls fetthaltigen
und ei w ei s s a r ti g en Substanz welche f adenförmige Fortsätze aussen
den die si e unter einander und mit den Nervenfase rn verbinden Man
kann sagen die Nervenfasern entsp ri ngen aus den Nervenz ellen
Durch die Z u s a m m enh äu fu n g und planmässige Anordnung von Nerven
z ell en n etz en und Nerven fasern entstehen die sogenannten Central
organe wie das Gehirn da s Rückenmark die s ymp athischen Ganglien
und Nervenknoten Die von diesen C entren ausgehenden Nervenfasern
bilden zu viel fach verästelten Bündeln d h Bindegeweb sscheiden
zusammenge fasst das p eri p h eri s ch e Nervens y stem dessen weisse
Stränge wie T el eg r a p h en drä hte den Körper durchziehen und einerseits
in den Muskeln und Drüsen andererseits in den Organen der E m p fin
dung ihr Ende finden während ihr Ursprung wie gesagt in der Gang
l i en m a s s e der C en tra l org a n e zu suchen ist
L assen Sie einen aufrecht stehenden Menschen einen Stoss oder
Schlag a u f den Kop f bekommen
im Augenblick wird der Getro ffene
zusammenstürzen und erschlafft und em p fin du n g sl o s am Boden liegen
bleiben Was i st ihm geschehen ? Der Stoss oder Schlag welcher diese
niederschmetternde Wirkung hatte kann s o erfolgt sein dass weder
ein einziger Muskel direct verletzt j a auch nur berührt wurde noch
dass die gerin gste äussere oder innere Blutung eingetreten i st j a wenn
die C ommotion oder Erschütterung nicht allzu he ftig war s o wird der
L eidende nach einigen Augenblicken von Ohnmacht und E m p fin du ng s
l osi gk ei t wieder zu sich kommen und s o wohl s ein a l s zuvor Ganz
dieselbe vorüb ergehende i rk un g w i r d sogar zuweilen durch eine viel
geringfügigere Ursache als Schlag oder Stoss a u f den Kop f veran
lasst !
Manche Menschen fallen in Ohnmacht beim blossen Anblick
von Blut
in Gegenwart einer Katze oder Spinne
nach einer
plötzlichen G em üth s b ew eg u n g u s w O ff enbar hat in allen diesen
Fällen N i c h t s
am wenigsten die Muskeln selbst
eine dauernde
Verletzung davongetragen und doch ist eine vernichtende Wirkung a u f
ein Etwas ausgeübt worden was nicht nur die T häti gk ei t der Muskeln
beherrscht und regelt sondern auch die bewusste Empfindung ver
mittelt
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geblieb e n d enn we rden z B die Fu ss sohlen gekitzelt s o machen die
der Willkür gleichwohl absolut entzogenen Beine kräftige Zuckungen
und oft sogar zweckmässige c om bi ni rte Bewegungen wie um sich dem
lä stigen Reize der doch fac ti s ch keine Spur von bewusster Empfindung
veranlasst zu entziehen
Bemerken Sie ferner dass wenn in einem solchen Falle das
Rückenmark in seiner ganzen Ausde hnung zerstört worden wäre a u f
Kitzeln der Fusssohlen auch nicht die geringste Zuckung geschweige
denn eine c om bin i r te Bewegung der Beine eintreten würde ; s o wi rd
Ihnen einleuchten dass das Rückenmark nicht blos ein einfacher L ei
tu n gs a p p a ra t für den E rr eg u n g s vorg a n g ist wie die Nerven sondern
dass e s die Fähigkeit besitzt c entri p eta l e Reize in c entri fu g a l e B e
w eg un g si m p u l s e zu verwandeln
d h Erregung von einer L eitung
a u f die andere zu r e fl ec ti r en und in mannig faltiger Weise zu v er a r
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H aben w i r bi sh er die S tru ctu r und Function j ener B esta n dth ei le
des Körpers betrachtet welche der unmittelbare Sitz der psy chischen
T h äti g k ei ten sind , und die mannigfaltigen Empfindungen gleichwie
die willkürlichen Bewegungen vermitteln
lauter L eistungen welche
recht eigentlich die charakteristischen a n i m a l e n L eben sä u s s erung en
ausmachen
uns mit j enen
s o bleibt uns zum Schluss noch übrig
Organen und Vorgängen zu b eschäftigen welche dem sogenannten
v e g e t a t i v e n L eben dienen
und zuletzt eine kurze Besprechung
der G e n e r a t i o n s oder Zeugungsorgane und Vorgänge folgen zu
lassen
um unsere einleitende Ueber si ch t üb er den Bau und den gan
zen wundervollen ph y siologischen Mechanismus d es menschlichen Kör
pers zu vollenden
Sie erinnern sich des wichti gen Satzes dass das L eben die Kör
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ei l e verzehrt
dass keine ph y siologische Arbeitsleistung zu
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Stande kommt ohne entsprechenden S toffv erbr a u ch Die Arbeit welch e
das Nerven und Muskels y stem leisten muss also auch entweder a u f
Kosten der Nerven und Muskelsubstanz selbst oder eines anderen
Materials g eschehen Und da der Körper nicht im Stande ist irgend
et w as zu e r s c h a f f e n s o muss er die Fähigkeit haben einerseits
seine Sub stanzverluste von a u ssen zu ersetzen d h N a hrun g s oder
Ersatzmaterial in sich au fzunehmen und zu a s si m i l i r en ander erseits
aber das Un bra u chba rg ew or den e
so zu sagen die Schlacken des
L eben sp r oc e s s es
abzusondern und a u szu stos s en
Wir wissen bereits dass er diese beiden fundamentalen Fähigkeiten
im Allgemeinen wirklich besitzt Der lebende Körper a ssi mi l i rt und
scheidet a u s Aber wir müssen nun genauer zusehen w i e dies ei g ent
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Kö rp ers
301
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lich zugeht welche Organe dabei th äti g sind und w i e ihre T h ä ti gk ei ten
in geregeltem Zusammenwirken erhalten werden
Da sind zunächst die V e r d a u u n g s o r g a n e welche Speise und
Trank in E rn ähru ng sm a teri a l verwandeln ; da sind f erner die C i r c u
l a t i o n s o r g a n e welche die Bewegung und Verth ei l u n g des Blutes
der G ew ebes ä fte und des a s si m i li rten E rnä hr u ng sm a teri a l s besorgen ;
da sind endlich die E x c r e t i o n s oder A u s s ch ei deorg a n e durch
welche der Körp er seine verbrauchten und unbrauchbaren Z er setz un g s
die L unge
ist so cinge
p r odu cte los wird Eines dieser Organe
richtet dass es nicht n u r A u sw u rfs stoffe ausscheidet sondern zugleich
auch etwas aufnimmt w a s zwar weder Speise noch Trank ist f ür di e
Erhaltung des L eben S p r oces s e s ab er eb enso wichtig a l s beides erscheint
nämlich Sauersto ff
Die V e r d a u u n g s o r g a n e sind :
Der D a r m oder N a hrun g sk a na l im weitesten Sinne nebst allen
seinen drüsi g en Anhängseln die ihre A b son d eru n g ss ä fte in die ver
sc hi e den en Abschnitte seiner H öhlung ergiessen
also
1) der Kop fdarm oder die Mundhöhle mit den Sp eicheldrüsen ;
2 ) der H a l s da r m oder Schlund mit dem Anhang der Sp eiseröhre
3 ) der B ru stda r m oder die Speiseröhre ;
4 ) der B a u chda rm
d h der Magen mit den Magensaft oder
L a b dr üs en und Darm im engeren Sinne : nämlic h der Dünn
darm mit der B a u ch S p ei ch el dr üs e und der L eber die die Galle
absondert und der Dickdarm welcher sich durch den After
nach aussen ö ffnet
Was die Verda uungsorgane thun ist zuerst dass sie die Nahrung
aufnehmen und zerkleinern sodann dass sie sie mit einer Reihe eigen
th üm li ch er chemischer A g enti en
oder Ver da uu ng ss ä ften
die aus
den verschiedenen genannten Drüsen stammen innig durch feuchten
und behandeln und endlich hierdurch den Sp eisebrei ( Chymus ) in eine
Flüssigkei t un d in einen unlöslichen Rückstand trennen L etzterer der
keinen N a hr un g sw erth hat wird als Exc rement oder Koth von Z eit zu
Zeit durch den After ausgepresst während erstere die alle a s si m i l i rten
Nährsto ffe in L ösung oder f einster Verth ei l u n g s u sp en di rt enthält von
der Darmschleimhaut aufgesaug t wird d h sie dringt in die Schleim
haut ein gelangt in den daselb st b efindlichen Abschnitt der Circula
ti on s org a n e und wird in den allgemeinen Strom der S ä fteb ew e gu ng
hineingezogen
Die c onti nu i rli ch e Unterhaltung und Verth ei l u n g die
w i e gesagt
die Aufgabe der
s e s S a ftstrom e s im ganzen Körper i s t
C i r cu l a ti on sorg a n e zu deren S ki zzi run g wir nun schreiten wollen
Da s Centrum des ganzen C i r c u l a t i o n s s y s t e m s ist das H erz
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3 02
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ein muskulöses Gebilde welches H ohlräume einschliesst von denen
einerseits di ck w a n di g er e G ef ä s sröh r en
die sogenannten Arterien
ausgehen und in welche andererseits dün nw a n di g er e Röhren
di e
sogenannten Venen
einmünden Die ers teren v erth ei l en sich im
ganzen Körp er und verzweigen und verästeln sich dab ei in immer zahl
reichere und dünnere Ge f ässe bis si e sich endlich in allen Körp er th ei l en
mit Ausnahme einiger blutlosen Geweb e
in ein Netz m ik rosk o
p i s ch er unendlich z a r tvva n di g er Röhrchen die C a p i ll a r en auflösen
Aus den C a p i ll a rn etz en entspringen dann wi eder Venen als feine Rei
s er die zu immer wenigeren und gröberen G ef ä ss r öh r en verschmelzen
und schliesslich als drei gr osse Ströme wi eder in das H erz einmünden
So wird also ein grosser in sich selbst zurücklaufender R öhr en ci rk el
geschlossen ; derselb e ist während des L ebens mit Blut ange füllt wel
ch es durch die H erzpump e i n einer fortwährenden kreisenden Bewe
gung erhalten wird indem es durch die Arterien in die C a p i l l a rn etz e
aus diesen durch die Venen zum Herzen zurückz uströmen gezwungen
wird von wo aus es seinen Kreislauf immer wieder von neuem
beginnt
Ausser dem Kreislauf des Blutes gi bt es aber noch eine andere
S tr om b ew eg un g im Körp er deren Bah n hergestellt wird durch die
schwammige Masse d e s Bindegewebes und durch da s aus dem selben
entspringend e L ym p h g ef ä s s sy stem welches ähnlich wie das Venen
s y stem angeordnet schliesslich in dasselbe einmündet Durch die p er
m ea bl en dünnen Wandungen der C a p i l l a r en schwi tzt nämlich aus dem
Blute fortwährend ein Strom einer Flüssigkeit aus welche das Binde
geweb e und von diesem fortgeleitet alle Geweb e d es Körp er s durch
tr änkt Es i st dies die sogenannte Ly mphe oder der G ew eb es a ft Ein
Theil dieses die Geweb e c onti nu i rl i ch dur ch feu ch ten d en S a ftstrom s
wird nun durch die L ym p h g ef ä s s e in den Blutkreislauf zurückge führt
und dem Blute neuerdings b eigemischt ; ein anderer Theil d es Saft
stroms geht direct ins Blut zurück indem er di e dünnen Wandungen
der C a p i ll a r en in entgegengesetzter Richtu ng durchsetzt in welcher
er aus ihnen hervorgetreten w a r
J ene Flüssigkeit welche a l s Resultat der Ver da uu ng sth ä ti gk ei t
alle a s si m i l i rten Nährsto ffe in L ösung oder in f einster Verth ei l ung sus
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Gewebe der Darmschleimhaut ei n dri n g t f gelangt a u f d e m s e l b e n
Wege wie der G ew ebe sa ft in den Blutstrom
nämlich thei l s direct
durch die Wände der D a r m c a p ill a r en th ei l s indirect a u f dem Umwege
durch die L ym p h g efä s s e des D arms Fortgerissen von dem Strome
der Circulation wird si e dem Blute innig beigemengt und das Blut
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304
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abgegeb ene K ohlensäure nehmen sre erne gleich e j a fas t noch
grössere Menge von Sauersto ff a u s der L u ft ein Der Sauerst off di e
sogenannte L eb en sl u ft ohne welchen keine Oxy dation keine Ver bren
nung kein e leb endige Kr a ftentw i ck el un g möglich ist gelan gt in die
L ungen und a u f demselben Wege a u f welchem die Kohl en sä u re a u s
geschieden wird ins Blut wel ches ihn a bs orbi r t und in die a ll g e
meine S ä ftebew eg un g mit hi n ei nr ei s st So dringt er zu allen Elementen
des Körp ers und zersetzt und ox ydi rt die c om p l i ci rten B e sta n dth ei l e
derselben zu den einfachen A u sw urfs stoffen Wasser Kohlensäure und
H arnsto ff
Durch diese an unzähligen Punkten vor sich gehende Verbr en
nung entstehen im Körper Wärme m engen welche die Temp eratur des
Blutes bis zu 30— 32 C bringen und sich in die mannigfalti gsten leben
dig en Kräfte umsetzen Durch die rasche Circulation der heissen G e
w ebes ä fte bekom mt der ganze Körp er seine gleichmässige Temp eratur
wie ein H aus das mit einem H ei s s w a s s er—
R öhr en a p p a r a t geheizt wird
Aber alle diese Ver da uun g s Circulations und A u s s ch ei du n g s
organe wären nutzlos und könnten den leb endigen Verbr ennu n g S p r o
cess nicht a u f die Dauer erhalten wenn ihre T h ä ti gk ei ten nicht i n
bestimmt geregelter Ordnung und Energi e zusammenwirkte
Hierzu ist ein c o m b i n i r e n d e s Organ unerlässlich un d dieses
finden wir wieder im Nervens y stem welches nicht nur l e w rr b ereits
wiss en die Function hat die p sy chischen T häti gk ei ten zu vermitteln ,
und uns in den Stand zu setzen einerseits durch die E m p fin du n g s und
Sinneswahrnehmungen zu erfahren was in der Aussenwelt vorgeht
andererseits durch willkürliche Bewegungen verändernd in dieselben
einzugreifen sondern w elches auch die Einrichtungen be sitzt die da s
B e dür fni s s der Au fnahme und den Mechanismus der Verarbeitung oder
A s si m i li ru n g der Nahrung
den H erzschlag da s Calib er der Ge fäss
röhren und damit die Bewegung und Ver th ei l u n g des S a ftstrom e s die
A th em b ew eg u ng en und die Sauersto ffzu fuhr und endlich die A u s s ch ei
dungen und somit das Z u sa mm enw rrk en aller L ebensvorgänge mittel
bar oder unmittelbar b eherrschen und re g eln
Die Störung dieses regelrechten Zusammenwirkens f ührt z u m
T o d e worunter man gewöh nlich da s Absterben des Körp ers a l s
Ganzes versteht In diesem Sinne ist der Tod das absolute Auf hören
der F u n cti onen des Gehirns der Circulations und der A thm u n g s
Organe Wenn der T o d eintritt s o stirbt der Körp er al s Ganzes z u e r s t
die letzten S tr u ctu rbe sta n dth eil e der Gewebe behalten aber stets noch
kürzere od er längere Zeit nach dem letzten A th em z u g e ihre L ebens
eigenschaften und F u n c ti on en bei Daher kommt es dass z B d i e
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Kö rp er s
3 05
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M uske l n eines Hingerichteten noch stundenlang nach dem Eintritt j enes
Zustandes den man gewöhnlich den Tod nennt durch Application g e
eigneter Reize zu kräftigen Zusammenziehungen veranlasst werden
kö nnen Sie sehen also so paradox es auch klingen mag der Mensch
ist todt ab er seine Muskeln leb en noch
Und das gilt von allen G e
web en nur mit dem Unterschiede dass es kürzere oder längere Zeit
dauert bis der Tod in ihnen eintritt Dies hän g t th ei l s von ihrer
S tru ctur ab , th ei l s auch von der Art wie der Mensch g etö dtet und
unter welchen Bedingungen die L eiche a uf b ewahrt worden ist
Bekanntlich sind di e Todesarten sehr verschieden ; wir Sprechen
vom natürlichen Tod in Folge hohen Alters oder einer der unzähligen
Krankheiten ; vom unnatürlichen Tode oder besser gewaltsamen Tode
durch Erstickung durch Verhungern durch mechanische Verletzungen
oder Gifte Sehen wir genauer zu so sind freilich alle die v er s chi e de
nen Todesarten zulet zt durch das Au f hören der F u n cti on en immer
d e r s e l b e n drei H auptorgane bedingt
nämlich des verlänger ten
Markes des H erzens und der L ungen Man hat diese Gebilde deshalb
p oetisch den Dreifuss des L ebens genannt
Vom a ll g em ern en Tode welcher in dem absoluten Stillstand a l l e r
L eben s th äti g k ei ten s ä m m t l i c h e r Geweb e des m en schlichen Körp ers
besteht müssen wir noch den l o c a l e n Tod unterscheiden D er locale
Tod bezieht sich a u f die Zerstörung der morphologischen Bestand
theile welche ununterbr o chen an fast allen Punkten des Körp ers w ä h
rend des ganz en L eb ens vor sich geht Er i s t die Quelle a lles L ebens !
Ohne dass wir es wissen und merken sterb en die individuellen G e
w eb eb es ta n dth ei l e ab und werden durch neue ersetzt Nur wenn dieser
locale Tod durch zufällige innere und äussere Ursachen in grösserem
M a a s s sta b e auftritt können ganz e Gewebe j a ganze Gliedmassen bei
leb endigem L eib e absterb en S o kann ein glühendes Eisen ein H aut
stück mit dem es in Berührung gebracht wird augenblicklich z erstören
und den l oc a l en Tod desselben b edingen so stirbt ein ganzes Glied
ab eine H and z B wenn der Z u und Abfluss des nährenden S a ftstro
mes dauernd unterbrochen wird und bietet dann die wunderbaren E r
s c h ei n un g en des brandigen Zer f allens o der der M u m i fic a ti on dar
Der ganze Körp er verf ällt mit dem Auf hören des L eb ens der A u f
lösung Die ei g en th üm li ch e Anordnung und Richtung der A l l ta g s k rä fte
aus deren Zusammen und Gegeneinanderwirken das L eb en hervor
gi ng i st für imme r gestört und der organischen Fesseln ledig z ertrüm
me rn si e da s Gebilde welches sie gebaut und b elebt Der Sauersto ff
wird zum ab soluten H errn
M ol ecül um M ol ec ül wird in die ein
z el nen Atome zerle t bi s sich alle
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ei l e hauptsächlich in Wasser
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3 06
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Kö r p er s
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Kohlensäure Ammoniak und eini ge Salz e au fgelöst hab en und nur die
Knochen und Zähne übrig bleiben
Ab er selbst diese dichte n u n d h a lbver stei n er ten Gebilde können
nicht a u f die Dauer der vereinten Wirkung von L uft und Wasser
Wärme un d Kälte widerst ehen Früher oder S päter löst sich ihre k n or
u n d di e
auf
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lage
welche
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z
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zusammenhält
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K
a
l
k
sa
p
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er digen Massen werden brüchig und zerfallen zu Staub der sich im
Wasser und a u f der Erdoberfläch e zerstreut wie sich die gas förmigen
Ver w es un g sp r o du c te i n der Atmosphäre verlier en
So kehrt Sto ff und Kraft welche ein lebendes Individuum gebildet
hatt en in den G es a m m tv orra th des eltg a n z en zurück um nach l än
geren oder kürzeren Wanderungen durch u n g em e ss en e Räume sich an
der Bildung neuer Formen an der Erzeugung neuer Bewegungsorgane
zu beth ei l i g en
Unter d em Einfluss der Sonnenstrahlen bringt die P flanzenwelt
Wasser Ammoniak und Sal z
eine A nzahl wandernder Kohlensäure
atome indem Saue rs to ff frei wird in c om p l i ci r te aber niedrig ox y di r te
organische Verbindungen Von den Pflanzen nähren sich die Thiere
der Mensch verzehrt beide
und daher ist e s nicht unmöglich dass
Atom e welche einst einen i nteg ri r en d en B esta n dth ei l des geschäftigen
Gehirns eines Alexander des Grossen ausmachten heute den Körp er
eines F a u l thi er s in Südamerika bilden helfen und im nächsten J ahr
hundert V ielleicht unserem ei g enen Urenkel angehören w erden
Das allgemeine Gesetz d es Vergehens der Indivi duen b eding t mit
logischer N oth w en di g k ei t dass die Menschen die Fähigkeit b esitz en
müssen Kinder zu z eugen
vorausgesetzt dass s ich die Menschheit
a l s Gattung und Ganzes o h n e Dazwischenkunft neuer f ortschreitender
Entwickelungen der T hi erw el t nach DA R I N s c h em Princi p oder gar
neuer M en s ch en s ch öp fu n g s a c te
a u f längere Zeit hinaus erhalten
soll
Das F o r t p f l a n z u n g s g e s c h ä f t vollzieht sich b eim M en
schen nach dem T ypus der getrennt—
geschlechtlichen Zeugung und z er
f ällt in dr ei Acte
1 Absonderung des Z e u g u n g s oder K ei m stoffes Ei und Samen
2 Be fruchtung des E i e s innerhalb der weiblich en Z eu g u n g sth ei l e
durch die Begattung der G es chl ech tsi n di vi du en ;
3 Beherbergung und Ernährung des i n der Entwickelung b efin d
lichen neuen Individuums bi s zur Geburt
Die G en era ti on s org a n e z erfallen demgemäss in die Geschlechts
drüsen mit ihren A u sführ u n g sg ä n g en in die B eg a ttu ng sthei l e und in
den nur beim Weibe zu ph y siologischer Bedeutung entwickelten G e
s ta ti on s a pp a r a t dessen wichtigster B e s ta n dth ei l die Gebärmutter ist
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ruc k v on B re i tkop f u n d H arte l i n L e i p z i g
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