Protonen bei höchsten Energien QuantenChromoDynamik und Physik am LHC Katerina Lipka [email protected] Isabell Melzer-Pellmann [email protected] http://www.desy.de/~knegod/HGF/teaching/katerina/ 1 Organisatorisches Zielgruppe: Master und Diplom- Studenten Ablauf: • Vorlesung Mittwochs 14:00-15:30, Jungiusstrasse 9, Hörsaal III • Seminar: Freitags 14:00-15:30 am DESY Vorausgesetzt: Quantenmechanik, Physik V Erwünscht: Elementarteilchen für Fortgeschrittene, Detektorphysik Empfohlen als Begleitkurs: Quantenfeldtheorie, Elektroschwache Wechselwirkungen, Datenanalyse in der Physik Scheine gibt es für: • Seminarvortrag • Aktive Teilnahme an mind 10 Vorlesungen (sonst mündliche Prüfung) 2 Organisatorisches: Vorlesung Wann und Wo: Mittwochs 14:00-15:30, Jungiusstrasse 9, Hörsaal III Erste Vorlesung: 07 April 2010 Letzte Vorlesung: 14 Juli 2010 Pfingstferien: 23.05 - 30.05 Vorlesung am 26.05. 2010 fällt aus Vorlesung Teil I: V2: Einführung in QCD : Theoriegrundlagen V3: Experimentelle Tests der QCD V4: Experimente an Teilchenbeschleuniger V5-V7: Struktur des Protons Literaturliste: QCD and Collider Physics" R. K. Ellis, W.J. Stirling, B.R. Weber "Introduction to Elementary Particles" D. Griffiths "Feynman-Graphen und Eichtheorien fuer Experimentalphysiker" P. Schmüser "The Structure of the Nucleon" A. W. Thomas, W. Weise "Foundations of Quantum Chromodynamics" T. Muta 3 Organisatorisches: Seminar Wann und Wo Freitags 14:00-15:30, DESY Notkestrasse 85 22607 Geb.1 Seminar Raum 3a Vorbereitungstermine: 09 April, 16 April Erster Seminar 30 April Ausfalltermine 28 Mai (Pfingstferien), 12 Juni (Konferenz "Physics at the LHC„) Was tun • Für jeden Seminar werden 2 Vortraege vorgesehen. • Jeder Vortrag ist 30 Minuten. • Manche Themen koennen von 2 Studierenden geteilt werden • Material wird mit Hilfe der Vorlesenden ausgesucht • Vortrag ist in Deutschen oder Englischen Sprache vorzubereiten Wie Präsentation kann mit beliebigen Programm vorbereitet werden Laptop und Beamer stehen zur Präsentation zur Verfügung Themen sollen bis 09 April 2010 ausgesucht und mitgeteilt werden 4 Organisatorisches: Seminar Themen-Vorschläge Teil I: T1 Bestimmung der Anzahl der Leptonen-Familien, Zusammenhang mit Nf T2 Entdeckung des Strange Quark T3 Entdeckung des Charm Quarks T4 Entdeckung des Beauty Quarks T5 Entdeckung des Top Quarks T6 Was ist eine "pole mass", was ist eine "running mass"? T7 Protonstruktur bei hohem x. Messungen der Fixed-Target Experimente T8 Nukleon Spin Puzzle (kann geteilt werden) T9 Erfolge der QCD (kann geteilt werden) T10 2010 Jahr des D*± Mesons. Entdeckung. Charm tagging. T11 LHC b Detektor und Physikprogramm (geteilt) T12 ALICE Experiment am LHC (geteilt) T13 Higgs Physik (Higgs Potential - warum muss es Higgs geben?) T14 SUSY (warum braucht man Supersymmetrie?) T15 Jet Algorithmen T16 Ihr Vorschlag 5 Protonen bei höchsten Energien QuantenChromoDynamik und Physik am LHC Ziele? Verbindung zwischen QCD und LHC Physik? 6 Hochenergiephysik : Warum? Physik Die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest 7 Die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest Was wir vom Universum heute wissen Modernes Weltbild Größe des sichtbaren Universums: 13,7 Milliarden Lichtjahre 75% Dunkle Energie 21% Dunkle Materie 4% Sichtbare Materie Fundamentale Teilchen und Kräfte Veraltetes Weltbild Wie hat es angefangen? 8 t < 10-43 s, T = 1032 K = 1019 GeV = 10-34 m Universum expandiert t=10-43 ? Gravitationskraft entkoppelt alle anderen Kräfte vereint 9 t < 10-35 s, T = 1027 K = 1016 GeV = 10-32 m Expansion: doppelte Größe / 10 s t=10-32 s Elektroschwache, Starke Kraft entkoppeln Materie-Antimaterie ~1/109 Quarks zu heiß um Hadronen zu formen: Quark-Gluon Plasma 10 t < 10-10 s, T = 1015 K = 100 GeV=10-18m Elektromagnetismus und Schwache Kraft entkoppeln Alle 4 Kräfte sichtbar Quark - Antiquark Vernichtung: → sichtbare Materie Zerfall instabiler schwerer Teilchen 11 t = 10-4 s, T = 1013 K = 1 GeV = 10-16 m Nukleonen gebildet Elektron-Positron Vernichtung Űberfluß von Elektronen Proton/Neutron = 75/25 Größe des Universums ~ unser Sonnensystem 12 t = 100 s, T = 109 K = 0.1 MeV =10-12 m Kerne gebildet Űbrige Neutronen zerfallen Protonen/Neutronen = 87/13 Universum: Protonen + Helium 13 t = 300000 Jahre, T = 6000 K = 0.5 eV = 10-10 m Elektronen werden von Atomen gefangen Elemente: Wasserstoff, Helium, Lithium Universum wird heller Es werde Licht! 14 t = 109 Jahre, T = 18 K Lokale Fluktuationen der Massendichte → Formation der Galaxien Nukleosynthese: Schwerere Kerne gebildet 15 t = 15000 M Jahre , T = 3 K … Die Fragen von Heute: Was ist Materie? Woraus besteht die? Was hält sie zusammen? Fundamentale Teilchen und Kräfte Grundlegende Symmetrien 16 Fundamentale Teilchen und Kräfte 12 Bausteine und ihre Antiteilchen: 3 Fermion-Familien 1 Familie: 2 Familie: 3 Familie: 4 fundamentale Wechselwirkungen (WW) Gravitation, Elektromagnetismus, schwache, starke WW Erzeugen, binden und vernichten Teilchen mit Hilfe des Austauschs von Austauschteilchen: Bosonen Graviton, Photon, W, Z Boson, Gluon 17 Das Standard-Modell der Teilchenphysik • Beschreibt die fundamentalen Wechselwirkungen – Starke Kraft (Kernkraft) – Schwache Kraft (Umwandlungsprozesse von Teilchen) – Elektromagnetische Kraft • Gute Beschreibung aller bekannten Prozesse – Zerfälle von Teilchen – Innere Struktur nicht fundamentaler Teilchen • Systematik aller bekannten Teilchen • Beruht auf Symmetrie-Prinzipien • Sehr erfolgreiche physikalische Theorie 18 Die Fragen des Standardmodells • 3 Fermion-Familien – Stabile Materie (p, n, e) nur aus erster Familie Warum drei ? • Alle Wechselwirkungen beruhen auf Ladungssymmetrien Warum diese Symmetrien ? • Weitere Symmetrien ? – Fermion – Austauschboson Symmetrie (Supersymmetrie)? 19 Symmetrien in der Physik • • • • Vereinfachung von Problemlösungen Erkennen von Systemeigenschaften: Erhaltungsgrößen, Invarianz Klassifizierung Vereinheitlichung der Naturkräfte Noether Theorem: Symmetrie → Erhaltungsgröße (→ Kraftgesetz) Physikalische Gesetzte sind unabhägig von: Nullpunkt der Zeitachse → Erhaltung der Energie Nullpunkt der Raumachsen → Erhaltung des Impulses → Newtonsches Kraftgesetz Richtung der Raumachsen → Erhaltung des Drehimpulses 20 Eichsymmetrien: Folgerung aus dem Noether-Theorem • Die Natur besitzt eine lokale Eichsymmetrie • Die lokale Eichsymmetrie ist ein fundamentales Naturgesetz • Die gesamte Theorie der elektromagnetischen Kraft folgt zwingend aus dieser lokalen Eichsymmetrie • Die elektromagnetische und die schwache Kraft sind nur zwei Aspekte einer fundamentaleren elektroschwachen Kraft • Die gesamte Theorie der elektroschwachen Kraft folgt zwingend aus einer lokalen Eichsymmetrie • Die verallgemeinerte lokale Eichsymmetrie ist ein noch fundamentaleres Naturgesetz 21 Massen fundamentaler Teilchen Perfekte Symmetrie - ohne Masse! Kräfte beschreibbar durch Eichtheorien Forderung: Austauschteilchen müßen masselos sein Erfüllt für Photon und Gluon, Aber nicht für W- und Z-Bosonen Konsequenz: → Symmetrie muss gebrochen sein ← Peter Higgs (1964) Masse – keine Eigenschaft der Teilchen! • Symmetriebrechung erzeugt neues, massives „Higgs“-Feld • Konsequenz: W- und Z-Bosonen werden massiv • Erzeugung von Massen durch Kopplung an das Higgs-Feld 22 Die Fermion-Massen Masse (MeV/c²) • Erhalten Fermionen Masse durch spontane Symmetriebrechung? • Entsteht Masse durch Kopplung an ein Higgsfeld? • Was verursacht die riesigen Massenunterschiede ? 1000000 100000 10000 1000 100 10 1 0.1 0.01 0.001 0.0001 0.00001 0.000001 1E-07 1E-08 1E-09 1E-10 1E-11 1E-12 172000 1300 106 90 5 4200 2x1013 1777 2 0.5 Up Typ Down Typ Lepton +/Neutrino 0.000000001 0 0.00000005 0.000000009 1 2 3 4 Familie 23 Die Fermion-Massen Ändern von mu ,md oder me : kaum Effekt auf makroskopische Massen (mehr dazu später) riesigen Effekt auf Verhalten der Materie! md – me 1 MeV kleiner: Wasserstoff -Umwandlung möglich! keine Wasserstoff-Atome, n stabil p n W- e- νe md – mu 2 MeV kleiner: Proton- und Deuteriumzerfall Keine Materie mehr… 24 Ursprung der Fermion-Masse: Higgs? • • • Überprüfen der Higgs-Hypothese: – Entdecken Higgs Boson(en) und Messen ihre Zerfälle Was lernt man über Masse? – Die Stärke der Kopplung ans Higgs-Feld Sagt der Higgs Mechanismus die Massenwerte vorher? Nein! – Außer MW / MZ Verhältnis stimmt auf besser als 1%0 Standardmodell Vorhersage: MW=(80.36 ± 0.02)GeV Direkte Messung: MW=(80.40 ± 0.03)GeV Mehr zu Higgs: Teil 2 der Vorlesung 25 Weitere offene Fragen • Was ist mit Gravitation? •Gibt es eine fundamentale Kraft? • Welche Symmetrie liegt unserer Welt zugrunde? • Gibt es zusätzliche Dimensionen? • Kennen wir alle Teilchen (Supersymmetrie)? 26 Erweiterung des Standard-Modells Fermion Boson photon electron quark Boson photino selectron squark Fermion vereinigt Bosonen mit Fermionen Kraft mit Materie 27 Supersymmetrie Vereinigt die Grundkräfte Brücke zur Gravitation MX ~ 1014 GeV τp ~ 1031 a Brücke zur Urkraft Kräfte Vereinigung bei MX = 2·1016 GeV Leichtestes SUSY-Teilchen: Kandidat für Dunkle Materie Keine genaue Symmetrie: MX ~ 1016 GeV τp ~ 1038 a SUSY Teilchen viel schwerer mPl Mehr zu SUSY: Teil 2 der Vorlesung 28 Hochenergiephysik : Warum? Hohe Energie 29 Experimente mit Teilchenstrahlen Teilchenstrahlen höchster Energie notwendig, denn mit steigender Energie E (bzw. Impuls p) der Projektile steigt • die Fähigkeit, kleine Strukturen Δx zu erkennen Δx Δp = ħ • die Fähigkeit, neue schwere Teilchen zu erzeugen E = mc2 • Streuexperimente: – Kollision von Teilchenstrahlen mit Materie – Kollision von zwei Teilchenstrahlen 30 Kleine Strukturen Sehen… • Sehen = Abbilden Wurfgeschoß (Projektil) Æ Zielobjekt Æ Nachweis (Detektor) • „Auflösungsvermögen“ • Treffgenauigkeit << Größe der Strukturen Projektilgröße << Größe der Strukturen Lustige Animation aus dem Internet … 31 Unbekanntes Objekt in einer Höhle • Projektil: Basketbälle 32 Unbekanntes Objekt in einer Höhle • Projektil: Tennisbälle 33 Unbekanntes Objekt in einer Höhle • Projektil: Murmeln Mikroskopisch: Größe = Wellenlänge 34 Auflösungsvermögen und Energie Beispiel: wenn Objekte nur in Rot- oder Blaulicht sichtbar wären… Rot Blau: Energie 1.5 mal höher Photonen im blauen Bereich energetischer: das Bild wird schärfer Auflösung kleiner Strukturen: hohe Energie ! Mikroskope der Teilchenphysik: Hochenergiebeschleuniger 35 Instrumente der Teilchenphysik Höchste Energie erreichbar am Large Hadron Collider : Proton-Kollisionen mit Schwerpunktenergie von 7, 10, 14 TeV LHC (CERN): 27 km Ring nahe Genf Neue Entdeckungen in den nächsten 5 Jahren Präzisionmessungen in Standard Modell Suche nach neuen Physik 36 LHC: Tatsächlich “Die Weltmaschine”? “Higgs erklärt die Masse der Materie” Falsch: nur 1% der Masse nuklearer Materie ist durch Quarks gegeben “LHC erreicht Energien die noch nie am Beschleuniger erreicht wurden” Richtig: LEP (CERN) 100 GeV, HERA (DESY) 320 GeV, Tevatron 2 TeV “Die erste Reise der Teilchenphysiker zum Urknall” Falsch: mit LHC sind 1 Größenordnung näher, doch 13 Größenordnungen entfernt LHC Tevatron 37 Kollisionen am LHC: Proton - Proton Kollisionen u 90% Gluon-Gluon Fusion, 10% Quark-Quark d u t t t Higgs u d u 38 Kollisionen am LHC: Proton - Proton Kollisionen u 90% Gluon-Gluon Fusion, 10% Quark-Quark Untergrund: QCD Prozesse: gg→Hadronen qq→Hadronen d u t t t Untergrundereignisse 106 d öffter als Rate der Teilchenerzeugung pp @ LHC Higgs u “Signal” Ereignisse u Entdeckungen Schwierigkeit: Untergrund effizient unterdrücken Notwendig: QCD präzise zu verstehen Energie, TeV 39 Protonen bei höchsten Energien Teil 1 QuantenChromoDynamik Paar Worte über Masse der Dinger… 40 Sichtbare Materie: Atom→ Elektron + Kern 41 Sichtbare Materie: Atom→ Elektron + Kern ↓ Nukleonen (p, n): Quarks Nukleonmasse MN ~ 1 GeV = 1.8 x 10-27 kg 42 Quarks: Fundamentale Bausteine der Materie Quark Sorte (Flavour): down strange beauty Masse : 0.006 MN 0.15 MN 4.5 MN charm top in Einheiten der Nukleonmasse (MN) up 0.003 MN 1.6 MN 171 MN Nukleonen (Proton uud, Neutron udd): Eigenschaften durch Valenz-Quarks bestimmt Valenz-Quarks fast masselos Die Masse der Materie ist nicht mit Quarkmasse zu erklären! 43 Struktur der Nuklearen Materie Starke Kraft hält die Materie zusammen Träger der Starken Kraft: Gluonen Besondere Ladung: Farbe Quarkgröße <10-8 Å Menschenhaar <106 Å Nukleonstruktur in QuantenChromoDynamik: • Valenzquarks bestimmen die Quantenzahlen • Gluonen erzeugen See-Quark Paare p,n • Quarks und Gluonen tragen ein Anteil vom Gesamtimpuls des Nukleons Energie der Quarks und Gluonen – Nukleonmasse? Untersuchung der Nukleonstruktur: sehr hohe Auflösung notwendig! 44 Supermikroskop HERA am DESY 1992 - 2007† Protonen 920 GeV u Kollisionen bei 320 MN e u γ d Elektronen 27 GeV Q2 – HERA Auflösung ≈ 10-8 Å Weltweit Einzigartig: Protonstruktur wurde aufgelöst mithilfe virtueller Photonen (Tief inelastische Streuung) Häufigkeit solcher Ereignisse: Protonstruktur 45 Masse der Nuklearen Materie HERA Messungen: Energieverteilung der Quarks und Gluonen im Proton 05 0. n· ne uo Gl Wenn Quarks so leicht sind, was macht die Protonmasse aus? Se eq ua rks ·0 Valenzquarks .05 Impulsanteil Masse = Energie! 46 Masse der Nuklearen Materie HERA Messungen: Energieverteilung der Quarks und Gluonen im Proton n ne uo Gl Gluonen und See unskaliert Valenzquarks Se eq ua rks Masse = Energie! Protonmasse ~ Gluonenergie 47 QuantenChromoDynamik: Grundlagen • SU(3) Symmetrie und Quarkmodell • Quark-Antiquark Zustände MESONEN • 3-Quark Zustände BARYONEN • Farbe: theoretische Notwendigkeit und experimentelle Evidenz • Gluonfeld • Lagrangian der QCD • Feinmann-Regel in QCD • Renormierung • Asymtotische Freiheit und Confinement • Fragmentation und Hadronisierung • Faktorisierung 48