Aktionsbündnis „Für eine gentechnikfreie Landwirtschaft in Thüringen“

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Gentechnik-Newsletter Nr. 6/2011 (Dezember 2011)
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BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN Landtagsfraktion Thüringen
Gentechnik-Newsletter Nr. 06/2011 (Dezember 2011)
Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter, sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben leider Recht behalten mit unserer Voraussage, dass die Gentechnik-Lobby spätestens
zum Start der Maissaison 2012 „zum Angriff bläst“. Nachdem die Europäische
Lebensmittelzulassungs- und Kontrollbehörde (EFSA) bereits im Sommer zwei Gentech-SojaSorten einen Freibrief als Futter- und Lebensmittel ausgestellt hatte, hat nun die EU-Kommission
dem Rat der Agrarminister die Zulassung von vier gentechnisch veränderten Maissorten
vorgeschlagen. Dabei scheint keine Rolle zu spielen, dass die beiden Herbizidwirkstoffe
Glyphosat und Glufosinat, gegen die die neuen Maissorten resistent sind, gerade in den letzten
Monaten stark in die Kritik geraten sind (siehe auch diese und letzte Ausgaben Newsletter). Nun
ist es also an den EU-Staaten, diese Zulassungen zu verweigern. Die deutsche Bundesregierung
hat indes im Rahmen einer Anhörung im Agrarausschuss am 14.12.11 deutlich gemacht, auf
welcher Seite sie steht, denn sie sieht „keinen Anlass, an der wissenschaftlichen Kompetenz der
EFSA zu zweifeln.“An der wissenschaftlichen Kompetenz zweifeln auch wir nicht, aber wenn
gerade einer der deutschen Vertreter in diesem Gremium als Mitautor einer
gentechnikfreundlichen Studie von sich reden macht, dann darf zumindest an der Unabhängigkeit
der EFSA gezweifelt werden.
Über weitere aktuelle Entwicklungen im Bereich Gentechnik und vor allem über die Situation in
Thüringen informiert Sie dieser Newsletter. Helfen Sie bitte, diesen zu verbreiten. Senden Sie ihn
an Freunde, Bekannte und weitere potentielle Interessierte. Der Newsletter kann hier abonniert
werden: http://gruene-fraktion.thueringen.de/themen/gentechnik.html
Bereits die Erstellung der ersten Ausgabe hat gezeigt, dass wir aus Gründen der Praktikabilität
bei weitem nicht alle von uns recherchierten Informationen im Newsletter unterbringen können.
Sie finden weitere aktuelle Meldungen unter www.gruene-fraktion.thueringen.de Themen 
Gentechnik, ebenso alle erschienenen Ausgaben des Newsletters und wichtige Links.
Mit den besten Wünschen für das neue Jahr 2012
und in Erwartung Eurer/Ihrer Anregungen wünschen eine interessante Lektüre
Dr. Frank Augsten und Maria Rapp
1. Wissenschaft und Forschung
Studie deckt Lücken in der Risikobewertung von gv-Pflanzen auf
Ein internationales Forscherteam hat in einer gemeinsamen Studie deutliche Mängel bei der
Risikobewertung transgener Pflanzen festgestellt. Hierbei geht es konkret um die verschiedenen
Messmethoden, die im Zusammenhang mit so genannten Bt-Pflanzen angewendet werden. Der
Abgleich der Messmethoden zur Bestimmung des Giftgehalts aus vier Laboren legt nach Angaben
der ForscherInnen offen, dass die bisher zur Risikobewertung vorgelegten Daten nicht verlässlich
und reproduzierbar seien, da es bisher keinen festgelegten Messstandard gibt. Damit kann die
Sicherheit von Bt-Pflanzen nicht final beurteilt werden. Die Bestimmung des Giftgehalts in BtPflanzen ist wesentlich für die Risikobewertung als auch für die Prophylaxe von Resistenzen bei
Schädlingen. Bt-Pflanzen produzieren auf Basis eines Gens des Bakteriums Bacillus thuringiensis
(Bt) ihr eigenes Insektizid und finden wie etwa der transgene Mais MON810 in mehreren EUStaaten Verwendung in Lebens- oder Futtermitteln. (Quelle: www.testbiotech.org/node/577)
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Neue Studie über Agrogentechnik
Ein häufig vorgebrachtes Argument der Agro-Gentechnik ist dessen vermeintliches Potenzial,
durch beachtliche Ertragssteigerungen in der Landwirtschaft den Hunger weltweit bekämpfen zu
können. Eine neue wissenschaftliche Studie, erstellt durch eine Vielzahl internationaler Umweltund Verbraucherschutzorganisationen, blickt hinter die Kulissen des vielgepriesenen
„Wundermittels“. Die vorerst nur in Englisch veröffentlichte Studie „The GMO emperor has no
clothes“ ist Anfang Dezember vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) vorgestellt worden
und bescheinigt der grünen Gentechnik darin Totalversagen. So wird u.a. die Bekämpfung des
Welthungers durch Agrogentechnik ebenso bezweifelt wie die Folgen ihres Einsatzes für die
Umwelt – z.B. wachsende Resistenz von „Superunkräutern“ und Schädlingen - und die
menschliche Gesellschaft deutlich aufgezeigt. So hat der Einsatz der Agrogentechnik
nachweislich die Lebensgrundlage zahlreicher Landwirte und Kleinbauern weltweit zerstört.
Nicht zuletzt wird ein kritisches Licht auf die weltweit agierende, mächtige Gentechniklobby
geworfen. Der direkte Link zur Studie:
www.nabu.de/imperia/md/content/ nabude/gentechnik/studien/gmo_emperor_study_pdf.pdf
2. Landwirtschaft
UN rügt Argentinien für Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft
In Argentinien, nach Brasilien und den USA drittgrößter Soja-Lieferant, werden fast 100 % gv
Soja-Sorten angebaut - mit schwerwiegenden Folgen für die Umwelt und Menschen vor Ort:
Rodung von Urwäldern, Vertreibung indigener Volksstämme von ihren traditionell genutzten
Flächen sowie damit einhergehende Zerstörung ihrer Lebensgrundlage. Die Zunahme von Armut
und Unterernährung und nicht zuletzt Gesundheitsgefahren durch den massiven Pestizideinsatz
zählen zu den deutlich erkennbaren Folgeerscheinungen der Sojamonokultur. Das UN-Komitee
für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte hat nun Anfang Dezember diese
massive Nutzung von GVO in der argentinischen Landwirtschaft als Menschenrechtsverletzung
kritisiert. Hintergrund ist ein Parallelreport der argentinischen NGO GRR (Grupo de Reflexión
Rural) und der Gründerin des internationalen Netzwerks Aktion GENKlage, Christiane Lüst, über
die desaströsen Folgen des Einsatzes von GVO für die argentinische Bevölkerung, die an das UNKomitee eingereicht worden waren. Darin wird Anklage gegen Argentinien und den Anbau von
Gen-Soja erhoben. (Quelle: Aktion GENKlage vom 14.11.11 und
www2.ohchr.org/english/bodies/cescr/cescrs47.htm)
3. Zulassung und Sicherheitsforschung
Keine Mehrheit für Zulassung von Gentech-Soja in der EU
Eine Pattsituation im Ständigen Ausschuss für Lebensmittelkontrolle und Tiergesundheit der EU
(SCoFCAH) hat am 14.11.11 den Import zweier gv Sojasorten als Futter- und Lebensmittel in die
EU zunächst verhindert. Hierbei handelt es sich um die Wiederzulassung von Monsantos
Sojasorte 40-3-2 sowie die Neuzulassung der Linie A5547-127 des Konzerns Bayer CropScience.
Eine Überprüfung wird nun in einem speziellen Berufungsausschuss angestrengt. Findet sich auch
dort keine klare Position, trifft die EU-Kommission eine Entscheidung. Die Roundup-ReadySojabohne von Monsanto wird beim Anbau in Südamerika mit dem Herbizid Glyphosat
behandelt, das wissenschaftlich nachweislich negative Auswirkungen auf die Gesundheit von
Mensch, Tier und Umwelt hat. Die transgene Sojabohne A5547-127 von Bayer ist resistent gegen
das hochgiftige Herbizid Glufosinat, welches nach Auskunft von EU-Experten die Fruchtbarkeit
beeinträchtigen und darüber hinaus eine mögliche Gefahr für ungeborene Kinder darstellen kann,
weswegen es in der EU ab 2017 vollständig verboten werden soll. Die umstrittene europäische
Behörde
für
Lebensmittelsicherheit
(EFSA)
stellt
beiden
Sorten
jedoch
Unbedenklichkeitsgutachten aus. (Quelle: AGRA-EUROPE 47/11, S.3)
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Massive Lobbyarbeit für transgene Kartoffel Amflora
Die Kritik um die EFSA reißt nicht ab: Die non-Profit-Organisation Corporate Europe
Observatory (CEO), die die Tätigkeiten von Lobbygruppen in den Schaltzentralen der EU
untersucht, hat Anfang November eine neue Studie veröffentlicht, die die engen Verflechtungen
der EFSA zur Gentechnik-Industrie offenlegt. Konkret geht es dabei um die im März 2010 von
der EU-Kommission zugelassene Kartoffel Amflora von BASF, der nach Auskunft von CEO eine
massive Lobbyarbeit des Konzerns vorangegangen war. Grundlage für die Zulassung war hierbei
eine umstrittene Stellungnahme der EFSA zur Nutzung von Antibiotika-Resistenzgenen in
gentechnisch-veränderten Organismen 2009. Über die Hälfte der unterzeichnenden Mitglieder des
EFSA-Ausschusses zu gv-Organismen verfügten zu diesem Zeitpunkt über enge Verbindungen
zur Gentechnik-Industrie, wie die CEO herausgefunden hat. Die Organisation fordert aus diesem
Grunde eine Neubewertung der transgenen Kartoffel sowie einen generellen Stopp für alle
laufenden Zulassungsverfahren für gv-Pflanzen, die das entsprechende Antibiotika-Resistenzgen
nptII tragen.
(Quelle:www.lobbycontrol.de/blog/index.php/2011/11/studie-beleuchtet-lobbyarbeit-fuergentech-kartoffel-amflora/)
BASF beantragt Zulassung der transgenen Kartoffel Fortuna in der EU
BASF hat Ende Oktober einen Zulassungsantrag der gentechnisch optimierten Speisekartoffel
Fortuna in der EU gestellt. Dieser beinhaltet den kommerziellen Anbau Fortunas ebenso wie ihre
Zulassung als Futter- und Lebensmittel. Fortuna, der Resistenzgene einer südamerikanischen
Wildsorte eingepflanzt worden sind, ist widerstandsfähig gegen die weitverbreitete Kraut- und
Knollenfäule, welche jährlich für 20% der Ernteeinbußen weltweit verantwortlich ist. Die
Kartoffelsorte soll nach Auskunft von BASF für die Herstellung von Pommes genutzt werden.
Wie bei Amflora findet sich auch in Fortuna ein sehr umstrittenes Antibiotika-Resistenzgen
wieder. Nun ist es einmal mehr an der EFSA, die Sicherheitsprüfung für Umwelt, Tier und
Mensch zu übernehmen und dann eine Empfehlung an die EU-Kommission weiterzugeben.
(Quelle: umwelt aktuell Dez.11/Jan.12, S.16)
4. Politik
SPD bekräftigt ablehnende Haltung gegenüber Agrogentechnik
Die sozialdemokratische Partei hat unlängst auf ihrem Bundesparteitag in Berlin Anfang
Dezember ihre Ablehnung der Grünen Gentechnik im landwirtschaftlichen Anbau als auch ihrer
Verwendung als Futter- und Lebensmittel bekräftigt. In ihrem Beschluss warnt die SPD vor den
ungeklärten langfristigen Folgen der Technik und den unkontrollierbaren Gefahren des Anbaus
von gv-Pflanzen für die Umwelt. Die SPD sieht in der Grünen Gentechnik keinerlei
gesellschaftlichen Nutzen und auch kein probates Mittel im Kampf gegen den weltweiten Hunger.
Die Partei will sich im Rahmen der neuen Koexistenz-Leitlinien der EU-Kommission vielmehr
dafür stark machen, dass der Status gentechnikfreier Regionen rechtlich abgesichert wird und
Schadensersatzansprüche auch für GVO-Verunreinigungen unter 0,9% geltend gemacht werden
können. In ihrem Beschluss fordert die Partei zudem ein Moratorium bei der GVO-Zulassung in
der EU. So sollen die EU-Zulassungsverfahren vorerst so lange ausgesetzt werden, bis sie nach
Meinung der SPD transparente und demokratische Verfahrensstrukturen aufweisen. Zum anderen
müsse in den EU-Bewertungen auch viel mehr auf ökologische Aspekte, sozioökonomische
Nutzen und potentielle Folgen sowie Fragen der agronomischen Nachhaltigkeit geachtet werden.
Nicht zuletzt fordert die Partei eine umfassende EU-Kennzeichnungspflicht für GVO-Futter- und
Lebensmittel, die auch tierische Erzeugnisse einbezieht. (Quelle: Agra-Europe 50/11, S. 43)
Gentechnik-Newsletter Nr. 6/2011 (Dezember 2011)
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5. Koexistenz
Zunahme von gv-Bäumen in Schweden
2011 sind in Schweden auf circa 3,8 ha genetisch veränderte Pappel- sowie Obstbäume
gewachsen. Die gv-Pappel soll hierbei eine höhere Wachstumsrate erreichen und die genetisch
modifizierten Apfel- sowie Birnbäume verfügen über ein stärkeres Wurzelsystem. Mit der
Ausbreitung der gv-Bäume steigt auch die Beunruhigung unter ExpertInnen und Betroffenen.
Wurden Bäume bisher in Lebensmittelsicherheitstests nicht einbezogen, weil ihre Verwendung in
Nahrungsmitteln als nicht direkt angesehen wurde, warnt etwa der Bienenzüchterverband der
schwedischen Gemeinde Sotenä davor, dass genetisch veränderter Pollen von gv-Bäumen durch
Bienen nicht nur in diesen selbst aufgenommen werden, sondern in den Honig und damit direkt in
den Nahrungskreislauf von Menschen gelangen könnte. Darüber hinaus wird von
Wissenschaftlern angemahnt, dass blühende gv-Bäume zu einer Ausbreitung genetisch
veränderten Materials unter die „konventionellen“ Artgenossen beitragen. So haben Feldstudien
gezeigt, dass sich nach 25-50 Jahren noch 1% modifizierte Gene von gv-Bäumen in anderen
Beständen wiederfinden. (Quelle: www.gmwatch.org/index.php?option=com_content&view=
article&id=13503:qm-tree-trials-in-sweden-poland-and-belgium)
6. Recht/Haftung/Versicherung/Patente
Geringer Prozentsatz des Honigs von EuGH-Urteil betroffen
Anfang September hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) Gentechnik-Verunreinigungen in
Honig ohne vorherige Sicherheitsprüfung sowie Lebensmittelzulassung verboten (siehe
Gentechnik-Newsletter 5/2011). Umgemünzt auf die Praxis betrifft das Urteil nach Angaben des
deutschen Honig-Verbandes e.V. ca. 5% der Ware auf dem einheimischen Markt. Hersteller
bevorzugen nunmehr vornehmlich Rohhonig aus Gebieten, bei denen kaum gv-Pollen zu erwarten
sind, wozu auch die Bundesrepublik zählt. Die EFSA hat unterdessen die Pollen des Genmaises
MON810 als mögliche Bestandteile des Honigs als sicher bewertet. (Quelle: http://keinegentechnik.de/news-gentechnik/news/de/24684.html sowie umwelt aktuell Dez.11/Jan.12, S.16)
7. Gentechnikfreiheit
„Ohne Gentechnik”-Siegel für Zott
Die deutsche Genuss-Molkerei Zott trägt ab Frühjahr 2012 auf ihren Mozarella-Produkten
(„Zotarella”) das „Ohne Gentechnik”-Siegel. Als 100. Unternehmen erhielt es Mitte November
vom Verband Lebensmittel ohne Gentechnik e.V. (VLOG) die Lizenz zur Nutzung des Siegels,
das
auf
Grundlage
strenger
gesetzlicher
Kriterien
vergeben
wird.
(Quelle:www.ohnegentechnik.org/metamenu/presse/pressearchiv/100-lizenznehmer-des-ohnegentechnik-siegels.html)
8. Gesundheit
Argentinien: Studie bescheinigt gesundheitliche Folgen durch Gentech-Soja
Eine wissenschaftliche Studie argentinischer Ärzte hat auf große gesundheitliche Probleme im
Zusammenhang mit Monsantos gv-Roundup-Ready-Soja hingewiesen. Die nun auf Englisch
erschienene wissenschaftliche Untersuchung ist das Resultat der 1. Nationalen Ärzte-Konferenz
2010 in Córdoba. Sie beschäftigt sich mit Regionen, in denen das Herbizid Roundup Ready mit
Flugzeugen versprüht wird und identifiziert hierbei einen steilen Anstieg von Fehlgeburten und
Geburtsschäden parallel zur voranschreitenden Ausbreitung von gv-Roundup-Ready-Soja. Auch
gehäufte DNS-Schäden, neurologische Entwicklungsstörungen sowie eine steigende Zahl von
Krebsfällen bei Kindern und Erwachsenen und nicht zuletzt andere Formen schwerwiegender
Erkrankungen sind als Folgen der Vergiftung durch Roundup-Ready benannt. (Quelle:
www.gmwatch.org/index.php?option= com_content&view=article &id=13515:monatsrueckblicknr-98)
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9. Widerstand/Aktionen
Unterschriftenaktion gegen Patentierung von Tieren und Pflanzen
Eine Vielzahl unterschiedlicher internationaler zivilgesellschaftlicher Verbände, Umwelt- und
Tierschutzorganisationen sowie Privatpersonen fordern in einem offenen Brief an das
Europäische Parlament sowie an die EU-Kommission den unumschränkten Stopp jeglicher
Patentierung auf Tiere und Pflanzen und verlangen dabei klare und wirksame Verbote der
Patentierung. Initiiert wurde das Vorhaben von der internationalen Initiative no patents on seeds
(Keine Patente auf Saatgut), zu der u.a. Greenpeace und Misereor gehören. Nach Angaben der
Aktivisten sind seit der Einführung der Richtlinie „Rechtlicher Schutz biotechnologischer
Erfindungen“ (Dir. 98/44 EC) 1998 in der EU etwa 900 Patente auf Tiere sowie ca. 1800 Patente
auf Pflanzen vom Europäischen Patentamt vergeben worden. Die Aktion ist bis zum 15. April
2012 verlängert worden. Wer sich für die näheren Hintergründe der Unterschriftenaktion
interessiert und/oder sich mit seiner Unterschrift beteiligen möchte: www.no-patents-onseeds.org/en/recent-activities/open-letter-members-european-parliament-and-europeancommission
10. Termine/Materialien/Adressen
21.01.2012, Berlin, Internationale Grüne Woche: Demonstration für eine nachhaltige
Landwirtschaft. Infos: http://www.wir-haben-es-satt.de/start/home/
09.02.2012, Uni Jena: Veranstaltung des KV Jena zu Fleischkonsum, Internationale Agrarpolitik,
Agrogentechnik, globale Ernährungssouveränität (Podiumsdiskussion Prof. G. Breitschuh vs. F.
Augsten)
11.02.2012, Weimar: AbL-Tagung zur Neugestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)
Fachbuch über Artensterben bei Insekten und Vögeln durch neuartige Pestizide
Das 2010 erschienene, international beachtete Fachbuch „Disaster in the Making“ des
holländischen Toxikologen Henk Tennekes liegt nun in der deutschen Übersetzung vor. Es
thematisiert die deutlich negativen und beunruhigenden Auswirkungen von neuartigen Pestiziden,
so genannten Neonicotinoiden, auf die Umwelt. „Das Ende der Artenvielfalt. Neuartige Pestizide
töten Insekten und Vögel“, so der deutsche Titel des Buches, beschreibt anhand wissenschaftlicher
Erkenntnisse die in den letzten Jahren beobachtete nachhaltige Schädigung sowie das extreme
Artensterben von Insekten und Vögeln der Agrarwirtschaft in der EU, das vermutlich auf den
Einsatz von Neonicotinoiden zurückgeht. Diese hochwirksamen Insektizide - synthetisch
hergestellte, nikotinartige Wirkstoffe - haben die Wirkung eines Nervengifts und führen bereits in
geringen Mengen zu einem hohen Maß an Toxizität bei Fraß- und Sauginsekten, weswegen sie
sich großer Beliebtheit erfreuen und bereits in fast allen Anbaukulturen der EU eingesetzt werden.
Über den Nahrungs- und Wasserkreislauf gelangen sie auch zu Nicht-Zielorganismen wie Vögeln,
was bei bestimmten Arten unter ihnen bereits zu einer Bestandsverringerung geführt hat.
www.bundladen.de/shop/buecher_broschueren/tiere/zurueck/tiere-1/produkt/das-ende-derartenvielfalt/ (Quelle: www.farmlandbirds.net/taxonomy/term/4)
Gen-ethischer Informationsdienst Nr. 209 (Dezember 2011): Schwerpunkt Hunger
Die aktuelle Ausgabe des GID setzt sich schwerpunktmäßig mit dem Argument auseinander, dass
die Agro-Gentechnik einen Beitrag zur Verbesserung der globalen Ernährungssicherung leisten
kann. Sie entlarvt die Machenschaften der Gentech-Lobby und zeigt, dass die Agrogentechnik
bisher zur Verschärfung des Hungerproblems beigetragen hat.
Infos: www.gen-ethisches-netzwerk.de
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11. Regionales: Thüringen
Grünes gentechnikkritisches Netzwerk
Das Netzwerk hat seine Arbeit aufgenommen. Im November und Dezember gab es mit den
Kreisverbänden Gotha, Nordhausen und Saalfeld-Rudolstadt Beratungen, um in den kommenden
Wochen entsprechende Anträge auf kommunaler bzw. Landkreisebene einzubringen. Ebenso
besteht Kontakt zum KV Greiz, dort wird der Antrag auf gentechnikfreie Bewirtschaftung der
kreiseigenen Flächen ebenfalls im Januar im Kreistag eingebracht.
Gentechnikfreie Regionen
Landkreis Weimarer Land
Antrag B90/DIE GRÜNEN am 07.04.11 im Kreistag zur gentechnikfreien Bewirtschaftung der
landkreiseigenen landwirtschaftlichen Flächen
Endgültige Beratung im Agrar- und Umweltausschuss am 25.06.11. Geladen waren Vertreter des
Kreisbauernverbandes, die ausgesprochen gentechnikfreundliche Positionen vertraten und dem
Ausschuss die Ablehnung des Antrages empfahlen. Mit fünf Stimmen dagegen und zwei Stimmen
dafür wurde der Antrag abgelehnt.
Zur Kreistagsitzung am 01.12.11 wurde von uns eine Neufassung zum Antrag vom 07.04.11
eingebracht. Diese entsprach wortgleich dem Antrag der Landtagsfraktionen von CDU und SPD
„Thüringen aktiv gegen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen“ vom 19.05.2010 (Ds.
5/989), der am 17.06.2010 vom Thüringer Landtag angenommen (Einstimmigkeit bei CDU/SPD)
wurde. Die Neufassung wurde erneut in den Agrar-/Umweltausschuss des Kreistages überwiesen.
Nachhaltigkeitsstrategie der Landesregierung und Zukunftsatlas der Landwirtschaft in
Thüringen 2020
Licht und Schatten liegen bei dieser Landesregierung auch beim Thema Gentechnik eng
beieinander: Während die vor kurzem veröffentlichte Nachhaltigkeitsstrategie der
Landesregierung mit ausgesprochenen kritischen Aussagen zur Agrogentechnik aufhorchen lässt,
schweigt sich der Entwurf des Landwirtschafts- und Umweltministeriums zum „Zukunftsatlas
Landwirtschaft in Thüringen 2020“ über das brisante Thema aus. Liegt das etwa daran, dass sich
die beiden Ministerien (Sozial- und Agrarministerium) bei der Gentechnik nicht einig sind?
Auf alle Fälle haben die zahlreichen Vertreter von Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpartnern auf
dem Auftaktworkshop zur Diskussion des Zukunftsatlas` am 13.12.11 in Erfurt die Aufnahme der
gentechnikkritischen Position der Landesregierung gefordert.
Parlamentarische Initiativen
(alle bisherigen Initiativen, vollständige Texte und Antworten unter www.gruenefraktion.thueringen.de bzw. über die offiziellen Seiten der Landtagsverwaltung)
Kleine Anfragen des Abgeordneten Dr. Augsten vom 07.12.2011
1. Kontrolle von Importhonig auf nicht als Lebensmittel zugelassene gentechnische
Bestandteile (Ds. 5/1981)
2. Umsetzung des Landtagsbeschlusses „Thüringen aktiv gegen den Ausbau von
gentechnisch veränderten Pflanzen“ (Drucksache 5/1152) vom 17. Juni 2010 (Teil I)
(Ds. 5/1982)
3. Umsetzung des Landtagsbeschlusses „Thüringen aktiv gegen den Ausbau von
gentechnisch veränderten Pflanzen“ (Drucksache 5/1152) vom 17. Juni 2010 (Teil II)
(Ds. 5/1984)
4. Umsetzung des Landtagsbeschlusses „Thüringen aktiv gegen den Ausbau von
gentechnisch veränderten Pflanzen“ (Drucksache 5/1152) vom 17. Juni 2010 (Teil III)
(Ds. 5/1983)
5. Kontrolle von Saatgut in Thüringen auf gentechnisch veränderte Bestandteile (Ds. 5/1985)
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