T2*-Messungen bei externer Gabe von Sauerstoff und Carbogen : Vergleich zwischen EPI und FLASH A. Bongers, L.R. Schad Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg Abteilung für Biophysik und med. Strahlenphysik Arbeitsgruppe Physiologische und Funktionelle MR-Bildgebung EINLEITUNG: Sauerstoffgehalt und -aufnahme eines Tumors sind wichtige Parameter für den Erfolg einer Strahlentherapie. Hypoxische Tumore sprechen deutlich schlechter auf die Strahlentherapie an und zeigen daneben auch eine stärkere Neigung zur Metastasierung. [1] Zur Erhöhung des O2-Pegels im Tumor wird dem Strahlentherapiepatienten daher oftmals Atemgas mit erhöhtem Sauerstoffpartialdruck, meist 100% O2 oder Carbogen (95% O2 / 5% CO2), zugeführt. Der CO2Anteil soll dabei durch seine starke vasodilatorische Wirkung die Tumorperfusion zusätzlich erhöhen. Für die Beurteilung der Aussichten einer Strahlentherapie und der Tumorvitalität ist die nichtinvasive Messung der O2-Versorgung im Tumor von Bedeutung. In der MRT bietet sich die Nutzung der unterschiedlichen magnetischen Eigenschaften des oxygenierten und desoxygenierten Blutes und die damit verbundene Beeinflussung der T2*-Relaxationszeiten an (sog. BOLD Effekt). Obwohl absolute Messungen der Sauerstoffsättigung derzeit noch nicht möglich sind, lassen sich über die Messung von T2*-Änderungen nach externer Gabe von Carbogen bzw. O2 Aussagen über die relative Änderung der Sauerstoffversorgung im Gewebe machen. [2] Als Voraussetzung für die reproduzierbare Detektion der Signalantwort von Tumoren auf O2bzw. Carbogenatmung wurden in dieser Studie die Sensitivität einer FLASH und einer EPI Sequenz auf die durch Carbogen bzw. O2 induzierte Änderung von T2* untersucht. METHODEN: Auf einem Siemens Vision 1,5 T Ganzkörpertomographen wurde an 5 Probanden jeweils ein Experiment mit einer T2*-gewichteten flußrephasierten FLASH und einer blipped GE-EPI Sequenz unter Carbogenatmung (95%O2 / 5%CO2) und zwei entsprechende Experimente bei 100% O2 Atmung durchgeführt. Während der Versuche wurde den Probanden alternierend Raumluft und Atemgas über eine Atemmaske zugeführt und jeweils eine BOLD sensitive Bilderserie aufgenommen. Die FLASH Serie beinhaltete 120 Zeitframes mit je einer transversalen Schicht, jeweils alternierend 30 Bilder Raumluftatmung und 30 Bilder Gasatmung. Die Zeitdauer einer Atmungsperiode betrug 4 Minuten. Für die EPI Sequenz wurden 240 Zeitframes mit je 4 transversalen Schichten aufgenommen, die Blocklänge für eine Gasatmungsperiode betrug 60 Frames, bzw. 3min. Die Parameter für die benutzten Sequenzen waren: GE-EPI: TE=60ms, TR=3s, Matrix 128x128, FOV= 220 mm, Schichtdicke=5mm; FLASH: TE=48ms, TR=76ms, Matrix 108x128, FOV=220mm, Schichtdicke=5mm Nach Bewegungskorrektur wurde für jede Bildserie die pixelweise Korrelation mit einer 30 (FLASH) bzw. 60 (EPI) Zeitframes breiten Boxcarfunktion ermittelt und aus den Korrelationskoeffizienten (unter der Annahme gaußverteilten Rauschens) der p-Wert für die Signifikanz des Signalanstieges im Pixel berechnet. Der Signalanstieg unter Gasatmung wurde bei einem Schwellenwert von p=0.001 als signifikant angesehen. Aus den Korrelationskarten wurde für jedes signifikante Pixel der relative Signalanstieg durch Differenzbildung der Mittelwerte über die Zeitserie berechnet. Für jeden Probanden wurden 3 ROIs mit signifikanten Pixeln im Hirnparenchym ausgewählt und gemittelt, um eine mittlere T2*-Änderung im Hirnparenchym zu erhalten. Abb. 1 Vergleich der T2*-Änderung bei 100% O2 und Carbogenatmung (95%O2/5%CO2) für die EPI Serie. Die Pixel der berechneten Korrelationskarten mit einer Signifikanz p>0,001 sind den anatomischen Bildern in schwarz überlagert. a) Korrelationskarte bei 100% O2 Atmung b) Korrelationskarte bei Carbogenatmung Der CO2 Zusatz macht sich in einer deutlich besseren Korrelation des MR Signals mit der Gasatmung bemerkbar. ERGEBNISSE: Die berechneten Korrelationskarten zeigen bei einer Signifikanzschwelle p=0,001 für alle Probanden eine gute Übereinstimmung zwischen T2*- Änderung unter Gasatmung und der morphologischen Lage der grauen Hirnsubstanz. In der weißen Substanz konnte kein signifikanter Anstieg beobachtet werden. Bei reiner O2 Atmung wurde ein Signalanstieg von 6-8% im Hirnparenchym gemessen. Demgegenüber war die ermittelte T2*-Änderung bei Carbogenatmung mit 10-15% etwa doppelt so groß. Für Carbogen zeigten außerdem deutlich mehr Pixel der grauen Substanz einen signifikanten Signalanstieg. Abb. 2 Vergleich der T2*-Änderung für unterschiedliche Sequenztypen bei 100% O2 Atmung. Die Pixel der berechneten Korrelationskarten mit einer Signifikanz p>0,001 sind den anatomischen Bildern in schwarz überlagert. a) Korrelationskarte der EPI Serie b) Korrelationskarte der FLASH Serie. Es werden bei gleicher Signifikanzschwelle für die EPI Sequenz nur vereinzelte Pixel sichtbar, die bei O2Atmung einen Signalanstieg zeigen. Die FLASH Pulssequenz zeigt dagegen einen Signalanstieg über die gesamte graue Substanz. Für die beiden getesteten T2*-gewichteten Sequenzen zeigten sich große Unterschiede in der Anzahl der signifikanten Pixel der Korrelationskarte. Die Signalantwort der EPI Sequenz korreliert für alle Probanden schlechter mit der Gasatmung als diejenige der FLASH Sequenz. Während bei der FLASH Serie auch für 100% Sauerstoffatmung fast alle Pixel der grauen Substanz eine signifikante Signaländerung zeigen, lieferte die EPI Sequenz generell nur vereinzelte Pixel über der Signifikanzschwelle. Ein exemplarischer Fall für den Unterschied im Signalanstieg beider Sequenztypen bei Sauerstoffatmung ist in Abb. 2 dargestellt. Signifikante Ergebnisse konnten für die EPI Sequenz erst durch zusätzliche CO2 Beimengung (Carbogenatmung) erreicht werden (Abb.1). DISKUSSION: Der gemessene Signalanstieg bei beiden Gasen korrelieret wie erwartet mit der erhöhten Kapillardichte und O2-Versorgung der grauen Hirnsubstanz . Trotz leicht schlechterer Auflösung der FLASH Sequenz (1,72 x 2,04 mm) gegenüber der EPI Technik (1,72 mm2), wurde für die FLASH Sequenz eine deutlich bessere Korrelation des Signalanstieges in der grauen Substanz mit der Gasatmung festgestellt. Die schlechtere Korrelation bei EPI Messungen macht sich besonders negativ bemerkbar bei der Darstellung von T2*Änderungen, die auf einer reinen Erhöhung der Blutsauerstoffsättigung beruhen. Der Signalanstieg nach 100% O2-Atmung lässt sich mit der getesteten single-shot GE-EPI Sequenz nicht reproduzierbar darstellen. Daher muss unter Verzicht auf die höhere Zeitauflösung auf die Aufnahme einer T2*-gewichteten FLASH Serie zurückgegriffen werden, die deutlich sensitiver auf einen extern induzierten BOLD Effekt reagiert. Der Grund für die höhere Sensitivität der FLASH Sequenz auf den BOLD Kontrast bleibt zunächst noch unklar. Eine mögliche Ursache könnte bei der EPI Technik in der Variation der T2*-Wichtung über den gesamten k-Raum liegen. Im Gegensatz zum O2 induzierten Kontrast lässt sich der stärkere, durch Carbogen induzierte BOLD Effekt mit beiden Bildgebungsmodalitäten reproduzierbar darstellen. Dies läßt Carbogen für einen Einsatz zur Detektion schlecht mit Sauerstoff versorgter Tumorareale am Patienten zunächst besser geeignet erscheinen. Allerdings ist der Mechanismus der Kontrastentstehung bei Carbogenatmung schwer zu quantifizieren, da hier neben der höheren Blutsauerstoffsättigung auch die höhere Perfusion im Gewebe eine Rolle spielt. AUSBLICK: Die durchgeführten Experimente zeigen das Potenzial des extern durch Gasatmung induzierten BOLD Kontrastes für die Abbildung der relativen Sauerstoffversorgung im Gewebe. In einer Patientenstudie wird diese Bildgebungsmodalität derzeit auf ihre Möglichkeiten hinsichtlich der Abgrenzung hypoxischer, nekrotischer und vitaler Tumorareale untersucht. REFERENZEN: [1] Molls, M., P. Stadler, et al. (1998). “Relevance of oxygen in radiation oncology. Mechanisms of action, correlation to low hemoglobin levels.” Strahlenther Onkol 4: 13-6. [2] Robinson, S. P., D. R. Collingridge, et al. (1999). “Tumour response to hypercapnia and hyperoxia monitored by FLOOD magnetic resonance imaging.” NMR Biomed 12(2): 98-106. .