Klinikmanual Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

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Frank Schneider (Hrsg.)
Klinikmanual
Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Frank Schneider (Hrsg.)
Klinikmanual
Psychiatrie,
Psychosomatik und
Psychotherapie
Unter Mitarbeit von Sabrina Weber
Mit 16 Abbildungen und 126 Tabellen
Arbeitsmaterialien http://www.springer.de/978-3-540-78466-1
123
Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schneider
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
www.psychiatrie.ukaachen.de
ISBN 978-3-540-78466-1 Springer Medizin Verlag Heidelberg
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Springer Medizin Verlag
springer.de
© Springer Medizin Verlag Heidelberg 2008
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt
auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der
Warenzeichen- und Markenschutzgesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von
jedermann benutzt werden dürften.
Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann
vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen
Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden.
Planung: Renate Scheddin
Projektmanagement: Renate Schulz, Meike Seeker
Lektorat: Annette Wolf, Leipzig
Layout und Einbandgestaltung: deblik Berlin
Satz: TypoStudio Tobias Schaedla, Heidelberg
SPIN: 12199907
Gedruckt auf säurefreiem Papier
2126 – 5 4 3 2 1 0
V
Vorwort
>
Vorwort
Das Klinikmanual »Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie« ist für Assistenzärzte und Studenten im Praktischen Jahr in den Fächern Psychiatrie,
Psychosomatik und Psychotherapie sowie für Psychologische Psychotherapeuten in der Ausbildung geplant und geschrieben worden. Die häufigsten und
wichtigsten Probleme im stationären
Alltag und in der ambulanten Krankenversorgung von Patienten mit psychischen Erkrankungen werden klar benannt, die Antworten auf diese Fragen
sind schnell auffindbar, zuverlässig und
praxisnah. Wir haben daher den Umfang dieses Manuals bewusst auf das
Notwendigste beschränkt, um den ärztlich und psychotherapeutisch tätigen
Kolleginnen und Kollegen einen raschen
und gezielten Zugriff auf die gewünschten Informationen zu ermöglichen.
Beschrieben sind Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie psychischer Erkrankungen. Zentrale Kriterien
für die Aufnahme von Informationen
waren Evidenzbasierung und Leitlinienorientierung. Vorrangig wird somit das
Wissen vermittelt, das durch wissenschaftliche Fachgesellschaften, internationale Leitlinien oder Cochrane Reviews
evaluiert wurde.
Das Buch ist von Praktikern für Praktiker geschrieben: Im Wesentlichen sind
es jetzige und frühere ärztliche und psychologische Mitarbeiter der Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Aachen sowie einige
Experten von außerhalb. Allen Beteiligten möchte ich recht herzlich dafür danken, dass die schwierigen, komplexen
und herausfordernden Fragestellungen
der Praxis auf prägnante und interessante Art dargestellt wurden. Obwohl wir
alle eine besonders hohe Sorgfalt bei der
Darstellung einzelner Kapitel haben
walten lassen, mag dem geneigten Leser
noch diese oder jene Unzulänglichkeit
auffallen. Darum wären wir für Anregungen und Verbesserungsvorschläge
für zukünftige Auflagen sehr dankbar.
Neben den einzelnen Autoren hat in
ganz besonderer Weise Frau Dipl.-Psych.
cand. med. Sabrina Weber bei der Zusammenstellung geholfen, daneben auch
Frau Anette Schürkens. Ihnen bin ich
sehr zu Dank verpflichtet, ebenso Frau
Renate Scheddin und Frau Renate Schulz
vom Springer-Verlag. Beide waren stets
sehr gerne bereit, zusammen mit den Autoren und dem Herausgeber dieses Klinikmanual zu entwickeln. Frau Annette
Wolf hat sich als Lektorin in besonderem
Maße eingebracht. Ihnen allen möchte
ich für die Unterstützung ganz herzlich
danken.
Aachen, im Sommer 2008
Frank Schneider
VI
Hinweise zum Buch
>
Hinweise zum Buch
Der Klinikalltag stellt Berufseinsteiger
vor eine Fülle neuer Aufgaben. Mit
großem theoretischem Wissen ausgestattet, aber ohne praktische Erfahrung,
ist die Betreuung von Patienten oft eine
besondere Herausforderung. Sehr häufig
sind junge Assistenzärzte bereits nach
kurzer Einarbeitungszeit auf sich allein
gestellt.
Die neue Reihe »Klinikmanual«
möchte in diesen Situationen helfen: Auf
den Punkt gebracht und übersichtlich
dargestellt wurden nur praxisrelavante
Themen zusammengestellt – ohne theoretischen Ballast und Kleingedrucktes.
Auch der klinisch erfahrene Arzt erhält Informationen, die er nicht immer
parat hat und die er im Klinikmanual
schnell nachschlagen kann.
Die Gliederung des Buches orientiert
sich an den wichtigsten Themenkomplexen der Praxis und ist in sieben Teilbereiche aufgeteilt:
z Grundlagen
z Diagnostik
z Therapie
z Psychische Erkrankungen
z Lebensspanne
z Psychiatrische Notfälle
z Forensische Psychiatrie
Das zweispaltige Layout ermöglicht das
rasche Auffinden von Informationen,
ohne großes Umblättern und langes
Suchen.
Hinweise auf Gefahrensituationen
und Fallstricke
!
Hinweise zu praxisnaher Vorgehensweise und Besonderheiten
$
Ausführliche Tabellen zu Medikamenten
und Dosierungen
Haben Sie Anregungen, Kritik
oder Fragen zum Buch oder unserem
Programm, schreiben Sie uns:
www.springer.de/978-3-540-78466-1
VII
Inhaltsverzeichnis
>
Inhaltsverzeichnis
D Psychische
Erkrankungen
A Grundlagen
1
2
Ätiologie und Epidemiologie . . . . . . . . . 2
Psychosoziale Versorgung . . . . . . . . . . . . 7
B Diagnostik
3
4
5
6
7
Leitsymptome . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Klinische Untersuchung . . . . . . . . . . . . . 28
Testpsychologische
Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Labor, EEG, Bildgebung . . . . . . . . . . . . . 53
Diagnose und Klassifikation . . . . . . . . . 65
C Therapie
Allgemeine Psychopharmakotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
Arzneimittelinteraktionen . . . . . . . . . . 130
9
10 Durch Medikamente ausgelöste
psychische Erkrankungen . . . . . . . . . . 140
11 Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
Hirnorganische Störungen (F0) . . . . . 166
Suchtkrankheiten (F1) . . . . . . . . . . . . . . 184
Schizophrene Psychosen (F2) . . . . . . . 231
Affektive Störungen (F3) . . . . . . . . . . . 249
Angststörungen (F40, 41) . . . . . . . . . . 274
Zwangsstörungen (F42) . . . . . . . . . . . . 288
Reaktionen auf schwere
Belastungen und Anpassungsstörungen (F43) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294
Dissoziative Störungen
(Konversionsstörungen) (F44) . . . . . . 304
Somatoforme Störungen (F45) . . . . . 310
Essstörungen (F50) . . . . . . . . . . . . . . . . . 322
Schlafstörungen (F51) . . . . . . . . . . . . . . 330
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) (F90) . . . . . 358
8
E Lebensspanne
25 Kinder und Jugendliche (F8, F9) . . . . 366
26 Ältere Patienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386
27 Psychiatrische Komorbidität
somatischer Erkrankungen . . . . . . . . . 397
VIII
Inhaltsverzeichnis
F Psychiatrische Notfälle
28 Suizidalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410
29 Notfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416
G Forensische Psychiatrie
30 Unterbringung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 426
31 Begutachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432
Anhang
A1
A2
A3
A4
A5
ICD-10 – Systematischer Index . . . . . 446
Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . 450
Verzeichnis der Arbeitsmaterialien . . 456
Psychopharmakaverzeichnis . . . . . . . 459
Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . 466
Autorenverzeichnis
>
IX
Autorenverzeichnis
Belz, Martina, Dr. phil.
Psychologische Psychotherapeutin
Chemin du Pré d’Orsat 1,
1245 Collonge-Bellerive/Schweiz
[email protected]
Bergmann, Frank, Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
sowie Neurologie
Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher
Nervenärzte (BVDN)
Theaterplatz 17, 52062 Aachen
[email protected]
Bröcheler, Anno, Dr. med.
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Caspar, Franz, Univ.-Prof. Dr. phil.
Psychologischer Psychotherapeut
Leiter, Klinische Psychologie und
Psychotherapie
Universität Bern
Gesellschaftsstrasse 49, 3012 Bern/Schweiz
[email protected]
Freisen, Astrid, Ärztin
Rheinische Kliniken Düren
Fachklinik für Psychiatrie und Psychosomatik
Meckerstr. 15, 52353 Düren
[email protected]
Frölich, Lutz, Univ.-Prof. Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Leiter, Abteilung Gerontopsychiatrie
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
J5, 68159 Mannheim
[email protected]
Grözinger, Michael, PD Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Habel, Ute, PD Dr. rer. soc.
Psychologische Psychotherapeutin,
Leitende Psychologin,
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Härter, Martin, Prof. Dr. med. Dr. phil.
Dipl.-Psych.
Psychologischer Psychotherapeut
Abt. für Psychiatrie und Psychotherapie
Leiter, Sektion Klinische Epidemiologie und
Versorgungsforschung
Universitätsklinikum Freiburg
Hauptstr. 5, 79104 Freiburg
[email protected]
X
Autorenverzeichnis
Haupt, Martin, PD Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Praxisschwerpunkt Hirnleistungsstörungen
im Neuro-Centrum Düsseldorf
Hohenzollernstr. 5, 40211 Düsseldorf
[email protected]
Hettmann, Martin, Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
sowie Neurologie
Sudermanstr. 1, 50670 Köln
[email protected]
Hiemke, Christoph, Univ.-Prof. Dr. rer. nat.
Psychiatrische Klinik und Poliklinik
Leiter, Neurochemisches Labor
Klinikum der Johannes GutenbergUniversität Mainz
Untere Zahlbacher Str. 8, 55101 Mainz
[email protected]
Lange-Asschenfeldt, Christian, Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Ltd. Oberarzt, Abteilung Gerontopsychiatrie
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie
Rheinische Kliniken Düsseldorf – Kliniken
der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf
Bergische Landstr. 2, 40629 Düsseldorf
[email protected]
Leube, Dirk, Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Jobst, Detmar, Dr. med.
Arzt für Allgemeinmedizin
Rilkestr. 5, 53225 Bonn
[email protected]
Mann, Karl, Univ.-Prof. Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Direktor, Klinik für Abhängiges Verhalten
und Suchtmedizin
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
J5, 68159 Mannheim
[email protected]
Kircher, Tilo, Univ.-Prof. Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Ltd. Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Mathiak, Klaus, Univ.-Prof. Dr. med.
Dr. rer. nat.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Kuth, Nicole, Prof. Dr. med.
Ärztin für Allgemeinmedizin
Leiterin, Lehrgebiet Allgemeinmedizin
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Michel, Tanja M., Dr. med.
Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
Oberärztin, Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Autorenverzeichnis
Möller, Olaf, Dr. med.
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Neuner, Irene, Dr. med.
Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie,
Neurologie sowie Nervenheilkunde
Oberärztin, Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Niebling, Wilhelm, Prof. Dr. med.
Arzt für Allgemeinmedizin
Leiter, Lehrbereich Allgemeinmedizin
Universität Freiburg
Elsässer Str. 2m, 79110 Freiburg
[email protected]
Paulzen, Michael, Dr. med. Dipl.-Kfm.
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Schlotterbeck, Peter, Arzt
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Schneider, Frank, Univ.-Prof. Dr. med.
Dr. rer. soc.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Psychologischer Psychotherapeut
Direktor, Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie,
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
XI
van Treeck, Bernhard, Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Ärztlicher Leiter, Kölner Lehrinstitut für
Verhaltenstherapie (KLVT)
Engelbertstr. 44, 50674 Köln
[email protected]
Vernaleken, Ingo, Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Oberarzt, Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Wälte, Dieter, Prof. Dr. phil.
Psychologischer Psychotherapeut
Fachbereich Sozialwesen
Leiter, Klinische Psychologie und
Persönlichkeitspsychologie
Hochschule Niederrhein
Richard-Wagner-Str. 101,
41065 Mönchengladbach
[email protected]
Weber, Sabrina, Dipl.-Psych. cand. med.
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
Wewetzer, Christoph, Prof. Dr. med.
Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und
-psychosomatik
Chefarzt, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
der Städtischen Kliniken Köln gGmbH
Florentine-Eichler-Str. 1, 51067 Köln
[email protected]
Wien, Sabine, Dr. med.
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen
[email protected]
XII
Autorenverzeichnis
Witzko, Martin
Arzt für Innere Medizin und Kardiologie
Dekan-Wagner-Str. 4a, 84032 Altdorf/
Landshut
[email protected]
Zimmermann, Ulrich S., PD Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Ltd. Oberarzt, Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie,
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Technische Universität Dresden
Fetscherstr. 74, 01307 Dresden
[email protected]
Zwanzger, Peter, PD Dr. med.
Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Oberarzt, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie
und Psychotherapie
Universitätsklinikum Münster
Albert-Schweitzer-Str. 11, 48129 Münster
[email protected]
XIII
Abkürzungsverzeichnis
>
ACE
AChE
ACTH
AD
ADAS
ADH
ADHS
ALAT
AMDP
AP
APA
APP
ASAT
ASS
AWMF
BAK
BDI
BGB
BKS
BMI
BtM
BtMVV
BZgA
CBASP
CCT
Abkürzungsverzeichnis
Angiotensin Converting
Enzyme
Acetylcholinesterase
Adrenokortikotropes Hormon
Antidepressiva
Alzheimer’s Disease
Assessment Scale
Antidiuretisches Hormon
AufmerksamkeitsdefizitHyperaktivitätsstörung
Alanin-Aminotransferase
Arbeitsgemeinschaft für
Methodik und Dokumentation
in der Psychiatrie
Antipsychotika
American Psychiatric Association
Ambulante psychiatrische
Pflege
Aspartat-Aminotransferase
Acetylsalicylsäure
Arbeitsgemeinschaft der
Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Blutalkoholkonzentration
Beck-Depressions-Inventar
Bürgerliches Gesetzbuch
Blutkörperchensenkung
Body-Mass-Index
Betäubungsmittel
BetäubungsmittelVerschreibungsverordnung
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Cognitive Behavioral Analysis
System of Psychotherapy
Kraniale Computertomographie
CDT
CERAD
CFT
CK
COPD
CRP
CT
CYP
DD
DED
DemTect
DGPPN
DSM
EEG
EKG
EKT
EMDR
EMG
EOG
EPS
FGA
FGG
FSH
Carbohydratdefizientes Transferrin
Consortium to Establish a
Registry for Alzheimer’s
Disease
Culture Fair Test (Grundintelligenztestskala)
Kreatinkinase
Chronisch obstruktive
Lungenerkrankung
C-reaktives Protein
Computertomographie
Cytochrom-P450-Enzyme
Differenzialdiagnose/n
Depression Executive
Dysfunction
Demenzdetektionstest
Deutsche Gesellschaft für
Psychiatrie, Psychotherapie
und Nervenheilkunde
Diagnostic and Statistical
Manual of Mental Disorders
Elektroenzephalogramm
Elektrokardiogramm
Elektrokrampftherapie
Eye-Movement Desensitization
and Reprocessing
Elektromyogramm
Elektrookulogramm
Extrapyramidal-motorische
Störungen
First Generation Antipsychotica
Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit
Follikelstimulierendes Hormon
XIV
FTND
GAF
GAS
G-BA
GIT
GnRH
GOT
GPT
GT
HAWIE-R
HKP
HWZ
ICD
ICF
i.m.
INR
i.v.
IV
KBV
KG
KHK
KJHG
KOP
KZG
LH
LZG
MAOH
MCV
MDA
MdE
MDE
Abkürzungsverzeichnis
Fagerstrøm-Test for Nicotine
Dependence
Globales allgemeines
Funktionsniveau
Generalisierte Angststörung
Gemeinsamer Bundesausschuss
Gastrointestinaltrakt
Gonadotropin-releasingHormon
Glutamat-Oxalacetat-Transaminase
Glutamat-Pyruvat-Transaminase
Gesprächstherapie
Hamburg-Wechsler-Intelligenztest für Erwachsene – Revision
Häusliche Krankenpflege
Halbwertszeit
International Classification of
Diseases
International Classification of
Functioning, Disability and
Health
Intramuskulär
International Normalized Ratio
Intravenös
Integrierte Versorgung
Kassenärztliche Bundesvereinigung
Körpergewicht
Koronare Herzkrankheit
Kinder-Jugend-Hilfe-Gesetz
Klärungsorientierte Psychotherapie
Kurzzeitgedächtnis
Luteinisierendes Hormon
Langzeitgedächtnis
Monoaminoxidasehemmer
Mittleres korpuskuläres
Erythrozytenvolumen
3,4-Methylendioxy-N-ethylamphetamin (»Eve«)
Minderung der Erwerbsfähigkeit
Major Depressive Episode
MDMA
3,4-Methylendioxymethamphetamin (»Ecstasy«)
MMPI
Minnesota Multiphasic
Personality Inventory
MMST
Mini-Mental-Status-Test
MNS
Malignes neuroleptisches
Syndrom
MPH
Methylphenidat
MRT
Magnetresonanztomographie
MWT
Mehrfachwahl-Wortschatz-Test
NaSSA
Noradrenerges und spezifisch
serotonerges Antidepressivum
NSMRI
Nichtselektive MonoaminRückaufnahme-Inhibitoren
NW
Nebenwirkung
PET
Positronenemissionstomographie
PIA
Psychiatrische Institutsambulanzen
PLMS
Periodic Leg Movement in Sleep
p.o.
Per os
PsychKG Psychisch-Kranken-Gesetz
PsychThG Psychotherapeutengesetz
PTBS
Posttraumatische Belastungsstörung
PTT
Partielle Thromboplastinzeit
REM
Rapid Eye Movements
RLS
Restless-legs-Syndrom
RPK
Rehabilitation psychisch Kranker
RR
Blutdruck nach Riva-Rocci
SET
Schlafentzugstherapie
SGA
Second Generation Antipsychotica
SGB
Sozialgesetzbuch
SIADH
Syndrom der inadäquaten
Sekretion des antidiuretischen
Hormons
SNRI
Selektive NoradrenalinRückaufnahme-Inhibitoren
SPECT
Single-Photon-EmissionsComputertomographie
SPM
Standard Progressive Matrices
SSNRI
Selektive Serotonin- und
Noradrenalin-RückaufnahmeInhibitoren
Abkürzungsverzeichnis
SSRI
StGB
StPO
StVG
TDM
TFDD
THC
TIA
TPHA
TRH
TSH
TZA
UAW
UBG
VT
WHO
WIE
ZNS
Selektive Serotonin-Rückaufnahme-Inhibitoren
Strafgesetzbuch
Strafprozessordnung
Straßenverkehrsgesetz
Therapeutisches Drugmonitoring
Test zur Früherkennung von
Demenz mit Depressionsabgrenzung
Tetrahydrocannabinol
Transitorische ischämische
Attacke
Treponema-pallidumHämagglutinationshemmtest
Thyreotropin-releasing-Hormon
Thyroidea-stimulating-Hormon
Tri-/Tetrazyklische Antidepressiva
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Unterbringungsgesetze
Verhaltenstherapie
Weltgesundheitsorganisation
Wechsler-Intelligenztest für
Erwachsene
Zentralnervensystem
XV
A
A Grundlagen
1
Ätiologie und Epidemiologie – 2
2
Psychosoziale Versorgung
– 7
2
Kapitel 1 · Ätiologie und Epidemiologie
Ätiologie
und
Epidemiologie
S. Wien, F. Bergmann, W. Niebling, F. Schneider
1.1
Ursachenmodelle
psychischer Erkrankungen
Multifaktorielles Ursachenmodell
z Psychische Erkrankungen unterliegen
meist einer komplexen Ätiopathogenese mit verschiedenartigen Entstehungsbedingungen
z Multifaktorielle Ursachenmodelle
versuchen, der komplexen Interaktion der verschiedenen Ebenen von
Körper, Psyche und Umwelt bei der
Entstehung und Manifestation psychischer Erkrankungen Rechnung zu
tragen ( Abb. 1.1)
z Unterschiedliches Ausmaß der Beeinflussung der jeweiligen Faktoren an
der Ätiopathogenese einer psychi-
schen Erkrankung – sowohl interindividuell als auch bei den einzelnen
Erkrankungsbildern
Ätiopathogenetisch relevante
Faktoren
Genetik
z Nachweis eines familiär gehäuften
Auftretens und einer teilweisen genetischen Determination für verschiedene psychische Erkrankungen
z Wahrscheinlich spielt das Zusammenwirken mehrerer Gene bei der
Krankheitsentstehung eine Rolle
5 Für Schizophrenie ( Kap. 14) und
für bipolar-affektive Erkrankungen
( Kap. 15) sind bereits mehrere Kandidatenregionen bekannt
,
Abb. 1.1. Multifaktorielles Ursachenmodell psychischer Erkrankungen. (Wien et al. 2008)
1.1 · Ursachenmodelle psychischer Erkrankungen
Entwicklungspsychologie und
Persönlichkeitsentwicklung
z Wichtig für die Ursachenforschung
z
z
z
z
psychischer Erkrankungen sind
Kenntnisse früher Entwicklungsprozesse (insbesondere Ich-Entwicklung,
emotionale Entwicklung und Persönlichkeitsentwicklung)
Emotionale und kognitive Entwicklung
können in umschriebene Phasen eingeteilt werden 5 Jede Entwicklungsphase stellt unterschiedliche Anforderungen, die z. B. bei Nichtbewältigung
vulnerable Krisen auslösen können
Auch traumatische Erfahrungen und
Schicksalsschläge können gravierenden Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung haben
Gestörtes und krankhaftes Verhalten
kann die Konsequenz fehlgeleiteten
Lernens sein
Entscheidenden Einfluss auf das Verhalten haben auch Kognitionen wie
Wahrnehmen, Denken und Vorstellen
5 Kognitive Denkmuster können einseitig, beeinflussbar und verzerrt sein,
woraus sich häufig dysfunktionale Vorstellungen und Überzeugungen bilden,
bis hin zur manifesten psychischen
Erkrankung, wie beispielsweise bei
Depressionen ( Kap. 15), Angst- und
Zwangsstörungen ( Kap. 16 und 17)
Körperliche Erkrankungen
z Insbesondere bei organisch-psychischen Erkrankungen ( Kap. 12
und 27) ist der Einfluss körperlicher
Erkrankungen auf die Entstehung
psychischer Erkrankungen evident
z Ursächlich besonders relevant sind
zerebrale Erkrankungen (SchädelHirn-Trauma, Tumor, Enzephalitis
etc.), aber auch Intoxikationen, systemische Krankheiten (Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, Avitaminosen
3
1.1
etc.) sowie endokrinologische Erkrankungen 5 Störungen der Affektivität und des Antriebs gehören häufig
zum Krankheitsbild endokrinologischer Erkrankungen; umgekehrt wurden auch bei bestimmten psychischen
Erkrankungen (z. B. Depression)
Erkrankungen im neuroendokrinologischen System gefunden
Psychosoziale Stressoren
z Wichtige Bedeutung für die Ätiopathogenese psychischer Erkrankungen
haben Vorhandensein und Ausmaß
äußerer, umweltbedingter Stressoren
und innerer Konflikte
z Beeinflusst wird das Ausmaß der
Belastung durch das individuell zur
Verfügung stehende Repertoire an
angemessenen Bewältigungsstrategien
(Copingstrategien)
z Bewältigungsstrategien sind geprägt
durch die individuelle Lern- und Entwicklungsgeschichte
Funktionelle Neuroanatomie
z Neuere Forschungsergebnisse zur
funktionellen Neuroanatomie leisteten
einen wesentlichen Beitrag zu weiterführenden Erkenntnissen in der Hirnbiologie psychischer Erkrankungen
z Von zentraler Bedeutung sind insbesondere die limbischen Endhirnstrukturen im medialen Temporallappen
5 Aufgrund ihrer anatomischen
Gegebenheiten stellen sie eine Verbindung im Informationsfluss zwischen
Neokortex und Hirnstamm und somit
zwischen höheren kognitiven Prozessen und archaischen Emotionen dar
z Sowohl bei Schizophrenie ( Kap. 14)
als auch bei affektiven Erkrankungen
( Kap. 15) sind hirnpathologische
Befunde als Vulnerabilitätsfaktoren
anzusehen
4
Kapitel 1 · Ätiologie und Epidemiologie
Neurobiochemie
z Störungen in Neurotransmittersystemen sind entscheidend an pathologischen Veränderungen beteiligt, die
letztlich zu psychischen Krankheitssymptomen führen
z Vor dem Hintergrund neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse sind Monotransmitterhypothesen nicht mehr
haltbar und von komplexeren Gleichgewichtstheorien abgelöst worden, bei
denen komplexe Interaktionen der
verschiedensten Neurotransmitter in
bestimmten Hirnregionen im Vordergrund stehen
z Derzeit stehen v. a. intrazelluläre Signaltransduktionsmechanismen im
Forschungsmittelpunkt
z Alle anderen oben aufgeführten ätiopathogenetischen Faktoren haben in
unterschiedlichem Ausmaß Einfluss
auf die biochemischen Vorgänge im
Gehirn
biologische Stressoren) wird eine
»Erkrankungsschwelle« überschritten,
und die psychische Erkrankung tritt
klinisch in Erscheinung 5 Je nach
Höhe des Vulnerabilitätsanteils: unterschiedliches Ausmaß an Stresstoleranz
bis zum Auftreten einer psychischen
Erkrankung ( Abb. 1.2)
z Die Vulnerabilität ist nicht notwendigerweise zeitstabil
z Protektive Faktoren nehmen sowohl
auf die Erstmanifestation als auch
auf den Verlauf von psychischen
Erkrankungen Einfluss ( Abb. 1.3)
5 Protektive Faktoren: z. B. positive
Umgebungsfaktoren und erfolgreiche
Bewältigungsstrategien (Copingstrategien) wie Problemlösefähigkeit und
soziale Kompetenz
Tusftt
Tusftt
Vulnerabilität: Subklinisch angeborene
und/oder erworbene Krankheitsdisposition
(Erkrankungswahrscheinlichkeit), die ihrerseits multifaktoriell bedingt ist.
Hftvoe
Wvmofsbcjmjuåu
Störungen entwickelt, hat heute aber
allgemeine Bedeutung für die Ätiopathogenese psychischer Erkrankungen
z Bei Krankheitsmanifestation und -verlauf werden Vulnerabilität und Stress
als zentrale komplementäre ätiopathogenetische Faktoren angesehen
Wvmofsbcjmjuåu
z Wurde zunächst für schizophrene
Tusftt
Qtzdijtdi!lsbol
Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Qfst/
C
Qfst/
D
z Die Vulnerabilität tritt interindividuell
und möglicherweise auch intraindividuell in variierender Ausprägung auf
und liegt als »latente Störung« vor
z Durch der Vulnerabilität hinzutretende Stressoren (belastende Ereignisse, Konflikte im sozialen Umfeld,
Qfst/
B
Abb. 1.2. Vulnerabilitäts-Stress-Modell.
(Wien et al. 2008, mod. nach Pitschel-Walz et
al. 2003)
1.2
5
1.2 · Häufigkeit psychischer Erkrankungen
Stress
Psychische
Erkrankung
Frühsymptome
Vulnerabilität
Protektive
Faktoren
Abb. 1.3. Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell.
(Wien et al. 2008, mod. nach Gaebel 2003)
Soziales Netz
Copingstrategien
Psychotische Störung
Drogenabhängigkeit
Alkoholabhängigkeit
Zwangsstörung
Essstörung
Bipolare Störungen
Dysthymie
Depression
Phobien
Generalisierte Angststörung
Panikstörung
Somatoforme Störungen
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
14%
Abb. 1.4. 12-Monats-Prävalenzen für ausgewählte psychische Erkrankungen in Deutschland,
Diagnosen nach DSM-IV (n=4181; 18- bis 65-Jährige). (Nach Wittchen u. Jacobi 2001)
1.2
Häufigkeit psychischer
Erkrankungen
z Lebenszeitprävalenz einer psychischen
Erkrankung nach ICD-10: ca. 43%
z Frauen sind mit ca. 49% deutlich häufiger von einer psychischen Erkran-
kung betroffen als Männer (ca. 37%)
(mit Ausnahme der Suchterkrankungen Kap. 13)
z 12-Monats-Prävalenz psychischer
Erkrankungen: ca. 31% 5 Psychische Erkrankungen mit der höchsten
12-Monats-Prävalenz ( Abb. 1.4):
6
Kapitel 1 · Ätiologie und Epidemiologie
Phobien ( Kap. 16), somatoforme
Störungen ( Kap. 20) und Depression
( Kap. 15)
z Diagnosespezifische Prävalenzunterschiede hinsichtlich des Alters; allerdings gleich hohe Gesamtprävalenz
psychischer Erkrankungen in allen
Altersgruppen
1.3
Weitere Informationen
Weiterführende Literatur
Wien S, Bergmann F, Niebling W, Schneider F
(2008) Grundlagen. In: Schneider F, Niebling W (Hrsg) Psychische Erkrankungen in
der Hausarztpraxis. Springer, Berlin Heidelberg New York Tokio, S 3–18
7
2.2 · Versorgungsangebote
2.2
Psychosoziale Versorgung
B. van Treeck, F. Bergmann, F. Schneider
2.1
Einführung
In Deutschland existiert ein vielfältiges,
aber unübersichtliches und z. T. schlecht
vernetztes Versorgungsangebot für psychisch und psychosomatisch Kranke;
dazu gehören:
z Kurative Behandlung 5 Über den
vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Bereich (durch Hausärzte,
psychologische und ärztliche Psychotherapeuten, Nervenärzte, Fachärzte
für Psychiatrie und Psychotherapie
und Fachärzte für Psychosomatik
und Psychotherapie) und 5 Über
psychiatrische Institutsambulanzen
(PIA) für chronisch psychisch kranke
Patienten 5 Teilstationäre und stationäre Krankenhausbehandlung (einschließlich prä- und poststationärer
Behandlung) 5 Häusliche Krankenpflege 5 Ambulante Soziotherapie
z Ambulante und stationäre Rehabilitation psychisch Kranker
z Betreutes Wohnen (in der eigenen
Häuslichkeit und stationär)
z Selbsthilfegruppen
z Sozialpsychiatrische Zentren (SPZ),
Gesundheitsämter, Tagesstätten
z Berufsförderungswerke und andere
Einrichtungen zur Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben
z Maßregelvollzug (zur Unterbringung
und Behandlung von psychisch kranken Straftätern)
Integrierte Versorgung
z Mit dem Gesundheitsreformgesetz
2000 Einführung der Integrierten Versorgung (IV), um eine effektivere Vernetzung der verschiedenen Sektoren
(ambulant, stationär, Rehabilitation,
Pflege) zu erzielen
z Ziel von IV-Verträgen: Gewährleistung einer Kontinuität in den Behandlungsabläufen und Verbesserung der
Behandlungsqualität, v. a. bei chronischen, rezidivierenden und häufig
auftretenden Erkrankungen
$ Informationen zu aktuellen IV-Projekten
in der psychiatrischen Versorgung unter
http://www.dgppn.de/de_integrierteversorgung_25.html.
2.2
Versorgungsangebote
Psychiatrische Institutsambulanzen
(PIA)
Psychiatrische Institutsambulanz (PIA):
Multiprofessionelles ambulantes Behandlungsangebot psychiatrisch-psychotherapeutischer Fachkrankenhäuser und psychiatrisch-psychotherapeutischer Abteilungen
an Allgemeinkrankenhäusern, welche zur
Teilnahme an der vertragsärztlichen Versorgung ermächtigt sind.
z PIA dienen der Versorgung psychisch
und psychosomatisch kranker Pati-
8
Kapitel 2 · Psychosoziale Versorgung
enten, die wegen Art, Schwere oder
Dauer ihrer Erkrankung oder wegen
zu großer Entfernung zu geeigneten
Ärzten auf die Behandlung durch
diese Krankenhäuser angewiesen sind
z Das Angebot der Institutsambulanzen ist eine Komplexleistung, die u. a.
auch pflegerische und sozialarbeiterische Kompetenzen anbietet (in
manchen Regionen kann eine solche
Komplexleistung aufgrund der Höhe
der Vergütungspauschalen allerdings
nicht angeboten werden)
z Patienten werden nach stationärer
Behandlung von Institutsambulanzen
übernommen bzw. von Vertragsärzten
überwiesen; schwer psychisch und
psychosomatisch Kranke können sich
in Krisen auch selbst in der PIA vorstellen
Teilstationäre und stationäre
Krankenhausbehandlung
z Klare Abgrenzungskriterien, wann
ambulant, teilstationär oder vollstationär kurativ behandelt wird, existieren
derzeit nicht
z Im Rahmen der Krankenhausbehandlung psychisch Kranker existieren in
Deutschland derzeit noch Doppelstrukturen: 5 Krankenhäuser zur
Behandlung psychisch Kranker mit
regionaler Versorgungsverpflichtung
müssen einen Patienten, der psychisch
krank ist und in einem bestimmten
Gebiet wohnt, aufnehmen, unabhängig davon, wie sich die aktuelle
Belegungssituation darstellt 5 Einrichtungen zur Versorgung psychisch
Kranker ohne Versorgungsverpflichtung können sich aussuchen, welche
Patienten sie aufnehmen und welche
sie abweisen z Meist handelt es
sich um Einrichtungen, die den Titel
»Psychosomatik« im Namen führen
z Konzepte dieser psychosomatischen
Abteilungen sind häufig rehabilitationslastig, was nicht selten dazu führt,
dass Krankenkassen eine Kostenübernahme ablehnen, da für die Kosten
einer medizinischen Rehabilitationsmaßnahme meist der Rentenversicherungsträger zuständig ist
Stationäre Krankenhausbehandlung
z Bei vollstationärer Behandlung:
Differenzierung zwischen offenen
Stationen (in größeren Abteilungen/
Kliniken meist Schwerpunkts- oder
Spezialstationen für Schizophrenie,
affektive Störungen, hirnorganische
Störungen, Abhängigkeitserkrankungen, Psychotherapie) und Intensivstationen (geschützt, halbgeschlossen,
geschlossen)
z Mögliche Indikationen zur vollstationären Behandlung: 5 Akute Fremdoder Eigengefährdung 5 Erhebliche
Störungen der Wahrnehmung, des
Antriebs oder der Sinnesverarbeitung,
die ein Aufsuchen ambulanter oder
teilstationärer Hilfsangebote unmöglich machen 5 Notwendigkeit komplexer pharmakologischer oder psychotherapeutischer Behandlung, die
in dieser Form weder ambulant, im
Rahmen einer Rehabilitationsbehandlung, noch im Heim zu leisten ist
!
Eine vollstationäre Behandlung gegen
den Willen des Patienten ist nur bei akuter Eigen- oder Fremdgefährdung möglich (Behandlung nach PsychKG/UBG)
oder wenn der Patient unter Betreuung
steht und krankheitsbedingt nicht in der
Lage ist, die richtigen Entscheidungen zu
treffen, und der Betreuer der Behandlung zustimmt (Behandlung nach Betreuungsgesetz) ( Kap. 30).
9
2.2 · Versorgungsangebote
Teilstationäre Krankenhausbehandlung
z Ist in der Regel sinnvoll, wenn im
Rahmen einer stationären Krankenhausbehandlung eine erste Stabilisierung erreicht worden ist, eine Überleitung in den ambulanten Bereich aber
noch nicht angemessen erscheint, weil
das dort vorgehaltene Setting nicht
ausreichend dicht ist (z. B. bei schizophrenen Patienten, bei denen die
akute psychotische Phase abgeklungen
ist, die aber noch ausgeprägtere Störungen des Antriebs und Affekts aufweisen)
z Kann auch dazu dienen, ambulant
auftretende Krisen aufzufangen, bei
denen das ambulante Setting nicht
(mehr) ausreichend ist
Prä- und poststationäre
Behandlung
z Im Rahmen prästationärer Behandlung kann geprüft werden, inwieweit eine Krankenhausbehandlung
notwendig ist 5 Ist begrenzt auf
3 Behandlungstage und einen Zeitraum von bis zu 5 Tagen vor Krankenhausbehandlung
z Poststationäre Behandlung hat die
Sicherung des Behandlungserfolgs
zum Ziel 5 Ist möglich über
7 Behandlungstage im Zeitraum von
bis zu 14 Tagen nach Entlassung aus
dem Krankenhaus; in medizinisch
begründeten Einzelfällen ist auch eine
längere poststationäre Behandlung
möglich
Sozialpsychiatrische Zentren und
Tagesstätten
z Sollen chronisch psychisch Kranken
dabei helfen, ihren Tag sinnvoll zu
strukturieren und wieder Anschluss
an andere Menschen zu finden
2.2
z Werden über die öffentliche Hand
finanziert
z Finden sich v. a. in Ballungsräumen
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen: Zusammenschluss
von Betroffenen, die unter gleichen oder
ähnlichen Erkrankungen leiden. Die Teilnahme ist in der Regel kostenfrei; die
Anonymität der Teilnehmer bleibt meist
gewahrt.
Krankheitsspezifische Selbsthilfegruppen für psychisch Kranke und deren
Angehörige können die Behandlung
sinnvoll ergänzen und den Heilungsprozess unterstützen.
Häusliche Krankenpflege
z Ist für solche Patienten gedacht, die so
schwer erkrankt sind, dass sie – trotz
medizinischer Behandlung – nicht
ohne die ergänzende ambulante pflegerische Unterstützung selbstständig
zurechtkommen würden
z Unterschieden werden Grundpflege
(z. B. Körperpflege, Bewegung, Hilfe
bei der Ernährung) und Behandlungspflege (z. B. Medikamentengabe) von
der speziellen häuslichen Krankenpflege für psychisch Kranke (HKP,
früher auch APP), bei der ein deutlich
längerer Kontakt mit dem Patienten
vorgesehen ist und bei der spezifische
Aspekte der psychischen Erkrankung
bedacht werden
Häusliche Krankenpflege für psychisch
Kranke (HKP) bzw. ambulante psychiatrische Pflege (APP):
Wichtiges Instrument zur Unterstützung
schwer psychisch Kranker bei der Bewältigung ihres Alltags. Ziel ist es, eine Krankenhausbehandlung zu verhindern oder zu verkürzen. HKP kann auch indiziert sein, wenn
10
Kapitel 2 · Psychosoziale Versorgung
eine Krankenhausbehandlung notwendig,
aber nicht durchführbar ist.
z
z
F-Diagnosen (ICD-10), bei denen
laut Richtlinie des Gemeinsamen
Bundesausschusses HKP verordnet
werden kann
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
z
F00.1 Demenz bei Alzheimer-Krankheit,
mit spätem Beginn (Typ 1)
F01.0 Vaskuläre Demenz mit akutem
Beginn
F01.1 Multiinfarkt-Demenz
F01.2 Subkortikale vaskuläre Demenz
F02.0 Demenz bei Pick-Krankheit
F02.1 Demenz bei Creutzfeldt-JakobKrankheit
F02.2 Demenz bei Chorea Huntington
F02.3 Demenz bei primärem ParkinsonSyndrom
F02.4 Demenz bei HIV-Krankheit
F02.8 Demenz bei andernorts klassifizierten Krankheitsbildern
F04 Organisches amnestisches Syndrom,
nicht durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen bedingt
F06.0 Organische Halluzinose
F06.1 Organische katatone Störung
F06.2 Organische wahnhafte (schizophrenieforme) Störung
F06.3 Organische affektive Störungen
F06.4 Organische Angststörung
F06.5 Organische dissoziative Störung
F06.6 Organische emotional labile
(asthenische) Störung
F07.0 Organische Persönlichkeitsstörung
F07.1 Postenzephalitisches Syndrom
F07.2 Organisches Psychosyndrom
nach Schädelhirntrauma
F20.x Schizophrenie
F21 Schizotype Störung
F22.x Anhaltende wahnhafte Störungen
F24 Induzierte wahnhafte Störung
F25.x Schizoaffektive Störungen
z
z
z
z
F30.x Bipolare Störung, manische
Episode
F31.x Bipolare affektive Störung mit
Ausnahme von F31.7 bis F31.9
F32.x Depressive Episode mit Ausnahme
von F32.0, F32.1 und F32.9
F33.x Rezidivierende depressive Störung
mit Ausnahme von F33.0, F33.1, F33.4,
F33.8 und F33.9
F41.0 Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst)
F41.1 Generalisierte Angststörung
z Verordnung häuslicher Krankenpflege vom behandelnden Vertragsarzt und Genehmigung durch die
Krankenkasse (ein Verordnungsvordruck »Muster 12« findet sich
in der Musterformularsammlung
der KBV unter http://www.kbv.
de/rechtsquellen/6253.html; für
Erläuterungen http://www.kbv.de/
rechtsquellen/2306.html)
z Zeitlich begrenzte Dauer der Behandlungspflege, in der Regel auf bis
zu 4 Wochen 5 In begründeten
Ausnahmefällen sind längere Verordnungszeiträume bis zu 4 Monate
möglich (ungeklärt ist, inwieweit im
Ausnahmefall darüber hinaus Verordnungen möglich sind)
z Leistungserbringer: ambulante Pflegedienste
Voraussetzungen für die Verordnung
von HKP
z Vorliegen einer F-Diagnose laut Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses
z Fachärztlich gesicherte Diagnose
z Vom Pflegedienst und verordnendem
Arzt erstellter Pflege- und Behandlungsplan
z Behandlungsziele sind innerhalb von
4 Monaten erreichbar
2.2 · Versorgungsangebote
Ambulante Soziotherapie
Ambulante Soziotherapie: Besondere
Form des ambulanten Case-Managements. Psychisch kranke Patienten werden durch einen Fachpfleger oder Sozialarbeiter gezielt an die ambulanten Hilfen,
die z. B. von Werkstätten für behinderte
Menschen, von Ergotherapeuten und Vertragsärzten angeboten werden, herangeführt. Der ambulante Soziotherapeut versucht dabei, den Patienten zu motivieren
und anzuleiten. Falls notwendig, begleitet
er den Patienten auch zu entsprechenden
Stellen.
F-Diagnosen (ICD-10), bei denen eine
Verordnung möglich ist
z
z
z
z
z
z
z
z
F20.x Schizophrenie
F21 Schizotype Störung
F22.x Anhaltende wahnhafte Störungen
F24 Induzierte wahnhafte Störung
F25.x Schizoaffektive Störungen
F31.5 Bipolare affektive Psychose, gegenwärtig schwere depressive Episode mit
psychotischen Symptomen
F32.3 Schwere depressive Episode mit
psychotischen Symptomen
F33.3 Rezidivierende depressive Störung,
gegenwärtig schwere Episode mit psychotischen Symptomen
z Leistungserbringer: qualifizierte Diplom-Sozialarbeiter/Sozialpädagogen
und Fachpflegekräfte für Psychiatrie
(Soziotherapeuten)
z Maximal sind 120 h je Krankheitsfall
innerhalb von 3 Jahren verordnungsfähig
z Zuvor müssen Ärzte einen Antrag zur
Verordnung von ambulanter Soziotherapie bei der Kassenärztlichen
Vereinigung stellen, die dann eine
Verordnungsbefugnis erteilt, wenn sie
den Arzt für geeignet hält
11
2.2
Voraussetzungen für die Verordnung
ambulanter Soziotherapie
z Vorliegen einer F-Diagnose laut Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses
z Vorliegen von Fähigkeitsstörungen
(Störungen der Aktivität nach ICF
– International Classification of Functioning, Disability and Health – Download der deutschen Version unter
http://www.dimdi.de), denen mit den
Mitteln der ambulanten Soziotherapie
begegnet werden kann 5 Klassifiziert werden Fähigkeitsstörungen
anhand der GAF-Skala des DSM-IV,
der Skala zur globalen Erfassung des
Funktionsniveaus (Skala abrufbar
unter http://www.dbsh.de/gaf.pdf )
z Vorliegen eines soziotherapeutischen
Betreuungsplans, der darauf angelegt ist, diese Leistung perspektivisch
überflüssig zu machen
z Behandlungsziele sind innerhalb von
120 h in 3 Jahren erreichbar
Betreutes Wohnen
Betreutes Wohnen: Dieses Betreuungsangebot ist eine Leistung der sozialen Rehabilitation (sog. Leistungen zur Teilhabe in der
Gemeinschaft). Primär zielt diese Maßnahme
auf die Wiedereingliederung des Patienten
in die Gemeinschaft.
z Grundsätzlich kann über die Notwendigkeit von Betreutem Wohnen
bei jeder schweren chronischen psychischen Erkrankung nachgedacht
werden
z Möglichkeiten des Betreuten Wohnens bestehen stationär in speziellen
Einrichtungen sowie ambulant in der
eigenen Häuslichkeit
z Inanspruchnahme des Betreuten
Wohnens ist langfristig möglich
12
Kapitel 2 · Psychosoziale Versorgung
z Umfang von Betreuung und Unterbringung ergibt sich aus 5 der
Schwere der Störung der psychischen
Funktionen 5 der daraus resultierenden Behinderung 5 der daraus
entstehenden sozialen Benachteiligung
z Leistungserbringer: Fachpfleger,
Sozialarbeiter, Erzieher, Heilerziehungspfleger, Ergotherapeuten und
Heilpädagogen mit entsprechender
Erfahrung in diesem Bereich
z Informationen darüber, welcher Leistungserbringer jeweils vor Ort Betreutes Wohnen erbringt, sind erhältlich
beim überörtlichen Sozialhilfeträger
oder beim Gesundheitsamt
Voraussetzungen für die Inanspruchnahme des Betreuten Wohnens
z Vorliegen einer sog. seelischen Behinderung oder einer drohenden
seelischen Behinderung und ein damit
verbundener Hilfebedarf, der durch Betreutes Wohnen gedeckt werden kann
z Ärztlicher Bericht (bei Erstverordnung)
z Sozialhilfegrundantrag (bei Erstverordnung) sowie Antrag auf Wohnunterstützung (durch den seelisch
behinderten Patienten) 5 Formulare gibt es beim örtlichen Sozialamt
oder im Internet 5 Sofern der
Patient über Vermögen verfügt, muss
er teilweise sein Privatvermögen einbringen (http://www.lvr.de/soziales/
wohnen_freizeit_behinderung/kos
ten_eigenbeteiligung/#Abschnitt1_
Einkommen)
z Hilfeplan (erstellt meist in einer Hilfeplankonferenz) (http://www.lvr.de/
soziales/wohnen_freizeit_behinde
rung/hilfeplanung)
Bei Wiederholungsanträgen muss lediglich ein erneutes Hilfeplangespräch
stattfinden.
Seelische Behinderung: Behindert sind
nach § 2 Abs. 1 SGB IX Menschen, wenn
ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher
Wahrscheinlichkeit länger als 6 Monate
von dem für das Lebensalter typischen
Zustand abweicht und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist.
Rehabilitationsleistungen
(Teilhabeleistungen)
z Zur Begegnung der seit Jahren steigenden Arbeitsunfähigkeitszeiten
bedarf es Maßnahmen der Rehabilitation: medizinische, berufliche
(sog. Leistung zur Teilhabe am
Arbeitsleben) und soziale Rehabilitation (sog. Leistung zur Teilhabe
in der Gemeinschaft; hierzu zählt
z. B. das Betreute Wohnen)
z Träger der Rehabilitationsleistungen: je nach Ausgangssituation
unterschiedliche, z. B. Krankenkassen, Bundesagentur für Arbeit,
Renten- und Unfallversicherungsträger, soziale Versorgungsträger,
Träger der Sozialhilfe und Jugendhilfe
Unterscheidung von im Wesentlichen
2 Patientengruppen bei der Rehabilitation psychisch Kranker
z Leichte bis mittelschwer psychisch
kranke Patienten, bei denen grundsätzlich eine hinreichend günstige
Prognose für die Erhaltung oder
Wiederherstellung ihrer Erwerbsfähigkeit gestellt werden kann
5 Typische Erkrankungen: Abhängigkeitserkrankungen (umgangssprachlich »Sucht«), Depressionen,
Ängste, somatoforme Störungen
sowie Persönlichkeitsstörungen
(ICD-10: F1, F3–F6) 5 Für diese
2.2 · Versorgungsangebote
Patienten besteht eine Vielzahl von
primär psychotherapeutisch arbeitenden stationären medizinischen Rehabilitationseinrichtungen (werden v. a.
über den Rentenversicherungsträger
finanziert)
z Schwer psychisch kranke Patienten
mit schlechterer Prognose für die
Erhaltung oder Wiederherstellung
ihrer Erwerbsfähigkeit, die in den
o. a. medizinischen Rehabilitationseinrichtungen nicht adäquat
behandelt werden können 5 Meist
handelt es sich um chronisch schizophrene oder schizoaffektive Patienten (ICD-10: F2) oder Patienten mit
einer schweren Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F6) 5 Meist stehen
Leistungen der sozialen Teilhabe
nach SGB XII im Vordergrund, in
geringerem Maße auch Leistungen
der medizinischen Rehabilitation
und der beruflichen Teilhabe; in einigen Bundesländern gibt es besondere
Einrichtungen mit gemischtem Auftrag, die als »RPK-Einrichtungen«
bezeichnet werden
Medizinische Rehabilitation
z Ziel medizinischer Rehabilitation:
Der Patient soll mit den Folgen seiner
Erkrankung und den dadurch bedingten psychosozialen Einschränkungen
(Störungen der Aktivität und der
Teilhabe nach ICF) besser umzugehen
lernen
z Medizinische Rehabilitation hat nicht
die Heilung einer Erkrankung zum
Ziel
z Kostenträger medizinischer Rehabilitationsmaßnahmen: in der Regel der
Rentenversicherungsträger, seltener
die Krankenkasse
z Der Patient kann auf der Grundlage
des § 51 SGB V von der Krankenkasse
13
2.2
aufgefordert werden, einen Rehabilitationsantrag (für medizinische Rehabilitation) zu stellen 5 Es besteht
eine Mitwirkungspflicht des Patienten;
kommt er dieser nicht nach, können
Leistungen, z. B. das Krankengeld,
entfallen
z Gemeinsame Servicestellen als leistungsübergreifende Hilfen sollen die
Kompetenzen bündeln und Entscheidungen beschleunigen (Adressen
unter http://www.kompetenz-plus.
de/c.php/kplus/Infothek/Adressen/
RehaTraeger.rsys)
z Beantragung der Rehabilitation durch
den Patienten direkt beim Rentenversicherungsträger oder über die
Gemeinsamen Servicestellen (Adressen unter http://www.reha-servicestel
len.de)
$ Download der Antragsunterlagen und
einer Anleitung zum Ausfüllen unter http://
www.deutsche-rentenversicherung-bund.
de/nn_18796/DRVB/de/Navigation/Formu
lare__Publikationen/formulare/Rehabilita
tion__node.html__nnn=true.
z Die Dauer der Rehabilitationsleistung richtet sich i. Allg. nach dem
Bedarf des Patienten
z Leistungserbringer: zugelassene
Kliniken oder ambulante Einrichtungen, die über speziell geschultes
Personal aus unterschiedlichen
Berufsgruppen und über einen
Vertrag mit dem zuständigen Rehabilitationsträger verfügen oder
zertifiziert sind 5 Anschriften
und Angaben, welche Rehabilitationsklinik bei welcher Indikation
medizinische Rehabilitationsleistungen anbietet, unter http://www.
deutsche-rentenversicherung.de
14
Kapitel 2 · Psychosoziale Versorgung
Voraussetzungen für Rehabilitationsleistungen
z Kurative Behandlung, z. B. durch Facharzt, ausgeschöpft bzw. nicht zielführend
z Rehabilitationsbedarf (erkennbar u. a.
an längeren Arbeitsunfähigkeitszeiten)
z Rehabilitationsfähigkeit (Patient muss
ausreichend stabil für die Rehabilitationsmaßnahme sein, d. h. beispielsweise nicht akut suizidal, und erreichbar durch psychotherapeutische Maßnahmen)
z Ausreichend günstige Rehabilitationsprognose (einschließlich Motivation
für die geplante Leistung)
z Erfüllung der persönlichen versicherungsrechtlichen Voraussetzungen
(prüft der Rentenversicherungsträger)
z Rehabilitationsantrag (vom Patienten)
z Ärztlicher Bericht
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (berufliche Rehabilitationsleistungen)
z Ziel der Leistungen zur Teilhabe am
Arbeitsleben: Erhalt, Verbesserung
oder Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit
z Es gibt betriebliche und außerbetriebliche Einrichtungen 5 Arbeitgeber sind verpflichtet, Beschäftigte,
die innerhalb eines Jahres länger als
6 Wochen arbeitsunfähig sind, mit
dem Ziel zu unterstützen, erneuter
Arbeitsunfähigkeit vorzubeugen (sog.
wie z. B. Berufsbildungs- und Berufsförderungswerke
z Berufsbildungs- und Berufsförderungswerke (Adressen unter http://
www.psychiatrie.de/arbeit/berufsbil
dungswerke und http://www.psychiat
rie.de/arbeit/berufsfoerderungswerke)
5 Bieten Informations- und Beratungsgespräche an zur Klärung, ob
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben zu empfehlen sind – einige
Krankenkassen finanzieren die Beratungsgespräche 5 Bieten ein sog.
Reha-Assessment an: Beurteilungssystem zur Klärung, ob die persönlichen
Neigungen und die vorhandenen
Fähigkeiten der Menschen mit Behinderungen den Anforderungen eines
Arbeitsplatzes oder Berufes genügen
z Sofern die Wiedereingliederung in
den ersten Arbeitsmarkt aus medizinischen Gründen unwahrscheinlich erscheint, kann die Teilhabe am
Arbeitsleben in einer Werkstatt für
behinderte Menschen (http://www.
bagwfbm.de; Adressen unter http://
db1.rehadat.de/rehadat/ADR/links_
geruest2_7.jsp), einer RPK (Adressen
unter http://www.bagrpk.de/mgvz.
htm) oder in heilpädagogischen Zentren angestrebt werden
$ Hilfe, die richtige Maßnahme zu finden,
können Integrationsämter bzw. der von
ihnen beauftragte Integrationsfachdienst,
kurz IFD, bieten (http://www.integrations
aemter.de/webcom/show_page.php/_
c-572/_nr-1/_lkm-840/i.html).
betriebliches Eingliederungsmanagement, kurz BEM); hierfür stehen
z Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsle-
insbesondere in größeren Betrieben
entsprechende Ansprechpartner bereit
5 Daneben gibt es ambulante und
stationäre außerbetriebliche Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation,
ben fallen in der Regel in die Zuständigkeit der Agentur für Arbeit, sofern
die Leistungen geeignet sind, die
Erwerbsfähigkeit wiederherzustellen;
der Rentenversicherungsträger ist
15
2.3 · Weitere Informationen
in Abgrenzung von der Agentur für
Arbeit zuständig, wenn der Patient
5 eine Versicherungszeit von 180 Beitragsmonaten in der gesetzlichen
Rentenversicherung nachgewiesen hat
oder 5 eine Rente wegen Erwerbsminderung bezieht oder 5 in den
letzten 6 Monaten vor Antragsstellung
eine medizinische Rehabilitationsleistung zulasten des Rentenversicherungsträgers erhalten hat
z Bei entsprechendem Bedarf für Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben
kann sich der Patient an einen Träger
der beruflichen Rehabilitation, z. B.
die Bundesagentur für Arbeit oder die
Gemeinsame Servicestelle, wenden
z Beantragung der Leistungen zur
Teilhabe am Arbeitsleben über den
Rentenversicherungsträger durch
den behandelnden Arzt, durch die
Krankenkasse, durch den Arbeitgeber oder durch den Patienten selbst
(Antragsformular G100 unter http://
www.deutsche-rentenversicherungbund.de/nn_18862/SharedDocs/
de/Inhalt/04__Formulare__
Publikationen/01__formulare/03__
rehabilitation/G0100.html; in Verbindung mit Anlage-Vordruck G130
unter http://www.deutsche-rentenver
sicherung-bund.de/nn_18862/Shared
Docs/de/Inhalt/04__Formulare__
Publikationen/01__formulare/03__
rehabilitation/G0130.html
z Anbieter von Berufsförderungsmaßnahmen können über konkrete Möglichkeiten beruflicher Rehabilitation
vor Ort informieren (Adressen unter
http://www.arge-bfw.de)
z Dauer der Rehabilitationsleistungen:
5 Richtet sich grundsätzlich nach der
vorgeschriebenen bzw. für die Erreichung des Teilhabeziels allgemein
üblichen Zeit; kann aber verlängert
2.3
werden, wenn besondere Umstände
dies rechtfertigen 5 Leistungen zur
beruflichen Weiterbildung sollen in
der Regel bei ganztägigem Unterricht
nicht länger als 2 Jahre dauern, es sei
denn, dies verspricht eine wesentliche
Verbesserung der Eingliederungsaussichten
z Leistungserbringer: Berufsbildungsund Berufsförderungswerke, Werkstätten für behinderte Menschen,
Einrichtungen der kombinierten
medizinischen und beruflichen Rehabilitation beim Arbeitstrainings- und
Therapiezentrum in Saarbrücken,
RPK
Eingangsvoraussetzungen für eine
Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben, die vor Aufnahme in einem
Berufsförderungswerk zum Zweck einer
Ausbildung oder Umschulung oder
beruflichen Integrationsmaßnahme
geprüft werden:
z Es existieren Leistungen, die geeignet
sind, die Erwerbsfähigkeit wieder herzustellen
z Ausreichende Motivation und Krankheitseinsicht
z Ausreichende intellektuelle und körperliche Fähigkeit
z Ausreichende Selbstständigkeit und
Belastbarkeit für die ganztägig ausgerichtete Maßnahme
2.3
Weitere Informationen
Internetlinks
Ambulante Soziotherapie
z Rechtliche Grundlagen unter http://
bundesrecht.juris.de/sgb_5/__37a.
html
z Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Durchfüh-
16
Kapitel 2 · Psychosoziale Versorgung
rung von Soziotherapie in der vertragsärztlichen Versorgung: http://
www.g-ba.de/downloads/62-492-5/
RL_Soziotherapie_2001-08-23.pdf
Betreutes Wohnen
z Rechtliche Grundlagen unter http://
bundesrecht.juris.de/sgb_12/index.
html
Häusliche Krankenpflege
z Rechtliche Grundlagen unter http://
bundesrecht.juris.de/sgb_5/__37.html
z Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Verordnung
von häuslicher Krankenpflege: http://
www.g-ba.de/downloads/62-492-139/
RL-Haeusliche-2007-03-15.pdf
Rehabilitation
z Rahmenempfehlung »Ambulante
Rehabilitation psychischer und psychosomatischer Erkrankungen der
Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation«: http://www.bar-frankfurt.
de/upload/Rahmenempfehlung_psy
chische_Erkrankungen_145.pdf
Weiterführende Literatur
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