Schäftlarner GU-Dorfrundgänge GU-Dorfrundgang am 22. Oktober 2006 durch Ebenhausen Die Liebe zu ihrem Geburts- und Wohnort Ebenhausen hat Lia Schneider-Stöckl von ihrem Vater Hans Schneider „geerbt“. Und alle Teilnehmer (über 70) des Rundgangs konnten dies auch spüren an ihrem Engagement, an ihrem Wissen und an den liebevollen Details. Ebenhausens Vergangenheit reicht weit zurück. 1138 wird es urkundlich erwähnt als Emmenhusen, vorher waren die Kelten und Römer da. Der Platz um den Maibaum, der 1933 zum ersten Mal von der Schützengesellschaft aufgestellt wurde, war früher der zentrale Platz. Da, wo heute die B11 nach München führt, ging es nicht weiter, hinter den Stallungen senkte sich der Wald zum Kloster hinab. Eines der ehrwürdigsten Gebäude ist der Gasthof zur Post, der 1559 als Taverne in den Urkunden erscheint. Familie Lautenbacher waren die Wirtsleute. 1900 kam der Anbau mit Türmchen und großem Postsaal hinzu. Zeitweise diente dieser für Filmaufnahmen über Afrika mit afrikanischen Statisten, nach dem 2. Weltkrieg wurden Flüchtlinge hier untergebracht, und es gab ein Kino darin. Vorbei am alten Steinfelder-Haus von 1457 ging es zur Schwaig, wo vor hunderten von Jahren die ersten Höfe standen. Einige Villen gibt es in diesem Eck: die Knoch-Villa, das letzte Gebäude am Rodelweg, davor das „Mariandl“ mit seiner wechselvollen Geschichte: es war Hotel, Unterkunft für Flüchtlinge, Altersheim, es gab eine Kneipe im Keller, dann war es an den BND vermietet, und jetzt ist es im Besitz der Familie Saur mit der weit bekannten „Kultur im Keller“. Das Schlosserhaus wurde von einem Schlosser aus Irschenhausen errichtet und der „Hubertus“ 1899 als Forsthaus. Gleich daneben steht noch das zweite Feuerwehrhäuschen, das das erste von 1857 im „Schwaig-Viertel“ ablöste und von 1933-77 benützt wurde. Wer weiß, dass Ebenhausen einmal als Gartenstadt ge­plant war? Die Alleebäume am Rodelweg, an der Schlosserund Lechnerstraße rühren daher, und zu verdanken sind sie Jakob Heilmann mit der Heilmannnsche Immobiliengesellschaft und seinem Schwiegersohn Max Littmann, die Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur in München, sondern auch hier Grundstücke erwarben. Von der Schneider-Wiese, auf der einmal ein Flugzeug gelandet ist, dem Künstler Grießmeyer, der die LichterMuttergottes von St. BeneLia Schneider-Stöckl dikt geschaffen hat, der Puppenmutter Käthe Kruse, der Schriftsteller- und Schauspielerfamilie Obalski und vielen anderen gab es Geschichten. Um 1900 war Ebenhausen ein beliebtes Ausflugsziel. Im Winter lockte die Rodelbahn, im Sommer das Isartal. Die Eisenbahn fuhr damals bis Kochel, und die Zahl der Züge variierte je nach Bedarf. Zeitweise sind bis zu 134 Züge täglich gefahren mit bis zu 22.000 Fahrgästen! Da, wo auf der anderen Seite der Bahn das ehemalige Quisisana-Grundstück heute mit der Wohnanlage Isartal bebaut ist, standen früher Bauernhäuser. Nicht weit davon gab es die Fuchsfarm des Apothekers Welz. Wer kennt es nicht, das Fischerschlößl, das von jenseits der Isar mit seinem gelben Turm den Wanderer grüßt? 1842 erbaute es Gottfried Fischer, 1887 wurde es von Graf Otto von Rambaldi gekauft. Dass es König Ludwig I für Lola Montez errichten ließ, dass Sissy hier oft zu Besuch war, das will man einfach gern glauben, genauso wie den spektakulären Aufenthalt Goethes im Gasthaus Post, ob es wahr ist oder nicht. Aus der 1875 erbauten Villa des Majors Hacker wurde das Café Schneider, das noch vielen in bester Erinnerung ist. Wir haben sogar ein Tempelchen. Es wurde 1910 vom Verschönerungsverein an einen wunderschönen Platz mit Blick auf das Alpenpanorama hingestellt; der Isartalverein hat es übernommen. Zum Abschluss lud uns Pfarrer Fürstenberger in seine Kirche ein und schilderte die Geschichte von St. Benedikt. 1961-65 erbaut, von Kardinal Döpfner geweiht, war sie eine der ersten Kirchen nach dem Konzil. Die Grundidee, dass das Volk Gottes unterwegs durch diese Welt zum Himmel ist, repräsentiert die Symbolik im Kircheninnern. Dass dann auch noch extra für uns ein Orgelstück gespielt wurde, krönte den rundherum anregenden und spannenden Spaziergang durch Ebenhausen. Gertrut Weidner, Tel. 7171 10