Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5 Rückgekoppelte Systeme 5.1 Das Prinzip der linearen Rückkopplung 5.1.1 System mit differentiellem Eingang (a) x(s) ε(s) A(s) (b) y(s) xk(s) Uip Uin Uim Av Uout Z2 Z1 k(s) Bild 5.1.1: (a) Prinzipieller Aufbau des Regelkreises mit differentiellem Eingang, (b) Beispiel: Als Nicht-Invertierer beschalteter OP. Bild 5.1.1(a) zeigt ein Regelsystem mit differentiellem Eingang, Bild 5.1.1(b) ein dazu passendes Beispiel in Form eines als Nicht-Invertierer beschalteten OPs. Tabelle 5.1.1 zeigt die Entsprechungen zwischen Bildteil (a) und (b). Tabelle 5.1.1: Entsprechungen der Größen in Bild 5.1.1 (a) und (b) Regelgröße x xk y ε A k * A , STF entsprechende Größe im elektrischen Schaltkreis Uip Uim Uout Uin AV Z1 / (Z1 + Z2) Gesamtverhalten des Systems (, engl. STF: Signal Transfer Function) Es sei A* das Verhalten des linearen rückgekoppelten Regelkreises, so dass y = A* x . Zur Berechnung von A* gehen wir von folgenden 3 Gleichungen aus: (1) y = εA , (2) ε = x − x k , (3) x k = ky Daraus folgt y = εA = ( x − x k ) A = ( x − ky ) A = Ax − kAy => y = A Ax =: STF = A* x mit A* = 1 + kA 1 + kA - Seite 5-1 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg Dieses A* wird in der Literatur oft auch als Signal Transfer Fuction oder kurz STF bezeichnet. Für | kA |>> 1 kann man abschätzen 1 + kA ≅ kA . Dann gilt STF = A* = 1 A kA| >>1 ⎯|⎯ ⎯→ , k 1 + kA (5.1) Häufig wird als Bedingung für diese Gleichung einfach ein sehr großes |A(s)| genannt, was jedoch unrichtig ist, wenn k=0. Dies lässt sich z.B. in Bild 5.1.1.-1(b) durch Z1=0 und entfernen von Z2 sehr leicht erreichen. In Bild 5.1.1(b) gilt k(s) = Z1 Z1 + Z 2 Uout = U out ≅ Z + Z2 1 U ip = 1 U ip k ( s) Z1 kA| >>1 ⎯→ 0 . Daraus leitet sich der In jedem Falle gilt für großes |A| ε ( s ) = x( s ) − x k ( s ) ⎯|⎯ sogenannte „virtuelle Kurzschluss“ ab, den wir zwischen den Eingangsklemmen des OPs finden. Definitionen: Es ist kA oder genauer k(s)A(s) die offene Schleifenverstärkung und p=1+kA der Rückkopplungsgrad, weil die Verstärkung von A auf A* um den Faktor p reduziert wird. Stabilität: Damit eine Schwingung in einem rückgekoppelten System im Kreis laufen und sich dabei selbst erhalten kann, muss die Welle auf dem Weg durch k und A um –360° verzögert werden. Dieses System misst seine Phasenreserve gegen –180° (zwischen Eingangssignal und Ausgangssignal), da die restlichen –180° Phasendrehung durch das negative Vorzeichen vor xk am Summationspunkt geliefert werden (ε=x-xk). - Seite 5-2 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.1.2 System mit summierendem Eingang 5.1.2.1 Mathematische Herleitung (a) (b) ε(s) x(s) A(s) y(s) AZ Uin xk(s) Iin k(s) I1 Zk U2 Ik Bild 5.1.2.1-1: (a) Prinzipieller Aufbau des Regelkreises mit summierendem Eingang, (b) Beispiel: Als Invertierer beschalteter OP. Bild 5.1.2.1-1(a) zeigt ein Regelsystem mit summierendem Eingang, Bild 5.1.2.1-1(b) ein dazu passendes Beispiel in Form eines als Invertierers beschalteten OPs. Tabelle 5.1.2.1 zeigt die Entsprechungen zwischen Bildteil (a) und (b). Tabelle 5.1.2.1: Entsprechungen der Größen in Bild 5.1.2.1-1(a) und (b) Reglergröße x xk y ε A k A* entsprechende Größe im elektrischen Schaltkreis I1 Ik U2 Iin ( = Uin / Zin ) AZ ( = AV Zin ) 1/Zk -> -1/k = -Zk Es sei A* das Verhalten des linearen rückgekoppelten Regelkreises, so dass y = A* x . Zur Berechnung von A* gehen wir von folgenden 3 Gleichungen aus: (1) y = εA , (2) ε = x + xk , (3) x k = ky Daraus folgt y = εA = ( x + x k ) A = ( x + ky ) A = Ax + kAy => y = STF = A* = A 1 kA| >>1 ⎯|⎯ ⎯→ − , k 1 − kA Ax = A* x , also 1 − kA (5.2) Der Unterschied zur Gleichung des Regelsystems mit differentiellem Eingang besteht in einem Minuszeichen. Die Phasenreserve wird jetzt gegen –360° bzw. gegen 0° gemessen. - Seite 5-3 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg Da wir am Eingang Ströme summieren, muss das Vorwärtsnetzwerk einen Strom Iin=I1+Ik in eines Spannung U2 umsetzen und Folglich mit AZ=Uout/Iε die Dimension einer Impedanz haben, so dass man es auch als Transimpedanzverstärker bezeichnet. Der Term 1+kA zeigt, dass das Produkt kA dimensionslos sein muss. Ist AZ also eine Impedanz, dann muss k ein Leitwert sein, in diesem Falle ist k=1/Zk. Da man in der Regel Operationsverstärkern arbeitet, die eine Eingangsspannung Uin statt eines Eingangsstromes Iin verarbeiten, kann man mit Uin = Zin⋅Iin umrechnen in Uout = AZ Iin = AZ Uin/Zin, so dass gilt: AV=AZ/Zin und kV=k⋅Zin, da der Term k⋅AZ=kVAV unverändert und somit auch dimensionslos bleiben muss. Aus den Gleichungen und Bild 5.1.2.1-1(a) ist ersichtlich, dass die Schleife um stabil zu bleiben nun eine Negation enthalten muss, sei es im Vorwärtsnetzwerk oder im Rückkopplungsnetzwerk. Bild 5.1.2.1-1(b) benutzt zu diesem Zwecke den invertierenden Eingang des OPs, so dass hier das Vorwärtsnetzwerk die Inversion enthält. Die Schaltung mit summierendem Eingang hat zwei wesentliche Vorteile: • Der Invertierer führt zu einfacheren Übertragungsfunktionen als der Nicht-Invertierer. • Summieren kann man beliebig viele Eingänge, während ein differentieller Eingang nur die Differenz von exakt zwei Größen bilden kann. (a) I1 (b) AV I2 I3 I4 AZ 0V 0V Isum Zk Uout AZ 0V U1 R1 U2 R2 U3 R3 0V U4 R4 Isum AV Zk Uout Bild 5.1.2.1-2: (a) Stromgesteuerter Regelkreise mit summierendem Eingang, (b) Vorgeschaltete Leitwerte als Spannungs/Strom-Wandler erzielen Spannungssteuerung. Bild 5.1.2.1-2(a) zeigt den als Invertierer geschalteten OP mit Summationspunkt für mehrere Eingangsströme. Da man in der Praxis bevorzugt allein mit Spannungen arbeitet, zeigt Bildteil (b) wie man durch Vorschalten von Leitwerten leicht auf Spannungssteuerung umschalten kann. Allerdings liegen die Leitwerte Gi in Serie mit den Ausgangswiderständen der Spannungsquellen Ui, die hinreichend niederohmig sein müssen, um unerwünschte Spannungsteilereffekte zu vermeiden. - Seite 5-4 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.1.2.2 Auswahl des Referenzpotentials (a) (b) UB U1 R1 U2 R2 U3 R3 UB U4 R4 Isum AV Uout Zk 0V U'1 R1 U'2 R2 U'3 R3 0V U'4 R4 Isum AV U'out Zk Bild 5.1.2.2: Summenpunkt des OPs (a) auf Spannung UB und (b) auf Spannung U'B=0V. Die Berechnung des Operationsverstärkers in Bild 5.12.2(a) vereinfacht sich erheblich, wenn man mit UB=0V rechnen kann. Daher führen wir ein gestrichenes Spannungssystem U'=U-UB ein, erhalten U'B=0V und berechnen die Schaltung im gestrichenen Spannungssystem. Bei Bedarf kann mit U=U'+UB in das ungestrichene System zurücktransformiert werden. Bild 5.12.2(b) zeigt die Schaltung aus Bildteil (a) mit Spannungen im gestrichenen System. Umrechnungen: U' = U - UB Ù U = U' + UB . (5.3) Die Ströme durch die Eingangswiderstände ergeben sich zu Ii=(Ui-UB)/Ri=U'i/Ri, i=1..4. Die Ausgangsspannung der Schaltung in Bild 5.1.2.2 erhält man zu ' U out = − Z k I sum = − Z k ∑ I i = ∑ − i i Zk ' Z U i = ∑ − k U i' Ri Ri i (5.4) Die Realisierung in Bildteil (a) muss nicht elektrisch sein, man könnte auch digital arbeiten, Wasser oder Gasströme summieren. - Seite 5-5 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.1.2.3 Signalfluß-Modell für den Summierer (a) (b) (c) 0V U'1 R1 U'1 -c1 U'2 R2 U'2 -c2 U'3 R3 U'n -cn Rk U'4 R4 U'out U'out U'1 -c1 U'2 -c2 U'n -cn Σ U'out Bild 5.1.2.3: Summierer (a) mögliche Realisierung, (b,c) allgemeine Signalflussmodelle. Ist die Impedanz im Rückkopplungszweig resistiv, also Zk=Rk, dann liefert Gleichung (5.4) ' U out = − Z k I sum = ∑ − i Rk ' U i = ∑ − ciU i' Ri i mit ci = Rk Ri (5.5) Die dimensionslosen Konstanten ci wurden so gewählt, dass ihr Wert immer positiv und ein negatives daher Vorzeichen im Schaltbild klar ersichtlich ist. Für den Spezialfall mit nur einem Eingang ergibt sich ein invertierender Verstärker, auch Proportionalglied genannt. 5.1.2.4 Signalfluß-Modell für den summierenden Integrierer (a) (b) (c) 0V U'1 R1 U'1 -ω1 U'2 R2 U'2 -ω2 U'3 R3 U'4 R4 U'n -ωn Ck U'out 1 U'out s U'1 -ω1 U'2 -ω2 U'n -ωn U'out Bild 5.1.2.4: Integrator (a) mögliche Realisierung, (b,c) allgemeine Signalflussmodelle. Ist Zk=1/sCk, dann liefert Gleichung (5.4) ' U out = − Z k I sum = ∑ − i ω 1 U i' = ∑ − i U i' s sC k Ri i mit ωi = 1 Ri C k (5.6) Die Kreisfrequenzen ωi wurden so gewählt, dass ihr Wert immer positiv und ein negatives Vorzeichen daher im Schaltbild klar ersichtlich ist. Vorsicht: In zeitdiskreten (z.B. digitalen) Systemen wird das Integral zur Summe und Σ symbolisiert dort oft eine Integration! - Seite 5-6 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.1.2.5 Anwendung 1: Rückgekoppeltes System 1. Ordnung mit Integrator (a) OP1 0V U'in C1 R1 (b) (c) U'in -ω1 U'in U'out1 Rk1 1 s U'out -ω1 U'out -ωk1 -ωk1 Bild 5.1.2.5: (a) Spannungsgesteuerter Regelkreis mit Summation am Eingang, (b) die selbe Funktion im Signalflussdiagramm mit ω1=1/R1C1 und ωk1=1/ Rk1C1, (c) die selbe Funktionalität mit Kompaktsymbol für den summierenden Integrator. Um die Schaltung in Bild 5.1.2.5(a) zu berechnen, betrachten wir gemäß Bildteil (b) als Vorwärtsnetzwerk A1(s)=1/s und als Rückkopplungsnetzwerk k1=-ωk1=-1/Rk1C1. Die gesamte Schleife muß mit dem Faktor –ω1=-1/R1C1 skaliert werden. Da dieser vor dem Summenpunkt steht, darf er nicht in das Vorwärtsnetzwerk A1(s) einbezogen werden. H 1 ( s ) = −ω 2 A1 ω1 / s ω1 1/ s = −ω1 =− =− 1 − k1 A1 1 − (−ω k1 )(1 / s ) 1 + (ω k1 / s ) s + ωk1 Setzt man ω1=1/R1C1 und ωk1=1/Rk1C1 ein erhält man für die Signal-Transfer-Funktion STF1 = H 1 ( s ) = − R 1 ω1 = − k1 ⋅ s + ω k1 R1 1 + sRk1C1 Die Verstärkung für s=0 ist offensichtlich – ω1/ωk1=-Rk1/R1. Als Polfrequenz erhält man ωk1=1/Rk1C1. Überprüfung des Resultats: In diesem Fall war der Formalismus etwas umständlich, denn das gleiche Resultat hätte man erreichen können mit Z1=Rk1||C1 und H 1 ( s ) = − Z1 / R1 . Weniger intuitiv liegen die Dinge wenn wir uns dem System 2. Ordnung zuwenden. - Seite 5-7 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.1.2.6 Anwendung 2: Rückgekoppeltes System 2. Ordnung mit 2 Integratoren (a) OP2 0V OP1 0V Uerr2 Uerr1 C2 R2 U'in U'out2 Rk2 C1 R1 U'out1 Rk1 -1 (b) (c) U'in -ω2 U'in 1 s H1(s) U'out2 -ω2 +ωk2 H1(s) U'out1 ωk2 Bild 5.1.2.6: (a) Regelkreis 2. Ordnung mit Summation am Eingang, H 1 ( s ) wie oben, (b) die selbe Funktion im Signalflussdiagramm mit ω2=1/R2C2 und ωk2=1/Rk2C2, Uerr,x=0, (c) die selbe Funktionalität wie in (b) mit Kompaktsymbol für summierenden Integrator. Bei Uerr2=Uerr1=0V in Bild 5.1.2.6(a) sowie H2(s)=1/s und ω2=1/R2C2 und ωk2=1/Rk2C2 ergibt sich ein 1 − ω1 − ω1 gesamtes Vorwärtsnetzwerk A( s ) = H 2 ( s ) ⋅ H1 ( s ) = ⋅ = . s s + ωk1 s ( s + ωk1 ) Das Rückkopplungsnetzwerk ist k=ωk2. Zudem gibt es einen Faktor –ω2 vor der Schleife. Da beide Schaltungsblöcke invertieren sind beide Blöcke in Serie nicht-invertierend. Positive Rückkopplung ist nicht stabil, um wieder Gegenkopplung zu erhalten benötigen wir den Faktor –1 im Rückkopplungsnetzwerk. Diese Negation kostet uns im analogen Netzwerk einen eigenen OP. Bei Netzwerken mit digitalem Anteil (z.B. ΔΣ-Modulator, SwitchedCapacitor-Schaltungen) kann die Negation auf der digitalen Seite stattfinden. Für Bild 5.1.2.6(b), einer umgeformten Version des Bildteils (a), erhalten wir für die SignalTransfer-Funktion − ω1 s( s + ω k1 ) R ω1ω 2 ω A( s ) →0 STF2 ( s ) = −ω 2 ⋅ = −ω2 ⋅ = 2 ⎯s⎯ ⎯→ 2 = k 2 1 − kA( s ) ω k 2 R2 ⎛ − ω1 ⎞ s + ωk 1s + ω1ω k 2 ⎟⎟ 1 − (ωk 2 ) ⋅ ⎜⎜ ⎝ s( s + ωk1 ) ⎠ - Seite 5-8 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg Normalform d. Systems 2. Ordnung: STF2, generell = A A0ω02 s . = 2 0 mit s ' = 2 2 s + 2ds + ω0 ω0 s ' +2 Ds '+1 Vergleicht man die generelle Normalform mit der speziellen Lösung für diese Schaltung erhält man Tabelle 5.1.2.6. Tabelle 5.1.2.6: (a) allgem. Modell 2. Ordnung, (b) Verhalten der Schaltung in Bild 5.1.2.6. (a) Allgemeines Modell 2. Ordnung STF2, generell = s' = s ω0 A0ω02 A = 2 0 2 2 s + 2ds + ω0 s ' +2 Ds'+1 : normierte Kreisfrequenz A0 : Verstärkung in ω=0, d : Dämpfung / Zeit, D= d ω0 (b) Spezielles Verhalten von Bild 5.1.2.6 STF2, speziell = Ao = Rk 2 , R2 ωi = 1 , Ri C i Dimension: 1/Zeit U out1 ( s ) ω1ω2 = 2 U in ( s ) s + ω k1 s + ω1ω k 2 ω ki = Dämpfung/Schwingung, dimensionslos ωo = ω1ω k 2 = ω0 : Eckfrequenz der Asymptoten: s'=s/ω0 d= Pole des Systems 2. Ordnung: ⎪⎧ω − D ± D 2 − 1 wenn D ≥ 1 s p1, 2 = ⎨ 0 ⎪⎩ω 0 − D ± 1 − D 2 wenn D < 1 D= ( ( ) ) ω k1 2 d ω0 1 , Rki C i (i=1,2) 1 Ù fo = R1C1 Rk 2 C 2 = 1 2 Rk1C1 = R1 Rk 2 ω k1 = 2ω0 2 Rk1 f1 f k 2 C2 C1 Die Verstärkung A0=A(f=0) des Gesamtsystems lässt sich mittels A0=Rk2/R2 einstellen. Danach kann man mit ω0 den gewünschten Schnittpunkt der Asymptoten definieren, womit das Produnkt ω1⋅ωk2 festgelegt ist. Die Stabilität des Systems kann dann mit der Dämpfungskonstanten D über ωk1 mit Rk1 eingestellt werden (Butterworth: D = 1 / 2 ). - Seite 5-9 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.2 Fehlerunterdrückung durch Rückkopplung (a) (b) xerr x A xk 2 xerr,ges = aerr y x 2 2 2 xerr + kerr + (aerr/A) A y xk kerr k k Bild 5.2-1: Regelschleife (a) mit Rauschquellen, (b) alle Rauschquellen zu einem äquivalenten Eingangsrauschen umgerechnet. Bild 5.2-1(a) zeigt eine Schleife mit drei Fehlerquellen: xerr (z.B. Offset), yerr und xk,err, welches Nichtidealitäten des Rückkopplungsnetzwerkes modelliert. Wie im Bildteil (b) gezeigt, addieren sich xerr – xk,err im Summationspunkt, dazu kommt yerr/A. Bei korrelierten Größen addieren wir Spannungen bzw. Ströme, diese können sich verstärken oder gegenseitig aufheben. Unkorrelierte (also völlig unabhängige) Größen addieren sich in der Leistung, so dass wir Ströme und Spannungen vor der Summation quadrieren müssen. Gegenseitige Aufhebung von Rauschsignalen ist daher nicht möglich. Als gesamten, äquivalenten Eingangsfehler im Zeitbereich erhalten wir für Bild 5.2-1 xerr , ges (t ) = xerr (t ) − k err (t ) + y err (t ) / A . Addieren sich die verschiedenen Fehler korreliert, dann summieren sie sich in der Amplitude, addieren sie sich unkorreliert (d.h. ohne gegensietige Abhängigkeiten), dann summieren sie sich in der Leistung. In diesem Fall addiert man die Quadrate ihrer zeitlichen Mittelwerte (bzw. ihrer Effektivwerte bei Spannungen): 2 2 2 2 2 xerr , ges = x err + k err + a err / A Der gesamte Fehler xerr,ges wird dann zum Eingangssignal addiert und wie dieses mit A* verstärkt. Fehler Xerr im Eingang eines Systems kann durch Rückkopplung nicht gedämpft werden. Beispiel: ein Offset im Eingang des OPs wird zum Eingangssignal addiert und mit A* verstärkt. - Seite 5-10 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg Fehler kerr im Rückkopplungsnetzwerk eines Systems kann durch Rückkopplung nicht gedämpft werden. Beispiel: Ein mit den Widerständen R1, R2 beschalteter OP hoher Verstärkung habe die Übertragungsfunktion H(s)=(R1+R2)/R1. Toleranzen in den Widerständen werden durch hohe Verstärkung nicht ausgeglichen. Fehler aerr im Vorwärtsnetzwerk eines Systems können durch Rückkopplung stark gedämpft werden, wenn das Netzwerk A eine hohe Verstärkung aufweist. Denn bei der Umrechnung in einen äquivalenten Eingangsfehler wird durch A geteilt: aerr ,in ,equiv = a err A Der Gesamtfehler yerr nach dem Abgriff des Rückkopplungsnetzwerks, den der Fehler aerr vor dem Abgriff des Rückkopplungsnetzwerks verursacht, lässt sich also berechnen zu y err = a err ,in ,equiv ⋅ A* = a err a a A ⋅ = err =: err = NTF ⋅ aerr A 1 + kA 1 + kA p yerr = NTF ⋅ aerr Der Fehler aerr vor dem Abgriff der Rückkoplung wird mit der „Noise Transfer Function“ NTF übertragen. Man beachte: aerr wird dem gleichen Rückkopplungsgrad p=(1+kA)=1/NTF gedämpft, wie die Leerlaufverstärkung A bei der Berechnung von A*=A/(1+kA)=A·NTF. (a) (b) aerr x A yerr y x A y xk k k Bild 5.2-2: Regelschleife (a) mit Fehlerquelle vor dem Abgriff des RK-Netzwerkes, (b) Fehler aerr umgerechnet in einen äquivalenten Ausgangsfehler yerr = aerr/(1+kA). Die NTF beschreibt, wie sich der Fehler aerr vor dem Abgriff der Rückkopplung nach diesem Abgriff bemerkbar macht. - Seite 5-11 - Prof. Dr. M. Schubert (a) FH Regensburg (b) (c) un,out AV AV un,in,equiv AV Bild 5.2-3: (a) Rauschender Verstärker, (b) rauschfreier Verstärker, Ausgangs-Rauschleistung zusammengefasst in äquivalenter Ausgangsrauschquelle, (c) rauschfreier Verstärker, gesamte Rauschleistung zusammengefasst in äquiv. Eingangsrauschquelle. Handelt es sich wie in Bild 5.2-3(a) um ein Netzwerk aus vielen rauschenden Bauelementen (z.B. Widerständen), dann summiert man alle Rauschquellen zu einem gesamten mittleren Ausgangsrauschen u n ,out auf. Dieses Ausgangsrauschen kann simuliert oder gemessen werden. Man behandelt dann gemäß Bild 5.2-3(b) den rauschfreien Verstärker und eine äquivalente Rauschspannungsquelle u n ,out als zwei getrennte Schaltungselemente. Diese Quelle lässt sich gemäß Bild 5.2-3(c) in eine äquivalente Eingangsrauschquelle u n ,in ,equiv = u n ,out / AV umrechnen. Dieses äquivalente Eingangsrauschen kann de Facto nicht gemessen werden, da es so nicht existiert. Aber es kann wie ein Eingangssignal zu dieser Baugruppe behandelt werden. Bauen wir diesen Verstärker nun in eine line Regelschleife mit Rückkopplungsnetzwerk k ein, dann wird das äquivalente Eingangsrauschen genauso verstärkt wie jedes andere Signal auch und am Ausgang erscheint der Fehler * = un ,in ,equiv ⋅ A* = uerr u n ,out u u A ⋅ = n ,out = n ,out = NTF ⋅ u n ,out A 1 + kA 1 + kA p mit dem Rückkopplungsgrag p=1+kA oder p=1/NTF. 1 * = NTF ⋅ u n ,out . NTF = und uerr 1 + kA Die NTF beschreibt, wie sich der Fehler u n ,out vor dem Abgriff der Rückkopplung nach diesem Abgriff bemerkbar macht. - Seite 5-12 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.3 Stabilität rückgekoppelter Systeme 5.3.1 Stabilitätsbetrachtungen an der offenen Schleife Zur Untersuchung der offenen Schleifenverstärkung arbeiten wir mit der Transitfrequenz fT. In fT bzw. ωT ist |k(jωT)A(jωT)|=1 bzw. 0dB. (5.3-1) In der angelsächsischen Literatur findet man oft auch die Bezeichnung « cross-over frequency « weil in dieser die 0dB-Achse geschnitten wird. Als Phasenreserve oder Phasenrand ϕR (engl.: phase margin) bezeichnet man den Abstand der Phase von kA von –180°: ϕR = Phase{k(jωT)A(jωT)} + 180° (5.3-2) Als Faustregel wird für die Stabilität eine Phasenreserve von ϕR ≥ 45 (bisweilen auch 60°) gefordert. Wenn der unvermeidliche erste Pol eine Phasendrehung von –90° verursacht, bleiben –45° Phasendrehung durch den 2. Pol, um eine Phasenreserve von 45° zu erhalten. (a) ohne Komp. kA 80 Einstellung einer stabilen Regelung durch Frequenzkompensation mittels BodeDiagramm auf eine Phasenreserve von φR≥45°: (b) Phasengang ohne und mit Kompensation. A0 120 Bild 5.3.1: (a) Amplitudengang ohne und mit Kompensation, fp1 Av/ dB fp2 Resonanz ohne Komp. mit K. 40 1/k A*=STF 0 1 1K log(f/Hz) 1M (b) 0 φ(kA) mit K. ohne Kompensation -90° -180° φR Bild 5.3.1 zeigt mit dünnen, durchgezogenen Linien das Bodediagramm eines OPs. Er ist mit einer Rückkopplungsnetzwerk k=1/100 beschaltet, so dass sich eine offene Schleifenverstärkung kA ergibt, deren 2. Pol 40 dB oberhalb der Transitfrequenz von kA - Seite 5-13 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg liegt. (Beachte: Die Transitfrequenz von A(s) ist irrelevant, entscheidend ist die Transitfrequenz von kA!) Erinnerung: In der Transitfrequenz gilt |kA|=1 bzw. 0dB. Das Verhalten A*(s) bzw. STF des Gesamtsystems des kann für kA>>1 mit A*=1/k abgeschätzt werden, was im Bildteil (a) als durchgezogene, rote Line gezeichnet ist. Diese zeigt in f=1MHz, der Transitfrequenz von kA, ein deutliches Resonanzverhalten („Peaking“), da die Phasenreserve φR des nicht kompensierten Systems im Bildteil (b) mit φR=0° ermittelt wird. Bei φR=0° müsste das Peaking unendlich hoch sein, was bedeutet, dass ein frei schwingendes System was im Zeitbereich nicht abklingen könnte. Da dieses φR=0° jedoch aus einer asymptotischen Näherung ermittelt wurden, erweist sich φR in diesem Fall bei genauer Rechnung als ein wenig größer 0° und das Peaking daher als endlich, was im Zeitbereich einem langsamen Abklingen freier Schwingungen entspricht. Solch instabile Systeme sind in der Regel unerwünscht, daher versucht man sie durch geeignete Maßnahmen zu stabilisieren (Frequenzkompensation). In der Regel bedeutet dies, dass man einerseits die offene Schleifenverstärkung |kA| im 2. Pol fp2 auf oder unter 0dB drückt, also |kA(fp2)|≤0dB, und andererseits dafür sorgt, dass der nächste Pol fp3≥10⋅fp2 ist. Die gestrichelte Linie in Bild 5.3.1 zeigt eine Kompensation auf φR≅45° durch Polsplitting, was bedeutet: fp2 wandert um den selben Faktor nach rechts auf der Frequenzachse, wie fp1 nach links wandert. Vorteil der Kompensation mit Hilfe der offenen Schleifenverstärkung k(s)A(s) Ein viel exakteres Verhalten von A* lässt sich ermitteln, wenn man anstelle der offenen Schleifenverstärkung das Verhalten A* der geschlossenen Schleife berechnet. Der entscheidende Vorteil bei der Betrachtung der offenen Schleifenverstärkung besteht darin, dass sich Pole und Nullstellen durch die Multiplikation k ( s ) • A( s ) = ( s − s zk ,1 )( s − s zk , 2 )....( s − s zk ,u ) • ( s − s zA,1 )( s − s zA, 2 )....( s − s zA,m ) ( s − s pk ,1 )( s − s pk , 2 )....( s − s pk ,v ) ( s − s pA,1 )( s − s pA, 2 )....( s − s pA,n ) (5.3-3) nicht verschieben sondern exakt erhalten bleiben und im Bode-Diagramm nur überlagert werden brauchen. - Seite 5-14 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.3.2 Stabilitätsbetrachtungen an der geschlossenen Schleife Wenn die Übertragungsfunktionen des Vorwärtsnetzwerks, A(s), und Rückkopplungsnetzwerkes, k(s), gegeben sind, lässt sich das Verhalten eines linearen Regelsystems mit A* ( s ) = A( s ) 1 + k ( s ) ⋅ A( s ) (5.3-4) leicht berechnen. Hat dieses System N Pole spi = σpi±j⋅ωpi (i=1...N), dann verhält sich das frei schwingende System gemäß N y (t ) = ∑ ai e s pi t i =1 N = ∑ ai e (σ pi ± jω pi ) t , (5.3-5) i =1 wobei ai Konstanten sind. Komplexe Pole treten bei reellen Übertragungsfunktionen immer als konjugiert-komplexe Polpaare mit gleich großen Koeffizienten ai auf, so dass sich im Zeitbereich eine reelle Schwingung ergibt: a⋅e (σ pi + jω pi ) t + a⋅e (σ pi − jω pi ) t =a⋅e σ pi t (e − jω pi t +e − jω pi t )=a⋅e σ pi t 2 cos(ω pi t ) (5.3-6) σ t Sowohl reelle Pole (ωpi=0) als auch komplexe Pole enthalten den Faktor e pi , der nur für negatives σpi ein Abklingen der Impuls- oder Sprungantwort bewirkt. Zeichnet man die Pole spi = σpi±j⋅ωpi der geschlossenen Schleife in der komplexen Ebene, erkennt man stabile Systeme daran, dass alle Pole ein negatives σpi aufweisen, also in der linken Halbebene liegen. (a) Ortskurve der Pole (b) Sprungantwort jω = j ωo2-σ2 sp1 jω0 = j 1/LC s'p2 aperiodischer Grenzfall Butterworth Butterworth s'p1 45° 4.29% A β spa A(1-espt) A(1-espat) σ sp2 A(1-es'p1t) 0 -jω0 Bild 5.3.2-1: (a) Lage der Pole der geschlossenen Schleife, Zeitbereich je nach Lage der Pole in der komplexen Ebene. - Seite 5-15 - Zeit (b) Sprungantworten im Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg Während σpi die absolute Zeitbereichs-Abklingrate eines Pols in Sekunden angibt, erhält man über das Verhältnis σ pi ω pi bzw. den Polwinkel β pi = arctan σ pi ω pi ein Maß für die Abklingrate pro Schwingung. In der Praxis wird in Spezifikationen oft die Einhaltung eines maximalen Polwinkels für alle Pole eines Systems gefordert. Ein System 2. Ordnung lässt sich auf die Normalform A* ( s ) = mit s ' = A A0 A0ω 02 = 2 0 = 2 2 2 s + 2ds + ω 0 ⎛ s ⎞ s ' +2 Ds '+1 d s ⎜⎜ ⎟⎟ + 2 +1 ω0 ω0 ⎝ ω0 ⎠ s ω0 und D = d ω0 (5.3-7) bringen. ω 0 ist der Schnittpunkt der Asymptoten mit den Steigungen von 0 und –40dB/dec. Die gestrichene Frequenzachse s'=jω' ist so normiert, dass es in ω'0=1, womit auch der Betrag der komplexen Pole |s'p1,2|=1 und somit der Radius des Kreises in Bild 5.3.2-1 gleich 1 ist. 5.3.2.1 D=1: Aperiodischer Grenzfall D=1 führt mit dem Nennerpolynom s ' 2 +2s '+1 = ( s '+1)( s '+1) zu zwei identischen, reellen Polen s ' p1, 2 = −1 => s p1, 2 = −ω 0 . (5.3-8) Dies ist der sogenannte aperiodische (nicht-periodische) Grenzfall, da dies der kleinste Wert von D ist, für den die Sprungantwort ohne Oszillation gegen ihren Endwert strebt. Diese beiden Pole liegen im Ortsdiagramm in Bild 5.3.2-1(a) im Schnittpunkt des Halbkreises mit der Abszisse. Im Bode-Diagramm in Bild 5.3.2-2(b) findet man in ω0 eine Absenkung des Amplitudengangs bzgl. der Asymptoten um 6dB bzw. einen Faktor 2. 5.3.2.2 D>1: Kriechfall D>1 führt mit dem Nennerpolynom s ' 2 +2 Ds '+1 = ( s '− s p1 )( s '− s p 2 ) zu den reellen Polen s ' p1, 2 = − D ± D 2 − 1 => s p1, 2 = −d ± d 2 − ω 02 ) . - Seite 5-16 - (5.3-9) Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg Diese beiden Pole liegen im Ortsdiagramm in Bild 5.3.2-1(a) auf der Abszisse. Im BodeDiagramm in Bild 5.3.2-2(a) findet man in jedem der Pole eine Absenkung des Amplitudengangs bzgl. der Asymptoten um 3dB bzw. einen Faktor 1 / 2 . Den betragsmäßig größeren Pol kann man im Zeitbereich kaum feststellen, während der betragsmäßig kleinere Pol eine langsame („kriechende“) Annäherung an den Endwert bewirkt. 5.3.2.3 D<1: Schwingfall D<1 führt mit dem Nennerpolynom s ' 2 +2 Ds'+1 = ( s '− s p1 )( s '− s p 2 ) zu den komplexen Polen s ' p1, 2 = − D ± j 1 − D 2 <=> s p1, 2 = σ p1, 2 ± jω p1, 2 = −d ± j ω 02 − d 2 . In diesem Fall ist der Polwinkel β p = ± arctan (5.3-10) 1− D2 . D Das System schwingt im Zeitbereich mit e − dt cos ω p t gegen einen konstanten Entwert. Diese beiden Pole liegen im Ortsdiagramm in Bild 5.3.2-1(a) auf dem Halbkreis mit Radius ω0. Im Bode-Diagramm in Bild 5.3.2-2(b) findet man in ω0 ein resonanzverhalten („Peaking“). Für D=0 geht |H(jω0)|->∞, da das System H(s)=Y(s)/X(s) bei X(s)=0 ein endliches Y(s) erlaubt. (a) (b) lH(jω)l dB lH(jω)l dB ls'pl -3dB -6dB: 2*spa -20dB/dec -40dB/dec -40dB/dec ω p1=lsp1l ωp2=lsp2l log(ω) ω 0=lspl log(ω) Bild 5.3.2-2: Amplitudengang (a) bei reellen Polen im Kriechfall und (b) im aperiodischen Grenzfall und Resonanz bei komplexen Polen im Schwingfall.. - Seite 5-17 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg Die Tabellen 5.3.2-1 zeigt, dass man für ein System 2. Ordnung in den meisten Fällen die kürzesten Einschwingzeiten (engl.: settling times) erhält, wenn man es auf die ButterworthCharakteristik einstellt. Diese hat folgende Eigenschaften: 1. 2. 3. 4. Einen Polwinkel in Bild 5.3.2-1(a) von 45°, ein Überschwingen der Sprungantwort im Zeitbereich (Bild 5.3.2-1(b)) von 4,29%, eine Dämpfung auf der Frequenzachse in ω0 von -3dB, ein Dänmpfungsfaktor von D= 1 / 2 in Gl. (5.3-7) und (5.3-10), Tabelle 5.3.2-1: Einschwingzeiten als Funktion von D eines Systems 2. Ordnung in Abhängigkeit der zu erreichenden Genauigkeit (auf 3 Dezimalstellen). D 2 1 1/ 2 1/2 1/ 8 Einschwingzeit auf 5% 1,25 ms 0,755 ms 0,457 ms Einschwingzeit auf 1% 1,85 ms 1,06 ms 1,04 ms Einschwingzeit auf 5‰ 2,12 ms 1,19 ms 1,12 ms Einschwingzeit auf 1‰ 2,75 ms 1,47 ms 1,64 ms 0,829 ms 1,25 ms 1,40 ms 1,83 ms 1,46 ms 2,31 ms 2,02 ms 2,89 ms Tabelle 5.3.2-2: % Überschwingen der Sprungantwort eines Systems 2. Ordnung in Abhängigkeit der Dämpfung D (auf 2 Dezimalstellen genau). D 2 1 1/ 2 1/2 1/ 8 % Überschwingen 0 0 4,29 16 30 Kommentare Kriechfall, 2 reelle Pole Aperiodischer Grenzfall Butterworth-Charakteristik 2. Pol der offenen Schleifenverstärkung auf 0dB Schwingfall - Seite 5-18 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.3.3 Berechnung der Pole der geschlossenen Schleife Es sei k(s) konstant und A( s ) = A0ω 02, A /( s 2 + 2ds + ω02, A ) . Dann ist für A(s=0)=A0 und kA(s) hat Pole in s p , A,1, 2 = −d ± d 2 − ω 02, A oder s p1, 2 = −d ± j ω 02, A − d 2 . Die geschlossene Schleifenverstärkung liefert in diesem Fall A0ω 02, A A( s ) A ( s) = = 1 + kA( s ) s 2 + 2ds + ω 02, A * 1+ k A0ω 02, A = A0ω 02, A s 2 + 2ds + ω 02, A (1 + kA0 ) . s 2 + 2ds + ω 02, A Mit ω 02 = ω 02, A (1 + kA0 ) berechnen sich dessen Pole zu s p1, 2 = −d ± d 2 − ω 02 oder s p1, 2 = − d ± j ω 02 − d 2 . Die Dämpfungskonstante bleibt unverändert, ω0 vergrößert sich um den Faktor 1 + kA0 . Diese Aussage wird in Bild 5.3.3 graphisch dargestellt. Die Pole des geschlossenen Systems zu kennen ist sehr viel wertvoller, als nur die Pole der offenen Schleife zu kennen. Allerdings ist es bei mehr als 2 Polen sehr viel aufwendiger, die Pole der geschlossenen Schleife zu berechnen. Haben wir ein Model für den OP mit 2 Polen und einen weiteren Pol im Rückkopplungsnetzwerk k(s), dann ist die offene Schleifenverstärkung kA und somit auch A* bereits ein System 3. Ordnung. Da wir die Wirkung des dritten Pols fp3 bei fp3>10⋅fp1,2 bei der Betrachtung der offenen Schleife vernachlässigen dürfen, können wir es bei der geschlossenen Schleife ebenso tun. Beim Eliminieren des dritten Pols darf allerdings die Verstärkung A0=A(s=0) nicht verändert werden. Dazu muss der zu eliminierende Pol von kA auf die Form (1-s/sp3) gebracht werden, z.B. (1+sR3C3). Im interessierenden Frequenzbereich ist dann sR3C3<0,1 und der Term (1+sR3C3) wird durch eine einfache 1 ersetzt. So kann ein Ausdruck k(s)A(s) dritter Ordnung auf einen Ausdruck zweiter Ordnung reduziert und dann die Pole A*=A/(1+kA) als System 2. Ordnung berechnet werden. A0ω1ω 2ω 3 A0ω1ω 2 , für , umformen in A( s ) = ( s + ω1 )( s + ω 2 )( s + ω 3 ) ( s + ω1 )( s + ω 2 )(1 + s / ω 3 ) A0ω1ω 2 A ω1ω 2 << ω 3 abschätzen mit A( s) ≅ berechnen. , dann A* ( s ) ≅ ( s + ω1 )( s + ω 2 ) 1 + kA Beispiel: A( s ) = - Seite 5-19 - Prof. Dr. M. Schubert (a) Ortskurven des geregelten 3 Systems FH Regensburg 2 frei schwingend 1 −ωo* −ωo 1 geregelt 3 2 jωo = jωo 1+kAo (b) Sprungantwort des geregelten Systems jωo,A σ -jωo,A -jωo = -jωo 1+kAo Zeit Bild 5.3.3: Veränderungen des Systems durch die Regelschleife: (a) Ortskurven der Pole und (b) Verhalten im Zeitbereich. Bild 5.3.3(a) zeigt die Bewegung der Pole in der komplexen Ebene bei verschiedenen Veränderungen des Systems. Bildteil (b) zeigt die zugehörigen Sprungantworten im Zeitbereich. (1) Blau: Pole sp,A des ungeregelten Systems A(s), optimal mit 45°-Winkel (ButterworthCharakteristik. (2) Rot: Einbau von A(s) in ein Regelsystem. Aus A(s) wird A*=A/(1+kA), aus ω 0 wird ω 0 1 + kA0 , der Dämpfungsfaktor d bleibt unverändert. (3) Grün: Frequenzkompensiertes Regelsystem. Der Polwinkel beträgt wieder ß=45°, die ist nun sehr schnell. - Seite 5-20 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.4 Das Verstärkungs-Bandbreite-Prod. rückgekoppelter Systeme Das Verstärkungs-Bandbreite-Produkt eines rückgekoppelten Systems ist das VerstärkungsBandbreite-Produkt der offenen Schleifenverstärkung. Es ändert sich durch die Rückkopplung nicht. Kleine Abweichungen von dieser Regel können durch Resonanzen auftreten. (a) (b) Av R2 R1 AV / dB 103 60 A*3 102 40 A*2 101 20 A*1 1 0 A*0 -20 dB/dec f3 1 log(f/Hz) 1K f2 f1 1M fT Bild 5.4: Das Verstärkungs-Bandbreiten-Produkt gilt auch für rückgekoppelte Systeme. (a) Beispiel für ein rückgekoppeltes System, (b) Kennlinie für verschiedene R1, R2. Bild 5.4(a) zeigt als Beispiel für ein rückgekoppeltes System einen als Nichtinvertierer geschalteten OP. Bild 5.4(b) zeigt zugehörige Asymptotennäherungen im Amplitudendiagramm der für die Spannungsverstärkung des OPs, AV, und für die Verstärkung der geschlossenen Schleife, Ai* ≅ 1 / k i für i>1. Der Fall k0=0 bildet eine Ausnahme, da hier nicht |kA|>>1 angenommen werden darf. Beispiele: A*3 = AV,max: k3 = 0, GB0 = A*3·f3 = 103·10KHz = 10MHz = fT R1=0Ω, R2->∞, A*2 = 100: k2 = 1/100, R1=1KΩ, R2=99KΩ, GB1 = A*2·f2 = 102·100KHz = 10MHz= fT A*1 = 10: k1 = 1/10, R1=1KΩ, R2=9KΩ, GB2 = A*1·f1 = 101·1MHz = 10MHz= fT A*0 = 1: k0 = 1, R1=->∞, R2=0Ω, GB3 = A*0·fT = 1·10MHz = 10MHz= fT - Seite 5-21 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.5 Die vier Varianten der elektrischen Rückkopplung (a) Spannungsgesteuerte Spannungsquelle * = Z *p Zin in * = Z /p Zout out A k * = Z /p Zin in (b) Stromgesteuerte Stromquelle * = Z *p Zout out A k * = Z *p Zin in (c) Spannungsgesteuerte Stromquelle * = Z *p Zout out A k * = Z /p Zin in (d) Stromgesteuerte Spannungsquelle * = Z /p Zout out A k Bild 5.5: Die 4 Varianten der elektrischen Rückkopplung. Es ist p=1+kA. Zin und Zout sind Impedanzen des Vorwärtsnetzwerks A, Z*in und Z*out Impedanzen der Gesamtschaltung. In der Eletrotechnik werden Leiterpaare benötigt. Diese kann man diese sowohl am Eingang als auch Ausgang seriell und parallel einkoppeln, so dass sich vier Varianten der elektrischen Rückkopplung (RK) ergeben. • Bei serieller Einkopplung (Summation von Spannungen) des RK-Netzwerks wird der betreffende Ein-/Ausgangs-Widerstand ca. um den Faktor p=1+kA erhöht. • Bei paralleler Einkopplung (Summation von Strömen) des RK-Netzwerks wird der betreffende Ein-/Ausgangs-Widerstand ca. um den Faktor p=1+kA verringert. - Seite 5-22 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.5.1 Spannungsgesteuerte Spannungsquelle: RK-Einkop. seriell / parallel (a) Uip Uin Uim (b) i1 Av Uout u1 uin Zin Z2 Z1 Zout uq = AVuin i2 u2 i1 Zk2 uk Zk1 Bild 5.5.1: (a) Schaltung, (b) Kleinsignal-ESB für spannungsgesteuerte Spannungsquelle. Parameter: k = Z k1 /( Z k1 + Z k 2 ) , dimensionslos wie AV. In den Folgenden Rechnungen werden eingesetzte Terme zum leichteren Verständnis häufig in eckige Klammern gesetzt, z.B. y=A⋅x=A⋅[u+v] wenn x=u+v. 5.5.1.1 Berechnung von Z in* bei i2=0: Für hinreichend hohe Verstärkung AV ist uk=ku2 und u2=A*u1, so dass ⎡ AV u k = ku 2 = k[ A*u1 ] = k ⎢ ⎣1 + kAV ⎤ kAV u1 ⎥u1 = 1 + kA V ⎦ Den Eingangsstrom berechnen wir über die Spannung an Zin zu ⎤ ⎡ kAV u1 − ⎢ u1 ⎥ u − uk ⎣1 + kAV ⎦ = u1 ⎛⎜1 − kAV = i1 = 1 Z in Z in Z in ⎜⎝ 1 + kAV ⎞ u1 1 ⎟⎟ = . ⎠ Z in 1 + kAV Umformen liefert Z in = u1 = Z in (1 + kAV ) i1 - Seite 5-23 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg * 5.5.1.2 Berechnung von Z out bei u1=0: Bei u1=0 liegt Zin parallel zu Zk1, so dass die Ausgangsspannung Rückkopplungsnetzwerks nicht mit uk=k u2 beschrieben werden kann, sondern mit des u k = β 1ku 2 , wobei der Faktor ß1 die Minderung von Zk1 durch Zin berücksichtigt: β 1k = Z k1 || Z in ( Z k 1 || Z in ) + Z k 2 Bei u1=0 ist uin=-uk und somit u q = AV uin = AV [−u k ] = − AV u k = − AV [ ß1ku 2 ] Der Strom durch Zout ist gegeben mit i2 = u2 − uq Z out = u 2 − [− AV β 2 ku 2 ] Z out = u2 1 + AV β 2 k Z out Man erhält die Ausgangsimpedanz (interessanterweise via ß1 auch als Funktion von Zin) zu: * Z out = u2 = Z out (1 + ß1kAV ) i2 - Seite 5-24 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.5.2 Stromgesteuerte Stromquelle: RK-Einkopplung parallel / seriell (a) (b) i1 u1 i1 u2 i2 Q3 Q1 iin i2 u1 uin Zin iq = Ai iin Zout ik Q2 u2 ip i2 ik Rok ik = k i2 Rik i2 Bild 5.5.2: (a) Strom-Spiegel nach Wilson, (b) Verallgemeinertes Kleinsignal-ESB einer stromgesteuerten Stromquelle (entspricht Bildteil (a) nur näherungsweise). 5.5.2.1 Berechnung von Z in* bei u2=0: Als Beispiel wird in Bild 5.2.3(a) ein Wilson-Spiegel angegeben. Dem entspricht das verallgemeinerte Kleinsignal-ESB einer stromgesteuerten Stromquelle im Bildteil (b) nicht ganz, da beim Wilson-Spiegel der Basisstrom des Transistors Q3 in den Ausgangsstromkreis geleitet wird. Im Bildteil (b) entsteht bei u2=0 der Strom i2 durch Rik durch den Quellenstrom ip, der auf den Stromteiler Zout, Rik läuft. Der Strom durch Rik ergibt sich zu ß2iq mit ß2=Zout/(Zout+Rik). Der Ausgangsstrom des Rückkopplungsnetzwerkes ist gegeben mit ik = u1 u u u + k ⋅ i2 = 1 + k ⋅ [ β 2 iq ] = 1 + kβ 2 [ Ai iin ] = 1 + kβ 2 Ai iin Rok Rok Rok Rok Dieses Ergebnis benötigen wir zum Eliminieren von ich in der Formel ⎡u ⎤ ⎤ ⎡u u u i1 = ik + iin = ⎢ 1 + kβ 2 Ai iin ⎥ + iin = 1 + (kβ 2 Ai + 1)iin = 1 + (kβ 2 Ai + 1) ⎢ 1 ⎥ . Rok Rok ⎣ Z in ⎦ ⎦ ⎣ Rok Umformen liefert Z in , ges = Z in u1 = i1 (1 + kβ 2 Ai ) + Z in / Rok Z in* = Z in u1 = i1 (1 + kβ 2 Ai ) + Z in / Rok - Seite 5-25 - Prof. Dr. M. Schubert Mit Yin* = Yin , ges = FH Regensburg 1 + kβ 2 Ai lässt sich schreiben Z in 1 Z in , ges = i1 1 + kβ 2 Ai 1 = + = Yin* + Rok−1 u1 Z in Rok * 5.5.2.2 Berechnung von Z out bei i1=0: Die Stromquelle im Rückkopplungsnetzwerk liefert den Strom k⋅i2 auf den Stromteiler Rok||Zin. Bei dieser Parallelschaltung fließt der Strom ß1k⋅i2 durch den Widerstand Zin, wobei ß1=Rok/(Zin+Rok)≅1. Bei i1=0 ist iin = −ik = − β 1ki2 Betrachten wir die Ströme i2 und iq erst einmal als von zwei unabhängigen Quellen eingeprägt, dürfen wir deren Wirkungen linear überlagern: u 2 = i2 ( Z out + Rik ) − iq Z out = i2 ( Z out + Rik ) − [ Ai iin ]Z out = i2 ( Z out + Rik ) − Ai [− β 1 ki2 ]Z out ( * = i2 ( Z out + Rik ) + Ai β 1ki2 Z out = i2 (Z out (1 + β 1 kAi ) + Rik ) = i2 Z out + Rik ) * mit Z out = Z out (1 + β 1kAi ) . Umformen liefert * Z out , ges = u 2 / i2 = Z out + Rik Die Nichtidealitäten des Rückkopplungsnetzwerkes dürften in der Regel relativ klein sein, so dass mit ß1≅1 und Rok<<Zin gilt * Z out , ges ≅ Z out ≅ Z out (1 + kAi ) . - Seite 5-26 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.5.3 Spannungsgesteuerte Stromquelle (OTA): RK-Eink. seriell / seriell (a) (b) i1 Uip Uin i2 Av i2 i1 u2 u1 uin Zin iq = Amuin u2 Zout Uim i2 Rk i1 Rk i2 Bild 5.5.3: (a) Schaltung, (b) Kleinsignal-ESB für spannungsgesteuerte Stromquelle. Parameter: Am = Gm = AV ,OP ⋅ g m, FET in 1/Ω, k=Rk in Ω. Parameter: k=Rk, β1 = Z in Z in + Rk und β 2 = Z out . Z out + Rk 5.5.3.1 Berechnung von Z in* bei u2=0: Bei u2=0 fließt der Quellenstrom iq auf den Stromteiler Zout und Rk, so dass i2 = ß2 iq. Mit iq = Am uin = Am [Zin i1] erhält man i2 = ß2 iq = ß2 [Am Zin i1] = ß2 Am Zin i1. Am Eingang gilt u1 = uin + uk = [Zin i1] + [Rk (i1 + i2)] = (Zin + Rk ) i1 + Rk i2 = (Zin + Rk ) i1 + Rk [ß2 Am Zin i1] = i1 ( Zin (1 + ß2 k Am ) + Rk ). Mit Z in* = Z in , ges = (benutzt wurde: k=Rk) u1 = Z in (1 + ß2 kAm ) erhalten wir den gesamten Eingangswiderstand zu i1 u1 = Z in (1 + ß2 kAm ) + Rk = Z in* + Rk i1 ≅ Z in (1 + kAm ) - Seite 5-27 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg * 5.5.3.2 Berechnung von Z out bei u1=0: Bei u1=0 liegt Zin parallel Rk. Per Definition für ß1 gilt Zin||Rk = ß1Rk. Die Spannung uk wird erzeugt vom Strom i2 durch Zin||Rk: uk = (Zin||Rk) i2 = [ß1Rk] i2 = ß1 Rk i2. Bei u1=0 ist uin = -uk. Der Strom i2 = iq = ip setzt sich zusammen aus dem Quellenstrom iq = Am uin = -Am uk und dem Strom durch Zout, gegeben mit ip = (u2 – uk)/Zout. ⎡u − uk ⎤ u2 u −1 −1 i2 = iq + i p = [− Am u k ] + ⎢ 2 − u k ( Am + Z out ) = 2 − [β 1 Rk i2 ]( Am + Z out ) ⎥= Z Z Z out out ⎣ out ⎦ Umformen: ( u2 −1 = i2 1 + β 1 Rk ( Am + Z out ) Z out Z out , ges = ( ) liefert mit k=Rk : ( ) −1 u 2 = i2 Z out 1 + β 1k ( Am + Z out ) . ) u2 −1 = Z out 1 + β 1k ( Am + Z out ) = Z out (1 + ß1kAm ) + β 1 Rk i2 * Mit Z out = Z out (1 + ß1kAm ) erhalten wir * Z out , ges = Z out + β 1 Rk ≅ Z out (1 + kAm ) Anmerkung Die meisten Operationsverstärker mit Rail-to-Rail-Ausgang haben einen hochohmigen Ausgang und sind bereits ohne Rückkopplung „Operational Transconductance Amplifiers“ (OTAs), da der Ausgang des Verstärkers mit dem Kollektoren (bzw. Drains) der Ausgangstransistoren verbunden sind. - Seite 5-28 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.5.4 Stromgesteuerte Spannungsquelle: RK-Einkoppl. parallel / parallel (a) (b) Av, Az uip uin uin i2 u1 Zk i1 i2 iin Zin Avuin =Aziin uq Zout u2 u2 ug ZG ik u1 Zk i1 ik Bild 5.5.4: (a) Schaltung, (b) Zugehöriges Kleinsignal-ESB für Stromgesteuerte Spannungsquelle in Bildteil (a). Parameter: AV oder AZ = AV Z in in Ω, k=1/Rk in 1/Ω. 5.5.4.1 Berechnung von Z in* bei i2=0. Bei i2=0 darf nach Miller darf die Impedanz Zout+Zk durch eine Impedanz Z out + Z k 1 + AV gegen Masse ersetzt werden. Diese Impedanz liegt im Bildteil (b) parallel zu Zin, so dass Z in* = Z + Zk u1 = Z in out i1 1 + AV * 5.5.4.2 Berechnung von Z out bei ug=0: * Bei der Berechnung von Z out muss ZG, die Impedanz der Quelle von i1, berücksichtigt werden. Diese Impedanz liegt bei ug=0 im Kleinsignal-ESB parallel zur Eingangsimpedanz Zin, so dass uin mit Hilfe der Spannungsteilerformel berechnet werden kann: Z1 = Z in || Z G − u in = Z1 u2 Z1 + Z k oder − uin = ku 2 mit k = Der Strom durch Zout ist gegeben mit - Seite 5-29 - Z1 . Z1 + Z k Prof. Dr. M. Schubert iout = u2 − uq Z out = FH Regensburg u 2 − [ AV uin ] u 2 − AV [−ku 2 ] 1 + kAV = = u2 Z out Z out Z out Die Ausgangsimpedanz des OPs ergibt sich zu * Z out = Z out u2 = iout 1 + kAV Die gesamte Ausgangsimpedanz der Schaltung muss den Strom durch den Rückkopplungszweig berücksichtigen. Bei ug=0 ist ik = u2 Z k + Z1 Die gesamte Ausgangsimpedanz der Schaltung berechnet sich damit zu Z out , ges = u2 = iout + i1 ⎡ 1 + kAV ⎢u 2 Z out ⎣ u2 ⎤ ⎡ 1 ⎤ ⎥ + ⎢u 2 ⎥ ⎦ ⎣ Z k + Z1 ⎦ Z out = 1 + kAV + * * Umrechnen zum Leitwert mit = Yout = 1 / Z out liefert Yout , ges = 1 Z out , ges * = Yout + 1 /( Z k + Z1 ) - Seite 5-30 - Z out Z k + Z1 Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 5.6 Mitkopplung 5.6.1 Harmonische Oszillatoren UCC RC UC +1 R1 U1 +1 R2 C1 U2 +1 R3 C2 U3 C3 UCC RE +1 R Abbildung 5.6.1: Harmonischer Oszillator Harmonische Oszillatoren erzeugen eine sinusförmige Schwingung durch Einstellung einer Phasenreserve von 0°. Für den Oszillator in Abb. 5.6.1 sei R1C1 = R2C2 = R3C3 . Der Transistor arbeitet invertieren, entsprechend einer Phase von -180°. Wenn jedes der RiCiGlieder eine Phasendrehung φo = -180°/ 3 = -60° bewirkt beträgt die gesamte Drehung -360° . Das System schwingt, wenn die geschlossene Schleifenverstärkung bei dieser Phasendrehung |H(jωo)|≥1 ist. Der Amplitudengang eines RiCi-Gliedes (i=1...3) ist H x ( jω ) = 1 / jωCx 1 = Rx + 1 / jωCx 1 + jωRx Cx für x=1, 2, 3 φ0 x ( jω o ) = − arctan ω o Rx Cx = −60° H x ( jω o ) = 1 12 + (ωR x C x ) 2 = ω o R x C x = tan 60° = 3 => 1 1+ 3 = 1 2 für x=1, 2, 3 Um eine stehende Welle zu erzeugen, die weder auf noch abklingt, muß die geschlossene Schleifenverstärkung bei der angestrebten Frequenz ωo genau 1 betragen. Die ACVerstärkung |Avo| der Transistorstufe muß die Abschwächung der phasendrehenden RCGlieder in dieser Situation genau kompensieren. - Seite 5-31 - Prof. Dr. M. Schubert FH Regensburg 1 = |Avo| ⋅ 0,5 ⋅ 0,5 ⋅ 0,5 => |Avo| = 8 . Um die Transistorstufe zu dimensionieren wählen wir RE=1 KΩ in Abb. 5.6.1. Bei der gewählten Frequenz können die internen Kapazitäten des Bipolartransistors vernachlässigt werden. Da RE nicht durch eine Kapazität überbrückt wird, verstärkt die Stufe mit Avo = -RC/RE . Da |Avo|=8 ist, muß RC = 8 RE = 8 KΩ sein. Solche Oszillatoren wurden früher in der Tat gebaut. Dabei wurden die Pufferstufen zwischen den RC-Gliedern aus Kostengründen weggelassen. Die resultierende Verschiebung der Frequenz kann durch geeignete Wahl der RC-Glieder ausgeglichen werden. Probleme: Ein großer Frequenzbereich ist so kaum einstellbar, die Schleifenverstärkung 1 kann nie genau und temperaturstabil eingestellt werden. Damit der Oszillator nicht abklingt, stellt man die Schleifenverstärkung etwas zu hoch ein und bekommt Verzerrungen. Heute arbeitet man mit hochpräzisen ICs, die wahlweise Sägezahn, Sinus oder Rechteck als Schwingungsprofil in einem weit einstellbaren Frequenzbereich anbieten. 5.6.2 Nichtlineare Oszillatoren (a) (b) en din dout & Abb. 5.6.2: (a) Digitale Verzögerungsleitung (b) Oszillator mit Enable-Eingang - Seite 5-32 - osc