Induktorerkennung und Allosterie des Tet Repressors Den Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades vorgelegt von Eva-Maria Henßler aus Neuendettelsau Als Dissertation genehmigt von den Naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Erlangen-Nürnberg Tag der mündlichen Prüfung: 16.12.2005 Vorsitzender der Promotionskommission: Prof. Dr. D.-P. Häder Erstberichterstatter: Prof. Dr. W. Hillen Zweitberichterstatter: Prof. Dr. P. Dietrich Ich danke... Prof. Wolfgang Hillen für die Möglichkeit, diese Arbeit durchführen zu können, die hervorragenden Arbeitsbedingungen am Lehrstuhl, seine Diskussionsbereitschaft und sein großes Interesse am Gelingen dieser Arbeit. Prof. Petra Dietrich für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens. Prof. Gmeiner und Susanne Lochner vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie für die Bereitstellung von 4-ddma. Prof. Yves Muller und Michael Klieber vom Lehrstuhl für Biotechnik für die Kooperation zur Strukturaufklärung der TetRi2-Kristallstruktur. Allen Mitgliedern des Lehrstuhls für Mikrobiologie für ein wirklich tolles Arbeitsklima. Den ehemaligen und aktuellen Mitgliedern der Tet Gruppe, ganz besonders: Oliver Scholz und Christian Berens für viele Diskussionen. Martin Köstner, Annette Kamionka, Ralph Bertram, Sanya Ün und Marius Majewski für eine exzellente Zusammenarbeit. Steffi Wisshak für die besten Western Blots auf der ganzen Welt und ein Jahr sehr saubere Laborgemeinschaft. Sanya Ün für die gemeinsamen Erfahrungen bezüglich der Tücken eines Phage Displays und den Ün-sinn. Henry Zall für bunte Unterwäsche und Verena Aumiller für großartige Ellmann Titrationen. Und natürlich allen drei für die Mitarbeit an den jeweiligen Projekten in ihren Praktika. Den Computerbeauftragten für sofortige Hilfe; Olly (und natürlich auch Gerald) für schlechte Witze; allen Mensa-Essern für den täglichen Spaziergang (ganz besonders Klaus und Kristin dafür, dass sie fast immer pünktlich waren); Franz und Mareen dafür, dass ich nicht immer die Kaffeeliste angeführt habe; Martin für gemeinsame Arbeiten an den Chromatographen und der Xenon-Lampe; Gesine und Patrick, sowie allen Gregor Samsa- und LBP-Gängern, für viele lustige Abende. Für die Ermöglichung eines reibungslosen Laboralltags: Dr. A. Rösch, H. Storck, M. Hanuschick, M. Müller, Frau Prell und Frau Wehr. Außerdem W. Cimander, K. Oliva, Frau Leicht und Frau Ingram. Gerald für BIAcore, Bindekonstanten und noch vieles, vieles mehr.... Timo für Kölsch. Meinen Eltern dafür, dass sie in der ganzen Zeit immer für mich da waren und mich unterstützt haben. Für Gerald Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung/Summary 1 2. Einleitung 3 2.1 Wechselwirkung von Liganden mit Proteinen 3 2.2 Tetracyclin und Tetracyclinresistenz 4 2.3 Struktur und Funktion des Tet Repressors 6 2.3.1 Induktorerkennung des Tet Repressors 8 2.3.2 Allosterie des Tet Repressors 9 2.3.3 Der reverse Tet Repressor 10 2.4 Anwendungen des Tet Systems 10 2.5 Ziele dieser Arbeit 12 3. Material und Methoden 13 3.1 Materialien 13 3.1.1 Chemikalien 13 3.1.2 Verbrauchsmittel 14 3.1.3 Geräte 14 3.1.4 Verwendete Enzyme, Proteine und Größenstandards 15 3.1.5 Antikörper 16 3.1.6 Oligonukleotide 16 3.1.7 Kommerziell erhältliche Systeme 18 3.1.8 Bakterienstämme und Plasmide 18 3.2 Puffer und Medien 20 3.2.1 Puffer für Western Blot 20 3.2.2 Puffer für DNA- bzw. Protein-Gelelektrophorese 20 3.2.3 Puffer für Zellaufschluss und Chromatographie 21 3.2.4 Puffer zur Proteincharakterisierung 22 3.2.5 Bakteriennährmedien 22 3.2.6 Fakultative Zusätze 23 3.3 Methoden 24 3.3.1 Allgemeine Methoden 24 3.3.2 Anzucht von Bakterien 24 3.3.3 β-Galaktosidase-Aktivitätstest 24 i Inhaltsverzeichnis 3.3.4 Western Blot 25 3.3.5 Methoden mit Nukleinsäuren 26 3.3.5.1 Restriktionsspaltung von DNA 3.3.5.2 Dephosphorylierung von 5`-DNA Enden 3.3.5.3 Ligation von DNA-Fragmenten 3.3.5.4 Herstellung kompetenter E. coli Zellen 3.3.5.5 Transformation von E. coli Zellen mit Plasmid DNA 3.3.5.6 Herstellung elektrokompetenter E. coli Zellen 3.3.5.7 Elektroporation von Plasmid DNA in E. coli 3.3.5.8 Ethanol-Fällung von DNA 3.3.5.9 Sequenzierung von DNA 3.3.5.10 Mutagenese mittels PCR 26 26 26 29 27 27 27 27 27 27 3.3.6 29 Methoden zur Proteincharakterisierung 3.3.6.1 Anzucht der Zellen 29 3.3.6.2 Aufschluss der Zellen 29 3.3.6.3 Chromatographische Reinigung 29 3.3.6.4 Konzentrationsbestimmung von Proteinlösungen 29 3.3.6.5 Bestimmung der Induktorbindeaktivität 30 3.3.6.6 Bestimmung der Assoziationsgeschwindigkeitskonstanten kass 30 3.3.6.7 Titration von 4-ddma mit MgCl2 31 3.3.6.8 Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von [tcX-Mg]+ mit TetR durch direkte Titration 32 3.3.6.9 Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von [tcX-Mg]+ mit TetR durch Titration mit MgCl2 34 3.3.6.10 DNA-Retardationsanalysen 34 3.3.6.11 Oberflächenplasmonenresonanz 35 3.3.6.12 Stabilitätsmessungen 36 3.3.6.13 Oxidation von TetR Proteinen 37 4. Ergebnisse 38 4.1 Tet Repressoren mit veränderter Induktorerkennung 38 4.1.1 Mutagenese der Position 82 in TetR 39 4.1.2 Mutagenese der Position 135 in TetR 40 4.1.3 Verbesserung der Induktorspezifität von TetR Aminosäuren nahe der 4-Dimethylaminogruppe i1 durch Mutagenese von 42 4.1.3.1 Einfluss von Tryptophanen an den Positionen 82, 134 und 138 auf die Induktorerkennung von TetRi1 4.1.3.2 Mutagenese der Codons für N82 und S138 in TetRi1 4.1.3.3 Untersuchung des Einflusses der einzelnen Mutationen in TetRi2 auf die Induktorerkennung 47 4.1.4 49 In vitro Untersuchungen der TetR Mutanten 4.1.4.1 Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von 4-ddma mit Mg2+ (KM) 4.1.4.2 Bestimmung der Mg2+ unabhängigen Gleichgewichtskonstanten von TetR Varianten mit tcX Derivaten 4.1.4.3 Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von [tcX-Mg]+ mit den TetR Varianten ii 43 44 49 50 51 Inhaltsverzeichnis 4.2 4.2.1 Untersuchungen zur Ligandenbindung und Entafltung von reversen Tet Repressoren 54 Auswahl der reversen TetR Varianten 54 4.2.2 Auswirkungen unterschiedlicher atc Konzentrationen auf die in vivo Regulation reverser TetR Varianten 56 4.2.3. Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von [atc-Mg]+ mit revTetR durch direkte Titration 59 4.2.3.1 Titration von [atc-Mg]+ mit revTetR 4.2.3.2 Titration von revTetR mit [atc-Mg]+ 59 61 4.2.4 Bestimmung der Assoziationsgeschwindigkeitskonstanten kass der revTetR[atc-Mg]+2 Komplexbildung 66 4.2.5 Bestimmung Repressoren 68 der thermodynamischen Stabilität der 4.2.6 Thermodynamische Komplexstabilität der revTetR-[atc-Mg] reversen + 2 Tet Komplexe 4.2.7 Bestimung der Gleichgewichtskonstanten von tetO mit revTetR in An- und Abwesenheit von atc und [atc-Mg]+ 4.3 4.3.1 71 76 Analyse von Konformationsänderungen im reversen TetR durch reversible Disulfidbrückenbildung 85 Auswahl der Positionen für Disulfidbrücken 85 4.3.2 Konstruktion und in vivo Charakterisierung der revTetR-cysteinmutanten 87 4.3.3 87 Ausbildung der Disulfidbrücken in vitro 4.3.4 Untersuchungen zur Korepressorbindung unter reduzierenden und oxidierenden Bedingungen 89 4.3.5 DNA-Bindung reduzierter und oxidierter TetR-107C-165C` Varianten 90 4.3.6 Ausbildung von Disulfidbrücken in Abhängigkeit vom Liganden 92 4.4 Tet Repressoren mit veränderter Induktorbindung und Allosterie 95 4.4.1 Randomisierung der Helices α1, α4 und α6 in TetRi2 96 4.4.2 i2 98 i2 Kombination von TetR mit Mutationen von V99 4.43 Kombination von TetR mit Mutationen von L17 100 4.4.4 In vitro Untersuchungen von TetRi2-L17A und –V99N 103 5. Diskussion 106 5.1 TetR Varianten mit veränderter Induktorerkennung 106 5.2 TetR Varianten mit veränderter Allosterie 111 5.2.1 Überexpression und Aufreinigung der revTetR Varianten 112 5.2.2 Vergleich der Methoden zur Bestimmung der Glöeichgewichtskonstanten von [atc-Mg]+ mitTetR 112 5.2.3 Korepressorbindung der revTetR Varianten iii 113 Inhaltsverzeichnis 5.2.4 tet Operator-Bindung der revTetR Varianten 115 5.2.5 119 Analyse der reversiblen Disulfidbrückenbildung 5.2.5.1 Variable Schleife und Proteinkörper 5.2.5.2 DNA-Bindekopf 119 120 5.3 Tet Repressoren mit veränderter Induktorerkennung und Allosterie 122 5.3.1 Zusammenhang zwischen Induktorerkennung und Allosterie von TetR 124 6. Literaturverzeichnis 125 7. Eigene Publikationen 134 Abkürzungsverzeichnis 135 iv 1. Zusammenfassung 1. Zusammenfassung Der Tet Repressor (TetR) reguliert die Expression von Tetrayclin-Resistenzdeterminanten auf Transkriptionsebene. Aufgrund der hohen Spezifität für den tet Operator und den Induktor Tetracyclin wird das Tet System in vielen Organismen zur Genregulation angewendet. Das Entfernen der 4-Dimethylaminogruppe vom Tetracyclin führt zum Verlust der Induktion von TetR. In dem ersten Projekt dieser Arbeit sollte die Induktorerkennung von TetR so verändert werden, dass nur noch 4-ddma, ein tc-Derivat dem die 4-Dimethylaminogruppe fehlt, zur Induktion führt, und die sehr potenten Induktoren Anhydrotetracyclin und Doxycyclin nicht mehr erkannt werden. Hierfür wurde versucht, im Wildtyp TetR und auf der Basis einer TetR Variante mit relaxierter Induktorspezifität, TetRi1 (H64K S135L), durch Einführen einer großen Aminosäure nahe der 4-Dimethylaminogruppe eine direkte sterische Hinderung für tcDerivate mit dieser Funktion zu erzeugen. Von 43 untersuchten Mutanten konnte eine Variante mit dem erwünschten Phänotyp erhalten werden. Diese trägt die Mutationen H64K, S135L und S138I (TetRi2) und zeigt eine 440-fach bessere [4-ddma-Mg]+-Bindung im Vergleich zum Wildtyp, aber gleichzeitig eine 3 x 107-fach verschlechterte [atc-Mg]+-Bindung. Die Analyse der Auswirkungen der Mutation S138I in vivo und in vitro lassen vermuten, dass der Austausch zu einer direkten sterischen Interferenz mit der 4-Dimethylaminofunktion von tc, atc und dox führt, während bei Derivaten ohne diese Gruppe keine Beeinträchtigung zu erkennen ist. Außerdem weisen die Daten auf eine leicht veränderte Lage von 4-ddma in der Bindetasche hin. Im Gegensatz zum Wildtyp TetR benötigen reverse TetR Varianten atc um DNA binden zu können. Die in dieser Arbeit durchgeführten in vivo und in vitro Analysen sollten einen genaueren Einblick in den Mechanismus der Umkehrung der Allosterie eines Proteins geben. Es zeigte sich eine Beeinflussung der Korepressorbindung, obwohl die mutierten Aminosäuren nicht direkt an der Koordination beteiligt sind. Hierbei konnte auch eine Beeinflussung der atcBindung in Abwesenheit von divalenten Metallionen festgestellt werden, für die bereits ein alternativer Mechanismus postuliert wurde. Durch die Austausche wird anscheinend nicht nur die Allosterie des Proteins beeinflusst, sondern auch die Signalweiterleitung bei Korepressorbindung oder die Koordination des Korepressors verändert. Die Untersuchung der tet Operator-Bindung ergab eine deutliche Abhängigkeit der DNA-Bindung vom Korepressor atc, wobei dieser Effekt aber nicht durch eine geringere Stabilität der freien Proteine und eine Erhöhung der Stabilität bei Korepressorbindung bedingt ist. Die Analyse von Konformationsänderungen durch reversible Disulfidbrückenbildung zeigte eine offenbar gleiche Bewegung der DNA Bindeköpfe bei tetO-Bindung, wobei revTetR jedoch atc als Korepressor benötigt. Für die Cysteine E107C und N165C` ergaben sich unterschiedliche Disulfidbrückenbildungsraten bei atc-Bindung für den Wildtyp und revTetR. Es finden folglich unterschiedliche Bewegungen in den Proteinen statt. Um die Zusammenhänge zwischen Allosterie und Induktorerkennung zu untersuchen, wurden Mutationen in der Kontaktfläche zwischen Proteinkörper und DNA-Bindekopf mit der induktorspezifischen Variante TetRi2 (H64K S135L S138I) kombiniert. Austausche in diesen Bereichen können völlig unterschiedliche Auswirkungen auf den Phänotyp haben, je nach dem, ob der Wildtyp oder TetRi2 betroffen ist. Obwohl die Aminosäuren an den Positionen 17 und 99 nicht direkt an der tc-Bindung beteiligt sind, zeigte sich ein deutlicher Einfluss auf die Erkennung von 4-ddma bei Mutation dieser Aminosäuren. Es konnte eine 4-ddma-vermittelte Korepression allein durch Mutationen von V99 oder L17 im Wildtyp festgestellt werden, während die atc-Induktion unverändert bleibt. Der gleiche Austausch kann die Allosterie von TetRi2 umkehren, ohne die Induktorerkennung zu beeinflussen. Mutationen die die Allosterie des Tet Repressors betreffen können folglich beides, die DNA-Bindung und die Induktorbindung beeinflussen. Somit konnte ein neuer Kommunikationsweg im Tet Repressor identifiziert werden, der aus den Kristallstrukturen nicht ersichtlich ist. 1 1. Summary 1. Summary TetR is a transcriptional regulator protein responsible for regulation of tetracycline resistance determinants in prokaryotes. Because of its highly specific binding to tet Operator and of the inducer tetracycline, the TetR System is widely used for gene regulation in prokaryotes, as well as in eukaryotes. Removal of the 4-dimethylamino grouping from tetracycline results in loss of TetR inducibility. A mutant of the tetracycline inducible repressor protein TetR was constructed, showing specificity for the tc analog 4-ddma, which lacks the 4-dimethylamino moiety. The relaxed specificity mutant TetRi1 (H64K S135L) displays reduced induction by tc but full induction by dox, atc and 4-ddma. To create induction specificity for tc derivatives lacking the 4dimethylamino grouping like 4-ddma the residues which are located close to that moiety in the crystal structure of the TetR-[tc-Mg]+2 complex, were randomized in TetR and TetRi1, because a residue with increased size may lead to sterical hindrance for tetracyclines carrying the 4dimethylamino function. Out of 43 exchanges the addition of S138I to TetR H64K S135L yielded a mutant (TetRi2) with the desired phenotype. In vivo and in vitro analyses suggest that S138I introduces a sterical hindrance for tc derivatives carrying the 4-dma function. The binding constants revealed 440-fold increased [4-ddma-Mg]+ binding and 3 x 107-fold decreased [atc-Mg]+ affinity compared to the wildtype. The contributions of each single mutant to specificity indicate that 4-ddma binds a slightly different position in the TetR tc binding pocket. Unlike the wildtype, the reverse TetR needs atc for tet operator binding, being no longer an inducer but a corepressor for this variant. In order to get more insights in the mechanism leading to activity reversal, in vivo and in vitro analyses were accomplished in this project. Albeit the mutated residues do not directly participate in atc binding, the affinities were strongly reduced compared to the wildtype and influence on Mg2+-independent atc binding could be detected. Thus, the mutations seem not only to alter TetR allostery, but also to interfere with signaltransduction or with corepressor binding. Nevertheless, tetO binding is strongly corepressor dependent, which is not due to reduced stability of the free proteins and stabilization of the structure by atc binding. Using engineered cysteins, the rate of disulfide bond formation upon ligand binding can be measured. The distance-increase upon tetO binding between residues in the DNA reading heads indicates similar conformational changes for the wildtype and revTetR, but the reverse variants need binding of atc for this movement. Analysis of the cysteins E107C and N165C´ revealed different cross-linking rates upon ligand binding. Thus, different conformational changes might occur in these proteins. To learn about the correlation between allostery and ligand binding the effect of mutations in the DNA reading head-core interface on the inducer specific TetRi2 (H64K S135L S138I) variant was analyzed. The same mutations can lead to completely different activities in the wildtype and TetRi2 mutant. Although neither L17 nor V99 participate in inducer binding, mutations of these residues result in altered 4-ddma recognition. Exchanges of one of these residues can lead to corepression by 4-ddma without altering DNA binding in the wildtype but 4-ddma-dependent repression in combination with reduced DNA binding in the absence of effector for TetRi2. Thus, mutations in this interface can influence DNA binding as well as inducer binding, albeit both ligand binding sites are not in direct contact to these altered residues. This finding represents a novel communication mode of TetR. Thus, allostery may not only operate by the structural change proposed on the basis of the crystal structures. 2 2. Einleitung 2. Einleitung 2.1 Wechselwirkungen von Liganden mit Proteinen Die biologische Funktion von Proteinen hängt entscheidend von deren physikalischen Wechselwirkungen mit verschiedenen Substanzen ab. Bei den Liganden kann es sich um einzelne Atome wie zum Beispiel Metallionen handeln. Die Calcium-abhängige Regulation von intrazellulären Prozessen wird über Proteine wie Calmodulin gesteuert, die durch Calciumbindung eine Konformation einnehmen, welche es ermöglicht Zielproteine zu binden und deren Funktion zu modulieren (Tan et al., 1996). Ebenso können Substanzen mit geringem Molekulargewicht als Liganden dienen. Beispiele hierfür sind die Interaktionen zwischen Nukleotiden und der Aspartat Transcarbamylase (Lipscomb, 1994), zwischen Tryptophan und dem Trp Repressor (Hu and Eftink, 1994) und Allolactose mit dem Lac Repressor (Horton et al., 1997). Zu den hochmolekularen Liganden zählen DNA, wie bei der RNA-Polymerase Promotor Interaktion, aber auch Proteine. Die Spezifität der Ligandenbindung wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. Hydrophobe Interaktionen können bei der Assoziation eine Rolle spielen (Morton et al., 1995), ebenso wie Wasserstoffbrücken und ionische Kontakte (Zheleznova et al., 1999) für die spezifische Interaktion verantwortlich sein können. Bei der Bindung von cAMP an CRP wird die spezifische Erkennung durch zwei geladene Aminosäuren vermittelt, deren Austausch gegen hydrophobe Reste den Verlust der Spezifität zur Folge hat (Lee et al., 1994). Eine Veränderung der Ligandenbindung kann durch Mutation von Liganden-kontaktierenden Aminosäuren, aber auch Mutationen außerhalb der Ligandenbindestelle hervorgerufen werden. Bei Mutationen außerhalb der Ligandenbindestelle können entweder elektrostatische Interaktionen manipuliert (Loladze et al., 1999) oder das konformationelle Gleichgewichtes eines Proteins beeinflusst werden (Marvin and Hellinga, 2001). Die häufigste Antwort eines Regulators nach Bindung eines Liganden ist eine Konformationsänderung die von der Ligandenbindetasche zur DNA-Bindedomäne fortgesetzt wird und z. B. die Affinität des Proteins für die DNA verändert. Durch die Komplexierung eines Liganden kann die DNA-Bindung ermöglicht, wie bei TrpR (Grillo et al., 1999), oder aber verhindert werden wie bei LacI (Horton et al., 1997). Die Strukturänderungen zwischen Proteindomänen sind durch die Flexibilität einzelner Segmente im Protein möglich. Diese Segmente können sich mit nur geringem Energieaufwand gegeneinander verschieben. Die Flexibilität umfasst dabei im Wesentlichen zwei Arten von Bewegungen: 3 2. Einleitung (1) Die relativ starren Domänen eines Proteins sind durch eine flexible Region verbunden, die eine Art Scharnier bildet. Bei Scharnierbewegungen werden die jeweiligen Sekundärstrukturelemente bzw. Domänen an den sie verbindenden Peptidschleifen gekippt. (2) Bei der Scherbewegung summieren sich viele kleine Konformationsänderungen der Aminosäureseitenketten in der Region zwischen den Bereichen der Domänen auf und resultieren in einem Vorbeigleiten der beteiligten Bereiche im Protein. Umfassende Veränderungen im Protein bedingen die Überwindung größerer Energiebarrieren, die bei multimeren, allosterischen Proteinen beobachtet wurden. Allosterische Proteine besitzen mehr als eine Ligandenbindestelle, welche miteinander in Verbindung stehen. Diese Ligandenbindestellen können identisch sein, wie z. B. beim Hämoglobin (Baldwin and Chothia, 1979), oder unterschiedlich, wie bei vielen induzierbaren Repressoren oder bei allosterischen Enzymen. Die Kontakte zum Liganden werden dabei häufig von beiden Untereinheiten eines Dimers ausgebildet. Dies wurde zum Beispiel bei CRP (Harman, 2001), TrpR (Hu and Eftink, 1994) und MetJ (Hyre and Spicer, 1995) festgestellt. 2.2 Tetracyclin und Tetracyclinresistenz Seit ihrer Entdeckung 1948 werden Tetracycline (siehe Abbildung 2.1 für die chemische Struktur) weitläufig in der Humantherapie, Tiermedizin und zur Wachstumsförderung in Tieren angewendet (Chopra and Roberts, 2001). Ihre breite antibiotische Wirkung beruht auf der Hemmung der Proteinbiosynthese. Tetracyclin bindet an die 30S Untereinheit prokaryotischer Ribosomen und verhindert dort die Anlagerung der Aminoacyl-tRNA an das Ribosom. Durch Kristallisation von Ribosomen im Komplex mit Tetracyclin konnten mehrere Bindestellen identifiziert werden (Brodersen et al., 2000; Pioletti et al., 2001). Abb. 2.1. Tetracyclin. Chemische Struktur von Die Bezeichnungen der Ringe und C-Atome ist nach der IUPAC Nomenklatur angegeben. Die intensive Nutzung der Tetracycline führte zu einer sehr schnellen Verbreitung von Resistenzen gegen diese Substanzen unter den Mikroorganismen (Levy, 1989). Dabei 4 2. Einleitung existieren verschiedene Wege die Wirkung zu unterbinden. Tet(M)- und Tet(O)-abhängige Tetracyclinresistenzen heben den Effekt des Antibiotikums auf der Stufe der Proteinsynthese auf. Tet(M), das nicht-kovalent am Ribosom assoziiert ist, katalysiert die GTP-abhängige Freisetzung von Tetracyclin von der ribosomalen 30SUntereinheit (Dantley et al., 1998, Connell et.al., 2003). Das tet(X) Gen codiert für ein cytoplasmatisches Protein, das Tetracyclin in der Anwesenheit von Sauerstoff und NADPH chemisch modifiziert und dadurch inaktiviert (Speer et al., 1991). Außerdem wurden Mutationen der ribosomalen RNA als Schutz vor dem Angriff des Tetracyclins gefunden (Ross et al., 1998; Trieber and Taylor, 2002). Der am weitesten verbreitete Mechanismus ist das aktive Ausschleusen von Tetracyclin durch einen Antiporter aus der Zelle (McMurry et al., 1980). In Gram-negativen Bakterien wird diese Resistenz unter anderem durch eine auf dem Transposon Tn10 kodierte Resistenzdeterminante vermittelt. Die Familie der Tetracyclin-Resistenzdeterminanten kann in zwölf Klassen eingeteilt werden, die zwischen 38 % und 90 % Sequenzidentität zeigen: A bis E, G, H, J, Z, 30, 33 und 39 (Levy et al., 1999; Tauch et al., 2000; Tauch et al., 2002; Agerso and Guardabassi, 2005). Die Einteilung erfolgt nach Resistenzstärke gegenüber Tetracyclin oder seiner Derivate und DNA-DNA-Kreuzhybridisierungen. Sie ähneln sich in ihrer genetischen Organisation (siehe Abb. 2.2). Das Regulatorprotein Tet Repressor (TetR) kontrolliert in seinem natürlichen System die Expression von Tetracyclin-Resistenzdeterminanten zum aktiven Efflux des Antibiotikums auf Transkriptionsebene. Dabei findet sowohl Regulation der Expression des Efflux-Proteins TetA, aber auch Autoregulation der eigenen Expression statt. Die Gene tetA und tetR sind divergent um die Kontrollregion mit überlappenden Promotoren und Operatoren angeordnet (Abbildung 2.2). In Abwesenheit von tc ist die Transkription beider Gene durch die Bindung von TetR an tetO reprimiert. Tc diffundiert bei Gram-negativen Enterobacteriaceae durch die Porine OmpF und OmpC (Chopra and Roberts, 2001). Im Komplex mit zweiwertigen Metallionen kann Tetracyclin in den Tet Repressor binden und diesen induzieren. Somit wird die Expression von tetA und tetR freigegeben. 5 2. Einleitung Abb. 2.2 Genetische Organisation und Mechanismus der durch das Transposon Tn10 vermittelten Tetracyclin Resistenz. Die Cytoplasmamembran ist als offener Balken, die DNA als grauer Balken dargestellt. Die Gene tetR und tetA sind als graue Pfeile und die beiden tet Operatoren O1 und O2 als blaue Kästen gezeigt. TetR wird von den zwei großen und zwei kleinen grauen Kreisen und TetA von zwölf Balken in der Cytoplamsmembran dargestellt. Der [tc-Me]+ Komplex ist als weißes Rechteck skizziert. 2.3 Struktur und Funktion des Tet Repressors TetR ist ein homodimeres, 46 kDa großes Regulatorprotein (Abb. 2.3). Die Tet Repressoren Klasse B und D weisen eine Sequenzidentität von 63% in der Aminosäuresequenz und daraus resultierend isomorphe Tertiär- bzw. Quartärstruktur auf. Sie wurden genetisch und biochemisch am besten untersucht (Berens and Hillen, 2004). Die Kristallstrukturen des tcgebundenen TetR (D) (Hinrichs et al., 1994; Kisker et al., 1995), die des freien TetR (BD) (Orth et al., 2000), sowie des DNA-gebundenen TetR (D) (Orth et al., 1998a) konnten gelöst werden. Für viele neuere Mutagenesestudien wurde eine Tet Repressor Chimäre, TetR (BD), verwendet. Da TetR (D) eine schlechtere Repression als TetR (B) vermittelt, von TetR (D) jedoch die Kristallstrukturen mit Tetracyclin und tet Operator gelöst wurden, wurden hier die Aminosäuren 1 bis 50 von TetR (B) mit dem TetR (D) Proteinkörper fusioniert (Schnappinger et al., 1998). 6 2. Einleitung Abb. 2.3 Kristallstruktur des TetR (D)-[tc-Mg]+2 Komplexes (Hinrichs et al., 1994). Tetracyclin ist als schwarzes Stäbchenmodell gezeigt. Die Helices α1 bis α10 sind in unterschiedlichen Farben gekennzeichnet. α1, α4 und α6 bilden die Kontaktfläche zwischen DNA-Bindekopf und Proteinkörper und sind in orange gezeigt. Helix α8 und α10 bilden zusammen mit den Helices α8- und α10- des anderen Monomers das Vier-Helix-Bündel und sind in rot dargestellt. Alle anderen Helices sind in blau hervorgehoben. Die Monomere des Tet Repressors sind aus 10 α-Helices aufgebaut (Abbildung 2.3). In jedem Monomer können der DNA-Bindekopf und der Proteinkörper als zwei funktionelle Domänen voneinander unterschieden werden. Der DNA-Bindekopf (Helices α1 bis α3) vermittelt mit seinem Helix-turn-Helix-Motiv (HTH) die Bindung an den tet Operator. Der Proteinkörper (Helices α5 bis α10) beinhaltet die tc-Bindetasche und die Dimerisierungsdomäne. Helix α4 verbindet diese beiden Domänen miteinander. Die Struktur zwischen Helix α8 und Helix α9 (Aminosäuren 151 bis 166) ist in den Tet Repressoren unterschiedlicher Klassen nicht konserviert und wird deshalb als variable Schleife bezeichnet. Aufgrund der hohen Flexibilität konnte die Struktur der Aminosäuren 155 bis 164 nicht aufgelöst werden und wurde daher modelliert. Die Bindung an die tet Operatoren wird durch den DNA-Bindekopf vermittelt. Der Proteinkörper enthält das Vier-Helix-Bündel für die Dimerisierung und die TetracyclinBindetaschen für die Induktorbindung. Entsprechend dieser drei unterschiedlichen Funktionen werden die Bereiche des Tet Repressors eingeteilt. Die N-terminale Domäne enthält ein Helix-Turn-Helix-Motiv (HTH), das aus den Helices α2 und α3 besteht. Helix α3 trägt die DNA-Erkennungsspezifitäten für die tet-Operator-Erkennung 7 2. Einleitung (Helbl and Hillen, 1998; Helbl et al., 1998). Die Erkennungshelix ist im Vergleich zu vielen anderen HTH um drei Aminosäuren verkürzt. Helix α2 dient als Positionierungshelix. Die Dimerisierungsfläche wird von den Helices α6 bis α10 gebildet, welche ein Vier-Helix-Bündel als Dimerisierungsmotiv besitzen (Schnappinger et al., 1998). Bei der Dimerisierung werden 27 % der solvenszugänglichen Oberfläche eines Monomers jeweils durch das andere bedeckt (Kisker et al., 1995). Die dritte Funktionalität des Tet Repressors stellt die Induktor-bindung dar. Die Bindung des Tetracyclins erfolgt mit sehr hoher Affinität unter Beteiligung zweiwertiger Metallkationen (Takahashi et al., 1986). Mit einer Bindekonstante von 3,3 x 109 M-1 (Takahashi et al., 1991) zählt die Bindung zu den stärksten, die für eine InduktorRepressor Wechselwirkung gefunden wurde. Andere gut charakterisierte Transkriptionsregulatoren wie LacI, PurR oder TrpR besitzen um etwa drei Größenordnungen geringere Ligandenaffinitäten. 2.3.1 Induktorerkennung des Tet Repressors Die Bindung von [tc-Mg]+ wird durch zwei Bindetaschen bewerkstelligt, welche sich im Proteininneren befinden und von beiden Monomeren gebildet werden. Insgesamt sind 17 Aminosäuren an der tc-Bindung beteiligt (Abbildung 2.4). Wasserstoffbrücken von und zu tc werden von H64, N82, F86 und Q116 ausgebildet. Der A Ring liegt in einer vorwiegend hydrophilen Umgebung. Ring D bildet hauptsächlich hydrophobe Kontakte aus, und zwar zu P105, L170, L174 und M177. Modifikationen in diesem Bereich beeinflussen die Bindung an TetR kaum (Müller et al., 1995). Die 6-Methylgruppe wird ebenfalls durch hydrophobe Interaktionen von L131 und I134 gebunden. V113 geht eine abstoßende Wechselwirkung mit 6-OH ein: Tetracycline ohne diese Gruppe werden deutlich besser gebunden (Lederer et al., 1996). Mg2+ ist in der Kristallstruktur oktaedrisch koordiniert. An der Bindung sind drei Aminosäuren beteiligt: H100, das eine Wasserstoffbrücke ausbildet, und T103 und E147, die Mg2+ indirekt über Wassermoleküle binden. Abb. 2.4 Kontakte zwischen [tc-Mg]+ und TetR. Die an der tc Bindung beteiligten Aminosäuren sind im Ein-Buchstaben Code angegeben, in grün die des einen und in blau die des anderen Monomers. Längs gestrichelte Linien symbolisieren Wasserstoffbrücken und quer gestrichelte Linien hydrophobe Wechselwirkungen. Das Magnesium ist als gelbe Kugel dargestellt. 8 2. Einleitung Um die TetR-Induktor Wechselwirkungen zu untersuchen wurde ein Alaninscanning der Bindetasche durchgeführt (Scholz, 2002; Schubert, 2001) und die Induktorbindung in vivo und in vitro, sowie die thermodynamische Komplexstabilität der Mutanten bestimmt. Hierbei wurden vor allem die unterschiedlichen Wechselwirkungen von Tetracyclin und Anhydrotetracyclin untersucht. Die Wechselwirkungen mit der „Unterseite“ des Tetracyclins stellten sich hierbei als wichtig für die Induktorbindung heraus. Außerdem kann atc Im Gegensatz zu tc den Tet Repressor auch in Abwesenheit von zweiwertigen Metallionen binden und induzieren (Scholz et al., 2000). Hierzu wurde ein weiterer alternativer Mechanismus postuliert, der als unabhängig von den an der Magnesiumkoordination direkt beteiligten Aminosäuren H100 und E147 angenommen wird. Die 4-Dimethylaminogruppe des Tetracyclins hat sich als besonders wichtig für die Tetracyclinerkennung erwiesen. Die Substitution dieser Gruppe durch Wasserstoff führt zu einer ca. 5000-fach erniedrigten Affinität zu TetR (Lederer et al., 1996). Durch in vitro Evolution konnte eine TetR Doppelmutante identifiziert werden, die durch ein tc Derivat, dem diese Gruppe fehlt, induziert werden kann und im Vergleich zum Wildtyp eine 300-fach verbesserte Bindung zeigt (Scholz et al., 2003). Diese Mutante zeigt eine relaxierte Induktorspezifität, da atc und dox auch noch zur Induktion führen können. 2.3.2 Allosterie des Tet Repressos Aus dem Vergleich der [tc-Mg]+-gebundenen und DNA-gebundenen TetR-Kristallstrukturen (Hinrichs et al., 1994; Kisker et al., 1995; Orth et al., 1998a) konnte ein Mechanismus für die Induktion postuliert werden. Während der Induktion ändert sich die Lage und Orientierung der HTH-Motive zueinander. Der Abstand der Erkennungshelices α3 und α3‘ verändert sich von 36.6 Å auf 39.6 Å. Nach Eindringen des [tc-Mg]+-Komplexes in die tc-Bindetasche binden die funktionellen Gruppen des Ring A des Tetracyclins über Wasserstoffbrücken an die Seitenketten der Aminosäuren H64, N82, F86 und Q116. Nach Induktorbindung bleiben diese Aminosäuren in ihrer Position (Orth et al., 1998a). H100 und T103 aus der kurzen Helix α6 werden von dem tc-komplexierten Mg2+-Ion um 1.9 Å bzw. 3.9 Å verschoben. Daraus resultiert eine Verschiebung der Helix α6 in Richtung ihres C-Terminus um 1.5 Å und gleichzeitig ein „Aufwickeln“ ihres C-Terminus zur Bildung einer Typ II β-Schleife. Helix α6 steht in van der Waals Kontakt mit Helix α4. Durch die Bewegung der Helix α6 wird α4 in dieselbe Richtung abgedrängt. Die Helix α4 ist an der Regulationsdomäne mit H64, das am tc festgehalten wird, verankert. Dadurch schwingt deren N-Terminus in einer pendelförmigen Bewegung um etwa 5° nach außen. Durch diese Bewegung beider Helices α4 und α4‘ werden die beiden DNABindeköpfe voneinander wegbewegt und vergrößern damit den Abstand der Erkennungshelices α3 und α3‘ um 3 Å. Diese Bewegung unterbricht den Kontakt der 9 2. Einleitung Bindedomänen zum Operator und verursacht die Dissoziation des TetR-Operator-Komplexes. 2.3.3 Der reverse Tet Repressor Die Tet Repressormutante EK71 DN95 LS101 GD102 wurde durch chemische Mutagenese und anschließender Selektion auf einen Induktionsdefekt mit tc gefunden (Müller, 1995). In Anwesenheit von tc zeigt diese Vierfachmutante Repression, die in Abwesenheit des Induktors verschlechtert ist. Nach diesem Phänotyp wird diese Mutante reverser Tet Repressor genannt. Der Aminosäureaustausch EK71 ist dabei für die Ausprägung des reversen Phänotyps nicht essentiell (Wellmann, 1997). Diese Variante diente als Grundlage für die Entwicklung des rtTA, einer Fusion des reversen TetR mit der Aktivatordomäne VP16 des Herpes simplex Virus, die in Eukaryoten breite Anwendung findet (Berens and Hillen, 2003; Forster et al., 1999; Gossen et al., 1995; Kistner et al., 1996). Durch gerichtete und ungerichtete Mutagenese wurden verbesserte Transaktivatoren der Klasse B entwickelt (Urlinger et al., 2000), deren Phänotyp jedoch nicht auf E. coli übertragbar ist (Schubert, 2001). Die in vitro Untersuchungen des ersten aufgereinigten reversen TetR bestätigten die Funktion von atc als Korepressor (Kamionka et al., 2004a). Es konnten Gleichgewichtskonstanten von revTetR mit [atc-Mg]+ von KA = ∼108 M-1, für die tetO Bindung ohne Korepressor von KA = ∼105 M-1 und mit Korepressor von KA = ∼108 M-1 erhalten werden. Durch Mutagenesestudien konnten in E. coli über 100 reverse TetR Varianten mit sehr viel besseren Regulationsfaktoren identifiziert werden (Scholz et al., 2004). Diese tragen Mutationen vorwiegend in den Bereichen der Helices α1, α4 und α6, welche die Kontaktfläche zwischen DNA Bindekopf und Proteindomäne bilden. Es konnten hierbei auch Einzelmutationen identifiziert werden, die zu einem reversen Phänotyp führen. Da sich diese Mutationen vorwiegend an Positionen im Protein befinden, deren Lage sich während der Induktion nicht ändert, wurde eine Verschiebung der DNA Bindeköpfe relativ zueinander postuliert, wobei die Konformationsänderungen während der Signaltransduktion gleich bleiben sollten. 2.4 Anwendungen des Tet Systems Die Anwendungen des Tet Systems zur Genregulation erstrecken sich auf nahezu alle Organismen und sind in einigen Übersichtsartikeln detailliert beschrieben (Berens and Hillen, 2003; Toniatti et al., 2004). Darüber hinausgehende Vorteile des Tet Systems für die Anwendung zur Genregulation ergeben sich durch neue Entwicklungen. Es konnte z. B. gezeigt werden, dass die unabhängige Regulation zweier Reportergene durch Einsatz von zwei Tet Repressor Varianten in E. coli (Kamionka et al., 2004b) und in Eukaryoten (Krueger et al., 2004) möglich ist. Für diese Systeme wurde eine Tet Repressor Mutante mit 10 2. Einleitung veränderter Induktorspezifität verwendet. Induktorspezifische Varianten bieten den Vorteil, dass Sie nicht mehr von Tetracyclin induziert werden und somit unabhängig vom Wildtyp TetR reguliert werden können. So ist ein von häufig in der Umwelt vorkommenden TetracyclinVerunreinigungen unabhängiger Einsatz des Tet Systems mit Substanzen möglich, die zusätzlich keine antibiotische Wirksamkeit besitzen. Die zweite verwendete Variante besitzt eine hohe Spezifität für eine tet Operator Sequenzvariante und bindet nicht mehr an den Wildtyp Operator. Die unabhängige Regulation zweier Gene mit dem Tet System in Eukaryoten ist auch durch eine Kombination aus TetR mit KRAB-Repressordomäne (Deuschle et al., 1995) und revTetR mit VP16-Aktivatordomäne (Gossen and Bujard, 2002) möglich. Die beiden Regulatoren besetzen dabei abwechselnd den Operator, je nachdem, ob Doxycyclin vorhanden ist oder nicht (Forster et al., 1999; Freundlieb et al., 1999). Für eukaryotische Organismen machen reverse Tet Repressoren als Fusion mit einer Aktivatordomäne die Verabreichung einer Substanz nur dann nötig, wenn das Gen angeschaltet werden soll. Ein solches Konstrukt kann die Stillegung eines Zielgens ermöglichen, ohne dass permanent Induktor vorhanden sein muss. Neben der Anwendung zur Genregulation ist das Tet System auch effizient genug, um die Genexpression eines pathogenen Organismus z.B. in einem Säugetierwirt zu steuern. Um essentielle Gene für Wachstum und Pathogenese von Krankheitserregern zu identifizieren, wird eine Vielzahl von Strategien verwendet. Weit verbreitet sind Inaktivierung oder Knockout durch Insertionen, Deletionen oder Punktmutationen. Der Vorteil von kontrolliert regulierbaren Systemen ist, dass ausgesuchte Gene reguliert werden können, dadurch deren Funktion analysiert und quantitative Daten über das Genprodukt gewonnen werden können. Das Tet System findet hier bereits in einer Vielzahl von pathogenen Organismen Anwendung. Eine neue, vielversprechende Entwicklung stellt hier die erfolgreiche Herstellung von konditionalen Null-Mutanten in Bacillus subtilis durch Verwendung des reversen TetR dar (Kamionka et. al., 2005). 11 2. Einleitung 2.5 Ziele dieser Arbeit Im Rahmen dieser Arbeit wurden drei Hauptziele verfolgt: 1. Die Induktorerkennung des Tet Repressors sollte so verändert werden, dass nur noch 4-ddma, ein atc Derivat ohne 4-Dimethylaminogruppe, erkannt wird und nicht mehr atc oder dox. Dazu sollten Aminosäure Positionen untersucht werden, die eine wichtige Rolle bei der Induktorerkennung spielen oder sich in der Nähe der 4-Dimethylaminogruppe befinden. Als Startpunkt diente hier der Wildtyp TetR, aber auch eine bereits vorhandene TetR Doppelmutante mit relaxierter Induktorerkennung (TetRi1). Durch das Einführen einer großen Aminosäure in die Bindetasche von TetRi1 sollte die durch das Fehlen der 4Dimethylaminogruppe in 4-ddma vermutete Leerstelle in der Bindetasche aufgefüllt werden. 2. Aus den über 100 verschiedenen reversen TetR Varianten sollten solche revTetR gefunden werden, die sich mit guter Ausbeute aufreinigen lassen. Von diesen Proteinen sollten Vertreter mit Mutationen in unterschiedlichen Bereichen des Proteins in vitro bezüglich Korepressor- und tet Operator-Bindung charakterisiert werden. Die Bestimmung der thermodynamischen Stabilität der Proteine in An- und Abwesenheit von atc sollte Aufschluss über den Einfluss des Korepressors auf die strukturelle Stabilität geben. Um proteininterne Bewegungen zu analysieren sollten Cysteine an Positionen im Protein eingeführt werden, an denen im Wildytp bereits durch Analyse der reversiblen Disulfidbrückenbildung Konformationsänderungen bei der Induktion nachgewiesen werden konnten. 3. Um den Zusammenhang zwischen Induktorerkennung und Allosterie zu untersuchen sollten Mutationen die einen reversen Phänotyp herbeiführen mit Mutationen kombiniert werden, die die Induktorerkennung von TetR verändern. Durch in vivo und in vitro Analysen sollten so neue Erkenntnisse bezüglich der beiden Eigenschaften von TetR erlangt werden. 12 3. Material und Methoden 3. Material und Methoden 3.1 Materialien 3.1.1 Chemikalien Chemikalien β-Mercaptoethanol Acrylamid : Bisacrylamid (19:1), 40 % Agar Agarose Ammoniumperoxodisulfat Ampicillin Anhydrotetrazyklin-Hydrochlorid Anti-Maus-IgG-AP-Konjugat Bio-Rad Protein-Assay Farbstoffkonzentrat Borsäure Bromphenolblau 5-Brom-4-chlor-3-indolyl-β-D-galactosid (X-Gal) Chloramphenicol Chloroform 4-De-Dimethylamino-Anhydrotetracyclin Dimethylsulfoxid (DMSO) Doxyzyklin Dithiothreitol (DTT) Essigsäure Ethanol Ethylendiamintetraacetat (EDTA) Ethidiumbromid Formamid, deionisiert Glutathion oxidiert Glutathion reduziert Glycerin Harnstoff Hefeextrakt I-Block-Reagent Isopropylthio-β-D-galacto-pyranosid (IPTG) Isopropanol Kanamycin Kaliumhydrogenphosphat di-Kaliumhydrogenphosphat-Trihydrat Kupfer-II-Sulfat Magnesiumchlorid Magnesiumsulfat McConkey Agar Base Methanol N, N`-Dimethylformamid (DMF) Natriumacetat Natriumcarbonat Natriumchlorid Natriumdihydrogenphosphat 13 Bezugsquelle Merck, Darmstadt Roth, Karlsruhe Oxoid, Heidelberg Sigma, Deisenhofen Sigma, Deisenhofen Roth, Karlsruhe Acros, USA Amersham Life Science Bio-Rad, München Merck, Darmstadt Serva, Heidelberg Boehringer, Mannheim Sigma, USA Roth, Karlsruhe Prof. Gmeiner, Lehrstuhl für Pharmaz. Chemie Merck, Darmstadt Sigma, Steinheim Serva, Heidelberg Roth, Karlsruhe Roth, Karlsruhe Roth, Karlsruhe Roth, Karlsruhe Sigma, USA Sigma, USA Sigma, USA Roth, Karlsruhe ICN, Meckenheim Oxoid, Heidelberg Tropix, USA PeqLab, Erlangen Roth, Karlsruhe Sigma, München Roth, Karlsruhe Roth, Karlsruhe Merck, Darmstadt Roth, Karlsruhe Merck, Darmstadt Beckton-Dickinson, USA Roth, Karlsruhe Roth, Karlsruhe Merck, Darmstadt Merck, Darmstadt Roth, Karlsruhe Merck, Darmstadt 3. Material und Methoden Natriumdodecylsulfat (SDS) Natriumhydrogencarbonat Natriumhydrogenphosphat o-Nitrophenyl-β-D-galacto-pyranosid (ONPG) 1,10-o-Phenanthroline Saccharose Salzsäure Tetracyclin- Hydrochlorid N, N, N‘, N‘-Tetramethylethylendiamin (TEMED) Tris(hydroxymethyl)aminomethan (Tris) Triton-X-100 Trypton Tween 20 3.1.2 Verbrauchsmittel Verbrauchsmittel Einmalspritzen Eppendorf Reaktionsgefäße (1,5ml; 2.2ml) Entwickler und Fixierer für Röntgenfilme Filterpapier Filtron centrifugal concentrator Fluoreszenzküvetten (Acryl, 10x10x48 mm) Fluorotrans Transfer-Membran (PVDF) Gelfiltrationssäule Superdex 75 Greinerröhrchen Gewebekulturplatten mit 96 ∅7,5mm Halbmikroküvetten, Kunststoff Mikroliterpipetten Nitrocellulose Dialyseplättchen Petrischalen, Kunststoff Pipettenspitzen, Kunststoff PCR-Reaktionsgefäße MicroAmp, 0,2 ml Poros HS/M Kationenaustauscher Quarzküvetten Röntgenfilm X-AR-5 Sensorchip SA Sterilfilter Filtropur S 0,2 Sterilfilter Steritop Ultrazentrifugenbecher Zentrifugenröhrchen, 12 bzw. 50 ml Zentrifugenbecher(JA10,JA20) 3.1.3 Serva, Heidelberg Merck, Darmstadt Roth, Karlsruhe Sigma, USA Sigma, Deisenhofen Merck, Darmstadt Roth, Karlsruhe Fluka, Neu-Ulm, Schweiz Merck, Darmstadt Boehringer, Mannheim Serva, Heidelberg Oxoid, Heidelberg Roth, Karlsruhe Bezugsquelle Becton Dickinson, Irland Eppendorf Tetenal Photowerk, Norderstedt Whatman, England Filtron, USA Sarstedt, Nürnbrecht Pall, UK Pharmacia, Freiburg Greiner, Nürtingen Greiner, Nürtingen Greiner, Nürtingen Gilson, Brand Millipore, Eschborn Greiner, Nürtingen Greiner, Nürtingen Perkin Elmer, USA PE Applied Biosystems, Freiburg Hellma, Mühlheim Kodak, England BIAcore, Schweden Sarstedt,Nümbrecht Millipore, Eschborn Beckmann, München Greiner, Nürtingen Valgene Geräte Gerät ABI PRISM 310 Genetic Analyzer Äkta Prime Äkta FPLC Autoklav Bezugsquelle PE Applied Biosystems, Freiburg Amersham Biosciences, Freiburg Amersham Biosciences, Freiburg Sitram 14 3. Material und Methoden BIAcore X Biocad Vision Workstation BIAcore, Schweden Applied Biosystems, Weiterstadt Biofuge A, fresco und primo Heraeus Christ, Osterode Elektrophoreseapparaturen für Agarose- und PAA-Gele B. Macht, M. Müller Uni ErlangenNürnberg Elektroporationsgerät Gene Pulser + Pulse controller Bio Rad, München Feinwaage Sartorius Analytic Sartorius, Göttingen Fluorolog 3 Double Spectrometer Spex, USA Heizblock Dri Block DB3 Techne, England Kühlzentrifuge Avanti J-25 Beckmann, München Kulturschüttler G25 New Brunswick, NeuIsenburg Kulturschüttler Innova 4430 New Brunswick, Nürtingen pH-Meter 766 Calimatic Knick, Berlin Refraktometer Zeiss, Oberkochen Spektralphotometer Photometer 3000 Pharmacia Biotech, Freiburg Thermocycler Gene Amp PCR-System 2400 Pharmacia Biotech, Freiburg Thermocycler Primus 96 Peqlab, Erlangen TECAN SpectraFluor Plus TECAN, Crailsheim Ultraschallgerät Sonoplus HD2200 Bandelin, Berlin Ultraschallgerät Sonoplus HD2070 Bandelin, Berlin Ultrazentrifuge L7-55 Beckmann, München Vakuum-Zentrifuge Heraeus Christ, Osterode Mini V 8x10 Elektrophorese - und Blotkammer Gibco-BRL Wasservollentsalzungsanlage Millipore, Frankreich 3.1.4 Verwendete Enzyme, Proteine und Größenstandards Enzym/Protein/Größenstandard Enzyme für die Polymerasekettenreaktion: Pfu DNA-Polymerase Pwo DNA-Polymerase Vent DNA-Polymerase rTaq-DNA-Polymerase Restriktionsendonucleasen: Bezugsquelle Stratagene, USA NEB, Frankfurt am Main NEB, Frankfurt am Main Pharmacia, Freiburg, NEB, Frankfurt am Main MBI Fermentas, St.Leon-Rot Pharmacia, Freiburg Gibco/BRL, Karlsruhe PE Applied Biosystems, Freiburg Sigma, München Roth, Karlsruhe Peqlab, Erlangen Peqlab, Erlangen Seqlab, Göttingen Serva, Heidelberg Serva, Heidelberg Big Dye Termination Lysozym DNAseI PeqGoldII Proteinstandard PeqGoldIV Proteinstandard Polyklonale anti-TetR(BD) Antikörper Rinderserumalbumin (BSA) RNAse 15 3. Material und Methoden T4 DNA-Ligase Shrimps Alkalische Phosphatase 3.1.5 NEB, Frankfurt am Main Roche, Mannheim Antikörper Rb-anti-TetR(BD), polyklonaler AK Seqlab, Göttingen Monoklonale AK Gemisch aus: To 17a“ To 38 DI 3D To 61 TOM 3 TOM 4 Top 19/35 (Pook, 1998) (Pook, 1998) (Pook, 1998) (Pook, 1998) (Pook, 1998) (Pook, 1998) 3.1.6 Oligonukleotide Tab. 3.1: Oligonukleotide Name Sequenz (5´nach 3´) α4deg AATAAGCGGGCCCTACTGGATGCGCTGGCGGTGGAGATCTTGG CGCGTCATAAGGATTAT K64_ApaI S138W GGTTATATGCGATTTCAGCGTCTGGCATTTTACCTTAGG N82W TTTCTGCGCAATTGGGCAATG I134WS135L TTATATGCGTGGTTAGCGGTC I134W/S138W TATGCGTGGTCAGCGGTCTGGCATTTT 82mut_FspI TCATTTCTGCGCAATNNSGCAATGAGTTTC BD-138I ACCTAAGGTAAAATGGATGACCGC SL135/138mut TTAGCGGTCNNSCATTTTACTTTAGGTGCC S135mut TTAGCGGTCNNSCATTTTACTTTAGGTGCC E23C-L25V-BD GTTTGTTACACCGCAGATTCCGACCTC E23C (3´-5´) GGTTGTTAAACCGCAGATTCCGACCTC Creus-48v CTAATAAAATTAATCATTTATGGCATAGGCAACAAG Creus-48r CTTCGTATAAAACTTGTTGCCTATGCCATAAATGAT tetO1a GGGTGTCCGACACTCTATCATTGATAGAGTTATTATAACC 16 3. Material und Methoden tetO1b CGGTATAATAACTCTATCAATGATAGAGTGTCGGCACACC BD-ApaI AATAAGCGGGCCCTACTGGATGCG DP1pUC GGGCCCGCTATTACGCCA DP4 GCCACCAGTCCCGCCG DP6 GAGCTGTAGAACCAATGG DP9 CACTTTTCGGCAAAAGACAG D-BglII GCGGTGGAGATCTTGGCGCGTCATC D-MluI GCACCTCGGCACGCGTCCTGATGAAAAACAG P7 CGCCGTACTGCCCGCTTGG 610gv GGATAACAATTTCACACAG 610gh GGGCGGCGACGTTAACTC 1925gv GCAAACCGCCTCTCCCGC 1925gh GGGCGATCGGTGCGGGC 1411gv TGATCCTCGCCGTACTGC 1411gh GGCGGCGACGTTAACTCG Unterstrichene Nukleotide wurden graduell randomisiert. Dabei betrug die Verunreinigung mit nicht-Wildtyp Basen 11 %. N = A, C, G, T; S = C oder G. Tab. 3.2: Oligonukleotide für Oberflächenplasmonenresonanz Name Sequenz (5´nach 3´) biotinteto1 CCCTAATTTTTGTTGACACTCTATCATTGATAGAGTTATTTTACCACTC teto1_kompl GAGTGGTAAAATAACTCTATCAATGATAGAGTGTCAACAAAAATTAGG biotin_teto1_rand CCTAATTTTTGTTGACTGTGTTAGTCCATAGCTGGTATTTTACCACTC teto1_kompl_rand GAGTGGTAAAATACCAGCTATGGACTAACACAGTCAACAAAAATTAGG 17 3. Material und Methoden 3.1.7 Kommerziell erhältliche Systeme Bio-Rad Proteinassay NucleoSpin NucleoSpin Extract Nucleobond AX 100 ECL+ - Kit Bio Rad, München Macherey-Nagel, Düren Macherey-Nagel, Düren Macherey-Nagel, Düren Amersham Biosciences, Freiburg Amersham Biosciences, Freiburg GFX Gelelution 3.1.8 Bakterienstämme und Plasmide Die verwendeten Bakterienstämme sind in Tabelle 3.3, Plasmide in Tabelle 3.4 aufgelistet. Tab. 3.3: Bakterienstämme und Bakteriophagen Stamm Genetische Marker Referenz E. coli WH207 galK, rpsL, thi, ΔlacX74, recA13 (Wissmann et al., 1991) E. coli RB791 IN[rrnD-rrnE]l, lacIq, L8 (Brent and Ptashne, 1981) E. coli DH5α recA1, endA1, gyrA96, thi, hsdR17(rK-, mK+);relA1, supE44, 80dlacZΔM15,Δ(lacZYA-argF)U169 (Hanahan, 1985) λtet50 Tn10 tetA-lacZ Transkriptionsfusion bet+, gam+, cIII+, cI+ (Brent and Ptashne, 1981) λWH25 lacI´POwtOidgalKλt°lacZY´, cI857, Sam7 lacP/O – galK Transkriptionsfusion (Wissmann et al., 1991) Tab. 3.4: Verwendete Plasmide Plasmid Genetische Marker Referenz pWH1401 CmR , ohne tetR (Baumeister et al., 1992) pWH1411(BD)+ CmR , pACYC177-Derivat, tetR Expression (Baumeister et al., 1992) pWH1925delta ApR, pUC19-Derivat, ohne tetR (Scholz et al., 2004) pWH1925 ApR, pUC19-Derivat, tetR Expression (Scholz et al., 2004) pWH414 ApR, tetA-lacZ und tetR-lacI Transkriptionsfusion (Wissmann et al., 1991) pWH1201 KmR, pACYC177-Derivat, ohne tetR (Altschmied et al., 1988) pWH519 KmR, pACYC177-Derivat, tetR Expression (Altschmied et al., 1988) 18 3. Material und Methoden pWH610 ApR, tetR unter Kontrolle des tac Promotosr (Ettner et al., 1995) Tab. 3.5: Konstruierte Plasmide Plasmid Charakteristika Kapitel pWH1411(BD) + X X = S135A; S135G; S135L; S135I; S135H; S135V; S135T; S135Q; S135Y; S135N; S135P; S135W 4.1.2 X = H64K S135I; H64K S135V 4.1.2 X = N82F; N82W; N82R; N82A; N82L; N82S 4.1.1 pWH1411-tetRi1+ X pWH1925-tetRi1 + X pWH1925 + X pWH519 + X pWH610 + X X = N82W; I134W; S138W; N82W I134W; N82W S138W 4.1.3.1 X = S138A; S138G; S138T; S138C; S138V; S138L; S138I; S138P; S138D; S138Q; S138H; S138R 4.1.3.2 X = N82G; N82T; N82S; N82V; N82L; N82I; N82M; N82F; N82W; N82E; N82Q 4.1.3.2 X = V99G; V99A; V99S; V99T; V99C; V99L; V99I; V99M; V99P; V99F; V99Y; V99W; V99D; V99E; V99N; V99Q; V99H; V99K; V99R 4.4.2 X = L17G; L17A; L17S; L17T; L17C; L17V; L17I; L17M; L17P; L17F; L17Y; L17W; L17D; L17E; L17N; L17Q; L17H; L17K; L17R 4.4.3 X = D95A V99G; A97T V99G; N18Y; L17V V20F; E15A L17V; I59S; I59V H63Q; I59L L60M; G96V; D95H; K98N; R94C D95C; D95A N81S; Y93C V99M; R94H K98I V99R; R94S K98I H100Q; R94H D95N G96R 4.4.1 X = H64K; S135L; S138I; H64K S135L; H64K S138I; S135L S138I 4.1.3.3 X = L17G; E15A L17G L25V; V99R; R94P V99E; A56P V57L E58V 4.2.3 X = L17G; E15A L17G L25V; V99R; R94P V99E; A56P V57L E58V 4.3.2 X = E23C; E107C N165C; L17G E23C; L17G E107C N165C; E15A L17G L25V E23C; E15A L17G L25V E107C N165C; V99R E23C; V99R E107C N165C; R94P V99E E23C; R94P V99E E107C N165C; A56P V57L E58V E23C; A56P V57L E58V E107C N165C. 4.3.2 X = H64K; S135L; S138I; H64K S135L; H64K S138I; S135L S138I 4.1.4 19 3. Material und Methoden 3.2 X = L17G; E15A L17G L25V; V99R; R94P V99E; A56P V57L E58V 4.2.3 X = E23C; E107C N165C; L17G E23C; L17G E107C N165C; E15A L17G L25V E23C; E15A L17G L25V E107C N165C; V99R E23C; V99R E107C N165C; R94P V99E E23C; R94P V99E E107C N165C; A56P V57L E58V E23C; A56P V57L E58V E107C N165C. 4.3.3 X = H64K S135L S138I L17A; H64K S135L S138I V99N 4.4.4 Puffer und Medien Medien und Puffer wurden mit Millipore- oder deionisiertem Wasser angesetzt und bei Bedarf 20 Minuten autoklaviert. Lösungen mit hitzelabilen Stoffen wurden durch Filter mit einer Porengröße von 0.2 μM sterilisiert. Puffer für Säulenchromatographische Experimente wurden filtriert und der pH-Wert nach abkühlen auf 4°C eingestellt. 3.2.1 Puffer für Western Blot Transferpuffer: 10 mM NaHCO3 3 mM Na2CO3 20 % (v/v) Methanol 10 x PBS: 580 mM Na2HPO4 170 mM NaH2PO4 680 mM NaCl Blockierlösung: 1 x PBS 0,2 % (w/v) I-Block-Reagenz 0,1 % (v/v) Tween 20 I-Block-Reagenz wurde zunächst unter Erwärmen in PBS gelöst und nach Abkühlen auf RT mit Tween 20 versetzt. 3.2.2 Puffer für DNA- bzw. Protein-Gelelektrophorese 20 x TAE: Agarose: 800 mM Tris 600 mM NaOAc pH8.3 (Eisessig) Verwendet wurde eine 1, 2 oder 3 %-ige wässrige Lösung aus Agarose, die bei 70°C im Trockenschrank aufbewahrt wurde. 20 3. Material und Methoden DNA-Farbmarker: 0.05 % (w/v) Bromphenolblau 0.05 % (w/v) Xylencyanol 0.2 % (w/v) SDS 0.1 mM EDTA 50 % (v/v) Glycerin 5 % (v/v) 20 x TAE 10 x Proteinlaufpuffer (PLP): 1.92 M Glycin 0.5 M Tris 10 % SDS pH8.5 – 8.8 5 x Proteinauftragepuffer (PAP): nicht reduzierend 140 mM Tris-HCl pH7.0 1.5 % (w/v) Bromphenolblau 50 % (v/v) Glycerin 4 % SDS 20 mM EDTA 5 x Proteinauftragepuffer (PAP): reduzierend 1.5 % (w/v) Bromphenolblau 50 % (v/v) Glycerin 4 % SDS 16 % (v/v) β-Mercaptoethanol 890 mM Tris-Base 890 mM Borsäure 10 M MgCl2 10 x TBM Waschlösung: 45 % Methanol 10 % Essigsäure Färbelösung: 0.5 % (v/v) Coomassie Brillant Blue R250 10 % (v/v) Essigsäure 45 % (v/v) Methanol Entfärbelösung: 10 % Essigsäure 3.2.3 Puffer für Zellaufschluss und Chromatographien Solution Puffer 50 mM NaCl 100 mM Tris-HCl pH6.8 25 % Saccharose 10 mM DTT Lysis Puffer 50 mM NaCl 100 mM Tris-HCl pH6.8 1 % Triton X-100 10 mM DTT Phosphatpuffer: 49 ml 0.5 M Na2HPO4 51 ml 0.5 M NaH2PO4 Ak-Puffer: 50 mM NaCl 20 mM Phosphat-Puffer 2 mM Dithiothreitol 21 3. Material und Methoden Bk-Puffer 1 M NaCl 20 mM Phosphat-Puffer 2 mM Dithiothreitol ZAP-Puffer: 10 mM Tris-HCl pH8.0 200 mM NaCl 5 mM Dithiothreitol 3.2.4 Puffer zur Proteincharakterisierung K-Puffer: 100 mM Tris-HCl 100 mM NaCl 0.1 mM EDTA / 1 mM EDTA pH8.0 mit NaOH O-Puffer: 100 mM Tris HCl 100 mM NaCl pH8.0 mit NaOH 100 mM Tris-HCl 100 mM NaCl 5 mM MgCl2 1 mM EDTA pH8.0 mit NaOH F-Puffer F-Puffer II 100 mM Tris-HCl, pH8.0 100 mM NaCl 20 mM MgCl2 HBS-EP 10 mM HEPES, pH7.4 300 mM NaCl 3 mM EDTA 0.005 % (v/v) Polysorbat Oxidationspuffer 20 mM NaH2PO4 50 mM KCl 50 mM NaCl 50 mM MgCl2 Cu-(II)-Phenanthrolin 150 mM Kupfer-II-Sulfat 500 mM 1,10-o-Phenanthrolin 25 % (v/v) Ethanol 3.2.5 Bakteriennährmedien LB-Medium: 10 g/l Trypton 5 g/l Hefeextrakt 10 g/l NaCl 22 3. Material und Methoden 10x M9-Salze: 60 g/l Na2HPO4 30 g/l KH2PO4 10 g/l NH4Cl 5 g/l NaCl Der pH-Wert wurde auf 7,4 eingestellt Minimalmedium : MacConkey Medium: GYT-Medium 1 x M9-Salze 0,2 % Glukose-Lsg. 1 mM MgSO4-Lsg. 56 g Fertiggemisch 14 g Laktose 10 % Glycerin 0.125 % (w/v) Hefeextrakt 0.25 % (w/v) Trypton Festmedien: Zur Herstellung von Vollmediumplatten wurde dem Medium 1.5 % (w/v) Agar zugegeben und anschließend autoklaviert. Um Minimalmediumplatten herzustellen, wurde zuerst Wasser mit 1.5 % (w/v) Agar autoklaviert und anschließend die restlichen Komponenten bei ca. 50°C steril beigefügt. 3.2.6 Fakultative Zusätze Antibiotika: Antibiotika wurden zunächst als Stammlösungen angesetzt. Tetracyclin, Anhydrotetracyclin und Doxycyclin, sowie Chloramphenicol wurden in 70 % Ethanol gelöst. Ampicillin wurde in Wasser aufgenommen und anschließend sterilfiltriert. 4-ddma wurde in DMSO gelöst. Die Antibiotika wurden in folgenden Konzentrationen verwendet: Ampicillin Kanamycin Chloramphenicol Anhydrotertacyclin Doxycyclin Tetracyclin 4-ddma 100 mg/l 30 mg/l 25 mg/l 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM X-Gal: X-Gal wurde als Stammlösung in DMF (4 g/l) angesetzt und zur Herstellung von Farbtestplatten in einer Konzentration 40 mg/l zugesetzt. 23 3. Material und Methoden Farbtestplatten: Für den Blau-Weiß-Test wurden M9-Minimalmediumplatten verwendet, die 40 mg/l X-Gal (Zusatz einer sterilfiltrierten X-Gal-Stammlösung in DMF) und die Antibiotika Chloramphenicol und Ampicillin zur Plasmidselektion enthielten. 3.3 Methoden 3.3.1 Allgemeine Methoden Methode Absorptionsmessung von DNA-Lösungen Denaturierende Protein-Gelelektrophorese Elution von DNA aus Agarosegelen Ethidiumbromidfärbung von DNA Elekroporation von E. coli Gelelektrophorese von DNA Ligation von DNA-Fragmenten Plasmidisolierung Präzipitation von DNA Sequenzierung von DNA nach der Kettenabbruchmethode Bedienungshinweise zum ABI 310 Sequenzierapparat Transformation von E. coli 3.3.2 Referenz (Ausubel et al., 1989) (Laemmli, 1970) Macherey-Nagel, Düren (Sambrook, 2001) (Sambrook, 2001) (Sambrook, 2001) (Sambrook, 2001) Macherey-Nagel, Düren (Ausubel et al., 1989) Instructions for Pharmacia T7 PE Applied Biosystems (Sambrook, 2001) Anzucht von Bakterien Sofern nicht anders vermerkt, wurden Bakterien im gewünschten Volumen LB-Medium bis zur erforderlichen Zelldichte bei 37°C oder 28°C auf einem Rundschüttler inkubiert (250-300 rpm). Über-Nacht-Kulturen (ÜNK) wurden 10 bis 16 h inkubiert. Zur β-GalaktosidaseAktivitätsmessung wurde LB-Medium 1/100 mit einer ÜNK von E. coli WH207λtet50 beimpft, und bei 37°C bis zu einer OD600 0.3-0.5 angezogen. Für den Western-Blot wurde ebenso verfahren wie für die β-Galaktosidase-Aktivitätsmessung. Die Zellkulturen wurden bis zu einer OD600 von 0..6 angezogen und anschließend geerntet. 3.3.3 β-Galaktosidase-Aktivitätstest Zur Bestimmung des Repressionsniveaus der TetR-Mutanten wurden jeweils drei Klone der zu untersuchenden E. coli-Stämme über Nacht in 4 ml LB-Medium mit Antibiotikum in der gewünschten Konzentration zur Selektion angezogen. Für die Induktionstests mit Anhydrotetracyclin, Doxycyclin, 4-ddma und Tetracyclin wurde zu den LB-Medien noch der entsprechende Induktor in der Konzentration 0.4 μM zugegeben. Zur β-GalaktosidaseAktivitätsmessung wurde LB -Medium 1/100 mit den ÜNK von E. coli WH207λtet50 beimpft, und bei 37°C oder 28°C bis zu einer OD600 0.3-0.4 angezogen, danach 30 min auf Eis gestellt und anschließend die OD600 bestimmt. Zur Bestimmung der β-Galaktosidase-Aktivität wurden 24 3. Material und Methoden zwischen 20 und 200 μl Zellsuspension in insgesamt 1 ml eines Gemisches aus 200 µl 5 x ZPuffer und 600 – 780 µl LB-Medium gegeben, die Zellen durch Zugabe von ca. 5 Tropfen Chloroform und anschließendem Vortexen aufgeschlossen. Nach 30 minütiger Thermostatisierung bei 28°C wurde die Reaktion durch Zufügen von 200 μl ONPG-Lösung (4 mg/ml in Z-Puffer) gestartet. Sobald eine Gelbfärbung der Lösung zu beobachten war, wurde die Reaktion durch Zugabe von 500 μl 1 M Na2CO3-Lösung gestoppt, und die Absorption bei 420 nm bzw. 550 nm bestimmt. Die Berechnung der spezifischen Aktivität erfolgte nach Miller (Miller, 1972), bezogen auf die Zelldichte der jeweils eingesetzten Kultur: 1 U = [1000 x (OD420 – 1.75 x OD550)] / [OD600 x V x t] mit: OD420 : Absorption von o-Nitrophenol OD550 : Absorption der Zelltrümmer OD600 : Zelldichte der Kultur V : Probenvolumen in ml t : Reaktionszeit in min 1x Z-Puffer: 60 mM Na2HPO4 40 mM NaH2PO4 10 mM KCl 1 mM MgCl2 50 mM β-ME pH7.0 ONPG-Lösung: 4 mg ml-1 in 1 x Z-Puffer 3.3.4 Western Blot E. coli WH207λtet50 Zellen wurden gemäß Kapitel 3.3.3, aber in einem Volumen von 100 ml, bis zu einer Zelldichte von OD600 = 0.5 angezogen: Die Zellen wurden bei 4°C mit 8500 U/min 10 min pelletiert. Die Pellets wurden in 300 μl 1 x ZAP aufgenommen und 1 x 30 s bei 40 % mit der kleinen Ultraschallsonde aufgeschlossen. Die Gesamtproteinkonzentration wurde mittels Bradford bestimmt und dann je 50 bis 100 μg Proteinrohextrakt auf das Gel aufgetragen. Als Kontrolle wurden jeweils 50 ng bereits aufgereinigter Tet Repressor verwendet. Der Proteintransfer wurde nach der Methode von Tobwin (Towbin et al., 1979) mit folgenden Modifikationen durchgeführt: Nach der Elektrophorese wurde das Gel 30 min in Transferpuffer geschwenkt, während die PVDF-Transfermembran für 10 min in Methanol eingelegt und anschließend in Transferpuffer gewaschen wurde. Die Übertragung der Proteine aus dem PAA Gel auf die PVDF - Membran erfolgte über Nacht in Transferpuffer in einer “Mini V 8x10“ Elektrophorese - und Blotkammer (Gibco-BRL) bei 4°C und 120 mA. Nach dem Blot - Vorgang wurden die Membranen bei RT auf einem Schwenkbad in Kunststoffpetrischalen mit folgenden Lösungen behandelt: 25 3. Material und Methoden 2 x 10 min Waschlösung 1h Blockierlösung 1h 1 : 20000 Verdünnung eines Gemisches monoklonaler TetR - Antikörper in Waschlösung bzw. 15 min 1 : 20000 Verdünnung eines Gemisches polyklonaler TetR - Antikörper in Waschlösung 2 x 10 min Waschlösung 30 min anti-Maus-IgG-AP-Konjugat 1:10000 in Waschlösung 2 x 10 min Waschlösung 1 min ECL+-Kit-Lösung Nach fünfminütiger Inkubation der PVDF-Membran mit der ECL+-Kit-Lsg. wurde die Membran auf einen Röntgenfilm aufgelegt und dieser nach unterschiedlicher Belichtungszeit entwickelt. 3.3.5 Methoden mit Nucleinsäuren 3.3.5.1 Restriktionsspaltung von DNA Die Restriktion von DNA mit Endonukleasen wurde in dem jeweiligen vom Hersteller empfohlenen Puffersystem durchgeführt. Die Menge an Enzym und die Inkubationsdauer richteten sich nach der eingesetzten DNA-Menge und der Anzahl an Schnittstellen im Plasmid. Das Gesamtvolumen des Restriktionsansatzes betrug mindestens das Zehnfache des Enzymvolumens. Die Inaktivierungn der Enzyme wurde, falls möglich, nach Anleitung des Herstellers durchgeführt. 3.3.5.2 Dephosphorylierung von 5`-DNA-Enden Um die Religation von linearisierten Vektoren mit kompatiblen Enden zu verhindern, wurden die Phosphatgruppen an deren 5`-Enden mit Shrimps Alkalischer Phosphatase abgespalten. Die Durchführung erfolgte nach Anleitung des Herstellers (Gibco BRL, Life Technologies, USA). 3.3.5.3 Ligation von DNA-Fragmenten DNA-Fragmente können mit Hilfe der T4-DNA-Ligase kovalent verknüpft werden, sofern die Enden kompatibel sind. In die Ligation wurden jeweils 50 - 200 ng Vektor mit Insert in den molaren Verhältnissen 1 : 1, 1 : 2 und 1 : 3 eingesetzt. Die Ligationsansätze wurden nach Anleitung des Herstellers (NEB, Frankfurt am Main) pipettiert und 4 h bei 15°C oder über Nacht bei 4°C inkubiert. 3.3.5.4 Herstellung kompetenter E. coli-Zellen Die Methode (Hanahan, 1985) wurde wie folgt modifiziert: LB-Medium wurde 1 : 100 mit einer E. coli ÜNK angeimpft und bei 37°C bis zu einer Zelldichte von 0.6 oD600 geschüttelt. Die Zellen wurden geerntet und im halben Volumen der 26 3. Material und Methoden ursprünglichen Kultur kalter 0.1 M CaCl2-Lösung resuspendiert und 30 min. auf Eis gestellt. Nach erneuter Zentrifugation wurde in 1/10 Volumen CaCl2 resuspeniert. Nach 2 h auf Eis wurden die Zellen zur Aufbewahrung mit sterilem Glycerin (Endkonzentration 15%) versetzt, in flüssigem Stickstoff eingefroren und bei –70°C aufbewahrt. 3.3.5.5 Transformation von E. coli Zellen mit Plasmid DNA In einem Eppendorf-Gefäß wurden 200 μl kompetente Zellen mit 50 – 100 ng DNA oder mit einem halben Ligationsansatz für 60 min auf Eis inkubiert. Nach einer Hitzebehandlung von 2 min bei 42°C wurde 1 ml LB zugegeben. Dieser Ansatz wurde für 45 min bei 37°C auf einem Schüttler inkubiert und anschließend in geeigneten Volumina auf antibiotikahaltige LB-Platten ausplattiert und bei 37°C bebrütet. 3.3.5.6 Herstellung elektrokompetenter E. coli-Zellen Die Methode wurde wie in (Sambrook, 2001) beschrieben durchgeführt. LB-Medium wurde 1 : 100 mit einer E. coli ÜNK angeimpft und bei 37°C bis zu einer Zelldichte von 0,4 oD600 geschüttelt. Die Zellen wurden geerntet und im halben Volumen der ursprünglichen Kultur kaltem Millipore resuspendiert. Nach erneutem Waschen mit 1/4 des Kulturvolumens Millipore und 10 ml 10 % Glycerin wurden die Zellen in 1 ml GYT Medium aufgenommen, in flüssigem Stickstoff eingefroren und bei –70°C aufbewahrt. 3.3.5.7 Elektroporation von Plasmid-DNA in E. coli Zellen In einem Eppendorf-Gefäß wurden 40 μl elektrokompetente Zellen mit 50 – 100 ng DNA oder mit einem halben Ligationsansatz auf Eis vorsichtig gemischt. Der Ansatz wurde in Elektroporationsküvetten (PeqLab, Erlangen) überführt und die Elektroporation bei 200 Ohm, 2.5 V durchgeführt. Die Zellen wurden in 2 ml warmen LB Medium aufgenommen und für 45 min bei 37°C auf einem Schüttler inkubiert und anschließend in geeigneten Volumina auf antibiotikahaltige LB-Platten ausplattiert und bei 37°C bebrütet. 3.3.5.8 Ethanol-Fällung von DNA Die DNA-Lösung wurde zunächst mit 1/10 des Volumens 3 M Natriumacetat (pH5.2) versetzt, danach 2 Volumina auf -20°C vorgekühlter Ethanol zugegeben und für ca. 10 min auf Eis inkubiert. Nach Zentrifugation (Biofuge fresco, 40 min, 13000 rpm, 4°C) wurde der Überstand abgenommen, 1 ml 70 % Ethanol zum Rückstand gegeben, erneut für 10 min zentrifugiert und anschließend die DNA nach Verwerfen des Überstandes in der Vakuumzentrifuge getrocknet. 3.3.5.9 Sequenzierung von DNA Grundlage des angewendeten Verfahrens war die Kettenabbruchmethode von Sanger. Als Terminatoren der Sequenzierreaktion dienten unterschiedlich fluoreszenzmarkierte Didesoxynukleotide, die als vorgefertigtes Reagens bezogen wurden (Big Dye Terminator Mix, Perkin Elmer). Die Durchführung der Sequenzierreaktion erfolgte nach den Empfehlungen des Herstellers. Sie wurde mit folgendem Programm durchgeführt: 27 3. Material und Methoden 25 Zyklen mit 96°C 55°C 60°C 10 s 5s 4 min Analysiert wurden die Produkte der Sequenzierreaktion mit dem ABI PRISM Genetic Analyser 310. 3.3.5.10 Mutagenese mittels PCR (Polymerasekettenreaktion) Die Einführung der Mutation erfolgt im ersten PCR-Schritt, wobei das jeweilige Ausgangsplasmid als Matrize diente. Als hitzestabile DNA-Polymerasen wurden Pfu-, Phusion-, Taq- und Vent-Polymerase in dem vom Hersteller gelieferten Puffersystem verwendet. Die für die Synthese der verschiedenen Mutanten eingesetzten Oligonukleotide und die in der PCR-Reaktion gewählten Anlagerungstemperaturen sind in Tabelle 3.5 wiedergegeben. Für die zweite Stufe der PCR-Mutagenese wurde das mittels Gelelektrophorese gereinigte, und durch NucleoSpin Extract-Kit isolierte Produkt der ersten PCR als Primer eingesetzt. Für die Synthesen wurden die beiden DNA-Polymerasen Phusionund Vent eingesetzt, um jeweils mit den saubersten DNA-Fragmenten weiterarbeiten zu können. Außerdem wurde ein Temperaturgradienten–PCR-Gerät genutzt um die optimale Annealingtemperatur zu bestimmen. Reaktionsansatz Matrizen-DNA Oligonukleotid I Oligonukleotid II Polymerase 10 x Polymerase-Puffer 10 mM dNTP-Stammlösung Millipore-Wasser erste PCR-Stufe 300 ng 200 pmol 200 pmol 7U 10 μl 4 μl ad 100 μl zweite PCR-Stufe 300 ng 200 pmol 200 pmol 7U 10 μl 4 μl ad 100 μl Programm Denaturierung Hybridisierung Polymerisation Zyklen 94°C, 1 - 2 min 60 - 45°C, 1 - 2 min 72°C, 1 - 2 min 25 - 35 Nach Abschluss des Programms wurde auf 4°C abgekühlt. 28 94°C, 1 - 2 min 60 - 40°C , 1 – 2 min 72°C, 1 - 2 min 25 - 35 3. Material und Methoden 3.3.6 3.3.6.1 Methoden zur Proteincharakterisierung Anzucht der Zellen Zur Überexpression von Proteinen wurde E. coli RB791, transformiert mit pWH610 Derivaten, bei 20°C, oder 28°C angezogen und bei einer Optischen Dichte zwischen 0.4 und 0.6 mit einer Endkonzentration von 1 mM IPTG induziert und für mindestens 3 Stunden weiter inkubiert. Für Überexpressionstests wurden 20 ml LB-Medium 1 : 100 mit einer Übernachtkultur angeimpft. Es wurden 10 ml vor der Induktion und 10 ml der Kultur nach der Induktion durch Zentrifugation geerntet und in Ak Puffer resuspendiert. Für die Aufreinigung von Protein wurden mindestens 3 l LB-Medium verwendet. 3.3.6.2 Aufschluss der Zellen Die sedimentierten Zellen wurden in 1/100-tel des Ausgangsvolumens Ak Puffer resuspendiert und unter Verwendung der Ultraschallsonde Sonoplus HD 2200 aufgeschlossen. Durch Kühlung mit Eiswasser wurde verhindert, daß die Temperatur der Zellsuspension während der Beschallung 10°C überstieg. Eine alternative Zellaufschlussmethode wurde für schlecht aufzureinigende Proteine verwendet. Die Zellen aus 1 l LB-Medium wurden in 13 ml Solution Puffer aufgenommen und resuspendiert. Nach einer kurzen Ultraschallbehandlung (40 %, 40-sec.) wurden 5 mg Lysozym, 250 μg DNase I und 2 mM MgCl2 zugegeben, mit 12.5 ml Lysis Puffer gemischt und 1 Stunde bei Raumtemperatur inkubiert. Nach Zugabe von 6 mM EDTA wurden die Zellen in flüssigem Stickstoff eingefroren und anschließend bei 37°C wieder aufgetaut. Nach dem Zellaufschluss wurden die löslichen Bestandteile von den unlöslichen durch Ultrazentrifugation abgetrennt. 3.3.6.3 Chromatographische Reinigung Die Säulenchromatographische Reinigung erfogte über eine Kationen-austauschersäule (Poros HS/M 20 ml Volumen) an einer Biocad Vision Anlage und eine Gelfiltrationssäule (Superdex G75, 1,6 x 60 cm) an einer Äkta Prime oder Äkta FPLC. Die Proteine, die sich nach Zellaufschluss und Zentrifugation im Überstand befanden, wurden auf den Kationentauscher aufgetragen und durch einen linearen NaCl-Gradienten eluiert. Die Flußgeschwindigkeit betrug zwischen 4 und 20 ml/min. Protein enthaltende Fraktionen wurden auf einem 10 %SDS-PAA-Gel analysiert und die Fraktionen mit den geringsten Verunreinigungen vereinigt. Die vereinigten Fraktionen wurden mit einer Endkonzentration von 60 % Ammoniumsulfat gefällt und das Pellet nach Zentrifugation in 2 bis 5 ml ZAP Puffer resuspendiert. Die Gelfiltration wurde mit einer Flußgeschwindigkeit zwischen 0.5 und 1 ml/min durchgeführt. Die Fraktionen mit dem meisten Protein wurden vereingit und in einem Mikrokonzentrator (Filtron centrifugal concentrator) auf Volumina zwischen 300 μl und 1 ml eingeengt. Das so erhaltene Protein wurde zu einem Endgehalt von 50 % Glycerin und 1 x ZAP verdünnt und bei – 20°C gelagert. 3.3.6.4 Konzentrationsbestimmung von Proteinlösungen Die Ermittlung der Proteinkonzentrationen für Überexpressionstests und Western Blot erfolgte nach der Methode von Bradford (Bradford, 1976) mit einem vorgefertigtem Reagenz (Bio-Rad, München). Als Referenz diente eine BSA-Lösung, deren Konzentration spektralphotometrisch bestimmt wurde. Die Messungen wurden in 96-Napfplatten im TECAN Plattenleser 29 3. Material und Methoden durchgeführt. Die Konzentration von aufgereinigtem TetR wurde durch Messung der Absorption bei 280 nm bestimmt. Nach Lambert-Beer läßt sich aus der Absorption die Konzentration c einer Proteinlösung bestimmen, wenn der Extinktionskoeffizient ε bekannt ist. c = A/( ε · d) wobei A die Absorption bei 280 nm und d die Schichtdicke ist. Durch Umformung läßt sich die Konzentration bestimmen, indem man für ε die folgende Summe einsetzt: ε = x · εy + y · εW ; εW = 5700 M-1; εY = 1300 M-1 x ist die Anzahl der Tryptophane (W) und y die der Tyrosine (Y) des Proteins. Die Anzahl wurde dabei stets auf das Monomer bezogen. 3.3.6.5 Bestimmung der Induktorbindeaktivität Die Menge an aktivem Tet Repressor wurde durch Titration von 4 oder 8 nmol TetR mit Induktorlösungen bekannter Stoffmenge in F-Puffer durchgeführt. Das Volumen betrug 2 ml. Nach der Zugabe von Induktor wurde die Lösung 3 Minuten bei 25°C inkubiert und dann die Fluoreszenzzunahme gemessen. Die Anregungs- und Emissionswellenlängen betrugen 370 nm/ 515 nm für tc und dox, 420 nm/540 nm für 4-ddma und 455 nm/545 nm für atc. Nach graphischer Auftragung der Punkte wurde der Äquivalenzpunkt bestimmt. Hierzu wurden zwei Geraden definiert: eine Gerade, auf welcher der Nullpunkt und die ersten drei bis sechs Werte liegen und eine zweite, die durch die Sättigungswerte festgelegt war. Der Schnittpunkt dieser zwei Geraden wurde auf die Abszisse projiziert und so die Menge an Induktor ermittelt, die gleich der Menge an bindefähigem Protein ist. 3.3.6.6 Bestimmung der Assoziationsgeschwindigkeitskonstanten kass von [atc-Mg]+ mit TetR Zu 2 ml einer atc Lösung in F-Puffer wurde zum Zeitpunkt t = 0 äquimolar TetR zugegeben und die Fluoreszenzzunahme über einen Zeitraum von 2000 s verfolgt. Die Auswertung erfolgte unter Annahme einer bimolekularen Assoziationsreaktion nach (Takahashi et al., 1986). T+R TR (T = [atc-Mg]+, R = TetR) Aus dieser Gleichung lässt sich folgendes Gleichgewicht aufstellen: -dc(T) dt = kass · c(T) · c(R) da c(T) = c(R) vereinfacht sich das Gesetz: 30 3. Material und Methoden -dc(T) dt = kass · c2(T) Nach Integration und Umformen dieser Gleichung erhält man: c(T)0 c(T)t = kass · c(T)0 · t mit c(T)0 als die Tc-Konzentration vor der TetR Zugabe und c(T)t die Konzentration zum Zeitpunkt t. Weiterhin kann formuliert werden: Fmax = m · c(TR)∞ F0 = n · c(T)0 Ft = n · c(T)t + m · c(TR)t Mit m und n als Proportionalitätsfaktoren und Fmax als maximal erreichbare Fluoreszenz, F0 als Fluoreszenzwert ohne TetR und Ft als Fluoreszenz nach Zugabe von TetR zum Zeitpunkt t. Da c(TR) ∞ = c(T)0 muss c(TR)t = c(T)0 – c(T)t sein. Die relative Maximalfluoreszenz ΔFmax und die Änderung der relativen Fluoreszenz können wie folgt formuliert werden: ΔFmax = Fmax – F0 = (m - n) ·c(T)0 ΔF = Ft – F0 = (m – n) · (c(T)0 – c(T)t) Daraus folgt: ΔFmax (ΔFmax - ΔF) = c(T)0 / c(T)t ΔFmax (ΔFmax - ΔF) = kass · c(T)0 · t + 1 was einer Geradengleichung mit der Steigung kass · c(T)0 entspricht. Hiermit kann kass durch die Auftragung von ΔFmax/(ΔFmax - ΔF) gegen die Zeit bestimmt werden. Das Einzeichnen einer Geraden mittels linearer Regression an den linearisierten Graphen innerhalb der ersten 100 Sekunden ergab den gesuchten Wert. 3.3.6.7 Titration von 4-ddma mit MgCl2 Zur Bestimmung der Mg2+ Bindekonstanten an 4-ddma wurde zu 20 μM 4-ddma in 2 ml OPuffer mit MgCl2 Lösungen titriert. Die in der Küvette vorliegende Konzentration variierte dabei von 0.1 μM bis 100 mM. Nach jeder Zugabe wurde ein Absorptionsspektrum von 220 nm bis 550 nm aufgenommen. Die Auswertung erfolgte wie beschrieben (Scholz et al., 2000). 31 3. Material und Methoden 3.3.6.8 Bestimmung von Gleichgewichtskonstanten von [tcX-Mg]+ mit TetR durch direkte Titration Der Gleichgewichtsreaktion für die Bindung eines Liganden L an einen Akzeptor A A+L AL lässt sich nach dem Massenwirkungsgesetz die Gleichgewichtsbindekonstante (AL) (A) · (L) =K zuweisen. Dabei ist zu beachten, dass es sich bei (A) und (L) nicht um die bei der Messung eingesetzten Gesamtkonzentrationen handelt, sondern um die Konzentrationen an freien Reaktanden nach Einstellung des Gleichgewichts. Diese sind in der Regel bei einem Titrationsexperiment zunächst unbekannt. Zur Bestimmung von K wird zunächst der Sättigungsgrad υ des Rezeptors als (L)total – (L) (A)total =υ definiert. Weiterhin gilt: (AL) = (A)total – (A) = (L)total – (L) Durch Einsetzen und Umformen erhält man (AL) (A)total =υ K · (L) · (A) (A) · (AL) =υ K · (L) 1 + K · (L) =υ Wird eine Gleichgewichtstitration von Rezeptor mit Ligand durchgeführt, kann aus dem Fluoreszenzsignal (S) die fraktionelle Sättigung FS als (S – Smin) (Smax – Smin) = FS errechnet werden. Stammt das Signal vom Liganden, so muss berücksichtigt werden, dass sich die Ligandenkonzentration, und somit das Hintergrundsignal, bei jedem Schritt ändert. Hierzu kann eine Titration von Puffer mit Ligand durchgeführt werden und das Signal direkt von dem Signal der Titration von Akzeptor mit Ligand abgezogen werden. Zur Berechnung der Werte für das (molare) Signal des freien Liganden Smin und des vollständig komplexierten Liganden Smax wurden zusätzliche Titrationen durchgeführt. Für die Smin Bestimmung wurde Puffer mit dem Liganden titriert und daraus direkt Smin berechnet. Für die Smax Bestimmung wurde eine Titration von Ligand mit Akzeptor durchgeführt. Aus der 32 3. Material und Methoden doppelt reziproken Auftragung von 1/S gegen 1/c(L)total kann Smax als Achsenabschnitt der Ordinate abgelesen werden. Es gilt: (L)total (A)total · FS = υ Die Konzentration des freien Liganden errechnet sich als: (L) = (L)total – FS · (L)total Stammt das Signal vom Akzeptor, so gilt: υ = FS und die Konzentration des freien Liganden errechnet sich nach (L) = (L)total – FS · (A)total Die Bindung von [atc-Mg]+ (L) durch den dimeren Akzeptor Tet Repressor (A) kann durch die beiden Gleichungen (1) und (2) beschrieben werden: A + L = AL1 (1) AL1 + L = AL2 (2) Für jede dieser Reaktionen kann eine Gleichgewichstkonstante K formuliert werden: (AL1) (A) · (L) = K1 (3) (AL2) (AL1) · (L) = K2 (4) Durch Umstellen der Gleichungen und Auflösen nach den Liganden-gebundenen Spezies entstehen die Gleichungen (5) und (6). (AL1) = K1 · (A) · (L) (AL2) = K2 · (AL1) · (L) = K1 · K2 · (A) · (L)2 (5) (6) Ausgehend von den Gleichungen (1) bis (6) kann der Anteil an gebundenem Ligand υ formuliert werden (7). Durch Umformen erhält man Gleichung (8), nach der die Bindefunktion berechnet werden kann. 33 3. Material und Methoden (AL1) · 2(AL2) (A) + (AL1) + (AL2) =υ K1 · L · (1 + K2 · L) 1 + K1 · L · (1 + K2 · L) =υ (7) (8) Diese Gleichung wurde für die Auswertung der Titrationen von Ligand mit Akzeptor zur Berücksichtigung von kooperativer Bindung verwendet. 3.3.6.9 Bestimmung von Gleichgewichtskonstanten von [tcX-Mg]+ mit TetR durch Titration mit Mg2+ Bei der Fluoreszenztitration von TetR-atc mit Mg2+ wurde ein EDTA haltiger Puffer verwendet. In diesem Fall wird die Konzentration des freien Liganden Mg2+ durch die Komplexierung durch EDTA bestimmt. Die Auswertung erfolgte wie in (Scholz, 2002) beschrieben. EDTA haltige Pufer erlauben die Einstellung freier Mg2+ Konzentrationen zwischen 10-9 M und 10-2 M. Da EDTA eine vierprotonige Säure ist und nur das komplett deprotonierte Anion A4- als Akzeptor wirkt, hängt die Komplexkonstante vpm pH ab. Für diese Gleichgewichtskonstante gilt: K` = KβA βA ist der Anteil an freiem A4- an der EDTA Gesamtkonzentration und wurde nach (Kunze, 1996) zu 1 βA c2(H+) = K3 · K4 c(H+) + K4 errechnet. Dabei ist c(H+) der pH des Puffers. Für die Konstanten der Proteolysegleichgewichte K3 und K4 von EDTA wurden dazu die Werte pK3 = 6.12 und pK4 = 10.34 eingesetzt. Bei einem pH von 8.0 erhält man K` = 2.25 x 107 M-1. Die frei vorliegenden Mg2+ Mengen erechneten sich unter Berücksichtigung der obigen Gleichungen wie folgt: 2+ c(Mg ) = 0.5 · 3.3.6.10 1 K´ 2+ + ctota(Mg ) – ctotal(EDTA) + 1 K` 2 2+ - (ctotal(Mg ) + ctotal(EDTA)) +4· ctota(Mg2+) K` DNA-Verzögerungsanalysen Oligonukleotide mit komplementären Sequenzen wurden in Millipore gelöst und im molaren Verhältnis 1 : 1 in 70 mM Tris-HCl pH8.0, 10 mM MgCl2 gemischt. Die Hybridisierung erfolgte 2 min. bei 94°C und durch anschließendes abkühlen auf Raumtemperatur über einen Zeitraum von mindestens 2 Stunden und wurde anschließend auf einem 8 % PAA Gel überprüft. Für die Gelmobilitätsanalysen wurden 6 pmol tet Operator tragendes DNA Fragment (tetO) mit steigenden Mengen an TetR in 1 x Komplexpuffer mit und ohne 0.1 mM atc oder 4-ddma mindestens 15 Minuten bei Raumtemperatur im Dunkeln inkubiert. Das Volumen des 34 1/2 3. Material und Methoden Reaktionsansatzes betrug immer 15 μl und wurde mit 5 μl nativem Auftragepuffer versetzt. Die Auftrennung erfolgte auf einem 8 % nativem PAA Gel bei 100 V für ca. 1.5 Stunden im Dunkeln. Die DNA wurde durch anfärben mit Ethidiumbromid sichtbar gemacht. 3.3.6.11 Oberflächenplasmonenresonanz Die Messungen wurden an dem Gerät BIAcore XTM der Firma Pharmacia Biosensor AB durchgeführt. Das Analysenprinzip beruht auf der Nutzung eines optischen Biosensors. Die Basis eines Biosensors bildet die Kopplung eines biologisch sensitiven Elements (Ligand) mit einem Signalwandler. Der Signalwandler koppelt bei Reaktion oder Wechselwirkung des Liganden mit einer zu untersuchenden Komponente (Analyt) ein der Bindung proportionales Signal aus, das bei der Messung verfolgt wird. Zur Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen den Komplexkomponenten muss eine von diesen als Ligand am Biosensor immobilisiert werden. Zur Messung wird der in Gerätepuffer gelöste Analyt in einem kontinuierlichen Fluss über die Oberfläche des Biosensors geleitet, an der sich der Ligand befindet. Als Ligand wurde biotinylierte tet Operator Sequenz (Kapitel 3.1.6) in Flusszelle 2 und eine randomisierte, nicht-palindromische Sequenz in Flusszelle 1 als Referenz gekoppelt. Für Messungen unter Gleichgewichtsbedingungen wurden ca. 1000 RU DNA gekoppelt, für kinetische Messungen zwischen 100 und 120 RU. Konzentrationen von atc, MgCl2 und TetR sind in Kapitel 4.2.7 zusammengefasst und wurden für jedes Protein bestimmt. Als Gerätepuffer wurde HBS-EP Puffer verwendet. Die Gerätebedienung erfolgte gemäß den Angaben des Herstellers. Kinetiken und die daraus resultierenden Gleichgewichtskonstanten wurden mit dem Programm BIAevaluation 3.0 ausgewertet und bestimmt. Die Auswertung der Gleichgewichtsmessungen erfolgte über einen Scatchard Plot. Req bezeichnet die Komplexkonzentration von mit tetO gesättigtem TetR. Es gilt: Req = (RI · D) RI = TetR-[atc-Mg]+2; D = tetO Die Komplexkonzentration wurde direkt durch das Differenzsensorgramm im Gleichgewicht bestimmt. Die Konzentration an freiem Analyten (RI) entspricht der Konzentration an freiem Analyten im Puffer, da dieser während des Flusses ständig erneuert wird. Die Bindekapazität von tetO entspricht der gesamten Menge an gekoppelter DNA (D0). Die Konzentration an freiem Liganden ist (D), und die an gesättigtem Liganden (Deq). Es gilt: (D) = (D0) – (Deq) Da die Konzentration von gesättigter DNA und gesättigtem TetR gleich ist, gilt: (D) = (D0) –(Req) Die gesamte Bindekapazität von TetR (Rmax) entspricht der maximal zu bindenden Menge an DNA: (Rmax) = (D0); (D) = (Rmax) – (Req) Die Differenz zwischen der gesamten 35 Oberflächenbindekapazität und dem 3. Material und Methoden Gleichgewichtssignal entspricht der Konzentration an freiem Liganden (D). Da (RI-D) (RI) · (D) = KA erhält man durch einsetzen Req (RI) · [Rmax – Req] = KA Nach Umformen: Req (RI) = KA · Rmax – KA · Req Die Scatchard-Gleichung entspricht einer Geradengleichung, aus der KA direkt ermittelt werden kann. 3.3.6.12 Stabilitätsmessungen Die thermodynamische Stabilität von revTetR und revTetR-[atc-Mg]+2 Komplexen wurde mit Hilfe der Harnstoff-abhängigen Denaturierung bestimmt. Die Entfaltung wurde über Fluoreszenz wie beschrieben verfolgt (Schubert et al., 2001; Schubert et al., 2004). Die Proteine wurden in 1 x F-Puffer mit unterschiedlichen Harnstoffkonzentrationen bei 22°C mindestens 14 Stunden inkubiert. Bei Ansätzen mit atc fand die Inkubation im Dunkeln statt. Zur Herstellung einer 10 M Harnstofflösung wurden 1.1 g Harnstoff pro 1 g F-Puffer eingewogen, gelöst, der pH mit HCl auf 7.5 eingestellt und der ganze Ansatz steril filtriert. Die genaue Harnstoffkonzentration der einzelnen Proben wurde über den Brechungsindex nach folgender Gleichung bestimmt: c(Harnstoff) = 117.66 · Δn + 29.753 · Δn2 + 185.56 · Δn3 wobei Δn die Differenz der Brechungsindizes der jeweiligen Lösungen mit und ohne Harnstoff ist. Die Harnstofflösungen wurden jeden Tag frisch angesetzt. Zur Analyse der Harnstoffabhängigen Denaturierungskurven wurde das Zwei-Stufen-Modell angewendet (Kapitel 4.2.5). Bei diesem gilt für alle Punkte der Kurve, dass nur natives, dimeres Protein (D) und denaturiertes Monomer (M) in signifikanten Konzentrationen vorhanden sind. Für die Denaturierung eines dimeren Proteins gilt: D 2M Die Gleichgewichtskonstante der Entfaltung Ku ist definiert als Ku = (M)2 / (D) (I) Die Konzentration der einzelnen Konformationen an jedem Punkt ist definiert durch: (M) = Pt · fu (II) 36 3. Material und Methoden (D) = ½ Pt · [1-fu] = ½ Pt · fN (III) Dabei stellt Pt die totale Proteinkonzentration in Monomer und fu bzw. fN den Anteil an ungefalteten bzw. gefalteten Protein dar. Durch Kombination der Gleichungen (I) bis (III) kann die Gleichgewichtskonstante Ku durch messbare Größen ausgedrückt werden: Ku = 2 · Pt · fu2/fN Die Grundlinien der Übergangskurve wurden auf 100 % bzw. 0 % normiert und gegen die Harnstoffkonzentrationen aufgetragen. Die freie Energie der Entfaltung ΔG0u für eine dem Zwei-Stufen-Modell folgende Denaturierung ist linear abhängig von der Harnstoffkonzentration (Pace, 1986). ΔG0u = ΔG0u(H2O) – m(Harnstoff) = -R · T · lnKu Der Schnittpunkt mit der y-Achse liefert den ΔG0u(H2O) Wert. Die Harnstoffkonzentration, bei der die Hälfte des Proteins in denaturiertem Zustand vorliegt, lässt sich anhand der Gleichung (IV) ermitteln: (Harnstoff)1/2 = - [(lnPt) · R · T + ΔG0u(H2O)] / m (IV) Dabei ist m die Steigung der Geraden, die durch Auftragung der Werte für ΔG0u zu jeder Harnstoffkonzentration gegen die Harnstoffkonzentration definiert wird. R ist die allgemeine Gaskonstante und T die absolute Temperatur in Kelvin. 3.3.6.13 Oxidation von TetR Proteinen Die Oxidation cysteinhaltiger Proteine durch Sauerstoff wurde durch Cu-(II)-Phenanthrolin katalysiert (Kobashi, 1968). Die Proteinstammlösung wurde hierzu in 1 x Oxidationspuffer auf die geforderte Konzentration verdünnt, mit dem vorher bestimmten Volumina Cu-(II)Phenanthrolin versetzt und 10 min. bei Raumtemperatur inkubiert. Die eingesetzten Konzentrationen an Cu-(II)-Phenanthrolin wurden empirisch ermittelt. Dazu wurden 100 pmol TetR Monomer mit steigenden Mengen Cu-(II)-Phenanthrolin gemischt, inkubiert und auf einem 10 %-nicht-reduzierenden SDS-Gel analysiert. Es wurden solche Konzentrationen ausgewählt, bei denen ca. die Hälfte des Proteins über Disulfidbrücken verknüpft ist. 37 4. Ergebnisse 4 Ergebnisse 4.1 Tet Repressoren mit veränderter Induktorerkenung Die Basis für die Suche nach neuen Induktorspezifitäten von TetR sind Tetracyclin-Derivate, denen die 4-Dimethylaminogruppe fehlt. Diese sind keine Induktoren für den Wildtyp Tet Repressor mehr und zeigen nur geringe antibiotische Aktivität (Lederer et al., 1996). Durch in vitro Evolution konnte eine TetR Variante (TetRi1: H64K S135L) identifiziert werden (Scholz et al., 2003), die nicht mehr durch den natürlichen Induktor Tetracyclin, dafür aber durch ein Tetracyclinderivat dem die 4-Dimethylaminogruppe fehlt (cmt3) induziert wird (siehe Abbildung 4.1 für einen Vergleich der Strukturen). Es konnte jedoch keine Differenzierung bezüglich der sehr viel potenteren Induktoren Anhydrotetracyclin (atc) und Doxycyclin (dox) erhalten werden. Folglich handelt es sich hier nur um eine unvollständige Induktorspezifität. Ziel dieses Projektes war es deshalb, die Induktorspezifität von TetR durch Einführung neuer Mutationen zu verbessern oder basierend auf der TetR Doppelmutante, TetRi1, eine Differenzierung zu atc und dox zu erreichen. H3C OH H H3C H N CH3 CH3 H3C H OH N OH NH2 OH O OH OH O NH2 O OH Tetracyclin (tc) CH3 H CH3 H3C CH3 OH N H H OH CH3 OH OH O O NH2 O OH Anhydrotetracyclin (atc) OH OH O O Doxycyclin (dox) H OH H OH NH2 OH OH O OH O NH2 O 4-De-dimethylamino-Anhydrotetracyclin (4-ddma) O OH O OH OH O O 4-Dedimethylamino-6-demethyl-6-deoxytetracylin (cmt 3) Abb 4.1 Vergleich der Struktur der verwendeten Tetracyclin-Derivate. Gezeigt sind Tetracyclin (tc), Anhydrotetracyclin (atc), Doxycyclin (dox), 4-De-dimethylaminoanhydrotetracyclin (4-ddma) und 4-De-dimethylamino-6-demethyl-6-deoxytetracyclin (cmt3). Da das Tetracyclinderivat cmt3 zu Beginn dieser Arbeit nicht zugänglich war, wurde in einer Kooperation mit dem Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie von Prof. Gmeiner das Derivat 4- 38 4. Ergebnisse ddma zur Verfügung gestellt. Beiden Substanzen fehlt die 4-Dimethylaminogruppe, jedoch basiert 4-ddma auf dem atc Grundgerüst, während es sich bei cmt3 um ein 6-demethyl-6deoxy-Tetracyclin-Derivat handelt (Abbildung 4.1). In in vivo und in vitro Untersuchungen zeigten sich jedoch gleiche Eigenschaften bezüglich Induktion und Bindung von TetR und TetRi1. 4.1.1 Mutagenese der Position 82 in TetR Die Aminosäure N82 bildet eine Wasserstoffbrücke mit dem Sauerstoff des A-Rings des Tetracyclins und eine direkt zum Stickstoff der 4-Dimethylaminogruppe (Hinrichs et al., 1994; Kisker et al., 1995). N82 spielt eine wichtige Rolle für die Induktorbindung. Mutationen können zu verschlechterter Induktion oder vollständig fehlender Induzierbarkeit führen (Hecht et al., 1993; Müller et al., 1995; Smith and Bertrand, 1988). Durch die direkten Kontakte zu der 4Dimethylaminogruppe wäre es denkbar, dass durch Einführung anderer Seitenketten eine Spezifität für 4-ddma erzeugt werden könnte. M. Köstner konstruierte bereits in seiner Diplomarbeit ein Plasmidgemisch, das zufällige Mutationen von N82 in TetR trägt. Dabei wurde nur eine Mutante, N82F, gefunden, die einen induktionsdefekten Phänotyp zeigt. Die PCR-Mutagenese wurde deshalb wiederholt und in einem in vivo Auswahlverfahren nach Kolonien gesucht, die eine 4-ddma induzierte Expression der β-Galaktosidase zeigen. Dafür wurde E. coli WH207/pWH414 (Wissmann and Hillen, 1991) mit dem Plasmidgemisch transformiert und auf Minimalmedium mit X-Gal und 0.4 μM 4-ddma nach blauen Kolonien gesucht. Unter 300 untersuchten Kolonien konnten keine positiven Kandidaten gefunden werden. Um zu überprüfen, ob sich überhaupt Mutationen in dem Plasmidgemisch befinden, wurden zufällig Kolonien ausgewählt und die Plasmide sequenziert. Es konnten aus 48 sequenzierten Kandidaten sechs unterschiedliche Mutationen erhalten werden. Die in vivo Aktivität der Mutanten wurde in E. coli WH207/λtet50 (Wissmann and Hillen, 1991) durch Messung der β-Galaktosidase-Aktivität bestimmt und ist in Tabelle 4.1 zusammengefasst. Alle erhaltenen Mutationen führen zu einem vollständigen Verlust der Induzierbarkeit mit allen getesteten Tetracyclin-Derivaten. 39 4. Ergebnisse 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM Repression atc tc 4-ddma wtTetR 1.1 ± 0.1 82 ± 5 65.8 ± 0.5 1.1 ± 0.1 N82F 1.0 ± 0.1 1.0 ± 0.1 1.5 ± 0.1 1.1 ± 0.1 N82W 1.0 ± 0.1 1.2 ± 0.1 1.4 ± 0.1 0.9 ± 0.1 N82R 1.0 ± 0.1 1.7 ± 0.1 1.4 ± 0.1 1.2 ± 0.1 N82A 1.0 ± 0.1 1.7 ± 0.1 1.4 ± 0.1 1.1 ± 0.1 N82L 1.0 ± 0.1 1.3 ± 0.1 1.1 ± 0.1 1.1 ± 0.1 N82S 1.0 ± 0.1 1.5 ± 0.1 1.1 ± 0.1 1.1 ± 0.1 TetR Variante Tab. 4.1 Repression und Induzierbarkeit von TetR Mutanten mit Austauschen an Position N82. Die Messung wurde in E. coli WH207/λtet50 durchgeführt. Alle tetR Allele sind auf pWH1411 codiert. Die Anzucht der Zellen erfolgte bei 37°C in LB-Medium mit oder ohne 0.4 μM Induktor. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100 % gesetzt 4.1.2 Mutagenese der Position 135 in TetR Die Mutation S135L führt in TetR zu einer relaxierten Induktorspezifität (Scholz et al., 2003), d.h. es werden tc, atc und dox erkannt und es können zusätzlich auch Tetracycline ohne die 4Dimethylaminogruppe zur Induktion führen. In der TetR Kristallstruktur zeigt sich für S135 kein direkter Kontakt zu Tetracyclin (Hinrichs et al., 1994; Kisker et al., 1995), sondern es befindet sich in der zweiten Schale um die Tetracyclin-Bindetasche. Der Einfluss auf die Induktorerkennung muss folglich durch indirekte Effekte ausgelöst werden, zum Beispiel durch Beeinflussung anderer, tc-kontaktierender Aminosäuren. Um die Auswirkung anderer Aminosäure-Seitenketten als der von Leucin an dieser Position auf die Induktorerkennung zu untersuchen und gegebenenfalls eine bessere Differenzierung zwischen atc/dox und 4-ddma zu erhalten wurde das Codon für S135 über zweistufige PCR-Mutagenese randomisiert und der Phänotyp der unterschiedlichen Aminosäure-Austausche in vivo untersucht (siehe Tab. 4.2). Die Bestimmung der Induzierbarkeit erfolgte in E. coli WH207/λtet50 (Wissmann et al., 1991), der mit den unterschiedlichen TetR Mutanten, die auf pWH1411 (Scholz et al., 2003) codiert sind, transformiert wurde. 40 4. Ergebnisse 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM Repression atc tc dox 4-ddma wtTetR 1.1 ± 0.1 82 ± 5 65.8 ± 0.5 72 ± 10 1.1 ± 0.1 S135A 40 ± 12 86 ± 6 68 ± 10 92 ±3 53 ± 0.2 S135G 0.8 ± 0.1 S135L 0.8 ± 0.1 70 ± 2 41 ± 2 81 ± 3 35 ± 2 S135I 0.8 ± 0.1 61 ± 2 68 ± 7 74 ± 5 39 ± 0.1 S135V 0.8 ± 0.1 69 ± 9 54 ± 12 81 ± 5 11 ± 2 S135H 0.8 ± 0.1 71 ± 4 33 ± 7 92 ± 6 1.0 ± 0.1 S135T 0.8 ± 0.1 S135Q 0.8 ± 0.1 75 ± 8 37 ± 6 78 ± 0.3 1.0 ± 0.1 S135Y 0.8 ± 0.1 70 ± 2 7±2 80 ± 18 1.0 ± 0.1 S135N 0.8 ± 0.1 34 ± 7 1.1 ± 0.1 S135P 66 ± 3 65 ± 2 91 ± 0.1 S135W 0.8 ± 0.1 26 ± 9 1.2 ± 0.1 TetR Variante 23 ± 9 1.1 ± 0.1 34 ± 1 1.5 ± 0.1 Tab. 4.2 Repression und Induzierbarkeit von TetR Mutanten mit Austauschen an Position S135. Die Messung wurde in E. coli WH207/λtet50 durchgeführt. Alle tetR Allele sind auf pWH1411 codiert. Die Anzucht der Zellen erfolgte bei 37°C in LB-Medium mit oder ohne 0.4 μM Induktor. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100 % gesetzt. Acht der zwölf Aminosäure-Austausche zeigen nahezu den Ausgangsphänotyp. Die Mutationen S135A und S135P führen zu stark verminderter Repression. Die Erkennung von 4ddma scheint vor allem durch hydrophobe Aminosäurereste an Position 135 vermittelt zu werden. Die Mutation S135I erhöht die Induktion durch 4-ddma auf 11 %, S135V auf 39 % und S135L auf 35 %. Es konnte jedoch keine Mutante isoliert werden, die eine Diskriminierung zwischen 4-ddma und tc, atc oder dox aufweist. Da für S135L die Kombination mit dem Austausch H64K zu einer Diskriminierung zwischen 4ddma und tc führt (Scholz et al., 2003), wurden S135I und S135V ebenfalls mit der Mutation H64K kombiniert. Die Ergebnisse der β-Galaktosidase-Aktivitätsmessung sind in Tabelle 4.3 zusammengefasst. 41 4. Ergebnisse 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM TetR Variante Repression atc tc dox 4-ddma wtTetR 1.1 ± 0.1 82 ± 5 65.8 ± 0.5 72 ± 10 1.1 ± 0.1 H64K 0.8 ± 0.1 7.1 ± 0.4 0.9 ± 0.1 1.7 ± 0.1 5.3 ± 0.1 S135L 0.8 ± 0.1 70 ± 2 41 ± 2 81 ± 3 35 ± 2 S135I 0.8 ± 0.1 61 ± 2 68 ± 7 74 ± 5 39 ± 0.1 S135V 0.8 ± 0.1 69 ± 9 54 ± 12 81 ± 5 11 ± 2 H64K S135L 1.1 ± 0.1 67 ± 3 4.6 ± 2 59 ± 1 97 ± 9 H64K S135I 1.0 ± 0.1 87 ± 1 3.4 ± 0.1 57 ± 1 72 ± 3 H64K S135V 0.7 ± 0.1 58 ± 4 4.1 ± 0.1 31 ± 0.3 79 ± 3 Tab. 4.3 Repression und Induktionseigenschaften der Kombinationen von S135L, S135I und S135V mit H64K. Die β-Galaktosidase-Aktivitätsmessung erfolgte in E. coli WH207/λtet50. Alle tetR Allele sind auf pWH1411 codiert. Die Messung wurde in An- und Abwesenheit von 0.4 μM Induktor durchgeführt und die Expression der β-Galaktosidase ohne TetR als 100 % gesetzt. Die Kombination mit dem Austausch H64K führt für alle drei Mutationen, S135L, S135I und S135V, zu verbesserter Induktion durch 4-ddma und stark reduzierter tc Erkennung. Den besten Phänotyp zeigt jedoch die Doppelmutante H64K S135L mit einer Induktion von 97 % durch 4-ddma und 21-fach erniedrigter Induktion durch tc. Somit konnten keine Mutanten mit verbesserten Phänotypen erhalten werden. 4.1.3 Verbesserung der Induktorspezifität von TetRi1 durch Mutagenese von Aminosäuren nahe der 4-Dimethylaminogruppe Weder H64 noch S135 befinden sich in der Kristallstruktur in direkter Nähe zu der 4Dimethylaminogruppe (Hinrichs et al., 1994; Kisker et al., 1995; Orth et al., 1998a; Orth et al., 1999). Durch Einführung von großen Aminosäuren an Positionen in TetRi1, die in der Kristallstruktur in direkter Nähe zu der 4-Dimethylaminogruppe liegen, sollte durch direkte sterische Hinderung eine verbesserte Induktorspezifität erzeugt werden. Dazu wurde in der TetR Kristallstruktur nach Aminosäuren gesucht, die weniger als 4 Å von der 4Dimethylaminogruppe entfernt sind (Hinrichs et al., 1994; Kisker et al., 1995) (siehe Abbildung 4.2). 42 4. Ergebnisse S135 S138 I134 N82 H64 Abb. 4.2 Lage der Aminosäuren H64, N82, I134, S135 und S138 relativ zu Tetracyclin in der TetR (D) Kristallstruktur (Hinrichs et al., 1994). H64 und S135 sind in rot dargestellt, N82, I134 und S138 in gelb. Die Wasserstoffbrücken zwischen N82 und Tetracyclin sind als violette Striche und die hydrophoben Kontakte von I134 und S138 als blaue Striche skizziert.. I134 bildet hydrophobe Wechselwirkungen mit der Methylgruppe an Position 6 des C-Rings des Tetracyclins und S138 ist in hydrophober Wechselwirkung mit der 4- Dimethylaminogruppe. Auch F86 ist weniger als 4 Å von der 4-Dimethylaminogruppe entfernt. Da es sich bei Phenylalanin jedoch bereits um eine große Aminosäure handelt wurde auf die Einführung eines nur geringfügig größeren Restes wie Tryptophan verzichtet. N82 ist ebenfalls in direkter Nähe zu der 4-Dimethylaminogruppe und bildet, wie bereits in Kapitel 4.1.1 beschrieben, zwei Wasserstoffbrücken zu tc aus. 4.1.3.1 Einfluss von Tryptophanaustauschen an den Positionen 82, 134 und 138 auf die Induktorerkennung von TetRi1 Die Aminosäuren N82, I134 und S138 wurden einzeln und in Kombination miteinander gegen Tryptophan ausgetauscht, in pWH1411-tetRi1 kloniert und in E. coli WH207/λtet50 auf ihre Induzierbarkeit in vivo überprüft (Tab. 4.4). 43 4. Ergebnisse 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM TetR Variante Repression atc tc 4-ddma wtTetR 0.4 ± 0.1 95 ± 3 65 ± 2 0.5 ± 0.1 TetRi1 1.8 ± 0.3 86 ± 6 1.3 ± 0.1 96 ± 9 TetRi1-N82W 0.2 ± 0.1 0.7 ± 0.1 1 ± 0.1 4.4 ± 0.2 TetRi1-I134W 5 ± 0.4 58 ± 3 7.5 ± 0.2 12 ± 8 TetRi1-S138W 0.2 ± 0.1 0.9 ± 0.1 1.1 ± 0.1 5 ± 0.5 TetRi1-N82W I134W 4.6 ± 1.2 1.4 ± 0.1 3.1 ± 0.4 3.9 ± 0.9 TetRi1-N82W S138W 2.8 ± 0.2 66 ± 3 30 ± 3 24 ± 10 Tab. 4.4 Repression und Induzierbarkeit von TetRi1 Tryptophanmutanten mit atc, tc und 4-ddma. Die Messungen wurden in E. coli WH207/λtet50 bei 37°C mit und ohne 0.4 μM Induktor durchgeführt. Alle tetR Allele sind auf pWH1411 codiert. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100 % gesetzt. Die Mutation I134W führt zu einer fünffach besseren Induktion mit atc verglichen zu 4-ddma, während die Einführung von Tryptophanresten an den Positionen 82 und 138 zu einer vier- bis fünffach besseren Induktion mit 4-ddma im Vergleich zu atc führt. Folglich zeigen TetRi1-N82W und TetRi1-S138W den erwünschten Phänotyp, jedoch nur mit stark erniedrigten Induktionsfaktoren. Im nächsten Schritt wurde deshalb eine Randomisierung der beiden Positionen durchgeführt. 4.1.3.2 Mutagenese der Codons für N82 und S138 in TetRi1 Die Codons für N82 und S138 wurden durch zweistufige PCR-Mutagenese randomisiert und in pWH1925-tetRi1 bzw. pWH1411-tetRi1 kloniert. Für das in vivo Auswahlverfahren wurde E. coli WH207/λtet50, ein Stamm mit einer chromosomalen tetA:lacZ-Fusion, verwendet. Es wurde auf McConkey-Platten mit 0.4 μM 4-ddma nach roten Kolonien gesucht, um Expression von β-Galaktosidase identifizieren zu können. Positive Kolonien wurden auf McConkey mit 0.4 μM atc, 0.4 μM 4-ddma und ohne Induktor ausgestrichen und ein weiteres Mal vereinzelt. Nach erneuter Bestätigung des Phänotyps wurde das Plasmid präpariert und sequenziert. Zusätzlich wurden zufällig Kolonien ausgesucht und sequenziert um die Variabilität der Mutantengemische zu überprüfen. Insgesamt wurden 11 Mutanten mit Austauschen an Position 82 erhalten und 13 mit 44 4. Ergebnisse Mutationen von S138. Die TetR Varianten wurden auf ihre Induzierbarkeit durch 4-ddma, atc und tc in vivo untersucht. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.5 für Mutationen an Position 82 und in Tabelle 4.6 für Mutationen von S138 zusammengefasst. 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM TetR Variante Repression atc tc 4-ddma wtTetR 1.1 ± 0.1 82 ± 5 65.8 ± 0.5 1.1 ± 0.1 TetRi1 1.1 ± 0.1 67 ± 3 4.6 ± 2 65 ± 9 TetRi1–N82G 1.1 ± 0.1 39 ± 1 1.1 ± 0.1 28 ± 2 TetRi1–N82T 0.9 ± 0.1 57 ± 2 1.1 ± 0.1 38 ± 2 TetRi1–N82S 0.9 ± 0.1 14 ± 1 2.0 ± 0.9 4.6 ± 0.6 TetRi1–N82V 1.0 ± 0.1 1.6 ± 0.1 1.1 ± 0.1 8.4 ± 0.4 TetRi1–N82L 0.9 ± 0.1 1.7 ± 0.2 1.4 ± 0.3 2.7 ± 2 TetRi1–N82I 1.0 ± 0.1 1.8 ± 0.1 0.8 ± 0.1 8.4 ± 1.3 TetRi1–N82M 0.9 ± 0.1 0.9 ± 0.1 0.8 ± 0.1 6.8 ± 0.6 TetRi1–N82F 0.9 ± 0.1 1.0 ± 0.1 1.2 ± 0.3 1.3 ± 0.2 TetRi1–N82W 0.3 ± 0.1 0.7 ± 0.1 0.6 ± 0.5 4 .4 ± 0.2 TetRi1–N82E 0.9 ± 0.1 11 ± 2 1.5 ± 0.9 2.2 ± 0.2 TetRi1–N82Q 1.00 ± 0.1 1.1 ± 0.1 0.8 ± 0.1 1.9 ± 0.1 Tab. 4.5 Repression und Induzierbarkeit von TetRi1 Varianten mit Mutationen von N82. Die Messungen wurden mit 0.4 μM atc, tc und 4-ddma durchgeführt. E. coli WH207/λtet50, wurde mit den tetR Allelen, die auf pWH1925 codiert sind, transformiert. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100 % gesetzt. Alle Austausche an Position 82 führen in TetRi1 zu erniedrigter Induktion mit allen TetracyclinDerivaten. TetRi1-N82G, -N82E, -N82S und -N82T zeigen verschlechterte Induktion durch atc und 4-ddma aber keine Induktion durch tc. N82L, N82F und N82Q führen zu vollständig induktionsdefekten Phänotypen. TetRi1-N82V, -N82I, -N82M und -N82W resultieren in Proteinen mit stark reduzierter Induktion aber einer verbesserten Spezifität für 4-ddma im Vergleich zu atc. Jedoch erreicht das Induktionsniveau nur 15 % der Höhe der Ausgangsmutante TetRi1. 45 4. Ergebnisse 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM TetR Variante Repression atc tc 4-ddma wtTetR 1.1 ± 0.1 92 ± 5 65.8 ± 0.5 1.1 ± 0.1 TetRi1 1.1 ± 0.1 90 ± 1 8.0 ± 0.7 96 ± 2 TetRi1–S138A 0.9 ± 0.1 80 ± 2 2.4 ± 0.1 83 ± 3 TetRi1–S138G 3.3 ± 0.6 100 ± 1 16 ± 1.0 92 ± 3 TetRi1–S138T 0.8 ± 0.1 79 ± 3 3.9 ± 0.3 84 ± 3 TetRi1–S138C 1.2 ± 0.1 54 ± 4 8.7 ± 0.4 75 ± 3 TetRi1–S138V 2.2 ± 0.2 56 ± 3 3.9 ± 1.0 86 ± 5 TetRi1–S138L 1.4 ± 0.1 2 ± 0.1 1.2 ± 0.1 8.0 ± 0.1 TetRi1–S138I 2.9 ± 0.3 7 ± 0.1 2.5 ± 1.4 97 ± 2 TetRi1–S138P 62 ± 1 75 ± 2 79 ± 2 67 ± 2 TetRi1–S138W 0.2 ± 0.1 0.9 ± 0.1 0.6 ± 0.1 5 ± 0.5 TetRi1–S138D 1.5 ± 0.8 54 ± 2 2.5 ± 0.8 88 ± 7 TetRi1–S138Q 1.1 ± 0.1 83 ± 4 1.5 ± 0.2 81 ± 2 TetRi1–S138H 1.4 ± 0.1 96 ± 3 10 ± 2 95 ± 3 TetRi1–S138R 5.1 ± 0.3 6.5 ± 0.2 5.7 ± 0.2 4.9 ± 0.4 Tab. 4.6 Repression und Induzierbarkeit von TetRi1 Varianten mit Mutationen an Position 138. Die Messungen wurden in E. coli WH207/λtet50 in Anwesenheit von 0.4 μM atc, tc, 4-ddma oder ohne Induktor durchgeführt. Alle tetR Allele sind auf pWH1411 codiert. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100 % gesetzt Mutationen an Position 138 zeigen weniger starke Auswirkungen auf die Induzierbarkeit als solche von N82. Austausche zu kleinen Seitenketten wie in S138A und S138G, zu polaren Seitenketten in S138T und S138Q und die Mutation S138H führen zu keiner oder nur einer schwachen Änderung der Induktorerkennung. Kein Einfluss auf die Induktion durch 4-ddma aber ein schwacher Effekt auf die Induzierbarkeit mit atc wird durch die Mutationen S138C, D und V ausgelöst, während P oder S zu einem fast vollständigen Verlust der Repression führen. Der Austausch S138R führt zu erniedrigter Induzierbarkeit mit allen TetracyclinDerivaten. Der deutlichste Effekt wird durch hydrophobe Seitenketten an Position 138 ausgelöst. S138V führt zu schwach verringerter Induktion mit atc, S138L und S138W 46 4. Ergebnisse erniedrigen die Induzierbarkeit durch atc, aber gleichzeitig auch die Erkennung von 4-ddma. Als einzige Mutante mit dem erwarteten Phänotyp wurde TetRi1-S138I gefunden. Die Induktion in Gegenwart von atc wird auf 2.5 % verringert, während kein Einfluss auf die 4-ddma Erkennung zu sehen ist. Somit zeigt die Dreifachmutante H64K S135L S138I mit einer 39-fach besseren Induktion durch 4-ddma im Vergleich zu atc einen deutlich verbesserten induktorspezifischen Phänotyp und wird deshalb im Folgenden auch als TetRi2 bezeichnet. 4.1.3.3 Untersuchung des Einflusses der einzelnen Mutationen in TetRi2 auf die Induktorerkennung Ausgehend von der Dreifachmutante TetRi2 wurden alle möglichen Einzel- und Doppelmutanten hergestellt und auf Induzierbarkeit mit den unterschiedlichen TetracyclinDerivaten untersucht. Der Effekt der Mutationen H64K und S135L auf die Induktorerkennung von TetR wurde bereits in pWH1411 untersucht (Scholz et al., 2003). Da es sich bei bei dem hier verwendeten Plasmid pWH1925 um ein Plasmid mit anderen Eigenschaften handelt, H64K S135L S138I S135L S138I H64K S138I H64K S135L S138I S135L H64K wt Ohne TetR TetR wurden die Austausche nochmals vermessen. Abb. 4.3 Western-Blot Analyse der Expression der TetR Varianten. Die Anzucht der Zellen erfolgte Analog zu den β-Galaktosidase-Aktivitätsmessungen. Zur Detektion wurde ein ein Gemisch monoklonaler TetR (BD) Antikörper verwendet. Es wurden 50 ng aufgereinigter TetR BD (TetR) und 50 μg Proteinrohextrakt der Mutanten aufgetragen. Als Leervektor wurde ein pWH1925-Derivat verwendet, das kein tetR Gen trägt. Die Western Blot Analyse zeigt keine Unterschiede bezüglich der intrazellulären ProteinExpression (Abbildung 4.3). Alle Unterschiede bezüglich Induktion und Repression bei der Analyse der in vivo Aktivität müssen folglich nicht auf reduzierte Proteinmengen zurückgeführt werden. 47 4. Ergebnisse 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM TetR Variante Repression atc tc dox 4-ddma wtTetR 0.9 ± 0.1 82 ± 5 44 ± 1 93 ± 3 1.1 ± 0.1 H64K 0.8 ± 0.1 7.1 ± 0.4 0.9 ± 0.1 1.7 ± 0.1 5.3± 0.1 S135L 0.8 ± 0.1 70 ± 2 41 ± 2 81 ± 3 35 ± 2 S138I 0.9 ± 0.1 54 ± 9 0.9 ± 0.1 19 ± 0.7 0.9 ± 0.1 H64K S135L 1.1 ± 0.1 67 ± 3 4.6 ± 2 59 ± 1 65 ± 9 H64K S138I 1.1 ± 0.1 1.3± 0.2 1.8 ± 0.2 2.5 ± 1.9 7.0 ± 0.4 S135L S138I 1.1 ± 0.1 77 ± 5 5.6 ± 2.7 69 ± 2 2.8 ± 0.2 H64K S135L S138I 1.6 ± 0.1 3.1 ± 0.4 2.2 ± 0.4 1.7 ± 0.1 57 ± 4 Tab. 4.7 Repression und Induzierbarkeit der Einzelmutanten und Kombinationen aus H64K, S135L und S138I. Die Messungen wurden in E. coli WH207/λtet50 in Anwesenheit von 0.4 μM atc, tc, dox, 4-ddma oder ohne Induktor durchgeführt. Alle tetR Allele sind auf pWH1925 codiert. Die Expression der βGalaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100 % gesetzt Die Einzelmutante S138I zeigt verringerte Induktion durch dox und atc, während mit 4-ddma keine Induktion erfolgt. Somit zeigt dieser Austausch den gewünschten Phänotyp, nämlich keinen Einfluss auf die Erkennung von 4-ddma aber Auswirkungen auf die atc, dox und tc Erkennung. Zusammen mit der Mutation H64K verstärkt sich dieser Effekt. H64K alleine führt zu einer fünffach stärkeren Induktion durch 4-ddma im Vergleich zum Wildtyp, während die Induktion durch atc stark erniedrigt, jedoch aber höher als die durch 4-ddma ist. Kombination mit S138I verringert die atc Induktion, beeinflusst jedoch nicht die 4-ddma Erkennung. Die Einführung der Mutation S135L in TetR führt zu relaxierter Induktorspezifität, d. h. die Mutation zeigt keinen Einfluss auf die atc oder tc Erkennung, erhöht aber gleichzeitig die Induktion durch 4-ddma 30-fach. Die Doppelmutante S135L S138I wird voll von atc und dox induziert, dabei jedoch schwächer durch tc und 4-ddma. Nur die Dreifachmutante TetRi2 zeigt den erwünschten Phänotyp. 4.1.4 In vitro Untersuchungen der TetR Mutanten Um die Bindung der Tetracyclin-Derivate in vitro zu untersuchen wurden die TetR Varianten in pWH610 umkloniert und über Kationenaustauscher-Chromatographie und Gelfiltration aufgereinigt (Ettner et al., 1996). Die Anzucht der Zellen erfolgte dazu bei 28°C. Die Aktivität 48 4. Ergebnisse der Proteine wurde durch Titration mit atc oder 4-ddma am Fluorimeter bestimmt (Takahashi et al., 1986). Die Berechnung der Bindekonstanten von [tcX-Mg]+ Komplexen mit TetR (KA) erfolgt über ein gekoppeltes Gleichgewicht (Scholz et al., 2000; Takahashi et al., 1991). Deshalb werden die Gleichgewichtskonstanten von tcX mit Mg2+ (KM) und die Mg2+-unabhängigen Bindekonstanten der Tetracyclin-Derivate mit TetR (KT) für die Auswertung benötigt. 4.1.4.1 Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von 4-ddma mit Mg2+ (KM) Die Gleichgewichtskonstante von 4-ddma an Mg2+ wurde über Absorptionsspektren mit steigenden MgCl2 Konzentrationen und Verfolgen der Änderung der UV-Absorption bei Bildung des [4-ddma-Mg]+-Komplexes bestimmt. Die Berechnung der Gleichgewichtskonstante wurde wie beschrieben durchgeführt (Scholz et al., 2000). Für die Bildung des [4-ddma-Mg]+ Komplexes gilt: 4-ddma + Mg2+ [4-ddma-Mg]+ c([4-ddma-Mg]+) c(4-ddma) · c(Mg2+) = KM Der erhaltene Wert ist zusammen mit den KM Werten für atc, cmt3 und dox in Tabelle 4.8 zusammengefasst. Die Bindekonstante von 4-ddma mit Mg2+ ist fünffach höher als die von atc und zweifach erhöht im Vergleich zu dox, jedoch um den Faktor zwei niedriger als die von cmt3. Tc-Derivat KM [x 103 M-1] 4-ddma-atc 17.5 cmt3 44* atc 3.4* dox 7.2* Tab. 4.8 Gleichgewichtskonstanten der verschiedenen Tetracyclin-Derivate mit Mg2+. * Werte aus (Scholz, 2002) 49 4. Ergebnisse 4.1.4.2 Bestimmung der Mg2+-unabhängigen Gleichgewichtskonstanten von Tetracyclinderivaten mit TetR Für atc wurde eine Bindung an TetR auch in Abwesenheit von divalenten Metallionen beschrieben (Scholz et al., 2000). Da es sich bei 4-ddma um ein atc Derivat handelt ist auch hier Mg2+-unabhängige Bindung zu erwarten. KT [x107 M-1] TetR Variante 4-ddma atc dox wtTetR <0.01 6.5* 5.3 S135L <0.01 338 51.6 S138I <0.01 1.7+ 0.8 H64K S135L 0.6 0.1 0.03 S135L S138I <0.01 16.1 11.6 H64K S135L S138I 0.4 <0.01 <0.01 Tab. 4.9 Gleichgewichtskonstanten von 4-ddma, atc und dox mit TetR Varianten in Abwesenheit von zweiwertigen Metallionen. * Wert aus (Scholz, 2002). Die Standardabweichungen liegen zwischen 10 % und 40 %, bei dem mit + markierten Wert lag die Standardabweichung bei 50 %. Die Werte <0.01 waren unter 1 x 105 M-1, was zu klein für eine Quantifizierung ist. Zur Quantifizierung der Gleichgewichtskonstanten wurden die TetR Varianten mit 4-ddma, atc oder dox in einem Puffer mit 1 mM EDTA titriert. Durch die hohe EDTA Konzentration wird die Konzentration an freien Mg2+ Ionen so gering, dass ein Beitrag zur Bindung ausgeschlossen werden kann. Die Auswertung der Bindekonstanten erfolgte wie beschrieben (Scholz et al., 2000). Die so erhaltenen Werte sind in Tabelle 4.9 dargestellt. Wie atc und dox zeigt auch 4-ddma Mg2+-unabhängige Bindung. Für die TetR Mutante S135L wurde eine 52-fach erhöhte Bindekonstante mit atc und ein 10-fach erhöhter Wert für dox im Vergleich zum Wildtyp TetR erhalten. Auch in Kombination mit S138I erhöht die Mutation S135L die Mg2+-unabhängige Bindung von atc und dox. 50 4. Ergebnisse 4.1.4.3 Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von [tcX-Mg]+ mit den TetR Varianten Für die Quantifizierung der Bindung der [tcX-Mg]+-Komplexe an die TetR Varianten wurden 1 μM, 0.1 μM, 0.01 μM oder 0.001 μM Induktor und ein 10 % molarer Überschuss TetR mit MgCl2 titriert. Es wurde der Fluoreszenzanstieg durch Bindung der [tcX-Mg]+ Komplexe in TetR verfolgt und die Bindekonstante wie beschrieben unter Berücksichtigung von KM und KT berechnet (Takahashi et al., 1991) (Scholz et al., 2000). Für die Bindung von [tcX-Mg]+ an TetR kann formuliert werden: TetR + [tcX-Mg]+ TetR-[tcX-Mg]+ c(TetR-[tcX-Mg)+) c(TetR) · c([tcX-Mg]+) = KA In Abbildung 4.4 sind Titrationskurven für die Bestimmung der [4-ddma-Mg]+ Bindung an TetR, TetR H64K, TetRi1 und TetRi2 graphisch dargestellt. Die Gleichgewichtskonstanten sind in Tabelle 4.10 zusammengefasst. 120 rel. Fluoreszenz 100 80 60 40 H64K S135L 20 H64K S135L S138I H64K 0 TetR (BD) -20 1e-10 1e-9 1e-8 1e-7 1e-6 1e-5 1e-4 1e-3 1e-2 1e-1 1e+0 c(Mg2+), M Abb. 4.4 Fluoreszenztitrationen mit MgCl2 zur Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von [4-ddma-Mg]+ mit TetR Varianten Die Kreise und Quadrate zeigen die relative gemessene Fluoreszenz und die zugehörigen Kurven den Fit für die Bindefunktion. Die Auswertung erfolgte nach (Scholz et al., 2000; Takahashi et al., 1991). Die entsprechenden Gleichgewichts-Bindekonstanten sind in Tabelle 4.9 zusammengefasst. Die Gleichgewichtskonstante von [4-ddma-Mg]+ an den Wildtyp TetR ist 4 x 105-fach geringer als die von [atc-Mg]+ und 5 x 104-fach als die von [dox-Mg]+. Im Gegensatz dazu ist die 51 4. Ergebnisse Affinität der Dreifachmutante H64K S135L S138I für [4-ddma-Mg]+ verglichen zum Wildtyp Protein 440-fach erhöht, während die [atc-Mg]+-Bindung 7 x 104-fach und die [dox-Mg]+ Affinität 2 x 104-fach erniedrigt ist. KA [x107 M-1] TetR Variante [4-ddma-Mg]+ [atc-Mg]+ [dox-Mg]+ wtTetR 0.3 119600 16700 H64K 4.9 42.5 19 S135L 75 240200 14600 S138I 0.5 252 578 H64K S135L 224 260 64 H64K S138I 6.2 0.7 0.7 S135L S138I 1.6 980 14020 H64K S135L S138I 132 1.7 0.9 Tab. 4.10 Gleichgewichtskonstanten von [tcX-Mg]+ Komplexen mit den TetR Varianten. Die Standardabweichungen liegen zwischen 10 % und 40 %. Die Einführung der Mutation S138I in die Ausgangsmutante TetRi1 führt zu deutlich erhöhter Spezifität. Die Affinität für [4-ddma-Mg]+ bleibt unverändert, während [atc-Mg]+ 150-fach und [dox-Mg]+ 70-fach schlechter gebunden wird. Diese Tendenz wird bereits bei der Einzelmutante S138I deutlich, die eine unveränderte [4-ddma-Mg]+ Bindekonstante, jedoch 470-fach erniedrigte [atc-Mg]+-Bindung aufweist. Wie bereits für [cmt3-Mg]+ und [tc-Mg]+ beschrieben (Scholz et al., 2003), zeigt die H64K Mutante reduzierte [atc-Mg]+- und [dox-Mg]+Bindung, aber 17-fach höhere [4-ddma-Mg]+ Affinität. Für S135L bestätigt sich die relaxierte Induktorspezifität: [4-ddma-Mg]+ wird 250-fach stärker als vom Wildtyp TetR gebunden, während die Affinität für [atc-Mg]+ zweifach erhöht und die für [dox-Mg]+ nicht beeinflußt wird. Für TetR H64K S135L lässt sich eine deutliche Summierung der Eigenschaften bezüglich der [tc-Mg]+-Bindung erkennen. Dies ist jedoch nicht der Fall für die [4-ddma-Mg]+, [atc-Mg]+ oder [dox-Mg]+ Bindung. Die Bindekonstanten der H64K S138I Mutante stimmen mit den in vivo Eigenschaften überein. Die [4-ddma-Mg]+ Affinität ist in der Doppelmutante leicht erhöht, während für [atc-Mg]+ und [dox-Mg]+ eine deutliche Reduktion ergibt. Das Protein mit den Mutationen S135L und S138I zeigt erhöhte [4-ddma-Mg]+-Bindung 52 4. Ergebnisse im Vergleich zu S138I, jedoch erniedrigte Affinität verglichen zu S135L, während sich die Bindung von [dox-Mg]+ nur schwach erniedrigt im Vergleich zu S135L, aber stark erhöht im Vergleich zu dem S138I Protein ist. Die Affinität von [atc-Mg]+ ist dreifach erhöht verglichen mit S138I, jedoch 330-fach erniedrigt im Vergleich zu S135L. Ein Vergleich der Gleichgewichtskonstanten der Einzelmutanten H64K, S135L und S138I mit der Dreifachmutante TetRi2 zeigt, dass S135L die [4-ddma-Mg]+ Erkennung vermittelt, H64K die Bindung aller tc-Derivate außer von [4-ddma-Mg]+ erniedrigt, und S138I die [atc-Mg]+ und [dox-Mg]+ Erkennung beeinflusst, jedoch nicht die von [4-ddma-Mg]+. Nur alle drei Mutationen in Kombination miteinander führen zu dem induktorspezifischen Phänotyp. 53 4. Ergebnisse 4.2 Untersuchungen zur Ligandenbindung und Entfaltung von reversen Tet Repressoren Anders als der Wildtyp Tet Repressor reprimieren reverse TetR Varianten die Transkription in Anwesenheit von atc. Atc ist somit kein Induktor mehr für diese Varianten, sondern ein Korepressor. Im Falle der reversen Mutante G96E L205S, die durch DNA Shuffling (Stemmer, 1994) von tetR gefunden wurde, konnte gezeigt werden, dass atc auch in vitro als Korepressor wirkt (Kamionka et al., 2004a). Jedoch zeigt diese Mutante eine schlechte Regulation mit nur fünffach erhöhter Repression in Anwesenheit von atc und trägt außerdem die Mutation L205S, die außerhalb der Kontaktfläche zwischen DNA-Bindekopf und Proteinkörper liegt, was eine Interpretation der Effekte erschwert. Durch gezielte Mutagenese der an der Signaltransduktion beteiligten Regionen in TetR konnten in in vivo Auswahlverfahren über 100 verschiedene reverse Tet Repressor Varianten mit dem Wildtyp entsprechenden Regulationsfaktoren isoliert werden (Scholz et al., 2004). Diese Mutanten tragen vorwiegend Austausche in den Helices α1, α4 oder α6, die die Kontaktregion zwischen DNA-Bindekopf und Proteindomäne bilden. Ziel dieses Projektes war es deshalb, die Auswirkung von Mutationen in den drei verschiedenen, an der Signalweiterleitung beteiligten Bereichen von TetR zu untersuchen, und ein besseres und umfassenderes Bild vom Mechanismus des reversen TetR zu erhalten. Hierzu sollte untersucht werden in welcher Weise atc zur DNA bindenden Konformation führt, ob sich Unterschiede bezüglich der Lage der Mutationen im Protein ergeben und ob eine Stabilisierung durch atc eine Rolle spielt. 4.2.1 Auswahl der reversen TetR Varianten Die Analyse von reversen TetR in vitro ist durch die stark verringerte lösliche Überexpression erschwert (Schubert, 2001; Kamionka, 2005; Köstner, persönliche Mitteilung). Aus diesem Grund wurde bisher nur eine Variante in vitro untersucht und ansonsten vor allem in vivo Charakterisierungen durchgeführt. Deshalb wurde in Überexpressionstests nach solchen Mutanten gesucht, die eine lösliche Überexpression aufweisen und somit einfach zu präparieren sind. 54 4. Ergebnisse Name Bereich Helix α1 Helix α4 Bereich Helix α6 RF ÜE TetR r1 L17G 20 +++ TetR r2 E15A L17G L25V 102 +++ TetR r3 V99R 30 + TetR r4 R94P V99E 82 + TetR r5 102 ++ TetR r6 L17S E23K 86 + TetR r8 E15V L17A E19D 95 +++ TetR r10 N18I E19G V20G E23V 62 + TetR r11 N18K V20G 80 + TetR r12 V99E 20 + TetR r13 G96E 8 - TetR r14 V99K 10 + TetR r18 29 - TetR r19 40 + TetR r20 88 + TetR r21 G96R 19 - TetR r22 Y93C G96R K98N 65 + TetR r23 V20F G21R R49S 27 + TetR r24 N18Y D53Y A54V 54 - TetR r25 L17H I22F E23G 53 + TetR r26 L16R E19D E23D D95G V99A 80 ++ TetR r27 L14F D95A V99G 54 + TetR r28 L14F E15A L17V G96V 73 ++ TetR r29 L14I I22L R94H V99E 78 + TetR r30 L14F G96V K98E V99L L101P 59 + TetR r31 V99G A97V 43 - TetR r32 V20G A56P I59L 64 + TetR r33 N18K E19V I22T D53Y A54S 87 + A56P V57L E58V A54E L55S A56S D53Y I59T G96R A97P L17V E19A I22F D53Y A54T Tab. 4.11 Zusammenfassung der Regulationsfaktoren, Abkürzungen und Mutationen der auf Überexprimierbarkeit überprüften reversen Tet Repressor Varianten. RF bezeichnet den Regulationsfaktor der Mutanten, d.h. das Verhältnis zwischen DNA-gebundenem und freiem Zustand. ÜE bezeichnet die lösliche Überexpression bei 22°C. +++ bezeichnet eine sehr gute Überexpression, + eine sehr schlechte Überexpression und – keinen sichtbaren TetR im Überstand. 55 4. Ergebnisse Die 28 Mutanten mit den besten Regulationsfaktoren (siehe Tabelle 4.11) wurden ausgesucht, in pWH610 kloniert und in E. coli RB791 auf lösliche Expression des Proteins bei 22°C untersucht. Fünf der 28 Varianten wurden schließlich für weitere Untersuchungen ausgewählt. TetRr2 mit Mutationen im DNA-Bindekopf, TetRr4 mit solchen in Helix α6 und TetRr5 mit Mutationen in Helix α4 wurden ausgewählt, da diese Varianten die besten reversen Phänotypen zeigen. TetRr1 und TetRr3 tragen die Einzelmutationen L17G bzw. V99R. Die Aufreinigungen der fünf revTetR Varianten je aus 3 Liter LB-Medium ergaben unterschiedliche Ausbeuten und Aktivitäten, die in Tabelle 4.12 zusammengefasst sind. Die Ausbeute und Aktivität von TetRr3 und TetRr4 konnte durch ein alternatives Zellaufschlussprotokoll wie in Kap.3.3.6.2 beschrieben deutlich verbessert werden. Ausbeute TetR Variante aus 3 l Aktivität wtTetR 40 mg 96 % TetRr1 35 mg 96 % TetRr2 18 mg 94 % TetRr3 4 mg* 85 %* TetRr4 11 mg* 82 %* TetRr5 15 mg 88 % Tab. 4.12 Ausbeute und Aktivität bei der Aufreinigung der reversen Tet Repressoren. Die Anzucht der Zellen erfolgte bei 22°C. Es wurde aus 3 l LB Medium aufgereinigt. Die Aktivität wurde durch Fluoreszenztitrationen mit atc bestimmt (Takahashi et al., 1986). * Die angegebene Ausbeute und Aktivität des Proteins wurde durch Verwendung des in Kapitel 3.3.6.2 beschriebenen Protokolls erhalten. 4.2.2 Auswirkung unterschiedlicher atc Konzentrationen auf die in vivo Regulation reverser TetR Varianten Die ausgewählten revTetR Varianten zeigen alle einen ausgeprägten Phänotyp mit Regulationsfaktoren zwischen 20 und 102. Da sich bei der Repression in Gegenwart von 0.4 μM atc keine deutlichen Unterschiede ergaben, wurden im Folgenden β-GalaktosidaseAktivitätsmessungen mit unterschiedlichen atc Konzentrationen durchgeführt. Dafür wurde E. coli WH207/λtet50, transformiert mit pWH1925-Derivaten, mit 0.0004 μM bis 0.4 μM atc 56 4. Ergebnisse inkubiert und die TetR regulierte Expression der β-Galaktosidase untersucht. Die Ergebnisse sind in Abbildung 4.5 dargestellt. Eine Induktion des Wildtyp TetR ist ab einer atc Konzentration von 0.01 μM zu erkennen, während die vollständige Induktion bei 0.1 μM atc eintritt. TetRr1 und TetRr2 benötigen nur 0.01 μM atc für eine komplette Korepression, TetRr5 0.2 μM atc und TetRr3 und TetRr4 0.04 μM atc. Somit ergeben sich unterschiedliche Sensitivitäten bezüglich der atc Konzentrationen, die nach der Lage der Mutationen im Protein zusammengefasst werden können: Mutationen in Helix α1 zeigen die höchste Sensitivität, Mutationen in Helix α6 mittlere und die Variante mit Mutationen in Helix α4 die geringste Sensitivität bezüglich der Anwesenheit von atc in vivo. 57 4. Ergebnisse 120 β-Gal.-Aktivität [%] 100 w /o 0 .0 0 0 4 0 .0 0 1 0 .0 0 4 0 .0 1 0 .0 4 0 .1 0 .2 0 .4 80 60 40 μM atc 20 E V 99 TetRr5 4P 99 R TetRr4 V 5V L2 TetRr3 7G 7L E w TetRr2 7G TetRr1 58 t wtTetR L1 V 0 Abb. 4.5 Abhängigkeit der Induktion des Wildtyps und Korepression der revTetR Mutanten von der atc Konzentration in vivo. Die Messungen wurden in E. coli WH207/λtet50, transformiert mit pWH1925 Derivaten, durchgeführt. Die Zellen wurden in Gegenwart von 0.0004 μM bis 0.4 μM atc angezogen. 58 4. Ergebnisse 4.2.3 Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von [atc-Mg]+ mit revTetR durch direkte Titration Bei der Bestimmung von kleinen Gleichgewichtskonstanten über die Methode des gekoppelten Gleichgewichtes ergeben sich oft sehr geringe Fluoreszenzausbeuten die das Ergebnis verfälschen können. Deshalb wurde eine direkte Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten durchgeführt. Hierfür können zwei Methoden angewendet werden: die Titration des [atc-Mg]+ Komplexes mit den revTetR Proteinen oder eine Titration von Protein mit [atc-Mg]+. Beide Methoden sollten zu dem gleichen Ergebnis führen. 4.2.3.1 Titration von [atc-Mg]+ mit revTetR Für die Titration von [atc-Mg]+ mit revTetR wurden zwischen 0.1 μM und 0.001 μM atc eingesetzt. Für alle Proteine wurde bei mindestens zwei unterschiedlichen atc Konzentrationen eine Messung durchgeführt und daraus der Mittelwert berechnet. Um die Anwesenheit von freiem atc, und somit den Einfluss Mg2+-unabhängiger atc Bindung an TetR, möglichst gering zu halten, wurde der Überschuss von MgCl2 im Puffer so hoch gewählt, dass unter Berücksichtigung der Gleichgewichtskonstanten, KM, von atc mit Mg2+ über 95 % der atc Moleküle im Komplex mit Mg2+ vorliegen. 1.2 Abb. 4.6 Titration von atc mit TetRr2 bei unterschiedlichen MgCl2 Konzentrationen. 1.0 Die Titration von 0.01 μM atc mit TetRr2 wurde in 1 x F-Puffer mit 1 mM, 5 mM, 10 mM und 20 mM MgCl2 durchgeführt. 0.8 υ 0.6 0.4 1 mM MgCl2 5 mM MgCl2 10 mM MgCl2 20 mM MgCl2 0.2 0.0 1e-11 1e-10 1e-9 1e-8 1e-7 1e-6 1e-5 c(TetR)frei, M Es wurden Messungen mit 1 mM, 5 mM, 10 mM und 20 mM MgCl2 im Puffer durchgeführt und kein Einfluss auf die Bindung durch eine zu hohe Ionenstärke festgestellt (Abbildung 4.6). Der Puffer mit 20 mM MgCl2 wurde für die Messungen ausgewählt. Für zwei voneinader unabhängige Bindetaschen kann die Bindung von [atc-Mg]+ an das 59 4. Ergebnisse revTetR Monomer (TetRM) nach der Gleichung (1) formuliert werden: TetRM + [atc-Mg]+ TetRM-[atc-Mg]+ (1) daraus ergibt sich die Gleichgewichtskonstante KA nach c(TetRM-[atc-Mg]+) c(TetRM) · c([atc-Mg]+) (2) = KA Nach Umformung kann die Gleichung für die Bindekurve wie folgt formuliert werden: K · c(TetRM) 1 + K · c(TetRM) (3) =υ Die freie TetR Konzentration kann unter Berücksichtigung der [atc-Mg]+ Konzentration und der fraktionalen Sättigung Fs nach c(TetR)frei = c(TetR)total – Fs · c([atc-Mg]+)total (4) berechnet werden. Als Beispiel ist die Titration von [atc-Mg]+ mit TetRr1 in Abbildung 4.7 gezeigt. 1.2 Abb. 4.7 Fluoreszenztitration von 0.1 μM [atc-Mg]+ mit TetRr1. 1.0 Die ausgefüllten Kreise zeigen die gemessenen Werte und die durchgezogenen schwarze Linie die berechnete Bindekurve. 0.8 υ 0.6 0.4 0.2 Messwerte Bindekurve 0.0 1e-10 1e-9 1e-8 1e-7 1e-6 1e-5 c(TetRr2)frei, M Die Analyse der Daten in einem Scatchard Plot zeigt für alle reversen TetR positive Kooperativität für die [atc-Mg]+-Bindung (siehe Abbildung 4.8). Die Auswertung muss folglich für zwei voneinander abhängige Bindetaschen Dimerkonzentration erfolgen. 60 und unter Berücksichtigung der 4. Ergebnisse 2e+7 4e+7 TetRr1 1e+7 TetRr3 TetRr2 2e+7 8e+6 2e+7 1e+7 υ/c(TetR)frei, M υ/c(TetR)frei, M υ/c(TetR)frei, M 3e+7 1e+7 8e+6 4e+6 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 0.0 1.2 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 0 1.2 0.0 0.2 0.4 υ υ 0.6 0.8 1.0 υ 2e+6 1e+7 TetRr4 TetRr5 2e+6 υ/c(TetR)frei, M 8e+6 υ/c(TetR)frei 4e+6 2e+6 0 0 6e+6 6e+6 4e+6 1e+6 8e+5 4e+5 2e+6 0 0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 0.0 1.2 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.2 υ υ Abb. 4.8 Auftragung der Titrationen von [atc-Mg]+ mit revTetR nach Scatchard. Die Proteinkonzentration beträgt 0.01 μM. Für die Titration eines Liganden mit einem Protein, das zwei Bindestellen für den Liganden enthält, wurde noch keine Auswertemethode unter Berücksichtigung kooperativer Ligandenbindung beschrieben. Auch für die hier gezeigten Titrationen konnte keine geeignete Methode gefunden werden 4.2.3.2 Titration von revTetR mit [atc-Mg]+ Für die Titration von TetR mit [atc-Mg]+ wurden zwischen 0.01 μM und 0.5 μM revTetR mit steigenden Mengen atc in einem Puffer mit 20 mM MgCl2 titriert. Da die detektierte Fluoreszenz vom Liganden stammt, muss berücksichtigt werden, dass sich die Konzentration des Liganden, und somit das Hintergrundsignal, bei jedem Schritt ändert. Deshalb wurde zusätzlich eine Titration von Puffer mit atc durchgeführt. Ein Besipiel für eine solche Titration ist in Abbildung 4.9 gezeigt. 61 1.2 4. Ergebnisse 6e+5 Abb. 4.9 Fluoreszenztitration von TetRr1 mit [atc-Mg]+. Fluoreszenz [cps] 5e+5 Gezeigt ist die Titration von 0.1 μM TetRr1 (weiß) mit [atc-Mg]+ und eine Titration von Puffer mit Korepressor (schwarz). 4e+5 3e+5 2e+5 1e+5 Puffer + [atc-Mg]+ 0 0.1 μM TetR + [atc-Mg]+ r1 -1e+5 0.0 2.0e-7 4.0e-7 6.0e-7 8.0e-7 1.0e-6 1.2e-6 1.4e-6 c(atc), M Die durch den freien [atc-Mg]+ Komplex verursachte Fluoreszenz kann direkt von dem Signal des TetR-[atc-Mg]+2 Komplexes abgezogen werden. Nach Berechnung des Sättigungsgrades und der freien atc Konzentration basierend auf den korrigierten Fluoreszenzsignalen nach den Gleichungen (5) und (6), kann die Gleichgewichtskonstante nach Langmuir berechnet werden. Der Sättigungsgrad υ entspricht in diesem Fall der fraktionalen Sättigung Fs. c([atc-Mg]+)frei = c([atc-Mg]+)total – Fs · c(TetR)total (5) Die fraktionale Sättigung errechnet sich als: Smax - S Smax - Smin (6) = FS Eine zweite Möglichkeit für die Auswertung ist die Bestimmung der spektralen Eigenschaften von freiem und TetR gebundenem [atc-Mg]+ und Berechnung der Gleichgewichtskonstanten unter Berücksichtigung dieser Werte nach (Winzor and Sawyer, 1995). Hierfür werden die Titrationen von Puffer mit [atc-Mg]+ bzw. von TetR mit [atc-Mg]+ verwendet. Bei der Berechnung der fraktionalen Sättigung ist Smax die Fluoreszenz des TetR gebundenen [atcMg]+ und Smin die Fluoreszenz des freien Komplexes. Der Sättigungsgrad υ entspricht: c([atc-Mg]+)total c(TetR)total · Fs = υ Die freie [atc-Mg]+ Konzentration wird als c([atc-Mg]+)frei = c([atc-Mg]+)total – Fs · c([atc-Mg]+)total erfolgte nach Langmuir. Für TetRr1 passt sich berechnet. Die Bestimmung der Bindekurve 62 4. Ergebnisse die Kurve für eine 1 : 1 Stöchiometrie nicht optimal an die Datenpunkte an (Abbildung 4.10). Deshalb wurde zusätzlich eine Bindekurve für kooperative Ligandenbindung berechnet. Zur Berücksichtigung kooperativer Bindung muss die Bildung des revTetR-[atc-Mg]+2 Komplexes über die beiden Gleichungen (7) und (8) beschrieben werden: TetR + [atc-Mg]+ TetR-[atc-Mg]+ + [atc-Mg]+ TetR-[atc-Mg]+ (7) TetR-[atc-Mg]+2 (8) TetR bezeichnet in diesem Fall das dimere Protein. Für jede dieser Reaktionen kann eine Gleichgewichtskonstante K formuliert werden: c(TetR-[atc-Mg]+) c(TetR) · c([atc-Mg]+) c(TetR-[atc-Mg]+2) c(TetR-[atc-Mg]+) · c([atc-Mg]+) = K1 = K2 (9) (10) Durch Umformen erhält man die Gleichung für die Bindefunktion (siehe Kapitel 3.3.6.8): K1 · c([atc-Mg]+) · (1 + K2 · c([atc-Mg]+)) 1 + K1 · c([atc-Mg]+) · (1 + K2 · c([atc-Mg]+)) =υ (11) Das Ergebnis für die Titration von TetRr1 mit [atc-Mg]+ aus Abbildung 4.9 ist in Abbildung 4.10 gezeigt. 1.2 Abb. 4.10: Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von TetRr1 mit [atc-Mg]+ durch Titration mit [atc-Mg]+. 1.0 Die Proteinkonzentration beträgt 0.1 μM. Die Auswertung wurde nach (Winzor and Sawyer, 1995) durch Bestimmung der spektralen Eigenschaften von freiem und durchTetR-gebundenem [atc-Mg]+ geführt. Gezeigt sind die berechneten Bindekurven für zwei unabhängige Bindetaschen (schwarz) und kooperative Bindung (grau). υ 0.8 0.6 0.4 Messwerte ohne Kooperativität mit Kooperativität 0.2 0.0 1e-9 1e-8 1e-7 1e-6 1e-5 c(atc)frei, M Die Kurve für kooperative Ligandenbindung passt sich deutlich besser an die Punkte an, als für die 1 : 1 Bindung. Während bei der Titration von [atc-Mg]+ mit Protein für alle fünf reversen TetR kooperative Bindung auftrat, konnte bei dieser Methode nur für TetRr1 Kooperativität 63 4. Ergebnisse detektiert werden (siehe Tabelle 4.13). Bei der Auswertung ein und derselben Titration über die zwei beschriebenen Methoden ergeben sich Kurven die unterschiedliche Verläufe zeigen (Abb. 4.11A). Die Steigung in dem Übergangsbereich ist sehr ähnlich, weshalb die berechneten Gleichgewichtskonstanten nur um ca. 20 % voneinander abweichen. Die Unterschiede betreffen vor allem den Sättigungsgrad, der für die Bindung eines [atc-Mg]+ Komplexes an ein TetR Monomer gleich eins sein sollte, hier aber nur 0.7, 0.8 bzw. 0.98 erreicht (siehe auch Abbildung 4.11B). 1.2 1.0 Abb. 4.11 Vergleich der Ergebnisse für die Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von TetRr1 mit [atc-Mg]+ durch Titration mit [atc-Mg]+. A υ 0.8 Die Bindekurven wurden unter Berücksichtigung kooperativer Ligandenbindung berechnet. 0.6 0.4 Auswertung: Differenz Auswertung: Windsor & Sawyer 0.2 Bindekurve Bindekurve 0.0 1e-9 1e-8 1e-7 1e-6 1e-5 c(atc)frei, M 1.2 1.0 B (B) Vergleich der Bindekurven für die Titration von 0.1 μM TetRr1 (weiß) und 0.2 μM TetRr1 (schwarz) mit atc. Die Auswertung wurde nach (Winzor and Sawyer, 1995) durchgeführt. Die Werte für die Gleichgewichtskonstanten sind: KA1 = 8.5 x 106 M-1 und KA2 = 3.8 x 107 M-1 für 0.1 μM TetRr1 und KA1 = 6.2 x 106 M-1 und KA2 = 5.3 x 107 M-1 für 0.2 μM TetRr1. υ 0.8 0.6 0.4 0.2 μM TetRr1 0.1 μM TetRr1 0.2 0.0 1e-9 Bindekurve Bindekurve 1e-8 1e-7 1e-6 (A) Vergleich der Ergebnisse der zwei unterschiedlichen Auswertemethoden für eine Titration. Die Auswertung wurde unter Berücksichtigung der spektralen Eigenschaften von freiem und TetR gebundenem [atc-Mg]+ durchgeführt (weiß) oder durch Substraktion der Titration von Puffer mit atc von der Titration von TetRr1 mit atc (schwarz). Die Proteinkonzentration beträgt 0.1 μM. Die errechneten Werte für die Gleichgewichtskonstanten betragen: KA1 = 9.3 x 106 M-1 und KA2 = 3.3 x 107 M-1 (schwarz) und KA1 = 8.5 x 106 M-1 und KA2 = 3.8 x 107 M-1 (weiß). 1e-5 c(atc)frei, M Der Vergleich von Bindekurven unterschiedlicher Titrationen, die aber mit der gleichen Auswertemethode berechnet wurden, zeigt große Schwankungen, wie für zwei Titrationen von TetRr1 mit Korepressor in Abbildung 4.11B gezeigt. Deshalb wurden für alle weiteren Gleichgewichtskonstanten die Auswertungen mit beiden Methoden durchgeführt und anschließend der Mittelwert aus den Gleichgewichtskonstanten berechnet. 64 4. Ergebnisse Da die Gleichgewichtskonstante des Wildtyp TetR mit [atc-Mg]+ zu hoch für eine Bestimmung über direkte Titration ist, wurden zusätzlich Titrationen von revTetR-atc2 mit Mg2+ durchgeführt (Scholz et al., 2000; Takahashi et al., 1991). Die Ergebnisse der unterschiedlichen Methoden sind in Tabelle 4.13 miteinander verglichen. Mg2+ Titration TetR Variante Titration mit [atc-Mg]+ K 7 K1 K2 -1 7 K -1 7 -1 [x10 M ] [x10 M ] [x10 M ] [x107 M-1] wtTetR 120000 * * TetRr1 200 0.7 4.5 TetRr2 15 2.4 TetRr3 5 1.9 TetRr4 8 0.9 TetRr5 0.09 # * Tab. 4.13 Gleichgewichtskonstanten von [atc-Mg]+ mit dem Wildtyp und den reversen TetR. Gezeigt ist ein Vergleich der Werte aus der direkten Titration mit den Werten der Mg2+-Titration. Die Standardabweichung beträgt zwischen 20 % und 50 %. * Die Bindekonstante ist zu hoch für eine Bestimmung über direkte Titration. # Die Gleichgewichtskonstante ist zu niedrig und konnte deshalb nicht bestimmt werden. Für alle reversen Proteine ergeben sich stark erniedrigte [atc-Mg]+ Gleichgewichtskonstanten im Vergleich zum Wildtyp mit beiden Methoden. Erstaunlicherweise zeigen alle revTetR Varianten positive Kooperativität bei der Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten durch Titration mit Protein (siehe Abbildung 4.7). Bei der Titration mit [atc-Mg]+ konnte nur für TetRr1 Kooperativität festgestellt werden, wobei die Gleichgewichtskonstante für die Bindung des zweiten Korepressor-Moleküls sechsfach erhöht ist. Die Mg2+-abhängige Titration ergab keine Kooperativität. Der Vergleich mit den über Mg2+-Titration bestimmten Gleichgewichtskonstanten ergibt leicht erniedrigte Werte für TetRr2, TetRr3 und TetRr4, während die [atc-Mg]+ Bindekonstante für TetRr1 bei der direkten Titration 40- bzw. 200-fach erniedrigt ist und für TetRr5 keine Quantifizierung mehr möglich war. 65 4. Ergebnisse 4.2.4 Bestimmung der Assoziationsgeschwindigkeitskonstanten kass der revTetR-[atcMg]+2 Komplexbildung Die Assoziationsgeschwindigkeitskonstante betrachtet einen Teil des kinetischen Verlaufs der Bindung eines Liganden an ein Protein und ist mit der Gleichgewichtskonstanten über Gleichung (12) verknüpft. Die stark erniedrigten Gleichgewichtskonstanten von [atc-Mg]+ an die revTetR Proteine könnten deshalb durch erniedrigte Assoziationsgeschwindigkeitskonstanten bedingt sein. KA = (12) kass kdiss Für die Quantifizierung der Assoziationskinetiken wurde zu dem [atc-Mg]+ Komplex reverser Tet Repressor gegeben und die Zunahme der atc Fluoreszenz bei TetR Bindung über 2000 Sekunden verfolgt (Abbildung 4.12). Die Auswertung erfolgte unter Annahme einer bimolekularen Reaktion und wurde wie in (Takahashi et al., 1986) beschrieben durchgeführt (Kapitel 3.6.6). Der Anfang der erhaltenen Kurve wurde linearisiert, wobei die Steigung der Geraden die Assoziationsgeschwindigkeitskonstante kass ergibt. Die so berechneten Assoziationsgeschwindigkeitskonstanten sind in Tabelle 4.14 zusammengefasst. Für TetRr1 wurde der Mittelwert aus den Gleichgewichtskonstanten K1 und K2 berechnet. K1, K2 und K können über die Gleichungen (13) und (14) in Beziehung miteinander gebracht werden. Durch Einsetzten und Umformen ergibt sich Gleichung (15), aus der K ermittelt werden kann. α stellt den Kooperativitätsfaktor dar, der für die Berechnung des Mittelwertes gleich eins gesetzt wurde. K1 = 2 · K (13) K2 = α · K/2 (14) K = α · (K1 · K2)1/2 (15) 66 4. Ergebnisse 2.2e+5 Abb. 4.12 Fluorimetrische Bestimmung der Assoziationskinetik am Besispiel der TetRr1-[atc-Mg]+2 Komplexbildung. 2.0e+5 Fluoreszenz [cps] 1.8e+5 TetRr1 und [atc-Mg]+ wurden in äquimolaren Konzentrationen (0.1 μM) eingesetzt und die Änderung der Fluoreszenz bei Komplexbildung über 2000 Sekunden verfolgt. 1.6e+5 1.4e+5 1.2e+5 1.0e+5 8.0e+4 6.0e+4 4.0e+4 0 500 1000 1500 2000 2500 Zeit [S] 2.0 ΔFmax/(ΔFmax-ΔF) 1.8 1.6 1.4 1.2 1.0 0.8 0 20 40 60 80 100 120 Zeit [S] kass KA/mittel kdiss TetR Variante [x105 M-1s-1] [x 107 M-1] [x 10-3 s-1] TetR (D) 70* 120000 0.006 TetRr1 0.84 1.8a 4.7 TetRr2 0.88 2.4 3.2 TetRr3 2.1 1.9 11 TetRr4 2.6 0.9 29 TetRr5 0.56 # # Tab. 4.14 Assoziationsgeschwindigkeitskonstanten von revTetR mit [atc-Mg]+, Mittelwerte der Gleichgewichtskonstanten und daraus berechnete Dissoziations-geschwindigkeitskonstanten. a Mittelwert aus den Gleichgewichtskonstanten K1 und K2, nach Gleichung (15) berechnet. * Wert aus (Schubert et al., 2004). 67 4. Ergebnisse Für die reversen TetR ergeben sich stark erniedrigte Assoziationsgeschwindigkeitskonstanten im Vergleich zum Wildtyp. Die maximal 125-fach niedrigeren Assoziationsgeschwindigkeitskonstanten stimmen jedoch nicht mit den maximal 4 x 105-fach niedrigeren Gleichgewichtskonstanten überein. Dissoziationsgeschwindigkeitskonstanten stärker Folglich müssen unterscheiden sich als die die Assoziationsgeschwindigkeiten. Die Berechnung von kdiss kann durch Verwendung der Gleichgewichtskonstanten und Assoziationsgeschwindigkeitskonstanten erfolgen. Hierfür wurden die Mittelwerte der Gleichgewichtskonstanten aus Tabelle 4.13 verwendet. 4.2.5 Bestimmung der thermodynamischen Stabilität der reversen Tet Repressoren Die schlechtere lösliche Überexpression der reversen Tet Repressoren könnte durch eine geringere Stabilität der Proteine bedingt sein. Ebenso ist es möglich, dass die Struktur der revTetR, insbesondere die DNA-bindefähige Konformation des Proteins, durch Bindung des Korepressors stabilisiert wird. Um dies zu untersuchen, wurde die konformationelle Stabilität der revTetR Varianten analysiert. Die Stabilität des Wildtyp Tet Repressors wurde durch Harnstoff-abhängige Entfaltung erfolgreich quantifiziert (Hecht et al., 1993; Schubert et al., 2001; Schubert et al., 2004). Als Messsonden zur Detektion der Entfaltung wurde sowohl Fluoreszenz als auch CD (Circular Dichroismus) eingesetzt (Backes et al., 1997; Schubert et al., 2001; Schubert et al., 2004). Um die Entfaltung der reversen TetR zu untersuchen, wurden fluoreszenzspektroskopische Messungen durchgeführt. Hierbei macht man sich zunutze, dass sich die intrinsische Tryptophanfluoreszenz des Restes an Position 75 bei der Entfaltung des Proteins aufgrund der Änderung der Sekundärstruktur und der damit verbundenen Änderung der Solvenszugänglichkeit verschiebt. Das Tryptophan an Position 43 spielt für diese Methode nur eine untergeordnete Rolle, da es bereits im nativen Protein solvensexponiert vorliegt (Schubert, 2001). Die Änderung der Fluoreszenzeigenschaften nach Inkubation mit Harnstoff wurde in einem Fluoreszenzemissionsspektrum verfolgt (Abb 4.13). Dafür wurden die Proteine zwei Stunden bei 25°C in 1 x F-Puffer bzw. 1 x F-Puffer + 8 M Harnstoff inkubiert, und das Spektrum bei einer Anregungswellenlänge von 295 nm aufgezeichnet. Die maximalen Wellenlängen der Emissionsspektren für die nativen und denaturierten Proteine sind mit den entsprechenden Fluoreszenzintensitäten in Tabelle 4.15 zusammengefasst. 68 4. Ergebnisse nativ denaturiert λ max Fluoreszenz λ max Fluoreszenz TetR Variante [nm] [cps] [nm] [cps] wtTetR 340 1.1 x 106 370 0.7 x 106 TetRr1 334 1.2 x 106 370 0.9 x 106 TetRr2 334 1.5 x 106 370 0.9 x 106 TetRr3 335 2.2 x 106 358 1.6 x 106 TetRr4 335 1.9 x 106 359 1.1 x 106 TetRr5 334 1.3 x 106 371 0.7 x 106 Tab. 4.15 Maximale Wellenlängen der nativen und entfalteten Proteine und maximale Fluoreszenz. Die Emissionsspektren wurden mit 0.4 μM Protein bei einer Anregungswellenlänge von 295 nm aufgezeichnet. Für die Denaturierung wurden die Proteine in 8 M Harnstoff inkubiert. 2e+6 2e+6 Fluoreszenz [cps] Abb. 4.13 Emissionsspektren des nativen und entfalteten TetRr4. TetRr4 TetRr4 + 8 M Harnstoff Gezeigt sind die Emissionsspektren des nativen Proteins (___), des mit 8 M Harnstoff denaturierten TetRr4 (···) und deren Differenzkurve (---). Die Proteinkonzentration beträgt 0.4 μM. Differenzspektrum 1e+6 5e+5 0 -5e+5 250 300 350 400 450 500 λ [nm] Durch die Denaturierung tritt wie beim Wildtyp eine Rot-Verschiebung der Emissionsmaxima auf, was mit einer Erniedrigung der Fluoreszenzintensität von ca. 20 - 50 % einhergeht. Die Emissionsmaxima liegen für die jeweiligen nativen und entfalteten Proteine in den gleichen Wellenlängenbereichen, und auch die Fluoreszenzintensitäten zeigen ähnliche Werte. Lediglich für TetRr3 und TetRr4 ist die maximale Emissionswellenlänge des denaturierten Proteins um mehr als 10 nm verschoben. Die Entfaltung des Wildtyp TetR lässt sich durch das Zwei-Stufen Modell beschreiben (Pace, 1986), nach welchem nur zwei Zustände und 69 keine Zwischenstufen während der Entfaltung 4. Ergebnisse auftreten, nämlich natives Dimer und entfaltetes Monomer. Um dieses Modell auch für die Entfaltungkurven der reversen TetR anwenden zu können müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: (i) Abwesenheit von Faltungsintermediaten (ii) Reversibilität der Entfaltung (iii) Abhängigkeit der Entfaltung von der Proteinkonzentration Die Abwesenheit von Zwischenstufen bei der Entfaltung kann durch einen sigmoidalen Kurvenverlauf ausgeschlossen werden. Die Reversibilität wurde durch Denaturierung, anschließende Renaturierung und Bestimmung der Aktivität des rückgefalteten Proteins durch Titration mit atc nachgewiesen. Proteinkonzentration wurden Proteinkonzentrationen Für die Abhängigkeit Titrationen durchgeführt mit (siehe Abb Harnstoff 4.14 für der Entfaltung bei ein von der unterschiedlichen Beispiel) und der Entfaltungsmittelpunkt, sowie die freie Enthalpie der Entfaltung bestimmt. Während die freie Enthalpie konzentrationsunabhängig ist, unterscheiden sich die Harnstoff1/2-Konzentrationen für die Entfaltungsübergänge. Das Zwei-Stufen-Modell der Entfaltung konnte für TetRr1 und TetRr2 nachgewiesen werden. Die für die Entfaltungsparameter ermittelten Werte sind in Tabelle 4.16 zusammengefasst. Für TetRr3 und TetRr4 ergaben sich nicht-auswertbare Kurven, während für TetRr5 die Reversibilität der Entfaltung und die Abhängigkeit der Entfaltung von der Proteinkonzentration nicht nachgewiesen werden konnte. Anteil gefaltetes Protein [%] 120 Abb. 4.14 Harnstoff-induzierte Entfaltungskurven von TetRr2. TetRr2 0.4 μM TetRr2 1 μM 100 Die eingesetzten Proteinkonzentrationen betragen 0.4 μM (schwarze Kreise) und 1 μM (weiße Dreiecke). Mit steigender Proteinkonzentration verschiebt sich der Mittelpunkt des Entfaltungsübergangs zu einer höheren Harnstoffkonzentration 80 60 40 20 0 0 2 4 6 8 10 [Harnstoff], M 70 4. Ergebnisse H1/2 H1/2 ΔG0H2O 1 μM TetR 0.4 μM TetR TetR Variante [KJ/mol] [M] [M] wtTetR 58 ± 4 3.8 3.6 TetRr1 59 ± 3 3.9 3.3 TetRr2 59 ± 6 3.8 3.3 Tab. 4.16 Thermodynamische Stabilität und Übergangsmittelpunkt der Entfaltung von TetR, TetRr1 und TetRr2. Die Stabilität wurde über Harnstoff-induzierte Entfaltung durch verfolgen der Fluoreszenzänderung während der Entfaltung mit 1 μM und 0.4 μM Protein bestimmt. Die freie Enthalpie der Entfaltung von TetRr1 und TetRr2 unterscheidet sich nicht vom Wildtyp. Der Entfaltungsmittelpunkt, angegeben durch die Harnstoffkonzentration bei der die Hälfte des Proteins entfaltet ist (H1/2), ist ein direktes Maß für die Stabilität eines Proteins gegenüber Harnstoff-abhängiger Denaturierung. Auch hier ergeben sich keine deutlichen Unterschiede zum Wildtyp Protein. Thermodynamische Komplexstabilität der revTetR-[atc-Mg]+2 Komplexe 4.2.6 Für die Bestimmung der Stabilität von revTetR im Komplex mit [atc-Mg]+ können zwei unterschiedliche Messsonden verwendet werden. Bei der Bindung von [atc-Mg]+ in TetR findet bei Anregung der Tryptophanfluoreszenz ein Energietransfer vom Tryptophan 75 auf atc statt, wodurch die atc Fluoreszenz ansteigt. Eine weitere Sonde stellt die atc Fluoreszenz an sich dar, die sich bei TetR Bindung ändert. Die thermodynamische Stabilität der Komplexe wurde über die Änderung des Energietransfersignals und der atc Fluoreszenz bestimmt. Erstaunlicherweise ergab sich für die revTetR Varianten keine Stabilisierung durch [atc-Mg]+ wie sie für den Wildtyp beschrieben wurde (Schubert et al., 2004) (siehe Abbildung 4.15A). Bei Messung der intrinsischen Tryptophanfluoreszenz statt der atc Fluoreszenz oder des Energietransfers und einer Überlagerung dieser Kurve mit der Entfaltungskurve des Proteins in Abwesenheit des Korepressors ergibt sich ein gleicher Verlauf bezüglich des Entfaltungsüberganges (Abb. 4.15B). Die Entfaltungskurven Konzentrationen (Abbildung für 4.16) TetRr5 in ergeben Gegenwart bei unterschiedlicher Betrachtung der [atc-Mg]+ intrinsischen Tryptophanfluoreszenz eine Konzentrationsabhängigkeit für den ersten Teil der Kurve, 71 4. Ergebnisse während der Entfaltungsübergang nicht von der Korepressormenge abzuhängen scheint. Es scheint sich folglich nicht um eine Destabilisierung des Proteins durch [atc-Mg]+, sondern um eine Dissoziation des Korepressors vor der vollständigen Entfaltung des Proteins zu handeln. 0.4 μM TetRr5 0.4 μM TetRr5 + 2 μM atc 120 100 100 A Anteil gefaltetes Protein [%] Anteil gefaltetes Protein [%] 120 80 60 40 20 B 80 60 40 20 0 0 0 1 2 3 4 5 6 7 0 [Harnstoff], M 1 2 3 4 5 6 7 [Harnstoff], M Abb. 4.15 Entfaltungskurven des TetRr5-[atc-Mg]+2 Komplexes im Vergleich zum freien Protein. Gezeigt ist eine Überlagerung der Entfaltungskurven gemessen als (A) Änderung des Energietransfersignals für den TetRr5-[atc-Mg]+2-Komplex (weiß) und Änderung der intrinsischen Tryptophanfluoreszenz für das freie Protein (schwarz) und (B) Änderung der intrinsischen Tryptophanfluoreszenz für den komplexierten (weiß) und freien (schwarz) TetRr5. Die Proteinkonzentration beträgt 0.4 μM, die [atc-Mg]+ Konzentration 2 μM. Anteil gefaltets Protein [%] 120 100 0.8 μM [atc-Mg]+ 4.0 μM [atc-Mg]+ 80 + 6.0 μM [atc-Mg] + ohne [atc-Mg] Abb. 4.16 Entfaltungskurven des Komplexes bei TetRr5-[atc-Mg]+2 unterschiedlichen [atc-Mg]+ Konzentrationen. Gezeigt ist die Änderung der intrinsischen Tryptophanfluoreszenz für das Protein ohne Korepressor (weißer Kreis) und in Gegenwart von 0.8 μM (schwarzer Kreis), 4 μM (weißes Dreieck) und 6 μM (schwarzes Dreieck) [atc-Mg]+. Die Proteinkonzentration beträgt 0.4 μM. 60 40 20 0 0 2 4 6 8 10 [Harnstoff], M Ein ähnliches Verhalten wurde für den Tet Repressor bisher noch nicht beschrieben. Für TetR Mutanten bei denen direkte Kontakte zum Tetracyclin betroffen sind, wurde eine fehlende Stabilisierung bzw. eine Destabilisierung durch den Induktor angenommen (Schubert, 72 4. Ergebnisse 2001). Deshalb wurde für alle fünf reversen Varianten ein analoges Experiment durchgeführt. Die Entfaltungskurven für die Änderung der atc-Fluoreszenz und der intrinsischen Tryptophanfluoreszenz sind in Abbildung 4.17 zusammengefasst. Für TetRr3-[atc-Mg]+2 und TetRr4-[atc-Mg]+2 ergeben sich ähnliche Kurvenverläufe wie für TetRr5-[atc-Mg]+2. Jedoch unterscheiden sich die Harnstoffkonzentrationen bei denen der Korepressor vollständig abdissoziiert ist. Für TetRr3-[atc-Mg]+2 und TetRr4-[atc-Mg]+2 beträgt diese 3.5 M, während für TetRr5-[atc-Mg]+2 3 M Harnstoff ausreicht. Die Entfaltungskurven der TetRr1-[atc-Mg]+2 und TetRr2-[atc-Mg]+2 Komplexe ergaben auswertbare Kurven. Jedoch konnte auch hier keine Stabilisierung durch Bindung des Korepressors festgestellt werden (Tabelle 4.17), was auch deutlich bei einer Überlagerung der Entfaltungskurven des freien und [atc-Mg]+-gebundenen TetRr1 zu erkennen ist (Abbildung 4.18). 73 4. Ergebnisse TetRr2-[atc-Mg]+2 TetRr1-[atc-Mg]+2 60 40 20 0 0 1 2 3 4 5 [Harnstoff], M 6 80 60 40 20 0 7 0 1 2 3 4 5 [Harnstoff], M 6 120 A 100 80 60 40 20 0 7 0 1 2 3 4 60 40 20 0 0 1 2 3 4 [Harnstoff], M 5 6 B 100 80 60 40 20 0 7 0 1 80 60 40 20 0 0 7 1 2 3 4 [Harnstoff], M 5 6 7 120 120 Anteil gefaltetes Protein [%] Anteil gefaltetes Protein [%] Anteil gefaltetes Protein [%] A 80 6 B 100 TetRr4-[atc-Mg]+2 120 100 5 120 [Harnstoff], M TetRr3-[atc-Mg]+2 120 Anteil gefaltetes Protein [%] 80 B 100 2 3 4 5 6 7 A 100 80 60 40 20 0 0 [Harnstoff], M Anteil gefaltetes Protein [%] A 100 Anteil gefaltetes Protein [%] 120 Anteil gefaltetes Protein [%] Anteil gefaltetes Protein [%] 120 1 2 3 4 [Harnstoff], M 5 6 7 B 100 80 60 40 20 0 0 1 2 3 4 5 6 7 [Hanstoff], M TetRr5-[atc-Mg]+2 120 Anteil gefaltetes Protein [%] Anteil gefaltetes Protein [%] 120 A 100 80 60 40 20 0 0 1 2 3 4 [Harnstoff], M 5 6 7 B 100 80 Abb. 4.17 Entfaltungskurven der TetRr-[atc-Mg]+2 Komplexe. 60 Als Messsonden dienten (A) das Energietransfersignal und (B) die intrinsische Tryptophanfluoreszenz. Die Proteinkonzentration beträgt 0.4 μM und die [atc-Mg]+ Konzentration 2 μM 40 20 0 0 1 2 3 4 5 6 7 [Harnstoff], M 74 4. Ergebnisse Anteil gefaltetes Protein [%] 120 Abb. 4.18 Überlagerung der Entfaltungskurven von TetRr1 und dem TetRr1-[atc-Mg]+2 Komplex. 0.4 μM TetRr1 0.4 μM TetRr1 + 2 μM [atc-Mg]+ 100 80 Gezeigt ist die Änderung des Energietransfersignals für das Protein im Komplex mit [atc-Mg]+ (weiß) und die Änderung der intrinsischen Tryptophanfluoreszenz für das freie Protein (schwarz). Die Proteinkonzentration beträgt 0.4 μM und die [atc-Mg]+ Konzentration 2 μM. 60 40 20 0 0 1 2 3 4 5 6 7 [Harnstoff], M + [atc-Mg]+ ΔG0H2O ΔG0H2O TetR Variante [KJ/mol] [KJ/mol] wtTetR 58 ± 4 134 ± 6 TetRr1 59 ± 3 56 ± 3 TetRr2 59 ± 6 52 ± 2 Tab. 4.17 Thermodynamische Stabilität im Vergleich zur Komplexstabilität von TetR, TetRr1 und TetRr2. Die Proteinkonzentration beträg 0.4 μM, die [atc-Mg]+ Konzentration 2 μM Während die Bindung des [atc-Mg]+ Komplexes an den Wildtyp die freie Energie der Entfaltung um 76 KJ/mol erhöht, ändert sich der Wert für die beiden reversen Proteine kaum. Ein Vergleich der Änderung der atc-Fluoreszenz mit dem Signal der Änderung der intrinsischen Tryptophanfluoreszenz für den Komplex (Abbildung 4.17) zeigt, dass anscheinend auch hier alle [atc-Mg]+ Moleküle von dem Protein dissoziiert sind bevor die Entfaltung abgeschlossen ist. Die hier berechnete freie Enthalpie der Entfaltung stellt folglich nicht die Entfaltung des Komplexes dar, sondern die Dissoziation von [atc-Mg]+, welche jedoch nicht direkt mit der Proteinentfaltung einhergeht. 75 4. Ergebnisse 4.2.7 Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von revTetR mit tetO in An- und Abwesenheit von atc und [atc-Mg]+ Die Bindekonstanten der reversen TetR Varianten an den tet Operator wurden mittels Oberflächenplasmonenresonanz (SPR) mit Hilfe des BIAcoreX Biosensors bestimmt. Diese Methode wurde bereits zur Quantifizierung der Interaktion des Wildtyp TetR und des revTetR G96E L205S mit tetO verwendet (Kamionka et al., 2004a). Auf einem StreptavidinSensorchip wird dabei biotinylierte DNA gekoppelt. Durch die Möglichkeit gleichzeitig zwei Flusszellen zu verwenden, kann eine Referenz direkt mitvermessen werden. Bei kontinuierlichem Fluss von Protein über die Oberfläche kann die Zunahme an Masse bei Bindung des Proteins an die gekoppelte DNA detektiert werden. Die Gleichgewichtskonstanten der revTetR Proteine mit der DNA in Abwesenheit des Korepressors atc konnten nicht quantifiziert werden. Injektionen von 50 μM TetR Dimer ergaben nur sehr geringe Signalstärken mit circa 40 % des maximal möglichen Signals (Abb. 4.19). Deshalb wird eine Bindekonstante kleiner als KA = 1 x 105 M-1 angenommen. Abb. 4.19 Sensorgramme der TetRr1-tetO Bindung. Es wurden 20 μM, 30 μM, 40 μM und 50 μM TetRr1 bei einer Flussrate von 40 μl/min injiziert. Eine Quantifizierung der tetO-Bindung in Anwesenheit des Korepressors war für die reversen TetR nur über kinetische Messungen möglich, da unter Gleichgewichtsbedingungen kein stabiles Signal erhalten werden konnte. Bei dieser Art der Messung werden die Assoziationsund Dissoziationsgeschwindigkeitskonstanten bestimmt Gleichgewichtskonstante berechnet TetR + tetO kass TetR-tetO kdiss 76 und daraus die 4. Ergebnisse KA = kass kdiss c(TetR-tetO) c(TetR) · c(tetO) = Für die Untersuchung der Bindung der reversen TetR an die DNA wurden in einem ersten Schritt die benötigten atc und MgCl2 Überschüsse, sowie die optimale Flussrate für die Vermeidung von Massentransfer bestimmt (siehe Tabelle 4.18). [atc-Mg]+ abhängig Flussrate TetR Variante [μl/min] c(atc) atc abhängig c(MgCl2) c(Protein) c(atc) c(Protein) [mM] [nM] [mM] [nM] [mM] TetRr1 40 0.07 1 10 - 300 0.07 1 - 100 TetRr2 60 0.04 4 0.5 - 100 0.06 15 - 400 TetRr3 50 0.05 3 TetRr4 50 0.03 3 1 - 100 0.08 50 - 1000 TetRr5 60 0.1 2 Tab. 4.18 Zusammenfassung der Flussraten, atc-, MgCl2- und Proteinkonzentrationen für die Bestimmung der tetO-Bindung der reversen TetR Varianten. Die tet Operator-Bindung von TetRr3 und TetRr5 konnte nicht quantitativ, sondern nur qualitativ erfasst werden. Für beide Proteine zeigt sich eine starke Abhängigkeit der DNA-Bindung von der Anwesenheit des Korepressors [atc-Mg]+ (Abbildung 4.20). Der TetRr5-[atc.Mg]+2-tetO Komplex dissoziiert nur sehr langsam, was auf einen hochaffinen Komplex hinweist. Die Untersuchung der Korepressorbindung ergab Gleichgewichtskonstante (siehe Tabelle 4.13). 77 jedoch eine stark erniedrigte 4. Ergebnisse A B Abb. 4.20 Sensorgramme für die Bindung von TetRr3, TetRr3-[atc-Mg]+2, TetRr5 und TetRr5-[atcMg]+2 an tetO. (A) 8 μM TetRr5 oder 100 μM atc und 2 mM MgCl2 mit und ohne 100 nM TetRr5 wurden bei einer Flussgeschwindigkeit von 60 μl/min injiziert. (B) 10 μM TetRr3 oder 50 μM atc und 3 mM MgCl2 mit und ohne 50 nM TetRr3 wurden inkubiert und bei einer Flussgeschwindigkeit von 50 μl/min injiziert. Die Sensorgramme für die [atc-Mg]+-abhängige DNA-Bindung von TetRr1, TetRr2 und TetRr4 sind in Abbildung 4.21 zusammengefasst und die entsprechenden Geschwindigkeits- und Gleichgewichtskonstanten in Tabelle 4.19. 78 4. Ergebnisse Abb. 4.21 Sensorgramme für die Bestimmung der [atc-Mg]+-abhängigen tetO-Bindung von revTetR Varianten. (A) 300 nM, 200 nM, 150 nM, 100 nM, 50 nM, 25 nM und 10 nM TetRr1 wurden mit 70 μM atc und 1 mM MgCl2 inkubiert und bei einer Flussrate von 40 μl/min injiziert. (B) 50 nM, 25 nM, 10 nM, 5 nM, 2.5 nM, 1.5 nM und 1 nM TetRr2 wurden mit 40 μM atc und 4 mM MgCl2 inkubiert und bei einer Flussrate von 60 μl/min injiziert. (C) 100 nM, 50 nM, 25 nM, 15 nM, 10 nM und 5 nM TetRr4 wurden mit 30 μM atc und 3 mM MgCl2 inkubiert und bei einer Flussrate von 50 μl/min injiziert. Der TetRr2-[atc-Mg]+2 Komplex zeigt die stärkste Bindung an tetO, mit einer im Vergleich zum Wildtyp nur um den Faktor Vier erniedrigten Affinität. Die Bindekonstante von TetRr4-[atc-Mg]+2 mit tetO ist neunfach und die von TetRr1-[atc-Mg]+2 17-fach erniedrigt. 79 4. Ergebnisse + [atc-Mg]+ KA 7 ka -1 6 -1 ohne kd -1 KA -3 -1 TetR Variante [x10 M ] [x10 s M ] [x10 s ] [x107 M-1] wtTetR 0.04# + + 560 # TetRr1 32 3.9 1.2 * TetRr2 140 7.7 5.5 * TetRr4 64 1.6 2.5 * Tab. 4.19 Geschwindigkeitskonstanten und Gleichgewichtskonstanten für die Bildung der revTetR-[atc-Mg]+2-tetO Komplexe im Vergleich zu den Werten ohne [atc-Mg]+. Die Standardabweichung beträgt zwischen 10 und 40 %. # (Kamionka et al., 2004a). * Die Bindekonstanten sind kleiner als 2 x 105 M-1 und konnten deshalb nicht quantifiziert werden. + Die Gleichgewichtskonstante für die tetO-Bindung des Wildtyps in An- und Abwesenheit von [atc-Mg]+ wurde nicht über Kinetiken bestimmt. Es konnte gezeigt werden, dass atc den Wildtyp TetR auch in Abwesenheit von zweiwertigen Metallionen binden und induzieren kann, jedoch mit einer um den Faktor 104 erniedrigten Affinität (Scholz et al., 2000). Die Bestimmung der Mg2+-unabhängigen Gleichgewichtskonstante für die reversen Proteine war aufgrund der niedrigen Affinität nicht möglich. Deshalb wurde die atc-abhängige DNA-Bindung in SPR-Messungen untersucht In Abbildung 4.22 ist das Sensorgramm für die Kinetik der Assoziation und Dissoziation des TetRr4-atc2-tetO Komplexes dargestellt. Nach Abschluss der Injektion des Protein-atc Komplexes und Fluss von Laufpuffer über die Oberfläche findet eine sehr schnelle Dissoziation des Komplexes statt. Eine Auswertung der Messung ist aufgrund dieser schnellen Dissoziation nicht möglich. Außerdem kann nicht unterschieden werden, ob es sich bei der dissoziierenden Spezies um freien TetRr4, TetRr4 im Komplex mit einem atc oder mit zwei atc Molekülen handelt. Um dieses Problem zu umgehen, wurden aufeinanderfolgende Injektionen von TetRr4-atc2 und atc durchgeführt. Nach Stoppen der Injektion von TetRr4-atc2 wurde manuell Laufpuffer mit atc injiziert. Aufgrund der langsameren Dissoziation des Komplexes und des Überschusses an atc im Laufpuffer kann nun davon ausgegangen werden, dass nur die Dissoziation des TetRr4-atc2 Komplexes betrachtet wird. Die sehr schnelle Dissoziation in Anwesenheit von Laufpuffer ist außerdem ein Hinweis auf die geringe Stabilität des Komplexes. Da dies für die Sensorgramme in Anwesenheit von [atc-Mg]+ nicht beobachtet wurde, scheint es sich hier um eine besonders schwache Bindung von atc an TetRr4 zu handeln. 80 4. Ergebnisse Abb. 4.22 Assoziationsund Dissoziationskinetik der TetRr4-atc2 Bindung an tetO. Die rote Kurve zeigt die Dissoziation ohne Zugabe von atc in den Laufpuffer, die blaue Kurve die Dissoziation des TetRr4Es atc2-Komplexes. wurden 500 nM TetRr4 mit 80 μM atc inkubiert und bei einer Flussgeschwindigkeit von 50 μl/min injiziert.. Auch für TetRr1 und TetRr2 wurden die tetO Bindekonstanten in Anwesenheit von atc statt [atcMg]+ quantifiziert (Abb 4.23 und Tab.4.20). Bei keiner der beiden Varianten ergab sich eine ähnlich schnelle Dissoziation des Komplexes wie für TetRr4-atc2-tetO, obwohl sich die [atcMg]+ Bindekonstanten in einem ähnlichem Affinitätsbereich befinden. 81 4. Ergebnisse Abb. 4.23 Sensorgramme für die Bestimmung der atc-abhängigen tetO-Bindung von revTetR Varianten. (A) 200 nM, 100 nM, 50 nM, 30 nM, 15 nM, 10 nM und 5 nM TetRr1 wurden mit 70 μM atc inkubiert und bei einer Flussrate von 40 μl/min injiziert. (B) 400 nM, 300 nM, 200 nM, 100 nM, 75 nM, 50 nM und 30 nM TetRr2 wurden mit 60 μM atc inkubiert und bei einer Flussrate von 60 μl/min injiziert. (C) 1000 nM, 600 nM, 550 nM, 500 nM, 250 nM, 100 nM und 50 nM TetRr4 wurden mit 80 μM atc inkubiert und bei einer Flussrate von 50 μl/min injiziert. Nach Stoppen der Injektion wurde 80 μM atc manuell nachinjiziert. Alle drei revTetR zeigen DNA-Bindung auch in Gegenwart von atc ohne zweiwertige Metallionen. Die Gleichgewichtskonstanten von TetRr2-atc2 und TetRr4-atc2 sind jedoch 18bzw. 27-fach erniedrigt im Vergleich zur [atc-Mg]+ vermittelten tetO-Bindung, während die von TetRr1-atc2 um den Faktor sechs erhöht ist. Die Zugabe von Magnesium scheint hier unterschiedliche Auswirkungen auf die tet Operator-Bindung zu haben. 82 4. Ergebnisse + atc KA 7 ka -1 6 -1 kd -1 TetR Variante [x10 M ] [x10 s M ] [x10-3s-1] wtTetR 0.02 + + TetRr1 190 4.0 2.1 TetRr2 7.8 0.25 3.2 TetRr4 2.4 0.067 2.7 Tab. 4.20 Geschwindigkeitskonstanten und Gleichgewichtskonstanten für die Bildung der revTetR-atc2-tetO Komplexe. Die Standardabweichung beträgt zwischen 10 und 40 %. + Die Gleichgewichtskonstante für die Bindung des Wildtyps an tetO in Gegenwart von atc wurde nicht über Kinetiken bestimmt. Die Bindung des Wildtyp TetR in An- und Abwesenheit von [atc-Mg]+ an tetO wurde durch Messungen unter Gleichgewichtsbedingungen quantifiziert (Kamionka et al., 2004a). Für die Messung der Bindung in Anwesenheit von atc wurde deshalb auch eine Titration unter Gleichgewichtsbedingungen durchgeführt. Die resultierenden Sensorgramme sind in Abbildung 4.24 zusammengefasst. Die Berechnung der Gleichgewichtskonstanten erfolgte durch einen Langmuir Fit und einer Auftragung nach Scatchard. RUmax entspricht der gebundenen Menge an TetR, [BD] ist die injizierte Konzentration an freiem TetR. Da Req [RI] = K · Rmax – K · Req der Geradengleichung y = mx + t entspricht, ist t in diesem Fall -K · Req. Es ergibt sich ein Wert von KA = 2 x 105 M-1 (Abb. 4.25). Dieser Wert unterscheidet sich nur zweifach von der tet Operator-Bindung in Gegenwart von [atc-Mg]+. 83 4. Ergebnisse Signalunterschied [RU] 1200 900 600 300 0 -300 -200 -100 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 Zeit [s] Abb. 4.24 Sensorgramme der Titration zur Bestimmung der Bindung von TetR an tetO in Anwesenheit von atc. Die Messungen wurden unter Gleichgewichtsbedingungen durchgeführt. 1 μM, 2 μM, 4 μM, 6 μM, 8 μM, 10 μM, 15 μM, 25 μM, 30 μM, 35 μM und 40 μM TetR Dimer wurden mit einem 30-fach molaren Überschuss atc inkubiert und bei einer Flussgeschwindigkeit von 5 μl/min injiziert. 600 Abb. 4.25 Bindekurve und Scatchard Auftragung der Daten aus Abbildung 4.24. 500 Die Gleichgewichtskonstante aus der Bindekurve beträgt 2.0 x 105 M-1 und aus der Scatchard Analyse 2.6 x 105 M-1 Rmax 400 1.2e+8 300 Rmax/[BD] 1.0e+8 200 8.0e+7 6.0e+7 4.0e+7 100 2.0e+7 50 100 150 200 250 300 350 400 Rmax 0 0 1e-5 2e-5 3e-5 4e-5 [BD] 84 5e-5 4. Ergebnisse 4.3 Analyse von Konformationsänderungen im reversen TetR durch reversible Disulfidbrückenbildung Da noch keine Kristallstruktur eines reversen Tet Repressors vorliegt, kann über Konformationsänderungen im Protein während der Korepressorbindung keine Aussage getroffen werden. Um die Bewegungen im Protein zu untersuchen wurden deshalb Cysteine an Positionen eingeführt, an denen bereits Konformationsänderungen im Wildtyp TetR nachgewiesen werden konnten. Durch die Analyse der reversiblen Disulfidbrückenbildung in Abhängigkeit vom Liganden können so proteininterne Bewegungen nachgewiesen werden (Tiebel et al., 1998; Tiebel et al., 1999; Tiebel et al., 2000). 4.3.1 Auswahl der Positionen für Disulfidbrücken Es wurden drei Positionen, E23 sowie E107 und N165, für die Einführung von Cysteinresten ausgesucht, die schon erfolgreich für die Untersuchung des Wildtyps verwendet wurden (Abbildung 4.26). E23 befindet sich in der Schleife zwischen den Helices α1 und α2 im DNABindekopf. Betrachtet man die Dimerstruktur, so liegen die Reste einander gegenüber in den beiden Monomeren. Die Analyse der Liganden-abhängigen Disulfibrückenbildung zwischen diesen Resten ermöglicht so eine Aussage über den Abstand der beiden Bindeköpfe relativ zueinander. Für den Tet Repressor Klasse D wurde die Liganden-abhängige Bewegung der Bindeköpfe für dieses Cysteinpaar in vivo untersucht (Tiebel et al., 2000). Es konnte eine Veränderung des Abstandes bei tetO-Bindung festgestellt werden. Um die Bewegungen im Proteinkörper zu untersuchen, wurden die Positionen 107 und 165 ausgewählt (Abb. 4.26). E107 befindet sich in der Schleife zwischen Helix α6 und Helix α7. N165 liegt in der variablen Schleife zwischen den Helices α8 und α9. Die Einführung von Cysteinen an diesen Positionen kann zur Verbrückung der beiden Monomere über zwei Disulfidbrücken führen. An diesen Positionen konnte für den Wildtyp TetR eine Tetracyclinabhängige Bewegung festgestellt werden (Tiebel et al., 1998). 85 4. Ergebnisse E23 E107 N165´ Abb. 4.26 Kristallstruktur des TetR(D)-[tc-Mg]+2 Komplexes (Hinrichs et al., 1994) mit hervorgehobenen Positionen 23, 107 und 165. Das dimere TetR Protein ist in grau und Tetracyclin in weiß dargestellt. E23, E107 und N165 des einen Monomers sind in grün und die Seitenketten des anderen Monomers (bezeichnet als N165´) in rot hervorgehoben. 4.3.2 Konstruktion und in vivo Charakterisierung der revTetR-Cysteinmutanten Alle fünf bereits in vivo und in vitro charakterisierten revTetR Varianten (TetRr1, TetRr2, TetRr3, TetRr4 und TetRr5), sowie der Wildtyp TetR (BD) wurden mit den Austauschen E23C und E107C-N165C kombiniert und in pWH519 kloniert (Krec, 1993). Der Phänotyp der neu erhaltenen Varianten wurde in vivo in E. coli WH207/λtet50 untersucht. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.21 zusammengefasst. Bis auf TetRr2-23C und TetRr5-23C zeigen alle Cysteinmutanten keinen oder nur einen schwach veränderten Phänotyp im Vergleich zum Ausgangskonstrukt und konnten somit für weitere Experimente verwendet werden. 86 4. Ergebnisse 0.4 μM TetR Variante Repression atc wtTetR 1.1 ± 0.1 100 ± 6 wtTetR-23C 0.9 ± 0.1 85 ± 4 wtTetR-107C-165C´ 1 ± 0.5 86 ± 1 TetRr1 98 ± 2 4.2 ± 0.1 TetRr1-23C 85 ± 3 1 ± 0.1 TetRr1-107C-165C´ 100 ± 3 4.3 ± 0.2 TetRr2 100 ± 4 1 ± 0.1 TetRr2-23C 96 ± 6 77 ± 6 TetRr2-107C-165C´ 100 ± 5 1.1 ± 0.1 TetRr3 42 ± 0.4 1 ± 0.1 TetRr3-23C 94 ± 7 6±1 TetRr3-107C-165C´ 68 ± 5 1.4 ± 0.1 TetRr4 97 ± 2 1 ± 0.1 TetRr4-23C 93 ± 6 1.5 ± 0.2 TetRr4-107C-165C´ 102 ± 2 1.1 ± 0.1 TetRr5 84 ± 5 2.1 ± 0.1 TetRr5-23C 86 ± 4 47 ± 2 TetRr5-107C-165C´ 101 ± 6 5.3 ± 0.4 Tab. 4.21 Repression und Induzierbarkeit von TetR Varianten mit Cysteinen an den Positionen 23 und 107-165´. Die Messungen wurden in E. coli WH207/λtet50, transformiert mit pWH519-Derivaten, in Anwesenheit von 0.4 μM atc und ohne Induktor durchgeführt. Die Expression der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100 % gesetzt 4.3.3 Ausbildung der Disulfidbrücken in vitro Die Ausbildung der Disulfidbrücken in Abhängigkeit vom Liganden wurde in vitro untersucht. Dafür wurden die Mutanten in pWH610 kloniert, E. coli RB791 mit den Plasmiden transformiert, und die Proteine über Kationentauscherchromatographie und Gelfiltration 87 4. Ergebnisse aufgereinigt (Ettner et al., 1996). In einem ersten Schritt wurde überprüft, ob die Cysteine unabhängig vom Liganden vollständig reduziert bzw. oxidiert werden können. 50 pmol TetR Dimer wurden dafür mit 2 nmol atc, 150 pmol tetO oder beiden Liganden in Anwesenheit von 1 mM DTT beziehungsweise 0.5 mM Cu-(II)-Phenanthrolin (Kobashi, 1968) inkubiert und das Laufverhalten in einem 10 % nichtreduzierendem SDS-Gel überprüft. In Abbildung 4.27 ist beispielhaft ein solches SDS-Gel für die Verknüpfung der Cysteine in TetRr1-107C-165C´ und in Abbildung 4.28 für TetRr1-23C gezeigt. 50kDa 40kDa 25kDa 20kDa DTT Cu-(II)-Phe. Abb. 4.27 Analyse der Ausbildung von Disulfidbrücken zwischen den Cysteinen 107C und 165C´ in TetRr1 auf einem 10 % nicht-reduzierenden SDS-Gel. 50 pmol TetR wurde mit den angegebenen Mengen atc und tetO in Gegenwart von 1 mM DTT oder 0.5 mM Cu-(II)-Phenanthrolin inkubiert. 50kDa 40kDa 25kDa 20kDa DTT Cu-(II)-Phe. Abb. 4.28 Ausbildung von Disulfidbrücken zwischen 23C und 23C´ in TetRr1, analysiert auf einem 10 % nicht-reduzierenden SDS-Gel. 50 pmol TetR wurde mit den angegebenen Mengen atc und tetO in Gegenwart von 1 mM DTT oder 0.5 mM Cu-(II)-Phenanthrolin inkubiert. 88 4. Ergebnisse DTT kann die Cysteine unabhängig von der Anwesenheit eines Liganden vollständig reduzieren, während Cu-(II)-Phenanthrolin ein verändertes Laufverhalten hervorruft, das auf eine Verknüpfung der Cysteine hinweist. Wie bereits für den Wildtyp TetR gezeigt (Tiebel et al., 1998; Tiebel et al., 2000), kann also auch bei den reversen Varianten eine vollständige Disulfidbrückenbildung stattfinden. Das Auftrereten von zwei Banden bei Verknüpfung der Cysteine 107C-165C´ kann auf die Ausbildung von entweder zwei oder nur einer Disulfidbrücke zwischen den beiden Monomeren zurückgeführt werden. 4.3.4 Untersuchungen zur Korepressorbindung unter reduzierenden und oxidierenden Bedingungen Um die Korepressorbindung der Cysteinmutanten im oxidierten und reduzierten Zustand zu vergleichen, wurden Gleichgewichtskonstanten der revTetR Varianten mit [atc-Mg]+ bestimmt. Für die reversen Mutanten wurden direkte Titrationen von Protein mit [atc-Mg]+ in Anwesenheit von 1 mM DTT oder 0.5 mM Cu-(II)-Phenanthrolin durchgeführt. Um eine vollständige Reduktion bzw. Oxidation zu gewährleisten, wurden die Proteine vor der Titration mindestens 30 Minuten mit DTT bzw. Cu-(II)-Phenanthrolin inkubiert. Die Bindekonstanten der Wildtyp Konstrukte wurden durch Titrationen mit Mg2+ bestimmt (Scholz et al., 2000; Takahashi et al., 1986). Reduzierende Bedingungen wurden durch Inkubation mit 1 mM DTT hergestellt. Bei der Verwendung von Cu-(II)-Phenanthrolin als Oxidationskatalysator ergaben sich jedoch nicht auswertbare Bindekurven. Zur Einstellung der exakten Mg2+ Konzentrationen wird ein Puffer mit 0.1 mM EDTA verwendet. EDTA kann jedoch auch Cu2+ komplexieren. Des Weiteren ist es möglich, dass 1, 10-Phenanthrolin neben Kupfer auch Magnesiumionen komplexiert oder Cu2+ statt Mg2+ atc bindet. In allen Fällen ist eine exakte Berechnung der Bindekonstante anhand der freien Mg2+ Konzentration nicht möglich. Um dieses Problem zu umgehen wurde eine Mischung aus Glutathion Disulfid in einem dreifach molaren Überschuss über Glutathion für die Oxidation der Cysteine verwendet (Meister and Anderson, 1983). Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.22 zusammengefasst. Für die TetRr5 Varianten ergaben sich stark erniedrigte Gleichgewichtskonstanten, die nicht quantifiziert werden konnten. Die Verknüpfung der Cysteine 107C und 165C führt für alle Proteine zu erniedrigten Gleichgewichtskonstanten, wobei dieser Effekt bei den Varianten TetRr1-107C-165C´ und TetRr4-107C-165C´ offenbar am stärksten ausgeprägt ist. Durch die Mutation E23C ergibt sich kein Einfluss auf die Korepressorbindung des Wildtyps und TetRr1, sowohl unter reduzierenden als auch unter oxidierenden Bedingungen. Für TetRr3-23C und TetRr4-23C ergaben sich erniedrigte Affinitäten nach Verbrückung der Cysteine, die nicht quantifiziert werden konnten. Kooperative Ligandenbindung konnte nur für die TetRr1- 89 4. Ergebnisse Varianten festgestellt werden. Mg2+ Titration red. Titration mit [atc-Mg]+ ox. reduziert K K1 K2 [x107 M-1] TetR Variante oxidiert K K1 [x107 M-1] wtTetR 120000 110000# wtTetR-23C 56000 13000# wtTetR-107C-165C´ 72000 270000# K2 K [x107 M-1] TetRr1 0.7 4.5 0.6 5.4 TetRr1-23C 2.7 5.2 4.0 15 TetRr1-107C-165C´ 0.4 4.3 < < TetRr2 2.4 2.4 TetRr2-107C-165C´ 3.4 0.6 TetRr3 1.9 0.5 TetRr3-23C 1.9 < TetRr4 0.9 0.8 TetRr4-23C 0.8 < TetRr4-107C-165C´ 1.0 < Tab. 4.22 Gleichgewichtskonstanten reduzierter und oxidierter TetR Varianten mit [atc-Mg]+. Die Standardabweichungen liegen zwischen 10 % und 40 %. Es wurde 1 mM DTT bzw. 0.5 mM Cu-(II)Phenanthrolin für Reduktion bzw. Oxidation verwendet. # Es wurde eine Mischung aus Glutathion und Glutathion Disulfid im Verhältnis 1 : 3 für die Oxidation verwendet. <: Die Gleichgewichtskonstanten sind zu klein für eine Quantifizierung. 4.3.5 DNA-Bindung reduzierter und oxidierter TetRr-107C-165C´ Varianten Die in vitro tetO-Bindung und Induzierbarkeit oder Korepression der TetR Varianten mit den Cysteinen 107C-165C´ wurde in DNA-Retardationsanalysen untersucht. 6 pmol tet Operator wurden mit 36 pmol TetR mit und ohne Cysteinen in An- und Abwesenheit von 0.1 mM atc im Dunkeln für mindestens 15 Minuten inkubiert, und das Laufverhalten auf einem 8 % nativem PAA Gel untersucht. Das Experiment wurde sowohl unter reduzierenden Bedingungen (1 mM DTT) als auch mit 0.5 mM Cu-(II)- 90 Phenanthrolin durchgeführt. Das Ergebnis für 4. Ergebnisse den Wildtyp und TetRr4 mit den Mutationen E107C-N165C´ ist in Abbildung 4.29 dargestellt. Eine Verbrückung der Cysteine führt für TetR-107C-165C´ zu verschlechterter Induktion und für die reversen TetR Varianten zu verringerter Korepression. Die Mutationen zeigen keinen Einfluss auf die tetO-Bindung unter reduzierenden Bedingungen. Für TetRr1-107C-165C´ und TetRr2-107C-165C´ wurde ein ähnliches Verhalten erhalten, während für TetRr5-107C-165C´ keine tetO-Bindung detektiert werden konnte. Abb. 4.29 DNA-Verzögerungsanalyse von TetR-107C-165C´ und TetRr4-107C-165C´ unter reduzierenden und oxidierenden Bedingungen. Es wurden 1 mM DTT bzw. 0.5 mM Cu-(II)-Phenanthrolin eingesetzt. 4.3.6 Ausbildung von Disulfidbrücken in Abhängigkeit vom Liganden Die Effizienz der Ausbildung von Disulfidbrücken 91 in Proteinen hängt vom 4. Ergebnisse Abstand der entsprechenden Cysteine voneinander ab (Thornton, 1981). Dabei besteht eine direkte Korrelation zwischen dem Abstand der Cysteine und der Ausbildungsrate der Disulfidbrücken (Careaga and Falke, 1992). Die Ausbildungsrate ist proportional der initialen Rate der Disulfidbrückenbildung (Hughson et al., 1997). Die Anfangsgeschwindigkeit kann durch die Konzentration des Katalysators variiert, und somit ein geeignetes Messfenster zur Detektion konformationsbedingter Änderungen während der Disulfidbrückenbildung eingestellt werden. Die geeignete Cu-(II)-Phenanthrolin-Konzentration ist abhängig von der Konzentration an reduziert vorliegendem DTT im Reaktionsansatz und verändert sich deshalb mit dem Alter einer Proteinpräparation. Die benötigte Konzentration an Oxidationskatalysator wurde deshalb empirisch für jede TetR Variante ermittelt. Das Protein wurde hierzu mit unterschiedlichen Mengen Cu-(II)-Phenanthrolin inkubiert und auf einem 10 % nicht-reduzierendem SDS-Gel die Ausbildung der Disulfidbrücken untersucht. Abb. 4.30 Bestimmung der zur Oxidation benötigten Cu-(II)Phenanthrolin Konzentration. 50 pmol TetRr1 wurden mit 0, 4, 6, 8, 10, 12 und 14 μM (von links nach rechts) Cu-(II)Phenanthrolin inkubiert. Die Ansätze wurden mit nativem Proteinauftragepuffer versetzt und auf einem 10 % nichtreduzierendem SDS-Gel analysiert. In diesem Fall wurden 10 μM Cu-(II)Phenanthrolin für weitere Experimente verwendet. 50 kDa 40 kDa 25 kDa 20 kDa Um die Verknüpfung in Abhängigkeit vom Liganden zu untersuchen, wurden 50 pmol Protein mit 150 pmol tetO, 2 nmol atc oder beiden Liganden für 10 Minuten inkubiert und dann Cu-(II)Phenanthrolin zugesetzt. Nach nochmaliger Inkubation für 15 Minuten wurde das Laufverhalten auf einem 10 % nicht-reduzierenden SDS Gel analysiert. In Abbildung 4.31A sind die Ergebnisse für die Konstrukte mit Cysteinen an Position 23 dargestellt. Für alle Varianten, den Wildtyp und die reversen Proteine, ergibt sich eine langsamere Verbrückung der Cysteine in der tetO gebundenen Form. Wobei die reversen TetR jedoch atc benötigen um die DNA-bindefähige Form einzunehmen. Die Ergebnisse für die Cysteine 107 und 165´ sind in Abbildung 4.31B zu sehen. Bei der Wildtyp Variante kann deutlich eine schnellere Verbrückung der Cysteine in der tetO 92 4. Ergebnisse gebundenen Form erkannt werden. Die Bindung an die DNA scheint eine Änderung der Orientierung der beiden Reste zueinander auszulösen. Für alle reversen Varianten wurden ähnliche Ergebnisse erhalten. Die Bindung von atc scheint eine Disulfidbrückenbildung zu verhindern, unabhängig davon, ob tetO zugegeben ist oder nicht. Die freie Konformation unterscheidet sich von der atc-gebundenen Konformation in diesem Bereich des Proteins. In Anwesenheit von DNA und ohne Korepressor Konformationsänderungen statt. 93 finden anscheinend keine 4. Ergebnisse A 1 TetR 2 TetR + atc 3 TetR + tetO 4 TetR + atc + tetO B Abb. 4.31 Ausbildung von Disulfidbrücken in Anwesenheit von tetO, atc, und atc und tetO. Die Disulfidbrückenbildung wurde in einem 10 % nicht-reduzierenden SDS-Gel mit Cu-(II)-Phenanthrolin als Oxidationskatalysator untersucht. Es wurden 50 pmol TetR Dimer, 150 pmol tetO und 2 nmol atc eingesetzt. 94 4. Ergebnisse 4.4 Tet Repressoren mit veränderter Induktorbindung und Allosterie Nachdem es möglich ist den Tet Repressor an neue Induktoren anzupassen oder die Allosterie des Proteins zum reversen TetR umzukehren, stellte sich die Frage, ob eine Kombination der beiden Eigenschaften in einem Protein möglich ist. In Zusammenarbeit mit Ralph Bertram wurden deshalb reverse TetR Varianten ausgewählt und die Mutationen mit den induktorspezifischen Varianten TetRi1 (H64K S135L) bzw. TetRi2 (H64K S135L S138I) kombiniert. Die Phänotypen wurden in vivo in E. coli WH207/λtet50 überprüft, und sind für sechs der Konstrukte in Tabelle 4.23 zusammengefasst. 0.4 μM 0.4 μM 0.4 μM TetR Variante atc tc 4-ddma wtTetR 82 ± 5 44 ± 1 1.1 ± 0.1 TetRi1 67 ± 3 4.6 ± 2 65 ± 9 TetRi1-D95A V99G 100 ± 5 100 ± 5 61 ± 4 TetRi1-A97T V99G 11 ± 3 76 ± 2 6 ± 0.3 TetRi2 3.1 ± 0.4 2.2 ± 0.4 57 ± 4 TetRi2-D95A V99G 90 ± 7 96 ± 7 57 ± 0.2 TetRi2-A97T V99G 91 ± 1 87 ± 3 78 ±2 TetRi2-R94P V99E 92 ± 3 93 ± 1 77 ± 2 TetRi2-A97V V99G 100 ± 17 93 ± 9 78 ±1 Tab. 4.23 Induzierbarkeit von Kombinationen aus induktorspezifischen TetR Varianten mit reversen Mutationen. Die β-Galaktosidase-Aktivitätsmessung wurde in E. coli WH207/λtet50, transformiert mit pWH1925Derivaten, durchgeführt. Die Zellen wurden in Medium mit 0.4 μM atc, tc oder 4-ddma angezogen und die Expression der β-Galaktosidase ohne TetR als 100 % gesetzt. TetRi1-A97T V99G zeigt Repression in Gegenwart von atc und 4-ddma. Die zusätzliche Mutation S138I in TetRi2-A97T V99G führt zu einem Verlust der Repression. Alle anderen Konstrukte zeigen ebenfalls stark verschlechterte Repressionsfähigkeit. Kombination der Mutationen führt somit nicht zu den gewünschten Phänotypen. 95 Die direkte 4. Ergebnisse 4.4.1 Randomisierung der Helices α1, α4 und α6 in TetRi2 Da über eine direkte Kombination von reversen Mutationen mit induktorspezifischen TetR Varianten keine effiziente Kombination der Eigenschaften in einem Protein erreicht werden konnte, wurden wie bei der Suche nach reversen TetR die Helices α1, α4 und α6 randomisiert (Scholz et. al, 2004), dabei aber nicht der Wildytp, sondern TetRi2 als Ausgangsmutante eingesetzt. Die Plasmidgemische mit den mutierten Helices α1 und α6 wurden aus pWH1925 bzw. pWH1411 (Scholz et al., 2004) in pWH1925-tetRi2 kloniert. Für die Randomisierung von Helix α4 wurde eine erneute PCR-Mutagenese mit einem Mutagenese-Oligonukleotid, welches die Mutation H64K enthält, durchgeführt. Das PCR-Produkt wurde ebenfalls in pWH1925-tetRi2 kloniert. Das Auswahlverfahren wurde in E. coli WH207/λtet50 auf McConkey Agar Platten durchgeführt. Auf Platten mit 0.4 μM 4-ddma wurde nach weißen Kolonien gesucht, was einer Repression der β-Galaktosidase-Expression entspricht. Weiße Kolonien wurden auf Platten mit 0.4 μM 4-ddma, 0.4 μM atc und ohne Korepressor ausgestrichen und danach noch ein weiteres Mal vereinzelt. Die Plasmide wurden präpariert, sequenziert und in E. coli WH207/λtet50 auf ihren in vivo Phänotyp in einer β-Galaktosidase-Aktivitätsmessung überprüft. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.24 zusammengefasst. Aus dem Gemisch mit Mutationen in Helix α1 wurden 17600 Kolonien untersucht und drei positive Klone erhalten. 29800 Kolonien wurden aus dem Helix α4 Gemisch und 3900 aus dem Ansatz mit Mutationen in Helix α6 analysiert. Es wurden drei positive Klone mit Mutationen in Helix α4 und neun mit Austauschen in Helix α6 erhalten. Die drei Kandidaten mit Mutationen in Helix α1 zeigen unterschiedlich stark ausgeprägte Phänotypen. Für TetRi2-E15A L17V konnte eine fünffach bessere Repression mit 4-ddma im Vergleich zu atc festgestellt werden. TetRi2-L17V V20F zeigt ein ähnliches Verhalten, jedoch mit nur vierfach verbesserter Repression in Gegenwart von 4-ddma verglichen mit atc. Für die Mutante TetRi2-N18Y konnte kein Unterschied mit den beiden Tetracyclin-Derivaten festgestellt werden. 96 4. Ergebnisse 0.4 μM 0.4 μM TetR Variante Repression 4-ddma atc TetRi2 1.6 ± 0.1 57 ± 5 3.1 ± 0.5 TetRi2-N18Y 60 ± 1 20 ± 1 14 ± 1 TetRi2-L17V V20F 80 ± 6 11 ± 0.5 34 ± 0.7 TetRi2-E15A L17V 85 ± 2 12 ± 0.4 58 ± 8 TetRi2-I59S 87 ± 1 19 ± 0.6 46 ± 1 TetRi2-I59V H63Q 84 ± 3 5±4 20 ± 1 TetRi2-I59L L60M 8 ± 0.8 17 ± 0.9 3 ± 0.1 TetRi2-G96V 67 ± 0.9 2.4 ± 0.1 51 ± 4 TetRi2-D95H 58 ± 3 2 ± 0.1 4 ± 0.4 TetRi2-K98N 63 ± 1 6 ± 0.4 18 ± 2 TetRi2-R94C D95C 79 ± 8 2 ± 0.1 51 ± 5 TetRi2-D95A N81S 81 ± 3 2 ± 0.2 54 ± 4 TetRi2-Y93C V99M 80 ± 6 4 ± 0.2 8 ± 0.6 TetRi2-R94H K98I V99R 45 ± 3 1 ± 0.1 17 ± 0.5 TetRi2-R94S K98I H100Q 58 ± 3 4 ± 0.1 53 ± 3 TetRi2-R94H D95N G96R 60 ± 1 2 ± 0.1 4 ± 0.4 Tab. 4.24 Repression Auswahlverfahren. und Induzierbarkeit von TetRi2 Varianten aus dem in vivo Die β-Galaktosidase-Aktivitätsmessung wurde in E. coli WH207/λtet50, transformiert mit pWH1925Derivaten, durchgeführt. Die Zellen wurden in Medium mit 0.4 μM atc, 4-ddma oder ohne Korepressor angezogen und die Expression der β-Galaktosidase ohne TetR als 100 % gesetzt. Die Mutationen I59L und L60M führen in TetRi2 zu insgesamt stark erniedrigter Induktion aber keiner verbesserten Repression durch 4-ddma. TetRi2-I59V H63Q zeigt einen reversen Phänotyp, jedoch nur mit einer vierfach besseren 4-ddma-vermittelten Repression. Die Mutation I59S kann in Kombination mit TetRi2 zu verbesserter Repression mit 4-ddma führen. Der Unterschied zur Repression mit atc ist gering, jedoch kann die Einführung einer einzelnen Mutation in TetRi2 zu einem Protein mit veränderten Eigenschaften führen. In dem Gemisch mit Mutationen in Helix α6 konnten Einzel, Doppel- und Dreifachmutanten mit 97 4. Ergebnisse reversem Phänotyp gefunden werden. Hierbei sind vor allem die Mutationen D95H, G96V und K98N von Interesse, da diese als Einzelaustausche in TetRi2 zu einem 4-ddma-abhängigen reversen Phänotyp führen können. G96V bewirkt eine 20-fach verbesserte Repression durch 4-ddma. Interessanterweise führt diese Mutation zu keinem reversen Phänotyp im Wildtyp TetR (Scholz et al., 2004). 4.4.2 Kombination von TetRi2 mit Mutationen von V99 Da eine Interpretation der Ergebnisse aus den in vivo Auswahlverfahren durch das Auftreten multipler Mutationen in einem Protein sehr schwierig ist, und im Auswahlverfahren mit dem Wildtyp TetR bereits Einzelmutationen an den Positionen 17 und 99 gefunden wurden, die den Phänotyp umkehren, wurden alle möglichen Aminosäure-Austausche an diesen Positionen aus pWH1925 (Scholz et al., 2004) in pWH1925-tetRi2 kloniert. Die Auswirkung der Mutationen in vivo wurde mittels β-Galaktosidase-Aktivitätsmessung bestimmt. Um die TetRi2 Daten mit den Wildtyp Daten besser vergleichen zu können, wurde die in vivo Induktion durch 4-ddma bei den Wildtyp Austauschen zusätzlich zu den bereits vorhandenen Daten gemessen. Die Ergebnisse für die Mutationen an Position 99 sind in Abbildung 4.32 für den Wildtyp TetR und in 4.33 für TetRi2 gezeigt. w/o atc 4-ddma 120 TetR β-Gal.-Aktivität [%] 100 80 60 40 20 V9 9 V9 I 9 V9 L 9 V9 C 9 V9 K 9E V9 9 V9 R V99T 9 V9 W 9 V9 D 9 V9 H 9 V9 M 9 V9 Y 9 V9 Q 9 V9 P 9 V9 A 9 V9 S 9 V9 G 9N V9 9F w t 0 Abb. 4.32 Repression und induzierbarkeit von TetR Varianten mit Mutationen an Position 99. Die Werte ohne Korepressor und mit atc stammen aus (Scholz et al., 2004), die Messung mit 4-ddma wurde in E. coli WH207/λtet50, transformiert mit pWH1925 Derivaten durchgeführt. Die Aktivität der βGalaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100 % gesetzt 98 4. Ergebnisse w/o atc 4-ddma β-Gal.-Aktivität [%] 120 TetRi2 100 80 60 40 20 V9 9 V9 I 9 V9 L 9C V9 9 V9 K 9 V9 E 9 V9 R 9 V9 T 9 V9 W 9D V9 9 V9 H 9 V9 M 9 V9 Y 9 V9 Q 9 V9 P 9A V9 V99S 9 V9 G 9 V9 N 9 Te F tR i 2 0 Abb. 4.33 Repression und Induzierbarkeit von TetRi2 Varianten mit Mutationen an Position 99. Die Messung mit 0.4 μM atc, 4-ddma und ohne Korepressor in E. coli WH207/λtet50, transformiert mit pWH1925 Derivaten durchgeführt. Die Aktivität der β-Galaktosidase in Abwesenheit von TetR wurde als 100 % gesetzt 11 der 19 Aminosäure-Austausche an Position 99 führen zu keiner oder nur einer schwachen Beeinflussung des Wildtyps, während der TetRi2 Phänotyp nur bei zwei Mutationen erhalten bleibt. Außerdem führen elf der Mutationen im Wildtyp TetR zu leicht verbesserter Repression in Anwesenheit von 4-ddma, welches somit zum Korepressor für diese Varianten wird. Erstaunlicherweise wurde für die Austausche V99I, V99M, V99P, V99G und V99F verbesserte Repression durch 4-ddma festgestellt, während atc zur Induktion führt. Sechs der elf Mutationen mit verbesserter Repression durch 4-ddma führen in TetRi2 zu einem 4-ddma-abhängigen reversen Phänotyp. In diesen Varianten bleibt die 4-ddma vermittelte Korepression somit erhalten, es findet jedoch gleichzeitig keine DNA-Bindung ohne Korepressor mehr statt. 13 der 19 Mutationen führen zum Verlust der Repression ohne Korepressor in TetRi2. Die TetRi2 Variante scheint deutlich sensitiver auf zusätzliche Mutationen zu reagieren als der Wildtyp. Im Wildtyp führen vor allem Austausche zu geladenen Aminosäuren wie bei R, E und K zu reversem Verhalten. Geladene Seitenketten verschlechtern aber die Repression von TetRi2, bzw. führen nur zu schwach ausgeprägten 4-ddma reversen Phänotypen. Die Aminosäuren Serin und Threonin an Position 99 haben unterschiedliche Auswirkungen. TetRi2-V99S zeigt eine fünffach bessere Repression durch 4-ddma, während in TetRi2-V99T 99 4. Ergebnisse die atc vermittelte Repression begünstigt ist. Dies ist erstaunlich, da sich die beiden Seitenketten nur durch eine zusätzliche Methylgruppe im Threonin unterscheiden. Bei Austauschen von V99 gegen aromatische Reste kann in TetRi2 eine Korrelation zwischen der Größe der Seitenkette und dem Phänotyp festgestellt werden. Die Mutation V99W bewirkt eine 1.5-fach bessere Repression durch 4-ddma, V99Y eine dreifach und V99F eine 4.5-fach verbesserte Repression im Vergleich zu atc. Diese Tendenz ist bei den gleichen Austauschen im Wildtyp nicht erkennbar. Die besten 4-ddma abhängigen reversen Varianten wurden mit den Mutationen V99G und V99N erhalten. Beide Aminosäuren bewirken keine Umkehrung des Wildtyp Phänotyps. V99G zeigt jedoch bereits im Wildtyp verbesserte Repression durch 4-ddma, die in TetRi2 offensichtlich erhalten bleibt. Die Western Blot Analyse von ausgewählten TetR Varianten zeigt eine leicht erniedrigte intrazelluläre Proteinexpression für alle Varianten (Abbildung 4.34). Jedoch konnte genug Protein nachgewiesen werden, um einen Einfluss der intrazellulären Proteinexpression auf die Induktorspezifität ausschließen zu können. Abb. 4.34 Western-Blot Analyse der Expression von ausgewählten TetR Varianten mit Mutationen von V99. Die Anzucht der Zellen erfolgte Analog zu den β-Galaktosidase-Aktivitätsmessungen. Zur Detektion wurde ein polyklonaler TetR (BD) Antikörper verwendet. Es wurden 50 ng aufgereinigter TetR BD (TetR) und 50 μg Proteinrohextrakt der Mutanten aufgetragen. 4.4.3 Kombination von TetRi2 mit Mutationen von L17 Die meisten der großen und geladenen Seitenketten führen an Position 17 in beiden Proteinen, TetR und TetRi2, zu einem vollständigen Verlust der Repression (siehe Abbildungen 4.35 und 4.36). Jedoch erwies sich auch hier TetRi2 als sensitiver für zusätzliche Mutationen. 10 der 19 Austausche führen zu veränderten Verhalten im Wildtyp, während 17 100 4. Ergebnisse von 19 TetRi2 deutlich beeinflussen. Auch an dieser Position konnten Mutationen identifiziert werden, die im Wildtyp TetR zu einer besseren Repression in Anwesenheit von 4-ddma verglichen zur Repression ohne Korepressor führen. Vier der insgesamt acht Mutationen mit diesem Verhalten bewirken 4ddma abhängige reverse Phänotypen in TetRi2. Der beste 4-ddma reverse Phänotyp wurde durch die Mutation L17A in TetRi2 erhalten. Der gleiche Austausch führt zu einem annähernd induktionsdefekten Protein in Wildtyp. Die Mutation L17G kann die Aktivität des Wildtyps umkehren, führt jedoch zu einem Repressionsdefizienten Phänotyp in der induktorspezifischen Variante. Somit zeigen die Aminosäuren Alanin und Glycin deutlich unterschiedliche Auswirkungen auf die beiden Ausgangsproteine. w/o atc 4-ddma 120 TetR β-Gal.-Aktivität [%] 100 80 60 40 20 L1 7 L1 E 7 L1 K 7G L1 7 L1 H 7 L1 R 7 L1 N 7 L1 P 7 L1 D 7 L1 Q 7 L1 S 7 L1 T 7W L1 7 L1 Y 7 L1 C 7 L1 A 7 L1 F 7V L1 L1 7I 7M w t 0 Abb. 4.35 β-Galaktosidase-Aktivität von TetR Varianten mit Mutationen an Position 17. Die Messung wurde in E. coli WH207/λtet50, transformiert mit pWH1925 Derivaten durchgeführt. Die Werte mit atc und ohne Korepressor stammen aus (Scholz et al., 2004) und wurden zusätzlich noch mit 0.4 μM 4-ddma durchgeführt. Die β-Galaktosidase-Aktivität ohne TetR wurde als 100 % gesetzt. 101 4. Ergebnisse w/o atc 4-ddma 120 TetRi2 β-Gal.-Aktivität [%] 100 80 60 40 20 L1 7 L1 E 7 L1 K 7 L1 G 7 L1 H 7 L1 R 7 L1 N 7 L1 P 7 L1 D 7 L1 Q 7 L1 S L 1 7T 7W L1 7 L1 Y 7 L1 C 7A L1 7 L1 F 7V L1 L 1 7I 7M Te tR i2 0 Abb. 4.36 β-Galaktosidase-Aktivität von TetRi2 Varianten mit Mutationen an Position 17. Die Messung wurde in E. coli WH207/λtet50, transformiert mit pWH1925 Derivaten durchgeführt. Die Messung wurde mit 0.4 μM 4-ddma, atc und ohne Korepressor durchgeführt. Die β-GalaktosidaseAktivität ohne TetR wurde. als 100 % gesetzt. Die Analyse der intrazellulären Proteinexpression wurde mittels Western Blot Analysen durchgeführt (Abbildung 4.37). Es ergaben sich nur leichte Unterschiede bezüglich der Proteinexpression, durch die jedoch kein Einfluss auf die Induktorspezifität ausgehen sollte. Abb. 4.37 Western-Blot Analyse der Expression von ausgewählten TetR Varianten mit Mutationen von L17. Die Anzucht der Zellen erfolgte Analog zu den β-Galaktosidase-Aktivitätsmessungen. Zur Detektion wurde ein polyklonaler TetR (BD) Antikörper verwendet. Es wurden 50 ng aufgereinigter TetR BD (TetR) und 50 μg Proteinrohextrakt der Mutanten aufgetragen. 102 4. Ergebnisse 4.4.4 In vitro Untersuchung von TetRi2-L17A und -V99N Für die in vitro Untersuchungen wurden die beiden Varianten mit den besten Phänotypen, TetRi2-V99N und TetRi2-L17A, ausgesucht. Die Überexpression wurde in E. coli RB791, transformiert mit pWH610 Derivaten, durchgeführt. TetRi2-V99N konnte durch die Standard TetR Aufreinigungsmethode nicht in ausreichenden Mengen erhalten werden. Deshalb wurde ein alternatives Zellaufschlussprotokoll, das bereits für die reversen TetR Proteine beschrieben wurde, verwendet (Kap. 3.3.6.2). Die Bindung von [atc-Mg]+ und [4-ddma-Mg]+ an die TetR Varianten wurde durch direkte Titrationen gemessen. Da auch hier ein Vergleich zu der Bindung von [atc-Mg]+ an den Wildtyp TetR gemacht werden muss, wurden auch hier die Gleichgewichtskonstanten zusätzlich über Mg2+-abhängige Titration bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.25 zusammengefasst. Die Gleichgewichtskonstanten von [4-ddma-Mg]+ mit TetRi2-L17A und TetRi2-V99N sind im Vergleich zu der Ausgangsmutante TetRi2 erniedrigt und im Vergleich zum Wildytp nicht deutlich erhöht. Da die [atc-Mg]+ Bindung jedoch so stark erniedrigt ist, dass keine Quantifizierung mehr möglich war, bleibt die Spezifität für 4-ddma erhalten. Kooperativität konnte für die Bindung von [4-ddma-Mg]+ an den Wildtyp und an TetRi2-L17A, sowie von [atcMg]+ an TetRi2 festgestellt werden, mit Unterschieden zwischen der Bindung des ersten und zweiten Liganden zwischen zwei- und fünffach. 103 4. Ergebnisse Mg2+ Titration TetR Variante atc 4-ddma KA Titration mit [tcX-Mg]+ K1 [x107 M-1] K2 K [x107 M-1] wtTetR 120000 * * TetRi2 1.7 0.7 1.7 TetRi2L17A # # # TetRi2V99N # # # wtTetR 0.3 0.5 2.6 TetRi2 132 # # TetRi2L17A 0.4 0.6 1.8 TetRi2V99N 2.8 2.3 Tab. 4.25 Gleichgewichtskonstanten von TetR, TetRi2, TetRi2-L17A und -V99N mit [atc-Mg]+ und [4-ddma-Mg]+. Die Bestimmung erfolgte über Magnesium-abhängige und direkte Titration. Die Standardabweichung beträgt zwischen 10 und 40 %. # Die Gleichgewichtskonstante ist kleiner als 1 x 105 M-1, und somit zu gering für eine Quantifizierung. * Die Gleichgewichtskonstante ist zu hoch für eine Bestimmung über direkte Titration. Um die tet Operator-Bindung in Anwesenheit von 4-ddma und atc zu untersuchen wurden DNA-Retardationsanalysen durchgeführt. Hierfür wurden 0.3 µM tetO Fragment mit 0.3 µM, 0.9 µM und 1.8 µM Protein in An- und Abwesenheit von 0.1 mM atc oder 4-ddma inkubiert, und das Laufverhalten auf einem 8 % nativen PAA-Gel untersucht (siehe Abbildung 4.38). Nur für TetRi2-V99N kann eine bessere Bindung an tetO in Anwesenheit von 4-ddma erkannt werden. Für TetRi2-L17A wurde kein Unterschied zwischen der Bindung durch atc oder 4ddma erhalten. Beide Proteine können auch ohne Korepressor die tetO Sequenz binden. 104 4. Ergebnisse tetO 0.3 μM TetR 1.8 μM TetRi2-V99N in μM atc 100 μM 4-ddma 100 μM tetO 0.3 μM TetR 1.8 μM TetRi2-V99N in μM TetRi2-L17A in μM atc 100 μM usp. DNA 0.3 μM 4-ddma 100 μM + - + - + - + - 0.3 0.9 1.8 + - - - - + + - - - + - 0.3 0.9 1.8 - - - + + + + + - + + - - 0.3 0.9 1.8 + + + + + - - - + - 0.3 0.9 1.8 - - + + + + + - + + + + - - - + 0.3 0.9 1.8 - + + + - - - - - + + + - + - + + + - - - - 0.3 0.9 1.8 + + + - - - - - + + - + - + + - + + - - 1.8 - 1.8 - + + - - Abb. 4.38 DNA-Retardationssanalyse von TetRi2-L17A und -V99N mit 4-ddma, atc und ohne Korepressor. Die Analyse wurde mit den angegebenen Mengen TetR, tetO, atc oder 4-ddma auf einem 8 % PAA Gel durchgeführt. Der Nachweis erfolgte durch Färbung mit Ethidiumbromid. 105 5. Diskussion 5 Diskussion 5.1 TetR Varianten mit veränderter Induktorspezifität Die Vorteile der nicht-antibiotischen Wirkung und der stark reduzierten Induktion des Wildtyp TetR durch Tetracyclin-Derivate ohne 4-Dimethylamino-Gruppe konnten in dieser Arbeit durch gerichtete in vitro Evolution zur Entwicklung einer neuen Induktorspezifität genutzt werden. Basis hierfür war eine TetR-Variante (TetRi1) mit Spezifität für 4-ddma, ein atc-Derivat, dem die 4-Dimethylamino-Gruppe fehlt (Scholz et al., 2003). Diese Mutante kann auch noch von atc und dox induziert werden. Um die Induktorerkennung von TetR vollständig zu verändern wurde versucht, die durch das Fehlen der 4-Dimethylaminogruppe vermutete Leerstelle in der Bindetasche durch Einführen einer großen Aminosäure aufzufüllen. Die Ergebnisse dieser Arbeit werden im Folgenden bezüglich der Funktionen der Aminosäuren und der erhaltenen Mutanten diskutiert. Die Randomisierung von N82 in der TetRi1 Variante kann zu dem gewünschten Phänotyp, einer besseren Induktion durch 4-ddma im Vergleich zu atc, führen, jedoch nur mit stark erniedrigten Induktionshöhen und geringen Unterschieden zwischen der Induktion durch die beiden Derivate. Bereits in früheren Arbeiten wurde die in den unterschiedlichen TetR Klassen hochkonservierte Aminosäure N82 als für die Induktorbindung wichtiger Rest beschrieben (Hecht et al., 1993; Müller et al., 1995; Smith and Bertrand, 1988). Mutationen von N82 führen zu stark verminderter Induktion oder einem vollständigem Verlust der Induzierbarkeit. Asparagin 82 bildet zwei Wasserstoffbrücken zu Tetracyclin aus (Abbildung 5.1), eine mit dem Stickstoff der 4-Dimethylamino-Gruppe und eine mit dem O-3 des A-Rings. Es konnte gezeigt werden, dass bei Verlust dieser Interaktion in der Mutante N82A ein vollständiger Verlust der tc-Bindung und eine 104-fach erniedrigte atc Affinität auftritt (Scholz et al., 2000). Auch die in dieser Arbeit durchgeführte Randomisierung von N82 im Wildtyp TetR ergab nur induktionsdefekte Phänotypen. Die Mutationen N82I, N82M, N82V und N82W führen in Kombination mit TetRi1 zu einer besseren Induktion durch 4-ddma verglichen zu atc. Die Klonierung dieser Austausche in den Wildtyp TetR führt zu einem vollständigen Verlust der Induzierbarkeit (O. Scholz, persönliche Mitteilung). Somit bleibt bei Kombination mit den Mutationen H64K und S135L der Induktionsdefekt für atc und tc erhalten, während die 4-ddma Erkennung weniger stark beeinflusst wird. Dies ist ein Hinweis darauf, dass für die Koordination von 4-ddma andere Aminosäuren eine essentielle Rolle spielen als für die atc- oder tc-Bindung. 106 5. Diskussion Abb. 5.1 Lage von N82 relativ zu Tetracyclin in der TetR(D)-[tc-Mg]+2 Kristallstruktur (Hinrichs et al., 1994). N82 ist in gelb hervorgehoben. Die beiden Wassertstoffbrücken sind durch violette gestrichelte Linien verdeutlicht S138 ist in der Kristallstruktur weniger als 3.5 Å von der 4-Dimethylamino-Gruppe entfernt, bildet jedoch keine Wasserstoffbrücken zu tc, sondern ist in Kontakt über hydrophobe Wechselwirkungen. Trotz fehlender direkter Interaktion führen die meisten der Mutationen an dieser Position zu veränderten Phänotypen. TetRi1-S138P zeigt keine Repression mehr. S138 liegt in Helix α8, welche zusammen mit den Helices α10, α8` und α10` an der Bildung des Vier-Helix-Bündels beteiligt ist (Abbildung 5.2). Proline können α-helikale Strukturen stören (Barlow and Thornton, 1988), was bei der Mutation S138P in TetRi1 zu einer Beeinflussung der Protein-Dimerisierung, und somit dem Verlust der DNA bindefähigen Konformation führen könnte. Eine große Seitenkette wie die des Arginins an Position 138 führt zu verschlechterter Induktion mit allen Derivaten. Bei Arginin handelt es sich um die längste Seitenkette unter allen Aminosäuren, die zusätzlich stark polar ist. Bei einer Orientierung in die Tetracyclin Bindetasche könnte so die Bindung von allen Induktoren behindert werden. Die Mutation S138I führt in TetRi1 zu einer vollständigen Änderung der Spezifität für 4-ddma, während ein Leucin an dieser Position zu einem fast vollständigen Verlust der Induzierbarkeit führt. Beide Aminosäuren haben eine ähnliche Größe, unterscheiden sich jedoch in der Anordnung der Seitenketten. Somit ergibt sich eine hohe Sensitivität bezüglich der exakten Ausrichtung der Seitenkette. 107 5. Diskussion Abb. 5.2 Lage von S138 im Vier-Helix-Bündel der TetR(D)-[tc-Mg]+2 Kristallstruktur (Hinrichs et al., 1994). Helix α8 und α10 des einen Monomers sind in grau, die des. Anderen in hellblau gezeigt. S138 ist als rotes Kalottenmodell und Tetracyclin in gelb dargestellt. Die Auflösung der TetRi2 (H64K S135L S138I) Kristallstruktur im Komplex mit Tetracyclin wurde von Michael Klieber in seiner Diplomarbeit durchgeführt (Klieber, 2003). Es ergab sich eine Struktur, in der keine Tetracyclinelektronendichte in der Bindetasche zu erkennen war, was mit der sehr niedrigen Affinität für [tc-Mg]+ zusammenhängen sollte. Konformationsvergleiche zwischen der Dreifachmutante und induzierten sowie uninduzierten Modellen (Hinrichs et al., 1994; Orth et al., 1998b; Orth et al., 2000) zeigten im Bereich der Bindeköpfe keinerlei Übereinstimmungen (Abbildung 5.3). Abb. 5.3 Überlagerung der Kristallstrukturen der dimerisierten Bindeköpfe der unterschiedlichen TetR Konformationen (aus M. Klieber, 2003). TetRi2 ist blau, freier TetR (D) in grün, [tc-Mg]+-gebundener TetR orange und die tetO gebundene Kristallstruktur in violett gefärbt. Die Bindetasche zeigte am C-terminalen Ende der Helix α6 (Reste 102 und 103) die bisher ausschließlich bei den induzierten Modellen aufgetretene helikale Entwindung. Trotz der fehlenden Tetracyclinelektronendichte in der Bindetasche zeigte diese mit dem induzierten Modell eine hohe Übereinstimmung (Klieber, 2003). Die Auflösung der TetRi2 Kristallstruktur 108 5. Diskussion im Komplex mit [4-ddma-Mg]+ sollte hier eine Erklärung liefern. Zusammen mit den in dieser Arbeit erhaltenen Daten ermöglicht die Kristallstruktur jedoch eine genauere Interpretation der Effekte der einzelnen Aminosäureaustausche auf die Induktorerkennung. H64K erniedrigt die [atc-Mg]+- und [dox-Mg]+-Bindung und erhöht gleichzeitig die [4-ddmaMg]+-Affinität. Das ε-N-Atom des Lysins 64 wechselwirkt mit dem Sauerstoffatom an Position 2 und der Amidgruppe an Position 3 des Tetracyclins. Durch Einführung des Lysins ergibt sich bei Überlagerung der Kristallstrukturen in Abbildung 5.4 eine Verkürzung des Abstandes zum Tetracyclin was zu einer Beeinflussung der Wechselwirkungen führen könnte. Eine weitere Erklärung könnte die erhöhte Basizität des Lysins im Vergleich zum Histidin sein. Zusammen mit der erniedrigten Acidität der 2-OH Gruppe von 4-ddma könnte so eine Verbesserung der Interaktion zwischen TetR und 4-ddma resultieren. Die Kombination von H64K mit S138I bestätigt die Effekte der beiden Einzelmutationen in vivo und in vitro. Für die durch die Mutation S135L erhaltene relaxierte Induktorspezifität scheint vor allem die Hydrophobizität der Seitenkette des Leucins eine wichtige Rolle zu spielen. Austausche zu Valin oder Isoleucin ergeben wie die S135L Variante relaxierte Induktorspezifitäten, und auch in Kombination mit H64K zeigen sich gleiche Phänotypen. Bei der Suche nach Suppressormutationen für induktisonsdefekte TetR (B) wurde die Mutation S135I als globaler Suppressor identifiziert (Biburger et al., 1998). Für die Einzelmutante konnte eine drei- bis vierfach erhöhte [tc-Mg]+-Bindekonstante erhalten werden. Es wurde eine direkte Beeinflussung der Konformationsänderung bei der Induktion postuliert. Auch für S135L ergab sich eine sechsfach erhöhte [tc-Mg]+- und eine zweifach bessere [atc-Mg]+-Bindung. Jedoch scheinen diese vor allem durch eine Verbesserung der Mg2+ unabhängigen atc- und doxBindung, nämlich eine 52- bzw. 10-fach höhere Affinität, zustande zu kommen. Der Einfluss der Mutation S135I auf die Mg2+-unabhängige atc-Bindung wurde nicht untersucht, jedoch kann ein ähnlicher Effekt angenommen werden. In der Überlagerung der Kristallstrukturen (Abbildung 5.4) kann keine direkte Interaktion mit Tetracyclin festgestellt werden. Wie bereits für S135L postuliert (Scholz et al., 2003), muss eine Wechselwirkung mit anderen Aminosäuren zu der veränderten Induktorerkennung führen. Eine Möglichkeit wäre eine inhibitorische Wechselwirkung mit M177, dessen Lage im Protein durch diese Wechselwirkung verändert sein könnte (Klieber, 2003) (Abb. 5.4). M177 ist in hydrophober Wechselwirkung mit dem D-Ring des Tetracyclins. Die Mutation F177S führt in TetR (B) zu einer verringerten Induktion durch tc (Müller et al., 1995). Somit wäre durch Beeinflussung dieser Aminosäure eine Veränderung der Induktorerkennung denkbar. 109 5. Diskussion 138 64 135 177 Abb. 5.4 Ausschnitt aus der Überlagerung der Kristallstrukturen des TetR(D)-[tc-Mg]+2 (Hinrichs et al., 1994) Komplexes mit TetRi2(BD)-[tc-Mg]+2 (Klieber, 2003). K64, L135 und I138 des TetRi2(BD)-[tc-Mg]+2 Komplexes sind in gelb dargestellt, M177 in orange. H64, S135 und S138 der induzierten TetR(D) Struktur sind in rot gezeigt. Für S138I ergibt sich bei Überlagerung der Strukturen von TetR(D)-[tc-Mg]+2 und TetRi2(BD)[tc-Mg]+2 (Abbildung 5.4) eine mögliche direkte sterische Einflussnahme auf die Erkennung von Tetracyclinen mit der 4-Dimethylamino-Gruppe durch das Isoleucin 138, welche für Serin 138 nicht zu erkennen ist. In Übereinstimmung mit den in vivo und in vitro Analysen der Einzel- und Doppelmutanten von H64K, S135L und S138I kann angenommen werden, dass S138I durch sterische Hinderung direkt die [atc-Mg]+ und [dox-Mg]+ Affinität beeinflusst, jedoch nicht die [4-ddma-Mg]+-Bindung behindert. Bei Betrachtung der Kristallstruktur ergibt sich eine mögliche Erklärung für die unterschiedlichen Effekte von L und I an Position 138. Bei einer anderen Ausrichtung der Methylgruppe im Leucin ist eventuell keine direkte Interaktion mit der 4-DimethylaminoFunktion mehr möglich. Außerdem könnten angrenzende Aminosäuren wie I134 oder L142 beeinflusst werden. Bei einem Vergleich der Kristallstrukturen von TetR(D)-[tc-Mg]+2 und TetRi2(BD)-[tc-Mg]+2 verringert sich der Abstand zwischen den am nächsten gelegenen Atomen für die Aminosäuren an den Positionen 138 und 142 von 4.7 Å auf 3.1 Å durch Einführen der Mutation S138I, und für I134 von 5.4 Å auf 3.6 Å (siehe Abbildung 5.5). I134 wechselwirkt mit der Methylgruppe an Position 6 des C-Rings von Tetracyclin. Bei Verlust der Interaktion in der I134A Mutante ergibt sich eine um 50 % schlechtere Repression (Schubert, 2001). L142 ist nicht direkt an der Tetracyclin-Bindung beteiligt (Hinrichs et al., 110 5. Diskussion 1994; Kisker et al., 1995). Austausche zu Phenylalanin oder Arginin können jedoch zu einer Verschlechterung der Induzierbarkeit führen (Müller et al., 1995). Durch eine Beeinflussung der Lage dieser Aminosäuren wäre somit eine Beeinflussung der Induktorbindung möglich. Abb. 5.5 Lage der Aminosäuren an den Positionen 142, 138 und 134 in der Überlagerung der Kristallstrukturen des TetR(D)-[tcMg]+2 (Hinrichs et al., 1994) Komplexes mit TetRi2(BD)-[tcMg]+2 (Klieber, 2003). 138 142 134 I134, S138 bzw. I138 und L142 des TetRi2(BD)-[tc-Mg]+2 Komplexes sind gelb bzw. in der induzierten TetR(D) Struktur rot hervorgehoben. Die gestrichelten Linien zeigen die kürzesten Abstände zwischen zwei Atomen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass es möglich ist die Induktorerkennung des Tet Repressors vollständig zu ändern. Jedoch ist es schwierig einen solchen Effekt nur aufgrund der Betrachtung von Kristallstrukturdaten zu erzielen. Nur eine Kombination aus in vitro Evolution und gerichteter Mutagenese führte zum Erfolg. Alle drei Mutationen, H64K, S135L und S138I, sind notwendig um eine vollständige Differenzierung zwischen atc/dox/tc und 4ddma zu erhalten. Verglichen zu der Ausgangsmutante H64K S135L konnte die Spezifität von einer 2 x 104-fachen Erniedrigung der [atc-Mg]+-Bindung auf 3 x 107-fach erhöht werden, während die [4-ddma-Mg]+ Erkennung unverändert erhalten bleibt. 5.2 TetR Varianten mit veränderter Allosterie TetR ist neben dem Lac Repressor das einzige bisher bekannte bakterielle Regulatorprotein bei dem eine Umkehrung des Phänotyps gefunden wurde (Kleina and Miller, 1990; Lewis et al., 1996; Suckow et al., 1996). Für LacI wurden jedoch keine weiteren Untersuchungen zur Charakterisierung dieser Mutanten unternommen, weshalb keine mechanistischen Erklärungen vorliegen. Es wurde lediglich vermutet, dass entweder die DNA-gebundene Konformation durch die IPTG-Bindung stabilisiert wird oder aber dass die Konformationsänderungen revers ablaufen. Im Folgenden werden die in dieser Arbeit erhaltenen Daten bezüglich der Aufreinigung, Stabilität, Korepressorbindung und der vom 111 5. Diskussion Korepressor vermittelten tet Operator-Bindung von revTetR diskutiert und für die Proteine mit Mutationen in unterschiedlichen Bereichen des Proteins verglichen. 5.2.1 Überexpression und Aufreinigung der revTetR Varianten Die geringere Ausbeute bei der Aufreinigung reverser TetR Varianten ist nicht durch eine schlechtere Überexpression, sondern durch die Ausbildung von Einschlusskörpern bedingt. Die Ausbildung von Einschlusskörpern bei der Überexpression von Proteinen in E. coli ist ein weit verbreitetes Phänomen (Fahnert et al., 2004). Über Struktur und Mechanismus ist noch sehr wenig bekannt, es wird jedoch eine Aggregation der Proteine entweder durch hydrophobe Interaktionen exponierter, entfalteter Proteinabschnitte oder einer durch die Zelle vermittelten Clusterbildung vorgeschlagen (Villaverde and Carrio, 2003). Für die in dieser Arbeit untersuchten Proteine konnten keine erniedrigten thermodynamischen Stabilitäten erhalten werden, weshalb die Bildung von Einschlusskörpern einen anderen Grund haben muss. Die Ausbeute an TetRr3 und TetRr4 konnte durch ein Zellaufschlussprotokoll deutlich verbessert werden, in dem Saccharose stabilisierend auf die Löslichkeit während des Zellaufschlusses wirkt (Lee and Timasheff, 1981). Die Kombination aus Ultraschall, Lysozym und „freeze and thaw“ ermöglicht einen effizienteren Zellaufschluss, durch den eventuell auch die Einschlusskörper zerstört werden. Durch diese Methode konnte die Ausbeute verdoppelt, und Proteine mit hoher Aktivität erhalten werden. 5.2.2 Vergleich von Methoden zur Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten von [atc-Mg]+ mit TetR. Um so hohe Gleichgewichtskonstanten wie für die [atc-Mg]+-TetR Interaktion bestimmen zu können, wird die Methode der Mg2+ limitierenden Fluoreszenztitration verwendet. Hierbei macht man sich die Eigenschaft der Tetracycline zunutze, erst im Komplex mit zweiwertigen Metallionen mit hoher Affinität an TetR zu binden (Takahashi et.al, 1991). Jedoch müssen die Mg2+-unabhängige Bindung an TetR (KT) und die Gleichgewichtskonstante für die Bildung des [atc-Mg]+-Komplexes (KM) bei der Auswertung berücksichtigt werden (Scholz et al., 2000; Takahashi et al., 1986; Takahashi et al., 1991). Für niedrige Gleichgewichtskonstanten stellen die geringen Fluoreszenzausbeuten bei dieser Methode ein Problem dar, weshalb direkte Titrationen verwendet wurden. Die Bedingungen können hier so eingestellt werden, dass weder KM noch KT berücksichtigt werden müssen. Somit ist eine einfachere Auswertung möglich, die direkt über eine Gleichgewichtsreaktion erfolgt und nicht mehrere gekoppelte Reaktionen einbeziehen muss. Das Auftreten von kooperativer Bindung bei der Titration von [atc-Mg]+ mit TetR für alle fünf 112 5. Diskussion revTetR, sowie für die Bindung von [4-ddma-Mg]+ an TetRi2-L17A und TetRi2-V99N, könnte durch die anfängliche Besetzung von TetR mit zwei [atc-Mg]+ Molekülen, und die mit steigendem Überschuss auftretenden einfach-komplexierten Proteine zurückzuführen sein. Dadurch könnte ein Kurvenverlauf entstehen, der kooperative Ligandenbindung vortäuscht. Jedoch wurde für die Bindung von [atc-Mg]+ an TetRi2 und von [4-ddma-Mg]+ an TetR keine Kooperativität erhalten, obwohl unter den gleichen Bedingungen gemessen wurde. Kooperativität wurde bei der Titration von TetR mit Korepressor nicht für alle revTetR erhalten, sondern für die Bindung von [atc-Mg]+ an TetRr1 und TetRi2, sowie für die Bildung der TetR-[4ddma-Mg]+2- und TetRi2-L17A-[4-ddma-Mg]+2-Komplexe. Da sowohl für TetRr1, als auch für TetRr1-23C und TetRr1-107C-165C´, kooperative Ligandenbindung auftrat, sollte es sich hier nicht um eine Messschwankung handeln. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass das detektierte Signal bei dieser Methode vom Liganden stammt und sich für jeden Titrationsschritt ändert. Um dies in der Auswertung zu berücksichtigen, wird das mittlere Signal des freien Liganden ermittelt oder die Titration von Puffer mit atc direkt abgezogen. Bei dem anfänglichen Überschuss von TetR über [atc-Mg]+ sind jedoch annähernd alle Korepressormoleküle mit TetR komplexiert, es sollte folglich kaum freies [atc-Mg]+ vorhanden sein. Die Schwankungen bei der Höhe des Sättigungsgrades sollten auch auf die Korrektur zurückzuführen sein. Die hier erhaltenen Daten unterstützen die Vermutung, dass mit der Mg2+-limitierenden Titration keine kooperative Ligandenbindung detektiert werden kann, da möglicherweise zu viele Parameter fest vorgegeben sind. Letztendlich scheint eine Kombination aus direkter Titration für kleine Gleichgewichtskonstanten und der Mg2+abhängigen Titration für Affinitäten ab ca. 1 x 109 M-1 die beste Lösung darzustellen. Da für die Titration von [atc-Mg]+ mit TetR keine geeignete Auswertemethode unter Berücksichtigung von zwei voneinander abhängigen Bindetaschen gefunden werden konnte, stellt die Titration von Protein mit Ligand die Methode der Wahl dar. 5.2.3 Korepressorbindung der revTetR Varianten Für die reversen TetR ergaben sich stark erniedrigte Gleichgewichtskonstanten für die Korepressorbindung an die freien Proteine. Erwartungsgemäß zeigte sich bei den beiden Varianten mit Mutationen im DNA-Bindekopf der geringste Einfluss, da die betroffenen Aminosäuren über 15 Å von der Tetracyclin-Bindetasche entfernt liegen (Hinrichs et al., 1994). Jedoch sind die Affinitäten auch für diese Proteine im Vergleich zum Wildtyp mindestens 104fach erniedrigt. Die am stärksten erniedrigte [atc-Mg]+-Bindung wurde für die Variante mit Mutationen in Helix α4 erhalten. Helix α4 verbindet den DNA-Bindekopf mit dem Proteinkörper und spielt dadurch eine wichtige Rolle bei der Signalweiterleitung. Mutationen können hier einen direkten Einfluss auf beide Domänen des Proteins haben. Für den reversen TetR G96E 113 5. Diskussion L205S wurde eine Beeinflussung der Korepressorbindung durch Wechselwirkungen der Aminosäure E96 mit H100 oder L90, welche einen Einfluss auf die [atc-Mg]+-Bindung haben, angenommen (Kamionka et al., 2004a). Für TetRr1 und TetRr2 ist kein direkter Kontakt zu tcbindenden Aminosäuren aus der Kristallstruktur ersichtlich, weshalb nach einer anderen Erklärung gesucht werden muss. Trotz der stark erniedrigten [atc-Mg]+-Bindung in vitro ergaben die in vivo Messungen mit unterschiedlichen atc-Konzentrationen eine höhere Sensitivität für TetRr1 und TetRr2 als es für den Wildtyp TetR der Fall ist. Für TetRr1 könnte die positive Kooperativität der Korepressorbindung eine Erklärung geben. Kooperativität ist ein oft beobachtetes Phänomen in biologischen Systemen und ist vor allem für eine effektive Regulation durch sensitive Reaktion auf die Anwesenheit eines Liganden nützlich. Das klassische Beispiel für ein Protein mit kooperativer Ligandenbindung ist Hämoglobin (Eaton et al., 1999), das dadurch zu einem effizienteren Sauerstofftransporter wird. Eine andere Erklärung liefert die Tatsache, dass die [atc-Mg]+-Bindung mit den freien Proteinen bestimmt wurde. Bei der Bestimmung der Gleichgewichtskonstanten in Gegenwart von tetO sollte sich eine deutlich höhere Affinität ergeben. Für TetRr5 zeigte sich dies durch eine sehr langsame Dissoziation des Komplexes mit [atc-Mg]+ und tetO in den SPR Messungen. Obwohl die Gleichgewichtskonstante für die Bindung von [atc-Mg]+ an das freie Protein nur einen Wert von KA < 106 M-1 ergab, muss der langsamen Dissoziation ein hochaffiner Komplex zugrunde liegen. Aus experimentellen Gründen ist dieser Wert jedoch nicht direkt zugänglich. Mg2+ kann mit der großen und kleinen Furche der DNA, sowie dem Phosphatrückgrat interagieren (Chiu and Dickerson, 2000). Bei der Titration von TetR-atc-tetO mit Mg2+ ist dadurch keine exakte Einstellung der freien Mg2+ Konzentration, und somit keine Quantifizierung, möglich. Es konnte jedoch für andere koreprimierte Systeme eine höhere Bindekonstante des Korepressors mit dem Repressor in Gegenwart der DNA festgestellt werden. Bei PurR zum Beispiel führt die Anwesenheit von DNA zu einer 16-fach erhöhten Guanin Affinität (Xu et al., 1998). Die Bestimmung der revTetR-[atc-Mg]+2-Komplexstabilität ergab keine Stabilisierung durch Bindung des Korepressors, sondern eine Dissoziation bevor das Protein vollständig entfaltet ist. Der Verlust der Stabilisierung durch Bindung von [atc-Mg]+ wurde bisher nur für Mutationen von Aminosäuren beschrieben, die direkt an der tc-Bindung beteiligt sind, nämlich N82A, F86A, T103A, P105A und E147A (Schubert, 2001). N82 bildet zwei Wasserstoffbrücken zu Tetracyclin, während T103 und E147 an der Magnesiumkoordination beteiligt sind. E147 ist zusätzlich an der Dimerisierung durch Ausbildung wichtiger Wasserstoffbrücken an der Monomer-Monomer Interaktionsfläche beteiligt. F86 und P105 bilden hydrophobe Kontakte 114 5. Diskussion zum Tetracyclin aus. Die Mutationen zu Alanin führen möglicherweise zu einem Verlust der Interaktionen, wodurch die [atc-Mg]+-Bindung direkt beeinflusst wird. Dies spiegelt sich auch in den Bindekonstanten wieder, die zwischen 400- und 4000-fach erniedrigt sind (Scholz et al., 2000). Für diese Mutanten wurde eine Destabilisierung durch die Induktorbindung postuliert (Schubert, 2001). Jedoch wurde für die Entfaltungskurven nur der Energietransfer zum atc gemessen und kein Vergleich mit den intrinsischen Tryptophanfluoreszenzen der Proteine durchgeführt. Bei einem Vergleich dieser Entfaltungskurven sollte auch hier eine Dissoziation von atc vor Abschluss der Proteinentfaltung erhalten werden. Die betroffenen Aminosäuren in den reversen Proteinen sind weder an der Dimerisierung noch an der Korepressorbindung direkt beteiligt, führen jedoch zu den gleichen Auswirkungen. Der Zusammenhang zwischen den für eine vollständige atc-Dissoziation benötigten Harnstoffkonzentrationen und den Gleichgewichtskonstanten für die Bindung des Korepressors an das freie Protein unterstützt diese Hypothese (mit steigender Affinität steigt auch die benötigte Harnstoffkonzentration). Somit beeinflussen Mutationen die bei Betrachtung der Lage in den Kristallstrukturen nur die Allosterie betreffen ebenfalls die Korepressorbindung und zeigen dabei Auswirkungen wie Austausche von Aminosäuren, die direkte Kontakte zum Tetracyclin ausbilden. Die Stabilisierung von Proteinen durch Bindung des Liganden ist eine häufig beschriebene Eigenschaft von koreprimierten bzw. koaktivierten Systemen. GuHCl-abhängige Entfaltungsstudien von CRP (cAMP receptor protein) zeigten eine Stabilisierung des Aktivators durch den Koaktivator cAMP (Malecki and Wasylewski, 1998). Für den TrpRepressor wurde eine Stabilisierung durch Tryptophan Bindung festgestellt (Fernando and Royer, 1992), obwohl die Gleichgewichtskonstante von Tryptophan mit dem Aporepressor nur KA = 2 x 104 M-1 beträgt (Arvidson et al., 1986), also mindestens 100-fach kleiner als die von revTetR mit [atc-Mg]+ ist. Die Dissoziation des Korepressors bzw. Koaktivators vor der vollständigen Proteinentfaltung ist somit keine allgemein gültige Eigenschaft von koreprimierten bzw. koaktivierten Systemen. Für die hier untersuchten Proteine ist es denkbar, dass die Gegenwart von tetO die Komplexstabilität verändert. Dieser Wert ist jedoch experimentell nicht zugänglich. 5.2.4 tet Operator-Bindung der revTetR Varianten Für die reversen TetR Varianten zeigte sich eine deutliche Abhängigkeit der DNA Bindung von der Anwesenheit des Korepressors atc mit und ohne zweiwertige Metallionen. In Tabelle 5.1 sind die Gleichgewichtskonstanten für die tetO Bindung nochmals zusammengefasst und mit den für revTetR G96E L205S (Kamionka et al., 2004a) ermittelten Werten verglichen. 115 5. Diskussion tetO Bindung + atc KA KA [x107 M-1] [x107 M-1] x103 [x107 M-1] x103 wtTetR 560 # 0.02 28 0.04# 14 TetRr1 < 0.01 190 19 32 3 TetRr2 < 0.01 7.8 0.8 140 14 TetRr4 < 0.01 2.4 0.2 64 6 revTetRG96E L205S 0.04# 10# 0.2 TetR Variante Faktor + [atc-Mg]+ ohne Faktor KA Tab. 5.1 Vergleich der Gleichgewichtskonstanten für die tetO Bindung von Wildtyp und revTetR in An- und Abwesenheit von atc und [atc-Mg]+. # Werte aus (Kamionka et al., 2004a). Die Faktoren wurden als Verhältnis der Gleichgewichtskonstanten der DNA-bindefähigen Proteine zu den induzierten bzw. nicht-koreprimierten Varianten berechnet. Für TetRr1 und TetRr2 ergeben sich dem Wildtyp entsprechende Regulationsfaktoren in vitro, was mit den in vivo Daten in guter Übereinstimmung ist. Außerdem zeigen alle drei hier untersuchten reversen Proteine bessere Faktoren als revTetR G96E L205S. Für TrpR wurde im Komplex mit Tryptophan eine ähnlich hohe DNA-Bindeaffinität wie für die revTetR-[atc-Mg]+2 Komplexe gemessen (KA = 5 x 109 M-1) (Hurlburt and Yanofsky, 1992), ohne Korepressor wird bei TrpR jedoch nur eine 100-fache Erniedrigung der Gleichgewichtskonstante erreicht. Für den Purin Repressor, PurR, ergab sich eine Gleichgewichtskonstante an die DNA von ebenfalls 5 x 109 M-1 in Gegenwart von Guanin, die in Abwesenheit des Korepressors auf 2 x 107 M-1 erniedrigt wird (Xu et al., 1998). CcpA zeigt, wie die reversen TetR, nur eine sehr schwache Bindung an die cre Sequenz ohne Korepressor, mit KA = 5.8 x 104 M-1, die in Gegenwart von HPr-Ser46P auf 1.6 x 109 M-1 erhöht wird (Seidel et al., 2005). Im Vergleich zu diesen Proteinen zeigen die hier charakterisierten reversen TetR Varianten größere bzw. gleiche Unterschiede zwischen den Gleichgewichtskonstanten. Eine einzige Mutation kann, wie für TetRr1 gezeigt, die Allosterie des Tet Repressors vollständig umkehren und aus einem Repressor-Induktor Paar somit ein sehr effizientes Repressor-Korepressor-System machen. Bei den SPR-Messungen ergaben sich Unterschiede zum Wildtyp Tet Repressor bezüglich 116 5. Diskussion der Mg2+-abhängigkeit der atc-vermittelten tet Operator-Bindung. Für TetRr1 erhöht sich die tetO Bindung sechsfach in Gegenwart von atc aber ohne Mg2+, während sich für TetRr2 eine 18- und für TetRr4 eine 27-fache Erniedrigung zeigte. Dieses Ergebnis ist sehr erstaunlich, da die Mutationen in TetRr1 und TetRr2 im DNA-Bindekopf über 15 Å von der TetracyclinBindetasche entfernt liegen (siehe Abbildung 5.6 für die Lage der Aminosäuren in der Kristallstruktur), und somit nicht in Kontakt zu Aminosäuren sind, die an der Mg2+-Bindung direkt beteiligt sind. Mg2+ V99 L25 E15 L17 H100 N18 R94 Abb. 5.6 Lage der Aminosäuren relativ zu Tetracyclin und Mg2+ in der TetR(D)-[tc-Mg]+2 Kristallstruktur (Hinrichs et al., 1994). E15, L17 und L25 sind als hellblaue Kalottenmodelle, Magnesium als schwarze Kugel und Tetracyclin als gelbes Stäbchenmodell dargestellt. N18 und R94 sind in rot gezeigt und die entsprechenden Wasserstoffbrücken in blau. V99 und H100 sind als grüne Stäbchenmodelle skizziert. Da beide Proteine die Mutation L17G tragen muss die stärkere Abhängigkeit der tetO Bindung von der Anwesenheit des Mg2+ bei TetRr2 durch die Mutationen E15A und L25V ausgelöst werden. Die Analyse der Korepressorbindung ergab keine deutlich erniedrigten [atc-Mg]+Gleichgewichtskonstanten für TetRr2 im Vergleich zu TetRr1. Der hier erhaltene Effekt kann folglich nicht auf eine grundsätzlich niedrigere Affinität zurückgeführt werden. L14, L17 und L25 bilden hydrophobe Kontakte zu L51, L55 und I59 in Helix α4. Außerdem sind L55 und I59 in hydrophober Wechselwirkung mit V99 in Helix α6 (Abbildung 5.7). Zusätzlich findet eine Stabilisierung durch die Wasserstoffbrücken zwischen I22 und D95, N18 und R94, bzw. N11 und R62 statt (Hinrichs et al., 1994; Kisker et al., 1995). Diese Kontakte bilden eine wichtige Grundlage für die Signalweiterleitung in TetR. Durch Veränderung von Aminosäuren in diesem 117 5. Diskussion Bereich wird nicht nur die Allosterie umgekehrt, sondern anscheinend auch die Signalweiterleitung bei Korepressorbindung oder die Koordination des Korepressors beeinflusst. Für die Mg2+-unabhängige Induktion von TetR wurde neben dem aus der Kristallstruktur ersichtlichen Kontakten zu Mg2+ durch H100 und E147 ein alternativer Mechanismus postuliert (Scholz et al., 2000), der unabhängig von diesen Aminosäuren stattfindet, an dem jedoch T103 beteiligt ist. Eine Beeinflussung dieses alternativen Induktions- bzw. Korepressionsmechanismus durch die Mutationen in TetRr2 und TetRr4 ist ebenfalls denkbar. Abb. 5.7 Lage von L17, L25 relativ zu V99, I59, L55 und L51 in der TetR(D)-[tc-Mg]+2 Kristall-struktur (Hinrichs et al., 1994). I59 L17 und L25 sind als rote Kalottenmodelle, V99 in Helix α6 in grün und L52, L55 und I59 in Helix α4 in gelb dargestellt. L17 V99 L25 L55 L51 Die sehr schnelle Dissoziation des TetRr4-atc2-tetO Komplexes bestätigt die Annahme einer besonders niedrigen Mg2+-unabhängigen atc Bindeaffinität, da dieses Verhalten nicht in Anwesenheit von [atc-Mg]+ beobachtet wurde. TetRr4 trägt die Mutationen R94P und V99E. Zwischen N18 und R94 existieren in der induzierten Kristallstruktur drei Wasserstoffbrücken (Hinrichs et al., 1994; Kisker et al., 1995), welche den DNA-Bindekopf gegen den Proteinkörper stabilisieren (Abbildung 5.6). Untersuchungen der reversiblen Disulfidbrückenbildung zwischen N18C und R94C ergaben eine Änderung des Abstandes bei DNA Bindung von TetR (Tiebel et al., 1998). Die Mutation R94P könnte somit die Lage der beiden Domänen relativ zueinander ändern und so die Signalweiterleitung stören. Eine weitere Erklärung könnte die Nachbarschaft von V99 zu H100 liefern, welches eine Wasserstoffbrücke zum Mg2+ ausbildet (Hinrichs et al., 1994; Kisker et al., 1995). Für die Mutation H100A wurde keine Beeinflussung der Mg2+-unabhängigen atc-Bindung, jedoch eine starke Erniedrigung der [atc-Mg]+-Bindung festgestellt (Scholz et al., 2000). Für TetRr4 wird die Mg2+-unabhängige Korepression durch atc stärker erniedrigt als die durch [atc-Mg]+ vermittelte, was dem genau entgegengesetzten Effekt der Mutation H100A entspricht. Während bei H100A die Interaktion 118 5. Diskussion mit Mg2+ wegfällt, scheinen die Mutationen R94P und V99E die Interaktion noch zu verstärken. 5.2.5 5.2.5.1 Analyse der reversiblen Disulfidbrückenbildung Variable Schleife und Proteinkörper Die Cysteine an den Positionen 107 und 165 verbinden bei Ausbildung einer Disulfidbrücke die variable Schleife mit der Proteindomäne von TetR und fixieren diese am Proteinkörper (siehe Abb. 5.8). E107 N165 Abb. 5.8 Lage der Aminosäuren an den Positionen 107 und 165` in der TetR(D)-[tc-Mg]+2 Kristallstruktur (Hinrichs et al., 1994). E107 ist als grünes Stäbchenmodell, N165` in rot und Tetracyclin in gelb gezeigt. Die variable Schleife (AS 153 bis 168) ist in rot und Helix α9 (AS 169 bis 178) in orange hervorgehoben. Die Analyse der reversiblen Disulfidbrückenbildung ergab für die reversen TetR eine Erhöhung des Abstandes zwischen den beiden Resten bei Korepressorbindung, während die Anwesenheit von tetO alleine zu keiner Veränderung im Vergleich zum freien Protein führt. Die Bindung von [atc-Mg]+ führt offenbar zu anderen Bewegungen in diesem Bereich als beim Wildtyp TetR, für den Unterschiede zwischen freiem und [atc-Mg]+-gebundenem Protein erhalten wurden. Es wurde postuliert, dass die variable Schleife beim Wildtyp in Anwesenheit von tetO näher am Proteinkörper liegt als im induzierten Zustand, was zum Beispiel durch eine, durch Bewegung der Helix α9 verursachte, Ausgleichsbewegung in Richtung des Proteinkörpers ausgelöst werden könnte (Tiebel et al., 1998). Diese Bewegung findet beim reversen TetR offenbar nicht statt. Unterschiedliche Schleifenstrukturen für die induzierte und freie Konformation konnten für TetR (B) Mutanten mit Tryptophanen an verschiedenen 119 5. Diskussion Positionen in der variablen Schleife nachgewiesen werden (Vergani et al., 2000). Es zeigte sich eine verringerte Flexibilität der Schleifenstruktur im uninduzierten Zustand, die mit der verringerten Disulfidbrückenbildung im [atc-Mg]+-gebundenen Zustand, sowohl für den Wildtyp als auch für revTetR, übereinstimmen. Die Verbrückung der Cysteine verhindert Bewegungen in dem betroffenen Bereich, was für die revTetR zu einer Erniedrigung der [atc-Mg]+-Bindung und der [atc-Mg]+-vermittelten tetO-Bindung führt. Wie bereits für den Wildtyp gezeigt, spielt auch hier die variable Schleife eine Rolle bei der Korepressorbindung (Scholz et al., 2001, Berens et. al., 1997). 5.2.5.2 DNA-Bindekopf ESR Spektroskopische Untersuchungen ergaben für Cysteine an den Positionen 22 und 22` eine Vergrößerung des Abstandes bei tetO-Bindung, während für N47C und N47C` eine Verringerung des Abstandes beobachtet wurde (Tiebel et al., 1999). Dieser Effekt wurde als eine Verschiebung der DNA-Bindeköpfe gegeneinander interpretiert, durch die das Protein in die DNA bindeaktive Form überführt wird. Auch für das Cysteinpaar E23C/E23C` konnte im Wildtyp ein vergrößerter Abstand in Form von langsamerer Disulfidbrückenbildung in vivo nachgewiesen werden (Tiebel et al., 2000), was in dieser Arbeit durch in vitro Analysen bestätigt wurde. Analog dazu ergab sich für die reversen TetR eine Erhöhung des Abstandes zwischen den Cysteinen in Form von verringerter Disulfidbrückenbildung bei tet OperatorBindung. Im Gegensatz zum Wildtyp kann diese Bewegung jedoch nur in Gegenwart von [atcMg]+ erfolgen. In Abbildung 5.9 ist eine Überlagerung der Kristallstrukturen für den [tc-Mg]+und tetO-gebundenen TetR (D) gezeigt (Hinrichs et al., 1994, Orth et. al., 1998). Es ist deutlich eine Erhöhung des Abstandes der Reste an Position 23 und 23` bei tet Operator-Bindung zu erkennen. Die Abstandsänderung der DNA-Bindeköpfe scheint sich folglich im reversen TetR gleich zu verhalten. 120 5. Diskussion Abb. 5.9 Vergleich des Abstandes von E23C und E23C` in den DNA-Bindeköpfen der [tc-Mg]+und tetO-gebundenen Struktur (Hinrichs et al., 1994, Orth et. al., 1998). Die [tc-Mg]+-gebundenen Konformation ist in hellblau und die tetO-gebundene in grau gezeigt. 23C und 23C´ sind in gelb (DNA-gebunden), bzw. in rot (induziert) hervorgehoben. Der Abstand zwischen den Thiolgruppen ist durch gestrichelte Linien angedeutet, und beträgt 2.1 Å für die Cα Atome des DNAgebundenen (gelb) und 0.8 Å für den induzierten (rot) TetR. Auch für die freien Proteine wurde kein deutlicher Unterschied zwischen Wildtyp und revTetR erhalten. Hierbei muss aber berücksichtigt werden, dass durch die Analyse nur ein Teil der Bewegung der DNA-Bindeköpfe betrachtet wird. Bei einer Verschiebung der beiden Domänen relativ zueinander ist es möglich an einer anderen Stelle unterschiedliche Konformationen zu erhalten. Diese können ausreichen um die tetO-Bindung zu beeinflussen. Außerdem können kleine Unterschiede in den Konformationen nur schwer mit dieser Methode detektiert werden. [atc-Mg]+ alleine scheint nicht auszureichen, um die gleiche Disulfidbrückenbildungsrate wie in Anwesenheit von [atc-Mg]+ und tetO für die reversen TetR zu erhalten. Ebenso sollte die freie Konformation des Wildtyps eher der DNA-gebundenen Konformation entsprechen und nicht der induzierten Struktur. Diese widersprüchlichen Ergebnisse wurden bereits für die in vivo Untersuchung des Wildtyps diskutiert (Tiebel et al., 2000). Es wurde postuliert, dass das freie Protein in beiden Grenzstrukturen, der induzierten und DNA-bindefähigen Struktur, vorliegen kann und in Abhängigkeit von äußeren Faktoren bevorzugt in einer der beiden Konformationen vorliegt. Für den reversen Tet Repressor wurde aufgrund der Lage der Mutationen im Protein und der ersten in vitro Untersuchungen eine Verschiebung der DNA Bindeköpfe relativ zum Proteinkörper aber mit unveränderter Signalweiterleitung postuliert (Kamionka et al., 2004a; Scholz et al., 2004). In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Korepressorbindung zu 121 5. Diskussion anderen Bewegungen im Protein führt als beim Wildtyp TetR. Folglich kann eine Beeinflussung der Signaltransduktion nicht ausgeschlossen werden. Da die Abständsänderungen zwischen den DNA-Bindeköpfen bei tetO-Bindung gleich sind, ist es möglich, dass die Unterschiede zwischen dem freien Wildtyp und den revTetR durch eine Vergrößerung oder Verkleinerung des Abstandes der DNA-Bindeköpfe relativ zueinander oder durch eine grundsätzlich unterschiedliche Konformation bedingt sind. Eine vollständige Klärung des Mechanismus fordert jedoch die Lösung der Kristallstruktur eines oder mehrerer revTetR. 5.3 Tet Repressoren mit veränderter Induktorerkennung und Allosterie Die Tetracyclin-Bindetasche und der DNA-Bindekopf des Tet Repressors liegen in unterschiedlichen Bereichen des Proteins. Obwohl beide Funktionen mehr als 33 Å voneinander entfernt sind, sind diese miteinander in Verbindung, und Veränderungen in einer der beiden Domänen können Einfluss auf die Funktion der anderen haben. Im Verlauf dieser Arbeit konnte die Induktorbindung durch Mutation von Tetracyclin-kontaktierenden Aminosäuren verändert werden. Außerdem wurden reverse TetR in vivo und in vitro bezüglich Ligandenbindung, Entfaltung und Konformationsänderungen untersucht. Nachdem bei der Analyse der reversen Proteine bereits ein Einfluss auf die Korepressorbindung deutlich wurde, wird im Folgenden nun der Zusammenhang zwischen Mutationen, die die Induktorerkennung verändern und solchen, die die Allosterie des Tet Repressors beeinflussen genauer diskutiert. Die direkte Kombination von Mutationen die die Induktorerkennung von TetR verändern mit solchen, die den Phänotyp umkehren hat sich als sehr schwierig erwiesen. Von den in dieser Arbeit direkt kombinierten Varianten zeigte keine den erwünschten Phänotyp, und auch R. Bertram konnte nur bei einer direkten Kombination eine Korepression von 40 % durch 4-ddma erhalten (Bertram et al., 2004). Mutationen, die eine Veränderung der Allosterie bewirken scheinen das gesamte Protein zu betreffen und somit sehr sensitiv auf zusätzliche Mutationen zu reagieren. Da an den Positionen 17 und 99 Einzelmutationen gefunden wurden die zu einem reversen Phänotyp führen (Scholz et al., 2004), wurden die Austausche auch in der i2 induktorspezifischen Variante TetR analysiert. Es zeigte sich, dass die gleiche Mutation im Wildtyp vollständig andere Auswirkungen auf den Phänotyp haben kann als in TetRi2. V99G führt im Wildtyp zu unveränderter Induktion durch atc, jedoch verbesserter Repression in Gegenwart von 4-ddma verglichen zur Repression ohne Induktor, welche nicht beeinflusst ist. Führt man diese Mutation in TetRi2 ein, so kann keine DNA-Bindung mehr in Gegenwart von 122 5. Diskussion atc und ohne Induktor stattfinden. Die 4-ddma vermittelte Repression bleibt jedoch erhalten. Die Analyse des Einflusses der Mutation V99G auf die Austausche H64K, S135L und S138I ergab eine gleiche Rolle für V99G und S135L (Henssler et al., 2005). Für S135L wurde relaxierte Induktorspezifität nachgewiesen (Scholz et al., 2003). Da sich diese Amiosäure in der zweiten Schale um die Tetracyclin-Bindetasche befindet, wurde der Effekt durch Interaktionen mit tc-kontaktierenden Resten begründet. V99 bildet keine Kontakte zu S135 aus und ist auch nicht in der direkten Nähe dieser Aminosäure. Die Induktorbindung muss folglich indirekt beeinflusst werden. Die Mutation V99A führt zu ähnlichen Effekten, denn der Wildtyp Phänotyp wird nicht beeinflusst, während bei TetRi2 Korepression durch atc und 4-ddma stattfindet. V99S zeigt ebenfalls keinen Einfluss auf den Wildtyp TetR, führt jedoch zu 4-ddma abhängiger Repression in TetRi2. Ein Threonin an dieser Position führt zu Korepression durch atc, Induktion durch 4-ddma und verschlechterter DNA-Bindung ohne Induktor, obwohl sich die Seitenkette nur um eine Methylgruppe von der des Serins unterscheidet. Somit können kleine Unterschiede von Seitenketten bereits zu komplett unterschiedlichen Phänotypen führen. Die gleichen Effekte sind auch bei Austauschen von L17 zu beobachten. L17C, F, A, I und V führen zu veränderter Allosterie in TetRi2, während die Aktivität des Wildtyps nicht beeinflusst wird. Austausche von L17 zu A, T, W oder Y beeinflussen beides, Allosterie und Induktorerkennung. L17G kann den Phänotyp des Wildtyp TetR umkehren, führt jedoch zum Verlust der Repression in TetRi2. L17A beeinflusst die Induktorerkennung des Wildtyps, führt aber in TetRi2 zu einer veränderten Allosterie. Beides sind kleine Aminosäuren die sich nur durch eine Methylgruppe unterscheiden, jedoch sehr unterschiedliche Auswirkungen auf TetR und TetRi2 haben. Für den Transaktivator tTA konnte in Bakterien eine erniedrigte Aktivierung in Gegenwart des Tetracyclin-Derivates GR 33076X im Vergleich zur Aktivierung ohne Tetracyclin nachgewiesen werden (Chrast-Balz and Hooft van Huijsduijnen, 1996). GR 33076X fehlt ebenfalls die 4Dimethylaminogruppe. Als Begründung wurde eine Wirkung als tc Antagonist oder eine Stabilisierung der Dimerisierung oder Stabilitätserhöhung der tTA Struktur vorgeschlagen. Auch für den Lac Repressor konnte ONPF als so genannter „Anti-Induktor“ isoliert werden. Dieser bewirkt keine direkte Konformationsänderung bei Bindung an das Protein, sondern stabilisiert den Lac repressor-lac Operator Komplex. ONPF bindet dabei in dieselbe Bindetasche wie der Induktor IPTG, jedoch mit leicht veränderter Konformation (Bell and Lewis, 2001; Lewis et al., 1996; Suckow et al., 1996). Für die reversen TetR Varianten konnte eine Stabilisierung der Proteinstruktur durch Korepressorbindung als Mechanismus ausgeschlossen werden. Somit kann auch für die Bindung von 4-ddma ein Auslösen von Konformationsänderungen im Protein angenommen werden. 4-ddma wirkt folglich als Korepressor und nicht als Anti-Induktor. Der Effekt unterscheidet sich auch dadurch, dass 123 5. Diskussion Mutationen die die Allosterie des Tet Repressors betreffen notwendig sind um eine Korepression hervorzurufen. Es ist jedoch unklar, ob 4-ddma und atc antagonistische Effekte auf die entsprechenden TetR Varianten haben. Hierzu wären weitere Untersuchungen notwendig. Wie für die reversen TetR Varianten ergaben auch die Gleichgewichtskonstanten für die Korepressorbindung von TetRi2-L17A und TetRi2-V99N erniedrigte Werte. Da die [atc-Mg]+ Affinitäten zu niedrig für eine Quantifizierung waren, die [4-ddma-Mg]+ Bindung jedoch messbare Werte ergab bleibt die Spezifität für 4-ddma in diesen Varianten erhalten. Die DNAVerzögerungsanalyse ergab verstärkte tetO-Bindung von TetRi2-V99N in Gegenwart von 4ddma. Für TetRi2-L17A konnte kein Unterschied nachgewiesen werden. 5.3.1 Zusammenhang zwischen Induktorerkennung und Allosterie von TetR Die Induktorspezifität von TetR konnte durch Mutationen von Aminosäuren, die in direktem Kontakt zu Tetracyclin oder zu tc-kontaktierenden Resten sind verändert werden. Im Verlauf dieser Arbeit zeigte sich aber auch eine Beeinflussung der Induktorerkennung durch Mutationen im Kontaktbereich zwischen N- und C-terminaler Domäne, die aus der Kristallstruktur nicht ersichtlich ist. Es konnten Varianten erhalten werden, die in vivo eine unveränderte Induktion durch atc, aber gleichzeitig eine verbesserte Repression in Gegenwart von 4-ddma zeigen. Die 4-ddma Erkennung ist anscheinend bereits so verändert, dass durch Kombination mit der induktorspezifischen Variante nicht die Erkennung von 4-ddma, sondern nur die atc-Affinität beeinflusst wird. Somit kann eine Veränderung der Induktorerkennung durch Beeinflussung der Signaltransduktion erfolgen. Ein Einfluss auf die Korepressorbindung wurde auch bei den in vitro Analysen der reversen Tet Repressoren deutlich. Der Signaltransduktionsweg wurde aufgrund der Kristallstrukturen aller Konformationen des Tet Repressors und biochemischen Experimenten postuliert. Das Signal (Tetracyclin-Bindung) wird von der Bindetasche im Proteinkörper auf die DNA-Bindeköpfe über eine Folge von Konformationsänderungen geleitet, bei denen vor allem die Helices α1, α4 und α6 eine wichtige Rolle spielen. Ein Einfluss der Aminosäuren in diesen Bereichen auf die Induktorerkennung ist aus der Kristallstruktur nicht ersichtlich. Die hier erhaltenen Ergebnisse geben somit einen deutlichen Hinweis auf einen alternativen Kommunikationsweg im Protein. Weitere Aufschlüsse über diesen neuen Kommunikationswegs könnte zum Beispiel ein vergleichendes Alanin-Scanning der beteiligten Aminosäuren im Wildtyp, revTetR und TetRi2 geben. Untersuchungen von Varianten mit unveränderter atc-Induktion aber 4-ddmavermittelter Repression sollten klären, ob 4-ddma hier als Antagonist zu atc wirkt, ob die 124 5. Diskussion gleiche Bindetasche Signaltransduktion verwendet handelt. wird, Letztendlich und ob sollte es sich hier die Auflösung um der eine entsprechenden Kristallstrukturen Aufschluss über die Mechanismen und Zusammenhänge geben. 125 veränderte 6. Literaturverzeichnis Agerso, Y., and Guardabassi, L. (2005) Identification of Tet 39, a novel class of tetracycline resistance determinant in Acinetobacter spp. of environmental and clinical origin. J Antimicrob Chemother 55: 566-569. Altschmied, L., Baumeister, R., Pfleiderer, K., and Hillen, W. (1988) A threonine to alanine exchange at position 40 of Tet repressor alters the recognition of the sixth base pair of tet operator from GC to AT. Embo J 7: 4011-4017. Arvidson, D.N., Bruce, C., and Gunsalus, R.P. 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ODx ONPG PAA PAGE PCR PEG revTetR rpm SDS Tab. tc TEMED TetR Tris ÜN ÜNK WT Escherichia coli Ethylendiamintetraessigsäure Fast protein liquid chromatography Wasser Isopropyl-β-D-Galaktopyranosid Luria-Broth Kapitel Lösung optische Dichte bei λ = x nm ortho-Nitrophenyl-β-D-galactopyranosid Polyacrylamid Polyacrylamid-Gelelektrophorese Polymerasekettenreaktion Polyethylenglykol Reverser Tetrazyklin-Repressor Umdrehungen pro Minute Natriumdodecylsulfat Tabelle Tetracyclin Tetramethylethylendiamin Tetrazyklin-Repressor Tris(hydroxymethyl)aminomethan Über Nacht Über-Nacht-Kultur Wildtyp s Angstrom ≡ 100 pm Basenpaar Grad Celsius Dalton Gramm Kelvin Liter Meter Molar Minuten Mol Zeit Temperatur Einheiten der Enzymaktivität Sekunden Nukleotide A C G T N Adenosin Cytidin Guanosin Thymidin A, C, G, T Vorsätze k m µ n p Kilo (103) Milli (10-3) Mikro (10-6) Nano (10-9) Piko (10-12) Aminosäure-Nomenklatur nach IUPAC-IUB Vereinbarungen (1969) A C D E F G H I K L Ala Cys Asp Glu Phe Gly His Ile Lys Leu Alanin Cystein Asparaginsäure Glutaminsäure Phenylalanin Glycin Histidin Isoleucin Lysin Leucin M N P Q R S T V W Y 128 Met Asn Pro Gln Arg Ser Thr Val Trp Tyr Methionin Asparagin Prolin Glutamin Arginin Serin Threonin Valin Tryptophan Tyrosin 129 Lebenslauf Persönliche Daten Eva-Maria Henßler geboren am 04.06.1977 in Neuendettelsau Familienstand: ledig Eltern: Amanda und Erwin Henßler Schulausbildung 1983 – 1987 Grundschule Neuendettelsau 1987 – 1996 Laurentius Gymnasium Neuendettelsau Hochschulausbildung Nov. 1997 – Mai 2002 Studium der Biologie an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Diplomarbeit über Darstellung und Charakterisierung von neuen Tet Repressor Varianten am Lehrstuhl für Mikrobiologie. . Juli 2002 – Okt. 2005 Promotionsarbeit am Lehrstuhl für Mikrobiologie, Friedrich-Alexander Universität ErlangenNürnberg. Erlangen, den 19.10.2005 130