Themenblatt 2: Nachhaltige Landwirtschaft

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Nachhaltige Landwirtschaft
Welche Bedeutung hat eine nachhaltige
Landwirtschaft für ländliche Entwicklung und
Ernährungssicherung?
Rund die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in ländlichen Regionen. Die meisten dieser Menschen leben direkt oder indirekt
von der Landwirtschaft. Viele Entwicklungsländer sind agrarisch geprägt, deshalb ist ihre wirtschaftliche Entwicklung
ohne ländliche Räume nicht denkbar.
Die überwiegend kleinbäuerlichen Betriebe in den Entwicklungsländern erzeugen zwar den größten Teil aller Nahrungsmittel, produzieren jedoch zumeist weit unter dem möglichen
Produktionsniveau. Wenn sie ihre Produktivität steigern,
fördert das direkt die Entwicklung ländlicher Regionen und
des ganzen Landes. Doch diese Produktivitätssteigerung darf
nicht auf Kosten der natürlichen Ressourcen wie Boden und
Wasser erfolgen, sondern muss nachhaltig sein, damit auch
zukünftigen Generationen Landwirtschaft betreiben können.
Sie muss sich nicht nur wirtschaftlich lohnen, sondern die
Umwelt schonen und soziale Aspekte berücksichtigen.
Betrachtet man den gesamten ländlichen Raum, ist Landwirtschaft heute mehr als nur die Erzeugung landwirtschaftlicher
Produkte. Auf die Produktion von Pflanzen und Tieren folgen
Transport, Vermarktung, Verarbeitung und eventuell Export,
sofern die Waren für die Ausfuhr geeignet sind. Damit die
Landwirte vor diesem Hintergrund nachhaltig und produktiv
wirtschaften können, benötigen sie Fachwissen und Knowhow.
Klar ist: Eine leistungsstarke nachhaltige Landwirtschaft
macht ländliche Räume zukunftsfähig. Andernfalls besteht die
Gefahr, dass ländliche Räume bei zunehmender Urbanisierung abgehängt und weiter marginalisiert werden.
Hintergrund
Nicht nur die in großem Maßstab betriebene industrielle
Landwirtschaft, sondern auch Kleinbetriebe produzieren oft
nicht sehr nachhaltig. Aufgrund mangelnder Kenntnisse und
Fähigkeiten oder beschränkten Zugangs zu Ressourcen wird
die Bodenfruchtbarkeit verringert, werden Wasserressourcen
äthiopien. die bewahrung von artenvielfalt, hier der getreideart sorghum,
ist eine von vielen
maßnahmen zum
schutz natürlicher
ressourcen und eine
Voraussetzung für
eine erfolgreiche
und nachhaltige
landwirtschaft.
foto: © gIZ /
guenay ulutuncok
übernutzt und schreitet Desertifikation voran. Unsachgemäß
angewandte Pestizide gefährden Ökosysteme. Auch die Vielfalt der Nutzpflanzen und Nutztierrassen nimmt ab.
Weltweit gibt es über 450 Millionen landwirtschaftliche Kleinbetriebe unter zwei Hektar. Die meisten von ihnen produzieren weit unter ihrem Potenzial. Aufgrund ihres oft schlechteren Zugangs zu Produktionsmitteln und Ressourcen sind
Bäuerinnen besonders benachteiligt. Um die Ernährung der
Weltbevölkerung über das Jahr 2050 hinaus zu gewährleisten,
muss die Produktivität dieser Flächen gesteigert werden.
Großbetriebe mit intensiver Landwirtschaft haben ihr Potenzial oft ausgereizt; zudem belasten sie vielfach die Umwelt
durch hohen Wasserverbrauch und intensivem Einsatz von
Agrochemie. Deshalb muss in Entwicklungsländern ein
besonderer Fokus auf Kleinbetrieben liegen, bei denen oft
sogar eine Ertragsverdoppelung möglich ist. Um die natürlichen Ressourcen – und damit die Grundlage der Ernährung
– langfristig zu erhalten, dürfen die Erträge aber nur nachhaltig gesteigert werden. Das bedeutet, dass Bodenfruchtbarkeit
erhalten, wiederhergestellt und verbessert werden muss.
Wasserressourcen müssen wesentlich effektiver genutzt und
in Abstimmung mit den verschiedenen Wassernutzern verwaltet werden.
InformaTIonsblaTT ländlIchE EnTwIcklung und ErnährungssIchErung | Nachhaltige Landwirtschaft
Betriebsmittel und Wissen müssen so eingesetzt werden, dass
auch kommende Generationen ertragreiche Landwirtschaft
betreiben können. Aus diesem Grund haben Bildung, Ausbildung und Beratung eine große Bedeutung. Ebenso wichtig ist,
dass Kleinbauern verstärkt unternehmerisch handeln und in
die eigenen Betriebe investieren können. Finanzdienstleistungen im ländlichen Raum sind daher ebenso notwendig wie
der Zugang zu Märkten und entsprechenden Marktinformationen.
Für den Umbau zu einer nachhaltigen Landwirtschaft gibt es
keine Patentlösungen, sondern je nach Standort eine ganze
Bandbreite von Möglichkeiten und Methoden. Sie reicht von
der Ökolandwirtschaft bis zum Einsatz moderner züchterischer Verfahren.
Unser Beitrag zu entwicklungsförderlichen Agrarstandards
Das BMZ setzt sich seit vielen Jahren für eine nachhaltige
Landwirtschaft in den Partnerländern ein. Dabei geht die
Förderung weit über die direkte Beratung zu besseren Methoden hinaus. Beim Management von Wassereinzugsgebieten
geht es beispielsweise darum, Partner beim Erosionsschutz zu
beraten und die Marktanbindung und den Zugang zu Marktinformationen zu verbessern.
Das Bündel der Maßnahmen reicht von der Regierungsberatung über die Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen bis zu einer Zusammenarbeit mit den Produzentinnen
und Produzenten. Ein Augenmerk gilt auch der Einbeziehung
der Privatwirtschaft, sowie der Umsetzung von Forschungsergebnissen, die in den Agrarforschungszentren erarbeitet
wurden.
Ein Beispiel aus der Praxis
Indien: Nachhaltigkeit bringt Wohlstand
Viermal so viel Getreide wie vor dem Projektstart, sauberes
Trinkwasser für alle, die Zunahme der Vegetationsdecke, eine
Vervierfachung der Arbeitsplätze und nicht zuletzt selbstbewusste Frauen, die ihr eigenes Einkommen erwirtschaften
– das sind nur einige der Ergebnisse umweltschonender und
nachhaltiger Landbewirtschaftung in Indien.
Gemeinsam mit staatlichen Stellen, Nichtregierungsorganisationen und dörflichen Selbsthilfeorganisationen hat die deutsche
Entwicklungszusammenarbeit von 2003 bis 2010 die Dorfbevölkerung in neun Wassereinzugsgebieten dabei unterstützt,
die natürlichen Ressourcen ihrer Gebiete nachhaltig zu nutzen.
Um die Humusdecke davor zu schützen, vom kräftigen Monsunregen weggewaschen zu werden, wurden Rückhaltedämme
angelegt, Gras, Bäume und Hecken angepflanzt und Terrassen
angelegt. Zusammen mit diesem Erosionsschutz steigerten
bessere Anbaumethoden die Fruchtbarkeit des Bodens. Das
Resultat: Die Ernteerträge wuchsen. Parallel wurde ein Kreditprogramm aufgelegt. Bevorzugt sind es Frauen, die kleine
Kredite aufnehmen, um wirtschaftlich eigenständiger zu
werden. Zudem wurde von Anfang an ein kontinuierlicher
ständiger Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen allen
Beteiligten und der Dorfbevölkerung angeregt – ein Faktor,
der wesentlich zur Nachhaltigkeit der Maßnahmen beiträgt.
Zum Weiterlesen:
→ BMZ-Themenseite:
[http://www.bmz.de/nachhaltige-landwirtschaft]
→ „Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft“
BMZ Strategiepapier 3|2013, Januar 2013
[http://www.bmz.de/de/publikationen/themen/
laendliche_entwicklung/Strategiepapier327_03_2013.pdf]
→ „Was ist nachhaltige Landwirtschaft?“ Informationsbroschüre des GIZ Sektorvorhabens Management natürlicher Ressourcen im Auftrag des BMZ, 2012
[http://www.giz.de/Themen/de/dokumente/
giz2012-de-nachhaltige-landwirtschaft.pdf]
→ „Ernährungssicherung und Anpassung an den
Klimawandel – eine Positionsbestimmung“:
KfW Entwicklungsbank, 2009
[https://www.kfw-entwicklungsbank.de/DownloadCenter/PDF-Dokumente-Positionspapiere/2009_08_
Anpassung-Lawi_D.pdf]
kontakt: referat 314 ländliche Entwicklung; landwirtschaft; Ernährungssicherung
E-mail: [email protected]
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