Abstimmbare Anpassnetzwerke auf Basis ferroelektrischer Varaktoren für Mobilfunkanwendungen Der Technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Grades DOKTOR-INGENIEUR vorgelegt von Dipl.-Ing. Matthias Schmidt Erlangen - 2007 II Als Dissertation genehmigt von der Technischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg Tag der Einreichung: Tag der Promotion: Dekan: Berichterstatter: 10.08.2007 26.11.2007 Prof. Dr.-Ing. J. Huber Prof. Dr.-Ing. R. Weigel Prof. Dr.-Ing. R. Jakoby Danksagung Die hier vorgelegte Arbeit wäre nicht ohne die Hilfe und Unterstützung zahlreicher Kollegen und Projektpartner entstanden. Doch mein erster Dank gehört Prof. Dr.Ing. Robert Weigel. Ohne seinen Rat und sein großes Vertrauen wäre es unmöglich gewesen, diese Arbeit anzufertigen. Er hat trotz seiner vielfältigen Aufgaben immer ein offenes Ohr für die Probleme und Wünsche seiner Doktoranden. Weiterhin möchte ich Dr. Anton Leidl danken, der mich immer mit großem Engagement auf Seiten der Firma EPCOS unterstützte. Durch seine tatkräftige Unterstützung und die Bereitstellung der BST-Kondensatoren ermöglichte er es mir, meine theoretischen Erkenntnisse an realen Schaltungen zu verifizieren. Mein besonderer Dank gilt vor allem den wissenschaftlichen Mitarbeitern des Lehrstuhls für Technische Elektronik. Von ihnen lernte ich, welchen Spaß es macht, in einem Team hoch motivierter Wissenschaftler zu arbeiten. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle meine Bürokollegen Tufik Buzid und Errikos Lourandakis. Durch viele fruchtbare Diskussionen halfen sie mir bei so mancher Fragestellung, die mir unlösbar schien. Sie zeigten mir, dass der „Mediterranean Way of Life“ durchaus einige Vorzüge hat. Großen Dank schulde ich auch Kay Seemann, der mir in den letzten Jahren zum geschätzten Wegbegleiter, Leidensgenossen, Mitstreiter und Ratgeber wurde. Auf ihn konnte ich mich immer verlassen. Auch möchte ich mich bei den technischen Mitarbeitern des Lehrstuhls bedanken. Mit großem Geschick und viel Geduld haben Herr Schröder und Herr Voinea mich beim Aufbau der Demonstrator-Schaltungen unterstützt. Den Mitarbeiterinnen des Sekretariats, Frau Martinek und Frau Köhnen, möchte ich ebenfalls für die Hilfe bei administrativen Fragen danken. An dieser Stelle möchte ich mich auch für die Kooperationsbereitschaft bei Prof. Dr.-Ing. Rolf Jakoby, Patrick Scheele und ihrem Team an der TU Darmstadt bedanken, die mit mir innerhalb des BMBF-Projekts MARIO zusammenarbeiteten. Viele Ideen und die Antwort auf so manche Frage habe ich ihnen zu verdanken. Erlangen, im August 2007 Matthias Schmidt IV Zusammenfassung Die Anforderungen an die Radio-Module zukünftiger Mobiltelefone sind enorm. Immer mehr Standards und Frequenzbänder müssen trotz gleichzeitiger Reduktion der Kosten und der Abmessungen unterstützt werden. Zusätzlich sollen die Effizienz und die Linearität verbessert werden. Mit den bisher verwendeten Komponenten und Architekturen ist dies aber nur bedingt möglich. Um den zukünftigen Herausforderungen zu begegnen, sind daher neue Konzepte und Technologien nötig. Einen vielversprechenden Ansatz stellen abstimmbare Hochfrequenzbaugruppen auf der Basis von ferroelektrischen Kondensatoren dar. Das Materialsystem BariumStrontium-Titanat (BST) zeigt hierbei das größte Potenzial. Im Rahmen dieser Promotionsarbeit wurden erstmals abstimmbare Anpassnetzwerke aus BST-DünnfilmVaraktoren ausführlich untersucht. Hierzu wurden, ausgehend von den grundlegenden Eigenschaften ferroelektrischer Dünnfilm-Varaktoren, Kondensator-Modelle für die Design-Umgebung Agilent ADS entwickelt. Diese Modelle bilden sowohl das elektrische als auch das akustische Verhalten der Bauelemente in einem sehr großen Frequenz- und Spannungsbereich ab und ermöglichen somit die simulative Untersuchung des linearen und nichtlinearen Verhaltens abstimmbarer Anpassnetzwerke. Anhand umfangreicher Berechnungen und Simulationen wurde das Potenzial von L-, Π-, T- und Reflexionsnetzwerken für abstimmbare Antennen- und Leistungsverstärker-Anpassnetzwerke erörtert. Um die Anforderungen an die Varaktoren zu ermitteln, wurden die aus der Literatur bekannten Dimensionierungsgleichungen für feste Anpassnetzwerke aufgegriffen und entsprechend erweitert. Erstmalig wurde ein Reflexionsanpassnetzwerk auf Basis ferroelektrischer Kondensatoren realisiert. Es zeigte sich, dass L-Anpassnetzwerke aufgrund ihrer geringen Verluste hervorragend geeignet sind, kleinere Impedanzänderungen auszugleichen. Ein derartig limitierter Anpassbereich tritt zum Beispiel bei Leistungsverstärkern auf, die trotz schwankender Ausgangsleistung immer mit der optimalen Lastimpedanz abgeschlossen werden sollen. Für die dynamische Anpassung der umgebungsabhängigen Antennenfußpunktimpedanz sind Π- und T-Anpassnetzwerke aufgrund ihres größeren Anpassbereichs besser geeignet. Die Verluste können minimiert werden, wenn die Schaltungen mit minimaler Netzwerk-Güte aufgebaut werden. Bemerkenswert ist das unterschiedliche nichtlineare Verhalten der beiden ansonsten gleichwertigen Topologien. Messungen bestätigten die Simulationsergebnisse, die besagten, dass bei gleicher Abstimmbarkeit der Kondensatoren Π-Anpassnetzwerke einen um ca. 10 dB höheren VI Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 aufweisen als T-Anpassnetzwerke. Diese Erkenntnis und die Tatsache, dass T-Anpassnetzwerke wesentlich kleinere Kondensatoren als Π-Anpassnetzwerke benötigen, führen zu folgenden Schlussfolgerungen: Ist es in einer Anwendung möglich, hohe Abstimmspannungen zu verwenden, ist ein ΠAnpassnetzwerk aufgrund des einfacheren Aufbaus und der Tiefpass-Wirkung besser geeignet. Muss mit einer möglichst geringen Abstimmspannung ein Anpassnetzwerk realisiert werden, ist einem T-Anpassnetzwerk mit vielen in Serie geschalteten Kondensatoren der Vorzug zu geben. Aufgrund der kleineren Kapazitätswerte ist hier die Realisierung der Serienschaltung einfacher. Der Aufbau der Kondensatoren wird dadurch jedoch komplexer und die Tiefpass-Filterwirkung fällt weg. Das Reflexion-Anpassnetzwerk zeigt den größten Abstimmbereich bei gleichzeitig geringen Verlusten. Aufgrund der Leitungsstrukturen empfiehlt sich ihr Einsatz allerdings erst bei höheren Frequenzen. Alle theoretisch betrachteten Anpassnetzwerke wurden auch als Demonstratorschaltungen mit Dünnfilm-BST-Kondensatoren aufgebaut. Die linearen und nichtlinearen Messergebnisse bei 850 MHz bestätigten die entsprechenden Simulationsergebnisse. Aufbauend auf den vielversprechenden Ergebnissen dieser Arbeit, werden inzwischen bei der Firma EPCOS in Zusammenarbeit mit den führenden BST-Kondensator- und Mobiltelefon-Herstellern abstimmbare Anpassnetzwerke für die nächste Mobiltelefon-Generation realisiert. Abstract The demands on radio modules of future mobile phones will be tremendous. In spite of minimizing costs and size, more and more frequency bands and standards have to be supported simultaneously. Moreover, efficiency and linearity should be improved, too. It is questionable whether this could be achieved with current concepts and architectures. Thus, new concepts and technologies are required to meet the future challenges. Promising candidates are tunable RF assemblies based on ferroelectric capacitors. This thesis investigates for the first time tunable matching networks made of barium strontium titanate thin film varactors. Therefore, Agilent ADS models were developed, derived from the fundamental properties of thin film varactors. These models are capable of reproducing both, the acoustic and electric behavior of these components over a wide frequency and voltage range. Hence it is possible to investigate the linear and nonlinear behavior of tunable matching networks. The potential of L, Π, T and reflection-type networks for tunable antenna and power amplifier matching networks is discussed by means of comprehensive calculations and simulations. To determine the demands for the varactors it was necessary to expand the previously published dimensioning rules for fixed matching networks. Within this thesis a reflection-type matching network based on ferroelectric capacitors was realized for the first time. The investigations of the L matching network showed that this structure is an excellent choice if only a small impedance range should be covered. Due to their low losses these matching networks could be used to match the variable output impedance of a power amplifier at different power levels. Π and T matching networks have a larger matching area compared to the L matching network. With these matching networks it is possible to realize a dynamic antenna mismatch compensation. To reduce the loss of such networks it is necessary to design them with minimum network quality factor. It is remarkable that these two equivalent structures have a different nonlinear behavior. Both measurement and simulation showed that Π matching networks have an approximately 10 dB higher third order intercept point IP3 than the T matching networks with the same capacitor tunability. This result and the fact that T matching networks need significantly smaller capacitors leads to the following conclusions: Π matching networks are the best choice if it’s possible to use high tuning voltages. They can be realized very easily and have a low-pass characteristic. If only small tuning voltages are available T matching networks with several series connected capacitors VIII are the better choice. Due to their smaller capacitances the realization of the series connection is less challenging than for the Π matching networks. Unfortunately these capacitor arrays need more space and the low-pass characteristic is lost, too. Reflection-type matching networks show both, a large matching area and low losses. With transmission line elements these matching networks are more suitable for higher frequencies. To confirm the simulation results all type of matching networks were realized with thinfilm BST capacitors and investigated by means of linear and nonlinear measurements at 850 MHz. Based on the results of this thesis EPCOS started to develop tunable matching networks in cooperation with the major capacitor and mobile phone manufacturers. Inhaltsverzeichnis 1 Motivation und Stand der Technik 1 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren 2.1 Polarisation in Dielektrika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Lineare Polarisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Spontane Polarisation in Ferroelektrika . . . . . . . . . . . . 2.1.3 Dielektrische Nichtlinearität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Kristallstruktur und Herstellungsverfahren ferroelektrischer Kondensatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Verlustmechanismen und akustisches Verhalten . . . . . . . . . . . 2.3.1 Verluste in den Elektroden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2 Verluste im Dielektrikum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3 Verluste durch akustische Resonanzen . . . . . . . . . . . . . 20 24 25 26 27 3 Modellierung ferroelektrischer Kondensatoren 3.1 Klassische lineare Kondensatormodelle . . . . . . . . 3.2 BST-Varaktor-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Beschreibung einer nichtlinearen Kapazität . . 3.2.2 Beschreibung eines nichtlinearen Widerstandes 3.2.3 Beschreibung parasitärer Resonanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 31 34 35 38 39 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke 4.1 Netzwerktheoretische Grundlagen . . . . . . . . . . . 4.2 Eigenschaften verlustbehafteter Anpassnetzwerke . . 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke 4.3.1 L-Anpassnetzwerke . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.2 Π-Anpassnetzwerke . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.3 T-Anpassnetzwerke . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.4 Reflexionsanpassnetzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 47 49 51 51 66 82 92 5 Lineare und nichtlineare Charakterisierung 5.1 Messgenauigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1.1 Messungen mit dem Netzwerk-Analysator 5.1.2 Messungen mit dem Impedanz-Analysator 5.2 Nichtlineare Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108 108 108 114 116 . . . . . . . . 4 4 4 6 11 X 6 Experimentelle Verifikation an Demonstratoren 6.1 Aufbau- und Verbindungstechnik . . . . . . 6.2 L-Anpassnetzwerk . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Π-Anpassnetzwerk . . . . . . . . . . . . . . 6.4 T-Anpassnetzwerk . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Reflexionsanpassnetzwerk . . . . . . . . . . Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 121 122 127 132 136 7 Ausblick 141 A Umrechnungen zwischen KC , τC und UCmax/2 143 B Impedanztransformation 144 C Eigenschaften verlustloser Zweitore 145 D Herleitung der Induktivität für Π- und T-Anpassnetzwerke 146 D.1 Π-Anpassnetzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 D.2 T-Anpassnetzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 Abkürzungen und Formelzeichen 148 Literaturverzeichnis 152 1 Motivation und Stand der Technik Der zellulare Mobilfunk hat die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren, grundlegend verändert. Nur kurze Zeit war das mobile Telefonieren ein Privileg gut betuchter Geschäftsleute. Als Ende der 90er-Jahre durch ständige Miniaturisierung und Integration aus dem klobigen analogen „Koffertelefon“ ein schickes kleines „Handy“ wurde, war der Siegeszug des Mobilfunks nicht mehr aufzuhalten. Gleichzeitig wurde aus dem zunächst reinen Kommunikationsgerät ein Lifestyle-Accessoire mit einer Vielzahl an Funktionen. Moderne Mobiltelefone sind gleichzeitig noch Kamera, MP3-Spieler, TV, PDA, Spielekonsole, Modem und nicht zuletzt Statussymbol. Aus dieser sicher nicht vollständigen Liste an Funktionen folgt letztendlich, dass das Radio-Modul eines Mobiltelefons nur einen kleinen Teil des Gesamtprodukts in Bezug auf Platzbedarf, Stromverbrauch und Kosten darstellen darf. Obwohl dem Radio-Modul nur noch ein Teil der Ressourcen zu Verfügung steht, haben sich die Anforderungen drastisch erhöht. Höhere Datenraten erfordern komplexere Modulationsformate mit höheren Linearitäts- und Bandbreiteanforderungen. Der starke Kostendruck zwingt die Mobiltelefon-Hersteller, ein Produkt möglichst weltweit zu vermarkten. Dies wiederum führt aufgrund der weltweit unterschiedlichen Frequenzbelegung und Mobilfunkstandards zu dem Zwang, möglichst multiband- und multimodefähige Geräte herzustellen. Auf diesem Gebiet wurden im Bereich der digitalen Basisbandverarbeitung und im analogen Hochfrequenzteil enorme Fortschritte gemacht. Mit kombinierten LowIF- und Zero-IF-Systemkonzepten scheint der Wunsch eines per Software definierten Radio-Moduls in greifbare Nähe gerückt zu sein [55]. Einzig einige wenige Baugruppen vor der Antenne bzw. die Antenne selbst widersetzen sich diesem Ansatz. Da ist einerseits der Leistungsverstärker, dessen Effizienz und Linearität maßgeblich die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems bestimmt, und andererseits sind da die Filter, die die Anforderungen an den Dynamikbereich der nachfolgenden Stufen deutlich reduzieren. Vor diesem Hintergrund wurden die Anstrengungen auf dem Gebiet der abstimmbaren passiven Hochfrequenzbauelemente seitens der Industrie und der internationalen Forschungsgemeinschaft intensiviert. Neben der MEMS-Technologie und der Halbleiter-Technologie wurde vor allem das Potenzial ferroelektrischer Baugruppen untersucht. Ferroelektrische Varaktoren zeigten bereits in Phasenschiebern [45, 39, 38, 82], VCOs [66, 59], Modulatoren [78] und abstimmbaren Filtern [73, 63, 96] ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. 2 1 Motivation und Stand der Technik Ein weiteres, bisher nur sehr spärlich untersuchtes Einsatzfeld für ferroelektrische Varaktoren stellen abstimmbare Anpassnetzwerke dar [57, 81, 99]. Daher war es Ziel dieser Arbeit, im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts MARIO das Potenzial ferroelektrischer Varaktoren für abstimmbare Anpassnetzwerke sowohl durch ausgiebige theoretische Betrachtungen als auch durch aufgebaute Demonstratorschaltungen aufzuzeigen. Hierbei wurden Netzwerkstrukturen untersucht, die bei einer festen Arbeitsfrequenz einen möglichst großen Impedanzbereich an eine feste Last- oder Quellimpedanz anpassen können. Derartige Schaltungen können für die unterschiedlichsten Anwendungen benutzt werden. Ein Beispiel stellt ein variables Anpassnetzwerk für einen Leistungsverstärker dar. Bei den für moderne Kommunikationsstandards häufig verwendeten KlasseAB-Verstärkern nimmt die Effizienz P AE (engl. Power Added Efficiency) bei einem festen Anpassnetzwerk mit sinkender Ausgangsleistung stark ab [21, 64]. Da typischerweise die Ausgangsleistung während eines großen Teils der Betriebsdauer ca. 10–20 dB unter der maximalen Ausgangsleistung liegt, würde eine Verbesserung der Effizienz in diesem Betriebsfall die Akkulaufzeit deutlich erhöhen [83]. Dies kann nach Cripps durch eine dynamische Anpassung der Ausgangsimpedanz erreicht werden (Dynamic Loadline Matching) [21, 51, 64]. Ein weiteres Anwendungsfeld für abstimmbare Anpassnetzwerke findet sich in der adaptiven Anpassung der Fußpunktimpedanz einer Antenne. Eine große Zahl von Untersuchungen, auch innerhalb des MARIO-Projekts, hat gezeigt, dass die Fußpunktimpedanz einer Antenne stark von ihrer unmittelbaren Umgebung abhängt [13, 68, 12]. Gerade bei einem Mobiltelefon kann diese Impedanz stark variieren. Während des Telefonierens wird die Antenne vom Kopf bzw. von der Hand abgedeckt. Nicht selten wird das Mobiltelefon auch zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt. Aber auch wenn gerade nicht telefoniert wird, muss das Mobiltelefon sende- bzw. empfangsbereit sein. Dabei steckt es in Hemden-, Jacken- und Hosentaschen, liegt in einer Handtasche oder im Auto in der Mittelkonsole. Wird es als drahtloses Modem benutzt, kann es auch auf einem Tisch in unmittelbarer Nähe eines Notebook-Displays liegen. Eine Fehlanpassung mit einer Rückflussdämpfung von 5 dB führt beispielsweise zu einem Verlust durch Fehlanpassung von 1,65 dB. Darüber hinaus kann sich auch die Effizienz und Linearität des Leistungsverstärkers deutlich verschlechtern [37]. Um diesen Problemen zu begegnen, wurden bisher unterschiedliche Konzepte verfolgt. Die einfachste und bisher einzige in Großserie realisierte Möglichkeit stellt der Einsatz eines Isolators dar. Dieses Bauteil zum Schutz des Leistungsverstärkers reduziert jedoch nicht die Verluste durch Fehlanpassung. Vielmehr verschlechtert es mit einer typischen Einfügedämpfung von 0,6 dB die Effizienz im Sendepfad. Wünschenswert wäre daher eine dynamische Anpassung. Die bei höheren Frequenzen (> 10 GHz) erfolgreich eingesetzte MEMS-Technologie kann in dem für den zellularen Mobilfunk interessanten Frequenzbereich nur schlecht angewendet wer- 3 den [53, 84, 41, 103]. Daher wurden bisher mit Halbleiter-Schaltern geschaltete Kondensator-Arrays für die Realisierung abstimmbarer Anpassnetzwerke benutzt [72]. Diese Technologie hat jedoch eine Reihe von Nachteilen: Zunächst muss für die Schalter die relativ teure SOS-Technologie (engl. Silicon On Sapphire) eingesetzt werden, um niedrige Ein-Widerstände Ron zu ermöglichen. Diese liegen im Bereich von Ron ≈ 0,5 Ω und erhöhen die Verluste beträchtlich. Ein weiterer Nachteil ergibt sich aus der komplexeren Aufbautechnik. Da sich die benötigten Kapazitäten mit hohen Güten nicht integrieren lassen, müssen sie als SMD-Bauelemente oder als Array durch eine geeignete Verbindungstechnik auf einem Trägersubstrat platziert werden. Dies erhöht jedoch den Platzbedarf. Die einzig für die Großserie sinnvolle Möglichkeit, ein dynamisch abstimmbares Anpassnetzwerk zu realisieren, ist die Verwendung ferroelektrischer Varaktoren. Neben den in dieser Arbeit realisierten Schaltungen und den im Rahmen des MARIOProjekts an der TU Darmstadt aufgebauten Anpassnetzwerken sind nur sehr wenige Arbeiten auf diesem Gebiet publiziert worden [81]. Ein L-Anpassnetzwerk mit einem sehr eingeschränkten Anpassbereich wurde in [99] veröffentlicht. Ein weiteres L-Anpassnetzwerk wurde von Kyocera in Kombination mit einem Leistungsverstärker demonstriert [36]. In dieser Veröffentlichung wurde zum ersten Mal gezeigt, dass sich die Linearität eines Leistungsverstärkers mit einem abstimmbaren BSTAnpassnetzwerk verbessern lässt. Die zusätzlichen Verluste wurden jedoch nicht spezifiziert. Erste kommerzielle Produkte wurden von Paratek vorgestellt [57]. Aufgrund mangelnder veröffentlichter Daten kann dieses Netzwerk jedoch nicht bewertet werden. 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren In diesem Kapitel werden die grundlegenden Eigenschaften von BST vorgestellt. Zunächst wird die phänomenologische Theorie der ferroelektrischen Phasenumwandlungen eingehend diskutiert und alle wichtigen Grundgleichungen für die spätere Modellierung werden hergeleitet. Danach werden jeweils kurz der kristalline Aufbau und die Herstellungsverfahren von BST-Kondensatoren vorgestellt. Der letzte Teil des Kapitels widmet sich den Verlustmechanismen und den parasitären akustischen Resonanzen in Dünnfilm-Kondensatoren. 2.1 Polarisation in Dielektrika 2.1.1 Lineare Polarisation Materialien, die keine freien Ladungsträger haben, werden als Isolatoren oder Dielektrika bezeichnet. Obwohl die Ladungträger hier nicht völlig frei beweglich sind, können sich positive und negative Ladungen Q bis zu einem gewissen Grad verschieben oder drehen. Es entsteht ein Dipolmoment ~p: p~ = Q~r (2.1) wobei Q der Betrag einer Ladung und ~r der Abstandsvektor zwischen den beiden Ladungen ist (Abb. 2.1). Da bei der makroskopischen Charakterisierung eines Dielektrikums die einzelnen Dipolmomente nicht getrennt voneinander beobachtet werden können, ist es zweckmäßiger, nur die Dichte der Dipolmomente, die als Polarisation P~ bezeichnet wird, zu betrachten. In einem Kristall mit dem Volumen einer Einheitszelle Vu und den Dipolmomenten p~i beträgt die Polarisation P~ 1 X p~i . P~ = Vu i −Q ~r +Q Abb. 2.1: Definition des Dipolmoments ~p (2.2) 5 2.1 Polarisation in Dielektrika ~ E Elektronenpolarisation Ionenpolarisation Orientierungspolarisation (a) (b) Abb. 2.2: Übersicht über verschiedene Arten der Polarisation; (a) Feldfreier Zustand; (b) Polarisation bei externem elektrischem Feld Da die Einheitszelle eines Kristalls aus mehreren Dipolen besteht, muss über alle beteiligten Dipolmomente summiert werden. Die Gesamtpolarisation setzt sich aus mehreren Einzelbeiträgen zusammen. Gewöhnlich wird, im für diese Arbeit relevanten Frequenzbereich (800 MHz – 2,5 GHz), zwischen Elektronen-, Ionen- und Orientierungspolarisation unterschieden [24]. Bei der Elektronen und Ionenpolarisation handelt es sich um eine sogenannte Verschiebungspolarisation, d. h., das Dipolmoment entsteht dadurch, dass sich die Schwerpunkte der positiven und negativen Ladungen leicht verschieben. Im Falle der Elektronenpolarisation ist die negativ geladene Elektronenhülle nicht mehr konzentrisch zum positiv geladenen Atomkern. Bei der Ionenpolarisation werden die positiv und negativ geladenen Ionen im Kristallgitter verschoben. Im Gegensatz zur Verschiebungspolarisation tritt die Orientierungspolarisation nur bei Stoffen auf, die bereits permanente Dipole besitzen. Um von außen eine Polarisation zu beobachten, müssen sich hier die Dipole durch Drehen gleichförmig ausrichten können. Bei einem linearen Dielektrikum kommt es nur, wie in Abb. 2.2 gezeigt, bei 6 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren ~ zu einer Polarisation P~ [8] einem äußeren elektrischen Feld E ~ P~ = χε0 E. (2.3) Die dielektrische Suszeptibilität χ und die Dielektrizitätskonstante des Vakuums ε0 sind Material- bzw. Naturkonstanten. 2.1.2 Spontane Polarisation in Ferroelektrika Ferroelektrische Stoffe zeichnen sich dadurch aus, dass auch ohne ein externes Feld eine spontane permanente Polarisation auftritt. Dies ist nur dann möglich, wenn mindestens zwei gleichwertige Zustände minimaler freier Enthalpie G1 existieren, die sich in ihrer Dipolorientierung unterscheiden. Mithilfe der Ginzburg-Landau-Theorie [89, 87, 102] kann das Verhalten von Ferroelektrika sehr gut beschrieben werden. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass in einem System stark wechselwirkender Teilchen die Felder, die auf jedes einzelne Teilchen wirken, durch ein mittleres Feld ersetzt werden können. Diese Annahme ist für die in dieser Arbeit verwendeten Materialien und Temperaturbereiche ausreichend erfüllt. Sie geht davon aus, dass nahe eines Phasenübergangs die freie Enthalpie als Polynom eines Ordnungsparameters ausgedrückt werden kann. Im Falle eines ferroelektrischen Phasenübergangs ist dies die Polarisation P . Für eine vereinfachte Betrachtung soll hier nur der isotrope, eindimensionale Fall betrachtet werden G (P ) = G0 + αP 2 + βP 4 + γP 6 . (2.4) Koeffizienten mit ungeraden Exponenten tauchen aufgrund der geforderten Kristallsymmetrie nicht auf. Im thermodynamischen Gleichgewicht muss die freie Enthalpie ein Minimum aufweisen ∂2G ∂G = 0; > 0. (2.5) ∂P ∂P 2 Wie bereits erwähnt, beschreibt die Ginzburg-Landau-Theorie das Verhalten in der Nähe eines Phasenübergangs. Eine Phase ist ein nach außen abgeschirmtes, makroskopisch homogenes System. Ändert sich ein äußerer Parameter wie z. B. Druck oder Temperatur, kann es für das System energetisch günstiger sein, in eine andere Phase überzugehen. Dabei können je nach Wert der Materialparameter α, β und γ zwei unterschiedliche Typen von Phasenumwandlungen unterschieden werden. Phasenumwandlungen erster Ordnung Phasenumwandlungen erster Ordnung zeichnen sich durch eine sprunghafte Änderung von Zustandsgrößen wie z. B. des Volumens und durch eine Umwandlungswärme aus. Es existieren überhitzte und unterkühlte metastabile Phasen, die sich 1 Im angelsächsischen Sprachraum wird oft auch der Begriff „Gibbs free energy“ benutzt. 7 2.1 Polarisation in Dielektrika in einer Temperaturhysterese manifestieren. Der Phasenübergang von der Tieftemperaturphase zur Hochtemperaturphase findet bei einer höheren Temperatur statt als der umgekehrte Prozess. Da bei der Phasenumwandlung der Tieftemperaturphase die zugeführte Energie in Form von Wärme für die Bildung der neuen Phase verbraucht wird und daher zu keiner Temperaturerhöhung beiträgt, ist die Wärmekapazität an dieser Stelle unendlich groß. Für die Umwandlung selbst ist ein Keimbildungsprozess notwendig [87]. Die bekanntesten Beispiele für Phasenumwandlungen erster Ordnung sind die Übergänge zwischen den Aggregatzuständen fest, flüssig und gasförmig. Bei der mathematischen Beschreibung einer Phasenumwandlung erster Ordnung müssen die Parameter β und γ die Bedingungen β < 0 und γ > 0 (2.6) erfüllen. Die Parameter β und γ sind nur schwach von der Temperatur T abhängig. Für den Parameter α kann in erster Näherung ein linearer Temperaturverlauf nach dem Curie-Weiss’schen Gesetz angenommen werden T − TC mit C > 0. (2.7) C TC wird als Curie-Temperatur und C als Curie-Konstante bezeichnet. Wie aus Gl. (2.7) ersichtlich, ist α oberhalb der Curie-Temperatur positiv und wechselt bei der Curie-Temperatur das Vorzeichen. Beide Konstanten sind materialabhängig. In Abb. 2.3 ist der Verlauf der freien Enthalpie in Abhängigkeit von der Polarisation und der Temperatur gegeben. Je nach Temperaturbereich existieren bis zu fünf Extremalstellen. Sie ergeben sich aus den Nullstellen der partiellen Ableitung der freien Enthalpie nach der Polaristaion α (T ) = ∂G = P 2α (T ) + 4βP 2 + 6γP 4 = 0. ∂P Diese Bedingung ist erfüllt für (2.8) v u s u β (T ) 3γα u . P1 = 0 und P2−5 (T ) = ±t− 1 ∓ 1 − 2 3γ β (2.9) Da für das thermodynamische Gleichgewicht nur die lokalen Minima von Bedeutung sind (Gl. (2.5)), sollen im Folgenden auch nur diese näher betrachtet werden. Wie in Abb. 2.3 zu sehen, können drei Temperaturbereiche, die durch die untere Phasenumwandlungstemperatur (Curie-Temperatur) TC und die obere Phasenumwandlungstemperatur TC∗ begrenzt werden, unterschieden werden. Die obere Phasenumwandlungstemperatur ist gegeben durch TC∗ = TC + Cβ 2 . 3γ (2.10) 8 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren 1. Im Temperaturbereich oberhalb der oberen Phasenumwandlungstemperatur T > TC∗ (Bereich 1) existiert nur ein Minimum bei P1 = 0. (2.11) Da es nur einen stabilen Zustand gibt, kann es nicht zu einer spontanen Polarisation kommen. Das Material ist in der paraelektrischen Phase. 2. Im Temperaturbereich unterhalb der Curie-Temperatur T < TC (Bereich 2) existieren zwei Minima bei P2 und P3 v u s u β (T ) 3γα u . P2,3 (T ) = ±t− 1 + 1 − 2 3γ β (2.12) 3. Im Temperaturbereich TC∗ < T < TC (Bereich 3) existieren drei lokale Minima bei P = P1,2,3 . In diesem Bereich kann der Kristall die symmetrische paraelektrische Phase mit P = 0 oder die unsymmetrische ferroelektrische Phase mit P = P2,3 annehmen. Welche Phase in diesem Temperaturbereich tatsächlich angenommen wird, hängt, wie in Abb. 2.4 dargestellt, von der Vorgeschichte des Kristalls ab. War der Kristall vorher in der paraelektrischen Phase und wird abgekühlt, bleibt er in dieser Phase bis zur unteren Phasenumwandlungstemperatur. Wird der Kristall weiter abgekühlt, springt die Polarisation an der unteren Phasenumwandlungstemperatur auf einen der Werte s 2β (2.13) P (TC− ) = ± − . 3γ Bereich 1 T > TC∗ T = TC∗ Bereich 3 T = T0 Bereich 2 T = TC T < TC Abb. 2.3: Freie Enthalpie G in Abhängigkeit von der Temperatur T und der Polarisation P 9 2.1 Polarisation in Dielektrika Bereich 3 Bereich 2 Bereich 1 T ↑ T ↓ T0 TC∗ TC Abb. 2.4: Temperaturabhängigkeit der Polarisation P bei Phasenübergängen erster Ordnung War der Kristall vorher in der ferroelektrischen Phase und wird erhitzt, bleibt er analog zum vorherigen Fall in dieser Phase bis zur oberen Phasenumwandlungstemperatur. Bei der oberen Phasenumwandlungstemperatur springt die Polarisation von s β (2.14) P (TC∗− ) = ± − 3γ auf den Wert P (TC∗+ ) = 0. Die Temperaturdifferenz ∆T = TC∗ − TC stellt die maximal mögliche Temperaturhysterese dar, die bei einem Phasenübergang erster Ordnung auftreten kann. Diese in Abb. 2.4 gezeigte Temperaturdifferenz wird jedoch in realen Kristallen nicht erreicht. In der Literatur wird häufig vereinfacht von nur einem Phasenübergang bei der Phasenübergangstemperatur T0 ausgegangen [52] T0 = TC + β2 . 4γ (2.15) An diesem Punkt ist die freie Enthalpie in der paraelektrischen Phase für P = P1 = 0 gleich der freien Enthalpie der ferroelektrischen Phase für P = P2,3 G(T0 ,P1 ) = G(T0 ,P2,3 ) (2.16) Phasenumwandlungen zweiter Ordnung Bei einer Phasenumwandlung zweiter Ordnung ändert sich die Polarisation im Gegensatz zu Phasenumwandlungen erster Ordnung kontinuierlich. Es gibt daher weder metastabile Phasen und Temperatur-Hysterese noch eine Umwandlungswärme. 10 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren Bereich 1 T > TC T = TC T < TC Bereich 2 Abb. 2.5: Freie Enthalpie G in Abhängigkeit von der Temperatur T und der Polarisation P Phasenumwandlungen zweiter Ordnung können ebenfalls mit Gl. (2.4) beschrieben werden. Jedoch müssen jetzt die Bedingungen β > 0 und γ = 0 (2.17) für die Parameter β und γ erfüllt sein. Der Parameter α gehorcht weiterhin dem Curie-Weiss’schen Gesetz (Gl. (2.7)). Mit diesen Bedingungen ergibt sich der in Abb. 2.5 dargestellte Verlauf für die freie Enthalpie in Abhängigkeit von der Polarisation und der Temperatur. Die Phasenumwandlungstemperatur T0 ist bei Phasenumwandlungen zweiter Ordnung eindeutig und identisch mit der Curie-Temperatur T0 = TC . (2.18) Analog zu Phasenumwandlungen erster Ordnung muss auch hier die stabile Phase die Bedingung für das thermodynamische Gleichgewicht Gl. (2.5) erfüllen. Durch den Wegfall des Parameters γ vereinfacht sie sich zu ∂G = P 2α (T ) + 4βP 2 = 0. ∂P (2.19) Diese Bedingung ist erfüllt für s P1 = 0 und P2,3 = ± − α (T ) . 2β (2.20) 11 2.1 Polarisation in Dielektrika Bereich 2 Bereich 1 TC Abb. 2.6: Abhängigkeit der Polarisation P von der Temperatur T Es ergeben sich, wie bereits erwähnt, nur noch zwei Temperaturbereiche: 1. Der Temperaturbereich oberhalb der Curie-Temperatur T > TC∗ (Bereich 1) hat nur ein Minimum bei P1 = 0 (2.21) und repräsentiert die paraelektrische Phase. 2. Im Temperaturbereich unterhalb der Curie-Temperatur T < TC (Bereich 2) existieren zwei Minima bei P2 und P3 . Dies ist die ferroelektrische Phase. Den Verlauf der freien Enthalpie zeigt Abb. 2.6 in Abhängigkeit von der Temperatur. Die Polarisation verringert sich mit steigender Temperatur stetig, bis sie bei der Curie-Temperatur verschwindet. 2.1.3 Dielektrische Nichtlinearität Die in Abs. 2.1.2 vorgestellte Ginzburg-Landau-Theorie ist auch in der Lage, die dielektrische Nichtlinearität der Ferroelektrika in der paraelektrischen Phase zu erklären. Wird ein mit einem ferroelektrischen Dielektrikum gefüllter Plattenkondensator betrachtet, so können aus den partiellen Ableitungen der freien Enthalpie die elektrische Feldstärke E ∂G E= (2.22) ∂P und die reziproke Dielektrizitätskonstante 1/ε ∂2G 1 1 1 = ≈ = f ür εr ≫ 1 2 ε0 χ ∂P ε ε0 εr (2.23) 12 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren berechnet werden. Da in ferroelektrischen Materialien die relative Dielektrizitätskonstante εr sehr groß ist, kann sie näherungsweise der dielektrischen Suszeptibilität χ gleichgesetzt werden. Phasenumwandlungen erster Ordnung Betrachten wir zunächst wieder einen Phasenübergang erster Ordnung. Gemäß Gl. (2.22) stellt sich die Polarisation bei einem äußeren Feld E so ein, dass gilt: E= 2 (T − TC ) P + 4βP 3 + 6γP 5. C (2.24) Abb. 2.7 zeigt die entstehenden Hysteresekurven für unterschiedliche Temperaturen. Es können auch hier drei Temperaturbereiche unterschieden werden: 1. Im Temperaturbereich unterhalb der Phasenübergangstemperatur T < T0 zeigt sich eine einfache Hystereseschleife. Die gepunkteten Kurvenabschnitte sind nicht stabil, da hier gilt: ∂2G < 0. ∂P 2 (2.25) Die Polarisation springt daher bei steigender bzw. fallender Feldstärke entlang der gestrichelten Kurvenabschnitte. 2. Im Temperaturbereich oberhalb der Phasenumwandlungstemperatur und unterhalb der kritischen Temperatur T0 < T < Tkr mit Tkr = TC + 3Cβ 2 5γ (2.26) kommt es zu Doppelschleifen. Besonders bemerkenswert ist hier die Tatsache, dass es im Gegensatz zu einer Phasenumwandlung zweiter Ordnung auch in der paraelektrischen Phase (T > TC∗ ) zu einer Hysterese kommt. Der Tempe2 jedoch raturbereich, in dem dies beobachtet werden kann, ist mit ∆T = 4Cβ 15γ sehr klein. 3. Oberhalb der kritischen Temperatur T > Tkr ist keine Hysterese mehr zu beobachten. Für die Dielektrizitätskonstante betrachten wir nun die zweite Ableitung 1 = 2α (T ) + 12βP 2 + 30γP 4. ε (2.27) 13 2.1 Polarisation in Dielektrika Polarisation P T < T0 T = T0 T > T0 T = Tkr 0 0 Elektrische Feldstärke E Abb. 2.7: Abhängigkeit der Polarisation P von der elektrischen Feldstärke E für verschiedene Temperaturen bei Phasenumwandlungen erster Ordnung Analog zur Temperatur-Hysterese der Polarisation müssen wieder drei unterschiedliche Temperaturbereiche unterschieden werden: 1. In der paraelektrischen Phase T > TC∗ verschwindet die spontane Polarisation und die Dielektrizitätskonstante kann, wie in Abb. 2.8 zu sehen, mit der einfachen Beziehung C (2.28) ε (T ) = 2(T − TC ) beschrieben werden. 2. In der ferroelektrischen Phase T < TC muss in Gl. (2.27) die Polarisation aus Gl. (2.12) eingesetzt werden. Nach einigen Umformungen ergibt sich: ε (T ) = 1 α (T ) 8z 1 − + z s mit z = α (T ) 1− z β2 . 3γ (2.29) 3. Zwischen diesen beiden Bereichen kommt es wieder zu einem Hystereseeffekt. In realen Ferroelektrika springt die Dielektrizitätskonstante jedoch nicht an den Temperaturen TC und TC∗ , sondern bei etwas höheren bzw. tieferen Temperaturen. Das eigentliche Interesse bei ferroelektrischen Materialien gilt nicht der Temperaturabhängigkeit der Permittivität, sondern deren Abhängigkeit von einem externen 14 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren TC TC∗ Abb. 2.8: Abhängigkeit der Dielektrizitätskonstanten ε von der Temperatur T elektrischen Feld. Ausgehend von Gl. (2.23) und Gl. (2.27) mit der Näherung εr ≫ 1 ergibt sich für Phasenübergänge erster Ordnung: ε (E,T ) = 1 . 2α (T ) + 12βP (E)2 + 30γP (E)4 (2.30) Damit die Permittivität explizit als Funktion der Feldstärke dargestellt werden kann, muss Gl. (2.24) invertiert werden. Da es sich hierbei um ein Polynom fünften Grades handelt, ist dies laut dem Satz von Abel-Ruffini bzw. der Galoistheorie unter Verwendung von Radikalen2 im Allgemeinen nicht möglich. Theoretisch wäre es zwar möglich, Gl. (2.24) zu invertieren, doch scheitert eine analytische Berechnung3 an den beschränkten Ressourcen aktueller Rechner. Eine numerische Berechnung der Inversen von Gl. (2.24) und somit von Gl. (2.30) als Funktion der Feldstärke ist jedoch möglich. Einige Punkte können auch analytisch berechnet werden. Zum einen kann die Permittivität bei E = 0 durch Gl. (2.28) beschrieben werden, zum anderen kann für die Wendepunkte von Gl. (2.24) die Permittivität berechnet werden. Für den Wendepunkt muss gelten: ∂2E = 0. (2.31) ∂P 2 2 3 Wurzelausdrücke. Um ein Polynom 5. Grades zu invertieren, existieren in der Literatur einige verschiedene Lösungsansätze. Der im Rahmen dieser Arbeit unternommene Versuch basiert auf einer Methode, die von F. Klein unter Verwendung von hypergeometrischen Funktionen entwickelt wurde. Jedoch müssen die Polynome vorher mit einer nichtlinearen Tschirnhaus-Transformation in eine reduzierte Form überführt werden. Nach der Lösung der reduzierten Form erhält man die inverse Funktion durch eine Rücktransformation. Diese Rücktransformation scheitert jedoch an den beschränkten Ressourcen heutiger Rechner (Zur Orientierung: Die Darstellung einer Lösung des transformierten Polynoms füllt 614 Seiten). 15 2.1 Polarisation in Dielektrika Permittivität ε εmax β γ β γ β γ 0 = −0,01 = −2 = −10 Ekr −Ekr 0 Elektrische Feldstärke E Abb. 2.9: Abhängigkeit der Permittivität ε von der elektrischen Feldstärke E und dem Verhältnis der Materialparameter β/γ bei der Temperatur T1 = Tkr + C/(2εmax ) Hieraus folgt wiederum, dass die Polarisation Pkr am Wendepunkt den Wert s Pkr = ± − β 5γ (2.32) annimmt. Setzt man Pkr aus Gl. (2.32) in Gl. (2.24) ein, so erhält man 7β 2 Ekr (T ) = ± α (T ) − 25γ !s − 4β . 5γ (2.33) Dies in Gl. (2.30) eingesetzt, ergibt mit Gl. (2.7) ε (E = Ekr ,T ) = 3Cβ 2 C mit Tkr = TC + . 2 (T − Tkr ) 5γ (2.34) Abb. 2.9 zeigt die numerische Berechnung der ε (E)-Kennlinie für die Temperatur T1 = Tkr +C/(2εmax ) und unterschiedliche Verhältnisse der Materialparameter β/γ. Es ergeben sich zwei Maxima, die mit abnehmendem Verhältnis von β zu γ in ein Maximum übergehen. Bemerkenswert ist, dass die Permittivität bei der Temperatur T = Tkr und der elektrischen Feldstärke E = Ekr unendlich wird, obwohl sie bei E = 0 einen endlichen Wert annimmt. Dies ist dadurch zu erklären, dass hier der Wendepunkt von Gl. (2.24), wie in Abb. 2.7 zu sehen, in einen Sattelpunkt übergeht. Abb. 2.10 zeigt, wie bei steigender Temperatur die Permittivität abnimmt und, wie in Abb. 2.10(a) zu erkennen, wie die Maxima auseinanderwandern. 16 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren εmax T1 + C 2εmax T1 + 3C 2εmax 0 Elektrische Feldstärke E T1 Permittivität ε Permittivität ε 0 εmax T1 0 T1 + C 2εmax T1 + 3C 2εmax 0 Elektrische Feldstärke E (a) (b) Abb. 2.10: Abhängigkeit der Permittivität ε von der elektrischen Feldstärke E und der Temperatur T : (a) Verhältnis der Materialparameter β/γ = −2; (b) Verhältnis der Materialparameter β/γ = −0,01 Phasenumwandlungen zweiter Ordnung Bei einem Phasenübergang zweiter Ordnung vereinfacht sich der Ausdruck für die elektrische Feldstärke zu: E = 2α (T ) P + 4βP 3. (2.35) Es können nur noch zwei Temperaturbereiche unterschieden werden (Abb. 2.11), die sich eindeutig der ferroelektrischen und paraelektrischen Phase zuweisen lassen. 1. Der ferroelektrische Bereich unterhalb der Curie-Temperatur T < TC mit einer Hystereseschleife 2. Der paraelektrische Bereich oberhalb der Curie-Temperatur T > TC ohne Hysterese Der Ausdruck Gl. (2.27) für die inverse Dielektrizitätskonstante vereinfacht sich ebenfalls zu: 1 = 2α (T ) + 12βP 2. (2.36) ε 1. In der paraelektrischen Phase T > TC gilt wie bei Phasenumwandlungen erster Ordnung die Beziehung aus Gl. (2.28). 2. In der ferroelektrischen Phase T < TC muss in Gl. (2.36) die Polarisation der ferroelektrischen Phase aus Gl. (2.20) eingesetzt werden ε= C 1 = . −2α (T ) −4 (T − TC ) (2.37) 17 2.1 Polarisation in Dielektrika Polarisation P T < TC T > TC 0 0 Elektrische Feldstärke E Abb. 2.11: Abhängigkeit der Polarisation P von der elektrischen Feldstärke E für verschiedene Temperaturbereiche bei Phasenumwandlungen zweiter Ordnung TC Abb. 2.12: Abhängigkeit der Dielektrizitätskonstanten ε von der Temperatur T Die Ergebnisse sind in Abb. 2.12 dargestellt. Es fällt auf, dass das Verhältnis der Steigungen der inversen Dielektrizitätskonstanten unterhalb und oberhalb der Curie-Temperatur -2 beträgt. Der theoretische Wert einer unendlich großen Dielektrizitätskonstanten wird in der Realität zwar nicht erreicht, die relative Dielektrizitätskonstante kann aber Werte von mehreren Tausend erreichen (TGS4 : εr,max ≈ 2500). 4 Tri-Glycin-Sulfat: (NH2 CH2 COOH)3 H2 SO4 18 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren Für Phasenübergänge zweiter Ordnung vereinfacht sich die Berechnung der ε (E)Kennlinie deutlich. Da hier das Glied fünfter Ordnung wegfällt, ist eine analytische Berechnung möglich. Analog zu Gl. (2.30) ergibt sich für die Permittivität ε (E,T ) = 1 . 2α (T ) + 12βP (E)2 (2.38) Mithilfe der Cardanischen Formel kann Gl. (2.35) invertiert werden [14]: r q r q E α (T ) und z2 = . 8β 6β (2.39) Die elektrische Feldstärke, bei der gerade die Permittivität auf die Hälfte des maximalen Wertes gesunken ist, ergibt sich nach einigen Umformungen aus Gl. (2.38) und Gl. (2.39) P (E,T ) = 3 −z1 + z12 + z23 − 3 s Eεmax /2 (T ) = ± z1 + v u t z12 + z23 mit z1 = − 25 u α (T )3 33 β ≈ ±1,0887 v u u α (T )3 t β . (2.40) Abbildung 2.13 zeigt die ε (E)-Kennlinie in Abhängigkeit des Materialparamters β bei der festen Temperatur T = TC + C/(2εmax ). Wie aus Gl. (2.40) ersichtlich, reduziert sich die Halbwertsbreite der Glockenkurve bei Vervierfachung von β um die Hälfte. Im Gegensatz zu Phasenumwandlungen erster Ordnung existiert nur noch ein Maximum der Permittivität, das der in Gl. (2.28) beschriebenen Temperaturabhängigkeit gehorcht. Diese Temperaturabhängigkeit ist für einen beliebigen festen εmax β = β0 /4 Permittivität ε β = β0 β = 4β0 0 0 Elektrische Feldstärke E Abb. 2.13: Abhängigkeit der Dielektrizitätskonstanten ε von der Materialkonstanten β 19 2.1 Polarisation in Dielektrika εmax T1 = TC + Permittivität ε T2 = TC + T3 = TC + 0 C 2εmax C εmax 3C 2εmax 0 Elektrische Feldstärke E Abb. 2.14: Abhängigkeit der Dielektrizitätskonstanten ε von der Temperatur T Wert der Materialkonstanten β = β0 in Abb. 2.14 dargestellt. Wie ebenfalls aus Gl. (2.40) ersichtlich, nimmt die Halbwertsbreite der Glockenkurve mit steigender Temperatur zu. Alternativ zu Gl. (2.39) kann ein von Chase et al. [16] vorgeschlagener Ansatz verwendet werden, um die Abhängigkeit der Polarisation von der elektrischen Feldstärke zu beschreiben: P (E,T ) = s v u 3 u 3 2α (T ) 1 sinh arsinh E t 3β 3 2 β . α (T )3 (2.41) Nach einigen Umformungen kann zusammen mit Gl. (2.38) die folgende Beschreibung der ε (E)-Kennlinie gefunden werden: 1 ε (E,T ) = 2α (T ) 2 cosh 2 arsinh 3 E r 3 3 2 β α(T )3 !! −1 !. (2.42) Dieser mathematisch zu Gl. (2.39) und Gl. (2.38) gleichwertige Ausdruck hat den Vorteil, dass bei konstanter Temperatur die ε (E)-Kennlinie sowohl durch die Materialparameter α und β als auch durch die messtechnisch wesentlich einfacher zu erfassenden Größen Eεmax /2 und εmax dargestellt werden kann: εmax !! . (2.43) ε (E) = 2 2E 2 cosh arsinh −1 3 Eεmax /2 Eine ausführliche Herleitung von Gl. (2.41), Gl. (2.42) und Gl. (2.43) findet sich in [16]. 20 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren 2.2 Kristallstruktur und Herstellungsverfahren ferroelektrischer Kondensatoren Das ferroelektrische Material Barium-Strontium-Titanat ist ein Mischkristall aus Barium-Titanat (BaTiO3 ) und Strontium-Titanat (SrTiO3 ). Sowohl der Mischkristall als auch die Ausgangskristalle gehören zur Gruppe der Perowskite5 . Diese im Idealfall kubische Struktur (Punktgruppe m3m) zeigt Abb. 2.15. Sie hat die allgemeine chemische Formel ABO3 . Das zentrale B-Ion in der Mitte ist das vierfach positiv geladene Kation Ti4+ . Die A-Plätze werden bei Barium-Titanant von Ba2+ Ionen, beim Strontium-Titanat von Sr2+ -Ionen und bei Barium-Strontium-Titanat sowohl von Ba2+ - als auch von Sr2+ -Ionen besetzt. Das Mischungsverhältnis x der beiden Ionen wird häufig in der Art Bax Sr1−x TiO3 angegeben. Mit ihm kann die Curie-Temperatur TC in einem weiten Bereich eingestellt werden. Nach Vendik et al. [98] kann die Curie-Temperatur mit einem Polynom näherungsweise berechnet werden: TC = (42 + 439x − 96x2 )·1 K. (2.44) Da die Ionenradien von Ba2+ und Sr2+ sehr ähnlich sind, kann jedes beliebige Mischungsverhältnis gewählt werden. Die Kristallstruktur erklärt auch das ferroelektrische Verhalten von BST. Das relativ kleine Ti4+ -Ion in der Mitte kann leicht gegenüber dem Sauerstoff-Oktaeder verschoben werden. In der ferroelektrischen Phase geschieht dies aus den im vorhergehenden Kapitel beschriebenen, energetischen Gründen automatisch und es kommt zu einer spontanen Polarisation. Der Kristall ist dann nicht mehr kubisch. In der paraelektrischen Phase ist das Ti4+ -Ion A O B r Abb. 2.15: Perowskit-Kristallstruktur 5 Diese Kristallstruktur ist nach dem Mineral Perowskit (CaTiO3 ), das eben diese Struktur aufweist, benannt [87]. 2.2 Kristallstruktur und Herstellungsverfahren ferroelektrischer Kondensatoren 21 zwar im Zentrum, kann jedoch leicht durch ein äußeres elektrisches Feld ausgelenkt werden. Dies führt zu der beobachteten nichtlinearen Polarisation bzw. Permittivität. Als Maßzahl für die Steuerbarkeit der Permittivität haben sich in der Literatur unterschiedliche Ausdrücke etabliert. Die absolute Abstimmbarkeit KC ist bei einer maximalen Abstimmspannung UDC,max definiert als KC = Cmax C(0 V) . = C(UDC,max ) Cmin (2.45) Häufig wird auch die relative Abstimmbarkeit τC benutzt: τC = Cmax − Cmin C(0 V) − C(UDC,max ) . = C(0 V) Cmax (2.46) Für diese beiden Ausdrücke muss immer die maximale Abstimmspannung mit genannt werden. Eine Möglichkeit, nur eine Zahl zu benutzen, ist die Nennung der Spannung, bei der die Kapazität gerade auf ihren halben Wert gefallen ist UCmax/2 : C(UCmax/2 ) = Cmax C(0 V) = . 2 2 (2.47) Gelegentlich wird in dieser Arbeit auch die inverse absolute Abstimmbarkeit κC für eine verkürzte Schreibweise genutzt: κC = 1 = 1 − τC . KC (2.48) Die wichtigsten Umrechnungen zwischen diesen Größen sind in Anh. A zusammengefasst. Der Übergang von der paraelektrischen zur ferroelektrischen Phase bei einer Temperatur von ca. 130 ◦ C ist bei BaTiO3 von 1. Ordnung6 . SrTiO3 verhält sich zwar wie ein Material mit einem Phasenübergang 2. Ordnung, zeigt aber selbst bei niedrigsten Temperaturen keinen Phasenübergang [62]. In dünnen Schichten und im Mischkristall verhalten sich die Materialien je nach äußeren Bedingungen und Film-Dicke völlig anders [69, 67]. Kapazitätsmessungen an den in dieser Arbeit verwendeten Dünnfilm-Kondensatoren haben gezeigt, dass sich die BST-Schicht im paraelektrischen Zustand wie ein Ferroelektrikum mit Phasenübergang 2. Ordnung modellieren lässt. Detaillierte Messungen über der Temperatur konnten jedoch mangels des benötigten Equipments nicht durchgeführt werden. 6 Genauer gesagt, zeigt das BaTiO3 mehrere Phasenübergänge 1. Ordnung. Einen bei 130 ◦C (kubisch ⇋ tetragonal), bei 0 ◦ C (tetragonal ⇋ orthorhombisch) und einen bei −90 ◦ C (orthorhombisch ⇋ rhomboedrisch). 22 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren Au ~ E Al2 O3 BST (a) (b) Abb. 2.16: (a) BST-Dickschicht-Interdigitalkondensator; (b) Feldverteilung Für die technische Realisierung eines Kondensators haben sich im Wesentlichen zwei Varianten etabliert: • Eine technisch sehr viel einfacher aufgebaute Variante stellen die in Abb. 2.16 dargestellten Dickschicht-Interdigitalkondensatoren dar. Hierbei wird in einem Mischoxid-Verfahren auf ein Trägersubstrat (typischerweise Al2 O3 ) mittels Siebdruck eine Paste aus gemahlenem kalziniertem TiO2 , BaCO3 - und SrCO3 -Pulver, eingebettet in eine organische niederviskose Flüssigkeit, aufgebracht. Nach Trocknung und Sintern bei 1200 °C entsteht eine ca. 3 µm dicke, poröse BST-Schicht. Alternativ dazu kann eine im Sol-Gel-Verfahren hergestellte Paste für den Siebdruck verwendet werden. Auf dieser gesinterten Schicht wird nachfolgend in einem Galvanik-Prozess eine Goldschicht aufgebracht, die lithografisch strukturiert werden kann. Eine ausführliche Beschreibung der Prozesstechnik findet sich in [79]. Dem Vorteil der einfachen Prozessierung stehen bei Dickschicht-Varaktoren eine Vielzahl von Nachteilen gegenüber. Aus Abb. 2.16(b) geht hervor, dass sich das Feld inhomogen innerhalb und außerhalb der BST-Schicht verteilt. Bei den technisch realisierbaren Abständen bedeutet dies einerseits, dass sehr hohe Abstimmspannungen (UDC > 100 V) nötig sind, und andererseits, dass es zu einem Felddurchbruch außerhalb der BST-Schicht kommen kann. Es können daher nur geringe Abstimmbarkeiten erreicht werden. Weiterhin ist die maximale Kapazität, im für den zellularen Mobilfunk relevanten Frequenzbereich, auf wenige Picofarad begrenzt. • Die zweite Variante stellen die in Abb. 2.17 gezeigten Dünnfilm-Plattenkon- 2.2 Kristallstruktur und Herstellungsverfahren ferroelektrischer Kondensatoren 23 Al Al ~ E Al2 O3 BST Pt (a) Pt (b) Abb. 2.17: (a) BST-Dünschicht-Plattenkondensator; (b) Feldverteilung densatoren dar. Hierbei wird zunächst auf einem Substrat durch Kathodenstrahlzerstäubung (engl. Sputtering) die untere Platin-Elektrode abgeschieden. Als Substrat eignet sich sowohl monokristallines als auch polykristallines Al2 O3 oder Silizium. Je nach Substratart und Beschaffenheit wird noch eine Oxidschicht und eine TiO2 -Haftschicht aufgebracht. Auf der ca. 500 µm dicken unteren Elektrode wird durch HF-Magnetronsputtern die BST-Schicht abgeschieden. Bei diesem in [42] beschriebenen Verfahren wird zunächst in einer Edelgasatmosphäre (z. B. Argon [35]) ein Plasma gezündet. Ein überlagertes Gleichfeld beschleunigt die positiv geladenen Argon-Ionen, die auf der Kathode auftreffen und dort das zu beschichtende Material herauslösen. Im Falle von BST besteht die Kathode (Target) aus einer gesinterten BST-Keramik in der gewünschten Zusammensetzung. Das aus dem Target herausgelöste Material kondensiert auf dem auf ca. 650 °C aufgeheizten Substrat, welches in der Nähe des Targets angebracht ist. Ein zusätzliches Magenetfeld lenkt beim Magnetronsputtern die aus dem Target herausgelösten Sekundärelektronen auf einer Kreisbahn wieder auf das Target. Dadurch kann der Abscheideprozess auf bis zu 6 nm/min beschleunigt werden [44]. Auf der BST-Schicht wird dann die obere Elektrode abgeschieden und die einzelnen Schichten werden von oben nach unten strukturiert. Um die ohmschen Zuleitungsverluste zu minimieren, kann zuletzt noch eine dickere Aluminiumschicht auf den Elektroden aufgebracht werden. Diese werden von einer dünnen Passivierungsschicht vor Korrosion geschützt. Der Hauptvorteil der Dünnfilm-Varaktoren sind die niedrigeren Abstimmspannungen. Dies führt aber im Falle der Großsignalaussteuerung zu nichtlinearen Verzerrungen. Um diese zu verhindern, können, wie in Abb. 2.18 gezeigt, mehrere Kondensatoren in Serie geschaltet werden [76, 27]. Damit 24 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren R 5C R 5C 5C R 5C 5C R Abb. 2.18: Serienschaltung von fünf Kondensatoren zur Verbesserung der Linearität die Gesamtkapazität gleich bleibt, muss bei einer Serienschaltung von n Kondensatoren die Kapazität eines Einzelkondensators den n-fachen Wert haben. Wird die Abstimmspannung durch eine Widerstandskette zugeführt, kann bei gleicher Abstimmspannung die Linearität deutlich verbessert werden. Da jedoch der Flächenbedarf quadratisch mit der Zahl der in Serie geschalteten Kondensatoren steigt, ist die maximale Kapazität wie bei den DickschichtVaraktoren auf wenige Picofarad beschränkt. Einen Testchip mit acht in dieser Arbeit verwendeten Dünnfilm-Varaktoren der Größe 0,5 pF bis 64 pF zeigt Abb. 2.19. Abb. 2.19: Testchip mit acht BST-Dünnschicht-Kondensatoren (BxH 0,9 mm x 0,6 mm) 2.3 Verlustmechanismen und akustisches Verhalten Die Verlustmechanismen bei BST-Kondensatoren lassen sich grob in drei unterschiedliche Anteile untergliedern: Die ohmschen Verluste in den Elektroden, die Verluste im Dielektrikum und die Verluste, die durch Anregung einer akustischen Resonanz entstehen. Diese Verlustmechanismen sind jedoch nicht voneinander unabhängig. So beeinflusst z. B. das Elektrodenmaterial sowohl die ohmschen Verluste als auch die Defekte in der darauf aufgebrachten BST-Schicht. Außerdem 2.3 Verlustmechanismen und akustisches Verhalten 25 beeinflusst der Lagenaufbau (Dicke, akustische Impedanz, akustische Ausbreitungsgeschwindigkeit von Elektroden, Haftschichten, Passivierung etc.) die akustischen Resonanzfrequenzen wesentlich. 2.3.1 Verluste in den Elektroden Die ohmschen Verluste in den Elektroden tragen gerade bei höheren Frequenzen zu einem nicht unerheblichen Anteil an den Gesamtverlusten bei. Für eine Minimierung dieser Verluste sollte als Elektrodenmaterial ein möglichst guter Leiter mit großer Dicke eingesetzt werden. Bisher wurden die unterschiedlichsten Materialien untersucht [43, 1, 23, 100, 54]. Das am häufigsten verwendete Material ist Platin. Mit einem Schmelzpunkt von über 1770 ◦C kann es auch bei hohen Prozesstemperaturen (typisch 650 ◦C − −700 ◦ C) ohne Probleme eingesetzt werden. Darüber hinaus kommt es durch die nahezu gleichen Gitterkonstanten kaum zu Spannungen an der Grenzfläche zum BST [100]. Mit einer elektrischen Leitfähigkeit von σ = 9,66·106 S/m ist Platin aber ein schlechter Leiter. Dieser Nachteil kann teilweise mit hohem Aufwand durch sehr große Schichtdicken kompensiert werden (bis zu 1,3 µm [96]). Dickere Elektroden führen jedoch zu einem weiteren Problem. Wie sich im übernächsten Abschnitt zeigen wird, beeinflussen die Elektroden-Dicken die akustischen Eigenschaften wesentlich, sodass die Funktion des Bauteils erheblich eingeschränkt wird. Eine mögliche Alternative zu Platin ist Wolfram. Es zeichnet sich durch einen noch höheren Schmelzpunkt von 3422 ◦C und eine ebenfalls höhere Leitfähigkeit σ = 18,9·106 S/m aus. Erste Untersuchungen zeigten jedoch keine signifikante Verbesserung der Güte [54]. Einen messbaren Vorteil gegenüber Platin ergibt sich erst bei der Verwendung von Materialien mit deutlich höherer Leitfähigkeit. Ein vielversprechender Ansatz ist die Kombination aus einer Gold- und Platin-Schicht [1, 101, 100]. Dabei wird zunächst für die untere Elektrode eine dicke Goldschicht mit höherer Leitfähigkeit σ = 4,09·107 S/m abgeschieden und nachfolgend eine dünne Schicht Platin. Bei der oberen Elektrode ist die Schichtfolge umgekehrt. Wie die Untersuchungen in [100] zeigen, ist es aber auch möglich, auf Platin völlig zu verzichten. Bei einer reinen Gold-Elektrode führt die durch den großen Unterschied der Gitterkonstanten ausgelöste Selbstanordnung des BST-Films sogar zu geringeren Verlusten als bei der Platin/Gold-Schichtfolge. Ein weiteres potenzielles Elektrodenmaterial mit sehr hoher Leitfähigkeit ist Kupfer (σ = 5,8·107 S/m). Erste Studien zeigten die prinzipielle Machbarkeit. Der technologische Aufwand ist jedoch enorm, da Kupfer sehr leicht oxidiert. Eine Möglichkeit, dies zu verhindern, ist eine komplexe Schichtfolgen von Kupfer und Sauerstoff-Diffusions-Barrieren [23]. Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte Layer-Transfer-Methode. Hierbei wird zunächst auf einem Hilfssubstrat ein BSTFilm auf einer Platin-Schicht abgeschieden. Darauf folgt eine Lage Kupfer und eine 26 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren Oxid-Schicht als Buffer. Dann wird das Hilfssubstrat gedreht und auf das eigentliche Substrat geklebt. Im folgenden Schritt wird das Hilfssubstrat weggeätzt. Zuletzt wird die obere Kupferelektrode aufgebracht [74]. Für all diese vorgestellten Verfahren und Technologien gilt, dass die relativ kleinen Kondensatoren mit möglichst breiten Zuleitungen an die Bond-Pads angeschlossen werden sollten. Für diese Zuführung kann dann ein beliebiges, gut leitfähiges Material verwendet werden. Schlussendlich darf auch die Verbindungstechnologie keine hohen Verluste aufweisen (z. B. Flip-Chip-Montage). 2.3.2 Verluste im Dielektrikum Intrinsische Verluste Die intrinsischen Verlustmechanismen sind fundamentale Eigenschaften eines dielektrischen Kristalls und bilden somit die theoretische Untergrenze der Verluste in einem ferroelektrischen Kondensator. Die Ursache dieser intrinsischen Verluste sind Wechselwirkungen zwischen dem angelegten hochfrequenten elektrischen Feld und den Gitterschwingungen (Phononen). Man unterscheidet zwischen drei Beiträgen: • Drei-Quanten-Verlustmechanismus Ein Energie-Quant des anregenden hochfrequenten elektrischen Felds ~ω kann aufgrund der Erhaltungssätze (Energie und Impuls) nicht direkt mit einem thermischen Phonon, dessen Energieniveau wesentlich höher liegt, wechselwirken. Eine Absorption des Energie-Quants ist nur dann möglich, wenn noch ein zweites Phonon beteiligt ist. Die Summe bzw. die Differenz der Energieniveaus dieser beiden Phononen muss dabei gleich ~ω sein. Der Verlustwinkel aufgrund des Drei-Quanten-Verlustmechanismus tan δ3 kann mit ! √ ! χµωΓ0 ω Ω20 ω (2.49) ln + arctan tan δ3 ≈ Ω20 ω 2 + 4Γ20 Γ0 2Γ0 abgeschätzt werden. Γ0 , Ω0 sind die Materialparameter Softmode-Dämpfungsfrequenz und Softmode-Frequenz (ca. 100 GHz). µ ist ein Parameter, der die Abhängigkeit der Gitterstörungen von der Temperatur beschreibt. • Vier-Quanten-Verlustmechanismus Der Vier-Quanten-Verlustmechanismus ist dem Drei-Quanten-Verlustmechanismus sehr ähnlich. Anstelle von zwei Phononen sind bei der Absorption hier jedoch drei Phononen beteiligt. Dies bedeutet, dass die Summe bzw. die Differenz der Energieniveaus von drei Phononen gleich ~ω sein muss. Der Beitrag dieses Effekts tan δ4 ist √ χµωΓ0 . (2.50) tan δ4 ≈ Ω20 27 2.3 Verlustmechanismen und akustisches Verhalten • Quasi-Debey-Verlustmechanismus Im Gegensatz zu den beiden zuvor beschriebenen Verlustmechanismen tritt der Quasi-Debey-Verlustmechanismus nur im nicht zentrosymmetrischen Kristall, d. h. bei angelegter Gleichspannung auf. In einem nicht zentrosymmetrischen Kristall verhält sich die Phononen-Verteilung ähnlich, wie sich Dipole in der klassischen Debey-Theorie verhalten. Mit steigender Frequenz kann die Modulation der Phononen-Frequenz nicht mehr dem anregenden Feld folgen und es kommt zu einem starken Anstieg des Verlustwinkels tan δqd √ χµωΓ0 . (2.51) tan δqd ≈ 2 ω + Γ20 Die Quasi-Debey-Verluste können wesentlich größer als die Drei- und VierQuanten-Verluste werden. Eine detaillierte Beschreibung der intrinsischen Verlustmechanismen findet sich in [31, 94, 93]. Extrinsische Verluste In einem idealen Kristall treten nur die intrinsischen Verlustmechanismen auf. Ein realer Kristall weist jedoch mehr oder weniger Defekte auf. Diese Defekte können sich in Punkt-Defekten, aber auch in mehrdimensionale Defekte wie Versetzungen äußern. Entscheidend ist die Tatsache, dass ein solcher Defekt eine Ladungsverschiebung und somit ein Dipolmoment darstellt. Diese Dipole können durch das hochfrequente elektrische Feld zu akustischen Schwingungen angeregt werden, die wiederum einem Energieverlust bedeuten. In ferroelektrischen Dünnfilm-Kondensatoren können diese Verluste deutlich größer als die intrinsischen Verluste werden [101]. Nach [94] sind diese Verluste tan δe proportional zu ! 1 εnd Zd2 ω . 1− tan δe ∝ 3 ρct 4π (1 + ω 2/ωc2 )2 (2.52) Zd und nd sind die effektive Ladung und die Konzentration der Defekte. ρ und ct sind die Materialdichte und die transversale akustische Ausbreitungsgeschwindigkeit. ωc beschreibt die Korrelationslänge der Ladungsverteilung im Kristall. 2.3.3 Verluste durch akustische Resonanzen Die Perowskit-Struktur des BST ist nicht exakt zentrosymmetrisch. Bereits Ende der 60er-Jahre haben Rupprecht und Winter [77] bemerkt, dass SrTiO3 trotz seiner m3m-Symmetrie einen kleinen piezoelektrischen Effekt zeigt. Wenn der Kristall zusätzlich durch ein äußeres statisches elektrisches Feld verzerrt wird, ändert sich seine Symmetriestruktur und eine stärkere akustische Wechselwirkung kann beobachtet 28 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren werden. Beschreiben lässt sich diese Überlagerung von Piezoeffekt und Elektrostriktion durch einen effektiven piezoelektrischen Koeffizienten d∗33 . Im Folgenden soll nur der einfache eindimensionale Fall betrachtet werden: d∗33 (E) = d33 + 2g33 E. (2.53) Der piezoelektrische Koeffizient d33 und der elektrostriktive Koeffizient g33 sind nach [28] temperaturabhängig. Neuere Untersuchungen [86], die auch durch Messungen in dieser Arbeit bestätigt werden, zeigen jedoch, dass der lineare Verlauf von d∗33 in Gl. (2.53) nur für kleine und mittlere Feldstärken gilt. Bei höheren Feldstärken nähert sich d∗33 einem Maximalwert und nimmt mit zunehmender Feldstärke sogar ab. In einem Plattenkondensator äußert sich dieses piezoelektrische Verhalten durch parasitäre Resonanzen, die die Verluste erheblich steigern. Anhand des Reflexionsfaktors ΓBST eines 5-pF-BST-Dünnfilm-Kondensators ist dies in Abb. 2.20 deutlich zu erkennen. Es wurde bei dieser Messung eine Gleichspannung von UDC = 20 V angelegt. Es zeigt sich, dass die Resonanzen in erster Näherung alle Vielfache einer +j1.0 +j0.5 +j2.0 −j0.2 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 f = 5.83 GHz f = 4.31 GHz f = 3.14 GHz f = 1.48 GHz −j0.5 ∞ −j5.0 −j2.0 −j1.0 Abb. 2.20: Reflexionsfaktor ΓBST eines 5-pF-BST-Kondensators bei einer Abstimmspannung von UDC = 20 V Grundfrequenz von f0 = 1.48 GHz sind. Für den idealen Fall (frei schwingender Resonator, unendliche Ausdehnung in horizontaler Richtung, keine Verluste, Elektroden vernachlässigbarer Dicke) und die Anregung einer longitudinalen Welle in z-Richtung können die Resonanzfrequenzen fn aus der akustischen Ausbreitungsgeschwindigkeit vL und der Dicke der BST-Schicht l berechnet werden: fn = nvL ; n ∈ N. 2l (2.54) 29 2.3 Verlustmechanismen und akustisches Verhalten Luft div. Schichten Zt Elektrode piezoel. Material l Z p cp Elektrode div. Schichten Zb Luft (a) (b) Abb. 2.21: (a) Lagenaufbau eines realen Resonators; (b) Ersatzschaltung des Resonators Dabei werden elektrisch aber nur Moden mit ungeradem n angeregt. Für die Beschreibung realer Resonatoren ist Gl. (2.54) ungeeignet, da die Eigenschaften der Elektroden und die für die Prozessierung zusätzlich benötigten Schichten die akustischen Eigenschaften wesentlich beeinflussen. Um eine genaue Beschreibung zu erhalten, können einige Verfahren zur Berechnung von akustischen Dünnfilm-Resonatoren (FBAR engl. Film Bulk Acoustic Resonator) auf ferroelektrische Kondensatoren angewendet werden. Für eine spätere Implementierung in einen Schaltungssimulator eignet sich das von Lakin [48, 50] vorgeschlagene Verfahren sehr gut [17, 95, 28]. Aus den akustischen Grundgleichungen kann die Impedanz Z eines Resonators hergeleitet werden: tan(φ) (zt + zb ) cos2 (φ) + j sin(2φ) 1 1 − K2 · Z= jωC φ (zt + zb ) cos(2φ) + j(zt zb + 1) sin(2φ) Zb ωl Zt , zb = und φ = . mit zt = Zp Zp 2cp ! (2.55) zt und zb sind die normierten akustischen Impedanzen oberhalb und unterhalb der piezoelektrischen Schicht mit akustischer Impedanz Zp . l ist die Dicke und cp die akustische Ausbreitungsgeschwindigkeit der piezoelektrischen Schicht. 30 2 Aufbau und Eigenschaften von BST-Kondensatoren Die Kopplungskonstante K kann aus dem elektromechanischen Kopplungskoeffizienten k33 berechnet werden [28]: K2 = 2 k33 . 2 1 + k33 (2.56) Der elektromechanische Kopplungskoeffizient k33 ist eine Funktion des effektiven piezoelektrischen Koeffizienten d∗33 aus Gl. (2.53), der Permeabilität aus Gl. (2.43) und der elastischen Nachgiebigkeit s33 : 2 k33 = d∗2 33 . εs33 (2.57) d∗33 und ε sind abhängig von der Feldstärke E. Somit sind auch k33 und K nichtlineare Funktionen von E: k33 = √ d33 εmax s33 !v u u 2g33 2E 2 +√ E t2 cosh arsinh εmax s33 3 Eεmax /2 !! − 1. (2.58) Berechnet man mit Gl. (2.58) die Kopplungskonstante K mit den in [28] gegebenen Materialparametern, ergeben sich im Vergleich zur Messung etwas zu kleine Werte. Dies lässt darauf schließen, dass g33 für die in dieser Arbeit verwendeten Kondensatoren etwas größer ist als der angegebene Wert. Für die Modellierung eines BST-Kondensators ist Gl. (2.58) nur für kleine Feldstärken geeignet. Wie bereits erwähnt, zeigt der piezoelektrische Koeffizient d∗33 bei höheren Feldstärken ein asymptotisches Verhalten. Wie die Messergebnisse im nächsten Kapitel zeigen werden, hat sich die einfache Näherung K = κ1 tanh(κ2 |E|) (2.59) für die Beschreibung der Kopplungskonstante bewährt. Die einzelnen Lagen des Kondensators (Abb. 2.21(a)) werden als eine Reihenschaltung akustischer Leitungen modelliert. Dabei kann wie bei elektrischen Leitungen die Gleichung Za + jZl tan(βl) (2.60) ZT = Zl + jZa tan(βl) angewendet werden. Die Abschlussimpedanz Za wird über die Schicht der Dicke l, die Leitungsimpedanz Zl und das Phasenmaß β = ω/cl zur Impedanz ZT transformiert. cl ist die akustische Ausbreitungsgeschwindigkeit in der Schicht. Die akustische Impedanz der Luft wird mit sukzessiver Anwendung von Gl. (2.60) durch den Lagenstapel zu Zt und Zb transformiert (Abb. 2.21(b)). In dem für Mobilfunkanwendungen interessanten Frequenzbereich bis 3 GHz zeigt sich, dass im Wesentlichen die Dicke der Elektroden die Resonanzeigenschaften bestimmen. Prozessbedingte Passivierungs- und Haftschichten zeigen erst bei höheren Frequenzen ihren Einfluss. 3 Modellierung ferroelektrischer Kondensatoren Dieses Kapitel widmet sich der Modellierung ferroelektrischer Kondensatoren. Neben der Darstellung der nichtlinearen Kapazität und der nichtlinearen dielektrischen Verluste werden auch die bei Plattenkondensatoren auftretenden, parasitären akustischen Resonanzen eingehend diskutiert. 3.1 Klassische lineare Kondensatormodelle Bei Kondensatoren mit linearem Dielektrikum gibt es eine sehr große Vielfalt technischer Realisierungsformen. Dabei kommen als Dielektrikum nahezu alle Isolatorwerkstoffe von Papier über Kunststoffe und Keramiken bis hin zu Metalloxiden zum Einsatz. Der mechanische Aufbau variiert in nahezu ebenso vielen Formen. In der Hochfrequenztechnik sind jedoch nur drei Bauformen weit verbreitet: 1. Interdigitalkondensatoren können direkt auf dem Substrat, auf dem die restliche Hochfrequenzschaltung realisiert ist, hergestellt werden. Da jedoch die lithografischen Verfahren die Spaltbreiten zwischen den Fingern begrenzen, sind die Kapazitätswerte dieser Kondensatoren auf nur wenige Picofarad begrenzt. 2. Einlagige Plattenkondensatoren SLC (engl. Single Layer Capacitor) oder MIM (engl. Metal Insulator Metal) verbinden je nach Dielektrikum gute Verlusteigenschaften mit moderaten Kapazitätswerten (mehrere Hundert Picofarad) bis in den hohen GHz-Bereich. Sie werden entweder als einzelne Bauelemente oder in integrierten Schaltungen eingesetzt. 3. Mehrlagige Plattenkondensatoren MLC (engl. Multi Layer Capacitor) werden verwendet, wenn sehr hohe Kapazitätswerte gefordert werden. Je nach Baugröße sind hier Kapazitätswerte bis in den Mikrofarad-Bereich möglich. Alle diese Kondensatoren lassen sich unterhalb der ersten Serienresonanzfrequenz im Wesentlichen mit dem in Abb. 3.1(a) gezeigten Modell beschreiben. Der Serienwiderstand RS und die Serieninduktivität LS beschreiben den parasitären Einfluss der Anschlusskontakte. Der Parallelwiderstand RP modelliert die Verluste im 32 3 Modellierung ferroelektrischer Kondensatoren Dielektrikum. Die Kapazität CP ist die eigentlich gewünschte Kapazität. Die Impedanz des Kondensators ist dann: RP . (3.1) ZC = RS + jωLS + 1 + jωCPRP Für die Berechnung der Resonanzfrequenz f0 des Kondensators wird das Minimum des Betrages der Impedanz ZC gesucht: d |ZC | = 0. dω Es ergeben sich drei Lösungen, wobei nur eine physikalisch sinnvoll ist: s −LS LS − q RP2 CP (RP2 CP + 2RS CP RP + 2LS ) (3.2) . (3.3) 2πLS RP CP In der Praxis ist der Parallelwiderstand oft sehr groß und kann vernachlässigt werden. Dann vereinfacht sich Gl. (3.3) zu der bekannten thomsonschen Schwingungsgleichung 1 . (3.4) lim f0 = √ RP →∞ 2π LS CP Unterhalb von f0 zeigt der Kondensator kapazitives Verhalten. Die effektive Kapazität Ceff , die von außen wahrgenommen wird, ist jedoch nahe der Resonanzfrequenz stark frequenzabhängig. Um sie zu berechnen, kann das Modell aus Abb. 3.1(a) b ,L b und zuerst zu einem Serienschwingkreis in Abb. 3.1(b) mit den Elementen R S S CbS umgeformt werden: 1 RP !. +jω LS + (3.5) ZC = RS + 2 |{z} 1 + (ωRP CP ) 1 | {z } jω CP 1 + bS L (ωRPCP )2 bS R f0 = | RP RS b R S {z bS C } CbS b L S LS CP (a) Ceff b R S (b) Abb. 3.1: (a) Modell eines linearen Kondensators. (b) Vereinfachtes Modell nach Gl. (3.5) und Gl. (3.6) 33 3.1 Klassische lineare Kondensatormodelle Effektive Kapazität Ceff 50 Ceff CP 40 30 20 10 0 7 10 8 9 10 10 10 Frequenz f (Hz) 10 Abb. 3.2: Effektive Kapazität Ceff eines 10-pF-Kondensators über der Frequenz f (Johanson 0201 250R05L100) b und C b zusammengefasst ergeben die effektive Kapazität C . Da die effektive L S S eff Kapazität, wie in Abb. 3.2 gezeigt, nur nahe der Resonanzfreqenz f0 nennenswert von der Nominalkapazität CP abweicht und der Einfluss von RP in diesem Frequenzbereich vernachlässigbar ist, vereinfacht sich der Ausdruck für Ceff zu Ceff (ω) = 1− Cb S b C b ω2L S S = 1− 1 RP →∞ (ωCP RP )2 = LS 2 ω LS CP − CP R2 P CP 1 + CP . 1 − ω 2 LS CP b berechnet werden: Die Güte Q des Kondensators kann aus Ceff und R S Q= ω (CP RP2 − LS − LS (ωCPRP )2 ) 1 = b C RS + RP + RS (ωCPRP )2 ωR S eff (3.6) (3.7) Wie das Beispiel in Abb. 3.3 eines realen Kondensators zeigt, kann im unteren Frequenzbereich die Güte unter Vernachlässigung von RS und LS durch Q LS →0,RS →0 = ωCPRP (3.8) angenähert werden. Im oberen Frequenzbereich ist der Einfluss von RP vernachlässigbar 2 R →∞ 1 − ω CP LS . (3.9) Q P= ωCPRS Aus Gl. (3.4),Gl. (3.8) und Gl. (3.9) folgt, dass zur Bestimmung der Parameter des Kondensatormodells nach Abb. 3.1(a) nur eine Messung der Resonanzfrequenz, der Güte bei hoher und niedriger Frequenz und der Kapazität bei niedriger 34 3 Modellierung ferroelektrischer Kondensatoren RP RS LS CP CP RP RS LS CP Abb. 3.3: Güte Q eines 10-pF-Kondensators über der Frequenz f (Johanson 0201 250R05L100) Frequenz nötig ist. Da jeder Schaltungssimulator Elemente für Widerstände, Kapazitäten und Induktivitäten bereitstellt, ist die Implementierung dieses Kondensatormodells sehr einfach. 3.2 BST-Varaktor-Modell Nichtlineare BST-Kondensatoren unterscheiden sich von linearen Kondensatoren durch die nichtlinearen Eigenschaften ihres Dielektrikums. Um ein nichtlineares Kondensatormodell zu erstellen, muss somit eine Beschreibung für die nichtlineare Kapazität CBST und die nichtlinearen Verluste, ausgedrückt durch RBST , gefunden werden (Abb. 3.4). In den folgenden Abschnitten wird die konkrete Implementierung der nichtlinearen Elemente CBST und RBST für die Entwicklungsumgebung RBST RS LS CBST Abb. 3.4: Modell eines BST-Kondensators 35 3.2 BST-Varaktor-Modell Agilent ADS beschrieben. Jedoch ist es möglich, diese Modelle auch in anderen Simulatoren zu implementieren, die es erlauben, Strom-Spannungsbeziehungen mit Radikalen zu beschreiben. 3.2.1 Beschreibung einer nichtlinearen Kapazität Die Abhängigkeit der Permittivität ε von der elektrischen Feldstärke wurde bereits in Gl. (2.43) vorgestellt. Aufgrund der einfachen Geometrie eines BST-Plattenkondensators lässt sich die Kapazität CBST in Abhängigkeit von der angelegten Spannung U sehr einfach berechnen: CBST (U) = Cmax 2 2U 2 cosh arsinh 3 UCmax/2 !! . (3.10) −1 Die Parameter Cmax und UCmax/2 sind die maximale Kapazität bzw. die Spannung, bei der die Kapazität gerade auf die Hälfte abgefallen ist. Die Implementierung der C(U)-Kennlinie in ADS erfolgt mit einem SDD-Element (engl. Symbolically Defined Device) aus dem Menü Eqn Based-Nonlinear. SDDElemente sind sehr mächtig, da sie es erlauben, die Strom-Spannungsbeziehungen an einem Tor mathematisch zu beschreiben. Einzige Bedingung ist, dass die Funktionen von Strom und Spannung stetig sein müssen. Die stetige Differenzierbarkeit der Funktionen wird nicht gefordert, sollte aber wegen des Konvergenzverhaltens der Simulatoren dennoch erfüllt sein. Es existieren Implementierungen dieser Elemente bis zu maximal zehn Toren1 . Die Strom-Spannungsbeziehungen können auf zwei unterschiedliche Arten formuliert werden: • In der expliziten Darstellung kann der Strom Ik , der in Tor k fließt2 , als Funktion der Spannungen Uj an den n vorhandenen Toren beschrieben werden: Ik = f (U1 ,U2 ,...,Un ). (3.11) In die ADS-Syntax übersetzt, lautet Gl. (3.11) I[k,w]=f(_v1,_v2,...,_vn). I[k,w] ist der Strom Ik , gewichtet mit der Gewichtsfunktion der Nummer w. _vj sind die Torspannungen Uj . 1 2 Version: ADS 2006A. Die Zählrichtung des Stromes ist so definiert, dass positive Ströme in den mit einem + gekennzeichneten Anschluss fließen. 36 3 Modellierung ferroelektrischer Kondensatoren • Die implizite Form stellt eine Gleichung mit allen vorhandenen Spannungen Uj und Strömen Ij dar: 0 = f (U1 ,U2 ,...,Un ,I1 ,I2 ,...,In ). (3.12) Gl. (3.12) in ADS-Syntax umgesetzt lautet: F[k,w]=f(_v1,_v2,...,_vn,_i1,_i2,...,_in). F[k,w] ist der Schlüsselausdruck für eine implizit definierte Beziehung. k und w bezeichnen auch hier das Tor und die Gewichtsfunktion. _vj und _ij sind die Spannungen und Ströme an den Toren. Die Gewichtsfunktionen werden im Gegensatz zur nichtlinearen Funktion F, die im Zeitbereich ausgewertet wird, im Frequenzbereich ausgewertet. Dazu wird die Gewichtsfunktion der Nummer w mit der Fourier-Transformierten des Stromes Ik multipliziert. Die genaue Vorgehensweise des Simulators kann anhand einer HarmonicBalance- (HB-) Simulation beschrieben werden. Der HB-Simulator gibt ein Spannungsspektrum Uj (ω) am Tor j des SDD vor. Daraus soll im SDD das resultierende Stromspektrum Ij (ω) berechnet werden: 1. Zuerst wird durch eine inverse Fourier-Transformation aus dem Spektrum Uj (ω) ein Zeitsignal Uj (t) berechnet. 2. Aus Uj (t) wird durch die entweder implizit oder explizit definierten Gleichungen der Strom Ibj (t) bestimmt. 3. Anschließend wird Ibj (t) wieder in den Frequenzbereich zu bIj (ω) zurücktransformiert. 4. Zuletzt wird bIj (ω) mit der Gewichtsfunktion der Nummer w multipliziert um Ij (ω) zu erhalten. Zwei Gewichtsfunktionen sind bereits fest in ADS definiert. Die Funktion mit der Nummer 0 ist die Identität und wird immer dann eingesetzt, wenn keine Gewichtung im Frequenzbereich gewünscht wird. Die Funktion mit der Nummer 1 ist als jω definiert und entspricht somit im Zeitbereich einer zeitlichen Ableitung. Da für die Beschreibung aller in dieser Arbeit verwendeten Elemente keine anderen Gewichtsfunktionen benötigt werden, wird auf die Beschreibung der Definition neuer Gewichtsfunktionen verzichtet. Eine genaue Beschreibung findet sich aber im ADSBenutzerhandbuch [6]. 37 3.2 BST-Varaktor-Modell Werden mehrere Gleichungen mit der gleichen Tornummer definiert, so werden diese Gleichungen addiert. So ist es beispielsweise möglich, mit den beiden Anweisungen F[1,0]=f1(_v1,_i1) und F[1,1]=f2(_v1,_i1) die Differenzialgleichung 0 = f1 (U1 ,I1 ) + d f2 (U1 ,I1 ) dt (3.13) zu implementieren. Neben den hier gezeigten Funktionen besteht noch die Möglichkeit, das Rauschverhalten des Elements mit Rauschströmen und Korrelationskoeffizienten zu beschreiben. Auch können sogenannte Controlling Currents definiert werden, die erlauben, beliebige Ströme innerhalb der Schaltung in den Gleichungen zu verwenden. Diese Fähigkeiten werden jedoch für die Kondensatormodellierung nicht genutzt. Um nun eine nichtlineare Kapazität mit einem SDD-Element zu realisieren, wird ein 2-Tor-Element benötigt. Es soll die Gleichung d dU1 dC(U1 ) dQ = ((C(U1 ) · U1 )) = C(U1 ) · U1 dt dt dt dt dU1 dt (3.14) implementiert werden. Um die zeitliche Ableitung von U1 zu berechnen, wird die Spannung am zweiten Tor U2 als Hilfsvariable verwendet I1 = f (U1 ) = U2 = dU1 dU1 → 0 = −U2 + . dt dt C(U1 )6=f (t) = C(U1 ) (3.15) Gl. (3.15) entspricht nun dem in Gl. (3.13) gezeigten Fall. Es werden also zwei Gleichungen benötigt: F[2,0]=-_v2 F[2,1]=_v1. Um den Strom I1 darzustellen, wird nun noch eine explizite Gleichung benötigt: I[1,0]=C(_v1)*_v2. Für C(_v1) kann Gl. (3.10) eingesetzt werden. Abb. 3.5 zeigt das erstellte ADSSchaltsymbol. Um Konvergenzprobleme und Warnmeldungen zu vermeiden, wird U2 noch mit einem Normierungsfaktor norm multipliziert und ein 100-GΩ-Widerstand an Tor 2 angeschlossen. 38 3 Modellierung ferroelektrischer Kondensatoren P1 Num=1 R1 R=100 GOhm P2 Num=2 SDD2P1 I[1,0]=C(_v2)* norm * _v2 F[2,0]=-_v2 F[2,1]=_v1/norm Var Eqn VAR1 Cmax=10 pF UCmax1_2=10 V norm=1e9 C(_v2)=Cmax/(2*cosh(2/3*asinh(2*(_v1)/UCmax1_2))-1) Abb. 3.5: Implementierung einer nichtlinearen 10-pF-Kapazität in ADS mittels eines 2-Tor-SDD-Elements 3.2.2 Beschreibung eines nichtlinearen Widerstandes Die Beschreibung eines nichtlinearen Widerstandes bzw. Leitwertes erfolgt wie die Beschreibung einer Kapazität mit einem SDD-Element. Da bei SDD-Elementen der Strom in Abhängigkeit von der Spannung beschrieben wird, ist es einfacher, einen Leitwert GBST = 1/RBST zu benutzen. Die Verluste des Dielektrikums, die durch GBST beschrieben werden, sind eine Überlagerung von mehreren, teilweise noch nicht exakt bekannten Mechanismen. Wie die Messungen am Ende des Kapitels zeigen, lässt sich der differenzielle Leitwert GBST als Glockenkurve der Form γ1 γ2 GBST (U) = γ0 + !2 U 1+ γ2 (3.16) beschreiben. Die Parameter γ0 ,γ1 und γ2 werden durch Anpassen an Messwerte bestimmt. Für die Strom-Spannungs-Kennlinie muss Gl. (3.16) integriert werden: I(U) = Z U GBST (U)dU + C = γ0 U + γ1 arctan γ2 ! + C. (3.17) Die Integrationskonstannte C wird aus der Bedingung bestimmt, dass bei U = 0 V kein Strom fließen darf und zu null gesetzt. Die Beschreibungsgleichung lautet dann 39 3.2 BST-Varaktor-Modell P1 Num=1 Var Eqn SDD1P1 I[1,0]=G0*_v1+G1*arctan(_v1/G2) VAR1 G0=3.3e-5 G1=3.36e-3 G2=7 P2 Num=2 Abb. 3.6: Implementierung eines nichtlinearen Parallel-Leitwertes GBST mit typischen Werten eines 8-pF-Kondensators mittels eines 1-Tor-SDD-Elements I[1,0]=G0*_v1+G1*arctan(_v1/G2). Die Parameter G_i entsprechen den Parametern γi . Abb. 3.6 zeigt das fertige SDD-Element. 3.2.3 Beschreibung parasitärer Resonanzen Ferroelektrische Dünnfilm-Plattenkondensatoren zeichnen sich durch eine sehr hohe Abstimmbarkeit bei sehr niedrigen Spannungen aus. Durch ihren mechanischen Aufbau und aufgrund ihrer Materialeigenschaften neigen sie jedoch dazu, wie in Abs. 2.3 beschrieben, parasitäre akustische Resonanzen auszubilden. Für die in Gl. (2.55) beschriebene Impedanz lässt sich eine elektrische Ersatzschaltung finden. Dazu kann Gl. (2.55) in eine geschachtelte Partialbruchdarstellung umgeformt werden [50]: 1 Z= jωC + − 1 1 jZp + N 2 − + jωC sin(2φ) mit N 2 = 2φ K 2 ωCZ 1 1 1 + jZp tan(φ) + Zt jZp tan(φ) + Zb . p (3.18) Diese Darstellung ermöglicht es, durch Vergleich der einzelnen Terme die Elemente eines Mason-Ersatzschaltbildes [46, 50] zu finden. Da die Kapazität C bei einem ferroelektrischen Kondensator feldabhängig ist, sind auch die Kapazitäten und der 40 3 Modellierung ferroelektrischer Kondensatoren jXb −C jXa jXb Zt C Zb 1:N Abb. 3.7: Mason-Ersatzschaltbild eines piezoelektrischen Resonators Übertrager des Ersatzschaltbildes in Abb. 3.7 nichtlineare Bauelemente. Die Reaktanzen Xa und Xb sind Xa = Zp tan(φ); Xb = − Zp . sin(2φ) (3.19) Für eine Implementierung der Kapazitäten in ADS können die bereits in Abs. 3.2.1 beschriebenen Elemente benutzt werden. Für den nichtlinearen Übertrager gibt es keine direkte Realisierungsmöglichkeit in Form eines SDD-Elements. Durch die Reihenschaltung eines nichtlinearen Gyrators und eines Impedanzinverters kann jedoch ein nichtlinearer Übertrager nachgebildet werden. Aus der Y-Parameter-Darstellung des Gyrators ! ! ! I1 0 g U1 = (3.20) I2 −g 0 U2 folgen direkt die Gleichungen für das 2-Tor-SDD-Element: I[1,0]=g*_v1 I[2,0]=-g*_v2. Der Gyrator-Leitwert g transformiert die Impedanz Z nach Zg gemäß Zg = 1 1 . g2 Z (3.21) Um die gewünschte Transformatorbeziehung Zt = N 2 Z (3.22) zu erhalten, muss g = 1/N gewählt und ein Impedanz-Inverter mit der KettenmatrixDarstellung ! ! ! U1 0 1 U2 = (3.23) I1 1 0 I2 41 3.2 BST-Varaktor-Modell P1 P4 P2 SDD2P1 I[1,0]=1/N*_v2 I[2,0]=-1/N*_v1 Chain1 A=0 B=1 C=1 D=0 P3 Abb. 3.8: Implementierung eines nichtlinearen Übertragers mittels eines 2-Tor-SDD-Elementes und eines Impedanzinverters in KettenmatrixDarstellung zwischengeschaltet werden. Die Abb. 3.8 zeigt die Zusammenschaltung in ADS. Die komplette ADS-Implementierung eines Mason-Modells für einen 8-pF-Kondensator ist in Abb. 3.9 abgebildet. Da das Transformationsverhältnis N des Übertragers von der Kapazität C abhängt und diese wiederum eine Funktion der angelegten Spannung ist, müssen die beiden Kondensator-Elemente und der Gyrator in einem einzigen 6-Tor-SDD-Element zusammengefasst werden. Die Tor-Paare 1,5 und 2,6 bilden die nichtlinearen Kapazitäten. Das Tor-Paar 3,4 stellt den nichtlinearen Gyrator dar. In der Variablen-Gleichung Var2 sind die Gleichungen für die nichtlineare Kapazität C, das nichtlineare Transformationsverhältnis N, die Reaktanzen Xa und Xb zusammengefasst. Die akustischen Impedanzen Zt und Zb werden durch Wellenleiter TL1 und TL2 sowie die Abschlusswiderstände R1 und R2 gebildet. Die Parameter für die Wellenleiter und die Abschlusswiderstände werden in den Variablen-Gleichungen Var4-7 aus den Materialdaten berechnet. Auch wenn das Mason-Modell keine direkte physikalische Abbildung der Wirklichkeit darstellt, können die akustischen Resonanzen aus dem Lagenaufbau und den Materialdaten modelliert werden. 3 Modellierung ferroelektrischer Kondensatoren 42 P1 P2 Var Eqn Var Eqn Var Eqn Eqn SDD6P1 I[1,0]=C*f_nom*_v5 I[2,0]=-C*f_nom*_v6 I[3,0]=1/N*_v4 I[4,0]=-1/N*_v3 F[5,0]=-_v5 F[5,1]=_v1/f_nom I[6,0]=-_v6 I[6,1]=_v2/f_nom Var R4 SDD1P3 I[1,0]=G0*_v1+G1*arctan(_v1/G2) SRL1 R=0.6 Ohm L=0.04 nH VAR3 G0=3e-5 G1=0.003 G2=8 VAR1 V2=8 V Cmax=7.6 pF f_nom=1 GHz k1=0.35 k2=0.1 VAR2 C=Cmax/(2*cosh(2/3*asinh(2*_v1/V2))-1) N=sqrt(lBST/(cBST*(K**2)*C*ZBST)) Xa=-ZBST/(sin(lBST*2*pi*freq/cBST)+1e-100) Xb=ZBST*tan(lBST*pi*freq/cBST) K=k1*tanh(k2*abs(_v1))+1e-10 Chain1 A=0 B=1 C=1 D=0 R5 Var Eqn Var Eqn Z1P2 Z[1,1]=j*Xb R2 TL2 R=ZBuffOx Z=ZPt E=360*f_nom*lPt2/cPt F=f_nom R1 TL1 R=ZLuft Z=ZPt E=360*f_nom*lPt1/cPt F=f_nom Var Eqn VAR7 cBST=sqrt(c33BST/rhoBST) cBuffOx=sqrt(c33BuffOx/rhoBuffOx) cPt=sqrt(c33Pt/rhoPt) ZBST=sqrt(rhoBST*c33BST) ZBuffOx=sqrt(rhoBuffOx*c33BuffOx) ZPt=sqrt(rhoPt*c33Pt) ZLuft=400 Z1P3 Z[1,1]=j*Xb VAR6 lBST=0.2 um lPt1=0.525 um lPt2=0.525 um VAR4 c33BST=200 G c33Pt=167 G c33BuffOx=70 G Z1P1 Z[1,1]=j*Xa VAR5 rhoBST=5.258 k rhoPt=15 k rhoBuffOx=2.3 k Abb. 3.9: Mason-Modell eines 8-pF-BST-Kondendsators Var Eqn Var Eqn SDD2P SDD2P1 I[1,0]=C* f_nom * _v2 F[2,0]=-_v2 F[2,1]=_v1/f_nom Var R R4 R=100 GOhm SDD2P SDD2P3 I[1,0]=1/N1*_v2 I[2,0]=-1/N1*_v1 Y1P_Eqn Y1P2 Y[1,1]=Y2 SDD2P SDD2P4 I[1,0]=1/N2*_v2 I[2,0]=-1/N2*_v1 SDD1P Y1P_Eqn SDD1P2 Y1P1 I[1,0]=G0*_v1+G1*arctan(_v1/G2) Y[1,1]=Y1 Z1P_Eqn Z1P1 Z[1,1]=N3**2*Z3 VAR VAR3 VAR Var Eqn VAR N1=1/K1 Eqn VAR5 VAR2 f1=1.1515 GHz Q3=1.8 G0=3e-005 Q1=8.88 f3=3.25 GHz G1=0.003 C0=100 pF N3=56 G2=8 omega1=2*pi*f1 omega3=2*pi*f3 K1=k11*tanh(k12*abs(_v1))+1e-10 Z3=1/(omega3*C0*Q3)+j*omega/(omega3^2*C0)+1/(j*(omega+1e-100)*C0) k11=0.0052 k12=0.078 Y1=omega1*C0/Q1+j*omega*C0+omega1**2*C0/(j*omega+1e-100) Var VAR VAR Eqn VAR4 VAR1 N2=1/K2 V2=9 {t} f2=1.36 GHz Cmax=7.54e-012 Q2=6.23 C=Cmax/(2*cosh(2/3*asinh(2*(_v1)/V2))-1) omega2=2*pi*f2 f_nom = 1 GHz K2=k21*tanh(k22*abs(_v1))+1e-10 k21=0.021 k22=0.19 Y2=omega2*C0/Q2+j*omega*C0+omega2**2*C0/(j*omega+1e-100) Port P2 Num=2 Port P1 Num=1 SRL SRL1 R=0.6 Ohm L=0.04 nH 3.2 BST-Varaktor-Modell 43 Abb. 3.10: BVD-Modell eines 8-pF-BST-Kondendsators 44 3 Modellierung ferroelektrischer Kondensatoren fres1 Qres1 C 1 : N1 ... 1 : N2 Abb. 3.11: Abgewandeltes Butterworth-Van Dyke-Modell eines ferroelektrischen Kondensators mit akustischen Resonanzen Wenn die Materialdaten nicht bekannt sind, kann ein in Abb. 3.11 gezeigtes, abgewandeltes Butterworth-Van Dyke-Modell [49] benutzt werden. Die nichtlineare Kapazität und der nichtlineare Übertrager sind, wie bereits beschrieben, aus SDD-Elementen aufgebaut. Die Werte der Ersatzschaltbild-Elemente werden durch den Vergleich mit Messungen bestimmt. Da bei diesem Verfahren für jede Resonanz ein Übertrager und ein Resonator benötigt werden, kann das Modell bei einem großen Frequenzbereich sehr komplex werden. Die ADS-Schaltung eines 8pF-Kondensators zeigt Abb. 3.10. Die Leistungsfähigkeit der beiden vorgeschlagenen Modell-Varianten demonstrieren die C(U)- und Q(U)-Kennlinien in Abb. 3.12 anhand eines 8-pF-Kondensators bei einer Frequenz von f = 850 MHz. Die Messungen wurden, wie in Abs. 5.1.2 beschrieben, mit einem Impedanz-Analysator und einem Spitzenmessplatz ermittelt. 8 60 IA−Messung Mason−Modell BVD−Modell 50 6 40 4 30 2 20 0 0 5 10 15 20 Abstimmspannung UDC (V) Güte Q Kapazität C (pF) 10 10 25 Abb. 3.12: Kapazitäts- und Güte-Kennlinie eines 8-pF-Kondensators bei einer Frequenz von f = 850 MHz 45 10 8 6 4 2 0 10 8 6 4 2 0 10 8 6 4 2 0 10 8 6 4 2 0 0.5 UDC = 0 V IA−Messung Mason−Modell UDC = 5 V UDC = 10 V UDC = 25 V 1 1.5 2 2.5 Frequenz f (GHz) (a) 3 Kapazität C (pF) Kapazität C (pF) 3.2 BST-Varaktor-Modell 10 8 6 4 2 0 10 8 6 4 2 0 10 8 6 4 2 0 10 8 6 4 2 0 0.5 UDC = 0 V IA−Messung BVD−Modell UDC = 5 V UDC = 10 V UDC = 25 V 1 1.5 2 2.5 Frequenz f (GHz) 3 (b) Abb. 3.13: Vergleich zwischen gemessener und modellierter Kapazität C im Frequenzbereich f = 0,5 GHz − 3 GHz bei unterschiedlichen Abstimmspannungen UDC (a) Mason-Modell; (b) BVD-Modell Das Verhalten über einen größeren Frequenzbereich zeigen die Bilder in Abb. 3.13 und Abb. 3.14. Es zeigt sich, dass es mit beiden Kondensator-Modellen (Mason jeweils in (a) und BVD jeweils in (b)) möglich ist, das Verhalten eines BSTKondensators sehr exakt zu beschreiben, wenn man sich auf den für die mobile Kommunikation interessanten Frequenzbereich beschränkt. Gleichzeitig zeigt Abb. 3.14, dass die Güte der Kondensatoren bei höheren Frequenzen stark abnimmt. Oberhalb der 1. akustischen Resonanz ist die Güte kleiner 25. Schaltungen in diesem Frequenzbereich wären somit stark verlustbehaftet. Unterhalb der Resonanz zeigt der Kondensator etwas weniger Verluste. Im für den zellularen Mobilfunk häufig genutzten Frequenzbereich um 850 MHz beträgt die Güte ca. 30 bei UDC = 0 V bzw. ca. 40 bei UDC = 25 V. Oberhalb einer Spannung von 30 V kommt es zu einem Spannungsdurchbruch und der Kondensator wird zerstört. Die Güten der Kondensatoren mit anderen Kapazitätswerten liegen 3 Modellierung ferroelektrischer Kondensatoren 75 50 25 U 0 DC 75 UDC 50 25 0 75 UDC 50 25 0 75 UDC 50 25 0 0.5 IA−Messung Mason−Modell =0V =5V Güte Q Güte Q 46 = 10 V = 25 V 1 1.5 2 2.5 Frequenz f (GHz) (a) 3 75 50 25 U 0 DC 75 UDC 50 25 0 75 UDC 50 25 0 75 UDC 50 25 0 0.5 IA−Messung BVD−Modell =0V =5V = 10 V = 25 V 1 1.5 2 2.5 Frequenz f (GHz) 3 (b) Abb. 3.14: Vergleich zwischen gemessener und modellierter Güte Q im Frequenzbereich f = 0,5 GHz − 3 GHz bei unterschiedlichen Abstimmspannungen UDC (a) Mason-Modell; (b) BVD-Modell im gleichen Bereich. Kleinere Kondensatoren zeigen typischerweise etwas niedrigere und größere Kondensatoren etwas höhere Verluste. Während dieser Arbeit wurde seitens des Projektpartners EPCOS an dem Problem der hohen Verluste gearbeitet. Gegen Ende der Arbeit konnte die Güte im Bereich von 850 MHz auf ca. 75 verbessert werden. Aufgrund der fortgeschrittenen Projektlaufzeit wurden jedoch aus diesen Kondensatoren keine Schaltungen mehr aufgebaut. 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke 4.1 Netzwerktheoretische Grundlagen Bei der Zusammenschaltung einer Quelle mit einer Last (Abb. 4.1(a)) gilt der Satz der maximalen Leistungsübertragung [97]. Dieser besagt, dass nur, wenn die Lastimpedanz ZL das konjugiert Komplexe der Quellimpedanz ZS beträgt, die maximale Leistung von der Quelle zur Last übertragen wird ZL = ZS∗ . (4.1) Ist diese Bedingung nicht erfüllt, kann durch ein sogenanntes Anpassnetzwerk (Abb. 4.1(b)) eine beliebige Lastimpedanz ZL 6= ZS∗ auf die gewünschte Impedanz transformiert werden ZL′ = ZS∗ . (4.2) Bei nichtlinearen Komponenten wie z. B. Leistungsverstärkern kommen ebenfalls Anpassnetzwerke zum Einsatz. Bei diesen Baugruppen ist jedoch nicht die Leistungsanpassung von primärem Interesse. Vielmehr werden die Anpassnetzwerke so dimensioniert, dass nichtlineare Verzerrungen IMD (engl. Intermodulation Distortion) minimiert werden oder eine möglichst hohe Effizienz PAE (engl. Power Added Efficiency) erreicht wird ZL′ = ZIMDopt , ZL′ = ZPAEopt . (4.3) Ein weiteres Anwendungsgebiet für Anpassnetzwerke sind rauscharme Kleinsignalverstärker (engl. Low-Noise-Amplifier LNA). Hier werden Anpassnetzwerke eingesetzt, um neben einer möglichst hohen Leistungsübertragung das Rauschverhalten zu optimieren ZL′ = ZNopt . (4.4) Die Anpassnetzwerke, die hierbei zur Anwendung kommen, können aus Transformatoren, Leitungen oder konzentrierten Bauelementen bestehen. In der Regel sind diese Anpassnetzwerke jedoch auf ein festes Transformationsverhältnis festgelegt. Um den Verlust im Falle einer Fehlanpassung zu berechnen, ist es hilfreich, bei linearen Schaltungen eine Reflexions- und Streuparameter-Darstellung zu benutzen. 48 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke ΓL Γ′L ΓS ZS ZS U(t) ZL ΓL Anpassnetzwerk Quelle Last Quelle ΓS S11 S12 S21 S22 U(t) Γ′S Last ! ZL (a) (b) Abb. 4.1: (a) Zusammenschaltung einer Spannungsquelle U(t) mit Quellreflexionsfakor ΓS und Lastreflexionsfaktor ΓL (b) Zusammenschaltung einer Quelle, eines Anpassnetzwerks und einer Last Die Definition der Streuparameter findet sich in jedem Grundlagenbuch zum Thema Hochfrequenztechnik [70, 19]. Da der Reflexionsfaktor Γ eine bilineare Transformation der Impedanz Z mit der Normierungsimpedanz Z0 darstellt, kann die Bedingung für die Leistungsanpassung analog zu Gl. (4.1) definiert werden: ΓL = Γ∗S . (4.5) Der Verlust durch Fehlanpassung AMM (engl. Conjugate Mismatch Loss) wird aus dem Verhältnis der von der Quelle maximal verfügbaren Leistung zur in der Last absorbierten Leistung berechnet [9]: AMM = |1 − ΓS ΓL |2 1 − |ΓS |2 1 − |ΓL |2 . (4.6) Für den häufig auftretenden Fall, dass entweder die Last- oder Quellimpedanz gleich der Normierungsimpedanz1 ist, vereinfacht sich Gl. (4.6) zu 1 . (4.7) AMM = 1 − |ΓS,L |2 Abbildung 4.2 zeigt AMM in Abhängigkeit vom Reflexionsfaktor-Betrag. Ideale, verlustlose Anpassnetzwerke können diesen Verlust durch Fehlanpassung vollständig kompensieren. 1 In der Hochfrequenztechnik ist die Systemimpedanz, an die alle Komponenten angepasst werden, in der Regel gleich der Normierungsimpedanz (üblicherweise 50 Ω). 4.2 Eigenschaften verlustbehafteter Anpassnetzwerke 49 Abb. 4.2: Verlust durch Fehlanpassung AMM und Rückflussdämpfung AR in Abhängigkeit vom Reflexionsfaktor Γ 4.2 Eigenschaften verlustbehafteter Anpassnetzwerke Reale Anpassnetzwerke bestehen aus verlustbehafteten Komponenten. Um die Auswirkungen dissipativer Verluste auf Anpassnetzwerke zu untersuchen, müssen zunächst allgemein die Eigenschaften eines Anpassnetzwerks untersucht werden. Ausgehend von der in Abb. 4.1(b) gezeigten Zusammenschaltung von Quelle, Anpassnetzwerk und Last und der in Anh. B hergeleiteten Beziehungen, können die über das Anpassnetzwerk transformierten Reflexionsfaktoren Γ′L und Γ′S berechnet werden: S11 − ΓL ∆S 1 − S22 ΓL S22 − ΓS ∆S Γ′S = . 1 − S11 ΓS Γ′L = (4.8) (4.9) Für ein Anpassnetzwerk, das einen beliebigen Lastreflexionsfaktor ΓL auf einen beliebigen Quellreflexionsfaktor ΓS transformieren soll, muss der Satz von der maximalen Leistungsübertragung sowohl an der Quell- als auch an der Lastbezugsebene gelten: Γ′L = Γ∗S Γ′S = Γ∗L . (4.10) (4.11) Daraus folgt, wenn Gl. (4.8) nach ΓL aufgelöst wird und Gl. (4.9) konjugiert kom- 50 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke plex gleichgesetzt wird, ∗ S11 − ΓS S22 − ΓS ∆S = . ∗ ∗ ∆S − S22 ΓS 1 − S11 ΓS (4.12) Die Gleichung (4.12), ausmultipliziert und nach Potenzen von ΓS sortiert, ergibt ∗ ∗ . 0 = Γ2S (∆SS22 − S11 ) +ΓS − |S22 |2 − |∆S|2 + 1 + |S11 |2 + S22 ∆S ∗ − S11 | {z } a1 | {z b1 } {z | c1 } (4.13) Äquivalent lässt sich, wenn nach ΓS aufgelöst wird und konjugiert komplex gleichgesetzt wird ∗ S11 − ΓL ∆S S22 − ΓL = (4.14) ∗ ∗ ∆S − S11 ΓL 1 − S22 ΓL eine quadratische Gleichung in ΓL finden: ∗ ∗ . 0 = Γ2L (∆SS11 − S22 ) +ΓL − |S11 |2 − |∆S|2 + 1 + |S22 |2 + S11 ∆S ∗ − S22 | {z } a2 | {z b2 } | {z c2 } (4.15) Es lässt sich zeigen, dass diese beiden Gleichungen nur dann gelöst werden können, wenn gilt [10, 47]: 2 |S12 S21 | < 1 − |S22 |2 + |S11 |2 + |∆S|2 . (4.16) Für reziproke, verlustlose 2-Tore ist immer eine Anpassung möglich, da hier gilt (Anh. C) S22 (4.17) ∆S = ∗ , |S22 | = |S11 | und |∆S| = 1 S11 und somit die Koeffizienten a1,2 , b1,2 , c1,2 = 0 verschwinden. Ist Gl. (4.16) nicht erfüllt, kommt es neben dissipativen Verlusten auch noch zu Verlusten durch Fehlanpassung. Die Gesamtverluste, die in einem Anpassnetzwerk auftreten, lassen sich mit der Betriebsleistungsdämpfung AT berechnen: AT = |(1 − ΓS S11 )(1 − ΓL S22 ) − S12 S21 ΓS ΓL |2 . (1 − |ΓS |2 )(1 − |ΓL |2 )|S21 |2 (4.18) Für die Bewertung eines Anpassnetzwerks ist der Einfügegewinn GI , der sich aus dem Quotienten der Verluste durch Fehlanpassung und der Betriebsleistungsdämpfung berechnet, entscheidend [9, 56] 2 S21 (1 − ΓS ΓL ) AMM = . GI = AT (1 − ΓS S11 )(1 − ΓL S22 ) − S12 S21 ΓS ΓL (4.19) 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke 51 Der Einfügegewinn beschreibt das Verhältnis der Leistung, die in der Last mit dem Anpassnetzwerk absorbiert wird, zu der Leistung, die ohne das Anpassnetzwerk absorbiert wird. Bei einem abstimmbaren Anpassnetzwerk sollte abhängig vom Lastund Quellreflexionsfaktor der Zustand des Netzwerkes gewählt werden, bei dem der Einfügegewinn maximal wird. Für den typischen Betriebsfall, dass eine beliebige Impedanz an Tor 1 (z. B. Verstärker) an eine Impedanz an Tor 2 mit ΓL = 0 (z. B. Duplexer) angepasst werden soll, vereinfacht sich die Gleichung für den Einfügegewinn zu 2 S21 . (4.20) GI = 1 − ΓS S11 Die Betriebsleistungsdämpfung eines Zustands des Anpassnetzwerks wird in diesem ∗ Fall minimal, wenn gilt ΓS = S11 AT = 1 − |S11 |2 . |S21 |2 (4.21) Dies bedeutet jedoch nicht, dass bei diesem Quellreflexionsfaktor dieser Zustand auch im Sinne des Einfügegewinns optimal ist. Es kann sein, dass ein Zustand, dessen Verlust durch Fehlanpassung kleiner ist als die Differenz der Betriebsleistungsdämpfung im Zustand optimaler Anpassung zu diesem Zustand, einen besseren Einfügegewinn aufweist. 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke Ändert sich während des Betriebs die Last- oder Quellimpedanz, kommt es zu einer Fehlanpassung. Je nach Anwendungsfall kann dies unterschiedliche Gründe haben. Ein mögliches Szenario ist die Änderung der Fußpunktimpedanz einer MobiltelefonAntenne in unterschiedlichen Umgebungen [68, 13]. 4.3.1 L-Anpassnetzwerke Dimensionierung L-Topologien sind aufgrund ihrer einfachen Dimensionierung und der niedrigen Bauelementezahl als feste Anpassnetzwerke sehr beliebt [11]. Alle L-Netzwerke bestehen aus einem Parallel- und einem Serienelement. Das Parallelelement befindet sich auf der Seite des Anpassnetzwerks mit der größeren Resistanz, da seine Aufgabe darin besteht, die hohe Resistanz durch Parallelschaltung zu einer Impedanz zu transformieren, deren Realteil dem Realteil der anderen Seite entspricht. Das folgende Serienelement transformiert den verbleibenden Imaginärteil so, dass sich eine 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke 52 (a) LC-Tiefpass (e) LL-Tiefpass ← ΓS′ ← ΓS′ (b) CL-Tiefpass (f) LL-Tiefpass ← ΓS′ ← ΓS′ (c) CL-Hochpass (g) CC-Hochpass ← ΓS′ ← ΓS′ (d) LC-Hochpass (h) CC-Hochpass Abb. 4.3: L-Topologien: Alle möglichen ΓS′ bei ΓS = 0 sind grau dargestellt ← ΓS′ ← ΓS′ 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke 53 konjugiert komplexe Anpassung ergibt. Daraus folgt, dass mit einer Topologie nur ein Teil aller möglichen Impedanzen angepasst werden kann. Eine Übersicht aller möglichen Konfigurationen ist in Abb. 4.3 in Smith-Diagrammen zusammengefasst. Die grauen Flächen symbolisieren den Bereich des transformierten Eingangsreflexionsfaktors Γ′S bei einer festen Lastimpedanz von ZL = Z0 . Die möglichen Lastreflexionsfaktoren ΓL sind die dazu konjugiert komplexen Werte. Im umgekehrten Fall, wenn ein fester Lastreflexionsfaktor an einen veränderlichen Quellreflexionfaktor angepasst werden soll, müssen die Schaltungen an der Vertikalen gespiegelt werden. Falls nur ein sehr kleiner Impedanzbereich dynamisch an eine feste Last- oder Quellimpedanz angepasst werden soll, eignen sich diese Topologien auch für abstimmbare Anpassnetzwerke. Im Folgenden soll der Impedanzbereich, bei dem eine variable, konjugiert komplexe Anpassung auf eine feste Lastimpedanz ZL = Z0 möglich ist, als Anpassbereich bezeichnet werden. Der tatsächlich mit ferroelektrischen Kondensatoren realisierbare Abstimmbereich ist durch die limitierte Abstimmbarkeit der Kondensatoren und durch die Realisierung der benötigten abstimmbaren Induktivität begrenzt. Dabei ist zu beachten, dass die Linearität des Anpassnetzwerks und der Anpassbereich konträre Forderungen an die Abstimmbarkeit der Einzelkomponenten stellen. Als Realisierungsformen für abstimmbare Induktivitäten bieten sich unterschiedliche Varianten an: • Impedanzinvertierung über einen Leitungstransformator Leitungstransformatoren wie in Abb. 4.4 kommen in der Hochfrequenztechnik sehr häufig zum Einsatz. Sie basieren auf der Tatsache, dass eine mit einer Impedanz ZE abgeschlossene, verlustlose Leitung mit dem Wellenwiderstand Zl eine Eingangsimpedanz ZT ZT = ZE + jZl tan(βl) Zl + jZE tan(βl) (4.22) aufweist. Analog zur Transformation einer akustischen Impedanz in Gl. (2.60) ist das Phasenmaß β = ω/c mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit c und die Zl , βl CBST Abb. 4.4: Ein Leitungsstück als Impedanzinverter 54 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke Transformationsfaktor t (nH/pF) Abstimmbarkeit τL Leitungsimpedanz Zl (Ω) 100 80 0 0.25 0.5 1 60 40 20 0 0 kapazitiver Bereich 0.6 4 4 0.7 0.8 0.9 0.7 2 f = 850 MHz C0 = 10 pF τC = 0, 7 kapazitiver Bereich 0.8 0.9 1 0.6 0.5 0.4 0.3 30 60 90 120 150 elektrische Leitungslänge βl (◦ ) 180 Abb. 4.5: Transformationsfaktor t und Abstimmbarkeit τL in Abhängigkeit von den Leitungsparametern βl und Zl bei 850 MHz. Die Leitung wurde mit einem 10-pF-Kondensator mit einer Abstimmbarkeit von τ = 0,7 abgeschlossen Länge der Leitung l. Wird nun eine Leitung mit einem BST-Kondensator der Kapazität CBST (U) abgeschlossen ZE = 1 , jωCBST (4.23) kann mit Wellenwiderstand und Länge der Leitung nicht nur der Transformationsfaktor t eingestellt werden, sondern auch die Abstimmbarkeit τL der effektiven Induktivität Leff der Schaltung Leff (0 V) = t CBST (0 V) L(0 V) − L(Umax ) . τL = L(0 V) (4.24) (4.25) In Abb. 4.5 ist der relativ komplexe Zusammenhang von t und τL für einen 10-pF-Kondensator mit einer Abstimmbarkeit von τ = 0,7 bei einer Frequenz von f = 850 MHz gezeigt. Die Leitungsparameter für eine Induktivität mit Leff = 20 nH und einer Abstimmbarkeit von τL = 0,6 ergeben sich beispielsweise aus dem Schnittpunkt der blauen τL = 0,6 -Linie mit der schwarzen t = 2 nH/pF -Linie. Bei einer elektrischen Länge von βl = 90° ist die Abstimm- 55 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke barkeit der effektiven Induktivität gleich der Abstimmbarkeit des Kondensators. Der Transformationsfaktor t vereinfacht sich zu t = Zl2 . (4.26) Wird eine höhere oder niedrigere Abstimmbarkeit benötigt, kann diese in gewissen Grenzen durch Variation der Leitungsparameter erzielt werden. Dabei ist zu beachten, dass sehr niedrige und sehr hohe Wellenwiderstände in der Praxis schlecht realisierbar sind. Ein wesentlicher Nachteil der Leitungstransformatoren ist ihr Platzbedarf. Je nach Permittivität des Substrats können die notwendigen Leitungen mehrere Zentimeter lang werden. Aufgrund der relativ niedrigen Verluste sind sie aber dennoch von Interesse. • Eine Impedanzinverter-Schaltung aus konzentrierten Bauelementen Der Nachteil des hohen Platzbedarfs von Leitungstransformatoren kann durch eine Π- oder T-Ersatzschaltung der Leitung umgangen werden. Durch Vergleich der ABCD-Parameter einer Leitung mit den ABCD-Parametern einer Π- oder T-Schaltung können die Kapazitäts- bzw. Induktivitätswerte einfach bestimmt werden. Für die insgesamt vier Hoch- und Tiefpass-Versionen der Πund T-Ersatzschaltung einer λ/4-Leitung ergeben sich jeweils gleiche Werte für die Induktivität L und die Kapazität C Zl ω 1 C= . ωZl (4.27) L= (4.28) UDC C C L Abb. 4.6: Hochpass-T-Ersatzschaltung einer Kondensator und Speise-Spule LB LB CBST λ/4-Leitung mit BST- 56 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke Grundsätzlich sind alle vier möglichen Π- und T-Schaltungen äquivalent. Berücksichtigt man jedoch die Tatsache, dass für die Zuführung der Abstimmspannung ein Block-Kondensator und eine Speise-Spule oder ein hochohmiger Widerstand benötigt werden, ist die in Abb. 4.6 gezeigte Hochpass-TSchaltung den anderen Topologien vorzuziehen. • Ein abstimmbarer Serienresonanzkreis oberhalb der Resonanzfrequenz Eine weitere Möglichkeit, einen Impedanzinverter zu realisieren, ist die Verwendung eines, in Abb. 4.7 dargestellten, Serienresonanzkreises oberhalb der Resonanzfrequenz. Die Impedanz des Resonators ist gegeben durch Z = jωLr + 1 1 = jω Lr − 2 . jωCBST ω CBST | {z Leff (4.29) } Um eine effektive Induktivität Leff (0 V) mit einer definierten Abstimmbarkeit τL zu erhalten, müssen die Induktivität Lr und die maximale Kapazität CBST (0 V) des Resonators entsprechend dimensioniert werden: τC ω 2Leff τL (1 − τC ) τL . Lr = Leff 1 − τL + τC CBST (0 V ) = (4.30) (4.31) Dabei muss für die praktische Realisierung berücksichtigt werden, dass die parasitäre Serieninduktivität eines realen BST-Kondensators bereits in Lr enthalten ist. Für BST-Kondensatoren mit einer Abstimmbarkeit von τC = 0,7 bei UDC = 15 V sind die resultierenden Kapazitäten und Induktivitäten des Serienschwingkreises für unterschiedliche Abstimmbarkeiten τL der resultierenden effektiven Induktivität in Abb. 4.8 gezeichnet. Durch das Verhalten des Resonators wird die Kapazitätskennlinie des BST-Kondensators nichtlinear in eine entsprechende Induktivitätskennlinie umgesetzt. Für eine Induktivität Leff (0 V) = 5 nH und eine Abstimmbarkeit von τL = 0,7 sind die Kennlinien der Kapazität und der resultierenden effektiven Induktivität in Abb. 4.9 abgebildet. Lr CBST Abb. 4.7: Ein Serienresonator als Impedanzinverter 57 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke f = 850 MHz τC = 0, 7 75 τL τL τL τL = 0, 5 = 0, 6 = 0, 7 = 0, 8 20 15 50 10 25 5 0 0 2 4 6 8 effektive Induktivität Leff (nH) Induktivität Lr (nH) Kapazität CBST (pF) 100 0 10 Abb. 4.8: Dimensionierungsbeispiel für BST-Kondensatoren mit einer Abstimmbarkeit von τC = 0,7 bei f = 850 MHz Kapazität CBST (pF) f = 850 MHz τC = τL = 0, 7 CBST (0 V)= 23, 4 pF Lr = 6, 5 nH κL Leff (0 V) κC CBST (0 V) 0 0 5 10 15 Spannung U (V) 20 Induktivität Leff (nH) Leff (0 V) CBST (0 V) 0 25 Abb. 4.9: Kapazitäts- und Induktivitätskennlinie des BST-Kondensators bzw. des Resonators für eine abstimmbare Induktivität mit Leff (0 V) = 5 nH Ein Nachteil bei dieser Art der Impedanzinvertierung ergibt sich aus dem Betrieb des Resonators nahe der Resonanzfrequenz. Selbst kleine Toleranzen in den Bauelementwerten wirken sich stark auf die effektive Induktivität und ihre Abstimmbarkeit aus. Da bei dieser Methode nur ein zusätzliches Bauteil benötigt wird, ist der Platzbedarf gering. Der Verlust der Gesamtanordnung 58 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke UDC1 UDC2 Z, Γ = S11 LB CB RL LB CB C2 Lr C1 LB PA Abb. 4.10: L-Anpassnetzwerk zur dynamischen Anpassung eines Leistungsverstärkers ist von der Güte der Einzelbauelemente abhängig. Daher ist es ratsam, für die Realisierung Luftspulen mit einer sehr hohen Güte zu wählen. Exemplarisch für alle möglichen Realisierungsformen eines L-Anpassnetzwerks soll eine CL-Tiefpass-Topologie näher untersucht werden. Diese Topologie eignet sich, um einen Leistungsverstärker mit kleiner Ausgangsimpedanz an die Eingangsimpedanz eines Duplex-Filters anzupassen. Die Eingangsimpedanz eines solchen Filters ist typischerweise RL = 50 Ω. Die komplette Schaltung, inklusive der für die Zuführung der Abstimmspannungen UDC1,2 benötigten Elemente (CB , LB ), ist in Abb. 4.10 abgebildet. Die Eingangsimpedanz Z der Schaltung beträgt C1 RL2 1 RL Lr − . + jω − Z= 2 2 2 2 2 2 2 1 + ω C1 RL ω C 1 + ω C R | 2 1 L {z } (4.32) Leff Für die Dimensionierung von C1 ist es notwendig, den Realteil der minimal anzupassenden Impedanz ℜ(Zmin) vorzugeben v u u RL − ℜ(Zmin ) . C1 (0 V) = t ωRLℜ(Zmin ) (4.33) Die maximal mögliche Impedanz folgt dann aus der Abstimmbarkeit des Kondensators. C1 legt auch die Güte Q des Netzwerkes fest: Q = ωC1 RL . (4.34) 59 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j0.5 +j2.0 +j5.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 0.2 +j0.2 ∞ −j5.0 −j0.2 −j0.5 τL = 0, 9 τL = 0, 8 τL = 0, 7 τL = 0, 6 −j2.0 −j1.0 Abb. 4.11: Realisierbare Anpassbereiche bei ℜ(Zmin) = 10 Ω und τC = 0.7 für unterschiedliche τL Je höher die Kapazität des Kondensators C1 ist, desto höher wird auch die Güte des Netzwerkes. Mit höherer Güte wird aber auch die Bandbreite kleiner und im Falle verlustbehafteter Komponenten werden die Verluste größer. Von der Dimensionierung von C2 und Lr hängt ab, ob mit dem Anpassnetzwerk kapazitive oder induktive Impedanzen angepasst werden sollen. Weiterhin muss die Abstimmbarkeit der effektiven Induktivität vorgegeben werden. Für den Fall, dass der Abstimmbereich symmetrisch um die reelle Achse sein soll, lässt sich die benötigte effektive Induktivität in Abhängigkeit von ihrer Abstimmbarkeit τL bestimmen Leff = 2C1 (0 V)RL2 . (2 − τL ) (1 + ω 2 C1 (0 V)2 RL2 ) (4.35) Mithilfe von Gl. (4.30) und Gl. (4.31) lassen sich dann Lr und C2 (0 V) bestimmen. Wie sich die Abstimmbarkeit der effektiven Induktivität auf den Anpassbereich auswirkt, ist in Abb. 4.11 gezeigt. Der maximal mögliche Anpassbereich ist im Vergleich zu den in den nachfolgenden Abschnitten dieses Kapitels vorgestellten Schaltungen sehr klein. Diese Schaltungstopologie eignet sich nur dann, wenn kleine Impedanzänderungen ausgeglichen werden sollen. Betrachtet man die NetzwerkGüte Q in Abb. 4.12, so fällt auf, dass sie zwar mit steigendem Reflexionsfaktorbetrag zunimmt, jedoch, wie für L-Anpassnetzwerke typisch, relativ gering ist. Dies lässt eine große Bandbreite und geringe Verluste erwarten. 60 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j2.0 +j0.5 +j5.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 0.2 +j0.2 ∞ 1.5 1 −j5.0 −j0.2 −j2.0 −j0.5 −j1.0 0 0.5 1 1.5 Netzwerk-Güte Q 2 Abb. 4.12: Netzwerk-Güte Q in Abhängigkeit vom Anpassbereich bei ℜ(Zmin ) = 10 Ω, τC = 0,7 und τL = 0,9 Lineares Verhalten Die Verluste in den Einzelbauelementen des Netzwerkes führen nicht nur zu einer Signaldämpfung, sondern verändern auch den Anpassbereich. Die Beeinflussung ist jedoch, wie in Abb. 4.13 dargestellt, minimal. Es kommt lediglich zu einer leichten Verschiebung hin zu höheren Impedanzen. Für die Güte der Spule wurde in Abb. 4.13 (a) eine Güte von QL = 200 angenommen. Solch hohe Güten werden nur mit großen Luftspulen2 erreicht und stellen die praktisch realisierbare Obergrenze dar. Diese Spulen können jedoch aufgrund ihrer Größe nicht in heutigen FrontendModulen eingesetzt werden. Hierfür eignen sich Spulen der Bauelement-Größe 04023 besser. Damit sind die in Abb. 4.13 (b) gezeigten Ergebnisse mit einer Spulengüte von QL = 70 erreichbar. Dieser Wert stellt auch das nach heutigem Stand der Technik realisierbare Maximum für die Bauelement-Größe 0402 bei einer Frequenz von f = 850 MHz und einer Induktivität von L = 9,5 nH dar. Einen wesentlich größeren Einfluss haben die Bauelement-Güten auf die Betriebsleistungsdämpfung AT . Für die Bewertung der Verluste wird in Abb. 4.14 die 2 3 Mini-Spring™-Air-Core-Inductors-Serie von Coilcraft. In dieser Baugröße (ca. 1 mm x 0,5 mm) werden Spulen unterschiedlicher Preis- und Leistungsklassen angeboten. Die Güten dieser Bauteile reichen von QL ≈ 40 (LQG-Serie von Murata) bis zu maximal QL ≈ 100 (LQW-Serie von Murata). Der tatsächliche Wert hängt sowohl von der Induktivität als auch von der Betriebsfrequenz ab. 61 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.2 −j5.0 −j0.5 −j2.0 5.0 0.0 +j5.0 2.0 +j0.2 1.0 ∞ +j2.0 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 4.13: Anpassbereich für unterschiedliche Bauelementgüten: (a) QL = 200; (b) QL = 70 Betriebsleistungsdämpfung für unterschiedliche Kondensatorgüten verglichen. Die Güte der Spule ist hierbei QL = 70. Wie erwartet, steigen die Verluste mit zunehmender Netzwerkgüte an. Beachtenswert ist darüber hinaus die Tatsache, dass oberhalb einer Kondensator-Güte von QC = 75 keine nennenswerte Verbesserung der Betriebsleistungsdämpfung erkennbar ist. Hier dominiert der Einfluss der Spule. Bei kleineren Kondensator-Güten nimmt die Betriebsleistungsdämpfung stark zu. Für die praktische Anwendung eines Anpassnetzwerks ist jedoch die Betriebsleistungsdämpfung nur bedingt aussagekräftig. Interessanter ist hier der Einfügegewinn GI . Da aber gerade bei L-Anpassnetzwerken der beschränkte Anpassbereich das Anwendungsszenario auf den Ersatz eines festen L-Anpassnetzwerks einschränkt, ist der Quotient des Einfügegewinns von abstimmbaren GI,abstimmbar zu festen GI,fest Anpassnetzwerken ausschlaggebend G= GI,abstimmbar . GI,fest (4.36) Da für feste Anpassnetzwerke Keramik-Kondensatoren mit wesentlich höheren Güten verwendet werden, als sie BST-Kondensatoren bieten, weist dieses in einem Bereich um die feste Eingangsimpedanz auch einen höheren Einfügegewinn auf. Der Vergleich in Abb. 4.15 zeigt dies anhand einiger Beispiele. Hier werden 62 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j5.0 −j0.5 (a) (b) +j1.0 +j1.0 0.25 −j0.2 −j2.0 5.0 +j2.0 0.0 +j5.0 1.0 +j0.2 0.5 ∞ −j5.0 −j0.5 2.0 +j0.5 0.2 5.0 2.0 1.0 0.5 1.0 −j1.0 +j5.0 0.2 −j2.0 −j1.0 +j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 +j2.0 0.5 0.25 0.5 −j0.2 −j2.0 +j0.5 0.0 0.0 +j5.0 5.0 −j0.2 ∞ +j0.2 2.0 0.25 +j2.0 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 0.5 0.75 1 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (c) (d) Abb. 4.14: Betriebsleistungsdämpfung AT für unterschiedliche KondensatorGüten (QL = 70): (a) QC = 100; (b) QC = 75; (c) QC = 50; (d) QC = 25 die bereits in Abb. 4.14 vorgestellten variablen Anpassnetzwerke mit einem festen Anpassnetzwerk der Eingangsimpedanz Z = 25 Ω verglichen. Für die Bestim- 63 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 0 0.5 1 1.5 2 (a) (b) +j1.0 +j1.0 +j0.5 −j2.0 +j2.0 −j0.2 −j0.5 −0.25 0 0.5 1 1.5 2 −j1.0 −j1.0 (c) (d) 5.0 0.0 +j5.0 1.0 +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 ∞ −j5.0 1.5 2 −j0.5 5.0 2.0 1.0 −j1.0 +j2.0 0.5 −j2.0 −j1.0 0 0.5 1 −j5.0 1.5 −j0.5 +j5.0 0.2 0.5 1 −j0.2 ∞ 2 +j0.2 −j0.2 0 −j2.0 +j0.5 0.0 0.0 +j5.0 2.0 −j0.5 −j5.0 +j0.2 0.2 −j0.2 ∞ +j2.0 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 ∞ −j5.0 −j2.0 Abb. 4.15: Gewinn G eines abstimmbaren L-Anpassnetzwerks gegenüber einem festen Anpassnetzwerk mit Eingangsimpedanz Z = 25 Ω für unterschiedliche Kondensator-Güten (QL = 70). Der Abstimmbereich des Netzwerkes liegt innerhalb der gestrichelten Linie: (a) QC = 100; (b) QC = 75; (c) QC = 50; (d) QC = 25 64 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke mung der S-Parameter des festen Anpassnetzwerks wurden die Bauteilwerte aus den Bibliotheken der Murata-Serien GJM15 (Kondensatoren) und LQW15 (Spulen) verwendet. Der in Abb. 4.15 durch eine gestrichelte Linie begrenzte Bereich ist der variable Anpassbereich. Die Impedanzen, die innerhalb der 0-dB-Line liegen, weisen beim abstimmbaren Anpassbereich einen geringeren Einfügegewinn auf als das feste Anpassnetzwerk. Für den Bereich außerhalb dieser Linie wird durch die Verwendung des abstimmbaren Netzwerkes ein Gewinn erzielt. Ob sich der Einsatz von BST-Kondensatoren niedriger Güte (Abb. 4.15(c) und (d)) lohnt, hängt vom Einsatzzweck ab. Variiert die Impedanz nur gering, ist ein festes Anpassnetzwerk unter Umständen sogar besser geeignet. Bei BST-Kondensatoren hoher Güte (Abb. 4.15(a) und (b)) ist der Gewinn eines variablen Anpassnetzwerks schon bei kleinen Impedanzänderungen signifikant. Nichtlineares Verhalten Die bisherigen Untersuchungen beschränkten sich nur auf das Kleinsignal-Verhalten der Schaltungen. Da die in dieser Arbeit vorgestellten Schaltungen für den Einsatz in einem Mobilfunk-Frontend bestimmt sind, ist es notwendig, auch das nichtlineare Verhalten zu untersuchen. Hierzu wurde mit ADS eine 2-Ton-HB-Simulation durchgeführt. Als Maß für die Linearität der Schaltung wurde der Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 bei einer Eingangsleistung von 20 dBm abhängig von der Eingangsimpedanz bestimmt. Alle Bauelemente wurden hierbei als verlustlos angenommen. Das nichtlineare Verhalten der Anpassnetzwerke ist sehr komplex. Die Spannung, die an einem Kondensator anliegt, ist die Summe der angelegten Abstimmspannung UDC und der HF-Spannung. Beide Spannungen sind jedoch von der Eingangsimpedanz des Netzwerks abhängig. Für eine Abstimmbarkeit von τC = 0,7 wurde in Abb. 4.16 der IP3 bei unterschiedlichen maximalen Abstimmspannungen bestimmt ((a) UDC,max = 20 V; (b) UDC,max = 45 V; (c) UDC,max = 70 V). Abstimmspannungen über 70 V wurden nicht berücksichtigt, da diese nach heutigem Stand der Technik nur schwer zu erzeugen sind. Es zeigt sich, dass selbst bei einer maximalen Abstimmspannung von 70 V nur ein IP3 knapp über 40 dBm erreicht werden kann. Dies ist jedoch zu wenig, um die Schaltung in einem Mobilfunk-Frontend einzusetzen. Um eine noch größere Linearität bei dennoch geringer Abstimmspannung zu erzielen, ist es notwendig, mehrere Kondensatoren in Reihe zu schalten. Dies wurde in Abb. 4.17(a) für eine Serienschaltung von zwei Kondensatoren doppelter Größe und in (b) für eine Serienschaltung von vier Kondensatoren vierfacher Größe untersucht. Die maximale Abstimmspannung betrug UDC,max = 20 V bei einer Abstimmbarkeit von τC = 0,7. Erst wenn vier Kondensatoren in Serie geschaltet werden, wird ein IP3 von über 45 dBm erzielt. Für den sinnvollen praktischen Einsatz eines abstimmbaren L-Typ-Anpassnetzwerks sind somit Serienschaltungen von Kondensatoren hoher Güte erforderlich. 65 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.2 −j5.0 −j0.5 −j2.0 5.0 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j1.0 2.0 0.0 +j5.0 1.0 ∞ +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 −j2.0 −j1.0 IP3,min =33.5 dBm IP3,min =39.6 dBm (a) (b) +j1.0 +j0.5 +j2.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 ∞ −j5.0 −j0.2 −j2.0 −j0.5 −j1.0 IP3,min =40.2 dBm (c) Abb. 4.16: Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 bei einer Eingangsleistung von 20 dBm in Abhängigkeit vom Eingangsreflexionsfaktor und der Abstimmbarkeit der Kondensatoren: (a) τC = 0,7 bei 20 V; (b) τC = 0,7 bei 45 V; (c) τC = 0,7 bei 70 V Dabei zeigt sich, dass mit zunehmendem Betrag des Eingangsreflexionsfaktors sowohl die Verluste steigen als auch die Linearität abnimmt. Für den Einsatz bei sehr hohen Eingangsreflexionsfaktoren sollte geprüft werden, ob durch ein zusätzliches, festes Vor-Anpassnetzwerk die Anforderungen an die Komponenten des abstimmbaren Anpassnetzwerks verringert werden können. 66 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.2 −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 IP3,min =39.2 dBm (a) 5.0 2.0 0.0 +j5.0 1.0 ∞ +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 IP3,min =45.2 dBm (b) Abb. 4.17: Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 bei einer Eingangsleistung von 20 dBm in Abhängigkeit vom Eingangsreflexionsfaktor und einer Abstimmbarkeit τC = 0,7 bei 20 V: (a) Serienschaltung von zwei Kondensatoren doppelter Größe; (b) Serienschaltung von vier Kondensatoren vierfacher Größe 4.3.2 Π-Anpassnetzwerke Dimensionierung Tiefpass-Π-Anpassnetzwerke oder auch Collins-Filter werden häufig als feste Anpassnetzwerke in der Hochfrequenztechnik eingesetzt. Man kann sich ein Π-Netzwerk als eine Zusammenschaltung von zwei L-Netzwerken vorstellen, welche die Lastund Quellimpedanz auf eine virtuelle Zwischenimpedanz4 anpassen. Da sie mit drei Blindelementen einen zusätzlichen Freiheitsgrad aufweisen, werden sie benutzt, um eine höhere Güte (= niedrigere Bandbreite, Unterdrückung höherer harmonischer Störfrequenzanteile) als L-Anpassnetzwerke zu erzielen oder um für die praktische Realisierung günstigere Bauteilwerte zu erhalten. Unter Verwendung abstimmbarer Kondensatoren lässt sich ein wesentlich größerer Impedanzbereich abdecken als bei den im vorherigen Abschnitt behandelten L-Anpassnetzwerken. Sie eignen sich beispielsweise, um die Schwankungen der Antennenfußpunktimpedanz in einem mobilen Transceiver zu kompensieren. Hierbei 4 Diese Zwischenimpedanz muss kleiner sein als die Last- und Quellimpedanz. 67 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke C2 ↓ , UDC2 ↑ C1 ↓ , UDC1 ↑ Abb. 4.18: Abstimmbereich eines Π-Anpassnetzwerks wird eine variable Quellimpedanz ZS an eine feste Lastimpedanz ZL = 1/GL angepasst. Der Abstimmbereich eines typischen Π-Anpassnetzwerks ist für eine derartige Anwendung in Abb. 4.18 gezeigt. Die beiden Pfeile zeigen den Impedanzverlauf für zunehmende Abstimmspannungen UDC1,2 und damit abnehmende Kapazitäten, wenn die jeweils andere Kapazität C2,1 fest auf die Mitte ihres Abstimmbereichs eingestellt ist. In der in Abb. 4.19 dargestellten Schaltung eines abstimmbaren Π-Netzwerks werden die Abstimmspannungen UDC1,2 durch drei zusätzliche Kondensatoren CB und zwei Spulen LB zugeführt. Die Eingangsadmittanz Y der Schaltung ist gegeben durch: C2 (1 − ω 2 LC2 ) − LYL2 YL + jω C + Y = 1 (1 − ω 2 LC2 )2 + (ωLYL)2 (1 − ω 2 LC2 )2 + (ωLYL )2 1 . mit YL = ZL ! (4.37) Für die Dimensionierung der Komponenten C1 , C2 und L müssen neben der Lastimpedanz ZL auch die Abstimmbarkeit τC der Kondensatoren und der Anpassbereich festgelegt werden. Aus Abb. 4.18 und Abb. 4.20 ist ersichtlich, dass der Anpassbereich, also die Eingangsreflexionsfaktoren, die durch Anlegen der äußeren Versorgungsspannungen erreicht werden können, im Smith-Diagramm keine runde konzentrische Verteilung aufweist. Als maximaler Anpassbereich soll im Folgenden der maximale Reflexionsfaktor-Betrag |Γ|max bezeichnet werden, der für beliebige Winkel erreicht werden kann (grauer Kreis und Linie in Abb. 4.20(a) bzw. (b)). Dies führt zu einem um ZL = Z0 zentrierten Anpassbereich. Alternativ kann auch 68 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke CB UDC1 UDC2 LB CB LB CB L C1 ← Z A Z B → Pin , ZS C2 ZL Abb. 4.19: Schaltplan eines abstimmbaren Π-Anpassnetzwerks. Die Bauelemente, die zur Zuführung der Versorgungsspannung benötigt werden, sind grau dargestellt zur Dimensionierung die Abstimmbarkeit und die maximale Kapazität der Kondensatoren vorgegeben werden, um den resultierenden Anpassbereich zu errechnen. Für den Fall, dass die maximale Kapazität C1,2,max der Kondensatoren vorgegeben wird und im Smith-Diagramm ein möglichst großer Anpassbereich erreicht werden soll, muss zunächst der Realteil von Gl. (4.37) betrachtet werden. Dieser ist nicht von C1 abhängig und kann somit für die Dimensionierung der Induktivität L in Abhängigkeit von der maximalen Kapazität von C2,max und der Abstimmbarkeit τC benutzt werden. Für eine konzentrische Verteilung des Anpassbereichs muss gelten: GminGmax = G2L . (4.38) Gmin und Gmax sind die minimale bzw. maximale Admittanz, die bei C2 = C2,max bzw. C2 = C2,min = (1 − τC )C2,max erreicht werden kann. Der maximale Reflexionsfaktor |Γ|max kann daraus mit |Γ|max 1 − Gmin Z0 = = 1 + Gmin Z0 1 − Gmax Z0 (4.39) 1 + Gmax Z0 berechnet werden. Wird Gl. (4.37) in Gl. (4.38) eingesetzt, ergibt sich folgende Bestimmungsgleichung für L: 2 1 − ω LC2,max 2 + (ωLGL )2 2 1 − ω L(1 − τC )C2,max 2 + (ωLGL )2 − 1 = 0. (4.40) Ausmultipliziert und nach Potenzen von L sortiert, ergibt dies eine Gleichung dritten Grades. Es existieren prinzipiell drei unterschiedliche Lösungen für diese Gleichung. Da die Diskriminante D > 0 ist, ergibt sich nur noch eine reelle, physikalisch 69 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke Gmax Gmin (a) Reflexionsfaktor |Γ| 1 0.9 0.8 0.7 0.6 60 80 100 120 140 Suszeptanz ωC1,2 (mS) 160 (b) Abb. 4.20: Grenzen des Abstimmbereichs eines Π-Anpassnetzwerks: (a) Darstellung in vektorieller Form; (b) Darstellung als Betrag sinnvolle Lösung. Der Lösungsweg ist in Anh. D.1 genauer beschrieben. Nach einigen Rechenschritten ergibt sich: 1 L= ω s 4 1 qΠ q 3 sinh arsinh − 3 pΠ 3pΠ 3 2 ! bΠ − . 3aΠ (4.41) Die Parameter aΠ , bΠ , pΠ und qΠ sind in Anh. D.1 definiert. Die Grafik in Abb. 4.21 zeigt die Ergebnisse von Gl. (4.41) für unterschiedliche Abstimmbarkeiten τC und 70 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke Kapazitäten C2,max . Es fällt auf, dass ab einer gewissen Abstimmbarkeit und Kapazität die resultierende Induktivität abnimmt (in Abb. 4.21 grau dargestellte Kurven). Ab diesen Punkten ist eine symmetrische Vergrößerung des Abstimmbereiches mit zunehmendem τC nicht mehr möglich. Die Bedingung eines verschwindenden Imaginärteils von Y für Gl. (4.40) ist ab hier aufgrund der limitierten Abstimmbarkeit von C1 nicht mehr erfüllt. Soll dennoch ein maximal großer, nun aber nicht mehr symmetrischer Anpassbereich erreicht werden, muss die Induktivität gleich der maximalen Induktivität gesetzt werden (in Abb. 4.21 schwarz dargestellte Kurven). Dieses Verhalten wiederholt sich beim maximal erreichbaren Reflexionsfaktor-Betrag |Γ|max in Abb. 4.22. Bei den bisherigen Ergebnissen wurde die Kapazität C1 und ihr Einfluss auf den Anpassbereich außer Acht gelassen. Außerdem wurde |Γ|max ausschließlich aus den rein reellen Werten Gmax bzw. Gmin ermittelt. Für eine komplexwertige Betrachtung des Abstimmbereichs und für die Bestimmung von C1,max müssen die Beträge der Eingangsreflexionsfaktoren Γ1−4 für den Rand des Abstimmbereichs berechnet werden. Diese sind gegeben durch: Γ1 = Γ2 = Γ3 = Γ4 = ω 2 L (C1 − C2,min ) + jωL 2 − ω 2 L (C1 + C2,min) + jωL ω 2 L (C1 − C2,max ) + jωL 1 Z0 ω 2 L (C1,min − C2 ) + jωL 2 − ω 2 L (C1,min + C2 ) + jωL ω 2 L (C1,max − C2 ) + jωL 1 Z0 1 Z0 2 − ω 2 L (C1 + C2,max ) + jωL 1 Z0 1 Z0 2 − ω 2 L (C1,max + C2 ) + jωL + ω 2 C1 C2,minZ0 − jωZ0 (C1 + C2,min ) + ω 2 C1 C2,max Z0 − jωZ0 (C1 + C2,max ) 1 Z0 , − ω 2 C1 C2,max Z0 + jωZ0 (C1 + C2,max ) (4.43) + ω 2 C1,minC2 Z0 − jωZ0 (C1,min + C2 ) 1 Z0 , − ω 2 C1 C2,minZ0 + jωZ0 (C1 + C2,min) (4.42) , − ω 2 C1,minC2 Z0 + jωZ0 (C1,min + C2 ) (4.44) + ω 2 C1,max C2 Z0 − jωZ0 (C1,max + C2 ) 1 Z0 . − ω 2 C1,max C2 Z0 + jωZ0 (C1,max + C2 ) (4.45) Γ1−4 sind für das in Abb. 4.18 gezeigte Beispiel in Abb. 4.20(a) in vektorieller Form und in Abb. 4.20(b) als Beträge abgebildet. Berechnet man für Gl. (4.42)Gl. (4.45) die Beträge, folgt daraus, dass sich mit C1,max = C2,max die jeweils gleichen Reflexionsfaktor-Beträge für die Paare Γ1 , Γ3 und Γ2 , Γ4 ergeben. Setzt man für die Induktivität L das in Gl. (4.41) gefundene Ergebnis in Gl. (4.42)-Gl. (4.43) ein, 71 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke 30 25 ωL(Ω) 20 15 ωC2,max ωC2,max ωC2,max ωC2,max 10 5 0 0.4 0.5 = 0, 1 S = 0, 15 S = 0, 2 = 0, 25 S 0.6 0.7 Abstimmbarkeit τC 0.8 Abb. 4.21: Reaktanz ωL eines Π-Anpassnetzwerks für einen symmetrischen Anpassbereich in Abhängigkeit der Abstimmbarkeit τC und maximalen Suszeptanz ωC2,max 0.9 ωC2,max ωC2,max ωC2,max ωC2,max Anpassbereich |Γ| 0.8 0.7 = 0, 1 S = 0, 15 S = 0, 2 S = 0, 25 S 0.6 0.5 0.4 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 Abstimmbarkeit τC 0.8 Abb. 4.22: Maximal erreichbarer Anpassbereich |Γ|max eines Π-Anpassnetzwerks in Abhängigkeit der Abstimmbarkeit τC und maximalen Suszeptanz ωC2,max findet man die Minima für |Γ1−2 | und somit auch für |Γ3−4 | bei C2,max (1 − ω 2LC2,max ) − LG2L und (1 − ω 2 LC2,max )2 + (ωLGL )2 C2,min (1 − ω 2 LC2,min ) − LG2L =− (1 − ω 2 LC2,min )2 + (ωLGL )2 C1,1 = − (4.46) C1,2 (4.47) 72 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke Dies sind aber genau die Werte (kleine schwarze Kreise in Abb. 4.20(a) und Abb. 4.20(b)), für die die Eingangsadmittanz Y reell wird und die Werte Gmin bzw. Gmax annimmt. Für die in Abb. 4.21 grau gezeichneten Bereiche kann C1 diese Werte aber aufgrund der limitierten Abstimmbarkeit nicht mehr annehmen. Damit und mit der Gleichheit der Beträge der Reflexionsfaktoren ist gezeigt, dass sich folgende Dimensionierungsvorschriften für einen maximalen Anpassbereich ergeben: 1. Zuerst muss die maximale technisch realisierbare Kapazität C = C1,2,max für die Arbeitsfrequenz des Anpassnetzwerks bestimmt werden. Diese wird in der Regel durch die Serienresonanzfrequenz der Kondensatoren bestimmt. 2. Anhand Gl. (4.41) wird die Induktivität L mit der Abstimmbarkeit der Kondensatoren berechnet. Dabei sollte beachtet werden, dass ab einem gewissen Punkt eine höhere Abstimmbarkeit den Anpassbereich nicht weiter vergrößert. Ist die Schaltung dimensioniert, lässt sich die Netzwerkgüte Q nach [92, 90, 91] mit Q= QA + QB 2 (4.48) berechnen. QA und QB sind die Güten von ZA bzw. von ZB aus Abb. 4.19 ℑ(ZA ) ℜ(ZA ) ℑ(ZB ) . QB = − ℜ(ZB ) QA = − (4.49) (4.50) Wie bereits erwähnt, ist die Güte eines Π-Netzwerks immer höher als die eines LNetzwerks. Der Verlauf ist in Abhängigkeit vom Eingangsreflexionsfaktor für zwei unterschiedliche Schaltungen mit gleichem Abstimmbereich |Γ|max in Abb. 4.23 dargestellt. Beide Schaltungen zeigen zwar ein Anwachsen der Güte hin zu höheren Impedanzen, unterscheiden sich aber stark in ihren Absolutwerten. Bei den Schaltungen in Abb. 4.23(a) wurde der minimale Kapazitätswert, bei dem noch eine maximale Abstimmbarkeit von |Γ|max = 0,5 erreicht werden kann, gewählt. Bei der Schaltung in Abb. 4.23(b) wurde hingegen ein wesentlich höherer Kapazitätswert bei entsprechend geringerer Abstimmbarkeit angenommen. Dieses unterschiedliche Verhalten der beiden Schaltungen kann direkt aus Gl. (4.48) abgelesen werden. Bei gleichen Last- und Quellimpedanzen sind die Einzelgüten QA und QB direkt proportional zum Kapazitätswert. Es lässt sich also festhalten, dass Schaltungen mit kleineren Kondensatoren und höheren Abstimmbarkeiten eine kleinere Güte aufweisen als Schaltungen mit größeren Kondensatoren und einer niedrigeren Abstimmbarkeit. Die minimale Güte für einen vorgegebenen Abstimmbereich ergibt 73 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 2 3 −j0.2 45 −j0.5 −j5.0 −j2.0 4 6 −j0.2 5.0 0.0 +j5.0 2.0 +j0.2 1.0 ∞ +j2.0 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 8 10 −j0.5 ∞ −j5.0 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 4.23: Netzwerk-Güte Q abstimmbarer Π-Anpassnetzwerke mit einem Abstimmbereich von |Γ|max = 0,5: (a) ωC1,2,max = 90 mS, τC = 0,62; (b) ωC1,2,max = 180 mS, τC = 0,45 sich jeweils beim Erreichen des Maximus der in Abb. 4.22 gezeigten Kurven. Bei dieser Betrachtung muss jedoch beachtet werden, dass hier nur eine begrenzte Auswahlmöglichkeit besteht, da mit der Größe der Kapazität auch der maximal mögliche Anpassbereich festgelegt ist. Dies führt zu dem in Abb. 4.24 dargestellten Verhalten, dass, selbst wenn immer der kleinste mögliche Kapazitätswert gewählt wird, die Güte mit zunehmendem Abstimmbereich anwächst. Lineares Verhalten Wie bei den L-Anpassnetzwerken haben auch bei Π-Anpassnetzwerken die Bauelement-Güten einen Einfluss auf Abstimmbereich und Verluste. Durch die höheren Netzwerk-Güten fallen allerdings die Bauelement-Verluste noch stärker ins Gewicht. Für die beiden Beispiele aus Abb. 4.23(a) und (b) ist dies in Abb. 4.25 illustriert. Die Abb. 4.25(a) und (b) zeigen den Anpassbereich für unterschiedliche Kondensator-Güten bei einer Spulen-Güte von QL = 200, während (c) und (d) die beiden Schaltungen bei einer Spulen-Güte von QL = 70 gegenüberstellen. Wie beim L-Netzwerk hat die Güte der Induktivität nur einen relativ geringen Einfluss 74 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 2 3 −j0.2 45 6 7 −j0.5 2 8 −j5.0 −j2.0 5.0 0.0 +j5.0 2.0 +j0.2 1.0 ∞ +j2.0 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 4 −j0.2 −j5.0 6 8 10 −j0.5 ∞ −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 4.24: Netzwerk-Güte Q für unterschiedliche Kondensatorgrößen und Anpassbereiche bei jeweils minimaler Netzwerk-Güte: (a) |Γ|max = 0,6, ωC1,2,max = 120 mS, τC = 0,66; (b) |Γ|max = 0,7, ωC1,2,max = 160 mS, τC = 0,7 auf den Abstimmbereich. Dies ist zu einem großen Teil in dem bereits sehr hohen Güte-Niveau der Spulen begründet. Mit abnehmender Kondensator-Güte zeigt sich hingegen eine signifikante Einschränkung des Anpassbereichs. Diese Einschränkung ist weder an dem Rand, bei dem die Kapazität C1 maximal wird, noch an dem Rand, bei dem die Kapazität C2 minimal wird, zu beobachten. D. h., der Anpassbereich schrumpft ausschließlich im Bereich hoher induktiver, resistiver und kapazitiver Lasten. Vergleicht man außerdem jeweils Abb. 4.25(a) mit Abb. 4.25(b) und Abb. 4.25(c) mit Abb. 4.25(d), so wird deutlich, dass die Auswirkungen geringer Kondensator-Güten bei hoher Netzwerk-Güte stärker ins Gewicht fallen. Damit der Anpassbereich möglichst groß bleibt, sollte daher ein Anpassnetzwerk mit geringer Netzwerk-Güte entworfen werden. Diese Dimensionierungsregel wird noch deutlicher bei der Betrachtung der Betriebsleistungsdämpfung AT . Wie erwartet, zeigt die Schaltung mit hoher NetzwerkGüte (Abb. 4.23(b)) in Abb. 4.26(b) bei einer Spulen-Güte von QL = 70 und einer Kondensator Güte von QC = 50 eine höhere Betriebsleistungsdämpfung als die in Abb. 4.26(a) abgebildete Vergleichsschaltung mit niedrigerer Netzwerk-Güte (Abb. 4.23(a)). Für die Bewertung eines abstimmbaren Π-Anpassnetzwerks ist die 75 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.5 (a) (b) +j1.0 +j1.0 +j0.5 −j5.0 −j0.5 −j2.0 1.0 0.0 5.0 +j5.0 0.5 ∞ +j2.0 +j0.2 0.2 5.0 2.0 1.0 −j0.2 2.0 −j2.0 −j1.0 +j5.0 0.5 1.0 −j0.5 +j2.0 ∞ −j5.0 −j1.0 +j0.2 0.2 −j0.2 −j2.0 +j0.5 0.0 0.0 +j5.0 5.0 −j5.0 +j0.2 2.0 −j0.2 ∞ +j2.0 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (c) (d) Abb. 4.25: Anpassbereich für unterschiedliche Bauelement- und Netzwerk-Güten für einem Abstimmbereich von |Γ|max = 0,5: (a) + (b) QL = 200; (c) + (d) QL = 70; (a) + (c) Netzwerk mit minimaler Netzwerk-Güte (Abb. 4.23(a)); (b) + (d) Netzwerk mit hoher Netzwerk-Güte (Abb. 4.23(b)) 76 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 0.5 1 −j0.2 −j5.0 1.5 2 −j0.2 −j2.0 ∞ −j5.0 2.5 1.5 −j0.5 5.0 0.0 +j5.0 2.0 +j0.2 1.0 ∞ +j2.0 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 4.26: Betriebsleistungsdämpfung AT bei einer Spulen-Güte von QL = 70 und einer Kondensator Güte von QC = 50 für die Schaltungen: (a) Netzwerk mit minimaler Netzwerk-Güte (Abb. 4.23(a)); (b) Netzwerk mit hoher Netzwerk-Güte (Abb. 4.23(b)) Betriebsleistungsdämpfung jedoch nicht die entscheidende Maßzahl. Da mit diesen Anpassnetzwerken ein relativ großer Anpassbereich abgedeckt werden kann, empfiehlt sich ihr Einsatz immer dort, wo die dynamisch anzupassende Impedanz stark um die Nennimpedanz schwankt. Es soll also nicht wie bei L-Anpassnetzwerken ein festes Anpassnetzwerk ersetzt werden. Um den Gewinn, den der Einsatz eines abstimmbaren Anpassnetzwerks gegenüber dem Verzicht einer adaptiven Anpassung bringt, zu bewerten, muss der Einfügegewinn GI aus Gl. (4.20) betrachtet werden. Dieser ist in Abhängigkeit vom Quellreflexionsfaktor ΓS in Abb. 4.27 dargestellt. Für jeden Quellreflexionsfaktor, auch außerhalb des Anpassbereichs, wurde hierfür jeweils der Kapazitätswert für C1 und C2 gewählt, bei dem der Einfügegewinn am größten ist. In Abb. 4.27(a) ist dies die Schaltung aus Abb. 4.23(a) mit einem Abstimmbereich von |Γ|max = 0,5 und in Abb. 4.27(b) die Schaltung aus Abb. 4.24(b) mit einem höheren Abstimmbereich von |Γ|max = 0,7. Die Netzwerk-Güten sind in beiden Schaltungen für den jeweiligen Anpassbereich minimal. Die BauelementGüten betragen für beide Schaltungen QL = 70 und QC = 50. Wie zu erwarten, 77 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 3 2 −j0.2 1 −0.5 0 −j0.5 −j5.0 −j2.0 −j0.2 5.0 0.0 +j5.0 2.0 +j0.2 1.0 ∞ +j2.0 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 −1 −0.5 432 1 0 −j0.5 ∞ −j5.0 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 4.27: Einfügegewinn GI bei einer Spulen-Güte von QL = 70 und einer Kondensator-Güte von QC = 50 für die Schaltungen: (a) Netzwerk mit |Γ|max = 0,5 (Abb. 4.23(a)); (b) Netzwerk mit |Γ|max = 0,7 (Abb. 4.24(b)) zeigen beide Grafiken einen Bereich in der Mitte des Smith-Diagramms, in dem die Betriebsleistungsdämpfung höher ist als es die Verluste durch Fehlanpassung sind. Bewegt sich die anzupassende Quellimpedanz innerhalb des 0-dB-Kreises, bringt der Einsatz des Anpassnetzwerks einen Verlust mit sich. Außerhalb des Kreises ist jedoch ein Gewinn erzielbar. Die Größe des Gewinns hängt von der Quellimpedanz und dem Abstimmbereich des Netzwerks ab. Während bei dem Anpassnetzwerk mit kleinerem Abstimmbereich und daraus resultierender kleinerer Betriebsleistungsdämpfung schon bei relativ kleinen Quellreflexionsfaktor-Beträgen ein Gewinn erzielt wird, ist dies bei dem Netzwerk mit höherem Abstimmbereich und mit daraus resultierender höherer Betriebsleistungsdämpfung erst bei größeren Quellreflexionsfaktor-Beträgen möglich. Mit zunehmendem QuellreflexionsfaktorBetrag fällt der Gewinn beim Netzwerk mit größerem Abstimmbereich größer aus als beim Netzwerk mit kleinerem Abstimmbereich. Bei der Dimensionierung eines abstimmbaren Anpassnetzwerks muss also immer zwischen dem benötigten Abstimmbereich für die Kompensation der Verluste durch Fehlanpassung und der damit verbundenen Betriebsleistungsdämpfung 78 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke abgewogen werden. Ein großer Abstimmbereich ist nur dann sinnvoll, wenn der Quellreflexionsfaktor-Betrag oft sehr große Werte annimmt. Wie sich die Kondensator-Güten auf den Einfügegewinn auswirken, zeigt die Zusammenfassung in Abb. 4.28. Selbst bei einer Kondensatorgüte von QC = 100 ergibt sich im ungünstigsten Fall noch ein Verlust von ca. 0,66 dB. Der nach heutigem Stand der Technik realistisch erzielbare minimale Einfügegewinn bei Einsatz von Luftspulen mit QL = 200 und Kondensatoren mit QC = 100 beträgt ca. −0,4 dB. Für eine Integration sind solche Spulen jedoch aufgrund ihrer geometrischen Abmessungen nur bedingt geeignet. Nichtlineares Verhalten Wie das L-Anpassnetzwerk erzeugt auch das Π-Anpassnetzwerk nichtlineare Verzerrungen. Auch hier ist das nichtlineare Verhalten ein Zusammenspiel aus Impedanz und Abstimmspannung. Wie das Ergebnis in Abb. 4.16(a) zeigt, nimmt die Linearität einerseits mit höherer Abstimmspannung (niedrigerer Kapazität) und andererseits mit niedrigerer Impedanz zu. Für die hier gezeigten Untersuchungen wurde ein Anpassnetzwerk minimaler Güte5 mit einem maximalen Anpassbereich von |Γ|max = 0,5 bei idealen verlustlosen Bauelementen angenommen. Die Simulationsergebnisse wurden mit einer ADS-HB-Simulation erzeugt. Die Eingangsleistung betrug 20 dBm. Für die Bewertung des Anpassnetzwerks wurde nur der Impedanzbereich mit |Γ| ≤ 0,5 herangezogen (Bereich innerhalb des schwarzen Kreises). Der Vergleich in Abb. 4.29(a) bis (c) verdeutlicht die Abhängigkeit des Interceptpunkts 3. Ordnung von der maximalen Abstimmspannung. Erst ab einer maximalen Abstimmspannung größer als ca. 70 V ergibt sich ein IP3 größer als 45 dBm. Um mit Kondensatoren mit nur 20 V maximaler Abstimmspannung eine ähnlich hohe Linearität zu erreichen, müssten, wie Abb. 4.30(c) zeigt, mindestens acht Kondensatoren in Serie geschaltet werden. Bemerkenswert ist ebenfalls, das eine Serienschaltung von nur zwei Kondensatoren doppelter Größe (Abb. 4.30(a)) keine nennenswerte Verbesserung zu bringen scheint. Bei genauem Vergleich zwischen Abb. 4.29(a) und Abb. 4.30(a) fällt jedoch auf, dass zwar mit der Serienschaltung eine Verbesserung der Linearität zu beobachten ist, diese sich allerdings am Rand des betrachteten Gebiets kaum auswirkt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein optimales Π-Anpassnetzwerk nicht existiert. Je nach konkretem Anwendungsfall muss der benötigte Abstimmbereich ermittelt werden. Dieser sollte dann mit einem Anpassnetzwerk minimaler NetzwerkGüte abgedeckt werden. Wie sich im nächsten Kapitel zeigen wird, weist das Π5 Für ein Anpassnetzwerk mit minimaler Güte und einem Anpassbereich von |Γ|max = 0,5 ist eine Abstimmbarkeit von τC = 0,62 erforderlich. Dies ist jedoch eine geringere Abstimmbarkeit, als bei der Untersuchung des L-Anpassnetzwerks gewählt wurde. Die Ergebnisse sind somit nicht direkt vergleichbar. 79 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.5 (a) (b) +j1.0 +j1.0 −0.5 0 −j0.5 −j5.0 −j2.0 5.0 +j0.2 0.0 +j5.0 3 2 1 0 1.0 ∞ +j2.0 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 3 2 2.0 +j0.5 +j5.0 0.2 −j2.0 −j1.0 +j2.0 1 1.0 −j0.5 ∞ −j5.0 1 −j1.0 +j0.2 −j0.2 −0.5 0 −j0.2 −j2.0 +j0.5 0.0 3 2 5.0 −j5.0 1 0.0 +j5.0 0.2 −j0.2 +j0.2 0.5 5.0 −0.5 0 ∞ +j2.0 2.0 3 2 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 −1 −0.5 −j0.2 −j0.5 ∞ −j5.0 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (c) (d) Abb. 4.28: Einfügegewinn GI der Schaltung aus Abb. 4.23(a) für unterschiedliche Bauelement-Güten: QL = 70 (a) QC = 100; (b) QC = 75; (c) QC = 50; (d) QC = 25 Anpassnetzwerk grundsätzlich eine höhere Linearität auf als das T-Anpassnetzwerk. Dies macht es besonders interessant für den Einsatz in einem Mobilfunk-Frontend. 80 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.2 −j5.0 −j0.5 −j2.0 5.0 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j1.0 2.0 0.0 +j5.0 1.0 ∞ +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 −j2.0 −j1.0 IP3,min =35.2 dBm IP3,min =42.2 dBm (a) (b) +j1.0 +j0.5 +j2.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 ∞ −j5.0 −j0.2 −j2.0 −j0.5 −j1.0 IP3,min =46 dBm (c) Abb. 4.29: Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 bei einer Eingangsleistung von 20 dBm in Abhängigkeit vom Eingangsreflexionsfaktor und der Abstimmbarkeit der Kondensatoren: (a) τC = 0,62 bei 20 V; (b) τC = 0,62 bei 45 V; (c) τC = 0,62 bei 70 V 81 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.2 −j5.0 −j0.5 −j2.0 5.0 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j1.0 2.0 0.0 +j5.0 1.0 ∞ +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 −j2.0 −j1.0 IP3,min =35.3 dBm IP3,min =43.3 dBm (a) (b) +j1.0 +j0.5 +j2.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 −j0.2 ∞ −j5.0 −j2.0 −j0.5 −j1.0 IP3,min =47.2 dBm (c) Abb. 4.30: Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 bei einer Eingangsleistung von 20 dBm in Abhängigkeit vom Eingangsreflexionsfaktor und einer Abstimmbarkeit τC = 0,62 bei 20 V: (a) Serienschaltung von zwei Kondensatoren doppelter Größe; (b) Serienschaltung von fünf Kondensatoren fünffacher Größe; (c) Serienschaltung von acht Kondensatoren achtfacher Größe 82 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke 4.3.3 T-Anpassnetzwerke Dimensionierung Das Hochpass-T-Anpassnetzwerk ist zum Tiefpass-Π-Anpassnetzwerk eine aus Sicht der Impedanztransformation äquivalente Struktur. Für feste Anpassnetzwerke können die Bauelementwerte beider Anpassnetzwerke durch eine Stern-Dreieck-Transformation [97] und anschließende Hochpass-Tiefpass-Transformation ineinander umgerechnet werden. Aufgrund seines Hochpass-Verhaltens kann es zur Anpassung und Trennung der Versorgungsspannung unterschiedlicher Verstärkerstufen benutzt werden [104]. Auch das T-Netzwerk kann man als Zusammenschaltung zweier LNetzwerke betrachten, die die Last- und Quellimpedanz auf eine virtuelle Zwischenimpedanz6 transformieren. Werden abstimmbare Kondensatoren mit der gleichen Abstimmbarkeit verwendet und soll auf die gleiche feste Lastimpedanz ZL = Z0 transformiert werden, zeigt sich bei gleichem maximalem Anpassbereich |Γ|max , dass der Anpassbereich des T-Netzwerks das Spiegelbild7 des Π-Netzwerks darstellt (Abb. 4.31). Beide Anpassbereiche sind aufgrund mangelnder Symmetrie jedoch nicht identisch. Daher ist es auch nicht möglich, die Bauelement-Werte wie bei einem festen Anpassnetzwerk durch Transformation der Bauelement-Werte des Π-Netzwerks zu erhalten. Der Grund für dieses spiegelbildliche Verhalten wird bei Betrachtung der Eingangsimpedanz des T-Netzwerks deutlich. Die Eingangsimpedanz Z der in Abb. 4.32 abgebildeten T-Schaltung ergibt ich durch Invertieren sämtlicher Admittanzen und C2 ↓ , UDC2 ↑ C1 ↓ , UDC1 ↑ Abb. 4.31: Abstimmbereich eines T-Anpassnetzwerks 6 Im Gegensatz zum Π-Netzwerk muss beim T-Netzwerk diese Zwischenimpedanz höher sein als die Last- und Quellimpedanz. 7 Spiegelung an der Vertikalen im Smith-Diagram. 83 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke Impedanzen aus dem Eingangsleitwert Y der Π-Schaltung (Gl. (4.37)): 1 1 ZL2 1 − − 1 1 ZL C2 ω 2 LC2 L . (4.51) + Z= 2 2 + ZL 2 jω ZL 2 1 1 C1 + + 1− 2 1− 2 ω LC2 ωL ω LC2 ωL Vergleicht man die in Abb. 4.32 grau dargestellten, für die Abstimmspannungen UDC1,2 notwendigen Komponenten mit dem Π-Netzwerk, fällt auf, dass für das TNetzwerk ein Block-Kondensator weniger benötigt wird. Für die Dimensionierung CB UDC1 UDC2 LB LB CB C1 Pin , ZS ← ZA C2 ZL L ZB → Abb. 4.32: T-Anpassnetzwerk der verwendeten Bauteile kann analog zu dem im vorherigen Kapitel vorgestellten Verfahren vorgegangen werden. Auch hier wird zunächst nur der Realteil von Gl. (4.51) betrachtet. Soll eine konzentrische Verteilung des Anpassbereichs erreicht werden, muss gelten Rmin Rmax = RL2 . (4.52) Rmin und Rmax sind die minimal bzw. maximal erreichbaren Eingangswiderstände für C2 = C2,min = (1 − τC )C2,max bzw. C2 = C2,max (kleine schwarze Kreise in Abb. 4.33(a)). Mit dieser Bedingung und Gl. (4.51) ergibt sich eine Bestimmungsgleichung für die Induktivität L: 1 1− 2 ω LC2,max !2 RL + ωL 2 1 1− 2 ω L(1 − τC )C2,max !2 RL + ωL 2 − 1 = 0. (4.53) 84 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke Rmax Rmin (a) Reflexionsfaktor |Γ| 1 0.9 0.8 0.7 0.6 2.5 3 3.5 4 4.5 5 5.5 Suszeptanz ωC1,2 (mS) 6 6.5 (b) Abb. 4.33: Grenzen des Abstimmbereichs eines T-Anpassnetzwerks: (a) Darstellung in vektorieller Form; (b) Darstellung als Betrag Diese Gleichung stellt wie beim Π-Anpassnetzwerk eine Gleichung 3. Grades dar. Die Lösung kann analog zum Π-Netzwerk durch 1 L= ω s 4 1 qT q 3 sinh arsinh − 3 pT 3pT 3 2 bT − 3aT ! (4.54) ausgedrückt werden. Die Parameter aT , bT , pT und qT sind in Anh. D.2 definiert. Betrachtet man die in Abb. 4.34 und Abb. 4.35 gezeigten Ergebnisse von 85 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke Reaktanz ωL(Ω) 200 150 ωC2,max ωC2,max ωC2,max ωC2,max = 7, 5 mS = 10 mS = 12, 5 mS = 15 mS 100 50 0.3 0.4 0.5 0.6 Abstimmbarkeit τC 0.7 0.8 Abb. 4.34: Reaktanz ωL eines T-Anpassnetzwerks für einen symmetrischen Anpassbereich in Abhängigkeit der Abstimmbarkeit τC und maximalen Suszeptanz ωC2,max Anpassbereich |Γ|max 0.9 0.7 ωC2,max ωC2,max ωC2,max ωC2,max = 7, 5 mS = 10 mS = 12, 5 mS = 15 mS 0.5 0.3 0.1 0.3 0.4 0.5 0.6 Abstimmbarkeit τC 0.7 0.8 Abb. 4.35: Maximal erreichbarer Anpassbereich |Γ|max eines T-Anpassnetzwerks in Abhängigkeit der Abstimmbarkeit τC und maximalen Suszeptanz ωC2,max Gl. (4.53), so zeigt sich der erste elementare Unterschied zum Π-Anpassnetzwerk. Um den gleichen Abstimmbereich wie ein Π-Netzwerk abzudecken, benötigt ein T-Netzwerk bei gleicher Abstimmbarkeit eine wesentlich größere Induktivität. Die maximalen Kapazitätswerte, bei denen diese Ergebnisse erzielt werden, sind dabei um einiges kleiner als beim Π-Äquivalent. Für die praktische Realisierung eines An- 86 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke passnetzwerks hat dies einerseits die Folge, dass die benötigten Spulen eine etwas geringere Bauteil-Güte aufweisen, andererseits erleichtert der kleinere Kapazitätswert den Einsatz von Interdigitalkondensatoren. Ein weiterer Unterschied zeigt sich beim Vergleich des Reaktanz-Verlaufs. Beim Π-Netzwerk in Abb. 4.21 fällt das Maximum der Reaktanz ωL mit dem Punkt zusammen, an dem die Abstimmbarkeit von C1 nicht mehr ausreicht, um eine rein reelle Admittanz zu gewährleisten. Beim T-Netzwerk in Abb. 4.34 ist dies nicht mehr der Fall. Um den benötigten Kapazitätswert und die maximale Abstimmbarkeit für C1 und C2 zu finden, bei der noch die Bedingung einer rein reellen Impedanz erfüllbar ist, müssen, wie schon vorher beim Π-Netzwerk, die Eingangsreflexionsfaktoren Γ1−4 für den Rand des Anpassbereichs berechnet werden (Abb. 4.33) Γ1 = ω 2 L (C1 − C2,min) − Z0 Γ2 = ω 2 L (C1 − C2,max ) − Z0 Γ3 = ω 2 L (C1,min − C2 ) − Z0 Γ4 = ω 2 L (C1,max − C2 ) − Z0 1 Z0 + ω 2C1 C2,minZ0 + jωZ0 (C1 + C2,min ) (C1 + C2,min ) (ω 2 L − jωZ0) − 1 + ω 2 C1 C2,min Z0 (Z0 + jω2L) 1 Z0 , + ω 2 C1 C2,max Z0 + jωZ0 (C1 + C2,max ) (C1 + C2,max ) (ω 2L − jωZ0) − 1 + ω 2 C1 C2,max Z0 (Z0 + jω2L) 1 Z0 + ω 2C1,min C2 Z0 + jωZ0 (C1,min + C2 ) (C1,min + C2 ) (ω 2 L − jωZ0) − 1 + ω 2 C1,minC2 Z0 (Z0 + jω2L) 1 Z0 , + ω 2 C1,max C2 Z0 + jωZ0 (C1,max + C2 ) (C1,max + C2 ) (ω 2L − jωZ0) − 1 + ω 2 C1,max C2 Z0 (Z0 + jω2L) (4.55) , (4.56) (4.57) . (4.58) Auch hier ergeben sich gleiche Beträge für Γ1 und Γ3 bzw. Γ2 und Γ4 bei gleichen maximalen Kapazitäten C1max = C2max . Daraus wiederum folgt, dass das limitierende Minimum bei Rmax bzw. Rmin bei einer Kapazität von C1,1 C1,2 2 ZL 2 ωL =− 1 Z2 1 1− 2 − L C2 ω LC2 L !2 1 ZL 2 1− 2 + ω L(1 − τC )C2 ωL ! =− 1 1 Z2 1− 2 − L (1 − τC )C2 ω L(1 − τC )C2 L 1− 1 ω 2LC2 + (4.59) (4.60) auftritt und eine rein reelle Betrachtung möglich ist. Die maximale Abstimmbarkeit für C1 und C2 ist bei der Reaktanz ωL erreicht, bei der gilt C1,1 = C1max . (4.61) Bei größeren Abstimmbarkeiten müsste C1 eine größere Abstimmbarkeit als C2 aufweisen, um noch eine rein reelle Impedanz zu ermöglichen. Wie bei den Π- 87 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 54 −j0.2 3 −j0.5 2 −j5.0 −j2.0 10 −j0.2 8 4 5.0 2.0 0.0 +j5.0 1.0 ∞ +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 6 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 4.36: Netzwerk-Güte Q abstimmbarer T-Anpassnetzwerke mit einem Abstimmbereich von |Γ|max = 0,5: (a) ωC1,2,max = 11,5 mS, τC = 0,62; (b) ωC1,2,max = 4,2 mS, τC = 0,45 Netzwerken ist dies aber auch der Punkt, bei dem die Netzwerkgüte Q minimal wird. Diese kann analog zum Π-Netzwerk mit den Impedanzen ZA und ZB aus Abb. 4.32 mit Gl. (4.48), Gl. (4.49) und Gl. (4.50) berechnet werden. Für gleiche Anpassbereiche und Abstimmbarkeiten ergeben sich für T-Anpassnetzwerke die exakt gleichen, aber mit dem Anpassbereich gespiegelten Netzwerk-Güten wie für Π-Anpassnetzwerke. Die Grafiken in Abb. 4.36(a) und (b) demonstrieren dies anhand eines Anpassbereichs von |Γ|max = 0,5. Hier wurden wie bei Abb. 4.23(a) und (b) ein Netzwerk mit minimaler Güte und ein Netzwerk mit gleichem Anpassbereich bei reduzierter Abstimmbarkeit und höherer Netzwerk-Güte verglichen. Abb. 4.37 zeigt, dass auch beim T-Netzwerk die minimale Netzwerk-Güte mit größerem Anpassbereich zunimmt. Lineares Verhalten Der spiegelbildliche Netzwerk-Güte-Verlauf lässt auch ein entsprechend spiegelbildliches Verhalten bei Verwendung verlustbehafteter Bauteile erwarten. Diese Annahme bestätigt sich bei der Untersuchung des Anpassbereichs in Abb. 4.38. Mit abnehmender Kondensator-Güte zeigt sich eine signifikante Einschränkung des Anpassbereichs. Bei dem T-Netzwerk schrumpft der Anpassbereich jedoch bei hohen 88 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 8 −j0.2 2 7 6 5 4 −j0.5 5.0 2.0 0.0 +j5.0 1.0 ∞ +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 2 3 ∞ 4 −j5.0 −j2.0 10 −j0.2 8 −j5.0 6 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 4.37: Netzwerk-Güte Q für unterschiedliche Kondensatorgrößen und Anpassbereiche bei jeweils minimaler Netzwerk-Güte: (a) |Γ|max = 0,6, ωC1,2,max = 10 mS, τC = 0,66; (b) |Γ|max = 0,7, ωC1,2,max = 8,4 mS, τC = 0,7 induktiven und kapazitiven und niedrigen resistiven Lasten. An den Rändern, bei denen die Kapazität C1 minimal und die Kapazität C2 maximal wird, ist keine Einschränkung zu beobachten. Ebenfalls spiegelbildliches Verhalten zeigt sich bei allen anderen Kenngrößen wie Betriebsleistungsdämpfung (Abb. 4.39) und Einfügegewinn (Abb. 4.40, Abb. 4.41), wenn für das T-Netzwerk die gleiche Abstimmbarkeit, der gleiche Anpassbereich und die gleichen Bauelement-Güten benutzt werden. Für das T-Netzwerk gelten somit die gleichen Einschränkungen wie für das ΠNetzwerk. Der gewünschte Anpassbereich beeinflusst indirekt über die NetzwerkGüte die Verluste der Schaltung. 89 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.5 (a) (b) +j1.0 +j1.0 +j0.5 −j5.0 −j0.5 −j2.0 1.0 0.0 5.0 +j5.0 0.5 ∞ +j2.0 +j0.2 0.2 5.0 2.0 1.0 −j0.2 2.0 −j2.0 −j1.0 +j5.0 0.5 1.0 −j0.5 +j2.0 ∞ −j5.0 −j1.0 +j0.2 0.2 −j0.2 −j2.0 +j0.5 0.0 0.0 +j5.0 5.0 −j5.0 +j0.2 2.0 −j0.2 ∞ +j2.0 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (c) (d) Abb. 4.38: Anpassbereich für unterschiedliche Bauelement- und Netzwerk-Güten für einem Abstimmbereich von |Γ|max = 0,5: (a) + (b) QL = 200; (c) + (d) QL = 70; (a) + (c) Netzwerk mit minimaler Netzwerk-Güte (Abb. 4.36(a)); (b) + (d) Netzwerk mit hoher Netzwerk-Güte (Abb. 4.36(b)) 90 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 1.5 1 −j0.2 −j5.0 1.5 −j0.5 2 −j0.2 −j2.0 5.0 0.0 2.0 ∞ +j5.0 +j0.2 1.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.2 0.5 +j2.0 0.5 +j5.0 +j0.2 0.0 +j0.5 0.2 +j0.5 −j5.0 2.5 −j0.5 ∞ −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 4.39: Betriebsleistungsdämpfung AT bei einer Spulen-Güte von QL = 70 und einer Kondensator-Güte von QC = 50 für die Schaltungen: (a) Netzwerk mit minimaler Netzwerk-Güte (Abb. 4.36(a)); (b) Netzwerk mit hoher Netzwerk-Güte (Abb. 4.36(b)) +j1.0 +j1.0 +j2.0 −0.5 0 −j0.2 −j0.5 −j5.0 1 −j2.0 5.0 0.0 2.0 ∞ +j5.0 +j0.2 1.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.2 2 3 +j2.0 0.5 +j5.0 +j0.2 0.0 +j0.5 0.2 +j0.5 ∞ −1 4 −0.5 0 1 2 3 −j5.0 −j0.2 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 4.40: Einfügegewinn GI bei einer Spulen-Güte von QL = 70 und einer Kondensator-Güte von QC = 50 für die Schaltungen: (a) Netzwerk mit |Γ|max = 0,5 (Abb. 4.36(a)); (b) Netzwerk mit |Γ|max = 0,7 (Abb. 4.37(b)) 91 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 (b) +j1.0 +j1.0 +j0.5 −0.5 0 −j0.5 −j5.0 1 −j2.0 0.0 5.0 +j5.0 5.0 +j0.2 1.0 ∞ +j2.0 0.5 5.0 2.0 2 3 2.0 1.0 (a) 1.0 0.5 −j2.0 −j1.0 +j2.0 ∞ −j5.0 1 −j0.5 +j5.0 0.2 −0.5 0 −j1.0 +j0.2 −j0.2 2 3 −j0.2 −j2.0 +j0.5 0.0 0.0 +j5.0 0.5 5.0 −j5.0 1 −j0.5 ∞ +j0.2 0.2 −j0.2 2 3 +j2.0 2.0 −0.5 0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 0 1 2 3 ∞ −1 −0.5 −j0.2 −j0.5 −j5.0 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (c) (d) Abb. 4.41: Einfügegewinn GI der Schaltung aus Abb. 4.36(a) für unterschiedliche Bauelement-Güten: QL = 70 (a) QC = 100; (b) QC = 75; (c) QC = 50; (d) QC = 25 92 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke Nichtlineares Verhalten Wie beim Π-Anpassnetzwerk wurde auch beim T-Anpassnetzwerk das nichtlineare Verhalten an einer Beispielschaltung mit minimaler Güte bei |Γ|max = 0,5 untersucht. Auch hier wurden die HB-Simulationen mit idealen verlustlosen Bauelementen bei einer Eingangsleistung von 20 dBm durchgeführt. Bemerkenswert an den in Abb. 4.42 abgebildeten Ergebnissen ist das durchweg um ca. 10 dB niedrigere Niveau des Interceptpunkts 3. Ordnung. Dabei wurden wie bereits beim Π-Netzwerk nur Werte mit |Γ| ≤ 0,5 ausgewertet. Auch lässt sich in Abb. 4.42(a) kein direkter Zusammenhang zwischen Abstimmspannung, Impedanz und Linearität finden. Mann kann lediglich von einem Band etwas höherer Linearität sprechen, welches mit zunehmender maximaler Abstimmspannung breiter wird. Die Linearitätsanforderungen werden selbst bei einer maximalen Abstimmspannung von 70 V deutlich verfehlt (Abb. 4.42(c)). Um akzeptable Werte für den IP3 zu erreichen, müssten, wie in Abb. 4.43 dargestellt, sehr viele Kondensatoren mit einer maximalen Abstimmspannung von UDC,max = 20 V in Serie geschaltet werden. Erst ab fünfzehn Kondensatoren kann ein IP3 größer als 45 dBm erzielt werden. Aufgrund der relativ kleinen Kapazitätswerte beim T-Anpassnetzwerk ist zu erwarten, dass dieses Problem technologisch gelöst werden kann. Die benötigte Chipfläche vergrößert sich jedoch wegen der quadratischen Abhängigkeit um den Faktor 225. 4.3.4 Reflexionsanpassnetzwerke Dimensionierung Die bisher betrachteten Anpassnetzwerke basieren auf einem schaltungstechnischen Ansatz. Durch Serien- und Parallelschaltung von Elementen soll die gewünschte Impedanz realisiert werden. Löst man sich von dieser Betrachtungsweise und interpretiert ein Anpassnetzwerk über seine Reflexions- und Transmissionseigenschaften, sind auch andere Schaltungstopologien vorstellbar. Im Prinzip ist jedes verlustlose Zweitor mit Eingangsreflexionsfaktor Γin 6= 0 ein Anpassnetzwerk8 . Für ein abstimmbares Anpassnetzwerk muss es nur möglich sein, den Betrag und den Phasenwinkel von Γin zu verändern. Einige, auf diesem Prinzip basierende Anpassnetzwerke sind sehr weit verbreitet und werden häufig in Mess- und Laboraufbauten benutzt: • Double-Slug-Anpassnetzwerk • Slide-Screw-Anpassnetzwerk • Stichleitungsanpassnetzwerk • Reflexionsanpassnetzwerk 8 s. Gl. (4.14) bis Gl. (4.17) in Abs. 4.2. 93 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.2 −j5.0 −j0.5 −j2.0 5.0 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j1.0 2.0 0.0 +j5.0 1.0 ∞ +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 −j2.0 −j1.0 IP3,min =28.3 dBm IP3,min =32.5 dBm (a) (b) +j1.0 +j0.5 +j2.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 ∞ −j5.0 −j0.2 −j2.0 −j0.5 −j1.0 IP3,min =35.8 dBm (c) Abb. 4.42: Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 bei einer Eingangsleistung von 20 dBm in Abhängigkeit vom Eingangsreflexionsfaktor und der Abstimmbarkeit der Kondensatoren: (a) τC = 0,62 bei 20 V; (b) τC = 0,62 bei 45 V; (c) τC = 0,62 bei 70 V 94 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.2 −j5.0 −j0.5 −j2.0 5.0 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j1.0 2.0 0.0 +j5.0 1.0 ∞ +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 −j2.0 −j1.0 IP3,min =36.5 dBm IP3,min =42.3 dBm (a) (b) +j1.0 +j0.5 +j2.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 −j0.2 ∞ −j5.0 −j2.0 −j0.5 −j1.0 IP3,min =45.8 dBm (c) Abb. 4.43: Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 bei einer Eingangsleistung von 20 dBm in Abhängigkeit vom Eingangsreflexionsfaktor und einer Abstimmbarkeit τC = 0,62 bei 20 V: (a) Serienschaltung von fünf Kondensatoren fünffacher Größe; (b) Serienschaltung von zehn Kondensatoren zehnfacher Größe; (c) Serienschaltung von fünfzehn Kondensatoren fünfzehnfacher Größe 95 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke Γin Γ1 |Γ| = 1 ∆ϕ′1,max = 180° Hyb. ZL |Γ| = 1 Γ2 ∆ϕ′2,max = 180° Abb. 4.44: Schaltplan eines Reflexionsanpassnetzwerks All diese Anpassnetzwerke benutzen Phasenschieber und Leitungselemente, um den Eingangsreflexionsfaktor zu verändern. Für die beiden ersten Typen, das DoubleSlug- und das Slide-Screw-Anpassnetzwerk, werden Phasenschieber in Transmission benötigt. Diese haben, je nach verwendeter Technologie, teils sehr hohe Verluste9 oder nur eine geringe maximale Phasenverschiebung. Für eine Realisierung mit ferroelektrischen Kondensatoren sind das Stichleitungs- und Reflexionsanpassnetzwerk besser geeignet, da hier abstimmbare Stichleitungen bzw. Phasenschieber in Reflexion verwendet werden. Diese lassen sich mit geringeren Verlusten und nur wenigen Bauteilen aufbauen. Das Stichleitungs-Anpassnetzwerk in seiner einfachsten Form10 hat jedoch den Nachteil, dass sein Anpassbereich nur einen Teil des Smith-Diagramms abdeckt. Der Anpassbereich des in Abb. 4.44 dargestellten Reflexionsanpassnetzwerks kann im Gegensatz dazu jeden beliebigen Reflexionsfaktor realisieren. Es basiert auf einem Reflexion-Phasenschieber und wurde erstmals von der Firma ATN für elektronische Load-Pull-Tuner eingesetzt [75]. Es besteht aus einem Hybrid-Koppler (90° oder 180°) und zwei Phasenschiebern. Bei der Realisierung von ATN können nur diskrete Zustände angenommen werden, da die Phasenschieber als geschaltete Lasten ausgeführt sind. Einen Schritt weiter geht die hier vorgeschlagene Variante, bei der beide Phasenschieber eine kontinuierlich einstellbare maximale Phasendifferenz ∆ϕ′1,2max von 180° aufweisen und mit einem Reflexionsfaktor von |Γ| = 1 abgeschlossen werden. Dies entspricht einer variablen Stichleitung mit einer maxi9 Allpass-Phasenschieber: ca. 100° maximale Phasenverschiebung bei einer Einfügedämpfung von ca. 2 dB [39, 65] oder Reflexion-Phasenschieber: ca. 100° maximale Phasenverschiebung bei einer Einfügedämpfung von ca. 1 dB [45]. 10 2-Stichleitungen, die mit einer λ/8-Leitung verbunden sind. 96 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke malen Phasendifferenz von reflektierter zu einfallender Welle von ∆ϕ1,2max = 360°. Die resultierenden Reflexionsfaktoren Γ1,2 am Eingang der Stichleitungen können dann mit (4.62) Γ1,2 = ejϕ1,2 beschrieben werden. Wird der vierte Zweig des Kopplers mit einer Lastimpedanz ZL = Z0 abgeschlossen, ergibt sich für einen 90°-Koppler der in Abb. 4.45 gezeigte Signalflussgraf mit zwei Schleifen erster Ordnung (gestrichelte und gepunktete Schleife). Mit diesen beiden Schleifen lässt sich, anhand Masons Pfad-SchleifenRegel, der Eingangsreflexionsfaktor Γin des Anpassnetzwerks aus der halben Differenz der Reflexionsfaktoren Γ1 und Γ2 berechnen: Γin = 1 jϕ2 1 (Γ2 − Γ1 ) = e − ejϕ1 . 2 2 (4.63) Für einen 180°-Koppler ergibt sich ein anderer, aber im Sinne der Impedanztransformation äquivalenter Eingangsreflexionsfaktor: 1 1 (4.64) Γin = − (Γ1 + Γ2 ) = − ejϕ1 + ejϕ2 . 2 2 Abbildung 4.46 zeigt die möglichen Eingangsreflexionsfaktoren eines Netzwerks mit 90°-Koppler. Durch das Ändern der Phase der ersten Stichleitung von ∆ϕ1 = 0° zu 360° kann der Eingangsreflexionsfaktor Γin auf einer kreisförmigen Trajektorie mit Radius r1 = 14 verändert werden. Mit der zweiten Stichleitung kann der Mittelpunkt dieses Kreises um den Mittelpunkt des Smith-Diagramms mit einem Radius r2 = 14 gedreht werden. Ist die Phasenverschiebung beider Stichleitungen gleich ∆ϕ1 = ∆ϕ2 , ergibt sich der Sonderfall des Reflexionsphasenschiebers. Mit zwei verlustlosen Stichleitungen, die eine maximale Phasendifferenz von 360° erreichen, ist es somit möglich jeden beliebigen Reflexionsfaktor zu realisieren und Γ2 a3 S43 = − √j2 b4 b3 S34 = − √j2 a4 S31 = − √12 S13 = − √12 S12 = − √j2 a1 S42 = − √12 S24 = − √12 b2 S12 = − √j2 b1 Γ1 a2 Abb. 4.45: Signalflussgraf eines Reflexionsanpassnetzwerks 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke ∆ϕ2 97 ∆ϕ1 Abb. 4.46: Mögliche Eingangsreflexionsfaktoren Γin mit ∆ϕ2 = 0°, 90° und ∆ϕ1 = 0°–360° somit jede beliebige Impedanz anzupassen. In der Realität sind die Phasenschieber jedoch verlustbehaftet (|Γ1,2 | < 1). Daher reduziert sich der Radius r der beiden Kreise und der Anpassbereich verkleinert sich. Darüber hinaus tragen auch die Verluste im Hybrid-Koppler zu einer Reduzierung bei. Trotz dieser Einschränkung weist das Reflexionsanpassnetzwerk einen größeren Anpassbereich auf als alle bisher vorgestellten Schaltungen. Als Hybrid-Koppler können folgende bekannte Strukturen verwendet werden: • Branchline-Koppler • Ratrace-Koppler • Lange-Koppler • Koppler aus konzentrierten Bauelementen. Branchline- und Ratrace-Koppler sind bis auf die unterschiedliche Phasendrehung äquivalente Strukturen. Beide nutzen Leitungen die zwar mit zusätzlichen Kondensatoren verkürzt werden können, aber dennoch einen relativ hohen Platzbedarf benötigen. Die Vorteile dieser beiden Koppler sind ihre geringen Verluste und ihre einfache Realisierung. Der Lange-Koppler kann hingegen sehr platzsparend gefaltet realisiert werden. Außerdem ist es möglich einen Lange-Koppler zusammen mit BST-Kondensatoren auf einem Substrat zu integrieren [38, 40]. Ein Nachteil des Lange-Kopplers sind die kleinen Strukturweiten und die damit verbundenen hohen Anforderungen an die Lithografie. Weiterhin werden Draht-Bond-Verbindungen oder Luft-Brücken benötigt. 98 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke Koppler aus konzentrierten Bauelementen können ebenfalls sehr platzsparend realisiert werden, eignen sich aber aufgrund ihrer hohen Verluste nur schlecht für die Anwendung in einem Anpassnetzwerk [18]. Die Verluste der Stichleitungen haben den größten Einfluss auf die Gesamtverluste und den Anpassbereich des Anpassnetzwerks. Daher sollten sie möglichst verlustarm konstruiert werden. Die Verwendung eines mit Kurzschluss oder Leerlauf abgeschlossenen Transmissions-Phasenschiebers ist aufgrund der hohen Verluste nicht ratsam. Da die einfallende Welle zweimal den Phasenschieber durchlaufen muss (einmal in Vorwärts- und einmal in Rückwärtsrichtung), fallen die Verluste doppelt ins Gewicht. Eine verlustarme abstimmbare Stichleitung sollte daher die Tatsache ausnutzen, dass eine Phasenverschiebung in Reflexion erzeugt werden muss. Genau dies nützt die in Abb. 4.47 abgebildete Schaltung aus. Der Eingangsreflexionsfaktor Γ lässt sich in der Form a cos(βl) + jb sin(βl) a∗ cos(βl) − jb∗ sin(βl) mit a = 1 − j2Z0 ωC und b = (Z0 ωC)2 − 1 + jZ0 ωC Γ= (4.65) ausdrücken. Es kann gezeigt werden, dass der Quotient dieser beiden Ellipsengleichungen einen Kreis mit Radius r = 1 beschreibt. Ebenso folgt diese Bedingung aus der Annahme der Verlustlosigkeit. Wie Abb. 4.48 zeigt, ist die Phasenverschiebung ∆ϕ eine Funktion der elektrischen Leitungslänge βl, der maximalen Kapazität Cmax und der Abstimmbarkeit τC . Da mit zunehmender Kapazität sowohl die notwendige elektrische Länge der Leitung abnimmt als auch die maximal erzielbare Phasenverschiebung zunimmt, sollte die Kapazität so groß wie möglich gewählt werden. Dies reduziert die geometrischen Abmessungen auf ein Minimum. TechnoUDC LB CB βl Γ C C Abb. 4.47: Phasenschieber in Reflexion 99 max. Phasenverschiebung ∆ϕmax (◦ ) 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke 360 τC = 0, 7 300 240 180 Cmax ↑ 120 60 0 0 30 60 90 120 Elektrische Länge βl (◦ ) 150 180 360 140 300 120 240 100 180 80 120 60 τC = 0, 7 60 0 0 0.05 0.1 Suszeptanz ωCmax (S) 40 Elektrische Länge βl (◦ ) max. Phasenverschiebung ∆ϕmax (◦ ) Abb. 4.48: Phasenverschiebung ∆ϕmax in Abhängigkeit von der elektrischen Länge der Leitung βl und der maximalen Kapazität Cmax bei einer Abstimmbarkeit von τC = 0,7 20 0.15 Abb. 4.49: Maximale Phasenverschiebung ∆ϕmax bei optimaler elektrischer Länge in Abhängigkeit von der maximalen Suszeptanz ωCmax bei einer Abstimmbarkeit von τC = 0,7 logisch sind hier jedoch durch die Serienresonanzfrequenz der BST-Kondensatoren Grenzen gesetzt. Für gut realisierbare Werte ist die notwendige elektrische Länge für eine maximale Phasenverschiebung in Abb. 4.49 dargestellt. Es ist ersichtlich, 100 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke dass zwar die maximal erzielbare Phasenverschiebung mit zunehmender maximaler Kapazität zunimmt, jedoch nie die notwendigen 360° erreichen kann. Um auf die benötigten 360° Phasenverschiebung zu kommen, bietet sich an, eine zweite Einheit mit kürzerer Leitungslänge in Serie vor die erste Stichleitung zu schalten. Das vollständige Schaltbild des abstimmbaren Anpassnetzwerks, einschließlich der grau dargestellten Komponenten für die Zuführung der Abstimmspannungen, ist in Abb. 4.50 abgebildet. Der Eingangsreflexionsfaktor Γ der nun zweistufigen variablen Stichleitung ist mit ωC1 = ωC3 = 1/2 ωC2 = 0,1 S für unterschiedliche Kondensator-Güten in Abb. 4.51 dargestellt. Um die Leitungsverluste zu berücksichtigen, wurden die Leitungen mit einem Mikrostreifenleitungs-Modell aus [30] modelliert. Als Substrat wurde ein 0,64 mm dickes Rogers/3010-Laminat mit 40 µmKupferauflage angenommen. Aus Gl. (4.63) ist ersichtlich, dass der Anpassbereich des Netzwerks direkt vom Betrag des Eingangsreflexionsfaktors der Stichleitungen abhängt. Mit der Verringerung des Kreisdurchmessers in Abb. 4.51 bei abnehmender Kondensator-Güte geht somit auch eine Verkleinerung des Anpassbereichs UDC1 LB CB βl1 C1 βl2 C2 C3 Pin , ZS Hyb. UDC2 LB ZL CB βl1 C1 βl2 C2 C3 Abb. 4.50: Vorgeschlagene Realisierung eines abstimmbaren Anpassnetzwerks 101 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j0.5 +j2.0 +j5.0 5.0 2.0 1.0 0.0 0.5 0.2 +j0.2 ∞ −j5.0 −j0.2 −j0.5 QC = 100 QC = 75 QC = 50 QC = 25 −j2.0 −j1.0 Abb. 4.51: Eingangsreflexionsfaktor einer variablen Stichleitung mit τC und ωC1 = 0,1, ωC2 = 2ωC1 und ωC3 = ωC1 für unterschiedliche Kondensator-Güten QC +j1.0 +j0.5 +j2.0 +j5.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 0.2 +j0.2 ∞ −j5.0 −j0.2 −j0.5 QC = 100 QC = 75 QC = 50 QC = 25 −j2.0 −j1.0 Abb. 4.52: Anpassbereich eines Reflexionsanpassnetzwerks mit Stichleitungen aus Abb. 4.51 in Abhängigkeit der Kondensator-Güte QC der Gesamtschaltung in Abb. 4.52 einher. Für dieses Beispiel wurden die Verluste des Hybrid-Kopplers mit 0,16 dB berücksichtigt. 102 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke Lineares Verhalten Der in Abb. 4.52 gezeigte Anpassbereich ist zunächst ein theoretischer Wert, da die Verluste des Netzwerks am Rand des Anpassbereichs stark zunehmen. Dies wird durch die Darstellung der Betriebsleistungsdämpfung in Abb. 4.53(b) bis (d) verdeutlicht. In diesen Bildern wurden die Kapazitätswerte beider Stichleitungen in jeweils 100 Schritten variiert, woraus sich wiederum 104 Zustände ergeben. Damit ein direkter Vergleich zu den bereits in den vorhergehenden Abschnitten gezeigten Schaltungen möglich ist, wurden die Eingangsreflexionsfaktoren mit einer Betriebsleistungsdämpfung AT > 4 dB mit kleineren schwarzen Punkten gezeichnet. Aus Abb. 4.53 ist ebenfalls ersichtlich, dass die Betriebsleistungsdämpfung kein homogenes, stetiges Verhalten aufweist. Für ein besseres Verständnis ist in Abb. 4.53(a) zunächst ein Beispiel abgebildet, bei dem die Kapazitäten im zweiten Zweig (∆ϕ2 ) in zehn Schritten und die Kapazitäten im ersten Zweig (∆ϕ1 ) mit 100 Schritten von 0° bis 360° variiert wurden. Es zeigt sich, dass bis auf den Rand des Anpassbereichs jede Impedanz doppelt abgedeckt wird (z. B. mit Pfeil markierter Punkt). Die Betriebsleistungsdämpfung dieser beiden Zustände ist aber nicht notwendigerweise gleich. An diesem Beispiel ist ebenfalls die nichtlineare Abhängigkeit der Phasenverschiebung von der Kapazität erkennbar. Dies manifestiert sich in der ungleichmäßigen Verteilung der Kreise. Von Abb. 4.53(b) bis (d) wurden jeweils die Kapazitätswerte verdoppelt. Die daraus resultierenden kürzeren Leitungsstücke ermöglichen eine geringere Betriebsleistungsdämpfung. Die Abb. 4.53(b) stellt gleichzeitig den unteren Grenzwert für einen zweistufigen Aufbau der Stichleitungen dar, da die Phasenverschiebung einer Stufe hier ca. 180° beträgt. Die Dämpfung des Kopplers wurde, wie in der vorherigen Abbildung, mit 0,16 dB berücksichtigt. Die Güte der Kondensatoren beträgt QC = 100. Wie sich unterschiedliche Kondensator-Güten auf die Einfügedämpfung auswirken, ist in Abb. 4.54 gezeigt. Wie schon bei den anderen Bildern wurde immer der für den jeweiligen Eingangsreflexionsfaktor optimale Zustand des Netzwerks gewählt. Dies bedeutet insbesondere, dass der Impedanz-Halbkreis aus Abb. 4.53(a) mit den jeweils geringeren Verlusten gewählt wurde. Es zeigt sich, dass das Reflexionsanpassnetzwerk bei einer Güte von QC = 100 das einzige der in dieser Arbeit gezeigten Netzwerke darstellt, bei dem der minimale Einfügegewinn die -0,5-dBMarke nicht überschreitet. Durch seinen nahezu zentrosymmetrischen Anpassbereich ist es für alle Quellimpedanzen gleichermaßen geeignet. 103 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j0.5 +j2.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 (a) (b) +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.2 −j5.0 −j0.5 −j2.0 5.0 0.0 +j5.0 2.0 +j0.2 1.0 ∞ +j2.0 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (c) (d) Abb. 4.53: Betriebsleistungsdämpfung AT für unterschiedliche KondensatorGrößen bei einer Kondensator-Güte von QC = 100: (a) Beispiel; (b) ωC1 = 25 mS; (c) ωC1 = 50 mS; (d) ωC1 = 100 mS 104 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.5 (b) +j1.0 +j1.0 +j0.5 −j0.5 −j5.0 1.0 0.0 5.0 +j5.0 0.5 ∞ +j2.0 +j0.2 0.2 5.0 2.0 −0.5 0 1 2 2.0 1.0 (a) 1.0 0.5 −j2.0 −j1.0 +j2.0 ∞ −j5.0 −j0.5 +j5.0 0.2 0 1 2 −j1.0 +j0.2 −j0.2 −0.5 −j0.2 −j2.0 +j0.5 0.0 0.0 +j5.0 5.0 −j5.0 1 2 +j0.2 2.0 0 −j0.2 ∞ +j2.0 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j0.5 0.2 +j0.5 −0.5 0 −j0.2 ∞ −j5.0 1 −j2.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (c) (d) Abb. 4.54: Einfügegewinn GI der Schaltung aus Abb. 4.53(d) für unterschiedliche Bauelement-Güten: (a) QC = 100; (b) QC = 75; (c) QC = 50; (d) QC = 25 105 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke Nichtlineares Verhalten Wie bei den anderen Topologien wurde auch beim Reflexionsanpassnetzwerk das nichtlineare Verhalten mit einer 2-Ton-HB-Simulation bei einer Eingangsleistung von 20 dBm überprüft. Für die Simulation wurde ein ideales, verlustloses Netzwerk mit ωC1 = 100 mS benutzt. Aufgrund der Annahme verlustloser Bauelemente und den daraus resultierenden großen Reflexionsfaktor-Beträgen konvergiert der Simulator am Rand des Anpassbereichs nicht mehr. Daher werden im Folgenden +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j5.0 −j0.2 −j2.0 −j0.5 5.0 2.0 0.0 +j5.0 1.0 ∞ +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 ∞ −j5.0 −j0.2 −j2.0 −j0.5 −j1.0 −j1.0 (a) (b) +j1.0 +j0.5 +j2.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 (c) Abb. 4.55: Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 bei einer Eingangsleistung von 20 dBm in Abhängigkeit vom Eingangsreflexionsfaktor und der Abstimmbarkeit der Kondensatoren: (a) τC = 0,7 bei 20 V; (b) τC = 0,7 bei 45 V; (c) τC = 0,7 bei 70 V 106 4 Grundlagen abstimmbarer Anpassnetzwerke +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.2 −j5.0 −j0.5 −j2.0 5.0 2.0 0.0 +j5.0 1.0 ∞ +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 4.56: Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 bei einer Eingangsleistung von 20 dBm in Abhängigkeit vom Eingangsreflexionsfaktor und einer Abstimmbarkeit τC = 0,7 bei 20 V: (a) Serienschaltung von fünf Kondensatoren fünffacher Größe; (b) Serienschaltung von zehn Kondensatoren zehnfacher Größe nur Impedanzpunkte untersucht, die einen Interceptpunkt 3. Ordnung größer als 20 dBm aufweisen. Die anderen Punkte werden als kleine schwarze Punkte gezeichnet. Der Vergleich zwischen unterschiedlichen maximalen Abstimmspannungen in Abb. 4.55 zeigt, dass sich das Reflexionsanpassnetzwerk relativ komplex verhält. Für eine leichtere Bewertung wurden IP3 -Werte größer 45 dBm mit etwas dickeren Punkten hervorgehoben. Es zeigt sich, dass sich das Netzwerk bei der Linearität ähnlich verhält wie bei der Betriebsleistungsdämpfung. Dort, wo hohe Spannungsamplituden an den Kondensatoren anliegen, kommt es zu den größten Verlusten und den stärksten Verzerrungen. Die Verteilung ist dabei nicht rotationssymmetrisch. Der IP3 nimmt vom Zentrum des Smith-Diagramms nach außen hin schnell ab. Erst bei sehr hohen maximalen Abstimmspannungen (Abb. 4.55(c)) kann ein nennenswerter Impedanzbereich mit hoher Linearität abgedeckt werden. Eine andere Möglichkeit, die Linearität zu erhöhen, ist die in Abb. 4.56 dargestellte Serienschaltung von Kondensatoren. Eine Serienschaltung von zehn Kondensatoren mit zehnfacher Größe würde einen sehr großen Impedanzbereich mit hoher Linearität versorgen (Abb. 4.56(b)). Die technische Realisierung dieser Reihenschaltung fällt beim Reflexionsanpassnetzwerk 4.3 Schaltungstopologien abstimmbarer Anpassnetzwerke 107 deutlich schwerer, da die benötigten Kapazitätswerte ca. 10- bis 20-fach größer sind als beim T-Anpassnetzwerk. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das in dieser Arbeit erstmals auf Basis ferroelektrischer Kondensatoren untersuchte und aufgebaute Reflexionsanpassnetzwerk eine interessante Alternative zu den bereits etablierten Strukturen darstellt. Es zeigt den größten Anpassbereich bei den kleinsten Verlusten. Inwieweit durch eine adäquate Dimensionierung ein Optimum zwischen Verlusten und Linearität gefunden werden kann, muss noch durch weiterführende Simulationen und Messungen untersucht werden. 5 Lineare und nichtlineare Charakterisierung Die in dieser Arbeit verwendeten Kondensatoren und Schaltungen wurden mit diversen Messgeräten und Messaufbauten charakterisiert. Dieses Kapitel stellt die verwendeten Methoden vor und diskutiert die zu erwartende Messgenauigkeit. 5.1 Messgenauigkeit In diesem Abschnitt werden die zu erwartenden Messgenauigkeiten von NetzwerkAnalysator- und Impedanz-Analysator-Messungen diskutiert. Die notwendigen Gleichungen zur Bestimmung der einzelnen Fehlerterme werden getrennt für Netzwerkund Impedanz-Analysator-Messungen angegeben. Auf eine ausführliche Herleitung der einzelnen Gleichungen wird jedoch verzichtet, da dies den Rahmen dieser Arbeit deutlich sprengen würde. Hierzu sei auf die entsprechende Metrologie-Fachliteratur verwiesen [2, 22, 33, 34]. 5.1.1 Messungen mit dem Netzwerk-Analysator Der vektorielle Netzwerk-Analysator oder kurz VNA ist eines der flexibelsten Messgeräte der Hochfrequenztechnik. Mit einem modernen VNA lassen sich nicht nur die Streuparameter eines linearen N-Tors bestimmen, sondern auch nichtlineare 2Ton-Messungen oder Zeitbereichsmessungen durchführen. Oberhalb von 3 GHz ist ein VNA das einzige sich zur Zeit am Markt befindliche Messgerät, mit dem sich Impedanzen messen lassen. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein VNA vom Typ ZVB 8 der Firma Rohde & Schwarz eingesetzt. Theoretisch werden durch eine vor der Messung durchgeführte Kalibrierung alle systematischen Messfehler kompensiert. In der Praxis ist dies aber nur bedingt möglich. Exemplarisch soll in den folgenden Betrachtungen die Güte Q eines 10pF-Kondensators bei einer Frequenz von f = 1 GHz bestimmt werden. Hierzu existieren prinzipiell die zwei in Abb. 5.1 skizzierten Möglichkeiten. Zunächst soll die in Abb. 5.1(a) dargestellte Reflexions-Messung betrachtet werden. Der Betrag und Winkel des Eingangsreflexionsfaktors S11 lässt sich durch die Güte Q und die 109 5.1 Messgenauigkeit C S21 C S11 S22 S11 S12 (a) (b) Abb. 5.1: Bestimmung der Kondensator-Güte in: (a) Reflexion; (b) Transmission normierte Suszeptanz b = ωCZ0 des Kondensators ausdrücken: v u u u 2 ub + u |S11 | = u u u t b2 + ∠S11 b 1− Q b 1+ Q !2 !2 ! (5.1) ! bQ bQ = arctan − arctan . b−Q b+Q (5.2) Der gemessene Reflexionsfaktor-Betrag |S11m | setzt sich aus dem eigentlichen Reflexionsfaktor-Betrag |S11 | und einem Fehlerterm EMr zusammen: |S11m | = |S11 | ± EMr . (5.3) Der Fehlerterm EMr setzt sich seinerseits wieder aus systematischen Fehlern Esys , zufällig verteilten Fehlern ER und Fehlern aufgrund von Drift und mangelnder Stabilität des Messgeräts ED zusammen [22]: EMr = Esys + q ER2 + ED2 . (5.4) Da ER und ED zufällige, normal verteilte, nicht miteinander korrelierte Größen darstellen, kann die Gesamtvarianz durch die Wurzel der Quadrate der Einzelvarianzen berechnet werden (engl. Root Sum Square RSS). Die systematischen Fehler können aus den effektiven1 Systemdaten Direktivität D, Quelltoranpassung MS , Reflexionsgleichlauf Tr und Anzeigelinearität A des VNA berechnet werden: Esys = D + (1 − Tr )|S11 | + A|S11 | + MS |S11 |2 . 1 Systemdaten nach der Kalibrierung. (5.5) 110 5 Lineare und nichtlineare Charakterisierung D −50 dB Tr MS −0,01 dB −46 dB A Nl −0,003 dB 2·10−5 Nh R 2,5·10−4 −70 dB Tab. 5.1: Parameter für die Fehlerrechnung Für Standard-Stecker werden die effektiven Systemdaten normalerweise im Datenblatt des VNA angegeben. Außerdem lassen sie sich relativ einfach durch Messungen bestimmen [34]. Für On-Wafer-Messungen finden sich jedoch seitens der Hersteller keine Angaben. Da eine messtechnische Bestimmung nur mit speziellen Kalibriersubstraten2 möglich wäre, wurden für die folgende Abschätzung typische Werte aus dem Datenblatt des verwendeten VNA hergenommen. Die zufälligen Fehler bilden die RSS-Summe der Fehler durch Rauschen EN , der Wiederholgenauigkeit der Kontaktierung EW und der Fehler durch Bewegung der Messkabel EC ER = EN = q q 2 EN2 + EW + EC2 mit (5.6) Nl2 + (Nh |S11 |)2 (5.7) q (5.9) EW = R + 2R|S11 | + R|S11 |2 EC = (5.8) C 2 + (2C|S11 |)2 + (C|S11 |2 )2 . Die Parameter Nl und Nh repräsentieren das hoch- und niederpegelige Rauschen des VNA. R ist die Wiederholgenauigkeit der Verbindung und C ist die KabelStabilität. Da es während einer On-Wafer-Messung bei gut fixierten Messkabeln zu keiner nennenswerten Bewegung kommt, wurde für die folgenden Betrachtungen der Term EC nicht berücksichtigt. Für alle anderen Parameter wurden die in Tab. 5.1 aufgelisteten Parameter benutzt. Mit dem Fehlerterm EMr für den ReflexionsfaktorBetrag lässt sich der Fehlerterm EPr für den Phasenfehler berechnen: ∠S11m = ∠S11 ± EPr mit EPr = arcsin ! EMr . |S11 | (5.10) (5.11) Beide Fehlerterme sind in Abb. 5.2 für eine Messung mit den in Tab. 5.1 gegebenen Daten abgebildet. Um den Einfluss der Fehlerterme auf die Bauelement-Güte Q zu bestimmen, muss zunächst mit den Beziehungen aus Gl. (5.1) und Gl. (5.2) der Reflexionsfaktor S11 2 Kommerziell sind keine Kalibriersubstrate verfügbar, die eine Leitung mit darauf folgendem Sumpf bzw. Kurzschluss beinhalten. 111 0.012 6 0.01 5 0.008 4 0.006 3 0.004 2 0.002 1 0 0.2 0.4 0.6 0.8 Reflexionsfaktor-Betrag |S11 | Fehlerterm EPr (◦ ) Fehlerterm EMr 5.1 Messgenauigkeit 0 1 Abb. 5.2: Messungenauigkeiten für den Betrag und die Phase von S11 bei einer Messung in Reflexion in Abhängigkeit von der Güte Q bestimmt werden. Dann werden die Fehlerterme zu dem idealen Messwert S11 addiert bzw. davon subtrahiert. Der größte mögliche Fehler in der Güte ergibt sich für S11M1,2 = (|S11 | ± EMr )ej∠S11 ±EPr 1 + S11M1,2 ZM1,2 = Z0 1 − S11M1,2 ℑ(ZM1,2 ) . QM1,2 = − ℜ(ZM1,2 ) (5.12) (5.13) (5.14) Das Ergebnis dieser Abschätzung in Abb. 5.3 zeigt deutlich, dass die Messungenauigkeit für VNA-Messungen in Reflexion für eine Güte-Bestimmung extrem groß ist. Die Ursache der Messungenauigkeit liegt in der bilinearen Transformation zwischen Reflexionsfaktor und Impedanz. Dieser nichtlineare Zusammenhang führt zu einer geringen Sensitivität bei sehr hohen Reflexionsfaktor-Beträgen. Für besser angepasste Messobjekte bzw. bei der direkten Messungen des Reflexionsfaktors ist die Messgenauigkeit jedoch ausreichend, wenn auf eine sorgfältige Kalibrierung geachtet wird. Eine weitere Methode, die Güte eines Kondensators zu bestimmen, ist, wie in Abb. 5.1(b) gezeigt, eine Messung der Transmission. Hierzu wird analog zur Reflexions-Messung zunächst der Reflexionsfaktor-Betrag |S11 |, der Transmissionsfaktor-Betrag |S21 | und die Phase des Transmissionsfaktors ∠S21 in Abhängigkeit 112 5 Lineare und nichtlineare Charakterisierung gemessene Güte QM 100 Q QM1 QM2 80 60 40 20 0 10 20 30 nominelle Güte Q 40 50 Abb. 5.3: Messungenauigkeiten für die Güte Q bei einer VNA-Messung in Reflexion der Güte B berechnet: Q |S11 | = q Q2 + 4b(b + Q + Q2 ) v u u |S21 | = 2bt ∠S21 (5.15) 1 + Q2 Q2 + 4b(b + Q + Q2 ) 2bQ = arctan(Q) − arctan 2b + Q (5.16) ! (5.17) Der gemessene Transmissionsfaktor-Betrag |S21m | setzt sich aus dem eigentlichen Transmissionsfaktor-Betrag |S21 | und einem Fehlerterm EMt zusammen |S21m | = |S21 | ± EMt . (5.18) Der Fehlerterm EMt setzt sich wie EMr in Gl. (5.4) aus systematischen Fehlern Esys , zufällig verteilten Fehlern ER und Fehlern aufgrund von Drift und mangelnder Stabilität ED zusammen: EMt = Esys + q ER2 + ED2 . (5.19) Die einzelnen Fehlerterme werden aus den effektiven Systemdaten Transmissionsgleichlauf Tr , Quell- und Lasttoranpassung MS , ML , Anzeigelinearität A, hoch- und niederpegeliges Rauschen Nh und Nl , Wiederholgenauigkeit R und Kabelstabilität 113 5.1 Messgenauigkeit Tt ML −0,01 dB −50 dB Tab. 5.2: Parameter für die Fehlerrechnung 2 2 10 Fehlerterm EMt 1 10 0 0 10 10 −1 10 −2 10 Fehlerterm EPt (◦ ) 10 −2 0 20 40 60 Reflexionsfaktor-Betrag |S21 | (dB) 10 80 Abb. 5.4: Messungenauigkeiten für den Betrag und die Phase von S21 bei einer Messung in Transmission C berechnet: Esys = (1 − Tt )|S21 | + A|S21 | + MS |S11 ||S21 | + ML |S22 ||S21 | ER = EN = q (5.20) 2 EN2 + EW + EC2 (5.21) Nl2 + (Nh |S21 |)2 (5.22) q q EW = |S21 | (R + R|S11 |)2 + (R + R|S22 |)2 (5.23) EC = |S21 | 2C 2 + (C|S11 |)2 + (C|S22 |)2 (5.24) q Der Fehlerterm für den Phasenfehler EPt ist dann ∠S21m = ∠S21 ± EPt mit EPt = arcsin ! EMt . |S21 | (5.25) (5.26) Beide Fehlerterme sind in Abb. 5.4 für eine Messung mit den in Tab. 5.1 und Tab. 5.2 gegebenen Daten abgebildet. 114 5 Lineare und nichtlineare Charakterisierung gemessene Güte QM 100 Q QM1 QM2 80 60 40 20 0 10 20 30 nominelle Güte Q 40 50 Abb. 5.5: Messungenauigkeiten für die Güte Q bei einer VNA-Messung in Transmission Um wie bei der Reflexions-Messung den Einfluss der Fehlerterme auf die Bauelement-Güte Q zu bestimmen, werden zunächst mit den Beziehungen Gl. (5.12) bis Gl. (5.14) der Reflexionsfaktor-Betrag |S11 | und der Transmissionsfaktor S21 in Abhängigkeit von der Güte Q bestimmt. Dann werden aus diesen Werten die Fehlerterme berechnet und zu dem idealen Messwert S21 addiert bzw. davon subtrahiert. Der größte mögliche Fehler in der Güte ergibt sich für S21M1,2 = (|S21 | ± EMt )ej∠S21 ±EPt 1 − S21M1,2 ZM1,2 = 2Z0 S21M1,2 ℑ(ZM1,2 ) . QM1,2 = − ℜ(ZM1,2 ) (5.27) (5.28) (5.29) Das Ergebnis dieser Abschätzung in Abb. 5.5 zeigt, dass die Messungenauigkeit der Güte bei der Transmissions-Messung ebenfalls extrem groß ist und diese Messungen somit nicht geeignet sind, um die Güte von Kondensatoren zu bestimmen. Für angepasste Messobjekte mit moderater Einfügedämpfung ist die Messgenauigkeit bei sorgfältiger Kalibrierung sehr gut. 5.1.2 Messungen mit dem Impedanz-Analysator Die Betrachtungen der Messungenauigkeit eines VNA hat gezeigt, dass dieses Messgerät ungeeignet für eine exakte Bestimmung von Kondensator-Güten ist. Eine deutlich bessere Messgenauigkeit zeigt ein Impedanz-Analysator oder kurz IA. Unter diesen von der Firma Agilent geprägten Begriff fällt eine ganze Gruppe von 115 5.1 Messgenauigkeit R Pin , ZS ZDUT Uv2 Uv1 Abb. 5.6: Vereinfachte Funktionsskizze eines RF-IV-Impedanz-Analysators Geräten mit unterschiedlichen Messverfahren [5]. Für Messungen im Frequenzbereich der Mobilkommunikation eignet sich nur das sogenannte RF-IV-Verfahren3 . Eine vereinfachte Skizze in Abb. 5.6 zeigt die Funktionsweise. Mit einem VektorVoltmeter wird direkt die Spannung Uv1 gemessen, die über der zu bestimmenden Impedanz ZDUT abfällt. Der Strom, der durch das Messobjekt fließt, ist proportional zu der über dem Widerstand R abfallenden Spannung Uv2 , die mit einem zweiten Vektor-Voltmeter erfasst wird. Ein verlustarmer Transformator mit Übertragungsverhältnis N erhöht die Dynamik. Die zu bestimmende Impedanz ist dann ZDUT = N 2 R Uv1 . Uv2 (5.30) Dadurch, dass direkt der Strom und die Spannung am Messobjekt bestimmt werden, ist es in einem sehr großen Impedanzbereich möglich, mit hoher Genauigkeit zu messen. Nachteilig ist, dass die obere und untere Grenzfrequenz des Übertragers den Frequenzbereich einschränken. Außerdem können nur 1-Tor-Messungen durchgeführt werden. Die Kondensator-Güte kann somit nur nach Abb. 5.1(a) in Reflexion bestimmt werden. Die relative Messunsicherheit setzt sich laut Datenblatt4 des Herstellers aus einem frequenzabhängigen Anteil Ea und einem impedanzabhängigen Anteil Eb zusammen [3]. Ea ist durch die Werte in Tab. 5.3 gegeben. Der Fehleranteil Eb kann mit 3 Zur Zeit ist nur ein Messgerät im Frequenzbereich von 10 MHz bis 3 GHz verfügbar (Agilent E4991A). 4 All die angegebenen Daten gelten für die verwendete Messsignalleistung von -10 dBm bei einer 8-fachen Messwert-Mittelung. 116 5 Lineare und nichtlineare Charakterisierung Ea Frequenzbereich 0,65 % 0,8 % 1,2 % 2,5 % 5% 1 MHz–100 MHz 100 MHz–500 MHz 500 MHz–1 GHz 1 GHz–1,8 GHz 1,8 GHz–3 GHz Tab. 5.3: Parameter Ea für die Fehlerrechnung der Normierungsimpedanz Zs und der Normierunsadmittanz Y0 berechnet werden: ! Zs + Y0 |ZDUT | ·100 % mit Eb = |ZDUT | ! f ·1 mΩ Zs = 13 + 2 MHz ! f ·1 µS. Y0 = 5 + 10 MHz (5.31) (5.32) (5.33) Die Summe der beiden Fehleranteile E = Ea + Eb ist der prozentuale Gesamtfehler der bei der Messung des Verlustfaktors tan δ auftritt. Umgerechnet für die GüteMessung ergibt sich Ea + Eb . (5.34) QM1,2 = Q ± Q 100 + Ea + Eb Die Grafik in Abb. 5.7 zeigt, dass sich mit einer IA-Messung eine wesentlich bessere Messgenauigkeit als mit der VNA-Messung erzielen lässt. Voraussetzung ist jedoch eine sorgfältig durchgeführte Kalibrierung. Dabei ist vor allem auf eine mittige Platzierung der Messspitzen auf dem Kalibriersubstrat zu achten [88]. Der unterschiedliche Übergangswiderstand von Messspitze zu Teststruktur und Messspitze zu Kalibriersubstrat ist mit ca. 50 mΩ bzw. 10 mΩ vernachlässigbar [15, 26]. Ein Bild des kompletten On-Wafer-IA-Messplatzes zeigt Abb. 5.8. Für die automatische Messung bei unterschiedlichen Abstimmspannungen wurde ein Steuerrechner benutzt. Die Messungen wurden bei einer konstanten Umgebungstemperatur von 21 °C durchgeführt. 5.2 Nichtlineare Messungen Mit den im vorherigen Kapitel vorgestellten Messgeräten lassen sich lineare 1- und 2-Tore sehr einfach und flexibel vermessen. Für nichtlineare Messobjekte sind sie 117 5.2 Nichtlineare Messungen gemessene Güte QM 100 Q QM1 QM2 80 60 40 20 0 10 20 30 nominelle Güte Q 40 50 Abb. 5.7: Messungenauigkeiten für die Güte Q bei einer IA-Messung 5 4 2 1 3 ➀ ➁ ➂ ➃ ➄ DUT Messspitze Semi-Rigid-Kabel Messkopf Analysator DUT Abb. 5.8: On-Wafer-Messplatz mit Impedanz-Analysator jedoch nur bedingt geeignet. Für eine nichtlineare Charakterisierung bei unterschiedlichen Impedanzen wird ein sogenanntes Load-Pull-System genutzt [29, 85]. Zweck eines Load-Pull-Systems ist, die reflektierte und transmittierte Leistung an einem Messobjekt bei beliebigen Last- und Quellimpedanzen zu messen. Das Messobjekt wird dabei typischerweise mit einer Eingangangsleistung betrieben, bei der ein nichtlineares Verhalten auftritt. Dieser Messaufbau kann zusätzlich mit einem 2-Ton-, ACLR- oder EVM-Messsystem ergänzt werden. Für die Charakterisierung der Anpassnetzwerke wurde ein vereinfachter Messplatz mit nur einem variablen Quell-Anpassnetzwerk oder Quell-Tuner aufgebaut. Ein Blockdiagramm ist in Abb. 5.9 gezeigt. Herzstück des Systems ist der Quell- 5 Lineare und nichtlineare Charakterisierung 118 P1 ,f1 P2 ,f2 G = 40 dB G = 40 dB IN 0 ISO -90 UDC1 UDC1 DUT 13 dB Quell-Tuner SA 20 dB PC PM GPIB Abb. 5.9: Blockschaltbild eines Messaufbaus für nichtlineare 2-Ton-Messungen mit variabler Quell-Impedanz 119 5.2 Nichtlineare Messungen 3 2 4 9 10 1 6 5 8 7 ➀ ➁ ➂ ➃ ➄ ➅ ➆ ➇ ➈ ➉ Generatoren DC-Quellen für PA Gesteuerte DC-Quellen Netzwerk-Analysator PAs+Hybrid-Koppler DUT Quell-Tuner Koppler+Leistungsmesser Steuerrechner Spektrum-Analysator Abb. 5.10: Messaufbau für nichtlineare 2-Ton-Messungen mit variabler QuellImpedanz Tuner, dessen Transformationsverhältnis reproduzierbar in einem großen Bereich eingestellt werden kann. Für die Messungen in dieser Arbeit wurde ein elektronischer Tuner vom Typ LP4004 der Firma Maury Microwave eingesetzt. Bei diesem Tuner handelt es sich um ein Reflexionsanpassnetzwerk. Die Phasenschieber bestehen aus mit je 25 Dioden beschalteten Leitungsstücken. Daraus ergeben sich 625 mögliche Impedanz-Punkte5 , die über ein Steuerprogramm eingestellt werden können. An diesen Source-Tuner sind zwei, über einen 90°-Hybrid gekoppelte Signalgeneratoren (Agilent ESG E4438C, R&S SMIQ 03B) angeschlosssen. Um die maximale Ausgangsleistung zu erhöhen, werden beide Generatoren mit je einem Leistungsverstärker (Hittite HMC-C013) verstärkt. Zwei als Isolatoren beschaltete Zirkulatoren verhindern eine Rückwärtsintermodulation der Verstärker aufgrund mangelhafter Isolation des Hybrids. Harmonische der Generatoren werden durch jeweils einen Tiefpassfilter unterdrückt. Um den Intermodulationsabstand und die Ausgangsleistung gleichzeitig zu messen, werden nach dem Messobjekt über einen 20-dB-Koppler ein Leistungsmesser (R&S NRP-Z91) und ein Spektrum-Analysator (R&S FSEB) angeschlossen. Durch ein 13-dB-Dämpfungsglied wird die Eingangsleistung in die Messgeräte reduziert. Die Abstimmspannungen werden über zwei programmierbare Gleichspannungsquellen zur Verfügung gestellt. Alle Quellen, Messgeräte und Tuner werden zentral von einem Messrechner gesteuert. Die möglichen Quell-Impedanzen für eine Messfrequenz von f = 850 MHz sind in Abb. 5.11 dargestellt. Der maximal mögliche Abstimmbereich beträgt |Γ|max ≈ 0,6. Der IP3 des kompletten Aufbaus betrug ca. 72 dBm. Ein Bild zeigt Abb. 5.10. Vor der ersten Messung müssen zunächst alle beteiligten Komponenten mit dem 5 In der Praxis stehen etwas weniger Punkte zur Verfügung, da die Punkte mit mehr als 6 dB Betriebsleistungsdämpfung aufgrund der Einschränkung der Dynamik nicht benutzt werden. Es bleiben bei einer Messfrequenz von 850 MHz noch 487 Punkte. 120 5 Lineare und nichtlineare Charakterisierung +j1.0 +j0.5 +j2.0 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 −j0.2 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 Abb. 5.11: Mögliche Quell-Impedanzen bei f = 850 MHz VNA charakterisiert werden. Sind für alle Komponenten die Streuparameter vom Messprogramm eingelesen, folgt die Leistungskalibrierung. Hierzu wird der Tuner in einen möglichst angepassten Zustand |Γ| ≈ 0 gesetzt und der Koppler mit Leistungsmesser über eine Durchverbindung direkt hinter dem Tuner angeschlossen. Danach durchlaufen beide Generatoren nacheinander den gewünschten Leistungsbereich und die gewonnenen Messwerte werden in einer Tabelle gespeichert. Für die eigentliche Messung wird die Durchverbindung durch das Messobjekt ersetzt. Da das Messobjekt eine auf einem Laminat-Substrat aufgebaute Schaltung darstellt, stimmt die Referenzebene des mit 3,5-mm-Konnektoren ausgestatteten Tuners nicht mit der des Messobjekts überein. Um dieses Stück Leiterplatte zu berücksichtigen, wurden mit Hilfe einer UOSM-Kalibrierung6 die Streuparameter des Substrats von der Steckerebene bis zu Beginn des Messobjekts bestimmt und mit den Streuparametern des Tuners kaskadiert. Für die Messung wurde ein Frequenzabstand von ∆f = 1 MHz bei einer Mittenfrequenz von f = 850 MHz gewählt. Der Intercept-Punkt 3. Ordnung IP3ℓ kann in logarithmischer Darstellung aller Größen ℓ einfach aus der Summe der Leistung eines Tons PTon und der Hälfte des Intermoℓ dulationsabstands IM berechnet werden: ℓ IP3ℓ = PTon + IM ℓ . 2 (5.35) Da die Messzeit für einen Leistungsdurchlauf relativ hoch ist, wurde nur bei einem Teil der möglichen Impedanzpunkte gemessen. 6 Das Unknown-Open-Short-Match Kalibrierverfahren erlaubt es ein 2-Tor mit unterschiedlichen Schnittstellen zu vermessen [25]. 6 Experimentelle Verifikation an Demonstratoren In diesem Kapitel wird anhand von vier Beispielschaltungen untersucht, inwieweit sich die in Kap. 4 untersuchten theoretischen Eigenschaften abstimmbarer Anpassnetztwerke auf reale Schaltungen übertragen lassen. Hierzu wurden die Topologien L-, Π-, T- und Reflexion-Typ diskret auf Soft-Substraten aufgebaut. Für die einzelnen Schaltungen standen eine Reihe von Dünnfilm-MIM-Testkondensatoren unterschiedlicher Größe zur Verfügung. Die Schaltungen wurden für den Frequenzbereich von f = 850 MHz dimensioniert. Dies ist ein für den zellulären Mobilfunk besonders interessanter Bereich, da hier Standards wie GSM, IS-95 (cdmaOne), IS-136 (D-AMPS), CDMA2000 und UMTS vertreten sind. Für Schaltungen oberhalb dieser Frequenz waren die verwendeten Kondensatoren aufgrund hoher Verluste nicht geeignet. Da die Dünnfilm-Testkondensatoren eine relativ hohe Abstimmbarkeit schon bei niedrigen Spannungen aufweisen (τC ≈ 0,7 bei UDC = 20 V), können die hier gezeigten Beispielschaltungen die hohen Linearitätsanforderungen moderner Kommunikationsstandards nicht erfüllen. Die in diesem Kapitel vorgestellten Simulationsund Messergebnisse zeigen dennoch, bis zu welchem Grad es mit den in Kap. 3 beschriebenen Modellen möglich ist, das Verhalten von abstimmbaren Anpassnetzwerken voherzusagen. 6.1 Aufbau- und Verbindungstechnik Die Aufbau- und Verbindungstechnik stellt einen wesentlichen limitierenden Faktor bei der Realisierung der untersuchten Schaltungskonzepte dar. Aufgrund der hohen Flexibilität und der niedrigen Kosten wurden die Schaltungen auf einem Softsubstrat in COB-Technik (engl. Chip On Board) aufgebaut. Hierzu wurde als Schaltungsträger ein 0,625 mm dickes PTFE-Keramik-Substrat (Rogers 3010) mit einer Permittivität von εr = 10,2 benutzt. Für eine bessere mechanische Stabilität und eine einfachere Befestigung der Konnektoren wurde das Substrat auf ein 1 mm dickes FR4-Substrat laminiert. Die relativ hohe Permittivität des Softsubstrats ermöglicht trotz der relativ niedrigen Frequenz kompakte Abmessungen der Schaltungen. Eine ca. 1 µm dicke galvanisch abgeschiedene Goldschicht über der ca. 40 µm dicken Kupferauflage ermöglicht die Montage der Kondensatoren mit einem Golddraht- 122 6 Experimentelle Verifikation an Demonstratoren bonder. Dabei werden die Kondensator-Chips mit Epoxid-Kleber in Ausfräsungen auf der Leiterplatte geklebt. Die Verbindung zwischen den Kondensator-Pads und den Leiterbahnen wird mit ca. 20 µm dicken Golddrähten in Ball-Wedge-Technik hergestellt. Für die Zuführung der Abstimmspannungen wurden SMD-Komponenten der Bauteilgröße 0402 eingesetzt, da einerseits die Einfüge-Verluste der Blockkondensatoren niedriger sind als bei 0201-Baugröße (ca. 0.01 dB) und andererseits die manuelle Bestückung deutlich leichter fällt. Wie die folgenden Abschnitte darlegen werden, zeigen die aufgebauten Schaltungen teils erheblich größere Betriebsleistungsdämpfungen, als die theoretischen Betrachtungen in Kap. 4 vermuten lassen. Der Grund für die höheren Verluste liegt teils in dem durch die vorgegebene Abstimmbarkeit und die beschränkte Auswahl an Kapazitätswerten suboptimalen Design der Anpassnetzwerke. Teilweise haben Simulationen gezeigt, dass auch die Bonddrähte einen sehr großen Einfluss auf die Verluste bei hohen Netzwerk-Güten zeigen. Da diese zusätzlichen Verluste das nichtlineare Verhalten der Schaltungen beeinflussen, war das Ziel, die Gesamtverluste so gering wie möglich zu halten. Dies wurde durch den Einsatz von Spulen der Mini Spring™-Air-Core-Inductors-Serie von Coilcraft erreicht. Diese Luft-Spulen weisen bei 850 MHz eine Güte von QL ≈ 200 auf. Diese sehr guten Werte werden jedoch durch eine relativ große Baugröße und eine hohe Induktivitäts-Toleranz von 5-10 % erkauft. Zusätzlich ist die Abstufung der Induktivitätswerte mit ca. 2.5 nH pro Windung sehr grob. Zum Vergleich aufgebaute Schaltungen mit kleineren 0402-Spulen einer Güte von QL ≈ 70 zeigten eine um ca. 1 dB größere Betriebsleistungsdämpfung. 6.2 L-Anpassnetzwerk Die theoretischen Betrachtungen in Abs. 4.3.1 haben gezeigt, dass L-Anpassnetzwerke einen im Vergleich zu anderen Topologien kleinen Abstimmbereich aufweisen. Diese Einschränkung und die Tatsache, dass sie die geringsten Verluste aufweisen, prädestinieren sie für den Einsatz als Leistungsverstärker-Anpassnetzwerk. Da die Effizienz und Linearität eines Leistungsverstärkers eine starke Abhängigkeit von der Eingangsimpedanz zeigen, ist hier ein abstimmbares Anpassnetzwerk doppelt von Nutzen [36, 58]. Die optimale Eingangsimpedanz ist zudem noch von der Eingangsleistung abhängig [51, 71]. Typischerweise bewegt sich die optimale Eingangsimpedanz nur im Bereich niedriger Impedanzen. Das Anpassnetzwerk ist wie in Abb. 4.10 aus Abs. 4.3.1 skizziert aufgebaut. Die grobe Dimensionierung und die Auswahl der Kondensatoren erfolgte zunächst auf der Basis einer linearen ADS-S-Parameter-Simulation mit den in Kap. 3 beschriebenen Kondensator-Modellen. Der Einfluss des Substrats und der Bonddrähte wurden hier noch vernachlässigt. Bei den Spulen und Kondensatoren wurden die 6.2 L-Anpassnetzwerk 123 Abb. 6.1: Demonstrator-Schaltung eines L-Anpassnetzwerks Modelle1 der jeweiligen Hersteller verwendet. Danach wurde ein Layout für die Schaltung erstellt und dieses mit einer Momentum-Kosimulation2 in die vorherige Simulation integriert. Um möglichst alle parasitären Effekte zu berücksichtigen, werden die Bond-Drähte durch das in ADS integrierte Modell der TU-Delft modelliert [61, 4]. Ein Bild der fertig aufgebauten Schaltung zeigt Abb. 6.1. Die Kapazitäten der beiden Kondensatoren betragen jeweils C1,2 = 8 pF. Die Induktivität der Spule beträgt L = 5 nH. Abb. 6.2(a) und (b) zeigen eine Gegenüberstellung der Simulations- und Messergebnisse für die Betriebsleistungsdämpfung AT . Die beiden Abstimmspannungen UDC1,2 wurden hierbei im Bereich zwischen UDC1,2 = 0 V bis UDC1,2 = 25 V in 0,25-V-Schritten variiert. Jeder Mess- bzw. Simulationswert ist durch einen Punkt dargestellt. Das Anpassnetzwerk deckt einen Impedanzbereich von 5,5 Ω bis 18,5 Ω ab. Mit zunehmender Impedanz verringert sich die Betriebsleistungsdämpfung von AT = 1,8 dB auf AT = 0,45 dB. Der Abstimmbereich der Simulation stimmt nur in horizontaler Richtung, also im durch C2 bestimmten Bereich, mit der Messung überein. Die vertikale Ausdehnung des Abstimmbereichs weicht stärker von der Simulation ab. Grund hierfür ist die hohe Sensibilität der effektiven Induktivität Leff gegenüber den Bauteiltoleranzen des Kondensators C1 und der Spule L. Bei der Betriebsleistungsdämpfung stimmen Simulation und Messung jedoch gut überein. Die Großsignal-Eigenschaften der Schaltung wurden mit dem im vorhergehenden Kapitel vorgestellten Source-Pull-Messplatz untersucht. Diese relativ aufwendige Messmethode ist notwendig, da die Großsignal-Eigenschaften des Netzwerks eine Funktion des Eingangsreflexionsfaktors bzw. der Abstimmspannungen sind. Um die Messzeit zu begrenzen, wurde an vier, in Abb. 6.3 dargestellten, repräsentativen 1 ADS-Design-Kits: Murata Components Library for Agilent ADS Version 2.2; Coilcraft CCI_RF_LIBRARY Version 1.0. 2 Momentum ist ein in die Design-Umgebung ADS integrierter 2,5D-Feldsimulator. 124 6 Experimentelle Verifikation an Demonstratoren +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.2 1 1.5 −j5.0 −j0.5 5.0 2.0 +j5.0 1.0 0.0 ∞ 0.5 +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 0.5 1 −j0.2 1.5 −j2.0 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 6.2: Betriebsleistungsdämpfung AT :(a) Simulation (b) Messung +j1.0 +j0.5 Γ3 −j0.2 5.0 2.0 Γ2 1.0 Γ1 +j5.0 0.5 0.2 +j0.2 0.0 +j2.0 Γ4 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 Abb. 6.3: Untersuchte Eingangsreflexionsfaktoren: Γ1 = −0,8; Γ2 = −0,5; Γ3 = 0,8 ∠145°; Γ4 = 0,8 ∠ − 145° Impedanzpunkten gemessen. Hierzu wurde zunächst ein Reflexionsfaktor-Zustand des Quell-Tuners gewählt, der dem gewünschten Impedanzwert am nächsten lag. Dann wurde aus den vorher durchgeführten Streuparameter-Messungen ein Impedanzpunkt bestimmt, der gleich der konjugiert komplexen Impedanz des Tuners ist. 125 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) 6.2 L-Anpassnetzwerk 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) 0 15 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (a) Eingangsreflexionsfaktor Γ1 0 15 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (b) Eingangsreflexionsfaktor Γ2 Abb. 6.4: Betriebsleistungsdämpfung AT und Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 in Abhängigkeit der Eingangsleistung PTon,in Zuletzt wurden die entsprechenden Abstimmspannungen an das Messobjekt angelegt und eine 2-Ton-Messung wurde durchgeführt. Die Simulationsergebnisse wurden mit einer HB-Simulation gewonnen. Analog zur Messung wurde zunächst aus den Daten der S-Parameter-Simulation die Abstimmspannungen für die gewünschten Eingangsimpedanzen bestimmt. In der darauf folgenden HB-Simulation3 wurde dann die Ausgangsimpedanz der 2-Ton-Quelle gleich der konjugiert komplexen Eingangsimpedanz des Anpassnetzwerks gesetzt und die Eingangsleistung wurde 3 Die Simulation wurde bis zur siebten Ordnung und bis zum vierten Mischprodukt durchgeführt. 126 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) 6 Experimentelle Verifikation an Demonstratoren 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) 15 0 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (c) Eingangsreflexionsfaktor Γ3 0 15 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (d) Eingangsreflexionsfaktor Γ4 Abb. 6.4: (Forts.) Betriebsleistungsdämpfung AT und Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 in Abhängigkeit der Eingangsleistung PTon,in im gewünschten Bereich durchlaufen. Die aus den Messwerten berechnete Betriebsleistungsdämpfung AT und der Interceptpunkt 3. Ordnung sind in Abb. 6.4(a) bis (d) abgebildet. Die Leistung eines einzelnen Tons variierte von 0 dBm bis 17 dBm. Größere Leistungen konnten nicht angelegt werden, da sonst die Kondensatoren zerstört worden wären. Die Ergebnisse finden sich in Abb. 6.4(a) bis (d). Die Betriebsleistungsdämpfung ist an einigen Punkten um ca. 1,5 dB größer als die simulierten Werte. Entsprechendes gilt für den Interceptpunkt. Hier treten Abweichungen von teilweise über 5 dB auf. Wie sich im Vergleich zu den folgenden Messungen zeigen wird, ist beim L- 6.3 Π-Anpassnetzwerk 127 Anpassnetzwerk die Diskrepanz zwischen Simulation und Messung am größten. Besonders auffällig ist die höhere Betriebsleistungsdämpfung der Großsignal-Messung gegenüber der Kleinsignal-Messung und der HB-Simulation. Dies kann nur teilweise mit der Messungenauigkeit der Source-Pull-Messung erklärt werden. Der Hauptgrund ist die hohe Sensitivität der Topologie gegenüber Bauteil-Toleranzen. Insgesamt gesehen zeigt das L-Anpassnetzwerk die höchste Linearität der in dieser Arbeit aufgebauten Netzwerke. Dennoch reicht die Linearität nicht aus, um als abstimmbares Anpassnetzwerk für einen Leistungsverstärker zu dienen. Hierzu müssten Kondensatoren mit einer höheren Abstimmspannung oder mehrere in Serie geschaltete Kondensatoren benutzt werden. 6.3 Π-Anpassnetzwerk Für den Entwurf und den Aufbau des Π-Anpassnetzwerks wurden die selben Werkzeuge und Techniken benutzt wie für das L-Anpassnetzwerk. Bei der Dimensionierung des Π-Anpassnetzwerks mussten jedoch einige Einschränkungen bezüglich der praktischen Realisierbarkeit in Kauf genommen werden. Eine Beschränkungen betraf die zur Verfügung stehenden Kapazitätswerte. Für ein ideales Netzwerk mit minimaler Güte würden bei f = 850 MHz Kondensatoren mit einer maximalen Kapazität von ca. 40 pF benötigt werden. Da ein Kondensator mit diesem Wert nicht vorhanden war, wurde der nächstmögliche Wert von 32 pF gewählt. Eine weitere Einschränkung bringt die moderate Güte der Kondensatoren und die zusätzlichen Verluste durch die Bonddrähte mit sich. Bei symmetrischer Bestückung (C1,max = C2,max ) würde der Abstimmbereich bei höheren Impedanzen stark eingeschränkt (s. Abb. 4.25 in Abs. 4.3.2). Für einen maximal großen, um Z0 zentrierten Abstimmbereich muss daher C2,max etwas größer als C1,max dimensioniert werden. Ein maximal großer Anpassbereich ergibt sich mit C1,max = 22 pF und C2,max = 32 pF und einer Spule mit L = 2,5 nH. Ein Bild der fertig aufgebauten Schaltung zeigt Abb. 6.5. Abb. 6.5: Demonstrator-Schaltung eines Π-Anpassnetzwerks 128 6 Experimentelle Verifikation an Demonstratoren +j1.0 +j1.0 +j2.0 1 3 45 2 −j0.2 −j5.0 −j2.0 5.0 1 −j0.2 3 −j0.5 2.0 0.0 +j5.0 1.0 ∞ +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 −j5.0 2 −j0.5 ∞ −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) +j1.0 +j0.5 +j2.0 1 2 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 3 45 −j0.2 ∞ −j5.0 −j2.0 −j0.5 −j1.0 (c) Abb. 6.6: Betriebsleistungsdämpfung AT : (a) Simulation mit Bonddrähten; (b) Simulation ohne Bonddrähte; (c) Messung Wie groß der Einfluss der Bonddrähte auf die Betriebsleistungsdämpfung ist, wird bei einem Vergleich zwischen einer Simulation mit Bonddrähten Abb. 6.6(a) und einer Simulation ohne Bonddrähte Abb. 6.6(b) deutlich. Für eine bessere Darstellung und um alle Anpassnetzwerke besser miteinander vergleichen zu können, wurden die Zustände mit einer größeren Betriebsleistungsdämpfung als 6 dB mit einem kleinen schwarzen Punkt gezeichnet. Es zeigt sich, dass die Bonddrähte die Betriebsleistungsdämpfung im Randbereich um ca. 2 dB erhöhen. Es ist somit zwingend erforderlich, entweder die Bonddrähte zu verkürzen (z. B. durch das WedgeWedge-Bondverfahren) oder die Kondensator-Chips in einem Flip-Chip-Verfahren 6.3 Π-Anpassnetzwerk 129 +j1.0 +j0.5 +j2.0 −j0.2 5.0 Γ2 +j5.0 2.0 Γ1 0.5 0.2 0.0 1.0 Γ4 +j0.2 Γ3 −j5.0 Γ5 −j0.5 ∞ −j2.0 −j1.0 Abb. 6.7: Untersuchte Eingangsreflexionsfaktoren: Γ1 = −0,55; Γ2 = 0; Γ3 = 0,55; Γ4 = 0,55 ∠90°; Γ5 = 0,55 ∠ − 90° zu montieren. Weiterhin zeigt der Vergleich zwischen Simulation Abb. 6.6(a) und Messung Abb. 6.6(c) eine sehr gute Übereinstimmung. Die geringe Diskrepanz zwischen Simulation und Messung setzt sich auch bei den Großsignal-Eigenschaften fort. Gemessen wurde, wie bereits beim L-Anpassnetzwerk beschrieben, mit dem 2-Ton-Source-Pull-Messplatz. Auch hier wurde die Simulation nur an einigen, in Abb. 6.7 gezeigten Punkten durch eine Messung verifiziert. Die Messergebnisse sind in den Abbildungen Abb. 6.8(a) bis (e) zusammengefasst. Lediglich an den Randpunkten Γ3 und Γ5 kommt es aufgrund höherer Verluste zu einer stärkeren Abweichung. Da bei der Π-Topologie nur eine relativ kleine Spannung über die Kondensatoren abfällt, konnte die Eingangsleistung PTon,in auf 25 dBm pro Ton erhöht werden. Nur beim Zustand Γ3 , der gleichzeitig der Punkt mit dem höchsten Spannungsabfall über C1 darstellt, führten Leistungen über 22 dBm zu einer Beschädigung des Messobjekts. Besonders auffällig ist das Ansteigen des Interceptpunkts 3. Ordnung bei höheren Leistungen. Dieses Verhalten, das auch durch die Simulation wiedergegeben wird, ist durch die destruktive Überlagerung von Intermodulationsprodukten zu erklären, die durch Nichtlinearitäten höherer Ordnung entstehen. Diese sogenannten „Sweet Spots“ treten auch bei anderen nichtlinearen Baugruppen wie Leistungsverstärkern auf [7, 20]. Die Auswertung der Messungen zeigt, dass das nichtlineare Verhalten des Π-Anpassnetzwerks über einen weiten Bereich durch Simulationen vorhergesagt werden kann. Trotz einer relativ hohen Linearität ist auch dieses Netzwerk nicht ausreichend linear, um so in einem Frontend eingesetzt werden zu können. Die schlechteste Linearität ergibt sich für hochohmige Impedanzen mit einem Interceptpunkt 130 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) 6 Experimentelle Verifikation an Demonstratoren 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) 15 0 0 5 10 15 20 25 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (a) Eingangsreflexionsfaktor Γ1 0 15 0 5 10 15 20 25 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (b) Eingangsreflexionsfaktor Γ2 Abb. 6.8: Betriebsleistungsdämpfung AT und Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 in Abhängigkeit der Eingangsleistung PTon,in von IP3 ≈ 20 dBm. Im Vergleich zu den im Folgenden beschriebenen T - und Reflexionsanpassnetzwerken zeigt das Π-Anpassnetzwerk das größte Potenzial um in einem abstimmbaren Frontend-Modul eingesetzt zu werden. Es vereint eine relativ hohe Linearität mit einem großen Abstimmbereich und einem einfachen platzsparenden Aufbau. Die im Vergleich zu einem T-Anpassnetzwerk relativ kleine Spule erleichtert zudem eine komplette Integration in einem LTCC-Modul. 131 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) 6.3 Π-Anpassnetzwerk 15 0 0 5 10 15 20 25 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) (c) Eingangsreflexionsfaktor Γ3 15 0 0 5 10 15 20 25 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) (d) Eingangsreflexionsfaktor Γ4 15 0 0 5 10 15 20 25 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (e) Eingangsreflexionsfaktor Γ5 Abb. 6.8: (Forts.) Betriebsleistungsdämpfung AT und Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 in Abhängigkeit der Eingangsleistung PTon,in 132 6 Experimentelle Verifikation an Demonstratoren 6.4 T-Anpassnetzwerk Aus Sicht der Kondensator-Technologie lässt sich das T-Netzwerk am einfachsten aufbauen, da die relativ niedrigen Kapazitätswerte gut mit nur geringer parasitärer Serieninduktivität hergestellt werden können. Das Anpassnetzwerk wurde, wie schon vorher beschrieben, zunächst mit Hilfe von ADS-Simulationen dimensioniert. Wie schon beim Π-Netzwerk zeigte sich, dass eine unsymmetrische Auswahl der Kondensatoren geeignet ist, um die durch Verluste verursachte einseitige Einschränkung des Anpassbereichs auszugleichen. Mit den Kapazitätswerten von C1,max = 2 pF und C2,max = 1 pF war es möglich, ein Netzwerk nahe der minimalen Güte aufzubauen. Die Induktivität wurde mit einem Stück Leitung und einer Spule mit L = 8 nH realisiert. Ein Bild der Schaltung zeigt Abb. 6.9. Da das Netzwerk nahe dem theoretischen Güte-Minimum dimensioniert werden konnte, zeigt der Vergleich von Simulation und Messung in Abb. 6.10 eine wesentlich kleinere Betriebsleistungsdämpfung als das Π-Anpassnetzwerk. Die maximale Betriebsleistungsdämpfung ist um mehr als 2 dB geringer als beim ΠAnpassnetzwerk mit gleichem Abstimmbereich. Da der Einfluss der Bonddrähte ebenfalls wesentlich kleiner ausfällt, wurde auf eine gesonderte Abbildung verzichtet. Die Großsignal-Messungen in Abb. 6.12(a) bis (e) bestätigen die erwartete schlechte Linearität des T-Anpassnetzwerks. Wie bei den anderen Netzwerken wurde eine 2-Ton-Messung an fünf in Abb. 6.11 abgebildeten Impedanzpunkten durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass das T-Anpassnetzwerk bis auf den Zustand Γ3 einen um mindestens 5 dB niedrigeren Interceptpunkt 3. Ordnung aufweist als das Π-Netzwerk. Mit der relativ schlechten Linearität geht eine nur moderate Leistungsverträglichkeit einher. Daher wurde in den Messungen die Ton-Leistung PTon,in auf maximal 17 dBm beschränkt. Auch das T-Netzwerk zeigt mit zunehmender Eingangsleistung an einigen Impedanzpunkten „Sweet Spots“. Im Vergleich zu allen Abb. 6.9: Demonstrator-Schaltung eines T-Anpassnetzwerks 133 6.4 T-Anpassnetzwerk +j1.0 +j1.0 +j2.0 3 2 −j0.2 −j0.5 5.0 1 3 2 −j5.0 2.0 0.0 ∞ 1 +j5.0 1.0 +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 −j0.2 −j2.0 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 6.10: Betriebsleistungsdämpfung AT : (a) Simulation; (b) Messung +j1.0 +j0.5 +j2.0 −j0.2 5.0 Γ2 +j5.0 2.0 Γ1 0.5 0.2 0.0 1.0 Γ4 +j0.2 Γ3 −j5.0 Γ5 −j0.5 ∞ −j2.0 −j1.0 Abb. 6.11: Untersuchte Eingangsreflexionsfaktoren: Γ1 = −0,55; Γ2 = 0; Γ3 = 0,55; Γ4 = 0,55 ∠90°; Γ5 = 0,55 ∠ − 90° anderen betrachteten Topologien zeigt das T-Anpassnetzwerk die beste Übereinstimmung zwischen Simulation und Messung. Die gezeigten Messergebnisse bestätigen das besonders starke nichtlineare Verhalten des T-Anpassnetzwerks. Ob der Einsatz dieser Topologie in Frontend-Modulen 134 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung GT (dB) 6 Experimentelle Verifikation an Demonstratoren 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung GT (dB) 15 0 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (a) Eingangsreflexionsfaktor Γ1 0 15 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (b) Eingangsreflexionsfaktor Γ2 Abb. 6.12: Betriebsleistungsdämpfung AT und Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 in Abhängigkeit der Eingangsleistung PTon,in möglich ist, hängt nicht zuletzt von der verwendeten Kondensator-Technologie ab. Besonders geeignet erscheinen Dickschicht-Interdigitalkondensatoren mit hochresistiven DC-Fingern [105, 80]. Die relativ kleinen Kapazitätswerte können mit dieser Technologie bei geringen Abstimmspannungen und dennoch hoher Linearität realisiert werden. Ein weiteres, besonders die Integration erschwerendes Problem ist die hohe Induktivität der Spule. Um hier eine hohe Güte zu erreichen, muss zumindest bei niedrigen Frequenzen auf diskrete Bauelemente zurückgegriffen werden. 135 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung GT (dB) 6.4 T-Anpassnetzwerk 15 0 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung GT (dB) (c) Eingangsreflexionsfaktor Γ3 15 0 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung GT (dB) (d) Eingangsreflexionsfaktor Γ4 15 0 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (e) Eingangsreflexionsfaktor Γ5 Abb. 6.12: (Forts.) Betriebsleistungsdämpfung AT und Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 in Abhängigkeit der Eingangsleistung PTon,in 136 6 Experimentelle Verifikation an Demonstratoren 6.5 Reflexionsanpassnetzwerk Die in Abb. 6.13 abgebildete Schaltung stellt das erste, auf Basis ferroelektrischer Varaktoren aufgebaute Reflexionsanpassnetzwerk dar. Es unterscheidet sich, wie in Abs. 4.3.4 beschrieben, in Aufbau und Funktionsweise grundsätzlich von allen vorher gezeigten Schaltungen. Durch die verwendeten Leitungselemente sind die geometrischen Abmessungen deutlich größer als bei den anderen Topologien. Um die Größe auf ein Mindestmaß zu reduzieren, wurde die Schaltung auf einem Rogers-3010-Substrat4 aufgebaut. Eine besonders große Fläche benötigt der gefaltete Branchline-Koppler. Dieser Kopplertyp wurde dennoch gewählt, da er sehr niedrige Verluste mit einer einfachen Fertigbarkeit verbindet. Kleinere Koppler, wie z. B. Koppler aus konzentrierten Bauelementen oder Lange-Koppler, haben entweder große Verluste oder stellen hohe Anforderungen an die Lithografie [18, 60]. Diesem hohen Platzbedarf der Schaltung steht jedoch der größte Abstimmbereich der hier vorgestellten Topologien gegenüber. Die Schaltung wurde mit 8-pF- und 16-pF-Kondensatoren aufgebaut. Simulations- und Messergebnisse der Betriebsleistungsdämpfung AT stehen sich in Abb. 6.14(a) und (b) gegenüber. Wie beim Π-Anpassnetzwerk wurden zugunsten der besseren Auflösung und Vergleichbarkeit der Schaltungen Betriebsleistungsdämpfungen größer als 6 dB nur mit kleinen schwarzen Punkten gezeichnet. Gerade beim Reflexionsanpassnetzwerk nehmen die Verluste zum Rand des An- Abb. 6.13: Demonstrator-Schaltung eines Reflexionsanpassnetzwerks 4 Mit εr = 10,2 hat dieses Soft-Substrat die höchste kommerziell erhältliche Permittivität. Im Falle einer LTCC-Integration stehen Materialien mit einer Permittivität von εr = 19 (K20) zur Verfügung [32]. 137 6.5 Reflexionsanpassnetzwerk +j1.0 +j1.0 +j2.0 −j0.2 −j5.0 −j0.5 5.0 2.0 0.0 ∞ +j5.0 1.0 +j0.2 0.5 5.0 2.0 1.0 0.5 0.0 +j5.0 0.2 +j0.2 +j2.0 +j0.5 0.2 +j0.5 −j0.2 −j2.0 ∞ −j5.0 −j0.5 −j2.0 −j1.0 −j1.0 (a) (b) Abb. 6.14: Betriebsleistungsdämpfung AT : (a) Simulation; (b) Messung +j1.0 +j0.5 +j2.0 1 −j0.2 2 5.0 Γ +j5.0 2.0 Γ 0.5 0.2 0.0 1.0 Γ4 +j0.2 Γ 3 −j5.0 Γ5 −j0.5 ∞ −j2.0 −j1.0 Abb. 6.15: Untersuchte Eingangsreflexionsfaktoren: Γ1 = −0,55; Γ2 = 0; Γ3 = 0,55; Γ4 = 0,55 ∠90°; Γ5 = 0,55 ∠ − 90° passbereichs stark zu. Es fällt auf, dass der Anpassbereich etwas aus dem Zentrum des Smith-Diagramms verschoben ist und in der Mitte eine Lücke aufweist. Obwohl der Koppler geometrisch exakt symmetrisch aufgebaut wurde, ist aufgrund des Kondensator-Chip-Layouts kein symmetrischer Anschluss der beiden Stichleitungs- 138 6 Experimentelle Verifikation an Demonstratoren Arme möglich. Dies bewirkt eine nicht ideale Amplituden- und Phasen-Balance des Kopplers, was wiederum die Lücke in der Mitte verursacht. 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) Die Großsignal-Messungen wurden an den gleichen Punkten wie beim Π- und T-Anpassnetzwerk durchgeführt (Abb. 6.15). Die in Abb. 6.16(a) bis (e) dargestellten Ergebnisse von Simulation und Messung zeigen gute Übereinstimmung. Einzig die Messergebnisse in Punkt Γ3 weichen stärker von den in der Simulation bestimmten Werten ab. Wie die theoretischen Betrachtungen in Abs. 4.3.4 gezeigt haben, ist das nichtlineare Verhalten des Reflexionsanpassnetzwerks relativ kom- 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) 0 15 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (a) Eingangsreflexionsfaktor Γ1 15 0 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (b) Eingangsreflexionsfaktor Γ2 Abb. 6.16: Betriebsleistungsdämpfung AT und Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 in Abhängigkeit der Eingangsleistung PTon,in 139 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) 6.5 Reflexionsanpassnetzwerk 0 15 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) (c) Eingangsreflexionsfaktor Γ3 15 0 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) 9 45 7.5 40 6 35 4.5 30 3 25 1.5 20 Interceptpunkt 3.Ord. IP3 (dBm) Betriebsleistungsdämpfung AT (dB) (d) Eingangsreflexionsfaktor Γ4 15 0 0 5 10 15 20 Eingangsleistung pro Ton PTon,in (dBm) (e) Eingangsreflexionsfaktor Γ5 Abb. 6.16: (Forts.) Betriebsleistungsdämpfung AT und Interceptpunkt 3. Ordnung IP3 in Abhängigkeit der Eingangsleistung PTon,in 140 6 Experimentelle Verifikation an Demonstratoren plex. Daher fällt eine genaue Bewertung schwer. Basierend auf den in dieser Arbeit aufgebauten Prototypen, kann die Linearität des Reflexion-Netzwerks zwischen Πund T-Anpassnetzwerk angesiedelt werden. Die Vorteile des Reflexionsanpassnetzwerks liegen in dem hohen Anpassbereich und den relativ niedrigen Verlusten. Der auf Leitungselementen basierende Aufbau empfiehlt sich besonders bei höheren Frequenzen. Für eine Verkleinerung und Integration des Netzwerks bieten sich mehrere Möglichkeiten an. Einerseits wäre eine komplette Integration auf einem BST-Dickschicht-Substrat denkbar. Die hohe Permittivität des BST könnte eine drastische Reduzierung des Platzbedarfs ermöglichen. Andererseits wäre es ebenfalls möglich, in einem LTCC-Multilagen-Aufbau mit dreidimensional gefalteten Leitungselementen die benötigten Abmessungen zu verringern. Eine Optimierung bezüglich der Verluste und des nichtlinearen Verhaltens wird sicher noch Gegenstand zukünftiger Arbeiten sein. 7 Ausblick In dieser Arbeit wurden unterschiedliche Netzwerk-Topologien auf ihre Tauglichkeit als abstimmbare Anpassnetzwerke untersucht. Es zeigte sich, dass L-Anpassnetzwerke nur für Anwendungsfälle mit kleinen Impedanzänderungen geeignet sind. Πund T-Anpassnetzwerke können hingegen auf Kosten höherer Verluste einen wesentlich größeren Impedanzbereich abdecken. Dabei stellte sich heraus, dass gerade Π-Anpassnetzwerke empfindlich auf parasitäre Bonddrahtinduktivitäten reagieren und eine Flip-Chip-Montage erfordern. Reflexionsanpassnetzwerke zeigten ihr Potenzial, wenn ein großer Abstimmbereich gefordert wird. Allen Schaltungen gemeinsam ist, dass sie nicht die Anforderungen heutiger und zukünftiger Mobilfunkstandards in Bezug auf Linearität und Leistungsverträglichkeit erfüllen. Darüber hinaus sind die Güten der BST-Kondensatoren gerade bei höheren Frequenzen noch nicht auf dem gewünschten Niveau. Aus diesen Ergebnissen ergibt sich ein breites Spektrum für zukünftige Arbeiten: Da es bis auf Weiteres nicht möglich scheint, höhere Abstimmspannungen kostengünstig und platzsparend zu erzeugen, bleibt nur die Serienschaltung sehr vieler Kondensatoren, um die Linearität bei gleichzeitig niedriger Abstimmspannung auf das geforderte Niveau zu erhöhen. Da bei einer Serienschaltung von n Kondensatoren die n-fache Kapazität für einen Einzelkondensator benötigt wird, muss in zukünftigen Arbeiten untersucht werden, wie solche Kondensator-Arrays mit sehr kleiner Serieninduktivität und hoher Güte realisiert werden können. Auch müssen Wege gefunden werden, die Kondensator-Güten durch Einsatz neuer Elektrodenmaterialien und Verbesserung der Prozesstechnologie weiter zu erhöhen. Gleichzeitig muss untersucht werden wie die Underfiller und Moldmassen bei Flip-ChipMontage die akustischen Eigenschaften der Kondensatoren beeinflussen. Darüber hinaus müssen Untersuchungen klären, ob die im Mobilfunk geforderte Zuverlässigkeit und Alterungsbeständigkeit erfüllt wird. Im Rahmen dieser Arbeit wurden nur abstimmbare Anpassnetzwerke bei einer festen Frequenz untersucht. Werden durch die oben beschriebenen Maßnahmen die Leistungsverträglichkeit und Linearität erhöht, können BST-Kondensatoren auch für frequenzagile Anpassnetzwerke in Leistungsverstärkern angewendet werden. Dabei müssen zunächst die technologischen Grenzen bezüglich Linearität und Frequenzbereich ausgelotet werden. Bis jetzt werden noch keine auf ferroelektrischen Kondensatoren basierenden Hochfrequenzbaugruppen im Mobilfunk eingesetzt. Diese Arbeit hat gezeigt, dass abstimmbare Anpassnetzwerke das Potenzial besitzen, die ersten Baugruppen mit 142 7 Ausblick dieser neuen Technologie in zukünftigen Frontend-Modulen zu sein. Falls dies gelingt, würde dies sicher dazu führen, dass die Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf diesem Gebiet intensiviert wird und schon bald andere Baugruppen wie abstimmbare Filter und Phasenschieber neue Wege und Möglichkeiten für zukünftige Radio-Module eröffnen. A Umrechnungen zwischen KC, τC und UCmax/2 τC = 1 − KC = UCmax/2 = 1 = 1 − κC KC 1 1 − τC (A.1) (A.2) 2Umax 2 − τC 2 arcosh sinh 3 2 − 2τC 1 !! τC = 1 − 2 2Umax 2 cosh arsinh 3 UCmax/2 (A.3) (A.4) B Impedanztransformation Ausgehend von der in Abb. 4.1(b) gezeigten Zusammenschaltung von Quelle, Anpassnetzwerk und Last folgt aus der Definition der Streuparameter b1 = S11 a1 + S12 a2 b2 = S21 a1 + S22 a2 (B.1) und der Reflexion an der Last ZL a2 = ΓL b2 . (B.2) Setzt man Gl. (B.2) in Gl. (B.1) ein ergibt sich b1 = S11 a1 + S12 ΓL b2 b2 = S21 a1 + S22 ΓL b2 ⇒ b2 (1 − S22 ΓL ) = S21 a1 . Aufgelöst kann der Eingangsreflexionsfaktor Γ′L = Γ′L = b1 a1 (B.3) (B.4) dargestellt werden als: S12 ΓL b2 S12 ΓL S21 b1 = S11 + = S11 + a1 a1 1 − S22 ΓL (B.5) B.5 lässt sich mit ∆S = S11 S22 − S12 S21 auch beschreiben als: Γ′L = S11 − ΓL ∆S 1 − S22 ΓL (B.6) Äquivalent dazu, lässt sich auch Γ′S herleiten: Γ′S = S22 + S22 − ΓS ∆S S12 ΓS S21 = . 1 − S11 ΓS 1 − S11 ΓS (B.7) C Eigenschaften verlustloser Zweitore Bei verlustlosen 2-Toren ist die Formmatrix P = 0 P = E − S ∗ S = 0. (C.1) |S11 |2 + |S21 |2 |S12 |2 + |S22 |2 ∗ ∗ S11 S12 + S21 S22 ∗ ∗ S12 S11 + S22 S21 (C.2) (C.3) (C.4) (C.5) Daraus folgen die Gleichungen: =1 =1 =0 =0 Aus Gl. (C.4) folgt ∗ ∗ S21 S22 = −S11 S12 (C.6) ∗ ∗ S11 S11 S22 + S21 S21 S22 = S22 (C.7) Wird Gl. (C.2) mit S22 multipliziert | {z } ∗ S −S11 12 und Gl. (C.6) eingesetzt ergibt sich die Bedingung ∗ (S11 S22 − S21 S12 ) S11 = S22 ⇒ ∆S = S22 . ∗ S11 (C.8) Der Betrag der Determinante von S ergibt sich aus ∆(S ∗ S) = ∆E = 1 ∗ (C.9) 2 ∗ ∆(S S) = ∆S ∆S = ∆S T ∆S = ∆S∆S = |∆S| = 1 ⇒ |∆S| = 1 (C.10) Unter Annahme der Reziprozität S12 = S21 (C.11) folgt aus Gl. (C.2) und Gl. (C.3) sofort |S11 | = |S22 |. (C.12) D Herleitung der Induktivität für Πund T-Anpassnetzwerke D.1 Π-Anpassnetzwerk Für eine einfachere Schreibweise soll gelten ωC2,max = B, ωL = X, GL = G und 1 − τC = κ (D.1) Gl. (4.40) ist dann (1 − XB)2 + (XG)2 (1 − κXB)2 + (XG)2 − 1 = 0 (D.2) Ausmultipliziert und nach Potenzen von X sortiert ergibt sich 0 = aΠ X 3 + bΠ X 2 + cΠ X + dΠ mit aΠ bΠ cΠ dΠ = κ2 B 4 + B 2 G2 + κ2 B 2 G2 + G4 = −2κ2 B 3 − 2κB 3 − 2BG2 − 2κBG2 = κ2 B 2 + 4κB 2 + B 2 + 2G2 = −2κB − 2B Durch Substitution mit U =X+ bΠ 3aΠ (D.3) (D.4) (D.5) (D.6) (D.7) (D.8) kann Gl. (D.3) auf die Form 0 = pΠ U 3 + U + qΠ mit 3a2Π pΠ = 3aΠ cΠ − b2Π 2b3 + 33 a2 dΠ − 32 aΠ bΠ cΠ qΠ = Π 3 2 Π 3 aΠ cΠ − 32 aΠ b2Π (D.9) (D.10) (D.11) gebracht werden. Ist die Diskriminante D > 0 existiert nur eine reelle Lösung D= 27qΠ2 4 + > 0. p3Π p2Π (D.12) 147 D.2 T-Anpassnetzwerk Da diese Bedingung für alle τC erfüllt ist, ergibt sich für X mit dem Ansatz aus [16] eine reelle Lösung s X= 4 1 qΠ q 3 sinh arsinh − 3 pΠ 3pΠ 3 2 Die Induktivität L ist dann L= − bΠ . 3aΠ X . ω (D.13) (D.14) D.2 T-Anpassnetzwerk Für eine einfachere Schreibweise soll gelten ωC2,max = B, ωL = X, ZL = R und 1 − τC = κ (D.15) Gl. (4.53) ist dann 1 1− XB 2 R + X 2 ! 1 1− κXB 2 R + X 2 ! − 1 = 0. (D.16) Ausmultipliziert ergibt dies 0 = aT X 3 + bT X 2 + cT X + dT mit aT = −2κ2 B 3 − 2κB 3 (D.17) (D.18) dT = κ2 B 4 R4 + B 2 R2 + κ2 B 2 R2 + 1. (D.21) bT = κ2 B 2 + 4κB 2 + B 2 + 2κ2 B 4 R2 cT = −2κ2 B 3 R2 − 2κB 3 R2 − 2B − 2κB (D.19) (D.20) pT und pT können analog zum Π-Anpassnetzwerk im vorherigen Abschnitt berechnet werden: 3a2T 3aT cT − b2T 2b3 + 33 a2 dT − 32 aT bT cT qT = T 3 2 T 3 aT cT − 32 aT b2T pT = (D.22) (D.23) Abkürzungen und Formelzeichen Abkürzungen ACLR Adjacent Channel Leakage Ratio ADS Advanced Design System BST Barium Strontium Titanat BVD Butterworth Van Dyke DUT Device Under Test EVM Error Vector Magnitude FBAR Film Bulk Acoustic Resonator GL Ginzburg Landau HB Harmonic Balance IA Impedanz-Analysator IF Intermediate Frequency LTCC Low Temperature Cofired Ceramic MEMS Mikro ElektroMechanische Systeme MIM Metal Insulator Metal MLC Multi Layer Capacitor PA Power Amplifier PDA Personal Digital Assistant SDD Sybolically Defined Device SLC Single Layer Capacitor SOS Silicon On Sapphire 149 Abkürzungen und Formelzeichen UOSM Unknown Open Short Match VCO Voltage Controlled Oscillator VNA Vektorieller Netzwerk-Analysator Formelzeichen α GL-Koeffizient Vm/As β GL-Koeffizient Vm5 /A3 s3 Γ Reflexionsfaktor γ GL-Koeffizient κC inverse absolute Abstimmbarkeit ω Kreisfrequenz s−1 σ Leitfähigkeit S/m tan δ Verlustwinkel τC relative Abstimmbarkeit ε Dielektrizitätskonstante As/Vm ϕ Winkel rad ̺ Dichte kg/m3 A Anzeigelinearität dB A Dämpfung dB C Curie-Konstante C Kapazität F D Direktivität dB d33 piezoelektrischer Koeffizient m/V d∗33 eff. piezoelektrischer Koeffizient m/V E Elektrische Feldstärke V/m E Fehlerterm Vm9 /A5 s5 150 Abkürzungen und Formelzeichen f Frequenz Hz G Gewinn dB G Leitwert S G freie Enthalpie J g33 elektrostriktiver Koeffizient m2 /V2 IM Intermodulationsabstand dB IP3 Interceptpunkt 3. Ordnung W, dBm K Kopplungskonstante KC absolute Abstimmbarkeit k33 elektromechanischer Kopplungskoeffizient L Induktivität H l Länge, Dicke m MS,L Quell-, Lasttoranpassung dB N Übertragungsverhältnis Nl,h nieder-, hochpegeliges Rauschen P Leistung W, dBm P Polarisation As/m2 p el.Dipolmoment Asm P AE Power Added Efficiency % Q Güte Q el. Ladung As r Abstand m Rx ohmscher Widerstand Ω s33 elastische Nachgiebigkeit m2 /N Sij Streuparameter 151 Abkürzungen und Formelzeichen T Temperatur K TC∗ obere Phasenumwandlungstemperatur K T0 Phasenübergangstemperatur K TC Curie-Temperatur K Tr,t Reflexions-, Transmissionsgleichlauf dB v Ausbreitungsgeschwindigkeit m/s Vu Volumen einer Einheitszelle m3 Y Admittanz S Z el. Impedanz Ω z normierte Impedanz Za ak. Impedanz kg/m2 s Literaturverzeichnis [1] Acikel, B. ; Taylor, T.R. ; Hansen, P.J. ; Speck, J.S. ; York, R.A.: A New High Performance Phase Shifter Using Bax Sr1−X TiO3 Thin Films. 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