IFRS 9 für Versicherungen - "Insurance goes Banking"

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International Financial Reporting Standards
Der 15. IFRS Kongress 2016 in Berlin
IFRS 9 für Versicherungen –
„Insurance goes Banking“
Dr. Roland Feldhoff
Generali Deutschland AG
Dr. Markus Horstkötter
Ernst & Young GmbH
Agenda
►
Deferral und Overlay-Approach im Vergleich
►
Herausforderungen für Versicherungen
►
Erfahrungsbericht aus Implementierungsprojekten
8./9. September 2016
15. IFRS Kongress 2016
Seite 2
Deferral und Overlay-Approach im Vergleich
Seite 3
IFRS 4 und IFRS 9
►
Bedenken der Versicherungswirtschaft
►
Erstanwendung des IFRS 9 zum 1. Januar 2018
►
Der neue Standard zur Bilanzierung von Versicherungsverträgen wird
voraussichtlich nicht vor Anfang 2017 veröffentlicht und findet voraussichtlich
keine Anwendung vor 2021
►
Hauptbedenken über die nicht im Einklang stehenden Zeitpunkte des
Inkrafttretens sind:
►
►
Bilanzierungsanomalien und Volatilitäten in der GuV
►
Zwei aufeinanderfolgende Änderungen bedeutender
Rechnungslegungsstandards innerhalb eines kurzen Zeitraums
►
Herausforderungen bei der Anwendung der Klassifizierungs- und
Bewertungsvorschriften des IFRS 9 vor der finalen Veröffentlichung und
Einführung des IFRS 4
Lösung des IASB: Verschiebung der Anwendung von IFRS 9
8./9. September 2016
15. IFRS Kongress 2016
Seite 4
Deferral und Overlay-Approach
Deferral-Approach
►
Verschiebung des Erstanwendungszeitpunkts von IFRS 9 für alle
finanziellen Vermögenswerte des Unternehmens unter folgenden
Voraussetzungen:
►
►
►
8./9. September 2016
Verträge im Anwendungsbereich des IFRS 4, sofern diese Tätigkeit für
das Unternehmen (reporting entity level) vorherrschend ist (predominant
activity)
Beurteilung des Kriteriums „predominant activity“ auf Basis des
Verhältnisses der aus Versicherungsverträgen stammenden BruttoVerpflichtungen und der gesamten Schulden des Unternehmens
► Schwellenwert ist > 90%
► Bei einem Schwellenwert zwischen 80% und 90% ist ein Nachweis
erforderlich, dass keine bedeutenden versicherungsfremde Aktivitäten
vorliegen
► Erstmalige Beurteilung basierend auf dem Berichtsstichtag zwischen
dem 1.4.2015 und 31.3.2016
Verpflichtende Erstanwendung des IFRS 9 bei verpflichtender
Erstanwendung des zukünftigen Standards für
Versicherungsverträge, spätestens aber zum 1. Januar 2021
15. IFRS Kongress 2016
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Deferral und Overlay-Approach
Overlay-Approach
Reaktionen der
Assekuranz
►
Auf Ebene der Berichtseinheit („Reporting Entity“)
►
Umgliederung von Bewertungseffekten aus der Bilanzierung von finanziellen
Vermögenswerten in das sonstige Ergebnis (OCI) bei Vorliegen bestimmter
Auswahlkriterien:
Finanzielle Vermögenswerte mit unmittelbaren Bezug zu Versicherungsverträgen
im Anwendungsbereich des IFRS 4
►
Finanzielle Vermögenswerte mit einer erfolgswirksamen Bewertung zum Fair Value
(FVPL) nach IFRS 9, sofern diese Vermögenswerte nach IAS 39 nicht vollständig
erfolgswirksam zum Fair Value zu bilanzieren waren
►
Verpflichtung zur Beendigung des „Overlay-Approach“ beim Übergang auf den
zukünftigen Standard für Versicherungsverträge
►
Umgliederung aller Salden in die Gewinnrücklagen bei freiwilliger oder verpflichtender
Beendigung des „Overlay-Approach“
►
Overlay-Approach:
►
►
8./9. September 2016
►
Zu komplex und kostenaufwendig (duales Reporting von finanziellen
Vermögenswerten)
Deferral-Approach:
►
Schwellenwert für „Predominance“-Kriterium erscheint zu hoch
►
Konsistenzprobleme – innerhalb der Berichtseinheit und innerhalb der
Versicherungsbranche
►
Angabevorschriften sollten nicht zu einem „Parallellauf“ führen
15. IFRS Kongress 2016
Seite 6
Deferral und Overlay-Approach
Auswirkungen auf Anhang, GuV und Bilanz
Deferral-Approach
►
►
►
Notes:
Quantitative/
qualitative
Angaben
8./9. September 2016
►
Die Tatsache, dass der DeferralApproach angewendet wird
Erläuterung, wie die Eignung über die
Anwendbarkeit festgestellt worden ist
Neubeurteilung der
Anwendungskriterien vor Anwendung
Wenn „Predominance-Ratio“ nicht
größer als 90% bzw. zwischen 80%
und 90% liegt
► Angabe aller Verbindlichkeiten,
die nicht in Beziehung zu
Versicherungsverträgen stehen
aber im Zähler berücksichtigt
worden sind
► Angabe von Informationen, die zur
Beurteilung herangezogen worden
sind
15. IFRS Kongress 2016
Overlay-Approach
►
►
►
►
Die Tatsache, dass der OverlayApproach angewendet wird
Angemessene Informationen über die
Ermittlung und Auswirkung der
Overlay-Anpassung
Angemessene Informationen über die
Ermittlung der betroffenen
Vermögenswerte
Erläuterungen zum Ausweis von
Vermögenswerten und damit in
Beziehung stehenden
Versicherungsverträgen, die von
unterschiedlichen Legal-Entities
gehalten/ausgegeben werden
Seite 7
Deferral und Overlay-Approach
Auswirkungen auf Anhang, GuV und Bilanz
Deferral-Approach
►
Notes:
Quantitative
Angaben
►
►
►
►
GuV/
Bilanz
8./9. September 2016
Zeitwerte sowie Zeitwertänderungen,
separat für:
► „SPPI“
► „Non-SPPI”
SPPI-Assets, die nicht zu
Handelszwecken und zum
beizulegenden Zeitwert bewertet sind
und keine „Low Credit Risk“-Assets sind
Beizulegende Zeitwerte
Nominalwerte
Ausweis mit einer angemessenen
Detailtiefe
keine
Overlay-Approach
►
Nominalwerte der betroffenen AssetKlassen
►
Ausweis von Overlay-Anpassungen in
der GuV in einer einzigen Zeile
Auswirkungen im OCI von anderen
Komponenten zu trennen
►
15. IFRS Kongress 2016
Seite 8
Deferral und Overlay-Approach
Interaktion IFRS 4 mit Deferral und Overlay-Approach
Inkrafttreten
FRS 4 Phase II
2019
2018
2020
2021
2022
Option 1: IFRS 9
Szenario 1: 2020
Option 2: IFRS 9 plus Overlay
Option 3: IFRS 9 Deferral
Option 1: IFRS 9
Szenario 2: 2021
Option 2: IFRS 9 plus Overlay
Option 3: IFRS 9 Deferral
Option 1: IFRS 9
Szenario 3: 2022
Option 2: IFRS 9 plus Overlay
Option 3: IFRS 9 Deferral
►
►
►
Overlay-Approach kann bis zum Inkrafttreten von IFRS 4 Phase II angewendet werden
Deferral-Approach kann für Berichtsperioden bis zum früheren der beiden Zeitpunkte (a) 2021 oder (b) zum Inkrafttreten von
IFRS 4 Phase II angewandt werden
Bis zum Inkrafttreten von IFRS 4 Phase II, kann vom Deferral-Approach zum Overlay-Approach gewechselt werden – aber
nicht umgekehrt
8./9. September 2016
15. IFRS Kongress 2016
Seite 9
Herausforderungen für Versicherungen
Seite 10
Herausforderungen für Versicherungen
Erhöhte
Dokumentationspflichten
Auswirkung auf die
Finanzberichterstattung
Validierung gewinnt
erheblich an Bedeutung
IFRS 9
Anforderungen
an die Aufbau- und
Ablauforganisation
Hohe Anforderungen an
interne Kontrollsysteme
IFRS 4
Solvency II
Datenverfügbarkeit
Input-Parameter, Methoden
und Ergebnisse im Fokus
8./9. September 2016
15. IFRS Kongress 2016
Implementierung von
Scoringverfahren und
Auswirkungen auf
Eigenmittelanforderungen
möglich
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Herausforderungen für Versicherungen
Im Vergleich zu Kreditinstituten
►
Versicherer verfügen im Vergleich zu Kreditinstituten i.d.R. über weniger
Erfahrungswerte, Daten und Systeme in Bezug auf bestimmte Schuldinstrumente, z.B.:
►
automatisierte Verhaltensscoringverfahren
►
aktualisierbare „Beleihungsausläufe“
►
Informationen zum Verschuldungsgrad von Schuldnern
►
Statistische Daten über die Korrelation zwischen verfügbaren Informationen und
Ausfallwahrscheinlichkeiten
►
Kreditinstitute verfügen i.d.R. bereits über etablierte regulatorische Rahmenbedingungen,
die als Ausgangsbasis für die Konzeption von IFRS 9-konformen Prozessen
herangezogen werden können
►
Erfassung einer Risikovorsorge beim erstmaligen Ansatz führt zur
Doppelberücksichtigung der 12 Monats-ECL
►
keine Kompatibilität zwischen SII und IFRS 9 (Ansatz und Risikovorsorge)
8./9. September 2016
15. IFRS Kongress 2016
Seite 12
Herausforderungen für Versicherungen
►
Zuordnung der jeweiligen Bilanzpositionen zu IFRS 9 und IFRS 4 bereits zum Zeitpunkt
der Implementierung von IFRS 9
►
Zusammenspiel des Business Model nach IFRS 9 mit IFRS 4
►
Auswirkung auf das ALM und die Finanzberichterstattung hierzu
►
Erläuterung der Überleitung von IFRS 9 zu Solvency II
►
Einführung LoT-Accounting
►
Durchführung einer vollständigen SPPI-Bestandsanalyse (u.a. strukturierte FI)
►
Datenverfügbarkeit für Impairment (Szenarioanalysen etc.)
►
Umgestaltung der gesamten IT-Landschaft
►
Implementierung sinnvoller und zulässiger Vereinfachung
8./9. September 2016
15. IFRS Kongress 2016
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Expected Credit Loss auf Portfolioebene
Grundkonzeption
Anwendungsbereich
► Finanzielle Vermögenswerte, die zu AC oder FVOCI bewertet werden, Unwiderrufliche Kreditzusagen und Finanzgarantien sowie
Leasingforderungen und Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
► Sonderregelung: Erworbene finanzielle Vermögenswerte mit hohem Disagio, das eingetretene (Kredit-)Verluste widerspiegelt
1
2
3
Risikovorsorge (LLP)
Risikovorsorge (LLP)
Risikovorsorge (LLP)
12-Monats-EL
Lifetime-EL
Lifetime-EL
Übergangskriterien
Wertminderungskriterien
Berechnungsbasis: Bruttobuchwert
(Gross Carrying Amount (GCA))
Berechnungsbasis: Bruttobuchwert
(Gross Carrying Amount (GCA))
Berechnungsbasis:
Nettobuchwert
(Amortised Cost (AC))
Zinsvereinnahmung
Zinsvereinnahmung
Zinsvereinnahmung
Veränderung der Kreditqualität ggü. Zugangszeitpunkt
8./9. September 2016
15. IFRS Kongress 2016
Seite 14
Expected Credit Loss auf Portfolioebene
Individuelle Beurteilung des Kreditrisikos
Für eine Beurteilung auf individueller Ebene
sprechen:
►
Verbesserung der
Risikocontrollingprozesse
►
Erhöhung der Qualität der
Risikobeurteilung
Versicherer verfügen im Vergleich zu
Kreditinstituten über weniger:
►
Implementierte Verfahren (Verhaltensscoring, aktualisierbare LTV etc.)
►
Daten (Verschuldungsgrad der
Schuldner etc.)
►
Akzeptanz der Schuldner beim Einsatz
neuer Instrumente
►
Hohe Kosten für Entwicklung und
Implementierung
►
Für bestimmte (Teil-) Portfolios praktisch
nicht umsetzbar
Alternative: Beurteilung auf Portfolioebene
8./9. September 2016
15. IFRS Kongress 2016
Seite 15
Expected Credit Loss auf Portfolioebene
Bottom-Up-Approach
►
Beurteilung des Kreditrisikos auf aggregierter Basis, wenn auf der Ebene des
Finanzinstruments:
► keine angemessene und belastbare Informationen vorliegen
► Beschaffung mit unverhältnismäßig hohen Kosten- oder Arbeitsaufwand
verbunden ist
►
Unter Berücksichtigung von:
► Informationen über den Zahlungsverzug
► Zukunftsbezogenen Daten
►
Gemeinsame Kreditrisikomerkmale erforderlich
Aggregation auf Basis gemeinsamer Kreditrisikomerkmale nicht möglich
Top-Down-Approach
8./9. September 2016
15. IFRS Kongress 2016
Seite 16
Expected Credit Loss auf Portfolioebene
Bottom-Up-Approach vs. Top-Down-Approach
Top-Down-Approach
Bottom-Up-Approach
Zukunftsorientierte
Information
Zinsanstieg 2%
Zukunftsorientierte
Information
Zinsanstieg 2%
LT-ECL
LT-ECL
LT-ECL
TeilPortfolio
1
TeilPortfolio
2
TeilPortfolio
3
TeilPortfolio
4
12
MonatsECL
12
MonatsECL
12
MonatsECL
12
MonatsECL
LT-ECL
Teil-Portfolio
A
12 Monats-ECL
Bildung von
Sub-Portfolios
Risikokreditmerkmale
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15. IFRS Kongress 2016
Seite 17
Expected Credit Loss auf Portfolioebene
Vor- und Nachteile
►
Vorteile einer Beurteilung auf
Portfolioebene:
►
►
►
►
►
Besseres Kosten-/ Nutzenverhältnis
für betroffene (Teil-) Portfolios als auf
individueller Ebene
Nachteile einer Beurteilung auf
Portfolioebene:
►
Kosten- und Arbeitsaufwand
►
Korrelation zwischen Daten/
zukunftsbezogenen Annahmen und
Ausfallwahrscheinlichkeiten müssen
dargelegt werden
Verbesserung von
►
Risikocontrollingprozessen
►
Qualität der Risikobeurteilung
Erfüllung der Pflicht zur Prüfung der
Änderung des Kreditrisikos
Praxisrelevanz für:
►
Policendarlehen, Hypothekendarlehen
►
Bestimmte Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen
8./9. September 2016
15. IFRS Kongress 2016
Seite 18
Erfahrungsbericht aus
Implementierungsprojekten
Seite 19
Erfahrungsbericht aus Implementierungsprojekten (1)
►
Deutsche IFRS-Anwender befinden sich in einer relativen kleinen Peergroup
►
Unterschiedliche Unternehmensstruktur
►
Unterschiedliche Interessenlagen
►
Unternehmensspezifische Lösungskonzepte
►
Unterschiedliche Interessenlagen der verschiedenen Stakeholder im Konzern (u.a.
abweichende Business Model)
►
Verständnis der Ziele des IASB und Wissenstransfer in die Fachbereiche als wesentliche
Herausforderung
►
►
Geringen historischen Ausfällen stehen unverhältnismäßig hohe Aufwände für die Ermittlung der
Risikovorsorge gegenüber
►
Ableitung von sinnvollen Vereinfachungsmöglichkeiten und Entwicklung von Lösungen,
insbesondere im Hinblick auf unwesentliche Portfolios
Aufbau von Datenhistorien und Verwendung von „Forward-Looking-Information“ zur
Beurteilung der Veränderung des Kreditrisikos sowie zur Ermittlung des ECL
►
Fehlende Informationen und Erfahrungen
8./9. September 2016
15. IFRS Kongress 2016
Seite 20
Erfahrungsbericht aus Implementierungsprojekten (2)
►
Einbeziehung mittelbarer IFRS 9-Auswirkungen in den Projekten
►
Anpassung von
►
Kapitalanlageprozessen
►
Accounting- und Reportingprozessen
►
Planungs- und Forecastprozessen
►
Multiledger (HGB, StB, SII, IFRS)
►
Prozessuale Verantwortlichkeiten hinsichtlich der SPPI-Prüfung und Zuordnung
►
Unterschiedlicher Entwicklungsgrad zwischen IFRS 4 und IFRS 9-Projekten
►
Unsicherheit über finalen IFRS 4 erschwert die holistische Anpassung der Prozesse und
Methoden
►
Abgrenzung der Bilanzpositionen im Scope von IFRS 4 und IFRS vor finalem IFRS 4 und
Meinungsbildung in der Branche
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15. IFRS Kongress 2016
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