Berliner Debatte Initial - philosophie.uni

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Berliner Debatte
Initial
1
15. Jg. 2004
Zeit der Paradoxien
Paradoxien
Honneth,
Hartmann
des Kapitalismus
Ortmann
Schmuddelkinder
der Logik
Borderline-Syndrom
Pollmann
und Spätmoderne
Kannetzky
Kollisionen
mit der Doxa
Lüthje
Rückkehr des
Fordismus?
Berliner Debatte Initial 15 (2004) 1
1
Zeit der Paradoxien
– Zusammengestellt von Hartwig Schmidt –
Editorial
2
Martin Hartmann, Axel Honneth
Paradoxien des Kapitalismus
4
Dirk Jörke
Begriffliche Verklärungen
„Paradoxien der Demokratie“
bei Eisenstadt, Mouffe und Warren
40
Arnd Pollmann
Erhöhter Grenzverkehr
Die Symbiose zwischen der Spätmoderne
und dem Borderline-Syndrom
28
Frank Kannetzky
Kollisionen mit der Doxa
Versuch über die Anwendbarkeit
eines beliebten Begriffs
46
Boy Lüthje
Kehrt der Fordismus zurück?
Globale Produktionsnetze und
Industriearbeit in der „New Economy“
Ol’ga Brednikova, Ol’ga Tkač
„Schmutziges“ Dorf und
„vermüllte“ Stadt
Günther Ortmann
Schmuddelkinder der Logik
Ronald Hartz, Thomas Steger
Strahlende Helden und böse Mächte…
Einblicke in den Wandel des deutschen
Corporate Governance-Diskurses
Hartmut Rosa
Wider die Unsichtbarmachung
einer „Schicksalsmacht“
Plädoyer für die Erneuerung
der Kapitalismuskritik
Steffen Dietzsch
Kants Streit der Fakultäten
und die Philosophische Fakultät der
Albertus-Universität zu Königsberg
Veit Friemert
Der Sinn des Rauschens
Martin Hohmanns volksnahe Rede
und ihr verkannter Gehalt
18
107
62
Konferenzbericht
74
Roman Kalex, Sven Thiermann
Bericht vom Kongreß
„Indeterminate! Kommunismus“
115
Besprechungen und Rezensionen
81
Thomas Gil:
Paradoxien des Handelns
Rezensiert von Hartwig Schmidt
119
Matthias Bohlender
Foucault 1970–1975:
Denken in Bewegung
121
Christel Gärtner, Detlef Pollack,
Monika Wohlrab-Sahr (Hg.):
Atheismus und
religiöse Indifferenz
Rezensiert von Olaf Briese
126
91
99
2
Berliner Debatte Initial 15 (2004) 1
Editorial
Auf den ersten Blick handelt es sich einfach um einen anschwellenden Wortgebrauch. Der Begriff „Paradoxien“ erfreut
sich wachsenden Zuspruchs. Auffälligerweise taucht er immer häufiger in Publikationen auf, die vordergründig soziale und
kulturelle Gegenstände verhandeln. Also
nicht dort, wo er traditionell beheimat ist:
in der theoretischen Philosophie, in der philosophischen und mathematischen Logik.
Vor allem soziologische, ökonomische,
politologische, kulturwissenschaftliche und
sozialphilosophische Untersuchungen stoßen heute zielsicher auf Paradoxien bzw.
auf das, was sie dafür halten. Was in unserer sozialen Welt Rang und Namen hat –
Modernismus, Demokratie, Globalisierung
usw. –, ist längst für paradox befunden
worden; sogar an Familienfeiern hat man
jüngst die nämliche Struktur ausgemacht
und ein „Paradox des Festes“ enthüllt.
Es fragt sich, was die „ParadoxienSchwemme“, wie das manche bereits nennen, näher besehen zu bedeuten hat. Handelt es sich bloß um einen modischen und
mithin inflationären Wortgebrauch, der
paradox nennt, was ehedem als Widerspruch, Konflikt oder Ambivalenz bezeichnet und dieserart auch treffend erfaßt wurde? Oder handelt es sich um das Bestreben,
unter dem eigentümlichen Terminus ebenso eigentümliche Phänomene auf den Begriff zu bringen? Wird gewissermaßen alter Wein in neuen Schläuchen feilgeboten,
oder hilft der reüssierende Begriff, etwas
zu erschließen, das, als Widerspruch, Ambivalenz oder Konflikt genommen, allzu
pauschal und vage, wenn nicht sogar falsch
gefaßt würde? Gewisse Anzeichen deuten
in beide Richtungen.
Giorgio Agambens „homo sacer“ zum
Beispiel, wo ein Paradox der Souveränität
behauptet wird: „Der Souverän steht zugleich außerhalb und innerhalb der Rechtsordnung“. Ein Satz, mit dem es gewiß seine Bewandtnis hat, aber man möchte meinen, ihn lediglich pointiert zu haben, wenn
man ihn wie folgt ausformuliert: „Der Souverän steht zugleich außerhalb und nicht
außerhalb (sondern innerhalb) der Rechtsordnung“. Und in dieser Fassung hat er offenkundig die Form einer Kontradiktion,
die schlicht als Widerspruch bezeichnet gehört. Die Rede von den Paradoxien macht
da nicht in eigentümlicher Weise Sinn.
Anders nimmt sich der Umgang mit dem
fraglichen Begriff aus, wo er ausdrücklich
oder stillschweigend bei der Differenzphilosophie anschließt. Dort steht zumindest im Hintergrund ein hehrer Anspruch.
Unter dem Titel „Paradoxien“ gelte es etwas zu thematisieren, das dem Widerspruch, zumal dem in der dialektischen
Tradition gemeinten, buchstäblich zuvorkommt – diese Aussicht hat seinerzeit das
Buch „Logik des Sinns“ von Gilles Deleuze
eröffnet. Ob die Verheißung eines Tieferen
in der Ausführung sich erfüllt, bleibt natürlich heute wie damals von Fall zu Fall zu
prüfen.
Editorial
Es gibt in der Tat Anzeichen dafür, die
zeitgenössische Lust aufs Paradoxe weder
pauschal verwerfen noch en bloc für bare
Münze nehmen zu können. Man muß sich
genauer vergewissern. In diesem Sinne versteht sich unser Thema „Zeit der Paradoxien“. Das Heft mag der Vergewisserung dienen. Sei es, daß Autoren, die den thematischen Begriff in ihren Forschungen systematisch verwenden, gebührend ausweisen,
mit welchem Recht sie das tun, inwiefern
sie damit etwas Eigentümliches auf den
Begriff bringen. Wie das Martin Hartmann
und Axel Honneth, Günther Ortmann und
Arnd Pollmann in ihren Beiträgen unternehmen. Sei es, daß ein Autor den von
Kollegen gepflegten Umgang mit dem
Reizwort kritisch prüft; was Dirk Jörke mit
der von Eisenstadt, Mouffe und Warren oft
bemühten Wendung „Paradoxien der Demokratie“ versucht, und analog der Rezensent von Thomas Gils Buch „Paradoxien
des Handelns“. Oder sei es, daß man sich
grundsätzlich der Anwendbarkeit des beliebten Begriffs aufs Soziale vergewissert;
wofür in unserer Sammlung ein Text von
Frank Kannetzky steht.
Über den Ertrag läßt sich vorab soviel
sagen: Es überwiegt die Neigung, unter Pa-
3
radoxien besondere Widersprüche zu verstehen. Versucht man sich nun bewußt zu
machen, worin ihre Besonderheit besteht,
und faßt man dazu die hier gegebenen mit
andernorts nachlesbaren Antworten zusammen, dann zeichnet sich eine Figur ab, die
weniger die urtümliche Bedeutung des altgriechischen Ausgangswortes als vielmehr
die seines lateinischen Ablegers „paradoxus“ erfüllt – die Bedeutung widersinnig. Widersprüche in der vertrackten Form
des Widersinns. Soziale und kulturelle Prozesse nehmen einen Verlauf, der ihren Sinn
in Widersinn verkehrt. Gerade die angestrengte Ausführung einer Funktion macht
diese Funktion unausführbar. Ausgerechnet das praktische Sinnen auf Werte zeugt
Unwerte. Als würde eine Antithese der
These nicht nur notwendig entgegenstehen,
sondern aus der These selbst folgen. Und
die Zeit der Paradoxien wäre sodann eine
des Widersinns oder eine, in der das Widersinnige sich der Wahrnehmung besonders durchdringend aufdrängt. Eine Zeit
also, die wohl schon länger währt, als der
neuere Diskurs über sie läuft.
Hartwig Schmidt
46
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Frank Kannetzky
Kollisionen mit der Doxa
Versuch über die Anwendbarkeit eines beliebten Begriffs1
Ich möchte im folgenden untersuchen, ob und
inwieweit der Gebrauch des Begriffs der Paradoxie in sozialen Kontexten überhaupt angemessen ist, ob dahinter mehr steckt als der inflationäre Gebrauch eines gut klingenden Modewortes. Anhand einiger Verwendungsweisen
der Wörter „paradox“ bzw. „Paradoxie“ werde
ich eine Begriffsbestimmung vorschlagen, den
Mechanismus der Paradoxienerzeugung sowie
die Struktur verschiedener Lösungsstrategien
diskutieren. Daran anschließend wird zu fragen sein, wie weit dieser Begriff des Paradoxen
trägt und welchen analytischen Gewinn er verspricht. Schließlich und letztlich, ob er eine
Anwendung nicht nur als Reflexionsbegriff,
sondern auch als Realbegriff zuläßt; mit anderen Worten: Ob nicht nur Paradoxien der Reflexion der sozialen Realität, sondern Paradoxien des Sozialen selbst möglich sind.
Beginn mit den Phänomenen
Der Begriff des Paradoxen, so wie er im Alltag
gebraucht wird, wenn er überhaupt gebraucht
wird, ist alles andere als klar bestimmt. Er steht
dann in attributiver Verwendung für das, was
merkwürdig, erstaunlich, abwegig, absurd oder
in anderer Weise ‚verrückt‘ ist. Das mögen
Dinge sein, die uns gelegentlich ärgern, etwa
die Zirkel des bürokratischen Beantragungswesens – berühmte Illustrationen finden sich in
Zuckmayers Der Hauptmann von Köpenick und
in Hellers Catch 22 (Titel in der DDR-Ausgabe: Der IKS-Haken) –, oder solche, die uns im
Grunde nicht berühren, allenfalls als Kuriosität: Das Goethedenkmal, das durch die Bäume
schillert, oder der Vater, der sein Kind unverwandt anschaut, oder auch irgend etwas Mathematisches mit Lügnern, die sich nicht selbst
rasieren. Für den Alltagsgebrauch ist „paradox“
anscheinend ein eher überflüssiges Wort, wel-
ches sich je nach Kontext ohne Verlust ersetzen
läßt. Das gilt häufig auch für seine Verwendung im Feuilleton. Wenn etwas dunkel, abstrus oder wirr daherkommt, hört man, es sei
paradox; etwa philosophische Sätze, die zu weit
vom Common sense entfernt sind oder ihm gar
widersprechen. Man spricht von paradoxem Gebaren, wenn einer mit etwas, das gemeinhin als
hohes Gut gilt, nichts anzufangen weiß, oder
vom Paradox eines Autors, wenn sich Werk
und Leben in einem gewissen Mißverhältnis
befinden (was nichts anderes ist als eine Konsequenz der stillschweigenden Annahme, beide müßten in irgendeinem Kongruenzverhältnis
stehen). In der Literatur wird häufig mit schwer
entschlüsselbaren Metaphern gespielt, was in
der Literaturkritik dann unter dem Titel „Paradoxie“ firmiert, wobei damit oft nur ein nicht
weiter deutbarer Rest gemeint ist. Manchmal
muß das Wort „paradox“ auch als Verlegenheitslösung herhalten, wenn es nicht angeraten
erscheint, geistige Ergüsse unverblümt
„Schwurbel“ zu nennen. Auch hier gilt, daß
„paradox“ jederzeit durch einen der genannten
Ausdrücke ersetzt werden kann. Das Paradoxe
verflüchtigt sich bei genauerem Hinsehen. Etwas Wesentliches findet sich aber auch in diesem ‚uneigentlichen‘ Gebrauch: Die Rede von
Merkwürdigkeiten, Kuriositäten, Dunklem, Abstrusem etc. hat nur im Kontrast mit einem Korpus fraglos geltender Gewißheiten Sinn. Paradoxien machen uns also auf Selbstverständliches aufmerksam.
Von diesem Hintergrund der uneigentlichen
Verwendung hebt sich das Paradox als rhetorische Figur ab. Es ist als selbstwidersprüchliche
Aussage geläufig, die als logische Provokation
die Aufmerksamkeit fesseln und das eingefahrene Denken aus seinen Gleisen heben soll („weniger ist mehr“, „wir sind zur Freiheit verurteilt“). Die Kurzform des rhetorischen Paradoxons ist das Oxymoron, das Nebeneinander-
Kollisionen mit der Doxa
stellen widersprechender Begriffe („dröhnende
Stille“, „rasender Stillstand“, „aggressive Passivität“, „freiwilliger Zwang“). Der Übergang
zur poetisch-metaphorischen, die wörtliche Bedeutung der Wörter verfremdenden Verwendung ist, wie die Beispiele zeigen, fließend. Es
wäre hanebüchen, solche Bilder nur als selbstwidersprüchlich und daher als unsinnig zu deuten. Vielmehr verweisen sie auf eine semantische Dimension ‚hinter‘ der wörtlichen Bedeutung, in welcher der vermeintliche Widerspruch
oft eine präzisere Beschreibung eines Sachverhaltes und seiner Spannungen erlaubt, als dies
ohne die formal-logisch anfechtbaren Sprachbilder möglich wäre. Paradoxien sind deshalb,
auch unabhängig von rhetorischen Zwecken,
ein wichtiges Mittel der Reflexion stillschweigender Überzeugungen, ihrer Voraussetzungen
und Schwierigkeiten, die sich der Darstellung
mittels geregelter Terminologien entziehen und
nur ex negativo, durch die Verletzung von
Üblichkeiten, überhaupt in den Blick geraten
können.
Das gilt nun auch für die Paradoxien im engeren, nicht rhetorischen Sinne, die sich oft nicht
als Mittel, sondern als Resultate der Reflexion
darstellen, die nicht erfunden, sondern entdeckt
werden wie eine neue Spezies oder, schlimmer
noch, ‚auftreten‘ wie eine unbekannte Krankheit. Daß sie dennoch Resultate der Reflexion
sind, zeigt sich daran, daß sie regelmäßig dann
zum Vorschein kommen, wenn Theorien und
Normen nur konsequent genug angewandt werden, etwa auf sich selbst oder jenseits der üblichen paradigmatischen Modelle, und dabei
Widersprüche ans Licht gebracht werden. Daß
diese überraschen, liegt an einem bestimmten
Verständnis, oder besser Mißverständnis, dessen, was Theorien sind und was man von ihnen
erwarten darf.
Bekannte Paradoxien sind Russells Paradox
( enthält sich die Menge aller Mengen, die sich
nicht selbst enthalten?), Zenons Bewegungsparadoxien (der ruhende Pfeil, Achill und die
Schildkröte), das Haufenparadox (welches beliebige Prädikate mit einem Vagheitsbereich auf
beliebige Gegenstände anwendbar und damit
zur Artikulation von Unterschieden unbrauchbar macht), Olbers’ Paradox der Newtonschen
Kosmologie (wenn das Weltall unendlich und
homogen ist, dann kann es nachts nicht dunkel
sein), die Dilemmata sozialen Handelns wie das
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Gefangenendilemma und das Freiwilligendilemma und viele andere mehr.2 Daß paradoxe
Widersprüche nicht notwendig explizit artikuliert werden müssen, zeigt sich an Bildern, die
uns in der Zweidimensionalität räumlich unmögliche Figuren vorführen (M.C. Escher) oder
an Welten, in denen grundlegende Gesetze etwa
des Raums und der Zeit oder der Wahrnehmung
aufgehoben sind (L. Carroll), oder an Definitionen, die Dinge durch Merkmale definieren,
die zunächst abwegig erscheinen oder eine unerwartete, unvertraute Sicht auf Bekanntes erzwingen („Kultur ist, was kulturell vererbt
wird“; oder D. Adams’ „Fliegen ist, sich zu
Boden werfen und daneben fallen“). Für die
folgenden Erörterungen will ich nur zwei Beispiele aus der Gruppe der ‚eigentlichen‘ Paradoxien etwas genauer darstellen:
1. Die Lügnerparadoxie ergibt sich aus der
Frage, ob der Satz „Ich lüge jetzt“, oder in einer
moderneren Version: „Dieser Satz ist falsch“,
wahr oder falsch ist. Angenommen er ist wahr,
dann muß zutreffen, was er besagt. Dies bedeutet aber, daß er falsch sein muß. Nimmt man
dagegen an, daß er falsch ist, dann kann nicht
zutreffen, was er besagt, er kann also nicht falsch
sein. Folglich muß er wahr sein. Aber kein Satz
kann zugleich wahr und falsch sein.
2. Das Gefangenendilemma thematisiert die
Frage, ob man, auch ohne mit einer Gegenleistung rechnen zu können, einen Gefallen tun
oder auch nur erwidern soll, oder noch allgemeiner: ob es klug ist, sich auf Kooperation
einzulassen und entsprechende Vorleistungen
zu erbringen. Das Gefangenendilemma steht
paradigmatisch für die Schwierigkeiten, die
entstehen, wenn für Handlungsentscheidungen
die Vorwegnahme der Entscheidungen anderer
Personen nötig ist, es steht letztlich also für die
Probleme des Handelns in sozialen Kontexten.
Da Handlungen und Entscheidungen als solche
frei sind, besteht mit Blick auf die Handlungsresultate prinzipielle Unsicherheit. Das Dilemma ergibt sich wie folgt: Zwei des gemeinschaftlichen bewaffneten Raubüberfalls Verdächtige
werden, jeder für sich, vom Staatsanwalt, der
gerichtsfest nur den unerlaubten Waffenbesitz
der beiden beweisen kann, vor folgende Alternative gestellt: Ein Jahr Gefängnis sind dir und
deinem Komplizen sicher, auch wenn ihr beide
schweigt, denn ich kann euch unerlaubten Waffenbesitz beweisen. Wenn du aber gegen dei-
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nen Mittäter aussagst, also aus der stillschweigenden Kooperation der Ganoven aussteigst,
dann wird die Kronzeugenregelung greifen und
du kommst frei. Der andere wird dann die volle
Strafe von zehn Jahren absitzen. Falls der Komplize aber auch aussagt, dann werdet ihr euch
gegenseitig belasten und müßt beide für fünf
Jahre ins Gefängnis. – Ist es unter diesen Bedingungen klüger zu schweigen, d.h. im Sinne
einer Bandenmoral zu kooperieren, oder auszusagen, d.h. aus der Bandenmoral zu defektieren? Vernünftigerweise werden beide schweigen, denn sie kommen dann mit einem Jahr
Gefängnis davon, was den fünf Jahren bei wechselseitiger Belastung entschieden vorzuziehen
ist. Wo liegt also das Problem? Falls der Komplize aussagt, dann ist es besser, ebenfalls auszusagen, denn damit vermeidet man die Höchststrafe von zehn Jahren. Das schlechteste Resultat für sich selbst kann man also nur ausschließen, indem man nicht kooperiert. Zugleich sichert man sich damit die Möglichkeit der Kronzeugenregelung, also freizukommen, falls der
andere kooperiert. Es ist also, unabhängig von
der Entscheidung des anderen, besser zu defektieren und auszusagen. Was ist daran dilemmatisch? Der andere wird zum gleichen Schluß
kommen und ebenfalls aussagen, womit beide
für fünf Jahre ins Gefängnis gehen müssen.
Würden beide schweigen, dann kämen sie mit
einem Jahr davon – womit man wieder beim
ersten Horn des Dilemmas ist.
Was ist eine Paradoxie?
Anhand des kurzen Überblicks über die verschiedenen Kontexte, in denen mehr oder minder zutreffend von Paradoxa gesprochen wird,
lassen sich nun einige Merkmale des Begriffs
des Paradoxen herausheben. Erstens sind Paradoxien, ganz im Sinne der Wortbedeutung,
Lehren, Aussagen, Prädikationen, Handlungsvorschriften etc., die „neben“ (para) der allgemein akzeptierten Meinung (doxa) stehen und
die deshalb widersinnig, sinnlos, absurd oder
einfach nur kurios erscheinen. Diese Kennzeichnung hebt einen wichtigen Punkt hervor, der
oft übersehen wird: Paradoxien setzen einen
epistemischen oder normativen Hintergrund
voraus, der als selbstverständlich geltend akzeptiert wird. Es gibt sie nur, wo es auch Ge-
Frank Kannetzky
meinplätze gibt, die bestimmte Erwartungen
rechtfertigen. Von der Verwaltung erwarten wir
gewöhnlich, daß ihre Verfahren transparent und
effektiv (d.h. abschließbar) sind, deshalb ärgern
uns bürokratische Zirkel. Eine gewisse Kongruenz zwischen Worten und Taten ist eine
pragmatische Präsumtion, ohne die unser Alltagsleben zusammenbrechen würde, und die
deshalb auch im Falle des Schriftstellers und
seiner Werke vorausgesetzt wird. Die rhetorische Figur des Paradoxons zieht ihre Wirkung
gerade daraus, geläufige Meinungen zu unterlaufen. Die Lügnerparadoxie gibt es nur vor
dem Hintergrund der Erwartung, daß logische
Schlüsse wahrheitserhaltend und beliebige indikative Sätze entweder wahr oder falsch sind.
Das Gefangenendilemma setzt nur elementare
Prinzipien jeder praktischen Rationalität voraus, etwa Schaden zu vermeiden und mögliche
Handlungsresultate gemäß den Zwecken des
Akteurs zu maximieren – nichts, was uns überrascht, wenn wir versuchen, Entscheidungen
und Handlungen zu verstehen.
Dieser Bezug auf Gemeinplätze und entsprechende Erwartungen hat Konsequenzen für den
Begriff der Paradoxie. Paradoxien sind subjektiv, so subjektiv wie allgemein geteilte Gewißheiten eben sein können, sie hängen davon
ab, was als trivial gilt oder mitunter nicht einmal als Annahme bewußt wird. Freilich variiert dies in Abhängigkeit vom allgemeinen
Kenntnisstand und sozialen Leitbildern bzw.
Normen, nicht zuletzt mit der Person und ihrem Bildungshintergrund. In diesem Sinne sind
Paradoxien historische Gebilde, die im nachhinein oft als Irrtümer und Kuriositäten belächelt werden (meist in den einleitenden Bemerkungen zur Geschichte einer Disziplin), obwohl
sie mitunter erst der Anlaß waren, die irrigen
Vorstellungen zu korrigieren. Dennoch heißt
subjektiv nicht individuell; eine Paradoxie ist
nicht die Enttäuschung von idiosynkratischen
Vorstellungen und Erwartungen. Als Individuen sind wir nicht frei in der Wahl unseres
epistemischen und normativen Hintergrundes,
er ist für uns so objektiv wie die Welt selbst.
Die „Freiheit des Begriffs“ ist eine gemeinschaftliche, keine individuelle Freiheit.3 Paradoxien sind in diesem Sinne objektiv; so objektiv wie die Ideen, die in einer Gemeinschaft
selbstverständlich akzeptiert werden. Aus diesem Grund können Paradoxien sowohl ‚Erfin-
Kollisionen mit der Doxa
dung‘ als auch ‚Entdeckung‘ sein, sowohl Mittel als auch Resultate der Reflexion dieser
Selbstverständlichkeiten; sie zeigen diese ex
negativo, durch das Auftreten von Widersprüchen auch dort, wo scheinbar alles schon begriffen ist.
Damit ist das zweite Merkmal von Paradoxien benannt: Sie sind ihrer logischen Form nach
Widersprüche bzw. lassen sich als solche darstellen. Im Falle der Lügnerparadoxie liegt dies
auf der Hand: Ein Satz behauptet seine eigene
Falschheit. Im Falle des Gefangenendilemmas
besteht auf der Objektebene ein Widerspruch
zwischen zwei gegensätzlichen Handlungsempfehlungen sowie auf der Metaebene der Reflexion einer zwischen der Erwartung, die Orientierung an Rationalitätsprinzipien führe zu optimalen Handlungsresultaten, und dem notwendig
suboptimalen Ergebnis der Anwendung dieser
Prinzipien. Allein der Begriff des Widerspruchs
bietet aber zu wenig Struktur, um den Begriff
der Paradoxie zu charakterisieren. Denn nicht
alle Widersprüche sind paradox, und erst recht
ist nicht jede absurde oder einfach falsche Behauptung schon deshalb paradox, weil sie allgemein geteilten Überzeugungen widerspricht. Als
Paradoxie kennzeichnet man vielmehr solche
Fälle, in denen aus ‚unverdächtigen‘ Voraussetzungen mittels verläßlicher Schlußverfahren
Aussagen gefolgert werden können, die entweder selbst unsinnig, absurd oder widersprüchlich sind oder die wenigstens einer der Voraussetzungen widersprechen. Paradoxien sind
der Form nach gute Argumente, die zu einem
Widerspruch führen. Läßt man sich auf die Prämissen ein, ist er unvermeidlich.
Die Korrektheit des Schlußverfahrens unterstellt, zeichnet sich ein gutes Argument prima
facie dadurch aus, daß seine Prämissen gute
Gründe sind, die Konklusion zu akzeptieren.
Gute Gründe sind nun aber nicht nur irgendwelche Aussagen, aus denen die fragliche Konklusion folgt, sondern letztlich allgemein anerkannte Urteile oder solche, die sich auf schon
anerkannte Urteile stützen – epistemisches bzw.
normatives Allgemeingut, kollektiv geteilte
Gewißheiten. Die Güte eines Grundes fällt also
zunächst mit der Allgemeinheit seiner Akzeptanz zusammen.4 Paradoxien sind demnach
Argumente bzw. deren Konklusionen, die allgemein akzeptierten Überzeugungen oder deren Folgerungen widersprechen, deren Prämis-
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sen aber ebenfalls allgemeine Überzeugungen
sind oder aus diesen folgen. Man könnte sagen,
daß in Paradoxien der ommon sense, den es auf
allen Gebieten menschlicher Tätigkeit gibt, auch
in den Wissenschaften, mit sich selbst kollidiert. Demnach ist nicht der Lügnersatz an sich
paradox, sondern er wird es erst durch die anscheinend unschuldige Frage, ob er nun wahr
oder falsch sei. Denn erst diese stellt ihn in den
argumentativen Rahmen der allgemein akzeptierten propositionalen Logik und entsprechender Wahrheitsbewertungen. Ganz ähnlich entsteht auch das Gefangenendilemma durch die
Frage, welcher der beiden Strategien man vernünftigerweise folgen sollte, womit schon unterstellt wird, daß Vernunft und individuelle
Handlungsrationalität zusammenfallen und daß
die Lösung folglich in einer Art Gewinnstrategie bestehen muß. Daran wird nun folgendes
sichtbar: Paradoxien beruhen oft auf verdeckten Prämissen, die als solche gar nicht sichtbar
werden können, sondern in der Beschreibung
eines Problems oder in der Art der Fragestellung stecken – etwa in der Überzeugung, daß
ein Argument oder ein Begründungsverfahren
nur mittels deduktiver Methoden richtig dargestellt werden kann, womit unterstellt wird, daß
die Logik universal anwendbar ist; oder in der
Beschreibung von Problemen praktischer Rationalität als Problemen der ‚richtigen‘ Strategiewahl. Auf diesen wichtigen Punkt werde ich
noch zurückkommen.
Paradoxien sind also gut begründete Aussagen, die in Widerspruch zu gemeinhin akzeptierten Urteilen stehen. Daran ist zunächst nichts
Beunruhigendes – im Gegenteil: Was weithin
anerkannt ist, muß noch lang nicht richtig sein.
Paradoxien wären dann nichts weiter als Falsifikationsinstanzen festsitzender Vorurteile und
Gemeinplätze, die sonst gar nicht aufgebrochen
werden könnten. Paradoxien führen solche
Vorurteile zum Selbstwiderspruch oder in Gegensatz zu anderen Grundgewißheiten und erzwingen so die Reflexion auch des Selbstverständlichen oder bringen es überhaupt erst zum
Vorschein. Hat man nur den epistemischen
Aspekt solcher (Vor-)Urteile und Gewißheiten
im Auge, dann scheinen Paradoxien unproblematisch zu sein, jedenfalls nicht problematischer als andere Falsifikationen. Betrachtet man
solche Gewißheiten aber unter dem praktischen
Aspekt der Orientierung des Denkens und Han-
50
delns, dann sind es gerade die Selbstverständlichkeiten und Gewißheiten, die dem Denken
und Handeln Halt geben. Gemeinplätze können daher nicht ohne Verlust an praktischer
Orientierung einfach aufgegeben werden, wie
bspw. das Axiom einer speziellen nichtklassischen Geometrie.5
Selbst wenn zunächst nur theoretische Modelle, etwa der Diskurs- und Handlungsrationalität, von Paradoxien betroffen sind, so
führt dies am Ende auch zu praktischen Orientierungsverlusten, weil Handlungsentscheidungen wesentlich davon abhängen, welches Bild
wir uns von der Handlungssituation machen und
welche Handlungsnormen wir akzeptieren. Ein
drittes Merkmal von Paradoxien ist demnach,
daß sie scheinbar nicht disponible Gewißheiten
und unhintergehbare Wahrheiten suspendieren.
Sie weisen uns auf Defekte grundlegender,
selbstverständlicher und alltagstauglicher (auch
normativer) Begriffsbildungen, Überzeugungen, Theorien und Orientierungen hin, die sich
im Rahmen dieser Überzeugungen nicht beheben lassen; sie decken Lücken und Fehler im
Verständnis verstanden geglaubter Annahmen
auf, indem sie zeigen, daß wir deren Konsequenzen (noch) nicht überblicken. Mehr noch:
Sie verwickeln die Vernunft in Selbstwidersprüche, weil es gerade diese Gewißheiten sind,
die unsere Wahrheiten (genauer: den Spielraum
dessen, was wir real überhaupt für möglich halten können) definieren und damit sinnvollen
Zweifel erst möglich machen. Sie führen damit
in epistemisch und praktisch ‚haltlose‘ Situationen, weil sie im Rahmen der zugrundeliegenden Annahmen nicht gelöst werden können
und sinnvolles Handeln nicht mehr möglich
erscheint. Aus diesem Grund können Paradoxien nicht einfach als Gedankenspiele abgetan
werden, vielmehr markieren sie die Punkte, an
denen die philosophische Reflexion der begrifflichen Grundlagen des Denkens und Handelns
unvermeidlich ist.
Mechanismus und Genealogie
des Paradoxen
Sind Paradoxien nun zufällige, je lokalen Unzulänglichkeiten geschuldete Randphänomene
des Denkens? Oder sind sie, wie Kant nahelegt,
letztlich mit dem Gebrauch spezieller formaler
Frank Kannetzky
Begriffe wie Bewegung, Teilbarkeit, Unendlichkeit, Kausalität oder, über Kant hinaus, auch
Wahrheit und Rationalität verbunden? Beiden
Vermutungen möchte ich widersprechen. Sie
unterstellen, daß Paradoxien entweder Ausnahmeerscheinungen sind oder daß sie zwar
grundlegende, aber doch klar abgrenzbare Bereiche theoretischer und praktischer Welterschließung betreffen. Aber Paradoxien sind
unvermeidliche und in diesem Sinne notwendige Begleiterscheinungen jedes diskursiven
Denkens, jeder begrifflichen Aneignung der
Welt und damit auch jedes zielgerichteten Handelns. Dies wird deutlich, wenn man den „Mechanismus“ betrachtet, der Paradoxien hervorbringt.
Paradoxien entstehen, wenn die Begriffe,
Urteile und Theorien eines schon verstandenen
Rede- bzw. Gegenstandsbereiches M (Modell)
verwendet werden, um einen unverstandenen
Gegenstandsbereich A (Abbild) begrifflich zu
gliedern. Im einfachsten Falle ist dies die Unterteilung des bislang ungegliederten Bereiches
mittels Begriffen aus M oder auch die Subsumtion von M und A unter einen gemeinsamen Oberbegriff. Damit wird eine Analogie
etabliert, A wird unter der Perspektive der Struktur M betrachtet, oder anders: Bekannte Strukturen M werden auf einen bislang unstrukturierten oder nicht in gleicher Weise geordneten Bereich A projiziert bzw. in A fortgesetzt
und gliedern diesen dadurch in einer Weise,
daß M und A gemäß bestimmter Zuordnungen
und Projektionsregeln strukturgleich werden –
sie haben dann teil an einer gemeinsamen Form
(vgl. Stekeler-Weithofer 1997).
Was ist der Witz an einem solchen Verfahren? Indem eine Darstellungsform etabliert
wird, aber auch, indem alternative Projektionen als unsinnig, unzweckmäßig etc. verworfen werden, wird der Abbildbereich A als ein
nun bestimmter Redebereich konstituiert, womit Verständnis und Orientierung in A überhaupt erst möglich werden. Mit einer solchen
Darstellungsform werden kategoriale Entscheidungen getroffen und Darstellungsnormen gesetzt, etwa von welchem Typ die Gegenstände
aus A sind, welche Identitätskriterien gelten,
wie substituiert werden darf, was sinnvolle
Aussagen und Fragen sind, was als Begründung
zählt etc. Im Falle des Lügnerparadoxes werden Sätze als Aussagen mit (genau) einem
Kollisionen mit der Doxa
Wahrheitswert betrachtet, auf welche die propositionale Logik anwendbar ist und bei denen
von anderen Dimensionen, bspw. von ihrer lyrischen Qualität, abstrahiert wird. Im Falle des
Gefangenendilemmas werden Handlungen als
Strategien individueller Präferenzmaximierung
betrachtet, womit sie als der ökonomischen Rationalität unterworfen gelten und Fragen z.B.
nach einem präferenzunabhängigen Eigenwert
von Handlungen unsinnig werden. Solche Projektionen stellen, relativ auf den Abbildbereich
A, synthetische Urteile a priori dar und legen
Präsuppositionen, Systematisierungen und
Sinnkriterien für Urteile in A fest. Damit werden Folgerungen und Vergleiche in A möglich,
durch die dann auch Erwartungen mit Blick auf
die Gegenstände von A gerechtfertigt sind. Paradoxien treten nun auf, wenn die analogischen
Strukturen Folgerungen zulassen, die, obwohl
sie in M adäquat sind, in A zu Überraschungen
und Widersprüchen, zu „Abweichungen von
den Normalfolgen“ (Stekeler-Weithofer) führen, d.h. wenn die Eigengesetzlichkeit von A
mit den aus M importierten Kategorien und
Präsuppositionen der Darstellungsform kollidiert. In M korrekte Folgerungen sind im Bereich A der Anwendung bzw. Projektion von M
dann nicht mehr zulässig, die Analogie trägt
die Folgerungen nicht mehr. Wird sie aufgrund
der durch die Projektion gesetzten, gegenstandskonstitutiven strukturellen Ähnlichkeiten zum
‚Wesen‘ des Abbildbereiches hypostasiert, dann
stehen wir vor einem Paradox: Die (aus M importierten) formalen Anwendungs- und Sinnbedingungen sowie Präsuppositionen von A, die
als materiale Aussagen über die Gegenstände
von A auftreten (etwa in Form von Definitionen), widersprechen materialen Aussagen über
Gegenstände aus A.
Das Lügnerparadox tritt auf, wenn Ausdrükke, die nach grammatischer Definition indikative Sätze darstellen, per se als semantisch wohlgeformte Aussagen betrachtet werden, d.h.
wenn, wie es für die Logik konstitutiv ist, unterstellt wird, jeder syntaktisch wohlgeformte
Satz stünde für ein wahrheitsfähiges Urteil.
Soziale Dilemmata wie das Gefangenendilemma resultieren aus der Übertragung des ZweckMittel-Modells der individuellen instrumentellen, herstellenden Handlung auf soziale Handlungen. Andere Personen kommen darin nicht
als Zweck, sondern nur als Mittel oder Bestand-
51
teil der Handlungssituation vor, d.h. im günstigen Fall als berechenbares Objekt, im ungünstigen Fall als eine Art Zufallsgenerator, nicht
aber als Subjekt. Daß es aber unsinnig ist, einem quasi naturgesetzlich bestimmten Objekt
kooperativen Vorschuß zu gewähren, müssen,
wie das Dilemma zeigt, die scheinbar vernünftigen Prinzipien rationalen Handelns notwendig ins Desaster führen. Es ist also gerade die
kategoriale (Fehl-)Entscheidung, soziales prinzipiell als instrumentelles Handeln zu deuten,
die in das Paradox führt. Ich denke nun, daß
derartige Kategorienfehler6 und die anschließende schematische Analogiebildung, welche
die Anwendungsbedingungen und die Grenzen
der Analogie aus dem Auge verliert und wichtige Unterschiede zwischen Modell und Abbild
vernachlässigt, auch bei anderen als den beiden Beispielparadoxien den grundlegenden Mechanismus des Paradoxen darstellen (vgl. auch
Kannetzky 2000, Kap. 6).
Läßt sich dieser Mechanismus nicht umgehen? Könnten wir ‚falsche‘ Analogien nicht
einfach aufgeben und den Umweg über inadäquate, potentiell paradoxienerzeugende Modelle und Darstellungsnormen vermeiden?
Nein. Erkennen ist immer auch Wiedererkennen, schon durch seine sprachliche Form. Wir
eignen uns begrifflich unerschlossenes Gebiet
an, indem wir Ähnlichkeiten mit Vertrautem
suchen, es unter geläufige Begriffe subsumieren, die Geltung allgemeiner Prinzipien (etwa
der Kausalität oder der Logik) unterstellen,
entsprechende Schlüsse ziehen, so gewonnene
Hypothesen prüfen, d.h. indem wir bekannte
Strukturen analogisch projizieren und uns damit auf die Geltung bestimmter synthetischer
Urteile a priori, d.h. auf bestimmte Darstellungsnormen für den Abbildbereich, festlegen und
dadurch die Mittel in der Hand haben, die Analogie auszubauen. Aber ob und wie weit die
Analogie trägt, ob ihre Unterscheidungen zu
grob sind oder ob nicht ganz allgemein unter
einen falschen Oberbegriff subsumiert wurde,
können wir erst feststellen, wenn der interessierende Gegenstandsbereich mittels der Analogie bereits so weit ausdifferenziert ist, daß
Normalitätsbedingungen und Substitutionsmöglichkeiten festgelegt und entsprechende,
nicht nur deduktive, Folgerungen möglich geworden sind. Solche Folgerungen erweitern den
Bereich der Analogie aber auch über den Be-
52
reich ihrer sinnvollen Verwendung hinaus,
wodurch zugleich die Möglichkeit paradoxer
Folgerungen besteht, die gerade die Grenzen
der Analogie markieren.
Wie strikt solche Folgerungen sind, mit welchen Abstraktionen und Idealisierungen sie
verbunden und wie systematisch und für welchen Gegenstandsbereich sie ausgearbeitet werden, ist eine Frage des Grades. Theorien werden darin regelmäßig weitergehen als das Alltagsverständnis, weshalb Paradoxien vor allem
die theoretische Erkenntnis betreffen. Das Prinzip bleibt aber das gleiche: die Überdehnung
von Modellvorstellungen, Analogien, Prinzipien über den Bereich ihrer sinnvollen, dem Gegenstand adäquaten, seine Eigengesetzlichkeit
respektierenden Verwendung hinaus. Mit der
heuristisch zunächst fruchtbaren Schematisierung der Projektion und der entsprechenden
strukturstiftenden Vereinseitigung der Perspektive geht aber zugleich eine, in gewisser Hinsicht systematische, Blindheit gegenüber wichtigen, oft kategorialen Unterschieden zwischen
Modell- und Abbildbereich einher. Paradoxien
sind demnach der Zwilling der systematischen,
prinzipiengeleiteten und begrifflichen Erkenntnis. Sie beruhen auf den gleichen Mechanismen wie diese und können daher überall auftreten, wo wir es mit Versuchen zu tun haben,
die Welt auf den Begriff zu bringen, auch und
gerade da, wo wir über sicheres Wissen oder
sichere Prinzipien zu verfügen glauben. Weder
sind sie bloße Irrtümer und Fehler, noch zeigen
sie grundsätzliche Unvollkommenheiten des Erkenntnisvermögens an. Vielmehr sind sie unvermeidliche Begleiter, aber zugleich ein Antrieb jedes systematischen Erkennens. Es sollte
jetzt auch klar sein, warum gerade die Wissenschaften immer wieder Paradoxien hervorbringen, und auch, warum Paradoxien die begriffliche Basis und die grundlegenden Orientierungen und Gewißheiten ganzer Disziplinen erschüttern können.
Für den Umgang mit Paradoxien lassen sich
nun zwei prinzipiell unterschiedliche Herangehensweisen festhalten (dazu ausführlicher
Kannetzky 2000, Kap. 5.6; Kannetzky 2002).
Zum einen Versuche, die Paradoxien als Widersprüche innerhalb des gegebenen begrifflichen bzw. kategorialen Rahmens zu lösen, was
bedeutet, mindestens eine Prämisse aufzugeben oder zu modifizieren, das Schlußverfahren
Frank Kannetzky
als inkorrekt auszuweisen oder aber die Konklusion des paradoxen Argumentes als wahr
anzuerkennen. Beispiele wären das ‚Verbot‘ der
Bildung des Lügnersatzes durch die Unterscheidung von Objekt- und Metasprache oder die
Einführung eines ‚Moralfaktors‘ im Gefangenendilemma, der die Präferenzen der Akteure verschiebt. Ich nenne diesen Typus des Umgangs mit Paradoxien technische Lösung oder
Vermeidungsstrategie. Aufgrund der logischen
Struktur des paradoxen Widerspruchs sind diese Strategien aber logisch gleichwertig, was
bedeutet, daß die durch das Paradox gestörte
Orientierung nicht wiederhergestellt wird. Denn
für welche der logisch möglichen Lösungen soll
man sich entscheiden? Das Paradox reproduziert sich damit auf der Ebene seiner Lösungen.
Ebenfalls problematisch sind Folgeparadoxien,
die an anderer Stelle auftreten können, weil technische Lösungen am paradoxienerzeugenden
begrifflichen Rahmen nichts verändern. Zum
anderen kann der begriffliche Rahmen, also die
Angemessenheit der analogischen Projektion
und der entsprechenden gegenstandskonstitutiven Urteile, d.h. der Darstellungsformen und
-normen selbst befragt werden. Ein paradigmatisches Beispiel ist Kants Herangehen an die
Vernunftantinomien. Dabei geht es um die Auflösung im Sinne des Verschwindens der Paradoxie. Im folgenden wird der Unterschied der beiden Herangehensweisen noch deutlich werden.
Paradoxien der Sozialwissenschaften
Es sollte nunmehr nicht verwundern, daß sozialwissenschaftliche Theorien, wie andere Theorien auch, von Paradoxien betroffen sind. Dies
gilt insbesondere, sofern sie Gebrauch von
Modellen machen, die entweder nicht aus den
Sozialwissenschaften selbst stammen oder einen Teil ihres Gegenstandes modellhaft für das
Ganze nehmen. Das im gegenwärtigen Mainstream der Sozialwissenschaften alles dominierende Verhaltensmodell beruht auf der Anwendung von Methoden der Ökonomie (ausführlich Kirchgässner 1991). Es wird in jüngerer
Zeit geradezu als die sozialwissenschaftliche
Methode schlechthin betrachtet und soll die
Sozialwissenschaften erst zu exakten Wissenschaften im eigentlichen, naturwissenschaftlichen Sinn machen, weil es, im Gegensatz zu
Kollisionen mit der Doxa
den Begriffsbildungen und Erklärungen der
‚normativen‘ Sozialwissenschaft – angeblich –
frei von metaphysischem Ballast ist.7 Problematisch daran ist, daß der Erklärungsrahmen
des ökonomischen Verhaltensmodells gerade
auf dem Gebiet in Paradoxien führt, welches
mittels ökonomischer Modelle sozialwissenschaftlich erklärt werden soll: in der Erklärung
sozialer Interaktion und gesellschaftlicher Beziehungen, nicht zuletzt des gemeinschaftlichen
und gemeinsamen Handelns, sowie kollektiver
Güter und Institutionen. Nach dem Vorangegangenem sind diese Paradoxien ein Indikator
grundlegender begrifflicher Konflikte aus der
Überdehnung der Methoden der Ökonomie, d.h.
ihrer Erhebung zur allein gültigen Darstellungsnorm aller Bereiche der sozialen Realität. Das
Gefangenendilemma und aandere soziale Dilemmata, letztlich auch Kants Freiheitsantinomie, stehen exemplarisch für diese Schwierigkeiten. Schwerwiegender ist aber, daß das ökonomische Verhaltensmodell und sein Akteur,
der rationale Egoist, die mit Aufklärung und
Moderne zu selbstverständlich geltenden Topoi
der Selbstbeschreibung des Menschen und seines Handels werden, damit auf alle Bereiche
der Lebenswelt übergreifen und diese formen.
Indem sie zu Grundorientierungen und Kriterien auch des sozialen Handelns (erklärt) werden, zur einzig relevanten Perspektive der
Fremd- und dann auch der Selbstbeurteilung,
bleiben sie nicht länger nur Beschreibungen,
die zu theorieintern unlösbaren paradoxen Widersprüchen führen. Vielmehr werden diese
Handlungsorientierungen zu konstitutiven Bestandteilen der Produktion und Reproduktion
von realen Gefangenendilemmasituationen mit
allen bereits am Modell sichtbaren ‚suboptimalen‘, genauer selbstzerstörerischen Konsequenzen mit Blick auf freie Kooperationen und
Gemeinschaften, öffentliche Güter und damit
auch die normativen (moralischen) und kulturellen Voraussetzungen des Marktes. Die aus
der Selbstbeschreibung als homo oeconomicus
resultierenden Handlungsorientierungen werden zu Konstituenten von vermeintlich unbegreiflichen und unlösbaren Realparadoxien des
Sozialen, die sich in scheinbar unausweichlichen Sachzwängen, in Pathologien des Rechts
und der Moral sowie in pragmatisch widersprüchlichen Handlungen zeigen und darüber
hinaus zugleich deren Lösung verhindern.
53
Warum eine zunächst eher marginal anmutende Paradoxie wie das Gefangenendilemma
ein zentrales Problem der am ökonomischen
Verhaltensmodell orientierten Sozialwissenschaft darstellt, wird klar, wenn man sich zweierlei vor Augen führt: Erstens folgt es unmittelbar aus den Grundannahmen des Modells.
Zweitens umfaßt seine systematische Reichweite nahezu alle sozialen Interaktionen. Denn
das Gefangenendilemma wirft unter den Prämissen des ökonomischen Verhaltensmodells
nichts Geringeres auf als das Problem der Kooperation, generell das der kollektiven bzw. arbeitsteiligen Handlungen, und damit auch das
Problem der Produktion und Erhaltung öffentlicher Güter und Institutionen qua Resultaten
kollektiven Handelns. Zur Illustration mögen
einige Beispiele genügen. Etwa befinden wir
uns in der Situation eines der Gefangenen, wenn
wir bei Ebay etwas ersteigern und Vorkasse
leisten müssen, ohne uns sicher sein zu können, daß wir die versprochene Ware jemals zu
Gesicht bekommen. Auch das sog. „Trittbrettfahren“ – die Partizipation an öffentlichen Gütern, ohne einen Beitrag dazu zu leisten – gehört hierher. Der Trittbrettfahrer profitiert von
der Existenz nicht-exklusiver öffentlicher Güter, d.h. von Gütern, zu denen er allein aufgrund der Mitgliedschaft in einer Gruppe Zugang hat – von der Infrastruktur über das allgemeine Niveau von Bildung und Wissenschaft,
die Geltung und Durchsetzung des Rechts und
den sozialen Frieden bis hin zu einer lebensfreundlichen Umwelt; und zwar profitiert er im
gleichen Maße wie derjenige, welcher seinen
Teil zur Bereitstellung und Reproduktion dieser Güter beiträgt. Die Kosten der öffentlichen
Güter erscheinen daher als zusätzliche Kosten,
denen man sich zu entziehen sucht – die Rahmenbedingungen individuellen Handelns werden als gegeben betrachtet, obwohl sie durch
massenhafte Defektion ruiniert werden. Dieser
Perspektive entspricht auf der Ebene von Wirtschaftssubjekten die betriebswirtschaftliche
Sichtweise, die für die Produktion ihrer Voraussetzungen – oder, wenn man so will: für die
Sinnbedingungen betriebswirtschaftlicher Rationalität, insbesondere die normativen und institutionellen Grundlagen ökonomischen Handelns – blind ist. Selbst wenn reale Akteure diese
mittelbaren Konsequenzen ihres Tuns überschauen mögen, sind sie, sofern sie ökonomisch
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rational agieren, zur Unempfindlichkeit gegenüber diesen gezwungen, so wie die Gefangenen zur Defektion.
Dieses Dilemma ist systematisch mit den
Grundannahmen des ökonomischen Verhaltensmodells verknüpft, mit dem Bild des Menschen als homo oeconomicus (vgl. zur Darstellung des Modells Kirchgässner 1991, Kap. 2).
Menschliches Handeln wird in diesem Modell
als rationale Entscheidung zwischen verschiedenen möglichen Handlungsstrategien bestimmt, wobei die Entscheidung als Abschätzung der Konsequenzen der Wahl einer Handlungsstrategie mit Blick auf die Präferenzen des
Akteurs modelliert wird. Rational ist eine Handlung dann, wenn sie von einer Entscheidung
getragen wird, welche die Risiken der Akteurs
minimiert und seine Präferenzen maximiert,
sprich: ihm nach Abzug der Kosten den größten Nutzen verspricht. Rationalität ist Zweckrationalität, wobei es letztlich nur ein Ziel gibt,
dem alle anderen möglichen Zwecke untergeordnet sind: Nutzenmaximierung gemäß der
Präferenzordnung des Akteurs. Dabei wird angenommen, daß nur Individuen Akteure sein
können, es gilt das „Eigennutzaxiom“, d.h. Individuen handeln ausschließlich nach ihren eigenen Präferenzen, die anderer Individuen sind
nur so weit relevant, als sie die eigenen Interessen betreffen. Sofern man unter Egoismus Rücksichtslosigkeit in der Verfolgung eigener Interessen versteht, ist der homo oeconomicus ein
rationaler Egoist, weder mißgünstig noch altruistisch, aber immer auf seinen Vorteil bedacht – andere Motive werden nicht zugelassen bzw. sollen durch den Begriff der Präferenzordnung abgedeckt werden. In Anknüpfung an
Max Webers Vorschlag, eine Handlung zu verstehen bedeute, ihren subjektiven Handlungssinn zu verstehen, wird intentionales Handeln
als präferenzgeleitetes, rationales Verhalten
aufgefaßt. Wir verstehen eine Handlung, wenn
wir verstehen, wie sie relativ zu gegebenen
Handlungsmöglichkeiten und -einschränkungen (etwa durch sanktionsbewehrte Regeln) die
Präferenzen des Individuums maximiert, und
wir verstehen Verhaltensänderungen aufgrund
der Veränderung der Handlungsmöglichkeiten.
Deren systematischer und damit theoretisch
erfaßbarer Zusammenhang wird durch individuelle Rationalität gestiftet, die daher in den
Sozialwissenschaften einen ähnlichen Status
Frank Kannetzky
einnimmt wie die Kausalität in den Naturwissenschaften: Beliebige soziale Phänomene,
etwa die Präferenzen und das Verhalten von
Gruppen, deren Institutionen, Konventionen
und Praxen sollen auf Basis dieses Handlungsbegriffs als Aggregationen individueller Handlungen und Entscheidungen erklärt und damit
auf diese zurückgeführt werden. (Paradigmatisch ist nach wie vor Lewis 1975.) Nur der
konkrete Mechanismus ihrer Aggregation zu
kollektiven Gebilden ist umstritten. Der Begriff
der individuellen Präferenz, das Rationalitätsprinzip und der methodologische Individualismus bilden demnach den begrifflichen Rahmen
der am ökonomischen Verhaltensmodell orientierten Sozialwissenschaften.
In diesem Rahmen muß nun auch die Kooperation als Basis und Bedingung der Möglichkeit kollektiver Einrichtungen erklärt werden können. Ein gängiges Erklärungsmuster
kooperativen Handelns unter den gegebenen
Prämissen ist der freie Tausch von Gütern oder
die wechselseitige Erbringung bestimmter Leistungen, die dann und nur dann zustande kommen, wenn sich jeder der Beteiligten einen
Vorteil davon verspricht. Sinngemäß wird dies
auch für die Produktion öffentlicher bzw. kollektiver Güter unterstellt: Sie werden dann produziert, wenn der individuelle Nutzen ihrer
Existenz die individuellen Aufwendungen für
ihre Produktion für eine hinreichend große
Anzahl von Gruppenmitgliedern übersteigt. Die
Handlungen der Individuen werden durch den
Tauschmechanismus so in Übereinstimmung
gebracht, daß für alle Beteiligten ein Optimum
an Präferenzerfüllung garantiert ist – die „unsichtbare Hand“ sorgt dafür, daß eines jeden
Jagd nach dem Glück zum Besten aller gereicht.
Aus diesem Grunde spielt der ideale Tauschmarkt im ökonomischen Verhaltensmodell eine
zentrale Rolle: Er ist das Vehikel der Sozialität
frei entscheidender, individuell präferenzmaximierender Akteure. Unter dieser Beschreibung erscheinen Kooperationsprobleme als
Koordinationsprobleme – womit das Prekäre
jeder Kooperation verfehlt wird.8 Denn der
Tausch ist keine bloße Koordinationsleistung,
bei der es keine Interessenkonflikte gibt. Sich
auf Kooperationen einzulassen bedeutet, Kosten zu übernehmen und Risiken einzugehen,
d.h. eigene Interessen wenigstens partiell zurückzustellen, ohne daß der Kooperationsbonus
Kollisionen mit der Doxa
und damit die Präferenzmaximierung sicher
oder dessen Wahrscheinlichkeit auch nur kalkulierbar wäre. Für den rechnenden Verstand
des homo oeconomicus ist Kooperation daher
irrational: Sind die anderen Teilnehmer rationale Egoisten, werden sie versuchen, ihren
Nutzen ohne Rücksicht auf die Interessen anderer zu maximieren, d.h. sie sind nicht kooperativ. Sind sie kooperativ, dann wird der rationale Egoist aus dem gleichen Grund versuchen,
sie auszunutzen – kooperieren wird er nicht.
Denn warum sollte der rationale Egoist die
Tauschobjekte nicht einfach rauben oder Leistungen erzwingen, wenn er die Macht dazu
hat? Was spricht aus seiner Sicht dagegen,
Konflikte durch Mord an Konkurrenten zu lösen? Warum sollte er einen Beitrag zu öffentlichen Gütern leisten, wenn er auch ohne die
Kosten der Kooperation daran partizipieren
kann? Das Gefangenendilemma illustriert nun
gerade diese allgemeine Struktur des Problems
freier Kooperation und seine Unlösbarkeit unter der Voraussetzung des homo oeconomicus.
Der bloße Appell an Regelkonformität, etwa
per Präferenzkritik und Aufforderung zum Altruismus, muß wirkungslos bleiben. Denn die
Aufrechterhaltung der normativen Voraussetzungen des Marktes liegt zwar im Interesse des
rationalen Egoisten, sie stellt selbst aber keine
individuelle Präferenz dar. Entsprechend werden dessen Normen unterlaufen, wenn es der
Präferenzmaximierung dient – der homo oeconomicus entzieht seinem Handeln die Grundlage, auch der ideale Tauschmarkt zerstört seine
Basis und führt tendenziell zum „Krieg aller
gegen alle“.9 Damit die Kooperation in Gang
kommt und Kollektivgüter bereitgestellt bzw.
nicht geplündert werden, bedarf es zusätzlicher,
außerökonomischer Anreize, welche die Präferenzstruktur aller ökonomischen Akteure systematisch und stabil verändern. Der homo
oeconomicus bedarf der Intervention des homo
politicus, welcher die normativen Rahmenbedingungen des Marktmechanismus garantiert
und die Kooperativität der Akteure erwartbar,
d.h. kalkulierbar macht, indem er deren Verletzung sanktioniert und damit die Kosten der
Defektion in untragbare Höhen treibt. Dies ist
im Grunde die Hobbessche Lösung des Dilemmas durch die Einführung von Staat und Recht,
welche die Bedingungen des Marktes, insbesondere die Einhaltung von Verträgen und das
55
Privateigentum, durch Sanktionsdrohung garantieren. Der Krieg aller gegen alle wird auf diese
Weise freilich nicht beendet, sondern nur zivilisiert. Denn das Wesen des Krieges „besteht
nicht in tatsächlichen Kampfhandlungen, sondern in der bekannten Bereitschaft dazu während der ganzen Zeit, in der man sich des Gegenteils nicht sicher sein kann“ (Hobbes 1651,
107) – und sicher sein kann man sich niemals,
weil der rationale Egoist nur durch ihm äußere,
kontingente Größen gebändigt wird, sich in
seinem Wesen aber gleich bleibt. Die Einsetzung des Leviathan ist daher eine bloß technische Lösung des Problems der Kooperation
unter rationalen Egoisten. Sie verschiebt die
individuellen Präferenzen durch politische Gewalt, aber sie löst den zugrundeliegenden Konflikt nicht. Zwar ist der Leviathan eine außerökonomische Bedingung (und Konsequenz) der
ökonomischen Rationalität, das Problem ist
aber, daß er sich, ganz analog zu anderen vorgefundenen Bedingungen, lückenlos in das
ökonomische Verhaltensmodell integrieren läßt
und damit etliche Folgeprobleme hervorbringt.
Der Leviathan ist selbst ein fragiles Gebilde,
das von mehreren Seiten bedroht wird.
Erstens unterläuft der rationale Egoist die
Gesetze und vermeidet die aus seiner Perspektive zusätzlichen Kosten öffentlicher Güter
immer dann, wenn er keine Sanktionen zu befürchten hat, d.h. wo es Regelungslücken gibt
oder aber bestehende Gesetze nicht ausnahmslos durchgesetzt werden – die Defektion wird
in andere Bahnen gelenkt, aber nicht verhindert. Der rationale Egoist weiß sich den Umständen systematisch anzupassen – erlaubt ist
alles, was nicht explizit verboten ist bzw. was
nicht effektiv sanktioniert wird – und findet neue
Wege seiner Präferenzmaximierung: legale
Halsabschneiderei, Steuerflucht, Subventionserpressung, Schwarzarbeit etc. mögen als Stichworte genügen. Um dies zu verhindern, tendiert der Leviathan zur Ausweitung seiner Befugnisse und der Reichweite seiner Regeln, er
ist daher tendenziell totalitär und neigt zu pathologischen Formen, zu Extremen der Verschiebung oder Manipulation der individuellen
Präferenzen, wie sie idealtypisch in den Dystopien von Orwell (1984) und Huxley (Schöne Neue Welt) entwickelt und in Schlagworten
wie „repressiver oder Überwachungsstaat“ oder
„politische Manipulation“ artikuliert werden.
56
Zweitens existiert der Leviathan nur in seinen Institutionen und deren Repräsentanten.
Letztere agieren nach den Prämissen des ökonomischen Verhaltensmodells aber ebenfalls als
individuelle Präferenzmaximierer, die wiederum durch Sanktionsdrohung oder zusätzliche
Anreize dazu gebracht werden müssen, die
staatliche Organisation aufrechtzuerhalten und
die Rahmenbedingungen des freien Austauschs
zu garantieren (vgl. Olson 1992). Da es nach
dem Modell aber um abstrakte Nutzenmaximierung geht, gibt es immer die Möglichkeit stärkerer Anreize. Dienst nach Vorschrift, Bestechung und Korruption wohnen der staatlichen
Organisation deshalb systematisch inne, ebenso die Möglichkeit der, nicht notwendig gewaltsamen, Usurpation des Staates durch Individuen oder Gruppen, die ihn als Instrument der
Durchsetzung ihrer Partikularinteressen benutzen. Die Inbesitznahme staatlicher Institutionen bietet die für den Präferenzmaximierer
unwiderstehliche Versuchung, sanktionsfrei zu
defektieren und zugleich die Rahmenbedingungen der Defektion aufrechtzuerhalten, sprich:
Kooperationen und öffentliche Güter, d.h. andere Personen, ohne Risiko auszubeuten. Aus
diesem Grunde erscheint der Staat unabhängig
von der Regierungsform seinen Bürgern als
„Mitspieler“ mit besonderen Machtmitteln,
Befugnissen und Präferenzen und steht als solcher nicht über der ökonomischen Rationalität,
sondern wird zum Schauplatz des Kampfes
wechselnder Koalitionen; siehe entsprechende
Schlagworte wie „Tyrannei der Mehrheit“,
„Kleptokratie“, „Oligarchie“, „Parteienstaat“,
„Macht der Lobbys und Verbände“ etc.
In jedem dieser Fälle steigen die materiellen
und immateriellen Kosten des Leviathan, womit die politische Lösung des Problems der
Kooperation ihre Voraussetzungen unterminiert: Entweder wird die freie Entscheidung und
Präferenzbildung der Individuen beschränkt,
oder der Kampf aller gegen alle wird innerhalb
von Staat und Recht auf die Defektion im Rahmen der Gesetze und auf die Ebene des Konflikts wechselnder Koalitionen verlagert. Gelöst ist das Problem der freien Kooperation hiermit nicht. Vielmehr steht so die Legitimität des
Staates immer in Frage: Denn er muß die Marktordnung garantieren und zugleich die Last ihrer Rechtfertigung tragen, er muß elementare
Rechte der Individuen qua Marktteilnehmer
Frank Kannetzky
schützen und zugleich deren Handlungsspielräume einschränken. Nun bringt aber selbst eine
ideale Marktordnung, auch wenn sie in ihren
normativen, kulturellen und anderen notwendigen Voraussetzungen, die vom Marktmechanismus selbst nicht produziert werden, staatlich zunächst abgesichert ist, immer aufs neue
ökonomische Ungleichgewichte und Ungleichverteilungen hervor. Gewöhnlich kann sie,
selbst wenn sie relativ zu anderen Organisationsformen der Gesellschaft ein Maximum an
Gütern produzieren sollte, weder den Marktzugang noch das Überleben aller garantieren; eine
Tatsache, die von Kritikern und Apologeten des
Marktes, von Theoretikern wie Bentham, Marx,
Weber, Friedman oder Hayek gleichermaßen
anerkannt, wenn auch unterschiedlich erklärt
und bewertet wird.
Damit stellt sich aber die Frage nach der Legitimität der staatlich sanktionierten Marktordnung für den weniger begünstigten homo oeconomicus: Warum sollte er die staatliche Ordnung anerkennen und die Kosten des Leviathan
tragen (und seien dies ‚nur‘ die moralischen
Kosten, die ihm aus der Gesetzeskonformität
entstehen, ihn aber etwa als arbeitscheuen Versager dastehen lassen, ihn aus Gemeinschaften
ausschließen, ihn seine Selbstachtung, und
wichtiger noch, seine informale Satisfaktions-,
d.h. Geschäftsfähigkeit kosten), wenn dies nur
anderen von Nutzen ist, aber seine eigene Präferenzerfüllung minimiert? Das Individuum sieht
sich dann zur Defektion gezwungen; und selbst
Hobbes räumt ein Widerstandsrecht gegen die
staatliche Ordnung ein, wenn die Rechte und
Freiheiten verletzt werden, zu deren Sicherung
der Leviathan eingesetzt wurde. Dazu zählt auch
„die Sicherheit der Person hinsichtlich [...] der
Mittel, das Leben so erhalten zu können, daß
man seiner nicht überdrüssig wird“ (Hobbes
1651, 113). Man mag nun über das Maß lebensnotwendiger Mittel streiten, ob es absolut
oder relativ zu definieren ist, ob es mit der Armutsgrenze zusammenfällt oder nicht – gleichviel: Der Marktmechanismus bringt immer
Überschüssige hervor, überschüssig relativ zu
den Renditechancen, nicht relativ zur Menge
der produzierbaren Güter; ein Mißverhältnis,
welches desto unerträglicher wird, je weniger
Personen mit dem Steigen der Arbeitsproduktivität zur Güterproduktion notwendig und je
mehr Personen daher unter den Prämissen der
Kollisionen mit der Doxa
Verwertungslogik anonymer Konkurrenzmärkte strukturell überzählig sind. Ohne Korrektiv
werden die Kosten des Leviathan zu hoch, der
benachteiligte rationale Egoist wird der legalen Ordnung seine Anerkennung entziehen, was
sich z.B. in Kriminalität oder Aufruhr manifestieren kann. (Wenn von der „Gefährdung des
sozialen Friedens“ die Rede ist, dann ist es blauäugig, darin im schlimmsten Fall die Verletzung der „Friedenspflicht“ in Tarifauseinandersetzungen zu sehen. Vielmehr steht die Geltung grundlegender zivilisatorischer Normen
auf dem Spiel.)
Der Staat kann darauf mit der Verschärfung
von Gesetzen und polizeilichen Maßnahmen
reagieren, was sein Legitimationsdefizit gerade nicht behebt und nicht nur die materiellen
Kosten des Leviathan steigen läßt; oder aber,
indem (weitere) außerökonomische Gesichtspunkte – genauer: moralische Gesichtspunkte
etwa der Gleichheit und Gerechtigkeit – konstitutiven Einfluß auf die Form der staatlichen
Ordnung gewinnen. Zu nennen wäre hier die
Erfindung des Sozialstaates, der als institutionalisierter Altruismus, letztlich als Akt der Gnade gegenüber den Schwachen, völlig mißverstanden wäre. Vielmehr geht es darum, die politische Basis der Sphäre der Ökonomie legitimatorisch abzusichern und damit die normative Basis des Marktes zu erhalten. Der Sozialstaat, so könnte man sagen, ist der Kooperationsbonus für diejenigen, die von der Marktwirtschaft nicht profitieren und deshalb kein
Interesse an der politischen Sicherung ihrer Fundamente haben.10 Ohne die Form des subjektiven Rechtsanspruchs könnte er jedoch nichts
zur notwendigen (auch moralischen) Anerkennung des Staates beitragen, denn nur in dieser
Form wird auch der Marktverlierer als Kooperationswesen, als kooperations- und rechtsfähiges Subjekt und damit als wenigstens potentieller Teilnehmer des freien Austauschs anerkannt. In diesem Sinne ist der Sozialstaat als
solcher eine Voraussetzung der Marktwirtschaft, kein „systemfremdes“ Element oder gar
die Ursache von Dysfunktionen „der Wirtschaft“.11 Umgekehrt wird ein Schuh daraus:
Er kompensiert das systematische Versagen des
Marktes bei der Produktion seiner normativen
und kulturellen Grundlagen, insbesondere der
wechselseitigen Anerkennung der Individuen
als Kooperationswesen, als moralisches Sub-
57
jekt und nicht als bloßes Objekt strategischen
Verhaltens.
Der Tausch als Form der Kooperation unter
den Prämissen des ökonomischen Verhaltensmodells ist demnach abhängig von rechtlichen
und moralischen Voraussetzungen – der homo
oeconomicus bedarf zur Stabilisierung seiner
vorgeblich rein ökonomischen Verhältnisse
nicht nur der Interventionen des homo politicus,
sondern auch der Legitimation und der Gewährung kooperativen Vorschusses durch den homo
moralis, der freien, d.h. nicht sanktionsbewehrten Anerkennung von moralischen und
rechtlichen Normen, insbesondere der Pflichten gegenüber anderen (was Pflichten mit Blick
auf die öffentlichen Güter einschließt). Das
Gefangendilemma zeigt nun, daß die Rationalität der Nutzenmaximierung diese Bedingungen aushöhlt und sich damit langfristig das
Wasser abgräbt – der rationale Egoist, der nach
dem ökonomischen Verhaltensmodell den ganzen Bau der Gesellschaft tragen soll, ist auf
Dauer nicht lebensfähig. Er kann mit seinem
Effizienzstreben, seiner instrumentellen Rationalität und den daraus folgenden Formen des
Gütertauschs, der Arbeits- und Güterteilung, der
anonymen Konkurrenz samt entsprechender
Institutionen nur in einem durch Recht und
Moral begrenzten Raum überleben. Denn Verhältnisse, die sich auf nur externe Normen und
Sanktionen stützen, sind notwendig labil: Werden die Normen nicht anerkannt, dann ist in
ihrem Rahmen keine Kooperation möglich.
Oder kantisch gesprochen: Keine äußere ohne
innere Obligation.
Das Problem der Kooperation ist daher unter den Darstellungsnormen des ökonomischen
Verhaltensmodells als Frage nach einer nutzenmaximierenden Strategie falsch gestellt und
muß unlösbar bleiben. Die Darstellungsform
erzwingt falsche Alternativen, denn bei freier
Kooperation geht es weder um strategische
Handlungen noch um bloß individuelle Nutzenmaximierung noch um die technische Optimierung von Arbeitsteilungen, sondern um ein
praktisch-moralisches Problem. Dieses als Problem der Prognose und Kalkulation zu beschreiben, bedeutet, denselben Kategorienfehler zu
begehen, den Kant als Grund der Freiheitsantinomie herausgestellt hat. Denn es geht um
freie, d.h. nicht vorhersagbare Handlungen von
Personen, nicht um die Bewertung und Kalku-
58
lation der Wahrscheinlichkeit von quasi-kausalen Abläufen. Daher läßt sich ein optimales
Ergebnis, also der wechselseitige Nutzen oder
Kooperationsbonus aufgrund der freien Befolgung moralischer Normen, deren Geltung zum
besseren Ergebnis für alle führt, nicht erzwingen, sondern nur erhoffen. Das setzt freilich
voraus, den je anderen als freies, prinzipiell
kooperationsfähiges und -williges Wesen mit
eigenen Interessen, als moralische Person anzuerkennen und zu behandeln, d.h. den Standpunkt der Moral einzunehmen. Das strategische
Verhältnis des rationalen Egoisten zu anderen
Personen schließt das aber gerade aus, weil die
Form der kalkulierenden Rationalität dazu
zwingt, andere als ‚Umweltfaktoren‘, d.h. als
bloße Randbedingung des eigenen Handelns zu
betrachten. Diese amoralische Haltung führt
aber notwendig zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung, denn es ist sinnlos, in Spielen gegen Natur – hier: gegen den Umweltfaktor ‚anderer Akteur‘ – kooperieren zu wollen, womit
die wechselseitige Kooperation und somit auch
der Kooperationsbonus ausgeschlossen sind. Im
Bereich des Handelns müssen wir daher das
hedonistische Paradox akzeptieren: Man verfehlt sein Glück, wenn man es zu erzwingen
sucht. Aus der Perspektive des rationalen Egoisten bedeutet dies, daß Glück reiner Zufall ist
und man es nicht erarbeiten kann. Denn ist
Glück bloß individuelle Präferenzmaximierung,
dann kann man freilich nicht viel tun, solange
diese von den Handlungen anderer rationaler
Egoisten abhängig ist. Faßt man Glück dagegen als erfülltes Leben in einer Gemeinschaft,
zu dem auch das Glück anderer gehört, dann
hängt es sehr wohl auch von den Akteuren selbst
ab – selbst wenn sie es, jeder für sich, nicht
erzwingen können.
Die Unterstellungen des ökonomischen Verhaltensmodells führen demnach in Paradoxien,
die im Rahmen seiner Darstellungsnormen nicht
aufgelöst, sondern bestenfalls vermieden werden können, und auch das nur um den Preis,
daß dem Modell fremde Elemente wie Recht
und Moral eine zentrale Stellung in der Erklärung seines Gegenstandes einnehmen, die zwar
teilweise in das Modell integriert werden können, deren Genese, vor allem aber deren Reproduktion jedoch rätselhaft bleiben muß. Das
ökonomische Verhaltensmodell zehrt von Voraussetzungen, die nach seinen Prämissen sy-
Frank Kannetzky
stematisch nicht nur nicht produziert, sondern
im Gegenteil aufgezehrt werden, und ist in diesem Sinne paradox: Es geht von allgemein akzeptierten Annahmen aus, etwa dem Truismus,
daß jeder Mensch auf der Jagd nach seinem
Glück ist und daß Menschen gewöhnlich ihren
Verstand zu gebrauchen wissen, also rationale
Wesen sind, daß sie in Gesellschaft leben und
zur Kooperation gezwungen sind, und gelangt
zur Folgerung, daß ihnen das gerade aufgrund
ihrer Rationalität und ihrer Ziele nicht gelingen
kann.
Realparadoxien des Sozialen
Können wir uns nun damit beruhigen, daß mit
den sozialen Dilemmata als Paradoxien des
ökonomischen Verhaltensmodells nur eine sozialwissenschaftliche Theorie des menschlichen
Handelns als falsch oder wenigstens lückenhaft ausgewiesen ist und wir auch eine Vorstellung von deren Auflösung haben? Nach dem
Gesagten dürfte klar sein, daß es keinen Grund
zu derartiger Beruhigung gibt. Denn das ökonomische Verhaltensmodell beschreibt eben auch
soziale Realitäten, die in unserem Handeln täglich reproduziert werden – wir leben in einer
Marktwirtschaft, zentrale Bereiche unserer Gesellschaftlichkeit sind über Tausch bzw. Geld
vermittelt, soziale Anerkennung erfahren wir
insbesondere als Marktteilnehmer, genauer in
der Rolle des Geldbesitzers und des zahlungskräftigen Konsumenten; wir erfahren Glück,
wenn überhaupt, tatsächlich oft genug als individuelle Präferenzmaximierung, häufig auch als
Kauf und Konsum, und wir können es nicht
erzwingen. Wir haben mit der Anhäufung von
abstraktem Reichtum, also Geld, auch ein reales Äquivalent der abstrakten Nutzenmaximierung, und wir wissen um die krassen Ungleichverteilungen des Reichtums, die der Markt hervorbringt. Die strategische, kalkulierende Rationalität ist uns nicht fremd und reicht bis in
den Bereich der persönlichen Nahbeziehungen,
die unter dem Druck der anonymen Konkurrenz des Arbeitsmarktes zum Mittel des sog.
„Networking“ pervertieren, womit ihre Grundsubstanz zugunsten einer wechselseitigen Instrumentalisierung unweigerlich aufgelöst wird.
Als Objekt und nicht als vernünftiges Subjekt
behandelt zu werden, ist eine beinahe tägliche
Kollisionen mit der Doxa
Erfahrung, die bspw. von Amtspersonen, Vorgesetzten, Kellnern, Vertretern und Verkäufern
vermittelt wird. Aus dieser Sicht sind der rationale Egoist und das ökonomische Verhaltensmodell nur Abstraktionen, die bestimmte, von
der sozialen Realität geprägte Erwartungen systematisieren und auf den Begriff bringen.
Umgekehrt gilt aber auch, daß Theorien im
Orientierungswissen und den Deutungsmustern
des Alltags sedimentieren. Und so gewinnen
bestimmte Darstellungsformen und Beschreibungen – etwa: Der Mensch ist des Menschen
Wolf, er ist ein rücksichtloser Präferenzmaximierer, er lügt und betrügt, wenn es ihm nur
nützt – unter dem Einfluß der Theorie eine Eigendynamik. Zum einen neigen sie zur Selbstbestätigung. Man vermutet den ökonomischen
Menschen und seine Motive, oft zu Unrecht,
nun auch da, wo er vorher nicht vorkam. Widerlegen kann man solche Vermutungen nicht,
und werden sie einigemal bestätigt, dann werden sie zur Gewißheit. Damit geht zugleich eine
Erweiterung des Deutungsmusters über seinen
ursprünglichen Bereich einher. Habe ich mit
Recht beim Versicherungsvertreter mit einem
skrupellosen Präferenzmaximierer gerechnet, so
wird es als nächstes der Kollege sein, der mich
im Gespräch womöglich aushorchen will. Die
theoretische Abstraktion wird zur realen Größe, wenn man beginnt, andere Menschen von
vornherein unter der Deutung des homo oeconomicus zu betrachten. Denn man behandelt
Personen anders, wenn man ihnen die Motive
des rationalen Egoisten unterstellt: Man rechnet mit ihrer Rücksichtslosigkeit und mißtraut
ihrem Kooperationswillen. Es ist dann nur folgerichtig, den Kooperationsvorschuß zu verweigern. Auf diese Weise kommt aber, wie am
Gefangenendilemma erläutert, der Mechanismus der kooperationsverhindernden selbsterfüllenden Prophezeiungen in Gang, welcher
seinerseits die Erfahrung scheiternder Kooperation festigt und zu der Gewißheit führt, daß
die Defektion die einzig sinnvolle und rationale Strategie ist.
Hinzu kommt, daß das ökonomische Verhaltensmodell historisch als Aufklärung antritt
und traditionelle Praxen der Einbindung des
Individuums in die Gemeinschaft als Fesseln
des Individuums kritisiert. Der Individualismus
erlaubte, die Gesellschaft als etwas von Menschen Gemachtes anzusehen. Zugleich wurde
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die Auffassung vom Glück des guten Lebens
als Befreiung und Maximierung der Präferenzen der einzelnen Person etabliert und mit dem
Glück als gutem Leben in der Gemeinschaft
kontrastiert. Das Einnehmen einer Gemeinschaftsperspektive und die Aufopferung für die
Gemeinschaft wurden folglich als Dummheit
und Wahn dargestellt, ohne deren moralischen
Gehalt zu erkennen und zu bewahren.
Mit der Beschreibung und Selbstbeschreibung von Personen als rationale Egoisten einerseits, der unaufgeklärten Haltung zur Moral
als überholte, an traditionelle Gemeinschaften
und deren Bräuche gebundene Sittlichkeit, welche die freie Entfaltung des Individuums einengt, andererseits gewinnen auch die oben geschilderten Paradoxien der Theorie des ökonomischen Menschen im Handeln der Menschen
in dem Maße soziale Realität, wie alle Lebensbereiche nach ihrem Bilde, also auf Nutzenmaximierung, Effektivität und Vermittlung der
Gesellschaftlichkeit über Tausch und Marktgängigkeit hin, geformt werden und man den
Akteuren die Motivationsstruktur des rationalen Egoisten unterstellt. Zugleich wird der Horizont möglicher Zwecksetzungen radikal beschnitten, denn die Individualisierung der
Zwecksetzung als subjektive Präferenzordnung
blendet die Möglichkeit der gemeinsamen
Formveränderung des Sozialen, den eigentlichen Gegenstand autonomer Zwecksetzung, systematisch aus. Was bei einer universellen
Durchsetzung der ökonomischen Perspektive
von der versprochenen Befreiung und Selbstverwirklichung des Individuums bliebe (und in
der Tendenz auch faktisch nicht unbekannt ist),
wären Idiosynkrasien und subjektive Vorlieben
relativ zu vorgegebenen Wahlmöglichkeiten,
die von grellbuntem Konformismus begleitete
Verarmung des Möglichkeitssinns – und moralische Leere. Daß das ökonomische Verhaltensmodell als einzig relevante Zwecksetzung die
Nutzenmaximierung postuliert, spricht daher
eine tiefe Wahrheit aus: Wenn Nutzen rein subjektiv, ohne Rücksicht auf die Perspektive eines guten Lebens in der Gemeinschaft, bestimmt
ist, dann bleibt als einzig allgemeines, objektives Ziel die Maximierung des je Gegebenen,
das zweckfreie Mehr abstrakten Nutzens, das
‚Wachstum‘, welches sich als Anhäufung abstrakten Reichtums darstellt, als Jagd nach mehr
Geld. Dabei werden alle Bereiche der gesell-
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schaftlichen Realität nach dem Bild der ökonomischen Rationalität geordnet. Unter Berufung
auf – durch den Markt und die Marktgläubigkeit
selbst erzeugte – Sachzwänge und mit dem
Pathos der Abschaffung von Privilegien und
der Modernisierung werden vermeintliche
Wachstumshindernisse vermeintlich akzidentieller sozialer oder kultureller Bedeutung entweder ganz aus dem Weg geräumt oder zu ihrem Besten dem Marktmechanismus und der
segensreichen Wirkung der Konkurrenz der
Nutzenmaximierer überlassen, in der Überzeugung, die „unsichtbare Hand“ werde das Ihre
tun: Keine Mittel für Bildung? Wird privatisiert. Sozialstaat zu teuer? Leistungen kürzen.
Zu viele Arbeitslose? Der homo oeconomicus
reagiert nur auf Strafe und Druck, also Zwangsarbeit bei Androhung des Entzuges des Existenzminimums. Die Realparadoxie ist nun, daß
damit der Marktmechanismus selbst die Folgen seines Scheiterns durch seine Verallgemeinerung beheben soll und dabei auch die außerökonomischen, normativen und kulturellen
Voraussetzungen des Marktes, die der Markt
als Kollektivgüter nicht produzieren, sondern
nur konsumieren kann, gerade diesem überantwortet werden.
Die Anwendung des Paradoxiebegriffs kann
unser Unbehagen angesichts solcher Problemlösungen artikulieren helfen: Es scheinen gegenwärtig nur technische Lösungen verfügbar
zu sein, wo doch eine Auflösung gefragt wäre.
Der analytische Nutzen dieser Unterscheidung
liegt nach dem Gesagten auf der Hand, denn es
sind die in Handlungsformen und Institutionen
verobjektivierten Darstellungsnormen der sozialen Realität, die uns immer wieder vor falsche Alternativen stellen – etwa Marktordnung
oder Chaos, individuelle Freiheit oder kollektive Zwangsbeglückung, individuelle Präferenzmaximierung, anonyme Konkurrenz und obszöne Ungleichheiten oder wirtschaftlicher Niedergang. An diesen objektiven Darstellungsformen und dann auch Handlungsnormen muß
eine Auflösung der Realparadoxien des Sozialen ansetzen, etwa indem sie uns Einsichten in
die Grenzen instrumenteller Rationalität vermittelt, d.h. auch die Illusion einer Naturwissenschaft des Sozialen, der sozialtechnologischen Beherrschbarkeit und Machbarkeit sozialer Verhältnisse jenseits vom Diskurs über
Zwecke nimmt und zugleich darüber aufklärt,
Frank Kannetzky
daß vermeintliche Sachzwänge immer Sachzwänge unter einer bestimmten Darstellungsform und den mit ihr verbundenen Zwecken
sind – die scheinbare Ausweglosigkeit sozialer
Dilemmata ist vor allem ein Problem ihrer technischen Lösungen unter dem ökonomischen
Verhaltensmodell. Denn was in der aktuellen
Debatte als bloß akzidentielles Beiwerk der
scheinbar allein wesentlichen, nämlich der ökonomischen Prozesse erscheint – Kultur und
Moral – erweist sich aus einer anderen Perspektive als die Bedingung der Möglichkeit des ökonomischen Handelns überhaupt, was den Unfug der Ausdehnung der Ideologie und der Mechanismen der Nutzenmaximierung auf alle gesellschaftlichen Bereiche zeigt, die damit eben
den Mechanismen unterworfen werden, die sie
zerstören.
Der Aspekt der Auflösung von Paradoxien
durch den Wechsel des begrifflichen Rahmens
erlaubt die Einsicht in die Gesellschaft als etwas von handelnden Menschen Gemachtes und
unterstützt daher die Entwicklung des Möglichkeitssinns, etwa durch das Gedankenexperiment des „tabula-rasa-Machens“, wie es J.
Rawls vorschlägt: Würden wir, gegeben den
derzeitigen Stand der Güterproduktion, gemeinsam zu den gleichen Verhältnissen der Arbeitsteilung und Güterverteilung kommen, wie wir
sie derzeit haben? Kaum. Aber wohin kämen
wir dann?
Die Frage, was den eindimensionalen Entwürfen des Sozialen als aggregiertes Resultat
individueller Präferenzmaximierung, also des
Kampfes um Herrschaft über die Natur und über
Menschen, entgegenzusetzen ist, erscheint immer als ein „Killerargument“ gegen jede kritische Überlegung – die bestehende Ordnung
erscheint alternativlos und selbstverständlich,
als eine Naturkonstante wie der rationale Egoist. Aber dies ist kein Argument, sondern setzt
die kalkulierende Rationalität und ihre Zwekke, die doch gerade in Frage stehen, schon voraus. Vielmehr geht es darum einzusehen, daß
wir nicht einer Heilslehre folgen können, sondern daß wir, sofern wir humane Lebensformen anstreben, immer neu aushandeln müssen,
wie und unter welchen Institutionen und Normen wir leben und welche gemeinsamen Zwekke wir verfolgen wollen, und auch, welchen
Regeln und Grenzen der Markt unterworfen
werden soll. Mit anderen Worten: Die Auflö-
Kollisionen mit der Doxa
sung der Realparadoxien des homo oeconomicus ist an die kommunikative Rationalität der
gemeinsamen Verständigung gebunden. Sie
kann gerade nicht mittels des Schematismus der
in ihren Zwecken und Beschreibungen notwendig fixierten instrumentell-strategischen Rationalität erfolgen, die als allgemeine Form des
Sozialen notwendig soziale Paradoxien und
Pathologien hervorbringen muß. Um mit Kant
zu sprechen: Es geht darum, die autonome
Zwecksetzung, die immer die Aufhebung bloß
zufälliger Subjektivität beinhaltet (vgl. Kambartel 1989, 128), in Gang zu bringen. Dazu
gehört die Einsicht, daß vorgefertigte Pläne der
Gestaltung einer humanen Welt dazu tendieren, gerade diese Autonomie einzuschränken.
In gewisser Weise ist die Auflösung der Realparadoxien des Sozialen eine Utopie: Kein bestimmter Ort. Das bedeutet auch: Kein vorgegebener Weg. Genau das ist aber der Witz an
der Auflösung sozialer Paradoxien. Daß kein
Weg angegeben wird, sondern dieser gemeinsam zu finden ist, gehört schon dazu.
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Naturwissenschaften stammen, was sich auch in der Terminologie
(Präferenzskalen,
Nutzenfunktionen,
Gleichgewichtspunkte etc.) niederschlägt.
Die Defizite und Ungleichgewichte realer Märkte werden auf Informationsdefizite, Transaktionskosten, Diskontierungsfehler und andere Reibungsverluste oder auch
auf die Irrationalität realer Akteure zurückgeführt, das
Prinzip des Tauschs als allgemeine Form der Vermittlung sozialer Beziehungen kann dagegen nicht in Frage
gestellt werden.
Gegen diese Konsequenz scheinen Axelrods (1987)
Computerturniere des iterierten Gefangenendilemmas zu
sprechen, bei denen das Programm „tit for tat“ (Augeum-Auge) klarer Sieger war. Allerdings beginnt tit-fortat mit Kooperation – der rationale Egoist tut dies nicht.
In diesem Zusammenhang ist es vielleicht nicht unwichtig, daran zu erinnern, daß auch das Eigentum (die ökonomische Kategorie schlechthin) seine Existenz als exklusives Recht, wie jedes Recht, den Garantien des Staates verdankt. Hobbes zählt die Idee, das Privateigentum
sei unantastbar, deshalb zu den Vorstellungen, die das
Gemeinwesen schwächen (Hobbes 1651, 277). Die Anerkennung des Eigentums ist selbst schon ein Kooperationsvorschuß, den sich die Glieder einer Gesellschaft
gewähren, nämlich als Begrenzung ihres „Rechts auf
alles“ – und einen Vorschuß, dem niemals ein Kooperationsbonus folgt, wird es nicht auf Dauer geben.
Es sollte klar sein, daß dies kein historischer Exkurs ist,
sondern ein Versuch zur begrifflichen Klärung der verdeckten Voraussetzungen des ökonomischen Verhaltensmodells.
Anmerkungen
1 Ich danke Claudia Henning und Pirmin Stekeler-Weithofer für ihre Anregungen zum vorliegenden Text und
ihre Einwände, v.a. aber für die zahlreichen anregenden
Diskussionen zum Thema, denen der Text mehr zu verdanken hat, als dies in Anmerkungen deutlich werden
könnte.
2 Aus Platzgründen verweise ich für eine detaillierte Darstellung und Diskussion dieser und anderer Paradoxien
auf die Literatur: Sainsbury 1993; Rescher 2001; Kannetzky 2000; 2002.
3 Nur verwiesen sei hier auf Wittgensteins Privatsprachenargument, dessen Konsequenzen für die Philosophie des
Geistes und die Handlungstheorie nach wie vor unterschätzt werden.
4 Dies bedeutet nicht, daß sich gute Gründe im nachhinein
nicht als fehlerhaft herausstellen könnten oder daß man
ggf. nicht weiterfragen könnte, sondern nur, daß jede
Begründung an ein Ende kommen und weiteres Fragen
selbst einen Grund oder Anlaß haben muß. Das ist die
Essenz von Wittgensteins Über Gewißheit. Der Begriff
des Zweifels wird nicht nur fehlerhaft verwendet, sondern seines Sinnes beraubt, wenn der Zweifel keinen
Grund hat. Denn er könnte dann mit Gründen nicht mehr
ausgeräumt werden.
5 Erhellend ist die Analogie von Paradoxien mit den Anomalien eines Paradigmas (vgl. Kuhn 1989).
6 Zum Begriff des Kategorienfehlers vgl. Ryle 1969, 13ff.
Ryle führt den hier beschriebenen Mechanismus am Scheitern des Versuchs vor, den Geist mittels einer „Mechanik
des Mentalen“ zu erfassen.
7 Unter dem Aspekt des Paradoxen ist darüber hinaus die
doppelte Analogiebildung interessant, da die Methoden
und Modelle der Ökonomik selbst wiederum aus den
Literatur
Axelrod, R.: Die Evolution der Kooperation. München:
Oldenbourg 1987.
Hobbes, T.: Leviathan. London 1651. Zit. nach der dt. Ausgabe: Leipzig: Reclam 1978.
Kambartel, F.: Autonomie, mit Kant betrachtet. In: Philosophie der humanen Welt. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1989,
117-131.
Kannetzky, F.: paradoxes denken. Paderborn: mentis 2000.
Kannetzky, F.: Paradoxien als skeptische Argumente? Dialektik 2002(1), 101-119.
Kant, I.: Kritik der reinen Vernunft. Leipzig: Reclam 1971.
Kirchgässner, G.: homo oeconomicus. Das ökonomische
Modell individuellen Verhaltens und seine Anwendung
in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Tübingen: Mohr/Siebeck 1991.
Kuhn, T.S.: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen.
Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1989.
Lewis, D.: Konventionen. Eine sprachphilosophische Abhandlung. Berlin/New York: de Gruyter 1975.
Olson, M.: Die Logik des kollektiven Handelns. Kollektivgüter und die Theorie der Gruppen. Tübingen: Mohr/Siebeck 1992.
Rescher, N.: Paradoxes. Their Roots, Range, and Resolution. Chicago/La Salle, Ill.: Open Court 2001.
Ryle, G.: Der Begriff des Geistes. Stuttgart: Reclam 1969.
Sainsbury, M.: Paradoxien. Stuttgart: Reclam 1993.
Stekeler-Weithofer, P.: Analogie als semantisches Prinzip.
In: G. Meggle (Hg.): Analyomen 2/II, Berlin/New York
1997, 262-289.
Wittgenstein, L.: Über Gewißheit. Frankfurt a.M.: Suhrkamp
1992.
Berliner Debatte Initial 15 (2004) 1
Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal
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Forschung und Publizistik mbH. Herausgegeben
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Institut für Philosophie, Humboldt-Universität zu
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Veit Friemert, Dr. phil.
Philosoph, Übersetzer, freier Verlagsmitarbeiter
Martin Hartmann, Dr.
Philosoph, Institut für Sozialforschung,
Frankfurt am Main
Ronald Hartz, Dipl.-Kfm.
Betriebswirtschafter, TU Chemnitz
Axel Honneth, Prof. Dr.
Philosoph, Institut für Sozialforschung,
Frankfurt am Main
Dirk Jörke, Dr.
Politikwissenschaftler, Universität Greifswald,
Institut für Politische Wissenschaft
Roman Kalex,
Politikwissenschaftler, Dresden
Frank Kannetzky, Dr.
Philosoph, Institut für Philosophie,
Universität Leipzig
Boy Lüthje, PD Dr.,
Soziologe, Johann Wolfgang Goethe-Universität,
Frankfurt am Main
Günther Ortmann, Prof. Dr., Betriebswirt,
Helmut-Schmidt-Universität, Universität der
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Arnd Pollmann, Dr., Philosoph, Berlin
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Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Hartwig Schmidt, PD Dr.
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Thomas Steger, Dr.
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Independent Research, St. Petersburg
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