Neutralität, Ablehnung und Zurückweisung

Werbung
Neutralität, Ablehnung und Zurückweisung
Tim Kraft
[email protected]
Institut für Philosophie, Universität Regensburg
25. Juni 2016
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Manuskript und Folien unter
http://tinyurl.com/rejectiondenial
2 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Einleitung I
Worum es geht
Thema: Struktur von Debatten allgemein, aber test case sind
Debatten um epistemische Prinzipien im Kontext des
Skeptizismus
These: Es sollte unterschieden werden zwischen Zurückweisung
(rejection) und Ablehnung (denial ).
3 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Einleitung II
Zurückweisung vs. Ablehnung (vgl. zwei Arten von defeaters)
Ablehnung: Negation der These des Opponenten behaupten
Zurückweisung: behaupten, dass der Opponent in seiner These
nicht gerechtfertigt ist
Wichtige Unterscheidung, aber nicht mein Gegenstand
4 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Einleitung II
Zurückweisung vs. Ablehnung (vgl. zwei Arten von defeaters)
Ablehnung: Negation der These des Opponenten behaupten
Zurückweisung: behaupten, dass der Opponent in seiner These
nicht gerechtfertigt ist
Wichtige Unterscheidung, aber nicht mein Gegenstand
4 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Gliederung
1
Einleitung
2
Das Problem
3
Verteidigung der Annahmen: Bipolarität und Neutralität
4
Drei nicht-überzeugende Lösungsvorschläge
5
Mein Lösungsvorschlag: Zurückweisung und Ablehnung
6
Fazit
5 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Debatten in der Erkenntnistheorie
Beispiele
Internalismus vs. Externalismus
Infallibilismus vs. Fallibilismus
Geschlossenheit: pro vs. contra
KK: Wissen iterierbar vs. nicht iterierbar
usw.
6 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Erste Annahme: Bipolarität
Bipolarität
In einer Debatte um eine These gibt es zwei mögliche Positionen
(+1 für diejenigen, die keine Stellung beziehen möchten):
1
Annahme (Behauptung) der These und
2
Ablehnung (Behauptung der Negation) der These
7 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zweite Annahme: Neutralität
Neutralität
Speziell: Die Ablehnung eines epistemischen Prinzips ist neutral
hinsichtlich der Wahrheit/Falschheit des Skeptizismus.
Allgemein: Es gibt einen Unterschied zwischen der Frage, was F s
sind, und ob es F s gibt. Negative Antworten auf die erste Fragen
legen nicht auf eine Antwort auf die zweite Frage fest.
8 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Epistemische Prinzipien I
Was ist ein epistemisches Prinzip?
Epistemische Prinzipien stellen notwendige Bedingungen für Wissen
auf:
(EP) ∀p ∀S (KS p → Φ(S, p))
9 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Epistemische Prinzipien II
Geschlossenheit
Wenn man weiß, dass P, dann gilt: Wenn man weiß, dass P Q
impliziert, dann weiß man auch (oder ist zumindest in der Lage zu
wissen), dass Q.
10 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Epistemische Prinzipien III
KK-Prinzip
Wenn man weiß, dass P, dann weiß man auch (oder ist zumindest
in der Lage zu wissen), dass man das weiß.
11 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Epistemische Prinzipien IV
Infallibilismus
Wenn man weiß, dass P, dann ist es unmöglich, dass die
Überzeugung, dass P, auf derselben Basis gestützt ist und falsch ist.
12 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Epistemische Prinzipien V
Internalismus
Wenn man weiß, dass P, dann gibt es etwas, das dafür sorgt, dass S
darin rechtfertigt ist zu glauben, dass P, und S zugänglich ist.
13 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Epistemische Prinzipien VI
Das Aristoteles-Prinzip
Wenn man weiß, dass P, dann widerspricht dies nicht Aristoteles’
Lehren.
14 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Das Problem I
Das Problem
Die beiden Annahmen – Bipolarität und Neutralität – können nicht
beide wahr sein. Die Ablehnung eines epistemischen Prinzips
impliziert, dass der Skeptizismus falsch ist.
15 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Das Problem II
Schritt für Schritt
Wegen Bipolarität gilt: Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt,
behauptet dessen Negation.
⇒ Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt, ist festgelegt auf:
Blabla ist keine notwendige Bedingung für Wissen.
¬ ∀P ∀S (K (S, P) → Φ(S, P))
⇒ Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt, ist festgelegt auf:
Möglicherweise gibt es ein Subjekt S und eine Proposition P,
so dass S weiß, dass P, und nicht blabla.
♦ ∃P ∃S (K (S, P) ∧ ¬Φ(S, P))
⇒ Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt, ist festgelegt auf:
Möglicherweise weiß jemand etwas.
♦ ∃P ∃S K (S, P)
16 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Das Problem II
Schritt für Schritt
Wegen Bipolarität gilt: Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt,
behauptet dessen Negation.
⇒ Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt, ist festgelegt auf:
Blabla ist keine notwendige Bedingung für Wissen.
¬ ∀P ∀S (K (S, P) → Φ(S, P))
⇒ Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt, ist festgelegt auf:
Möglicherweise gibt es ein Subjekt S und eine Proposition P,
so dass S weiß, dass P, und nicht blabla.
♦ ∃P ∃S (K (S, P) ∧ ¬Φ(S, P))
⇒ Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt, ist festgelegt auf:
Möglicherweise weiß jemand etwas.
♦ ∃P ∃S K (S, P)
16 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Das Problem II
Schritt für Schritt
Wegen Bipolarität gilt: Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt,
behauptet dessen Negation.
⇒ Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt, ist festgelegt auf:
Blabla ist keine notwendige Bedingung für Wissen.
¬ ∀P ∀S (K (S, P) → Φ(S, P))
⇒ Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt, ist festgelegt auf:
Möglicherweise gibt es ein Subjekt S und eine Proposition P,
so dass S weiß, dass P, und nicht blabla.
♦ ∃P ∃S (K (S, P) ∧ ¬Φ(S, P))
⇒ Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt, ist festgelegt auf:
Möglicherweise weiß jemand etwas.
♦ ∃P ∃S K (S, P)
16 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Das Problem II
Schritt für Schritt
Wegen Bipolarität gilt: Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt,
behauptet dessen Negation.
⇒ Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt, ist festgelegt auf:
Blabla ist keine notwendige Bedingung für Wissen.
¬ ∀P ∀S (K (S, P) → Φ(S, P))
⇒ Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt, ist festgelegt auf:
Möglicherweise gibt es ein Subjekt S und eine Proposition P,
so dass S weiß, dass P, und nicht blabla.
♦ ∃P ∃S (K (S, P) ∧ ¬Φ(S, P))
⇒ Wer ein epistemisches Prinzip ablehnt, ist festgelegt auf:
Möglicherweise weiß jemand etwas.
♦ ∃P ∃S K (S, P)
16 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Das Problem III
Ergebnis
1
Die Ablehnung eines epistemischen Prinzips impliziert die
Falschheit des Skeptizismus.
2
Der Skeptizismus ist auf jedes epistemische Prinzip festgelegt.
17 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Überraschung?!
Das sollte eine Überraschung sein, denn. . .
In der Literatur wird diskutiert, ob der Skeptizismus auf den
Infallibilismus, KK usw. festgelegt ist. Der Skeptizismus ist
jedoch trivialerweise auf den Infallibilismus, KK usw.
festgelegt.
In der Literatur wird diskutiert, ob es genügt, den
Infallibilismus oder Geschlossenheit abzulehnen, um den
Skeptizismus zu widerlegen. Aus der Ablehnung des
Infallibilismus oder von Geschlossenheit folgt trivialerweise die
Falschheit des Skeptizismus.
Es gibt epistemische Prinzipien, die jeder ablehnt, z.B. das
Aristoteles-Prinzip. Niemand schließt daraus, dass der
Skeptizismus falsch ist. Warum nicht?
18 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Wirklich? I
Einwand: Vorschnell!?
Um den Skeptizismus zu widerlegen, muss gezeigt werden
%dass in irgendeiner möglichen Welt irgendjemand
irgendetwas weiß.
!dass ich tatsächlich etwas weiß.
Da die Ablehnung eines epistemischen Prinzips nur auf ersteres
festlegt, nicht aber auf zweiteres, folgt daraus nicht die Falschheit
des Skeptizismus.
19 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Wirklich? II
Skeptische Thesen: Drei Dimensionen
1
Erste Dimension: Wer?
Niemand weiß etwas.
Wesen mit unserer kognitiven Ausstattung wissen nichts.
2
Zweite Dimension: Welches Wissen?
Wir wissen nichts.
Wir wissen nichts auf empirische Weise (oder über Außenwelt,
die Vergangenheit usw.).
3
Dritte Dimension: Modaler Status
Wir wissen nichts (aber vielleicht könnten wir etwas wissen,
wenn die Umstände andere wären.)
Wir wissen notwendigerweise nichts.
20 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Wirklich? III
Replik A
Es spricht viel für diese Lesart der (cartesischen) skeptischen
These: Wesen mit unserer kognitiven Ausstattung wissen
metaphysisch-notwendig nichts auf empirische Weise.
Es spricht viel für diese Lesart epistemischer Prinzipien: Wesen
mit unserer kognitiven Ausstattung erfüllen
metaphysisch-notwendig blabla, wenn sie etwas auf empirische
wissen.
Die Falschheit dieser skeptischen These folgt aus der Ablehnung
eines epistemischen Prinzips.
21 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Wirklich? IV
Replik B
Das Problem entsteht, solange epistemische Prinzipien und
skeptische These parallel eingeschränkt werden.
Wer die skeptische Thesen auf Menschen einschränkt, sollte
auch den (In-)Fallibilismus entsprechend einschränken.
Wer die Modalität in der skeptischen These so-und-so
versteht, sollte auch die Modalität im Geschlossenheitsprinzip
so-und-so verstehen.
usw.
22 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zwischenfazit I
Verallgemeinerung
Wer ablehnt, dass etwas eine notwendige Bedingung für F -sein
ist, behauptet die Möglichkeit von F s.
Das ist in in denjenigen Debatten problematisch, in denen die
Möglichkeit von F s umstritten ist.
23 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zwischenfazit II
Beispiele
Falschheit ist keine notw. Bedingung für Lügen ⇒ Lügen ist
möglich
Andershandelnkönnen ist keine notw. Bedingung für Freiheit
⇒ Freiheit ist möglich
Zeitlichkeit ist keine notw. Bedingung für Gott ⇒ Gott ist
möglich
Gottes Existenz ist keine notw. Bedingung für objektive
moralische Normen ⇒ objektive moralische Normen sind
möglich
Instantiertsein ist keine notw. Bedingung für Universalien ⇒
Universalien existieren möglicherweise
24 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zwischenfazit II
Beispiele
Falschheit ist keine notw. Bedingung für Lügen ⇒ Lügen ist
möglich
Andershandelnkönnen ist keine notw. Bedingung für Freiheit
⇒ Freiheit ist möglich
Zeitlichkeit ist keine notw. Bedingung für Gott ⇒ Gott ist
möglich
Gottes Existenz ist keine notw. Bedingung für objektive
moralische Normen ⇒ objektive moralische Normen sind
möglich
Instantiertsein ist keine notw. Bedingung für Universalien ⇒
Universalien existieren möglicherweise
24 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zwischenfazit II
Beispiele
Falschheit ist keine notw. Bedingung für Lügen ⇒ Lügen ist
möglich
Andershandelnkönnen ist keine notw. Bedingung für Freiheit
⇒ Freiheit ist möglich
Zeitlichkeit ist keine notw. Bedingung für Gott ⇒ Gott ist
möglich
Gottes Existenz ist keine notw. Bedingung für objektive
moralische Normen ⇒ objektive moralische Normen sind
möglich
Instantiertsein ist keine notw. Bedingung für Universalien ⇒
Universalien existieren möglicherweise
24 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zwischenfazit II
Beispiele
Falschheit ist keine notw. Bedingung für Lügen ⇒ Lügen ist
möglich
Andershandelnkönnen ist keine notw. Bedingung für Freiheit
⇒ Freiheit ist möglich
Zeitlichkeit ist keine notw. Bedingung für Gott ⇒ Gott ist
möglich
Gottes Existenz ist keine notw. Bedingung für objektive
moralische Normen ⇒ objektive moralische Normen sind
möglich
Instantiertsein ist keine notw. Bedingung für Universalien ⇒
Universalien existieren möglicherweise
24 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zwischenfazit II
Beispiele
Falschheit ist keine notw. Bedingung für Lügen ⇒ Lügen ist
möglich
Andershandelnkönnen ist keine notw. Bedingung für Freiheit
⇒ Freiheit ist möglich
Zeitlichkeit ist keine notw. Bedingung für Gott ⇒ Gott ist
möglich
Gottes Existenz ist keine notw. Bedingung für objektive
moralische Normen ⇒ objektive moralische Normen sind
möglich
Instantiertsein ist keine notw. Bedingung für Universalien ⇒
Universalien existieren möglicherweise
24 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zwischenfazit III
Frage
Worauf legt sich jemand fest, der ein epistemisches Prinzip (bzw.
irgendeine notwendige Bedingung) ablehnt?
25 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zwei Annahmen
1
Bipolarität
2
Neutralität
26 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Bipolarität I
Bipolarität
Grundlegende Annahme über die Anzahl der Optionen in einer
Debatte
27 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Bipolarität II
Harmonie-Argument
Debatte um These T
Anzahl semantischer Werte, die T annehmen kann
Anzahl von Positionen, die man bezüglich T annehmen kann
Harmonie: die beiden Annahmen sollten identisch sein (+1 für
die Enthaltung)
28 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Bipolarität III
Agnostizismus
Manchmal ist Zurückweisung ≈ Enthaltung (Bsp:
Intuitionistische Logik und tertium non datur )
Passt hier aber nicht, da
hinsichtlich der fraglichen Thesen verhalten sich Opponenten
nicht so, als wäre die ‚ jury still out‘
Rolle von Gegenbeispielen unklar
29 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Neutralität I
Das deskriptive Argument
De facto lehnt jede Erkenntnistheoretikerin mind. ein Prinzip ab:
Descartes das Aristoteles-Prinzip
Internalistinnen (meistens) das Aristoteles-Prinzip und den
Infallibilismus, vielleicht auch KK
Externalistinnen (meistens) das Aristoteles-Prinzip, den
Infallibilismus, KK, den Internalismus und vielleicht auch
Geschlossenheit
usw.
Niemand schließt daraus jedoch auf die Falschheit des
Skeptizismus. Ohne Neutralität missverstehen wir die
Argumentationspraxis in der Philosophie.
30 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Neutralität II
Das Symmetrie-Argument
Fallibilismus/Infallibilismus, In-/Externalismus,
Geschlossenheit/Ungeschlossenheit usw. sind Paare von Positionen
über die Natur von Wissen, nicht über die Möglichkeit von Wissen.
Ohne Neutralität keine Symmetrie.
31 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Neutralität III
Keine Unterscheidung direkter vs. indirekter Antworten auf den
Skeptizismus
Indirekte Strategie: Prämisse ablehnen
Direkte Strategie: Zeigen, dass das fragliche Wissen möglich ist
Ohne Neutralität ist diese Unterscheidung nicht haltbar.
32 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Neutralität IV
Zentrale methodologische Annahme
Bevor wir uns fragen, ob es Fs gibt, sollten wir klären, was Fs
überhaupt sind. Dazu diskutieren wir (u. a.) notwendige
Bedingungen.
33 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Gegen Neutralität I
Williamson über evidence neutrality
„we might hope that whether a proposition constitutes evidence is
in principle uncontentiously decidable, in the sense that a
community of inquirers can always in principle achieve common
knowledge as to whether any given proposition constitutes evidence
for the inquiry. Call that idea Evidence Neutrality. Thus in a debate
over a hypothesis h, proponents and opponents of h should be able
to agree whether some claim p constitutes evidence without first
having to settle their differences over h itself.“ (2007: 210)
34 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Gegen Neutralität II
Einwand
Es macht nichts, wenn die Ablehnung eines epistemischen Prinzips
die Falschheit des Skeptizismus impliziert. Darauf zu bestehen, dass
dies nicht sein dürfe, ist ein Überbleibsel eines naiven Glaubens an
Evidenzneutralität.
35 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Gegen Neutralität III
Replik
Aus der Falschheit von Evidenzneutralität folgt nicht die Falschheit
jeder beliebigen Neutralitätsthese.
Neutralität 6= Evidenzneutralität
Evidenzneutralität: Können Skeptikerin und Anti-Skeptikerin
sich einigen, was ihre Evidenz ist?
Neutralität: Können Skeptikerin und Anti-Skeptikerin sich
einigen, welche Konzeption von Wissen der Debatte zugrunde
liegt?
36 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Einige Strategien
1
conceptual vs. substantial
2
transmission of warrant failure
3
counterpossibles
4
affirmativism
37 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Verschiedene Modalitäten I
Vorschlag
Wenn man ein epistemisches Prinzip ablehnt, dann behauptet man
nur: Das epistemische Prinzip ist nicht begrifflich (oder: analytisch)
wahr. Der Wissensbegriff fordere nicht Infallibilität, Zugänglichkeit,
Geschlossenheit usw.
38 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Verschiedene Modalitäten II
Replik
Entweder der Skeptizismus ist eine metaphysische These:
Epistemische Prinzipien irrelevant,
oder der Skeptizismus ist ebenfalls eine begriffliche These:
Keine Lösung.
39 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
transmission of warrant failure I
Strategie
Aus der Ablehnung eines epistemischen Prinzips folgt zwar die
Falschheit des Skeptizismus, . . .
. . . aber man kann so nicht argumentieren, da Rechtfertigung
nicht übertragen wird.
40 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
transmission of warrant failure II
Replik
Keine Symmetrie
Bürdet Verteidigungspflichten auf, die wir nicht aufbürden
wollen (Aristoteles-Prinzip sollte man zurückweisen können,
ohne den Anti-Skeptizismus verteidigen zu müssen)
41 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Kontrafaktische Konditionale I
Vorschlag
Wenn man ein epistemisches Prinzip ablehnt, dann behauptet man:
(CFF) Wenn es Wissen gäbe, dann wäre das Prinzip falsch.
42 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Kontrafaktische Konditionale II
Erste Replik
Der Vorschlag setzt voraus, dass kontrafaktische Konditionale
mit unmöglichem Vordersatz (counterpossibles) nicht trivial
wahr sind.
Denn sonst ist Akzeptanz eines epistemischen Prinzips
vereinbar mit Ablehnung: Eine Skeptikerin kann sowohl
behaupten, dass Wissen geschlossen ist, als auch, dass
(trivialerweise) Geschlossenheit falsch wäre, wenn es Wissen
gäbe.
43 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Kontrafaktische Konditionale III
Zweite Replik
Annahme: Counterpossibles sind tatsächlich nicht trivial wahr
Akzeptanz immer noch vereinbar mit Ablehnung
Angenommen jemand ist felsenfest von Geschlossenheit
überzeugt, dadurch aber nolens volens Skeptikerin geworden.
Sie würde zustimmen, dass Geschlossenheit falsch sein müsste,
wenn es Wissen gäbe. Gleichzeitig hält sie aber an
Geschlossenheit fest.
44 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
affirmativism
According to affirmativism (inspired by Kripke 2014, the label is
mine), all that matters is which epistemic principles are affirmed:
„Instead of thinking that others hold views that are ‚false‘, rather
one admits that there are views that we are more or less reluctant
to accept.“ (2014: 4). If, for example, closure is not affirmed, there
need not be anything that is affirmed instead. Some epistemic
principles are affirmed whereas others (for example, Aristotelianism)
are plainly not affirmed – end of the story. The main disadvantage
of this account is that it downplays the difference between
non-affirmation and rejection. As a matter of fact, most opponents
of a particular epistemic principle do not merely think that there are
no reasons for affirming it, but reasons for opposing it.
Affirmativism ignores the latter part and, therefore, does not square
well with actual philosophical practice. (Note that Kripke is well
aware of the revisionary nature of affirmativism.)
45 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zurückweisung und Ablehnung I
Adäquatheitsbedingungen
1
Zurückweisung von P ist stärker als eine Enthaltung, ob P.
2
Zurückweisung von P „richtet sich irgendwie gegen“ P.
3
Zurückweisung von P blockiert Argumente mit der Prämisse,
dass P.
4
Zurückweisung von P ist gründebasiert, das heißt: man kann
gerechtfertigterweise und ungerechtigfertigter zurückweisen,
dass P.
46 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zurückweisung und Ablehnung II
Ansatz
Keine neue Semantik/Logik . . .
. . . sondern es wird manchmal ein anderer (komplexer)
mentaler Zustand als Überzeugung mit der Äußerung einer
Negation ausgedrückt.
47 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Konditionale Überzeugungen I
Konditionale Überzeugungen
6= Inhalt ist ein Konditional
= analog zu konditionalen Versprechen
48 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Konditionale Überzeugungen II
Konditionale Versprechen
Wenn Wales die EM gewinnt, fresse ich einen Besen.
Wenn Goldbachs Vermutung falsch ist, gebe ich dir ein Bier
aus.
Konditionale Überzeugungen
Wenn du schwörst, es nicht getan zu haben, dann glaube ich
dir.
Das glaube ich erst, wenn ich’s sehe.
Erst wenn das Ergebnis reproduziert werden kann, gebe ich
meine Theorie auf.
49 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Konditionale Überzeugungen III
Beobachtungen
Bedingungen bei konditionalen Versprechen/Überzeugungen
können notwendig/unmöglich sein
Bedingungen bei konditionalen Versprechen/Überzeugungen
sind epistemisch zu verstehen (das Bier gibt es erst, wenn sich
herausstellt, dass Goldbachs Vermutung falsch ist)
50 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zurückweisung und Ablehnung III
Ablehnung
die Negation glauben
Zurückweisung
Konditionale Ablehnung, Neutralisierung durch Bedingung
51 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zurückweisung und Ablehnung IV
Definition Ablehnung
Ablehnung, dass P = glauben, dass ¬P
Definition Zurückweisung
Zurückweisung von P = (a) Enthaltung, ob P
(b) Festlegung, ¬P zu glauben, wenn
sich Neutralisieringsbedingung als
erfüllt herausstellt
52 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zurückweisung und Ablehnung V
Erläuterung
Zurückweisung ist mind. so stark wie Enthaltung wegen
Bedingung (a)
Zurückweisung richtet sich gegen P wegen Bedingung (b)
53 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Mehr über Zurückweisung I
Gedankenexperiment gegen KK-Prinzip
Angenommen ein unsicherer Prüfling weiß, dass Mill Utilitarist ist,
aber wegen seiner Unsicherheit glaubt er nicht, dass er weiß, dass
Mill Utilitarist war. Also weiß er nicht, dass er weiß, dass Mill
Utilitarist ist. Also ist das KK-Prinzip falsch.
54 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Mehr über Zurückweisung II
Rechtfertigung einer Zurückweisung
Das Gedankenexperiment rechtfertigt erst einmal nur
Zurückweisung des KK-Prinzips, nicht Ablehnung, denn:
Neutralisierungsbedingung des KK-Prinzip ist, dass jemand
(wie wir) möglicherweise etwas (über die Außenwelt) weiß
die Neutralisierungsbedingung jemand könne wissen, dass Mill
Utilitarist ist, wird jedoch nicht begründet
Simulation unter Einklammerung/Ignorieren eines bestimmten
Typs von Einwand; das ist zulässig, weil wir etwas über die
Natur von Wissen erfahren wollen, nicht über seine Möglichkeit
55 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Blockade skeptischer Argumente I
Wie wird das skeptische Argument blockiert? I
Sei P eine beliebige (Außenwelt-)Proposition und S ein Subjekt
(wie wir).
1
S weiß nicht, ob sie ein Gehirn im Tank ist (und S weiß, dass
aus P folgt, dass sie kein Gehirn im Tank ist).
2
Wenn S weiß, dass P, und weiß, dass aus P folgt, dass sie kein
Gehirn im Tank ist, dann weiß S auch, dass sie kein Gehirn im
Tank ist. (Geschlossenheit)
3
Also: S weiß nicht, ob P.
56 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Blockade skeptischer Argumente II
Wie wird das skeptische Argument blockiert? II
Skeptisches Argument darf keine Prämisse enthalten, auf die wir
nur dann festgelegt sind, wenn die Konklusion wahr ist.
57 / 58
Einleitung
Das Problem
Annahmen
Lösungsvorschläge
Zurückweisg. u. Ablehng.
Fazit
Zusammenfassung
1
Es gibt ein handfestes Problem mit „X ist keine notwendige
Bedingung für Wissen“: Was will jemand sagen, der einen
solchen Satz äußert?
2
Der beste Lösungsansatz unterscheidet zwischen Ablehnung
und Zurückweisung: Mit der Negation kann auch eine
konditionale Ablehnung ausgedrückt werden.
58 / 58
Herunterladen