.. TRENDS WIRTSCHAFT A k t i o n är e Während sich deutsche Konzerne mit ihren Bilanzen derzeit mehr und mehr den Regeln der internationalen Kapitalmärkte unterwerfen und ihre stillen Reserven offenlegen, bleibt das Bonner Justizministerium bei seiner aktionärsfeindlichen Politik. In einem Schreiben an das Bundesverfassungsgericht sprechen die Beamten den Aktionären das Recht ab, zu erfahren, wie reich die ihnen gehörenden Unternehmen tatsächlich sind. Begründung: P. SEITZ / ZEITENSPIEGEL Bonn gegen offene Bilanzen len Wert von Beteiligungen hätten zudem keinen „hohen Aussagewert“, da die Firmen diese „im Regelfall nicht verkaufen“. Die seltsamen Aussagen finden sich in einer Stellungnahme des Ministeriums zu einer Verfassungsbeschwerde des Würzburger Ökonomen Ekkehard Wenger. Der Professor für Bankbetriebslehre, der in Hauptversammlungen gern über die selbstherrlichen Vorstände herzieht, will erreichen, daß die Manager den Wert ihrer Beteiligungen nicht verschweigen dürfen. Über diese Forderung werden demnächst die Karlsruher Richter entscheiden. Wenger Solche Auskünfte seien wegen der damit verbundenen Unsicherheiten „wenig hilfreich“ oder sogar „irreführend“. Informationen über den aktuel- Fernsehen Lufthansa Kirch will Pro-Sieben-Anteil reduzieren Steuern sparen mit Miles & More J. H. DARCHINGER Leo Kirch und sein Sohn Thomas wollen sich aus dem TV-Sender Pro Sieben teilweise zurückziehen. Dort soll Kirch junior seinen Anteil von 24,5 Prozent auf 9,9 Prozent absenken. Diese Beteiligung läge unter der neuen gesetzlichen Bagatellgrenze von zehn Prozent, die von 1997 an gilt. Nach dem Manöver würde die Kirch-Familie rein rechnerisch, gemäß dem neuen Kontrollmodell, nur noch 15 Prozent der deutschen TV-Zuschauer erreichen und läge damit weit unter der medienpolitischen Obergrenze von 30 Prozent. Heute kommt Kirch, der im digitalen Fernsehen rund 50 Spartenkanäle starten will, bereits auf über 28 Prozent. Die frei werdenden Kirch-Aktien sollen beim Börsengang von Pro Sieben zusätzlich plaziert werReischl den. Damit stünden 50 statt gut 35 Prozent zum Verkauf; 40 Prozent gehören dem Handelskonzern Rewe. Pro-Sieben-Vorstandschef Georg Kofler will sich intensiv um institutionelle Anleger bemühen. Vor allem in den USA sei „viel Geld zu holen“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende und ReweChef Hans Reischl. Durch die neue Strategie kommt Pro Sieben in Zeitverzug. Den ursprünglich für diesen Sommer vorgesehenen Börsengang hat der Sender, dessen Wert auf 2,5 bis 3 Milliarden Mark fixiert wird, um knapp ein Jahr verschoben. Eigentlich sei Pro Sieben viel mehr wert, meint Reischl: Ein US-Sender habe ihm den 40-Prozent-Anteil bereits gegen einen stolzen Aufpreis abkaufen wollen. Verlage Mit Tricks ins Internet Mit ungewöhnlichen Methoden ist der Verlag der Passauer Neuen Presse (PNP ) ins Online-Geschäft eingedrungen. Über die Universität Passau und das gemeinnützige wissenschaftliche Deutsche Forschungsnetz bekam die bayerische Verlagsgruppe fast zum Nulltarif Zugang zum Internet. Den vermarkteten die Medienmanager, vor allem über die eigene lokale Zeitung, gegen nur zehn Mark Monatsgebühr an Privatkunden weiter; Werbekunden schalteten Online-Anzeigen. Nachdem sich ein niederbayerischer Konkurrent 114 DER SPIEGEL 16/1996 Internet-Angebot der PNP beschwert hat, rückt das Deutsche Forschungsnetz von dem Verlag (Umsatz: 750 Millionen Mark) ab: Eine Vermarktung sei „illegal und grundsätzlich nicht gestattet“. Lufthansachef Jürgen Weber und Hansgeorg Hauser, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, versuchten Anfang des Monats vergebens, einen seit langem schwelenden Konflikt zu beenden. Die Finanzjuristen des Bundes und der Länder nehmen Anstoß am „Miles & More“-Prämiensystem, mit dem die Fluggesellschaft Vielflieger in ihre Maschinen lockt. Prinzipiell, so die beamteten Juristen, seien die Prämien „geldwerte Vorteile“, wenn das Ticket des Fluggastes vom Arbeitgeber bezahlt wird. Deshalb müßten Freiflüge genauso versteuert werden wie ein Preisvorteil beim Jahreswagen, der einem Angestellten vom Arbeitgeber weit unter Preis überlassen werde. Lange Zeit hielt die Lufthansa dagegen, ihre Vielflieger dürften vom Fiskus nicht belästigt werden, weil eine Besteuerung gegenüber der weltweiten Konkurrenz einen Wettbewerbsnachteil darstelle. Nun zeigt die Fluggesellschaft Kompromißbereitschaft: Wenn der Staat den Vielfliegern einen jährlichen Freibetrag von 2400 Mark einräume, sei man bereit, den Kunden die eigentlich fällige Einkommensteuer auf die Prämie zu ersparen und in pauschalierter Form selbst zu tragen. Diskutiert wurde ein Steuersatz von 35 Prozent. Nun muß der Bonner Finanzminister mit den Ländern beraten, ob sich das Problem nach Lufthansa-Manier rechtlich einwandfrei lösen läßt. Um wieviel Geld es geht, will keiner der Beteiligten offenbaren. Für 1993, als die Kampagne anlief, bezifferte die Lufthansa den Prämienwert auf acht Millionen Mark.