Flavourphysik und CP Verletzung 39. Herbstschule für Hochenergiephysik Maria Laach, September 2007 Matthias Neubert Johannes Gutenberg-Universität Mainz Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 1 Übersicht • Vorlesung 1: – Yukawakopplungen, CKM Matrix und Unitaritätsdreieck – effektive Feldtheorie • Vorlesung 2: – effektiver schwacher Hamiltonian und flavour-ändernde neutrale Ströme (FCNC) – K-K und B-B Mischung • Vorlesung 3: – CP Verletzung – Bestimmung des Unitaritätsdreiecks – Suche nach “neuer Physik” Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 2 Yukawa-Kopplungen, CKM-Matrix und Unitaritätsdreieck Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 3 Flavourphysik • Was ist “Flavour”? • Generationen: Verdreifachung des Fermionenspektrums ohne ersichtliche Notwendigkeit • Dynamische Erklärung von Flavour (neue Quantenzahl?) ebenso mysteriös wie Dynamik der elektroschwachen Symmetriebrechung • Zusammenhang? Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 4 Flavourphysik • Hierarchien im Massenspektrum der Fermionen: Massen der Quarks und Leptonen • ebenso Hierarchien in den Quarkmischungen Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 5 Flavourphysik • Flavourphysik beschäftigt sich mit der Kommunikation zwischen den Generationen • Im SM: nur in Wechselwirkungen des gelandenen Stromes W (dL,sL,bL)k Vik (uL,cL,tL)i Cabibbo-Kobayashi-Maskawa Matrixelemente Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 6 Yukawa-Kopplungen • allgemeinste eichinvariante und renormierbare Kopplungen des Higgs an die Materiefelder: SU(2)L Generationenindex Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 U(1)Y 2 -1/2 2 +1/6 1 -1 1 +2/3 1 -1/3 7 Yukawa-Kopplungen SU(2)L 2 U(1)Y ±1/2 • Yukawa-Kopplungen: Y: 1 -1/2 -1/2 1/3 -1/2 +1/6 -2/3 +1/2 +1/6 • Ye,Yd,Yu: beliebige komplexe 3x3 Matrizen Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 8 Yukawa-Kopplungen • Da Fermionen verschiedener Generationen gleiche Eichkopplungen tragen, erlaubt das Eichprinzip beliebige generationenmischende Kopplungen! • Üblicherweise eliminieren wir solche Kopplungen durch Feldredefinitionen: ψi → Uij ψj unitäre (d.h. wahrscheinlichkeitserhaltende) “Drehungen” im Generationenraum • immer möglich für kinetische Terme und Eichkopplungen (Übung) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 9 Yukawa-Kopplungen • Feldredefinitionen I: LL → Ue LL, eR → We eR diagonal (Übung) • Feldredefinitionen II: QL → Uu QL, uR → Wu uR diagonal Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 10 Yukawa-Kopplungen • Feldredefinitionen III: dR → Wd dR, QL schon fixiert mit unitärer Matrix V (Übung) • Nach elektroschwacher Symmetriebrechung: Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 11 Yukawa-Kopplungen • Fermionenmassen: mf = yf (v/√2) • Masseneigenzustände der down-Quarks: Wechselwirkungseigenzustände Masseneigenzustände • Bemerkung: Auszeichnung der down-Quark gegenüber den up-Quarks ist Konvention, was zählt ist die relative Orientierung der Massenzustände von up- und down-Quarks Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 12 CKM-Matrix • Effekt der Feldredefinitionen auf die schwachen Eichwechselwirkungen in der Massenbasis: (QCD und QED invariant: Übung) • geladener Strom: – generationenändernde Kopplungen proportional zu Vij: dLi → uLj + W- ∝ Vji uLi → dLj + W+ ∝ Vij* (Cabibbo-Kobayashi-Maskawa Matrix) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 13 CKM-Matrix • neutraler Strom: heben sich weg: V†V=1 – keine generationenändernden Kopplungen! (auf Niveau elementarer Vertizes) – GIM-Mechanismus (Glashow-Iliopoulos-Maiani, 1970) – führte zur Vorhersage des Charmquarks Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 14 CKM-Matrix • Unitäre 3x3 Matrix V kann durch 3 Eulerwinkel und 6 Phasen parameterisiert werden • Nicht alle Phasen sind beobachtbar, da unter Phasenredefinitionen qL→eiϕq qL der Quarkfelder: • Durch Wahl der Phasendifferenzen können 5 der 6 Phasen eliminiert werden! Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 15 CKM-Matrix • verbleibende Phase δCKM is die Quelle aller CP-verletzender Effekte im Standardmodell – schwache Wechselwirkung koppelt an linkshändige Fermionen und rechtshändige Antifermionen – verletzt P und C maximal, wäre jedoch invariant unter CP und T falls alle schwachen Kopplungen reell wären – physikalische Phase der CKM-Matrix bricht die CP-Invarianz • erlaubt absolute Unterscheidung von Materie und Antomaterie Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 16 CKM-Matrix • Verallgemeinerung auf n Generationen (Übung): – n(n-1)/2 Eulerwinkel – (n-1)(n-2)/2 physikalische Phasen (nach Feldredefinitionen) – CP-verletzende Effekte im Quarksektor für n≥3 • Modell zur Erklärung der CP-Verletzung führte zur Vorhersage der dritten Generation Kobayashi, Maskawa (1973) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 17 CKM-Matrix • Form von V nicht eindeutig (Phasenkonvention) • mehrere Parameterisierungen sind möglich; am nützlichsten ist die von Wolfenstein (1983): • Hierarchische Struktur in λ≈0.22 • Restliche Parameter O(1) • Komplexe Einträge O(λ3) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 18 CKM-Matrix • Jarlskog-Determinante: für beliebige Wahl von i,j,k,l ist Im(VijVklVil*Vkj*) = J ∑m,n εikm εjln eine Invariante der CKM-Matrix, d.h. unabhängig von Phasenkonventionen (Übung) • CP-Invarianz ist genau dann verletzt, wenn J≠0 • Wolfenstein-Parameterisierung: J ≈ λ6A2η = O(10-4) rather small Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 19 Unitaritätsdreieck • Unitaritätsrelation V† V= V V† =1 impliziert: Vji* Vjk = δik und Vij* Vkj = δik • Für i≠k liefert dies 6 Dreiecksrelationen, in denen sich die Summe dreier komplexer Zahlen zu Null addiert: Vci* Vck Vui* Vuk (i≠k) Fläche = J/2 (Übung) Vti* Vtk Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 20 Unitaritätsdreieck • Phasenredefinitionen drehen die Dreiecke • Für zwei Dreiecke sind alle Seiten von geicher Ordnung in λ; das Unitaritätsdreieck ist: Vub* Vud + Vcb* Vcd + Vtb* Vtd = 0 • Graphische Darstellung: (ρ,η) α γ (0,0) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 β (1,0) 21 Effektiver schwacher Hamiltonian Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 22 Effektive Feldtheorie • Bei niedrigen Energien führt der Austausch schwerer Teilchen (M»E) zu praktisch punktförmigen Wechselwirkungen M M M Austausch schwerer virtueller Teilchen zwischen leichten SM-Teilchen Matthias Neubert induzierte, effektive lokale Wechselwirkung bei niedrigen Energien Maria Laach, September 2007 23 Effektive Feldtheorie • Effektive Feldtheorie erlaubt die systematische Beschreibung virtueller Effekte schwerer Teilchen durch eine Entwicklung in lokalen Operatoren • auch dann möglich, wenn die fundamentale Theorie unbekannt oder nichtperturbativ ist “Theorem of modesty”: Alle physikalischen Theorien sind effektive (Feld-)theorien Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 24 Effektive Feldtheorie • Das Standardmodell ist die bisher erfolgreichste effektive Feldtheorie, obwohl es einige Fragen offen lässt: Higgsmasse (Hierarchieproblem) kosmologische Konstante Neutrinomassen (See-saw Mechanismus) Matthias Neubert renormierbare Quantenfeldtheorien mögliche Effekte “neuer Physik”, Protonzerfall, … Maria Laach, September 2007 25 Übersicht • Vorlesung 1: – Yukawakopplungen, CKM Matrix und Unitaritätsdreieck – effektive Feldtheorie • Vorlesung 2: – effektiver schwacher Hamiltonian und flavour-ändernde neutrale Ströme (FCNC) – K-K und B-B Mischung • Vorlesung 3: – CP Verletzung – Bestimmung des Unitaritätsdreiecks – Suche nach “neuer Physik” Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 26 W-Austausch bei niedrigen Energien • Fermitheorie der schwachen Wechselwirkung beschreibt W-Bosonaustausch durch punktförmige 4-Fermionkopplungen • Betrachte: E«MW (lokaler Operator) • Fermi-Konstante: GF/√2 =g22/8MW2 – bestimmt Skala der schwachen Wechselwirkung Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 27 W-Austausch bei niedrigen Energien • Semileptonischer Zerfall: QCD-Korrekturen beeinflussen beide Graphen in gleicher Weise (UV-konvergent) • Resultierende “effektive” Wechselwirkung für E«MW: C1=1 • Skalierung 1/MW2 für d=6 Operatoren erklärt Schwäche der “schwachen” Wechselwirkung Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 28 W-Austausch bei niedrigen Energien • W-Austausch zwischen vier verschiedenen Quarkfeldern (nicht-leptonische Zerfälle): E«MW c c s s • auf Baumgraphenniveau analoge Behandlung wie zuvor Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 29 W-Austausch bei niedrigen Energien • Komplikationen für Schleifengraphen: • naïve Taylorentwicklung des W-Bosonpropagators nicht länger zulässig! Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 30 W-Austausch bei niedrigen Energien • Problem bei hohen Schleifenimpulsen: • Jedoch keine Unterschiede bei niedrigen Schleifenimpulsen! • Effekt kann störungstheoretisch berechnet und “korrigiert” berücksichtigt werden, da die effektive starke Kopplung αs(MW) klein ist Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 31 W-Austausch bei niedrigen Energien • Resultierende effektive Wechselwirkung: mit Wilsonkoeffizienten: → berücksichtigen Effekte von harten Gluonen (p~MW) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 32 Idea von effektiver Feldtheorie • Trennung von kurz- und langreichweitigen Effekten; schematisch: MW Ci(µ) µ 〈Oi(µ)〉 • Kurzreichweitige Effekte (p~MW) sind ΛQCD störungstheoretisch berechenbar • Langreichweitige Effekte müssen mit nichtperturbativen Methoden behandelt werden Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 33 Idea von effektiver Feldtheorie • Warum nützlich? • Jegliche Sensitivität zu hohen Skalen (d.h. auch zu Physik jenseits des Standardmodells) kann mit Methoden der Störungstheorie berechnet werden: Ci(µ) = CiSM(MW,mt,µ) + CiNP(MNP,gNP,µ) • Nichtperturbative Methoden (Operatorproduktentwicklung, Gittereichtheorie, …) funktionieren in der Regel nur bei niedrigen Skalen (typischerweise µ~einige GeV) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 34 FCNC-Prozesse • Während generationenübergreifende Kopplungen der W-Bosonen an die Quarks existieren, sind flavourändernde neutrale Ströme wie z.B. b→sγ, b→sZ0, b→sνν, b→sdd, bd→db, etc. (u.v.m., auch für leichtere Quarks) im Standardmodell nicht als elementare Vertizes enthalten (GIM-Mechanismus) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 35 FCNC-Prozesse • solche Prozesse können jedoch auf Schleifenniveau induziert werden, z.B.: Pinguindiagramm W t t b s schleifeninduzierter Zerfall b→sνν Z ν Matthias Neubert ν Maria Laach, September 2007 36 FCNC-Prozesse • effektive Wechselwirkung bei niedrigen Energien (E«MW,MZ,mt): b s ν ν C(MW,MZ,mt,µ) Matthias Neubert Z Pinguindiagramm approximiert durch lokalen 4-Fermionoperator Maria Laach, September 2007 37 FCNC-Prozesse • genauere Analyse (Pinguinautopsie) zeigt, dass der GIM-Mechanismus hier “unvollständig” operiert How to kill a penguin … Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 38 FCNC-Prozesse • genauere Analyse (Pinguinautopsie) zeigt, dass der GIM-Mechanismus hier “unvollständig” operiert: W q= u,c,t b s Unitaritätsrelation: Z ν Matthias Neubert ν → endlicher verbleibender Effekt aufgrund nichttrivialer Massenabhängigkeit, oft ∝(mt/MW)2 oder ln(mt/µ) Maria Laach, September 2007 39 FCNC-Prozesse • wegen der Struktur der Kopplungen von Z0 und auch g,γ ergibt sich eine größere Vielfalt von effektiven lokalen d=6 • betrachte Zerfälle vom Typ b→s+X (oder b→d+X, s→d+X), wobei X flavour-neutral ist: W-Bosonaustausch Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 Pinguin- und Boxgraphen 40 Operatorbasis • Strom-Strom-Operatoren (W-Austausch): • Resultat analog zu früherer Diskussion): b p=u,c b p=u,c p=u,c s p=u,c s ← der Einfachheit halber geben wir Resultate bei µ=MW an Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 41 Operatorbasis • QCD-Pinguinoperatoren: b s • Resultat: Schleifenfunktion: Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 42 Operatorbasis • Elektroschwache Pinguinoperatoren: b • Resultat: Matthias Neubert s b s Schleifenfunktionen: Maria Laach, September 2007 43 Operatorbasis Chiralitätsflip ∝ mb • Dipoloperatoren: • Resultat (x=mt2/MW2) : Ende der Tierschau! Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 44 FCNC-Prozesse • betrachte als letztes wichtiges Beispiel (B-B, K-K Mischung, s.u.) Prozesse vom Typ bd→db (oder bs→sb, sd→ds) • Effektive Wechselwirkung: – dominanter Beitrag (∝mt2) von der Topquarkschleife – erster Hinweis auf ein sehr schwerer Topquark Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 45 K-K und B-B Mischung Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 46 Oszillationen neutraler Mesonen • Neutrale Mesonen können durch schwache Prozesse 2. Ordnung in ihre Antiteilchen übergeführt werden • Analogie mit quantenmechanischem System gekoppelter Pendel: Zustand K0 für t=0 entwickelt sich in eine Überlagerung von Zuständen K0 und K0 mit zeitlich oszillierenden Amplituden KL (KH) K0, K0 KS (KL) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 47 Oszillationen neutraler Mesonen • B-Fabriken produzieren Paare von B0 und B0 Mesonen in kohärenten Quantenzuständen • Zerfall eines der zwei Mesonen (Rekonstruktion der Flavour) initiiert die Zeitmessung für das andere Meson Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 48 Quantenmechanische Behandlung • Schrödinger-Gleichung für B0 und B0: Masseneigenwerte: • Nichdiagonaler Eintrag durch Boxdiagram: ∝ (VtbVtd*)2 ∝ e-2iβ Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 49 Quantenmechanische Behandlung • Zeitentwicklung eines B0-Zustandes bei t=0: (Übung) • Betrachte Zerfall in einen CP-EigenB0 zustand f, mit Zerfallsamplituden f A für B0→f und A für B0→f • Amplitude für diesen Zerfall nach Zeit t>0: Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 B0 50 Quantenmechanische Behandlung • Zerfallsrate unter der Annahme, dass A~eiφA und A~e-iφA durch eine einzige “schwache”, d.h. CPverletzende Phase bestimmt sind: • Oszillationsverhalten bestimmt durch die CPverletzenden Parameter β und ϕA Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 51 Übersicht • Vorlesung 1: – Yukawakopplungen, CKM Matrix und Unitaritätsdreieck – effektive Feldtheorie • Vorlesung 2: – effektiver schwacher Hamiltonian und flavour-ändernde neutrale Ströme (FCNC) – K-K und B-B Mischung • Vorlesung 3: – CP Verletzung – Bestimmung des Unitaritätsdreiecks – Suche nach “neuer Physik” Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 52 CP-Verletzung Day and Night, M.C. Escher Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 53 Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 54 CP-Verletzung • Komplexe Kopplungen in der CKM-Matrix können zu CP-Asymmetrien führen • Drei Typen von CP-Verletzung: – in der Meson-Antimeson-Mischung (“indirekte CP-Verletzung”) – im schwachen Zerfall (“direkte CP-Verletzung”) – in der Interferenz von Mischung und Zerfall (“zeitabhängige CP-Verletzung”) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 55 CP-Verletzung • Messung der Effekte einer komplexen Kopplung verlangt: – Interferenz von mindestens zwei Amplituden mit verschiedenen CP-verletzenden (“schwachen”) Phasen: CP ϕweak → -ϕweak – Vorhandensein einer weiteren, CP-erhaltenden (“starken”) Phasendifferenz: CP δstrong → δstrong Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 56 CP-Verletzung in der Mischung • Entsteht durch CP-verletzende Effekte in den Matrixelementen des Mischungs-Hamiltonians • 1964: Entdeckung der CP-Verletzung im System neutraler K-Mesonen (Parameter εK) • Effekt ist sehr klein im System neutraler BMesonen (noch nicht beobachtet) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 57 CP-Verletzung im Zerfall • Entsteht wenn Γ(i→f)≠Γ(i→f) durch Interferenz von mindestens zwei Partialamplituden mit unterschiedlichen schwachen und starken Phasen, z.B.: • Zuerst beobachtet im Zerfall K→ππ (winziger Effekt, Parameter ε’~10-6) • Neuerdings beobachtet in zahlreichen B-MesonZerfällen, z.B.: B→πK, B→πρ, B→η’K • zum Teil große Effekte, O(0.1-0.3) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 58 Amplitudeninterferenz • Raten für seltene, charmlose B-Zerfälle sind gekennzeichnet von starker Interferenz von Baumund Pinguintopologien: Amplituden: " = Te i# 1 e$ i% + Pe i# 2 Raten: %( B $ f ) + %( B $ f ) ~ cos " cos(! i # ! j) Asymmetrien: %( B $ f ) # %( B $ f ) ~ sin " sin(! i # ! j) ! Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 59 Amplitudeninterferenz s Bäume: KW b u Vub~ e-iγ B0 π+ d Pinguine: W b B0 (Hurth) Matthias Neubert u t,c,u s K- u g u π+ d Maria Laach, September 2007 60 Realität ist weit komplizierter s b W u Ku π+ B0 d • Nichtleptonische schwache Zerfälle galten lange als theoretisch nicht behandelbar • Erste strenge theoretische Beschreibung: – QCD-Faktorisierung – Soft-collinear effective theory Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 Beneke, Buchalla, MN, Sachrajda (1999-2001) Bauer, Pirjol, Stewart (2000, 2001) 61 CP in Interferenz von Mischung und Zerfall • Tritt auf in Zerfällen neutral Mesonen in CPEigenzustände • CP-erhaltende Phase entsteht aufgrund der quantenmechanischen Zeitentwicklung der Mischungsamplitude (s.o.): B0 • Zeitabhängige CP-Asymmetrie: Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 B0 f S(f) 62 CP in Interferenz von Mischung und Zerfall • “Goldener” Zerfall B→J/ψ KS: c b B0 W d J/ψ c s KS • Amplitude ist reell in sehr guter Näherung, φA= 0 Matthias Neubert • CP-Asymmetrie S(f)=sin2β bestimmt CP-verletzende Phase β ohne Kenntnis der Zerfallsamplitude! • Theoretische Unsicherheit nur ~1% • Hochpräzise Messung eines Winkels des Unitaritätsdreiecks: sin2β = 0.68±0.03 Maria Laach, September 2007 63 Bestimmung des Unitaritätsdreiecks Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 64 Wichtigste Analysen Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 65 Wichtigste Analysen • • Bestimmung von |Vub| in inklusiven semileptonischen B-Zerfällen Theoretische Unsicherheiten auf 7% reduziert Bosch, Lange, MN, Paz (2004, 2005) Xu Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 66 Wichtigste Analysen • • Bestimmung von |Vtd| in der B0-B0 Mischung Hadronische Unsicherheiten (Gitter-QCD) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 67 Wichtigste Analysen • • Matthias Neubert Bestimmung von Im(Vtd2) in der K0-K0 Mischung Hadronische Unsicherheiten (Gitter-QCD) Maria Laach, September 2007 68 Wichtigste Analysen • • Bestimmung von sin2β in der B0-B0 Mischung Keine theoretischen Unsicherheiten Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 69 Bestimmung von γ aus B→πρ,ππ • Ohne Pinguinbeiträge hätten die Zerfallsamplituden die schwache Phase ϕA= -γ, so dass die zeitabhängigen CPAsymmetrien sin2(β+γ)=sin2α messen würden • “Pinguinverschmutzung” kann mit QCD-Faktorisierung abgeschätzt werden • Resultat: γ= B→πρ Old data New data B→ππ (62±8)o Old data New data Beneke, MN (2003) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 70 CP-erhaltende/-verletzende Prozesse Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 71 Zwischenbilanz • CKM-Modell der Flavour- und CP-Verletzung funktioniert großartig • Definitiv die Hauptquelle dieser Effekte • “Neue Physik” kann lediglich Korrekturen zum CKM-Bild liefern • Dennoch besteht weiterhin die Möglichkeit, dass wesentliche Beiträge “neuer Physik” gefunden und studiert werden können! Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 72 Suche nach “neuer Physik” (ein Beispiel von vielen) Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 73 (sin2β)Baum vs. (sin2β)Pinguin • Interferenz von Mischung und Zerfall: B0 • Pinguingraph ist reel bis auf kleine Korrekturen: B0 b ΦKS • Phasenstruktur identisch zum Zerfall B→J/ψ KS • Theoretische Vorhersage: B0 S(ΦKS) - S(J/ψ KS) = 0.02±0.01 Ebenso für η’KS: Matthias Neubert 0.01±0.01 Maria Laach, September 2007 W t,c,u g,Z s Φ s s KS d Grossman, Worah (1996) Beneke, MN (2003) 74 (sin2β)Baum vs. (sin2β)Pinguin Theor. Korrekturen Beneke, MN (2003) Mittelwert: 0.53±0.05 Abweichung 2.4σ Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 75 (sin2β)Baum vs. (sin2β)Pinguin • Erklärung des Effektes durch neue Physik würde zusätzliche Pinguinbeiträge einführen (z.B. SUSY), bevorzugterweise im elektroschwachen Sektor Neugierig, was ich im Bauch habe? Seht nach am LHC! ? Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 76 Schlussbemerkungen • Flavorphysik ist eine wichtige Komponente in der Strategie zur Erforschung der Teraskala • Komplementär zu den Möglichkeiten von LHC/ILC • Indirekte Suchen nach neuer Physik werden von Entdeckungen am LHC profitieren • Abweichungen vom Standardmodell können dann als Messungen neuer Flavourparameter interpretiert werden! Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 77 The End! Matthias Neubert Maria Laach, September 2007 78