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ABSTRACT
Barth, Andreas (2013). Public Value im Privatradio – ein Widerspruch? Eine Inhaltsanalyse der Wiener
Radiolandschaft anhand der Kriterien regionale Identitäten und publizistische Vielfalt. Diplomarbeit:
FHWien der WKW, Institut für Journalismus & Medienmanagement.
Hörfunk ist öffentlich, verbreitet neben seinen manifesten Sendeinhalten auch Werte und bedarf
daher einer medienpolitischen Regulierung, Bewilligung und Bewertung. Alle Sektoren des Hörfunks
sind davon betroffen, in einem dualen System also der öffentlich-rechtliche wie der private. 15 Jahre
nach dem Start der ersten privaten Radiosender in Österreich sind allerdings noch immer fundamentale Fragen ungeklärt. Allen voran: Welche Aufgaben soll der private Rundfunk erfüllen? Und welche
Leistungen sollen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk durch die Gebührenfinanzierung vorbehalten
bleiben?
Stellt man die Frage, warum sich die Republik Österreich einen öffentlich-rechtlichen Medienriesen
leisten soll, bekommt man in jüngerer Vergangenheit von Politik und Medienexperten häufig auffallend gleichlautende Antworten: Der öffentliche Mehrwert sei es, der die Existenz des kostspieligen
Medienunternehmens rechtfertige. Öffentlich-rechtliches Programm schaffe einen Zusatznutzen,
einen Public Value, den die Konkurrenz aus der Privatwirtschaft nicht biete. Hier setzt die vorliegende
Arbeit an, indem medial vermittelte Werte, die als gesellschaftlich wünschenswert erscheinen, miteinander verglichen werden.
Zunächst wird die rundfunkgeschichtliche Entwicklung der vergangenen 15 Jahre nachgezeichnet.
Die im europäischen Vergleich spät vollzogene Liberalisierung gestattete es dem ORF, Erfahrungswerte etwa aus Deutschland zu nutzen und sich für die private Konkurrenz zu rüsten. Sendeleisten
mit klar erkennbarem öffentlichem Mehrwert wurden gebündelt, die Massenprogramme – und hier
insbesondere Ö3 – bekamen eine durchformatierte Ausrichtung, an der sich die private Konkurrenz
bis heute die Zähne ausbeißt. So gesehen war die Rundfunkliberalisierung keine Erfolgsgeschichte
für Programme mit Mehrwert. Gleichzeitig ist offenkundig, dass mehr Anbieter nicht zwangsläufig zu
einem „more of the same“ führen müssen, wie es medienpolitisch nicht erwünscht sein kann. Die
privaten Mitbewerber können in dieser Hinsicht genauso sehr Verdienste erwerben. Kapitel 3 widmet
sich dem Stand der Public-Value-Diskussion und kommt zu dem Schluss, dass öffentlicher Mehrwert
keinesfalls eine Domäne öffentlich-rechtlicher Medien ist.
Im abschließenden Teil wird schließlich der Praxistest vollzogen. Die Kriterien regionale Identitäten
und publizistische Vielfalt bilden den Grundraster für eine Inhaltsanalyse der Wiener Radiolandschaft, die zeigt, dass die Konkurrenzsituation von Privat und Öffentlich-Rechtlich den Mehrwert in
der Nachrichtenberichterstattung durchaus steigern kann. Der ORF punktet mit Ausmaß und Tiefe
sowie einer weitaus höheren Darstellungsvielfalt als die vier untersuchten privaten Mitbewerber. Unter diesen wiederum ist Public Value in regionaler und pluralistischer Hinsicht insbesondere bei jenen
Medien zu finden, die eigenproduzierte Nachrichten und eigens ausgewiesene Leisten für lokale Inhalte im Programm haben.
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Gegenüber dem bunten Erscheinungsbild in der Machart erscheinen Themen- und Akteursvielfalt
beschränkt: Die politisch-öffentliche Sphäre dominiert, gesellschaftliche Minderheiten werden in den
Nachrichtensendungen der fünf Medien kaum abgebildet. So erscheinen nicht nur die Marktanteile
der Privaten gegenüber dem ORF ausbaufähig, sondern auch die Realisierung einer inhaltlich pluralistischen Medienlandschaft im Hörfunkmarkt Wien.
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