Die 14. Gruppe: Kohlenstoff ⇒ Am Aufbau der uns zugänglichen Erdhülle (Erdrinde, Wasser- und Lufthülle) beteiligen sich die Elemente der 14. Gruppe mit: C = 0.02 % (Gewichts %) Si = 26.3 % Ge = 1.4 x 10-4 % Sn = 2 x 10-4 % Pb = 12 x 10-4 % Einige ‚Trends’ der 14. Gruppe: 1. Hybridisierungs1. Die Stabilität der Oxidationsstufe +2 steigt von oben nach unten (mit der OZ) Defekte (Ausnahmen bilden die elementorganischen Derivate dieser Elemente) 2. Mittlere M-H- und M-C-Bindungsenergien ↓ C → Pb C-H: stabil; Si-H: H2O-empfindlich Hydrolyse-Raten: Pb >> Sn >>> Ge > Si >> C 3. Kettenbildung: Element-Element mittlere Bindungs-Enthalpien ↓: C-C > Si-Si > Ge-Ge > Sn-Sn > Pb-Pb 4. Verbindungen mit Mehrfachbindungen: Fähigkeit eines Elements, Mehrfachbindungen auszubilden ↓ ‚Doppelbindungsregel’ C=C > Si=Si > Ge=Ge > Sn=Sn > Pb=Pb 5. Metallische Eigenschaften steigen von oben nach unten (Ionisierungsenergie!): C > Si > Ge > Sn > Pb 6. Mögliche KZ steigen von oben nach unten in der Gruppe (mit dem Radius) 1 Kohlenstoff ⇒ Vorkommen in der Natur als Graphit, Diamant, CO2, Carbonate usw. ⇒ wichtige Carbonat-Mineralien: Calciumcarbonat: Calciummagnesiumcarbonat: Magnesiumcarbonat: Eisencarbonat: Mangancarbonat: Zinkcarbonat: CaCO3 CaCO3⋅MgCO3 MgCO3 FeCO3 MnCO3 ZnCO3 (Kalkstein, Marmor, Kreide) (Dolomit) (Magnesit) (Siderit) (Rhodochrosit) (Zinkspat / Calamin / Smithsonit) ⇒ 2.7 x 1011 t an Kohlenstoff in der Biosphäre: 99 % in Pflanzen, 1 % in Tieren ⇒ drei natürliche Isotope: 12C (98.9 %); 13C (1.1 %, I = ½); 14C (1.2 x 10-10 %, radioaktiv) ⇒ kosmische Strahlung in der Atmosphäre generiert Spuren von 146C, das in der Atmosphäre als CO2 auftritt und sich wieder in 147N umwandelt. Aufgrund von Stoffwechselmechanismen ist das 126C/146C-Verhältnis bei lebenden Organismen konstant. Nach dem Absterben verändert sich das Verhältnis zugunsten von 126C. (146C = ß- -Strahler, t½ = 5730 Jahren; Altersbestimmung bis zu 50.000 Jahren möglich) 2 Modifikationen des Kohlenstoffs Graphit Diamant Fullerene zermahlen α-Graphit erhitzen auf 1025°C ß-Graphit kubisch hexagonal ⇒ Graphit α-Graphit: stabilste Modifikation unter Normalbedingungen sp2-Hybridisierung, planar, Schichtstruktur elektrische Leitfähigkeit ↑ mit ↑ T AAA Stapelfolge unbekannt; ABAB-Stapelfolge = α-Graphit, ABCABC-Stapelfolge= β-Graphit erhalten aus natürlichem oder künstlichem Graphit C60...............................C94 Graphit 3 Modifikationen des Kohlenstoffs ⇒ Diamant kubischer Diamant (‚normal’): kubisch-dichteste Packung (ccp) Hexagonaler Diamant (‚sehr selten’): in Meteoriten gefunden: hexagonal-dichteste Packung (hcp) Diamant: metastabil sp3-Hybridisierung, Td koordiniert, nur σ-Bindungen, 3-D-Netzwerk natürlicher Diamant, künstlicher Diamant (unter Druck) Eigenschaften Farbe mpt. /°C Elektrische Leitfähigkeit π-Delokalisation C-Hybridisierung d(C-C) / Å Verschiedenes Graphit grau, nicht durchsichtig 3750 bei 127 bar Druck parallel zu den Schichten innerhalb Schichten sp2 Diamant farblos, durchsichtig 3800 bei 130 kbar Druck Isolator (keine π-Elektronen) keine sp3 1.421 (kürzer im Vergleich zu Diamant) 1.545 (länger im Vergleich zu Graphit) temperaturstabil, gute Wärmeleitfähigkeit, höchste Wärmeleitfähigkeit aller feuerfeste Produkte, "weich" bekannten Substanzen, hart 4 Fullerene ⇒ ⇒ durch Ersatz einiger C6-Ringe durch C5-Ringe in einer Graphit-Schicht resultiert eine Krümmung der zuvor ebenen Schicht (sphärische Modifikation). Synthese: Verdampfung von Graphit in einem Lichtbogen unter Schutzgas. Auch durch Widerstandsheizung kann Graphit verdampft werden. Graphit verdampft in Form kleiner Moleküle wie C2, die beim Abkühlen zu größeren Aggregaten reagieren ⇒ kleinstes sphärisches Molekül (isoliert) nur aus C-Atomen ist C60. ⇒ C60 = Buckminster-Fullerene oder Ih-Fullerene-60, "footballen" (USA Architekt und Ingenieur Richard Buckminster Fuller) ⇒ Halbleiter, hohe Ionisierungsenergien ⇒ C60-Gruppen rotieren mit 100 Millionen Umdrehungen / h bei RT ⇒ einzelne Ringe = planar, sp2-C-Atome ⇒ alle C-Atome äquivalent, aber zwei Bindungs-Typen anwesend ⇒ ‚Heterofullerene’, ‚endohedrale Fulleren-Komplexe’ 5 Weitere Fullerene ⇒ π-System der Fullerene (3-D) ⇒ 3-D Aromatizität (Graphit = 2-D) ⇒ weniger delokalisierte π-Bindungen in Fullerenen, σ-Bindungen mehr gespannt in Fullerenen ⇒ Fullerene sind thermodynamisch weniger stabil als Graphit. ⇒ ‚Pentagon rule’, Ih-Fullerene-20, C60, ‚leap-frog rule’ ("baseballen") ⇒ Graphit ⇒ Schichtstruktur ⇒ Fullerene: Diamant ⇒ Raumnetzstruktur Luft/H2O-stabil Fullerene ⇒ Molekülstruktur gelb/braune – schwarz/braune, weiche Kristalle -3 niedrigere Dichte als Graphit (1.65 g cm ) unlöslich in H2O; wenig löslich in organischen Lösungsmitteln 6 Graphit-Verbindungen (i) kovalent: Graphitfluorid ⇒ Fluorierung von Graphit liefert CF4, (CF)n (n = 0.8 – 0.9) oder (CF)n ⇒ (CF)n = farblose, hydrophobe Verbindung trockener Schmierstoff, chemisch inert sp3-C-Atome, C-C-Einfachbindungen, nicht elektrisch leitend Graphitfluorid ≡ (CF)n vgl. mit Teflon© Schichtabstand = 5.80 – 6.15 Ǻ (3.35 Ǻ in Graphit) (ii) ionisch: Graphit-Einlagerungsverbindungen ⇒ entstehen durch Einlagerung von Elektronen-Donoren oder Elektronen-Akzeptoren und gleichzeitigen Ladungsaustausch, d.h. es kommt zu einer ionischen Verknüpfung der eingelagerten Stoffe mit Kohlenstoff ⇒ 1. Stufe, 2. Stufe usw. ⇒ Beispiele (e--Donatoren): C8M, C24M, C36M, C16Li, C40Li ⇒ Beispiele (e--Akzeptoren): C8+BF4-, C24+HSO4- Struktur von MC8 7 Fulleren-Verbindungen (i) kovalent (ii) ionisch Fulleren-Struktur bleibt erhalten (i) kovalent: das Buckminster-Fullerenfluorid ⇒ Fluorierung von C60 (c.f. Graphit-Fluorid) ⇒ Fluorierung ist langsam: (i) sterische Hinderung der exo-F-Atome (ii) Fluorierung ↓ aromatischer Charakter des C60 (ii) ionisch: Fulleren-Einlagerungsverbindungen ⇒ Fullerene können elektrolytisch oder chemisch zu Metalfullerifen reduziert werden. ⇒ Fullerene können mit größerer Schwierigkeit zu Fulleren-Salzen des Typs CnXm oxidiert werden. (iii) endohedrale Fulleren-Verbindungen (Endohedral bedeutet, dass He im Käfig eingebaut ist) ⇒ z. B. He@C60 (exotisch) C60 erhitzt unter He Überdruck (270 MPa) bei 600°C (iv) Fulleren-Komplexe ⇒ Fullerene = π-Liganden z. B. [(PEt3)2Pt]nC60 (n = 1- 6) 8 Allgemeine Eigenschaften des Kohlenstoffs (i) Oxidationsstufen +4 → -4 stabil (ii) Bindungsordnungen 1 → 3 (iii) sp-, sp2-, sp3-hybridisierter Kohlenstoff (iv) Tendenz, Anion zu bilden, ist höher als Kationen zu bilden Methanide: M4C + 4H+ Acetyl(en)ide: M2C2 + 2H+ Allenide: M4C3 + 4H+ Hydrolyse Hydrolyse Hydrolyse CH4 + 4 M+ C2H2 + 2 M+ C3H4 + 4 M+ C sp3 Td, 109.5° b.o. = 1 C sp2 planar, 120° b. o. = 1, 2 C sp linear, 180° b. o. = 1, 3 C sp linear 180° b. o. = 2 Carbide ‚Verbindungen von C mit Metallen und Nichtmetallen mit niedriger Elektronegativität, d.h. C ist Elektronegativer Partner’ salzartig (ionisch) großtechnisch: CaO + 3C CaC2 + CO kovalent z.B. SiC, B13C2 hohe mpt. inert metallisch z. B. WC, W2C sehr hart, ‚Einlagerungscarbide’ 9 Kohlenstoff-Halogen-Verbindungen: CX4 ⇒ thermische Stabilität ↓: CF4 > CCl4 > CBr4 > CI4 ⇒ gemischte = Freon z. B. CFCl3 Struktur CCl4 farblose Flüssigkeit ΔHf = -106.7 kJ mol-1 reagiert nicht mit H2O Lösungsmittel, Giftig sehr stabil Ausgangsverbindung in -1 ΔHf = - 679.9 kJ mol Freon-Herstellung -1 BE = 514 kJ mol BE = 284 kJ mol-1, Smp = -184°C, Sdp. = -129°C Smp = -23°C, Sdp = 77°C CF4 farbloses Gas relativ inert CBr4 hell-gelbe Kristalle ΔHf = -139.3 kJ mol-1 BE = 205 kJmol-1 CI4 dunkel-rote Kristalle lichtempfindlich ΔHf = 160 kJ mol-1 Synthese: CF2Cl2 + F2 → CF4 CH4 + X2 → CCl4 + 4 EtI → CS2 + 3 Cl2 → (Exotherm) CX4 + 4 HX (X = Cl, Br) CI4 + 4 EtCl CCl4 + S2Cl2 (Chlorierung von CS2) Bond energy (kJ / mol) 600 500 400 300 200 100 0 CF4 C -X b o n d CCl4 CBr4 CI4 10 Gibt es andere Anwendungen für perfluorierte CFC-Verbindungen? ⇒ Clark und Gollan, 1966 Eine Maus kann überleben, wenn sie mit Sauerstoff gesättigte flüssige CFC einatmet. Science, 1966, 152, 1755. ⇒ Zwei Hauptmöglichkeiten für die neuen Sauerstoff-Träger: (i) Koordination des Sauerstoff-Moleküls an einen Metall-Chelat-Komplex (ii) Inerte Lösungsmittel, um Sauerstoff zu lösen ⇒ Inerte Lösungmittel, um Sauerstoff zu lösen: Die Fluorkohlenstoffe steigern die Fähigkeit des Blutes, Sauerstoff zu liefern, welcher in das Gewebe diffundiert, während CO2 herausdiffundiert. Die CFC‘s absorbieren O2 in der Lunge und transportieren diesen in die Gewebe. Schließlich wird das nicht giftige CFC aus dem Körper ausgeschieden. 11 Andere Kohlenstoff-Halogen-Verbindungen ⇒ thermische Stabilität ↓: CF4 > CCl4 > CBr4 > CI4; ⇒ alle COX2 sind H2O-empfindlich ⇒ gemischte COXY sind bekannt Struktur X X X C C X X X C X X X C C X C X X=F farbloses Gas X = Cl farblose Kristalle X = Br X=I gelbe Kristalle farbloses Gas wichtige Ausgangverbindung für der Herstellung von Teflon H2O unlöslich farblose Flüssigkeit gelbe Kristalle gelbe Kristalle farbloses Gas gelbes Gas farbloses Gas, planar farbloses Gas, giftig, planar Feststoff Synthese: OCCl2 + 2 NaF → OCF2 + 2 NaCl Punktgruppe = C2v Synthese: CO + Cl2 → COCl2 Punktgruppe = C2v X X C COF2 > COCl2 > COBr2 O X Feststoff 12 Teflon: (C2F4)n ⇒ hohe Masse (Polymer, helikal) ⇒ nicht zerbrechlich bis -200°C ⇒ sehr hohe thermische Stabilität ⇒ H2O-unlöslich, hydrophob ⇒ Molekularmasse beträgt 106 → 107 ⇒ (C2F4)n stabil bis 600°C ⇒ C-F-Bindungsenergie = 481 kJ mol-1 ⇒ T > 600°C, Perfluorisobuten wird gebildet ⇒ Dichtungen usw. für UF6-Herstellung (Anreicherung von 235U) Wiederholungsabstand = 16.8 Ǻ 13 C-O-Verbindungen Die vier C-O-Verbindungen: ⇒ Kohlenstoffmonoxid, CO Kohlenstoffdioxid, CO2 Trikohlenstoffdioxid, C3O2 Dodecakohlenstoffnonaoxid, C12O9 Synthesen: H2CO2 H2CO3 H4C3O4 H6C12O12 ⇒ CO: Labor: technisch: 100°C HCOOH H2O + CO 2 C (Koks) + O2 + 4 N2 2 CO + 4 N2 C + H2 O CO + H2 CH4 + H2O CO + 3 H2 giftig: bindet fester an Hämoglobin als O2 Reaktivität: Brennt an Luft mit bläulicher Flamme: CO + ½ O2 CO2 Industriell eingesetzt als Reduktionsmittel (Fischer-Tropsch-Synthese) H2O H2O 2 H2O 3 H2O + + + + CO CO2 C3O2 C12O9 (Generatorgas) (Wassergas) (Synthesegas) (ΔH = -283 kJ mol-1) 14 15 Kohlenstoffdioxid ⇒ Natur: frei als CO2; gebunden als CO32⇒ Synthesen: C + O2 CaCO3 ΔH = -394 kJ mol-1 ΔH = 178 kJ mol -1 CO2 CaO + CO2 (Verbrennung von Koks im Überschuss von Luft) (Brennen von CaCO3) ⇒ Labor: Kipp’scher Apparat: farbloses, nicht brennbares Gas, schwerer als Luft, sehr stabil, isoelektronische Analoga, LewisStrukturen, CO2 sublimiert, bevor es schmilzt (Phasen-Diagramm), Trockeneis = CO2(S), CO2 kann auch O2 am Hämoglobin ersetzen ⇒ Anwendungen: Harnstoff-Synthese, Feuerlöscher, Kühlmittel Reduziert nur von starken Reduktionsmitteln, schwaches Oxidationsmittel bildet zwei Salz-Serien: (i) Carbonate, M2CO3 (ii) Hydrogencarbonate, MHCO3 CO32- Lewis-Strukturen, Brønsted-, Lewis-Säure/-Basen-Eigenschaften alle MIHCO3 (außer NaHCO3) sind löslich in H2O nur Alkalimetallcarbonate, z.B. M2CO3, sind in H2O löslich 16 MO-Schema für CO2 R. Steudel, Chemie der Nichtmetalle, Walter de Gruyter, 2. Auflage, s. 120 T. M. Klapötke, I. C. Tornieporth-Oetting, Nichtmetallchemie, VCH, s. 32. 17 C-S-, C-Se- und C-Te-Verbindungen ⇒ CS, CS2, C2S3, C4S6, C9S9, (CSn)x ⇒ C-S-Verbindungen = Kohlenstoffsulfide 600°C, Al2O3 ⇒ technisch: CH4 + ½ S8 CS2 + 2 H2S ⇒ Anwendungen von CS2: Lösungsmittel, Zellophan-Herstellung 200°C ⇒ gemischte, COS; CS2 + H2O COS + H2S ⇒ CS instabil in Gasphase, ausgefroren bei -190°C, polymerisiert zu C3S2 + S8 O S OR S C S - CS2 + OH- Dithiocarbonat C NR2 S S - NH2 S C S C NH2 CS2 + OH- CS2 + NR2- CS2 + NH3 Xanthogenat Dithiocarbamat Thioharnstoff CO2 Gas (RT) exotherm CS2 Flüssigkeit (RT) endotherm (ΔHf = 117 kJ mol-1) Feuerlöscher nicht giftig brennbar giftig lichtempfindlich CO metastabil (g) ÜM-Ligand Ni(CO)4, Fe(CO)5 stabil bei RT CS instabil (g) rarer ÜM-Ligand Ni(CS)4 instabil bei RT (Matrix) ⇒ CSe2 = Kohlenstoffdiselenid, gelbe, stinkende Flüssigkeit, polymerisiert langsam bei RT, linear: Se + CH2Cl2 CSe2 + … ⇒ CTe2 = instabil, Matrix-isoliert, gemischte z.B. OCTe, SCSe sind bekannt 18 C-N-Verbindungen ⇒ Binäre Nitride: CN, (CN)2, (CN)x auch CN-substituierte C-H-Verbindungen ⇒ Dicyan; farbloses, giftiges Gas, polymerisiert falls verunreinigt bei hoher T, Lewis-Struktur technische Synthese (Oxidation von HCN): 2 HCN + ½ O2, Cl2; - H2O, - 2 HCl kat. + 2 CuSO4 in H2O, 60°C, - 2CuCN Lab Synthese: 4 KCN (CN)2 + (CN)2 K2SO4 über Cu(CN)2 (Disproportionierung) ⇒ Disproportioniert in Lauge nach: (CN)2 + 2 OH- → CN- + OCN- + H2O ⇒ Dicyan: N≡C-C≡N; linear, D∞h, Giftig, Smp.= -28°C, ΔHf = 297 kJ mol-1 Cyanisocyan: N≡C-N≡C (71 kJ mol-1 höher in Energie) Diisocyan: C≡N-N≡C (272 kJ mol-1 höher in Energie) (CN)2 300 – 500°C, Kat. T > 850°C (CN)x T = 800°C N N N C C C C C C C C N N . CN N 19 ⇒ Blausäure; HCN CNH (Isoblausäure) Brønsted-Säure: HCN H+ + CNpKs = 2.1 x 10-9 Brønsted-Base: HCN + HF + SbF5 HCNH+SbF6Lewis-Base: HCN + SbF5 HCN⋅SbF5 sehr giftig, blockiert Fe in Hämoglobin, Cytochromoxidase; Antidot = NaNO2/Na2SO3-Lösungen Industrielle Herstellung: CH4 + NH3 HCN + 3 H2 (Degussa-Prozeß) CH4 + NH3 + 3/2 O2 HCN + 3 H2O (Andrussov-Prozeß) Methylmetacrylat-, Cyanamid-, Cyanurchlorid-Herstellung ⇒ Halogencyane: XCN (X = F, Cl, Br, I) farblos, linear, flüchtig ⇒ FCN durch Thermolyse von (FCN)3: Halogen-Isocyanate (CNX) sind unbekannt ⇒ organische Nitrile (R-CN), organische Isonitrile (R-NC) X N X + HX 3 XCN H N O O Falls X = OH N N HN NH Halogencyane X O Cyanurhalogenid 20 C-N-Verbindungen ⇒ Cyansäure/Isocyansäure- bzw. Isoknallsäure/Knallsäure-Gleichgewichte berechnete thermodynamische Stabilität: OCNH > HOCN > HCNO > CNOH ⇒ Trimerisierung von HNCO zur Cyanursäure (Folie 20) Cyanate/Fulminate Untersuchungen von Wöhler und Liebig ⇒ Entdeckung der „Isomerie“ (1824) ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ HSCN (Thiocyansäure) nicht isoliert in reiner Form HNCS (Isothiocyansäure) metastabil < 0°C SCN- durch Sulfurierung von CN- mit S8 mono-, bis-, trisdentate-Komplexe möglich (Bindungsisomerie) ‚Dirhodan’ NCS-SCN; polymerisiert T > -7°C → (SCN)x (Polyrhodan) NCS SCN SCN SCN ⇒ Cyanamid, H2NCN Tautomere: Cyanamid, Carbodiimid, Isocyanamid, Imidoknallsäure, Diazomethan, "Isodiazomethan", Diazirin farblose Kristalle, H2O-löslich trimerisiert zu (H2NCN)3 (Melamin) NH3 + ClCN H2NCN + HCl technische Herstellung: 1000°C CaC2 + N2 CaCN2 + C (Ansäuren von CaCN2 liefert H2NCN) 21