JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Managing Human Resources: Human Resource Management, Change Management & Leadership Teil 6: Verhaltenssteuerung durch soziale Normen Univ.Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel Johannes Kepler University Linz Linz, 27. März 2012 1 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT 1. Organi sationsku ltur JOHANNES KEPLER UNIVERSITY 2 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (1) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Soziale Regeln interpretieren den formellen Regelrahmen und legen die Verbindlichkeit der hierarchischen Regeln aus. Abnehmende Verbindlichkeit? 3 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 1. Organisationskultur (2) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Durch welche Mechanismen wird eine Organisationsstruktur mit „Leben gefüllt, bleibt aber dennoch oftmals über Jahre stabil? 4 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (3) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Grundproblem: Wie wird Verhalten in Organisationen tatsächlich gesteuert und die formelle Regelsetzung „gelebt? !! Welche Mechanismen leiten die kollektive Leistungserstellung in Organisationen? !! Wie erfolgt die tatsächliche Verhaltenssteuerung von Individuen (und Gruppen) in Organisationen? !! Wo wird organisationales Wissen – organizational memory – verankert, das Generationen von Mitarbeitern überdauert? 5 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 1. Organisationskultur (4) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Wirklichkeit ist Ergebnis sozialer Konstruktion und nicht "objektive" Realität. Beobachter erschaffen Wirklichkeit: Sie machen sich ein Bild und handeln auf Basis dieser Konstruktion. Roth (1987) für die Biologie: Verhältnis sensorische zu verarbeitende Zellen: 1:100000. Sinnliche Welt ist "nur" ein Konstrukt des Gehirns. Luhmann (1986) für die Soziologie: Ein System kann nur sehen, was es sehen kann. Es kann nicht sehen, was es nicht sehen kann. Es kann auch nicht sehen, dass es nicht sehen kann, was es nicht sehen kann. Unser „Wahrnehmungsapparat liefert bei physischen Facts („objektive Phänomene) Paradoxien … und bei sozialen Phänomenen wie „Organisationen? 6 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (5) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY . x 7 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (6) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Der limitierte Zugang zu einer objektiven Realität zeigt sich in trivialen Übungen und ist in komplexen und mehrdeutigen Situationen noch stärker wirksam. Wahrnehmung mit beiden offenen Augen . x Objektive Wahrnehmung mit einem geschlossenen Auge . x natürlicher “blinder Fleck” mit einem Auge: objektive Realität Subjektive Wahrnehmung: Gehirn “konstruiert” Linie & Fläche . fehlerhafte Wahrnehmung durch Wahrnehmungsapparat: subjektive Realität 8 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 1. Organisationskultur (7) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY In der Regel fehlt die Möglichkeit einer Beobachtung 2. Ordnung, d.h. die Reflexion der „blinden Flecken“ der individuellen bzw. organisationalen Umweltwahrnehmung. 9 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 1. Organisationskultur (8) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Schwache Signale werden nicht erkannt, da existierende Bezugsrahmen sie „übersehen bzw.reframen (umdeuten). !! Froschkochen: Wird Wasser langsam erwärmt sind Frösche nicht in der Lage die Gefahr zu erkennen und sind nicht mehr in der Lage rechtzeitig zu fliehen. Wird ein Frosch in gefährlich heißes Wasser geworfen, springt er hingegen reflexartig hinaus. !! Organisationen sind vergleichbar schlecht in der Wahrnehmung von wenig offensichtlichen Gefahren, langsamen Veränderungen über einen längeren Zeitverlauf … 10 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (9) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Das Asch-Experiment zeigt, dass Gruppendruck dazu führt, die eigene Wahrnehmung unbewusst an die Standards der Gruppe anzupassen. Die Wahrnehmung von Wirklichkeit ist sozial konstruiert. Experimente zeigten wie Gruppendruck die Wahrnehmung von einzelnen Personen im Kollektiv beeinflusst. Beispielsweise in Bezug auf das Anspruchsniveau: -! Welche Leistung ist bei uns akzeptabel? -! Welche Qualitätsstandards sind uns wichtig? -! Wie schnell ist auf Kundenanfragen zu reagieren? -! … 11 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (10) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Organisationen sind ebenfalls soziale Konstruktionen. !! Wirklichkeit in Organisationen: die Bedeutung, welche die "Dinge" für die Organisationsmitglieder haben. !! Wirklichkeit in Organisationen: durch Interaktion und Kommunikation hergestellt und aufrechterhalten. !! Unterschiedliche Wirklichkeiten können subsystemspezifisch vorliegen: stablie Vieldeutigkeit (Kontingenz). !! Kontingenz (Auch-anders-sein-können) der Wirklichkeit in Organisationen verdeckt: Organisationsmitglieder gehen von „Objektivität aus. !! Organisationsmitglieder orientieren ihr Handeln an der Wirklichkeit in Organisationen: Bedeutung wird über Interpretation von Symbolen – v.a. der Sprache! – erschlossen. 12 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 1. Organisationskultur (11) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Das Rosenhan Experiment zeigt, wie sehr der organisationskulturelle „frame of reference (Bezugsrahmen) die Wahrnehmung von Mitarbeitern steuert. !! Pseudopatienten ließen sich in 12 psychiatrische Kliniken einweisen, indem sie angaben, dass sie unter Halluzinationen litten; danach verhielten sie sich völlig normal und teilten auch den Mitarbeitern mit, dass es ihnen gut geht. !! Anstatt die Pseudopatienten zu entlassen wurden selbst diese Aussagen bzw. ihr „normales Verhalten als Ausweis ihrer Krankheit umgedeutet. !! Im Durchschnitt wurden sie 19 Tage (7 bis 52 Tage) als Patienten wahrgenommen (stationär behandelt); andere Patienten bemerkten hingegen die „Gesundheit und verdächtigten Pseudopatienten Journalisten, Forscher, etc. zu sein. !! Im organisationskulturellen Bezugsrahmen der Mitarbeiter war vorgesehen, dass Patienten „krank sind und sie „konstruierten selbst Signale der Gesundheit so um, dass sie stimmig zum „kranken Bezugsrahmen passten. 13 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (12) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Organisationskultur umfasst die langfristig stabilen Symbole, Werte und Normen sozialer Systeme. Institutionalisierung Identität Uniformität Stabilität 14 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 1. Organisationskultur (13) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Die Organisationskultur gibt nicht nur soziale Regeln vor sondern dient auch als sinnstiftendes Element. !! Die Werte und Normen des Gründer (teams) prägen vielfach über lange Zeit die Organisation. !! Die laufende Ausführung von Kernaktivitäten – z.B. Ritualen – hält den Gründungsspirit am Leben. !! Organisationen lernen von Erfolgen und Fehlern indem das soziale Regelset an neue Gegebenheiten angepasst wird. !! Organisationskulturen stabilisieren eine sinnstiftende Identität eines Unternehmens und ermöglichen eine kontinuierliche Leistungserbringung. 15 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (14) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Die Kulturvermittlung erfolgt über Symbole und Konformität wird durch Sanktionen gesichert. !! Symbole sind mehrdeutig und müssen daher in der Handlungswelt (Lebenswelt; Berger/Luckmann 1967) mit Be-Deutung versehen werden ! Wirklichkeit als Konstruktion. !! Sprachliche Medien zur Vermittlung von Symbolen Mythen, Anekdoten, Slogans, Sprachregelungen, Grundsätze, Leitbilder, … !! Interaktionale Medien zur Vermittlung von Symbolen Riten, Zeremonien, Tabus, Beförderungen, Entlassungen, … !! Objektivierte Medien zur Vermittlung von Symbolen Statussymbole, Architektur und Design, Kleidung, Veröffentlichungen, … 16 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 1. Organisationskultur (15) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Nach Schein (1984) lässt sich eine Organisationskultur als Eisberg verstehen. Symbole (z.B. Kommunikation, Ruituale, Kleidung, Strukturen, Ziele) Werte und Normen (z.B. soziale Normen („du sollst...) und gelebte Werte (BeWertungen)) Basisannahmen (z.B. Menschenbild, Umwelt, Wahrheit, Zeit) sichtbar (bedürfen aber Interpretation) teils sichtbar, teils unsichtbar unsichtbar (Tiefenstruktur) 17 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (16) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Anhand sichtbarer Symbole lässt sich auf dahinterliegende Werte und Normen sowie auf die grundlegenden Basisannahmen schließen. Symbole: Anzug/Kostüm, offene Büros, flache Hierarchie und direkte Kommunikation, Managementberatung (Strategie, Ziele, CI etc.), Arbeitszeit von 9 bis min. 22 Uhr (außer Freitag bis ca. 20 Uhr), Zielvereinbarungssystem, monatliche Performancepräsentation im Team-Jour fixe ... Werte/Normen: Top-Management-Orientierung, Teamspirit, ganzheitliches Beratungsverständnis, hohe Leistungsorientierung, klare Rahmenbedingungen mit Flexibilität und Eigenverantwortung in der Umsetzung, ... (No-Go‘s: Projekte in KMUs bzw. auf Mittel-ManagementEbene, Einzelkämpfertum und Konkurrenzorientierung auf Kosten von Kollegen, Spezialisierung auf kleine Beratungsfelder (v.a. IT-Beratung), Dienst nach Vorschrift, fehlende Eigenständigkeit, ...) Basisannahmen: Gestaltbare Umwelt durch Selektion und Leistung, Kooperationsorientierung und Menschenbild Typ Y (Streben nach Selbstverwirklichung), ... 18 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (17) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Symbole der sichtbaren Ebene bedürfen der Interpretation, um die dahinterliegenden Muster (Werte und Normen) zu identifizieren. Sichtbare Handlungen Symbole Symptome Erfolg vs. Misserfolg Kooperation vs. Konflikt Vertrauen vs. Mißtrauen Ursachen Kommunikation Interaktion Artefakte etc. 19 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 1. Organisationskultur (18) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Das Verhalten von Mitarbeitern in Organisationen wird durch die Charakteristika des sozialen Kontext (Organisationskultur) geprägt. Deshalb ist dieser zu analysieren. Die Entstehung einer sozialen Struktur moderiert individuelles Verhalten (z.B. die Einschreitwahrscheinlichkeit einer Person bei beobachtetem Diebstahl steigt von 12.5 % auf 100%, wenn ein (minimaler) sozialer Kontext vorliegt). Aus diesem Grund sind bei der Analyse von Verhalten in Organisationen (z.B. Leistung, Motivation, Qualitäts- und Kundenorientierung etc.) die verhaltensprägenden Kontextcharakteristika (Werte und Normen der Organisations-kultur) zu untersuchen. Der Analysefokus auf die Person würde zum fundamentalen Attributionsfehler führen: überschätzen des Einflusses einer Person; unterschätzen des Einflusses des sozialen Kontexts auf beobachtbares Verhalten! 20 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 1. Organisationskultur (19) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Mit Hilfe der Methode der „objektiven Hermeneutik“ lässt sich hinter die Kulissen der Organisation(skultur), d.h. auf deren latente Strukturen, blicken. Interview: Wir sind im Eigentum des Landes zu 100% äh ... auch fragen muss, was will man sein in Zukunft. Eher aner der olle Joar amoi kommt und sogt, gebts uns a Basisfinanzierung und don moch ma hoit was, oder will man, will man, ... klare Leistungen äh erbringen, Vorreiter und Innovator sein. Die Analyse (Feinstrukturanalyse; Froschauer/Lueger 2003) erfolgt pro Sinneinheit (kleinste Einheit, die gerade noch Sinn ergibt) ohne Kenntnis des Gesamttextes von mindestens 2 Personen. Pro Zeile Analyse sind rund 1 Stunde einzukalkulieren. Analyseschritte: 1. Paraphrase 2. Manifester Inhalt 3. Latente Struktur (Werte & Normen) 4. Soziale Struktur 5. Anschlusssequenz Analyseergebnis: Organisation mit totalitärer Abhängigkeit, fehlender Identität und Strategie, Führungsvakuum und ambivalentem Ausblick auf die Zukunft, da das bisherige Geschäftsmodell als nicht ausreichend tragfähig betrachtet wird, die Alternativen allerdings hochgradig diffus bleiben. 21 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 1. Organisationskultur (20) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Die Organisationskultur dient als „kollektives Gedächtnis des Unternehmens. !! Organisationskulturelle Werte und Normen (z.B. Vertrauen) prägen die Identität der Organisation und das Selbstverständnis der Handelnden. !! Organisationskultur bezieht sich auf gemeinsame Orientierungen, Werte und Normen und ermöglicht ein einheitliches und kohärentes organisationales Handeln. !! Organisationskulturell vermittelte Orientierungsmuster sind selbstverständliche (unhinterfragte) Annahmen, wie sie dem täglichen Organisationshandeln zu Grunde liegen. !! Organisationskultur ist das Ergebnis eines laufenden Lernprozesses im Umgang mit Problemen aus der Umwelt und der internen Koordination (History matters). !! Organisationskulturelle Werte und Normen – als implizite organisationale Wissensbestände – werden im Sozialisationsprozess vermittelt aber nicht bewusst gelernt. Die Arbeitsgruppe ist für die Vermittlung der kulturellen Werte und Normen ein Katalysator. 22 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (21) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Werte und Normen sind der Kern einer Organisationskultur da sie das kollektive Verhalten steuern. !! Organisationskultur entspricht dem sichtbar gelebten Werte- und Normensystem. !! Werte: Be-Wertungsmaßstäbe für organisationales Handeln (gut/schlecht) ! Ökologie, Demokratie, Verteilungsgerechtigkeit, Pressefreiheit, … !! Werte entziehen sich in Organisationen oftmals der Diskutierbarkeit, steuern über Normen jedoch soziales Handeln. !! Normen dienen als Handlungsmaximen i.S.v. „Du sollst/musst/kannst … ! „Du sollst die Skripten rechtzeitig verfügbar machen! … !! Auch Normen entziehen sich vielfach der Diskutierbarkeit und eine einmalige Normabweichung führt meist nicht zur Destabilisierung einer Norm. !! Normen sind durch formelle und informelle (soziale) Sanktionsmechanismen geschützt. !! Formelle Regeln/Sanktionsmechanismen: Hierarchische (bürokratische) Kontrolle !! Soziale Regeln/Sanktionsmechanismen: Clan Control (Ouchi 1979, 1980) !! Werte und Normen – als Kernelemente der Organisationskultur – werden im Sozialisationsprozess gelernt. 23 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (22) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Organisationen weisen im positiven Fall eine Reihe von Funktionalitäten auf. !! Identifikationsfunktion: Kultur bietet Identifikationsmöglichkeit mit der Organisation, schafft ein „Wir-Gefühl und stärkt das Selbstbewusstsein. !! Integrationsfunktion: Kultur dient Organisationsmitgliedern als Basiskonsens und als Verständigungspotenzial. Sie erleichtert dadurch die Konsensfindung in Konfliktsituationen. !! Koordinationsfunktion: Gemeinsam geteilte Werte und Normen koordinieren Einzelhandlungen und ermöglichen dadurch „kollektives Handeln. Organisationskultur stellt ein Substitut für Führung dar („Selbstkontrolle, wenn kulturelle Werte/Normen internalisiert sind) und vermittelt Sicherheit. !! Motivationsfunktion: Sinnstiftung wirkt motivierend nach innen und legitimierend nach außen (Kulturkonformität). !! Lern- und Entwicklungsfunktion: Ermöglicht und steuert organisationales Lernen. 24 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 1. Organisationskultur (23) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Organisationskulturen können auch Dysfunktionalitäten beinhalten. !! Tendenz der Abschließung: Normen und Werte vertragen keinen Widerspruch. Kritik und Warnsignale werden missachtet, wodurch sich die Organisation stark von der Umwelt abkoppeln kann. !! Abwertung neuer Orientierungen: Neue Werte und Normen werden auch dann abgewertet, wenn die eigene Identität bereits bedroht ist. !! Barrieren gegenüber Neuerungen: Neue Denkweisen oder Weltbilder erzeugen bei Mitarbeitern Ängste, wodurch Widerstände entstehen. !! Fixierung auf traditionelle Erfolgsmuster: Traditionelle Verhaltensweisen werden beibehalten, da sie Sicherheit bieten und vormals Garant für Erfolg waren. Gefahr von Lock-in-Situationen. !! „Kulturdenken: Phänomene des Gruppendrucks bzw. Group Thinkings führen zur Sanktionierung abweichenden Verhaltens und zu Konformität. 25 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 1. Organisationskultur (24) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Welche handlungsleitenden Werte und Normen steuern Ihr Verhalten an der JKU? 26 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT 2. Sozialis at ion JOHANNES KEPLER UNIVERSITY 27 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 2. Sozialisation (1) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Selbst Organisationen, die nur 1x im Jahr errichtet werden, können zu einem großen Ausmaß ihren Charakter bewahren. 28 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 2. Sozialisation (2) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Wie sichern Organisationen durch die Integration immer neuer Mitarbeiter langfristig ihr Überleben? Catholic Church (approx. 100) University of Bologna (1088) Johannes Kepler University Linz (1966) General Electric (1879) Carl Zeiss (1846) Siemens (1847) 29 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 2. Sozialisation (3) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Grundproblem: Wie werden neue Mitarbeiter in die bestehende Organisation eingegliedert und tragen zum Überleben der Organisation bei? !! Welche Wissensbestände werden während des Sozialisationsprozesses durch welche Mechanismen gelernt? !! Welche Strategien und Maßnahmen wenden Unternehmen zur Einführung neuer Mitarbeiter an? !! Wodurch ist der Sozialisationsprozess charakterisierbar? 30 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 2. Sozialisation (4) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Kultur als organisationales Gedächtnis beinhaltet deklaratives und prozedurales sowie transaktives Wissen. Cohen/Bacdayan (1994) unterscheiden in deklaratives und prozedurales organisationales Wissen. Wegner (1985) betont mit dem Konzept des transactive memory das Meta-Wissen von Gruppen. "! Deklaratives Wissen (declarative memory): •! Wissen über Fakten und gespeichertes kodifiziertes Wissen •! Reproduktion der formalen organisationalen Regeln "! Prozedurales Wissen (procedural memory): •! Implizites Wissen, das in organisationalen Routinen eingebettet ist (vgl. ostensive aspects; Feldman/Pentland (2003)). •! Reproduktion der sozialen organisationalen Normen (Regeln) "! Übergreifendes Wissen (transactive memory): •! Meta-Wissen über Wissen und Expertise der Gruppe bzw. der Gruppenmitglieder •! Zugriffsmöglichkeiten über kommunikative Prozesse 31 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 2. Sozialisation (5) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY In der täglichen operativen Tätigkeit wird ein Großteil der Werte und Normen einer Organisation tradiert, die im Sozialisationsprozess erlernt werden. 32 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 2. Sozialisation (6) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Kulturelle Werte und Normen speichern Wissen, auch wenn die Organisation nur einmal pro Jahr errichtet wird, wie dies bei Summer Camps der Fall ist. 33 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 2. Sozialisation (7) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Birnholtz et al. (2007) identifizieren anhand der Analyse der Sozialisationspraktiken eines Sommer-Camps organisationale Rekreationsmechanismen. Birnholtz et al. (2007) identifizieren vier Rekreationsmechanismen: "! Demonstration der bestehenden Praktiken durch erfahrene Mitarbeiter zur Einschulung von neuen Mitarbeiter während der operativen Tätigkeit "! Anleitungskaskaden ermöglichen die Verteilung des prozeduralen Wissens. Die Weitergabe erfolgt vor allem durch Mitarbeiter auf gleicher Stufe mit dem Verweis, wie in der Vergangenheit vorgegangen wurde. "! Informationssplitter erhalten neue Mitarbeiter über kurze face-to-face Kommunikation um ihnen ausreichend Orientierung zu geben. Kollektive Informationsaktivitäten zielen darauf ab, dass alle Mitarbeiter den gleichen Wissensstand erreichen. Individuelle Kommunikation bzw. Kommunikation in kleinen Gruppen dient dazu, dass Neueinsteiger Feedback erhalten und gegebenenfalls ihr Verhalten korrigieren (Anpassungsdruck). "! Anwendung individueller Kompetenzen in spezifischen Kontexten führt dazu, dass allgemeines Wissen an konkrete Erfordernisse der sozialen Situation angepasst wird. Erfahrene Kollegen dienen auch hier als Ansprechpersonen um Rat einzuholen. 34 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 1. Organisationskultur (8) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Organisationale Wissensbestände „Knowledge Base Die Übertragung der impliziten Wissensbestände der Organisation (Wahrnehmungsmuster, Verhaltensweisen etc.) erfolgt im Sozialisationsprozess. Explizites Wissen (v.a. deklaratives Wissen) Implizites und narratives Wissen (v.a. prozedurales Wissen) Weitergabe durch Trainings, Checklisten, Intranet etc. u.a. in formellen Einführungsprogrammen „Übertragung im Zuge des Sozialisationsprozesses durch Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe als Übertragungsinstanz 35 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur JKU 2. Sozialisation (9) INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Sozialisation wird durch individuelles Streben nach Commitment und Konsistenz befördert; erste kleine Schritte führen zu nachhaltiger Verhaltensänderung. Untersuchungen an US Kriegsgefangenen während des Korea-Krieges zeigten die Wirksamkeit chinesischer Umerziehung – Re-Sozialisierung (Schein 1956). -! Minimale Zustimmung zu Aussagen -! Schreiben kleiner kritischer Texte -! Teilnahme an Wettbewerben mit minimalen Gewinnen (ohne dadurch Verhalten legitimieren zu können) -! Veröffentlichung in Kleingruppe -! Teilnahme an Diskussionen -! Veröffentlichung mit Namen im Radio -! Offener Kollaborateur! Sozialisation in Organisationen wird ebenso durch erste Commitment-Bestrebungen (u.a. im Rahmen des Bewerbungsprozesses) und nachfolgendes Konsistenzstreben in Gang gesetzt. 36 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur JKU 2. Sozialisation (10) INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Initiationsriten, die öffentliches Commitment zeigen und Kosten und Mühen bedürfen, fördern ebenfalls nachhaltig konsistentes Verhalten. Commitments, die aktiv, öffentlich und mühevoll errungen werden müssen, verändern am effektivsten das Selbstbild einer Person und ihr zukünftiges Verhalten. Fehlen zudem Gründe für eine externe Rechtfertigung (z.B. fehlender Druck), wird eine Verhaltensänderung nachhaltig wirksam. „Hell Weeks“ und „Mensuren“ bei Studentenverbindungen Im Organisationskontext: -! aktiv: freiwilliger Eintritt -! öffentlich: Bekenntnis zur Organisation und Abteilung/Gruppe -! mühevoll: Einarbeitungsphase, erste Erfolge durch große Anstrengung -! fehlende externe Rechtfertigung: Auswahl aus mehreren Job-Angeboten 37 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur JKU 2. Sozialisation (11) INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Im Sozialisationsprozess können neue Mitarbeiter durch die Suche nach bewährten Lösungsmustern die Komplexität der neuen Situation verringern. "! Individuen streben danach ein Verhalten in einer gegebenen Situation als richtig zu betrachten, wenn sie dieses Verhalten auch bei anderen in vergleichbaren Situationen beobachten bzw. beobachtet haben: soziale Bewährtheit. "! Im Organisationskontext wird die Messlatte für akzeptiertes Verhalten in Form der arrivierten MitarbeiterInnen sichtbar. Deren Verhalten – d.h. das Anspruchsniveau, das sie verfolgen und symbolisch repräsentieren – dienen neuen MitarbeiterInnen als Orientierungspunkt. "! Soziale Bewährtheit zur Komplexitätsreduktion – v.a. durch den Eintritt in eine neue soziale Umgebung mit unbekannten Herausforderungen – drückt sich in der Orientierung an „akzeptierten MitarbeiterInnen“ aus, d.h. in deren Art und Weise, wie sie die Welt sehen und die Arbeit erledigen (d.h. Werte, Normen, Anspruchsniveaus etc.). "! Für neue Herausforderungen fehlen allerdings bewährte decision-making shortcuts (Daumenregeln) und die Orientierung an bewährten Lösungsmustern bzw. sozial bewährten Verhaltensweisen kann in eine Sackgasse führen. 38 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 2. Sozialisation (12) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Sympathie ist ein weiterer Treiber für die Eingliederung in eine bestehende Gruppe und sorgt für Konformität in Wahrnehmen und Handeln. "! Individuen zeigen eine höhere Bereitschaft sich von jemandem überzeugen zu lassen, der ihnen vertraut ist und den sie sympathisch finden. "! Bewerberauswahl: Die Auswahl des neuen Mitarbeiters wird auch vom Grad der Vertrautheit bzw. der „Passung ins Team“ geprägt, d.h. auch von Sympathie getragen. "! Integration ins Arbeitsteam: Vertrautheit mit ähnlichen Sicht- und Handlungsweisen fördert die wechselseitige Akzeptanz. Dadurch wird allerdings die Vielfalt im Team reduziert, wodurch Gruppenphänomene wie group think (unhinterfragte Gruppen(fehl)entscheidungen, die im Verständnis einer allgemeinen Zustimmung getroffen werden) verstärkt werden. Sinnentleerte Nutzung von „Sympathie“ in der (sexistischen) Werbung. 39 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 2. Sozialisation (13) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Sozialisation und Personaleinführung sind zentrale Mechanismen der organisationelen Fortschreibung (organizational recreation). "! Sozialisation und Mitarbeitereinführung (Staff Induction) bilden die Basis für die kontinuierliche Rekreation der Organisationskultur. "! Funktion: Transfer des job- und aufgabenbezogenen Wissens (formelles Wissen und soziale Regeln) in Richtung neuer Mitarbeiter. "! Sozialisationsprozesse können als Lernprozesse konzeptualisiert werden, durch die neue Mitarbeiter Einstellungen und Verhalten lernen, damit sie als voll-integrierte Mitarbeiter der Organisation fungieren können (Ardts et al. 2007). "! Personaleinführung wird als organisationales Arrangement definiert, um neue MitarbeiterInnen mit der Organisation, den Regeln, allgemeinen Bedingungen im Arbeitskontext und der operativen Tätigkeit in der Abteilung, in der sie tätig werden, vertraut zu machen (Skeats 1991). 40 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 2. Sozialisation (14) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Mit gezielter Personaleinführung und Sozialisation werden eine Reihe von Zielen verfolgt. Gründe gezielter Personaleinführung und Sozialisation "! In der kritischen frühen Phase nach Eintritt in eine neue Organisation soll der Orientierungslosigkeit neuer Mitarbeiter entgegengewirkt werden. "! Neulingen in der Organisation sollen die zentralen Werte und Normen vermittelt werden. Ziel: Entwicklung von Bindung/Commitment/Loyalität. "! Insbesondere bei Knappheit des Arbeitskräfteangebots und hinsichtlich der Betrachtung von HR als zentraler Wettbewerbsfaktor notwendig. "! Eine misslungene Personaleinführung/Sozialisation schadet dem Ruf der Organisation als Arbeitgeber und kann das Arbeitsklima belasten. "! Das Risiko des Nicht-Nutzens bestehender individueller Leistungspotenziale durch zu langsame Integration verursacht eine zeitweise Minderleistung. "! Fluktuationskosten (Kosten für Inserate, Einstellungstests, Einstellungsgespräche, Kosten der Personaleinführung, etwaige Opportunitätskosten) gilt es zu reduzieren. 41 41 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 2. Sozialisation (15) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Schein und van Maanen (1979, vgl. auch Jones, 1986) differenzierten unterschiedliche Sozialisationstaktiken. Kollektiv (neue MA werden gemeinsam sozialisiert) Formell (es besteht ein formelles Einführungsprogramm) Sequenziell (Entwicklungsschritte vorab definiert) Fixiert (die Zeitpläne der einzelnen Phasen sind bekannt Seriell (kontinuierliche Sozialisation, etablierte Rollen) Investition (auf dem Bestehenden aufbauend) Institutionalisierte Sozialisation: Anpassung Kontext Inhalt Sozial Individualisiert (jeder MA wird separat sozialisiert) Informell (neue MA lernen überwiegend on-the-job) Zufällig (kein vorab definierter Entwicklungsplan) Variabel (Zeitpläne sind weitgehend unbekannt) Disjunktiv (keine bestehenden Rollenmodelle) Deinvestition (Neuorientierung, Bruch mit der Vergangenheit) Individualisierte Sozialisation: Innovation 42 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 2. Sozialisation (16) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Hoch standardisierte Einführungsprogramme sollen MitarbeiterInnen zielgerichtet organisationales Wissen vermitteln und sie dadurch schnell einsatzfähig machen. Mitarbeitereinführungsprogramm (2 Wochen in head-quarter in Frankfurt/M.) "! Offizieller Arbeitsbeginn und sofortige Mitarbeit in Beratungsprojekten (direkt beim Kunden oder im back-office; individualisierte Einführung) "! Formelles Mitarbeitereinführungsprogramm (2x im Jahr; Dauer: 2 Wochen) •! Onboarding (inhaltliche und soziale Einführung ins Unternehmen; Top-Management-Präsentationen der Strategie, Konkurrenten, Daten und Fakten; soziales Kennenlernen; Case-Studies; Grundzüge des Diebold-Beratungsansatzes – 2 Tage) •! Projektmanagement und Arbeiten im Team (2 Tage) •! Beratungskompetenzen (2 Tage) •! Akquisitions- und Vertriebstraining (2 Tage) •! Spezifische Beratungsmethodiken (z.B. Strategieentwicklung, Geschäftsprozessoptimierung) bzw. Branchen (2 Tage) •! Konfliktmanagement und Kommunikation (2 Tage) ergänzt um soziale Aktivitäten (z.B. Abendveranstaltungen) 43 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 2. Sozialisation (17) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Im Sozialisationsprozess lernt der Mitarbeiter bewusst und unbewusst die formellen und sozialen Regeln der Organisation. Personalsozialisation als Teilfunktion des betrieblichen Personalmanagements -! Arbeitsgestaltung und Organisationsstruktur -!Personaleinführung -! Personalbeurteilung -! Entgelt- und Anreizgestaltung -! Personalentwicklung als emergenter Einfluss der Organisation auf das neue Mitglied -! informelle Normen und Regeln -! Soziale Beziehungen zu Vorgesetzten, Mentoren oder Arbeitskollegen direkte Wirkung indirekte Wirkung Sozialisationsprozess 44 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 2. Sozialisation (18) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Die betriebliche Sozialisation kann in vier Phasen differenziert werden für die „good practices formuliert wurden. Phase 1: Antizipatorische Sozialisation •! Bisherige berufliche und vorberufliche Erfahrungen •! Primäre und sekundäre Sozialisation bilden individuelles Werte- und Normenfundament ! Grundlage für ersten fit/misfit zu unternehmenskulturellen Werten und Normen •! Freiwillige Entscheidung für Unternehmen als erster Schritt Richtung Commitment und Konsistenz (Umgang mit kogitiver Dissonanz) •! Wahrnehmungsverzerrungen und wechselseitiges „Impression Management“ können zu Fehlentscheidungen im Recruitingprozess führen Phase 2: Konfrontation •! Realitätsschock: Erkenntnis, dass organisationale Ziele, Werte und Normen von individuellen abweichen •! Vorgesetztenverhalten (Feedback, Unterstützung im Einführungsprozess) •! Orientierungshilfen (Einführungsprogramme, Mentoren, Rollenmodelle) •! Arbeitsatmosphäre in der Gruppe: Umgang mit unterschiedlichen Erwartungen •! Konsistenz der Organisationskultur wirkt sich auf Komplexitätsniveau und Legitimation aus (Sinnstiftung, Eindeutigkeit, Orientierung, Identität ...) 45 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 2. Sozialisation (19) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Der Sozialisationsprozess ist abgeschlossen, wenn der neue Mitarbeiter im Kontext des Unternehmens die dominanten Werte und Normen konsistent vertritt. Phase 3: Einarbeitung •! Neuer Mitarbeiter lernt zunehmen formelle und soziale Regeln (Internalisierung externer Erwartungen) •! Zunehmende Akzeptanz der Rollenvorgaben und Erwartungen an operative Tätigkeiten (Anpassung an Anspruchsniveau und Rollenerwartungen der Arbeitsgruppe) •! Weitere Orientierungshilfen: Dokumente, Geschichten, Kollegen in der Arbeitsgruppe, Vorgesetzte, Mentoren •! Umgang mit Rollenkonflikten (Intrarollenkonflikte, Interrollenkonflikte, Rollenambiguität) Phase 4: Integration •! Identifikation und innere Bindung (Commitment) an das Unternehmen Der Eingliederungsprozess ist dann erfolgreich abgeschlossen, wenn der Mitarbeiter im Verlauf des Eingliederungsprozesses eine starke Bindung an das Unternehmen entwickelt hat, wenn er die zentrale Aufgabe versteht, beherrschen lernt und Motivation in sie einbringt, als kreativer Mitarbeiter jedoch an Verbesserungen betrieblicher Prozesse interessiert bleibt. 46 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur 2. Sozialisation (20) JKU INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Essentielles Element von Kulturwandel ist, dass Sozialisationsmechanismen verändert werden; ansonsten schreibt sich die Organisation kontinuierlich fort. •! Kirche als älteste Organisation der Welt •! Mechanismen um die Organisation kontinuierlich fortzuschreiben •! Sozialisation von Mitgliedern als Mechanismus Normen/Werte weiterzugeben – „Verinnerlichung der Kultur •! Wandel der Kultur von der Beratungsphilosophie hin zur Verkaufskultur •! Anwerben neuer Mitarbeiter mit geringem Banking- aber hohem Verkaufsgeschick •! Grundgedanke: „Es ist einfacher einem guten Verkäufern Bankenwissen beizubringen, als einem guten Banker Verkaufsgeschick 47 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur INSTITUTE OF HUMAN RESOURCE AND CHAN GE MANAG EMENT JKU 2. Sozialisation (21) JOHANNES KEPLER UNIVERSITY Joschka Fischers Kleidung spiegelt die Metamorphosen durch Sozialisation wider. Vom Staatsminister („Turnschuhminister“) in Hessen 1985-1987 zum bundesdeutschen Außenminister 1998-2005. 48 © Güttel – 2012.03_Managing HR_6_Kultur