III/2 Stellenmarkt Neue Presse Sonnabend, 25. Mai 2013 Nr. 119 „Der Markt ist ein Bewerbermarkt“ Auf Berufsbörsen wie der Jobmesse Hannover suchen Unternehmen den dringend nötigen Fachkräftenachwuchs VON BERT STREBE Hannover. Früher hat man sich einfach beworben, wenn man einen bestimmten Job in einem bestimmten Unternehmen haben wollte. Und wenn die Firmen Leute suchten, haben sie die Stellen ausgeschrieben. Dann kamen die Internetjobbörsen mit unpersönlicher elektronischer Bewerbung. Inzwischen setzt sich aber nach und nach ein anderer Trend durch: direkte Kommunikation. Sich gegenseitig in die Augen schauen, miteinander reden – man trifft sich auf Berufsmessen. Die nächste, die ansteht, ist die Jobmesse Hannover. Sie findet am 15. und 16. Juni im Deutschen Pavillon auf dem ehemaligen Expo-Gelände statt. Bislang haben sich mehr als 80 Unternehmen angemeldet. Volkswagen Nutzfahrzeuge, die Farbfirma Brillux, die Sparkasse, die TUI, die IHK, die Helios-Kliniken, Bahlsen und Sennheiser werden vertreten sein, aber auch die Deutsche Bahn, die Bundeswehr und die Mediengruppe Madsack. Außerdem Bildungsträger, Personalservicefirmen, Zeitarbeitsvermittler. Der Nutzen ist beidseitig. Auf der einen Seite profitieren die Firmen: Es gilt nämlich heute, sich langfristig und nachhaltig als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. In Zeiten, in denen Azubis der rote Teppich ausgerollt wird, Fachkräfte im Ingenieurbereich und in der Gesundheitsbranche dringend gesucht und inzwischen auch ältere Arbeitnehmer wegen ihrer Erfahrungen hofiert werden, ist es ChanCen für Jung und alt: die Veranstalter der Jobmesse hannover wollen mit ihrem Konzept nicht nur Schulabsolventen und Studenten, sondern auch die generation 50 plus, existenzgründer oder Wiedereinsteiger ansprechen. Foto: Veranstalter nicht mehr so leicht, an gutes Personal zu kommen. „Der Markt ist heute eben ein Bewerbermarkt“, sagt Stephanie von Jeinsen, Sprecherin des IT-Dienstleisters H & D International Group – und fügt lachend ein „leider“ an. Die Firma mit Hauptsitz in Gifhorn und weiteren Standorten bis nach Mexiko beschäftigt 1600 Menschen. Eigentlich sollten es mehr sein: „Wir haben um die hundert Vakanzen“, sagt von Jeinsen. Der Fachkräftearbeitsmarkt sei umkämpft: Man streite sich mit den anderen Firmen um die wenigen Bewerber. Deswegen hat das Unternehmen sich auch entschlossen, auf der hannoverschen Jobmesse aufzutreten. „Wir müs- sen was tun, um an gute Leute zu kommen“, sagt von Jeinsen. Man selbst wisse, dass man als Arbeitgeber attraktiv sei. „Aber wir müssen es auch nach außen tragen.“ Dafür diene die Jobbörse. Und ein paar Praktikumsplätze hat die Firma auch im Angebot. Profiteure der Situation auf dem Fachkräftemarkt sind die Bewerber, die auf der Jobmesse mit Personalchefs oder Vertretern von Fachabteilungen der Firmen reden und sich damit einen direkten Eindruck von ihrem möglichen künftigen Arbeitgeber verschaffen können. Sie sollten sich dafür allerdings auch selbst gut vorbereiten, Fragen und Wünsche vorher aufschreiben, angemessen gekleidet erscheinen (nicht zu leger, aber auch nicht verkleidet) und einen Kurzlebenslauf dabeihaben – für alle Fälle. Organisiert wird die Veranstaltung von der Barlag Werbe- und Messeagentur in Osnabrück. Das Unternehmen hat sich das neue Konzept ausgedacht. Einst waren Berufsmessen meist branchenbezogen organisiert. Oder sie waren vor allem zur Rekrutierung von Nachwuchs gedacht. Agenturchef Michael Barlag wollte es einfacher und umfassender: alle Branchen, alle Bewerber. „Mit der Umsetzung dieser Idee ist es uns gelungen,eine Recruitingmesse zu etablieren, auf der Professionals, die Generation 50 plus, Existenzgrün- der, Wiedereinsteiger und Weiterbildungsinteressierte ebenso Angebote finden wie Schüler der Abschlussklassen, Studenten und Absolventen“, sagt er. 2004 hatte die Agentur damit in Osnabrück angefangen. Mittlerweile werden Barlag-Jobmessen an 17 Standorten bundesweit veranstaltet. Die kommende in Hannover ist die sechste in der Landeshauptstadt. Ihr Ruf als erfolgreiche Vermittlungsbörse ist sowohl bei Unternehmen als auch bei der Agentur für Arbeit sehr gut. Handel, Handwerk, Industrie und Dienstleistungen werden sich also auf dem ehemaligen ExpoGelände in Hannover vorstellen und auf Besucher aus allen Bewer- 2 Die Jobmesse Hannover bringt am 15. und 16. Juni 2013 Unternehmen und Bewerber zusammen. Geöffnet ist sie an beiden Tagen jeweils von 10 bis 17 Uhr. Standort der Messe: der Deutsche Pavillon, Expo-Plaza 1 (ehemaliges Expo-Gelände). Anreise per Bahn mit der Linie 6, Haltestelle Messe/ Ost (Expo-Plaza). Der Eintritt ist frei. Das Rahmenprogramm bietet einen kostenlosen Bewerbungsmappencheck, professionelles Bewerbungsfotoshooting und Fachvorträge zu Karriere-Themen. Als Veranstalter fungiert die Barlag Werbe- und Messeagentur, Osnabrück, Telefon (05 41) 4 40 45-0. Firmen, die sich noch auf der Messe präsentieren wollen, können sich unter dieser Telefonnummer informieren. a www.jobmessen.de/ hannover berbereichen hoffen: künftige Auszubildende, Studenten, Fachkräfte, Führungskräfte, Berufswechsler. Allerdings sei das Niveau schon ein bisschen gehoben, der Fokus liege auf Fachkräften, sagt ein Experte von der Arbeitsagentur: „Backstubenhelfer werden da nicht gesucht.“