Expertenworkshop „Kompetenzorientierung und Wissenstransfer: Neue Lern- und Lehrstrategien in den Geschichts-, Kunst- und Orientwissenschaften“ Datum: 07.11.2013 Ort: Sächsische Akademie der Wissenschaften, Karl-Tauchnitz-Str. 1, 04107 Leipzig Thema: Forschendes Lernen: Integration interdisziplinärer Kompetenzziele Leiterin: Frau Prof. Barbara Kaesbohrer, Universität Osnabrück Protokollantin: Frau Martina Grünhagen Um sich dem Thema „Forschendes Lernen: Integration interdisziplinärer Kompetenzziele“ zu nähern, war es zunächst von Nöten, die Grundbegriffe „Forschendes Lernen“ und „Interdisziplinäre Kompetenzen“ zu klären. Dazu wurden zwei gleichgroße Gruppen gebildet, die sich jeweils mit einem dieser Schwerpunkte befassten. Die Ergebnisse wurden zusammengetragen und miteinander verknüpft. Gleich zu Beginn stellte sich heraus, dass man zwischen dem Lernen durch die Forschung und dem Lernen durch die Lehre differenzieren muss. Beiden gemeinsam ist, dass sie Einfluß auf die Persönlichkeitsbildung und die Selbstreflexion der Lernenden haben. Entscheidende Unterschiede vom Lernen durch die Lehre zum Forschenden Lernen bestehen zum einen in der Rolle des Dozenten und zum anderen in den erlernten Kompetenzen. Innerhalb eines Faches tritt der Dozent als Leiter auf und macht den Studenten Vorgaben. Mit Hilfe seiner Erläuterungen wird den Studenten das Basiswissen des Faches (Methoden, Techniken, Wissenschaftssprache) idealerweise nachvollziehbar und kritisch vermittelt, das als Grundlage für die Arbeit an einem Objekt oder bei der Durchführung eines Experimentes benötigt wird. Hierbei übernimmt der Dozent die Rolle des Beraters und entwickelt zusammen mit dem Lernenden die jeweiligen Vorgaben zur Erfüllung der Aufgabe. Dadurch wird der Student in seiner Eigenverantwortlichkeit gestärkt, die sich dadurch auszeichnet, dass er die Initiative ergreifen lernt und die Kompetenz erhält, eigene Fragen zu entwickeln. Zusammenfassend ist festzustellen, dass Forschendes Lernen für die Studenten eine Erkundungsreise in ein unbekanntes Terrain bedeutet, in das sie sich später ohne die Mithilfe eines Dozenten begeben müssen. Damit dies erfolgreich ist, muss das didaktische Ziel des Dozenten sein, das Bewusstsein zum kritischen Hinterfragen der Studenten zu fördern und die Aktivität der Studenten zu fordern. Dafür ist es notwendig, dass das Erlernte in der Anwendung flexibel ist und das Lernen praxisbezogen von statten geht. Allerdings blieb aufgrund mangelnder Zeit die Frage offen, ob es für das Erlernen des kritischen Hinterfragens sinnvoll sei, allen Studenten zunächst einmal dasselbe Basiswissen zu lehren. Dies hätte den Vorteil, dass eine gemeinsame Diskussionsgrundlage geschaffen wird. Im Gegensatz dazu gäbe es aber auch die Möglichkeit, auf das individuelle Wissen und die schon bestehenden Fragen der Studenten einzugehen. Des Weiteren wurde festgestellt, dass im Umgang mit interdisziplinären Methoden ein Unterschied in der Forschung und der Lehre besteht. Im letzteren wird den Studenten gelernt, die Wissenschaft aus der eigenen Position zu verstehen. Nachdem die Grundlagen geschaffen wurden, erkennt der Lernende die Grenzen des eigenen Faches und muss sich mit anderen Methoden auseinandersetzen. In der Forschung ist die Abfolge umgedreht, da hier zunächst die eigene Wissenschaft kritisch hinterfragt wird. Um überhaupt interdisziplinär arbeiten zu können, werden verschiedene Kompetenzen benötigt, die Erfahrung und Selbstbewußtsein zur Voraussetzung haben. Zunächst einmal ist, wie schon angedeutet wurde, auch hier die Selbstreflexion der eigenen Arbeit und jeweiligen Methodik einschließlich ihrer Wertfragen von Bedeutung. Eine Auseinandersetzung mit einer anderen Fachkultur innerhalb des interdisziplinären Arbeitens bedeutet demnach auch, mit unterschiedlichen Wertbildern umzugehen. Zudem müssen einerseits ein Gespür für kulturübergreifende Themen entwickelt werden und andererseits Techniken gelernt werden, wie interkulturelle Teams gestaltet werden können. Ferner treten die Teamfähigkeit, die teilweise auch eine Persönlichkeitsfrage ist, und die kommunikative Kompetenz hinzu. Es ist wichtig, die eigene Fachsprache verlassen zu können und zur allgemeinen Verständlichkeit mit den Teamkollegen einen gemeinsamen Sprachraum zu finden. Dieses Vorgehen führt zwar zu inhaltlichen Verlusten und Veränderungen, verbessert jedoch die Kommunikation nach außen. Um das Gespräch Moderationsfähigkeit bedeutsam. aufrechtzuerhalten und zu vermitteln, ist die Im Anschluß wurde folgendes Poster zusammengestellt: Interdisziplinäre Kompetenzen Forschendes Lernen Im Fach Studentisches Forschungsprojekt Kommunikative Kompetenz Erlernen von: Moderationsfähigkeit Wissenschaftssprache Verwandlung von Fachsprache in Fachwissen Fragen stellen Eigenverantwortlichkeit einen gemeinsamen Sprachraum - Begriffserklärung Auseinandersetzung mit anderen Methoden des Faches Ergreifen der Initiative Fachkulturen - Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Wertbildern Findung gemeinsamer Themen Techniken Teamfähigkeit Selbstreflexion Selbstreflexion Persönlichkeitsbildung Persönlichkeitsbildung Voraussetzung: Dozent: - Erfahrung Projektleiter Berater - Selbstbewußtsein - Vorgaben - Entwicklung der Vorgaben Folgende Fragen blieben zur Diskussion offen: - Wie könnte man interdisziplinäre Kompetenzen in Forschendes Lernen integrieren? - Wie kann ich interdisziplinäre Methoden auf das Forschende Lernen anwenden? - Wann ist das interdisziplinäre Lernen/Forschen sinnvoll?