Kongreßberichte – Congress Report Onkologie 1990;13:392 Pneumocystis-carinii-Pneumonie bei Immunsuppression in der Hämatologie, Onkologie und bei Organtransplantation H. Link Hannover Priv.-Doz. Dr. med. H. Link, Abteilung Hämatologie und Onkologie, der Medizinischen Hochschule Hannover, 3000 Hannover 61 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/30/2017 3:41:41 PM Workshop, veranstaltet von der Abteilung für Hämatologie und Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover in Zusammenarbeit mit der Firma Rhône-Poulenc, Köln, 16.5.1990 Nach Knochenmark- und Organtransplantationen ist die Pneumocystis-carinii-Pneumonie (PcP) eine zwar nicht häufi-ge, aber meist lebensbedrohliche Komplikation der Immunsuppression. Die Durchseuchung der Bevölkerung mit Pneu-mocystis-carinii beträgt 90%. Bei normaler Abwehrlage spielt dieser Keim klinisch keine Rolle. Lange bevor dieser Erreger bei AIDSPatienten als epidemiologisch relevant erkannt wur-de, war er den Ärzten, die sich mit anderen Formen der Immunabwehrschwäche auseinandersetzten, bekannt. Lun-genentzündungen durch PcP im Rahmen der iatrogenen Immunsuppression können bei Transplanatempfängern und zytostatisch oder immunsuppressiv behandelten Patienten mit hä-matologischen oder onkologischen Erkrankungen auftreten. Die Häufigkeit der PcP betrug nach Nierentransplantation an der Düsseldorfer Universitätsklinik bisher 2,1%. Dies berich-tete Dr. H. Chlebowski von der Medizinischen Abteilung für Nephrologie. Dies gait insbesondere bei Transplantatempfän-gern, bei denen eine Abstoßungstherapie durchgeführt wurde, also eine erhebliche zusätzliche Reduktion der Immunabwehr vorausgegangen war. Die Inzidenz stieg auf fast 5% an, wenn statt einer Zweifach-Immunsuppression eine Dreifach-Thera-pie mit Methylprednisolon, Azathiopren und Cyclosporin A gegeben wurden. Nierentransplantierte erhalten daher bei der Eskalation der Immunsuppression jetzt prophylaktisch eine Inhalationstherapie mit 300mg PentamidinIsethionat in regel-mäßigen Abständen. Seither ist bei solchen Patienten keine PcP-Episode mehr aufgetreten. Zur Therapie der manifesten PcP wurde früher Cotrimoxazol eingesetzt. Dies ist jedoch bei Nierentransplantierten problematisch, da nephrotoxische Ne-benwirkungen bei der empfindlichen Transplantatniere zu be-fürchten sind. Daher wird seít 1987 die CotrimoxazolThera-pie mit Pentamidin-Inhalationen kombiniert. Dr. Vetter von der Medizinischen Universitätsklinik München berichtete bei Herz- und Herz-Lungen-transplantierten Patienten über ein erhöhtes Risiko pulmonaler Infektionen. Protozoen-Infektionen treten in erster Linie zwischen dem ersten und sechsten postoperativen Monat auf, wobei Pneu-mocystis-carinii in bis zu 17% der Fälle als Erreger identifiziert wurde. Die Letalität liegt bei einer PcP-Infektion nach Herztransplantation zwischen 30 und 50% und nach einer gemein-samen Verpflanzung von Herz und Lunge sogar noch höher. Durch eine konsequente Prophylaxe mit Cotrimoxazol konnte die PcP verhindert werden, wie eine Studie an 49 Herztrans-plantierten von Olson und Mitarbeitern zeigte. Eine Langzeit-prophylaxe sei daher bei gefährdeten Patienten, insbesondere bei Erhöhung der Immunsuppression, erforderlich. Nach der Knochenmarktransplantation erkranken ohne eine Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/30/2017 3:41:41 PM Prophylaxe bis zu 10% der Patienten an einer PcP. Die Prophylaxe mit Cotrimoxazol ist sehr wirksam, birgt jedoch bei diesen Patienten einige Nachteile, wie von Priv.-Doz. Dr. H. Link, Abt. Hämatologie und Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover, betont wurde. Vor allem kommt es vermehrt zur Knochenmarksuppression, allergischen Reaktio-nen, möglichen Interaktionen mit anderen Substanzen und einer Erhöhung der Nephrotoxizität. Die Diagnose einer Graft-versus-Host-Reaktion kann erschwert werden. Die Inhalationsprophylaxe mit Pentamidin könnte in diesen Fallen Vorteile bieten (Link H, et al: Med Klin 1990;85:288). Bisher wurden 30 Patienten über sechs Monate behandelt, von denen 26 auswertbar waren. Die Prophylaxe wurde vor der Knochenmarktransplantation dreimal mit 60mg durchgeführt und ab dem 28. Tag jeweils mit 300mg einmal pro Monat fortgesetzt. Bisher trat keine PcP auf. Husten und Dyspnoe waren die häufigsten Nebenwirkungen., jedoch wurde die Therapie von den Patienten sehr gut akzeptiert. Im Urin und Serum wurden nur geringe Pentamidinkonzentrationen gefun-den, die nicht höher waren als bei Patienten ohne Knochenmarktransplantation. Die bisherigen Erfahrungen mit der pro-phylaktischen Pentamidin-Inhalation bei Knochenmarktransplantation sind sehr ermutigend. Aufgrund des günstigeren Anwendungsprofils könnte die Inhalation mit Pentamidin-Isethionat die bisher übliche Cotrimoxazol-Prophylaxe erset-zen.