Diabetes mellitus Typ 2

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Diabetes mellitus Typ 2
Zuckerkrankheit
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Diabetes mellitus Typ 2 - Zuckerkrankheit
Diabetes mellitus als Überbegriff steht für eine Sammlung von Stoffwechsel-Störungen.
Diese Störungen beziehen sich auf einen Blutzuckerspiegel, der dauerhaft zu hoch ist. Sie
sind meist erblich und chronisch und können zu schwerwiegenden Folge-Erkrankungen und
Komplikationen an verschiedenen Organen führen. Ohne Behandlung tauchen ernsthafte
Beschwerden dabei früher und stärker auf, die Lebenserwartung wird kürzer. Typ-2-Diabetes
mit Insulin-Unempfindlichkeit ist die am meisten verbreitete Form, in Deutschland leidet ein
erheblicher Anteil der Über-70-Jährigen daran. Typ-2-Diabetes ist eine Volkskrankheit mit sehr
hoher Dunkelziffer.
Ziele der Publikation
Diese Patienteninformation hilft, sowohl den von dieser Erkrankung betroffenen Patienten
als auch Angehörigen und Interessierten dabei, die Erkrankung besser zu verstehen. Bei
Patienten kann ein gründliches Verständnis über die eigene Erkrankung eine partnerschaftliche
Entscheidungsfindung bei der Wahl des geeigneten Behandlungsverfahrens erheblich fördern
und damit deutlich zum Behandlungserfolg beitragen. Die Praxis einer partnerschaftlichen
Entscheidungsfindung (shared decision-making) ermöglicht medizinischen Fachleuten
und Patienten, bei der Suche nach dem besten Behandlungsverfahren für den einzelnen
Patienten zusammenzuarbeiten. Patienten, die ihre eigene Behandlung mitentscheiden,
sind um ein Vielfaches motivierter, an der eigenen Gesundheit zu arbeiten. Eine zentrale
Rolle bei der Beteiligung des Patienten an Entscheidungen über seine Behandlung spielen
gute Patienteninformationen. Angehörige können wiederum ihre betroffenen Freunde oder
Verwandten gezielter unterstützen, wenn sie genau über die Krankheit aufgeklärt sind.
Nicht zuletzt profitieren auch interessierte Leser. Diese können sich sowohl über mögliche
Frühwarnzeichen und die Erkrankungsrisiken, als auch über vorbeugende Maßnahmen
informieren.
Die Inhalte dieser Informationen beruhen auf medizinischen Leitlinien (evidenzbasiert) und
sind auf die Bedürfnisse in der hausärztlichen Praxis zugeschnitten (hausarztrelevant). Die hier
enthaltenen Informationen können aber in keinem Fall eine ärztliche Beratung ersetzen. Im
Folgenden erhalten Sie einen kurzen Überblick über die Kapitel, in die diese Patienteninformation
gegliedert ist.
Entstehung der Krankheit
Ein dauerhaft zu hoher Blutzuckerspiegel wird durch Insulinmangel oder InsulinUnempfindlichkeit hervorgerufen, dabei gibt es verschiedene Diabetes-Typen. 90 - 95 %
aller Erkrankten lassen sich dem Typ 2 zuordnen. Die Hauptursache ist nach aktuellem
Kenntnisstand die Insulin-Unempfindlichkeit.
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Symptome
Der Typ 2 Diabetes entsteht sehr langsam und verläuft deswegen oft lange unbemerkt.
Meistens sind die Symptome unspezifisch und reichen von Leistungsminderung, Heißhunger,
starkem Durstgefühl und Hauterscheinungen bis zu Störungen der Geschlechtsorgane.
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Komplikationen
Diabetes mellitus Typ 2 kann schwerwiegende Komplikation auslösen, besonders dann,
wenn keine ausreichende Behandlung vorgenommen wird. Komplikationen bei Typ-2Diabetes sind Schädigungen der Netzhäute, chronische Wundheilungsstörungen an den
Füßen, sowie Herz- und Nierenschädigungen.
• Seite 9
Diagnose
Diabetes mellitus Typ 2 liegt dann vor, wenn bei bestimmten Bedingungen
Blutzuckergrenzwerte überstiegen werden. Der Blutzucker wird dafür im Labor nach der
Blutabnahme bestimmt. Auch der Nachweis von Zucker im Urin durch Teststreifen ist ein
Anzeichen für Diabetes.
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Therapie
Ziel der Behandlung eines Typ-2-Diabetes ist, die Verzuckerung im Körper zu vermeiden. Damit
werden Folge-Erkrankungen vermieden. Tägliche Bewegung sowie gesunde Ernährung sind
wichtige Allgemeinmaßnahmen. Gibt es darüber hinaus einen Insulinmangel, bedarf es
einer Insulin-Zuführung.
• Seite 14
Prävention
Kontrollierbare Diabetes-Risikofaktoren sind Übergewicht, fettige Nahrung und ein
Mangel an Bewegung. Durch die Kontrolle der Risikofaktoren wird die ErkrankungsWahrscheinlichkeit reduziert.
• Seite 22
Leben mit ...
Häufig gestellte Fragen, die fünf wichtigsten Tipps zur Diabetes und Alltag sowie hilfreiche
Links zu weiteren Informationen.
• Seite 23
Hierbei handelt es sich um eine unabhängige Patienteninformation der HausMed eHealth Services GmbH, die
ohne Mitwirken von Sponsoren erarbeitet wurde. Ziel dieser Informationsdienstleistung ist es, der Leserschaft
bedarfsorientierte und qualitativ hochwertige Inhalte zu präsentieren, welche ohne die Notwendigkeit medizinischen
Fachwissens verständlich sind. Es wird keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. In allen Belangen kann
und sollte der behandelnde Arzt konsultiert werden. Diese Patienteninformation kann keine ärztliche Beratung,
Diagnostik oder Therapie ersetzen.
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Entstehung der Krankheit
Ein dauerhaft zu hoher Blutzuckerspiegel wird durch Insulinmangel oder InsulinUnempfindlichkeit hervorgerufen, dabei gibt es verschiedene Diabetes-Typen. 90 - 95 %
aller Erkrankten lassen sich dem Typ 2 zuordnen. Die Hauptursache ist nach aktuellem
Kenntnisstand die Insulin-Unempfindlichkeit.
Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet wird. Es dient dazu,
den Zellen des Körpers den nötigen Nahrungs-Zucker (Glukose) zuzuführen. Damit wird die
Energie für unser tägliches Leben generiert.
Normalerweise wird bei der Nahrungsaufnahme das Insulin durch die Bauchspeicheldrüse freigesetzt. Es sorgt dafür, dass die Zellen die Glukose aus dem Blutkreislauf aufnehmen können.
Der dauerhaft übersteigerte Blutzuckerspiegel entsteht dann, wenn kein Insulin im Körper vorhanden ist (Insulinmangel) oder es nicht korrekt wirken kann (Insulinunempfindlichkeit, Insulinresistenz).
Beim Typ 2 Diabetes mellitus wird aktuell davon ausgegangen, dass kein absoluter Insulinmangel herrscht. Das Insulin wirkt vielmehr nicht an den Zielorten, wo es für die Aufnahme der
Glucose in den Zellen sorgen soll.
Wirkung von Insulin im Körper unter normalen Bedingungen
Insulin ist ein körpereigenes Hormon. Es sorgt dafür, dass der im Blut befindliche Zucker gesenkt wird. Dieser steigt nach der Nahrungs-Aufnahme an, besonders beim Genuß kohlenhydratreicher Nahrung. Das sind beispielsweise Nahrungsmittel wie Brot, Reis, Nudeln und Süßigkeiten. Auf dem Weg durch den Verdauungstrakt werden die Nahrungsmittel in ihre Bestandteile aufgespalten.
Der wichtigste Kohlenhydratbaustein ist die Glukose, welche eine tragende Rolle im Energiestoffwechsel des Körpers spielt. Diese entsteht beim Zerlegen der Nahrungsbestandteile
während der Verdauung, gelangt ins Blut und lässt den Blutzuckerspiegel steigen. Bei Gesunden wird dann von der Bauchspeicheldrüse zur gleichen Zeit Insulin ausgeschüttet.
Insulin bewirkt die Aufnahme der Glukose aus dem Blut in die Zellen. Dort dient sie dann quasi
als Kraftstoff für die Energiegewinnung. Insbesondere Muskel- und Leberzellen können kurzfristig große Mengen von Glukose aufnehmen, welche dann als Glykogen gespeichert oder als
Energie freigesetzt wird.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilt Diabetes mellitus nach jeweiliger Ursache in vier
Haupttypen ein:
• Diabetes mellitus Typ 1
• Diabetes mellitus Typ 2
• andere spezifische Diabetestypen
• Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)
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Diabetes mellitus Typ 1
Typ 1 Diabetes mellitus (5 bis 10 % aller Diabetiker) bedeutet, die Bauchspeicheldrüse stellt zu
wenig oder gar kein Insulin her. Dieser Diabetestyp tritt im Regelfall schon im Kindes- oder jungen Erwachsenenalter auf. Erkrankte mit Typ 1 Diabetes mellitus sind auf die tägliche InsulinZufuhr von aussen angewiesen.
Typ 1 Diabetes ist eine sogenannten Autoimmun-Erkrankung, d.h. Abwehrzellen und Antikörper gegen das Bauchspeicheldrüsegewebe (speziell die Betazellen) werden gebildet und es wird
zerstört. Irgendwann ist dann kein Insulin produzierendes Gewebe mehr im Körper vorhanden
und es kommt aufgrund dessen zum kompletten Insulinmangel.
Diabetes mellitus Typ 2
Typ 2 Diabetes mellitus (90 bis 95 % aller Diabetiker) bedeutet, dass die Insulin-Produktion
nicht zu gering ist, es kann nur nicht mehr an den Zielorten wirken, etwa den Zellen der Muskelund Leber- oder Fettzellen. Das bezeichnet man dann als Insulinresistenz.
Besonders ein langfristiger, starker Anteil an Bauchfett (viszerale Adipositas) und ein Mangel
an Bewegung begünstigen die Ausprägung einer Insulinresistenz.
Im Verlauf ist dann im Regelfall auch die Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse selbst
gestört. Die Insulinresistenz wird zunächst durch eine erhöhte Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse ausgeglichen. Da die vermehrte Insulinauschüttung aber nicht zu einer Senkung
des Blutzuckers führt, die insulinproduzierenden Zellen also permanent das Signal erhalten
immer weiter zu produzieren, kommt es schließlich zu einer Erschöpfung dieser Zellen und
damit zu einem absoluten Insulinmangel.
Besonders ein langfristiger, starker Anteil an Bauchfett (viszerale Adipositas) und ein Mangel
an Bewegung begünstigen die Ausprägung einer Insulinresistenz.
Meistens wird die Erkrankungen durch das sogenannte metabolische Syndrom (Wohlstandserkrankung) begünstigt: Risikofaktoren wie stammbetonte Adipositas, also zuviel Bauchfett,
Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck und Störung der Glukosetoleranz treffen hier zusammen.
Diabetes mellitus Typ 2 ist häufig eine Erkrankung des höheren Lebensalters. Ein weiterer
Risikofaktor scheint auch ein vermehrtes Vorkommen in der Verwandtschaft zu sein. Leiden
also Mutter und/oder Vater an Diabetes mellitus Typ 2, ist die Chance einer späteren Erkrankung
der Kinder bis zu 50 % erhöht.
Andere spezifische Diabetestypen
Seltenere, andere Diabetesformen werden wie folgt klassifiziert:
• genetische Betazellfunktion-Schädigungen: Führen bei den Erkrankten im jungen
Erwachsenenalter oft zu mangelhafter Insulinproduktion.
• seltene, genetisch bedingte Insulinwirkungs-Defekte
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• chronische Pankreatitis: dauerhafte Bauchspeicheldrüsen-Entzündungen
• Störungen der Hormone, wie Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Riesenwuchs
(Akromegalie), Cushing-Syndrom und Phäochromozytom sowie hormonproduzierende
Tumore
• durch Medikamente eingeleitet, etwa durch Glukokortikoide (Cortison), Schilddrüsenhormone, Diazoxid, Betaadrenergika sowie Thiazide
• immunologisch bedingte, seltene Formen: z.B. Anti-Insulin-Rezeptorantikörper
• Infektionen, wie CMV- oder angeborene Rötelninfektion
• mit Diabetes mellitus vergesellschaftete genetische Syndrome, etwa Down-, Klinefelterund Turner-Syndrom, sowie andere
Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)
Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) trittt bei 3 % aller Schwangeren auf und ist in
den meisten Fällen nach Ende der Schwangerschaft wieder spontan geheilt.
Daraufhin besteht aber ein um 50 % erhöhtes Risiko, in der nächsten Schwangerschaft wieder
Diabetes mellitus zu erkranken. Desweiteren verstärkt sich das Risiko, später im Leben dauerhaft krank zu werden.
Obwohl Schwangerschaftsdiabetes im Regelfall vorübergehend ist, bedürfen die Betroffenen
unbedingt einer angemessen Behandlung, ein dauerhafter erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt sonst Mutter und Kind.
Einteilung nach Schweregraden
Diabetes mellitus wird ebenfalls nach Schweregrad in Stadien klassifiziert:
• gestörte Glukosetoleranz (IGT = Impaired Glucose Tolerance oder auch IFG = ImpairedFasting Glucose)
• ohne Insulin behandelter Typ-2-Diabetiker (NIR = Non Insulin Requiring)
• Insulin zur Blutzuckerkontrolle benötigender Typ-2-Diabetiker (IRC = Insulin Required for
Control)
• Typ-1-Diabetiker mit lebensnotwendiger äußerer Insulinzufuhr (IRS = Insulin RequiredforSurvival)
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Symptome
Der Typ 2 Diabetes entsteht sehr langsam und verläuft deswegen oft lange unbemerkt.
Meistens sind die Symptome unspezifisch und reichen von Leistungsminderung, Heißhunger, starkem Durstgefühl und Hauterscheinungen bis zu Störungen der Geschlechtsorgane.
Aufgrund der Unspezifität der Symptome wird oft erst beim Erkennen erhöhter Zuckerwerte
im Blut bzw. im Urin im Rahmen von Routineuntersuchungen eine Diagnose des Typ 2 Diabetes
mellitus gestellt. Deshalb ist es wichtig, über die möglichen Anzeichen Bescheid zu wissen.
Unspezifische Allgemeinsymptome
• Abgeschlagenheit
• Ständige Müdigkeit
• Verminderte Leistungsfähigkeit
Symptome durch erhöhte Insulinausschüttung oder zu niedrigen Blutzucker
• Heißhungerattacken
• Starkes Schwitzen
• Dauernde Kopfschmerzen
Symptome durch zu hohen Blutzucker
• verstärkes Wasserlassen
• vermehrtes Durstgefühl
• Abnahme von Körpergewicht
Symptome durch Störungen im Flüssigkeits- und Salzhaushalt
• Wadenkrämpfe in der Nacht
• Störungen der Sicht
Hauterscheinungen
• Juckreiz im Bereich des Gesäßes oder im Schambereich
• Bakterien- oder Pilzinfektionen
• Gesichtsröte
• rötlich-bräunliche Stellen an den Unterschenkeln, die zu Wunden werden können
• Mundtrockenheit
• verschlechterte Wundheilung
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Störungen der Geschlechtsorgane
• bei Männern: Störungen der Potenz (der Erektion)
• bei Frauen: Fehlende Monatsblutung (Amenorrhoe)
Bei folgenden Symptomen sollten Sie als Diabetiker umgehend einen Arzt aufsuchen
• starkes Durstgefühl und verstärkter Harndrang, stark ausgeprägte Mundtrockenheit,
starke Überwärmung der Gesichtshaut sowie Übelkeit
• Schwächegefühl, Verwirrtheit, Probleme bei der Orientierung
• Störungen der Sicht wie Doppelbilder oder der Sprache
• Atem riecht nach Aceton (ähnlich Geruch von Nagellackentferner)
• Krämpfe in den Waden
• Gefühle der Lähmung an Armen und Beinen
• (drohender) Verlust des Bewusstseins
• Sehr starkes Unruhe- und Kältegefühl, deutliche Blässe
• Herzrasen und Schweißausbrüche
• Angstgefühle und Zittern
• Konzentrationsschwäche ohne triftige Ursache, sowie starke Müdigkeit
• Schwierigkeiten beim Gehen, etwa Schwanken und Torkeln ohne andere Ursache
• Wunden an den Füßen
• Blutiger oder schäumender Urin
• Störungen des Hautgefühls und/oder Missempfindungen
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Komplikationen
Diabetes mellitus Typ 2 kann schwerwiegende Komplikation auslösen, besonders dann,
wenn keine ausreichende Behandlung vorgenommen wird. Komplikationen bei Typ2-Diabetes sind Schädigungen der Netzhäute, chronische Wundheilungsstörungen an
den Füßen, sowie Herz- und Nierenschädigungen.
Ein Typ 2 Diabetes mellitus kann charakteristische Folge-Erkrankungen sowie Beschwerden
auslösen.
Unspezifische Gefäßschäden (Makroangiopathie), als Diabetes-Folge, fördern Arteriosklerose in
verschiedenen Gebieten, beispielsweise den Herzkranzgefäßen, den Beinen, der Hauptschlagader und am Gehirn.
Spezifische Gefäßschäden des Diabetes (Mikroangiopathie) betreffen Nieren, Augennetzhäute,
Nerven sowie die Füße.
Zusätzliche Komplikationen können Krankheiten am Herzmuskelgewebe, eine verringerte
Immunabwehr sowie Fettstoffwechselstörungen oder Fettleber sein.
Diabetiker können Mund- und Zahnfleischprobleme haben.
Es besteht die Gefahr eines diabetischen Komas. Schockzustände entstehen durch einen zu
tiefen Blutzuckerspiegel sowie durch Störungen des Wasser- und Salzhaushalts.
Unspezifische Gefäßschäden (Makroangiopathie)
Der Diabetes mellitus kann zu unspezifischen Krankheiten der Gefäße führen, besonders dann,
wenn der Blutzucker schlecht eingestellt ist. Der langfristig hohe Blutzuckerspiegel, sowie ein
erhöhter erhöhter Blutdruck, Übergewicht oder Fettstoffwechselstörungen fördern das Entstehen dieser Schädigungen.
• Kennzeichnend sind die dadurch ausgelösten nachfolgenden Krankheitsbilder:
• Arteriosklerose der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit) mit Herzinfarkt-Gefahr
• Hauptschlagader -Arteriosklerose sowie der Bein-Blutgefäße mit Gefahr einer Hauptschlagader- Ruptur oder eines Raucherbeins (periphere arterielle Verschlusskrankheit)
• Arteriosklerose der Hirn-Blutgefäße mit Schlaganfall-Gefahr (arterielle Verschlusskrankheit der Hirnarterien und ischämischer Hirninfarkt)
Spezifische diabetische Gefäßschäden (Mikroangiopathie)
Diabetes mellitus kann diabetesspezifische, schadhafte Änderungen der Gefäße verursachen.
Das passiert besonders bei nichteingestelltem Blutzucker, denn ein permanent hoher Blutzuckerspiegel führt zur Ablagerung von Zucker. Das betrifft besonders Kapillargefäß-Wände; sie verdicken krankhaft.
Dadurch werden folgende spezifische Krankheitsbilder ausgelöst:
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• Nieren-Schädigungen (diabetische Nephropathie) mit Gefahr NierenfunktionsEinschränkung oder -Ausfalls, was eine regelmäßige Blutwäsche (Dialyse) erforderlich
macht
• Augennetzhaut-Schädigungen (diabetische Retinopathie) mit Gefahr auf Sehfähigkeits Einschränkung bis zur Erblindung; in der Gruppe der 40- bis 80-Jährigen ist diese diabetische Retinopathie Erblindungsursache Nummer eins; bei 25 % aller Typ-2-Diabetiker
lassen sich nach 15 Jahren diese Netzhautveränderungen finden
• Nerven- Schädigungen (diabetische Neuropathie) mit Empfindungsstörungen an den
Gliedmaßen sowie möglichen Beeinträchtigungen der Organfunktionen, etwa an Herz,
Magen und/oder Geschlechtsorganen
• Fuß- Schädigungen (diabetisches Fußsyndrom) mit Hautläsionen, Gewebszerstörung
sowie Gefahr der Notwendigkeit einer Amputation
Erkrankungen des Herzmuskelgewebes (diabetische Kardiomyopathie)
Diabetes mellitus Typ 2 kann das Herzmuskelgewebe schädigen. Neben Arteriosklerose der
Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit) und Bluthochdruck ist Diabetes mellitus daher
eine zusätzliche Grunderkrankung, die eine Schwäche der Herzpumpe (Herzinsuffizienz) verursachen kann.
Verminderte Immunabwehr
Diabetes mellitus beschädigt die Immunabwehr, wodurch es verstärkt zu Infektionen kommen
kann. Oftmals erscheinen Hautinfektionen mit Bakterien und Pilzen. Simple Infektionen, etwa
die Erkältungskrankheit, können in Diabetes-Patienten langwieriger und stärker ablaufen, auch
kommen häufig Infektionen des Harnwegs vor.
Störungen im Fettstoffwechsel und Fettleber
Diabetes stört auch den Fettstoffwechsel des Körpers, der Spiegel schützender Fette sinkt, etwa
des HDL-Cholesterins.Der Spiegel schädlicher Blutfettewie Triglyceride steigt, wobei es zu zu
starker Fett-Einlagerung im Gewebe der Leber kommen kann.Diesschränkt unter Umständen
die Funktion der Leber ein
Mund- und Zahnfleischprobleme
Diabetiker haben ein erhöhtes Parodontitis-Risiko, also eine Entzündung des Zahnbetts.
Gleichzeitig dazu können Mundschleimhaut-Entzündungen, schmerzhafte Einrisse im Mundwinkelbereich (Mundwinkelrhagaden) und Wundheilungsstörungen nach Zahnbehandlungen
auslösen.
Die Vorstufe davon ist die Gingivitis, eine bei Diabetikern häufig vorkommende Zahnfleischentzündung.
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Diabetisches Koma
Ein diabetisches Koma bezeichnet eine lebensgefährliche Komplikation des Diabetes mellitus,
welche die sofortige ärztliche Behandlung braucht. Ein diabetisches Koma geschieht durch
einen zu hohen Blutzuckerspiegel, die Werte des Blutzuckers können dabei zehnfach über der
Norm sein. Dabei kommt es zu einer schweren Blut-Übersäuerung (metabolische Azidose).
Verursacher des diabetischen Komas ist oft ein Infek, ein Fehler in der Diät oder eine falsche
bzw. vergessene Insulin-Dosierung. Folge des diabetischen Komas ist eine mangelnde Blutversorgung im gesamten Körper, die Organ-Schaden verursachen kann (Volumenmangel, Schock).
Besonders akutes Nieren-, Magen- und Darmversagen kann die unmittelbare Folge sein.
Sollten Warnzeichen für ein diabetisches Koma erkannt werden, muss sofortige ärztliche Hilfe eingeholt werden. Kennzeichen eines sich ankündigenden diabetischen Komas bilden sich
meist langsam über Tage und sind:
• Schwächegefühl, beschleunigte Atmung sowie schlaffe Muskulatur
• Kein Appetit, Erbrechen und Fieber, sowie Bauchschmerzen
• Starker Durst und starkes Wasserlassen
• Zeichen körperlicher Austrocknung, etwader Haut sowie der Zunge, mit OhnmachtsNeigung
Schockzustand aufgrund eines zu niedrigen Blutzuckerspiegels
Die Unterzuckerung, auch hypoglykämischer Schock genannt, entsteht bei einer Diabeteserkrankung oftmals daher, dass Insulin oder Diabetesmedikamente imVerhältnis zur gegessenen Nahrung zu hoch dosiert wurden, beispielsweise wenn Insulin gespritzt, aber das Essen
vergessen wurde. Auch kann es eine starke körperliche Belastung, Alkoholkonsum oder eine
Medikamenten-Wechselwirkung, etwa bei blutdrucksenkenden Medikamenten, zum starken
Abfall des Blutzuckers führen.
Gegensätzlich zum diabetischen Koma entsteht sich der hypoglykämische Schock sehr schnell.
Er äußert sich zunächst durch Heißhunger, Zittern und vermehrter Spannung der Muskulatur
sowie feuchter Haut. In Extremfällen kann es weitergehend auch dabei zum plötzlichen Verlust
des Bewusstseins kommen.
Bewusstlosigkeit eines Diabetikersbedarf dem sofortigen Notarzt-Ruf und der Leistung der
Ersten Hilfe.
Störungen im Salz- und Wasserhaushalt
Durch das enge Zusammenspiel von Blutzucker-Regulation mit den Körper-Salzen und -Wasser
kann es bei Diabetes mellitus zu Entgleisungen im Salz- und Wasserhaushalt kommen.
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Diagnose
Diabetes mellitus Typ 2 liegt dann vor, wenn bei bestimmten Bedingungen Blutzuckergrenzwerte überstiegen werden. Der Blutzucker wird dafür im Labor nach der Blutabnahme bestimmt. Auch der Nachweis von Zucker im Urin durch Teststreifen ist ein
Anzeichen für Diabetes.
Die folgenden diagnostischen Methoden lassen den Arzt einen Typ 2 Diabetes mellitus erkennen: Als erstes geben Symptome und Risikofaktoren Hinweise. Durch die Blutzuckerbestimmung, möglicherweise während einem Zuckerbelastungstest (oraler Glukosetoleranztest),
können darüber hinaus genaue Blutzuckerwerte bestimmt werden. Eine Bestimmung der Glukose im Urin weist auch einen Diabetes nach - kombiniert mit den Blutzuckerwerten dann
ebenfalls eine eventuell vorhandene diabetische Nierenschädigung.
Blutzuckerbestimmung und Zuckerbelastungstest
Ein Arzt kann durch die Blutzuckerspiegel-Messung feststellen, ob ein Diabetes mellitus
vorliegt. Dafür wird entweder Blut abgenommen oder ein oraler Glukosetoleranztest gemacht.
Für die Bestätigung wird im Regelfall noch eine Wiederholungsmessung gemacht.
Es gelten für die Blutzuckerspiegel-Bestimmung nach der Blutabnahme folgende Grenzwerte
- Voraussetzung ist, die Messung ist im nüchternen Zustand im venösen Blutplasma erfolgt,
etwa morgens vor dem Frühstück beim Arzt oder nach mindestens 8 Stunden ohne Nahrungszufuhr:
• < 100 mg/dl: Blutzuckermesswerte normal
• 100 bis 125 mg/dl: Als Diabetes-Vorstadium interpretierte Werte. Auch abnorme Nüchternglukose genannt (Impaired Glucose Fasting (IGF)). Für Messungen nach der Nahrungs aufnahme gelten dafür die Grenzwerte 140 bis 180 mg/dl
• > 126 mg/dl: Diabetes mellitus
Um die Blutzuckermessergebnisse sicher deuten zu können, kann ein Zuckerbelastungstest
gemacht werden, welcher zwecks Werte-Bestätigung im Regelfall auch zweimal gemacht wird.
Hier wird der Nüchternwert des Blutzuckerspiegels vor dem Essen und zwei Stunden danach,
nach dem Trinken einer Zuckerlösung, gemessen.
Der 2h-Wert wird im Hinblick auf eine Diagnose wie folgt interpretiert:
• < 140 mg/dl: normale Blutzuckermesswerte zwei Stunden nach Zuckerlösungsaufnahme
• 140 bis 199 mg/dl (< 5,6 mmol/l): Diabetes-Vorstadium der Blutzuckermesswerte nach
Trinkaufnahme. Gestörte Glukosetoleranz, Impaired Glucose Tolerance (IGT)
• > 200 mg/dl: Blutzuckermesswerte bei Diabetes mellitus nach Trinkaufnahme
Damit die Zuckerbelastungstest -Ergebnisse nicht verfälscht werden, gilt im Vorfeld zu
beachten:
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• drei Tage davor kohlenhydratreich essen, also Nudeln, Brot oder Reis bei Einhaltung
normaler Mahlzeiten
• keine Testdurchführung jeweils drei Tage vor und nach der Monatsblutung bei Frauen
• keine Testdurchführung bei Erkältungen
• 12- bis 14-stündige Nüchternperiode und Nikotinverzicht vor dem Test
Bestimmung von Glukose im Urin
Normaler Urin enthält keine Glukose. Steigen die Blutzuckerwerte über einen bestimmten
Grenzwert, genannt die Nierenschwelle, scheidet der Körper Glukose auch über den Urin aus,
was im Regelfall ab ca. 180 mg/dl passiert. Den Zucker im Urin kann man auch mithilfe eines
Teststreifens nachweisen.
Der wiederholte Nachweis bestätigt, bei der Bestimmung im Morgenurin, in den Tagesportionen sowie im 24-Stunden-Urin, mit wenigen Ausnahmen einen Diabetes mellitus. Durch die
Glukosebestimmung wird zusammen mit den Blutzuckermessergebnissen auch ein Hinweis
auf eine diabetische Nierenschädigung bezogen. Diese diabetische Nephropathie hat eine
höhere Nierenschwelle (bis 300 mg/dl).
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Therapie
Ziel der Behandlung eines Typ-2-Diabetes ist, die Verzuckerung im Körper zu vermeiden. Damit werden Folge-Erkrankungen vermieden. Tägliche Bewegung sowie gesunde
Ernährung sind wichtige Allgemeinmaßnahmen. Gibt es darüber hinaus einen Insulinmangel, bedarf es einer Insulin-Zuführung.
Bei der Therapie des Typ 2 Diabetes mellitus gilt, je besser man die Blutzuckerwerte normalisiert, um so niedriger ist eine Komplikations-Gefahr.
Im Regelfall wird zu Beginn versucht, durch Allgemeinmaßnahmen wie richtiger Ernährung
und Bewegung die Normalisierung des Blutzuckerspiegels herbeizuführen. Bei Frühformen des
Diabetes schafft man es teilweise noch, die Erkrankung wieder gänzlich verschwinden zu lassen.
Sind Allgemeinmaßnahmen allein nicht erfolgreich oder Folgeschäden schon aufgetreten, ist
die Therapie mit blutzuckersenkenden Medikamenten nötig. Zu beachten sind dabei für die
Wirkstoffauswahl weitere Wirkungen, Nebenwirkungen sowie Gegenanzeigen.
Gibt es beim Diabetes mellitus Typ 2 im fortgeschrittenen Krankheitsstadium neben einer Insulinresistenz noch einen Insulinmangel, kann das Spritzen von Insulin notwendig werden.
Um eine Entstehung von Folgekrankheiten sowie Komplikationen rechtzeitig zu erkennen,
ist es nötig, einige bestimmte Parameter stetig zu überwachen (eigenständig und vom Arzt)
und wenn nötig eine entsprechende Therapie zu beginnen. Diese Parameter sind die Blutzuckermessung, eine Bestimmung des Langzeit-Blutzuckerwerts (HbA1c) und die Kontrolle von
Folgeerkrankungs-Anzeichen.
Wichtiger Hinweis
Die folgenden Informationen beruhen auf strengen und aktuellen wissenschaftlichen Nachweisen, die einen weitgehenden Nutzen bei der Behandlung gezeigt haben.Es gilt, die hier
gezeigten Behandlungsmöglichkeiten an bestimmte Bedingungen anzupassen. Die persönlichen Lebensziele und Wünsche der Patienten spielen elementare Rolle, ebenso können Alter,
Schweregrad der Erkrankung und mögliche Nebenerkrankungen auf die Empfehlungen entscheidenden Einfluß haben. Der Hausarzt sollte über Nebenerkrankungen unbedingt immer
in Kenntnis gesetzt und über alle Medikamente informiert werden, die eingenommen werden.
Der Hausarzt entscheidet die angemessene Behandlungsform für die Patienten entsprechend
den oben genannten Kriterien. Diese Behandlungsform ist nicht ausschließlich die neuste oder
kostenintensivste. Maßgeblich ist dabei, dass die gewählte Therapie die beste Wahl für den
Betroffenen darstellt. Hohe Qualität einer Therapie drückt sich nicht in Innovation und hohen
Kosten aus. Fragen dazu sollten Betroffene immer gleich an ihren Hausarzt richten.
Therapieziele
• Die Lebensqualität erhalten oder wiederherstellen
• Die Kompetenz des Betroffenen im Umgang mit der Krankheit steigern (Empowerment)
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• Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Schädigungen an den Hirngefäßen und
sonstigen, durch makroangiopathische Gefäßschäden, hervorgerufene Erkrankungen
senken.
• Mikrovaskuläre Folgekomplikationen, etwa Erblindung, Dialyse, Neuropathie vermeiden
• Das diabetische Fußsyndrom vermeiden
• Vermeidung sowie Behandlung der Erkrankungs-Symptome, z.B. verstärktes Wasserlassen (Polyurie), verstärktes Durstgefühl (Polydipsie) und Abgeschlagenheit
• Reduzierung der Therapie-Nebenwirkungen sowie der Patienten-Belastung
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie
• Differenzierung des Diabetes-Typs: Bei Typ-2-Diabetikern, die jünger sind als 40 Jahre,
kann es sich um einen spät manifestierenden Typ-1-Diabetes handeln.
• Planung individueller Therapieziele vom Arzt gemeinsam mit dem Patienten. Dieses Ziel
ist abhängig von der individuellen Prognose, der Lebensweise des Patienten, der möglichen Reduktion des Gewichts, sowie verschiedenen Stoffwechselparametern
• Aufklärung in einer Diabetiker-Schulung, wenn nötig in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis
• Krankheits-Informationen unter Einbeziehung der Familienangehörigen
• Teilnahme am Disease Management Program (DMP) Diabetes der Krankenkasse
• Selbstmessung des Blutdruck- und Blutzucker, wenn nötig
• Blutzuckertagebuch und Gesundheitspass Diabetes führen
• Körperlich aktiv sein, je nach Alter, unter Berücksichtigung der Begleiterkrankungen
Kriterien für die Therapie-Wahl sind der Nüchternblutzucker, der Langzeitblutzuckerwert
(HbA1c), Blutdruck und Begleiterkrankungen sowie die Patienten-Wünsche.
Allgemeine Therapiegrundsätze
Bei einem Typ-2-Diabetes sollte zuerst die Insulinresistenz des Körpers verringert werden, etwa
durch eine Gewichts-Normalisierung und/oder angemessene körperliche Bewegung.
Bewegung lässt die Körperzellen die Insulin-Aufnahmefähigkeit zurückgewinnen: Der äußere
Rezeptoren-Anteil der einzelnen Zellen kann durch sportliche Aktivität gesteigert werden. Das
körpereigene Insulin ist dann wieder effektiver.
Die medikamentöse Therapie wird dann nötig, wenn die genannten grundsätzlichen Maßnahmen keine Blutzuckerspiegel-Normalisierung bewirken. Bestenfalls kann der Patient dann gänzlich auf Medikamente verzichten und den Blutzuckerspiegel durch seine Verhaltensänderung
im Normbereich bewahren.
Ernährung bei Diabetes mellitus Typ 2
Zu empfehlen ist die kalorienreduzierte, ausgewogene mediterrane Ernährung. Kohlenhyd-
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ratreiche Lebensmittel bewirken oft einen hohen Blutzuckerspiegel nach dem Essen. Weiß-mehlerzeugnisse sollten deswegen durch ganzheitliche Getreide-Produkte ersetzt werden, etwa
Vollkornbrot und Frischkornmüsli. Anstatt Obst aus Konserven oder Säften lieber frisches Obst
vorziehen, dabei aber Weintrauben, Bananen oder Kirschen eher vermeiden.
Diabetiker, die mit Kombinationsinsulin behandelt werden, ist eine Verteilung der Kohlenhydrate nach definierten Kohlehydrat-Portionen ratsam (BE, KE, KHE). Bei Sulfonylharnstoff-Therapie ist eine stehte Einnahme von Kohlenhydraten nötig. Schlanke Typ-2-Diabetiker verteilen
die Aufnhame der Kohlenhydrate auf viele kleine Mahlzeiten. Auch sollte auf die fettarme
Ernährung geachtet werden, bei der ungesättigte Fettsäuren bevorzugt werden. Eiweiß und
Fett führen im Rahmen einer normalen Ernährung nicht zu einem BlutglukosekonzentrationsAnstieg. Gehärtete Fette sind zu vermeiden. Viele Fertigprodukte haben gehärtete Fette, etwa
Margarine, Kekse oder Pommes. Zu empfehlen sind Olivenöl und Rapsöl, wegen ihres hohen
Gehalts an Omega-3-Fettsäuren.
Die Alkoholzufuhr muss begrenzt werden, da Alkohol zu einer Blutzuckerspiegel-Erhöhung
beiträgt. Männer sollten nicht mehr als 30 g und Frauen nicht mehr als 15 g Alkohol am Tag
konsumieren.
Typ-2-Diabetiker sollten versuchen, das Gewicht normal zu halten.
Bewegung bei Diabetes mellitus Typ 2
Körperliche Aktivität steigert die Insulin-Sensitivität an den glukoseaufnehmenden Zellen und
bewirkt damit eine Senkung des Blutzuckerlangzeitwerts. Deswegen ist körperliche Aktivität
für Typ-2-Diabetiker sehr hilfreich zur Vermeidung von Folge-Erkrankungen.
Empfehlenswert sind Ausdauersportarten wie Schwimmen oder schnelles Gehen, am besten 30
Minuten an drei bis fünf Tagen in der Woche. Im höheren Alter sind regelmäßige Spaziergänge
von rund einer Stunde am Tag ausreichend für die deutliche Verbesserung der Stoffwechselund Kreislauflage.
Orale Antidiabetika
Medikamentöse Maßnahmen mit sogenannten oralen Antidiabetika werden bei Typ-2Diabetikern notwendig, wenn das gewünschte Ziel der Therapie nach 12 Wochen nicht erreicht
wurde, wenn Folge-Erkrankungen schon bestehen oder die Blutzucker-Entgleisungen häufig
sind.
Orale Antidiabetika nennt man die Diabetes-Medikamente, die in Kapsel- oder Tablettenform
eingenommen werden. Es wird in die nicht-insulinotropen Antidiabetika und insulinotropen
Antidiabetika unterschieden.
Werden orale Antidiabetika eingenommen, sollte durch den behandelnden Arzt über die möglichen Nebenwirkungen beraten und der Beipackzettel sorgfältig gelesen werden.
Nicht-insulinotrope Antidiabetika wirken auf verschiedene Weisen gegen die Zuckeraufnahme
oder -neubildung, sie machen damit Zellen empfindlich für das Insulin. Diese sind:
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• Biguanide (Metformin)
• Alpha-Glukosidasehemmer (Acarbose, Miglitol)
• Insulinotrope Antidiabetika sind dann sinnvoll, wenn bei Diabetikern die Insulinproduktion eingeschränkt läuft, sie bewirken eine verstärkte Ausschüttung von Insulin. Dazu
zählen:
• Sulfonylharnstoff-Derivate
• Inkretine/Dipeptidyl-Peptidasehemmer
Bei Übergewichtigen wird im Regelfall als erstes mit Metformin behandelt. Wird das Ziel der
Therapie nicht erreicht, kombiniert man Metformin mit einem anderen oralen Antidiabetikum
oder aber auch Insulin, welches gespritzt werden muss.
Bei normalgewichten Betroffenen wird im Regelfall Glibenclamid eingesetzt. Wird das Therapieziel nicht erreicht, ist die Umstellung auf Insulin sinnvoll.
Es existieren noch andere orale Therapieformen, die vom Arzt verordnet werden können.
Bei mehrjährigem Krankheitsverlauf ist im Regelfall die Kombinations- oder Insulintherapie
angebracht.
Bei mehrjährigem Krankheitsverlauf ist in aller Regel eine Kombinations- oder Insulintherapie
angezeigt.
Insulintherapie bei Diabetes mellitus Typ 2
Wird das jeweilige Ziel der Therapie nicht erreicht durch die Basistherapie mit Ernährung und
Sport bzw. durch die oralen Antidiabetika, ist eventuell die Insulintherapie erforderlich. Werden
zusätzlich orale Antidiabetika genommen, sollte auch hier der behandelnde Arzt über mögliche Neben- und Wechselwirkungen aufklären.
Voraussetzung für die Insulin-Ersteinstellung:
• Die Ersteinstellung ist durch einen Arzt vorzunehmen, welcher mit seinem Team auch
verpflichtende Patienten-Schulungen mit den Angehörigen anbietet. Fehlt diese Voraussetzung, muss immer in eine diabetologische Schwerpunktpraxis bzw. ein ambulantes
Diabeteszentrum für die Einstellung und die Schulung überwiesen werden.
• Die regelmäßigen Blutglukose-Selbstkontrollen sind bei Insulintherapie immer erforderlich.
• Ein Selbstmanagement bei Unterzuckerungszuständen muss gewährleistet werden, wie
auch die ausreichenden häufigen Messungen und die ärztlichen Konsultationen.
Die Einstellung sollte möglichst ambulant erfolgen.
Erforderlich ist die Vorstellung in einer Schwerpunktpraxis wenn:
• Das individuelle Therapieziele nach drei bis sechs Monaten nicht erreicht ist.
• Unterzuckerungszustände häufig auftreten
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Es sind unterschiedliche Insulintherapieschemata zur Anwendung vorhanden:
• BOT (basal unterstützte orale Therapie): Es werden orale Antidiabetika weiter eingenommen, zusätzlich wird Basalinsulin vor dem Schlafengehen gespritzt.
• Prandiale Insulintherapie: Kurzwirkende Insuline werden vor den Hauptmahlzeiten (ohne
Basalinsulin) gespritzt. Eventuell wird mit Metformintabletten unterstützt.
• Intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT): Es wird Basalinsulin, aber auch schnell
wirkendes Mahlzeiteninsulin gegeben. Das erlaubt die Anpassung an unregelmäßige
Nahrungsaufnahme und Bewegung.
• Wenn keines dieser drei Therapieschemata anwendbar ist, wird die konventionelle Insulintherapie eingesetzt, bei der im Regelfall zwei Injektionen am Tag (morgens und abends)
nötig sind.
Operative Therapieformen
Für Patienten mit sehr starkem Übergewicht, kann eine Magenverkleinerung indiziert sein.
Über die Gewichtsabnahme kann es dann auch zu einer Verbesserung des Blutzuckers kommen. Dies ist eine sehr drastische Behandlungs-Maßnahme, die nur äußerst selten vorgenommen wird und bei der die Diabeteserkrankung nicht als einzige Erkrankung im Vordergrund
steht.
Mitbehandlung eines Bluthochdruckes
Auf den weiteren Verlauf der Diabeteserkrankung kann ein Bluthochdruck, der zur gleichen
Zeit vorliegt, einen wichtigen Einfluss haben. Eine Blutdruck-Senkung kann makroangiopathische Gefäßschäden verhindern, welche wiederum Folge-Krankheiten wie Herzinfarkt oder
Schlaganfall verursachen können.
Allgemeinmaßnahmen, etwa Ernährung und körperliche Aktivität, können den Blutdruck
senken, aber auch geeignete Medikamente können sinnvoll sein. Bevorzugt bei Diabetikern
werden Blutdrucksenker vom Typ der ACE-Hemmer genutzt. Andere Alternativen sind aber
auch möglich.
Diabetes und Depression
Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Depression. Das Risiko dafür
erhöht sich mit der Entwicklung und der Anzahl der diabetischen Spätkomplikationen.
Beantworten Diabetiker zwei der folgenden Fragen mit ja, sollte der Kontakt zum behandelnden Arzt gesucht werden:
• Waren Sie in den letzten Monaten oftmals hoffnungslos, schwermütig oder niedergeschlagen?
• Waren Sie während des letzten Monats oftmals nur sehr wenig an ihren Tätigkeiten
und Freunden interessiert?
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Blutzuckerselbstmessung
Eine regelmäßige Selbstkontrolle der Blutzuckermesswerte sorgt dafür, dass mit Insulin
behandelte Diabetiker die Möglichkeit haben, ihren Blutzuckerspiegel zu Hause selbst zu kontrollieren. Es gilt: Die Blutzuckerselbstmessung ist dann sinnvoll, wenn therapeutische Konsequenzen aus dem Ergebnis genommen werden, was bei Diabetikern mit intensivierter konventioneller Insulintherapie ausschließlich der Fall ist. Andere Insulintherapien bedürfen keiner
dauernden Messung.
Wird ausschließlich mit oralen Antidiabetika therapiert, sind eigenständige Messungen nicht
sinnvoll. Reden Sie mit dem Hausarzt für eine individuelle, sinnvolle Messroutine um zu lernen,
wie die eigenen Messergebnisse sinnvoll interpretiert werden. Hilfreich ist es, die eigenen
Messwerte aufzuzeichnen. Wichtig ist es auch, zu wissen dass das ständige Blutzucker-Messen
zu der Fixierung auf die Krankheit führen kann.
In der traditionellen Messmethode misst man den Blutzucker durch das Punktieren eines Fingers mit einer kleinen scharfen Nadel, genannt Lanzette. Der austretende Bluttropfen wird
dann auf einem Teststreifen gegeben. Dieser wird dann daraufhin in ein kleines Gerät geschoben, welches den Blutzuckerwert im Blut misst und anzeigt.
Des Weiteren können viele erhältliche Geräte die Daten normalerweise speichern und die
Durchschnittswerte über einen Zeitraum kalkulieren. Einige können auch mit einer Software
kombiniert werden, um dann Grafiken und andere Analysen auszugeben. Teststreifen und
Geräte erhält man in der Apotheke. Neuere Messgeräte können auch an anderen Körperstellen
punktieren, etwa den Oberarm, Unterarm, den unteren Teil des Daumens oder den Oberschenkel.
Kontrollen zur Früherkennung von Komplikationen und Folge-Erkrankungen
Alle allgemeinen (Ernährung, Gewichtsnormalisierung, körperliche Bewegung) und medikamentösen (orale Antidiabetika, Insulin) Maßnahmen haben das Ziel, einen normalen Blutzucker zu halten und damit die möglichen Folge-Erkrankungen des Diabetes mellitus Typ 2
vermeiden oder hinauszögern zu können. Deswegen ist bei der Diabetes-Therapie des Typ 2
wichtig, stets auf Folge-Erkrankungen zu prüfen um diese frühzeitig behandeln zu können.
Nötig sind die folgenden Untersuchungen:
• Regelmäßig den HbA1c-Werts kontrollieren
• Einmal im Jahr auf unspezifische Gefäßschäden prüfen
• Jedes Jahr die augenärztliche Untersuchung vornehmen
• Zweimal im Jahr die Fußuntersuchung vornehmen
• Regelmäßig den Urin kontrollieren
Kontrolle des HbA1c-Werts
Der Wert HbA1c ist der Langzeit-Blutzuckerwert, mit diesem kann die Einstellung des Blutzuckers der vorausgegangenen sechs bis zehn Wochen eingeschätzt werden. Dieser Wert zeigt
den Blutfarbstoff-Anteil an, welcher mit Zucker verbunden ist. Er wird deswegen in Prozent
angegeben, normal sind Werte bei rund 4 bis 6%.
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Kontrolle auf unspezifische Gefäßschäden
Diabetes mellitus Typ 2-Patienten müssen auf regelmäßiger Basis den Blutdruck überprüfen
und ihren Hausarzt für die Bestimmung weiterer Parameter aufsuchen, die Anzeichen für unspezifische Gefäßschäden (diabetische Makroangiopathie) sein können.
Außer den Kontrollen existieren zusätzliche, vom Arzt empfohlene Maßnahmen, die dem unspezifischen Gefäßschäden entgegen wirken:
• gründliche Blutdrucküberwachung, beispielsweise durch dauernde Selbstmessung zu
Hause
• nicht rauchen, aber körperlich regelmäßig aktiv sein
• das Gewicht überwachen
Augenärztliche Untersuchung
Das Einhalten der augenärztlichen Untersuchungen, der Augenhintergrund-Spiegelung einmal
im Jahr kann Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus einen wertvollen Beitrag zur FolgeschädenVermeidung der Augen leisten, denn damit können Frühstadien erkannt und Maßnahmen
getroffen werden.
Fußuntersuchung
Einmal im Jahr sollten Diabetes-Patienten ihre Füße vom Hausarzt untersuchen lassen.
Außerdem existieren ein paar vom Arzt empfohlene Maßnahmen, für die Vermeidung von
Fußschäden:
• die Füße regelmäßig betrachten, da Wunden entstehen, ohne dass der Diabetiker ein
Schmerzgefühl verspürt
• die Anwendung geeigneter Nagel- und Fußpflege
• Fußpflege nur bei der medizinischen Fußpflege oder dem Podologen
• die richtigen, gut sitzenden Schuhe tragen, um Druckstellen zu vermeiden. Bei schon
bestehenden schäden vom Orthopädietechniker anfertigen lassen.
• sind schon Schädigungen vorhanden, kann eine Druckentlastung der Füße bzw. des betroffenen Fußes nach ärztlicher Anweisung erfolgen (Bettruhe, Rollstuhl, Gehstützen,
spezielles Schuhwerk)
• die Mitbehandlung in einer Schwerpunktpraxis/Fußambulanz suchen
Prophylaxe der diabetischen Nierenschädigung
Es existieren vom Arzt empfohlene Maßnahmen für die Entgegenwirkung der diabetischen
Nephropathie. Diese sollten der möglichen Arzneimitteltherapie vorangehen bzw. diese
ergänzen:
• 3 Liter am Tag an Flüssigkeit aufnehmen; Ausnahmen sind bestimmte andere Nierenschäden, etwa das nephrotisches Syndrom oder eine Herzinsuffizienz
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• sogenannte proteinnormalisierte Ernährung (0,8 g Eiweiß pro kg Körpergewicht)
• das Gewicht reduzieren bei bestehendem Übergewicht
• aufhören zu rauchen
• Salz reduzieren, unter 6 g am Tag
• Den Urin auf Albumin mittels Streifentest untersuchen
Vorgehen bei akuten Stoffwechselentgleisungen
Treten akute Stoffwechselentgleisungen auf, muss sofort der Arzt aufgesucht werden. Es kann
eine sofortige Therapie-Anpassung oder -Umstellung, beispielsweise von Tabletten auf Insulin, nötig sein. Desweiteren kann die eventuelle Vorstellung in einer Schwerpunktpraxis oder
-klinik veranlasst werden.
Diabetes Disease-Management-Programme (DMPs)
Disease-Management-Programme (DMPs) bezeichnen strukturelle Behandlungsprogramme
von Ärzten und Krankenkassen. Diese sind dafür entwickelt, Patienten mit einigen chronischen
Erkrankungen optimal versorgen zu können. Für die Diabetes mellitus Typ 2-Behandlung gibt
es ein solches DMP.
Das Diabetes DMP hat das Ziel, die vielen möglichen Komplikationen und Risiken des Diabetes
mellitus Typ 2 so gering wie möglich zu halten. Es beinhaltet richtliniengestützte Untersuchungen, die helfen, das Erkrankungs-Ausmaß regelmäßig zu kontrollieren. Daher sind zum Beispiel
regelmäßige Augenuntersuchungen, die Nierenwert-Kontrolle oder die Fuß-Untersuchung
der Betroffenen vorgesehen. Das Diabetes DMP ist kostenlos, die Einschreibung kann in der
Hausarztpraxis erfolgen.
Ebenen der Diabetestherapie
Bei der Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 werden drei Versorgungsebenen unterschieden:
• Versorgung in einem Diabetikerzentrum
• Schwerpunktversorgung (Schwerpunktpraxis, -krankenhaus, -rehabilitation)
• Grundversorgung (Hausarzt, Akutkrankenhaus)
Weitere Therapieverfahren
Diese gezeigten Verfahren der Behandlungn entsprechen den Therapien, die in Wirksamkeit,
Sicherheit und Sinn durch Studien geprüft worden sind und in den zur Erstellung dieses Texts
herangezogenen Leitlinien empfohlen werden. Dazu zählt die hausärztliche Leitline der Leitliniengruppe Hessen zum Thema Diabetes mellitus Typ 2. Es gibt aber, wenn nötig, noch mehr
Therapiemöglichkeiten. Bei Fragen kontaktieren Sie dazu bitte den Hausarzt.
Folgen einer Nicht-Behandlung
Wird keine Behandlung des Diabetes vorgenommen, können Folge-Erkrankungen schneller
und schwerer auftreten, auch die Lebenserwartung verkürzt sich.
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Prävention
Kontrollierbare Diabetes-Risikofaktoren sind Übergewicht, fettige Nahrung und ein
Mangel an Bewegung. Durch die Kontrolle der Risikofaktoren wird die ErkrankungsWahrscheinlichkeit reduziert.
Besonders Menschen mit einem erhöhten Scorewert beim Diabetesrisikotest müssen ein paar
Dinge für die Reduzierung des Diabetesrisikos beachten. Das Gewicht sollte normalisiert, auf
die gesunde Ernährung geachtet und sich regelmäßig bewegt werden. Dadurch senkt sich das
Diabetes-Risiko erheblich.
Gewichtsreduktion bei Übergewicht
Es gilt, nach dem Normalgewicht zu streben, das Gewicht kann mithilfe des Body Mass Index
überprüft werden. Dieser ist ein Orientierungs-Wert, der aber die individuelle Muskelmasse
nicht berücksichtigt und daher nicht ganz genau ist. Für eine ungefähre Einschätzung ist seine
Bestimmung aber sehr hilfreich.
Gesunde Ernährung
Eine gesunde Ernährung beinhaltet viel Obst und Gemüse. Der Fisch-Verzehr sowie die Vermeidung von gesättigten Fettsäuren und Cholesterin, die sogenannte mediterrane Kost, hat einen
positiven Effekt auf die Gesundheit.
Regelmäßige körperliche Aktivität
Richtiger Sport und richtige Bewegung sind eine essentielle Vorbeugung. Insbesondere sind
Sportarten mit geringem bis mittlerem Krafteinsatz und geringer Belastungsintensität geeignet. Weniger geeignet sind dagegen die Sportarten, die eine hohe Belastungsintensität haben,
zum Beispiel Kraft- und Kampfsport
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Leben mit...
Häufig gestellte Fragen, die fünf wichtigsten Tipps zur Diabetes und Alltag sowie hilfreiche Links zu weiteren Informationen.
Die Diagnose Diabetes mellitus Typ 2 bedeutet, es ist auf einmal nötig, Lebensstil und
Ernährung zu ändern und vielleicht auch Medikamente einnehmen zu müssen, obwohl subjektiv keine Beschwerden verspürt werden.
Zum Leben mit Diabetes mellitus zählen auch regelmäßige Arzt-Kontrollen, um FolgeErkrankungen und Komplikationen frühzeitig zu erkennen und eventuell nötige Anpassungen
der Therapie schnell umsetzen zu können.
Für Diabetes-Typ-2-Erkrankte ist es wichtig, genaues Wissen über Medikamente und Therapieansätze zu haben. Auch wichtig ist, zur Gefahrenabwehr bestimmte Regeln für bestimmte
Situationen wie Reisen oder Autofahren zu kennen.
Allgemeine Hinweise
Für den besseren Umgang mit bestimmten Problemen oder Belastungen des Diabetes mellitus
Typ 2 existieren unterschiedliche therapeutische Hilfen.
Für Typ-2-Diabetiker ist ihre Krankheit eine Belastung. Vor allem dann, wenn Folge-Erscheinungen auftreten. Ein Arzt-Gespräch mit den Angehörigen hilft dabei, Ängste abzubauen.
Weiterhin gibt es für Typ-2-Diabetiker Hilfe zur Lebensstiländerung, es gibt spezielle psychologische Programme. Diese helfen den Betroffenen dabei, mit der Erkrankung besser umzugehen. Sie tragen dazu bei, psychische Folge-Erkrankungen zu vermeiden. Weiterhin gibt es
Programme zur Gewichtsreduktion, solche zur Wahrnehmung von Unterzuckerungszuständen,
zum Abbau von Spritzenangst, zur Modifikation der Ernährung, zur Steigerung der körperlichen Bewegung und zur richtigen Fußpflege.
Einzelgespräche oder Gruppengespräche können helfen, mit der Belastung im Rahmen der
Selbstbehandlung besser umzugehen. Durch die Behandlung des Diabetes mellitus wird von
den Erkrankten die Durchführung von Therapiemaßnahmen verlangt, die den gewohnten Lebensalltag behindern und einiges an Selbstdisziplin erfordern. Für diese Themen kann es helfen,
den Austausch mit anderen Betroffenen zu suchen.
Es gilt darauf zu achten, die Blutzucker-Selbstmessung nicht zu häufig durchzuführen und sich
bei den Kontrollintervallen an die individuelle Hausarzt-Empfehlung zu halten. Sonst kann es
zur Fixierung auf die Blutzuckerwerte kommen oder zu einer Fehlinterpretation des Ergebnisses, mit möglicher Entmutigung oder depressiver Verstimmung. Vor allem sollte Betroffenen
bewusst gemacht werden, dass auch andere Kranksheitsfaktoren neben der Höhe des Blutzuckers entscheidend für den Verlauf und die Therapie sein können. Deswegen sollten die
Betroffenen gemeinsam mit dem Hausarzt eine Gesamtstrategie entwickeln, um sämtliche
Risikofaktoren reduzieren zu können.
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Die Medikamente kennenlernen
Wichtig ist es, sich durch den Arzt genau über die Medikamente aufklären zu lassen, die man
einnimmt. Hierzu zählen wichtige Fragen wie:
• Wie heißen die Medikamente und deren Wirkstoffe?
• Welcher Dosierung brauche ich und wann muss ich meine Medikamente einnehmen?
• Welche Nebenwirkungen gibt es?
• Gibt es Beeinflussungen anderer Medikamente oder auch Lebensmittel (zum Beispiel
Grapefruit-Saft oder Johanniskraut)?
Wird ein untypisch hoher Blutzucker gemessen, darf nie eigenständig eine höhere als die vom
Arzt verschriebene Dosis genommen werden. Das kann zu gefährlichen Komplikationen führen.
Das Weitere Vorgehen muss mit dem Arzt begesprochen werden!
Regelmäßige Kontrollen
Auch ein gut eingestellter Blutzucker erfordert regelmäßige Blutdruckkontrollen durch den
behandelnden Arzt. Den zeitlichen Abstand dieser Kontrollen legt der Arzt fest.
Diese regelmäßigen Untersuchungen dienen nicht nur der Blutzucker-Kontrolle, sondern auch
der frühzeitigen Erkenntniss von Erkrankungen, die im Lauf der Zeit auftreten können und die
eventuelle Anpassung der Medikamente oder deren Dosis nötig machen.
Diabetes mellitus und Reisen
Bevor eine Reise unternommen wird, müssen sich Diabetiker über die medizinischen Bedingungen des Reiselandes sowie mögliches Notfall-Vorgehen informieren. Bei Auslandsreisen
sollte der Versicherungsschutz kontrolliert und übergeprüft werden: Werden Erkrankungen
abgedeckt, die im Rahmen des Diabetes mellitus auftreten können?
Wichtig ist auch, die ausreichende Menge der Medikamente einzupacken und das Blutzuckermessgerät nicht zu vergessen. Für Flugreisen ist es sinnvoll, einen Medikamentenvorrat im
Handgepäck mitzunehmen, falls das aufgegebene Gepäck erst verspätet eintreffen sollte. Bei
Flugreisen in Länder mit großer Zeitverschiebung, sollte unbedingt zuvor mit dem Arzt über
den Medikamenteneinnahme-Zeitpunkt gesprochen werden!
Hinweise zum Führen von Kraftfahrzeugen
Wichtige Hinweise für die Sicherheit von Diabetikern im Straßenverkehr liefern die DiabetesLeitsätze der Bundesanstalt für Straßenwesen.
Zusätzlich sind im Folgenden ein paar Ratschläge für insulinbehandelte Kraftfahrer:
• Im Fahrzeug immer eine ausreichende Mengen schnell wirksamer Kohlenhydrate wie
Traubenzucker oder Würfelzucker bereit halten, auch der Beifahrer sollte den Aufbewahrungsort kennen.
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• Blutzuckerteststreifen im Fahrzeug mitführen.
• Die Fahrt bei Unterzuckerung oder Verdacht auf Unterzuckerung nicht antreten. Treten
Unterzuckerungs-Anzeichen auf sowie beim geringsten Verdacht auf eine Unterzuckerung die Fahrt sofort unterbrechen, schnell wirksame Kohlenhydrate einnehmen und
warten, bis die Unterzuckerung sicher überwunden ist.
• Die gewohnte Tagesverteilung der Mahlzeiten sowie der Insulin-Injektionen einhalten.
• Vor Antritt der Fahrt nicht mehr Insulin spritzen und nie weniger essen als üblich. Nie los
fahren ohne etwas gegessen zu haben, etwa eine kleine Kohlenhydratmenge.
• Vor dem Antritt einer langen Fahrt aus Sicherheitsgründen und auch aus juristischen
Gründen eine Selbstkontrolle des Blutzuckers durchführen und das Ergebnis protokol
lieren.
Gesundheitspass Diabetes
Der Diabetes-Pass kann Patienten und Arzt helfen, den besseren Überblick über die Erkrankung
zu behalten.
Zum einen ist es wichtig, dass der Diabetiker-Ausweis immer mitgenommen wird. Er
enthält neben der Angabe der Diabetes-Typ-2-Erkrankung den Namen, Wohnort, Telefonnummer, Geburtsdatum, sowie Hinweise zur Benachrichtigung im Notfall, Infos zu regelmäßig
eingenommenen Medikamenten, die Kontaktdaten des behandelnden Arztes sowie weitere
wichtige Hinweise.
Zum anderen ist es wichtig, bedeutende Parameter regelmäßig zu dokumentieren, etwa
Körpergewicht, Harnzucker und Blutzuckerwerte.
Die fünf wichtigsten Tipps
1. Diabetiker müssen unbedingt auf ihren Blutdruck acht geben, es ist ebenso wichtig wie die
Blutzucker-Kontrolle.
2. Bewegung ist für die Behandlungs-Unterstützung sowie zur Vorbeugung von Diabetes entscheidend. Jeder sollte an mindestens fünf Tagen in der Woche für 30 Minuten körperlich
aktiv sein.
3. Bei der Ernährung sollte auf reichlich Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte geachtet
werden.
4. Diabetiker sollten Änderungen in ihrem Behandlungsplan immer nur in Absprache mit dem
Hausarzt vornehmen. Weglassen oder eine übermäßige Einnahme der Medikamente kann
sehr gefährlich sein.
5. Diabetiker sollten ständig für die Möglichkeit von Überzuckerungs- und Unterzuckerungszuständen gewappnet sein und die Vorsorgetermine einhalten. Dazu zählt auch eine
regelmäßige Kontrolle der Augen und der Füße. Letztere sollten Diabetiker auch selbst am
besten jeden Tag anschauen, um Verletzungen zu erkennen.
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Häufig gestellte Fragen
Ist Diabetes Typ 2 ansteckend?
Nein, Diabetes ist nicht ansteckend. Diabetes ist keine Infektionskrankheit, sondern eine Zuckerstoffwechsel-Erkrankung.
Bekomme ich Typ-2-Diabetes, weil ich gern Süßes esse?
Nein. Man wird nicht, wie oftmals behauptet wird, von “zu viel Zucker” diabeteskrank. Diabetes kann jeden treffen, egal wie gesund man sich ernährt. Übergewicht ist allerdings einer der
größten Risikofaktoren für einen Typ-2-Diabetes - und wie sicher alle wissen, machen ungesunde Ernährung und Überernährung dick.
Muss ein Typ-2-Diabetiker Diät halten?
Eine gesunde Ernährung ist immer angebracht, egal ob man Diabetiker ist oder nicht. Eine
spezielle Diabetiker-Diät wird jedoch nicht mehr empfohlen, auch Süßigkeiten dürfen ab und
an gegessen werden. Insulinspritzende Diabetiker sollten dann aber auch darauf achten, die
Insulinmenge anzupassen.
Spezielle Diabetikerprodukte sind nicht zu empfehlen! Diese sind nur teurer und enthalten
häufig Zuckerersatzstoffe, welche das Verdauungssystem belasten.
Kann ich Diabetes Typ 2 bekommen?
Diabetes kann jeden jederzeit treffen. Gegensätzlich zum Typ-1-Diabetes kann man das eigene
Risiko senken, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln: Durch : Durch gesunde Ernährung, Sport
und das Verhindern von Übergewicht. Im Alter lässt die Leistung der Bauchspeicheldrüse nach,
weshalb die meisten Typ-2-Diabetiker ältere Menschen sind.
Darf ein Typ-2-Diabetiker Autofahren?
Ja. Diabetiker können ganz normal am Straßenverkehr teilnehmen. Man sollte nur vor und bei
längeren Fahrten in regelmäßigen Abständen während der Fahrt den Blutzucker messen. Empfohlen wird auch, eine ausreichende Menge Traubenzucker sowie einen kohlenhydrathaltigen
Snack dabei zu haben, beispielsweise einen Müsliriegel.
Bei Personenbeförderung, etwa mit dem Bus oder beim Führen eines LKWs benötigt man ein
ärztliches Gutachten.
Geht der Typ-2-Diabetes wieder weg?
Nein. Bisher gibt es noch keine Möglichkeit, einen Diabetes langfristig zu verhindern oder zu
heilen. Einen Typ-2-Diabetes ist häufig auf Übergewicht zurückzuführen. Durch Gewichtsreduzierung kann meist eine deutliche Verbesserung erreicht werden, damit beispielsweise
eine Medikation nicht mehr notwendig ist, heilbar ist er jedoch nicht.
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Darf ein Typ-2-Diabetiker Zucker essen?
Ja. Zucker besteht aus Kohlenhydraten, so wie auch Brot oder Obst. Er kann genauso mit “BEs”
(Berechnungseinheiten) berechnet werden. Von Zuckeraustausch- und -ersatzstoffen ist abzuraten. Diese belasten das Verdauungssystem und führen zum Beispiel zu Durchfall.
Helfen Zimt oder Aloe vera?
Nein. Zimt, Aloe vera oder andere pflanzliche Produkte haben keinen lindernden oder gar
heilenden Einfluss auf einen Diabetes mellitus. Bestenfalls üben sie einen positiven Effekt auf
den Stoffwechsel aus und unterstützen damit bei der Therapie von Typ-2-Diabetes. Sie ersetzen
aber keinesfalls die herkömmliche
Bekommen Kinder und Jugendliche denselben Diabetes-Typ wie Erwachsene?
Ja und nein. Typisch für das Kindes- und Jugendalter ist der Typ-1-Diabetes, der für die Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse vom eigenen Immunsystem sorgt (Autoimmunreaktion). Früher waren Diabetes Typ 2-Betroffene fast ausschließlich
ältere Menschen, weshalb früher die Krankheit als “Altersdiabetes” bezeichnet wurde. In den
letzten Jahren erkrankten jedoch zunehmend Kinder und Jugendliche an Typ-2-Diabetes, was
sich meistens auf Übergewicht durch mangelnde Bewegung und eine ungesunde Ernährung
zurückführen lässt.
Bekommen schlanke Menschen Typ-2-Diabetes?
Ja. Typ-2-Diabetiker sind zwar oftmals übergewichtig, ein hohes Gewicht allein ist aber nicht
der einzige Risikofaktor.
Ist bei Typ-2-Diabetikern zu viel Zucker im Blut?
Ja. Durch den Insulinmangel oder die gestörte Insulin-Wirkung kann der im Blut vorhandene
Zucker nicht vom Blut in die Zellen gelangen. Damit kann er nicht zu Energie umgesetzt werden
und der Blutzuckerspiegel im Blut steigt an. Das Ziel einer Diabetestherapie ist deshalb, den
Blutzucker auf normales Niveau zu senken.
Kann sich die Wirkung von lang- und kurzzeitig wirksamen Insulinen gegenseitig aufheben?
Die Insulinen-Wirkung kann sich nicht gegenseitig aufheben. Gegenteiliges ist der Fall: Wirkungen überlagern und verstärken sich, was eine Unterzuckerung begünstigt.
Muss bei einer Hypoglykämie Insulin gespritzt werden?
Auf keinen Fall. Eine Hypoglykämie ist eine Unterzuckerung, bei der sich zu viel Insulin und zu
wenig Zucker im Blutkreislauf befinden. Insulin darf in dieser Situation auf keinen Fall injiziert
werden, es würde die Unterzuckerung noch verstärken. Sofern der Betroffene bei Bewusstsein
ist, sollte er schnell wirkende Kohlenhydrate (beispielsweise Traubenzucker, Saft) essen oder
trinken.
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Haben fettreiche Lebensmittel auch viele Kohlenhydrate?
Fett und Kohlenhydrate haben im Prinzip nichts miteinander gemeinsam, Nüsse haben zum
Beispiel viel Fett und wenig Kohlenhydrate. Zu beachten ist aber, dass ein hoher Fettgehalt
einen langsameren Übergang der Kohlenhydrate ins Blut bewirkt. Ein Brötchen mit Butter lässt
den Blutzucker beispielsweise langsamer ansteigen als eines ohne Butter.
Wird Insulin in die Bauchspeicheldrüse injiziert?
Insulin wird mit einer Einmalspritze oder einem Pen subkutan in das Unterhaut-Fettgewebe
injiziert. Dort wird es von Kapillargefäßen aufgenommen und in den Blutkreislauf geleitet.
Spritzt man Insulin versehentlich in einen Muskel (intramuskulär), wirkt es schneller und kürzer.
Wird Insulin beispielsweise im Krankenhaus über eine Infusion zugeführt, so wird es in eine
Vene geleitet (intravenös).
Hat jeder Mensch Blutzucker?
Jeder Mensch hat Zucker im Blut, das hat nichts mit der Krankheit Diabetes mellitus Typ 2 zu
tun. Der Blutzuckerspiegel beschreibt die Glucose-Konzentration (Traubenzucker) im Blut. Insulin ist der “Schlüssel” für den Traubenzucker, der ihn in die Zellen bringt. Er fehlt oder wirkt nicht
richtig bei Diabetikern. Deswegen ist bei einem unbehandelten Diabetes mellitus deutlich
mehr Zucker im Blut, als bei einem gesunden Menschen.
Dürfen Diabetiker gentechnisch veränderte Lebensmittel zu sich nehmen?
Für einen Diabetiker ist es relativ belanglos, ob die Lebensmittel die sie zu sich nehmen
gentechnisch verändert sind oder nicht. Es ist für einen Diabetiker genauso wichtig, über die
gentechnischen Veränderungen an Lebensmitteln Bescheid zu wissen, wie für einen Stoffwechselgesunden.
Spielen falsche Ernährung und mangelnde Bewegung eine Rolle bei der Entstehung von Typ2-Diabetes?
Da der Hauptrisikofaktor für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes Übergewicht ist, kann viel
Sport und eine gesunde Ernährung dazu beitragen, den Typ-2-Diabetes zu verhindern.
Diabetis, Diabethis oder Diabetes?
Diabetes wird mit “es” am Ende geschrieben. Diabetes ist die Kurzform von Diabetes mellitus,
was aus dem Griechischen kommt und “honigsüßer Durchfluss” heisst. Früher überprüften die
Ärzte den Urin-Geschmack und stellten dabei fest, dass Diabetiker-Urin süß schmeckt.
Außer Diabetes mellitus gibt es auch den Diabetes insidipus, eine vermehrte Urinausscheidung
mit gesteigertem Durstgefühl, sowie den Diabetes renalis, eine Störung der Nierenfunktion.
Diese Krankheitsbilder haben außer der Namensverwandtschaft mit Diabetes mellitus nichts
zu tun.
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Dürfen Diabetiker Alkohl trinken?
Hier gilt ebenfals der Grundsatz: Alles in Maßen, nicht in Massen. Mit einer guten Einstellung
ist der Genuss von Alkohol kein Problem. Die tägliche Alkoholmenge sollte bei Männern mit
Diabetes 30 g nicht überschreiten. Bei Frauen sollten es nicht mehr als 15 g sein.
Alkohol ist meist mit Kohlenhydraten kombiniert, es kommt es zunächst zu einem Anstieg des
Blutzuckers. Alkohol an sich hat aber eine blutzuckersenkende Wirkung, welche verzögert und
unregelmäßig eintritt. Deswegen haben Diabetiker während und nach Alkoholgenuss stets die
Gefahr einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Um dieser vorzubeugen, sollte ein Diabetiker
auch unter Alkoholeinfluss jederzeit in der Lage sein, seinen Blutzucker zu bestimmen. Gegebenenfalls muss er geeignete Gegenmaßnahmen unternehmen können, beispielsweise
etwas essen.
Ist Diabetes tödlich?
Ein absoluter Insulinmangel wie bei Diabetes Typ1 kann tödlich verlaufen, sofern er unbehandelt bleibt. Dies liegt jedoch nicht direkt am hohen Blutzucker, sondern an der Übersäuerung
des Körpers durch Ketone.
Liegt Insulinmangel vor, kann aus Kohlenhydraten keine Energie gewonnen werden. Deswegen verwendet der Körper die Fettreserven, wodurch sich giftige Stoffwechselprodukte bilden,
sogenannte Ketone, welche eine Ketoazidose auslösen. Die Übersäuerung damit schädigt die
Körperzellen und führt schließlich zum Tod.
Eine schlechte Stoffwechseleinstellung kann nach mehreren Jahren oder Jahrzehnten zu FolgeErkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems führen, Herzinfarkt ist eine besonders häufige Todesursache. Er wird durch Veränderungen in den Gefäßwänden begünstigt, die sich aus langfristig
hohem Blutzucker ergeben.
Dürfen Diabetiker Cola Light trinken?
Ja. Im Gegensatz zu der normalen Cola ist in Light-Produkten der Zucker durch Zuckeraustausch-Stoffe ersetzt worden, welche keine Kohlenhydrate enthalten. Deswegem beeinflussen sie nicht den Blutzucker und können zumindest aus dieser Sicht ohne Probleme getrunken
werden.
Es ist aber auch durchaus möglich normale Cola zu trinken, wenn dafür ausreichend Insulin
injiziert wird oder der Blutzuckeranstieg gewünscht ist, beispielsweise bei Hypoglykämie.
Produziert der Körper bei Typ-2-Diabetes zuviel Insulin?
Typ-1-Diabetiker produzieren zu wenig und schließlich gar kein Insulin mehr. Dadurch steigt der
Blutzucker an.
Bei Typ-2-Diabetikern wirkt das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin nicht richtig,
weil die Rezeptoren, die Stellen an denen das Insulin “andockt”, verändert sind. Als Folge versucht der Körper den Ausgleich dieser Fehlfunktion, indem er immer mehr Insulin produziert:
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Es folgt also im Regelfall zunächst eine Insulin-Überproduktion (Hyperinsulinismus). Trotzdem
bleibt der Blutzucker hoch, da das Insulin aufgrund der veränderten Rezeptoren keine Blutzu-ckersenkung bewirkt. Schließlich ist die Bauchspeicheldrüse überfordert und die Insulinproduktion versiegt.
Weiterführende Links und Quellen
• Hausärztliche Leitlinie der Leitliniengruppe Hessen Diabetes mellitus Typ 2
• Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
• Deutsche Diabetes Stiftung
• Weltdiabetestag
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