Aus der Chirurgischen Klinik mit Poliklinik Der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. W. Hohenberger Thema: Die gastrale Dekompression nach Anlage einer großlumigen PEG-Sonde – eine Analyse des Patientenguts der Chirurgischen Klinik Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg vorgelegt von: Thomas Wunder aus Fürth 2 Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Dekan: Prof. Dr. med. Dr. h.c. J. Schüttler Referent: PD Dr. Thomas Horbach Korreferent: Prof. Dr. Dr. h.c. W. Hohenberger Tag der mündlichen Prüfung: 19.10.2011 Meiner Frau und meinen Eltern gewidmet 4 Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung S. 6-10 2. Einleitung S. 11-12 3. Grundlagen S. 13-39 3.1. Die perkutane endoskopische Gastrostomie S. 13-19 3.2. Indikationen, Kontraindikationen und Anlagetechniken der S. 19-30 PEG 3.3. Komplikationen bei einer PEG S. 30-37 3.4. Zielsetzung der Studie S. 38-39 4. Patienten und Untersuchungskriterien S. 40-41 5. Ergebnisse S. 42-68 5.1. Ergebnisse in Bezug auf Alter und Geschlecht S. 42-43 5.2. Ergebnisse bezüglich Voroperationen, Anamnesen und S. 43-49 Diagnosestellungen 5.3. Ergebnisse bezüglich der Indikationsstellung zur Anlage S. 49-52 der Ableit-PEG einschließlich nachfolgender Therapien während des Klinikaufenthalts 5.4 Ergebnisse bezüglich Handhabung, Größe und S. 53-56 Anlagetechniken der Ableitungs-PEG 5.5 Ergebnisse in Bezug auf Komplikationen im Zeitraum S. 56-63 während und nach der PEG-Anlage 5.6 Ergebnisse bezüglich der Auswirkungen auf die S. 64-68 Lebensqualität und den Zeitraum nach dem Setzen der Ableit-PEG 6. Diskussion S. 69-91 7. Ausblick/Statement S. 92-93 5 8. Literaturverzeichnis S. 94-103 9. Abkürzungsverzeichnis S. 104 10. Danksagung S. 105 6 1. Zusammenfassung Hintergrund und Ziele PEG-Sonden werden weltweit seit nun bereits mehr als 30 Jahren erfolgreich eingesetzt und deren Anlage zählt mit zu den in den Kliniken am häufigsten angewandten Maßnahmen. Sie stellen das Mittel der Wahl zur Aufrechterhaltung der enteralen Ernährung bei Patienten dar, denen aus verschiedensten Gründen die Nahrungsaufnahme über den natürlichen oralen Weg nicht mehr möglich ist, etwa bei Tumor- oder Demenzpatienten. Dass bei der Anwendung und der Anlage nur mit sehr geringen Komplikationsraten gerechnet werden kann ist außerdem seit längerem in der Literatur bekannt. Zusätzlich zu der Tatsache, dass die PEG-Sondensysteme in den letzten Jahren mehrfach modifiziert und verbessert worden sind, erschließt die Forschung immer weitere Anwendungsgebiete, etwa den Einsatz von PEG-Sonden zur gastralen Dekompression. Verschiedene neue Anlagetechniken wie etwa die CTgesteuerte Punktion und anschließende Implantation der Sonden wurden bereits vorgestellt. Dennoch lassen sich in der Literatur bis jetzt gezielte Angaben über die mit der gastralen Dekompression verbundenen Komplikationen nur selten finden, anhand derer die Effektivität und der Nutzen dieser Therapievariante dargestellt und bewertet werden könnten. Lediglich zu Obstruktionen aus dem gynäkologischen Bereich treten vereinzelt Angaben dazu auf. Ebenfalls sind kaum Angaben über das Patientenklientel, bei dem erfolgreich gastral abgeleitet werden kann, zu finden. Das Ziel der vorliegenden Studie war, retrospektiv die am Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg in der endoskopischen Abteilung der Chirurgie im Zeitraum vom 01.01.1995 bis zum 31.12.2006 angelegten Sonden darzustellen, die jeweiligen Krankengeschichten der Patienten auszuwerten und die Indikationen, Anlagetechniken sowie die dabei oder danach aufgetretenen Komplikation zu beschreiben. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Gruppe der Patienten mit Peritonealkarzinose gelegt, bei der die Anlage bisher als kontraindiziert bewertet worden war. Patienten und Untersuchungskriterien Im untersuchten Zeitraum vom 01.01.1995 bis zum 31.12.2006 hatten sich genau 100 Patienten eine Dekompressions-PEG anlegen lassen. Davon litten 56 an Peritonealkarzinose, die restlichen Patienten waren an verschiedenen Tumoren, die im Gastrointestinaltrakt Stenosen hervorrufen, erkrankt. Von diesen Patienten wurden die 7 Krankengeschichten aus den stationären und ambulanten Akten ermittelt, auf insgesamt 44 verschiedene Aspekte hin untersucht und anschließend ausführlich ausgewertet. Ergebnisse Bei der Analyse der gefunden Daten zeigte sich, dass die Effektivität der PEG-Sonden sowie deren niedrige Komplikationsraten während oder nach der Anlage laut den in der Literatur gefundenen Angaben bestätigt oder sogar noch verbessert dargestellt werden konnten. Die Anlage einer PEG-Sonde zur gastralen Dekompression kann somit als sehr erfolgreich und äußerst komplikationsarm bezeichnet werden. Die meist an schwerwiegenden Tumoren des Gastrointestinaltraktes erkrankten Patienten hatten sich wegen massiver und anhaltender Übelkeit und zum Teil unstillbarem Erbrechen in der Klinik vorgestellt, was auch bei fast 80 Prozent aller Fälle die Indikation zur Anlage der Sonden dargestellt hatte. Als Anlage der Wahl stellte sich die sogenannte Fadendurchzugsmethode mit Diaphanoskopie heraus. Auch die CT- gesteuerten Anlagen verliefen komplikationsfrei und erfolgreich. Bei Frauen und Männern wurden annähernd gleich viele Sonden bei gleicher Alterslage in der zweiten Lebenshälfte gesetzt. Besonders nachdrücklich muss die ausschließliche Verwendung großlumiger PEG-Sonden von Ch. 18 bis Ch. 28 zur Dekompression empfohlen werden, da bei diesen Sondendurchmessern bei guter Sondenhygiene eigentlich keine Okklusionen zu befürchten sind, und im untersuchten Zeitraum damit gute Ergebnisse erzielt werden konnten. Es traten nur in ein bis drei Prozent aller Fälle leichte klinische und technische Komplikationen während und nach der Anlage der Sonden auf, in lediglich einem Fall musste die PEG-Sonde gänzlich entfernt werden. Außerdem konnte gefunden werden, dass sehr lange Liegedauern von bis zu 658 Tagen post OP möglich waren, und dass die Patienten nicht an von der Sonde bedingten Gründen, sondern aufgrund der fortgeschrittenen Tumorerkrankungen verstorben waren. Besonders auffallend war die große Zahl von an Peritonealkarzinose erkrankten Patienten, bei denen fast so erfolgreich PEG-Sonden zur gastralen Dekompression gesetzt werden konnten wie bei den nicht an dieser Krankheit leidenden Patienten. Auch die Anlagen der Sonden bei dieser Gruppe gestalteten sich problemlos. Obwohl die Anwendung einer PEG-Sonde nicht primär als palliative Therapie verstanden wird, konnte den in dieser Studie untersuchten Patienten in palliativer Absicht sehr erfolgreich geholfen werden, da sich durch die gastrale Dekompression die aufgetretenen Beschwerden deutlich lindern 8 ließen. Somit kann geschlussfolgert werden, dass die Patienten durch diese Therapie einen deutlichen Zugewinn an Lebensqualität erhielten. Praktische Schlussfolgerungen Nachdem die Angaben aus der Literatur bezüglich der Indikationen, Techniken und Komplikationen während und nach der Anlage einer PEG-Sonde bestätigt werden konnten, ist es in dieser Arbeit zusätzlich gelungen, dies auch für die gastrale Dekompression mittels PEG-Sonden zu zeigen. Die Fadendurchzugsmethode mit Diaphanoskopie stellte sich ebenfalls als effektiv und sicher für die Anlage einer Ableitungs-PEG heraus. Wenn die Standarttechnik aufgrund mangelnder Diaphanoskopie nicht angewendet werden kann, bietet sich die CT- gesteuerte Variante an, die sich in dieser Arbeit ebenfalls als erfolgreich und sinnvoll erwiesen hatte. Außerdem wurde eruiert, dass auch bei Patienten mit kritischen Erkrankungen wie Aszites und Peritonealkarzinose nach reiflicher Überlegung und Abwägen der Vor- und Nachteile zu dieser Therapie gegriffen werden kann, nicht nur, weil die Komplikationsraten bei dieser Patientengruppe nicht höher waren als bei den nicht an Peritonealkarzinose Erkrankten, oder weil dort keine schwerwiegenderen Komplikationen aufgetreten waren, sondern vor allem auch aufgrund der Tatsache, dass durch die Anlage der PEG-Sonden zur gastralen Dekompression die Lebensqualität der meist Schwerkranken in entscheidendem Maße gesteigert worden war. Die Patienten hatten sich fast immer wegen massiver Übelkeit und zum Teil unstillbaren Erbrechens in der Klinik zur Anlage vorgestellt, und diese Beschwerden konnten damit behoben oder zumindest deutlich reduziert werden. Mit einer nur um durchschnittlich zwei Wochen verminderten Liegedauer der Peritonealkarzinosepatienten gegenüber den restlichen, nicht an dieser Krankheit leidenden Patienten, zeigte sich die Anlage auch bei schwierigen Fällen effektiv und sinnvoll. Darüber hinaus wurde die Überlebensdauer mit den Dekompressionssonden auf bis zu 658 Tage erhöht, was vermutlich auf die durch die Dekompressionssonden wieder gewonnene Lebensqualität zurückzuführen ist. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Anlage einer Ableitungs- PEG eine sichere und effektive Möglichkeit darstellt, Patienten die gastrale Dekompression zu ermöglichen, wenn das Pflegepersonal die notwendige Sondenhygiene konsequent umsetzt, der Patient bereit ist, die nötige Compliance aufzubringen und wenn ausschließlich PEG-Sonden von mindestens 18 Charríere zur Anwendung kommen. 9 Background and Objectives PEG probes have been used around the world for more than 30 years until now and the implantation is one of the most frequently used therapies in the clinics of today. They represent the very therapy for maintenance of enteral nutrition in patients who, for various reasons, were not capable of the ingestion by natural oral route, such as cancer or dementia patients. It has long been known that for the use and the application of PEG tubes low complication rates can be expected. In addition to the fact that the PEG tube systems have been modified and improved several times in recent years, the research reveals more and more applications, such as the use of PEG-probes for gastric decompression. Several new investment techniques such as CT-guided puncture and subsequent implantation of the probes have already been presented. Nevertheless, in the literature until now targeted information on the complications associated with gastric decompression, are quite rare, on the basis of which the effectiveness and benefits of this treatment option could be presented and evaluated. What is more, only little information about the patient clientele, with successful gastric decompression can be found in literature. The aim of this study was to evaluate retrospectively the patients who had come to subject a PEG therapy to the University Hospital of Erlangen-Nuremberg in endoscopic surgery department in the period from 01.01.1995 to 31.12.2006, to evaluate the respective histories of the patients and the indications and techniques, and to describe the complications that could be found. Particular attention was paid to the group of patients with peritoneal carcinomatosis, in which the plant had been previously rated as contraindicated. Patients and study criteria In the evaluated period from 01.01.1995 to 31.12.2006 had exactly 100 patients underwent a decompression by PEG. Of these, 56 suffered from peritoneal carcinomatosis. Of these patients, the medical records from inpatient and outpatient files were identified and a total of 44 different aspects were treated and evaluated in detail. Results In analyzing the data it could be found that the effectiveness of PEG-probes and their low complication rates could be approved, according to the data found in literature or were even better represented. The construction of a PEG tube for gastric decompression 10 can thus be described as very successful and shows a low complication rate. In almost 80% the patients underwent PEG therapy because of severe diseases like cancer in gastrointestinal tract. Even the CT-guided systems were done successfully and without complications. We highly recommend the usage of only large-bore PEG tubes from Ch. 18 to Ch. 28 as the risk of an occlusion is hereby very low. There have only been in one to three percent of all cases of mild clinical and technical complications during and after the installation of the probes, in only one case the PEG tube had to be removed entirely. Furthermore, it was found that very long periods of clinical stay of up to 658 days after surgery were possible, and that the patients had died because of advanced cancer and not because of reasons connected with the PEG tube. The large number of patients who suffered from peritoneal carcinomatosis, but had a successful PEG setting and an almost similar to the patients without peritoneal carcinomatosis complication rate, was astonishing. Although the application of a PEG tube is not seen primarily as a palliative therapy, this study shows that patients in palliative intention could be helped very successfully by this. It can thus be concluded that the patients received by this therapy a significant gain in quality of life. Practical conclusions It can be concluded that the implantation of a PEG tube, is a safe and effective way to allow patients to have gastric decompression, if importance is attached to hygiene by nursing staff, patient is willing to put the necessary compliance and when only PEG tubes from at least 18 Charriere are applied. 11 2. Einleitung Sich durch Essen und Trinken zu ernähren ist für jeden gesunden Menschen selbstverständlich. Die verschiedenen Mahlzeiten gliedern den Tag in feste Abschnitte, sind für einen geregelten Tagesablauf mitverantwortlich und stellen eine wichtige soziale Komponente, sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben dar. Auch wenn beispielsweise das Mittagessen aus medizinischer Sicht nicht zwingend notwendig wäre, ist es dennoch in unserer westlichen Gesellschaft fest verankert. Dass sich die Prävalenz der Adipositas in den letzten 20 Jahren in den großen Industriestaaten nahezu verdoppelt hat, verdeutlich zudem, dass auf Mahlzeiten ungern verzichtet wird- Essen „gehört eben dazu“ [Quelle 35]. Wird allerdings die tägliche Ernährung durch äußere Umstände, wie etwa Krankheiten, Stress oder psychische Probleme, eingeschränkt oder gar unmöglich, so leiden die Betroffenen meist erheblich. Insbesondere Tumorerkrankungen, allen voran die Gruppe derer, welche den Gastrointestinaltrakt betreffen oder sich auf diesen auswirken, stellen die Hauptursachen der Unfähigkeit zur normalen, also enteralen Ernährung dar. Die Aufgabe der Ärzte besteht nun darin, die Ernährung auf eine für den Patienten konforme, möglichst einfache und am besten selbstständig zu erbringende Art und Weise zu ermöglichen und sicherzustellen. Dafür existieren heute bereits verschiedene Therapieformen, die zum Teil in der Lage sind, die Lebensqualität der Patienten signifikant zu erhöhen. Da allerdings die Patienten immer älter werden, und die Anzahl der Krebserkrankungen stetig ansteigt, allein im Jahre 2004 wurden in Deutschland ca. 400.000 Erstdiagnosen einer malignen Erkrankung gestellt, muss bei der Auswahl der Therapie heutzutage leider auch der finanzielle Aspekt bedacht werden. [Quelle 37] Im Allgemeinen werden zwei verschiedene Arten der Nahrungsaufnahme unterschieden. Die natürliche Variante auf oralem Wege wird als enterale Ernährung bezeichnet. Bei der zweiten, der so genannten parenteralen Ernährung wird der Patient ausschließlich künstlich über einen venösen Zugang nutriert. Dies ist meist nach der Entfernung großer Teile des Darmes notwendig. 12 Anders hingegen gestaltet es sich für Patienten, deren Gastrointestinaltrakt noch intakt ist, die jedoch zu einer oralen Nahrungsaufnahme aus verschiedenen Gründen, etwa nach kompletter Entfernung des Kehlkopfes oder des Unterkiefers, nicht mehr in der Lage sind, da sie nicht schlucken können. In solchen Situationen kann die Anlage einer perkutanen endoskopischen GastrostomieSonde indiziert sein, wodurch wieder eine enterale Ernährung ermöglicht wird. Diese so genannte PEG-Sonde ist ein Kunststoffschlauch, mit dem breiige Nahrung, Flüssigkeit oder bestimmte Medikamente verabreicht werden können. Dadurch, dass seit 1980 der Umgang mit der PEG-Sonde mehrfach modifiziert und deutlich verbessert worden ist, stellt sie heute das Mittel der Wahl zur Sondenernährung dar. Durch sie wurden ältere chirurgische Gastrostomieverfahren, wie etwa die Witzel-Fistel oder auch die MagenFistel nach Stamm, komplett verdrängt. [Quelle 59] Eine weitere Art der Anwendung einer PEG-Sonde besteht darin, sie nicht zur Ernährung, sondern zur Dekompression des Magens zu verwenden. Dabei wird der Mageninhalt (oder auch nur Luft) über eine großlumige Sonde nach außen entleert. Vor allem für Patienten mit chronischen Magen-Darm-Stenosen oder Ileus ist eine PEGSonde zur Dekompression des Gastrointestinaltrakts indiziert. Speziell Patienten mit Peritonealkarzinose könnte das ständige und unangenehme Erbrechen des Mageninhalts mittels der Dekompression über die PEG-Sonde erspart werden, was deren Lebensqualität deutlich erhöhen würde. Da die Patienten nach wie vor schmecken und riechen können, sowie Hunger und Durst verspüren, könnte die Dekompression des Magens die Lebensqualität erhöhen, da dadurch wieder kleine Mengen gegessen oder getrunken werden könnten. Vielen schwerkranken Patienten bleibt häufig nicht mehr als die Freude auf ein gutes Essen! Allerdings stellt die Dekompression des Magens über die PEG-Sonde einen erheblichen Flüssigkeits- und Säureverlust dar, die den Säure-Base-Haushalt des Organismus aus dem Gleichgewicht bringen können. Deshalb müssen diese Patienten unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle, vor allem im Bezug auf Elektrolyte und Nierenparameter stehen. Diese retrospektive Studie soll aus dem Patientengut der chirurgischen Kliniken der Universitätsklinik Erlangen die Daten von Patienten mit einer Ableit-PEG innerhalb der letzten zwölf Jahre erheben, die jeweiligen Indikationen, Komplikationen und Applikationsformen darstellen und vergleichen und die Lebensdauer der Patienten post OP aufzeigen. 13 3. Grundlagen 3.1. Die perkutane endoskopische Gastrostomie Die Vermeidung einer katabolen Stoffwechsellage mit Gewichtsverlust durch Aufrechterhaltung der physiologischen enteralen Ernährung ist bei Patienten mit malignen Grunderkrankungen oder auch benignen Schluck- und Passagestörungen ein wichtiges Therapieziel und eng mit der Lebensqualität dieser Patienten verknüpft. Die noch vor etwa 50 Jahren allgemeingültige Hypothese, dass durch Nahrungsabstinenz der kranke Organismus entlastet werden würde und die Zuführung von Nährstoffen gerade im katabolen Zustand zwecklos und eher belastend sei, ist heute vollständig widerlegt. Gerade der kranke Organismus, der vor allem bei Tumorerkrankungen einen z. T. erhöhten Energiebedarf hat, ist auf eine adäquate und ausreichende Ernährung angewiesen. Wird diese nicht erreicht, besteht für den Patienten häufig die Gefahr, in den Zustand der Auszehrung, der so genannten Tumorkachexie zu gelangen, außerdem werden Heilung und Rekonvaleszenz verzögert. [Quellen 33 und 112] Heutzutage stehen verschiedene Therapiemethoden zur Verfügung, um die Ernährung des Patienten sicherzustellen. Sowohl die parenterale als auch die enterale Nutrition müssen hierzu genannt werden. Bei der parenteralen Variante wird den fast immer schwerkranken Patienten ein meist als Cavakatheter bezeichneter intravenöser Zugang zur direkten Zufuhr von Flüssigkeit und Nährstoffen in den Blutkreislauf gelegt. Diese von Meyers [Quelle 74] und Zimmermann [Quelle 122] im Jahre 1945 erstmals beschriebene Methode wurde und wird bis heute, natürlich in weiterentwickelter Form, weltweit angewandt. Die Indikationsliste zur parenteralen Ernährung in der inneren Medizin betrifft vornehmlich Krankheiten aus der Gastroenterologie wie etwa die Pankreasfibrose, Karzinome und Resektion des Pankreas, Magen- und Dünndarmresektionen sowie Zöliakie, Tuberkulose oder Darmkarzinomatosen. [Quelle 121] Die Indikationsstellung zur parenteralen Ernährung auf medizinischen Intensivstationen erfolgt nach Gärtner in circa 30 % der Fälle aufgrund cerebral bedingter Zustände, danach folgen die urämische Gastroenteritis und künstlich beatmete Patienten. [Quelle 25] Die physiologische Art der Nahrungsaufnahme wird als enteral bezeichnet und meint die Aufnahme von Nährstoffen über den Darm, in Bezug auf die künstliche Ernährung 14 steht dieser Begriff für die Infusion von Nährlösungen mittels in den oberen Gastrointestinaltrakt eingebrachter Ernährungssonden. Grundsätzlich sollte die enterale der parenteralen Nutrition, wenn möglich, vorgezogen werden. [Quelle 100] Sie kann allerdings nur dann eingesetzt werden, wenn der Patient noch in ausreichendem Maße funktionsfähige Anteile des Verdauungssystems besitzt, und hat die nachfolgend aufgelisteten Indikationen [Quelle 51]: >Intensivpatienten (Verbrennungen, Polytrauma, Sepsis) >Präoperativ bei vor bestehender Mangelernährung >Postoperativ, z. T. überlappend mit der parenteralen Ernährung >Kurzdarmsyndrom >chronische Pankreatitis >Stenosen im Oropharynx oder im oberen Verdauungstrakt Die enterale Nutrition wird auch zur Langzeiternährung eingesetzt, vor allem bei: >Zerebrovaskulären Erkrankungen mit Schluckunfähigkeit >Anorexia nervosa >Geriatriepatienten >Tumorkachexie >anderen Störungen mit Schluckunfähigkeit (v. a. tumorbedingt) >anderen Magen-Darm-Krankheiten. Die heute für die enterale Ernährung zur Verfügung stehenden Sonden können in nasale, also über die Nase eingeführte und perkutane, gleichbedeutend mit durch die Haut ins Körperinnere reichende, Sondensysteme eingeteilt werden. Daneben wird noch benannt, ob die Sonde in den Magen (z.B. nasogastral) oder in das Jejunum (z.B. nasojejunal) eingelegt wurde, und wie sie appliziert worden ist, also beispielsweise sonographisch, CT- gesteuert oder während einer Laparoskopie platziert. Die Anwendung von Sonden zur enteralen Ernährung kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die erste Beschreibung dazu findet sich bereits in den Werken des arabischen Arztes Avenzoar, der von 1126 bis 1162 lebte, und einen an einem Ösophaguskarzinom leidenden Patienten mittels einer in den Pharynx eingeführten Silberkanüle versorgte. Im Jahre 1598 verwendeten Cappivacceus und 1617 Fabricius 15 von Aquapendente dünne Silberkanülen, die transnasal in den Pharynx eingeführt wurden, zur enteralen Ernährung Kranker. [Quellen 92, 110 und 118] Nachdem 1644 durch J.B. v. Helmont ein flexibler Katheter aus Leder entwickelt worden war, wurde ab 1646 damit begonnen, flexible Lederschläuche über die Nase in den Magen einzuführen. [Quelle 1] Da allerdings die Anlagetechniken äußerst unangenehm, und die Materialien auf Dauer nicht zu tragen waren, setzten sich diese Methoden weder durch, noch fanden sie große Akzeptanz bei den Patienten. Das Fehlen geeigneter Nährlösungen erschwerte die ohnehin schon unkomfortable Therapie zusätzlich. [Quelle 18] Darauf folgte im Jahre 1797 die erste Erwähnung einer so genannten Magenpumpe durch Alexander Monro junior, der den Gebrauch einer Magensonde in Kombination mit einer Spritze sowohl zur Entfernung von Giften, als auch zur Applikation von Nahrung bei dem Beschwerdebild der Dysphagie empfahl. 1878 beschrieb der französische Chirurg M. Surmay erstmalig einen chirurgischen Eingriff, bei dem eine Ernährungssonde in eine operativ freigelegte Jejunumschlinge implantiert und dann an der Bauchhaut fixiert wurde. 1891 folgte die nach ihrem Entwickler O. Witzel benannte Ernährungsfistel am Magen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrafen die Weiterentwicklungen im Bereich der Sondenernährung in erster Linie die Art der zugeführten Nahrung und die Applikationsformen. M. Einhorn empfahl bereits 1910 die langsame intraduodenale Applikation spezieller Nährlösungen in 2-stündigen Intervallen. Bis zu dieser Zeit wurden im Wesentlichen nasale oder über ein Stoma in den Magen oder das Jejunum platzierte Sonden appliziert. Dennoch muss erwähnt werden, dass erst mit der Entwicklung geeigneter Materialien wie Silikonkautschuk und Polyethylen, durch die Schläuche mit permanenter Flexibilität und Stabilität auch bei kleineren Querschnitten hergestellt werden konnten, die Anlage nasaler Sonden breite klinische Akzeptanz fand. [Quellen 95 und 110] Der Stellenwert der bisher erwähnten Sondensysteme, insbesondere der nasaler Sonden, hat allerdings stark an Bedeutung verloren, seitdem im Jahre 1980 Gauderer und Ponsky zum ersten Mal die endoskopisch gesteuerte perkutane Einlage einer Sonde in den Magen beschrieben haben, einer so genannten PEG. [Quelle 26] Auch die seit dem letzten Jahrhundert angewandten chirurgischen Gastrostomieverfahren für die Ernährung direkt in den Magen, wie etwa die Witzel-Fistel oder die Magenfistel nach Stamm, sind durch die PEG fast vollständig verdrängt worden, da diese eine deutlich 16 höhere Komplikationsrate aufweisen. Hinzu kommt noch, dass das Tragen einer PEGSonde von Außenstehenden nicht wahrgenommen wird. Im Gegensatz dazu kann eine nasale Sonde für den Patienten als psychische Belastung empfunden werden, da das offensichtliche Tragen selbiger im sozialen Umfeld auf das „Kranksein“ des Patienten schließen lässt, was insbesondere bei ambulanten Patienten für deren Selbstwertgefühl ein Problem darstellen kann. [Quelle 110] Die mehrfachen Modifikationen der Methoden von damals sowie die breite Palette von chemisch- und nährstoffdefinierten Diäten und Sondenkostformen ermöglichen zusammen mit den gewebefreundlichen und einfach zu applizierenden PEGSondensystemen aus Polyurethan oder Silikonkautschuk zahlreiche Optionen einer individuell auf den Patienten abgestimmten, komplikationsarmen Ernährungstherapie. Wegen ihrer technisch einfachen und sehr sicheren Anlagemöglichkeit und der hohen Akzeptanz seitens der Patienten, hat die PEG weltweit innerhalb kürzester Zeit eine starke Verbreitung gefunden. Mittlerweile stellt die Anlage einer PEG-Sonde die Methode der Wahl für die mittel- bis langfristige künstliche enterale Ernährung von Patienten dar, welche aufgrund benigner oder maligner Grunderkrankungen nicht mehr ausreichend Flüssigkeit und/oder Nahrung zu sich nehmen können. Allein in Deutschland wurden 2001 über 130.000 PEG-Sonden gelegt, wobei die jährliche Zuwachsrate weiterhin im zweistelligen Bereich liegt. [Quellen 54, 64, 100 und 106] Auch die mit der Anlage und Handhabung einer PEG-Sonde verbundenen relativ niedrigen Kosten sollten an dieser Stelle Erwähnung finden. Der kurze, meist sogar ambulant durchführbare Eingriff der PEG-Anlage ist, verglichen mit anderen länger dauernden chirurgischen Operationen, eher mit geringen Kosten behaftet, und die heute meist aus Polyurethan gefertigten Sondenanteile sind ebenfalls nicht überteuert. Die für die Applikation hilfreiche Sedierung des Patienten, etwa mit Midazolam, erlaubt zudem den ambulanten Eingriff ohne längeren Krankenhausaufenthalt. Dies alles trägt dazu bei, dass die Kosten für die enterale Ernährung mittels einer PEG-Sonde nur etwa 1/10 der parenteralen Nutrition betragen, was angesichts der finanziellen Situation im Gesundheitswesen durchaus von Belang sein kann. [Quellen 10 und 100] Die Entscheidung darüber, ob ein Patient künstlich ernährt werden soll, und die Art und Weise, wie er ernährt werden kann, muss stets mit Bedacht und größter Sorgfalt getroffen werden. Als oberstes Prinzip steht hierbei die Vermeidung einer Malnutrition im Vordergrund. Es muss bedacht werden, in wie weit eine Ernährungstherapie die 17 Lebensqualität verbessern, oder die Chancen der Rekonvaleszenz aus lebensbedrohlichen Situationen erhöhen kann. Mindestens 15-20 % der hospitalisierten Patienten lassen eine Gefährdung durch Malnutrition erkennen. Einige dieser Patienten würden von einer auf sie abgestimmten Ernährung profitieren, allerdings ist der körperliche Verfall für andere Patienten ein unvermeidbarer Bestandteil ihrer terminalen Erkrankung. Die differenzierte Anwendung der verschiedenen Möglichkeiten verlangt nach einer kritischen klinischen und vor allem auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten ausgerichteten Bewertung. Da grundsätzlich das Wohl des Patienten im Vordergrund steht, sind nicht alle Therapien identisch, und es müssen zeitweise Kompromisse eingegangen oder sogar neuartige Therapieverfahren angewandt werden, um die Ansprüche des Kranken zu befriedigen. [Quelle 100] Ob nun enteral oder parenteral ernährt werden soll, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Darunter sind der Funktionszustand des Gastrointestinaltraktes, die zu Grunde liegende Erkrankung, die Dauer der notwendigen Nutrition, die Verfügbarkeit von Materialien und Überwachungsmöglichkeiten und natürlich die Wünsche des Patienten zu nennen. Auch unter schwierigen Bedingungen ist es heute meistens möglich, adäquat enteral zu ernähren. Es muss unterstrichen werden, dass die enterale und die parenterale Nutrition nicht miteinander konkurrieren, sondern sich vielmehr ergänzen. Beide haben jeweils ihre Indikationen und Kontraindikationen. In speziellen Situationen können sie auch kombiniert oder überlappend angewandt werden. [Quelle 51] Während in der Vergangenheit sämtliche Störungen natürlicher Barrieren als potentielle Infektionswege angesehen wurden, so zum Beispiel Venenkatheter, perkutane Sonden, nasotracheale Tuben oder Hautläsionen wie Dekubitalulzera, durch die Erreger oder Toxine ins Körperinnere gelangen konnten, beginnt man heute, auch den Zusammenbruch der intestinalen Barriere des Gastrointestinaltraktes als eine wesentliche, eventuell sogar als die wichtigste Eintrittsstelle für Erreger und Toxine zu verstehen. Hierzu ist der Begriff der bakteriellen Translokation zu nennen, der den Durchtritt von lebenden Bakterien und Toxinen durch die Darmwand in die Pfortader und die mesenterialen Lymphknoten beschreibt. Dieses Phänomen wurde in den letzten Jahren intensiver untersucht und gilt tierexperimentell und zunehmend auch klinisch als akzeptiert. Nach neuen Erkenntnissen ist die Aufrechterhaltung von Struktur und Funktion der intestinalen Mukosa eine wesentliche Vorraussetzung zur Vermeidung einer bakteriellen Translokation. [Quellen 9, 45 und 84] Des Weiteren gibt es Hinweise, dass allerdings auch ernährungsbedingte Faktoren, wie beispielsweise 18 Mangelernährungszustände [Quellen 2, 18 und 56] oder eine fehlende enterale Ernährung, die Entwicklung einer bakteriellen Translokation einschließlich der sich aus ihr ergebenden systemischen Infektionen begünstigen können. [Quelle 56] Folglich lassen sich also durch die enterale Nutrition die digestive und absorptive Funktion des Gastrointestinaltraktes sowie außerdem die immunologische Barriere des Darmes aufrechterhalten. Die immunologischen und ernährenden Funktionen des Darmes werden durch luminale Nährstoffe, die normalen gastrointestinalen Hormone, den Blutfluss und die neuronale Stimulation aufrechterhalten, welche alle wiederum selbst durch die enterale Ernährung stimuliert werden. Um die Schrankenfunktion des Darmes zu unterstützen, und um die wichtigen Funktionen des Gastrointestinaltraktes zu bewahren, sollte, wann immer es möglich ist, eine enterale Ernährung angestrebt und durchgeführt werden, selbst wenn zusätzlich die Notwendigkeit zur parenteralen Ernährung gegeben ist. Allein damit können die intestinale Barriere erhalten, und die Inzidenz von Infektionen und Organdysfunktionen auf dem Boden eines reduzierten intestinalen Translokationsgeschehens minimiert werden. [Quellen 100 und 115] Während die Sondensysteme, allen voran seit 1980 die PEG, in der Vergangenheit vornehmlich zur enteralen Nutrition verwendet wurden, finden sich heute weitere Bereiche, in denen die PEG zum Einsatz kommen kann. Neben den etablierten Indikationen für die endoskopische Anlage enteraler Sonden, die im Folgenden aufgeführt werden, existiert eine Vielzahl von speziellen, zum Teil sehr spezifischen Indikationsstellungen und Indikationsbereichen. Gerade im Bereich der kurativen und palliativen Tumortherapie findet die PEG breite Anwendung. [Quellen 57 und 60] Einer dieser Teilbereiche, und das Thema dieser Studie, ist die Anlage einer PEGSonde zur gastrointestinalen Dekompression, einer so genannten Ableit-PEG, über welche der Mageninhalt, Luft oder auch der verschluckte Speichel nach außen abgeleitet werden können, ähnlich wie bei Stomapatienten, die allerdings ihren Darminhalt über den künstlichen Ausgang abführen. Vor allem im Rahmen chronisch gastrointestinaler Obstruktionen, die häufig zum Beispiel bei metastasierenden Tumoren des Abdomens auftreten können, wird eine PEG zur gastralen Dekompression eingesetzt. [Quellen 5, 59 und 117] Scheidbach et al. konnten an 24 konsekutiven Patienten belegen, dass die Anlage einer PEG eine sehr effektive, minimalinvasive und außerdem kostengünstige Methode zur gastrointestinalen Dekompression bei Patienten mit fortgeschrittenen inkurablen Tumorerkrankungen des Abdomens darstellt. [Quelle 98] Diese meist in der 19 Palliativmedizin angewandte Therapieform ermöglicht den Patienten nach der kurzen, meist ambulant durchgeführten Anlage der Ableit-PEG, ihren Mageninhalt nach außen auf äußerst elegante und unkomplizierte Art und Weise abzuleiten. Ohne die gastrale Ableitung tritt vor allem bei Patienten mit Stenosen im Bereich des Magens das Phänomen des unstillbaren Erbrechens auf. Da der Mageninhalt auf Grund der Stenosierung nicht durch die Peristaltik auf natürlichem Wege in den Darmtrakt weitergeleitet werden kann, erbrechen sich die betroffenen Patienten zum Teil bis zu 15 mal am Tag, was die Lebensqualität der ohnehin schon schwerkranken Personen zusätzlich vermindert. Daran schließt sich bei fast all diesen Patienten die Unfähigkeit zur enteralen Ernährung auf oralem Wege an. Da bei der gastralen Dekompression über eine PEG-Sonde, im Gegensatz zu einem Stoma, der Mageninhalt abgeführt wird, welcher vornehmlich aus den Verdauungssäften des Magens, Speiseboli und verschlucktem Speichel besteht, ergibt sich die Notwendigkeit, die Patienten vor allem laborchemisch regelmäßig zu überwachen. Der große Flüssigkeits- und Elektrolytverlust, der mit der gastralen Dekompression verbunden ist, erfordert besonders die Kontrolle der klinischen Chemie, also von Natrium, Kalium, Chlor, etc, aber auch die Nierenparameter wie etwa das Kreatinin müssen konsequent überprüft werden. [Quellen 12, 63, und 98] Folglich sollte der Patient nach der Entlassung durch den weiterbehandelnden Hausarzt regelmäßig laborchemisch überwacht werden. 3.2. Indikationen, Kontraindikationen und Anlagetechniken der PEG Wie vor allen anderen chirurgischen Eingriffen sind auch vor der Anlage einer PEGSonde eine ausführliche Anamnese und eine exakte Diagnostik durch zu führen. Außerdem müssen die Wünsche und Vorstellungen des Patienten mit in die Therapie einbezogen werden. Generell stellt heute die Anlage einer PEG-Sonde zur Gewährleistung der enteralen Ernährung das Mittel der Wahl dar, und ist bei Patienten in Erwägung zu ziehen, denen eine quantitativ und/oder qualitativ ausreichende orale Nahrungsaufnahme über einen längeren Zeitraum absehbar nicht möglich sein wird, soweit dies mit der Erkrankung der Patienten vereinbar ist. Als primäre Ziele der Nutrition via PEG stehen hierbei die Vermeidung einer Malnutrition und deren Folgen mit der konsekutiven Reduktion der Lebensqualität der Patienten mit inadäquater oraler Nahrungsaufnahme im Vordergrund. Daran schließt sich theoretisch, als sekundäres Ziel, die häufig erwünschte Gewichtszunahme an, die ebenfalls die Lebensqualität der Patienten 20 erhöhen kann. In neueren Zeiten kamen dazu noch weitere Einatzgebiete, wie etwa die gastrale Dekompression. Aus dieser Zielsetzung ergibt sich ein breit gefächertes Indikationsspektrum für die Anlage einer PEG-Sonde, welches in ca. 60% der Fälle durch eine benigne, und in etwa 40% durch eine maligne Grunderkrankung begründet wird. [Quellen 10, 60 und 64]. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass für die klinische Praxis kein StandardIndikationsschema erstellt werden kann, sondern vielmehr für jeden Patienten individuell die für ihn beste Therapievariante gewählt werden muss. Die Anlage einer PEG muss nicht immer nur bei Patienten zur palliativen Versorgung zum Beispiel bei einer Tumorerkrankung indiziert sein, sondern kann, da sie sowohl leicht zu applizieren als auch einfach zu entfernen ist, ebenso bei Bedarf für terminale Therapien eingesetzt werden, sofern diese länger als vier Wochen dauern. Im Folgenden werden die häufigsten Indikationen zur Anlage einer PEG-Sonde aufgeführt: • Onkologische Erkrankungen (stenosierende Tumoren im HNO-Bereich sowie im oberen Gastrointestinaltrakt, Chemotherapie/ Radiatio mit zu erwartendem Gewichtsverlust, Tumorkachexie, inadäquate orale Nahrungsaufnahme, etc.) • Erkrankungen aus dem HNO-Bereich (Tumoren mit Schluckstörungen und Gewichtsverlust, Gesichts- und Kopftraumata, rekonstruktive Chirurgie, etc.) • Neurologische Erkrankungen (Z. n. Apoplex, Schädel-Hirn-Trauma/Polytrauma, potentiell reversible und irreversible Schluckstörungen, Hirntumoren, apallisches Syndrom, Bulbärparalyse, multiple Sklerose, etc) • Internistische Erkrankungen (Wasting bei AIDS, prolongiertes Koma bei nichtinfauster Prognose) • Erkrankungen aus Gastrointestinaltraktes, der Gastroenterologie Kurzdarmsyndrom, (Tumoren Morbus des Crohn, oberen schwere Resorptionsstörungen) Die Anlage einer PEG-Sonde kann außerdem zur palliativen Ableitung von Magensaft oder Dünndarmsekret bei chronischen Magen-Darm-Stenosen oder Ileus indiziert sein. Gerade bei massiven Stenosen gelingt es, dass damit das Phänomen des unstillbaren Erbrechens verhindert, oder zumindest auf ein für den Patienten erträgliches Ausmaß reduziert werden kann. Die kombinierte Anlage einer PEG-Sonde in Verbindung mit einem jejunalen Schenkel kann als Sonderform außerdem die gastrale Ableitung bei 21 gleichzeitiger jejunaler und somit enteraler Ernährung ermöglichen [Quellen 57, 89 und 120]. Gerade bei einer aggressiven, palliativen Tumortherapie, die meist aus einer Chemotherapie und/ oder Bestrahlung besteht, ist auf eine ausreichende Nutrition der Patienten zu achten. Somit sollte die Indikation zur Anlage einer Ernährungssonde großzügig gestellt werden, da sich eine konsequente enterale Ernährung gegenüber einer alleinigen parenteralen Ernährung bei länger dauernder Chemo- oder Strahlentherapie als überlegen erwiesen hat. [Quelle 100] Die Anlage einer PEG zur Ableitung ist zudem auch bei parenteraler Ernährung möglich und behindert diese nicht. Es sollte allerdings bedacht werden, dass die bei der Nutrition üblichen Sondengrößen von Ch. 9 für die Dekompression häufig zu klein sind und deshalb verlegt werden würden. Daher wird eine Größe von mind. Ch. 14 empfohlen. [Quellen 12 und 36] Der Ausdruck Charríere (Ch.) bezeichnet den Außendurchmesser der PEG-Sonde. Dabei entspricht ein Charríere einer Länge von 0,33 Millimetern. Die neue Einheit für diese Größe wird in French (F) angegeben, und stellt die englische Bezeichnung mit identischer Länge in Millimetern dafür da. Auf weitere Sonderindikationen wie etwa die Applikation einer PEG zur Korrektur des Magenvolumens oder zur Drainage von Pankreaspseudozysten, die bislang nur von einigen erfahrenen Zentren durchgeführt werden können, soll hier nicht weiter eingegangen werden. [Quellen 12, 13, 15 und 23, sowie Quellen 29, 37, 48, 59, 60, 64, 98 und 110] Die Indikation für eine PEG-Sonde sollte in der Regel für mehr als vier Wochen gegeben sein. Bei Patienten mit einer Lebenserwartung von unter vier Wochen wird angeraten, von der Anlage einer PEG abzusehen. Eine strenge und konsequente Beachtung der Kontraindikationen und der mit der Anlage verbundenen Risiken hat die PEG zu einer außerordentlich risikoarmen Methode werden lassen. Zum Ausschluss lokaler Kontraindikationen wird vor jeder Anlage einer PEG-Sonde routinemäßig eine Gastroskopie durchgeführt. Ein dabei entdecktes, aktives Ulcus ventriculi oder eine schwere erosiv- hämorrhagische Gastritis sollten vorher zur Abheilung gebracht werden. 22 Als Kontraindikationen gelten üblicherweise: • Fehlende Diaphanoskopie bei gleichzeitig positivem Nadelaspirationstest • Positiver Nadelaspirationstest • Schwerwiegende Gerinnungsstörung: Quick < 50%, pTT >45 s und Thrombozyten unter 50.000/mm3 • Peritonitis • Ausgeprägte Peritonealkarzinose • Massiver Aszites • Generelle Kontraindikationen für eine enterale Ernährung, z. B: Ileus (mit Ausnahme des Einsatzes der PEG zur lokalen Dekompression) • Endoskopischer Lokalbefund (etwa aktives Ulkus, schwere erosive Gastritis, ausgeprägte Tumorinfiltration des Magens) • Fehlendes Einverständnis des Patienten bzw. des rechtlichen Vertreters • Deutlich eingeschränkte Lebenserwartung (< vier Wochen) • Anorexia nervosa • Schwere Psychose Während in der Vergangenheit das Fehlen einer Diaphanoskopie an der Punktionsstelle als absolute Kontraindikation angesehen wurde, gilt dies heute als revidiert. Vielmehr belegen klinische Studien, dass die geeignete Punktionsstelle durch einen negativen Nadelaspirationstest ebenso sicher wie bei der Diaphanoskopie bestimmt werden kann. [Quellen 59, 87 und 114]. Folglich kann entweder von vornherein oder aber bei fehlender Diaphanoskopie ein Nadelaspirationstest durchgeführt werden. Die vor der Anlage routinemäßig durchgeführte Gastroskopie erlaubt zudem die Möglichkeit, zu eruieren, ob eine Diaphanoskopie möglich ist oder nicht. Dabei geht man an der vorgesehenen Punktsstelle unter vorsichtiger Aspiration mittels einer mit Kochsalzlösung gefüllten 10 ml- Spritze langsam in Richtung auf den vorher endoskopisch mit Luft gefüllten Magen vor. Falls es gelingt, ohne vorherige Luftaspiration den endoskopisch mit Luft gefüllten Magen zu punktieren, so kann diese Stelle problemlos als Einstichstelle für die PEG-Sonde genutzt werden. Auch das Vorhandensein von Aszites stellt nur noch eine relative Kontraindikation dar, nachdem ebenfalls in Studien gezeigt werden konnte, dass ein leichter bis mäßiger Aszites keine höhere Komplikationsrate bedingt. Dies ist von Vorteil, da gerade bei tumorösen Prozessen im Abdominalbereich, die häufig mit Aszites einhergehen, eine 23 PEG-Sonde zur Nutrition oder Ableitung hilfreich wäre. Technisch ist die Anlage einer PEG bei Aszites durchaus möglich, bei stärkerem Aszites sollte jedoch vor der PEG eine Parazentese durchgeführt werden. Außerdem sollte die Punktion nicht direkt in den Magen und nicht gerade, sondern schräg unter mehrfachen seitlichen Richtungswechseln der Kanülenspitze erfolgen. Somit kann das Risiko einer Leckage des Aszites am Katheter entlang vermindert werden. [Quelle 62] Ein massiver Aszites hingegen stellt nach wie vor eine absolute Kontraindikation dar, ebenso wie eine ausgeprägte Peritonealkarzinose. Die früher als Kontraindikation bewertete Durchführung einer Peritonealdialyse stellt heute, nachdem gerade in der Pädiatrie damit gute Erfahrungen gemacht wurden, ebenfalls lediglich eine relative Kontraindikation dar. Auch Ösophagusstenosen müssen keine Kontraindikation mehr darstellen, sofern sie endoskopisch bougiert werden können. Nach Abwägung des individuellen Nutzens sollten zusätzlich bei der PEG-Anlage hochgradige Ösophagusstenosen nach Bougierung gegebenenfalls mit einem Tubus oder Stent versehen werden, um die Lebensqualität wie etwa Schlucken von Speichel oder Trinken bei Verlangen des Patienten aufrecht zu erhalten. Bei massiven Stenosen kann die Verwendung eines pädiatrischen Endoskops indiziert sein, wodurch die Anlage erheblich erleichtert werden kann. [Quellen 29, 37, 60, 62, 64, 87, 110 und 114] Einerseits kann die Anlage einer PEG- Sonde, egal ob zur Nutrition oder Dekompression, zu einer wesentlichen Reduktion nahrungsabhängiger Beschwerden führen, andererseits muss die Indikation besonders bei Schwerkranken kritisch gestellt werden, da gerade bei diesen Patienten mit einer höheren Morbidität und Mortalität zu rechnen ist. [Quelle 121] Generell muss auf Grund der individuellen Gesamtsituation des Patienten über die Therapie entschieden, und die für den Patienten bestmögliche Therapievariante gefunden werden. Da der Fall bei jedem Patienten neu ist, kann sich auch die Situation ergeben, dass eventuelle Kontraindikationen abgeschwächt oder unter neuen Gesichtspunkten betrachtet werden müssen, sofern dies für den Patienten hilfreich ist, was gerade in der Palliativmedizin immer wieder angetroffen wird. [Quelle 78] Während des Erstellens eines für den Patienten optimalen Therapieplans sollten nicht nur Indikationen und Kontraindikationen gegeneinander abgewogen werden, sondern auch die für die Gesamtsituation des Patienten passende Anlagetechnik der geplanten PEG-Sonde gefunden werden, da heute mehrere Methoden dafür zur Verfügung stehen. 24 Nach einem ausführlichen Aufklärungsgespräch und einer diagnostischen Gastroskopie kann dann schließlich die jeweils für den Patienten beste Anlagetechnik ausgewählt werden. Die folgenden Vorbereitungen sollten vor jeder PEG-Anlage getroffen werden: Kontraindikationen sollten ausgeschlossen bzw. abgeklärt sein, ein aktueller Gerinnungswert im vorgeschriebenen Bereich (Quick > 50%, PTT < 50 s, Thrombozyten >50.000/mm3) sollte vorliegen und der Patient muss eine schriftliche Einverständniserklärung unterzeichnet haben. Außerdem ist es wichtig, dass der Patient vor der PEG-Anlage seit mindestens acht Stunden nüchtern ist, bei Verdacht auf gastrale Motilitätsstörungen gegebenenfalls auch länger. Ob eine generelle prophylaktische Antibiotikagabe (etwa 2g eines Cephalosporins i.v.) einen effektiven Schutz vor einer entzündlichen Komplikation darstellt und somit indiziert wäre, ist derzeit ein in der Literatur kontrovers diskutierter Aspekt. Es liegen zurzeit sowohl Studien vor, die eine Antibiotikaprophylaxe anraten, als auch solche, die den Nutzen davon nicht eindeutig nachweisen können oder diesen in Frage stellen. Im Zweifelsfall, und vor allem bei Risikopatienten, sollte allerdings die Indikation großzügig gestellt werden. Auf die Antibiotikaprophylaxe kann allerdings verzichtet werden, wenn der Patient bereits aus anderen Gründen eine Antibiose erhält. [Quellen 64 und 66] Es ist außerdem nicht belegt, ob es notwendig ist, dass Medikamente, welche die Magensäuresekretion beeinflussen, wie etwa H2-Rezeptorantagonisten oder auch Protonenpumpenhemmer, vor einer PEG-Anlage abgesetzt werden müssen. Des Weiteren muss dem Patienten ein intravenöser Zugang in Form einer venösen Verweilkanüle gelegt werden, der für eventuell auftretende Probleme notwendig ist, und um eine adäquate intravenöse Sedierung (etwa 3-5mg Midazolam i. v.) und Analgesie (z.B. mit 0,05 mg Fentanyl i. v.) zu ermöglichen. [Quelle 59] Eine Sedierung sollte stets bedarfsgerecht und eher großzügig erfolgen [Quelle 46]. Falls sich die Notwendigkeit einer stärkeren Sedierung ergibt, wird die gleichzeitige Kontrolle der Sauerstoffsättigung des Blutes (mittels eines Pulsoxymeters) und der Herzfrequenz angeraten. Vor dem Eingriff ist das Areal um die beabsichtigte Punktionsstelle, falls es notwendig ist, gründlich zu rasieren. Schließlich wird der Patient für den Eingriff auf dem Rücken gelagert, und dessen Kopf in Seitenlage gebracht. Bei verschleimten Patienten oder bei vermehrter Sekretbildung ist ein Absauggerät während der Untersuchung sinnvoll. Selbstverständlich findet auch die PEG-Anlage nach chirurgischem Standard unter sterilen Kautelen statt, also mit Hautdesinfektion, sterilem Schlitztuch, sterilen Handschuhen, etc. [Quelle 59] 25 Heute steht dem Patienten und dem behandelnden Arzt eine Vielzahl verschiedenster PEG-Sondensysteme und Anlagetechniken zur Verfügung, die mit einer technischen Erfolgsrate von über 99% bei einer methodenbedingten Letalität von fast 0% durch einen erfahrenen Endoskopiker angelegt werden können. [Quellen 5 und 6, Quellen 20, 47 und 60 sowie Quellen 66, 107 und 114] Im Allgemeinen werden heute drei verschiedene Anlagetechniken unterschieden: Eine PEG-Anlage kann entweder als Fadendurchzugsmethode, der sogenannten „PullTechnik“, in „Seldinger-Technik“, die als Push-Technik bezeichnet wird, oder als Direktpunktion, der sogenannten „Introducer-Methode“, durchgeführt werden. Die seit der Erstbeschreibung der PEG 1980 durch Gauderer und Ponsky, und der Einführung in Deutschland durch Keymling im Jahre 1986 weltweit am häufigsten angewandte Anlagetechnik ist davon die Fadendurchzugsmethode, da sie die technisch einfachste und sicherste Methode darstellt, und sich somit gegenüber den anderen Varianten durchgesetzt hat. Bei dieser Methode, die auch als Standardverfahren bezeichnet werden kann, wird nach Durchführung der weiter oben erwähnten Vorbereitungsmaßnahmen unter gastroskopischer Sicht an der Magenvorderwand im distalen Korpusbereich des Magens entweder mittels Diaphanoskopie oder durch einen Nadelaspirationstest eine geeignete Punktionsstelle gesucht und anschließend markiert. Nach ausreichender Lokalanästhesie und adäquater Stichinzision von etwa acht Millimetern wird dann die Punktionskanüle, weiterhin unter endoskopischer Kontrolle, in den vorher mit Luft prall gefüllten Magen gestochen. Durch die Kanüle wird nun ein Faden bzw. Draht in den Magen vorgeschoben, dort mit einer Biopsiezange des endoskopischen Instrumentariums gefasst und zusammen mit dem Gastroskop nach peroral wieder herausgezogen. Mit seiner Schlaufe wird der Faden dann am externen Ende der PEG-Sonde festgebunden und unter kontinuierlichem Zug vorsichtig transösophago-gastral durch den Stichkanal so lange nach außen gezogen, bis die innere Halteplatte die Magenvorderwand an der Bauchdecke adaptiert. [Quellen 39, 59, 64, 65 und 110]. Während des Durchzugs der Sonde soll die Kanülenscheide bis zur Ankopplung der konischen Sondenspitze im Punktionskanal bleiben, um fadenbedingte Schleimhautläsion zu vermeiden. Anschließend wird der Führungsfaden durchgeschnitten, eine Y-Kompresse sowie die äußere Halteplatte locker angelegt, die Sondenspitze abgeschnitten, die externe Verschlusskappe angebracht und ein steriler Wundverband angelegt. Sofern keine Komplikationen auftreten, ist eine erneute gastroskopische oder radiologische Kontrolle nicht notwendig. [Quellen 37, 64 und 110] 26 Löser et al. konnten in einer prospektiven Studie an 210 Patienten zeigen, dass eine komplette PEG-Anlage routinemäßig nur etwa eine Zeit von 12-15 Minuten in Anspruch nimmt. [Quelle 67] Die als Seldinger-Technik („Push-Technik“)bezeichnetet Variante stellt eine relevante Modifikation der PEG-Anlage dar. Hierbei ist das Procedere mit dem der Fadendurchzugsmethode bis zum peroralen Herausziehen des endoskopisch gegriffenen Führungsdrahtes identisch, dann allerdings wird nicht die PEG-Sonde am Draht verknotet und nach intragastral gezogen, sondern die PEG-Sonde auf den ca. 140 cm peroral nach extrakorporal herausgezogenen Führungsdraht vollständig aufgefädelt und dann kontinuierlich über den Führungsdraht nach gastral vorgeschoben. Dabei muss der Führungsdraht während der Anlage der PEG-Sonde an beiden Enden fest- und unter leichtem Zug gehalten werden. Es muss kontinuierlich weitergeschoben werden, bis das konisch zulaufende distale Ende der Sonde die Seldinger-Kanüle durch die Magenwand und die Bauchdecke zurückschiebt und nach perkutanem Durchtritt nach außen manuell bis zur Adaptation der inneren Halteplatte an der Magen- und Abdominalwand herausgezogen werden kann. Die Seldinger-Technik ist, obwohl sich die Fadendurchzugsmethode klinisch durchgesetzt hat, eine ebenso sichere und etablierte Anlagetechnik für PEG-Sonden. [Quellen 37, 59, 64 und 110] Neben den bereits oben erwähnten beiden Anlagetechniken existiert auch noch das so genannte Direktpunktionsverfahren. Dieses kann sowohl unter endoskopischer, sonographischer oder radiologischer Kontrolle, also CT- gesteuert, erfolgen, und ist vor allem dann indiziert, wenn die anderen beiden Methoden nicht angewendet werden können. Der Magen wird dabei mit dem Sondensystem direkt punktiert und anschließend wird die Sonde, meist durch einen T-Schenkel, einen luftinsufflierbaren Ballon oder auch eine spiralförmige Konfigurationsänderung des nach gastral vorgeschobenen Sondenendes nach thermischer Induktion (Memo-Sonden-PEG) an der Innenseite des Magens adaptiert. [Quelle 59] Die endoskopisch gesteuerte Anlage einer PEG stellt heute allerdings das Standardverfahren zur Platzierung enteraler Sondensysteme dar. Diese Methode wird jedoch erschwert oder sogar unmöglich, wenn Obstruktionen vorliegen und somit die Passage des Endoskops nicht mehr möglich ist, was häufig bei Rupturgefahr, Blutungsrisiko oder ungünstiger Lage der Stenose mundbodennah im oberen Drittel des Ösophagus der Fall ist. 27 Die sonographische Anlage der PEG, kurz PSG, ist vor allem bei Patienten indiziert, die Stenosen im Bereich des Mundbodens, Larynx, Pharynx oder Ösophagus aufwiesen, welche eine endoskopische Passage verwehren und bei denen eine Dilatation zu risikoreich wäre. Auch bei Patienten, die eine endoskopische Prozedur respiratorisch nicht tolerieren würden, wie etwa Mukoviszidosepatienten, die kurz vor einer Lungentransplantation stehen, kann diese Art der Direktpunktion indiziert sein. Bei Koagulopathien, Aszites und massiver Tumorinfiltration sollte jedoch von der Anlage abgesehen werden. [Quelle 8] Für die PSG-Anlage muss der Magen mit 500-1500ml Kochsalzlösung über eine liegende Punktionsnadel oder eine liegende Magensonde aufgefüllt werden. Es folgt in Seldinger-Technik die Einführung des Drahtes, die Bougierung über den liegenden Draht und dann schließlich die Sondeneinführung unter sonographischer Kontrolle. Am Ende folgt zur äußeren Fixation der Sonde mit Pflasterankern eine zusätzliche Hautnaht. An sich gelten die gleichen Indikationen und Kontraindikationen wie bei der SeldingerTechnik, ebenso sind die gleichen Vorbereitungsmaßnahmen zu treffen. Allerdings muss die Indikation zu einer sonographischen Anlage bei nichtkooperativen Patienten und Kleinkindern mit Bedacht gestellt und kritisch abgewogen, da die PSG gegenüber der klassischen PEG schlechter im Magen fixiert werden kann. [Quelle 8] Wenn die endoskopische Anlage scheitert oder nicht durchführbar ist, besteht radiologisch die computertomographisch Möglichkeit der gesteuerten Anlage durchleuchtungsgestützten einer perkutanen oder endoskopischen Gastrostomiesonde. Indiziert ist diese CT-gesteuerte Anlage nach frustranem Anlageversuch bei nicht überwindbaren Stenosen des Oro- und Hypopharynx sowie des Ösophagus, bei fehlender Diaphanoskopie und gleichzeitig negativem Nadelaspirationstest aufgrund eines großen linken Leberlappens, bei Interposition des Kolons sowie bei lokalen Problemen nach abdominellen Voroperationen (Magenhochzug, Bilroth I und Bilroth II). Außerdem kann diese Art der Anlage bei kardial und/oder pulmonal insuffizienten Patienten indiziert sein, welche die für die Applikation notwendige Sedierung nicht tolerieren würden, da die radiologische Anlageform unter Lokalanästhesie erfolgt. [Quellen 32, 41, 75, 104 und 105] Im Gegensatz zur endoskopischen Anlage sind die Kontraindikationen für die CTgesteuerte Variante stark dezimiert, da lediglich ein ausgedehnter perigastrischer Aszites und eine nicht behebbare Gerinnungsstörung als Kontraindikationen angesehen werden. [Quellen 38, 81, 97, 104 und 105] 28 Die Vorbereitungen sind hier ebenfalls wieder identisch zu denen der perkutanen Anlage in der Fadendurchzugsmethode oder Seldinger-Technik, es muss jedoch noch eine nasale Sonde gelegt werden. Die CT-gesteuerte Direktpunktion zur Anlage einer enteralen Ernährungssonde beginnt mit dem Lagern des Patienten rücklings auf dem CT-Tisch. Über den intravenösen Zugang werden dann etwa 20-40 mg Butylscopolamin bzw. 1 g Glucagon zur Distension des Magens appliziert. Anschließend sollen circa 500-1000 ml Raumluft über die liegende Magen- oder auch, bei Vorhandensein, Jejunalsonde insuffliert werden. Um den Zugangsweg besser lokalisieren zu können, werden auf Höhe des im Topogramm sichtbaren Magens axiale, circa zehn Millimeter dicke Schichten akquiriert. Nach steriler Abdeckung erfolgt die Lokalanästhesie des Punktionsweges mit 10-20 ml Lidocain 1% über eine 21 Gauge(G)-Nadel. Danach erfolgt die Punktion des Magens mit der Nadel des Ankerfaden-Sets und die Freisetzung des T-Ankers im Magenlumen mithilfe eines steifen 80 cm langen 0,035´´ Führungsdrahtes, welcher in den Magen bzw. das Jejunum durch das Nadellumen eingebracht wird. Es folgt die Entfernung der Punktionsnadel. Die Magenvorderwand wird dann durch Zug am Ankerfaden an der Bauchdecke fixiert, und der Zugangsweg mittels einer kleinen Hautinzision und anschießendem Weiten in kleinen Schritten (2-3 French) mit 8 French beginnend bis auf 16 French durch Dilatatoren erweitert. Nun wird die Magensonde eingelegt und durch den am Ende des Katheters gelegenen Ballon verblockt. Die Blockung erfolgt mit 5 ml 0,9 %iger Kochsalzlösung, welche über den Blockungskanal injiziert wird. Abschließend folgen die Entfernung des Führungsdrahtes und die Durchtrennung des Haltefadens auf Hautniveau, wobei der Anker in den Magen fällt und via naturalis ausgeschieden wird. Der Ballonkatheter selbst wird unter Zug mit der externen Halteplatte und einem sterilen Verband fixiert. Nachdem nun auch die nasale Sonde nicht mehr von Nöten ist, kann diese ebenfalls entfernt werden. Die Vorteile der CT-gesteuerten Anlage sind darin zu sehen, dass die Punktion auch bei sehr schmalen Zugangsfenstern möglich ist, Organe, Gefäße und der Darm sicher abgegrenzt werden, die Punktion auch des nicht oder nur unvollständig luftgefüllten Magens möglich wird und bei modernen Geräten sogar „Online“ kontrolliert werden kann, was als „Care Vision“ bezeichnet wird. Alles in allem ermöglicht die CTgesteuerte Anlage einer PEG eine Anlage fast immer auch dort, wo die Standardmethoden versagen würden. [Quellen 39, 88, 104 und 113] 29 Als letztes soll noch kurz auf die laparoskopisch platzierten Sonden eingegangen werden. Diese Art der Anlage ist nur dann indiziert, wenn alle anderen konventionellen Applikationstechniken versagen, da die transluminal endoskopischen Verfahren aufgrund ihrer geringeren Patientenbelastung, und vor allem wegen ihrer methodisch bedingten geringeren Komplikationsraten bevorzugt werden sollten. [Quellen 43, 44 und 116] Üblicherweise werden Laparoskopien in Allgemeinanästhesie durchgeführt. Daraus ergibt sich neben den dafür ebenfalls notwendigen aseptischen Kautelen die Notwendigkeit, diesen Eingriff in einem Operationssaal durchzuführen, was aus gesundheitsökonomischen Aspekten ebenfalls wieder eher für die konventionelle Anlage spricht. Somit sollte die laparoskopische Anlage einer Ernährungssode nur einigen ausgewählten Sonderindikationen vorenthalten bleiben. Diese sind endoskopisch nicht passierbare Stenosen, die selbst mit pädiatrischen Endoskopen nicht zu überwinden sind, ausgedehnte HNO-Tumoren, darunter vor allem Tumorrezidive und Stenosen nach massiver Radiatio, bei denen eine konventionelle Anlage auch nach Dilatationsmaßnahmen unmöglich ist und fehlende Diaphanoskopie und /oder ein negativer Aspirationstest auch beim zweiten Versuch der PEG- Anlage. Außerdem können Patienten nach kieferchirurgischen Interventionen, bei denen eine transnasale Ösophagogastroskopie nicht möglich ist, für eine laparoskopische Anlage einer PEGSonde in Frage kommen. Es muss bei der Indikationsstellung jedoch bedacht werden, dass auch bei fehlender Verfügbarkeit von flexibler Endoskopie, was etwa in einer nichtchirurgischen Fachabteilung der Fall sein könnte, dies nicht als Indikation für die laparoskopische Anlage angesehen werden darf. Vielmehr muss dann der Patient einer chirurgischen Abteilung mit den entsprechenden Mitteln überwiesen werden. In den Jahren 1995-1999 waren im Krankengut der chirurgischen Universitätsklinik Erlangen lediglich 6,8% aller Gastrostomien bei einer Laparoskopie gelegt worden. [Quellen 43 und 44] Die von einigen Arbeitsgruppen vorgelegten sehr hohen Fallzahlen der laparoskopischen Anlage scheinen hingegen eher von einer wohl zu großzügigen Indikationsstellung für das operative Vorgehen her zu rühren [Quelle 79]. Eine aufwändige Anlagemöglichkeit ist die von Peitgen und Walz 1994 vorgestellte Methode. Dabei wird der Patient wie bei jeder Laparoskopie gelagert, der Magen an vier Punkten des Peritoneums der Bauchdecke mittels eines resorbierbaren Fadens fixiert und anschließend der gastrokutane Kanal durch Punktion, Vorlegen eines Führungsdrahtes und schrittweises Bougieren angelegt. Als Zugang wird dann 30 abschließend ein so genannter Foley-Katheter eingebracht. Allerdings sind bei dieser Methode die Kosten für das Einmalset fast dreimal so hoch wie die einer konventionellen PEG-Sonde. [Quelle 82] Horbach et al haben an der Erlanger Universitätsklinik für die Anlage einer PLG eine von den minimal invasiven Kolonresektionen her geläufige und sehr einfache Technik adaptiert, die im Folgenden kurz beschrieben werden soll. [Quellen 43, 44 und 101] Dabei wird die Magenvorderwand mittels einer Tabaksbeutelklemme, die über einen Trokar eingeführt worden ist, in einem geeigneten Areal gefasst und sehr fest verschlossen. Es werden Nadeln, die über einen monophilen Faden verbunden sind, in die Öffnungen der Tabaksbeutelklemme eingebracht und komplett durchgestochen. Anschließend folgen die Entfernung der Nadeln und die Eröffnung des Magens (Magenwand mitsamt der Schleimhaut!) auf maximal 15 mm Länge mittels Inzision durch Diathermie. Nun wird die Tabaksbeutelnahtklemme entfernt und die PEG-Sonde zusammen mit der inneren Halteplatte eingeführt. Diese entfaltet sich wie ein Regenschirm im Magenlumen. Danach kann die Trokarspitze wieder aus dem Magenlumen herausgezogen werden. Die Verwendung eines Trokars beschleunigt die sichere Platzierung der inneren Halteplatte erheblich und weist deutliche Vorteile gegenüber der manuellen Einführung mit einem Greifinstrument auf. Abschließend wird die Tabaksbeutelnaht sicher geknotet und dann mit einer Aale an einer geeigneten, der Eintrittsstelle in den Magen möglichst gegenüberliegenden Ausleitungsstelle nach vorheriger Hautinzision in die Bauchhöhle eingestochen, die Zugschlaufe der PLG gefasst und die Sonde transkutan knickfrei ausgeleitet. Die Magenwand legt sich dann nach Ablassen des Peritoneums der inneren Bauchwand direkt an, und die PLG kann mit dem üblichen äußeren Andruckplattensystem armiert werden. Der Zug der Andruckplatte darf wie üblich am ersten postoperativen Tag gelockert werden. [Quellen 43 und 44] 3.3. Komplikationen bei der Anlage und Anwendung einer PEG Die Komplikationen, die bei und nach einer PEG-Anlage auftreten können, lassen sich in technische und klinische Komplikationen einteilen, letztere können dann noch in leichte und schwere Komplikationen eingeteilt werden. [Quellen 8, 64 und 102] Meist treten diese Komplikationen innerhalb einer Woche nach der Anlage auf. [Quelle 71] Bei den technischen Problemen ist zuerst das Zeltdachphänomen zu nennen, bei dem es sich um Penetrationsschwierigkeiten mit der Punktionsnadel in den Magen handelt. Dabei weicht meist die Magenvorderwand vor der Punktionsnadel aus, weshalb diese 31 sich dann nicht ins Magenlumen einbringen lässt, was vor allem bei sehr kachektischen Patienten vorkommen kann. Um dies zu verhindern, sollte versucht werden, die Stichrichtung in die Längsachse des Magens zu führen, damit größerer Druck aufgebaut werden kann, und ausschließlich scharfes Punktionsbesteck zum Einsatz kommen. Während der Anlage kann auch der Zugfaden der PEG reißen- eine Komplikation, die bei mäßigem Zug und bedachtem Vorgehen, vor allem mit Blick auf scharfe Kanten, fast immer auszuschließen ist, da gerade die modernen Fäden eine extreme Zugfestigkeit aufweisen. Treten bei der Anlage Passagestörungen des Gastroskops auf, was etwa durch eine Kiefersperre oder proximale Stenosen verursacht werden kann, schafft meist die Verwendung eines pädiatrischen Gastroskops Abhilfe. Eine vorherige Dilatation der Stenose bzw. andere palliative Therapien wie thermische Verfahren oder eine Stentimplantation sind zu empfehlen, da die Fähigkeit zu schlucken erhalten werden muss. Aufgrund der Tatsache, dass PEG-Sonden heute aus modernsten Materialien wie Silikonkautschuk oder Polyurethan gefertigt werden, können sie Dank ihrer Flexibilität und Elastizität mühelos den normalen mechanischen Belastungen standhalten. Dennoch werden, wenn auch sehr selten, Katheterbrüche beschrieben, die allerdings in den meisten Fällen durch eine unsachgemäße oder sehr grobe Handhabung verursacht worden sind. Auch die Gabe falscher, etwa stark alkoholhaltiger Substanzen oder diverser Medikamente kann zu Katheterbrüchen führen. Tritt diese Komplikation ein, sollte unverzüglich eine Ösophagogastroduodenoskopie durchgeführt, dabei der gastrale Katheteranteil entfernt und anschließend eine neue PEG-Sonde angelegt werden. [Quelle 8] Gerade bei Sonden mit kleineren Lumina von 9 bis 14 Charríere kann es, vor allem bei faserreicher Kost, zu Okklusionen, also Verlegungen, kommen. Auch unregelmäßiges Spülen kann, besonders in Verbindung mit diversen Medikamenten, zur Okklusion des Sondensystems führen. Die beste Prophylaxe gegen einen Verschluss stellt nach wie vor das regelmäßige und gründliche Spülen des Sondensystems dar. Kommt es dennoch zu einer Okklusion der Ernährungssonde, sollte diese ausgewechselt werden, von forciertem „Durchspülen“ bzw. der Reinigung mit Bürsten oder Drähten wird jedoch dringend abgeraten, da hierbei wieder die Gefahr eines Katheterbruchs gegeben ist. Als eine weitere technische Komplikation kann zuweilen die Dislokation des Gastrostomiekatheters auftreten, die sowohl nach innen wie auch nach außen möglich ist. Da heute allerdings die Materialien haltbarer sind, und die Katheter durch innere und äußere Halteplatten fixiert werden, tritt dieses Problem nur sehr selten auf, ein Aspekt, der gerade für die enterale Nutrition geriatrischer Patienten von Bedeutung ist, 32 da die PEG im Gegensatz zu nasoenteralen Sonden deutlich seltener disloziert. [Quelle 81] Einer Dislokation nach innen kann vorgebeugt werden, wenn die äußere Halteplatte regelmäßig gelockert und dann wieder ohne Zug von außen fixiert wird, wobei die außen angegebenen Längenmaße berücksichtigt werden müssen. Generell ist bekannt, dass eine Fixierung mittels eines Ballons eher zu Undichtigkeiten führen, die Spannung nachlassen und somit schneller dislozieren kann. Eine in der letzten Zeit immer häufiger zu beobachtende Komplikation stellt das Einwachsen der inneren Halteplatte dar, welche im angelsächsischen Raum als „Burried-Bumper-Syndrom“ bezeichnet wird. Vor allem durch mangelnde Pflege, aber auch durch zu starken Zug auf den Halteapparat der Sonde kann dies zustande kommen. Der übermäßige Zug kann dann die Mikrozirkulation in diesem Bereich stören und dadurch sowohl zu Drucknekrosen mit Blutungsgefahr, aber auch zu einem Überwuchern der Halteplatte mit Mukosa führen. [Quelle 14] Um dies zu verhindern oder vielmehr dieser Komplikation vorzubeugen, sollte der Katheter regelmäßig durch leichtes Drehen sowie vorsichtiges in das Magenlumen Hinein- und wieder Herausbewegen gelockert werden. Außerdem ist zu beachten, dass der Verband auf den inneren Haltemechanismus keinen zu starken Druck ausüben darf. Wenn es jedoch trotz prophylaktischer Maßnahmen zu einem Einwachsen gekommen ist, bleibt keine Alternative, der Katheter muss entfernt werden. Dazu kann, wenn das distale Katheterostium noch sichtbar ist, versucht werden, einen Draht unter endoskopischer Kontrolle von außen in den Katheter ein zu führen, bis dieser endoskopisch in Erscheinung tritt. Dadurch kann dann ein Ballon, etwa ein Gallengangsdilatationsballon eingeführt und anschließend im PEG-Katheter geblockt werden. Es folgen das Fassen des distalen Endes des Katheters mittels einer Polypektomieschlinge und gleichzeitiges Ziehen von innen und Schieben von außen, bis die Halteplatte wieder im Inneren des Magens sichtbar ist. Um Verletzungen vorzubeugen, sollte dabei mit größter Vorsicht gearbeitet werden. Schlägt dieser Versuch fehl, so kann ein erfahrener Gastroenterologe mit einem Nadelmesserpapillotom den Versuch einer Mukosainzision unternehmen, um die Halteplatte zu mobilisieren, wobei die Risiken einer Blutung oder auch einer Magenwandperforation bedacht werden müssen. Kann auch durch diese Maßnahmen der Katheter nicht frei bekommen werden, ist meistens davon auszugehen, dass die Haltescheibe gänzlich durch die Magenwand hindurch gewandert sein kann. In diesem Fall sollte der Chirurg von außen die Haltescheibe lösen und den Katheter komplett entfernen. 33 Bei Kathetern, die sonographisch oder radiologisch appliziert wurden, und deshalb mit so genannten Ankern befestigt sind, bleibt als Therapie des „Burried-BumperSyndroms“ ausschließlich das chirurgische Vorgehen. [Quelle 61] Neben den technischen Komplikationen bei der Anlage und Handhabung einer PEGSonde können ebenso klinische Probleme auftreten. Zuerst sollen die möglichen leichten klinischen Komplikationen näher betrachtet werden. Allgemein versteht man unter leichten klinischen Komplikationen solche, die das Allgemeinbefinden des Kranken nicht besonders beeinträchtigen, und die mit lokalen oder konservativen Mitteln ohne größeren Aufwand in den Griff zu bekommen sind. Die Gesundheit sowie auch die Prognose des Patienten werden durch diese Art der Komplikation meist gar nicht oder nur unwesentlich beeinflusst. Nach aktuellen Literaturangaben treten leichte Komplikationen bei etwa 8-30% der Patienten auf. [Quellen 61 und 67 Die häufigste Komplikation nach einer PEG-Anlage stellt die Lokalinfektion dar, die bei etwa 5-25 % der Fälle post OP auftritt. Allerdings muss dieser Prozentsatz differenziert betrachtet werden, da der Begriff „Lokalinfektion“ nicht an allen Kliniken gleich definiert wird. Von einer Lokalinfektion sollte bei Austritt eitrigen Sekrets oder Pus aus der Einstichstelle gesprochen werden. Sie kann sowohl kurzfristig, also in den ersten Tagen nach der Operation, als auch nach einem Zeitraum von bis zu mehreren Monaten oder sogar Jahren in Erscheinung treten. Wenn der Patient systemische Reaktionen wie etwa Fieber zeigt, so muss dies gerade bei multimorbiden Patienten nicht zwingen die PEG-Anlage als Ursache haben, sondern kann vielmehr auch durch andere Prozesse wie etwa eine Pneumonie nach Aspiration entstanden sein. Eine systemische Antibiotikagabe ist hier dringend indiziert. Schlägt die antibiotische Therapie nicht in gewünschtem Maße an, können massive peristomale Infektionen die chirurgische Entfernung der PEG notwendig machen. Es ist mittlerweile belegt, dass die Punktions- und Verbandstechniken ebenfalls die Komplikationsrate beeinflussen können, realistisch erscheint eine Lokalinfektionsquote von 5-10% [Quelle 61], wobei diese bei den verschiedenen Punktionstechniken annähernd gleich ist, und somit der Direktpunktion bei der Vermeidung von Komplikationen eher weniger Bedeutung zukommt. Vielmehr scheint sich die Verbandstechnik in höherem Maße auf die Entstehung einer Lokalinfektion auswirken zu können, da weniger die eventuell bei der Anlage auftretende Keimverschleppung, als vielmehr eine durch einen Verband provozierte feuchte Kammer als ursächlich für eine Lokalinfektion angesehen werden muss. 34 Daneben kann ebenfalls die vor der Anlage der PEG-Sonde notwendige Stichinzision eine Lokalinfektion verursachen. Dies kann gerade bei stark kachektischen Patienten auftreten, wenn bei der Inzision gleichzeitig die Magenvorderwand verletzt wird, was ein Blutungsrisiko ebenso wie die Gefahr eines nicht vollständigen Wandschlusses der Magenwand mit eventuell folgender Peritonitis oder Fistel in sich birgt. Auch Mikrozirkulationsstörungen, verursacht durch einen zu fest angelegten Verband, im Bereich der PEG- Durchtrittsstelle können eine Lokalinfektion auslösen. [Quelle 14] Um dem ganzen vorzubeugen, sollten die Verbände regelmäßig, in den ersten Tagen einmal täglich, gewechselt sowie steril und trocken angelegt werden. Dabei soll die Halteplatte nur bis zu einem leichten Widerstand angezogen werden und es empfiehlt sich, die Sonde beim Verbandswechsel ein wenig zu drehen. [Quelle 16] Auch Schmerzen zählen zu den leichten klinischen Komplikationen. Direkte postinterventionelle Schmerzen an der Punktionsstelle können auftreten und sollten gegebenenfalls analgetisch therapiert werden [Quelle 27]. Über die Häufigkeit dieser Komplikation sind in der Literatur keine genauen Angaben zu finden, da postinterventionelle Schmerzen von den meisten Autoren nicht als Komplikation angesehen werden. Die Schmerzen sind meist auf den Zeitraum weniger Tage begrenzt und nur selten in Kombination mit Fieber anzutreffen. Anfänglich stärkere Schmerzen hingegen können mit einer so genannten lokalen peristomalen Abwehrspannung einhergehen, bei deren Auftreten eine engmaschige Kontrolle notwendig ist, um die Entwicklung einer Peritonitis zu verhindern. Das Auftreten stärkerer Schmerzen im Verlauf der späteren nutritiven Therapie kann auf schwere klinische Komplikationen wie Fistel, Abszess oder auch eine eingewachsene Halteplatte hinweisen, auf die weiter unten eingegangen wird. Des Weiteren ist auch das Pneumoperitoneum zu nennen, welches nach regelrechter Anlage asymptomatisch in bis zu 50 % der Fälle auftreten kann [Quellen 70, 85, 103 und 109]. Es handelt sich hierbei um eine meistens harmlose Luftansammlung intraperitoneal, die auf die Punktion und die anschließende Luftinsufflation während der Anlage zurückzuführen ist, und im Regelfall innerhalb weniger Tage resorbiert wird. Jedoch kann dieses Phänomen Probleme bereiten, wenn es zeitgleich mit postinterventionellen Schmerzen einhergeht, da in diesem Fall die Abgrenzung zur Peritonitis schwierig wird. Um unnötige Laparoskopien zu vermeiden, wird angeraten, bei einer Koinzidenz von Pneumoperitoneum und abdominellen Schmerzen zu warten und intensiv zu beobachten, ob sich der Peritonitisverdacht bestätigt. 35 Als weitere leichte Komplikation wird die Peritonealreizung beschrieben, bei der das Peritoneum durch die Verletzung während der Punktion oder etwas ausgetretene Magenflüssigkeit, was als Leckage bezeichnet wird, einer lokalen Reizung ausgesetzt ist. Therapiebedürftige postinterventionelle Schmerzen sind in circa 5 % der Fälle beschrieben und treten mit dem Nachlassen der Wirkung der Lokalanästhesie auf [Quelle 27]. Eine Lokale Abwehrspannung kann ebenfalls bei manchen Patienten beobachtet werden. Die Patienten sollten intensiv beobachtet, und wenn nötig, analgetisch, etwa mit Tramadol, behandelt werden. Auch hier sind sofortige Laparoskopien meist übereilt und häufig unnötig. [Quelle 109] Als letztes soll noch das Hautemphysem Erwähnung finden, für dessen Entstehung die gleichen Überlegungen wie für das Pneumoperitoneum gelten. Auch hier stellt das kontrollierte Abwarten unter intensiver klinischer Kontrolle das Mittel der Wahl dar. [Quelle 70] Während die bisher erwähnten Problematiken eher einen leichten Verlauf zeigen, beeinträchtigen die nun folgenden schweren klinischen Komplikationen das Allgemeinbefinden der Patienten erheblich und stellen eine ernsthafte Gefahr für Gesundheit und Prognose der meist Schwerkranken dar. Angaben aus der Literatur berichten über eine Häufigkeit von 1-3 %. [Quelle 61] Eine besonders gravierende, jedoch seltene Komplikation stellt die klinisch relevante postinterventionelle Blutung dar, die in weniger als einem Prozent der Fälle post OP auftritt. Zur Reduzierung des Blutungsrisikos sollte eine sorgfältige Punktionstechnik angewandt werden. Grundvoraussetzung dafür ist eine gute Diaphanoskopie [Quelle 53], die sicherstellt, dass zwischen Bauchdecke und Magenvorderwand ein direkter Kontakt ohne andere dazwischen liegende Organstrukturen besteht. Die Lokalisation der Diaphanoskopie ist egal, dort wo sie gut hergestellt werden kann, ist die Punktion möglich. Der darauffolgende Nadelaspirationstest stellt sicher, dass keine Organteile oder Gefäße bei der Punktion verletzt worden sind. Falls sich keine Diaphanoskopie erzeugt lässt, kann, wie bereits oben erwähnt, auf alternative Techniken, etwa der CTgesteuerten Anlage, zurückgegriffen werden, um akzidentielle Verletzungen intraabdomineller Strukturen zu vermeiden. Gefäßverletzungen sind bei der Punktion aufgrund der anatomischen Nähe zu größeren Gefäßen wie den Vv. und Aa. epigastriccae sowie den Vv. und Aa. epiploicae nicht völlig auszuschließen. Gerade bei einer Verschlechterung des Allgemeinbefindens des Patienten in den ersten Stunden nach der Punktion muss an eine mögliche Blutung gedacht, und diese gegebenenfalls sonographisch ausgeschlossen werden. Therapeutisch ist im Falle einer Blutung mit Hb- 36 Abfall und Kreislaufzeichen eine Laparotomie nicht zu umgehen. Neben der sorgfältigen Punktionstechnik ist die geeignete Auswahl des Kathetersystems von besonderer Bedeutung. Punktionsbestecke mit Trokaren, die keine Kontrollaspiration zulassen, sind obsolet. Als eine weitere schwere klinische Komplikation ist hier die allgemeine Peritonitis zu nennen. Sie stellt eine klinisch schwere und lebensbedrohliche Situation dar [Quellen 34 und 119], deren Häufigkeit mit unter einem Prozent angegeben wird. Der Entstehungsmechanismus bzw. die Frage, warum der Abschluss der Magenwand nicht funktioniert und ein Keimübertritt am Stoma in die freie Bauchhöhle stattfinden kann, bleibt in den meisten Fällen ungeklärt. Die Letalität der PEG- begleitenden Peritonitis kann, abhängig von Grunderkrankung, Alter und Zeitpunkt der chirurgischen Intervention, bis zu 25 % betragen. In einem solchen Fall ist eine umgehende operative Sanierung nicht zu umgehen. Der Patient muss in jedem Fall interdisziplinär beobachtet und die Indikation zur Laparotomie von Gastroenterologen und Chirurgen gemeinsam getragen werden, da zwar differentialdiagnostische Schwierigkeiten gegenüber heftigen Schmerzen direkt nach der Katheteranlage bestehen, ein Zeitverlust bei akuter Peritonitis jedoch vital gefährdend sein kann. Zusammen mit der Blutung stellt die Peritonitis eine potentiell schwerwiegende Komplikation dar, die bei der Indikationsstellung und Durchführung bedacht und mit dem Patienten vorab im Aufklärungsgespräch erörtert werden muss. Auch Abszesse nach der PEG-Anlage werden beschrieben, sind aber nur in unter einem Prozent der Fälle zu verzeichnen. [Quellen 19 und 111] Ursächlich ist meist eine unsachgemäße oder ungenügende Ösophagogastroduodenoskopie Katheterpflege. durchgeführt werden, Diagnostisch um eine muss eine eingewachsene Halteplatte auszuschließen, oft ist die chirurgische Katheterentfernung nicht zu umgehen. Auch Fisteln können nach einer PEG-Anlage entstehen. Es muss eine Fistel angenommen werden, wenn Nahrung und Mageninhalt neben dem Katheter aus dem Soma austreten, was mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 2-10 % angegeben wird. [Quellen 21 und 68] Ursächlich für die Entstehung einer Fistel muss eine Lokalinfektion angenommen werden, doch auch eine versehentliche Punktion des Kolons kann zu dieser Komplikation führen. [Quelle 54] Auch hier ist eine Ösophagogastroduodenoskopie erforderlich, um eine eingewachsene Halteplatte auszuschließen. Wenn ohne Entzündungszeichen peristomal Sondenkost austritt, kann durch vorübergehenden Zug auf die Halteplatte versucht werden, den Fistelfluss zu stoppen. Meistens jedoch sollte an eine Neuanlage gedacht werden. Zur Vermeidung 37 von Fisteln muss neben einer korrekten Punktionstechnik auch eine exakte Stomapflege durchgeführt werden. Eine weitere schwere Komplikation stellen Impfmetastasen dar. Gerade bei Tumoren im HNO-Bereich und bei Ösaphaguskarzinomen wird häufig die Indikation zur Anlage einer perkutanen Gastrostomie gestellt. Dies erfolgt sowohl palliativ als auch Therapie begleitend. [Quelle 77] Ob es bei einer Gastrostomie mittels Fadendurchzugsmethode bei einem Tumor im Bereich der Sondenpassage zu einer Tumorzellverschleppung mit nachfolgender Impfmetastase im Stichkanal kommen kann, ist bis heute nicht eindeutig zu verneinen. Selbst wenn das Risiko für einen derartigen Zwischenfall sehr gering erscheint, sind dennoch einige Fälle beschrieben worden. [Quelle 17] Um Impfmetastasen zu vermeiden, kann man auf alternative Anlagetechniken zurück greifen. Es bietet sich hier vor allem die Direktpunktion an, oder auch eine modifizierte Variante der Fadendurchzugsmethode. Dabei wird das Gastroskop vor der Endoskopie, ähnlich wie eine Sonde zur transösophagealen Echokardiographie, mit einem Schutzschlauch überzogen, dieser am distalen Ende geöffnet und über einen Faden mit einer Fasszange gehalten. Der Haltefaden wird im Magen frei gelassen, der Führungsfaden der PEG erfasst und mit dem Endoskop durch den in situ verbleibenden Schutzschlauch wieder aus dem Mund herausgezogen. Über den liegenden Schlauch kann der PEG- Katheter in den Magen gezogen werden, ohne dass Faden oder Katheter mit dem Tumor in Berührung kommen. [Quelle 61] Eine gefürchtete Komplikation der Gastrostomie ist die Aspiration, die sowohl peri- als auch postinterventionell auftreten kann. In der Literatur wir deren Häufigkeit mit zwei Prozent angegeben. [Quelle 22] Periinterventionell kann diese Komplikation durch geeignete Lagerung des Patienten, Prämedikation und besonders durch eine erhöhte Absaugbereitschaft der Assistenz während des Eingriffs vermieden werden. Daneben spielen ebenso der Einfluss von Applikationsort der Nahrung, der Applikationsmodus sowie die Begleitmedikationen und die Grunderkrankung eine wichtige Rolle. Insgesamt ist die Komplikationsrate während und nach einer PEG-Anlage relativ niedrig, gerade die schweren Komplikationen treten meist nur in unter einem Prozent der Fälle auf. Wenn ebenfalls die Hygiene und korrekte Handhabung der PEG-Sonde durch den Patienten oder das Pflegepersonal professionell und gewissenhaft ausgeführt werden, stellt die PEG-Anlage eine äußerst komplikationsarme Therapievariante dar. 38 3.4. Zielsetzung dieser Studie Die Anlage einer PEG-Sonde stellt heute das Mittel der Wahl zur Aufrechterhaltung der enteralen Ernähung und damit Vermeidung einer Malnutrition dar. Durch die für den Patienten ebenso simple wie auch wenig komplikationsanfällige Handhabung hat die PEG seit ihrer Einführung durch Gauderer und Ponsky im Jahre 1980 fast alle anderen Arten der therapeutischen enteralen Nutrition verdrängt. Da die Anlage einer PEG von einem erfahrenen Endoskopiker mit einer nahezu an Null Prozent grenzenden Komplikationsrate durchgeführt werden kann, ist sie auch für den behandelnden Arzt eine ausgezeichnete Therapievariante. Die Anlagetechniken wurden seit 1980 mehrfach modifiziert und stetig verbessert, mit der immer weiter fortschreitenden Medizintechnik ist heute sogar die Anlage bei sehr komplexen und schwierigen Fällen möglich, die noch vor 20 Jahren undenkbar gewesen wäre. Durch die Kombination diagnostischer und therapeutischer Methoden stehen nun auch sonographische und CT-gesteuerte Anlagetechniken zur Verfügung, die Patienten mit Kontraindikationen unter Umständen auch die Anlage einer Ernährungssonde ermöglichen könnten. Zusätzlich zu den Verbesserungen der Anlagetechniken wurden ebenfalls die Materialien weiterentwickelt, und somit steht heute dem Arzt und Patienten eine Vielzahl verschiedenster Sondensysteme aus modernsten und sehr haltbaren Kunststoffen zur Verfügung. Die im Vergleich zu anderen Eingriffen relativ günstige und unkomplizierte Anlage einer PEG wird durch die Tatsache unterstützt, dass sowohl die Gebrauchsmaterialien während der Anwendung als auch die Sonde selbst sehr preisgünstig hergestellt und verkauft werden können. Die Anlage einer PEG-Sonde wird seit einiger Zeit jedoch nicht nur zum Erhalt der enteralen Nutrition eingesetzt, sondern erfährt auch in anderen Gebieten neue Aufmerksamkeit. So kann beispielsweise eine PEG auch zur Ableitung des Mageninhalts eingesetzt werden. Allerdings ist dieses neue Indikationsspektrum des Einsatzes einer PEG zur gastralen Dekompression noch nicht weitreichend erforscht und gerade bei Grenzfällen wird häufig auf den Einsatz einer PEG-Sonde zur Ableitung verzichtet. Zielsetzung dieser Studie soll die Erfassung der Patienten des Universitätsklinikums Erlangen-Nürnberg sein, die sich in den letzten zwölf Jahren eine großlumige PEG (also größer als Ch. 15) haben setzten lassen, und wie viele davon zur Dekompression des Magens angelegt wurden. Außerdem sollen die jeweiligen Indikationen zur Anlage, mögliche Komplikationen, die jeweilige Anlagetechnik, vor bestehende Krankheiten, 39 die Auswirkungen auf die Lebensqualität und die Lebensdauer der Patienten nach dem Setzen der Sonden untersucht werden. 40 4. Patienten und Untersuchungskriterien Für diese retrospektive Studie mit dem Thema „Die gastrale Dekompression nach Anlage einer großlumigen PEG-Sonde“ wurde ein Teil des Patientengutes der chirurgischen Klinik und Poliklinik der Universität Erlangen–Nürnberg untersucht. Aus über 16.000 Patientinnen und Patienten, die sich in der Zeit zwischen 01.01.1995 bis 31.12.2006 in der endoskopischen Abteilung vorgestellt hatten, wurden insgesamt 420 Patienten gefunden, welche sich während einer Gastroskopie eine großlumige PEGSonde, also eine solche mit einem Durchmesser von mehr als Ch. 15, haben setzen lassen. Das Gesamtpatientenkollektiv dieser Arbeit setzt sich aus 100 Patienten dieser letzten Gruppe zusammen, bei denen die großlumige PEG-Sonde nicht als Ernährungssonde genutzt, oder später eine perkutane endoskopische Jejunalsonde, kurz PEJ, angelegt werden sollte, sondern stattdessen zur Dekompression des Magens als Ableit-PEG gesetzt wurde. Die Daten dieser Patienten wurden dann zusammengetragen und nach speziellen Gesichtspunkten untersucht. Es wurden ausnahmslos alle Patienten, die in diesem Zeitraum in Behandlung waren, aufgenommen und anschließend untersucht. Es soll unterstrichen werden, dass nicht nur Patienten, bei denen besondere Vorkommnisse oder Komplikationen während des Krankenhausaufenthaltes auftraten, ausgesucht wurden, sondern dass alle Patienten, egal ob die Therapie erfolgreich war oder nicht, in diese Studie aufgenommen wurden. Um die Analyse zu standardisieren und jeden Patienten nach den exakt gleichen Kriterien zu betrachten, wurde ein Fragebogen erstellt, der die folgenden Aspekte enthielt. Zuerst wurden das Geschlecht der Patienten und deren Geburtsdatum aufgenommen, um beurteilen zu können, in welchem Alter die Patienten sich die Sonde haben setzen lassen, und ob das Alter für den weiteren Verlauf eine Rolle spielen könnte. Auch die Dauer des Krankenhausaufenthaltes nach dem Setzen der PEG wurde betrachtet, da gerade bei Schwerkranken der Nutzen, aber auch die Wirtschaftlichkeit einer Therapie untersucht werden müssen. Dann wurde notiert, wie lange die Patienten nach der Anlage der Ableit-PEG noch lebten. Außerdem sollte aufgenommen werden, ob sich die Lebensqualität der Patienten nach dem Eingriff verändert hatte. Um spätere Komplikationen zu greifen, wurden darüber hinaus noch eventuelle nachfolgende sowohl stationäre als auch ambulante Klinikaufenthalte daraufhin untersucht. Die komplette Diagnose einschließlich aller Vorerkrankungen wurde ebenso aufgenommen, wie die während der Zeit in der Klinik neben der PEG-Anlage durchgeführten 41 Therapien. Besonderes Augenmerk wurde auf die Indikationsstellung zur Anlage der Ableit-PEG gelegt. Histologische Befunde über Tumorstadien oder –arten konnten nur vereinzelt gefunden werden. Des Weiteren wurden die Anlagetechnik der Ableit-PEG, besondere Hilfsmittel oder Sondertechniken während der Anlage, die anatomische Punktionsstelle, der Sondendurchmesser in Charríere und eventuelle Voroperationen, wie etwa Laparoskopien, Laparotomien oder auch Whipple`sche Operationen, aufgenommen. Dann wurde untersucht, ob die Patienten bereits vorher schon eine PEGSonde hatten, um zu erkennen, ob diese eventuell besser mit Handhabung und Pflege der Sonde zurechtkämen. Außerdem wurde untersucht, ob während oder auch nach der Anlage der PEG-Sonde Komplikationen aufgetreten sind, und welcher Art diese waren, bzw. wie diese therapiert wurden. Auch die Häufigkeit von Übelkeit und Erbrechen vor und nach Anlage der Ableit-PEG sowie das täglich abgeleitete Flüssigkeitsvolumen wurden notiert, und ebenso, ob die Patienten permanent oder nur nach Bedarf ableiteten. Letzteres konnte vor allem den Patientenkurven, welche das Pflegepersonal während eines Krankenhausaufenthaltes für jeden Patienten zu führen hat, entnommen werden. Weitere allgemeine und für die Studie wichtige Aspekte, die nicht in dieses Raster einzuordnen waren, etwa die zusätzliche Anlage einer Jejunalsonde zur Ernährung, wurden unter dem Punkt „Sonstiges“ aufgenommen. Ebenso wurde die klinische Ernährung der Patienten genauer betrachtet, damit erkannt werden konnte, ob die Patienten noch zusätzlich parenteral oder über eine Jejunalsonde enteral nutriert wurden. Auch der Frage, ob die Patienten nach der Anlage der Ableit-PEG wieder trinken oder leichte Kost zu sich nehmen konnten, wurde Rechnung getragen, da diese Fähigkeiten die Lebensqualität deutlich erhöhen können. Als letztes Kriterium wurde noch die Abschlussdiagnose untersucht, um Aufschluss über die Perspektive und den Allgemeinzustand des Patienten zum Zeitpunkt der Entlassung zu erhalten, bzw. zu erfahren, wie eine eventuelle Weiterbehandlung gestaltet sein könnte. Spezielle Beachtung fand auch die Gruppe der an Peritonealkarzinose leidenden Patientinnen und Patienten, da während der Auswertung erkannt wurde, dass ein nicht zu verachtender Anteil der Untersuchten an Peritonealkarzinose erkrankt war, und sich gerade bei diesen Patienten die Anlage einer Ableit-PEG bisher meist als sehr schwierig oder gar unmöglich erwiesen hat - ein Sachverhalt, der in der Literatur bis jetzt nur wenig Beachtung fand, und somit für die Betroffenen keine wirkliche Lösung ihrer Probleme bedeutete. 42 5. Ergebnisse Für diese Studie wurden aus über 16.000 Patienten, die sich im Zeitraum vom 01.01.1995 bis zum 31.12.2006 in der endoskopischen Abteilung der chirurgischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg vorgestellt hatten und therapiert wurden, genau 100 Patienten gefunden, die sich eine großlumige PEG-Sonde mit einem Durchmesser von mindestens Ch. 15 zur Ableitung haben setzen lassen. Die Untersuchungen dafür wurden Ende Juni des Jahres 2009 abgeschlossen. Die in der Studie angegebenen Daten und Zeiträume beziehen sich somit entweder auf das Todesdatum der Patienten oder auf den Zeitpunkt des Abschlusses der Studie für diejenigen, die zu dieser Zeit noch am Leben waren. Die Prozentangaben im Folgenden beziehen sich entweder auf das Gesamtpatientenkollektiv der Studie, also auf 100 Patienten, oder anteilig auf eine bestimmte Gruppe, was dann jeweils immer aus dem Text hervor geht. Es handelt sich hierbei um absolute Prozentwerte, Messfehler oder Standardabweichungen sind bei dieser Analyse aufgrund der exakt greifbaren Kriterien nicht vorhanden. Um der Analyse eine übersichtlichere Struktur zu verleihen, und um die Ergebnisse prägnanter formulieren zu können, wurde versucht, eindeutige Kriterien zu finden, die dabei gleichzeitig so weitläufig zu verstehen sind, dass eine größere Anzahl von Patienten darin zu greifen ist. Dadurch musste nicht für jeden Einzelnen alles ausführlich aufgeführt werden, wodurch die Aussagekraft der jeweiligen Punkte gesteigert werden konnte. Alle Ergebnisse wurden mit zwei Nachkommastellen angegeben, gerundet wurde ebenfalls auf zwei Stellen nach dem Komma. 5.1. Ergebnisse in Bezug auf Alter und Geschlecht Von den insgesamt 100 Patienten Grafik 1: Verteilung der Geschlechter in der Studie waren 52 weiblichen 48% Geschlechts, 48 davon waren männlich. Bei insgesamt drei Patienten war die Anlage einer Ableit-PEG nicht möglich, und zwar bei zwei Männern und bei einer Frau. Folglich wurden bei 51 Frauen und 46 Männern PEGSonden zur Dekompression des 52% männlich weiblich 43 Magens gesetzt. Somit wurden bei den Patientinnen mit 52,57 Prozent gegenüber den männlichen Patienten mit 47,42 Prozent, bezogen auf die Gesamtzahl aller therapierten Patienten, zwar leicht mehr, im Ganzen betrachtet jedoch bei beiden Geschlechtern annähernd gleich viele Ableitsonden angelegt. Zum Zeitpunkt des Setzens hatten die Patientinnen und Patienten ein Durchschnittsalter von 63,69 Jahren, wobei die jüngste Altersangabe 36,59 und die älteste 89,78 Jahre betrug. Sämtliche Altersangaben der Patienten in dieser Arbeit wurden in ganzen Jahren und Tagen ausgezählt und auf 365igstel ausgerechnet. Das Durchschnittsalter der Frauen betrug bei der Anlage der Sonde 63,53 Jahre, das der Männer 64,05 Jahre. Von den 100 Patienten, die in den zwölf untersuchten Jahren therapiert wurden, waren zum Zeitpunkt des Abschlusses der Untersuchungen für diese Studie Ende Juni 2009 noch acht Frauen und ein Mann, also insgesamt neun Patienten am Leben. Dies wurde bei der Berechnung der folgenden Werte wann immer es notwendig war berücksichtigt, während die durchschnittlichen Altersangaben beim Setzen der Sonden auf eine Anzahl von 97 Patienten bezogen wurden. Das Durchschnittsalter der mit einer Ableit-PEG therapierten Patienten bei deren Tod betrug 64,39 Jahre, davon bei den Männern 64,16 und bei den Frauen 64,57 Jahre, ebenfalls wieder bezogen auf die Gesamtzahl aller Patienten abzüglich der Anzahl der noch Lebenden und der nicht möglichen Anlagen. Kinder oder Jugendliche unter 18 Jahren wurden während des untersuchten Zeitraums von zwölf Jahren nicht in der chirurgischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen– Nürnberg mit einer Dekompressionssonde therapiert. 5. 2. Ergebnisse bezüglich Voroperationen, Anamnesen und Diagnosestellungen Damit die Ergebnisse besser gedeutet werden können, und ein vollständiges Bild des untersuchten Patientengutes erstellt werden kann, dürfen nicht nur, wie im Folgenden, die während oder nach der Anlage der Ableit-Sonden durchgeführten Therapien betrachtet werden, sondern es müssen auch die bereits vorher bestehenden Erkrankungen und die früheren Eingriffe Beachtung finden. Zur besseren Übersicht werden allerdings die jeweiligen Indikationen zur Anlage der Ableitungssonden davon getrennt, und erst im nachfolgenden Kapitel näher betrachtet. Besonderes Augenmerk erhielten die bei den Patienten während des Klinikaufenthalts gestellten Diagnosen und Voroperationen. Sie sollten betrachtet werden, um eventuelle Zusammenhänge mit den verschiedenen Anlagetechniken, zusätzlichen Therapien oder 44 Komplikationen aufzeigen zu können. Es wurde ebenfalls untersucht, ob die Patienten bereits vor der Anlage der großlumigen Ableitungssonden schon einmal mit einer Sonde therapiert worden waren, und von welcher Art die Sonde war, also etwa eine nasogastrale Sonde, eine Trelumina-Sonde oder eine PEJ. Dadurch erhält man die Möglichkeit, Zusammenhänge bezüglich der Handhabung der Sonden zu erkennen, etwa ob bei den Patienten, die vorher bereits eine Sonde hatten, weniger pflegebedingte Probleme aufgetreten sind. Da hier nicht für jeden einzelnen Patienten die Diagnose separat aufgeführt werden kann, soll eine Tabelle die gestellten Diagnosen veranschaulichen. Auf Grund dessen entspricht auch die Gesamtzahl aller Diagnosestellungen nicht der exakten Anzahl der behandelten Patienten, da wegen der meist verschiedenen Vorerkrankungen zum Teil Diagnosen mit mehr als einer Krankheit gestellt werden mussten. Der Vollständigkeit halber werden im Folgenden ausnahmslos alle Diagnosen, die gestellt worden sind, aufgeführt, egal ob sie für die PEG-Anlage von Relevanz waren oder nicht. Tabelle 1: Diagnosen aufgetreten bei … Patienten Peritonealkarzinose 40 Dünndarmileus 14 Ovarialkarzinom 12 Pankreaskopfkarzinom 10 Subileus 9 Aszites 7 Duodenalstenose 6 Ileus bei Peritonealkarzinose 5 Siegelringzellkarzinom des Magens 5 Colonkarzinom 4 Pankreasschwanzkarzinom 3 Magenantrumkarzinom bei Pe.-Ca. 3 Stenosierendes Magenantrumkarzinom 3 Prostatakarzinom 3 Dünndarmsubileus 2 Fortgeschrittene Peritonealkarzinose mit mechan. Ileus 2 Passagestörung bei Prostatakarzinom 2 45 Ileus bei Pankreaskopfkarzinom 2 Fortgeschrittenes Lokalrezidiv eines Rektumkarzinoms 2 Diagnosen (Fortsetzung) aufgetreten bei … Patienten Fortgeschrittenes Magenkarzinom mit 2 Peritonealkarzinose Magenausgangsstenose bei Ovarialkarzinom 2 Magenausgangsstenose bei Pankreaskopfkarzinom 1 Tumorkachexie 1 Primäres Peritonealkarzinom 1 Hochgradige Mitralklappeninsuffizienz 1 Sigmakarzinom mit Peritonealkarzinose 1 Sigmastenose 1 Magenentleerungsstörung bei Pankreaskopfkarzinom 1 Akutes Abdomen 1 Periampulläres Karzinom mit Peritonealkarzinose 1 Inoperables Pankreaskopfkarzinom 1 Rezidiv eines Adenokarzinoms der Papilla Duodeni 1 Ileus bei Colonkarzinom 1 Magenausgangsstenose bei Blasenkarzinom 1 Ileus bei Prostatakarzinom 1 Sarkom mit Duodenalkompression 1 Magenausgangsstenose bei Klatskin-Tumor 1 Hochgradige Bulbusstenose 1 Obere Gastrointestinale Blutung 1 Magenausgangsstenose bei Cardiakarzinom 1 Pyloruskarzinom 1 Inoperabler Strumatumor des Duodenums 1 Gallengangstumor 1 Darmpassagestörung 1 Malignes Melanom mit Metastasen im 1 Gastointestinaltrakt Ovarialadenom 1 Colonkarzinom mit Peritonealkarzinose 1 46 Betrachtet man die einzelnen Diagnosen, so lässt sich erkennen, dass fast ausschließlich Tumorerkrankungen, die mit Stenosen des Gastrointestinaltraktes einhergehen, bei den Patienten zu finden waren. Außerdem zeigte sich, dass die meisten der untersuchten Patienten bereits seit mehreren Jahren an Krebs erkrankt waren und zudem die Ableitungssonden häufig, gerade bei den schwerkranken Patienten mit infauster Prognose, in palliativer Absicht gesetzt worden waren. Bei der Auflistung der Diagnosen wurde bewusst darauf verzichtet, auf die differenzierten Tumorstadien und – größen einzugehen, da dies einerseits über den Rahmen der Arbeit hinaus gehen würde und andererseits die Kenntnis der genauen Differenzierung die Aussagekraft der einzelnen Kriterien nicht signifikant erhöhen könnte. Bei auffällig vielen Patienten wurde die Diagnose einer Peritonealkarzinose gestellt. Insgesamt 56 der 100 untersuchten Männer und Frauen waren daran erkrankt. Lässt man die drei Patienten, bei denen die Anlage einer Ableit-Sonde nicht möglich war, außen vor, so wurden von 97 Patienten genau 55 mit einer Ableit-PEG versorgt, obwohl sie an Peritonealkarzinose litten, was einem prozentualen Anteil von 56,70 Prozent am Gesamtpatientenkollektiv entspricht. Auch bei Patienten mit Aszites wurden, nach reiflicher Überlegung und sorgfältigem Abwägen der Vor- und Nachteile, Ableitungssonden gesetzt. Bei sieben Patienten und Patientinnen ist dies vorgenommen worden, folglich wurden also sieben von 97 Erkrankten, entsprechend 7,21 Prozent, bei der Diagnose eines Aszites mit einer Ableitungssonde therapiert. Doch nicht nur die in der Klinik gestellten Diagnosen wurden analysiert, sondern auch die bereits vor der Anlage der Ableit-PEG bei früheren Krankenhausaufenthalten durchgeführten Operationen. Dadurch sollte versucht werden, eventuelle Zusammenhänge zwischen Voroperationen und möglichen späteren Komplikationen zu finden. Außerdem vervollständigen auch diese Erkenntnisse das Bild des untersuchten Patientengutes. Wie bereits eingangs erläutert, ist es auch hier sinnvoll, nicht jede individuelle Krankengeschichte einzeln auf zu führen. Vielmehr soll eine Übersicht erstellt werden, welche Voroperationen oder anderen Eingriffe und Maßnahmen bei den Patienten durchgeführt worden sind. In den folgenden Kapiteln wird dann gezielt auf diese Aspekte eingegangen. Die unten stehende Tabelle beinhaltet wieder ausnahmslos alle der bei den 97 therapierten Patienten dieser Studie gefundenen vorherigen Maßnahmen. 47 Tabelle 2: Voroperationen/Bisherige Maßnahmen gefunden bei … Patienten Laparotomie 23 Palliative Chemotherapie 21 Hysterektomie 10 Portanlage 9 Rektumextirpation bei Rektumkarzinom 6 Omentektomie 5 Rektumresektion 5 Whipple’sche OP bei Pankreaskarzinom 4 Prostatektomie 4 Dünndarmresektion bei Dünndarmkarzinom 4 Ovarektomie 3 Cholonteilresektion 3 Pankreaskopfresektion 2 Hemikollektomie 2 Jejunumteilresektion 2 Sigmarektumresektion 2 Apendektomie 2 Descendostoma 2 Cholezystektomie 2 Gastroenterostomie mit Rekonstruktion nach Roux Y 2 Anlage eines Transversostomas 2 Loop Ileostoma 1 Diskontinuitätsresektion nach Hartmann 1 Stent-Implantation Pharynx 1 Adnexektomie 1 Sigmaresektion 1 Illeozaekalresektion 1 Diagnostische Laparotomie 1 Längslaparotomie 1 Zystektomie des Unterleibs 1 48 Strumektomie Voroperationen/Bisherige Maßnahmen (Fortsetzung) 1 gefunden bei … Patienten Entfernung eines Zervixkarzinoms 1 Ballondilatation einer Magenausgangsstenose 1 Partielle Duodenopankreatektomie 1 Gastroenterostomie 1 Sigmadiskontinuitätsresektion 1 Auch die Liste der Voroperationen zeigt, dass die bisherigen Eingriffe vermehrt den Gastrointestinaltrakt oder den Unterbauch betreffen. Daneben sind vor allem tumorbedingte Eingriffe zu finden. Die genaue Analyse eventueller Zusammenhänge mit Komplikationen etc. wird weiter unten aufgeführt, eine besondere Häufung oder eine konkrete Relation einer speziellen Voroperation mit einzelnen Komplikationen oder einer verwendeten Anlagetechnik waren nicht zu finden. Um vergleichen zu können, ob bei Patienten, die bereits in der Vergangenheit schon einmal eine Sonde erhalten hatten, weniger pflegebedingte Schwierigkeiten aufgetreten waren als bei Patienten, die zum ersten Mal bei der Anlage der Ableit-PEG mit einer Sonde therapiert worden sind, wurde untersucht, ob und mit welcher Art von Sonde dies bereits gemacht worden ist. Außerdem kann dadurch eine Aussage getroffen werden, in wie weit es bei „Sondenneulingen“ häufiger zu Problemen gekommen ist, als bei routinierten Sondenpatienten, die schon an die Handhabung und Pflege einer PEGSonde gewöhnt waren. Es wurde gefunden, dass 23 der insgesamt 97 Therapierten bereits vorher schon einmal mit einer Sonde versorgt worden waren. Dies entspricht einem Anteil von 23,71 Prozent am Gesamtpatientenkollektiv. Die folgende Graphik zeigt die prozentuale Verteilung der verschiedenen Sondenarten. Neben PEG-Sonden kamen auch PEJ-, Trelumina- und nasogastrale Sonden zur Anwendung, ebenso ein Grochonykatheter. Mit einem Anteil von 11 Stück an den insgesamt 23 vorher angelegten Sonden, entsprechend 47,82 %, nimmt die PEG auch hier den größten Posten der früher gesetzten Sonden ein. Somit gab es für elf Patienten zwar eine Neuanlage in Form der Ableit-PEG, der Umgang mit dieser Art von Therapie sollte den Patienten jedoch schon bekannt gewesen sein. 49 Grafik 2: Übersicht über die bereits früher angelegten Sondensysteme 80 74 70 Patienten mit vorheriger Sondenanlage Anzahl der Fälle 60 50 40 30 20 11 10 5 2 1 2 2 Grochonykatheter Trelumina-Sonde Nasogastral-Sonde 0 Patienten ohne vorherige Sondenanlage PEG-Sonde PEJ-Sonde Salem-Sonde 5. 3. Ergebnisse bezüglich der Indikationsstellung zur Anlage der AbleitPEG einschließlich nachfolgender Therapien während des Klinikaufenthalts Wie aus dem voran stehenden Kapitel zu ersehen ist, ergab sich bei den Untersuchungen ein erstaunlich breites Spektrum verschiedenster Krankheitsbilder und Gesamtsituationen. Da für jeden Patienten ein individuelles Therapiekonzept während des Klinikaufenthaltes erstellt werden musste, wurde bewusst ein so allgemeiner Gliederungspunkt gewählt, sodass alle Patienten, trotz der unterschiedlichen Anamnesen, in die Analyse aufgenommen werden konnten. Um die Übersichtlichkeit zu wahren, sollten nicht alle 97 Fälle einzeln aufgeführt werden, was den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde und dadurch auch die Aussagekraft der jeweiligen Ergebnisse nicht gesteigert werden könnte. Vielmehr wurden in der folgenden Tabelle sämtliche Indikationen zur Anlage einer Ableit-PEG aufgenommen und dabei gleichzeitig deren Häufigkeit dargestellt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass für einen Patienten meist nicht nur eine einzige Indikation für die Anlage einer Sonde zur gastralen Dekompression gestellt wurde, sondern meist mehrere Indikationen bei den fast immer Schwerkranken in der Summe zur Anlage einer PEG-Sonde geführt haben. 50 Deshalb zeigt die untenstehende Tabelle sämtliche bei den Patienten aufgetretenen Indikationen. Die Gesamtzahl aller dieser Indikationen entspricht aus den eben genannten Gründen somit nicht der Anzahl der untersuchten Patienten. Tabelle 3: Indikationen zur Anlage der Ableit-PEG aufgetreten bei … Patienten Massives, z. T. unstillbares Erbrechen und Übelkeit 77 Peritonealkarzinose 19 Passagestörung bei Pe.-Ca. 16 Magenausgangsstenose 10 Starke Bauchschmerzen ohne Erbrechen 7 Ileussymptomatik 5 Duodenalstenose bei Pe.-Ca. 4 Dünndarmileus 4 Subileus 2 Ausgeprägte Magenentleerungsstörung bei Pe.-Ca. 2 Persistierend liegende 1 Anfangs zur Aufnahme eines intest. Schenkels, dann zur 1 hohe Verluste über die Magensonde Dekompression bei Erbrechen Ableitung bei Retentionsmagen 1 (zur Entlastung) Anastomosenstenose 1 Es ist zu erkennen, dass zwar eine Vielzahl von unterschiedlichen Indikationen zur Anlage einer Ableit-PEG geführt hat, sich jedoch alle diese verschiedenen Gründe grundsätzlich auf die Notwendigkeit zur gastralen Dekompression reduzieren lassen. Bei 56 der insgesamt 100 Patienten wurde die Diagnose einer Peritonealkarzinose gestellt, was einem prozentualen Anteil von 57,73 Prozent der Therapierten entspricht. Die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Patienten an Peritonealkarzinose erkrankt war und 55 davon trotz dieser allgemeinen Kontraindikation mit einer Ableit-PEG versorgt worden waren, stellt einen sehr wichtigen Sachverhalt dar, auf den im weiteren Verlauf der Arbeit eingegangen werden muss! Alle Patienten wurden während eines, wenn auch zum Teil nur kurzen, stationären Krankenhausaufenthalts mit der Ableit- 51 PEG therapiert. Eine ambulante Anlage fand nur in interdisziplinärem Rahmen statt, wenn die Patienten zum Setzen der Sonde in die chirurgische Abteilung überwiesen wurden, während sie stationär in einer anderen Abteilung aufgenommen waren, etwa in der urologischen-, HNO-, Zahn- oder Frauenklinik. Bei fast allen Fällen wurde die Indikation zur Dekompression in der Klinik gestellt, lediglich bei drei Patienten wurde explizit bereits bei der Überweisung durch den behandelnden Hausarzt oder Internisten auf die mögliche Anlage einer Ableit-PEG hingewiesen. Außerdem konnte festgestellt werden, dass in vielen Fällen die Ableit-PEG trotz infauster Prognose auf Grund der meist schweren Grunderkrankung in palliativer Absicht gesetzt worden war, um den Patienten die noch verbliebene Lebenszeit zu erleichtern. Auch die während des Krankenhausaufenthaltes zusätzlich zur Anlage einer Ableit-PEG zur gastralen Dekompression in der Klink durchgeführten Therapien wurden ausführlich untersucht. Da bei diesem Untersuchungskriterium ebenfalls verschiedenste Eingriffe und Therapievarianten aufzufinden waren, soll auch dafür eine Tabelle zur kompakten und übersichtlichen Darstellung der Ergebnisse dienen. Wie bereits bei den Indikationen entspricht auch bei den Therapien die Gesamtzahl aller Therapievarianten nicht der Anzahl der Patienten, da meist mehrere weitere Maßnahmen bei einem Patienten vorgenommen worden sind. Um der Übersichtlichkeit Genüge zu tun, wurde auf die Darstellung jeder einzelnen Krankengeschichte verzichtet, da zur Auswertung lediglich die Gesamtzahl der aufgetretenen Eingriffe ausschlaggebend ist. Es soll dargestellt werden, welche therapeutischen Maßnahmen zusätzlich ergriffen worden waren und wie oft dies notwendig war. Komplikationsbedingte Eingriffe oder Behandlungsschritte bezüglich der Ableit-Sonde sind hier ebenfalls vertreten, der Zusammenhang mit der PEG-Sonde soll jedoch im weiter unten folgenden Kapitel über Komplikationen dargestellt werden. Tabelle 4: Zusätzlich durchgeführte Therapien durchgeführt bei … Patienten Anlage eines Port-Katheters 33 Explorative Laparotomie 21 PEJ-Anlage 11 Zusätzliche Schmerztherapie 9 Chemotherapie 8 Implantation eines Hickmann-Katheters 3 52 Konservativ (z.B.: Schmerz-, oder Abführmittel) 2 Laparoskopische Gastroenterostomie 2 Gastroenterostomie nach Roux Y 1 Jejunostoma 1 Zusätzlich durchgeführte Therapien (Fortsetzung) durchgeführt bei … Patienten Pankreaslinksresektion 1 Stent-Einlage 1 Sigmaresektion 1 Cholostoma 1 Portkatheterwechsel 1 Ex- und Neuimplantation eines Portkatheters 1 Resektion eines Rektumadenoms 1 Cholezystektomie 1 Beseitigung einer Tumorstenose mittels 1 Arganoplasmakoagulation Adhäsiologie 1 Dünndarmsegmentresektion 1 Hemikolektomie 1 Thoraxdrainage 1 Jejunumteilresektion 1 Mitralklappenrekonstruktion 1 Betrachtet man die Anzahl von 97 therapierten Patienten, so erstaunt die im Verhältnis relativ geringe Zahl zusätzlicher Maßnahmen. Dies lässt sich allerdings durch die in Kapitel 4.2. gewonnenen Erkenntnisse erklären, da ein hoher Anteil der Patienten bei Vorstellung in der Klink bereits so schwer erkrankt war, dass die Ableit-PEG häufig in palliativer Absicht angelegt wurde, um noch ein gewisses Maß an Lebensqualität zu erwirken. Die meisten anderen Eingriffe waren tumorbedingt, oder zusätzlich notwendig, um Stenosen zu beseitigen oder zu verbessern. Die hier aufgeführten Therapiemaßnahmen beziehen sich auf den Zeitraum des Krankenhausaufenthalts während der Anlage der PEG-Sonde zur gastralen Dekompression bis einschließlich zur Entlassung. Ambulante oder stationär durchgeführte Eingriffe an Patienten, die sich danach komplikationsbedingt wegen der 53 Ableit-Sonde wieder in der Klinik vorstellen mussten, werden nicht in diesem Kapitel aufgeführt, sondern sind im weiter unten folgenden Absatz ausführlich dargestellt. 5. 4. Ergebnisse bezüglich Handhabung, Größe und Anlagetechniken der Ableitungs-PEG Dieses Kapitel handelt in erster Linie von den technischen Maßnahmen und Parametern der PEG-Anlage. Da hierfür verschiedene Techniken und Methoden zur Verfügung stehen, wurden diese ebenfalls untersucht. Es zeigte sich, dass bei 88 der insgesamt 97 Patienten die so genannte Standardtechnik, also der Fadendurchzug mit Diaphanoskopie, für die Anlage gewählt worden war. Somit wurden 90,72 Prozent aller Ableitungssonden in der Standardtechnik gesetzt. Bei drei von diesen Patienten wurden während der Anlage CT-Befunde, die wenige Tage zuvor zu diagnostischen Zwecken angefertigt worden waren, zu Rate gezogen, um die diaphanoskopisch festgelegte Punktionsstelle nochmals durch die CT-Aufnahmen abzusichern. Genau fünf Sonden wurden CT- gesteuert angelegt, was einem Anteil von 5,15 Prozent entspricht. Bei jedem dieser Patienten war die Anlage aufgrund mangelnder Diaphanoskopie nur radiologisch gesteuert möglich, da der vorherrschende Tumor eine ausreichende Diaphanoskopie nicht zu ließ. Die folgende Tabelle zeigt die notwendigen Informationen und Daten dieser fünf Patienten an. Tabelle 5: Alter Geschlecht Erkrankung Kompl. bei/nach Anlage 45 weibl. Magenkarzinom und Pe- Ca. nein 51 männl. Rektumkarzinom und Pe.- Ca. nein 45 männl. Maligner Aszites und Pe.- Ca. nein 59 männl. Magenkarzinom, Aszites, Pe.- Ca. nein 58 männl. Karzinom der Leber und Pe.-Ca. nein Nachdem bei diesen Patienten die Punktionsstelle CT-unterstützt gefunden worden war, erfolgte die Anlage Fadendurchzugstechnik. der Ableitungssonde dann wie gewohnt mittels 54 Bei zwei weiteren Fällen hatte man sich entschlossen, das Setzen der Ableit-PEG intraoperativ mit der Anlage des Portkatheters zu verbinden. Auch hier wurde die diaphanoskopische Variante mit der Fadendurchzugstechnik gewählt, mit dem Unterschied, dass die Patienten statt mit der sonst üblichen Sedierung mit Midazolam (Dormicum) in ITN behandelt wurden. Es handelte sich bei den beiden Personen um zwei 35 und 66 Jahre alte Damen, von denen die jüngere an schwergradigem Dünndarmileus mit radiogenen Verwachsungen nach gyn. Totaloperation bei Cervixkarzinom litt, während die ältere Patientin auf Grund einer Passagestörung bei Ovarialkarzinom mit Peritonealkarzinose therapiert werden musste. Bei beiden Patientinnen wurde die Entscheidung zur Anlage in Vollnarkose aus rein praktischen Gründen getroffen, um ihnen bei insgesamt geschwächtem Allgemeinzustand den zusätzlichen Eingriff der Anlage zu ersparen. Auch bei der intraoperativen Anlage traten keine Komplikationen auf. Der Anteil an intraoperativ gelegten Sonden beziffert sich somit bei den untersuchten Personen auf 2,06 Prozent. Des Weiteren wurde bei einer Patientin, die nach palliativer Hemikolektomie rechts und Omentektomie an einem metastasierenden Coecumkarzinom mit Peritonealkarzinose erkrankt war, die Ableitungs-PEG im Direktpunktionsverfahren gesetzt. Dies war die einzige Direktpunktion in den untersuchten zwölf Jahren, es ergibt sich für diese Anlagetechnik somit ein prozentualer Anteil von 1,03 %. Diese Technik wurde ausgewählt, weil sich bei der Patientin massive Stenosen im Antrumbereich des Magens gezeigt hatten, die endoskopisch nicht zugänglich waren. Die komplikationslose Anlage fand ebenfalls in Sedierung mit Midazolam statt. Einem 61-jährigen Mann, der an metastasierendem Appendixkarzinom mit Peritonealkarzinose litt, wurde seine bereits bestehende Ch. 18 Ernährungs- PEG kurzerhand in eine Ableit-PEG umgewandelt, um dem Patienten den erneuten Eingriff zu ersparen. Auch diese Umstellung verlief ohne Probleme. Folglich wurde also bei einem Patienten, entsprechend 1,03 Prozent am Gesamtpatientenkollektiv von 97 Patienten, die bestehende Sonde zur Ableitungssonde umgewandelt. Zusammenfassend kann erkannt werden, dass die Fadendurchzugstechnik mit Diaphanoskopie mit einem Anteil von 90,72 % die mit Abstand am häufigsten angewandte Anlagevariante darstellt. Bei allen Patienten wurden die Andruckplatten, wie üblich, nach einem bis drei Tagen nach der Anlage das erste Mal gelockert. Bei insgesamt drei Patienten stellte sich die Anlage einer Ableitungs-PEG als unmöglich heraus. Der erste Patient war ein 56-jähriger Mann, der an einem undifferenzierten Karzinom im Bauchraum mit diffuser Peritonealkarzinose bei 55 unklarem Primus erkrankt war. Nach explorativer Laparotomie konnte eine Perforation des Sigmas und der Gallenblase nicht ausgeschlossen werden, außerdem zeigte sich massiver Aszites. Da eine Punktionsstelle weder radiologisch noch diaphanoskopisch eindeutig festgelegt werden konnte, und der Patient noch zusätzlich eine Lungenembolie bei tief sitzender Beinvenenthrombose bekam, wurde der Versuch der Anlage abgebrochen. Der zweite Fall der Nichtanlage trat bei einem 80 Jahre alten Mann auf, der nach einem Papillen- und Gallengangstumor mittels Adhäsiolyse, Whipple’scher OP, Hepaticojejunostomie und Ethinblockade des Restpankreas therapiert worden war. Die Anlage konnte nicht durchgeführt werden, da der Magen des Patienten thorakal lag, und weder palpatorisch noch diaphanoskopisch eine Punktionsstelle eindeutig zu lokalisieren war. Mann entschloss sich wenige Tage später zu einer intraoperativen Anlage einer PEJ, die dort dann erfolgreich gesetzte werden konnte. Die dritte Patientin, bei der die Anlage nicht möglich war, litt im Alter von 76 Jahren an einem metastasierenden Melanom. Aufgrund einer Wandstarre des gesamten Magens war auch hier keine Diaphanoskopie möglich, weshalb die Anlage der Ableitungssonde unterbleiben musste. Da bei genau drei von 100 Patienten die Anlage nicht durchgeführt werden konnte, ergibt sich dafür ein Prozentwert von exakt drei Prozent. Es war außerdem zu erkennen, dass von diesen Patienten einer an Peritonealkarzinose erkrankt war, die anderen beiden nicht. In Zeiten mit finanziellen Engpässen in der Weltwirtschaft ist gerade auch im Gesundheitswesen ökonomisches und überlegtes Handeln Grundvoraussetzung für die Funktionalität und den Erhalt des bestehenden Systems. Im Hinblick auf die bei einem Eingriff entstehenden Kosten wurde analysiert, wie lange die Patienten jeweils ambulant und vor allem stationär in der Klinik betreut werden mussten. Es zeigte sich, dass alle Ableitsonden während eines stationären Aufenthaltes angelegt worden waren. Der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt dauerte 17,5 Tage, mit einer Spanne von wenigstens einem, bis zu 105 Tagen. Da fast immer noch weitere Therapien parallel zu der Anlage der Ableitungssonden vorgenommen worden waren, lässt sich die tatsächlich nur für die Ableit-PEG benötigte Zeit im Nachhinein jedoch nicht mehr eindeutig nachvollziehen. Die jeweils verwendeten Sondengrößen wurden ebenfalls analysiert, um eventuell damit in Zusammenhang stehende Komplikationen oder Auswirkungen erkennen zu können. Die unten stehende Tabelle gibt Aufschluss über die bei den 97 Patienten angelegten PEG-Sonden. 56 Tabelle 6: Sondengrößen in Anzahl dieser Anteil in Prozent Ch. Sondengröße 14 2 2,06 15 2 2,06 18 60 61,85 19 1 1,03 20 1 1,03 28 31 31.95 In den folgenden Kapiteln wird jeweils dort, wo es notwendig ist, auf den verwendetem Sondendurchmesser eingegangen. Es zeigte sich, dass Sonden mit einem Durchmesser von 18 Charríere mit Abstand am meisten eingesetzt wurden. Da lediglich bei neun Patientinnen und Patienten die genaue Lokalisation der Punktionsstelle im Magen dokumentiert wurde, während bei den anderen keine Angaben darüber zu finden waren, können keine konkreten Aussagen über die exakte Position der Punktionsstelle am Magen getroffen werden, da hierzu nicht genügend Daten vorzufinden waren. 5. 5. Ergebnisse in Bezug auf Komplikationen im Zeitraum während und nach der PEG-Anlage Da bei einem medizinischen Eingriff theoretisch immer Probleme auftreten können, und sich die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Effizienz einer Operation durch die dabei oder danach möglicherweise auftretenden Komplikationen definieren, wurde den während und nach der Anlage einer Ableit-PEG aufgetretenen Problemen der in dieser Arbeit untersuchten Patienten ein eigenes Kapitel gewidmet. 57 Auch hier werden wieder ausnahmslos alle Daten der therapierten Patienten aufgeführt, die prozentualen Angaben beziehen sich somit wieder auf eine Gesamtzahl von insgesamt 97. Dieses Kapitel ist zweigeteilt aufgebaut und stellt zuerst die während des Krankenhausaufenthaltes zur Anlage der Ableit-PEG aufgetretenen Komplikationen dar, anschließend sollen die Komplikationen aufgeführt werden, wegen welchen sich die Patienten nach ihrer Entlassung wieder in der Klinik vorstellen mussten. Besonderes Augenmerk wurde bei diesem zweiten Teil darauf gelegt, ob die Patienten ambulant behandelt werden konnten, oder stationär aufgenommen werden mussten. Wie bereits weiter oben dargestellt, lassen sich die Komplikationen bei und nach einer PEG-Anlage, egal ob zur Nutrition oder Dekompression, in technische und/oder klinische Probleme einteilen. Bei den insgesamt 97 gesetzten Ableit-Sonden kam es während der Anlage lediglich bei einer Patientin zu einer technischen Komplikation, was einem Prozentwert von 1,03 % entspricht. Bei diesem Fall handelte es sich um eine 55-jährige an metastasiertem Ovarialkarzinom mit Peritonealkarzinose leidende Patientin, bei der die Andruckplatte während der gastroskopischen Anlage aufgrund der durch die Peritonealkarzinose massiv veränderten Magenwand in die freie Bauchhöhle gerutscht war. Eine sofort durchgeführte explorative Laparotomie, in welcher die Andruckplatte entfernt wurde, ermöglichte anschließend die erneute gastroskopische Anlage in Standardtechnik, die dann komplikationslos verlief. Auch im weiteren Verlauf traten bei dieser Patientin keine Komplikationen mehr auf, auch die Wunden heilten per primam. Ein Auftreten klinischer Komplikationen während der Anlage war nicht zu finden. Da bei 96 der insgesamt 97 behandelten Patienten keine Probleme während der Anlage auftraten, ergibt sich somit eine komplikationsfreie Anlage für 98,97 % der Fälle. Grafik 3: Übersicht der Komplikationen bei Anlage der Ableit-Sonden Anlage ohne Komplikationen 1,03% Fälle mit technischen Problemen 98,97% 58 Während des Krankenhausaufenthaltes zur Anlage der Ableit-PEG traten post OP bei zwei Patienten leichte klinische Komplikationen auf. Dies war zum Einen leichtes Fieber, das zwei Tage nach dem Eingriff bei einem 64-jährigen an Peritonealkarzinose und mechanischem Ileus leidenden Mann für 1,5 Tage auftrat. Dieser hatte sich eine Sonde mit einem Durchmesser von 18 Charríere setzen lassen. Da die Körpertemperatur 38,5 °Celsius nicht überschritt und rasch wieder abklang, wurde auf eine Antibiose verzichtet. Im weiteren Verlauf traten bei diesem Patienten dann keine Probleme mehr auf. Zum Anderen kam es bei einer 66-jährigen an einem Ovarialkarzinom mit Peritonealkarzinose und Aszites erkrankten Patientin am dritten post operativen Tag zu leichtem Nässen an der Einstichstelle. Hier war eine Ableit-PEG mit einem Sondendurchmesser von Ch. 28 gesetzt worden. Nach Desinfektion der Wunde und einem Verbandswechsel besserte sich das Nässen rasch und trat nach zwei weiteren Tagen nicht mehr auf. Der nachfolgende Krankenhausaufenthalt gestaltete sich bei der Patientin ohne Probleme. Insgesamt traten somit bei lediglich 2 Patienten, also bei 2,06 Prozent aller Fälle leichte klinische Komplikationen nach der Anlage einer PEG-Sonde zur gastralen Dekompression auf, die mit konservativen Mitteln sehr gut behandelt werden konnten. Technische oder schwerwiegende klinische Komplikationen, welche die Notwendigkeit zur Entfernung der Ableit-PEG dargestellt hätten, konnten bei keinem Patienten während des Aufenthalts in der Klinik gefunden werden. Grafik 4: Übersicht der Komplikationen nach Anlage der PEG-Sonden 2,06% Komplikationsfrei nach Anlage Fälle mit klinischen Problemen 97,94% Auch der Zeitraum nach dem Setzen der Ableit-Sonden wurde ausführlich untersucht. Dazu wurden sämtliche stationäre wie auch ambulante Akten aller behandelten Patienten bis zu deren Tod oder dem Abschluss der Recherche für diese Studie gesichtet 59 und analysiert, um zu erkennen, ob, wann und aus welchen Gründen sich die Patienten nach der Anlage wieder in der Klinik vorgestellt hatten. Außerdem zeigen Probleme, die im Zeitraum nach der Anlage aufgetreten sind, wie sich die Komplikationsrate bei Sonden zur gastralen Dekompression während der Anwendung darstellt. Dabei wurden allerdings nur Zusammenhänge oder Komplikationen bezüglich der PEG-Sonden berücksichtigt, alles andere, bei dem der Bezug zu den Ableit-Sonden eindeutig gefehlt hatte, wurde außen vor gelassen. Es konnte festgestellt werden, dass es bei den 97 gesetzten Ableit-Sonden genau bei drei Patienten zu von der Ableit-PEG ausgehenden Komplikationen kam, wegen welcher sich diese wieder in der Klinik im Zeitraum nach ihrer Entlassung vorstellen mussten. Dies entspricht einem Anteil von 3,09 % aller therapierten Patienten. Somit lässt sich der Anteil an Patienten, bei denen eine Komplikation mit der Ableit-PEG nach dem Zeitraum des Klinikaufenthaltes zur Anlage der Sonde aufgetreten ist, mit 3,09 Prozent beziffern. Der erste Fall war ein 36-jähriger Mann, bei dem aufgrund eines fortgeschrittenen, filialisierten, nicht operablen Siegelringzellkarzinoms des Magens eine Ch. 28 Ableit-PEG komplikationslos angelegt worden war. Da vom Pflegepersonal nicht ausreichend gespült worden war, stellte sich der Patient nach sieben Tagen mit verstopfter Ableit-PEG wieder in der Klinik vor, wo ihm ambulant durch problemloses Anspülen der PEG geholfen werden konnte. Nachdem sich reichlich Magensekret entleert hatte und der Patient erneut in die Handhabung und Pflege seiner Sonde eingewiesen worden war, traten bis zu seinem Tod keine weiteren Komplikationen mehr auf. Bei der nächsten Patientin, die sich im Alter von 64 Jahren eine Ch. 28 Ableit-Sonde wegen Dick- und Dünndarmileus bei metastasierendem Ovarialkarzinom und Peritonealkarzinose hatte setzen lassen, trat, bei ebenfalls komplikationsloser Anlage, nach einem Zeitraum von 48 Tagen überschießendes Granulationsgewebe an der PEGEinstichstelle auf. Dieses wurde ambulant abgetragen und mit einem Hydrokolloidverband versorgt. Nach weiteren fünf Tagen musste die Patientin allerdings erneut die Klinik aufsuchen, da nun massive Absonderungen neben der Sonde zu finden waren. Während eines viertägigen stationären Krankenhausaufenthalts wurde diagnostiziert, dass die Sonde aufgrund mangelnder Spülung durch das häusliche Pflegepersonal verstopft war. Nach gründlicher Spülung und Abdichtung der Sondeneinstichstelle mit Alginat förderte die Sonde einwandfrei, und die Patientin lebte bis zu ihrem Tod ohne ein Auftreten weiterer Probleme. Die letzte Patientin, bei der es zu Komplikationen kam, war eine 40-jährige Frau, die an Ovarialkarzinom und 60 Peritonealkarzinose litt. Bei problemloser Anlage einer Ch. 18 Ableitungssonde lockerte und dislozierte sich diese nach 198 Tagen, was nach Vermutung der behandelnden Ärzte durch den Tumor verursacht worden war. Eine ambulant durchgeführte, offene Explantation der Sonde war daraufhin unumgänglich, außerdem ließen die massiv durch die Peritonealkarzinose veränderte Magenwand und der schlechte Allgemeinzustand die Anlage einer weiteren Ableit-PEG nicht zu. Die Patientin lebte anschließend trotzdem noch ein halbes Jahr ohne die Magensonde weiter. Alle drei Patienten waren vor der Anlage der gerade beschriebenen PEG-Sonden nicht mit anderen Sonden therapiert worden. Die bei insgesamt drei Patientinnen und Patienten aufgetretenen Komplikationen stellten lediglich in einem Fall ein so schwerwiegendes technisches Problem dar, dass die Sonde komplett entfernt werden musste. Die anderen Komplikationen sind in zwei Fällen leichten technischen Problemen zuzuordnen (verlegte oder verstopfte AbleitSonde), der andere Fall bei der gleichen Patientin zählt zu den leichten klinischen Komplikationen (überschießendes Granulationsgewebe). Grafik 5: Übersicht der insgesamt aufgetretenen Komplikationen 3,09% Anlage ohne Komplikationen insgesamte Fälle mit Komplikationen 96,91% Bei einem weiteren Fall zog sich eine an Alzheimer erkrankte und an einem Magenantrumkarzinom leidende 80-jährige Frau ihre PEG komplett selbst heraus. Die verwirrte Patientin musste anschließend für zwei Tage stationär in der Klinik aufgenommen werden, wo eine neue Ableit-PEG angelegt wurde. Zwar stellt dieser Vorfall keine eigentliche, durch die Sonde an sich begründete Komplikation dar, aus Gründen der Vollständigkeit sollte dieser jedoch kurz erwähnt werden. Ein ähnliches Malheur fand bei einem an Koprostase, Dünndarmileus und Alzheimer erkrankten 84jährigen Mann statt, der sich ebenfalls 42 Tage nach der Anlage der Ch. 18 AbleitSonde den jejunalen Schenkel selbst herausgezogen hatte. Da seine Tochter diesen 61 sofort wieder hinein schob, und der Patient keine Schmerzen oder weitere Beschwerden hatte, wurde nach ambulanter Diagnostik beschlossen, den Mann bei gut liegenden und einwandfreien PEG- und PEJ- Sonden ohne Gastroskopie wieder zu entlassen. Auch die Komplikationen der Patienten, die eine PEG in Kombination mit einer PEJ erhielten, wurden ausführlich untersucht. Diese sind jedoch keine durch die Ableit-PEG verursachten Komplikationen, sondern haben ihre Ursache im jejunalen Schenkel. Da die nun im Folgenden erläuterten Probleme nur aufgrund des liegenden jejunalen Schenkel aufgetreten waren, sind sie somit nicht den Komplikationen bei einer AbleitPEG zuzuordnen, denn bei einem Patienten ohne PEJ hätten diese Probleme gar nicht auftreten können. Es waren bei zwei der insgesamt 17 Patienten, die zusätzlich zur Ableit-PEG noch einen jejunalen Schenkel bekommen hatten, Probleme nach dem Setzen der Sonden zu finden. Bei der ersten Patientin, die sich im Alter von 70 Jahren eine Ch. 18 Ableit-PEG zusammen mit einem jejunalen Schenkel hatte setzten lassen, kam es bei komplikationsloser Anlage nach 164 Tagen zur Dislokation des jejunalen Schenkels. Die an einem Magenantrumkarzinom mit Peritonealkarzinose leidende Patientin wurde deshalb für fünf Tage stationär aufgenommen. Der dislozierte jejunale Schenkel wurde dann mittels Gastroskopie entfernt und dabei ein neuer gesetzt. Der Eingriff verlief komplikationslos und bei der Patientin traten bis zu ihrem Tod keine weiteren Probleme auf. Die zweite Komplikation trat bei einem 61-jährigen Mann auf, bei dem komplikationslos eine Ch. 18 Ableit-PEG aufgrund einer Magenausgangsstenose bei inoperablem Cardiakarzinom mit Leberfiliae und Peritonealkarzinose angelegt worden war. Bei diesem Patienten war der jejunale Schenkel bei reizlos liegender PEG verstopft, was ambulant durch einen Sondenwechsel behoben werden konnte. Bis zu seinem Tod traten im weiteren Verlauf keine Probleme mehr auf. Da auch dieser Vorfall nicht durch die PEG-Sonde an sich begründet war, kann er ebenfalls nicht zu den durch die Ableit-PEG verursachten Komplikationen gezählt werden. Nachdem jedoch die Sonde komplett neu angelegt werden musste, sollte dieser Fall der Vollständigkeit halber hier ebenfalls Erwähnung finden. Von den insgesamt 17 Patienten, die zusätzlich zur Ableit-PEG noch mit einem jejunalen Schenkel versorgt worden sind, traten lediglich bei zwei Patienten Komplikationen auf, die beide zu den technischen Komplikationen zu zählen sind, und mit relativ einfachen Mitteln wieder zu beheben waren. Dies entspricht einer 62 Komplikationsrate von 11,76 Prozent bezogen auf die Gesamtzahl von 17 mit einem jejunalen Schenkel therapierten Patienten. Ebenfalls Erwähnung finden sollte, dass bei einem Patienten, der im Alter von 60 Jahren an einem stenosierenden Adenokarzinom des Duodenums litt, neben der erfolgreichen Anlage einer Ch. 18 Ableitungssonde kein jejunaler Schenkel gesetzt werden konnte, da die massive Stenose nicht zu überwinden war. Stattdessen wurde dem Patienten zwei Wochen nach der PEG-Anlage eine Trelumina-Sonde in die erste Jejunalschlinge gelegt, was ebenfalls komplikationslos verlief. Bei der Analyse der Krankenakten für diese Arbeit wurde festgestellt, dass auch bei Patienten mit Aszites Sonden zur Dekompression gelegt worden waren. Dies war bei genau sieben Patienten der Fall. Da in der Literatur eher zu einer sehr überlegten Therapie oder sogar ganz von der Anlage bei Aszites abgeraten wird [Quellen 61, 62 und 110], sollen auch die bei diesen Patienten aufgetretenen Komplikationen untersucht werden. Es konnte gefunden werden, dass bei lediglich einer Patientin nach der Anlage Probleme aufgetreten sind. Dies entspricht einem Prozentsatz von 14,28 % und bedeutet, dass nur bei einem Siebtel aller mit Aszites therapierten Patienten Komplikationen aufgetreten sind. Die Komplikation trat bei der bereits weiter oben beschriebenen 66-jährigen Patientin auf, die an einer Passagestörung als Folge einer Peritonealkarzinose nach Ovarialkarzinom litt. Es kam hierbei drei Tage nach der Anlage zu leichtem Nässen der Einstichstelle, welches sich durch Desinfektion der Wunde und nach einigen Verbandswechseln rasch besserte. Der weitere Krankenhausaufenthalt gestaltete sich, wie bereits aufgeführt, problemlos. Dieser einzige Fall ist zu den leichten klinischen Komplikationen zu zählen, und konnte mit einfachen Mitteln behoben werden. Ob das Nässen direkt auf den bereits vorhandenen Aszites zurückzuführen war, oder lediglich eine mögliche Komplikation nach der Anlage einer Ableitungssonde darstellte, ließ sich allerdings nicht eindeutig aus den vorliegenden Akten ermitteln. 63 Grafik 6: Übersicht der Komplikationen bei Patienten mit Aszites 14,29% Anlage ohne Komplikationen Anlage mit Komplikationen 85,71% Wie bereits in Kapitel 4.2. zu erkennen war, gab es bei den untersuchten Patienten einige, die auch schon vor der Anlage der Ableit-PEG mit verschiedenen Sondensystemen therapiert worden waren. Es konnte festgestellt werden, dass alle Patienten, bei denen Komplikationen irgendwelcher Art aufgetreten sind, vor der Anlage ihrer Ableitungssonde keine andere Sonde getragen haben. Daraus lässt sich jedoch nicht zwingend ableiten, dass bei ehemaligen Sondenträgern die Pflege bereits besser beherrscht worden ist, da lediglich eine direkt mit der Sondenpflege in Zusammenhang stehende Komplikation in Form einer verstopften Ableit-PEG aufgetreten ist, und aus diesem Sachverhalt keine generelle Tendenz erkannt werden kann. Vergleicht man abschließend die aufgetretenen Komplikationen der Patienten unter dem Gesichtspunkt, ob diese zusätzlich an Peritonealkarzinose erkrankt waren oder nicht, so erkennt man, dass während der Anlage nur bei einer Patientin mit Peritonealkarzinose Komplikationen aufgetreten sind (Abgleiten der Andruckplatte in die freie Bauchhöhle). Somit gab es bei den 56 an Peritonealkarzinose leidenden Patienten bei der Anlage der Ableit-PEG nur in einem Fall Probleme. Dies entspricht einem prozentualen Anteil von 1,78 Prozent. Im Zeitraum nach der Anlage der Ableit-PEG kam es bei einem Patienten, der nicht an Peritonealkarzinose litt, zu einer leichten klinischen Komplikation und zwar einer verstopften PEG-Sonde, bei den Patienten mit Peritonealkarzinose wurden zwei Fälle beschrieben. Es handelte sich hierbei einerseits um die Lockerung und anschließende Dislokation einer Sonde, die daraufhin entfernt werden musste, und andererseits um überschießendes Granulationsgewebe. 64 Grafik 7: Übersicht der Komplikationen während der Anlage bei Patienten mit Peritonealkarzinose. 1,79% Anlage ohne Komplikationen Anlage mit Komplikationen 98,21% 5. 6. Ergebnisse bezüglich der Auswirkungen auf die Lebensqualität und den Zeitraum nach dem Setzen der Ableit-PEG Ein medizinischer Eingriff oder eine Therapie haben zum Ziel, den ursprünglichen „Normalzustand“, also die nicht kranke körperliche und/oder geistige Verfassung wieder herzustellen. Gerade bei schwer- und schwerstkranken Patienten ist die vollständige Genesung jedoch oftmals nicht möglich. Trotzdem kann eine Maßnahme dem Patienten, zumindest teilweise, wieder ein Stück der gewohnten Lebensqualität zurückbringen. Auch Eingriffe und Therapien mit palliativer Indikation können die Lebensqualität eines Patienten wieder herstellen bzw. erhöhen. Dieses letzte Kapitel soll vor allem aufzeigen, wie sich das Leben allgemein und insbesondere die Lebensqualität der fast immer schwerkranken Patienten nach der Anlage der Ableitungssonden verändert oder verbessert hat. Bei der Analyse der gewonnenen Patientendaten wurde auch untersucht, wie oft sich die Patienten am Tag erbrachen. Da bei allen therapierten Patienten mit der Indikation zur Anlage einer Ableitungssonde aufgrund der verschiedenen Stenosen die Symptome Erbrechen und Übelkeit aufgetreten waren, konnte festgestellt werden, dass diese durchschnittlich zwei bis drei mal täglich brechen mussten. Die Spanne reichte dabei von mindestens einmal bis zu zwölf mal erbrechen pro Tag. Gerade die tägliche 65 Übelkeit und das Erbrechen stellen für die Patienten eine äußerst unangenehme Situation dar, die auch aus medizinischer Sicht wegen der zum Teil beträchtlichen Elektrolytverluste und anderen ungünstigen Komplikationen wie Ösophagusruptur, Aspiration oder metabolischer Azidose ernst genommen werden muss. [Quelle 3] Vergleicht man diese Daten mit der Situation nach der Anlage der Ableit-PEG, so stellt man fest, dass 76 Patientinnen und Patienten nach dem Setzen der Sonde gar nicht mehr brechen mussten. Dies entspricht 78,35 Prozent aller 97 therapierten Patienten. Zwanzig Patienten, also 20,61 Prozent, erbrachen sich selten bis maximal einmal am Tag. Lediglich ein Patient, mit entsprechend 1,03 Prozent anteilig am gesamten untersuchten Patientengut, erbrach sich auch nach der Anlage der Sonde noch mehrmals täglich, jedoch deutlich weniger als vorher und mit stark reduzierter Übelkeit. Grafik 8: Erbrechen pro Tag nach Anlage der Sonde 80 Anzahl der Patienten 70 60 50 40 76 30 20 20 10 1 0 0 ≤1 >1 Erbrechen pro Tag nach Anlage Das täglich abgeleitete Flüssigkeitsvolumen betrug durchschnittlich 1220 ml, und reichte von minimal 50 bis maximal 4000 ml. Diese Daten konnten aus den vom Pflegepersonal während des Krankenhausaufenthaltes geführten Kurven gewonnen werden. Im Zuge dessen konnte ebenfalls gefunden werden, dass 91 Patienten (entsprechend 93,81 %) die Sonde auf Dauerableitung gestellt hatten, und sechs Patienten (entsprechend 6,18%) mit der Sonde nur bei Bedarf ableiteten. Die letzten beiden Prozentangaben beziehen sich erneut auf die Gesamtzahl von 97 Patienten. Es zeigte sich, dass 82 der therapierten Patienten nach der Anlage der Dekompressionssonde sogar wieder in der Lage waren, leichte Kost, wie etwa Brei oder Kompott, und Flüssigkeiten, wie zum Beispiel Suppe und Tee, zu sich zu nehmen. Dieser Sachverhalt erklärt die zum Teil sehr hohen abgeleiteten Flüssigkeitsvolumina. Somit konnten also von den 97 Behandelten genau 84,53 Prozent, zumindest teilweise, wieder Nahrung auf oralem Wege zu sich nehmen. 66 Unter diesem Aspekt wurde ebenfalls untersucht, wie die Patienten nach der Anlage der Ableitsonden ernährt wurden. Dabei zeigte sich, dass 15 Patienten ausschließlich über ihren liegenden Portkatheter parenteral ernährt werden mussten. 65 Patienten wurden parenteral über ihren Port ernährt, konnten jedoch noch kleine Mengen Flüssigkeit und leichte Kost zusätzlich oral aufnehmen. Bei acht Patienten erfolgte die Nutrition vornehmlich über den liegenden Portkatheter, der gastrale Schenkel der PEG stand auf Ableitung, und über den jejunalen Schenkel wurde zusammen mit leichter oraler Nahrungsaufnahme noch zusätzlich enteral ernährt. Neun Patienten ernährten sich, da bei ihnen kein Portkatheter angelegt worden war, vollständig enteral über die PEJ und leicht auf oralem Wege, während der gastrale Schenkel der PEG auch hier zur Dekompression diente. Die Zahl der Patienten, die zusätzlich zur Anlage der Ableit-PEG noch eine PEJ zur enteralen Ernährung erhielten, beziffert sich auf insgesamt 17 und hat somit einen Anteil von 17,52 Prozent am untersuchten Patientenkollektiv. Um den Nutzen einer Therapie feststellen zu können, genügt es nicht, nur die aufgetretenen Komplikationen zu beleuchten und die anfallenden Kosten sowie den dafür notwendigen Krankenhausaufenthalt zu eruieren, sondern es muss auch die Nachhaltigkeit einer Maßnahme untersucht werden. Zu diesem Zwecke wurden die Liegezeiträume der PEG-Sonden analysiert. Die jeweilige Liegedauer wurde hierbei als beendet angesehen, wenn entweder die Sonde entfernt worden war, oder der Patient mit noch liegender und einwandfrei funktionstüchtiger Dekompressionssonde verstarb. Da bei Abschluss der Recherchen für diese Arbeit noch genau acht Patientinnen und ein Patient am Leben waren, und die Anlage bei zwei Männern und einer Frau nicht durchgeführt werden konnte, beziehen sich die nun folgenden Zahlen auf lediglich 88 Patientinnen und Patienten. Gezählt wurde in ganzen Tagen ab der Anlage der Sonde, einschließlich des Anlagetages. Der Tag des Exitus wurde stets als ein ganzer Tag gewertet und in die Dauer mit einbezogen. Die Kommazahlen der Ergebnisse kommen aufgrund der Division der Summen der Liegezeiten mit der Anzahl der jeweiligen Patienten zustande. Die allgemeine durchschnittliche Liegedauer aller gesetzten Ableitungssonden betrug bis zum Tod der Patienten 101,10 Tage. Da nur bei zwei der heute noch lebenden Patientinnen nach Implantation eines Metallstents und Tumorentfernung die Sonden vor dem Tod entfernt worden waren, und diese, aufgrund der Tatsache, dass die Entfernungen erst nach dem Abschluss der Recherchen für diese Arbeit durchgeführt 67 worden waren, nicht mehr in die Analyse der Liegedauern aufgenommen werden konnten, beendete der Todestag der Patienten die Liegedauer der Sonden der restlichen 88 Therapierten. Die Spanne reichte dabei von mindestens einem bis zu maximal 658 Tagen. Bei Patienten mit Peritonealkarzinose betrug die Liegedauer zwischen einem und 452 Tagen, durchschnittlich 92,43 Tage. Die Patienten, die an anderen Krankheiten ohne Peritonealkarzinose erkrankt waren, wiesen eine durchschnittliche Liegedauer von 116,05 Tagen auf, mit einer Spanne von mindestens einem bis zu maximal 658 Tagen. Grafik 9: Liegedauer der Sonden bis zum Tode oder der Entfernung Liegedauer der Sonden in Tagen 700 Patienten mit Pe.-Ca. 600 Patienten ohne Pe.-Ca. 658 500 400 452 300 200 116 92 100 1 1 0 minimale Liegedauer durch. Liegedauer maximale Liegedauer Besonders aussagekräftig für die Situation der Erkrankten nach der Anlage sind auch die jeweiligen Abschlussdiagnosen und Entlassungsberichte. Die folgende Tabelle soll die gestellten Abschlussdiagnosen darstellen. Tabelle 7: Abschlussdiagnosen Patient verlässt in subjektiv deutlich Bei … Patienten 58 gebessertem Allgemeinzustand die Klinik Patient verlässt die Klinik mit insgesamt 17 stabilem Allgemeinzustand Keine Angaben über den 10 Allgemeinzustand Patient verstarb an den Folgen des 5 fortgeschrittenen Tumorleidens Patient ohne Komplikationen entlassen 4 68 Verschlechterung des Allgemeinzustandes 3 aufgrund der massiven Tumorerkrankung (keine Peritonealkarzinose) Palliative Weiterbehandlung nach 3 erfolgloser Anlage der Ableit-PEG Gerade bei den schwerkranken Patienten, die palliativ mit der Dekompressionssonde behandelt worden waren, spiegelte der deutlich gebesserte Allgemeinzustand der ersten Spalte in der Tabelle lediglich das subjektive Empfinden der Patienten wieder, da aus chirurgischer Sicht meist nichts mehr für diese Patienten getan werden konnte. Trotzdem zeigte sich, dass sich das subjektive Empfinden und damit in erster Linie die Lebensqualität der Therapierten nach der Anlage deutlich gebessert hatte. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Patientinnen und Patienten insgesamt auf 44 verschiedene Kriterien hin untersucht worden waren, aus denen zusätzlich noch weitere Erkenntnisse gezogen werden konnten. 69 6. Diskussion Die Anlage einer PEG-Sonde ist im Jahre 1980 in Deutschland eingeführt worden, und zählt seither mit zu den am häufigsten durchgeführten Eingriffen. Nicht nur die einfache Handhabung und das, im Vergleich zu anderen Operationen, geringe Kostenaufkommen, sondern auch die äußerst niedrigen Komplikationsraten zeichnen diese Therapie aus. [Quellen 59 und 64] Dadurch erreichte die PEG-Sonde in Deutschland bei den Patienten breite Akzeptanz. Bereits in vielen Studien wurden die während und nach einer PEG-Anlage möglicherweise auftretenden Komplikationen und die verschiedenen Anlagetechniken untersucht. Der Schwerpunkt dieser Arbeit lag in der Analyse des gesamten Patientengutes der Universität Erlangen-Nürnberg im Zeitraum vom 01.01.1995 bis 31.12.2006, bei dem großlumige PEG-Sonden zur Dekompression angelegt worden waren. Besonderes Augenmerk erhielten dabei die während dieser Zeitspanne aufgetretenen Komplikationen, die verschiedenen angewandten Anlagetechniken sowie die jeweiligen Diagnosestellungen und Voroperationen. Allerdings fand der Gebrauch von PEG-Sonden zur gastralen Dekompression, vor allem bei Patienten mit Peritonealkarzinose, in Studien bisher kaum Beachtung. Dies soll sich durch diese Arbeit nun ändern, da herausgefunden wurde, dass ein auffallend hoher Anteil an Patienten mit dieser Erkrankung therapiert worden ist. Wie bereits weiter oben aufgeführt, wurden aus über 16.000 Patienten genau 100 gefunden, bei denen eine großlumige Ableitungssonde, also eine solche mit einem Durchmesser von mehr als Charríere 15, angelegt werden sollte. Da die Anlage bei drei Personen nicht möglich war, konnten somit 97 Patienten mit einer Sonde therapiert werden. Davon waren 51 weiblichen und 46 männlichen Geschlechts. Auf Grund der 70 Tatsache, dass der Anteil der Patientinnen nur 5,15 Prozent mehr als der der männlichen Patienten betrug, konnte festgestellt werden, dass im untersuchten Zeitraum in Erlangen den weiblichen Patientinnen zwar leicht mehr, insgesamt betrachtet jedoch bei Männern und Frauen annähernd gleich viele Ableitungssonden gesetzt worden waren. Das mittlere Alter sowohl der Patientinnen wie auch der Patienten ist mit 63,53 Jahren bei den Damen und 64,05 Jahren bei den Herren ebenfalls annähernd gleich und der zweiten Lebenshälfte zuzuordnen. Somit halten sich die Anlagen bei Männern und Frauen die Waage, und auch die Lebensalter sind bei beiden Geschlechtern nahezu identisch. Kinder oder Jugendliche unter 18 Jahren waren allerdings im untersuchten Zeitraum nicht mit Ableitungssonden therapiert worden. Auch bezüglich der in der Klinik gestellten Diagnosen ergab sich für das untersuchte Patientenklientel ein relativ homogenes und für die Anlage von PEG-Sonden zur gastralen Ableitung typisches Bild. Zwar wiesen die Patientinnen und Patienten verschiedene Grunderkrankungen auf, die jedoch fast alle zu der Art von Tumorerkrankungen zu zählen waren, die im Gastrointestinaltrakt Stenosen hervorrufen, und meist schwerwiegende Krankheitsbilder mit bisweilen infauster Prognose dargestellt hatten. Dieser Sachverhalt wird später bei der Diskussion über die Lebensdauer der Patienten nach der Anlage der Sonden von Bedeutung sein und soll dort noch einmal aufgegriffen werden. Daneben waren auch Karzinome des Magens und des Duodenums, Aszites und Ileus bei den Patienten zu finden. Gemeinsam war allen diesen Erkrankungen, dass sie zu Stenosen des Gastrointestinaltraktes geführt hatten, und die Patienten deshalb therapiert werden mussten. Auffallend ist, dass vor allem das Krankheitsbild der Peritonealkarzinose, meist als sekundäre Erscheinung nach Prostata-, Rektum-, Ovarial- oder Pankreaskarzinom, bei 56 Patientinnen und Patienten gefunden werden konnte. Gerade bei Patienten mit dieser Erkrankung galt und gilt die Anlage einer Sonde zur gastralen Dekompression als Kontraindikation und sollte bis zum jetzigen Zeitpunkt nur nach strenger Indikationsstellung und in Ausnahmensituationen zur Anwendung kommen. Auch die Anlage bei Aszites, die schwierig und in der Literatur umstritten ist [Quellen 60, 61, 62 und 110], wurde in Erlangen bei sieben Patienten erfolgreich durchgeführt. Im Hinblick auf eventuelle Zusammenhänge mit Komplikationen sind neben den gestellten Diagnosen auch die vor dem Krankenhausaufenthalt durchgeführten Eingriffe untersucht worden. Hier zeigte sich ebenfalls ein sehr homogenes Bild, da an vielen Patienten ähnliche oder gleiche Eingriffe im Vorfeld getätigt worden waren. Die Liste 71 dieser Maßnahmen umfasst vor allem tumorspezifische Resektionen und Extirpationen, vornehmlich im Bereich des Gastrointestinaltraktes, Chemotherapien sowie Laparotomien. Daneben traten auch Hysterektomien und vor allem Portanlagen zur parenteralen Nutrition auf. Die meisten der untersuchten Patienten wurden zur Anlage der Ableitungssonde mit einer sehr umfangreichen und sich zum Teil über Jahre erstreckenden Vorgeschichte an Krankheiten und Operationen in das Universitätsklinikum eingeliefert. Es konnte außerdem gefunden werden, dass die explizite Indikation zur Anlage einer Dekompressionssonde nur in drei Fällen vom Hausarzt gestellt worden war, und die anderen Patienten aufgrund ihres schlechten Allgemeinzustandes oder wegen anderer Symptome in die Klinik eingewiesen worden waren, und dort dann erst die Anlage einer Dekompressionssonde veranlasst worden war. Dies zeigt ebenfalls, wie selten diese Methode zur Ableitung, insbesondere bei Patienten mit Peritonealkarzinose, angewandt bzw. wahrgenommen wird. Bei mehr als drei Viertel aller gefundenen Patienten wurde die Indikation zur Anlage einer Ableitungs-PEG aufgrund der massiven Übelkeit und des zum Teil unstillbaren Erbrechens infolge diverser Stenosen gestellt. Daneben wurden die Ableit-PEG-Sonden auch aufgrund von Passagestörungen bei Peritonealkarzinose, Magenausgangsstenosen und wegen der Peritonealkarzinose an sich bei den Patienten implantiert. Es war zu erkennen, dass zwar verschiedene Indikationen für die Anlage einer Ableitungssonde gestellt worden waren, sich diese jedoch grundsätzlich auf die Notwendigkeit zur gastralen Dekompression reduzieren lassen. Da die meisten der untersuchten Patienten mehrere Krankheiten aufwiesen, konnte nicht immer nur eine einzelne Indikation zur Anlage gefunden werden, sondern die Gesamtheit aller Symptome der Patienten hatte die behandelnden Ärzte dazu bewogen, sich auch bei zum Teil kritischen Fällen, wie etwa Peritonealkarzinose oder Aszites, für die Anlage der Dekompressionssonden zu entscheiden. Folglich entspricht die im vorherigen Kapitel gefundene Anzahl von Indikationen nicht der Gesamtzahl aller behandelten Patienten, sondern spiegelt das Spektrum aller gestellten Indikationen wieder. Diese Indikationen entsprechen grundsätzlich den in der Literatur aufgeführten Indikationen, die es für die Anlage einer Ableitungssonde gibt, die Anlage bei Peritonealkarzinose oder Aszites wird dort allerdings immer noch als kritisch oder sogar als kontraindiziert betrachtet. [Quellen 10, 59, 60, 64 und 110] 72 Zusätzlich zur Anlage der Ableit-PEG-Sonden wurden bei den meisten untersuchten Patienten noch weitere Therapiemaßnahmen ergriffen. Auch diese wurden näher betrachtet, um eventuelle Zusammenhänge mit aufgetretenen Komplikationen zu finden. Es zeigte sich, dass auffallend viele Portkatheter zur Gewährleistung der parenteralen Ernährung während des Krankenhausaufenthaltes gesetzt worden waren. Dieser Sachverhalt lässt sich jedoch nach der Analyse der Krankengeschichten des hier untersuchten Patientengutes leicht nachvollziehen, da die Stenosen oder stenosierenden Strukturen, welche die gastrale Dekompression indiziert hatten, in vielen Fällen auch die enterale Ernährung via oralis nicht mehr erlaubten. Auch explorative Laparotomien, also die Eröffnung des Bauchraums zu diagnostischen Zwecken, fanden sich in mehreren Fällen, da bei vielen Patienten die Ursachen der Beschwerden meist vor dem Klinikaufenthalt nicht eindeutig eruiert worden waren. Somit wurde die Diagnose der Peritonealkarzinose häufig erst während des stationären Aufenthaltes gestellt. Ein direkter Zusammenhang zwischen einer zusätzlich durchgeführten Maßnahme und dem Auftreten bestimmter Komplikationen konnte nicht erkannt werden. Da den Patienten die Möglichkeit zur enteralen Ernährung nicht entsagt werden sollte, wurden bei elf Patienten zusätzlich zu den Dekompressions-PEG-Sonden noch PEJSonden angelegt, um eine gastrale Dekompression durch die PEG-Sonde parallel mit der enteralen Nutrition über die PEJ-Sonde gewährleisten zu können, da die enterale Ernährung wann immer es möglich ist der parenteralen vorgezogen werden sollte, und diese Kombination eine Möglichkeit darstellt, die enterale Nutrition mit der gastralen Dekompression zu verbinden. [Quellen 5, 59, 64, 99, 100 und 110] Außerdem zeigte sich, dass Chemotherapien und Schmerztherapien zum Einsatz kamen. Dies waren alles normale und für die Krankheiten der Patienten typische zusätzliche Maßnahmen. Daneben wurden auch konservative Methoden wie etwa Abführ- oder Schmerzmittel verwendet, um die Beschwerden der Patienten zumindest lindern zu können. Insgesamt betrachtet zeigte sich die Zahl der zusätzlich zur Anlage der Ableitungssonden ergriffenen Maßnahmen jedoch relativ niedrig, was aufgrund der palliativen Intention der Anlage bei den meist schwerkranken Patienten nachvollziehbar erscheint, da die Eingriffe entweder tumorbedingt getätigt werden mussten, oder die Lebensqualität der Patienten erhöhen sollten. Ein direkter Zusammenhang zwischen bestimmten Komplikationen und speziellen zusätzlich ergriffenen Maßnahmen war nicht zu eruieren. 73 Die Analyse der technischen Parameter und Maßnahmen ist bei einer solchen Arbeit ebenfalls unerlässlich, da viele Komplikationen nicht nur mit dem Allgemeinzustand oder gewissen anatomischen Gegebenheiten korrelieren, sondern auch die technischen Belange wie Sondengrößen oder Anlagetechniken verschiedenste Auswirkungen auf mögliche Komplikationen oder Misserfolge haben können. [Quelle 62] Von den untersuchten 100 Patienten erhielten nach Abzug der drei nicht möglichen Anlagen 97 Personen eine PEG-Sonde zur Dekompression. In genau 88 Fällen, entsprechend 90,72 Prozent am Gesamtpatientenkollektiv, wurden die Sonden in der Standardtechnik, also mittels Fadendurchzugstechnik mit Diaphanoskopie, angelegt. Die Anlage der Sonden mit der Standardtechnik stellt die weltweit am häufigsten angewandte Form der Applikation von PEG-Sonden dar, da sie eine der effektivsten und komplikationsärmsten Varianten zur Anlage darstellt. Das gefundene Ergebnis entspricht somit exakt den in der Literatur vorzufindenden Angaben und bestätigt diese auf ganzer Linie. [Quellen 59, 64, 107, 110 und 115] Dass diese Technik der Anlage außerdem mit, im Vergleich zu schwerwiegenderen operativen Eingriffen, relativ geringem Aufwand durchgeführt werden kann, zeigt sich ebenfalls in dieser Arbeit. Zwar benötigt man zur Applikation der Sonden aseptische Kautelen, die meist nur in Operationssälen vorzufinden sind, doch verlangt der Eingriff meist nur wenig Zeit, geringes Personal und relativ wenig Besteck und ist zudem technisch für den geübten Endoskopiker gut durchzuführen, was von Löser et al. gezeigt werden konnte. [Quelle 67] Die dazu lediglich notwendige Sedierung, etwa mit Midazolam, erspart dem Patienten die unerwünschten Nebenwirkungen einer Vollnarkose und spart zudem Kosten - ein Aspekt, der in wirtschaftlich angespannten Verhältnissen gerade von den Kostenträgern immer wieder in den Fokus gerückt wird. Außerdem kann der Eingriff ohne ITN durchgeführt werden, ein Vorteil der zum tragen kommt, wenn aufgrund des schlechten Allgemeinzustandes keine Vollnarkose gegeben werden darf. Bei drei dieser 88 Patienten wurden zur Absicherung noch CT-Aufnahmen, die einige Tage vorher zu diagnostischen Zwecken angefertigt worden waren, nochmals zur Bestätigung der ursprünglich zuerst ausgewählten Punktionsstelle zu Rate gezogen. Es ist zu unterstreichen, dass ein radiologisch gesteuerter Eingriff bei diesen Patienten nicht notwendig gewesen wäre, die behandelnden Ärzte zogen lediglich die vorhandenen Aufnahmen vor der Anlage hinzu, da sie bereits angefertigt worden waren. Bei genau fünf Patienten, also in 5,15 Prozent aller untersuchten Fälle, konnte die Anlage nicht in der Standardtechnik durchgeführt werden, da auch nach ausgiebigem 74 Suchen keine Diaphanoskopie aufgrund der massiven Tumorerkrankung erreicht werden konnte. Deshalb entschlossen sich die behandelnden Ärzte zu einer radiologisch gesteuerten Anlage. Dabei wurde mittels CT-Diagnostik eine geeignete Punktionsstelle gesucht und festgelegt, in die dann die Sonde eingestochen wurde. Nach dem exakten Auffinden dieser eindeutigen Punktionsstelle schloss sich dann das normale Procedere der Standarttechnik mittels Fadendurchzug an. Bei all diesen Patienten konnte das Krankheitsbild der Peritonealkarzinose gefunden werden, die in der Folge nach den primären Tumorerkrankungen entstanden war. Auch diese Krankheitsbilder der vier männlichen Patienten und der einen weiblichen Patientin hatten zu derart massiven Stenosen geführt, dass eine gastrale Ableitung erforderlich geworden war, damit die Patienten nicht ständig brechen mussten. Bei diesen fünf Therapierten traten während und nach der Anlage der Ableitungssonden trotz der vorhandenen Peritonealkarzinose und in einem Fall sogar noch zusätzlich Aszites keine Komplikationen auf. Somit erwies sich die CT-gesteuerte Anlage der in Erlangen behandelten Patienten als komplikationsfrei und selbst bei kritischen Krankheitsbildern wie Aszites oder Peritonealkarzinose als äußerst erfolgreich und sinnvoll. Bisherige Studien dazu können durch diese Ergebnisse unterstützt und bestätigt werden [Quellen 5 und 104], und auch der finanzielle Aspekt sollte beleuchtet werden, da Galaski et al. 2009 zeigen konnten, dass endoskopische Sonden im Vergleich mit radiologisch platzierten Sonden im Durchschnitt bis zu 44 % teurer sind. [Quelle 24] Eine 35 Jahre und eine 66 Jahre alte Patientin erhielten ihre Ableit-PEG-Sonden intraoperativ während der parallel dazu durchgeführten Portanlagen. Der Anteil von intraoperativ gelegten Sonden beziffert sich folglich für den therapierten Teil des untersuchten Patientengutes auf 2,06 Prozent. Die jüngere Patientin litt an schwergradigem Dünndarmileus mit radiogenen Verwachsungen nach gynäkologischer Totaloperation, die ältere war an einer Passagestörung bei Ovarialkarzinom mit Peritonealkarzinose erkrankt. Diese Variante der Anlagetechnik wurde aus rein praktischen Gründen gewählt, um den Patientinnen den erneuten Eingriff der Analage bei insgesamt geschwächtem Allgemeinzustand zu ersparen. Da man sich hierbei ebenfalls für die Standardtechnik mit Diaphanoskopie entschlossen hatte, bestand der einzige Unterschied zu einer regulären Anlage nur darin, dass die Patientinnen in Intubationsnarkose statt in Sedierung behandelt worden waren. Auch diese beiden Eingriffe verliefen komplikationslos, trotz der an sich schweren Grunderkrankungen. 75 Auch die einzige Direktpunktion, die im untersuchten Zeitraum in Erlangen durchgeführt worden war, verlief erfolgreich und ohne Komplikationen. Die 71-jährige Patientin litt nach palliativer Hemicolektomie und Omentektomie infolge ihrer massiven Peritonealkarzinose an einer Magenausgangsstenose mit rezidivierender Übelkeit und stärkstem Erbrechen. Da die zahlreichen Stenosen keinen endoskopischen Zugang, selbst nicht mit einem pädiatrischen Gastroskop, erlaubten, wählten die behandelnden Ärzte die Direktpunktion als Anlagetechnik. Mit nur einem Fall stellt diese Methode somit die am seltensten angewandte Technik der Anlage dar. Ebenfalls nur ein einziges Mal wurde eine bereits zur enteralen Nutrition vor bestehende Ch. 18 PEG-Sonde Peritonealkarzinose bei einem erkrankten an 61 metastasiertem Jahre alten Appendixkarzinom Mann kurzerhand und zur Dekompressionssonde umfunktioniert. Auch diese Umstellung, die im eigentlichen Sinne keiner Neuanlage entspricht, verlief erfolgreich und ohne Komplikationen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass im untersuchten Zeitraum in Erlangen die Standardtechnik das Mittel der Wahl zur Anlage einer Dekompressionssonde dargestellt hatte. Mit einem Anteil von fast 91 Prozent aller durchgeführten Anlagen hat sich somit die Fadendurchzugstechnik als sichere und erfolgreiche Technik bei dem untersuchten Patientengut bewährt, und bestätigt die in der Literatur aufgeführten Zahlen. [Quellen 5, 59, 64 und 110] Auch die anderen zur Anlage einer PEG-Sonde möglichen Techniken kamen in Erlangen erfolgreich und sicher zur Anwendung. Bei genau drei der 100 Patienten, die sich vom 01.01.1995 bis zum 31. 12. 2006 in der chirurgischen Abteilung des Universitätsklinikums Erlangen-Nürnberg zur Anlage einer Ableitungssonde vorgestellt hatten, war diese nicht möglich gewesen. Der erste Patient war ein 56-jähriger Mann, bei welchem massiver Aszites, Peritonealkarzinose und der Verdacht auf eine Perforation des Sigmas nach explorativer Laparotomie den Versuch der Anlage einer Ableit-PEG nicht zu ließen, da weder diaphanoskopisch noch radiologisch eine geeignete Punktionsstelle zu finden war. Außerdem zeigte sich eine Lungenembolie bei tief sitzender Beinvenenthrombose, die ebenfalls den Eingriff verhinderten. Der zweite Fall der Nichtanlage zeigte sich bei einem 80 Jahre alten Patienten vor, dessen Magen thorakal lag und somit ebenfalls die Anlage nicht erlaubte, da weder palpatorisch noch diaphanoskopisch eine geeignete Punktionsstelle definiert werden konnte. Der an einem Papillen- und Gallengangstumor erkrankte Mann konnte allerdings nach einigen Tagen mit einer intraoperativ gelegten PEJ komplikationslos therapiert werden. Der dritte Fall einer unmöglichen Anlage trat bei einer 76-jährigen 76 Patientin auf, die an einem metastasierenden Melanom litt und bei der aufgrund einer Wandstarre des gesamten Magens keine Diaphanoskopie erzielt werden konnte. Es konnten somit bei insgesamt drei Patienten keine PEG-Sonden zur gastralen Dekompression gesetzt werden, was einem prozentualen Anteil von drei Prozent entspricht. Verglichen mit der großen Anzahl von 97 möglichen Anlagen sind drei Prozent verschwindend gering, außerdem steht die Anzahl der unmöglichen Anlagen nicht in direktem Zusammenhang mit der PEG- Sonde an sich, da die behandelnden Ärzte unabhängig von der Art des Eingriffs entscheiden müssen, ob die jeweilige Maßnahme dem Patienten mit seinem aktuellen Allgemeinzustand nützt, oder ob das theoretische Risiko des Eingriffs den voraussichtlichen praktischen Nutzen übersteigen wird. Das Risiko für die drei eben erwähnten Patienten erwies sich damals offensichtlich höher als der Nutzen, den die Erkrankten aus der Operation hätten ziehen können, deshalb hatte man sich gegen die Anlage entschieden, da die Anlage zwar auch bei schwierigen Situationen denkbar ist, jedoch das Wohl des Patienten im Vordergrund stehen muss und nichts erzwungen werden darf. Es zeigt sich hier erneut, dass eine sinnvolle Therapie für jeden Patienten individuell und nur unter Einbeziehung aller Fakten erstellt werden kann und muss. Da seltene Fälle selten und häufige Fälle häufig vorkommen, erfordert eine ungewöhnliche Situation bisweilen auch Therapieschritte, die von der Norm abweichen, doch wenn das Risiko einer Maßnahme nicht mit dem daraus entstehenden Nutzen in Einklang steht, kann auch der beste Therapieansatz nur scheitern. Neben der medizinischen Indikation und der Analyse, ob eine Maßnahme oder ein Eingriff sinnvoll, notwendig und der Lebensqualität dienlich ist, spielt auch die Wirtschaftlichkeit in Zeiten der Budgetierung und entfallender Leistungsträger eine entscheidende Rolle. Deshalb wurden die zur Anlage notwendigen ambulanten und stationären Klinikaufenthalte ebenfalls untersucht. Es stellte sich heraus, dass ausnahmslos alle Patienten während eines stationären Aufenthalts mit einer PEG-Sonde zur gastralen Dekompression versorgt worden waren. Zwar wurden interdisziplinäre Überweisungen von anderen Abteilungen der Universitätsklinik Erlangen in die chirurgische Station zur Anlage veranlasst, und zu diesem Zwecke die Patienten dort ambulant aufgenommen, doch auch diese Patienten befanden sich während dieser Zeit in stationärer Behandlung. Die durchschnittliche Dauer des stationären Krankenhausaufenthaltes betrug im untersuchten Zeitraum 17,5 Tage, wovon der 77 kürzeste einen Tag dauerte und der längste sich auf eine Dauer von 105 Tagen erstreckte. Betrachtet man den Allgemeinzustand der fast immer schwerkranken Patienten so scheint dieser Zeitraum mit der jeweils notwendigen Diagnostik, Planung, Anlage und der sich daran anschließenden notwendigen Überwachung und medikamentösen Einstellung dafür angemessen. Gerade Patienten, die sehr oft am Tag brechen mussten, waren häufig, besonders in Bezug auf die Elektrolyte wie Natrium, Kalium und Chlor, durch den großen Verlust von Salzsäure massiv entgleist. Allerdings fanden bei allen Patienten während dieses Aufenthaltes parallel noch weitere Eingriffe statt. Deshalb lässt sich die tatsächlich für die Anlage der Ableitungssonde benötigte Zeit nicht anhand der Dauer des stationären Aufenthaltes festmachen. Es konnte jedoch aus den Operationsprotokollen gefunden werden, dass die Eingriffe durchschnittlich zwischen 12 und 25 Minuten dauerten, je nachdem wie die Compliance und Sedierung des Patienten ausfielen, was nach Löser et al. realistischen durchschnittlichen Zeiten entspricht. [Quelle 67] Bei der Analyse der Komplikationen soll später nochmals auf die Dauer des Klinikaufenthaltes eingegangen werden, da diese Zeit für Patienten, die eine Dekompressionssonde Krankenhausaufenthaltes benötigen, mit allen als Dauer im Durchschnitt des durchschnittlichen zusätzlich anfallenden Behandlungsmethoden angesehen werden kann. Da in dieser Arbeit die gastrale Dekompression über großlumige PEG-Sonden, also Sonden mit einem Durchmesser von mehr als Ch. 14, analysiert werden sollte, erfuhren auch die verwendeten Sondengrößen nähere Betrachtung. Es konnte festgestellt werden, dass nur PEG-Sonden zwischen Ch. 14 und Ch. 28 angelegt worden waren, wenn die Indikation zur Ableitung gestellt worden war. Folglich kamen bei dieser Indikation keine Sonden mit geringerem Durchmesser zum Einsatz. Des Weiteren wurde erkannt, dass die Sondengrößen von 14, 15, 19 und 20 Ch. nur äußerst selten gewählt worden waren, genauer nur in jeweils ein bis zwei Fällen. Stattdessen wurde eine Sondengröße, nämlich Charríere 18, am häufigsten angewandt. In beinahe 62 Prozent aller Fälle hatten sich die behandelnden Ärzte für diesen Typ entschlossen. Mit einem Anteil von über 31 Prozent folgen dann die PEG-Sonden mit einem Durchmesser von 28 Charríere. Mit der Auswahl ausschließlich großlumiger Sonden zum Zwecke der gastralen Dekompression zeigte man damals eindeutig, dass nur Sonden mit einem größeren Durchmesser zur Ableitung geeignet sind. Solche mit kleinerem Lumen würden sich während der Benutzung ständig verlegen und können deshalb nicht für diese Therapievariante empfohlen werden. Die Sondengröße von Ch. 18 scheint ein gutes 78 Mittelmaß darzustellen, da hier das Sondenlumen einerseits groß genug ist, um nicht verlegt zu werden, und andererseits dabei gleichzeitig die Größe der Sonde nicht überdimensioniert ist. [Quellen 12, 59, 72 und 98] Gerade die Möglichkeit, bei gastraler Dekompression wieder geringe Mengen an Nahrung auf oralem Wege zu sich nehmen zu können, verbietet die Applikation von PEG-Sonden mit kleineren Lumina, da der zerkaute Speisebrei noch größere Partikel enthalten kann, die dann zur Okklusion der Sonde führen könnten. Die Anwendung von großlumigen PEG-Sonden zur gastralen Ableitung kann somit durch diese Arbeit bestätigt und vielmehr noch ausdrücklich empfohlen werden. Die Tatsache, dass nicht bei allen Patienten die exakte anatomische Punktionsstelle am Magen in den Aufzeichnungen angegeben war, ist nicht von Belang, da für jeden Patienten individuell die entsprechend beste Stelle endoskopisch oder radiologisch gefunden werden muss, jeweils an die anatomischen oder pathologisch bedingt veränderten Gegebenheiten angepasst. Ob ein medizinischer Eingriff sinnvoll und für das Wohlbefinden sowie für die Rekonvaleszenz des Patienten dienlich ist, lässt sich am deutlichsten an den mit der jeweiligen Maßnahme verbundenen und im Nachhinein auftretenden Komplikationen beschreiben. Deshalb wurde den während und nach der Anlage der Ableitungssonden eingetretenen Komplikationen besondere Aufmerksamkeit gewidmet, gerade weil bei einem medizinischen Eingriff theoretisch immer Komplikationen auftreten können und sich die Sicherheit und Zuverlässigkeit einer Operation auch über die dabei und danach möglicherweise eintretenden Probleme definiert. Im Gegensatz zu manchen anderen Arbeiten, bei denen gezielt nach geeigneten Krankengeschichten gesucht wurde, und somit nur ausgesuchte Fälle dargestellt werden, sind in dieser Studie ausnahmslos alle der in den untersuchten zwölf Jahren therapierten Patienten aufgenommen und analysiert worden, egal ob die Anlagen erfolgreich verliefen, oder unterdessen Probleme aufgetreten sind. Deshalb zeigen diese Ergebnisse ein absolut realistisches Bild sämtlicher aufgetretener Vorfälle, ungeschönt und ohne ein beabsichtigtes Ausklammern unerwünschter Vorkommnisse. Da diese Arbeit retrospektiv, also im Sinne eines Rückblickes auf bereits Vergangenes, verfasst worden ist, stellen die Ergebnisse nicht nur auf Grund der Tatsache, dass ausnahmslos alle aufgetretenen Krankengeschichten aufgenommen worden sind, ein absolut klares und echtes Bild des tatsächlichen Patientengutes dar, sondern es wurden auch stets absolute Werte und Angaben verwendet. Aufgrund der exakt greifbaren Kriterien finden 79 sich in dieser Studie somit nur eindeutige Ergebnisse, Messfehler oder Standardabweichungen sind bei dieser Analyse nicht vorhanden. Wie bereits weiter oben erwähnt, können die bei der Anlage einer PEG-Sonde möglicherweise auftretenden unerwünschten Vorfälle in technische und klinische Komplikationen eingeteilt werden. Den Angaben in der Literatur zufolge treten diese jeweils mit einer Wahrscheinlichkeit von circa 1-5 Prozent auf. [Quellen 10, 12, 61, 64, 100 und 102] Die Analyse der im untersuchten Zeitraum aufgetretenen Komplikationen wurde allerdings aus Gründen der Übersichtlichkeit in verschiedene Kriterien eingeteilt, wodurch die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht werden konnte, außerdem zeigt die in dieser Arbeit gewählte Darstellung zusätzlich die möglichen Zeitfenster für eventuelle Komplikationen klarer auf. Für das Intervall direkt während der Anlage konnte festgestellt werden, dass in lediglich einem Fall Komplikationen aufgetreten waren, was einem Prozentsatz von 1,03 entspricht, und somit den Literaturangaben folgt bzw. diese vielmehr unterbietet. Es handelte sich hierbei um die durchaus mögliche, und mit dem Krankheitsbild der Patientin nachzuvollziehende Problematik einer in die freie Bauchhöhle verrutschten Andruckplatte, die im Anschluss sofort mittels explorativer Laparotomie entfernt und durch eine neue Platte komplikationsfrei ersetzt werden konnte. Dieses Risikos waren sich die behandelnden Ärzte durchaus bewusst, und es zeigte sich, dass die Patientin nach erfolgreicher zweiter Anlage ohne Probleme mit ihrer Sonde umgehen und weiterleben konnte. Im Umkehrschluss waren die Anlagen somit in beeindruckenden 98,7 Prozent aller untersuchten Patienten erfolgreich und komplikationsfrei. Da auch keinerlei klinische Komplikationen und nur eine einzige leicht zu bewältigende technische Komplikation während des Setzens der Sonden zu verzeichnen waren, kann die Anlage einer PEG-Sonde, gerade auch zum Zwecke der gastralen Dekompression, nach den in Erlangen im untersuchten Zeitraum gewonnenen Daten, als äußerst erfolgreich bezeichnet werden, auch bei schwierigen Grunderkrankungen wie Aszites oder Peritonealkarzinose. Des Weiteren zeigte sich, dass die Komplikationsrate während der Zeit des sich an die Anlage anschließenden Krankenhausaufenthaltes ebenfalls mit lediglich 2 Vorkommnissen, entsprechend 2,06 Prozent des untersuchten Patientengutes, als sehr niedrig zu bezeichnen ist. Die beiden Fälle waren leichte klinische Komplikationen, die jedoch als äußerst harmlos einzustufen waren, da das leichte Fieber einerseits und die leichte Rötung der Einstichstelle andererseits mit einfachsten konservativen Mitteln 80 binnen zweier Tage behoben werden konnten. Außerdem waren die Anlage und der Verbleib der Sonden mit diesen leichten Symptomen in keinem Moment in Frage zu stellen. Nur dem hervorragend geschulten und kompetenten Pflegepersonal der chirurgischen Kliniken ist es zu verdanken, dass solch leichte und vor allem leicht zu übersehende Symptomatiken überhaupt gefunden und behandelt worden waren. Klinische oder schwerwiegende technische Komplikationen, welche die Entfernung der Ableit-Sonden hätten notwendig werden lassen, traten post OP bei keinem Patienten auf. Auch diese Ergebnisse bestätigen die große Sicherheit der PEG-Anlage und zeigen, dass auch in den ersten Wochen nach diesem Eingriff bei richtiger Handhabung und Pflege für die gastrale Dekompression nur mit sehr geringen bis gar keinen Komplikationen zu rechnen ist, auch bei Patienten mit eigentlichen Kontraindikationen wie Aszites oder Peritonealkarzinose. [Quellen 10, 12, 31, 61, 64, 100 und 102] Gerade die Zeit nach dem Setzen der Ableitungssonden stellt bezüglich der Analyse möglicher Komplikationen einen wichtigen Abschnitt dar, der deshalb ebenfalls ausführlich untersucht wurde. Besonderes Augenmerk erhielt dabei, ob sich die Patienten wegen der Problematiken ambulant oder stationär in der Klinik einfinden mussten, da durch einen stationären Aufenthalt deutlich höhere Kosten entstehen und dieser für die Patienten eine größere Einschränkung bedeutet. Um ein vollständiges Bild aller postoperativen Vorfälle darstellen zu können, wurden, wie auch bereits bei den anderen Gesichtspunkten, ausnahmslos alle Patientendaten aufgenommen und ausgewertet. Zu diesem Zwecke wurden deshalb auch die ambulanten Akten zusätzlich zu den stationären Daten untersucht. Es zeigte sich, dass es im Zeitraum nach der Anlage bis zum Tode der Patienten bzw. dem Abschluss dieser Arbeit genau dreimal zu Komplikationen gekommen ist, wegen derer sich die Patienten wieder in der Klinik vorstellen mussten. Wie bereits weiter oben ausführlich erwähnt, handelte es sich dabei in zwei Fällen um verlegte Sonden, die durch müheloses Anspülen wieder gängig gemacht werden konnten. Der eine dieser beiden Patienten konnte ambulant behandelt werden, die zweite Patientin wurde aus rein prophylaktischen Gründen stationär aufgenommen, da bei ihr fünf Tage zuvor überschießendes Granulationsgewebe ambulant abgetragen und mittels eines Hydrokolloidverbandes versorgt worden war. Auch bei dieser Patientin gelang es problemlos, durch Anspülen die Sonde wieder einsatzfähig zu machen. Nach vier Tagen verließ die Patientin wieder die Klinik. Diese beiden Komplikationen sind eher den leichten Problemen während der Handhabung einer PEG-Sonde zuzurechnen, und sind 81 laut den vorliegenden Patientenakten eindeutig auf der mangelnden Pflege seitens des häuslichen Pflegepersonals begründet gewesen. Folglich muss angenommen werden, dass bei richtiger Pflege keine Komplikationen dieser Art entstanden wären. Bei der dritten Patientin kam es als einziges zu einer derart schweren Komplikation, dass die Sonde in einer ambulant durchgeführten, offenen Explantation entfernt werden musste, da sich die PEG-Sonde nach fast 200 Tagen Liegezeit auf Grund der raschen Progredienz des schnell wachsenden Tumors der Peritonealkarzinose nach dieser Zeit disloziert hatte. Die Patientin überstand den Eingriff der Explantation sehr gut und lebte danach noch ein halbes Jahr ohne weitere Probleme. Somit ergeben sich drei Fälle von Komplikationen im Zeitraum nach der Anlage der Dekompressionssonden, entsprechend 3,09 Prozent anteilig am gesamten untersuchten Patientengut. Zwei davon konnten ambulant behoben werden, lediglich in einem Fall musste die Patientin vier Tage lang stationär aufgenommen werden. Es kann auch durch dieses Ergebnis eindeutig gezeigt werden, dass die Anlage und die spätere Handhabung von großlumigen PEG-Sonden zur gastralen Dekompression eine sinnvolle und äußerst komplikationsarme Therapieform darstellen, zumal zwei dieser Vorfälle durch bessere Hygiene zu vermeiden gewesen wären. Außerdem sind überschießendes Granulationsgewebe und verlegte PEG-Sonden zu den leichten Komplikationen zu zählen, die bei zeitigem Erkennen mit konservativen Mitteln gut behandelt werden können. Folglich trat in lediglich einem Fall die Notwendigkeit zur Explantation der Sonde aufgrund einer schweren Komplikation auf, entsprechend nur 1,03 Prozent. Auch mit diesen Zahlen können die in der Literatur gefundenen Angaben bestätigt und vielmehr noch unterboten werden, da sowohl technische als auch klinische Komplikationen in circa 1-5 Prozent auftreten, wobei die leichten Komplikationen mit Werten zwischen 5,8 Prozent bei endoskopischem zu 9 Prozent bei chirurgischem Vorgehen in der Literatur niedriger angegeben werden als die schwerwiegenden Probleme, die bei etwa 5,9-12,1 Prozent bei endoskopischem und zwischen 9,4 und 14,3 Prozent bei chirurgischem Vorgehen einzuordnen sind. [Quellen 7, 10, 61, 64, 100 und 102] Der Vollständigkeit halber soll noch kurz auf zwei Patienten eingegangen werden, die beide an Demenz erkrankt waren und sich in verwirrtem Zustand die PEG-Sonden bzw. den jejunalen Schenkel selbst gezogen hatten. Im ersten Fall musste sich die Patientin zur Neuanlage in der Klinik vorstellen, im anderen Fall konnte die Tochter die Sonde wieder in die ursprüngliche Einstichstelle einschieben. Da dies keine regulären 82 Komplikationen waren, und diese nur durch die Demenz der Patienten hervorgerufen wurden, sollen sie nicht zu den regulär aufgetretenen Komplikationen gezählt werden. Da die Anlage einer Ableitungs-PEG zur gastralen Dekompression nicht nur aus medizinischen Gründen, sondern auch zur Verbesserung der Lebensqualität der schwerkranken Patienten durchgeführt wird, muss an dieser Stelle auch die Kombination einer PEG-Sonde zur gastralen Dekompression mit einem jejunalen Schenkel erwähnt werden, wodurch die Patienten die Möglichkeit erhalten, bei gleichzeitigem Ableiten des Mageninhalts über die PEG-Sonde, Nahrung auf enteralem Wege über den jejunalen Schenkel zu zuführen. Bei insgesamt 17 von 97 Patienten wurde diese Variante gewählt. Da Komplikationen, die durch den jejunalen Schenkel verursacht worden sind, nicht zu den allgemeinen Komplikationen der PEG-Sonden gezählt werden können, müssen sie davon getrennt aufgeführt werden. Es konnte festgestellt werden, dass sich bei einer Patientin der jejunale Schenkel disloziert hatte, was mit einer Gastroskopie in Verbindung mit einer Neuanlage wieder behoben werden konnte. Die zweite Komplikation war ein verstopfter jejunaler Schenkel bei reizlos liegender PEG. Auch dieser konnte durch einen ambulanten Sondenwechsel wieder einsatzfähig gemacht werden. Die beiden Vorfälle konnten mit relativ einfachen Mitteln sicher wieder behoben werden. Bei genauer Analyse kann man erkennen, dass die aufgetretenen Komplikationen nur bei Patienten zu finden waren, die vorher noch keine Sonden gehabt hatten. 23 der 97 Patienten waren bereits früher mit Sonden therapiert worden, eine Regelmäßigkeit oder Tendenz kann daraus jedoch nicht abgeleitet werden, da lediglich die hygiene- bzw. pflegebedingten Komplikationen durch entsprechendes Vorwissen hätten vermieden werden können und die Zahl der aufgetretenen Komplikationen für das Auffinden derartiger Zusammenhänge nicht ausreichend war. Im untersuchten Zeitraum wurden auch Patienten mit Aszites behandelt, obwohl dies in der Literatur kontrovers diskutiert wird. [Quellen 7, 60, 61, 110 und 111] In Erlangen wurden von den 97 Therapierten bei genau sieben Patienten, die an zum Teil auch massivem Aszites litten, Ableitungssonden gelegt. Der für diese Patienten im vorherigen Kapitel errechnete, hohe prozentuale Anteil an Komplikationen bei Patienten mit Aszites von über 14 Prozent erklärt sich daraus, dass nur bei sieben an Aszites Leidenden Ableit-PEG-Sonden angelegt worden waren, und von diesen nur bei einer einzigen Patientin ein leichtes Nässen der Einstichstelle aufgetreten ist. Ob dieses Nässen direkt auf den bereits vorhandenen Aszites zurückzuführen war, oder lediglich eine mögliche Komplikation nach der Anlage einer 83 Ableitungssonde dargestellt hatte, ließ sich allerdings nicht eindeutig aus den vorliegenden Akten ermitteln. Da es sich hierbei nur um eine leichte klinische Komplikation handelte, die mit einfachen konservativen Mitteln behandelt werden konnte, darf erkannt werden, dass sich im Umkehrschluss die Anlage einer Dekompressionssonde auch bei Aszites in annähernd 86 Prozent aller Fälle erfolgreich und problemlos gestaltet hat. Außerdem erhielten damit auch die an Aszites erkrankten Patienten wieder ein gewisses Maß an Lebensqualität zurück. Eventuelle Zusammenhänge von Komplikationen mit Voroperationen konnten nicht gefunden werden, ebenso stellte sich keine der angewendeten Anlagetechniken als komplikationsanfälliger als die anderen heraus, was darauf zurückzuführen ist, dass für die jeweilige Indikation stets die dazu passende Anlagevariante von den behandelnden Ärzten ausgewählt worden war. So wurden beispielsweise fünf der schwierigeren Anlagen der an Peritonealkarzinose Erkrankten CT- gesteuert und sehr erfolgreich durchgeführt. Auch eine nähere Eingrenzung einer Altersstufe, bei der besonders viele unerwünschte Vorfälle aufgetreten waren, ließ sich nicht erkennen, wenngleich sich bereits alle Patienten, bei denen Komplikationen aufgetreten waren, in der zweiten Lebenshälfte befunden hatten. Eine erstaunliche und zugleich erfreuliche Erkenntnis konnte außerdem während der Analyse der Daten und Ergebnisse für diese Arbeit gewonnen werden. Es stellte sich heraus, dass bei 55 der insgesamt 97 Patienten PEG-Sonden zur gastralen Dekompression angelegt worden waren, obwohl diese an Peritonealkarzinose erkrankt waren. Dies ist zum Einen erstaunlich, als die Erkrankung der Peritonealkarzinose in der Regel, vor allem jedoch bei stärkerer Ausprägung, als generelle Kontraindikation zu bewerten ist [Quellen 64, 76, 104 und 110] und zum Zweiten die Anlagen bei den an besagter Krankheit leidenden Patienten in der Summe nicht weniger erfolgreich verlief als bei den Patienten ohne Peritonealkarzinose. Vergleicht man nämlich die Komplikationen während und nach der Anlage der Ableitungssonden, so kann man feststellen, dass während der Anlage nur bei einer einzigen Patientin, die an Peritonealkarzinose erkrankt war, eine Komplikation aufgetreten war, im Zeitraum nach der Anlage traten bei zwei Patienten, die an Peritonealkarzinose erkrankt waren, Probleme auf. Da bei der Anlage nur eine Komplikation einer an Peritonealkarzinose erkrankten Frau auftrat, fehlt hier die Vergleichsgruppe der nicht an Peritonealkarzinose Erkrankten. Dennoch steht dieser eine Vorfall der gewaltigen Anzahl von 55 komplikationsfreien Anlagen in dieser Patientengruppe gegenüber. Somit kann, 84 entgegen der in der Literatur vorherrschenden Meinung [Quellen 23, 28, 105 und 110] die Anlage einer Ableitungssonde auch bei Patienten mit Peritonealkarzinose nach reiflicher Überlegung und Abwägen der Vor- und Nachteile anhand der in dieser Arbeit gefundenen Tatsachen und Ergebnisse als äußerst komplikationsarm und sinnvoll beschrieben werden, zumal auch bei Fällen mit schwerer Ausprägung der Peritonealkarzinose die Anlagen erfolgreich verlaufen sind. Auch im Zeitraum nach der Anlage zeigen die Komplikationsrate der Patienten ohne Peritonealkarzinose mit einem Vorfall im Vergleich zu derjenigen der an Peritonealkarzinose Erkrankten mit zwei Komplikationen, also lediglich einer mehr, nahezu identische Stärken. Diese Erkenntnis lassen den Schluss zu, dass die Anwendung und Handhabung einer PEG-Sonde zum Zwecke der gastralen Dekompression offensichtlich bei Patienten sowohl mit als auch ohne Peritonealkarzinose gleichermaßen bestätigt und sogar empfohlen werden können. Alle aufgetretenen Problematiken waren sehr gut, in den meisten Fällen sogar mit konservativen Mitteln therapierbar. Gerade bei Dekompressionssonden muss jedoch verstärkt auf die richtige und hygienisch einwandfreie Handhabung geachtet werden, da, insbesondere wenn die Patienten noch zusätzlich kleine Mengen an Nahrung via oralis zu sich nehmen, die Gefahr einer Okklusion deutlich gegeben ist. Um dieses Risiko einzudämmen, wird von unserer Seite die ausschließliche Verwendung großlumiger PEG-Sonden empfohlen. Im Gegensatz zu einem Stoma tritt bei der Dekompression jedoch aus der PEG-Sonde neben zerkautem Speisebrei im Wesentlichen Salzsäure aus, die zusätzlich zu der Gefahr einer Infektion auch noch das Risiko einer Gewebenekrose in sich birgt. Umso wichtiger ist deshalb eine perfekte Sondenhygiene. Sind allerdings die Patienten beziehungsweise das Pflegepersonal in die korrekte Handhabung einer Ableit-PEG eingewiesen, und stimmt die Compliance des Patienten, so kann die Dekompression des Magens über großlumige PEG-Sonden nach unseren Erkenntnissen als sinnvoll und ausgesprochen erfolgreich bezeichnet werden, gerade weil der Großteil der aufgetretenen Komplikationen nicht durch die Peritonealkarzinose an sich begründet war, sondern durch die Patienten oder das Pflegepersonal häufig selbst verursacht worden ist. [Quellen 11, 12, 42, 49, 69, 72, 73 und 98] Ein medizinischer Eingriff gilt nicht nur dann als sinnvoll und erfolgreich, wenn er ohne größere Zwischenfälle vorgenommen werden kann, sondern auch, wenn dadurch der gleiche Zustand wie zu gesunden Zeiten erreicht wird. Ist auf Grund der schnellen 85 Progredienz einer Erkrankung eine vollständige Genesung nicht mehr zu erreichen, so sollen die Maßnahmen zumindest lebensverlängernd wirken, oder palliativ die Lebensqualität wieder auf ein für den Patienten erträgliches Niveau erhöhen. [Quellen 5, 17, 40, 57, 78, 83, 93, 94 und 115] In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass die gastrale Dekompression mit großlumigen PEG-Sonden auch bei kritischen Patienten eine sehr sinnvolle und wenig komplikationsanfällige Therapievariante darstellen kann. Doch nicht nur deshalb, sondern auch aus palliativen Gesichtspunkten sollte sie näher untersucht werden, da ein Großteil der behandelten Patienten wegen der stark fortgeschrittenen und meist inoperablen oder nicht mehr therapierbaren Erkrankungen nur noch in palliativer Intention behandelt worden war. Es zeigte sich, dass es bei den Patienten auf Grund verschiedenster Tumorerkrankungen zu Stenosen des Gastrointestinaltraktes gekommen war, wegen derer sich die Patienten durchschnittlich dreimal pro Tag übergeben mussten, manche allerdings erbrachen sich bis zu zwölf Mal. Dieses ständige tägliche und häufig unstillbare Erbrechen und die damit verbundene anhaltende Übelkeit stellten für die Patienten eine äußerst belastende Situation dar. Nicht nur, dass die Patienten dadurch fast nicht mehr am sozialen Umfeld teilnehmen konnten, sondern auch der durch das massive Erbrechen meist unumgängliche hohe Elektrolytverlust verminderten die Lebensqualität der ohnehin geschwächten Patienten erheblich. Da ein Entgleisen der Elektrolyte, allen voran Natrium und Chlor, bei den Patienten vermieden werden musste, blieb den Erkrankten nur die ständige Kontrolle ihrer Werte, die sich meist in Form eines Klinikaufenthaltes gestaltete. Die massiven Stenosen in Verbindung mit der ständigen Übelkeit bedingten auch das Unvermögen zu oraler Nahrungsaufnahme. Nach der Anlage der PEG-Sonden besserte sich diese Symptomatik bei 76 Patienten, entsprechend fast 80 Prozent der in Erlangen therapierten Patienten, derart gut, dass sie sich weder übergeben, noch unter ständiger Übelkeit leiden mussten und somit in die häusliche Pflege und die hausärztliche Überwachung entlassen werden konnten. Bei 20 Erkrankten konnte gefunden werden, dass sie sich gelegentlich bis maximal einmal am Tag erbrechen. Nur ein Patient musste nach der Anlage mehr als einmal am Tag, aber trotzdem deutlich seltener als ohne die gastrale Dekompression, brechen und die Übelkeit zeigte sich ebenfalls stark reduziert. Somit konnte fast allen Patienten durch die gastrale Dekompression die Möglichkeit gegeben werden, ihr Leben wieder ohne, oder mit zumindest deutlich reduzierter Übelkeit und weniger bis gar keinem Erbrechen zu gestalten, was einem erheblichen Zuwachs an Lebensqualität entspricht, die gerade bei Schwerstkranken von immenser 86 Bedeutung ist. Ohne das zum Teil unstillbare Erbrechen und die damit verbundene Übelkeit und die Schmerzen können sich die Patienten viel freier und selbstständiger in der Öffentlichkeit bewegen und auch das Selbstbewusstsein der Patienten kann dadurch wieder gefestigt werden. Auch die Gefahr einer Elektrolytentgleisung wird durch die Ableitung kontrollierbarer, da durch das kontinuierliche Ablaufen des Mageninhaltes die Salzsäure im täglichen Durchschnitt zwar nicht weniger, aber dennoch gleichmäßiger als bei schwallweisem Erbrechen austreten kann, wodurch die Nachproduktion der Salzsäure im Magen ebenfalls gleichmäßiger von Statten gehen kann. Außerdem lässt sich die Menge des abgeleiteten Mageninhaltes leichter messen und gibt bessere Auskünfte über das tatsächlich verlorene Flüssigkeits- und Säurevolumen, wodurch eine eventuell notwendige Substitution durch Infusionen erleichtert werden kann. Um einen Vergleichswert oder eine grobe Richtung zu erhalten, wurde zu diesem Zwecke auch das tägliche abgeleitete Flüssigkeitsvolumen im Durchschnitt untersucht. Es fanden sich Volumina von 50 bis maximal 4000 ml. Bedenkt man die angeratene Flüssigkeitszufuhr eines Erwachsenen von circa 2000 ml pro Tag, so erkennt man die doch großen Dimensionen des verlorenen Mageninhaltes und die daraus resultierende Notwendigkeit der Kontrolle oder der eventuell notwendigen Substitution. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass 91 Patienten dauerhaft abgeleitet hatten, lediglich sechs Patienten konnten dies nach Bedarf steuern. Im Zuge der Klärung, wie die Patienten nach der Anlage der Ableitungssonde ernährt worden waren, konnte festgestellt werden, dass sogar 82 der insgesamt 97 Therapierten durch die Anwendung der gastralen Dekompression wieder kleine Mengen an leichter Kost wie etwa Brei oder Kompott und auch geringe Volumina von Flüssigkeit wie zum Beispiel Suppe oder Tee zu sich nehmen konnten. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass somit fast 85 Prozent aller behandelten Patienten, auch diejenigen, welche an Peritonealkarzinose erkrankt waren, wieder in geringem Maße via oralis Nahrung zu sich nehmen konnten, wodurch sich die zum Teil sehr hohen täglich abgeleiteten Flüssigkeitsvolumina erklären lassen. Diese wiedererlangte Fähigkeit stellte für die Patienten einen enormen Zugewinn an Lebensqualität zusätzlich zu dem Fehlen der Übelkeit und des Erbrechens dar. Außerdem erlaubt sie den Patienten wieder stärker am sozialen Leben der Gemeinschaft teilzunehmen, da sie bei den Mahlzeiten nicht nur passiv zuschauen, sondern auch eingeschränkt aktiv teilnehmen konnten. 87 Bezüglich der Ernährungstherapie stellte sich heraus, dass 65 Patienten über den liegenden Port parenteral ernährt worden waren und oral wie bereits erläutert geringe Mengen an Nahrung zu sich nehmen konnten. 15 Patienten wurden ausschließlich parenteral über den Portkatheter ernährt, acht über den Port bei gleichzeitiger gastraler Ableitung und enteraler Ernährung mittels PEJ-Sonde und leicht oral. Schließlich konnten noch neun Patienten ohne Portkatheter vollständig enteral über die liegende PEJ-Sonde und leicht oral bei gleichzeitiger Ableitung über den gastralen Schenkel der PEG-Sonde nutriert werden. Zusammenfassend stellen diese Ergebnisse ein für die Patienten sehr erfreuliches und für deren Lebensqualität gewinnbringendes und förderliches Ergebnis dar. Mit einem Anteil von etwa einem Fünftel am Gesamtpatientenkollektiv musste somit die Gruppe der Patienten, die zusätzlich zur PEG-Sonde noch mit einem jejunalen Schenkel versorgt worden waren, hier ebenfalls noch erwähnt werden, da bei dieser Therapievariante die Vorteile einer enteralen Ernährung mit der gastralen Dekompression und deren positiven Auswirkungen verbunden werden können. [Quellen 80 und 120] Um den Nutzen einer Therapie feststellen zu können, genügt es nicht, nur die aufgetretenen Komplikationen zu beleuchten und die anfallenden Kosten sowie den dafür notwendigen Krankenhausaufenthalt zu eruieren, sondern es muss auch die Nachhaltigkeit einer Maßnahme untersucht werden. Zu diesem Zwecke wurden die Liegezeiträume der PEG-Sonden analysiert. Es zeigte sich, dass die durchschnittliche Liegedauer bis zu der Entfernung oder dem Tod des Patienten 101,1 Tage betrug. Die Spanne reichte dabei von einem Tag bis zu maximal 658 Tagen. Um den Unterschied und die Effektivität der gastralen Ableitung auch bei Peritonealkarzinosepatienten darstellen zu können, wurden die Liegedauern der an dieser Krankheit Leidenden mit denjenigen der Patienten ohne Peritonealkarzinose verglichen. Es stellte sich heraus, dass die Liegezeiträume der beiden Gruppen nahezu identisch ausfielen, und zwar mit durchschnittlich 116,5 Tagen bei den Patienten ohne Peritonealkarzinose zu 92,43 Tagen bei den Patienten mit Peritonealkarzinose. Der Unterschied zwischen den beiden Zeiträumen beträgt lediglich drei Wochen. Somit zeigt sich auch in Bezug auf die Liegedauern, dass Patienten mit Peritonealkarzinose fast genauso lange mit ihrer Ableit-PEG leben und diese anwenden können, wie die nicht an Peritonealkarzinose Erkrankten. Besonders die maximale Liegedauer von 452 Tagen ist eine erstaunlich lange Zeitspanne und verdeutlicht, dass diesem Patienten trotz 88 der massiven Peritonealkarzinose für so lange Zeit geholfen werden konnte! Außerdem starb keiner der Patienten an den Folgen des Eingriffs oder aus von der Ableitungssonde verursachten Gründen, sondern bedingt durch die bei der Anlage fast immer weit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen. Die gefundenen Liegezeiträume der Sonden entsprechen in etwa den in der Literatur aufgeführten Intervallen, bzw. können diese noch verbessern [Quellen 10 und 50] Die Palliativmedizin beinhaltet vor allem die Intention, die Lebensqualität schwerkranker Patienten wieder in einem gewissen Maß herzustellen, und den Patienten Schmerzen und Leid zu nehmen, was operativ oder mit anderen Methoden nicht mehr erreicht werden kann. [Quellen 5, 37, 57, 78, 83, 93 und 94] Gerade unter diesem Aspekt ist es von Interesse, in welchem Zustand die Patienten die Klinik nach der Anlage verlassen hatten. Hier zeigte sich, dass annähernd 80 Prozent aller behandelten Patienten die Klinik in deutlich gebessertem, subjektiv empfundenen, Allgemeinzustand verlassen konnten. Dieses Ergebnis unterstreicht und verdeutlicht, wie sehr die gastrale Dekompression die täglichen Beschwerden der Stenosen im Sinne von ständiger Übelkeit und andauerndem Erbrechen für die Patienten gemildert oder sogar abgestellt hat und im welchem Ausmaß die Anlage und Anwendung großlumiger PEG-Sonden zur gastralen Dekompression das Leben der schwerkranken Patienten erleichtern und darüber hinaus zumindest wieder einigermaßen lebenswert machen kann. [Quelle 113] Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Anlage einer großlumigen PEG-Sonde zum Zwecke der gastralen Dekompression nach den Erkenntnissen aus dieser Arbeit als eine sehr erfolgreiche und in der Anwendung sichere Therapievariante bezeichnet werden kann, eine These, die auch in der Literatur Zuspruch findet [Quellen 5, 12, 42, 64, 69, 73, 83, 86 und 98]. Scheidbach et al. konnten bereits im Jahre 1999 zeigen, dass die Anlage von PEG-Sonden zum Zwecke der gastralen Dekompression erfolgreich und sinnvoll sein kann [Quelle 98]. Dies konnten auch McClave et al. 2006 an deren untersuchtem Patientengut darstellen [Quelle 71]. Wenn die Patienten dabei regelmäßig laborchemisch überwacht werden, schränkt sie die PEG-Sonde zudem kaum ein [Quellen 12, 63, 96 und 98], außerdem sind dann andere Verfahren, wie etwa die nasogastrale Dekompression, welche den Patienten im Alltag mehr Schwierigkeiten bereiten, nicht mehr nötig. [Quelle 108] Die ausschließliche Verwendung großlumiger Sonden erwies sich im untersuchten Zeitraum als sinnvoll und richtig, da diese im Gegensatz zu Sonden mit kleineren 89 Durchmessern weniger das Risiko einer Okklusion mit sich bringen, besonders ab einem Sondendurchmesser von mehr als 18 Charríere. Die gefundenen Ergebnisse spiegeln anschaulich wieder, wie stark die Patienten durch die gastrale Dekompression an Lebensqualität dazu- und zurückgewonnen hatten, und dass nach der Anlage wieder ein reguläres Leben im Sinne einer palliativen Versorgung möglich war, nachdem den meisten Patienten bei zum Teil infauster Prognose keine Aussichten mehr auf eine komplette Genese gemacht werden konnten. Trotz des hohen Anteils an Schwer- und Schwerstkranken konnten die gefundenen Daten die Ergebnisse anderer Studien bestätigen und in manchen Fällen sogar unterbieten. So zeigten sich die Komplikationsraten mit Werten zwischen einem und drei Prozent deutlich konform mit den in der Literatur angegebenen Zahlen bzw. konnten diese unterbieten. Auch die verwendeten Anlagetechniken erwiesen sich als bewährt. Die meist nur geringen Kosten der Anlage und späteren Handhabung der PEG-Sonden zeigen außerdem in Verbindung mit den relativ kurzen ambulanten oder stationären Klinikaufenthalten, dass diese Methode nicht nur sinnvoll sein kann, sondern dass sie auch aus ökonomischen Gesichtspunkten große Vorteile im Sinne niedriger anfallender Kosten aufweist. Gerade eine palliative Therapie sollte sich sowohl von den Kosten als auch in Bezug auf medizinische Maßnahmen nicht zu teuer und nicht zu aufwendig gestalten. Beides trifft nach den gefundenen Ergebnissen auf die gastrale Dekompression zu. Besonders überraschend war die Tatsache, dass die Anlage bei Patienten, die an Peritonealkarzinose und Aszites erkrankt waren, welche fast 57 Prozent des untersuchten Patientengutes dargestellt hatten, entgegen der in der Literatur vorherrschenden Meinung annähernd genauso erfolgreich und nur mit geringfügig mehr Komplikationen behaftet war als bei den Patienten ohne Peritonealkarzinose. Darüber hinaus zeigte sich, dass die aufgetretenen Komplikationen nur in einem Fall durch die Peritonealkarzinose an sich, und bei allen anderen Zwischenfällen durch andere Krankheiten oder durch mangelnde Hygiene verursacht worden waren. Somit scheint die Furcht vor schwerwiegenden Komplikationen oder Misserfolgen bei an Peritonealkarzinose erkrankten Patienten während oder nach der Anlage einer PEGSonde unbegründet zu sein, da sich dort die gleichen Komplikationen in annähernd gleicher Inzidenz wie bei den nicht an Peritonealkarzinose erkrankten Patienten zeigen. Außerdem unterstreichen die langen Überlebensdauern der Peritonealkarzinosepatienten, dass die Anlage einer Ableitungssonde auch hier eine sinnvolle und für die Erkrankten hilfreiche Therapie sein kann. 90 Der Sorge vor einer eventuellen, iatrogen verursachten hämatogenen oder lymphogenen Zellverschleppung von Tumorzellen vorhandener Tumoren [Quellen 91 und 112] im Zuge der PEG-Anlage, während derer der Tumor eventuell touchiert werden könnte, kann aus unserer Sicht die Tatsache entgegengestellt werden, dass die möglichen Verletzungen bei der Anlage einer PEG-Sonde in der Regel den gleichen theoretischen Verletzungen wie bei einer diagnostischen Laparoskopie entsprechen. [Quelle 52 und 55] Außerdem bewirkt ein behutsames Vorgehen während der Anlage bei gleichzeitigem vorsichtigem Zurückziehen des Führungsfadens bis auf die Einstichstelle keine Traumata, wie Keymling et al. und Deinzer et al. beschreiben konnten [Quellen 17 und 61]. Zudem können Techniken und Hilfsmittel bei der Anlage verwendet werden, wie etwa alternative Anlagetechniken, bei denen die Gefahr der iatrogenen Impfmetastasierung nicht mehr gegeben ist. Hierbei kann die Fadendurchzugsmethode modifiziert angewandt werden, in dem das Gastroskop vor dem Eingriff, ähnlich wie bei einer transösophagealen Echokardiographie, mit einem unten geöffneten Schutzschlauch überzogen wird, der über einen Faden mit der Fasszange gehalten wird. Dieser wird dann im Magen wieder freigelassen, der Führungsfaden der PEG erfasst und mit dem Endoskop über den in situ verbleibenden Schutzschlauch wieder aus dem Mund nach extraoral herausgezogen. Anschließend kann der PEG- Katheter durch den liegenden Schlauch nach gastral in den Magen gezogen werden, ohne dass der Tumor touchiert werden kann. Zum Abschluss erfolgt die problemlose Entfernung des Schlauches aus dem Mund des Patienten. [Quelle 61] Betrachtet man nun die gefundenen Ergebnisse, so stellt man fest, dass diese die bisherigen Studien bezüglich der Anlage von PEG-Sonden bei Patienten ohne Peritonealkarzinose unterstützen und bestätigen. Allerdings finden sich über die Anwendung von Ableitungssonden bei Patienten mit Peritonealkarzinose kaum Angaben in der Literatur bzw. aussagekräftige Studien. Dies liegt mit großer Wahrscheinlichkeit daran, dass das Auftreten einer Peritonealkarzinose als Kontraindikation betrachtet wird, und den Patienten aufgrund der angenommenen geringen Lebenserwartung oftmals lediglich eine palliative, rein analgetische Therapie verabreicht werden kann. Bei vielen Patienten wird nach diagnostischer Laparoskopie und der Diagnosestellung einer Peritonealkarzinose abgebrochen, und der Patient wegen infauster Prognose in die Schmerztherapie entsandt, wodurch zwar die Schmerzen, nicht jedoch der subjektiv empfundene Allgemeinzustand gebessert werden. 91 Nach Analyse der in dieser Arbeit gefundenen Daten, die retrospektiv, also rückbetrachtend erhoben worden sind, und im Gegensatz zu prospektiven Studien auf tatsächlichen Krankengeschichten basieren, muss festgestellt werden, dass kein nennenswerter Unterschied zwischen der Anlage einer Ableitungs-PEG-Sonde bei an Peritonealkarzinose erkrankten Patienten zu nicht an Peritonealkarzinose leidenden Patienten zu verzeichnen war. Vielmehr gewinnen die Erkrankten durch die Applikation der Dekompressionssonden an Lebensqualität und Selbstwertgefühl dazu. Aus den genannten Gründen drängt sich die Vermutung auf, ob die Diagnose einer Peritonealkarzinose als Kontraindikation für die Anlage einer Ableitungs-PEG weiterhin Bestand haben sollte. Selbst bei schwierigen Fällen mit massiver Peritonealkarzinose konnten erfolgreich und dauerhaft Dekompressionssonden im untersuchten Zeitraum gelegt werden. Eventuell kann die gastrale Dekompression in Verbindung mit weiteren Maßnahmen wie etwa Chemotherapien eingesetzt werden, wodurch die Effektivität der Sonden und die Überlebensdauer möglicherweise gesteigert werden könnten. [Quelle 58] Bisweilen konnten die Sonden endoskopisch nicht mit der üblichen Diaphanoskopie angelegt werden, doch die CT-gesteuerte Anlage erwies sich hierfür als äußerst dienlich und ebenfalls sehr erfolgreich. Offensichtlich scheint das Vorhandensein einer Peritonealkarzinose die Effektivität der Sondenanlage weniger zu beeinflussen oder diese zu minimieren, als die Konstitution und der Allgemeinzustand des jeweiligen Patienten. Zweifelsohne müssen die behandelnden Ärzte immer auf die individuelle Situation des jeweiligen Patienten eingehen und den Nutzen sowie auch den Aufwand einer Therapie kritisch beleuchten. Dennoch kann die Anlage der 97 Dekompressionssonden, die im Erlanger Universitätsklinikum im Zeitraum vom 01.01.1995 bis zum 31.12.2006 auch bei Patienten mit Peritonealkarzinose gesetzt worden waren, als äußerst erfolgreich bezeichnet werden. Für eine generelle Aufhebung der Peritonealkarzinose als Kontraindikation für die Anlage von PEG-Sonden und für die gastrale Dekompression über großlumige PEGSonden bedarf es allerdings weiterer Studien, die wünschenswerter Weise noch zu diesem Thema verfasst werden sollten, um ein noch größeres Patientenkollektiv zu erhalten, und die mit dem Vorhandensein einer Peritonealkarzinose eventuell verbundenen Problematiken noch differenzierter betrachten zu können. 92 7. Ausblick/Statement Die in dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse zeigen deutlich, dass die Anlage einer PEG-Sonde zum Zwecke der gastralen Dekompression ein sicheres, erfolgreiches und für den erfahrenen Endoskopiker gut durchführbares Verfahren darstellt, um Patienten mit Stenosen das tägliche und zum Teil unstillbare Erbrechen sowie die damit verbundene Übelkeit dauerhaft zu ersparen oder zumindest zu erleichtern. Außerdem konnte erkannt werden, dass solch eine mit relativ geringem operativen Aufwand verbundene Maßnahme eine immense Auswirkung auf den Allgemeinzustand haben kann, und zusätzlich auch noch in der Lage ist, die Lebensqualität der Betroffenen steigern zu können. Die bei der Anlage und Anwendung anfallenden geringen Kosten sind in Zeiten finanzieller Engpässe ebenfalls von Belang. Bis jetzt allerdings galt die Anlage einer Ableitungssonde bei Aszites und Peritonealkarzinose als risikobehaftet und umstritten, und wurde in der Literatur kontrovers diskutiert oder vielmehr als kontraindiziert betrachtet. Nachdem in dieser retrospektiven Studie an einem repräsentativen Patientengut im Zeitraum von zwölf Jahren gezeigt werden konnte, dass die Anlage auch bei kritischen Patienten nach sorgfältigem Abwägen von Risiko und Nutzen sowie einer ausführlichen Diagnose- und Indikationsstellung sinnvoll und äußerst erfolgreich sein kann, und sie zudem keine schlechteren Ergebnisse als bei den Patienten mit normaler Indikation aufweist, liegt der Schluss nahe, dass die kritische Betrachtung der Anlage bei Aszites und Peritonealkarzinose neu überdacht werden sollte. Aus den gefundenen Gründen könnten dann eventuell neue oder andere Kriterien für die Indikation oder Kontraindikation zur Anlage einer Ableitungssonde formuliert und festgesetzt werden. 93 Die bisher in erster Linie nur in der Gynäkologie gefundenen Erkenntnisse dazu sind alleine sicherlich nicht ausreichend, um mit den Ergebnissen der vorliegenden Studie die Kontraindikation einer Peritonealkarzinose für die Anlage einer DekompressionsPEG in Frage stellen oder gar aufheben zu können. Dazu und zur Klärung weiterer offener Fragen werden nachfolgende Studien zu dieser Thematik notwendig sein, um das Potential und die eventuellen palliativen Einsatzmöglichkeiten dieser in der letzten Zeit ein wenig in den Hintergrund geratenen Therapie aufzeigen zu können. Weitere Einsatzgebiete wären denkbar, ebenso könnten beispielsweise die PEG-Sonden während einer explorativen Laparotomie gleich bei Bedarf intraoperativ gesetzt werden, um den Patienten unnötige zusätzliche Eingriffe zu ersparen und die anfallenden Kosten zu senken. Des Weiteren ist es für eine komplikationsfreie Anwendung unabdingbar, dass sowohl die Patienten als auch das Pflegepersonal ausführlich in eine perfekte Sondenhygiene eingewiesen werden und diese umsetzen. Hierfür könnte eine engmaschigere Kontrolle etwa durch den weiterbehandelnden Hausarzt oder einen ambulanten Pflegedienst von großem Nutzen sein. Sind die Patienten in die Handhabung und die notwendige Hygiene der PEG-Sonden eingewiesen, so kann die gastrale Dekompression auch bei Risikopatienten unter Berücksichtigung der notwendigen Maßnahmen indiziert sein. Um eventuell neue Kriterien und Richtlinien für die Anlage von Ableitungssonden festsetzen zu können bedarf es weiterer Studien, die sich mit dieser Thematik beschäftigen. 94 8. 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Komplikation/ Komplikationen weibl. weiblich 105 männl. männlich gyn. gynäkologisch/ gynäkologische Port Portkatheter OP Operation PLG Perkutane laparoskopisch platzierte Gastrostomie mind. mindestens 10. Danksagung Sehr herzlich möchte ich Herrn PD Dr. med. Thomas Horbach für die Vergabe des Dissertationsthemas sowie die äußerst kompetente und freundschaftliche Unterstützung danken. Mein besonderer Dank gilt den Schwestern der gastroenterologischen Station des Universitätsklinikums Erlangen, vor allem Schwester Urte, die mir stets hilfsbereit beim Erstellen der Patientendaten zur Seite stand. Den Mitarbeitern des Zentralarchivs der chirurgischen Klinik der Universität Erlangen möchte ich ebenfalls für die freundliche Unterstützung während meiner Archivarbeit danken. Ein großes Dankeschön ebenfalls an Herrn COO Andreas Kross für die professionelle Hilfe beim Erstellen der Schaubilder und Graphiken dieser Arbeit. Meinen Eltern Monika und Kurt Wunder möchte ich an dieser Stelle für die uneingeschränkte Unterstützung während meiner gesamten Ausbildung danken. Ohne sie wäre diese Arbeit nicht möglich gewesen. Vielen lieben Dank auch an meine Großmutter Sophie Wunder für ihre liebevolle und fürsorgliche Unterstützung und ihr stetiges Interesse an meinem Werdegang und dieser Arbeit. 106 Am Ende möchte ich auch ganz besonders herzlich meiner lieben Gattin Tanja für die stete und geduldige Hilfe während des Erstellens dieser Arbeit danken. Ohne ihre Unterstützung hätte diese Arbeit nicht in dieser Form erstellt werden können. Meine Frau war stets für mich da, wenn ich sie gebraucht habe. Dafür danke ich ihr von ganzen Herzen!