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Zinskommentar
Wann greifen Maßnahmen der EZB zur Ankurbelung von
Konjunktur und Inflation?
11.Februar.2016
Diese Prognosen der zukünftigen Zinsentwicklungen beruhen auf unseren Einschätzungen verschiedener Einflußfaktoren für
die Zukunft. Wir können hierfür aus verständlichen Gründen keine Haftung übernehmen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer letzten Sitzung am 21. Januar beschlossen,
den Leitzins auf seinem historisch niedrigen Niveau von 0,05 Prozent belassen, obwohl die Fed
im Dezember die Zinswende eingeläutet hatte. Nachdem sich die Inflationsrate in der Eurozone
immer noch nahe der Nulllinie befindet, statt sich in Richtung der angestrebten 2 Prozent zu
bewegen, ist eher noch eine weitere Lockerung der Geldpolitik zu erwarten.
Die Gründe für die schwache Entwicklung der Inflation sind vor allem in den extrem niedrigen
Ölpreisen, in den konjunkturellen Problemen von Schwellenländern wie Russland und Brasilien, dem
deutlich nachlassenden Wirtschaftswachstum in China, in Schwankungen an den Finanzmärkten und
in den geopolitischen Krisen zu sehen. Bisher haben sich Inflation und Konjunktur trotz des
umfangreichen Anleihenkaufprogramms der EZB, mit dem sie seit März 2015 Milliarden in die
Eurozone pumpt und das im Dezember um 6 Monate bis März 2017 verlängert wurde, nicht wie erhofft
entwickelt. Im Dezember lag die Inflation bei lediglich 0,2 Prozent, im Januar bei 0,4 Prozent – also
weit unter dem Ziel von 2 Prozent. Im Dezember war die EZB in ihrer Prognose für das Gesamtjahr
2016 noch von einer Inflation in Höhe von 1 Prozent ausgegangen, allerdings wurde dabei noch ein
wesentlich höherer Ölpreis zu Grunde gelegt. Damit dürften die erwarteten Preissteigerungen nun
deutlich geringer ausfallen. Auch die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum für 2016 in der
Eurozone wurden nach unten angepasst – auf jetzt nur noch 1,7 Prozent. Das sind 0,1 Prozentpunkte
weniger als noch im Herbst. Die Entwicklung wird weiterhin positiv eingeschätzt, allerdings könnten
das globale Umfeld sowie der schwache Welthandel – die globale Wachstumsprognose liegt bei 3,4
Prozent für 2016 und 3,6 Prozent für 2017 – den Aufschwung beeinträchtigen.
EZB-Chef Draghi hat für die nächste EZB-Sitzung am 10. März eine weitere Lockerung der
expansiven Geldpolitik in Aussicht gestellt sowie eine Überprüfung der bisherigen Maßnahmen
angekündigt. „Sollte die Inflation auf Dauer niedrig bleiben, so ist eine viel stärker konjunkturfördernde
Politik erforderlich, um das zu ändern“, so Draghi. Ob es tatsächlich dazu kommt, ist in großem Maße
von den dann überarbeiteten Wirtschaftsprognosen abhängig, die erstmals bis 2018 reichen sollen.
Senkt die EZB ihre Prognose für die Inflation der kommenden Jahre, ist eine Lockerung der Geldpolitik
äußerst wahrscheinlich. Neben einer zusätzlichen Ausweitung der Anleihenkäufe wäre dann ein noch
höherer Strafzins denkbar, den Banken für ihre Einlagen bei der Notenbank zahlen müssten. Aktuell
liegt dieser bei minus 0,3 Prozent.
Eine Fortsetzung der strukturellen Reformen in den Volkswirtschaften in der Eurozone ist essentiell,
um bessere Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen und die Staatsdefizite zu reduzieren. Draghi
hatte erst in der letzten Woche vor dem Europäischen Parlament in Straßburg gesagt, dass ohne die
EZB-Politik mit ihren milliardenschweren Anleihenkäufen die Euro-Zone 2015 in eine Deflation
gerutscht wäre. Draghi spielt bei der nächsten Sitzung für die Ausweitung der Anleihenkäufe in die
Karten, dass ausgerechnet ihr schärfste Kritiker, Bundesbank-Chef Jens Weidmann, aufgrund des
sog. Rotationsprinzips nicht mitstimmen wird.
Zusätzliche Unsicherheit verursacht der geplante Volksentscheid der Briten über einen Ausstieg aus
der EU. Seit Anfang November wurde das Pfund im Vergleich zum Euro um rund fünf Prozent
abgewertet und hat auch gegenüber dem Dollar nachgegeben. Rational betrachtet sollten die Briten
aufgrund erheblicher Risiken und hoher Kosten in der EU verbleiben. Aber die für Entscheidung für
oder gegen einen Brexit ist eher emotional. Aus diesem Grund hofft der britische Premierminister
David Cameron auf möglichst viele Zugeständnisse der EU auf dem EU-Gipfel übernächste Woche,
um die Briten noch zum Bleiben zu bewegen. Der Ausstieg der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas
wäre nicht nur ein europapolitischer, sondern auch ein wirtschaftlicher Schock. Aktuell ist das
Leistungsbilanzdefizit von Großbritannien mit 4 Prozent der Wirtschaftsleistung bedenklich hoch.
Sollten tatsächlich ausländische Investoren in großem Stil ihr Geld abziehen, so könnte dies eine
schwere Wirtschafts- und Finanzkrise auf der Insel als Folge haben. Bereits jetzt drückt die
Ungewissheit vor dem Referendum das Wirtschaftswachstum um rund einen Viertelprozentpunkt. Der
Ausstieg der Briten könnte zusätzlich eine negative Signalwirkung für weitere Länder haben, da in
einer Reihe von Volkswirtschaften die Europa-Skepsis wächst.
Diese Prognosen der zukünftigen Zinsentwicklungen beruhen auf unseren Einschätzungen verschiedener Einflußfaktoren für
die Zukunft. Wir können hierfür aus verständlichen Gründen keine Haftung übernehmen.
Anhebung des Leitzinses in den USA praktisch ohne Auswirkungen in Europa
Mit ihrer ersten Zinserhöhung seit fast zehn Jahren hatte die Fed im Dezember in den USA die
erwartete Zinswende eingeläutet. In der jüngsten Ratssitzung Ende Januar wurde aber auf ein
erneutes Drehen an der Zinsschraube verzichtet. Zudem hat Fed-Chefin Janet Yellen die Aussicht auf
eine Zinserhöhung im März erheblich gedämpft, aber nicht ausgeschlossen. Man wolle beobachten,
wie sich die schwächere Weltwirtschaft, der starke Dollar, die Inflationsrate und die Arbeitslosenzahlen
entwickeln. Sollte die US-Konjunktur in den USA deutlich weniger wachsen als erwartet, könnte der
gerade eingeschlagene Zinserhöhungskurs vorzeitig beendet werden.
In Europa sinken die Zinsen derweil weiter. Seit der letzten EZB-Sitzung am 21. Januar ist das
Zinsniveau noch einmal um rund 10 Basispunkte gesunken, so dass die Bestkonditionen für 10jährige Annuitätendarlehen bei rund 1,1 Prozent liegen. Sowohl die letzten Ankündigungen der EZB
als auch der Ölpreisverfall sprechen kurzfristig für weiterhin niedrige Baufinanzierungskonditionen.
Tendenz:
Kurzfristig: seitwärts
Langfristig: steigend
Diese Prognosen der zukünftigen Zinsentwicklungen beruhen auf unseren Einschätzungen verschiedener Einflußfaktoren für
die Zukunft. Wir können hierfür aus verständlichen Gründen keine Haftung übernehmen.
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