Qualitätsbericht 2004 Michael-Balint-Klinik, Fachklinik für Psychosomatik und Ganzheitsmedizin 78126 Königsfeld i. Schwarzwald Autoren: Prof. Dr. med., Dipl. Psych. Gunther Haag Facharzt für Psychotherapeutische Medizin Chefarzt Hisham Khattab Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Psychotherapeutische Medizin Leiter der Krankenhausabteilung Ralf Nußbaumer Klinikmanagement Dr. Jan Kizilhan Leit. Dipl. Psychologe Psychologischer Psychotherapeut Abteilungsleiter D-78126 Königsfeld Hermann-Volandstr. 10 Telefon: ++49 7725 –932 –0 Fax: ++49 7725 –932 –499 e-mail: [email protected] Homepage: www.michael-balint-klinik.de Inhaltsverzeichnis 1. Allgemeiner Teil 4 1.1. Ziel des Qualitätsberichtes 1.2. Leistungsdarstellung für Kostenträger 1.3. Darstellung der Klinik 1.4. Zur Geschichte der Michael-Balint-Klinik 1.5. Lage 1.6. Leitung der Klinik 1.7. Klinikgebäude: 1.8. Allgemeine Struktur 1.9. Kommunikations- und Kooperationsstrukturen 1.9.1. Ebene Gesamtklinik 1.9.2. Ebene Team 1.9.3. Ebene therapeutische Mitarbeiter 1.9.4 Ebene Patient 1.9.5. Ebene Klinikleitung 4 4 4 5 6 7 8 8 9 9 9 10 10 10 2. Fortbildungsstruktur 11 2.1. Fortbildungskonzept für Ärzte und Psychologen 11 3. Rahmenbedingungen für die Krankenhausbehandlung 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 12 Rechtliche Rahmenbedingungen Ziele und Aufgaben der Krankenhausbehandlung Einleitung der Krankenhausbehandlung Kooperationen 12 12 13 13 4.0. Therapeutische Verfahren 14 4.1. Einzeltherapie 4.2. Gruppentherapien 4.3. Übergreifende therapeutische Verfahren 4.3.1. Gestaltungstherapie 4.3.2. Shiatsu und Gi-Gong 4.3.3. Entspannungsverfahren 4.3.4. Krankengymnastik und balneophysikalische Therapie 4.3.5. Sport und Bewegungstherapie 4.5.6. Krea(k)tivplatz 4.5.7. Arbeitserprobung 4.5.8. Sozialarbeit 4.6. Gesundheitsschulung 4.7. Stellenwert der Pharmakotherapie und anderer biologischer Therapien 5. 14 14 16 16 17 17 18 18 19 19 20 20 21 Spezielle therapeutische Konzepte 22 5.1. Behandlung von Depressionen 5.1.1. Was ist eine Depression? 5.1.2. Antidepressive Pharmakotherapie 5.1.3. Antidepressive Psychotherapie 5.1.4. Sonstige antidepressive Therapieverfahren 5.2. Behandlung von Patienten mit Angststörungen, Zwangsstörungen, Posttraumatische Belastungsstörung 5.2.1. Behandlung von Patienten mit Zwangsstörungen 5.2.2. Behandlung von Patienten mit Posttraumtische Belastungsstörung 5.3. Behandlung von Patienten mit Emotional instabile Persönlichkeitsstörung (Borderline-Typus) 5.4. Konzept für die Behandlung von Essstörungen 5.5. Psychiatrisch-psychosomatische Rehabilitation Jugendlicher und junger Erwachsener 5.6. Konzept zur Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen in der Michael-Balint-Klinik 5.7. Behandlungskonzept für Migranten aus der Türkei 5.8. Ganzheits- und Naturheilmedizin 6.Qualitätsphilosophie, Leitbild 6.1. Unternehmensphilosophie 6.2. Ganzheitliches bio-psycho-soziales Krankheitsmodell 6.2.1. Die Arbeit von Michael-Balint 22 22 24 24 24 26 27 27 30 31 32 32 33 33 34 34 35 36 7. Die Struktur der Michael-Balint-Klinik in Königsfeld 38 38 A Allgemeine Merkmale A-1.1 Merkmale des Krankenhauses 38 Michael-Balint-Klinik Königsfeld 2 A-1.2 Institutskennzeichen des Krankenhauses A-1.3 Name des Krankenhausträgers A-1.4 Handelt sich um ein akademisches Lehrkrankenhaus? A-1.5 Anzahl der Betten im gesamten Krankenhaus nach § 108/109 SGB V A-1.6 Gesamtzahl der im abgelaufenen Kalenderjahr behandelten Patienten: A-1.7 A Fachabteilungen A-1.7 B Die 30 häufigsten Diagnosen (nach absoluter Fallzahl) des Gesamtkrankenhauses im Berichtsjahr A-1.8 Versorgungsschwerpunkte und Leistungsangebote A-1.9 Ambulante Behandlungsmöglichkeiten A-2.1 Apparative Ausstattung und therapeutische Möglichkeiten A-2.1.2 Therapeutische Möglichkeiten B.1 Fachabteilungsbezogene Struktur- und Leistungsdaten des Krankenhauses B-1.1 B-1.2 B-1.3 B-1.4 B-1.5 B-2.4 B-2.5 C. Name der Fachabteilung Medizinisches Leistungsspektrum der Fachabteilung Besondere Versorgungsschwerpunkte der Fachabteilung Weitere Leistungsangebote der Fachabteilung Die 10 häufigsten Haupt-Diagnosen (nach absoluter Fallzahl) der Fachabteilung im Berichtsjahr Personalqualifikation im Ärztlichen Dienst Personalqualifikation im Pflegedienst Qualitätssicherung C-1 Externe Qualitätssicherung nach § 137 SGB V C.2. Qualitätssicherung beim ambulantem Operieren nach § 115 b SGB V C-3. Externe Qualitätssicherung nach Landesrecht (§ 112 SGB V) C-4. Qualitätssicherungsmaßnahmen bei Disease-Management- Programmen (DMP) C-5.1/C-5.2 Mindestmengenabsatz 8. Systemteil D Qualitätspolitik 8.1. Evaluative Maßnahmen 8.2. Basisdokumentation 8.3. Psychometrische Verfahren 8. 4. Patientenzufriedenheitfragebogen 8.5. Katamneseprojekte 8.6. Qualitätszirkel 8.6.2.Spezifische Arbeitsgruppen 38 38 38 38 38 39 39 40 40 41 41 44 44 44 44 44 44 46 46 47 47 47 47 47 47 48 48 48 49 49 50 51 51 52 9. Literaturverzeichnis 10. Wegbeschreibung 55 57 Michael-Balint-Klinik Königsfeld 3 1. Allgemeiner Teil 1.1. Ziel des Qualitätsberichtes Der strukturierte Qualitätsbericht gemäß § 137 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 SGB V ist von allen nach § 8 SGB V zu gelassenen Krankenhäusern im Jahr 2005 für das Jahr 2004 zu erstellen. Laut der Protokollnotiz der Vereinbarung gemäß § 137 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 SGB V über Inhalt und Umfang eines strukturierten Qualitätsberichts ist dieser den Landesverbänden der Krankenkassen, den Verbänden der Ersatzkassen und dem Verband der privaten Krankenversicherung e.V. zum 31. August 2005 zu übermitteln. Dies gilt für Akutkrankenhäuser erstmalig für das Jahr 2005. Für Reha-Kliniken besteht diese Verpflichtung bislang noch nicht, die Notwendigkeit einer Qualitätsdarlegung für die Öffentlichkeit steht jedoch auch für diese Einrichtungen außer Frage. 1.2. Leistungsdarstellung für Kostenträger Als Fachklinik für Psychosomatik und Ganzheitsmedizin unterliegt die Einrichtung konkreten gesetzlichen und fachlichen Vorgaben. Für die Kostenträger der Michael-Balint-Klinik besteht die Möglichkeit, mit Hilfe des Qualitätsberichtes auf direktem Wege eine umfangreiches Bild über die quantitative sowie qualitative Umsetzung der Vorgaben zu bekommen. Die Darstellung der strukturellen Behandlungsvoraussetzung, der Prozessqualität in der Umsetzung und im besonderen der Behandlungsergebnisse ist für die Kostenträger zunehmend von entscheidender Relevanz. 1.3. Darstellung der Klinik Im Qualitätsbericht der Michael-Balint-Klinik ist sowohl für Patienten als auch für die Öffentlichkeit dargelegt, welche Angebote in der Klinik bestehen. Eine Vielzahl von Personen oder Organisationen stehen in ständiger Kooperation mit der Michael-Balint-Klinik oder interessieren sich für die zukünftige Zusammenarbeit. Dieser Bericht ermöglicht damit auch Fachleuten einen fundierten Einblick in die Arbeitsweise der Klinik und die dabei erzielten Ergebnisse. Die Darstellung der Qualität der Michael-Balint-Klinik in Form eines Qualitätsberichtes korrespondiert mit dem Bemühen um eine ständige Verbesserung der bestehenden Strukturen und Prozesse und - insbesondere vor dem Hintergrund ständiger gesundheitspolitischer Veränderungen - einer Weiterentwicklung des Behandlungs- und Versorgungsspektrums. Hierzu führt die Klinik ein Qualitätsmanagement und beteiligt sich in Ergänzung dazu an verschiedenen externen Qualitätssicherungsprogrammen. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 4 1.4. Zur Gesichte der Michael-Balint-Klinik - Fachklinik für Psychosomatik und Ganzheitsmedizin, Königsfeld Die Michael-Balint-Kl i ni kbest ehtsei tdem 01.Jul i1993.Si ei stdi eNachf ol gekl i ni kder„ Kl i ni k am Li ndenpl at z “i nBadDür r hei m,di ev ol l st ändi gi nderMi chael -Balint-Klinik aufging. Die Michael-Balint-Klinik hat derzeit 42 Betten in einer Krankenhausabteilung mit einer Zulassung nach § 109 SGB V und 60 Betten in einer Versorge- und Rehabilitationsabteilung nach § 111 SGB V. Als Fachkrankenhaus für Psychosomatik leistet sie sowohl die stationäre Versorgung der Region in ihrem Indikationsgebiet als auch ein überregionales Angebot mit spezialisierten und störungsspezifischen Therapieangeboten für besondere Patientengruppen. In der Krankenhausabteilung werden die Patientin durch die Verordnung von Krankenhauspflege vornehmlich von Nervenärzten und ärztlichen Psychotherapeuten eingewiesen, zusätzlich kooperierenden erfolgt psychiatrischen die Verlegung Kliniken. Die von Allgemeinkrankenhäusern Kostenträger sind und überwiegend die gesetzlichen Krankenkassen. Zu den Aufnahmeindikationen der Krankenhausabteilung gehören hauptsächlich akut dekompensierte psychosomatische Erkrankungen, depressive Störungsbilder, dekompensierte neurotische Erkrankungen (z.B. Angst- und Zwangsstörung), Essstörungen, psychogene Reaktionen im Rahmen von Lebensveränderungskrisen sowie Krisen bei Persönlichkeitsstörung. Als Besonderheit bietet die Klinik die muttersprachliche Behandlung in türkisch, kurdisch und arabisch an. Moderne Psychotherapie ist problemorientierte Therapie, die nicht mehr allein auf einer Schule fußt, sondern schulübergreifende bzw. integrierende Arbeit leistet, verschiedene therapeutische Ansätze störungsbildbezogen einsetzt und die die Problemformulierung des Michael-Balint-Klinik Königsfeld 5 Patienten systematisch berücksichtigt. Methodisch wird deshalb in der Michael-Balint-Klinik ein Bezugstherapeutensystem und ein vielfältiges Gruppenangebot angeboten, in dem moderne, störungsspezifisch ausgerichtete Therapie umgesetzt wird. Psychoanalytische Erklärungsmodelle, die die Bedeutung der Biografie für das aktuelle Krankheitsgeschehen betonen und die Beziehungsgestaltung des Patienten in die Therapie zum Ausgangspunkt für Intervention machen, sind dabei ebenso vertreten wie lernpsychologische Modelle und Strategien der Verhaltenstherapie sowie systemische Ansätze. Biologische Methoden, insbesondere der Pharmakotherapie, werden zusätzlich in die Behandlung integriert. 1.5. Lage Die Klinik liegt direkt an der Grenze zum Gemeindewald, der von gepflegten und überwiegend ebenen Wegen durchzogen wird. Die relativ ebene Hochfläche ist besonders für ältere Menschen gut geeignet. Königsfeld selbst ist ein ruhig gelegener, nebelfreier, heilklimatischer Kneipp-Kurort im Mittelschwarzwald auf einem mittleren Höhenniveau von 800 m. In Königsfeld befindet sich auch die Albert-Schweitzer-Klinik, eine große Rehabilitationsklinik für Herz- und Kreislauferkrankungen und Atemwegserkrankungen. Der Ort wird durch zahlreiche Jugendstilvillen und die stattlichen Gebäude der Herrenhuther Brüdergemeinde geprägt. Albert Schweitzer besaß hier viele Jahre ein Haus, wo er einen großen Teil seiner Europaaufenthalte verbrachte. Die besondere Atmosphäre des Ortes lässt Stammgäste seit Jahrzehnten wiederkommen. Konzerte internationaler Künstler, Vorträge, kirchliche Veranstaltungen, zahlreiche Sportangebote (Reiten, Wandern, Schwimmen, 18Loch-Golfplatz) runden die Angebote für Gäste und unsere Patienten ab. Der Ort liegt Michael-Balint-Klinik Königsfeld 6 abseits der großen Verkehrsadern und kann dadurch Ruhe und ausgezeichnete Luftqualität bieten, gleichzeitig ist sowohl für Auto- wie Zugreisende eine schnelle Erreichbarkeit gesichert. Die nächstgelegenen Bahnhöfe in St. Georgen und VS-Villingen werden von ICZügen bedient, in Rottweil ist eine Schnellzugstation der Linie Stuttgart-Zürich. Unsere Patienten werden von den Bahnhöfen abgeholt. Die nächsten Autobahnanschlüsse befinden sich in Villingen-Schwenningen bzw. Rottweil. 1.6. Leitung der Klinik Ärztlicher Direktor: Dr. med. Wolfhardt Rother, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie Chefarzt: Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. G. Haag, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin Leiter der Krankenhausabteilung und Leitender Oberarzt: Hisham Khattab, Facharzt für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychotherapeutische Medizin Klinikmanager: Ralf Nussbaumer Leitender Diplom Psychologe, Klinischer Manager: Dr. Jan Kizilhan Pflegedienstleitung (PDL): Frau Karin Matt Die Michael-Balint-Klinik ist ein privatwirtschaftlich organisiertes Dienstleistungsun- ternehmen. Die Klinik firmiert unter Michael-Balint-Klinik Dr. med. Wolfhardt Rother GmbH + Co.Kg. Für ein privates Unternehmen ist wirtschaftliches Denken selbstverständlich, gleichzeitig müssen die eigenen und externen Qualitätsansprüche erfüllt werden. In der gegebenen gesundheitspolitischen Situation mit Festschreibung der Ausgaben ergibt sich Michael-Balint-Klinik Königsfeld 7 ein starkes Spannungsfeld zwischen den medizinischen und wirtschaftlichen Wünschen und Erfordernissen. Die Michael-Balint-Klinik muß sich einerseits den innovativen Therapieverfahren erschließen, um ein herausragendes Behandlungsangebot aufrecht erhalten zu können, gleichzeitig sind Innovationen im psychotherapeutischen und ganzheitsmedizinischen Bereich nur mit hoher Personalintensität umsetzbar. Dies kann zu einem Dilemma werden, wenn nicht durch Optimierung der Betriebsabläufe alle Wirtschaftlichkeitsreserven aktiviert werden. Der Klinikleitung, insbesondere dem Verwaltungsleiter, stellt sich somit eine herausfordernde Aufgabe, die nur durch einen kooperativen Führungsstil und moderne Technik lösbar ist. 1.7. Klinikgebäude: Der 1993 fertiggestellte Klinikkomplex liegt direkt am Kurpark. Er besteht aus drei harmonisch ineinander gefügten Bauteilen. Dem Kurpark zugewandt liegt eine originalgetreu restaurierte Jugendstilvilla, die früher als Hotel genutzt wurde, daran schließt sich ein lichter Neubau mit Funktionsräumen und Patientenzimmern an. Der hintere Bauteil ist dem Wald zugewandt und besteht aus dem vollständig sanierten Bettenbau des früheren Hotels. Der ausgewogene Gesamtbau strahlt Harmonie, Eleganz und einladende Atmosphäre aus, die durch künstlerische Innenausgestaltung in den Leitfarben violett-blau, türkis-grün und grau unterstützt wird. Die Inneneinrichung besteht in den allgemein zugänglichen Teilen aus einer Kombination von restaurierten Möbeln, Antiquitäten und neuen Buchenholzmöbeln. Die Patientenzimmer und Aufenthaltsräume sind mit Buchenholzmöbeln ausgestattet, der Speisesaal ist dem Kurpark zugewandt und bietet eine herrliche Sicht. Auf der Wiese vor dem Klinikgebäude sind Freisitz- und Freiliegemöglichkeiten sowie Rasenschach vorhanden. 1.8. Allgemeine Struktur Die Michael-Balint-Klinik ist in die Krankenhausabteilung mit 42 Betten und in die Rehabilitationsabteilung mit 60 Betten gegliedert. Die beiden Abteilungen werden getrennt unter einer gesamten Leitung durch Oberärzte betreut. Zusätzlich gibt es noch eine Privatstation, die vom Chefarzt und seinen Vertretern geführt wird. Eine Funktionsoberärztin (Innere Medizin) und zwei somatisch erfahrene Assistenzärztin tragen die Verantwortung für die somatische Diagnostik und Therapie in den Teams. Tag und Nacht übten mindestens eine Krankenschwester pro Abteilung ihren Dienst aus. Nachts und an Wochenenden ist Michael-Balint-Klinik Königsfeld 8 stets auch ein ärztlicher Bereitschaftsdienstarzt im Hause, dahinter stehen ständig ein Oberarzt oder Oberärztin und der Chefarzt in Rufbereitschaft. Die Medizinische Zentrale ist direkt in der Krankenhausabteilung integriert und gelegen. 1.9. 1.9.1. Kommunikations- und Kooperationsstrukturen Ebene Gesamtklinik täglich Morgenkonferenz von 08.00 bis 08.30 Uhr: Übergabebesprechung der Diensthabenden unter Beteiligung der Ärzte, Therapeuten und des Pflegepersonals monatlich: Verwaltungskonferenz therapeutischen Mitarbeiterstab (Gesamtkonferenz) und den mit leitenden dem gesamten Angestellten aller Funktionsbereiche 1.9.2. Ebene Team 2 mal wöchentlich Konferenzen in den Teams unter Leitung des Oberarztes oder Abteilungsleiters zur Besprechung abteilungsinterner organisatorischer Fragen. wöchentlich: Konzeptteambesprechung. Hier treffen sich die jeweiligen Konzeptleiter mit den Therapeuten und besprechen die spezifische Situation ihrer Patienten (z.B. Borderline-Teamsitzung) wöchentlich: Intervision innerhalb der Teams zur Patientenneuvorstellung und/oder – besprechung Michael-Balint-Klinik Königsfeld 9 1.9.3. Ebene therapeutische Mitarbeiter wöchentlich: externe Supervision für alle ärztlichen und psychologischen Mitarbeiter sowie das Pflegepersonal durch einen Lehranalytiker alle vier Wochen externe Supervision in Schaffhausen bezüglich PTSD und Borderline-Persönlichkeitsstörung wöchentliche verhaltenstherapeutische Supervision Einmal im Monat Qualitätszirkel für alle Ärzte durch unsere Funktionsoberärztin (Innere Medizin) wöchentliche Fortbildung durch interne und externe Dozenten Einmal im Monat Fallbesprechung mit allen Schwestern durch eine Oberärztin. Vierwochentlich Schwesternfortbildung durch ärztliche Mitarbeiter. 1.9.4 Ebene Patient Einführungsgruppe einmal in der Woche für neue Patienten. Hier erhalten Patienten die wichtigsten Informationen über die Klinik und Behandlung. Gesprächstreffs zwei bis dreimal in der Woche mit dem Bezugstherapeuten, in der organisatorische Probleme besprochen werden können. Wöchentliches gespräch für Anliegen und Verwaltungs- Patienten, Probleme die ihre organi- satorischer Art mit dem Verwaltungsleiter besprechen können. 1.9.5. Ebene Klinikleitung wöchentlich: Leitungskonferenz des Chefarztes, des Verwaltungsleiters, der Oberärzte, des leitenden Psychologen und der Pflegedienstleitung wöchentlich: Besprechung des Chefarztes mit dem Verwaltungsleiter und dem klinischen Manager Michael-Balint-Klinik Königsfeld 10 Einmal im Monat Verwaltungskonferenz bestehend aus Mitgliedern aller Bereiche der Klinik (Verwaltung, ärztlich-therapeutischer Bereich, Küche, Pflegekräfte, Hausmeisterei, Reinigungskräfte) 2. Fortbildungsstruktur 2.1. Fortbildungskonzept für Ärzte und Psychologen Die Assistenzärzte der Michael-Balint-Klinik streben die Zusatzbezeichnung Psychotherapie an oder besitzen sie bereits. Die Oberärzte besitzen die Zusatzbezeichnung Psychotherapie obligat, der leitende Oberarzt hat die Weiterbildungsermächtigung für Psychotherapeutische Medizin (2 Jahr) und Psychotherapie (2 Jahr). Die Assistenzärzte haben somit die Möglichkeit, einen Teil des Curriculums zum Erwerb der Zusatzbezeichnung Psychotherapie sowie Teile Psychotherapeutische Medizin klinikintern zu erwerben. Die Supervisionen sind anrechenbar. Zur Vervollständigung des Curriculums haben die Assistenzärzte die Möglichkeit, sich an Ausbildungsinstitute in der Region (Stuttgart, Konstanz, Freiburg, Tübingen) anzuschließen. Die Psychologen haben gleichermaßen die Möglichkeit, Bausteine zum Erwerb der Bezeichnung psychologischer Psychotherapeut zu erwerben. Der größere Teil der Psychologen ist in fortgeschrittener verhaltenstherapeutischer Ausbildung. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 11 3. Rahmenbedingungen für die Krankenhausbehandlung 3.1. Rechtliche Rahmenbedingungen Nach § 27 SGB V haben Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen Anspruch auf eine Krankenbehandlung, wenn sie notwendig ist, um eine Krankheit zu erkennen, zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhüten oder Krankheitsbeschwerden zu lindern. Wenn das Behandlungsziel nicht durch ambulante Behandlung einschließlich häuslicher Krankenpflege erreicht werden kann, besteht der Anspruch auf die Behandlung in einem zugelassenen Krankenhaus (§ 39 SGB V). 3.2 Ziele und Aufgaben der Krankenhausbehandlung In der Krankenhausbehandlung geht es im ersten Schritt um die diagnostische Beurteilung eines Krankheits- oder Störungsbildes. Im Bereich psychosomatischer und psychischer Erkrankungen muß diese Diagnostik weit angelegt sein und die biographischen, biologischen, psychischen und sozialen Faktoren umfassen. Diese ganzheitliche Befunderhebung wird in Kapitel "Diagnostik" beschrieben. Nach Diagnosestellung erfolgt die Erstellung eines Therapieplanes und Einleitung der Therapie. Im Idealfall ist sie darauf ausgerichtet, eine Erkrankung zu heilen. Im Falle chronischer Erkrankungen muß das Therapieziel jedoch häufig niedriger angesetzt werden. Es kann dann um die Stabilisierung auf dem bestehenden Niveau oder um die Verhinderung einer weiteren Verschlimmerung gehen. Ziel der Behandlung ist die Wiederherstellung der psychophysischen Funktionsfähigkeit bis zu dem Grad, daß eine ambulante Behandlung wieder möglich ist. Die eingesetzten therapeutischen Maßnahmen werden in Kapitel "Therapie" beschrieben. Während einer Krankenhausbehandlung besteht häufig eine starke Veränderungsdynamik. Die Patienten befinden sich in einem instabilen, kritischen und ambulant nicht mehr behandelbaren Zustand. In der Krankenhausbehandlung wird auf eine schnelle Beeinflussung des Krankheits- und Störungsbildes hingearbeitet. Im Unterschied dazu befinden sich Rehabilitationspatienten in einem relativ stabilen Zustand auf reduziertem Niveau, die angestrebten Veränderungen betreffen hauptsächlich die Krankheitsverarbeitung, Krankheitsbewältigung und Integration ins berufliche und soziale Leben. Entsprechend der verschiedenen Aufgabenstellungen ist die ärztliche und pflegerische Tätigkeit im Bereich der Krankenhausbehandlung intensiver und dichter als in der Rehabilitation; der Einsatz an medizinischer Diagnostik ist erheblich höher. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 12 3.3. Einleitung der Krankenhausbehandlung Die Einweisung zur stationären Krankenhausbehandlung erfolgt durch einen Vertragsarzt der Krankenkassen. In den meisten Fällen ist ein Nervenarzt oder ein Arzt mit der Zusatzbezeichnung "Psychotherapie" involviert. Die Verordnung der stationären Krankenhausbehandlung wird der zuständigen Krankenkasse zur Genehmigung vorgelegt. Bei Problemfällen wird auf Wunsch der Krankenkasse ein ausführlicher Befundbericht dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung vorgelegt. Die Michael-Balint-Klinik wünscht prinzipiell einen aussagefähigen Befundbericht. Dieser kann durch eine telefonische Kontaktaufnahme mit dem Chefarzt vorbereitet, aber nicht ersetzt werden. Die Klinik behält sich vor, die Indikation und Behandlungsmöglichkeit zu prüfen. Ein eventuell notwendiges Vorgespräch ersetzt dann die gesetzlich vorgeschriebene Prüfung der Notwendigkeit der stationären Krankenhausbehandlung bei der Aufnahme. Bei Patienten mit Eßstörungen und mit Persönlichkeitsstörungen wird in aller Regel ein Vorgespräch als Klinikleistung angeboten, um den Patienten über das Behandlungssetting zu informieren und die Belastbarkeit des Patienten einschätzen zu können. Auf Wunsch des Patienten bietet die Michael-Balint-Klinik auch informative Vorgespräche an, in denen über die Rahmenbedingungen und die therapeutischen Methoden informiert wird. Dadurch kann die oft bestehende Schwellenangst vermindert werden. 3.4. Kooperationen In der regionalen Versorgung besteht eine klar geregelte Aufgabenteilung mit dem aufnahmepflichtigen psychiatrischen Krankenhaus, dem Vinzenz-von-Paul-Hospital in Rottweil. Alle psychosekranken, suizidgefährdeten und suchtkranken Patienten werden ausschließlich in der Psychiatrischen Klinik aufgenommen. Bei Patienten, die in das Behandlungsspektrum der Michael-Balint-Klinik fallen, erfolgt eine Auswahl der Behandlungseinrichtung durch den niedergelassenen Facharzt. Bei Grenzfällen wird evtl. ein Vorgespräch notwendig. Wird in der Psychiatrischen Klinik ersichtlich, dass ein Patient von den Behandlungsmöglichkeiten der Michael-Balint-Klinik profitieren könnte, wird eine Übernahme kollegial eingeleitet, meist mit Vorgespräch. Ähnliche Übernahmekooperationen bestehen mit dem Christophsbad in Göppingen, der Psychiatrischen Abteilung in Nürtingen, der Psychiatrie in Reichenau und der Psychiatrischen Universitätsklinik Freiburg. Mit Allgemeinkrankenhäusern der Umgebung (Villingen-Schwenningen, Rottweil, Tuttlingen, Singen, Donaueschingen) bestehen ebenfalls enge Kontakte. Die Aufnahme von Patienten aus diesen Krankenhäusern erfolgt vorrangig. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 13 4.0. Therapeutische Verfahren 4.1. Einzeltherapie Einzelsitzungen finden mindestens zweimal pro Woche statt. In Einzelfällen, z. B. zur Krisenintervention, werden auch tägliche, dann kürzere Gespräche angeboten. Die Dauer der Einzelsitzungen richtet sich nach der Problemlage und dem gewählten therapeutischen Verfahren und liegt zwischen 30 Minuten und 50 Minuten. In der therapeutischen Arbeit wird nach Indikation entsprechend ein Therapieplan aufgestellt. Dabei werden sowohl psychoanalytischen Denkmodelle als auch verhaltenstherapeutische Methoden in unserer Klinik berücksichtigt. So können psychoanalytische Denkmodelle herangezogen werden, wenn es z.B. um die Bedeutung der Biographie für das aktuelle Krankheitsgeschehen geht und die Beziehungsgestaltung des Patienten in der Therapie zum Ausgangspunkt für Interventionen gemacht wird. Gleichzeitig werden bei Patienten mit einer Borderline-Störung, PTSD, Angststörung verhaltenstherapeutische Methoden angewendet. Für uns bedeutet, daß die moderne Psychotherapie eine problemorientierte Therapie, die nicht mehr allein auf einer Schule fußt, sondern schulenübergreifende bzw. -integrierende Arbeit leistet, verschiedene therapeutische Ansätze störungsbildbezogen einsetzt und die Problemformulierung des Patienten systematisch berücksichtigt. Methodisch wird deshalb in der Michael-Balint-Klinik ein Bezugstherapeutensystem und ein vielfältiges Gruppenangebot angeboten, in dem moderne, störungsspezifisch ausgerichtete Therapie umgesetzt wird. 4.2. Gruppentherapien Prinzipiell nimmt jeder Patient an gruppentherapeutischen Verfahren teil. In der unverbindlichsten Gruppengespräch in Form findet informativen ein und organisatorischen Gruppen statt. Jeder neu aufgenommene Patient nimmt an einer Einführungsgruppe teil, in der einmal pro Woche neu angekommene Patienten begrüßt werden und mit allen Vorgängen im Haus vertraut gemacht werden. Der Bezugstherapeut führt drei mal in der Woche von 08.30 bis 09.00 mit seinen Patienten einen Patientengespräch. Hier werden anfallende organisatorische Probleme vom Vortag und noch zu erwartende Probleme für den aktuellen Tag besprochen. Diese Gesprächstreffs dienen gleichzeitig zum Austausch von Problemen und geben Möglichkeit zur Anregungen von Seiten der Patienten und zur Selbstorganisation von Aktivitäten. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 14 In jedem Team werden interaktionelle Gesprächsgruppen angeboten. Dabei wird die Gruppengröße zwischen 6-10 Gruppenmitgliedern gehalten. In diesen im engeren Sinne therapeutischen Gruppen lernen Patienten sowohl zuzuhören, wie sich selbst auszudrücken. Durch gegenseitige Anregungen, die von Unterstützung bis zur Kritik reichen, werden Denkprozesse angestoßen. Häufig manifestieren sich problematische Interaktionsstile auch in der Gruppe und können vom Gruppenleiter herausgearbeitet werden. Die Aufgabe der Gruppenleiter besteht darin, die Gruppe zu strukturieren und Themen, die sich gestalten wollen, zu fokussieren. In der Regel finden zwei Gruppentherapien pro Woche mit einer Dauer von 90 Minuten statt. Mehrere themenbezogene Gruppen werden teamübergreifend für alle Patienten des Hauses angeboten. Es handelt sich dabei u.a. um folgende Gruppen: Drei gleichzeitig stattfindende Angststörungsgruppen einmal in der Woche: In dieser offenen Gruppe, die einmal pro Woche für je eine Stunde angeboten wird, werden die typischen Mechanismen der Angstentwicklung nach den gängigen lerntheoretischen Modellen erarbeitet. Bei der relativ großen Zahl von angstgestörten Patienten in unserer Klinik hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die typischen Muster der Angstentwicklung in der Gruppe zu bearbeiten. Besonders die Erfahrung, daß es anderen Menschen ähnlich gehen kann, hilft schon erheblich zur Entlastung. In der Gruppe wird mit audiovisuellem Material nach einem Manual gearbeitet. Als Indikationen gelten Panikstörung mit Agoraphobie, generalisierte Angststörung und soziale Phobien. Mögliche Ausschlußgründe sind schwere Persönlichkeitsstörungen mit polymorphem Symptombild sowie schwere Depressionen. Drei gleichzeitig stattfindende Depressionsstörungsgruppen zwei mal in der Woche: Zweimal in der Woche findet eine psychoedukative Gruppe zur Depression statt. Neben der detaillierten Information zum Störungsbild werden die Patientin mit in die Gruppe einbezogen und berichten nach Wunsch selbst über ihre eigenen Erfahrungen. Zwei Schmerzstörungsgruppen einmal die Woche: Einmal wöchentlich findet eine psychoedukative Gruppe zum Thema Schmerz statt. Unsere Schmerzexperten informieren die Patienten über die verschiedenen Formen und Ursachen von Schmerz und zeigen anhand von konkreten Beispielen verschiedene Strategien zur Schmerzbekämpfung und –bewältigung auf. Zwei Imaginationsverfahren zweimal in der Woche: Besonders Patienten mit einer PTSD oder Boderline-Störung sollen durch Imaginationsverfahren (in Anlehnung an Reddemann) lernen mit ihren angstauslösenden, Michael-Balint-Klinik Königsfeld 15 überflutenden Gedanken und Intrusionen umzugehen, in dem sie z.B.dur chei nen„ si cher en Or t “i nderPhant asi eGebor genhei tundSchut zempf i nden. Selbstsicherheitstraining: Dieses Gruppenprogramm wird als geschlossene Gruppe zweimal pro Woche für 90 Minuten angeboten. Es richtet sich dabei nach dem Manual von Hinsch und Pfingsten (1993). In Rollenspielen, die durch Videofeedback vom Übenden selbst wieder gesehen werden, werden typische soziale Situationen geprobt, in denen Selbstbehauptung und Durchsetzungsfähigkeit gefordert sind. Das Programm wird ergänzt durch Hausaufgaben. Gleichzeitig wird getrennt Selbstsicherheitstraining für die Junge Gruppe und Patienten mit einer Bordeline-Störung oder PTSD angeboten. 4.3. Übergreifende therapeutische Verfahren 4.3.1. Gestaltungstherapie Die tiefenpsychologisch fundierte Gestaltungstherapie beruht auf theoretischen Modellen der Psychoanalyse und der Ich-Psychologie und arbeitet mit bildnerischen Mitteln (Form und Farbe). Sie hat einen besonderen Schwerpunkt im Bereich der Psychotherapie struktureller Ich-Störungen und psychosomatischer Leiden, bei denen präverbale Beziehung und nichtverbales Ausdruckserleben besondere Bedeutung haben. Die in der Michael-BalintKlinik angebotene Gestaltungstherapie ist in einigen Veranstaltungen auf ein psychodynamisches Verstehen ausgerichtet und verzichtet auf ästhetisch-künstlerische und handwerklich-ergotherapeutische Intentionen. Die entstehenden Gestaltungen werden als Probehandlungen verstanden, als kreative Ich-Leistungen. Spontan Gemaltes und Getontes kann bisher unscharf Gefühltes und Unaussprechliches verdeutlichen und vermitteln. Mit dem Gestalten wird somit die Möglichkeit geschaffen, verdrängte und unbewußte psychische Inhalte sichtbar zu machen. Durch gemeinsames Betrachten und Phantasieren über die Gestaltungen lassen sich Schwierigkeiten und Konflikte oft besser verarbeiten und verstehen. Die Gestaltungstherapiegruppe kann ein Übungsraum sein, um sich ängstigenden, destruktiven, aber auch sehnsüchtigen Themen anzunähern. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 16 Die Gestaltungstherapie ist somit vor allem für die Patienten geeignet, bei denen die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten gering entwickelt sind und die zu ihrem psychischen Erleben nur geringen Bezug über die Sprache herstellen können. Die Gestaltungstherapie wird von ausgebildeten Therapeutinnen und Künstlern durchgeführt. Sie findet hauptsächlich als offene Gruppe statt, darüber hinaus wird ein sogenanntes freies Gestalten angeboten, zu dem Patienten ohne Verpflichtung zur weiteren Mitarbeit kommen können. 4.3.2. Shiatsu und Gi-Gong Als weitere Möglichkeiten der körperbezogenen Psychotherapie bieten wir Shiatsu in Gruppentherapie an. Diese spezielle Technik ermöglicht es, über die muskuläre Lockerung und Entspannung hinaus seelisches Erleben zu mobilisieren. Die Shiatsu-Therapie ist eng indiziert für Patienten, die zur Somatisierung neigen und auf der psychischen Ebene schlecht erreichbar sind. Die Shiatsu-Therapeutin bespricht sich engmaschig mit dem Bezugstherapeuten, um die Erfahrung aus dieser Körpertherapie mitzuteilen. Eine spezielle Art von Bewegungstherapie stellt Qi-Gong dar, das wochentags morgens nach dem Frühstück für alle Patienten angeboten wird. Durch diese Bewegungstherapie werden nicht nur körperliche Vorgänge harmonisiert, sondern sie trägt auch ein meditatives Element. Die Wahrnehmung des Körpers wird vertieft, dabei kann auch ein psychischer Prozeß angestoßen werden. Insofern bildet Qi-Gong eine Brücke zwischen Bewegung, Entspannung und Körperselbsterfahrung. Qi-Gong wird vor allem bei Patienten angeraten, die psychisches Erleben nicht primär wahrnehmen sondern in körperlichen Störungen ausdrücken. Ausschlußgründe sind erhebliche Störungen der Identität und hohe Angstbereitschaft. 4.3.3. Entspannungsverfahren Alle Patienten der Michael-Balint-Klinik sollen prinzipiell ein Entspannungsverfahren kennenlernen und üben. Wir bieten das Entspannungsverfahren PMR ( Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson) an. Eine weitere Möglichkeit zur meditativen Entspannung und körperlicher Bewegung erfolgt durch Tanztherapie. Atemtraining, insbesondere bei Angstpatienten, wird als wichtiger Behandlungsteil bei dieser Störungsgruppe von einer Entspannungstherapeutin angeboten. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 17 4.3.4. Krankengymnastik und balneophysikalische Therapie Der Michael-Balint-Klinik steht eine Vielfalt physikalischer Behandlungsmethoden zur Verfügung. Zu nennen sind: o Krankengymnastik o Wirbelsäulengymnastik o Venengymnastik o Rhythmische Gymnastik o Klassische Massagen o Shiatsu o Bindegewebsmassage o Lymphdrainage o Balneotherapie (Bäder, Güsse, Unterwassermassage, Stangerbäder, Vierzellenbäder, Fango, Heißluft, Kryotherapie, heiße Rolle) o Elektrotherapie (Nemec, Mikrowelle) o Inhalationen Diese Maßnahmen werden individuell abgestimmt auf das Störungsbild und die Person des Patienten angewendet. Diese Maßnahme haben einerseits zum Ziel die zugrunde liegenden Krankheitsursachen physiotherapeutisch anzugehen, zum anderen soll über den leiblichen Zugang auch Zugang zur Psyche des Patienten gefunden werden. Die Differentialindikation wird von dem betreuenden Arzt gestellt. 4.3.5. Sport und Bewegungstherapie Von der krankengymnastischen Abteilung werden ständig sport- und bewegungstherapeutische Angebote gemacht. Diese reichen vom Badminton, Aerobic, schnellem Gehen, Radwandern bis zum gemeinsamen Schwimmen und Chi-Bo, einmal in der Woche. Im Winter können auch Skiwanderungen durchgeführt werden; der Loipeneinstieg befindet sich direkt bei der Klinik. Für alle Patienten stehen kostenlos bzw. zu einem geringen Selbstkostenbeitrag das Hallenschwimmbad nebst Sauna im nahegelegenen Fewotel zur selbstverantwortlichen Benutzung offen. Im Sommer werden Freikarten für das örtliche, beheizte Freibad zur Verfügung gestellt. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 18 4.5.6. Krea(k)tivplatz Auf dem Klinikgelände wurde ein Platz geschaffen, auf dem sich Patienten sowohl künstlerisch-expressiv wie auch aggressionsausdrückend mit dem Medium Holz beschäftigen können. Sie bearbeiten dabei Holzpfähle mit Werkzeugen, wobei das Spektrum von groben Werkzeugen wie Säge und Beil (unter Aufsicht) bis zu Feinwerkzeug wie Stechbeitel reicht. Diese Einrichtung ist dazu gedacht, daß Patienten durch die unmittelbare Beschäftigung mit einem (evtl. widerspenstigen) Medium sich wieder als gestaltend und schaffend erfahren. Darüber hinaus hat der Platz als Treffpunkt kommunikative Funktionen. Die Teilnahme wird vom Bezugstherapeuten angeregt; die Einweisung in den Gebrauch der Werkzeuge erfolgt durch die Hausmeister. 4.5.7. Arbeitserprobung Die berufliche Wiedereingliederung hat häufig einen zentralen Stellenwert. Unsere Patienten haben häufig lange Arbeitsunfähigkeitszeiten, die eine hohe Schwellenangst mit sich bringen. Trotz hoher Motivation zum Wiedereinstieg in die Arbeit sind Defizite vorhanden, die einerseits krankheitsbedingt sind (z. B. Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer), zum Teil aber auch erworben sind durch längere Unterforderung. Um diesen Problemen zu begegnen hat die Michael-Balint-Klinik ein Projekt zur Wiedereingliederung initiiert, in dem Patienten zu einer ausgelagerten Arbeitserprobung an Betriebe vermittelt werden. Dieses Vorgehen gibt dem Patienten eine Möglichkeit, seine Schwellenangst zu mindern, einen Eindruck von seiner Belastungsfähigkeit zu erhalten und ergibt für die betreuenden Ärzte eine realistische Möglichkeit, die sozialmedizinische Prognose zu stellen. Im praktischen Vorgehen wird von der Klinik frühzeitig geprüft, ob ein Patient für eine ausgelagerte Arbeitserprobung in Frage kommt. Insbesondere die Patienten mit Residualsyndromen oder Erschöpfungszuständen nach Psychoseerkrankungen werden dafür regelmäßig motiviert. Die Sozialpädagogen der Klinik versuchen dann, einen Praktikumsplatz in einem Betrieb in der näheren Umgebung zu erhalten. Der Ausbildungsberuf des Patienten wird dabei berücksichtigt, evtl. kann aber auch ein Wunschberuf in Frage kommen. Die Bereitschaft der Betriebe, einen Praktikanten aufzunehmen ist erfreulich hoch. Der Patient nimmt dann über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen an diesem Praktikum teil mit einer Belastung von maximal vier Stunden pro Tag. In der übrigen Tageszeit erhält er Therapie wie sonst. Der Patient erhält für seine Praktikumstätigkeit keine finanzielle Entschädigung. Eventuell entstehende Fahrtkosten trägt die Klinik. Die Erfahrungsbilanz dieser Maßnahme ist außerordentlich günstig. Positive Erfahrungen wie die Feststellung, daß die Belastung besser ist als erwartet sind ebenso wertvoll wie die Feststellung daß sich der Patient erheblich überschätzte und eventuell in seinem Beruf nicht Michael-Balint-Klinik Königsfeld 19 mehr erwerbsfähig ist. Die Erfahrungen aus dieser ausgelagerten Arbeitstherapie sind eine unverzichtbare Grundlage für die sozialmedizinische Beurteilung. 4.5.8. Sozialarbeit Die Aufgaben der Sozialpädagoginnen sind weit gespannt. Sie reichen von der Beratung und Hilfe bei beruflichen Funktionseinschränkungen bis zur Vermittlung von betreutem Wohnraum. Der Sozialdienst ist zuständig für die Beratung in familiären, beruflichen, wohntechnischen, finanziellen und behördlichen Angelegenheiten. Unsere Sozialpädagoginnen werden auf Veranlassung des Bezugstherapeuten aktiv und führen Einzel- und Gruppenberatungen durch. Wenn nötig begleiten sie den Patienten zu Behörden oder an den Praktikumsplatz bei der ausgelagerten Arbeitstherapie. Die Sozialpädagoginnen kooperieren mit örtlichen Firmen und ziehen die Beurteilung über einen Praktikanten bei. Die Sozialpädagoginnen werden durch Praktikanten einer Fachhochschule oder Berufsakademie unterstützt. Der Leitende Psychologe lehrt gleichzeitig an der Fachhochschule zum Thema Interkulturelle Kompetenz und Klinische Psychologie. Im weiteren sind die Sozialpädagoginnen an der Leitung verschiedener Gruppen, z. B. an der Gruppe für Selbstsicherheit, Konzept der Jungen Gruppe, etc. beteiligt. Die Vermittlung einer betreuten oder beschützten Wohneinrichtung ist ein weiteres, häufig beanspruchtes Arbeitsgebiet unserer Sozialpädagoginnen. In der Region arbeiten wir mit verschiedenen Übergangsheimen zusammen (Lebenshaus in Trossingen, Rudolf-Sophien-Stift in Stuttgart, Haus Landwasser in Freiburg, Haus Christiani in Waldshut). Mit zahlreichen Sozialpädagogen der Region besteht ein guter Arbeitskontakt. Immer wieder werden in unserer zu verschiedenen Themen in unserer Klinik für Sozialpädagogen Fachtagungen angeboten. 4.6. Gesundheitsschulung In der Michael-Balint-Klinik wird ein Basisprogramm zur Gesundheitsschulung durchgeführt, das für alle Patienten verpflichtend ist. Wöchentlich zweimal findet ein einstündiger Vortrag mit Aussprache statt, in denen folgende Themen vorgetragen werden: Gesunde Ernährung Depression Psychosomatik Streßbewältigung Sport und Bewegung Medikamente und Alltagsdrogen Schmerz Michael-Balint-Klinik Königsfeld 20 Die Teilnahme an den Veranstaltungen wird dokumentiert. Im Rahmen des Aufenthaltes kann jeder Patient alle Themen hören. 4.7. Stellenwert der Pharmakotherapie und anderer biologischer Therapien Bei psychischen Erkrankungen wird bei der Wahl der geeignetsten Therapie prinzipiell auch die Kombination von Psychotherapie und Pharmaka bzw. anderer biologischer Therapiemethoden erwogen. Wir gehen davon aus, daß bei der multifaktoriellen Genese vieler Störungen mit dem Zusammenwirken von biologischer Disposition, biographischen Erfahrungen und aktuellen psychophysischen Belastungen auch auf verschiedenen Ebenen interveniert werden muß. Die Gewichtung dieser Einflüsse und die Hierarchisierung der Methoden ist wichtigste Aufgabe in der Therapieplanung. Besonders wichtig werden diese Entscheidungen bei Depressionen und bei Angststörungen. In der Regel werden depressive Episoden pharmakotherapeutisch neben der immer durchgeführten Psychotherapie mitbehandelt, wenn sie mindestens mittelschwer ausgeprägt sind oder rezidivierend sind. Besonders wichtig ist dabei die eingehende und wiederholte Beratung des Patienten über die notwendige Dauer und Intensität der Behandlung, um ein vorzeitiges Absetzen und einen Rückfall zu verhindern. Bei rezidivierenden Depressionen muß ggf. auch über die Phasenprophylaxe beraten werden. Die Wahl der Medikamente richtet sich nach Vorerfahrungen, Komorbidität und nach der Verträglichkeit sowie Wirksamkeit. Bei Angststörungen (insbes. Panikstörung) und bei Zwangsstörungen setzen wir dann Medikamente (bevorzugt selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) ein, wenn mit den Mitteln der Verhaltenstherapie kein ausreichender Erfolg zu erwarten ist. Benzodiazepine werden manchmal bei schweren Formen von Angsterkrankungen benutzt. Häufiger sind aber Entzüge durchzuführen, die durch langsames Ausschleichen, ggf. flankiert durch Carbamazepin, erfolgen. Bei allen somatischen Erkrankungen werden die notwendigen Medikamente entweder weitergeführt oder nach internistischen Kriterien neu eingestellt. Bei allen medikamentösen Therapien sind umfassende Aufklärung und Einbeziehung des Patienten notwendig und tragen entscheidend zu der guten Akzeptanz der notwendigen Therapien und zur weiteren Compliance bei. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 21 5. Spezielle therapeutische Konzepte Eine Besonderheit der Michael-Balint-Klinik stellen die speziellen Behandlungskonzepte dar, die wir im folgenden vorstellen möchten. Insgesamt ist das Behandlungskonzept gruppenspezifisch angelegt, wenn es um die spezifischen Konzepte geht, aber auch soweit individuell, daß eine individuelle Planung der Behandlung nicht zu kurz kommt. Der Patient und sein Behandler stellen mit den Einzeltherapien in den verschiedenen Bereichen eine individuelle Behandlung zusammen. Eine Überprüfung der Behandlung erfolgt durch die Therapeuten, Ärzten und in den Visiten durch die Abteilungsleitern und kann flexibel gestaltet werden. 5.1. Behandlung von Depressionen 5.1.1. Was ist eine Depression? Die Depression ist die häufigste psychische Erkrankung, an der mehrere Millionen Bundesbürger (ca. 5% der Bevölkerung) leiden, Frauen zwei- bis dreimal so häufig wie Männer. Jeder denkt bei der Depression an eine krankhaft gedrückte Stimmung und tiefe Hoffnungslosigkeit, sie nimmt jedoch auch jeden Antrieb, macht chronisch müde, stört das körperliche Wohlbefinden und führt zu Konzentrationsstörungen. Die schlimmste Folge der Depression ist der Selbstmord, an dem immerhin 10% bis 15% der depressiven Patienten versterben. Ähnlich wie die Symptome sind die Ursachen der Depression vielfältig. Häufig treten Depressionen nach tiefgreifenden seelischen Belastungen auf, wie sie der Verlust eines Angehörigen oder des Arbeitsplatzes darstellen können. Chronische Überlastung während des Arbeitslebens oder mangelnde Auslastung als Rentner sind andere mögliche Ursachen. Manchmal entstehen Depressionen in Folge körperlicher Erkrankungen wie Schlaganfall, schweren Herzerkrankungen oder Schilddrüsenunterfunktion. Oft haben Depressionen, besonders die schweren Formen, jedoch keine von außen erkennbare Ursache. Wir wissen heute, daß bei schwerer ausgeprägten Depressionen bestimmte "Botenstoffe" im Zentralnervensystem im Ungleichgewicht sind. Zahlreiche Patienten der Michael-Balint-Klinik kommen mit depressiven Syndromen, deren Ursache und Schweregrade aber sehr unterschiedlich sind, zur Aufnahme. Bei einem größeren Teil der Patienten liegen psychogene Reaktionen im Sinne von Anpassungsstörungen auf problematische Lebensveränderungen (z. B. Partnerverlust oder Familienkonflikte) vor, die auch den Schweregrad einer depressiven Episode erreichen können. Nicht selten findet man auch chronische neurotische Konflikte vor, die in der aktuellen Lebenssituation erneut angestoßen wurden. Auch im Rahmen von Persönlichkeitsstörungen finden sich chronifizierte depressive Syndrome. Bei anderen Patienten sind eher biologische Ursachen vorhanden, auf die eine positive Familienanamnese oder maniforme Episoden hinweisen. Schließlich finden sich auch nach Psychoseerkrankungen depressiv getönte Michael-Balint-Klinik Königsfeld 22 Erschöpfungs- und Versagenszustände. Die genaue diagnostische Bewertung ist entscheidend für die weitere Therapie. Bei allen depressiven Syndromen, die die Kriterien einer mindestens mittelschweren depressiven Episode erfüllen (nach ICD 10) sowie bei rezidivierenden depressiven Störungen und bipolaren affektiven Störungen wird grundsätzlich der Einsatz von Antidepressiva in Ergänzung zur Psychotherapie erwogen. Besonders wichtig ist auch die Beratung des Erkrankten zum weiteren Verlauf und eventuell zum Einsatz einer Phasenprophylaxe. Die gründliche Beratung eines depressiven Patienten über seine Erkrankung und die möglichen therapeutischen Maßnahmen ist der erste Schritt in der immer notwendigen Psychotherapie. Jedem depressiv Erkrankten muß ein individuelles Tagesprogramm zusammengestellt werden, das körperliche Aktivierung beinhaltet, ohne überfordernd zu sein. Der Einsatz von Entspannungstherapie, Gestaltungstherapie, Gruppentherapie und körperorientierter Selbsterfahrung ist fakultativ möglich, muß jedoch sehr sorgfältig im Einzelfall abgestimmt werden. Kontakt mit der Familie wird gefördert, sofern keine Gegenindikationen bestehen. Ausschlußgründe für die Behandlung von Depressionen in der Michael-Balint-Klinik bestehen dann, wenn schwerwiegende Suicidneigungen bestehen, die nicht mehr durch Absprache gebunden werden können, oder bei psychotischen Formen von Depression. Die wesentlichen Säulen unserer stationären Behandlung sind die antidepressive Pharmakound Psychotherapie. Dieses übliche therapeutische Zusammenspiel gewinnt durch die Ausgestaltung in unserem Hause eine besondere Charakteristik. Behandlung bei depressiven Störungen Ausführliche Anamnese, Differentialdiagnostische Überlegungen Besprechung der Diagnose mit den Patienten Depressionsgruppe mit Psychoedukation: •Sympt ome( ps y c hi s c h, somatisch) •Typi s c heDenkmus t er (Negative Kognitionen) •Behandl ungs mögl i c hk ei t en • psychotherapeutisch • medikamentös Psychopharmakotherapie Einzeltherapie: •Würdigung d. individuellen Unterstützende Angebote: •Training der sozialen Lebenssituation •I dent i f i z i er ungd.Aus l ös er •Ver l us t e •Kr änkungen •Bear bei t ungd.s pez i f i z i s c hen Problemsituation Kompetenz •Konf l i kt eam Ar bei t s pl at zTraining •Kör per l i c heAk t i vi er ung/ Bewegunstherapie •Ak t i vi t ät s t r ai ni ng( Tages pl an etc.) Michael-Balint-Klinik Königsfeld 23 5.1.2. Antidepressive Pharmakotherapie Bei psychischen Erkrankungen wird bei der Wahl der geeignetsten Therapie prinzipiell auch die Kombination von Psychotherapie und Pharmaka bzw. anderer biologischer Therapiemethoden erwogen. Wir gehen davon aus, daß bei der multifaktoriellen Genese vieler Störungen mit dem Zusammenwirken von biologischer Disposition, biographischen Erfahrungen und aktuellen psychophysischen Belastungen auch auf verschiedenen Ebenen interveniert werden muß. Die Gewichtung dieser Einflüsse und die Hierarchisierung der Methoden ist wichtigste Aufgabe in der Therapieplanung. Besonders wichtig werden diese Entscheidungen auch bei Depressionen. Bei allen medikamentösen Therapien sind umfassende Aufklärung und Einbeziehung des Patienten notwendig und tragen entscheidend zu der guten Akzeptanz der notwendigen Therapien und zur weiteren Compliance bei. Hierbei finden die Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) sowie die der American Psychiatric Association (APA) Berücksichtigung. 5.1.3. Antidepressive Psychotherapie Bei der Wahl der therapeutischen Methode gehen wir von dem gestellten Problem und der Anwendbarkeit auf den individuellen Patienten aus. Wenn es um die Wahl einer psychotherapeutischen Methode geht, haben tiefenpsychologisch fundierte, an der Übertragung arbeitende Verfahren ebenso Raum wie Gesprächspsychotherapie, kognitive und Verhaltenstherapie sowie neue, störungsspezifische Therapieverfahren wie die interpersonelle Psychotherapie der Depression. Diese Methodenpluralität findet Niederschlag in den verschiedenen Ausbildungen unserer Therapeuten, die die genannten Verfahren vertreten. Die Auswahl des Therapieverfahrens und damit auch die Therapeutenzuweisung erfolgt nach der Problemlage und der Zielsetzung des Patienten. Um erfolgreich in der Behandlung der Depression sein zu können, muß die Anwendung dieser Therapiemethode häufig noch durch weitere psychotherapeutische Techniken, wie z.B. Selbstsicherheitstraining, Familiengespräche, etc., begleitet werden, die die sozialen Probleme von depressiven Patienten fokussieren. 5.1.4. Sonstige antidepressive Therapieverfahren DerZugang z u Pat i ent en mi tei ner„ i nner en Unr uhe“kann aufr ei nv er baler Ebene sehr erschwert sein. In diesem Problemfeld bieten körperorientierte und ausdruckstherapeutische Psychotherapieverfahren eine Möglichkeit zur nonverbalen Kommunikation. Diese Therapieverfahren sind in Form körperorientierter Selbsterfahrung und Gestaltungstherapie vertreten. Indikationen für diese Therapieverfahren ergeben sich aus dem Krankheitsbild, dem Stadium und der Prognose der Erkrankung. Üblicherweise sind diese TherapieverMichael-Balint-Klinik Königsfeld 24 fahren zu Beginn der Therapie oder bei schwereren Störungen der Ich-Funktionen vorherrschend. Individuelle Problemerfahrung, verständnisvolle Beratung über alle verfügbaren Möglichkeiten und Einbeziehung des Patienten in die Therapieplanung helfen, Ängste und Vor ur t ei l e( z .B.gegenüberder„ Schul medi z i n“ )z uüber wi nden. Die soziale Umgebung, insbesondere die familiäre- und die Arbeitssituation, haben einen hohen Stellenwert für die Krankheitsentstehung und die weitere Prognose. Für den Rehabilitationspatienten können die Wiedereingliederung in den Arbeitsprozeß bzw. die realistische Einschätzung seiner Erwerbsfähigkeit wichtigstes Ziel der Behandlung sein. Zur Bewältigung dieser Aufgabe ist zunächst eine umfassende soziale Anamnese erforderlich, die sowohl vom Bezugstherapeuten als auch von den Sozialpädagoginnen erfaßt wird. Einbeziehung der Familienangehörigen oder Kontakt mit dem Arbeitgeber, wenn er geboten erscheint, sind wichtige fremdanamnestische Ergänzungen dieser Anamneseerhebung. Zur konkreten Erprobung der Belastungsfähigkeit führt die Michael-Balint-Klinik häufig externe Arbeitserprobungen durch. Weitere wichtige soziale Interventionen betreffen die Wohnsituation, z. B. bei der Vermittlung von Wohngruppen oder eines Platzes in einem Übergangsheim. Die Einbeziehung dieser sozialen Dimensionen ist für viele Patienten ausschlaggebend dafür, wieder eine Perspektive zu sehen und daraus Hoffnung schöpfen zu können. Bei der krankheitsspezifischen Diagnostik sollen entsprechend den Fragestellungen bei einzelnen Krankheitsbildern Befunde erbracht werden, die für die Gestaltung des Therapieverlaufes oder zur Erstellung eines Leistungsbildes (noch verbleibende Erwerbsfähigkeit) des Patienten von Bedeutung sind. In der antidepressiven Behandlung kommen u.a. folgende Therapien zur Anwendung: Einzeltherapie, Gruppentherapie, Lichttherapie Selbstsicherheitstraining, Gestaltungs- therapie, Krea(k)tivplatz, Shiatsu, Grounding, Qi-Gong, Entspannungsverfahren (z.B. PMR), Tanztherapie sowie physiotherapeutische Maßnahmen, Bewegungstherapie, etc.. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 25 5.2. Angststörungen, Zwangsstörungen, Posttraumatische Belastungsstörung Angst stellt gemeinsam mit Depressionen das häufigste psychische Symptom überhaupt dar. Neuere Untersuchungen gehen davon aus, dass etwa 15% der Bevölkerung an behandlungsbedürftigen Angststörungen leiden (Maercker, 2000). Zusätzlich tritt Angst als Symptom aber auch bei einer Reihe anderer psychischer Störungen, wie z.B. Schlafstörungen, psychotischen Störungen oder auch sexuellen Störungen auf. Die Angststörungen im engeren Sinne werden unterteilt in länger andauernde Zustände von Angst oder Sorgen mit immer wieder wechselndem Inhalt. Diese Angststörung wird als generalisierte Angststörung bezeichnet. Eine weitere Gruppe von Angststörungen stellen die sogenannten Phobien dar. Diese zeichnen sich durch sehr ausgeprägte Angstreaktionen auf in der Regel klar umrissene Situationen aus. Eine sehr große Gruppe von Betroffenen beispielsweise leidet unter einer sogenannten "Agoraphobie". Diese Angststörung ist von der Angst vor Orten gekennzeichnet, an denen bei Auftreten von Angstsymptomen keine oder nur sehr schwer Hilfe erreichbar wäre. Typischerweise sind dies Aufenthalte auf weiten Plätzen, in großen Menschenmengen, oder an Orten, die nur schwer verlassen werden können, wie z.B. Theater, Kinos usw. Eine Agoraphobie tritt nur sehr selten isoliert auf. Sie ist vielmehr in der Regel mit einer "Panikstörung" verbunden. Eine Panikstörung zeichnet sich dadurch aus, dass es mindestens einmal, in der Regel aber häufiger zu vom Betroffenen nicht vorhersagbaren Angstanfällen kommt, die in sehr kurzer Zeit ein maximales Niveau erreichen und neben sehr starken körperlichen Symptomen, wie Herzrasen, Schwitzen oder Atemnot, durch Todesangst bzw. die Angst, verrückt zu werden, gekennzeichnet sind. Eine solche Panikstörung kann in Verbindung mit einer Agoraphobie oder auch alleine auftreten. Diese Störungen sind Resultate von genetischer Disposition, biographischen Erfahrungen insbesondere ungenügender Bindungssicherheit und auslösenden Faktoren, an die sich ein schnell eskalierender Teufelskreis von negativen Erwartungen und Vermeidungsverhalten anschließt. Obwohl wir davon ausgehen, daß die Bindungs- und Beziehungserfahrungen bei den meisten unserer Angstpatienten sehr relevant sind, muß zuerst der sekundäre Teufelskreis unterbrochen werden. Als geeignetste Therapie wenden wir bei diesen Störungen deshalb kognitive Verhaltenstherapie an (siehe Margraf, 1996). In besonders schweren oder therapierefraktären Fällen wird zusätzlich eine Pharmakotherapie mit selektiven SerotoninWiederaufnahmehemmern, Benzodiazepinen, etc. notwendig. Nicht selten sehen wir eine Komorbidität mit vermeidenden Persönlichkeitszügen. In diesen Fällen muß erst eine stabile Grundlage in der therapeutischen Beziehung geschaffen werden, bevor ein Expositionsverfahren angewendet werden kann. Bei aufnahmebereiten und introspektionsfäMichael-Balint-Klinik Königsfeld 26 higen Patienten kann parallel mit der Verhaltenstherapie das Verständnis für die Zusammenhänge, z.B. mit latenten Verlustängsten, erarbeitet werden. 5.2.1. Zwangsstörungen Bei Zwangsstörungen ist die Verhaltenstherapie ebenfalls Methode der Wahl, ggf. erweitert durch die Pharmakotherapie mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern. Besonders wichtig ist hier die konsequente Exposition und Reaktionsverhinderung, die am besten auch auf die häusliche Umgebung erweitert wird. Im therapeutischen Vorgehen halten wir uns an das Manual von Edna Foa (1996). 5.2.2. Posttraumtische Belastungsstörung In der Michael-Balint-Klinik behandeln wir auch Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen (ICD10 F43.1 und F62.0) mit einem von uns entwickelten therapeutischen Konzept, bestehend aus einer Kombination von traumaspezifischer Einzelpsychotherapie und themenzentrierter Gruppenpsychotherapie. Bei der betroffenen Gruppe handelt es sich um Patienten mit akuten traumatischen Erfahrungen (Katastrophen, Kriegserlebnisse, schwere Unfälle, Gewalt und sexualisierte Gewalt (ICD-10 F43.1)) und/oder traumatischen Erfahrungen (Gewalt, sexueller Mißbrauch) in der Kindheit mit entsprechender Entwicklung eines komplexen psychotraumatischen Belastungssyndroms (ICD-10 F62.0). Gleichzeitig behandeln wir in unserer Migrationsstation eine kleine Gruppe von Patienten, die aufgrund von Flucht, Folter, Vertreibung und Krieg in ihrem Herkunftsland nach Deutschland geflüchtet sind und schwer traumatisiert sind. Die Behandlung erfolgt in der Muttersprache unter Berücksichtigung des kulturellen Hintergrunds mit unterschiedlichen Normen und Wertvorstellungen. Die akute Posttraumatische Belastungsstörungen wird nach ICD.10 F 43.1 folgendermaßen definiert: a) Die Betroffenen sind einem kurz- oder langanhaltenden Ereignis oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, das nahezu bei jedem Menschen tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde. b) Anhaltende Erinnerungen oder Wiedererleben der Belastung durch aufdringliche Nachhallerinnerungen (Flash-backs), auch Intrusionen genannt. Diese Nachhallerinnerungen werden ausgelöst durch Situationen, die der Belastung ähnlich sind oder mit ihnen im Zusammenhang stehen. c) Umstände, die der Belastung ähnlich sind oder mit ihr im Zusammenhang stehen, werden möglichst vermieden. Dieses Verhalten bestand nicht vor dem belastenden Erlebnis. Teilweise oder vollständige Unfähigkeit, einige wichtige Aspekte der Belastung zu erinnern. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 27 d) Anhaltende Symptome einer erhöhten psychischen Sensitivität und Erregung mit zwei der folgenden Merkmale: Ein- und Durchschlafstörung Reizbarkeit oder Wutausbrüche Konzentrationsschwierigkeiten Hypervigilanz Erhöhte Schreckhaftigkeit. e) Die Kriterien b), c) und d) treten innerhalb von sechs Monaten nach dem Belastungsereignis oder nach Ende der Belastungsperiode auf. Bei Chronifizierung oder bei mit großer Latenz auftretenden Störungen spricht man nach ICD.10 (F 62.0) von "Andauernden Persönlichkeitsänderungen nach Extrembelastungen". Eine umfassendere und klarere Beschreibung definiert Judith Hermann (1994) mit dem Komplexen psychotraumatischen Belastungssyndrom: Der Patient war über einen längeren Zeitraum (Monate bis Jahre) psychischer, physischer und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Folgende Bereiche sind häufig beeinträchtigt: Störungen der Regulation der Gefühle, z.B. anhaltende Niedergeschlagenheit bis hin zu Selbstmordgedanken unterdrückte oder aufbrausende Gefühle, evtl. im Wechsel Dissoziative Störungen, z.B. Erinnerungsausfälle, was die traumatischen Ereignisse betrifft Verkennung der Realität oder der eigenen Person Gestörte Selbstwahrnehmung, z.B. Ohnmachtsgefühle Scham- und Schuldgefühle Gefühl, sich von anderen grundlegend zu unterscheiden Gestörte Wahrnehmung des Täters, z.B. Idealisierung oder paradoxe Dankbarkeit Übernahme des Überzeugungssystems, der Rationalisierungen des Täters Beziehungsprobleme, z.B. Isolation anhaltendes Misstrauen wiederholt erfahrene Unfähigkeit zum Selbstschutz Veränderungen des Wertesystems, z.B. Verlust fester Glaubensinhalte Gefühl der Hoffnungslosigkeit Michael-Balint-Klinik Königsfeld 28 Wesentliche Prinzipien unserer Traumabehandlung (Vier-Phasen Modell) Zunächst findet eine ausgedehnte und intensive Diagnostik mit psychologischer Testdiagnostik statt. Es kommt häufig vor, daß eine PTB nicht erkannt und vielmehr die Patienten mit ein anderen Einweisungsdiagnose in unser Klinik kommen. A. Erste Maßnahmen o Herstellen einer sicheren Umgebung als Schutz vor weiterer Traumawirkung o Psycho-soziale Unterstützung unter Mitarbeit des Sozialdienstes o Informationsvermittlung und Psychoedukation bezüglich traumatypischer Symptome und Verläufe o Intervision und Supervision. B. Traumaspezifische Stabilisierung o Stabilisierung durch unterschiedliche Verfahren: Einzel- und Gruppentherapie, Stabilisierungsgruppe, EMDR, Entspannungsverfahren, Körpertherapie, künstlerische Therapie, etc. o Anbindung zur engmaschigen diagnostischen und therapeutischen Betreuung o Krisenintervention o Ressourcenorientierte Intervention: z.B. Distanzierungstechniken, imaginative Verfahren o Pharmakotherapie C. Traumaberarbeitung o Die Therapie der Wahl bei der PTB ist die Konfrontation mit dem auslösenden Trauma mit dem Ziel der Durcharbeitung und Integration unter geschützten therapeutischen Bedingungen. Hier können als Vorphase oder zusätzlich zu der direkten Konfrontation durch direktes Erzählen z.B. die Bildschirmtechnik, EMDR, etc. angewendet werden. D. Stabilisierung und Entwicklung von Zukunftsperspektiven, Integration In der traumaspezifischen Einzeltherapie (zwei- bis dreimal 45 min. pro Woche) werden, je nach Therapievorerfahrung der Patienten, Stabilisierungstechniken vermittelt, Ressourcen gestärkt und Informationen über die posttraumatische Belastungsstörung vermittelt. Wenn die Patienten genügend Stabilität erreicht haben, werden die traumatischen Erfahrungen bearbeitet. Bei der Therapiemethode handelt es sich um ein integratives Modell mit tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutischen, imaginativen und hypnotherapeutischen Elementen. U. a. wird bei entsprechender Indikation auch EMDR eingesetzt. Neben der themenzentrierten Gruppentherapie, für deren Teilnahme eine gewisse psychische Stabilität bereits Gruppentherapiemöglichkeiten zur vorhanden Verfügung: sein muss, stehen Körperorientierte andere Gruppentherapie (Tanztherapie), Gruppentherapie zur Förderung der Körperwahrnehmung und Shiatsu. Neben Einzel- und spannungsabbauendes Gruppentherapie wird ein Bewegungstherapieprogramm kreislaufstabilisierendes durchgeführt. Es und werden Entspannungsverfahren vermittelt, die für Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung geeignet sind, wie z. B. Muskelrelaxation nach Jacobson und Qi-Gong. Zur Förderung der Kreativität besteht die Möglichkeit, an der Gestaltungs- und/oder Kunsttherapie teilzunehmen (Einzeltherapie oder Therapie in Kleingruppen). Michael-Balint-Klinik Königsfeld 29 5.3. Emotional instabile Persönlichkeitsstörung (Borderline-Typus) Der Schwerpunkt unseres Therapiekonzeptes basiert auf dem DBT-Konzept nach M. Linehan, das durch psychodynamische Elemente (Beziehungs-, Körper- und gestaltungstherapeutische Arbeit) ergänzt wird. Dieses Konzept zeichnet sich aus durch eine klare Struktur, empathische Führung und verlässliche Beziehung. Das therapeutische Konzept besteht aus einer Kombination von Einzelpsychotherapie, Skillstrainings-, Basis-, Selbsthilfe-, Gestaltungs- sowie körperorientierter Gruppentherapie , Soziotherapie und psychopharmakologische Behandlung nach Notwendigkeit und Absprache mit den Patienten. Zusammengefasst bieten wir für Patienten mit Borderlinestörung ein Therapiemodell an, das die besonderen Möglichkeiten stationärer Therapie optimal nutzt, ohne die Gefahr einer malignen Regression während der stationären Behandlung heraufzubeschwören. Wir unterstützen die Patienten dabei ihre Alltagsaufgaben autonom zu bewältigen, ihre Konfliktfähigkeit zu stärken und damit ihre subjektive Lebensqualität allgemein zu verbessern. Wichtige Voraussetzungen für die Aufnahme ist die Teilnahme an einem Vorgespräch zur Überprüfung der Indikation und der Therapiemotivation, das evtl. auch telefonisch stattfinden kann. Bei Neigung zum Drogenabusus muss der Patient Aufnahme ein ausreichendes Abstinenzverhalten nachweisen vor (negatives Drogenscreening beim einweisenden Arzt). Der stationäre Aufenthalt beträgt in der Regel 12 Wochen. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 30 5.4. Konzept für die Behandlung von Essstörungen In der Michael-Balint-Klinik werden Patienten beiderlei Geschlechts ab 16 Jahren mit Anorexia nervosa und Bulimia nervosa behandelt; in der großen Mehrzahl handelt es sich dabei um Frauen. Von Adipositas Betroffene sind einer anderen Gruppe zugeordnet, die in diesem Konzept nicht vorgestellt wird. Bei Essstörungen besteht in der Regel ein sehr komplexes Gefüge von Entstehungsbedingungen und unterhaltenden Faktoren: Gesellschaftliche Einflüsse (Schlankheitsideal, Rolle der Frau etc.) Familiäre Faktoren (Mangel an Grenzen, reduzierte Wahrnehmung und Akzeptanz emotionaler Äußerungen, Regulierung des Selbstwertgefühls über hohe Leistung, ungelöste Konflikte zwischen den Eltern etc.) Spezifische Persönlichkeitszüge (niedriges Selbstwertgefühl, Streben nach Perfektionismus, Verleugnung von Wünschen und Gefühlen) Um diese komplexe Problematik angemessen zu behandeln, haben wir in unserem Essstörungs-Programm verschiedene Ansätze integriert: Die Symptomatik selbst wird hauptsächlich auf verhaltenstherapeutischem Weg in Gruppen behandelt, während in die Arbeit an der Persönlichkeit und mit dem sozialen Umfeld tiefenpsychologische und familientherapeutische Ansätze einfließen. Als sehr förderlich hat sich die Behandlung der Patienten mit Anorexie und/oder Bulimie in einer störungshomogenen Gruppe erwiesen, in der krankheitsspezifische Persönlichkeitsund Verhaltensmerkmale von in gleicher Weise Betroffenen besonders gut aufgedeckt und bearbeitet werden können. In diese Gruppe werden maximal 8 Patienten aufgenommen. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 31 5.5. Psychiatrisch-psychosomatische Rehabilitation Jugendlicher und junger Erwachsener Die Behandlung Jugendlicher erfolgt in der Rehabilitationsabteilung, wobei die Patienten zwischen dem 17. und 23. Lebensjahr al s„ JungeGr uppe“f ürdi espez i f i schenGr uppent herapien organisatorisch zusammengefaßt werden. Es kommt immer wieder vor, daß jugendliche Patienten auf Grund einer akuten Dekompensation in die Krankenhausabteilung kommen, aber dennochdie Möglichkeit haben an dem Gruppenkonzept teilzunehmen. Die Behandlung erfolgt in Form von Einzel- und Gruppenpsychotherapie auf tiefenpsychologischer, verhaltenstherapeutischer und inter-personaler Grundlage unter Einbeziehung von Soziotherapie (Arbeitspraktikum, Schule u. a.), Familiengesprächen, sowie Körper- und Gestaltungstherapie. Die Therapiemöglichkeiten, die für erwachsene Patienten mit psychosomatischen Krankheitsbildern zur Verfügung stehen, können grundsätzlich, jedoch unter sorgfältiger Berücksichtigung der Störungsbilder und des alterstypischen Entwicklungszustandes, auch für die jugendlichen Patienten genutzt werden, insbesondere die psychoedukativen Gruppentherapien, Entspannungsübungen in Gruppen sowie bewegungstherapeutische und sportliche Angebote. 5.6. Konzept zur Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen in der Michael-Balint-Klinik Die Therapie von Patienten mit chronischen Schmerzen stellt einen Behandlungsschwerpunkt der Michael-Balint-Klinik dar. Aufgenommen werden Patienten mit: chronischen Kopfschmerzen (Migräne, Kopfschmerz vom Spannungstyp) chronischen Rückenschmerzen somatoformen Schmerzstörungen Fibromyalgie Bei Patienten mit chronischen Kopfschmerzen durch Medikamentenübergebrauch kann in der Klinik eine Entgiftung durchgeführt werden. Inhalte des integrativen Schmerzbehandlungsprogramms sind eine zweimal wöchentlich stattfindende Gruppe zur Schmerzbewältigung (Psychoedukation, Entspannung, Ablenkung, Imaginationen, Veränderung schmerzfördernder Gedanken, Genießen trotz Schmerzen, etc.), ein spezielles Bewegungsprogramm für Schmerzpatienten, Übungen zur Körperwahrnehmung sowie eine gestaltungstherapeutische Gruppe. Die individuelle Befundlage entscheidet über die Verordnung spezifischer Zusatzangebote. Durch die Zugehörigkeit von Fachärzten für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapeutische Medizin, Innere Medizin und Anästhesie zum schmerztherapeutischen Team, ist eine interdiziplinäre Diagnose und Therapie gewährleistet. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 32 5.7. Behandlungskonzept für Migranten aus der Türkei Für die Behandlung psychosomatisch erkrankter Migranten aus der Türkei bietet die Michael-Balint Klinik in einer eigenen Abteilung mit 25 Betten ein spezifisches Konzept an. Zur Anwendung hauptsächlich gelangen, schulübergreifend, störungsorientierte bzw. störungsspezifische Psychotherapieverfahren. Sowohl Einzelpsychotherapie spezifische als psychoedukative auch Gruppen, interaktionelle Gruppentherapie, vor allem zu den Themen Depression, Angststörung und Psychosomatik erfolgen in Muttersprache. Weiterhin wird von einem türkischen Künstler für unsere türkischen Patienten eine Gruppe für Gestaltung (Malen, Keramikarbeit und Materialerfahrung) angeboten. Bei den Entspannungsübungen wird z.B. das PMR in der türkischen Sprache angeboten, was vor allem der ersten Generation zu gute kommt. Im Rahmen unseres Konzeptes wird jeder Patient türkischer Herkunft nach seinen Sprachkenntnissen und dem Wunsch nach einem türkischsprechenden Therapeuten gefragt. Türkische Patienten der 2. und 3. Generation, die keine Sprachprobleme haben, können ihre Behandlung auch mit deutschen Therapeuten durchführen. Die Patienten nehmen an verschiedenen Angeboten der Michael-Balint-Klinik nach Indikation und Wunsch teil. Dazu gehören besonders Physiotherapie, körperorientierte Selbsterfahrung, Atemtraining, Qi-Gong, Shiatsu, Selbstsicherheitstraining, Bewerbungstraining, etc. Die körperliche Betreuung erfolgt nach Wunsch durch einen zweisprachigen Arzt. 5.8. Ganzheits- und Naturheilmedizin Die Naturheilmedizin geht methodisch überwiegend vom Prinzip der Ganzheitsmedizin aus. Es sollten nicht nur Symptome "bekämpft" werden, sondern Krankheitssymptome werden eher als Ausdruck einer notwendigen Auseinandersetzung des Organismus beispielsweise mit einem Krankheitserreger gesehen. Naturheilmedizin hilft dabei die gesunden Abwehrkräfte zu aktivieren und Heilungs- und Regenerierungskräfte zu mobilisieren. Die Therapie zielt demzufolge darauf ab, wieder eine Balance herzustellen oder Blockaden zu beseitigen, so dass der Mensch wieder in Einklang mit sich, seinem Körper oder seiner Umwelt ist. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 33 6.Qualitätsphilosophie, Leitbild 6.1. Unternehmensphilosophie Die Michael-Balint-Klinik privatwirtschaftlich ist organisiertes ein Dienst- leistungsunternehmen. Die Klinik fimiert unter Michael-Balint-Klinik Dr. med. Wolfhardt Rother GmbH + Co.KG. Dr. Wolfhardt Rother. Ärztlicher Direktor der Klinik ist Facharzt für Nervenheilkunde und Psychotherapeutische Medizin und versucht mit der Klinikleitung die ärztlich-medizinischen Notwendigkeiten mit den wirtschaftlichen Anforderungen zusammenzuführen. Für ein privates Unternehmen ist wirtschaftliches Denken selbstverständlich. Gleichzeitig müssen die eigenen und externen Qualitätsansprüche erfüllt werden. In der gegebenen gesundheitspolitischen Situation ergibt sich ein starkes Spannungsfeld zwischen den medizinischen und wirtschaftlichen Erfordernissen. muss sich Die einerseits Wünschen und Michael-Balint-Klinik den innovativen Therapieverfahren erschließen, um ein herausragendes Behandlungsangebot aufrecht erhalten zu können, gleichzeitig sind Innovationen im psychotherapeutischen und gesundheitsmedizinischen Bereich nur mit hoher Qualitätsintensität umsetzbar. Dies kann zu einem Dilemma werden, wenn nicht durch Optimierung der Betriebsabläufe alle Wirtschaftlichkeitsreserven aktiviert werden. Die Klinikleitung, insbesondere dem Verwaltungsleiter, stellt sich somit eine Herausforderung der Aufgabe die nur durch einen kooperativen Führungsstil und moderne Technik lösbar ist. Die beschriebenen Ziele dienen der Geschäftsleitung und allen Mitarbeitern im Sinne einer Vision oder Leitidee der alltäglichen Orientierung: Konsequente Patientenorientierung Qualifizierte, motivierte und zufriedene Mitarbeiter Ständige Weiterentwicklung unserer spezifischen Behandlungskonzepte Wissenschaftliche Fundierung und Qualitätssicherung Eine partnerschaftliche Kooperation mit Kosten/Leistungsträgern und mit Zuweisern Wirtschaftliches unternehmerisches Handeln Eine innovative, zielorientierte Organisationsentwicklung Michael-Balint-Klinik Königsfeld 34 Bei der Behandlung von Menschen mit psychischen Beschwerden stehen die vier grundlegenden Prinzipien nach Beauchamp und Childress (1989) im Zentrum unserer Behandlung: Nichtschädigung: Jegliche Schädigung, jedes Risiko, jede nicht bestmögliche Versorgung des Patienten verbietet sich. Die Verfolgung eigener persönlicher Interessen und irgendeiner Instrumentalisierung des Patienten für eigene Ziele sind für die Therapeuten verboten. Evidenzbasierte Medizin entspringt ebenfalls der Forderung einer besten, aber möglichst nebenwirkungsarmen Behandlung. Autonomie: Respekt und Achtung vor den Vorstellungen, Bedürfnissen, Sehnsüchten, Zielen, Lebensplänen und Willensbekundungen des Patienten sind unabdingbar und führen zur Autonomieförderung und Selbstbestimmungsrecht statt Fremdbestimmung, partizipative Entscheidungsfindung statt Paternalismus sowie zu Informed consent statt ritualisierter Asymmetrie. Fürsorge: Unter Berücksichtigung der kulturellen und individuellen Werte des Menschen, gleich welcher Herkunft, soll für das Wohl des Patienten gesorgt und zur Linderung der Besserung seiner Beschwerden entsprechende Behandlung angeboten werden. Bestmögliche Versorgung ist leitlinienorientiert, in ihrer Wirksamkeit nachgewiesen und beachtet phiolosophisch-antropologische Aspekte. Die Sicherstellung von Qualität in der Routineversorgung gehört dazu. Gleichheit: Sachfremde, patientenferne Gründe für Unterschiede in der Behandlung und Verteilung der Ressourcen sind ausgeschlossen. 6.2. Ganzheitliches bio-psycho-soziales Krankheitsmodell In der Michael-Balint-Klinik versuchen wir, die aktuelle Störung eines erkrankten Menschen ganzheitlich zu betrachten. Die biographischen Erfahrungen, die psychische Erlebniswelt, die sozialen Beziehungen und die biologische Struktur eines Menschen stehen in einem komplexen Beziehungsgefüge. Krankheiten sind als Folgen unzureichender Anpassungsvorgänge auf Störungseinflüsse aus jeder der genannten Ebenen verstehbar. Dabei ist die Balance zwischen gesunderhaltenden Ressourcen und krankmachenden Faktoren gestört. Dem Arzt und Therapeuten stellt sich die Aufgabe, die komplexen Wirkungsbeziehungen möglichst tiefgehend zu erfassen und in dieses Gefüge korrigierend einzugreifen. Im vorherrschenden medizinischen Krankheitsmodell werden die Eingriffsmöglichkeiten vor allem bei den biologischen Faktoren genutzt, während soziale, psychische und biographische Hintergründe weniger gewürdigt werden oder eine Delegation an nichtärztliche Berufe erfolgt. Dieses einseitig biologisch gewichtete Krankheitsmodell findet sich sowohl bei Medizinern wie auch bei Patienten, die häufig zwischen Körper und Psyche trennen. Sie halten sich für rein körperlich oder, seltener, für rein psychisch krank. In der extremen Form führt diese Spaltung zu einer Medizin des seelenlosen Körpers oder einer Medizin der körperlosen Seele (von Uexküll, 1990). Bei dem Versuch, ein ganzheitliches Modell dem Krankheitsverständnis zugrunde zu legen, kann der Arzt schnell an die Grenzen der Überschaubarkeit und Beeinflußbarkeit kommen. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 35 Im Bemühen, das komplexe System "Mensch" abstrakt-logisch zu erfassen und deskriptiv zu beschreiben, besteht die Gefahr, den Menschen dabei aus dem Kontakt zu verlieren. Die Annäherung an die bestmögliche Therapie besteht nach unserer Auffassung darin, einerseits eine sachlich-logische Analyse der Störungsfaktoren und der protektiven Faktoren zu erstellen, gleichzeitig aber den hilfesuchenden Patienten im Kontakt anzunehmen und die Hoffnung des Patienten als wesentlichsten Faktor im Genesungsprozeß zu unterstützen. Jede Begegnung zwischen Therapeut und Patient ist einzigartig. Auch hier findet sich wieder ein starkes Spannungsfeld zwischen notwendiger Struktur, Vorgabe bezüglich des Einsatzes therapeutischer Methoden und der Therapieüberwachung auf der einen Seite und der individuellen therapeutischen Beziehung auf der anderen Seite, die in reflektierter Form auch unkonventionelle Wege gehen kann. Psychosomatische Erkrankungen werden von uns nicht nur im engeren Sinn als jene Erkrankungen verstanden, bei denen emotionale und somatische Faktoren gleichermaßen vorhanden sind und interagieren, sondern jede Erkrankung hat psychosomatische Implikationen. Eine psychosomatische Grundhaltung ist gleichzeitig zutiefst ärztliche Grundhaltung. Zur Behandlung in eine psychosomatischen Fachklinik kommen jedoch vorwiegend jene Menschen, bei deren Erkrankungs- und Störungsbildern psychische und biographische Faktoren eine starke Gewichtung erfahren müssen oder das vorwiegend biologische Krankheitsverständnis gescheitert ist. Wir sehen unsere Klinik aber nicht als Auffangbecken für eine Restkategorie von Patienten, denen im "normalen" Medizinbetrieb nicht mehr geholfen werden kann oder die daraus flüchten, sondern sehen uns als Baustein eines medizinischen Gesamtgebäudes. Der Weg in eine psychosomatische Klinik sollte frühzeitig dann gesucht werden, wenn die Zusammenhänge sehr komplex sind, die somatischen Faktoren nicht eindeutig überwiegen und psychische Verursachungen, Auswirkungen oder unterhaltende Faktoren deutlich werden. Dabei sollte der positive Nachweis einer störungsverstärkenden Psychodynamik vorliegen. 6.2.1. Die Arbeit von Micheal-Balint Im Grundansatz sind wir psychoanalytischen Denkmodellen und insbesondere der Arbeit von Michael Balint (1949, 1967) verpflichtet. Er hat die Bedeutung der Beziehung zwischen Arzt und Patient herausgearbeitet, in der die gesamte Biographie eines Menschen konvergiert. Gleichzeitig kommen zahlreiche Therapieverfahren, vor allem Verhaltenstherapie und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie zur Geltung. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 36 Im weiteren sind für die Michael-Balint-Klinik für die Behandlung von Menschen noch folgende Punkte von Bedeutung: Tiefenpsychologisch fundiertes Krankheitsverständnis, problemorientiertes und methoden-pluralistisches Therapiemodell Verhaltenstherapie Integration der Fächer Psychotherapie, Psychiatrie, Neurologie, Innere Medizin und Naturheilverfahren Körperorientierte und ausdruckstherapeutische Psychotherapieverfahren Soziale Wiedereingliederung Dokumentation und Evaluation der Therapie o o o o o Diagnostik Allgemein Somatische Diagnostik Psychiatrische und psychologische Diagnostik Testpsychologische Diagnostik Besondere Verfahren (z.B. homöopathische Behandlung, Akupunktur) Michael-Balint-Klinik Königsfeld 37 7. Die Struktur der Michael-Balint-Klinik in Königsfeld A Allgemeine Merkmale A-1.1 Allgemeine Merkmale des Krankenhauses Michael-Balint-Klinik Hermann Voland-Str. 10 78126 Königsfeld Tel: 07725/9320 Telefax: 07725/932 499 E-Mail: [email protected] Homepage: www.michael-balint-klinik.de A-1.2 Wie lautet das Institutskennzeichen des Krankenhauses? 260 832 701 A-1.3 Wie lautet der Name des Krankenhausträgers? Ärztlicher Direktor: Dr. med. Wolfhardt Rother, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie A-1.4 Handelt sich um ein akademisches Lehrkrankenhaus? Nein A-1.5 Anzahl der Betten im gesamten Krankenhaus nach § 108/109 SGB V 42 A-1.6 Gesamtzahl der im abgelaufenen Kalenderjahr behandelten Patienten: Rehabilitationabteilung: 585 Krankenhausabteilung: 267 Privat-Abteilung: 39 Michael-Balint-Klinik Königsfeld 38 A-1.7 A Fachabteilungen Rehabilitationsabteilung mit 60 Betten (stationär) (HA) Krankenhausabteilung mit 42 Betten (stationär) (HA) A-1.7 B Mindestens die 30 häufigsten Diagnosen (nach absoluter Fallzahl) des Gesamtkrankenhauses im Berichtsjahr Rang ICD-10 Text 1 Rezidivierende F33.2 Fallzahl depressive Störung, gegenwärtig schwere 62 Episode ohne psychotische Symptome 2 F32.1 Mittelgradige depressive Episode 62 3 F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung 65 4 F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome 52 5 F33.1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige 48 Episode 6 F32.0 Depressive Episode 27 7 F33.1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige 27 Episode, mit somatischen Syndrom 8 F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung 26 9 F60.3 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Borderline Typus 20 10 F60.3 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung 19 11 F43.2 Anpassungsstörung, längere depressive Reaktion 19 12 F43.2 Anpassungsstörungen 12 13 F32.1 Mittelgradige depressive Episode mit somatischem Syndrom 12 14 F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung (mit Zusatzdiagnose F32.1 10 oder F33.2) 15 F41.1 Generalisierte Angststörung 8 16 F34.1 Dysthymia 8 17 F20.0 Paranoide Schizophrenie 7 18 F41.0 Panikstörung [episodisch paroxysmale Angst] 6 19 F41.2 Angst und depressive Störung, gemischt 6 20 F45.0 Somatisierungsstörung 6 21 F43.2 Anpassungsstörung, Angst und depressive Reaktion gemischt 6 22 F31.3 Bipolare affektive Störung, gegenwärtig leichte oder 5 mittelgradige depressive Episode 23 F32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen 5 24 F33.0 Rezidivierende depressive Störung 5 25 F60.3 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, impulsiver Typus 4 Michael-Balint-Klinik Königsfeld 39 26 F32.1 Mittelgradige depressive Episode ohne somatisches Syndrom 4 27 F45.0 Somatoforme Störungen 4 28 F43.0 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen 4 29 F40.0 Agoraphobie mit Panikstörung 4 30 F20.5 Schizophrenes Residuum 3 A-1.8 Welche besonderen Versorgungsschwerpunkte und Leistungsangebote werden vom Krankenhaus wahrgenommen? In die Krankenhausabteilung werden die Patienten durch Verordnung an Krankenhauspflege vornehmlich von Nervenärzten und ärztlichen Psychotherapeuten eingewiesen, zusätzlich erfolgen Verlegungen von Allgemeinkrankenhäusern und kooperierenden psychiatrischen Kliniken. Die Kostenträger sind überwiegend die gesetzlichen Krankenkassen. Zu den Aufnahmeindikationen dekompensierte der Krankenhausabteilung psychosomatische Erkrankungen, gehören hauptsächlich depressive akut Störungsbilder, dekompensierte neurotische Erkrankungen (z.B. Angst- und Zwangsstörung), Essstörung, psychogene Reaktion im Rahmen von Lebensveränderungskrisen sowie Krisen bei Persönlichkeitsstörung. Als Besonderheit bietet die Klinik die muttersprachliche Behandlung in türkisch, kurdisch und arabisch an. A-1.9 Welche ambulanten Behandlungsmöglichkeiten bestehen? Keine Michael-Balint-Klinik Königsfeld 40 A-2.1 Apparative Ausstattung und therapeutische Möglichkeiten A-2.1.1 Apparative Ausstattung Medizinische Diagnostik: EKG mit automatisierter Auswertung Belastungs-EKG Elektromyographie EEG Elektroneurographie Spirometrie Labor (Blutbild, Leberwerte, Nierenwerte, Fettwerte) Psychologische Diagnostik Psychologische Testothek Videoanlage Familienaufstellung Bibliothek Balneophysikalische Therapie Unterwassermassage Vierzellenbad Nemec Rotlicht Lichtwand Inhalationsgeräte A-2.1.2 Therapeutische Möglichkeiten Stationsschwester Ärztlicher Bereich Psychotherapie Blutdruckmessen/Gewichtskontrolle Medizinische Bäder Schröpfen Ärztliche Aufnahme- Entlassungsuntersuchung Ärztliche Sprechstunde Visite Internistische Sprechstunde Psychiatrische Sprechstunde Einzelpsychotherapie Interaktionelle Gruppe Gesprächstreff Störungsgruppe Angst Störungsgruppe Depression Schmerzstörungsgruppe Störungsgruppe Junge Gruppe Störungsgruppe Borderline Störungsgruppe Trauma Michael-Balint-Klinik Königsfeld 41 Sozialdienst Kunst- und Körpertherapie Störungsgruppe Trauma II Borderline-Skills Imaginationsgruppe Psychosegruppe Selbstsicherheitstraining Selbstsicherheitstraining–Junge Gruppe ALTERnative Gestaltung –Junge Gruppe Beratung Bewerbungstraining Belastungserprobung Kreative Medien Therapeutisches Malen Tongruppe Gestalten Junge Gruppe Freies Gestalten Gestaltungstherapie Körperwahrnehmung PMR (Progressive Muskelrelaxtion nach Jacobson) Tanztherapie für türk. Frauen Borderline Gruppe –Bewegung KOS (Körperorientierte Selbsterfahrung), Junge Gruppe Outdoorgruppe Schmerzbewegungsgruppe Grounding Grounding-Männer Qi-Gong Atemtherapie Ergometer Lauftreff Lauftreff –Anfänger Wandern HWS-Gymnastik Rückenfitness Rückenschule Physiotherapie Schwimmen Schwimmen für Frauen Chi-Bo Badminton Wassergymnastik MTT Lichttherapie Massagen Wärmetherapie KG-Einzel Michael-Balint-Klinik Königsfeld 42 Hydrotherapie Elektrotherapie Adipositas –Theorie Ernährung Adipositas –türk. Gruppe Cholesterinschulung Adipositas –Lehrküche Junge Gruppe –Lehrküche Kochgruppe Einzelberatung Gesundheitsschulung Sonstiges Begrüßung neuer Patienten Patientensprechstunde Soziale Kompetenz (türkisch) Michael-Balint-Klinik Königsfeld 43 B.1 Fachabteilungsbezogene Struktur- und Leistungsdaten des Krankenhauses B-1.1 Name der Fachabteilung Krankenhausabteilung der Michael-Balint-Klinik B-1.2 Medizinisches Leistungsspektrum der Fachabteilung Stationäre Versorgung von akut dekompensierten psychosomatischen Erkrankungen, depressiven Störungsbildern, dekompensierten neurotischen Erkrankungen (z.B. Angst- und Zwangsstörung), Essstörungen, psychogenen Reaktionen im Rahmen von Lebensveränderungskrisen sowie Krisen bei Persönlichkeitsstörungen (spezielles Konzept zur Borderline- Persönlichkeitsstörung und Traumastörung). B-1.3 Besondere Versorgungsschwerpunkte der Fachabteilung Siehe Punkt B-1.2 B-1.4 Weitere Leistungsangebote der Fachabteilung B-1.5 Mindestens die 10 häufigsten Haupt-Diagnosen (nach absoluter Fallzahl) der Fachabteilung im Berichtsjahr a) Krankenhausabteilung Rang ICD-10 Kurzbeschreibung 1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode 38 F33.2 Fallzahl ohne psychotische Symptome 2 F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome 23 3 F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung 17 4 F32.1 Mittelgradige depressive Episode 13 5 F33.1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige 9 Episode 6 F60.3 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Borderline Typus 17 7 F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung 6 8 F33.1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige 3 Episode, mit somatischen Syndrom 9 F50.1 Atypische Anorexia nervosa 3 10 F32.0 Depressive Episode 3 Michael-Balint-Klinik Königsfeld 44 b) Rehabilitations-Abteilung Rang ICD-10 Kurzbeschreibung Fallzahl 1 F32.1 Mittelgradige depressive Episode 2 F33.1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig mittelgradige Episode 36 3 F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung 4 F33.1 Rezidivierende depressive Störung, 43 36 gegenwärtig mittelgradige 26 Episode, mit somatischen Syndrom 5 F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome 25 6 F32.0 Depressive Episode 24 7 F33.2 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode 20 ohne psychotische Symptome 8 F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung 19 9 F43.2 Anpassungsstörung, längere depressive Reaktion 19 10 F60.3 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Borderline Typus 11 c) Privat-Abteilung Rang ICD-10 Kurzbeschreibung 1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig schwere Episode 4 F33.2 Fallzahl ohne psychotische Symptome 2 F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome 3 F33.1 Rezidivierende depressive Störung, gegenwärtig 4 mittelgradige 3 Episode 4 F32.1 Mittelgradige depressive Episode 2 5 F43.1 Posttraumatische Belastungsstörung 2 6 F32.1 Mittelgradige depressive Episode mit somatischem Syndrom 2 7 F31.8 Sonstige bipolare affektive Störungen 1 8 F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung 1 9 F41.0 Depressive Episode 1 10 G43.1 Migräne mit Aura [Klassische Migräne] 1 Michael-Balint-Klinik Königsfeld 45 B-2.4 Personalqualifikation im Ärztlichen Dienst Abteilung Anzahl der Anzahl Ärzte in der Anzahl Ärzte mit beschäftigten Ärzte Weiterbildung abgeschlossener insgesamt Weiterbildung Rehabilitationsabteilung 6 3 3 Krankenhausabteilung 6 1 4 Sonstige Fachabteilung - - - Gesamt 12 4 7 Anzahl der Ärzte mit Weiterbildungsbefugnis 1 B-2.5 Personalqualifikation im Pflegedienst Abteilung Anzahl der beschäftigten Pflegekräfte insgesamt Rehabiilitation 7 sabteilung Krankenhaus 8 abteilung Sonstige Fachabteilung Gesamt 15 Prozentualer Anteil der examinierten Krankenschwestern/pfleger (3 Jahre) Prozentualer Anteil der Prozentualer Anteil Krankenschwestern/Krankenpflegehelfe pfleger mit r/in (1 Jahr) entsprechender Fachweiterbildung (3 Jahre plus Fachweiterbildung) 71,5 - 28,5 % 100% 37,5% - Michael-Balint-Klinik Königsfeld 46 C. Qualitätssicherung C-1 Externe Qualitätssicherung nach § 137 SGB V Zugelassene Krankenhäuser sind gesetzlich zur Teilnahme an der externen Qualitätssicherung nach § 137 SGB V verpflichtet. Die Michael-Balint-Klinik steht in engem Kontakt mit der Abteilung Rehabilitationspsychologie an der Universität Freiburg. Im Weiteren ist die Teilnahme am bundesweiten Qualitätssicherungsverfahren der Spitzenverbände der Krankenkassen bei stationärer medizinischer Rehabilitation für dieses Jahr 2005 geplant. Dazu sind bereits Gespräche mit der Universität Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Psychologie geführt worden. Im Weiteren ist die Teilnahme an Forschungsprojekten (z.B. die Mitarbeit am For schungs pr oj ekt „ I ndi kat i on z u psy chot her apeut i schen und psy chosomat i s chen Maßnahmen i m Rahmen st at i onär er Rehabi l i t at i on“ , Rehabi l i t at i onswi ssensc haf t l i cher Forschungsverband Freiburg/Bad Säckingen) durchgeführt und weitere Forschungsprojekte geplant. C.2. Qualitätssicherung beim ambulantem Operieren nach § 115 b SGB V In der Michael-Balint-Klinik werden keine ambulanten Operationen durchgeführt. C-3 Externe Qualitätssicherung nach Landesrecht (§ 112 SGB V) Hierzu verweise ich auf C-1 und den späteren Bericht zur Qualitätssicherung auf Kapitel 8. Im Rahmen der Rehabilitationsmaßnahmen werden durch die Landesversicherungsanstalten (LVA Baden-Württemberg) Qualitätssicherungsmaßnahmen durchgeführt an der sich die Michael-Balint-Klinik ebenfalls beteiligt. C-4 Qualitätssicherungsmaßnahmen bei Disease - Management - Programmen (DMP) Aufgrund seines besonderen Leistungsspektrums nimmt die Michael-Balint-Klinik nicht am Disease - Management - Programm (DMP) teil. C-5.1/C-5.2 Mindestmengenabsatz Für die vorhandene Fachabteilungsstruktur gibt es keine Mindestmengen. Aufgrund unseres Krankenhausstatus sind wir daran gehalten nicht mehr als 42 Patienten im Durchschnitt zu behandeln. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 47 8. Systemteil D Qualitätspolitik Folgende Grundsätze sowie strategische und operative Ziele der Qualitätspolitik werden im Krankenhaus umgesetzt: Qualitätssicherung im psychiatrisch/psychotherapeutischen Bereich und allgemein die Prüfung, Sicherung, Verbesserung der Patientenversorgung und des klinischen Angebots. Somit gehören zu den Qualitätssicherungsmaßnahmen der Michael-Balint-Klinik sowohl Maßnahmen, die in die Praxis der Alltagsroutine integriert sind als auch evaluative, die Klinikroutine begleitende und überprüfende Maßnahmen. Zu den Maßnahmen, die in den Routinealltag integriert sind gehören die Oberarzt- und Chefarztvisiten interne Weiterbildungsveranstaltungen für alle Berufsgruppen des medizinisch-therapeutischen Bereichs externe Weiterbildungsmöglichkeiten für alle Mitarbeiter Supervision der Mitarbeiter Qualitätszirkel (Austausch mit anderen Kliniken und konzeptuelle Weiterentwicklung) 8.1. Evaluative Maßnahmen Zu den evaluativen Maßnahmen gehören eine Basisdokumentation als Monitoring-Instrument psychometrische Verfahren Patientenbefragungen Katamneseprojekte Spezielle Forschungsaufgaben Im Folgenden sollen die routinemäßig durchgeführten und z.T. noch geplanten evaluativen Maßnahmen dargestellt werden. Evaluationsforschung hat Wittmann als einen "Prozeß der Durchführung rational- und vernunftgeleiteter Beurteilungen eines Programms (z.B. einer Klinik) hinsichtlich Aufwand, Effektivität, Wirksamkeit und Angemessenheit auf der Grundlage systematischer Datenerhebung und Datenanalyse" definiert, der "für die Verwendung beim Programmanagement und beim Rechenschaftsbericht für die Auftraggeber oder die Öffentlichkeit und Zukunftsplanung" konzipiert ist (Wittmann, 1985). Michael-Balint-Klinik Königsfeld 48 Grundsätzlich hat die Qualitätssicherung im evaluativen Bereich die Aufgabe, daß an die Stelle von reinen Behauptungen bzw. Evidenzaussagen quantitativ-empirische Daten treten sollen. Die Ergebnisqualität der Behandlungssmaßnahmen ist also von primärem Interesse. Allerdings verbietet sich hierbei aus ethischen Gründen jegliches experimentelle Design, das mit Zufallsstichproben und Kontrollgruppen arbeitete, denn dies schlösse eine bestimmte Anzahl von Patienten von der Behandlung aus, obwohl bei ihnen eine Indikation dazu gegeben wäre. Der interne Nutzen von evaluativen Qualitätssicherungsmaßnahmen besteht darin, daß sie Rückmeldung und Transparenz ermöglichen, so daß die geleistete therapeutische Arbeit hinsichtlich eigener Ressourcen und Erfolge wie auch bestehender oder neu entstehender Probleme überprüft werden kann. Im folgenden sollen die Eckpfeiler der evaluativen Qualitätssicherungmaßnahmen kurz beschrieben werden. 8.2. Basisdokumentation Die Basisdokumentation ist ein Datendokumentationssystem, das in einheitlicher Form für alle Patienten, die sich in der Michael-Balint-Klinik aufhalten werden, routinemäßig Daten speichert und somit für die Bearbeitung von Fragestellungen bereithält. Es werden Daten zur sozialen Lebenssituation, zur (Krankheits-) Anamnese, zum Therapieverlauf und zum Behandlungsergebnis erhoben. Somit besteht ein Basisdatensatz, auf dem jede weitergehende quantitative wie auch qualitative Forschung aufbaut. Eine Basisdokumentation wird seit Beginn des Jahres 1994 in der Michael-Balint-Klinik für jeden aufgenommenen Patienten geführt. Inhaltlich bezieht sich diese Basisdokumentation hierbei einerseits auf die Empfehlungen der Arbeitsgruppe '"Qualitätssicherung" des DKPM und auf die Empfehlungen der DGPPN wie auf eine schwerpunktmäßig darüber hinausgehehendes, durch die Interessen des therapeutischen Teams bestimmte Vorlage. Die Bestimmungen des Datenschutzgesetzes (Anonymität, Freiwilligkeit, Zugang zur Datenspeicherung etc.) werden hierbei genau beachtet. 8.3. Psychometrische Verfahren Als psychometrisches Meßinstrument wird ebenfalls seit Januar 1994 jeweils zu Beginn (Aufnahmetag) und zum Ende der Behandlung der SCL-90-R eingesetzt. Die Erhebung von subjektiven Angaben zum psychopathologischen Beschwerdebild in standardisierter Form ermöglicht eine gute Vergleichbarkeit des Zustandes der Patienten bei verschiedenen Krankheitsbildern und Therapieverläufen sowie prinzipiell auch eine externe Vergleichbarkeit. Ferner werden nach Patientengruppe der MMPI, der FPI-R sowie Instrumente, die speziell und krankheitsbezogen innerhalb der Klinik entwickelt werden sollen, eingesetzt. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 49 8. 4. Patientenzufriedenheitfragebogen Am Ende der Behandlung wird seit Herbst 1994 eine Befragung der vor der Entlassung stehenden Patienten mittels eines Patientenfragebogen durchgeführt, die eine subjektive Einschätzung der Patienten hinsichtlich des Ergebnisses der klinischen Behandlung wie auch eine Beurteilung des Behandlungsangebotes, der Ausstattung der Klinik sowie die Behandlung durch die Mitarbeiter der Klinik erbringt. Der Fragebogen enthält 27 geschlossene Fragen zu verschiedenen Arbeitsbereichen und Angebotsschwerpunkten der Klinik sowie 4 offene Fragen, die es den Patienten ermöglichen, die Vor- und Nachteile der Klinik aus ihrer Sicht zurückzumelden sowie Verbesserungsvorschläge vorzutragen. Nr Text 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 Anzahl Werte Note 225 80 225 225 225 223 166 128 159 224 225 132 225 225 216 189 212 224 221 225 1,70 2,55 1,95 2,02 2,19 2,04 2,42 2,62 2,10 2,12 3,02 2,12 1,97 2,16 2,16 1,85 2,18 2,21 1,71 2,25 224 73 125 225 2,30 2,38 2,46 2,50 117 105 66 2,51 2,51 2,87 Der Arzt / die Ärztin war einfühlsam und verständnisvoll Beurteilung Familien- /Paargespräche Psychotherapeutische Betreuung Beurteilung der Unterkunft Beurteilung Pflegekräfte Der Arzt/ Die Ärztin hat mir alles verständlich erklärt Beurteilung Entspannungstherapien Beurteilung Training der sozialen Kompetenzen Beurteilung Kreativtherapie Ich habe ausreichend ärztliche Betreuung erhalten Beurteilung der Organisation in der Klinik Beurteilung Physikalische Anwendungen Sauberkeit des Hauses Chef/Oberarztvisite habe ich als hilfreich erlebt Beurteilung Krankengymnastik Beurteilung Sport und Bewegungstherapie Beurteilung Gruppentherapie Ich musste mich zu häufig auf einen anderen Bezugstherapeuten einstellen Beurteilung Einzelgespräche In der Klinik wurde genügend Wert darauf gelegt, die Behandlungsziele und Behandlungen mit mir abzustimmen Qualität der Verpflegung Beurteilung Lehrküche Beurteilung Gesundheitsbildung /-training In der Klinik wurde genügend Wert darauf gelegt, dass die Patientinnen / Patienten lernen, mit ihren Einschränkungen bei alltäglichen Verrichtungen umzugehen Beurteilung Sozial- und Berufsberatung Beurteilung der Schulungen Beurteilung Arbeitstherapie Abbildung: Patientenzufriedenheit: Die Zufriedenheit der Patienten wurde anhand folgender Befragung statistisch untersucht (2004). Die Auswertung für das Jahr 2004 (seihe überdurchschnittlich hohe Patientenzufriedenheit, Psychotherapie Haus, gibt im aber auch Abbildung vor erste oben) erbrachte eine allem mit der erfahrenen Hinweise auf organisatorische Schwachpunkte. Der Fragebogen wird als ständige Qualitätskontrolle kontinuierlich eingesetzt und im Qualitätszirkel und anderen Gremien vorgestellt. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 50 8.5. Katamneseprojekte Eine Ein-Jahreskatamnese wurde von 1999 bis 2002 gestartet. Über diese Katamnesen sollte die Auswirkung der Behandlung nach der Entlassung der Patienten aus der Klinik abgebildet werden. Hierbei interessierte neben der subjektiven Einschätzung der Behandlung durch die Patienten nach größerem zeitlichen Abstand auch die Erhebung von sog.„ obj ekt i v en“Dat enwi ez . B.Häuf i gkeit der Arztbesuche, Medikamentenverbrauch, AUZeiten, Krankenhausaufenthalte, Wiedereingliederung in den Arbeitsprozeß, Aufschiebung der Rentenantragstellung usw.. Allerdings sollten die hierbei gewonnenen Daten, auch Aufschluß über die kosteneinsparenden Wirkungen der Behandlung im psychosomatischen Bereich erbringen sollen. Im Jahr 2004 konnten auf Grund von Umstrukrurierungsmaßnahmen keine Katanameseprojekte durchgeführt werden, was aber für das Jahr 2006 wieder geplant ist, vor allem im Bereich Posttraumatische Belastungsstörung und Boderline- Persönlichkeitsstörung. 8.6. Qualitätszirkel Die Michael-Balint-Klinik versteht unter Qualitätszirkel hierarchiefreie Gesprächsgruppen, in denen sich 5 bis 9 Mitarbeiter eines Arbeitsbereiches in regelmäßigen Abständen auf freiwilliger Basis treffen, um selbstgewählte Probleme des eigenen Arbeitsbereiches zu diskutieren und unter Anleitung mit Hilfe spezieller Problemlösetechniken Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten und ihre Umsetzung zu initiieren und zu kontrollieren, so dass der Gruppenarbeitsprozess für die Teilnehmer Lerneffekte beinhaltet. Gerade die Arbeit in einem Qualitätszirkel setzt auf Kreativität und das Engagement der bet ei l i gt enMi t ar bei t er ,„ di eI nt el l i genzv orOr t “ .Wi rgehendav onaus,dassPr obl emedor tam ehesten erkannt und erarbeitet werden können, wo sie tatsächlich auftreten. Die Arbeitsweise von Qualitätszirkeln ist projektorientiert, d.h. einzelne Problemstellungen werden nacheinander abgearbeitet. Dies kann in Gruppen geschehen, die über längere Zeit zusammenarbeiten, wobei sich je nach Fragestellung auch ihre personelle Zusammensetzung ändern kann. Grundprinzipien des Qualitätszirkels in der Michael-BalintKlinik sind: Patientenorientierung, d.h. bei der Definition der Anforderung an die Qualität gilt die strikte Orientierung an den Patientenbedürfnissen, Lernen aus den Fehlern, d.h. das Streben nach permanenter Verbesserung, gemeinsames Engagement, d.h. die Qualitätssicherung ist nicht die Aufgabe der einzelnen Abteilung, sondern muss alle Aufgaben und Tätigkeiten aller Hierarchieebenen miteinander verbinden, strukturiertes Vorgehend, d.h. die Schaffung der notwendigen aufbau- und ablauforganisatorischen Strukturen, wobei für die Funktionsfähigkeit und Wirksamkeit von Qualitätszirkeln die dauerhafte Unterstützung durch die Klinikleitung von entscheidender Bedeutung ist, was in der Michael-Balint-Klinik gewährleistet ist. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 51 8.6.1. Teilnehmer In der Regel wird der Qualitätszirkel, in dem verschiedene Projekte erarbeitet werden, in der Michael-Balint-Klinik von 5 his 9 freiwilligen Mitarbeitern aufgesucht. Die Teilnehmer sind nicht bevorzugt aus der Leitungsebene, obwohl es manchmal sinnvoll sein kann, dass Mitglieder der Leitungsebene beispielsweise in der Anfangsphase in einem Qualitätszirkel auch ihre Sichtweise und ihre Anforderung an eine adäquate Problemlösung im Qualitätszirkel äußern können. Hierbei geht es darum, dass aus einer gewissen Distanz Mitarbeiter der Michael-Balint-Klinik bestimmte Themen aufgreifen und durch Projekte neue Lösungsvorschläge aufzeigen, die dann von der Klinikleitung umgesetzt werden können. Im Qualitätszirkel sind Mitarbeiter aus fast allen Arbeitsbereichen vertreten. Als Moderator ist zur Zeit noch der therapeutische Klinikmanager zuständig. In der Folgezeit soll aber aus den Reihen der Mitarbeiter die Moderation selbst übernommen werden. Das Qualitätsmanagement wird nur dort eingeschaltet, wo es notwendig ist. Als ein wichtiges Instrument zur Umsetzung der Philosophie der ständigen Verbesserung wird u.a. auch die Patientenbefragung genutzt. Neben der Datenerhebung, die über die Landesversicherungen läuft, wird von Seiten der Klinik ein PatientenzufriedenheitsFragebogen eine Woche vor der Entlassung dem Patienten zur Beantwortung zur Verfügung gestellt. Dieser Fragebogen wird umgehend von unserem Qualitätsmanagement ausgewertet und dem Qualitätszirkel ebenfalls zur Verfügung gestellt. Auch die psychometrischen Tests, wie z.B. der SCL-90 R, welchen wir auf einem hohen technischen Niveau mit dem Palm durch Patienten ausfüllen lassen, wird ebenfalls immer wieder ausgewertet und zur Verfügung gestellt. Zum Beschwerdemanagement ist ein Verfahren festgelegt. Mündliche und schriftliche Beschwerden können an die Bezugstherapeuten oder direkt an die Leitung gegeben werden; die Ermutigung zu kritischen Äußerungen wird als Teil des Therapiekonzeptes verstanden. Um möglichst schnelle Lösungen für Probleme zu finden, findet wöchentlich auch eine Patientensprechstunde mit der Verwaltungsleitung und der ärztlich-psychotherapeutischen Leitung statt, in der die Patienten über ihre möglichen Beschwerden und Unzufriedenheit berichten können. 8.6.2.Spezifische Arbeitsgruppen Zur Bearbeitung spezifischer Fragestellungen werden in der Klinik zeitlich klar umrissene Arbeitsgruppen gebildet. Ihre Zusammensetzung ist abhängig von der jeweiligen Aufgabenstellung. So wurden außerhalb der regulären Qualitätszirkel die spezifischen Behandlungskonzepte in speziellen kleinen Gruppen überarbeitet und in Form eines Faltblattes den einweisenden Ärzten und den Patienten zur Verfügung gestellt. Diese Qualitätssicherungsmaßnahmen werden auch verstärkt durch unsere regelmäßige Aktualisierung der Homepage. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 52 Im Qualitätszirkel wurden im Jahr 2004 im wesentlichen konzeptionelle Arbeiten, die ihren Niederschlag in den speziellen therapeutischen Konzepten gefunden haben, durchgeführt. Die Überprüfung und Evaluation der praktisch-therapeutischen Konzepte wird mittels der Basisdokumentation, des SCL-90 R und des Patientenfragebogens durchgeführt. Themen der Qualitätszirkel im Jahr 2004 waren u.a. auch die bessere und zügige, dennoch entspannte Aufnahme des Patienten am ersten Tag in unserer Klinik. Abbildung: Patienten bekommen in den ersten drei Tagen nach der Aufnahme und in der letzten Woche vor ihrer Entlassung einen Palm mit dem sie einfach und übersichtlich den SCL-90-R ausfüllen können. Anschließend wird der Palm in die Dokingstation eingelockt und die Ergebnisse liegen dann sofort vor. In der Klinik wird derzeit – in Ergänzung zur klinischen Diagnostik – an einem EDVgestützten psychometrische Routinediagnostiksystem gearbeitet. Mit der Routinediagnostik soll eine Kernbatterie zur Erfassung psychischer Auffälligkeiten bzw. Störungen sowie der Therapiemotivation (u.a. SCL-90-R, BDI, Demenz-Test, ESI, ADS, FDS, HZI, HAWIE, etc), eingeführt werden, die direkt über EDV schnell ausgewertet, den Therapeuten und dem QSManagement zur Verfügung gestellt werden. Aktuell werden störungsspezifisch (z.B. für somatoforme Schmerzstörung, Angststörungen, depressive Störungen, Somatisierungsstörungen, Essstörungen, Borderline Störung, Schizophreine, Dissoziative Störungen, Posttraumatische Belastungsstörung, etc.) Instrumente eingesetzt. Die Routinediagnostik im Bereich der Borderline Persönlichkeitsstörung und Posttraumatischen Belastungsstörung wird vom Patienten vorab erhoben (postalisch unmittelbar vor Aufnahme), teilweise am ersten bzw. in den ersten zwei Tagen in der Klinik durchgeführt. Der SCL 90-R wir standardmäßig von jedem Patienten (Deutsch und Türkisch vorhanden) in der ersten Woche der Aufnahme und letzten Woche vor der Entlassung erhoben und die Ergebnisse liegen dem behandelnden Arzt bzw. Psychologen entsprechend vor. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 53 Die erste Messung (Aufnahmemessung) im Rahmen der Routinediagnostik dient insbesondere der Therapieplanung in der Klinik, der differenziellen Indikation und darauf aufbauend der differentiellen störungsorientierten Behandlung. Die zweite Datenerhebung am Ende der Behandlung ermöglicht die Dokumentation von Veränderungen und damit des Behandlungserfolgs. Für eine Teilstichprobe wurden bis 2001 zur Darstellung von längerfristigen Behandlungsverläufen und v.a. –ergebnissen ein Jahr nach der Entlassung eine Katamnese durchgeführt, die jetzt wieder eingeführt werden soll. Die Dateneingabe und Auswertung erfolgen EDV-gestützt, so dass die Daten auch zur Darstellung und Analyse der behandlungsbezogenen Ergebnisqualität genutzt werden können. Im Rahmen unserer Qualitätssicherung ist ein eigenes EDV-Programm für die psychosomatische Basisdokumentation entwickelt worden und wird seitens der behandelten Therapeuten durchgeführt. Michael-Balint-Klinik Königsfeld 54 9. Literaturverzeichnis Alexander, F., French, T. M. & Pollcok, G. H. (1968). Psychosomatic specificity. Chicago-London: Univ. of Chicago Press. Balint, M. (1949). Wandlungen der therapeutischen Ziele und Techniken in der Psychoanalyse. In: Ders. (1952) Die Urformen der Liebe und die Technik der Psychoanalyse. Stuttgart: Klett. S. 255-271. Balint, M. (1967). 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