Pflanzen Madeiras

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Pflanzen Madeiras
eine kleine Auswahl
Kapok
Der brasilianische Kapokbaum säumt im
Süden Madeiras die Straßen, z.B. in
Funchal. In den Früchten findet sich
eine baumwollähnliche Substanz, die
der Windverbreitung der Samen dient.
In Asien kultiviert man einen verwandten
Kapokbaum in Plantagen. Seine
Samenhaare dienen als Polstermaterial
für Schwimmwesten und Rettungsringe.
Sie sind von Wachs überzogen und
saugen sich deshalb nicht mit Wasser
voll. Kapoksamenhaare werden auch für
Matratzenfüllungen verwendet.
Madeira
Mauereidechse
und
Drüsenwasserdost
Der
Drüsenwasserdost
stammt aus ZentralAmerika und liebt
das Wasser. In grossen Beständen begleitet er die
Levadas.
Auf Madeira geschieht Bestäubung von Blütenpflanzen auch
durch die Madeira Mauereidechse, die sich von Obst und
Nektar ernährt. Ist sie erst an Touristen gewöhnt, zeigt sie
wenig Scheu.
Prächtiger Natternkopf,
Echium nervosum
Eine der attraktivsten der endemischen
Blütenpflanzen der Insel, der prächtige
Natternkopf, kommt in den Küstenzonen bis
300 m Höhe vor.
Wollblütiger Nachtschatten, Solanum mauritianum,
Wollblütiger Nachtschatten wächst im Süden nur in engen, feuchten Talgründen. Im
regenreichen Norden ist er weit verbreitet. Erst Ende des 19.Jh. wurde er aus
Zentralamerika als Zimmerpflanze eingeführt und verwilderte bald über die gesamte
Insel. Wie alle Nachtschattengewächse enthält er Solanin, einen toxischen
Cholesterasehemmer mit zytostatischer, hämolytischer und antimikrobieller Wirkung.
Kalla, Zantedeschia aethiopica
Die Kalla stammt aus Südafrika und
Südamerika. Sie gehört zu den
Aronstabgewächsen. In der
Volksheilkunde wurde sie bei
Insektenstichen eingesetzt. Blätter
und Blattstiele dienten im
Herkunftsgebiet als Gemüse, die
Knollen als Schweinefutter. Beim
Kochen wird der giftige, ätzende
Saft der Pflanze offenbar zerstört.
Auf Madeira werden die Blüten der
verwilderten Pflanzen von Frauen
gesammelt und auf dem Markt
verkauft.
Bananen-Passionsblume
Bananen-Maracuja,
Passiflora tripartita,
Im feuchten Norden der
Insel, am unteren Rand des
Lorbeerwaldes, gedeiht die
Bananen-Passionsblume –
eine bis zu 20 m lange
Schlingpflanze aus den
Anden. Ihre Frucht ähnelt
einer Banane und ist essbar,
mitsamt ihren Kernen.
Aeonium
Das Äonium ist ein Lebenskünstler, der von der Küste bis in die Gipfelregionen
meist auf senkrechtem, nacktem Fels vorkommt. Von den etwa 40 verschiedenen
Äoniumarten sind 2 auf Madeira heimisch und 35 auf den Kanaren. Alle stehen
unter internationalem Artenschutz.
Eiskraut, Kristall-Mittagsblume, Mesembryanthemum crystallinum
Vor allem auf der Halbinsel Sao Lourenco findet man diese auf extreme Standorte
spezialisierte Pflanze. Sie gedeiht unmittelbar am Küstensaum auf felsigem, sandigem Grund und verträgt Salzwasser. Früher wurde sie als Nutzpflanze angebaut.
Man verbrannte sie in speziellen Öfen. Aus der Asche konnte dann Soda (Natriumcarbonat) gewonnen werden, das für die Seifenproduktion unerlässlich war. Ende
des 19.Jh. konnte Soda technisch hergestellt werden.
Färberwaid,
Isatis tinctoria
Färberwaid breitet sich vor
allem auf der Halbinsel Sao
Lourenco aus. Er stammt
ursprünglich aus SüdostEuropa und Vorderasien. Er
enthält den Naturfarbstoff
Indigoblau, ein giftiges
Glycosid, weshalb er seit
rund 2000 Jahren bis ins
19. Jh. überall in Europa
angebaut wurde. Man
gewinnt die Farbe aus dem
kleingeschnittenen und
vergorenen Kraut. Im 15.Jh.
brachten die Portugiesen
den Färberwaid zur
Farbstoffgewinnung nach
Madeira. Mit Einführung
des echten, ergiebigeren
Indigos aus Indien verlor
die Pflanze im 17. Jh. an
Bedeutung und verwilderte.
Bartflechten, Usnea barbata,
Bartflechten wachsen in den
Nebelzonen der Insel, insbesondere auf Baumheide, meistens auf Totholz. Sie können
Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und gewinnen ihre
Nährstoffe durch Zersetzung
der Rinde (Epiphyten).
Bartflechten werden auch
phytotherapeutisch eingesetzt.
Die ganze Pflanze enthält
Usninsäuren und Glucane.
Zubereitungen aus Bartflechten wirken antibiotisch und
antimykotisch und werden zur
Wundbehandlung und bei
Infektionen im Mund- und
Rachenraum eingesetzt.
Insgesamt gibt es etwa 450
Flechtenarten auf Madeira.
Madeira-Levkoje,
Matthiola maderensis
Madeira-Levkoje findet sich meist in Küstennähe,
vor allem auf der Halbinsel Sao Lourenco. Sie
wächst häufig in Felsspalten in lockerem
vulkanischem Tuff. Verwandte Levkojen wurden
früher im mediterranen Raum als Stomachikum,
Purgans, Emmenagogum und bei Leberzirrhose
eingesetzt.
Surinamkirsche, Kirschmyrte, Eugenia uniflora
Die Surinamkirsche, ein etwa 5 m hoher, immergrüner Baum, stammt ursprünglich
aus den tropischen Regenwäldern Südamerikas (Brasilien, Surinam). Die Früchte,
port. Pitangas, können roh gegessen werden und haben einen pfeffrigen Geschmack.
Sie werden auch als Marmelade angeboten. In der Volksheilkunde werden die Blätter
bei Rheuma und Magenbeschwerden eingesetzt.
Taro, Kolokasie, Colocasia esculenta
Taro, syn. „Zehrwurz“, wird u.a. in Indien, China, Japan, Afrika, Madagaskar und
Brasilien in bis zu 1000 Varietäten seit 2000 Jahren kultiviert. Er hat bis über 50 cm
breite Blätter mit dicken Blattnerven, bis 1 m lange Blattstiele, die direkt aus dem
knollenartigen Wurzelstock wachsen. Dieser hat einen Durchmesser von ca. 10 cm
und kann mehrere Kilo schwer werden. Taro war früher auf Madeira wichtiges
Grundnahrungsmittel.
Die stärkehaltigen Knollen
werden erst durch langes
Kochen (bis 4 Stunden)
und mehrmaligen Kochwasserwechsel genießbar.
Sie enthalten neben der
Stärke auch Saponine,
Schleime, Calciumoxalat,
Alkaloide, Steroide und
Proteine.
Phytotherapeutisch wurden
sie als Breiumschläge bei
Phlegmonen und als
Wurmmittel eingesetzt.
Auch die Anwendung als
Pfeilgift ist überliefert.
Zwergbanane – Musa paradisiaca cavendishii
Diese aus China stammende Nutzpflanze breitet
sich auf Madeiras besten Anbauflächen aus, v.a. in
windgeschützten Lagen im Südwesten. Man findet
sie sogar im Stadtgebiet von Funchal. Die sehr
aromatischen Bananen entwickeln sich ohne Bestäubung aus den Fruchtknoten der weiblichen
Blüten. Die fruchttragende Mutterpflanze wird nach
der Ernte abgeschlagen. Nach ca. 1 Jahr trägt die
aus der Wurzel nachwachsende Tochterpflanze
Früchte.
Mit den Zwergbananen werden die Hotels
Madeiras und das Mutterland Portugal beliefert.
Schwanenhals-Agave, Agave attenuata
Bildauswahl und Text*: Cäcilia Brendieck-Worm
Fotos**: Ferdinand Worm
*Quellen:
Lipps, S.: Madeira – was hier alles wächst, Oliver Breda Verlag 2010
Hiller, K., Melzig, M.F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen,
Spectrum akadem. Verlag, 2. Aufl. 2010
**entstanden auf einer Excursion des AK-Phyto vom 26. März bis 5. April 2011
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