Sonderforschungsbereich 566 - Medizinische Hochschule Hannover

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SONDERFORSCHUNGSBEREICHE
Sonderforschungsbereich 566
„Zytokin-Rezeptoren und Zytokin-abhängige Signalwege als
therapeutische Zielstrukturen“
Sprecher:
Prof. Dr. Karl Welte
Stellv. Sprecher: Prof. Dr. Klaus Resch
Forschungsergebnisse der letzten 10 – 20 Jahre über zelluläre Wachstumsfaktoren – die Zytokine – haben unsere Denkweise über fundamentale biologische Prozesse wie die Regulation
des Wachstums und der Differenzierung normaler und maligner Zellen, die Embryogenese,
Infektabwehr, Wundheilung, Entzündungsreaktionen etc., revolutioniert. Eine Gruppe dieser
Zytokine stellt die zentralen Differenzierungs-, Aktivierungs- und Regulationsproteine des
angeborenen und adaptativen Immunsystems dar. Die zentrale Rolle von Zytokinen in der
Regulation lebenswichtiger Körperfunktionen macht es notwendig, dass sie bei Bedarf rasch
und in ausreichender Menge gebildet, aber andererseits auch streng kontrolliert werden.
Fehlleistungen des Organismus in Zytokin-abhängigen physiologischen Prozessen, sei es die
mangelnde Produktion, die Überproduktion, die mangelnde oder gesteigerte Antwort auf
Zytokine oder Dysfunktionen, bestimmen die Pathogenese vieler Erkrankungen. Bisher stehen
uns dagegen oft nur unbefriedigende Therapiemodalitäten zur Verfügung. Die Besonderheit
des Zytokin-Systems besteht darin, dass bei Veränderung eines Partners das Netzwerk in
großen Teilen „mitschwingt“. Eine weitere wichtige Besonderheit ist, dass es Zytokine gibt,
die selektiv Organfunktionen beeinflussen wie z. B. das in der Evolution schon lange existierende G-CSF, das nur die Produktion von Granulozyten reguliert bzw. stimuliert, jedoch
andere Zytokine wie das IL-6, das praktisch jede Zelle des Körpers funktionell verändern
kann. Diese „Besonderheiten“ fordern besondere Therapiestrategien heraus bis hin zu lokal
begrenzter Hemmung von Zytokinfunktionen und machen auch hier neue, spezifische und
selektive Angriffspunkte (z. B. auf der Ebene der Rezeptor- oder Signaltransduktion) besonders
erfolgversprechend. Dabei spielen wahrscheinlich auch genetische Polymorphismen in der
Zytokinproduktion und –antwort eine Rolle.
Das Erkenntnisinteresse liegt im Verständnis pathophysiologischer Prozesse der Zytokinantwort, die potentiell therapeutisch beeinflusst werden kann. Wichtige Entwicklungen
in den letzten Jahren waren die Entschlüsselung der Zytokinrezeptor-abhängigen Signalmoleküle bzw. Signalwege. Das immer noch rudimentäre Verständnis der Aktivierung der
Signalkaskaden, die nach Bindung des Liganden an den Rezeptor ausgelöst werden, reicht
von der Identifizierung und Aktivierung von Proteinkinasen und Phosphatasen, über Signaltransduktionsmoleküle bis hin zu den DNA-bindenden Transkriptionsfaktoren. Der SFB hat
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sich als Schwerpunkt Zytokin-Rezeptoren und die Zytokinrezeptor-abhängigen Signalmoleküle als Zielstrukturen für therapeutische Beeinflussung der Zytokinwirkung gesetzt. Die
kurz- bis mittelfristigen Ziele des SFBs sind die Identifizierung von Rezeptormolekülen und
Signalpeptiden als Targetmoleküle für therapeutische Beeinflussung, positive wie negative,
der Zytokinwirkung durch entweder natürliche Peptide oder durch chemisch hergestellt
spezifische Inhibitoren. Langfristig ist der klinische Einsatz dieser identifizierten Inhibitoren
bzw. Stimulation dieser Zielstrukturen geplant. Der SFB befindet sich im vierten Jahr der
Förderung. Die derzeitige zweite Förderperiode läuft bis Dezember 2007.
Teilprojekte
Projektbereich A: Modulation von Zytokinen und Zytokinrezeptoren
A04: Klos: Zytokine als Regulatoren der Anaphylatoxinwirkung.
A05: Ballmaier, Welte: Die Rolle von TPO, c-Mpl und der c-Mpl abhängigen Signaltransduktion
bei angeborenen Störungen der Hämatopoese.
A06: Wittmann, Werfel: Zytokin-abhängige Regulationsmechanismen bei T-Zell-vermittelten
Dermatosen.
A10: Holtmann: Stabilisierung von Cytokin-mRNAs durch den p38 MAP-Kinase Signalweg:
Identifizierung und funktionelle Charakterisierung von beteiligten Proteinen.
A11: Stangel, Brück: Die Rolle von oligodendroglialen Chemokinrezeptoren bei der Myelinisierung und Remyelinisierung.
A12: Eder, Scherr: Hemmung von Zytokinrezeptor-Signalkaskaden durch spezifische Inhibition
der Genexpression mittels RNA-Interferenz.
A13: Bischoff: Rolle von TGFb in der Th2-dominierten Entzündung: Regulation von Eosinophilen- und Mastzellfunktionen.
A14: Pabst, Förster: Der Einfluss von Sphingosin-1-Phosphat auf die Steuerung von Komponenten der Lymphozytenmigration bei physiologischer und autoreaktiver Immunantwort.
Projektbereich B: Zytokin-Rezeptor abhängige Signalwege
B01 Welte: G-CSF vermittelte Signaltransduktion in myeloischen Zellen von Patienten mit
schwerer kongenitaler Neutropenie im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen.
B02 Tamura-Niemann: Die Signaltransduktionswege von c-Kit und verwandten Tyrosinkinasen.
B06 Kracht: Beeinflussungen der Wirkungen pro-inflammatorischer Zytokine durch gentechnische Manipulation von MAP Kinasekaskaden in vitro und in vivo.
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B07 Hauser: IRF-1 vermittelte Eliminierung von Tumorzellen: Mechanismus der Wirkungsweise.
B08 Trautwein: Bedeutung IL6/gp130-abhängiger Signalkaskaden für die Leber.
B09 Schieffer, Drexler: Zytokine und atherosklerotische Plaqueentwicklung: Rolle der Zytokin-induzierten Akute-Phase-Reaktion, Chemokin- und TLR-Rezeptoren.
B10 Nourbaksh: Modulation der Zytokinexpression und Zytokin-gesteuerten Genexpression:
Molekulare Mechanismen der Interaktion zwischen NF-kB und NRF (NF-kB Repressing
Faktor).
B11 Schulz: Die Aktivierung des MAPK und anderer Zytokin-induzierter Signalwege durch
das K15 Protein des Kaposi Sarkom-assoziierten Herpesvirus/humanen Herpesvirus 8
(KSHV/HHV8).
B12 Gaestel: Untersuchungen zur physiologischen Funktion der MAPKAP Kinase 2 (MK2):
Weitere Analyse des Phänotyps der MK2-knockout Maus und der MK2-abhängigen posttranskriptionellen Genregulation.
Projektbereich Z: Zentrale Aufgaben
Z01 SFB-Sekretariat (Talbot)
Z02 Kracht, Gaestel, Hauser: Identifizierung von differentiell regulierten Genen mittels DNA
Microarrays.
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Sonderforschungsbereich 587 „Immunreaktion der
Lunge bei Infektion und Allergie
Sprecher:
Prof. Dr. Reinhard Pabst
Stellvertr. Sprecher: Prof. Dr. Gerald-Friedrich Gerlach
Mit ihrer großen Kontaktfläche zur Außenwelt ist die Lunge ein zentrales Organ für protektive
Immunantworten. Fehlgesteuerte Immunreaktionen können allerdings zu Allergien führen.
Allergische Erkrankungen der Lunge wie das Asthma bronchiale nehmen dramatisch an
Häufigkeit zu. Erkrankungen der Lunge bakterieller oder viraler Genese spielen einerseits bei
Kindern und andererseits im Alter eine besondere Rolle. Viele Aspekte der Pathophysiologie
sind bei Allergien und Infektionen des Atemtrakts noch unbekannt. Dies betrifft die Bedeutung
der verschiedenen Zellen des unspezifischen und spezifischen Immunsystems, der Zytokine
und Chemokine ebenso wie die Interaktion mit dem Surfactant.
In der Veterinärmedizin sind bakterielle und virale Infektionen des Respirationstrakts
nicht nur von großer wirtschaftlicher Relevanz, sondern es besteht ein großes Defizit in der
Erforschung der Pathogenese, Prophylaxe und Therapie dieser Erkrankungen. Zahlreiche
Fragen der molekularen Mechanismen der Persistenz von Erregern in der Lunge und der
Regulation von Virulenzfaktoren bei der Interaktion von Erregern mit den Epithelzellen
sind bisher ungelöst. Mit dem SFB wird demnach ein wissenschaftlich und auch klinisch
aktuelles Forschungsgebiet aufgegriffen, das bisher in Deutschland unzureichend bearbeitet
worden ist.
In den Teilprojekten werden neben Themen der Grundlagenforschung Fragen der Pathogenese und Therapie von Erkrankungen der Lunge beim Menschen und Tier bearbeitet werden,
um die Pathophysiologie besser verstehen und gezielte Behandlungsstrategien entwickeln zu
können. Der SFB ist in zwei Teilprojektbereiche untergliedert. Im Teilbereich A stehen die
Interaktionen zwischen Erregern (Viren, Bakterien, Pilzen) und den Zellen des Respirationstrakts im Vordergrund, während im Teilbereich B die zellulären und humoralen Abwehrmechanismen bei infektiösen Schädigungen und Allergien den Schwerpunkt bilden. Neben
Untersuchungen am Patienten sind Tiermodelle zu verschiedenen Fragestellungen vorgesehen.
Es werden modernste biochemische und molekularbiologische, aber auch immunzytologische und zellbiologische Techniken eingesetzt. Durch die Kooperation zahlreicher Kliniken
und Institute mit unterschiedlichen Forschungsansätzen und methodischen Expertisen sind
wesentliche Erkenntnisse zum Verständnis der Abwehrmechanismen des Respirationstrakts
zu erwarten, weil von subzellulären Ansätzen bis zur gezielten Exposition von Probanden
und Patienten alle Stufen der Untersuchungen vorgesehen sind.
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Teilprojekte
Projektbereich A: Interaktionen mit Zellen der Lunge
A1 Das Fusionsprotein des respiratorischen Synzytialvirus und seine Wechselwirkung mit
Epithelzellen (G. Herrler, Virologie, TiHo)
A2 Die Nutzung des Influenza-C-Glykoproteins für den effizienten Gentransfer in das ausdifferenzierte Respirationsepithel durch virale Vektoren (G. Zimmer, Virologie, TiHo)
A4 Die infektionsstadienabhängige Genexpression von Actinobacillus pleuropneumoniae
(G.-F. Gerlach, Mikrobiologie, TiHo)
A5 Habitat-abhängige Expression potenzieller Virulenzfaktoren von Streptococcus suis und
deren Bedeutung in der Erreger-Wirt-Interaktion (P. Valentin-Weigand, R. Goethe, Mikrobiologie, TiHo)
A7 Protektive Immunität bei bakteriellen Infektionen des Respirationstraktes: Vergleichende
Analyse mukosaler und systemischer Immunisierungsstrategien (I. Steinmetz, Mikro-biologie,
MHH)
A8 Molekulare Mechanismen der Protektion und deren Regulation des lungen-pathogenen
Pilzes Aspergillus fumigatus gegen Immuneffektorzellen (A. Brakhage, Mikrobiologie, Universität Hannover)
Projektbereich B: Zellen und Mediatoren bei Abwehrreaktionen der Lunge
B1 Induktion von lymphatischem Gewebe und Regulation von Lymphozytensubpopulationen
für Immunreaktionen der Lunge (R. Pabst, Anatomie II, MHH)
B2 Regulation von Chemokinrezeptoren auf eosinophilen Granulozyten beim allergischen
Asthma bronchiale (J. Elsner, Dermatologische Klinik, MHH)
B3 Die Bedeutung homöostatischer Chemokinrezeptoren bei allergischen und infektiösen
Erkrankungen der Lunge (R. Förster, Immunologie, MHH)
B4 Mechanismen neurogener Entzündung beim allergischen Asthma bronchiale: Die Rolle
der Neurotrophinrezeptoren TrkA, TrkB, TrkC und p75NTR (A. Braun, Immunologie und
Allergologie, ITEM)
B5 Dendritische Zellen in der Lunge als Regulatoren der immunologischen Balance zwischen
Toleranz und Allergie in verschiedenen Lebensaltern (T. Tschernig, Anatomie II, MHH)
B8 Die Interaktion zwischen allergischer Entzündungsreaktion und pulmonalem SurfactantSystem beim Asthma bronchiale (J. Hohlfeld, Pneumologie, MHH)
B9 Mechanismen der Beeinflussung der allergischen Entzündung beim Asthma durch Umweltschadstoffe (N. Krug, Immunologie/ Allergologie u. Klin. Inhalation, ITEM)
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Sonderforschungsbereich 599
„Zukunftsfähige bioresorbierbare und permanente Implantate
aus metallischen und keramischen Werkstoffen“
Sprecher:
Stellv. Sprecher:
Prof. Dr. med. Thomas Lenarz
Prof. Dr.-Ing. Friedrich-Wilhelm Bach,
Prof. Dr. med. vet. Ingo Nolte
Geschäftsführung: Dipl.-Ing. Tilmann Fabian
Der Sonderforschungsbereich 599 „Zukunftsfähige bioresorbierbare und permanente Implantate aus metallischen und keramischen Werkstoffen“ ist eine Initiative der Universität Hannover
in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover und der Tierärztlichen
Hochschule Hannover. Die Geschäftsführung des SFB wird am Zentrum für Biomedizintechnik (zbm), einer Einrichtung des Fachbereichs Maschinenbau an der Universität Hannover,
ausgeführt. Mit Prof. Dr. Th. Lenarz kommt der Sprecher des techniklastigen SFB 599 aus
der Medizin, womit die interdisziplinäre Ausrichtung unmittelbar deutlich wird.
Der SFB 599, Kurztitel Biomedizintechnik, widmet sich der Grundlagenforschung für
die Entwicklung von besseren Implantaten zum Wohle der Patienten und zur Reduktion der
Kosten. Durch Innovationen in der werkstofflichen Herstellung, Bearbeitung, Funktionalisierung, Berechnung und Prüfung von Implantaten sowie der Elektrochemie der Implantate
in Wechselwirkung mit biologischen Materialien soll eine höchstmögliche physikalischchemische und mechanische Biofunktionalität erreicht werden. Die werkstoffkundlichen
Lösungsansätze zu Temporär- und Dauerimplantaten aus den Ingenieur- und Naturwissenschaften werden in in-vitro- („im Reagenzglas“) und in-vivo- („im lebenden Organismus“)
Untersuchungen sowie zellbiologisch grundlegend charakterisiert und mittels technischer
und medizinischer Simulationsmodelle abgebildet. Zur Einstellung der Biokompatibilität werden Art und Beschaffenheit des Materials und der Implantatoberfläche mit neuen Methoden
modifiziert und angepaßt.
Die Lösungsansätze des Sonderforschungsbereiches Biomedizintechnik sollen nicht nur
offene Fragen der Medizin beantworten, sondern auch helfen, mit dem neuen Wissen Fragen
der Ingenieur- und Naturwissenschaften zu beantworten. Darüber hinaus wird mit diesem
SFB die Zusammenarbeit der beteiligten Fachdisziplinen nachhaltig vertieft und dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine einzigartige Chance der interdisziplinären Zusammenarbeit
eröffnet.
Der SFB stellt in Deutschland eine einmalige interdisziplinäre Initiative im Hinblick des
Ineinandergreifens der Materialwissenschaften, der Medizin und der Tiermedizin inklusive
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der umfassenden Einbindung der Zellbiologie dar. Um gesicherte Grundlagen in einer großen
Bandbreite für zukunftsgerichtete Wissenschaft zu schaffen - in diesem SFB gilt dies für die
komplexen Verhältnisse bezüglich Implantatmaterialeinsatz -, besteht die Notwendigkeit der
Förderung einer engsten Vernetzung und Kooperation der Disziplinen, wie sie hier vorliegt.
Aufgrund dieser Situation ergibt sich im Vergleich zu anderen SFB die Aufgabe, Wissenschaftler unterschiedlicher Fachgebiete, z.B. Mediziner und Naturwissenschaftler, innerhalb eines
Teilprojektes parallel zu fördern. So kommt es zu einer besonders fruchtbaren Verfolgung der
Projektziele sowie der intensiven Verbindung der Themengebiete.
Teilprojekte
Projektbereich R: Resorbierbare Implantate
R1 Magnesiumdegradation
Entwicklung von biokompatiblen Magnesiumlegierungen und Untersuchung von deren
Degradationsverhalten (F.-W. Bach, M. Peuster, P. Wilk)
R2 Magnesiumschwämme
Magnesiumschwämme als bioresorbierbare Implantate (F.-W. Bach, S. Besdo, F. Witte, H.
Hauser; M. Rudert beratend)
R3 Biokompatibilität von Implantaten auf Eisenbasis
Zellbiologische Bewertung der Biokompatibilität von mikrostrukturierten, kardiovaskulären
Implantaten auf Eisenbasis (M. Peuster, H. Hauser, H. Lubatschowski)
R4 Mechanische Bearbeitung
Funktionsangepaßte Bearbeitung medizinischer Implantate (B. Denkena, F. Witte, A. MeyerLindenberg)
R6 Degradable Knochenimplantate
Optimierung der Knochenregeneration durch stabilitätsgesteuerte Implantatresorption unter
Verwendung resorbierbarer Leichtmetalle (C. J. Wirth, H. Windhagen, A. Meyer-Lindenberg,
D. Besdo)
Projektbereich D: Dauerimplantate
D1 Neue Medizinkeramiken
Biomimetische Synthese von Keramiken zum Einsatz als Knochenersatzstoffe in sterilen und
kontaminierten Gebieten (P. Behrens, Th. Lenarz, R. Heermann, P. Müller; M. Stieve)
D2 Nerven-Elektroden-Interaktion
Entwicklung eines Elektrodenarrays für optimierte Nerven-Elektroden-Interaktion (Th. Lenarz, A. Ostendorf, G. Reuter, T. Stöver; R. Feretti beratend)
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D3 Implantat Prototyping
Rapid Prototyping von artikulären metallischen Endoprothesen mit angepaßter Elastizität (A.
Ostendorf, J. Bunte, C. Hurschler, C. Stukenborg-Colsman)
D4 Keramikimplantate
Automatisierte Freiformflächenbearbeitung und Prüfung verschleißarmer Keramikimplantate
(B. Denkena, C. Stukenborg-Colsman, C. Hurschler)
D5 Tribosystemoptimierung
Tribosystemoptimierung der Gleitpaarung künstlicher Gelenke (I. Nolte, B.A. Behrens, C.J.
Wirth, H. Windhagen)
D6 Totalendoprothesendesign
Numerische Simulation zum belastungsgerechten Design von Totalendoprothesen und Implantaten (C.J. Wirth, B.A. Behrens, I. Nolte)
D7 Implantatoberflächen
Funktionalisierung von Implantatoberflächen (H. Windhagen, H. Menzel, F.-W. Bach, G.
Groß)
Verwaltungsprojekt
Z1 Verwaltung des Sonderforschungsbereiches
MHH HNO und Zentrum für Biomedizintechnik der Universität Hannover
Weitere Informationen geben gern der Sprecher des SFB 599, Professor Dr. Thomas Lenarz, Telefon: (0511) 532-6565, E-Mail [email protected] , und der Geschäftsführer Dipl.Ing. Tilman Fabian, Telefon: (0511) 762-9842 oder –9815, E-Mail [email protected].
Im Sekretariat des SFB 599 erreichen Sie Regina Müller unter der Telefonnummer (0511)
532-3026 oder per E-Mail unter [email protected].
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Sonderforschungsbereich 621
„Pathobiologie der intestinalen Mukosa“
Sprecher:
Prof. Dr. Reinhold Förster
Stellv. Sprecher: Prof. Dr. Gerhard Breves
Die intestinale Mukosa, die größte äußere Oberfläche des Makroorganismus, ist exponierte
Grenzfläche des Organsystems Darm. Sie ist ein empfindlicher Seismograph für Störungen
von außen (infektiös) und innen (immunologisch), wodurch ihre physiologischen Funktionen
(Aufnahme und Ausscheidung) erheblich beeinträchtigt werden können. Die intestinale Mukosa hält dadurch Monopole, dass sie ein Kontinuum arbeitsteiliger, aber sehr unterschiedlicher
Funktionsbereiche vom Magen bis zum Rektum darstellt und eine einlagige Grenzzellschicht
bildet (Mukosa), die sich nicht in einem Sterilraum befindet, sondern auf ihrer luminalen Seite
eine höchstmögliche Mikroorganismen-Dichte aufweist. Die intestinale Mukosa ist mit verschiedenen Dichten unterschiedlicher Spezies konfrontiert, mit welcher der Makroorganismus
von Mensch und Tier eine in vieler Hinsicht prägende und Lebensentscheidende Symbiose
eingeht. Auf ihrer basolateralen Seite kommuniziert sie zudem mit verschiedensten Zellen der
Submukosa, vor allem auch mit Zellen des angeborenen und erworbenen Immunsystems,
Gemessen an diesen gewichtigen Rahmenbedingungen sind unsere Kenntnisse über die
Grundlagen pathophysiologischer Aktionen und Reaktionen noch sehr lückenhaft, häufig
spekulativ und hypothetisch, oft nur in Analogie zu Reaktionen anderer Organsysteme
postuliert.
Erhebliche Grauzonen bis zu weißen Flecken auf der „Landkarte“ des Darms gibt es vor
allem bezüglich der Wirkung der polymikrobiellen Normalflora auf das Mukosa-assoziierte
Immunsystem für die Prägung der Immunantwort in Richtung auf Toleranz oder Immunität.
Weiterhin ist der cross talk zwischen Mikroorganismen und Mukosa, der trotz ein Kilogramm
Bakterienmasse im Intestinaltrakt und einer großen Menge ununterbrochen anflutender,
bakterieller Antigene in einer im Normalfall dauerhaft wirksamen Unterdrückung jeglicher
Entzündungsreaktionen der Mukosa resultiert, wenig verstanden. Wissensdefizite bestehen
weiterhin bei der Signalverarbeitung und Koordination bei mukosalen Transportvorgängen und
den Strategien zur Protektion der Mukosa und daraus abgeleitete neue therapeutische Ansätze.
Von hohem klinischen Interessse ist die Aufklärung der Bedeutung von Immunsystem, Mikroorganismen und zellulärer Dysregulation für die Entstehung von Darmerkrankungen.
Daraus resultieren drei Schwerpunktbereiche der Forschung, denen sich Forschergruppen
aus der Medizinischen Hochschule Hannover, der Tierärztlichen Hochschule Hannover und
der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung Braunschweig zugewandt haben:
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Im Projektbereich A „Mukosales Immunsystem“ werden die Grundlagen erarbeitet, die
uns das Verständnis für die zellulären und molekularen Mechanismen der mukosalen Dysregulation bei Autoimmun- und Infektionskrankheiten des Gastrointestinaltraktes vermitteln.
Im Projektbereich B „Mikrobielle Interaktionen“ ist die Darmmukosa einerseits Angriffspunkt wechselnder bakterieller und viraler Krankheitserreger und andererseits dauerhafter
Kolonisationsort kommensaler und fakultativ pathogener Mikroorganismen. Die Teilprojekte
im Bereich B untersuchen im Tiermodell und in der Zellkultur die molekularen Grundlagen
der Erregeranheftung und -persistenz sowie ihre Auswirkungen auf die Funktion und den
Stoffwechsel der Zellen der intestinalen Mukosa. Die Aufrechterhaltung normaler Darmfunktionen hängt von der komplexen Regulation funktionell unterschiedlicher Zellen der
Darmwand ab. Die Teilprojekte im Projektbereich C „Pathophysiologie“ untersuchen daher
auf zellulärer und subzellulärer Ebene die Grundlagen dieser Regulationsmechanismen, deren
Bedeutung für Funktionsstörungen der Mukosa sowie deren Beteiligung an der Entstehung
und Manifestation von Magen-Darmerkrankungen.
Teilprojekte:
A1 Prof. Reinhold Förster
Die Funktion der Chemokine bei der Ausbildung der mukosalen Immunität, der Induktion
der oralen Toleranz und der Entstehung der Kolitis
A2 Dr. Werner Müller
Genetische Analyse von Interleukin-10 produzierenden und auf Interleukin-10 antwortenden
Zellen im darmassoziierten lymphatischen Gewebe
A3 Prof. Matthias Gaestel
Rolle der stress-aktivierten Proteinkinasen MK2 und MK5 bei entzündlichen Darmerkrankungen der Maus
A4 Prof. Jan Buer / Dr. Dunja Bruder
Entwicklung und Testung neuer Strategien zur spezifischen Modulation des mukosalen
Immunsystems
A5 Dr. Siegfried Weiß
Der Beitrag von B-Zellsubpopulationen zur darmassozierten humoralen Immunität
A7 Dr. Robert Lindner
Funktionen des Dünndarmepithels bei Transport und Prozessierung von Antigenen
A8 Prof. Stephan Bischoff
Pathophysiologische Funktion von Mastzellen bei entzündlichen Darmerkrankungen
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SONDERFORSCHUNGSBEREICHE
A9 Dr. Dirk Bumann; Leiter der Nachwuchsgruppe
Mukosale Immunität gegen Darmbakterien
B2 Dr. Klemens Rottner / Prof. Jürgen Wehland
Molekulare Analyse der Reorganisation des Aktinzytoskeletts durch pathogene Eschericia
coli
B3 Prof. Gerhard Breves / Prof. Bernd Schröder / Dr. Florian Gunzer
Modulation der intestinalen Mukosafunktion durch definierte Mikroorganismen
B4 Dr. Christoph Athmann / Prof. Winfried Beil / Dr. Michael Mähler
Determinanten und molekulare Mechanismen der Krankheitsmanifestationen der Helicobacter pylori Infektion
B5 Prof. Ingo Just / Dr. Ralf Gerhard
Proinflammatorische Wirkung der Clostridium difficile Toxine A und B
B6 Dr. Ralph Goethe / Prof. Peter Valentin-Weigand
Persistenzmechanismen von Mycobacterium paratuberculosis in Makrophagen und deren
pathophysiologische Bedeutung im Darm
B7 Prof. Georg Herrler
Nutzung des S-Proteins des übertragbaren Gastroenteritis-Virus (TGEV) zur Erzeugung
enterotroper Virusvektoren
B8 Prof. Sebastian Suerbaum
Molekulare Grundlagen der Pathogenität von Helicobacter hepaticus in murinen Modellen
chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen
C1 Dr. Michael Göke
Regulation ephithelialer Wundheilungsmechanismen der Darmmukosa durch subepitheliale
Myofibroblasten
C3 PD Dr. Christian Strassburg / Prof. Michael P. Manns
Molekulare Grundlagen der mukosalen Regulation humaner UDP-Glukuronosyltransferasen
(UGT)
C5 Prof. Gerolf Gros
Protektion von Epithelien des Magen-Darm-Trakts gegen gasförmige Noxen
C6 Prof. Achim D. Gruber
CLCA-Chloridkanäle der intestinalen Mukosa von Maus und Mensch
C7 Prof. Burkhard Tümmler
Genetische Modulatoren der Mukoviszidose im Gastrointestinaltrakt
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SONDERFORSCHUNGSBEREICHE
C8 Prof. Hassan Y. Naim
Membrantopologie des Dünndarms in pathologischen und nicht-pathologischen Zuständen
Z1 Prof. Hans Jürgen Hedrich
Entwicklung, Zucht und Haltung keimfreier Mausstämme und Durchführung gnotobiotischer
Experimente
Z2 Prof. Reinhold Förster
Zentrale Aufgaben des Sonderforschungsbereichs
MHH Forschungsbericht 2004
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