Grundlagen der Rechnertechnologie Sommersemester 2010 – 12. Vorlesung Dr.-Ing. Wolfgang Heenes 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 1 Inhalt 1. Logikfamilien 2. Die Ausgangsstufen von TTL-Schaltkreisen 3. Realisierung mit Feldeffekttransistoren 4. Zusammenfassung und Ausblick 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 2 Logikfamilien I Schaltungen zur Realisierung von Komponenten in Rechnersystemen I Logische Verknüpfungen wie AND und OR können mittels mechanischer Schalter realisiert werden. Selbst NOT kann noch mit einem Schalter und einem Widerstand realisiert werden. I Relais, Röhren: Die Lebensdauer mechanischer Schalter (z. B. Relais) ist sehr begrenzt. Außerdem sind die Umschaltzeiten relativ groß. Elektronenröhren lassen durch den hohen Stromverbrauch keine hohe Integrationsdichte zu und haben ebenfalls eine sehr beschränkte Lebensdauer. I Bipolortransistoren, Feldeffekttransistoren I Aus diesen beiden Typen sind eine Vielzahl von Logikfamilien entstanden I Zur Erinnerung: z. B. Bipolartransistoren können in drei verschiedenen Grundschaltungen betrieben werden I Bei allen Technologien: Anwendung als Schalter 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 3 Logikfamilien Kenngrößen I I Kenngrößen: Die Eigenschaften eines Schalters bestimmen auch die Kriterien oder Kenngrößen von realien Schaltern und Verknüpfungsgliedern. Diese sind: I I I I I Signalpegel Signallaufzeit Signalübergangszeit Leistungsaufnahme Integration 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 4 Logikfamilien Signalpegel I Schaltglieder werden zu Schaltnetzen vereinigt. Von einem Schaltglied werden dann mehrere nachfolgende angesteuert, die als Last(widerstand) auf die Höhe der Ausgangsspannungen zurückwirken. I Einige weitere Einflüsse, die eine Änderung der Ausgangsspannung bewirkt. I Exemplarstreuungen, Temperatureinflüsse, Übersprechen von anderen Leitungen I Diese Einflüsse nennt man auch Störspannung I Da es schwierig ist, eine konstante Spannung zu generieren, hat man Pegelbereiche eingeführt, die die Werte der binären Schaltvariablen darstellen. I Es gibt zwei Bereiche: High und Low I Der Bereich dazwischen sollte schnell „durchlaufen“ werden. 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 5 Logikfamilien Statischer Störspannungsabstand I Der Störspannungsabstand einer Schaltkreisfamilie kennzeichnet die Sicherheit der Signalübertragung gegenüber Störspannungen und ist eine wichtige Eigenschaft der Schaltkreisfamilie. Er ist die Spannungsdifferenz zwischen garantierter Ausgangsspannung und geforderter Eingangsspannung desselben logischen Pegels. Dies nennt man auch die Toleranz der Logikpegel, d. h. ein in gewissen Grenzen veränderter Logikpegel wird immer noch sicher erkannt. I Grafische Darstellung... 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 6 Logikfamilien Statischer Störspannungsabstand 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 7 Logikfamilien Signalübergangszeit und Signallaufzeit I I Elektronische Schalter benötigen Zeit, um von einem Schaltzustand in den anderen zu gelangen. Hauptursache für diese Zeitverzögerung ist die kapazitive Eigenschaft der Bauelemente I I Bipolartransistor: Basis-Emitter pn-Übergang Unipolartransistor: Gate-Oxid-Substrat Schichtfolge I Signalübergangszeit beschreibt die Flankensteilheit eines Ausgangsimpulses vom Zustand L ⇒ H oder H ⇒ L. I Die Signallaufzeit gibt die Impulsverzögerung zwischen dem Eingang und dem Ausgang an. I Reminder: Drittes Labor 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 8 Logikfamilien Realisierung mit Bipolartransistoren I Widerstands-Transistor-Logik (RTL1 ) Realisierung eines NOR Gatters. Verlustleistung Gatterlaufzeit 1 Resistor-Transistor-Logic 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 9 PV = 5 mW tpd = 25 ns Logikfamilien Realisierung mit Bipolartransistoren I Verknüpfungsglieder mit bipolaren Transistoren bilden u. a. die Schaltkreisfamilien TTL2 und ECL3 . I In der TTL-Familie werden die Transistoren im Übersteuerungsbereich betrieben in ECL im aktiven Verstärkerbereich. I Deshalb spricht man auch von gesättigten und ungesättigten Schaltkreisfamilien. I Es gibt noch einige andere Familien: DTL, LSL usw. 2 Transistor-Transistor-Logic 3 Emitter Coupled Logic 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 10 Logikfamilien Realisierung mit Bipolartransistoren I Transistor-Transistor-Logik (TTL) NAND Gatter Verlustleistung Gatterlaufzeit 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 11 PV = 10 mW tpd = 10 ns Logikfamilien Realisierung mit Bipolartransistoren I I Die Eigenschaften eines TTL-Schaltkreises werden durch einige typische schaltungstechnische Konzepte erreicht Dies sind: I I I I I I Multi-Emitter-Realisierung von T1 Normal-, Inversbetrieb von T1 Gegentaktenddtufe T3, T4 Hubdiode D Multi-Emitter-Transistor T1 bewirkt eine UND-Verknüpfung der Eingangssignale. Betriebsbereiche I I Normalbetrieb Inversbetrieb 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 12 Logikfamilien Realisierung mit Bipolartransistoren I Normalbetrieb: liegt vor, wenn ein oder mehrere Emitter-Eingänge von T1 auf L-Pegel liegen. I Inversbetrieb: liegt vor, wenn alle Emitter-Eingänge auf H-Pegel liegen. I Über R1 fließt ein Basisstrom durch T1 nach T2, Spannung am Eingang von T2 wird größer I Der Wechsel von Normalbetrieb und Inversbetrieb hat zur Folge, dass T1 immer durchgesteuert ist. I Im Normalbetrieb fließt der Basisstrom IB 1 zu den Eingängen, die auf L-Pegel liegen. I Im Inversbetrieb fließt er zur Basis von T2. 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 13 Logikfamilien Realisierung mit Bipolartransistoren I I Die Gegentaktendstufe bestehend aus R4, T3 und T4 gewährleistet einen geringen Ausgangswiderstand sowohl bei H- als auch bei L-Pegel am Ausgang. Bei jedem Pegelzustand ist ein Transistor gesperrt und der andere leitend I I bei H-Pegel am Ausgang ist T3 leitend und T4 gesperrt bei L-Pegel ist T4 leitend und T3 gesperrt 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 14 Logikfamilien Realisierung mit Bipolartransistoren I Liegen ein (oder alle) Eingänge auf L-Pegel, dann fließt über R1 ein Basisstrom zu dem Emittereingang(-eingänge), der auf L-Pegel liegt. I T1 arbeitet dann im Sättigungsbereich und UCE ist etwa 0,2 Volt. Damit ist T2 gesperrt. I Über R2 kann ein Basisstrom nach T3 fließen. I Weil T2 sperrt fließt über R3 kein Strom, der einen Spannungsabfall verursacht würde. I Nach T4 kann deshalb kein Basisstrom fließen, T4 sperrt I Da T4 sperrt und T3 leitend ist, liegt der Ausgang auf H-Pegel 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 15 Logikfamilien Realisierung mit Bipolartransistoren I Liegen alle Eingänge auf H-Pegel, dann arbeitet T1 im Inversbetrieb. I Kollektorstrom von T1 fließt in die Basis von T2. I Emitterstrom von T2 verursacht an R3 einen Spannungsabfall (0,7 V) und es fließt ein Basisstrom nach T4. I Transistor geht in die Sättigung ⇒ Ausgangsspannung ist ungefähr 0,2 Volt I Ohne Diode D würde der Emitter von T3 auf 0,2 Volt liegen und da die Basis von T3 auf 0,9 Volt liegt würde T3 aktiv normal. I Aus diesem Grund wird durch die Hubdiode D das Potential des Emitters auf 0,9 Volt angehoben und T3 sperrt. 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 16 Logikfamilien Realisierung mit Bipolartransistoren I Totem-Pole-Ausgang Er besitzt sowohl gegen Versorgungsspannung, als auch gegen Masse einen Schalttransistor. Dies bewirkt, daß der Ausgangswiderstand für beide Logikpegel sehr gering ist. Genau einer der beiden Transistoren ist jeweils leitend. Das Verbinden von Ausgängen ist verboten. UV GND 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 17 Logikfamilien Ausgangsstufen von TTL-Schaltkreisen I Open-Collector-Ausgang Er besteht aus einer Emitter-Grundschaltung. Der Kollektor ist direkt herausgeführt und intern nicht verschaltet. Das bedeutet, dass der Ausgang selbst nur in der Lage ist, eine niederohmige Verbindung mit Masse herzustellen. Um einen High-Pegel zu erreichen, muss der Ausgang über einen entsprechend dimensionierten Widerstand („pull-up Widerstand“) mit der Versorgungsspannung verbunden werden. Das erlaubt ebenfalls das Verbinden von mehreren Ausgängen, die sogar gleichzeitig aktiv sein dürfen. UV GND 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 18 Logikfamilien Realisierung mit Feldeffekttransistoren I I I I I I Inverter mit Feldeffektransistor und einem Widerstand ist bekannt CMOS-Inverter ist im dritten Labor vermessen worden Etwas komplexere Logikschaltungen in CMOS Beispiel: NAND-Gatter in CMOS-Technik. Boolesche Funktionen: Verschaltung von PMOS-Transistoren ergibt das Pull-Up-Netzwerk (PUN) Verschaltung von NMOS-Transistoren ergibt das Pull-Down-Netzwerk (PDN) 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 19 Logikfamilien Realisierung mit Feldeffekttransistoren I Betrachten des Beispiel ergibt, dass eine Konjunktion einer Serienschaltung von NMOSFETs entspricht. I Die Disjunktion entspricht einer Parallelschaltung I Man sagt auch, PUN und PDN sind zueinander duale Netzwerke I Anwendung von De Morgan um PDN aus PUN zu gewinnen. 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 20 Logikfamilien Realisierung mit Feldeffekttransistoren I Realisierung eines AND-Gatters 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 21 Logikfamilien Realisierung mit Feldeffekttransistoren I Entwickeln sie ein CMOS-Logikgatter, dass die Funktion Y = A · (B · C + D · E ) implementiert. I Alle Literale stehen in nicht negierter Form zur Verfügung. 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 22 Logikfamilien Vergleich CMOS-Typen I Verlustleistung und Gatterlaufzeit Verlustleistung (Standard) Verlustleistung (High Speed) Gatterlaufzeit (Standard) Gatterlaufzeit (High Speed) I PV PV tpd tpd = 0, 3 µW /kHz = 0, 5 µW /kHz = 90 ns = 10 ns Beachte: Verlustleistung hängt nur von der Transitionshäufigkeit ab. 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 23 Logikfamilien Vergleich TTL – CMOS Pegel Eigenschaft Bezeichnung Betriebsspannung UV Eingangspegel: HIGH LOW Ausgangspegel: HIGH LOW TTL CMOS 74xx oder 74xxx 4.75-5.25 V 4xxx oder 4xxxx A-Serie: 3-12 V B-Serie: 3-18 V > 2.0 V < 0.8 V > 70% UV < 30% UV > 2.4 V < 0.5 V > 90% UV < 10% UV 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 24 Pass-Transistor-Logik I Effiziente Schaltungstechnik I TN1 wird als Pass-Transistor (PT) betrieben. Ist N4 = 0 sperrt der Transistor und der Ausgang ist hochohmig. I Ist N4 = 1 wird der Transistor leitend und CL aufgeladen. 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 25 Transmission-Gate-Logik I Transmission-Gate (TG) verringert das Problem. I Gesamtwiderstand der Anordnung sowohl für steigende Flanke als auch fallende Flanke ist annährend konstant. 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 26 Anwendung von Transmission-Gate-Logik I PTs und TGs werden z. B. in FPGAs für das programmierbare Verbinden der Verdrahtungsleitungen verwendet. I PTs und TGs können auch zur Realisierung von Schaltfunktionen verwendet werden. I Statt 14 Transistoren werden mit TGs nur sechs Transistoren benötigt. 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 27 Anwendung von Transmission-Gate-Logik I Tri-State-Treiber I Verschiebung der beiden MOSFETs des TGs in den Inverter 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 28 Anwendung von Transmission-Gate-Logik I Tri-State-Treiber I Pull-Up und Pull-Down-Widerstände werden durch Serienschaltung verdoppelt, Verzögerungszeiten vergrößern sich I Vereinfachung möglich: Besserer Platzbedarf 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 29 Taktzustandsgesteuerte Latches I Taktzustandsgesteuerte Latches I D-Latch besteht aus einer Rückkopplungsschleife, die durch einen Multiplexer auftrennbar ist I Ausgangsinverter werden benutzt, um die Rückkopplung von der externen Last zu entkoppeln 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 30 Taktflankengesteuerte Flip-Flops I Taktflankengesteuerte Flip-Flops I Reagiert auf steigende Flanke 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 31 Taktflankengesteuerte Flip-Flops I Taktflankengesteuerte Flip-Flops I Vertauschen der Takteingänge an den TGs lässt sich ein Flip-Flop konstruieren, das mit der fallende Flanke Daten übernimmt. 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 32 SRAM-Speicherzellen I SRAM-Speicherzellen I 6-T-Zelle, 5-T-Zelle, Zellgröße entscheidend für Speicherdichte 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 33 Zusammenfassung und Ausblick I Logikfamilien Nächste Vorlesung behandelt I Meßtechnik, Ausblick 6. Juli 2010 | Technische Universität Darmstadt | Dr.-Ing. Wolfgang Heenes | 34