Krebs tritt bei Kindern selten auf, von 500 Kindern erkrankt eines. Aber jeder dritte Erwachsene erkrankt an einem bösartigen 12. Jahrgang · Nr. 3/2010 Tumor. Bei Kindern entwickeln sich die Tumoren vorwiegend Inhalt aus embryonalem, mesenchymalem Gewebe, Karzinome Pharmazeutisch-medizinische Zusammenarbeit in der pädiatrischen Onkologie Erwachsene erkranken dagegen überwiegend an Karzi- 4 nomen, also Tumoren, die vom Epithel ausgehen. Auch Kommentar des Herausgebers 9 sich Krebserkrankungen des Kindes ganz wesentlich von Persönliche Schutzausrüstung – eine elementare Barriere zum Schutz der Gesundheit beim Umgang mit CMR-Arzneimitteln Quo Vadis? Neue Substanzen, neue Leitlinien zur Behandlung der chronischen Immunthrombozytopenie (ITP) machen nur etwa ein Prozent der malignen Tumoren aus. bezüglich Prognose und Krankheitsverlauf unterscheiden Tumoren im Erwachsenenalter. Die Behandlung innerhalb von Studien, die Verfügbarkeit entsprechender Therapien, 10 Verbesserungen von Diagnostik, Supportivmaßnahmen und Ernährungszustand der Kinder ermöglichen, dass heute drei von vier krebskranken Kindern dauerhaft ge- 18 heilt werden. Für Pädiater und Hausärzte sind das kindgerechte „He- Möglichkeiten und Grenzen der Komplementäronkologie heute 22 Leitlinien in der Onkologie 28 runterbrechen“ der Dosierung bei Arzneimitteln und der Off-label-use bei der medikamentösen Behandlung von Kindern noch immer gängige Praxis. Bericht vom Jahreskongress der American Society of Clinical Oncology 32 PARP-Inhibitoren 34 Bericht vom PTA-Kongress 2010 in Hamburg-Harburg 37 Thiotepa – Wenn alte Substanzen neu entdeckt werden und wie Kinder davon profitieren 42 Das Informationsportal www.kinderkrebsinfo.de 45 Nadelstichverletzungen: (k)ein Thema für uns? 48 ISOPP XII 50 sionelle und pharmazeutisch-medizinische Zusammen- Off-label use in der Pädiatrie 52 Unterstützung der betroffenen Kinder und deren Familien Stellungnahme der AkdÄ zu Sartanen und Krebsrisiko 55 Professionelle Pflege in der pädiatrischen Onkologie 56 Bereits im Dezember 2005 hatten sich 27 Mitgliedsländer EDITORIAL Inhalt/Editorial der Europäischen Union auf eine Regelung zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit und -versorgung von Kindern und Jugendlichen in der EU geeinigt. Langfristig wird diese im Januar 2007 in Kraft getretene EU-Kinderarzneimittelverordnung zu einer deutlich verbesserten Qualität bei der Entwicklung von Arzneimitteln führen, die Arzneimittel-Sicherheit wird sich erhöhen und Off-labeluse wird zur Ausnahme werden. Die Beiträge in der heutigen Ausgabe der „Onkologischen Pharmazie“ sind beredtes Zeugnis für eine multiprofesarbeit in der pädiatrischen Onkologie, die psychosoziale sowie ein gelungenes Informationsportal zu Krebs- und Bluterkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Ergänzend finden Sie, liebe Leser, Beiträge zu neuen Arzneimitteln, zur Reduzierung von Nadelstichverletzungen Ständige Rubriken mit zytostatisch wirksamen Substanzen, zu den Möglich- Testiertes interaktives Selbststudium 14 Who is who 30 Impressum 36 Buchbesprechung 58 keiten und Grenzen der Komplementäronkologie sowie die gewohnte Kongressberichterstattung – darunter erstmalig über den PTA-Kongress in Hamburg einen Bericht „von PTA für PTA“. Ihre Karla Domagk Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 3 Pharmazeutisch-medizinische Zusammenarbeit in der pädiatrischen Onkologie Pharmazeutisch-medizinische Zusammenarbeit in der pädiatrischen Onkologie Von Martin Ehmann, LeHang Pelzl, Claudia Blattmann, Joachim Kunz, Andreas E. Kulozik, Torsten Hoppe-Tichy, Heidelberg E ine weiterführende Verbesserung der Sicherheit der Arzneimitteltherapie gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Die enge Zusammenarbeit zwischen Apothekern, Ärzten, Pflegekräften und Patienten ist eine wichtige Vorraussetzung für eine erfolgreiche Arzneimitteltherapie. Um die Qualität und Sicherheit der Arzneimitteltherapie weiter zu verbessern, ist die Präsenz des Apothekers auf den Stationen oftmals unerlässlich. Am Universitätsklinikum Heidelberg nimmt die Apotheke bereits in der Chirurgischen- und Medizinischen Klinik erfolgreich an der Stationsvisite teil. Die pharmazeutischen Aufgaben können dabei sehr vielfältig sein, angefangen mit der Erstellung von Arzneimittelkonsilen bis hin zur gemeinsamen Erarbeitung von Leitlinien. Im Janua r 2009 w u rde im R a hmen eines Kooperationsprojektes zwischen dem „Pharmazeutisch-OnkologischenZentrum“ der Apotheke und der Klinik für Pädiatrische Onkologie, Hämatologie, Immunologie und Pneumologie des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg die Stationsarbeit auf die onkologischhämatologische Station der Kinderklinik ausgeweitet. Seitdem werden alle 2 Wochen gemeinsame Kurvenvisiten durchgeführt, an denen ein Apotheker aus dem „Pharmazeutisch-OnkologischenZentrum“ sowie der Stationsoberarzt, Assistenzärzte und Pflegekräfte teilnehmen. Für die Visitenvorbereitung werden die Patientenakten einen Tag zuvor kopiert und im Hinblick auf Arzneimittel-Interaktionen, Doppelverordnungen und Dosierungsfehler durch Pharmazeuten überprüft. Als unterstützende Datenbanken dienen hierzu das Arzneimittelportal des Universitätsklinikums Heidelberg (AID), die Micromedex Datenbank Drug-Reax® sowie die Stockley’s Drug Interactions®-Datenbank. Die Anwesenheit des Pharmazeuten bei der Visite wird genutzt, um arzneimittelbezogene Fragen zu stellen. Schwerpunkte sind neben spezifischen onkologischen Fragestellungen, wie etwa die Verfügbarkeit „neuer Medikamente“, auch Fragen bezüglich Kompatibilitäten und Stabilitäten bei Ernährungs- bzw. Infusionslösungen, beispielsweise die Zufuhr von Wirkstoffen zu parenteralen Ernährungslösungen (TPN) oder die Kompatibilität von Zytostatika, Analgetika, Antiinfektiva mit TPN. Die Arzneimittelüberprüfung beschränkte sich zunächst auf stammzelltransplantierte Patienten, da hier die Polymedikation besonders im Vordergrund stand. Durch den Einsatz von Pharmaziepraktikanten konnte diese Tätigkeit im Verlauf auch auf konventionell-onkologisch behandelte Kinder und Jugendliche ausgeweitet werden. Ferner erfolgte im Verlauf die Einbeziehung von Laborwerten sowie von mikrobiologischen Befunden, um die patientenindividuelle Ernährungs- und antimikrobielle Therapie zu diskutieren. Wie vielfältig sich eine enge medizinischpharmazeutische Zusammenarbeit gestalten kann, soll an folgendem Beispiel gezeigt werden. Fallbeispiel A.B. Bei der Patientin handelt es sich um ein 11 Monate altes, 9 kg schweres Mädchen (A.B.). Die Erstdiagnose einer akuten myeloischen Leukämie (AML) wurde im August 2008 gestellt, morphologisch zeigte sich ein myelomonozytärer Subtyp (M4), zytogenetisch konnte ein prognostisch ungünstiges MLL-Rearrangement nachgewiesen werden. 4 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Es erfolgte zunächst eine antineoplastische Polychemotherapie gemäß der Therapiestudie AML-BFM 2004 im Hochrisikoarm von August 2009 bis Januar 2010. Bereits wenige Wochen nach Beendigung der Intensivtherapie kam es unter der Erhaltungschemotherapie zu einem extramedullären, isoliert kutanen Frührezidiv der Leukämie (Abb. 1a). Es erfolgte eine erneute intensive antineoplastische Therapie gemäß dem AML-Rezidiv-Register 2009 von Januar bis März 2010. Unter der Rezidivchemotherapie bildeten sich die Hautinfiltrate zwar zurück (Abb. 1b), es konnte jedoch keine anhaltende Remission erzielt werden. Zeitlich synchron mit der hämatopoetischen Regeneration traten erneut leukämische Hautinfiltrate auf. Aufgrund der insgesamt schlechten Prognose entschied man sich zu einer allogenen Stammzelltransplantation von der haploidenten Mutter. Zwischen Mutter und Tochter besteht ein sogenannter KIR-Mismatch, das NK-Zell-Alloreaktivität voraussagt [1]. Die myeloablative Konditionierung erfolgte mit Fludarabin, Thiotepa, Melphalan und Muromonab im März 2010. Am 30.03.2010 erfolgte die Übertragung von 10,1 x 106 CD34+/kg KG Empfänger Stammzellen (CD3/CD19-depletiert). Das Mädchen tolerierte die gesamte antineoplastische Therapie im Wesentlichen sehr gut. An nennenswerten Nebenwirkungen / Komplikationen kam es zu einer akuten, therapieassoziierten Mukositis, einer infektiösen Gastroenteritis mit Nachweis von Norovirus im Stuhl sowie eine lang anhaltende Inappetenz, welche bis dato eine teilparenterale Ernährung (TPN) notwendig macht. Die Erholung der Hämatopoese erfolgte rasch ab Tag +11 nach SZT. Im Verlauf kam es zu einer Adenovirus-(ADV)- und Cytomegalievirus-(CMV) Virämie, sowie Das Mädchen konnte erstmals an Tag +48 nach SZT in die tagesklinische Betreuung entlassen werden (Entlassmedikation siehe Tab. 1; klinischer Verlauf siehe Abb. 2). Da die langsame und schmerzhafte s.c.-Injektion insbesondere von Histamin-Dihydrochlorid die Eltern sehr belastete, wurde ein ambulanter Pflegedienst für die häusliche Versorgung eingebunden. Diskussion des Fallbeispiels A.B. Im dargestellten Fallbeispiel stellen die komplexe Diagnose, welche ein individuelles Vorgehen fordert, das Alter sowie das niedrige Körpergewicht des Mädchens A.B. eine Herausforderung für den Pharmazeuten sowie den pädiatrischen Onkologen dar. Abb. 1: Extramedulläres Rezidiv einer AML mit isolierten Hautinfiltraten bei einem 2 Jahre alten Mädchen (Fallbeispiel A.B.). zum Nachweis von ADV im Stuhl welche, über die im Zentrum bei haploidenten SZT übliche antivirale Prophylaxe mit Ribavirin und Aciclovir hinaus, eine präemptive antivirale Therapie mit Cidofovir bzw. Valganciclovir notwendig machten. Ferner zeigte sich eine milde „Graft-versus-Host-Erkrankung“ (GvHD) der Haut (Grad I), welche sich im Folgenden spontan zurückbildete. Um den „Graft-versus-Leukämie-Effekt“ zu verstärken, wurde an d+50 bei stabilem Engraftment mit einer immunmodulato- rischen Therapie mit subkutan appliziertem Interleukin-2 (IL-2) und Histamin-Dihydrochlorid begonnen. Dieses Vorgehen geschieht in Anlehnung an publizierte Behandlungsregime bei erwachsenen AMLPatienten [2]. Die immunmodulatorische Therapie soll über 18 Monate erfolgen und 10 Zyklen à 21 Tage umfassen. Während der Zyklen ist 2x täglich die subkutane Applikation von IL-2 (16400 u/kg) und HistaminDihydrochlorid (0,1 mg absolut über je 5 min) vorgesehen. Abb. 2: Klinischer Verlauf und pharmakologische Therapie (Fallbeispiel A.B.) Die Dosierung der zytostatischen Therapie muss dem Alter bzw. Körpergewicht angepasst, infundierte Volumina möglichst klein gehalten werden. Die TPN erfolgt mittels einer den Bedürfnissen kleiner Kinder angepasster, individuell in der hiesigen Apotheke produzierten Standardlösung. Aufgrund der komplexen Polymedikation müssen Arzneimittelinteraktionen bzw. Nebenwirkungen kritisch und regelmäßig geprüft werden. Beispielsweise wurde auf die Interaktion zwischen Itraconazol und Omeprazol verwiesen, die zu einer verschlechterten Bioverfügbarkeit von Itraconazol führt. Die pharmazeutische Empfehlung sieht vor, entweder auf die orale Lösung von Itraconazol umzustellen oder alternativ die Itraconazol-Kapseln mit einem säurehaltigen Getränk einzunehmen. Ferner erfolgten pharmazeutische Dosierungsempfehlungen zu Phenoxymethylpenicillin mit 400 000 bis 600 000 I.E. in 3-4 Dosen pro Tag sowie die Empfehlung der prophylaktischen Dosis von Itraconazol von 2,5 mg/kg in 2 Dosen pro Tag. Die endgültige Dosierung muss dann anhand der Empfehlungen bzw. der klinischen Indikation festgelegt werden. Weiterhin handelt es sich beim Einsatz zahlreicher Medikamente um einen „off-labeluse“, bei dem die Indikation besonders abgewogen sowie eine entsprechende Aufklärung der Eltern stattfinden muss. Beispielhaft seien hier Valganciclovir (für Kinder nicht zugelassen) und Ribavirin (zugelassen ab dem 3. Lebensjahr für Hepatitis C Erkran- Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 5 Pharmazeutisch-medizinische Zusammenarbeit in der pädiatrischen Onkologie Tab. 1: Arzneimitteltherapie bei Entlassung (Fallbeispiel A.B.) Subkutane Therapie Dosierung Histamin 0,5 mg/0,5 ml Amp. 0,1 mg – 0 – 0,1 mg Interleukin-2 18 Mio IE 164000 IE – 0 – 164000 IE Intravenöse Therapie Dosierung Immunglobulin G 2,5g i.v.-Lsg 1 x wöchentlich 2,5 g Teilparenterale Ernährung 1000 ml Standard-Lsg. 1-3 Jahre+10 ml KCl 7,45% + 5ml Inzolen; Lipofundin MCT 20% 50ml + 5ml Soluvit + 5ml Vitalipid Orale Therapie Dosierung Cotrimoxazol 240 mg/5 ml Saft 144 mg – 0 – 144 mg (Mo, Di, Mi) Amphotericin B - Suspension 100 mg – 100 mg – 100 mg Itraconazol 10 mg/ml Saft 0 – 100 mg – 0 Phenoxymethylpenicillin-Kalium 250000 IE Aciclovir Suspension 200 mg – 200 mg – 200 mg Metronidazol Tbl. 125 mg – 0 – 125 mg Folsäure 2,5 mg – 0 – 2,5 mg (Di, Fr) Ribavirin Lösung 100 mg – 0 – 100 mg Ursodeoxycholsäure 250 mg/5 ml Suspension 0 – 62,5 mg – 62,5 mg Omeprazol 10 mg Tbl. 2,5 mg – 0 – 0 Valganciclovir Suspension 150 mg – 0 – 150 mg kungen) genannt. Die Sicherheit und Wirksamkeit von Valganciclovir im Vergleich zu Ganciclovir bei Kindern mit bzw. nach Organtransplantationen wurde wiederholt belegt [3, 4]. Die empfohlene Dosierung für Erwachsene beträgt 900 mg/d, die für Kinder verwendete Dosierung erfolgt in der Regel anhand der Formel: Dosis (mg) = 7 x Körperoberfläche (KOF; m2) x Kreatinine Clearance (Schwartz Methode). Ribavirin wird ab einem Alter von 3 Jahren in einer Dosierung von 15 mg/kg/d bei Hepatitis C Infektionen empfohlen. Die prophylaktische bzw. therapeutische Wirksamkeit bei anderen Virusinfektionen, wie z.B. Infektionen des Respirationstraktes mit „Respiratory Syncytial Virus“ (RSV), Influenza B- und Parainfluenza-Viren ist belegt, nicht jedoch die Wirksamkeit bei ADV-Infektionen [5, 6]. Studien haben gezeigt, dass die höchste Inzidenz von Virusinfektionen u.a. durch ADV bei Stammzelltransplantation vom unverwandten Spender und nach T-ZellDepletion besteht [7], so dass in diesen Fällen nicht nur engmaschige laborchemische Kontrollen der Viruslast, sondern auch eine intensive pharmakotherapeutische Prophylaxe und präemptive Therapie erfolgen muss. In unserem Fallbeispiel erfolgte ferner aufgrund der nachgewiesenen Chemotherapierefraktärität ein individueller Heilversuch mit Einverständnis der Eltern des Mädchens mit einer immunmodulatorischen Therapie zur Verstärkung des „Graft-versus-Leukämie-Effekt“ mit der s.c.-Gabe von IL-2 und Histamin. Dies erforderte eine enge Zusammenarbeit des Pädiaters mit den Pharmazeuten. Ein Problem stellten insbesondere die s.c. zu spritzenden Mengen dar: die kleine Patientin erhält nun Histamindihydrochlorid 0,1 mg in 0,5 ml NaCl 0,9%, sowie IL-2 0,164 M.I.E. in 0,5 ml G 5% + 0,1 % Humanalbumin 2x tgl. s.c. durch die Eltern. Ceplene® ist nur in Flaschen zu 0,5 mg erhältlich. Um Verwurf zu vermeiden und um Kosten einzusparen, werden im „PharmazeutischOnkologischen-Zentrum“ der Apotheke unter aseptischen Bedingungen 5 Spritzen a 0,1 mg Ceplene® portioniert. 6 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Abb. 3: Cidofovir-Gel zur topischen Anwendung Cidofovir-Gel 0,1% 100 g Bestandteile: 1. Vistide®-Konzentrat 75 mg/ml 1,33 ml 2. Tylose H 300 Gel 4% konserviert 98,67 g Herstellvorschrift: benötigte Geräte: Vistide-Lösung, Fantaschale, Pistill, Kartenblatt Arbeiten unter Abzug/LAF, da es sich bei Vistide um ein Virustatikum und somit um ein potentielles CMR-Arzneimittel handelt. Entsprechende Sicherheitsvorkehrungen sind einzuhalten. Herstellung: 1. 1,33 ml Vistide in Spritze aufziehen 2. in Fantaschale kleine Menge Tylose-Gel 4% vorlegen 3. Vistide-Lösung einarbeiten 4. nach und nach weiteres Tylose-Gel zugeben und homogenisieren bis ein Endgewicht von 100 g erreicht wird 5. in Tube abfüllen, verschließen und etikettieren Etwas komplexer ist die Herstellung der IL-2-Spritzen. Aufgrund des geringen Volumens von 0,009 ml IL-2 wird das Gesamtvolumen für 14 Spritzen (0,127 ml) ad 7 ml mit Glucose 5% und 0,1% Humanalbumin aufgefüllt und gemischt. Anschließend werden 14 Spritzen zu je 0,5 ml portioniert. Die Haltbarkeit von 7 Tagen für aseptische Zubereitungen wurde dem Amerikanischen Arzneibuch USP für middle-risk-Zubereitungen entnommen (physikalisch-chemische Stabilität für IL-2-Verdünnungen nach Stabil-Liste 14 Tage). Ein Zusatz von Humanalbumin in der Konzentration von 0,1% ist notwendig für Interleukin-Verdünnungen mit einer Konzentration < 0,1 mg/ml, da ansonsten die Gefahr der Adsorption an Infusionszubehör besteht. Histamindihydrochlorid (Ceplene®) wurde im Mai 2010 in Deutschland zur Erhaltungstherapie bei AML im Erwachsenenalter in Kombination mit Interleukin-2 zugelassen. Pharmazeutisch-medizinische Zusammenarbeit in der pädiatrischen Onkologie Weitere Ergebnisse des Kooperationsprojektes: Entwicklung eines Cidofovir-Gels Über die patientenbezogene Versorgung hinaus gelingt es auch, neue Standards zu etablieren, neue pharmazeutische Erkenntnisse umzusetzen bzw. neue Ideen gemeinsam zu entwickeln. Beispielhaft sei hierfür die Entwicklung eines Cidofovir-Gels genannt, das bei einer ALL-Patientin mit aufgetretener HHV6-Virämie (Humaner Herpesvirus 6) eingesetzt wurde. Die Pa- tientin entwickelte ein generalisiertes urtikarielles Exanthem mit quälendem Juckreiz in zeitlichem Zusammenhang zu der nachgewiesenen HHV6-Virämie. Trotz maximaler antiallergischer Behandlung mit Antihistaminika kam es nicht zu einer befriedigenden Besserung der Symptome. Aufgrund dessen wurde über eine mögliche lokale Applikation von Cidofivir diskutiert. Es gibt bisher kein zugelassenes CidofovirPräparat zur topischen Anwendung. Es existieren jedoch Daten über einen topischen Einsatz von Cidofovir gegen Condyloma accuminata, Verruca vulgaris, Molluscum Contaginosum und Herpes simplex Virus 1 und 2 in Konzentrationen von 0,3% bis 5% [8]. Auf Basis der vorliegenden Literatur entwickelte die Apotheke ein Cidofovir-Gel zur topischen Anwendung, auf Stationswunsch in einer Konzentration von 0,1% wegen der vorbestehenden Einschränkung der Nierenfunktion, das zum ersten Mal bei der Patientin eingesetzt wurde (Abb. 3). Der pharmazeutischen Empfehlung gemäß wurde das Gel zweimal täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen. Portkathetersanierung durch Taurolock® Eine weitere pharmazeutische Empfehlung bezog sich auf 2 Patienten mit rezidivierenden Portkatheterinfektionen. Normalerweise wird zum Blocken von zentralvenösen Kathetern in der pädiatrischen Onkologie Heidelberg Heparin (Medunasal®) eingesetzt. Hierunter kam es aber in o.g. Fällen zu wiederkehrenden Katheterinfektionen, woraufhin die Anwendung von Taurolidin (Taurolock®) in Erwägung gezogen wurde. Daraufhin konnte bei einem der zwei Patienten eine Kathetersanierung durch Taurolock® in Kombination mit einer antibiogrammgemäßen Antibiose erreicht und ein Katheterwechsel vermieden werden. Abb. 4: Verbrauch individuell hergestellter TPN-Mischbeutel auf der onkologischen Station des Zentrums für Kinder und Jugendmedizin Heidelberg 2008 und 2009. Abb. 5: Preis pro individuell hergestelltem TPN-Mischbeutel auf der onkologischen Station des Zentrums für Kinder und Jugendmedizin Heidelberg 2008 und 2009. Umstellung der TPN In einem weiteren Projekt gelang die Umstellung der TPN im Rahmen der engen Kooperation. Bis Ende 2008 erfolgte in der pädiatrischen Onkologie Heidelberg ausschließlich eine manuell-individuelle Herstellung. Dies führte zeitgleich mit einem steigenden Bedarf durch zunehmend komplexere Patienten vor allem mit Etablierung der SZT in der hiesigen pädiatrischen Onkologie (Abb. 4) zu einem signifikanten Anstieg der Arbeitszeit bzw. der Kosten. Unter dem Druck der Kosteneinsparung wurde in enger Zusammenarbeit zwischen Pädiater und Apotheker der Einsatz von industriell vorgefertigten Infusionslösungen wie z.B. Nutriflex®, Aminomix® etabliert. Dies ermöglichte eine Kosten- und Zeiteinsparung sowohl auf Seiten der Pädiater als auch auf Seiten der Apotheke (Abb. 5). Die klinische Flexibilität bleibt dennoch weiterhin gegeben, da darüber hinaus sogenannte Standardbeutel u.a. für Kinder < 3 Jahre aus der Eigenherstellung der Apotheke verfügbar sind. Diese Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 7 Pharmazeutisch-medizinische Zusammenarbeit in der pädiatrischen Onkologie werden den Bedürfnissen kleiner Kinder angepasst, d.h. der Mehrbedarf an Elektrolyten, Spurenelementen und Vitaminen wird von der Apotheke unter aseptischen Bedingungen den Standardbeuteln zugeführt. Damit bleibt die mikrobiologische Stabilität unberührt und die Ernährung kann weiterhin patientenindividuell angepasst werden. Fazit Die enge Zusammenarbeit zwischen dem „Pharmazeutisch-Onkologischen-Zentrum“ und der pädiatrischen Onkologie des Universitätsklinikums Heidelberg ermöglicht eine optimale Betreuung von schwerkranken Patienten, da es für beide Seiten direkte Ansprechpartner gibt bzw. Probleme und Fragen zügig diskutiert und bearbeitet werden können. So werden Probleme oder Wünsche von beiden Seiten schnell erkannt und Lösungen herbeigeführt. Zudem gelingt es, bestehende Vorgehensweisen gemeinsam zu optimieren sowie innovative Behandlungsmethoden zu entwickeln. Dem erhöhten Zeitaufwand für die Visitenvorbereitung bzw. die Visitenteilnahme steht eine Zeitersparnis und Kostenreduktion durch z.B. die Standardisierung von Vorgängen (Bsp. TPN-Beutel) gegenüber. Darüber hinaus kann die regelmäßige pharmazeutische Beratung zu Kosteneinsparungen in der Arzneimitteltherapie beitragen, wenn zum Beispiel durch die pharmazeutische Intervention eine Doppelverordnung vermieden wird oder wenn aufgrund veränderter Krankheitsverläufe und/oder Laborparameter unnötige Arzneimitteltherapien abgesetzt werden. Im Fokus steht jedoch immer die Arzneimitteltherapiesicherheit, die nur durch die interdisziplinäre Kooperation zwischen Ärzten, Apothekern und Patienten gewährleistet wird. Aufgrund der positiven Erfahrungen ist eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Apotheke und pädiatrischer Onkologie wünschenswert. Denkbar wäre die regelmäßige Teilnahme eines Pharmazeuten an der Tumorkonferenz oder die gemeinsame Erstellung von Therapieleitlinien zum Einsatz von Antiinfektiva, Schmerzstoffen etc, wie dies bereits auf anderen Stationen des Klinikums etabliert ist. function in pediatric solid organ transplant recipients; Am J Transplant. 2009 Mar;9(3):636-43. 5. Sparrelid E, Ljungman P,Ekelöf-Andström E et al.: Ribavirin therapy in bone marrow transplant recipients with viral respiratory tract infections; Bone Marrow Transplant. 1997 May;19(9):905-8. 6. Feuchtinger T, Lang P, Handgretinger R: Adenovirus infection after allogeneic stem cell transplantation (Review). Leukemia & Lymphoma 2007; 48(2):244-55). 7. Van Tol MJ, Kroes AC, Schinkel J et al.: Adenovirus infection in paediatric stemm cell reciepients: increased risk in young children with a delayed immune recovery. Bone Marrow Transplant 2005; 36:39-50. 8. Zabawski EJ: Dermatology Online Journal 6(1):3 9. Fachinformation (SPC) 2009; Isocillin Saft 1-5. Sanofi-Aventis Frankfurt am Main 10. BMJ Group, BNF for children 2008: the essential resource for clinical use of medicines in children, 365. RPS Publishing, London, Great Britain Literatur: 1. Ruggeri L, Capanni M, Urbani E et al.: Effectiveness of donor natural killer cell alloreactivity in mismatched hematopoietic transplants. Science 2002 Mar 15;295(5562):2097-100. 2. Brune M, Castaigne S, Catalano J et al: Improved leukemia-free survival after postconsolidation immunotherapy with histamine dihydrochloride and interleukin-2 in acute myeloid leukemia: results of a randomized phase 3 trial. Blood 2006 Jul 1;108(1):88-96. Epub 2006 Mar 23. 3. Lapidus-Krol E, Shapiro R, Amir J et al.: The efficacy and safety of valganciclovir vs. oral ganciclovir in the prevention of symptomatic CMV infection in children after solid organ transplantation; Pediatr Transplant. 2010 May 3. [Epub ahead of print] Autoren: Martin Ehmann1*, Dr. LeHang Pelzl1, Dr. Claudia Blattmann2, Dr. Joachim Kunz2, Prof. Dr. Andreas E. Kulozik 2, Dr. Torsten Hoppe-Tichy 1 1 Apotheke des Universitätsklinikums Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 670, 69120 Heidelberg 2 Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Angelika-Lautenschläger-Klinik, Klinik für Onkologie, Hämatologie, Immunologie und Pneumologie, Im Neuenheimer Feld 430, 69120 Heidelberg * Korrespondenz: [email protected] 4. Vaudry W, Ettenger R, Jara P et al.: Valganciclovir dosing according to body surface area and renal VORANKÜNDIGUNG „Methodik klinischer Prüfung in der Onkologie“ Seminar: Veranstalter: 13. Zentraleuropäisches Seminar der European School of Oncology – deutschsprachiges Programm Approbation: CR-ITR VIEnna / LBI-ACR VIEnna – CTO, unter aktiver Beteiligung von ASOP Termin: 25. - 27. November 2010 Ort: Palais Strudlhof, Wien 21 DFP-Punkte für das Fach Innere Medizin (Hämato-Onkologie) Akkreditierung: 15 ESMO-MORA Punkte der Kategorie 1 Seminarleiter: Univ.-Prof.Dr. Christian Dittrich (Wien,A) 8 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Auskunft: Angewandte Krebsforschung – Institution für Translationale Forschung Wien (ACR-ITR VIEnna) c/o Bernardgasse 24/2, A-1070 Wien Tel: 0043 1 523 35 94 Fax: 0043 1 523 35 944 E-Mail: [email protected] Kommentar des Herausgebers Drei gegen alle Kommentar des Herausgebers Man spricht „ … bei Chemotherapien immerhin von Preisen zwischen 100 bis 12.000 Euro pro Dosis“ heißt es im Artikel. Klaus Meier D em geneigten Leser des Hamburger Abendblattes (1) scheinen am 2. August 2010 die Gründerjahre zurückgekehrt zu sein. Diese begannen bekanntlich 1827 mit der Produktionsgründung des Darmstädter Apothekers Heinrich Emanuel Merck sowie der von Ernst Schering 1851 gekauften „Grünen Apotheke“ zu Berlin, die sein Sohn Richard übernahm und zusätzlich 1881 die „R. Schering Fabrik chemisch pharmazeutische Präparate“ für die Herstellung von Spezialitäten gründete. Nun haben drei Apotheker in Hamburg 10 Millionen Euro investiert und dort eine „Fabrik“ gegründet, die 100 Arbeitsplätze schaffen soll. Und dies, um dem „bei den Krankenhäusern“ herrschenden Preisdruck entgegenzuwirken. Ob damit die Kosten gesenkt werden, wird im Text nicht näher belegt, wohl aber wird behauptet, dass „sich in Zukunft nur noch Massenproduktion lohnen werde“. Bekanntlich haben sich diese drei Apotheker, die auch an Veranstaltungen zu pharmazeutisch-onkologischen Fachfragen persönlich oder durch Mitarbeiter vertreten sind, seit kurzem in einem Verband organisiert, der die Herstellungsbetriebe und deren Interessen bei den einschlägigen Ministerien vertritt. Altruismus wird man den drei Apothekern nicht unbedingt nachsagen können, auch wenn der eine oder andere von ihnen die eine oder andere Aktivität zur Verbesserung der Versorgung onkologischer Patienten nach außen hin unterstützt. Die im o. g. Artikel vorgetragenen Positionen, die zum Erscheinen im Wirtschaftsteil beitrugen und dem aufblühenden Wirtschaftsstandort Hamburg ein Loblied singen, sind jedoch dem Engagement für eine bessere Patientenversorgung nicht förderlich. Auch wenn man unterstellt, dass die drei Apotheker ihr Vorgehen mit patientennaher Pharmazie in Einklang zu bringen versuchen, kann man doch zu allererst das Bestreben erkennen, die bisher gemachten finanziellen Erfolge in Zukunft noch weiter auszubauen. Das Ziel wird klar und dies gilt nicht nur für Apotheken in Hamburg und im näheren und weiteren Umkreis. „Die große Masse ihrer Konkurrenten – also die Apotheken – werden die hohen Anforderungen dieses Produktionsverfahren wohl kaum einhalten können, heißt es in der Branche.“ Damit erscheint dann auch die Frage der neu geschaffenen Stellen in einem anderen Licht: Denn wo der Umsatz schwindet, werden die damit verbundenen Stellen in den anderen Apotheken wohl auch schwinden. Soll das die Zukunft in der pharmazeutischen Versorgung onkologischer Patienten sein? Sollen ca. 6 bis 15 Herstellungszentren über ganz Deutschland verteilt die Versorgung mit Zytostatika-Lösungen übernehmen? Soll ein Herstellungszentrum aus Sachsen nahezu 50 % aller Arztpraxen in Berlin mit Zytostatika-Lösungen für deren AOKPatienten – der AOK-Ausschreibung entsprechend – beliefern? (2) In Hamburg werden sich Patienten nach diesem Artikel fragen, ob sie nun eigentlich bisher von ihren Apotheken, die nicht zu der Fabrik der drei Apotheker gehörten, korrekt und fürsorglich versorgt wurden. Und so nebenbei suggeriert der Artikel ihnen von dort auch Gefahren: Sei doch „die Branche, die im Wesentlichen von Apotheken geprägt ist, zwischenzeitlich in Verruf“ und „Dutzende von Apothekern ins Visier der Staatsanwaltschaften geraten“ durch den Einsatz und Verkauf von zum Teil wirkungslosen Präparaten „mit schwindelerregenden Gewinnmargen“. Es findet sich der knappe Hinweis, dass in Hamburg ein solcher Fall allerdings nicht bekannt geworden sei. Seit 1996 gelten bundesweit die von der DGOP die erarbeiteten Qualitätsstandards für den pharmazeutisch-onkologischen Service (QuapoS). Zwischenzeitlich wurden die QuapoS in 23 verschiedene Sprachen übersetzt, deren Normenbildender Charakter europaweit anerkannt und als Richtschnur zum Handeln im Bereich der Onkologischen Pharmazie erhoben. Allen Abgeordneten des Deutschen Bundestages liegen diese Standards vor und man beginnt dort zu verstehen, was unter „Guter Herstellungs-Praxis“ gemeint ist, wenn Apotheken Zytostatika-Lösungen patienten- und ortsnah aber ohne kompletten IndustrieOverhead auf Grundlage der QuapoS sowie der BAK-Leitlinie als verbindliche und praktikable Mindeststandards herstellen. Bekanntlich gibt es kaum noch eine dieser Zytostatika herstellenden Apotheken, die nicht mittels EDV-Programmen arbeitet und damit nicht nur die Herstellungsaspekte abbildet, sondern auch prozesshaft steuern kann. Zum wiederholten Male, auch vor dem Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages, habe ich darauf hingewiesen, dass es sich bei der Entlohnung der pharmazeutischen Tätigkeit „Herstellung von applikationsfertigen Zytostatika-Lösungen“ nicht um eine reine Herstellungspauschale, sondern zu allererst um eine Dienstleitungspauschale handelt (3). Diese muss den gesamten Prozess der pharmazeutischen Beratung und Betreuung des onkologischen Patienten abdecken. Weil die Herstellung nur ein geringer Teil des pharmazeutischen Betreuungsprozesses ist, sah ich die Gefahr, dass sich Herstellerbetriebe hieran erheblich bereichern könnten, ohne die pharmazeutische Dienstleistung am onkologischen Patienten auch nur annähernd zu verbessern. Die gesellschaftlichen Bedingungen in der Bundesrepublik lassen eine gewinnorientierte Ausrichtung zu. Inwieweit die gesellschaftlich relevanten Organe und Organisationen eine ausufernde Gewinnmaximierung zu Lasten von Patienten zulassen, steht für mich jedoch auf einem anderen Blatt – zumindest solange es noch Menschen im Gesundheitswesen gibt, denen die nachhaltige Patientenversorgung näher steht als das Betreiben einer Fabrikation. (1) http://www.abendblatt.de/hamburg/article1586118/Pharma-made-in-Jenfeld-Apotheker-gruenden-Firma.html (2) http://www.apotheke-adhoc.de/Nachrichten/ Politik/11018.html (3) http://www.dgop.org/amg_novelle.php Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 9 Persönliche Schutzausrüstung Persönliche Schutzausrüstung – eine elementare Barriere zum Schutz der Gesundheit beim Umgang mit CMR-Arzneimitteln Teil 1: Rechtliche Grundlagen und Schutzhandschuhe Von Guido Maik, Thomas Hinrichs, Elmshorn D ie persönliche Schutzausrüstung (PSA) ist in der Rangfolge die letzte Schutzmaßnahme, um den Menschen vor Gefahrstoffen oder gefährlichen biologischen Arbeitsstoffen zu schützen. Eine PSA muss die grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen der Richtlinie 89/686/EWG erfüllen, damit ein Hersteller diese in den Verkehr bringen darf. Der Arbeitgeber muss geeignete PSA zur Verfügung stellen und diese ist zwingend durch den Arbeitnehmer zu verwenden. Die Gefährdungsbeurteilung ist das zentrale Element des betrieblichen Arbeitsschutzes und bildet eine wesentliche Grundlage für die Ableitung zielgerichteter Arbeitsschutzmaßnahmen. Schutzhandschuhe sind die am häufigsten eingesetzte und wichtigste PSA im Labor. Begriffe wie Penetration, Permeation und AQL werden ebenso umfassend erläutert wie die Latexallergie und notwendige Kennzeichnung von Schutzhandschuhen. Rechtliche Grundlagen Die Gefährdungsbeurteilung umfasst als zentrales Element des betrieblichen Arbeitsschutzes die systematische Beurteilung der für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit ver- Die Richtlinie 89/686/EWG für persönliche Schutzausrüstung unterscheidet PSA der Kategorie I, II und III (Tab. 1) [13-15]. Definition von PSA gem. Richtlinie 89/686/ EWG, §1 (2): „Als PSA gilt jede Vorrichtung oder jedes Mittel, das dazu bestimmt ist, von einer Person getragen oder gehalten zu werden, und das diese gegen ein oder mehrere Risiken schützen soll, die ihre Gesundheit sowie ihre Sicherheit gefährden.“ Für den Umgang mit Zytostatika (Tab. 2) oder gefährlichen biologischen Arbeitsstoffen (Tab. 3) kommt nur die Verwendung von PSA der Kategorie III in Betracht. Einschlägige Vorschriften auf europäischer und nationaler Ebene verpflichten Betreiber von biotechnologischen und pharmazeutischen Laboratorien zur Verwendung von persönlicher Schutzausrüstung [1-9]. Der Arbeitgeber ist vor Aufnahme der Tätigkeiten verpflichtet, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen und erforderliche Schutzmaßnahmen zu treffen [10-12]. Bei der Festlegung von Schutzmaßnahmen ist der Vorrang der Substitution der gefährlichen Substanzen vor technischen, organisatorischen Maßnahmen und vor der Anwendung von persönlicher Schutzausrüstung zu berücksichtigen (Abb. 1). Dies gilt auch, wenn eine Kombination aus technischen, organisatorischen und persönlichen Maßnahmen festgelegt wird. Die Schutzmaßnahmen müssen dem Stand der Technik entsprechen. Persönliche Schutzausrüstung: Definitionen & Unterschiede Abb. 1: TOP- Schutzmaßnahmen Prinzip. bundenen Gefährdungen und Belastungen. Sie bildet damit eine wesentliche Grundlage für die Ableitung zielgerichteter Arbeitsschutzmaßnahmen. Die gesetzliche Basis für die Gefährdungsbeurteilung ist das Arbeitsschutzgesetz, welches u. a. durch die Gefahrstoff- und Biostoffverordnung konkretisiert wird. Der Arbeitgeber hat die Verantwortung für die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und die Umsetzung der Ergebnisse. 10 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Diese sog. komplexe PSA muss den Menschen vor ernsten, irreversiblen Gesundheitsschäden bis hin zu tödlichen Gefahren schützen. Ein Hersteller von PSA der Kategorie III (z. B. Schutzhandschuhe für Zytostatika) muss vor dem Inverkehrbringen durch eine benannte Stelle (= Notified Body) eine EG-Baumusterprüfung durchführen lassen. Diese neutrale und unabhängige Organisation prüft, ob alle grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen gem. Richtlinie erfüllt sind. Produktspezifische Normen wie etwa DIN EN 374 Teil 1-3 für Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen konkretisieren die Richtlinie [16-18]. Jährliche Auditierung des EG-Qualitätssicherungssystems gem. Artikel 11 B oder stichprobenartige Produktprüfungen gem. Persönliche Schutzausrüstung Tab. 1: Kategorisierung und Unterschiede bei persönlicher Schutzausrüstung. Tab. 2: Kategorisierung von CMR-Arzneimitteln und mögliche PSA Schutzmaßnahmen. Tab. 3: Kategorisierung von biologischen Arbeitsstoffen und mögliche PSA Schutzmaßnahmen. Artikel 11 A durch die benannte Stelle sollen eine gleichbleibende Qualität sicherstellen. Nach erfolgreicher EG-Baumusterprüfung und Besichtigung der Fertigungsstätte wird eine EG-Baumusterprüfbescheinigung ausgestellt. Diese berechtigt den Hersteller zur Ausstellung der EG-Konformitätserklärung (= „Technischer Reisepass“) und das Anbringen des CE-Konformitätskennzeichen (Abb. 2) am Produkt und/oder Verpackung (CE = Conformité Européenne). Das CE-Konformitätskennzeichen, mit einer vierstelligen Kennnummer (Abb. 3), lässt das Einschalten einer benannten Stelle erkennen (Tab. 1). Die Zweckbestimmung des CE-Konformitätskennzeichen ist die Sicherstellung des freien Warenverkehrs innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR) [19]. Dieses ist kein Qualitäts- und Sicherheits- Abb. 2: CEKonformitätskennzeichen für PSA Kategorie I und II. Abb. 3: CEKonformitätskennzeichen mit der Kennnummer der benannten Stelle für PSA Kategorie III. Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 11 Persönliche Schutzausrüstung zeichen, da es bestimmungsgemäß auf allen PSA-Produkten anzubringen ist, welche in den Anwendungsbereich der Richtlinie 89/686/EWG fallen. Ein Qualitäts- und Sicherheitszeichen für eine PSA kann z. B. ein Baumusterprüfzeichen sein (Abb. 4). Abb. 4: Qualitäts- und Sicherheitszeichen der akkreditierten Prüfstelle „BGPrüfzert“ für PSA. PSA beim Umgang mit Zytostatika Zusammensetzung und Typus der PSA resultiert aus der Gefährdungsbeurteilung und kann daher von Einsatzbereich zu Einsatzbereich variieren. In diesem Artikel wird nun die PSA für die Arbeit mit Zytostatika und biologischen Arbeitsstoffen näher betrachtet. Ein grundlegender Bestandteil jeder PSA ist immer der entsprechende Schutzhandschuh. Da der Mensch mit seinen Händen die Arbeiten durchführt und damit den gefährlichen Substanzen besonders nahe kommt, ist hier ein guter Schutz besonders wichtig. Vielfach sind dem Anwender die Unterscheidungsmerkmale zwischen den verschiedenen Arten und Materialien von Einweghandschuhen nicht geläufig. Für die Arbeiten mit CMR-Arzneimitteln (= cancerogen, mutagen, reproduktionstoxisch) sind beispielsweise medizinische Handschuhe nach DIN EN 455 [20-23] nicht geeignet. Medizinische Handschuhe dienen in der Arzt Patientenbeziehung primär dem Schutz vor Infektionen. Sie verfügen aber nicht immer über die notwendige Chemikalienbeständigkeit, um z. B. Zytostatika wirksam zurückhalten zu können. Auch das Tragen von 2 Paar Handschuhen übereinander („double gloving“) hat bei medizinischen Handschuhen nicht den notwendigen Effekt im Sinne einer vollwertigen PSA gem. Stand der Technik. Bei Arbeiten mit CMR-Arzneimitteln sind daher Schutzhandschuhe als PSA der Kat. III geprüft und zertifiziert nach DIN EN 374 Teil 1-3 Pflicht. Dies ist in der oben beschriebenen Richtlinie 89/686/EWG festgelegt und muss durch Arbeitgeber und Mitarbeiter entsprechend umgesetzt werden. Handschuhe, die nicht als Schutzhandschuhe geprüft wurden, dürfen also nicht eingesetzt werden – selbst wenn sie auf einzelne Zytostatika im Rahmen einer Permea- tionsprüfung getestet wurden. Der Nachweis eines hinreichenden Schutzes gegenüber Permeation von Zytostatika beispielsweise, ist nur eine von vielen normativen Mindestanforderungen gem. Stand der Technik, welche es zu erfüllen gilt. Wurde keine ausreichende PSA verwendet und resultiert diesbezüglich eine Erkrankung von Mitarbeitern, ist der Arbeitgeber juristischen in der Haftung („Betreiberhaftung“). Für alle Handschuhe Die DIN EN 420 stellt als grundlegende Norm für Schutzhandschuhe die Basis dar [24]. In ihr werden allgemeine Anforderungen und Prüfverfahren bei Schutzhandschuhen beschrieben. Hierzu gehören u. a. Handschuhgrößen und pH-Wert, Beweglichkeit der Finger, Mindestinhalt der Dokumentation (Abb. 5). Abb. 5: Piktogramm „Herstellerinformation beachten“. Da die Norm allerdings für alle Arten von Schutzhandschuhen gilt, sind auch Prüfungen des Chrom-IV-Gehaltes bei Lederhandschuhen integriert. Einer der wichtigsten Punkte dieser Norm betrifft jedoch die Kennzeichnungspflicht der Hersteller. So muss jeder einzelne Handschuh mit folgenden Angaben gekennzeichnet sein (Abb. 6): 12 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Abb. 6: Beispiel einer Kennzeichnung für einen Schutzhandschuh gem. DIN EN 420. 1. Name des Herstellers oder der Handelsname 2. Handschuhname, Code, Artikelnummer o. ä. für eine eindeutige Identifizierung 3. Größenbezeichnung 4. Piktogramm mit der Bezeichnung der Norm und den Leistungsstufen DIN EN 388 definiert die normativen Mindestanforderungen hinsichtlich des Schutzes gegen mechanische Risiken [25]. Diese ist ebenfalls für alle Arten von Schutzhandschuhen anzuwenden, auch wenn sie für Schutzhandschuhe gegen Zytostatika und biologische Arbeitsstoffe eher eine untergeordnete Rolle spielt. Die Eigenschaften hinsichtlich der Abriebfestigkeit, Schnittfestigkeit, Weiterreißkraft und Durchstichkraft lassen im Prinzip einen Rückschluss auf die mechanische Belastbarkeit zu (Abb. 7). Abb. 7: Piktogramm „Mechanische Beständigkeit“ gem. DIN EN 388. Wichtig ist, dass typische Handschuhmaterialien wie etwa Latex, Neopren oder Nitril keinen Schutz gegenüber scharfen und/ oder spitzen Gegenständen bieten können. Schutzhandschuhe mit integriertem Schnitt- und Stichschutz, welche z. B. in Schlachtbetrieben eingesetzt werden, finden in der Zytostatikaherstellung keine Verwendung und sind auch nicht sinnvoll. Dennoch müssen auch die hier beschriebenen Schutzhandschuhe entsprechend geprüft werden. Bei Schutzhandschuhen gibt es bezüglich Qualität und Chemikalienbeständigkeit große Unterschiede. Dieses Grundlagenwis- Persönliche Schutzausrüstung sen ist nicht nur für den Anwender, sondern insbesondere für den Einkäufer wichtig, da nur so die richtigen Schutzhandschuhe ausgewählt werden können. Eine zentrale Rolle spielen hier die verschiedenen Prüfungen nach der DIN EN 374 ff. Penetration vs. Permeation Die beiden ähnlich klingenden Begriffe beschreiben die Möglichkeit von biologischen Arbeitsstoffen und/oder Chemikalien, die „Schutzschicht“ des Handschuhs zu durchdringen. Penetration beschreibt dabei die Durchdringung einer Substanz durch Mikrolöcher: Definition Penetration (lat. penetrare): „Penetration ist der Durchtritt von festen, flüssigen oder gasförmigen Stoffen durch makroskopische Löcher (Fehler, Nähte)“ Da Schutzhandschuhe als Massenprodukt hergestellt werden, ist eine Fehlerquelle aufgrund von Mikrolöchern nie komplett auszuschließen. Tests, bei denen die Handschuhe mit Wasser oder Luft gefüllt werden, dienen hier der Überprüfung der Produktqualität. Allerdings sind diese Qualitätsprüfungen produktzerstörende Prüfmethoden. Da aus ersichtlichem Grund nicht jeder Handschuh getestet werden kann, wird ein genormtes, statistische Prüflos gem. DIN ISO 2859 Teil 1 aus jeder Produktionseinheit getestet [26]. Dieses Verfahren zur Ermittlung der erforderlichen Stichprobengröße im Qualitätsmanagement wird auch als AQL (Acceptable Quality Level ) bezeichnet. Fehler auf als statistisch bei dem angegebenen AQL-Level erlaubt, darf die komplette Charge nicht ausgeliefert werden. Der AQL ist daher ein statistisches Verfahren zur Qualitätsbestimmung. Generell lässt sich für den Anwender hier sagen, je kleiner der auf der Verpackung abgedruckte AQL-Wert, desto besser ist die Produktqualität. Doch Vorsicht: Immer nur die Werte vom Wasser-Leck-Test mit anderen Ergebnissen eines Wasser-Leck-Test vergleichen. Der Vergleich von Wasser- und Luft-Leck-Tests ist nicht zulässig, da die Ergebnisse des Luft-Leck-Tests verfahrensbedingt immer bessere Ergebnisse zeigen. Als Permeation wird die Durchdringung eines Materials auf molekularer Ebene bezeichnet: Definition Permeation (lat. permeare): „Permeation ist der Durchtritt von festen, flüssigen oder gasförmigen Stoffen im molekularen Bereich“ Die Triebkraft für die Permeation ist ein Konzentrationsgefälle - auch Konzentrationsgra- dient genannt - zwischen der Ober- und Unterseite der Schutzschicht. Im Rahmen eines natürlichen Konzentrationsausgleichsprozesses durchwandern die einzelnen Moleküle die Schutzschicht des Materials mehr oder weniger schnell. Die Geschwindigkeit ist dabei abhängig von der verwendeten Substanz, Stärke der Schutzschicht und den Barriereeigenschaften des Schutzmaterials. In Europa wurden dabei in der Norm DIN EN 374 Teil 3 Durchbruchszeiten und -klassen standardisiert (Tab. 4). Als Basis für einen Durchbruch wird dabei die Chemikalienmenge von 1 mg/min pro cm² Schutzhandschuhmaterial zugrunde gelegt. Wird dieser Wert bei der Permeationsprüfung erreicht, ist für die jeweilige Substanz die Durchbruchszeit erreicht. Da jede Chemikalie mit jedem Schutzmaterial eine individuelle Durchbruchszeit erreicht, dürfen die Permeationsergebnisse nicht übertragen werden. Auch Schutzhandschuhe einer Gruppe (z.B. Latex) verschiedener Hersteller weisen aufgrund unterschiedlicher Materialkompositionen und –stärken unterschiedliche Werte auf. Tab. 4: Durchbruchszeiten und -Klassen bzgl. der Permeation von Chemikalien. Hierbei wird in genau definierter Vorgangsweise aus einer Los- oder Chargengrösse an erzeugten Schutzhandschuhen eine bestimmte Teilmenge für eine Stichprobe zur Verfügung gestellt. Diese Stichprobe wird gemäß der festgelegten Normen DIN EN 374 Teil 2 auf Penetration mittels WasserLeck-Test oder Luft-Leck-Test geprüft. Aus dem dabei gewonnenen Resultat lassen sich dann Rückschlüsse auf die Qualität der Charge ziehen [27]. D.h. bei einem AQL von 4,5 dürfen also mehr Schutzhandschuhe Mikrolöcher enthalten als bei einem AQL von 1,5. Qualitativ hochwertige Schutzhandschuhe weisen einen AQL von mindestens 1,5 besser 1,0 aus. Weist die Stichprobe mehr Tab. 5: Prüfchemikalien gem. DIN EN 374 Teil 3 für Chemikalienschutzhandschuhe. Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 13 Persönliche Schutzausrüstung Fragen für das testierte interaktive Selbststudium DGOP III/2010 Persönliche Schutzausrüstung – eine elementare Barriere zum Schutz der Gesundheit beim Umgang mit CMR-Arzneimitteln 1. Das CE-Konformitätszeichen auf dem Produkt und/oder der Verpackung entspricht C mindestens 3 Substanzen aus einer Liste von 12 für wenigstens 200 min abhalten. A einer EG-Konformitätserklärung. B keinem Qualitäts- und Sicherheitszeichen. D mindestens 3 Substanzen aus einer Liste von 12 für wenigstens 30 min abhalten. C einem Baumusterprüfzeichen. 4. Die Latex-Allergie vom Spättyp (Typ-IV-Allergie) ist D einem EG-Qualitäts- und -Sicherheitszeichen. A auf Produktionsbegleitstoffe wie Mercaptobenzothiazol (MBT), Thiurame oder Carbamate zurückzuführen. 2. Für die Arbeiten mit CMR-Arzneimitteln sind A Handschuhe mit ausreichendem Schutz gegenüber Permeation von Zytostatika geeignet. B 2 Paar Handschuhe übereinander gezogen („double gloving“) vorgeschrieben. C Schutzhandschuhe als PSA der Kat. III geprüft und zertifiziert nach DIN EN 374 Teil 1-3 Pflicht. D medizinische Handschuhe nach DIN EN 455 geeignet. 3. Vor Kennzeichnung als vollwertiger Chemikalienschutzhandschuh muss der jeweilige Schutzhandschuh zur Prüfung der Chemikalienbeständigkeit A mindestens 6 Substanzen aus einer Liste von 20 für wenigstens 60 min abhalten. B mindestens 1 Substanz aus einer Liste von 5 für wenigstens 10 min abhalten. B auf Latex-Proteine zurückzuführen, welche durch die Verwendung von gepuderten Handschuhen ausgelöst wurden. C auf den bei der Produktion eingesetzten Naturkautschuk zurückzuführen. D auf das feuchtwarme Milieu, welches sich beim Tragen eines Handschuhs bildet, zurückzuführen. Richtige Antworten zum Beitrag: „Ernährung von Tumorpatienten – ein Überblick“ in „Onkologische Pharmazie“, Heft I/2010 Frage 1: C Frage 2: C Frage 3: B Frage 4: B, D Testiertes interaktives Selbststudium – DGOP 2010 Nach der Beantwortung der Fragen zu vorangegangenem Artikel in der „Onkologischen Pharmazie“ und der Ergänzung der erforder­lichen Angaben können Sie den gekennzeichneten Bereich der Zeitung ausschneiden oder kopieren und an nachfolgende Fax-Nummer der DGOP faxen. Auch mehrere Antworten können richtig sein. Beim Selbststudium wünschen wir viel Erfolg! Per Fax: +49-40-79 14 03 02 Name: Vorname: Einrichtung: Straße: PLZ/Ort: Persönliche Schutzausrüstung – Eine elementare Barriere zum Schutz der Gesundheit beim Umgang mit CMRArzneimitteln (Teil 1) (Onkologische Pharmazie Nr. 3/2010) Meine Antwort (X) lautet bei: Frage 1: A B C D Frage 2: A B C D Frage 3: A B C D Frage 4: A B C D 14 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Ich versichere hiermit, dass ich den o.g. Artikel gelesen und die Fragen persönlich beantwortet habe. Zum Zweck der Erreichung von Fortbildungspunkten für „Testiertes interaktives Selbststudium DGOP“ bitte ich um die Registrierung meiner Zusendung bei der DGOP und die Übermittlung der erreichten Punktzahl. Datum: Unterschrift: Persönliche Schutzausrüstung Für die grundlegenden Tests gemäß DIN EN 374 Teil 3 zur Prüfung der Chemikalienbeständigkeit muss der jeweilige Schutzhandschuh mindestens 3 Substanzen aus einer Liste von 12 (Tab. 5) für wenigstens 30 min (Leistungsklasse 2) abhalten. Wird dieses Ziel erreicht, darf der Schutzhandschuh und die Verpackung mit dem Symbol des Erlenmeyerkolbens (Abb. 8) gekennzeichnet werden, das ihn als vollwertigen Chemikalienschutzhandschuh auszeichnet. Die Buchstaben unter dem Symbol geben die jeweils getesteten Substanzen an. Abb. 8: Piktogramm „Erlenmeyerkolben“ gem. DIN EN 374 Teil 3 zur Kennzeichnung von Schutzhandschuhen mit Schutz vor chemischen Gefahren. Erreicht der Schutzhandschuh das Ziel (Beständigkeit für mindestens 30 min.) jedoch nicht, handelt es sich um einen Schutzhandschuh mit eingeschränktem Schutz gegen chemische Gefahren. Diese Art von Schutzhandschuh wird auch als „wasserfest“ bezeichnet und ist am Symbol des Becherglases (Abb. 9) erkennbar. Abb. 9: Piktogramm „Becherglas“ gem. DIN EN 374 Teil 3 zur Kennzeichnung von Schutzhandschuhen mit eingeschränktem Schutz vor chemischen Gefahren. Zusätzlich muss ein Hersteller von Schutzhandschuhen für Zytostatika weitere Ergebnisse bzgl. der Permeation von Zytostatika nachweisen können. Die jeweiligen substanzspezifischen Durchbruchszeiten und resultierenden Leistungsklassen können der Informationsbroschüre (Alternative Bezeichnung: Bedienungsanleitung, Gebrauchsanleitung, Information des Herstellers) entnommen werden. Beim Schutz vor mikrobiologischen Gefahren gibt es innerhalb der EU zurzeit noch keine einheitliche verabschiedete Norm. Generell ist nach heutigem Verständnis und bei den kurzen Tragezeiten für Schutzhandschuhe ein Eindringen nur über Mikrolöcher Abb. 10: Piktogramm „Biogefährdung“ gem. DIN EN 374 Teil 2 zur Kennzeichnung von Schutzhandschuhen mit Schutz vor bakteriologischen Gefahren. im Vorwege gehaltene Rücksprache mit dem jeweiligen Handschuhhersteller sollte dokumentiert werden. möglich. Laut aktueller DIN EN 374 Teil 2 sind mit dem Bestehen der Penetrationsprüfung daher auch ein Schutz gegenüber biologischen Arbeitsstoffen gegeben (Abb. 10). Latex ist seit vielen Jahren das Material für Einweghandschuhe, sowohl für medizinische Handschuhe als auch für Schutzhandschuhe. Im 15. Jahrhundert kam der Naturkautschuk als Beute der spanischen Eroberer aus Südamerika nach Europa. Lange Zeit sah niemand das große Potential im Saft des Gummibaums Hevea brasiliensis, bis Charles Goodyear im Jahr 1839 durch einen Zufall die Vulkanisation entwickelte. Seit 1890 wurden dann UntersuchungsHandschuhe in der Medizin eingesetzt. Das Material ist elastisch, angenehm zu tragen und chemikalienresistent – und löst leider bei ca. 1% der Bevölkerung Allergien aus. Viren sind bisher jedoch explizit von dieser Regelung ausgenommen. Aus diesem Grund sind die namhaften Hersteller dazu übergegangen, einen zusätzlichen, freiwilligen Virentest nach der amerikanischen Norm ASTM F1671 durchzuführen [28]. Mit der aktuell laufenden Überarbeitung der DIN EN 374 Reihe soll jedoch auch in Europa ein Virentest mit aufgenommen werden. Diese zukünftig gültige neue Version der DIN EN 374 Teil 1 existiert bereits als Entwurf [29]. Steril oder unsteril? Diese Frage ist in Abhängigkeit vom Einsatzort und -zweck zu beantworten. Während im Lagerbereich oder im Bereich der Arbeitsvorbereitung nicht zwingend sterile Schutzhandschuhe zum Einsatz kommen müssen, ist im Rahmen der GMP-gerechten Herstellung im Reinraum der Klasse „A“ (z. B. Sicherheitswerkbank oder Isolator mit LAF) der Einsatz der sterilen Variante notwendig. Das valide Sterilisationsverfahren (z. B. Gammabestrahlung) gilt es regelmäßig zu überprüfen. Besonders wichtig ist, dass die Materialeigenschaften bzgl. der Barrierefunktion (Permeation, Penetration) durch den Sterilisationsprozess nicht negativ beeinflusst werden. Entsprechende Sterilisationszertifikate, auf denen immer die Chargennummer (= LOT) der vorhandenen Handschuhkartons angegeben sein müssen, sollten seitens des Herstellers zur Verfügung stehen. Umstritten ist in diesem Bereich die Desinfektion der Handschuhe vor Beginn der Arbeiten mit Alkohol (z.B. Isopropanol), um eine Reduzierung von Mikroorganismen zu erreichen. Je nach Handschuh-Typ und -Hersteller können durch den Einsatz von Isopropanol die Permeationszeiten deutlich verkürzt oder auch verlängert werden. Die Allergien durch Latex und Produktionsbegleitstoffe Die in den neunziger Jahren bekannt gewordene Latex-Allergie (Allergie Typ I = Soforttyp) ist dabei in erster Linie auf LatexProteine zurückzuführen, welche durch die Verwendung von gepuderten Handschuhen ausgelöst wurden. Das Puder in Form von Maisstärkemehl verhinderte das Zusammenkleben von Handschuhen und gewährleistete ein sehr leichtes An- und Ausziehen. Bei der Handhabung der Handschuhe gelangte das Puder und somit die Latex-Proteine über die Luft in die Schleimhäute und den Atemtrakt. Die allergische Reaktion tritt hier normalerweise innerhalb von wenigen bis 30 Minuten auf. Zum Schutz vor dieser Allergie dürfen seit vielen Jahren keine gepuderten Latexhandschuhe gem. TRGS 401 mehr verwendet werden [30]. Weiterhin kann der Proteingehalt in Latexhandschuhen durch aufwendige, technische Waschverfahren deutlich reduziert werden. Ein Latexhandschuh gilt als proteinarm, wenn dieser nicht mehr als 30 µg Latexproteine je g Handschuhmaterial aufweist [31]. Eine zweite Art der Allergie ist die Typ-IVAllergie (= Spättyp). Hierbei reagiert der Anwender allergisch auf Produktionsbegleitstoffe wie Mercaptobenzothiazol (MBT), Thiurame oder Carbamate. Hochwertige Latex- oder Neoprenhandschuhe enthalten hier nur Carbamate, deren allergisches Po- Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 15 Persönliche Schutzausrüstung tential am geringsten einzustufen ist. Diese Begleitstoffe werden ebenfalls durch aufwendige Verfahren bis unter die Nachweisgrenzen reduziert. Allergische Reaktionen dieser Art treten im Allgemeinen nach ca. 6-8 manchmal erst nach 72 Stunden auf [32]. Die dritte Allergieart ist die so genannte Pseudo-Latexallergie. Hierbei reagiert der Anwender auf das feuchtwarme Milieu, welches sich beim Tragen eines Handschuhs bildet. Diese Allergieart ist unabhängig vom Latexmaterial zu sehen und tritt ebenso bei anderen Materialien wie Neopren oder Nitril auf. Schutzhandschuhe für Isolatoren Im Bereich der Isolatoren sind besonders hochwertige, dickere Latex- oder NeoprenSchutzhandschuhe mit extra langem Schaft und entsprechenden Rollrand notwendig. Hier ist ein Höchstmaß an Dehnbarkeit und Flexibilität hinsichtlich des Handschuhmaterials gefordert, um den Schutzhandschuh beim Wechsel nicht zu zerstören. Diese Schutzhandschuhe werden dann über die Isolatorringe gezogen und bieten so eine sichere Barriere (Abb. 11). Literatur: 1. Arbeitnehmerschutzrichtlinie 2000/54/EG: Schutz der Arbeitnehmer gegen Gefährdung durch biologische Arbeitsstoffe bei der Arbeit; Brüssel; 09.2000 2. Richtlinie 89/391/EWG: Richtlinie des Rates über die Durchführung von Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer bei der Arbeit; Brüssel; 06.1989 3. Richtlinie 89/656/EWG: Richtlinie des Rates über Mindestvorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Benutzung persönlicher Schutzausrüstung durch Arbeitnehmer bei der Arbeit; Brüssel; 11.1989 4. Gefahrstoffverordnung (GefStoffV): Verordnung zum Schutz vor Gefahrstoffen; Berlin; 12.2004 5. Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) 525: Umgang mit Gefahrstoffen in Einrichtungen zur humanmedizinischen Versorgung; Berlin; 05.1998 6. Biostoffverordnung (BioStoffV): Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten mit biologische Arbeitsstoffen; Berlin; 04.1999 7. Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA) 100: Schutzmaßnahmen für gezielte und nicht gezielte Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in Laboratorien; Berlin; 12.2006 8. Zytostatika im Gesundheitsdienst - Informationen zur sicheren Handhabung von Zytostatika, Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege; Hamburg; 07.2009 9. Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG): Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit; Berlin; 08.1996 10. Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) 400: Gefährdungsbeurteilung für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen; Berlin; 01.2008 11. Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA) 400: Handlungsanleitung zur Gefährdungsbeurteilung für die Unterrichtung der Beschäftigten bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen; Berlin; 04.2006 12. www.gefaehrdungsbeurteilung.de Abb. 11: Einsatz eines Schutzhandschuhs im Isolator Autoren: Dipl.-Ing. Thomas Hinrichs Dipl.-Oec. Guido Maik Berner International GmbH Mühlenkamp 6 25337 Elmshorn Telefon: (0 41 21) 43 56-48 E-Mail: [email protected] www.berner-international.de 13. PSA-Richtlinie 89/686/EWG: Richtlinie des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für persönliche Schutzausrüstungen; Brüssel; 12.1989 14. Gesetz über technische Arbeitsmittel und Verbraucherprodukte : Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (GPSG); Berlin; 01.2004 15. Achte Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (8. GPSGV): Verordnung über das Inverkehrbringen von persönlichen Schutzausrüstungen; Berlin; 06.1992 16. DIN EN 374 Teil 1: Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen - Terminologie und Leistungsanforderungen; Beuth Verlag GmbH; Berlin; 12.2003 16 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 17. DIN EN 374 Teil 2: Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen - Bestimmung des Widerstandes gegen Penetration; Beuth Verlag GmbH; Berlin; 12.2003 18. DIN EN 374 Teil 3: Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen - Bestimmung des Widerstandes gegen Permeation von Chemikalien; Beuth Verlag GmbH; Berlin; 12.2003 19. Hinrichs, T.; Prüf- und Qualitätszeichen: Bedeutung und Unterschiede; BIOforum; GIT-Verlag; Darmstadt; 10.1997 20. DIN EN 455 Teil 1: Medizinische Handschuhe zum einmaligen Gebrauch - Anforderungen und Prüfung auf Dichtheit; Beuth Verlag GmbH; Berlin; 01.2000 21. DIN EN 455 Teil 2: Medizinische Handschuhe zum einmaligen Gebrauch - Anforderungen und Prüfung der physikalischen Eigenschaften; Beuth Verlag GmbH; Berlin; 04.2010 22. DIN EN 455 Teil 3: Medizinische Handschuhe zum einmaligen Gebrauch - Anforderungen und Prüfung für die biologische Bewertung; Beuth Verlag GmbH; Berlin; 03.2007 23. DIN EN 455 Teil 4: Medizinische Handschuhe zum einmaligen Gebrauch - Anforderungen und Prüfung zur Bestimmung der Mindesthaltbarkeit; Beuth Verlag GmbH; Berlin; 10.2009 24. DIN EN 420: Schutzhandschuhe - Allgemeine Anforderungen und Prüfverfahren; Beuth Verlag GmbH; Berlin; 03.2010 25. DIN EN 388: Schutzhandschuhe gegen mechanische Risiken; Beuth Verlag GmbH; Berlin; 12.2003 26. DIN ISO 2859 Teil 1: Annahmestichprobenprüfung anhand der Anzahl fehlerhafter Einheiten oder Fehler (Attributprüfung) - Nach der annehmbaren Qualitätsgrenzlage (AQL) geordnete Stichprobenpläne für die Prüfung einer Serie von Losen; Beuth Verlag GmbH; Berlin; 01.2004 27. AQL — ein Garant für Qualität: Sempermed® informiert, DM1500821; Wien; 12.2004 28. ASTM F1671: Standard Test Method for Resistance of Materials Used in Protective Clothing to Penetration by Blood-Borne Pathogens Using Phi-X174 Bacteriophage Penetration as a Test System, 2007 29. Entwurf DIN EN 374 Teil 1: Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen - Terminologie und Leistungsanforderungen; Beuth Verlag GmbH; Berlin; 08.2009 30. Technische Regel für Gefahrstoffe (TRGS) 401: Gefährdung durch Hautkontakt - Ermittlung, Beurteilung, Maßnahmen, Berlin; 02.2010 31. Achtung Allergiegefahr (M621); Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege; Hamburg; 07.2009 32. Latex Studie Münster, Heft 2; Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege; Bochum; 1998 Lebender Kolumnentitel AAcchhttuunngg::ZZoos st ex® nicht e b i Patienten uunntteerrZZyyttoossta ta tik a-Therap ie anwenden! KKoonnttrraaiinnddiikkat at ion für 5-F u d l orouracil un deesssseennDDeerriva d iva te ( z. B. Cap ecitabin ) W A R N H I N W E I S E U N D V O R S I C H T S M A S S N A H M E N F Ü R D I E A N W E N D U N G W A R N H I N W E I S E U N D V O R S I C H T S M A S S N A H M E N F Ü R D I E A N W E N D U N G Zostex® und 5-Fluorouracil, einschließlich dessen topischer Zubereitungen oder dessen Pro-Drugs (wie z. B. Capecitabin, Floxuridin, Tegafur) oder Zostex® und 5-Fluorouracil, einschließlich topischer oder dessen Pro-Drugs (wie z. B.nicht Capecitabin, Floxuridin, Tegafur) oder Kombinationsprodukte mit diesen Wirkstofdessen fen und andere Zubereitungen 5-Fluoropyrimidine (z.B. Flucytosin) dür fen zusammen verabreicht werden. Kombinationsprodukte mit diesen Wirkstof fen und andere 5-Fluoropyrimidine (z.B. Flucytosin) dür fen nicht zusammen verabreicht werden. Weiterhin muss zwischen einer Behandlung mit Zostex® und dem Beginn einer Therapie mit 5-Fluoropyrimidin-haltigen Arzneimitteln ein zeitlicher Weiterhin zwischen einer Behandlung mit Zostex® und dem Beginn einer Therapie mit 5-Fluoropyrimidin-haltigen Arzneimitteln ein zeitlicher Abstand muss von mindestens 4 Wochen eingehalten werden. Als eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme sollte bei Patienten, die vor kurzem Zostex® Abstand von mindestens 4 Wochen eingehalten werden. Als eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme sollte bei Patienten, die vor kurzem erhalten haben, die DPD-Enzymaktivität ermittelt werden, bevor die Behandlung mit einem 5-Fluoropyrimidin-haltigen Arzneimittel begonnenZostex® wird. erhalten haben, die DPD-Enzymaktivität ermittelt werden, bevor die Behandlung mit einem 5-Fluoropyrimidin-haltigen Arzneimittel begonnen wird. Zostex®. Wirkstoff: Brivudin. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: 1 Tablette enthält:Verschreibungspflichtig. Brivudin 125 mg; sonstigeZusammenBestandteile: Zostex®. Wirkstoff: Brivudin. Mikrokristalline Cellulose, Povidon K 24-27, Masetzung: 1 Tablette enthält:Lactose-Monohydrat, Brivudin 125 mg; sonstige Bestandteile: gnesiumstearat (Ph. Eur.)Lactose-Monohydrat, [pfl anzlich]. Anwendungsgebiete: FrühzeiMikrokristalline Cellulose, Povidon K 24-27, Matige Behandlung Herpes zoster bei immunkompetenten gnesiumstearat (Ph. des Eur.)akuten [pfl anzlich]. Anwendungsgebiete: FrühzeiErwachsenen. Gegenanzeigen: Überempfi ndlichkeit gegen Brivudin tige Behandlung des akuten Herpes zoster bei immunkompetenten oder einen der sonstigen Bestandteile. Patienten unter Krebs-ChemoErwachsenen. Gegenanzeigen: Überempfi ndlichkeit gegen Brivudin therapie, insbes. mit 5-Fluorouracil (einschl. topischer mit oder einen der sonstigen Bestandteile. Patienten unterAnwendung), Krebs-Chemo5-FU-Prodrugs (z.B. Capecitabin, Floxuridin,Tegafur), Kombinationsprätherapie, insbes. mit 5-Fluorouracil (einschl. topischer Anwendung), mit paraten mit diesen WirkstoffenFloxuridin,Tegafur), oder anderen 5-Fluoropyrimidinen. Im5-FU-Prodrugs (z.B. Capecitabin, Kombinationsprämunsupprimierte Patienten unter Chemotherapie, paraten mit diesen Wirkstoff en(z.B. oderKrebspatienten anderen 5-Fluoropyrimidinen. ImPatienten unterPatienten immunsuppressiver Therapie, unter Patienten mit schwerer munsupprimierte (z.B. Krebspatienten Chemotherapie, Patienten unter immunsuppressiver Therapie, Patienten mit schwerer systemischer Mykose unter Flucytosin-Therapie). Patienten unter 18 Jah- eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme sollte bei Patienten, die vor kurzem erhaltenVorsichtsmaßnahme haben, die DPD-Enzymaktivität ermitteltdie werden, beren (nicht ausreichende Schwangere und Stillende. An- Zostex® eine zusätzliche sollte bei Patienten, vor kurzem systemischer Mykose unterErfahrungen), Flucytosin-Therapie). Patienten unter 18 Jahdie Behandlung mit einem 5 Fluoropyrimidin-haltigen wendungsbeschränkungen: Hereditäre Galactose-Intoleranz, LactaZostex® erhalten haben, die DPD-Enzymaktivität ermitteltArzneimittel werden, beren (nicht ausreichende Erfahrungen), Schwangere und Stillende. An- vor wird. Nebenwirkungen: Häufi g Übelkeit, gelegentlich Grase-Mangel, Glucose-Galactose-Malabsorption. Vorsicht bei chronischen vor die Behandlung mit einem 5 Fluoropyrimidin-haltigen Arzneimittel wendungsbeschränkungen: Hereditäre Galactose-Intoleranz, Lacta- begonnen Anämie, Lymphozytose, Lebererkrankungen (z.B. chronische Hepatitis).Vorsicht Warnhinweis: Zostex® nulozytopenie, begonnen wird.Eosinophilie, Nebenwirkungen: Häufi g Übelkeit,Monozytose, gelegentlichApGrase-Mangel, Glucose-Galactose-Malabsorption. bei chronischen osigkeit, Anämie, Kopfschmerzen, Schwindel, Drehschwinund 5 Fluorouracil, einschließlich topisch anzuwendender 5 FU-Zubereinulozytopenie,Schlafl Eosinophilie, Lymphozytose, Monozytose, ApLebererkrankungen (z.B. chronische Hepatitis). Warnhinweis: Zostex® petitlosigkeit, Somnolenz, Dyspepsie, Bauchschmerzen, Diarrhoe, tungen, oder 5 FU-Prodrugs (z. B.topisch Capecitabin, Floxuridin, 5Tegafur) oder del, petitlosigkeit, Schlafl osigkeit,Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, Drehschwinund 5 Fluorouracil, einschließlich anzuwendender FU-ZubereiObstipation, Fettleber, Erhöhung der Leberenzyme, HepaKombinationsarzneimittel Wirkstoff en oder andere 5 Fluodel, Somnolenz, Dyspepsie, Erbrechen, Bauchschmerzen, Diarrhoe, tungen, oder 5 FU-Prodrugs mit (z. B.diesen Capecitabin, Floxuridin, Tegafur) oder Flatulenz, allergische Reaktionen (Pruritus, erythematöser Hautausschlag), ropyrimidine (z. B. Flucytosin) zusammen wer- titis, Flatulenz, Obstipation, Fettleber, Erhöhung der Leberenzyme, HepaKombinationsarzneimittel mit dürfen diesen nicht Wirkstoff en oderverabreicht andere 5 FluoSchwitzen, Asthe-(Pruritus, erythematöser Hautausschlag), den. Weiterhin muss zwischendürfen einer Behandlung mit Zostex® und dem titis, allergische Reaktionen ropyrimidine (z. B. Flucytosin) nicht zusammen verabreicht wer- verstärktes Müdigkeit. BERLIN-CHEMIE Beginn einer Therapie mit 5 Fluoropyrimidin-haltigen Arzneimitteln ein nie, Onkologische Pharmazie | 12. AstheJahrgang | Nr. 3/2010 | 17 verstärktes Schwitzen, den. Weiterhin muss zwischen einer Behandlung mit Zostex® und dem BerlinBERLIN-CHEMIE (Stand: 07.09) zeitlicher Abstand vonmit mindestens 4 Wochen eingehalten werden. ein Als AG, nie, 12489 Müdigkeit. Beginn einer Therapie 5 Fluoropyrimidin-haltigen Arzneimitteln zeitlicher Abstand von mindestens 4 Wochen eingehalten werden. Als AG, 12489 Berlin (Stand: 07.09) Quo Vadis? Neue Substanzen, neue Leitlinien zur Behandlung der chronischen Immunthrombozytopenie (ITP) Quo Vadis? Neue Substanzen, neue Leitlinien zur Behandlung der chronischen Immunthrombozytopenie (ITP) Von Petra Eißfeller, Petra Ortner, München N eue Erkenntnisse zur Pathophysiologie der ITP und die Einführung der neuen Substanzklasse der Thrombopoetin-Rezeptoragonisten machten eine Überarbeitung der Richtlinien zur Behandlung der ITP erforderlich. Die Änderungen im internationalen Konsensusreport (1) sowie die darauf basierenden deutschen Empfehlungen zur Behandlung der chronischen ITP (2) wurden im Rahmen des 31. Internationalen Kongresses der ISBT (International Society of Blood Transfusion), der in Kooperation mit dem 43. Kongress der DGTI (Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatolgie) vom 26.Juni bis 1.Juli in Berlin stattfand, von Prof. Stasi (London) und Prof. Ostermann (München) vorgestellt. Die ITP ist eine chronisch verlaufende und für Patienten sehr belastende Autoimmunerkrankung. Bisherige Therapieoptionen beschränkten sich vorrangig auf eine Hemmung des Thrombozytenabbaus und waren mit erheblichen Nebenwirkungen behaftet. Eine neue Behandlungsoption, die Thrombopoetin-Rezeptoragonisten, zielen dagegen auf eine gesteigerte Thrombozytenproduktion ab. Die Thrombozytenproduktion wird physiologisch durch Thrombopoetin (TPO) stimuliert. Mit der neuen Substanzklasse der TPO-Rezeptoragonisten kann die Thrombopoese in chronischen ITP-Patienten dauerhaft angeregt und damit die Thrombozytenzahl auf konstantem Niveau gehalten werden. Die neuen TPO-Rezeptoragonisten haben damit zu einem Paradigmenwechsel in den bisherigen Therapiekonzepten geführt und wurden bereits für die Zweitlinien-Therapie in die Leitlinien der hämatologischen Fachgesellschaften aufgenommen. Die vielversprechenden Langzeitergebnisse zu dem TPO-Rezeptoragonisten Romiplostim (Nplate®) zeigen darüber hinaus neue Optionen für die Substanzklasse im Rahmen der Behandlung einer ITP auf. Klinik, Pathogenese und Diagnostik der chronischen ITP In Europa reicht die Zahl der jährlich neu diagnostizierten ITP Erkrankungen von 1 bis 4 pro 100.000 (3). Die ITP ist eine seltene Autoimmunerkrankung, die sich durch eine Verringerung der Thrombozytenzahl im Blut und der damit verbundenen Blutungsneigung manifestiert. Diese kann sich in Petechien, Schleimhautblutungen, Hämatomneigung, verstärkten Blutungen bei Verletzungen und Menstruation und seltener einer daraus resultierenden Anämie äußern. Wie Prof. Stasi durch Vorstellung einer Umfrage eindrücklich belegte, bedeutet die Erkrankung, obwohl sie selten zu lebensbedrohenden Blutungen, wie z.B. der gefürchteten Gehirnblutung führt, eine erhebliche Einbuße an Lebensqualität, die von den Patienten stärker als beispielsweise bei Arthritis empfunden wird (4). Bei einem Drittel der Fälle kann die ITP ohne erkennbare Symptome auftreten. Der autoimmune Prozess, dessen Auslöser bei der primären ITP nicht bekannt ist, wird laut Prof. Stasi sowohl durch Antikörper-produzierende B-Zellen als auch durch eine Störung der regulatorischen T-Zellen vermittelt (5). Die Bindung von Glykoprotein-spezifischen Autoantikörpern an Thrombozyten führt - mittels Phagozytose - zu einem Thrombozytenabbau in der Milz. Diese Antikörper binden außerdem an die Megakaryozyten-Vorläuferzellen im Knochenmark, was Reifungsstörungen und Zelltod nach sich zieht. In ihrem Zusammenwirken bedingen diese Effekte einen gesteigerten Abbau sowie eine suboptimale Produktion von Thrombozyten (6). Bei unauffälliger Anamnese galt bisher der Nachweis einer isolierten Thrombozytope- 18 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 nie im Zuge einer komplexen Ausschlussdiagnose (Tab. 1) bei ansonsten normalen übrigen hämatologischen Parametern zunächst als ausreichend für die Diagnose einer ITP. Da Infektionen als eine der häufigeren anderen Ursachen für eine isolierte Thrombozytopenie in Betracht kommen, wurde im neuen Internationalen Konsensus Bericht (1) die Einbeziehung von HCV, HIV und H.pylori Testung in die Basisdiagnostik aufgenommen. Bei atypischen Befunden werden weitere diagnostische Methoden, wie die Knochenmarksdiagnostik oder der Nachweis von Glykoproteinspezifischen Antikörpern angeschlossen, um die Diagnose zu bestätigen oder um andere Thrombozytopenieursachen differentialdiagnostisch auszuschließen. Am zuverlässigsten für den Nachweis von Autoantikörpern gilt momentan der MAIPA (Monoklonaler Antikörper-Immobilisationstest für plättchenspezifische Antigene) mit einer Sensitivität von 60-80%. Bereits die Stadieneinteilung, nach der sich Diagnostik und Therapie richten, hat durch neue Erkenntnisse eine Änderung in den Internationalen Konsensusrichtlinien erfahren, und zwar dahingehend, dass man Spontanremissionen nicht nur bis zu 6 Monate, sondern bis zu 12 Monate nach Diagnosestellung erwarten kann (7, 8). Danach sind sie außerordentlich selten (9). Entsprechend werden neu-diagnostizierte ITP (bis zu 3 Monate), persistierende (3 bis 12 Monate) und chronische ITP (> 12 Monate nach Diagnosestellung) unterschieden. Die Behandlung richtet sich nach dem entsprechenden Stadium, wobei sich der Behandlungsbedarf einer ITP den neuen Empfehlungen entsprechend an der Blutungssituation orientiert, und nicht, wie zuvor, vorwiegend an der Thrombozytenzahl. Quo Vadis? Neue Substanzen, neue Leitlinien zur Behandlung der chronischen Immunthrombozytopenie (ITP) Schwachstellen der bisherigen Therapieoptionen Prof. Stasi stellte als einer der Hauptautoren den Internationalen Konsensusreport vor, der die bisherigen Leitlinien aus den Jahren 1996, 2003 und 2008 (10 -12) ablöst. Neu ist die Aufnahme der TPO-Rezeptor­ agonisten oder Antikörper-Therapien als Zweitlinien-Therapie. Basierend auf diesen Leitlinien sowie unter Berücksichtigung der länderspezifischen Voraussetzungen und eigenen Erfahrungen ging Prof. Ostermann anschließend auf die Empfehlungen einer deutschen Expertenrunde der hämatologischen Fachgesellschaften (Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie, DGHO, Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie, DGTI, und Gesellschaft für Thromboseund Hämostaseforschung, GTH) ein. Entsprechend der internationalen Leitlinien und der deutschen Empfehlungen bleiben Kortikosteroide, bei Bedarf in Kombination mit intravenös zu verabreichenden Immunglobulinen, das Mittel der Wahl zur Erstlinien-Therapie bei Blutungsgraden III bis IV (Blutungsscore der WHO). Die ZweitlinienTherapie für Patienten mit persistierender oder chronischer ITP mit dem Blutungsgrad III und IV stellt die Splenektomie (Entfernung der Milz) dar. Sie verzeichnet bisher den höchsten Grad an dauerhaften Remissionen unter den Zweitlinien-Therapien und greift auf Erfahrungen bis in die 20er Jahre zurück. Die Mortalitätsrate konnte inzwischen dank Einführung der laparoskopischen Operationstechniken auf ein sehr geringes Risiko gesenkt werden (13). Das größte Problem der Splenektomie ist allerdings, dass ein Drittel der Patienten kurzfristig oder nach Jahren einen therapiebedürftigen Rückfall erleidet. Außerdem ist die Splenektomie mit einem lebenslang erhöhten Infektionsrisiko verbunden, welchem durch entsprechende präventive Impfungen begegnet werden muss. Die irreversible Entscheidung für eine Splenektomie sollte aus diesem Grunde und wegen der Möglichkeit einer Spontanremission nicht vor Ablauf von 12 Monaten nach Diagnosestellung vorgenommen werden. Auch sollten Kortikosteroide wegen ihrer kumulativen Nebenwirkungen nicht langfristig angewendet werden. Ein besonderes Risiko besteht für die Gruppe Tab. 1: Diagnostik und Differentialdiagnostik bei Verdacht auf ITP Differentialdiagnose Anamnese, typische Befunde Pseudothrombozytopenie (EDTAthrombozytopenie) Häufigste Differentialdiagnose, Bestimmung der Thrombozytenzahl in Citrat oder Heparin Heriditäre Thrombozytopenie Familienanamnese, Untersuchung des Blutausstriches und MPV, ob sehr große (Makrothrombozytopenie) oder kleine Thrombozyten (Wiskott-Aldrich-Syndrom), usw. Medikamenten-induzierte Thrombozytopenie Anamnese, Testung auf medikamentenabhängige Thrombozyten-Antikörper Zytostatika-induzierte Thrombozytopenie Anamnese Virustatika-induzierte Thrombozytopenie Anamnese Heparin-induzierte Thrombozytopenie Anamnese Posttransfusionelle Purpura Kurz zurückliegende Bluttransfusionen Schwangerschaftsassoziierte Thrombozytopenie Nur schwangere Patientinnen Lymphom Anamnese, B-Symptome, Sonografie der Lymphknotenstationen, Milzgröße, eventuell Knochenmarkspunktion Infektionen (Viren, Bakterien, Parasiten) Serologie auf HIV, CMV, EBV, Röteln, Parvovirus B19, Hantaviren und andere bakteriologisch-virologische Untersuchungen, Blutkultur bei Verdacht auf Sepsis, Blutausstrich, dicker Tropfen bei Verdacht auf Malaria Lebererkrankungen Leberwerte, Hepatitis-Serologie, Sonografie ob Splenomegalie, Gaucher-Diagnostik Alkoholabusus Muss gezielt erfragt werden Sarkoidose Pneumologische Diagnostik Schwere Vitaminmängel (B12, Folsäure, auch schwerster Eisenmangel) Labordiagnostik Autoimmunerkrankungen Labordiagnostik für Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis, AntiphospholipidSyndrom, Autoimmunthyreoiditis oder andere Autoimmunsyndrome Evans-Syndrom Anämie, positiver direkter Antiglobulin-Test Hämatologische Systemerkrankungen (akute Leukämie, myeloproliferative Syndrome, Myelodysplasie, Plasmozytom, Lymphome, CVID, autoimmun-lymphoproliferatives Syndrom, aplastische Anämie, paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie, Graft-versus-Host-Erkrankung) Veränderung auch anderer Blutzellreihen, der Serum-Immunglobuline, Knochenmarkspunktion eventuell mit Durchflusszytometrie und Zytogenetik Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura und hämolytisch urämisches Syndrom Meist weitere Symptome: Fieber, Hämolyse, Niereninsuffizienz, neurologische Symptome usw. Verbrauchskoagulopathie Veränderung weiterer Gerinnungsparameter Große Hämangiome (z.B. KasabachMerritt-Syndrom) Klinisches Bild CMV = Cytomegalovirus; CVID = variables Immundefektsyndrom; EBV = Epstein-Barr-Virus; HIV = humanes Immunsuffizienz-Virus; MPV = Mittleres Plättchenvolumen. Quelle: Matzdorff et al. Diagnostik und Therapie der Immunthrombozytopenie. Onkologie 2010; 33 (suppl3): S. 7 Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 19 Quo Vadis? Neue Substanzen, neue Leitlinien zur Behandlung der chronischen Immunthrombozytopenie (ITP) der Patienten mit einer therapierefraktären Thrombozytopenie. Hier steigt das Risiko für fatale Blutungen mit dem Lebensalter von 1-4%/Jahr bei jungen Menschen (14) auf fast 13%/Jahr bei über Sechzigjährigen (15). Neben Blutungen sind Infektionen, wahrscheinlich bedingt durch die immunsuppressive Therapie, eine ebenso wichtige Todesursache. Als refraktäre ITP-Patienten werden nach der Begriffsdefinition von Rodeghiero et al. die Patienten bezeichnet, die nicht auf Splenektomie reagieren und aktive Behandlung benötigen (meist bei Plättchenzahlen unter 30x109/L) (16). Leitlinien um neue Therapieoptionen erweitert In diesem therapeutischen Dilemma steht nun den behandelnden Ärzten mit den neuen TPO-Rezeptoragonisten eine wirkungsvolle und sichere Alternative zur Verfügung. TPO-Rezeptoragonisten werden für erwachsene Patienten bei Kontraindikation gegen eine Splenektomie, z.B. wegen schlechten Allgemeinzustandes des Patienten, und für refraktäre ITP-Patienten nach einer Operation empfohlen. Damit lösen die TPO-Rezeptoragonisten in den Richtlinien die unspezifischen Immunsuppressiva für die Indikation der refraktären ITP ab (Tab. 2). Die von Prof. Stasi vorgestellten Änderungen im internationalen Konsensusreport beinhalten an der Stelle der refraktären ITP als weitere Alternative eine Antikörper-Therapie durch Rituximab, wobei dieser Wirkstoff in Deutschland für die Behandlung der chronischen ITP nicht zugelassen ist. Als Alternative zur Splenektomie und zur Aufschiebung einer solchen besitzen die Wirkstoffe Azathioprin und Vincristin seit den 60er Jahren „Altzulassungen“. Allerdings sind dauerhafte Remissionsraten unter deren Behandlung gering und die Nebenwirkungen nicht unerheblich (17). Studiendaten für die neuen TPO-Rezeptoragonisten und den Antikörper Rituximab lassen dagegen bessere Wirksamkeit und geringere Toxizität erwarten. Dabei liegen für die beiden Sustanzen der Klasse der TPO-Rezeptoragonisten, Romiplostim und Eltrombopag, randomisierte Phase-III-Studien zur Verfügung, während dies für eine Zweitlinien- Therapie mit Rituximab bisher nicht der Fall ist. So können Romiplostim und Eltrombopag entsprechend der Empfehlungen der deutschen Expertenrunde zur Hinauszögerung einer Splenektomie eingesetzt werden, vorausgesetzt die Patienten werden darüber aufgeklärt, dass für die Situation vor Splenektomie nur im Falle einer Kontraindikation zur Operation eine Zulassung existiert. Romiplostim erhöht die Thrombozytenzahlen und reduziert das Blutungsrisiko Romiplostim gehört mit Eltrombopag zu der Substanzklasse der TPO-Rezeptoragonisten. Bei Romiplostim handelt es sich um einen sogenannten Peptidbody, ein neuartiges Fusionsprotein, bestehend aus einer Peptid TPO-Rezeptor-Bindungsdomäne Unter der Behandlung mit Romiplostim konnten im Vergleich zu Placebo ein Gesamtansprechen der Thrombozytenerhöhung von 79% versus 0% bei splenektomierten und von 88% versus 14% bei nicht-splenektomierten Patienten erreicht werden. Die mit Romiplostim behandelten Patienten mussten darüber hinaus signifikant seltener mit einer Notfallmedikation behandelt werden und konnten die Dosis von gleichzeitig verabreichten ITP-Medikationen häufiger reduzieren oder absetzen als die Patienten im Kontrollarm (18). Langzeitdaten sprechen für Effektivität und Sicherheit Die Verifizierung der Sicherheit bei Langzeitgabe von Romiplostim erfolgte in einer offenen Erweiterungsstudie mit ITP- Tab. 2: Therapiesequenz bei ITP Therapielinie Bisher Neu 1st Line Steroide bei starker Blutung (°III, °IV) zusätzlich i.v. Immunglobuline (eventuell Anti-D), eventuell Thrombozytenkonzentrate Wie bisher 2nd Line Azathioprin, Vinca-Alkaloide oder Splenektomie TRA a, Rituximab oder wie bisher 3rd Line Azathioprin, Vinca-Alkaloide TRA a, Rituximab oder wie bisher Post 3rd Line Anti-D, Cyclophosphamid, Cyclosporin, Mycophenolat mofetil, Danazol, Dapson, Alemtuzumab, Kombinationschemotherapie, Stammzelltransplantation Wie bisher TRA = Thrombopoetin-Rezeptoragonist a Im Vergleich zu Rituximab, Azathioprin und anderen 2nd und 3rd Line-Therapien haben TRAs die bessere Datenlage Quelle: Matzdorff et al. Diagnostik und Therapie der Immunthrombozytopenie. Onkologie 2010; 33 (suppl3): S. 9 und einer Antikörper-Fc-Domäne. Letztere bewirkt eine längere Halbwertszeit im Blut und ermöglicht damit eine wöchentliche subkutane Gabe von Romiplostim. Eltrombopag muss dagegen täglich oral zugeführt werden. Prof. Stasi stellte eine randomisierte Phase-III-Studie mit Romiplostim (Nplate®) bei Patienten mit chronischer ITP und Thrombozytenzahlen ≤30x109/L vor (18). Im Rahmen der Studie wurde Romiplostim jede Woche subkutan über einen Zeitraum von 24 Wochen verabreicht, und die Dosis so angepasst, dass eine Thrombozytenzahl von 50x109/L erreicht wurde. 20 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Patienten, die zuvor an einer der Phase III Studien teilgenommen hatten, und erstreckt sich bislang auf die Dauer von 5 Jahren. Als häufigste Nebenwirkungen wurden Kopfschmerzen verzeichnet. Selten konnte eine reversible Retikulin-Erhöhung im Knochenmark beobachtet werden (19). Da Romiplostim keine Sequenzhomologie mit endogenem TPO aufweist, können eventuell gegen Romiplostim gebildete Antikörper die endogenen TPO nicht beeinträchtigen. Entsprechend konnten keine neutralisierenden Antikörper gegen endogenes TPO nachgewiesen werden, gegen Romiplostim fanden Quo Vadis? Neue Substanzen, neue Leitlinien zur Behandlung der chronischen Immunthrombozytopenie (ITP) sich bei 1% der Studienteilnehmer neutralisierende Antikörper, die erwartungsgemäß nicht mit endogenem TPO kreuzreagierten und die lediglich reversibel auftraten (20). Außerdem verzeichneten George et al eine deutliche Steigerung der Lebensqualität unter Romiplostim (21). Ausblick Prof. Stasi resümierte: „Diese am längsten laufende Studie mit einem TPO-Rezeptor­ agonisten über bislang 5 Jahre zeigt, dass die Behandlung mit Nplate® für chronische ITP bei splenektomierten wie bei nicht-splenektomierten erwachsenen Patienten eine effiziente und sichere Methode darstellt, wobei „effizient“ ein hohes Maß an Wirksamkeit im Verhältnis zu geringen Nebenwirkungen bedeutet.“ Diese vielversprechenden Daten lassen auf weitere Einsatzmöglichkeiten für die TPO-Rezeptoragonisten hoffen, die möglicherweise zukünftig eine dauerhafte Alternative zur Splenektomie darstellen können. Literatur (1) Provan et al. International consensus report on the investigation and management of primary immune thrombocytopenia. Blood 2010; 115: 168-186 (2) Matzdorff et al. Diagnostik und Therapie der Immunthrombozytopenie. Onkologie 2010; 33 (suppl3): 2-20 (3) Kaye et al. Haematologica 2007; 92 (suppl 2): 280 (4) Bussel et al, ASH Annual Meeting, San Diego 2003, oral presentation zin. Leitlinien-basierte Empfehlungen für die Praxis. München, Urban und Fischer Verlag, 2008, B3, S. 1-6 (13) Kojouri et al. Blood 2004; 104: 2623-2634 (14) Djulbegovic, Cohen. Blood 2001; 98: 2282-2283 (15) Cohen et al. Arch Intern Med 2000; 160: 1630-1638 (16) Rodeghiero et al. Blood 2009; 113: 2386-2393 (17) Schiavotto, Castaman, Rodeghiero. Haematologica 1993; 78 (suppl 2): 29-34 (18) Kuter et al. Lancet 2008; 371: 395-403 (5) Stasi et al. Thromb Haemost 2008; 99: 4-13 (19) Kuter et al. Blood 2009; 114: 3748-3756 (6) Mc Millan. Semin Hematol 2007; 44 (Suppl 5): S3-S11 (20) Bussel et al. Blood (ASH Annual Meeting Abstracts) 2009; 114: 681(Oral presentation) (7) Stasi et al. Am J Med 1995; 98: 436-442 (21) George et al. Br J Haematol 2009; 144: 409 - 415 (8) Sailer et al. Haematologica 2006; 91: 1041-1045 (9) Simanek et al. Ann Hematol 2007; 86: 705-710 Quelle (10) George et al. Blood 1996; 88: 3-40 Satelliten-Symposium der Amgen GmbH im Rahmen des 31. Internationalen Kongresses der ISBT (International Society of Blood Transfusion) in Kooperation mit dem 43. Kongress der DGTI (Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatolgie) vom 26.Juni bis 1.Juli in Berlin (11) British Committee for Standards in Haematology General Haematology Taskforce. Br J Haematol 2003; 120: 574-596 (12) Hiller, Matzdorff, Rummel in Rationale Diagnostik und Therapie in der inneren Medi- Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 21 Lebender Kolumnentitel Möglichkeiten und Grenzen der Komplementäronkologie heute TEIL 2 Von György Irmey und Nicole Weis, Heidelberg 6. Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente Epidemiologische Studien und kontrollierte Tierversuche sprechen dafür, dass antioxidativ wirksame Substanzen sinnvoll in der Krebsprophylaxe und in der begleitenden Tumorbehandlung eingesetzt werden können. Die wichtigsten sind antioxidative Enzyme wie die Glutathionperoxidase oder Superoxiddismutase, sowie die nichtenzymatischen Antioxidantien Vitamin E, Vitamin C, Beta-Karotin, Melatonin und Glutathion. Im Vergleich zu Gesunden sind bei Tumorpatienten meistens bereits bei Diagnosestellung erniedrigte Konzentrationen an Spurenelementen und Vitaminen im Vollblut und Plasma nachweisbar [7, 8, 40, 42]. Dabei muss berücksichtigt werden, dass selbst gering ausgeprägte Defizite schnell zu Schwächungen des antioxidativen Schutzsystems, des Immunsystems, der Regulation des Zellzyklus und des Hormonsystems führen können. In der Prävention scheint sowohl aus biochemischer als auch aus biologischer Sicht eine Ernährung mit ausreichenden Anteilen aller Antioxidantien – eventuell mit Zusatz von Nahrungsergänzungsmitteln als Kombinationspräparat – der Substitution mit Monosubstanzen überlegen zu sein. Anders ist es bei therapeutischen Interventionen. Das gilt besonders für die Verringerung von Nebenwirkungen einer Zytostatika- und Radiotherapie, bei der große Mengen an freien Radikalen erzeugt wer- 22 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 den. Für bestimmte Tumorententitäten gibt es gut belegte Hinweise, dass Antioxidantien in hoher Dosierung das rezidivfreie Intervall und die Überlebenszeit verlängern können [4, 15, 16]. Dies zeigt z.B. eine Auswertung mehrerer Studien, die Antioxidantien während Chemotherapien eingesetzt hatten [4]. Hierbei wurden insgesamt 19 Studien mit mehr als 1554 Krebspatienten einbezogen, bei denen der Einfluss auf den Tumor und/ oder die Überlebensraten dokumentiert waren. In den untersuchten Studien wurde die Wirksamkeit verschiedenster Antioxidantien untersucht, darunter Glutathion, Melatonin, Vitamin A, N-Acetylcystein, Vitamin E und Vitaminkombinationen. Die Ergebnisse zeigten, dass Antioxidantien die Wirksamkeit einer Chemotherapie nicht beeinträchtigten und in einigen Fällen die Wirkung der Möglichkeiten und Grenzen der Komplementäronkologie heute Chemotherapie sogar noch verbessern halfen. Außerdem vertrugen die Patienten die Chemotherapie mit Antioxidantien besser als die Patienten, die keine Antioxidantien erhalten hatten. Auch die Befürchtung, dass mit Nahrungsergänzungsmitteln der Therapieerfolg einer Strahlentherapie gefährdet wird, konnte sich in einer Untersuchung, die auf dem diesjährigen ASCO-Kongress vorgestellt wurde, nicht bestätigen. So zeigte diese aktuelle Studie an 69 vs 65 Patienten, dass der Therapieerfolg einer Strahlentherapie bei Patienten mit Prostatakrebs durch Nahrungsergänzungsmittel nicht gefährdet war [3]. Auch eine derzeit im Druck befindliche Studie (Mücke et al. 2009) weist darauf hin, dass die Anwendung von Selen während einer Bestrahlung Nebenwirkungen reduziert und die Wirksamkeit der tumorreduktiven Behandlung nicht negativ beeinflusst. Insofern ist die häufig pauschale Ablehnung einer Supplementierung von antioxidativ wirksamen Vitaminen und Spurenelementen während konventioneller Therapien nicht gerechtfertigt. Generell sollte die Supplementierung von Vitaminen und Spurenelementen jedoch bedarfsadaptiert, d.h. auf die Krankheitssituation und die individuellen Bedürfnisse abgestimmt, erfolgen. Um dies zu verifizieren, kann eine labordiagnostische Objektivierung des Mikronährstoffstatus (z.B. Selen im Vollblut) sinnvoll sein. 7. Misteltherapie Die supportive Anwendung von Mistelinjektionspräparaten bei Krebspatienten hat in Deutschland unter den komplementären oder unkonventionellen Therapien den größten Stellenwert. Die Verabreichung der Mistel, die in verschiendenen Laub- und Nadelbäumen als Halbparasit wächst, löst im menschlichen Organismus eine Temperaturerhöhung bzw. entzündliche Prozesse aus (Abb. 2). Die klinische Wirksamkeit besteht in einer Verbesserung der Lebensqualität, einer Verlängerung der Überlebenszeit und einer besseren Verträglichkeit der Chemo- oder Radiotherapie. Durch nähere Aufklärung der zytotoxischen, Apoptose induzierenden, immunmodulierenden und immunprotektiven Eigenschaften der Mistelpräparate ist eine wissenschaftliche Basis zum besseren Verständnis ihrer Wirkungsweise und für ihren effektiven, gezielten Einsatz in der Onkologie gegeben. Derzeit liegen 105 klinische Studien vor (zwei weitere Studien wurden aufgrund von Ungereimtheiten ausgeschlossen; Details siehe [31-33]), die den therapeutischen Einfluss anthroposophischer Mistelpräparate (Abnobaviscum®, Helixor, Iscador®, Iscar, Iscucin®, Isorel®) bei Tumorpatienten (Auswahlkriterien) untersuchten hinsichtlich Überleben (22 prospektiv vergleichende Studien, 2 Kohortenstudien, 37 retrospektiv vergleichende Studien), Tumorrückbildungen (4 prospektiv vergleichende Studien, 30 Kohortenstudien, 1 retrospektiv vergleichende Studie), Krankheitsfreies Intervall, Rezidive (5 prospektiv vergleichende Studien, 2 retrospektiv vergleichende Studien), Verminderung von Nebenwirkungen konventioneller Tumortherapien (Chemotherapie, Strahlentherapie, Operation) (8 prospektiv vergleichende Studien, 1 Kohortenstudie, 3 retrospektiv vergleichende Studien), Lebensqualität, krankheitsbedingte Symptome (9 prospektiv vergleichende Studien, 15 Kohortenstudien, 4 retrospektiv vergleichende Studien). Krankenhaustage (2 retrospektiv vergleichende Studien). Im Ergebnis zeigen die Studien überwiegend einen Vorteil für die Misteltherapie [29, 30]. Berücksichtigt man die Qualität und potentielle Schwächen der einzelnen Studien, so erscheint eine Verminderung der Nebenwirkungen konventioneller onkologischer Therapien (Chemotherapie, Strahlentherapie, Operation) am besten belegt. Sehr wahrscheinlich ist auch generell eine Verbesserung der Lebensqualität. Gut belegt ist, dass durch Injektion von Mistelextrakten Tumorremissionen induziert werden können, was in Übereinstimmung mit der präklinischen Forschung zur Zytotoxizität und zur Anwendung in Tiertumoren steht; solche Tumorremissionen scheinen aber abhängig von der Dosierung und der Applikationsart und bei der üblichen, niedrig dosierten Misteltherapie eher Ausnahmen zu sein. Eine Verbesserung der Überlebenszeit unter Misteltherapie ist möglich, sie scheint neben der Dosierung, Wirtsbaum- und Präparatewahl von der Dauer der Misteltherapie abhängig. Dass eine individualisierte Anwendung mit gezielter Wahl und Justierung von Dosierung, Präparaten, Wirtsbaum, Applikationsort und −rhythmus und Hinzunahme weiterer Interventionen zu höherer Wirksamkeit und besseren Ergebnissen führe, wird von Ärzten immer wieder mit plausibler Begründung argumentiert; hierzu fehlt jedoch systematische Forschung; dieses Thema ist naturgemäß durch die übliche Studientypen kaum zu klären [28]. Generell ist die Misteltherapie bei allen soliden Tumoren wirksam, unabhängig von Lokalisierung und Histologie. Mistelextrakte werden in der Regel subcutan gespritzt. Die vor Jahren noch propagierte Zurückhaltung der Anwendung von Mistelpräparaten bei Hämoblastosen ist nach heutigem Erkenntnisstand nicht mehr angezeigt. Die Behandlung mit Mistelpräparaten soll in Intervallen durchgeführt werden, in etwa nach dem Schema 8-12 Wochen Therapie und ca. 4-6 Wochen Therapiepause. Auch während einer Chemo- oder Strahlentherapie ist die Fortführung der Mistelbehandlung sinnvoll. Die Nebenwirkungen der Mistelbehandlung sind im Grunde nichts anderes als überschießende Ausprägungen des erwünschten immunstimulierenden Effekts. Mäßige Lokalreaktionen an der Einstichstelle zeigen eine optimale Dosierung an. Bei übermäßigen entzündlichen Lokalreaktionen (Rötung größer als ein 5 Markstück) sollte die Dosis reduziert oder das Präparat gewechselt werden. Auch leichtes Fieber oder Schwellungen von Lymphknoten sind möglich. Natürlich sollte vor jeder Behandlung die Verträglichkeit durch eine langsame Dosiserhöhung geprüft werden. Echte Allergien wie Urtikaria, QuinckeÖdem oder Schock sind extrem selten. 8. Homöopathische Komplexmittel bei Nebenwirkungen aggressiver Therapien Einige homöopathische Arzneimittel können die Nebenwirkungen von Krebsbehandlungen lindern, ohne dabei deren Wirkung zu beeinflussen. Zu diesem Ergebnis ist eine wissenschaftliche Überprüfung der Cochrane Collaboration (http://cochrane. * Traumeel S Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 23 Möglichkeiten und Grenzen der Komplementäronkologie heute co.uk/en/collaboration.html) gekommen. Obwohl nur wenige Studien für eine Analyse zur Verfügung standen, scheinen manche Auswirkungen von Strahlenbehandlung und Chemotherapie gelindert werden zu können. Calendula etwa hilft gegen Dermatitis - eine Mischung aus Belladonna, Arnika, Johanniskraut und Echinacea gegen Verletzungen der Mundschleimhaut. Um diese Forschungsergebnisse zu überprüfen, seien jedoch weitere Studien erforderlich, so die Wissenschaftler. Acht Studien mit insgesamt 664 Teilnehmern wurden von einem Team unter der Leitung von Sosie Kassab vom Royal London Homeopathic Hospital untersucht. Drei Studien analysierten Mittel gegen Hautreaktionen bei der Strahlenbehandlung. Nur einem wurde jedoch ein hoher Qualitätsstandard zugestanden. Französische Wissenschaftler waren zu dem Schluss gekommen, dass die aus Ringelblumen hergestellte Calendula-Salbe die akute Dermatitis bei Brustkrebs-Patientinnen effektiver verringerte als das normalerweise eingesetzte Trolamin. Einer von drei Studien zur Behandlung der Nebenwirkungen bei Chemotherapien wurde ebenfalls eine hohe Qualität zugesprochen. Sie wies nach, dass ein homöopathisches Komplexmittel* – eine Mischung aus Belladonna, Arnika, Johanniskraut und Echinacea bei der Behandlung von Stomatitis als Mundspülung wirksam war [37]. Zwei weitere Studien zu homöopathischen Mitteln gegen durch Krebsbehandlungen ausgelöste Symptome der Wechseljahre entsprachen den Qualitätskriterien. Sie konnten jedoch keinen Nachweis erbringen, dass diese Mittel auch tatsächlich wirkten. 9. Boswelliasäuren des Weihrauchharzes Das Harz von Boswellia carterii kann den Übergang vom mystisch umwobenen Heilmittel zu einem wichtigen therapeutischen Modul in der modernen komplementären Medizin schaffen. Die therapeutischen Erwartungen an Weihrauch als Therapeutikum sind wohl gerade deshalb so hoch, weil man von fehlenden oder geringen unerwünschten Nebenwirkungen ausgehen kann und das Naturheilmittel zusätzlich zur laufenden Therapie begleitend einsetzen kann. Mit Besserung der Beschwerden können bei- spielsweise Baistherapeutika wie Kortikosteroide, aber auch Analgetika mit ihren zum Teil erheblichen Nebenwirkungen in der Dosis reduziert werden. Für ein Naturstoff präparat ist die Kapsel die Darreichungsform der Wahl, da auf Hilfsstoffe, Konservierungsstoffe und Zusatzstoffe verzichtet werden kann. Weihrauchharz enthält neben ätherischem Öl und Schleim eine Reinharz Fraktion. Von besonderem Interesse sind die Wirkbestandteile des Reinharzes. Die darin enthaltenen therapeutisch wichtigsten Inhaltsstoffe des Weihrauchs stellen die gattungsspezifischen Boswelliasäuren (BA) dar. Die wichtigsten BA, Acetyl-11-Keto-β-Boswelliasäure (AKBA), 11-Keto-β-Boswelliasäure (KBA) und Acetyl-β-Boswelliasäure (AcBA) hemmen selektiv die Leukotrien-Synthese. Dadurch wird die Entzündungs- und Schmerzkaskade, ausgehend von der Arachidonsäure, ohne nennenswerte Nebenwirkungen unterbrochen. Forschungsergebnisse zeigen außerdem, dass besagte BA Topoisomerasen hemmen und somit die Apoptose der malignen Zellen einleiten. Tierexperimente mit Weihrauch liefern deutliche Hinweise auf eine Proliferationshemmung bei Hirntumoren am Rattenmodell [39, 41]. Afrikanische Weihrauchbäume der Stammpfl anze Boswellia carterii enthalten eine unerreicht hohe Konzentration an Boswelliasäuren [43]. Die Toxizität von Weihrauchharz bzw. Boswelliasäuren ist sehr gering. Nebenwirkungen (gastrointestinale Beschwerden, allergische Reaktionen) wurden bei bestimmungsgemäßem Gebrauch nur vereinzelt beschrieben [13, 14]. Das vermehrte medizinische Interesse an Weihrauch hat dazu geführt, dass auf dem Markt eine Vielfalt an Produkten angeboten wird, von Erzeugnissen aus der Rohdroge und aus Extrakten bis hin zu homöopathischen Zubereitungen. Allerdings ist die Zusammensetzung des Harzes und die Verteilung der Inhaltsstoffe artabhängig und maßgeblich für die pharmakologische Wirksamkeit. Aus der Literatur geht hervor, dass der indische Weihrauch so genannte Tirucallensäuren enthält, welche einen stimulierenden Effekt auf die Leukotriensynthese ausüben [5]. Hier könnte schlussfolgernd sogar eine hemmende Wirkung auf die Aktivität der Boswelliasäuren vorliegen. Für in-vitro- und klinische Untersuchungen werden Weihrauchharze definierter Identität und hoher Qualität benötigt. Andernfalls ist die Übertragbarkeit der Ergebnisse nicht gesichert. 24 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Zur klinischen Anwendung liegen Ergebnisse einer Studie an einer kleinen Probandengruppe mit Glioblastom vor, welche unmittelbar die Auswirkung einer Behandlung mit Weihrauch auf die Größenausdehnung des perifokalen Hirnödems untersuchte. Dabei konnte gezeigt werden, dass die Medikation dosisabhängig eine signifi kante Reduzierung des peritumoralen Ödems hervorrief [6]. Die Autoren berichteten weiter von Beschwerdefreiheit der Tumorpatienten mit Hemiparesen und starken analgetikabedürftigen Kopfschmerzen nach Behandlung mit Weihrauch. In einem anderen Therapieversuch, in dem Kinder und junge Erwachsene mit malignen Gliomen mit Weihrauch behandelt wurden, konnte die Gabe von Glukokortikosteroiden zum Rückgang des peritumoralen Ödems eingespart werden [25]. 10. Hyperthermieverfahren Bei der Hyperthermie wird das Körpergewebe erhöhten Temperaturen ausgesetzt, mit dem Ziel Tumorgewebe zu zerstören und Synergieeffekte mit Zytostatika, Strahlen und Antikörpern auszunutzen. Hyperthermie ist neben der Immuntherapie eine weitere Säule in der Krebstherapie, die komplementär zur Chemo- und Strahlentherapie eingesetzt werden kann [17]. Je nach Lage, Größe und Art der Tumoren kommen verschiedene technische Methoden der Wärmeinduktion zur Anwendung. Neuere thermoablative Verfahren nutzen Laseroder Radiofrequenzenergie (LITT, RFA), um mittels Punktion von Metastasen oder Rezidiven punktgenau eine Überwärmung herbeizuführen. Über die verschiedenen Methoden der Hyperthermie in Kombination mit Strahlenoder Chemotherapie liegen inzwischen umfangreiche klinische Untersuchungen vor. In mindestens 28 randomisierten kontrollierten klinischen Studien wurde die Hinzunahme Möglichkeiten und Grenzen der Komplementäronkologie heute von Hyperthermie zur Radio- oder Chemotherapie untersucht. In 21 Studien wurden signifi kant bessere Ergebnisse durch die Kombination mit Hyperthermie hinsichtlich der Ansprechraten, des Gesamtüberlebens oder palliativer Effekte demonstriert. Signifikante Verbesserungen konnten in kontrollierten Studien bei Tumoren der Zervix, der Blase, der Lunge, des Ösophagus, des Rektums, der Vagina und der Vulva gezeigt werden [1]. Insbesondere bei der Behandlung von Patienten mit primären hochmalignen Hirntumoren (Gliome WHO Grad III und IV) wurden bei fortgeschrittenen, therapieresistenten Patienten komplette und langanhaltende partielle Remissionsraten erzielt, die sehr viel versprechend und den bisherigen Methoden deutlich überlegen sind [18]. Auch bei fortgeschrittenen therapieresistenten Ovarialkarzinomen ist die Hyperthermie eine sinnvolle Behandlungsoption. So konnten Hager et al. bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom, bei denen schon mindestens zwei Therapieschemata versagt haben, durch eine perkutane, intraperitoneal hypertherme Perfusionschemotherapie das Ein-Jahres-Überleben von zu erwartenden 2% auf über 65% steigern [19, 20]. Übrigens gehört in den Niederlanden die Kombination aus Strahlentherapie und Tiefenhyperthermie bereits zur Standardbehandlung des fortgeschrittenen Zervixkarzinoms, da hier eine Kombination aus Strahlentherapie und Tiefenhyperthermie bessere Erfolge als die alleinige Strahlen -oder Chemotherapie erzielte [10, 11]. Bei der Hyperthermie werden fünf Formen der Anwendung unterschieden: Oberflächenhyperthermie, geeignet bei in oder dicht unter der Haut liegenden Tumoren. (durch Infrarotstrahler.) Tiefenhyperthermie zur gezielten Behandlung regionaler Tumoren oder Metastasen, z.B. in der Leber, im Becken, in Knochen, in der Lunge. (Kurz- oder Mikrowellen.) Bei diesem Verfahren wird bei örtlich begrenztem Tumorleiden nur der Tumorbereich gezielt überwärmt. Der Patient wird kaum belastet und am Tumor können recht hohe Temperaturen um 42 Grad erreicht werden. Ganzkörperhyperthermie zur Behandlung systemisch ausgebreiteter Metastasen. (Infrarotstrahler, extrakorporaler Wärmeaustausch.) Diese Behandlungsform wird im Allgemeinen bei generalisiertem Krebsleiden angewandt, ist jedoch auch bei regional begrenztem Tumorgeschehen möglich. Während der Behandlung wird der Patient durch milde Narkotika leicht sediert. Herz-Kreislauf und andere Körperfunktionen müssen ständig überwacht werden. Intraperitoneale Perfusionshyperthermie: Bei der Behandlung von Peritonealkarzinosen hat die Hyperthermie bisher wohl ihre größte Bedeutung. Hauptindikation für dieses Überwärmungsverfahren sind die Peritonialkarzinose und der maligne Aszites infolge von Karzinom-Erkrankungen des Darmes, des Magens oder der Unterleibsorgane. Bei zahlreichen austherapierten Patienten konnten gerade mit diesem Hyperthermieverfahren eine deutliche Verlängerung der Überlebenszeit erreicht werden. Die regionale Perfusionhyperthermie eignet sich auch in Kombination mit regionaler Zytostatikatherapie. Interstitielle Thermotherapie zur lokalen Behandlung, z.B. von Prostatakarzinomen im Frühstadium mittels Mikrowellenapplikatoren (HIFU). Je nach der angestrebten oder erreichten Temperatur werden unterschieden: Moderate Hyperthermie > 38,5° intermediäre Hyperthermie > 40° extreme Hyperthermie > 41,5° Thermotherapie > 43° Grundsätzlich ist die Hyperthermie bei allen soliden Tumoren anwendbar. Die bislang überzeugendsten Therapieergebnisse wurden bei einer Kombination von extremer Tiefenhyperthermie mit einer Strahlen- und/ oder Chemotherapie erzielt, z.B. bei Tumoren des Rektums, der Zervix, der Blase, des Gehirns, peritonealen Metastasen von Ovarial- oder Korpuskarzinomen bzw. Lungen- und Lebermetastasen. Es kann zu langfristigen Vollremissionen kommen, auch bei sonst ausbehandelten Patienten. Inoperable Tumore werden einer Resektion zugänglich und potentiell heilbar. Auch die Wirksamkeit von Immuntherapien wird durch die gleichzeitige Anwendung der Hyperthermie erhöht. 11. Fazit Nach einer Erhebung des Wiener Onkologen Wrba gibt es allein im deutschsprachigen Raum an die 500 Mittel und Methoden, die beanspruchen, biologisch die Heilungsprozesse bei Krebserkrankungen zu unterstützen. Für einige dieser Ansätze, die in dieser kurzen Abhandlung vorgestellt wurden, liegen gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse vor, einige andere die zum Beispiel 95 %ige Heilungschancen versprechen oder den Patienten ein Vermögen kosten, sind natürlich abzulehnen. Eine Vielzahl dieser Methoden kann sehr wohl in der Hand eines verantwortungsvollen und erfahrenen Arztes beim Krebskranken zum Heilungsprozess beitragen. Weitere Infor mationen zu den vorgestellten Therapien können jederzeit gern bei der Gesellschaft f ür biolo g is che K r ebs abwehr, P o s t f a c h 10 2 5 4 9, 6 9 0 1 5 Heidelberg, Tel. 06221-138020, Fax 1380220 angefordert oder über das Inter net: w w w.biokrebs.de heruntergeladen werden. Korrespondenzadresse: Dr. med. György Irmey, Dr. med. Nicole Weis Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V. Voßstraße Heidelberg www.biokrebs.de Mail: [email protected] Literatur [1] Baronzio GH, Hager ED. Hyperthermia in Cancer Treatment: A Primer. 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Persönliche Schutzausrüstung Prêt à porter PSA der höchsten Kategorie III für den sicheren Umgang mit Zytostatika Hochwertige Materialien, beste Qualität in der Verarbeitung und überdurchschnittlicher Tragekomfort. • Overalls, Kittel, Armstulpen, Überschuhe • Brillen • Atem-Schutzmasken • Schutzhandschuhe Alles sicher und bequem. Geprüft und zertifiziert als PSA durch BG Prüfzert Telefon + 49(0) 41 21/43 56-0 www.berner-international.de Leitlinien in der Onkologie Leitlinien weisen den Weg in schwierigem Gelände. S3-Leitlinien besitzen den höchsten Evidenzgrad. Derzeit liegen sechs S3-Leitlinien zu onkologischen Themen vor (Foto Jungmayr). Leitlinien in der Onkologie Von Petra Jungmayr, Esslingen Heute: Psychosoziale Versorgung in der Pädiatrischen Onkologie und Hämatologie H eute können rund zwei Drittel aller kindlichen Krebserkrankungen geheilt werden. Eine Voraussetzung für diesen Erfolg ist eine intensive und mit schweren Belastungen einhergehende Therapie, die nicht nur das betroffene Kind, sondern auch dessen Familie und Umfeld betrifft. Beide – Patient und Angehörige – bedürfen dabei einer psychosozialen Unterstützung. Wichtige Grundlagen dazu sind in der S3-Leitlinie „Psychosoziale Versorgung in der Pädiatrischen Onkologie und Hämatologie“ zusammengefasst. Die Entwicklung der psychosozialen Versorgungsleitlinie erfolgte im Auftrag der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) unter Mitarbeit der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft in der Pädiatrischen Onkologie und Hämatologie (PSAPOH) und ist eine Weiterentwicklung einer 2005 publizierten S1-Leitlinie. Das 28 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 methodische Vorgehen erfolgte in Anlehnung an die „Methodischen Empfehlungen zur Erarbeitung von Leitlinien für Diagnostik und Therapie“ der AWMF (Arbeitsgemeinschaften der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) und an das Leitlinienmanual der AWMF und ÄZQ (Ärztliche Zentralstelle Qualitätssicherung). Die Leitlinie ist im AWMF-LeitlinienRegister unter der Nummer 025/002 geführt, ihr aktueller Stand ist von Februar 2008. Sie ist gültig bis Dezember 2012. Sie Leitlinien in der Onkologie liegt in einer Lang- (47 Seiten) und in einer Kurzfassung (14 Seiten) vor. Psychosoziale Interventionen Information, Orientierungshilfe Aufbau der Leitlinie Die Leitlinie ist in sieben Kapitel gegliedert und befasst sich mit folgenden Schwerpunkten: Einleitung/Hintergrund Struktur- und Rahmenbedingungen Belastungsfaktoren und Ressourcen Diagnostik Indikationsstellung und Leitsymptomatik Therapie/Interventionen Nachsorge und Rehabilitation Einleitend wird auf die körperlichen, emotionalen, kognitiven und sozialen Auswirkungen einer kindlichen Tumorerkrankung hingewiesen, die mit Hilfe familienorientierte Konzepte gelindert werden sollen. Wichtige Ziele sind dabei die Unterstützung der Krankheitsbewältigung, die Sicherstellung der Therapie, die Behandlung spezifischer Symptome, die sozialrechtliche Beratung und Unterstützung sowie präventive Maßnahmen. Um dies zu ermöglichen, müssen die entsprechenden Struktur- und Rahmenbedingungen geschaffen sowie die psychischen und sozialen Implikationen der onkologischen Erkrankung erfasst werden. Grundprinzipien der psychosozialen Versorgung Psychosoziale Diagnostik Supportive Therapie Krisenintervention Soziale Beratung und Unterstützung Brustkrebsfrüherkennung 2/2008 Familien-, Paar- und Erziehungsberatung Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms der Frau 4/2008 Begleitung medizinischer Maßnahmen Kolorektales Karzinom 9/2008 Psychotherapie (Gesprächs-, Familien-, Verhaltenstherapie) Entspannungsverfahren (Atemtechniken, autogenes Training, Imagination) Künstlerische Therapie (Musik-, Kunsttherapie) Spiel, Gestaltungspädagogik Palliativbegleitung Planung und Einleitung der Nachsorge und Rehabilitation Organisation der schulischen und beruflichen Reintegration Patienten- und Angehörigenschulung Koordination stationärer und ambulanter psychosozialer Versorgung Interdisziplinäre Kooperation Einhalten ethischer Grundlagen Vor der Veröffentlichung steht: und haben je nach Krankheitsphase unterschiedliche Schwerpunkte. Alle Patienten der pädiatrischen Onkologie sollen eine psychosoziale Grundversorgung erhalten, die bei Bedarf erweitert werden kann. Die Grundversorgung umfasst den Erstkontakt, die psychosoziale Anamnese, eine soziale und psychologische Beratung, psychoedukative Maßnahmen, die krankheitsspezifische Verlaufsdiagnostik, supportive Therapie, Krisenintervention, künstlerische Angebote, Spiel- und Gestaltungspädagogik, die Vermittlung von Rehabilitationsmaßnahmen, das Abschlussgespräch und das Angebot einer Nachbetreuung. Internet Familienorientierung Orientierung am Krankheitsverlauf Prostatakarzinom 9/2009 Magenkarzinom Prävention Supportive Therapie Exokrines Pankreaskarzinom 10/2006 Psychosoziale Versorgung in der Pädiatrischen Onkologie und Hämatologie 2/2008 Ganzheitliche Behandlung Orientierung an personellen und sozialen Ressourcen Bereits veröffentlichte S3Leitlinien in der Onkologie: www.awmf-online.de Diagnostik und Therapie Mit Hilfe der psychosozialen Diagnostik sollen die individuellen Belastungen sowie Bewältigungs- und Anpassungsstrategien erfasst werden, um die entsprechenden Interventionen einleiten zu können. Die therapeutischen Maßnahmen richten sich nach dem aktuellen Befinden des Betroffenen Autorin Dr. Petra Jungmayr Fachapothekerin für Offizinpharmazie; Onkologische Pharmazie Esslingen Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 29 Who is who Who is who Bearbeitet von Gisela Sproßmann-Günther, Berlin Heute: Annette Freidank, Fulda Nach dem Abitur in der Nähe von Darmstadt studierte Annette Freidank Pharmazie in Marburg und promovierte dort 1985 am Institut für Pharmakologie und Toxikologie. Zu dieser Zeit „entdeckte“ sie die Klinische Pharmazie für sich und ging, als dort eine Stelle ausgeschrieben wurde, in die Apotheke des Klinikums Fulda. Dort war sie für den Aufbau der zentralen Zytostatikaabteilung verantwortlich. Von Anfang an waren die pharmazeutische Betreuung der Tumorpatienten und die Beratung der Ärzte und des Pflegepersonals wichtige Aspekte ihrer Tätigkeit. Nach der eigenen Weiterbildung im Bereich klinische Pharmazie ging sie diesen eingeschlagenen Weg konsequent weiter und erhielt 1991 die Weiterbildungsermächtigung für dieses Fach. Zeitgleich übernahm Annette Freidank die Position der stellvertretenden Direktorin der Apotheke. Jetzt bestand auch die Möglichkeit, die Aufgaben der Apotheke im Bereich Klinische Pharmazie weiter auszubauen. Dies war einer der Gr ünde 2001 mit der Ausbildung zum Master of Clinical Pharmacy an der Strathclyde University in Glasgow zu beginnen, um die spätere Umsetzung in Fulda zu erleichtern. Neben der universitären Ausbildung bestand dort die Möglichkeit den Clinical Pharmacist auf der Station zu begleiten. Mit der Arbeit „Evaluation of methods for teaching ihrer Meinung nach ein ganz wesentlicher Baustein in der optimalen Versorgung des Patienten. Deshalb sollte die gegenseitige Unterstützung der verschiedenen Berufsgruppen so früh wie möglich in der Aus- und Weiterbildung gefördert werden. and assessing undergraduate pharmacy students in a clinical placement“ erlangte Annette Freidank 2006 ihren Masterabschluss. Schwerpunkt der Arbeit war die Ausbildung der Studenten am Krankenbett, die mit einer praxisnahen Prüfung (OSCE – objective structured clinical examination) abgeschlossen wurde und in die auch Tumorpatienten eingeschlossen waren. Seit vier Jahren wird dieses Projekt jedes Semester an der Philipps-Universität in Mar bur g angeboten und von den Studenten gerne angenommen. Neben ihren Vorlesungen in Marburg ist Annette Freidank ebenfalls in die Ausbildung der Medizinstudenten in Fulda und die Weiterbildung des Pflegepersonals eingebunden. Wir alle kennen Annette Freidank als kompetente und engagierte Ansprechpartnerin für pharmazeutische Probleme und als Referentin und Mitorganisatorin auf unseren klinischen und onkologischen Kongressen. Daher wundert es uns nicht, dass sie im Präsidium der DGOP sowie in vielen nationalen und internationalen Organisationen, unter anderem der onkologischen Arbeitsgruppe der ADKA, der DKG (Deutsche Krebsgesellschaft, hier speziell in den beiden Arbeitsgemeinschaften OPH und ASORS), der E.S.C.P (European Society of Clinical Pharmacy), der MASCC (Multinational Association of Supportive Care in Cancer) engagiert mitarbeitet. Seitdem Annette Freidank nach der Promotion über sechs Monate durch Indonesien, Australien und Neuseeland gereist war, ist alle 2 bis 3 Jahre ein mehrwöchiger Urlaub in ferne Länder notwendig. Wieder in Deutschland liest, radelt, segelt und wandert sie gerne und möchte jedes Jahr etwas Neues ausprobieren. Die multiprofessionelle Zusammenarbeit im Bereich der Arzneimitteltherapie ist 28. - 30. Januar 2011 Hamburg-Harburg 30 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 ASCO-Meeting 2010 in Chicago KONGRESSBERICHT ASCO-Meeting 2010 in Chicago Bericht vom Jahreskongress der American Society of Clinical Oncology Von Günther J. Wiedemann, Ravensburg und Wolfgang Wagner, Osnabrück Wichtige positive Studienergebnisse bei fortgeschrittenen/metastasierten Tumorleiden 1. Nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom (NSCLC) Im Jahr 2007 wurde in Nature das EML4ALK Fusionsgen vorgestellt. Die Fusion des ALK-Gens mit dem EML4-Gen führt zur Produktion des tumorspezifischen Enzyms ALK (Anaplastic Lymphoma Kinase) und stimuliert so das Wachstum von Bronchialkarzinomzellen. Bereits drei Jahre später wurde jetzt auf dem ASCO eine klinische Studie vorgestellt, die Behandlungserfolge durch die Hemmung der ALK zeigt und so das Konzept der Selektion von Lungenkrebspatienten mit bestimmten genetischen Veränderungen für entsprechend maßgeschneiderte Therapien unterstützt. Der orale ALK-Inhibitor Crizotinib zeigte überraschend hohe Ansprechraten bei Patienten mit fortgeschrittenem ALK-positivem NSCLC, die zuvor mindestens drei Standdardtherapien erhalten hatten. Eine Phase I/II Studie ergab bei diesen extrem vorbehandelten Patienten Ansprechraten von rund 90 %, komplette und partielle Remissionen traten in 57 % auf. Das Ansprechen hielt bis zu 15 Monate an, die Wahrscheinlichkeit, nach 6 Monaten progressionsfrei zu sein, betrug für diese Patienten 72 %. Übelkeit und Erbrechen waren die häufigsten unerwünschten Wirkungen. Einschränkend muss man sagen, dass nur etwa 5 % aller Patienten mit NSCLC ALK-positiv sind und daher für die Therapie mit Crizotinib in Frage kommen. (Bang et al, Abstract #3) Die Kombination von Carboplatin (monatlich, AUC 6) mit Paclitaxel (wöchentlich, 90 mg/m 2) verlängert das Überleben von alten Patienten (70-89 Jahre) im Vergleich zur Standardtherapie mit entweder Gemcitabin (1150 mg/m 2, wöchentlich) oder Vinorelbin (30 mg/m 2, Tag 1 und 8). Das Gesamtüberleben betrug in der Gruppe unter Kombinationstherapie 10,4 Monate, in der Vergleichsgruppe 6,2 Monate. Die Zeitspanne bis zur erneuten Progression wurde verdoppelt (6,3 vs. 3,2 Monate). Moderate bis schwere Neutropenien waren unter der Kombinationstherapie allerdings häufiger. (Quoix et al., Abstract #2) 2. Inoperables fortgeschrittenes und metastasiertes Malignes Melanom (Stadium III und IV) Ipilimumab ist ein monoklonaler Antikörper gegen CTLA-4 (Cytotoxisches TLymphozyten Antigen) auf der Oberfläche von T-Lymphozyten. CTLA-4 fungiert als „Bremse“ der Immunantwort; die Blockade von CTLA-4 stimuliert die T-Zell Antwort gegenüber malignen Zellen. In einer großen randomisierten Doppelblindstudie an 676 32 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Photo by © ASCO/Todd Buchanan 2010 Patienten mit fortgeschrittenem /metastasiertem Melanom wurde die Effektivität von Ipilimumab (insgesamt 4 Infusionen über 90 Minuten alle 3 Wochen), gp100 Vakzine und der Kombination aus beiden verglichen. Ipilimumab alleine oder in Kombination verlängerte signifikant das mediane Überleben (10 vs. 6,4 Monate) im Vergleich zur Therapie mit gp100 Vakzine. Unter Ipilimumab traten in 10-15 % überschießende Immunreaktionen auf, die immunsuppressiv mit Steroiden behandelt werden mussten. (Day et al., Abstract #4) 3. Fortgeschrittenes Ovarialkarzinom (Stadium III und IV) Eine zehnmonatige Erhaltungstherapie mit Bevacizumab (15 mg/kg) verlängert in Kombination mit der Standardchemotherapie (Carboplatin plus Paclitaxel) das progressionsfreie Überleben von 10,3 auf 14,1 Monate. Eine kürzere Therapie mit Bevacizumab (Infusionen an Tag 1 jedes der 6 Carboplatin/Paclitaxel Zyklen) brachte keinen Überlebensvorteil. (Burger et al., Abstract #2) 4. Fortgeschrittenes Prostatakarzinom Eine zusätzliche Strahlentherapie zur kontinuierlichen Hormontherapie verlängert ASCO-Meeting 2010 in Chicago das Überleben von Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom (PSA>20, Gleason >8, T2-T4). Nach 6 Jahren waren 175 von 602 Patienten unter alleiniger Hormontherapie gestorben, aber nur 145 von 603 unter Kombination mit Strahlentherapie (relative Risikoreduktion 43%). (Warde et al., #4504) 5. Metastasiertes Mamakarzinom Eribulin hemmt über einen neuartigen Mechanismus die Mitose. Es beeinträchtigt die Funktion der Mikrotubuli. Das bedeutet, dass sich der Spindelapparat nicht entwickeln kann und der Zellzyklus daher in der G2/M-Phase blockiert wird. In einer Phase III Studie (EMBRACE) verlängerte Eribulin-Mesylat (1,4 mg/m 2, 2-5 Minuten i.v. Bolus, Tag 1 und 8 eines 21-tägigen Zyklus) das Gesamtüberleben von Frauen mit metastasiertem Brustkrebs, die intensiv vorbehandelt waren (inklusive Anthrazykline und Taxane) um 2,5 Monate (13,1 vs.10,7 Monate) gegenüber verschiedenen Chemotherapie-Regimen in der Kontrollgruppe. EMBRACE ist damit die erste Single-Agent Studie, die bei intensivst vorbehandelten Patientinnen einen Überlebensvorteil zeigen konnte. (Twelves et al., #504) Wichtige negative Studienergebnisse 1. Fortgeschrittenes Kolonkarzinom mit Wildtyp KRAS Cetuximab zusätzlich zur adjuvanten Standardtherapie mit FOLFOX bringt Patienten mit reseziertem Kolonkarzinom (Stadium III, T1-4, N1-3, M0) und normalem KRAS –Gentyp keinen Überlebensvorteil, aber mehr unerwünschte Wirkungen. Die große Phase III Studie mit 1760 Patienten wurde aufgrund der Nachteile für die Cetuximab-Studiengruppe vorzeitig beendet. (Alberts et al., #3507) 2. NSCLC: Prävention von Zweittumoren 200 Mikrogramm Selen pro Tag beeinflussen das Zweitkarzinom-Risiko von Patienten mit reseziertem NSCLC (Stadium I) eher negativ. Eine randomisierte doppelblinde Präventionsstudie (Selen vs. Placebo) brachte folgende Ergebnisse: Die Inzidenz sekundärer Primärtumoren betrug 3.66 pro 100 Personenjahre unter Placebo und 4,11 pro 100 Personenjahre unter Selen. Sekundäre Primärtumoren in der Lunge hatten ebenfalls eine höhere Inzidenz unter Selen (1,91 vs. 1,36 pro 100 Personenjahre). (Karp et al., #7004) gesteronrezeptor-Status und 13,9 % beim HER2-Rezeptor-Status. In diesen Fällen ist möglicherweise eine Anpassung der Therapiestrategie sinnvoll. (Locatelli et al., #1008) 3. Immunhistochemie kein prädiktiver Faktor Der immunhistochemische Nachweis von Mikrometastasen im Sentinel-Lymphknoten oder Knochenmark erlaubt keine Rückschlüsse auf die Prognose und sollte nicht Wichtige Neuigkeiten zum Thema Brustkrebs 1. Infiltrierter Sentinel-Lymphknoten: Entfernung zusätzlicher Lymphknoten nicht von Vorteil Bei Metastasierung in den Sentinel-Lymphknoten wurden bisher auch die übrigen axillären Lymphknoten entfernt. In einer Phase III Studie wurde jetzt gezeigt, dass dies keinen Überlebensvorteil für die Frauen bringt, aber das Risiko von unerwünschten Wirkungen (wie Lymphödem) erhöht. (Giuliano et al., #506) 2. Lebermetastasen haben manchmal andere Tumorbiologie als Primärtumor Der Vergleich von Gewebe aus dem Primärtumor in der Brust und Lebermetastasen bei 255 Brustkrebspatientinnen ergab, dass bei einigen Patientinnen die Tumorzellen ihre biologischen Eigenschaften geändert hatten. 14,5 % der Lebermetastasen zeigten Unterschiede hinsichtlich des Östrogenrezeptor-Status, 48,5% hinsichtlich des Pro- Photo by © ASCO/Todd Buchanan 2010 Grundlage für Therapieentscheidungen hinsichtlich der adjuvanten Therapie sein. Das ergab eine große Beobachtungsstudie an 5500 Frauen mit Brust erhaltend operiertem Mammakarzinom (T1/T2 N0 M0) (Cote et al., #504). Autoren Prof. Dr. Günther J. Wiedemann, Ravensburg [email protected] Prof. Dr. Wolfgang Wagner, Osnabrück [email protected] Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 33 PARP-Inhibitoren PARP-Inhibitoren Von Petra Jungmayr, Esslingen P ARP-Inhibitoren werden derzeit intensiv untersucht. Sie unterbinden die Reparatur von DNA-Schäden und führen zur Apoptose der geschädigten Zellen. Einige Vertreter dieser Wirkstoffgruppe werden bereits in klinischen Studien eingesetzt und erste Ergebnisse zu ihrer Anwendung beim Mamma- und Ovarialkarzinom sind viel versprechend. Wirkweise von PARP-Inhibitoren Schäden an der DNA können von der Zelle über verschiedene Mechanismen repariert werden. Eine Möglichkeit ist die Reparatur mit Hilfe von PARPs (PARP = Poly(adenosindiphosphat [ADP]-ribose polymerase). Ein wichtiger Vertreter dieser Enzymfamilie ist PARP1, das DNAEinzelstrangbrüche durch Basenexzisionsreparatur behebt. Bei einer Hemmung von PARP1 durch PARP-Inhibitoren können die Einzelstrangbrüche nicht mehr repariert werden, so dass bei der nächsten Zellteilung Doppelstrangbrüche entstehen. Normaler- weise können diese Doppelstrangbrüche durch eine homologe Rekombination ausgeglichen werden. Bei bestimmten Genmutationen (Keimbahnmutationen der BRCA1- oder BRCA2-Gene) besteht diese Möglichkeit nicht und die Zelle geht in den Zelltod (Graphik 1). Bei einer Reihe von Tumorerkrankungen ist die homologe Rekombination gestört. Dazu gehören Tumoren mit Mutationen am BRCA1- und BRCA2-Gen wie bestimmte Mamma-, Ovarial- und Prostatakarzinome. Ferner scheint bei dreifach negativen Mammatumoren sowie BL-CLMammakarzinomen eine gestörte Doppelstrangreparatur vorzuliegen. Zwei Ansätze zur Anwendung von PARP-Inhibitoren Der tumorspezif ische Defekt, keine DNA-Reparatur durch homologe Rekombination zu ermöglichen, kann therapeutisch genutzt werden, in dem auch die zweite Möglichkeit der DNA-Reparatur mit Hilfe von PARP-Inhibitoren blockiert wird. Gesunde Zellen, also Zellen mit intakter DNA, werden nicht betroffen, so dass eine selektive Tumortoxizität herbeigeführt werden kann; man bezeichnet dies als das Prinzip der „synthetischen Letalität“. PARP-Inhibitoren können auch mit zytotoxischen Substanzen kombiniert werden, die DNA-Schäden verursachen. Dabei geht man folgendermaßen vor: Man setzt durch eine Chemotherapie (oft Platinhaltig) einen DNA-Schaden. Dies führt in der Zelle zu einer Hochregulierung von PARP1, um den Schaden zu reparieren. Dann wird ein PARP1-Inhibitor verabreicht, der die Reparatur verhindert. Es kommt zu Doppelstrangbrüchen und schließlich zum Zelltod (Graphik 2). PARP-Inhibitoren beim Mammakarzinom Graphik 1 [Graphik Prof. Andreas Schneeweiss, Heidelberg] Bei intakten Zellen werden Doppelstrangbrüche durch die homologe Rekombination behoben. Bei bestimmten Tumorzellen ist die homologe Rekombination gestört, so dass eine Reparatur nur mit Hilfe von PARP möglich ist. Ein PARP-Inhibitor verhindert auch diesen Weg. 34 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Brustkrebs ist eine heterogene Erkrankung, die nach verschiedenen Kriterien wie etwa ihrer Histopathologie, Immunhistochemie, Größe und Ausbreitung klassifiziert werden kann. Die genaue Bestimmung der Tumorcharakteristika ist für die Prognose und Therapie entscheidend. Seit einigen Jahren gewinnt die phänotypische oder molekulare Klassifikation, die mit Hilfe von Genexpressionsanalysen erstellt wird, an Bedeutung. Mit ihrer Hilfe können Mammakarzinome in fünf Subtypen unterteilt werden, die sich deutlich in ihrem biologischen und klinischen Verhalten unterscheiden (siehe Kasten). Dreifach negative Tumore (rund 15% aller Brustkrebserkrankungen) weisen eine schlechte Prognose auf und sind PARP-Inhibitoren Eigenschaften dreifach negativer Karzinome TNBC (TNBC = triple negative breast cancer) Verlust von Estrogen-Rezeptor, Progesteron-Rezeptor, HER2 tritt häufig bei unter fünfzigjährigen Frauen auf duktalinvasive, metaplastische, medulläre (G3) Karzinome verminderte Expression bzw. Verlust von BRCA und PTEN u. a. erhöhte Expression des Proliferationsmarkers Ki-67, des EGFRezeptors oder eine Mutation des Onkogens p53 Molekulargenetische Einteilung des Mammakarzinoms Molekularbiologisch werden derzeit fünf Subgruppen des Mammakarzinoms unterschieden, die anhand ihrer Eigenschaften bezeichnet werden: Luminal-A- und Luminal-B-Tumore Claudin-low-Tumore HER2-positive Tumore Tumoren vom basalen Phänotyp (basal-like) normal-like Karzinome Tab. 1: Histopathologische und molekulargenetische Klassifikation des Mammakarzinoms Histopathologisch Genchip-Analyse Histologie, Immunhistologie, Molekularpathologie Genchip und Cluster-Analyse • invasiv-duktal • invasiv-lobulär • sonstige Grading molekulare Tumortypen Hormonrezeptor-Positivität luminale Karzinome (Subtypen ABD) HER2-Positivität HER2-positive Karzinome dreifach negative Karzinome basal-like Karzinome überwiegend normale Zellen normal-like Karzinome molekulares Grading schwierig zu therapieren. Da bei der Mehrzahl dreifach negativer Tumore das PARP1Enzym hochreguliert ist, erscheint die Gabe von PARP-Inhibitoren vielversprechend. Studien mit PARP-Inhibitoren PARP-Inhibitoren werden derzeit intensiv untersucht. Mehrere Vertreter werden in präklinischen Untersuchungen sowie in Phase-I- bis Phase-III-Studien bei verschiedenen Tumorentitäten wie etwa Brustkrebs, Ovarialkarzinom, Gebärmutterhalskrebs, Glioblastom, Lungentumoren, Pankreaskarzinomen und Sarkomen geprüft. Am weitesten fortgeschritten sind die Studien mit Olaparib und Iniparib, von denen exemplarisch einige vorgestellt werden. Der PARP-Inhibitor BS1-201 (Iniparib) wurde bereits erfolgreich in einer randomisierten Phase-II-Studie bei dreifach negativen Brustkrebspatientinnen eingesetzt. Die Kombination aus einer Chemotherapie mit Gemcitabin/Carboplatin plus BSI-201 erzielte im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie bei intensiv Zwischen der histopathologischen und molekularen Diagnostik finden sich deutliche Übereinstimmungen. Hormonrezeptor-positive Karzinome und HER2-positive Karzinome sind mit beiden Methoden nachweisbar. Für das normal-like Karzinom gibt es derzeit noch kein histopathologisches Korrelat. Überlappungen bestehen bei den molekular definierten basal-like Tumoren und den dreifach negativen Karzinomen. Auf molekularer Ebene wird das dreifach negative Karzinom mehrheitlich den Subgruppen der basal-like (BL)- und Claudin-low (CL)-Mammakarzinome zugeordnet (60-80% der CL- bzw. BL-Mammakarzinome sind dreifach negativ). In der Praxis ist es bislang schwierig, einzelne Tumore sicher einer molekularen Subgruppe zuzuordnen, da dies eine Genexpressionsanalyse erfordert, die mit erhöhten Kosten einhergeht. Graphik 2 [Graphik sanofi-aventis] Durch eine zytotoxische Substanz wird die DNA geschädigt. Dies führt in der Zelle zu einer Hochregulierung von PARP1, um den Schaden zu reparieren. Der PARP1-Inhibitor verhindert aber die Reparatur. Es kommt zu Doppelstrangbrüchen und schließlich zum Zelltod. Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 35 PARP-Inhibitoren vorbehandelten Patientinnen im metastasierten Stadium eine statistisch signifikante Verlängerung der progressionsfreien und der gesamten Überlebenszeit (progressionsfreies Überleben median 6,9 Monate vs. 3,3 Monate; p < 0,0001; Gesamtüberleben median 9,2 Monate vs. 5,7 Monate; p = 0,0005.) Die Sicherheitsanalysen ergaben keinen Unterschied zwischen beiden Behandlungsarmen im Hinblick auf die hämatologische und nicht-hämatologische Toxizität. Eine Phase-III-Studie mit Gemcitabin/ Carboplatin plus BSI-201 vs. Gemcitabin/ Carboplatin plus Placebo wird derzeit in den USA durchgeführt. AZD-2281 (Olarparib): Eine Phase-1-Studie zeigte in der Monotherapie eine AntiTumoraktivität bei BRCA-Mutationen beim Mammakarzinom, Ovarialkarzinom und Prostatakarzinom. In einer PhaseII-Studie bei Brustkrebspatientinnen mit BRCA-Mutationen wurde ein Tumorrückgang bei rund einem Drittel der Patientinnen festgestellt. Soweit bislang bekannt ist, treten unter einer Therapie mit PARPInhibitoren keine besorgniserregenden Nebenwirkungen auf. Unter Olaparib wurde von leichten Nebenwirkungen (Grad 1 und 2) berichtet, unter anderem traten Übelkeit, Fatigue, Erbrechen, Geschmacksveränderungen und Anorexie auf. Literatur 1. Ashworth A.: A synthetic lethal therapeutic approach: Poly(ADP)ribose polymerase inhibitors for the treatment of cancers deficient in DNA double-strand break repair. JCO 26, 3785-3790. Tab. 2: PARP-Inhibitoren in klinischen Studien (Auswahl) 2. Chalmers A.: The potential role and application of PARP inhibitors in cancer treatment. British Medical Bulletin 89, 23-40 (2009). 3. Denkert, C.: Klassifikation des Mammakarzinoms – molekularbiologisches Typing. GynSpectrum 3 (2008), 7-8. 4. Fong, P., et al.: Inhibition of Poly(ADP-Ribose) Polymerase in tumors from BRCA mutation carriers. N Engl J Med 361, 123-134 (2009). 5. Geyer F.C., et al.: Genomweite Expressionsprofile als klinische Entscheidungshilfe. Der Pathologe 30, 141-146 (2009). 6. Gluz, O., et al.: Triple-negative breast cancer – current status and future directions. Annals of Oncology 20, 1913-1927 (2009). 7. Heinemann V.: PARP-Inhibitoren zur Behandlung von Tumoren mit defekter DNS-Reparatur. Senologie 7, 55-57 (2010). 8. Iglehart J., et al.: Synthetic lethality – a new direction in cancer-drug development. N Engl J Med 361, 189-191 (2009). 9. Lüscher B.: PARP-Inhibitoren in der Tumortherapie. Im Focus Onkologie 5, 68-72 (2010). 10.Rouleau M., et al.: PARP inhibition: PARP1 and beyond. Nature reviews 10, 293-301 (2010). Wirkstoff Hersteller Anzahl der Studien gemäß Eintrag im Studienregister des US National Institutes of Health; (Stand Juli 2010) AZD-2281 (Olaparib) AstraZeneca 26 Internet BSI-201 (Iniparib) sanofi-aventis 15 ABT-888 (Veliparib) Abbott 29 www.parp.inhibitors.com www.biparscienes.com www.clinicaltrial.gov AG-014699 Pfizer 3 SAR240550 sanofi-aventis 2 MK-4827 Merck 2 CEP-9722 Cephalon 1 Die Studien sind teilweise aktiv, teilweise noch in Rekrutierung. Die jeweiligen PARPInhibitoren werden meist mit unterschiedlichen zytotoxischen Substanzen kombiniert und bei verschiedenen Tumor­entitäten eingesetzt. Herausgeber: Klaus Meier, Soltau Verlag: onkopress, Ziegelhofstraße 43, 26121 Oldenburg, www.onkopress.de ISSN-Nr.: 1437-8825 Chefredakteurin: Dr. Karla Domagk, Cottbus Redaktion: Dr. Susan Bischoff, Berlin; Priv. Doz. Dr. Jens Büntzel, Nordhausen; Dr. Gabriele Gentschew, Frankfurt/M.; Dr. Doris Haider, Wien; Gerald Hensel, Leipzig; Dr. Brigitte Hübner, Quedlinburg; Dr. Petra Jungmayr, Stuttgart; Henrik Justus, Uslar; Michael Marxen, Wesseling; Thomas Schubert, Mönchengladbach; Wioletta Sekular, Krefeld; Gisela Sprossmann-Günther, Berlin; Dr. Robert Terkola, Wien; Dr. Sabine Thor-Wiedemann, Ravensburg. Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. U. Jaehde, Pharmazeutisches Institut, Abt. Klinische Pharmazie, Universität Bonn; Prof. Dr. Günter Wiedemann, Klinik für Innere Medizin, Hämatologie, Onkologie und Gastroenterologie, Oberschwabenklinik Ravensburg; Univ. Prof. DI Dr. Robert Mader, Universitätsklinik für Innere Medizin I, Medizinische Universität Wien; Sigrid Rosen-Marks, Hamburg. 36 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Autorin Dr. Petra Jungmayr Fachapothekerin für Offizinpharmazie; Onkologische Pharmazie Esslingen Alle Rechte, insbesondere die des Nachdrucks, der Übersetzung, der photomechanischen Wiedergabe und Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen sind vorbehalten und bedürfen der schriftlichen Genehmigung. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen wird nicht gehaftet. Der Leser darf darauf vertrauen, dass Autoren und Redak­t ion größte Mühe und Sorgfalt bei der Erstellung der Zeitung verwandt haben. Für etwaige inhaltliche Unrichtigkeit von Artikeln übernehmen Herausgeber, Verlag und Chefredakteur keinerlei Verantwortung und Haftung. Ein Markenzeichen kann warenzeichenrechtlich geschützt sein, auch wenn ein Hinweis auf etwa bestehende Schutzrechte fehlt. Namentlich gekennzeichnete Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar. 18. NZW in Hamburg-Harburg Aus der Praxis für die Praxis Bericht vom PTA-Kongress, 30. 1. 2010 in Hamburg-Harburg D er im Rahmen des jährlichen NZW statt fi ndende PTA-Kongress erfreut sich seit Januar 2003 an stetig wachsendem Interesse und zunehmender Teilnehmerzahl, denn er richtet sich speziell an die pharmazeutisch-onkologisch tätigen PTA. In Hamburg werden die neuen Entwicklungen und Kenntnisse in der Chemotherapie und der pharmazeutisch-onkologischen Versorgung Krebskranker in Fachvorträgen und Workshops in verständlicher Weise vermittelt. Bereits vorhandenes Fachwissen wird vertieft und auf den aktuellen Standard gebracht. Im Zuge der rasanten Entwicklung neuer Therapien und Therapieformen nimmt die Aus- und Weiterbildung des pharmazeutischen Fachpersonals einen immer wichtigeren Stellenwert ein. 8. PTA-KONGRESS FREITAG, 29. JANUAR 2010 16.00-17.30 V Workshop Chemotherapie bei Kindern – was ist während/ nach der Therapie zu beachten? Carola Freidank, Hannover & Janine Ratai, Hamburg SAMSTAG, 30. JANUAR 2010 Chair: Claudia Woeste, Berlin 9.00-9.15 Einleitung 9.15- 9.40 Leukämie – ein Überblick Dr. Katrin Mühlenfeld, Hamburg 9.40 -10.05 Hodgkin-Lymphom Martin Ehmann, Heidelberg 10.05-10.30 Non-Hodgkin-Lymphom Dr. Tilman Schöning, Heidelberg Fachapotheker, Wissenschaftler der verschiedenen Fachrichtungen und PTA vermitteln in 25minütigen Kurzvorträgen kompaktes theoretisches Wissen gepaart mit Beispielen aus der Praxis. Onkologisch ausgebildete Fachkrankenschwestern und Pfleger schulen im Umgang mit dem Patienten, damit auch die Berufsgruppe der PTA für die Beratung im Apothekenalltag gerüstet ist. Durch die Zunahme der oralen Chemotherapeutika spielt die Unterstützung einer umfassenden pharmazeutischen Beratung des Patienten eine immer wichtigere Rolle. 10.30-10.55 Pause 10.55-11.45 Multiples Myelom/Plasmozytom – eine Erkrankung zwei Namen? Dr. Maika Lestin & Dr. Claudia Langebrake, Hamburg 11.45-12.10 Pause 12.10-12.35 Neue Therapien in der Onkologie Jürgen Barth, Gießen 12.35-13.00 Übelkeit und Erbrechen in der klinischen Onkologie Dr. Hans-Peter Lipp, Tübingen 13.00-14.00 Mittagessen 14.00-14.25 Praktische Aspekte der pädiatrischen Onkologie Carola Freidank, Hannover In diesem Jahr lag der Schwerpunkt der Vorträge bei den hämatologischen Krebserkrankungen, mit denen sowohl die Mitarbeiter im Krankenhaus als auch im ambulanten Bereich in Berührung kommen. 14.25-14.50 Orale Zytostatika und Tyrosinkinasehemmer – Beratung in der Apotheke Matthias Wriedt, Hamburg 14.50-15.15 Pause Über ausgewählte Vorträge und Workshops berichten: Nadja Alvermann/Berlin, Anna Hemmler/Kiel, Wioletta Sekular/Tönisvorst und Claudia Woeste/Berlin. 15.15-16.45 Ernährungsdiagnostik und -therapie für Tumorpatienten W X PD D r. Jens Büntzel, Nordhausen & Dr. Jens Putziger, Fuldabrück Psychischer Einfluss auf die Krebsentstehung – gibt es eine Krebspersönlichkeit? Erika Friedrichs, Aurich Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 37 18. NZW in Hamburg-Harburg Multiples Myelom für PTA D as klinische Bild dieser bösartigen Erkrankung der Knochenmarkplasmazellen wird durch die zunehmende Ansammlung von Myelomzellen im Knochenmark geprägt. Die Symptome werden entweder durch das Wachstum der Plasmazellen oder durch die Eigenschaften der gleichzeitig gebildeten Antikörper hervorgerufen: Knochenschmerzen, spontane Knochenbrüche, Anstieg des aus dem Knochen gelösten Calciums im Blut, Abnahme roter Blutkörperchen, Infektneigung und Niereninsuffizienz. Frau Dr. Claudia Langebrake (Apotheke im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) berichtete über Therapie-Indikationen des Multiplen Myeloms (Tab.1) und über Therapieempfehlungen, die abhängig von Komorbiditäten, Schweregrad und Charakteristika der Erkrankung sowie Ansprechen auf bisherige Therapien sind. Sie stellte fest, dass es bisher keine Heilung gibt. Allerdings sei es möglich, eine Plateauphase zu erreichen, in der sich Plasmazellen im Knochenmark befinden, jedoch keine Symptome verursachen. Konventionelle Chemotherapie ist indiziert bei Patienten, die für intensive Therapieformen aufgrund ihres (biologischen) Alters oder aufgrund von Begleiterkrankungen nicht in Frage kommen: Melphalan/ Prednisolon (MP nach Alexanien), auch in Kombination mit Thalidomid, Lenali- domid oder Bortezomib. Anthrazyklinhaltige Schemata (z.B. VAD = Vincristin, (Adriamycin) Doxorubicin, Dexamethason) sind veraltet. Mögliche Optionen für Patienten älter als 80 bis 85 Jahre sind MP oder alternativ Bendamustin/Prednisolon oder Cyclophosphamid/Prednison. Die Möglichkeiten der Therapie des multiplen Myeloms haben sich durch das gewachsene Verständnis der Pathogenese der Erkrankung wesentlich verändert. So sind Arzneistoffe mit neuen therapeutischen Angriffspunkten möglich geworden: Thalidomid, Lenalidomid, Bortezomib (Tab. 2, Kasten). Zusammenfassend stellte Frau Dr. Langebrake fest, dass Bortezomib, Thalidomid und Lenalidomid in Kombination mit Dexamethason ± konventionelle Chemotherapie in der Induktionstherapie überlegen sind und das Outcome verbessern. Jedoch sind Langzeit-Nachbeobachtungen der existierenden Studien notwendig, um den Gesamteffekt beurteilen zu können! Deutliche Verbesserungen im progressionsfreien Überleben und Gesamtüberleben bei multiplen Myelom gibt es durch Stammzelltransplantation (SZT): Gesamtüberleben autologe-SZT vs. konventionelle Chemotherapie: 52 % vs. 12 % [Attal 1996]. Auch die Tandem-SZT verzeichnet bessere Ergebnisse als eine einmalige SZT. Abschließend gab Frau Dr. Langebrake eine kurze Zusammenfassung über gegenwärtig laufende Studien bei neu diagnostiziertem, rezidiviertem und refraktärem multiplen Myelom sowie über Möglichkeiten der Zusatztherapie oder supportiver Behandlung. Hochdosis-Chemotherapie mit SZT in der Therapie des Multiplen Myeloms (MM): höhere Effektivität gegenüber der konventionellen Chemotherapie für Patienten unter 60-65 Jahre die dosisreduzierte HD-Therapie mit autologer SZT ist bei älteren Patienten (bis 70-75 Jahre) möglich Standardbehandlung für junge Patienten mit de-novo MM möglichst im Rahmen multizentrischer Studien mit dem Ziel der Langzeitremission systemische Chemotherapie verlängert das ereignisfreie Überleben und das Gesamtüberleben CAVE: Die Vorbehandlung mit Melphalan kann die Gewinnung autologer Blutstammzellen beeinträchtigen! Tab. 1: Therapie-Indikationen beim Multiplen Myelom (MM) Stadium 1 Hämoglobin > 10 g/dl Kalzium im Serum normal max. 1 Osteolyse IgG < 5 g/dl bzw. IgA < 3 g/dl Leichtkettenausscheidung im Urin < 4 g/24 h Therapie nur bei Gefahr der Nierenschädigung durch die falsch gebildeten Antikörper oder deren Leichtketten. Stadium 2 zwischen Stadium 1 und 3 Stadium 3 mind. 1 der folgenden Kriterien: Hämoglobin < 8,5 g/dl Kalzium > 3,0 mmol/l > 2 Osteolysen IgG > 7 g/dl IgA > 5 g/dl Leichtkettenausscheidung im Urin > 12 g/24 h Zyklische Chemotherapie, ggf. HD- Therapie mit Stammzelltransplantation. Bisphosphonate. Lokalisierte Bestrahlung bei Knochenschmerzen und drohenden Frakturen. Gabe von Immunglobulinen bei Infektanfälligkeit. Bluttransfusionen bei Anämie. Plasmapherese bei Hyperviskositätssyndrom. Operative Fixierung der Frakturpunkte. 38 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 18. NZW in Hamburg-Harburg Tab. 2: Arzneistoffe mit neuen therapeutischen Angriffspunkten in der Therapie des MM Bortezomib (Velcade®) Thalidomid (Thalidomid CelgeneTM) Lenalidomid (Revlimid®) Dosierung 1,3 mg/m2 Bolus i.v. (mind. 72h Pause zw. den Gaben) 100-400mg/d oral 25mg/d oral Wirkstoffklasse Proteasominhibitor IMiD (Immuno modulatory drug) IMiD (Immuno modulatory drug) Wirkungsmechanismus Verminderte Adhäsion und Zytokinproduktion von MM-Zellen Antiangionese Modulation von NK-κB Vermindert Adhäsion und Zytokinproduktion von MM-Zellen Immunologische antimyelomatöse Effekte Immunmodulation Hemmung TNF-α-vermittelter Effekte NK-Zell-Zytotoxizität (IL-2 und INF-γ) Verminderte Adhäsion Zulassung First-Line: in Kombination mit MP (seit 2008) Second-Line/Rezidiv: (seit 2005) In Kombination mit MP für Pat. ≥ 65 Jahre, die nicht mit einer Hochdosistherapie behandelt werden können (seit 2008) In Kombination mit Dexamethason für Pat., die bereits eine Vortherapie erhalten haben (seit 2007) Nebenwirkung Periphere Neuropathie Zyklische Thromozytopenie Gastrointestinale Beschwerden Müdigkeit, allgemeine Schwäche Teratogene Wirkung Somnolenz (Prophylaxe: Gabe zur Nacht) Periphere Neuropathie Obstipation Thrombembolische Komplikationen Myelosuppression Muskelkrämpfe Obstipation, Diarrhoe Teratogen Venöse Thrombembolie Hautausschlag Müdigkeit, Schwäche, Neuropathie Hodgkin-Lymphom W ie Herr Martin Ehmann aus der Apotheke des Universitätsklinikums Heidelberg berichtete, ist das HodgkinLymphom eine bösartige (maligne) Erkrankung des lymphatischen Systems, die erstmalig 1832 von dem englischen Arzt Sir Thomas Hodgkin beschrieben wurde. Die feingeweblichen Veränderungen mit den typischen Hodgkin- und SternbergReed-Riesenzellen wurden wiesen in den Jahren 1898 von Carl Sternberg und 1902 von Dorothy Reed als Krankheits definierend erkanntnach. dem onkogenen Epstein-Barr-Virus neben anderen Mutationen festgestellt werden. Die Zahl der Neuerkrankungen wird in Deutschland auf 2-3 Erkrankungen pro 100.000 Personen geschätzt. Die Ursache des Hodgkin-Lymphoms ist noch nicht hinreichend geklärt, allerdings konnte in ca. 40% der Fälle ein Zusammenhang mit Die malignen Lymphomzellen besitzen ihren Ursprung in den B-Lymphozyten, die in den Lymphknoten gebildet werden. Für die histologische Diagnose und zur Abgrenzung zum Non-Hodgkin-Lymphom ist das Vorhandensein der einkernigen Hodgkin- Erste Anzeichen für ein Hodgkin-Lymphom sind meist schmerzlose Lymphknotenschwellungen und bei ca. 1/3 der Erkrankungen zusätzlich Müdigkeit, Schwächegefühl und Juckreiz am ganzen Körper. Neben diesen Schwellungen wird besonderer Wert auf das Vorliegen oder Fehlen von sogenannten B-Symptomen gelegt, die direkten Einfluss auf die Stadieneinteilung, Therapie und Prognose haben. Zellen und der mehrkernigen SternbergReed-Zellen kennzeichnend, die ca. 1% des Lymphoms ausmachen. Der Rest des Lymphoms setzt sich aus Lymphozyten, Monoblasten, Eosinophilen und Fibroblasten zusammen. Durch die Vermehrung der Tumorzellen kommt es zu einer Störung des Immunsystems und damit zu einer Häufung von bakteriellen-, Virus- und Pilzinfektionen. Herr Ehmann stellte neben der WHOKlassifikation auch die Ann-Arbor-Klassifikation zur Bestimmung des Ausbreitungsgrades vor. Diese Ann Arbor als Namensgeberin ist eine Stadt in Michigan, USA, in der das Komitee aus internationalen Experten 1971 tagte. Erfasst werden Stadium, Allgemeinsymptome und extralymphatischer Befall. Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 39 18. NZW in Hamburg-Harburg Die Diagnostik umfasst neben den sehr differenzierten Blut- und feingeweblichen Untersuchungen Röntgenbilder des Thorax, Sonographie, CT des Abdomens und Thorax sowie MRT. Die an das Stadium des Hodgkin-Lymphoms und vorhandene Risikofaktoren angepasste Therapie sollte ohne größeren Verzug nach der Diagnosestellung beginnen, um ein weiteres Fortschreiten der ErkranTrias der B-Symptome bei HodgkinLymphom: Starker Nachtschweiß ungewollter Gewichtsverlust (>10% in den letzten 6 Monaten) Fieber über 38°C (mit wechselndem Verlauf) kung zu verhindern. Hodgkin-Lymphome reagieren sehr empfindlich auf Chemound Strahlentherapie, wobei bei deren Kombination die Strahlentherapie nach der Chemotherapie durchgeführt wird. Einzelne Therapieschemata wie ABVD und BEACOPP werden auch eskaliert gegeben (Tab. 1), wobei bei deren Herstellung in der Apotheke einige Besonderheiten zu berücksichtigen sind (Kasten). Abschließend ist festzustellen, dass das Hodgkin Lymphom sehr gute Heilungschancen hat, denn über 80% der Patienten und in frühen Stadien über 90% können geheilt werden. Auch bei einem Rezidiv können gute langfristige Heilungschancen erreicht werden. Ziele aktueller Studien zu diesem Krankheitsbild sind die Toxizitäten der Chemotherapie zu minimieren ohne die Wirksamkeit zu verringern. Auch wird der Einsatz verschiedener Antikörper getestet. Tab. 1: Empfohlene Therapien bei Progress und Rezidiv des Hodgkin-Lymphoms Verlauf Empfohlene Therapie Progress während der Therapie oder innerhalb der ersten 3 Monate nach Therapieende Hochdosis-Chemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation Frührezidiv mehr als 3 Monate aber weniger als 1 Jahr nach Ende der Therapie meist Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender autologer Stammzelltransplantation Spätrezidiv Ende der Behandlung liegt länger als 1 Jahr zurück in einigen Fällen alleinige Bestrahlung; in anderen Fällen intensive Chemotherapie wie BEACOPP eskaliert Bei der Herstellung eskalierter Therapieprotokolle sind einige Besonderheiten seitens der Substanzen zu beachten: Dacarbazin: ist besonders lichtempfindlich und muss durchgängig von der Herstellung bis zur Applikation vor Licht geschützt werden. Die Verwendung von lichtgeschützten Spritzen, Infusionsbeuteln und Applikationssystemen stellt eine Selbstverständlichkeit dar. Zur längeren Haltbarkeit sollte eine Kühllagerung sichergestellt sein. Etoposid/Etoposidphosphat: 1:1 ohne Dosisanpassung bezogen auf die Etoposid(base). Etoposid ist schlecht wasserlöslich (Konzentration von 0,4mg/ml sollte nicht überschritten werden); als Lösungsvermittler enthält Etoposid Polysorbat + Macrogol – diese können Kopfschmerzen, periphere Neuropathien oder Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen. Lagerung bei Raumtemperatur; chemisch physikalisch stabil bei < 0,2mg/ml: 96h, bei <0,4mg/ml: 48h. Etoposidphosphat ist sehr gut wasserlöslich. Lagerung bei 2-8°C. Vincristin: maximale Höchstdosis 2mg pro Woche ist zu beachten. Keine intrathekale Gabe - tödlich; Empfehlung der WHO: Gabe als Kurzinfusion. Praktische Aspekte der pädiatrischen Onkologie D ie Referentin, Frau Carola Freidank, Fachkinderkrankenschwester für onkologische Pflege an der Medizinischen Hochschule Hannover und Leiterin der Weiterbildung für diesen Bereich berichtete, dass die intensive Unterstützung des jungen Patienten und dessen Familie ein wesentlicher Eckpfeiler der pädiatrischenonkologischen Pflege ist. In Deutschland sind die häufigsten onkologischen Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen (unter 15 Jahren) Leukämie und Lymphome. Deren Behandlung wird in Onkologischen Zentren durchgeführt, wobei zwei Behandlungsphasen zu unterscheiden sind: die Intensivphase mit 6 bis 10 Monaten und die Dauertherapie bis zu 24 Monate. 40 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Im Rahmen der Pflege werden die Kinder und deren Eltern auf die Dauer der Therapie vorbereitet und über verschiedene Aspekte wie z.B.: auftretende Nebenwirkungen und mögliche komplementäre Maßnahmen während der Chemotherapie informiert. Auf Grund des häufigen Kontaktes zu den Patienten können die Pflegekräfte ganz früh 18. NZW in Hamburg-Harburg die ersten Anzeichen von den Nebenwirkungen erkennen und frühzeitig handeln, um sie zu verhindern oder deren Intensität zu reduzieren. Die klassischen Nebenwirkungen sind Haarausfall, Mundschleimhautentzündungen, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Knochenmarkdepression, Schmerzen und das Fatigue-Syndrom. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Mundhygiene und Zahnpflege in der Prävention und Behandlung der Mundschleimhautentzündungen gelegt. Hierzu hat die GPONG (German Pediatric Oncology Nurses Group) ein ausführliches Begleitheft entwickelt, das als „Wegbegleiter“ für die kleinen Patienten und deren Angehörige während der Therapiephase gedacht ist. Darin finden sich ebenfalls wertvolle Hinweise für den Umgang mit den Therapienebenwirkungen im häuslichen Umfeld. Als Leitsatz der Pflege in der Pädiatrischen Onkologie formulierte Frau Freidank: „Die Therapie hat vor allem dann Aussicht auf Er- folg, wenn ein intensives Vertrauensverhältnis zwischen dem Patienten und Angehörigen einerseits und dem Patienten und Betreuungsteam andererseits aufgebaut werden kann.“ Ein wesentlicher Aspekt im Rahmen der Begleitung durch das Pflegepersonal ist die Hinführung zu einer Akzeptanz der Krankheit und somit auch für die damit in Zusammenhang stehenden Therapiemaßnahmen und deren Nebenwirkungen. Psychoonkologie-Workshop für PTA E inen interessanten Workshop für PTAs auf dem diesjährigen NZW in Hamburg lieferte Erika-Friederike Friedrichs von der Ubbo-Emmius Klinik in Aurich, die selbst PTA ist und eine Weiterbildung im Bereich Psychoonkologie absolviert hat. Frau Friedrichs gewährte den Teilnehmern einen Einblick in ihr Tätigkeitsfeld und machte ihnen deutlich dass die Psychoonkologie noch in ihren Wurzeln liegt und viel zu wenige Krebspatienten davon profitieren. Im Anschluss schilderten einige Teilnehmer ihre eigenen Erfahrungen, wie unterschiedlich Menschen mit einer Krebserkrankung umgehen und welche Hilfen und Therapien diese in Anspruch genommen haben. Bis in die 90er Jahre vermuteten die Forscher einen Zusammenhang zwischen psychischen Faktoren und einer Krebsentstehung (sog. Krebspersönlichkeit). Zu den Merkmalen einer Krebspersönlichkeit zählten damals u.a. ein schwaches Selbstwertgefühl, eine depressive Stimmungslage und eine Tendenz zur Selbstaufopferung. Diese Merkmale sollten die Folge von schweren Schicksalsschlägen und Verlusterlebnissen in früher Kindheit gewesen sein, die mangelhaft aufgearbei- tet wurden,. Viele Theorien zur Krebspersönlichkeit haben der Überprüfung unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten jedoch nicht standgehalten. Die Annahme, dass Stress und psychische Belastungen zur Krebsentstehung beitragen, ist bis jetzt unbewiesen. Heutzutage ist die Psychoonkologie eine fachübergreifende Disziplin, die den Krebspatienten und auch deren Angehörigen helfen möchte, sich in der völlig neuen Lebenssituation zurechtzufinden. Psychoonkologische Fortbildungen sollen medizinische und pharmazeutische Fachkräfte dazu befähigen, im Umgang mit Krebspatienten auch psychosoziale Aspekte zu berücksichtigen und Verhaltensweisen der Patienten besser zu verstehen. Die Psychoonkologie bietet den Krebspatienten unterstützende BehandlungsmögPlane und stelle dir vor, gesund zu werden, sei aber auch bereit, heute sterben zu können. Carl Simonton (1942 -2009) lichkeiten, die ergänzend zu den klassischen Therapieformen eingesetzt werden, wie z. B. Entspannungs- oder Imaginationsübungen. Eine Vielzahl von Krankenhäusern mit onkologischem Schwerpunkt verfügt schon über psychoonkologische Betreuungsangebote zur Unterstützung und Beratung von Krebspatienten. In den onkologischen Abteilungen von Akutkliniken und Rehabilitationseinrichtungen werden den Patienten neben psychoonkologischer Betreuung und Behandlung auch Kontakte zu psychosozialen Beratungsstellen, psychotherapeutischen Praxen und Selbsthilfegruppen vor Ort angeboten, wobei die Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung im Vordergrund steht. Patienten mit psychoonkologischer Betreuung haben eine höhere Lebenserwartung, wie aus einer Studie mit Brustkrebspatientinnen des Psychoonkologie-Pioniers Carl Simonton hervorgeht. Dies resultiert aus einer Steigerung der Lebensqualität, aus der Aktivierung und Stärkung der Selbstheilungskräfte, aus neuer Kraft, Mut und Energie, um in schweren Phasen durchzuhalten. Sie hilft dem Patienten, wieder persönliche Ziele zu finden und seiner Lebenszeit neue Werte zu geben. Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 41 Thiotepa – Wenn alte Substanzen neu entdeckt werden und wie Kinder davon profitieren Thiotepa – Wenn alte Substanzen neu entdeckt werden und wie Kinder davon profitieren Von Annette Garbe, Greifswald F ehlende Zulassungen, Sicherheitsdaten und pharmakokinetische Untersuchungen sind ein Grund für den häufigen off-label-use von Arzneistoffen, aber auch für einen verzögerten Einsatz wirksamer Medikamente bei Kindern. Um diese Situation zu verbessern, haben die Arzneimittelbehörden FDA und EMA Programme aufgelegt, die die Erforschung des Einsatzes von neuen Substanzen bei Kindern regeln und verpfl ichtend machen. Im Jahre 2006 hatte die Pädiatrisch-Onkologische Arbeitsgruppe der EMA (damals EMEA) eine Liste von etablierten Substanzen zusammengestellt, die in unterschiedlichen Therapien bereits erfolgreich eingesetzt wurden und die deshalb möglichst mit Zulassung europaweit verfügbar sein sollten [1]. Dazu zählte auch die Substanz Thiotepa, die in den Expertenkommentaren zu dieser Liste als „drug of interest not only in the HSC (Haematopoietic Stemm Cell) transplantation setting“ bezeichnet wurde [2]. Wo kommt die Substanz her und was macht sie für den Einsatz bei Kindern so interessant? Historie 1959 wurde N,N,N-Triethylenthiophosphorsäuretriamid von der FDA als Chemotherapeutikum zugelassen. Der Arzneistoff Th iotepa gehört zur Gruppe der polyfunktionell alkylierenden Substanzen. Die Wirksamkeit beruht auf der Fähigkeit, Alkylgruppen auf biologisch wichtige Zellbestandteile zu übertragen und damit deren Funktion zu beeinträchtigen. Th iotepa hemmt insbesondere die Nukleinsäuresynthese, aber auch andere Prozesse wie die Glykolyse, die Zellatmung oder die Proteinsynthese und die Aktivität einer Reihe von Enzymen. Die hohe chemische Reaktionsfähigkeit führt zu einer guten antitumoralen Wirkung [3]. Eingesetzt wurde Th iotepa zunächst zur Behandlung von g ynäkologischen Tumoren und einigen hämatologischen Erkrankungen wie CML oder Morbus Hodgkin. Lokal wurde es in Form von Spülungen und Instillationen bei Blasenkarzinomen oder karzinomatösen Pleura- und Perito- 42 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Thiotepa – Wenn alte Substanzen neu entdeckt werden und wie Kinder davon profitieren nealergüssen angewendet. Die Dosierung betrug bei systemischer Gabe wöchentlich 5 - 60 mg absolut, in Kombination mit anderen Zytostatika noch niedriger [4]. Die hohe Lipophilie und damit nahezu vollständige ZNS-Gängigkeit – nach intravenöser Applikation werden im Liquor ähnlich hohe Spiegel wie im Plasma erreicht – machten die Substanz auch für den Einsatz bei ZNS-Tumoren interessant. ZNS-Tumore sind, nach den Leukämien, mit etwa 21 % die zweithäufigsten Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter (ca. 380 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland). Selektive organtoxische Wirkungen wie z.B. Kardio- oder Lebertoxizität wurden in den vielen Jahren des Einsatzes von Thiotepa nicht berichtet. Grund für die relativ niedrigen Dosierungen war vorrangig die den nachfolgenden Jahrzehnten der Weiterentwicklung blieb die hämatotoxische Wirkung nicht länger eine gefürchtete Nebenwirkung der Chemotherapie, sondern wurde zum Ziel der Therapie. Platz schaffen im Knochenmark für die Spenderzellen, die Gewährleistung einer effektiven Immunsuppression zur Sicherung des Anwachsens des Transplantates und die Wirkung auf den Tumor bzw. die entarteten Blutzellen an sich waren nun gewünschte Eigenschaften eines Zytostatikums, das sich für die Hochdosistherapie eignete. Damit war das Interesse an Thiotepa geweckt. Myeloablative und immunsuppressive Wirkungen bei gleichzeitig niedriger Organtoxizität und effektiver Tumorkontrolle waren die Eigenschaften, die zu einem verstärkten Einsatz der Substanz in unterschiedlichsten Konditionierungsprotokollen führten. Wegen der kalkulierbaren nicht-hämatologischen Nebenwirkungen und dem bekannten Sicherheitsprofil setzten zunächst Pädiater gern Thiotepa im Bereich der Stammzelltransplantation ein. Konsequenterweise ist Thiotepa Bestandteil zahlreicher Therapieoptimierungsstudien zur Behandlung kindlicher Tumore [6]. TEPADINA® für die Konditionierungstherapie erhebliche myelotoxische Wirkung, die bei systemischer Anwendung mit einer Latenzzeit von 3 - 4 Wochen auftreten konnte und die dosislimitierend bzw. therapieverzögernd wirkte. Thiotepa – Die Renaissance in der Stammzelltransplantation Schon 1963 begannen sich allerdings Forscher experimentell mit dem Einsatz von Thiotepa im Zusammenhang mit einer autologen Stammzelltransplantation zu interessieren und erste Ergebnisse zu publizieren [5]. Dieses neuartige Konzept steckte damals in den Kinderschuhen. In Zulassung In den letzten Jahren und Jahrzehnten sind im Bereich der Supportivtherapie enorme Fortschritte erzielt worden, die einen breiteren Einsatz der Stammzelltransplantation beförderten. Zusätzlich wurde durch die Möglichkeit, auch von unverwandten Spendern Stammzellen zu transplantieren und den Graft-versus-Tumor-Effekt mit Hilfe intensitätsreduzierter Konditionierung bei gleichzeitig verbesserter Verträglichkeit der Konditionierung verstärkt auszunutzen, der Altersbereich auch der allogenen Transplantation enorm vergrößert. Dennoch handelt es sich bei der Stammzelltransplantation um ein Verfahren, das bei weniger als 230.000 Patienten oder 5 von 10.000 Menschen (Definition für Orphan TEPADINA wird in Kombination mit anderen Chemotherapeutika angewendet: 1) mit oder ohne Ganzkörperbestrahlung (GKB) zur Konditionierung vor allogener oder autologer hämatopoetischer Stammzelltransplantation (HSZT) für die Behandlung von hämatologischen Erkrankungen bei Erwachsenen und Kindern; 2) wenn eine hochdosierte Chemotherapie mit anschließender HSZT zur Behandlung von soliden Tumoren bei Erwachsenen und Kindern angezeigt ist. Disease in der EU) eingesetzt wird. Im Jahr 2008 wurden in den 650 Zentren von 45 europäischen Ländern, die im Register des EBMT geführt sind, insgesamt 30.293 Stammzelltransplantationen durchgeführt, wovon 26.810 Ersttransplantationen waren (40% allogene, 60% autologe) [7]. Folgerichtig konnte Thiotepa 2007 den Orphan Drug Status als Zytostatikum für die Hochdosistherapie und als Partner in Konditionierungsprotokollen durch die EMA erlangen. Im März 2010 erhielt der Wirkstoff Thiotepa (TEPADINA®, Adienne Pharma, Italien) von der EMA die Zulassung für die Konditionierungstherapie vor Stammzelltransplantation. Dosierung Unterschiedliche Dosierungen werden für die Konditionierung bei allogener und autologer Stammzelltransplantation empfohlen. Die kumulative Grenzdosis liegt dabei bei Kindern wesentlich höher als bei Erwachsenen. Bis 42 mg/kg kumulativ können bei kindlichen ZNS-Tumoren mit autologem Stammzellsupport eingesetzt werden, während bei Erwachsenen 900 mg/m 2 (24,32 mg/kg, z.B. bei Lymphomen mit autologer SZT) als Obergrenze angegeben sind. Verglichen mit der konventionellen Dosis kann die Dosis von Thiotepa damit um den Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 43 Thiotepa – Wenn alte Substanzen neu entdeckt werden und wie Kinder davon profitieren Faktor 20-30 eskaliert werden. Dem trägt die Einführung von Vials mit 100 mg Thiotepa Rechnung. Seit die Substanz in der Hochdosistherapie eine Renaissance erlebt, war die Anfertigung der Infusionslösung mit einer Thiotepa-Dosis bis zu 20 mg /kg KG, wie sie z.B. im derzeitigen Freiburger Protokoll für Primäre ZNS-Lymphome verordnet wird (jeweils 2x 5mg/kg KG in der Hochdosisphase an den Tagen 5 und 4 vor Transplantation autologer peripherer Stammzellen) [8] mit großem Aufwand verbunden. Über 100 Vials zu 15 mg mussten geöffnet werden. Sollte die Konditionierung am Montagmorgen beginnen, war eine sehr gute Planung nötig oder es wurde versucht, die Infusionslösung bereits am Freitag vorzubereiten. Dabei blieb die Frage offen, ob die Substanz als rekonstituierte Lösung oder als Infusionslösung über das Wochenende ausreichend stabil blieb. Stabilität Allein die chemische Struktur legt nahe, dass es sich bei Thiotepa um eine sehr reagible Substanz handelt. Die drei AziridinRinge stehen unter sehr hoher Spannung und sind damit für die starke polyfunktionell alkylierende Wirkung, aber auch die Empfindlichkeit der Substanz verantwortlich. Einige publizierte Untersuchungen belegen dies. So zeigten Murray et al. 1997 für ein spezielles Fertigarzneimittel (Thioplex®, lyophilisiertes Thiotepa, USA), dass die Stabilität der mit 0,9% NaCl-Lösung hergestellten Infusionslösung insgesamt sehr kurz und dabei konzentrationsabhängig war. Besonders die geringe Konzentration von 0,5 mg/ml Thiotepa in 0,9% NaCl-Lösung war instabil und zeigte die Für TEPADINA® gilt: Das Medikament ist im ungeöffneten Zustand kühlkettenpflichtig. Die Haltbarkeit der rekonstituierten Stammlösung bei 2-8°C ist auf 8 Stunden und die Haltbarkeit der Infusionslösung bei 2-8°C auf maximal 24 Stunden begrenzt. Neigung zur Bildung von Chloraddukten und Inaktivierung des Wirkstoffs [9]. Ebenfalls für Thioplex® (USA) war 1996 durch Xu et al. die Stabilität von 0,5 mg/ml und 5 mg/ml Thiotepa in 5% Dextrose-Lösung getestet worden. Dabei zeigte sich erneut, dass die Stabilität der Infusionslösung von der Konzentration abhängig und die Lösung mit 0,5 mg/ml Thiotepa instabiler als die höherkonzentrierte Lösung war [10]. protokollen enthalten und bleibt ein „drug of interest“. Autorin Dipl. pharm. Annette Garbe Abteilung Medizin & Wissenschaft Riemser Arzneimittel AG An der Wiek 7 17493 Greifswald-Insel Riems Die Angaben in der STABIL-Liste © in der neuen Fassung von 2009 orientieren sich an diesen beiden Studien [11]. Sie sollen an dieser Stelle nicht vertieft werden, da es mit Einführung von TEPADINA® klare, neue Angaben zur Haltbarkeit der rekonstituierten und Infusionslösung in der Fachinformation von TEPADINA® gibt. Literatur Ähnlich wie bei Melphalan muss deshalb die Infusionslösung mit TEPADINA® sehr zeitnah vor Anwendung hergestellt werden [12]. 4 Fachinformation Thiotepa Lederle 15 mg, Stand Mai 2008 Durch die Einführung von 100 mg-Vials und die damit erheblich geringere Zahl an Vials, die nunmehr zu öffnen sind, ist die Handhabung einfacher und der Zeitaufwand bei der Herstellung kleiner geworden. In enger Absprache mit den behandelnden Transplanteuren sollte die kurze Haltbarkeit der Infusionslösung bei der Planung der Stammzelltransplantation berücksichtigt werden. Zusammenfassung Mit der Zulassung von TEPADINA® erfährt der lang erprobte Wirkstoff Thiotepa eine neue Würdigung. Mehr als 20 Jahre intensive Erfahrungen beim Einsatz der Substanz in Konditionierungsprotokollen sind in der Indikationsbreite abgebildet. Für die Konditionierungstherapie bei autologer und allogener Stammzelltransplantation steht für Kinder und Erwachsene mit hämatologischen Erkrankungen und soliden Tumore ein Therapiebaustein zur Verfügung, der seit vielen Jahrzehnten ein hohes Sicherheitsprofil bewiesen hat. Thiotepa ist in vielen aktuellen Studien- 44 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 1 EMEA/384641/2006; http://www.ema.europa. eu/pdfs/human/paediatrics/38464106.pdf 2 EMEA/CHMP/384188/06; http://www.ema.europa.eu/pdfs/human/paediatrics/38418806.pdf 3 Hunter OB Jr. The effect of triethylene thiophosphoramide (thioTEPA) on malignant tumors. J Am Geriatr Soc. 1956 Sep;4(9):866-70. 5 Artusi T, Amici F. et al. Experience with the combination of antineoplastic agents and high energy radiotherapy with the simultaneous use of bone marrow autotransplants in the treatment of pulmonary neoplasms. Preliminary clinical data. Minerva Nucl. 1963 Aug;54:301-6. 6 Studienportal Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, http://www.kinderkrebsinfo.de/e1676/ e9032/index_ger.html 7 Gratwohl A, Baldomero H. et al. The EBMT activity survey 2008 impact of team size, team density and new trends. Bone Marrow Transplant. 2010 Mar 29. [Epub ahead of print] 8 http://www.clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT00 647049?term=Illerhaus&rank=2 (Freiburger PZNS-Lymphom Studie – Sequentielle Hochdosis-Chemotherapie mit autologer peripherer Blutstammzelltransplantation) 9 Murray KM, Erkkila D et al. Stability of thiotepa (lyophilized) in 0.9% sodium chloride injection. Am J Health Syst Pharm. 1997 Nov 15;54(22):2588-91 10 Xu QA, Trissel LA et al.Stability of thiotepa (lyophilized) in 5% dextrose injection at 4 and 23 degrees C. Am J Health Syst Pharm. 1996 Nov 15;53(22):2728-30. 11 Thiessen J, Krämer I, Stabil-Liste©- Physikalisch-chemische Stabilität, Kompatibilität und Instabilität parenteral applizierbarer Zytostatika, Virustatika und Supportivtherapeutika, Apotheke der Universitätsmedizin Mainz, 4. Auflage 2009 12 SPC TEPADINA, Stand März 2010 Das Informationsportal www.kinderkrebsinfo.de Internet als Ratgeber über Krebs bei Kindern und Jugendlichen Das Informationsportal www.kinderkrebsinfo.de Ursula Creutzig, Gesche Tallen, Julia Dobke, Ingrid Grüneberg, Klaudia Reinken, Maria Yiallouros, Günter Henze Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Campus Virchow-Klinikum, CharitéUniversitätsmedizin Berlin D as Internetportal www.kinderkrebsinfo.de hat sich seit seiner Gründung 2003 kontinuierlich zu einem der wichtigsten Informationsportale im Bereich der Kinderkrebsheilkunde entwickelt. Auf über 2.000 (HTML-) Seiten bietet es Ärzten, Wissenschaftlern, Betroffenen und anderen Interessierten ein breites, qualitätsgeprüftes und aktuelles Informationsangebot zu Krebs- und Bluterkrankungen im Kindes- und Jugendalter [1]. Hinter www.kinderkrebsinfo.de stehen die Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) und das Kom- petenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (KPOH) [2, 3]. Hauptanliegen ist es, das deutschsprachige Informationsangebot über bösartige Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter systematisch zu verbessern und den Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten zu Gunsten einer optimalen Behandlung krebskranker Kinder und Jugendlicher zu fördern. Anfang dieses Jahrzehnts standen derartig umfassende, von Spezialisten der Kinderkrebsheilkunde erstellte und qualitätsgeprüfte, deutschsprachige Online-Informationen für die Kinderkrebsheilkunde noch nicht zur Verfügung. www.kinderkrebsinfo.de ist eine langfristig angelegte und zentral koordinierte Informationseinrichtung für die Kinderkrebsheilkunde, durch die sich heute sowohl Betroffene als auch medizinisches Fachpersonal über nahezu alle Aspekte pädiatrisch-onkologischer Erkrankungen und deren Behandlung informieren können. Durchschnittlich 2.400 Nutzer pro Tag nehmen das Angebot in Anspruch. Andere Informationsanbieter im deutschsprachigen Raum verweisen auf www.kinderkrebsinfo.de, wenn es um medizinische Informationen zu Krebs im Kindes- und Jugendalter geht. Angebote Patienten, Angehörige und die interessierte Öffentlichkeit finden im Portal fachlich geprüfte, laienverständliche Kurz- und ausführliche Informationen zu den im Kindes- und Jugendalter vorkommenden Krebserkrankungen, sowie allgemeine Fakten zum Thema Krebs bei Kindern und Jugendlichen. Krankheitsbild, Symptomatik, Diagnostik und Therapieplanung werden ebenso beschrieben wie Behandlungsformen und Therapieabläufe, Rehabilitation und Nachsorge der verschiedenen Krebserkrankungen. Dabei werden auch die aktuellen klinischen Studien der Fachgesellschaft berücksichtigt. Im Rahmen dieser Studien werden in Deutschland und anderen west-europäischen Ländern fast alle krebskranken Kinder und Jugendlichen behandelt. Zusammenfassende Kurzinformationen bieten einen ersten Überblick zum Thema. Die Texte sind mit Literaturreferenzen und Glossarverweisen versehen und stehen auch als PDF-Dateien zum Herunterladen zur Verfügung. Betroffene oder ihre Angehörigen, die sich auf diese Weise sehr gut informieren können, sollen sich so der Krankheit und dem Behandlungsteam weniger ausgeliefert fühlen und den Behandlungsprozess besser verstehen. Dadurch kann zusätzlich die Kommuni- Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 45 Lebender Kolumnentitel kation zwischen den Betroffenen und dem Behandlungsteam erleichtert werden. Homepage von www.kinderkrebsinfo.de Screenshot Studienportal Ärzten, Wissenschaftlern, und anderem medizinischen Fachpersonal bietet www. kinderkrebsinfo.de in erster Linie eine Kommunikationsplattform, über die sich die verschiedenen Fachdisziplinen besser vernetzen können. Informationen für das medizinische Fachpersonal über den aktuellen Stand der Grundlagen- und klinischen Forschung, die verschiedenen Krankheitsbilder, die jeweiligen Diagnose-, Therapie- und Nachsorgeempfehlungen werden zum Austausch bereitgestellt. Das Portal unterstützt so eine multidisziplinäre kompetente Behandlung basierend auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft. Das zentrale Studienportal von www.kinderkrebsinfo.de hält zusammenfassende Informationen zu fast allen im deutschsprachigen Raum durchgeführten Studien bereit (siehe Lesetipp). Es bietet Literaturhinweise zu den Studien und stellt - zum Teil zugriffsgeschützte - Informationen wie Leitfäden und Dokumentationsunterlagen zur Verfügung. Darüber gibt es Informationen über zentrale Projekte, Arbeitsgruppen und Referenzeinrichtungen, Serviceangebote zur Unterstützung der Studienarbeit (unter anderem das Programm zur rechnerbasierten Therapieplanung: „OncoWorkStation“), Formulare und Ergebnisberichte, eine Literaturdatenbank sowie wissenschaftliche und allgemein verständliche Veröffentlichungen [4]. Zahlreiche aktuelle Informationen zu Veranstaltungen, Weiterbildungsmöglichkeiten, offenen Stellen, Links zu relevanten externen Informationsangeboten, sowie ein online-Kontaktformular zur direkten Screenshot Vincristin/Notfallempfehlungen 46 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Das Informationsportal www.kinderkrebsinfo.de Kommunikation mit der Redaktion runden das Angebot ab. Arbeitsweise Das Informationsportal www.kinderkrebsinfo.de wird von einem Redaktionsteam aus Ärzten, Wissenschaftlern und Journalisten betreut. In Abstimmung mit externen Experten und in enger Zusammenarbeit mit der GPOH, die die Redaktion inhaltlich mit ihrer Fachkompetenz unterstützt und berät, wird das Informationsangebot fortlaufend aktualisiert und weiter ausgebaut. Alle Informationen werden zeitlich begrenzt freigegeben und somit regelmäßig neu bearbeitet, so dass neueste Erkenntnisse aus Forschung und therapeutischer Praxis für den Nutzer verfügbar sind. Mittlerweile stehen eine große Anzahl von Experten aus der pädiatrischen Onkologie als beitragende Autoren und Qualitätsprüfer für neue Informationsinhalte zur Verfügung. Die Partnerschaft mit einer der führenden qualitätssichernden Institutionen, „Health On The Net (HON)“, belegt die hohe Qualität des Angebotes [5]. Durch den in diesem Jahr abgeschlossenen Relaunch präsentiert sich das Portal jetzt in einem neuen Design. Eine übersichtliche Navigationsstruktur erlaubt dem Nutzer, sich noch besser zurecht zu finden und dadurch die gewünschten Informationen schnell abzurufen. www.kinderkrebsinfo.de ist frei von Werbung und verfolgt keine kommerziellen Interessen. Das Informationsportal verkauft nichts, verweist für Spenden an die Deutsche Kinderkrebsstiftung und ist an keiner Stelle mit Firmen vertraglich oder informell verbunden. Die Beiträge pädiatrischonkologischer Experten werden redigiert und nur akzeptiert, wenn kein Interessenkonflikt vorliegt. Die Sicherstellung der Qualität, Aktualität und Themenrelevanz ist dadurch sehr aufwändig und die dafür nötigen Mittel müssen bei öffentlichen Förderern beantragt werden. Ziele und Aussichten Das Informationsangebot in www.kinderkrebsinfo.de soll zukünftig noch weiter ausgebaut werden. Geplant sind zum einen die Bereitstellung weiterer krankheitsspezifischer und allgemeiner Patienten- und Fachinformationen. Zum anderen sollen auch bislang noch nicht umfassend berücksichtigte Zielgruppen wie Pflegekräfte, Dokumentare, Studienmitarbeiter, niedergelassene Ärzte sowie Langzeitüberlebende nach Krebs im Kindes- und Jugendalter bedarfsgerecht mit Informationen versorgt werden. wissenschaftlichen Redaktion, der Zusammenarbeit mit Experten und einem qualitätsgeprüften Informationsangebot zu einer erfolgreichen Strukturmaßnahme für die Kinderkrebsheilkunde entwickelt. Für Laien und für Experten wurde eine Informationsmöglichkeit geschaffen, die im deutschsprachigen Raum einmalig ist: Es gibt kein anderes Portal, das so umfassend und medizinisch kompetent über Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter informiert. Literatur 1. Creutzig U, Tallen G, Bode A et al. Das Informationsportal www.kinderkrebsinfo.de. Forum DKG. 2010;25:49-51. Zusammenfassung Das Informationsportal www.kinderkrebsinfo.de hat sich mit seiner medizinisch- 2. Creutzig U, Jürgens H, Henze G. Kompetenznetzwerk Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (Editorial). Klin Pädiatrie. 1999;211:187188. 3. Herold R, Creutzig U, Henze G. Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie. InFoOnkologie. 1999;5:292-295. Lesetipps: Ausführlicher Patiententext zur Akuten Lymphoblastischen Leukämie: (http://www.kinderkrebsinfo.de/ e9031/e9035/e9060/index_ger. html#16.08.2006) Studienkurzinformation zur Hirntumorstudie HIT 2000 http://www. kinderkrebsinfo.de/e1676/e9032/ e1758/e5394/index_ger.html Danksagung für die Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Kompetenznetzes Pädiatrische Onkologie und Hämatologie; Fördernummer 01 GI 99 58/5 und 01 GI 40 10 2004-2008 von der Deutschen José Carreras-Leukämie-Stiftung e.V. (DJCLS), München Fördernummer DJCLS H 04/01 und DJCLS H08/04f 4. Creutzig U, Jürgens H, Herold R, Göbel U, Henze G. Konzepte der GPOH und des Kompetenznetzes zur Weiterentwicklung und Qualitätssicherung in der Pädiatrischen Onkologie. Klin Pädiatr. 2004;216:379-383. 5. Herold R, Creutzig U. Informationsportal www. kinderkrebsinfo.de. Med Welt. 2008;3-4:111112. Kontakt Prof. Dr. Ursula Creutzig Wissenschaftliche Geschäftsführerin der GPOH Thea-Bähnisch Weg 12 30657 Hannover E-Mail: [email protected] Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie Koordinationszentrale Berlin Maria Yiallouros Charité-Universitätsmedizin Berlin Augustenburger Platz 1 13353 Berlin E-Mail: [email protected] Seit 2009 von der Deutschen Kinderkrebsstiftung A 2008/12 - DKS 2009.02w Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 47 Nadelstichverletzungen: (k)ein Thema für uns? Nadelstichverletzungen: (k)ein Thema für uns? Von Henrik Justus, Uslar A us Gründen der Praktikabilität spricht man meist von Nadelstichverletzungen (NSTV), unabhängig davon, ob derartige Stich-, Schnitt- oder Kratzverletzungen der Haut durch Nadeln, Messer oder ähnliche spitze bzw. scharfe Gegenstände verursacht worden sind. Verlässliche epidemiologische Zahlen fehlen. Diversen Studien zufolge ereignen sich allein im stationären Versorgungsbereich bei rund 750.000 Beschäftigten über 500.000 NSV pro Jahr (1). Die Schätzungen der Häufigkeit dieser Unfälle reichen von einem Unfall pro Mitarbeiter im Gesundheitswesen alle zwei Jahre bis zu einem Unfall pro Tag bei im Krankenhaus operierenden Chirurgen. Obwohl jede Nadelstichverletzung dokumentiert werden muss, um die berufliche Verursachung zu belegen (2), wird nur ein geringer Teil der NSTV gemeldet. In Deutschland wird die statistische Auf bereitung dadurch erschwert, dass Meldungen über NSTV an verschiedene Berufsgenossenschaften gehen und die Verschlüsselungsnummer fehlt (3). Zu dem 1993 ins Leben gerufenen Modellprogramm zur Bekämpfung arbeitsbedingter Erkrankungen zählt auch das Modellprojekt STOP-Nadelstich: Sicherheit durch Training + Organisation + Produktauswahl, um dauerhaft die Zahl an Schnitt- und Nadelstichverletzungen zu verringern. Wesentlichste Anregungen aus den drei Phasen sind: Organisation des Arbeitsschutzes verbessern, Beschäftigte qualifizieren und motivieren sowie die dokumentierte Auswahl der sicheren Instrumente (4). Unter anderem die von Colombo und Conrad veröffentlichten Zahlen und Möglichkeiten der Stichverletzung (5) waren Anlass für den Ausschuss für biologische Arbeitsstoffe (ABAS) in Kooperation mit dem Fachausschuss Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (FA GES) des Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG) in der am 1. August 2006 in Kraft getretenen TRBA 250 (Technische Regeln für biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und in der Wohlfahrtspflege) den Einsatz von Geräten und Maßnahmen zu fordern, um ein Verletzungs- und somit vorrangig das Infektionsrisiko zu minimieren. Auch die TRBA 250 schreibt einen nadelfreien Einsatz nicht zwingend vor. Bei Arbeitsabläufen, die das Risiko minimieren, können die Geräte (Nadeln) weiter im Einsatz bleiben (6). Im Bereich der Zytostatikaherstellung stellt nicht die Infektionsgefahr als solches das Hauptrisiko dar, sondern die Nadelstichverletzung mit zytostatisch wirksamen Substanzen. Insofern muss man überlegen, ob die durch einen anderen Problemhintergrund erfolgten Arbeitsanweisungen und Schutzmassnahmen (TRBA 250, Stop-Nadelstich) sich gleichlautend auf die Herstellung im Zytostatikabereich übertragen lassen. Recapping (Zurückstecken der Schutzhülle auf die benutzte Nadel) und Entsorgung gelten als die häufigsten Gründe für eine Stichverletzung (7, 8). Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass die Arbeitsumgebung Arzt/Patient (z.B. schnelles Handeln bei einem Notfall) eine andere als die der Zytostatikaherstellung ist, da hier in einem abgetrennten Arbeitsbereich störungsfreier gearbeitet werden kann und auch die Arbeitsabläufe besser eingehalten werden können. Wohl erfährt man bei direkter Nachfrage bei Zytostatika herstellendem Personal, dass dieses sich auch schon gestochen habe, jedoch Informationen über Art, Intensität und gesundheitliche Folgen von NSTV wurden durch unsere Berufsgenossenschaft noch nicht systematisch aufgear- 48 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Abb. 1: Muster eines Easyperf ®-Beutels mit nadelfreiem und selbst schließendem Zuspritzport sowie einer integrierten Infusionsleitung beitet und Veröffentlichungen finden sich nur spärlich. Hintergrund ist höchstwahrscheinlich, dass die Nadelstichverletzungen nicht dokumentiert und weitergeleitet werden (Unfallbuch, Berufsgenossenschaften). Eine Lösungsmöglichkeit besteht vielleicht in der kostenlosen Software EpiNet, die man sich über die Seite http://www.nadelstichverletzung.de/epinet.html downloaden kann. Mit dieser Dokumentationssoftware können Daten über NSTV anonymisiert ausgewertet und ins Netz gestellt werden. Jedenfalls entsteht ein großer Schaden bei bereits aufgezogenem teuren Zytostatikum, welches im Fall einer NSTV unbedingt zu verwerfen ist, da einerseits die Sterilität der Zubereitung nicht mehr gewährleistet ist und sich andererseits Hautpartikel oder Blut in der Lösung befinden können. Doch was kann man tun, damit es nicht erst zu einer Verletzung kommt? Mit den Produkten Easyperf®, Easyflex®N und Easyflex-Leerbeutel (Fa. Maco Phar- Nadelstichverletzungen: (k)ein Thema für uns? ma) sind erstmalig Beutel auf dem Markt, bei denen ein nadelfreies Zuspritzen ohne weitere Montage und Zubehör mit normalen Luer-Lock-Spritzen möglich ist (Abb.1 und 2). Ein großer Wermutstropfen bleibt: Vergleicht man die offiziellen nüchternen Einkaufspreise von Macoflex® NaCl 250 ml (einfacher Kochsalzbeutel) und Easyflex® NaCl 250 ml (einfacher Kochsalzbeutel mit nadelfreiem Zuspritzport) bzw. Ma- Abb.2: Transparenter Leerbeutel mit nadelfreier Zuspritzmöglichkeit Der Kniff besteht in einer latexfreien, inerten Silikondichtung (Abb. 3), die sich beim Aufschrauben der Spritze öffnet. Da sich diese Dichtung erst während des Drehvorgangs öffnet, ist ein sauberes Arbeiten ohne Tropfen möglich. Dieses System wird zudem äußerst attraktiv, da kein weiteres Aufsetzen von speziellen Adaptern etc. notwendig ist. Ein weiterer wesentlicher Vorteil wird beim Zuspritzen oder der Entnahme von Lösung offensichtlich. Da die Beutel ohne Kanülen auskommen, besitzen diese Ports ein großes Lumen, welches besonders schnelles Zuspritzen und Entnehmen von Lösung ermöglicht. Dies erweist sich besonders bei größeren Zuspritzmengen (z.B. Cetuximab), bei viskosen Zytostatika (z.B. Paclitaxel) oder bei stark schäumenden Substanzen (z.B. Antikörper) als sehr nützlich und deshalb wurden die neuen Beutel auch mit Freuden von unserem herstellendem Personal aufgenommen und weiter eingesetzt. Ein weiterer Pluspunkt ist der Beitrag zum Gesundheitsschutz: keine Sehnenscheidenentzündung mehr! Literatur: 1) http://www.nadelstichverletzung.de/wie_viele_ nadelstichverletzungen_ereignen_sich.html vom 26.04.2010 2) www.ekd.de/efas/.../EFAS_informiert_Nadelstichverletzung.pdf vom 26.04.2010 Abb. 3: Inerte Silikondichtung eines Easyperf ®-Beutels coperf® (Kochsalzbeutel mit integriertem Infusionssystem) und Easyperf® NaCl 250 ml (Kochsalzbeutel mit integriertem Infusionssystem und nadelfreiem Zuspritzport), so ergibt sich ein deutlicher Preisunterschied. Doch wer bezahlt diesen? Der Arzt hat keine Begründung, diese Beutel zu verordnen: bleibt die Apotheke. Damit stellt sich mir die Frage: Gibt es so viele gravierende Nadelstichverletzungen, dass der finanzielle Aufwand gerechtfertigt ist? Also wird wie immer der Anwender vor Ort die Vor- und Nachteile bzgl. des Einsatzes o.g. Produkte, die Ermittlung der tatsächlichen Zeitersparnis durch schnelleres Aufziehen, das eventuelle Verwerfen von teurem Zytostatikum abwägen. Aber nichts desto trotz – eine tolle Sache sind die Beutel schon. 3) Mülder K: Nadelstichverletzungen: Der bagatellisierte „Massenunfall“. Deutsches Ärzteblatt 102, Ausgabe 9 vom 04.03.2005, Seite A-558 4) www.stopnadelstich.de/images/daten/stop-broschuere.pdf vom 26.04.2010 5) Colombo M und Conrad A: Was können wir gegen Nadelstichverletzungen tun? Krh. – Hyg. + Inf. Verh. 27 Heft 5 (2005): 205 – 208 6) König R: Sichere Instrumente bieten zuverlässigen Schutz bei Nadelstichverletzungen. Krankenhauspharmazie Band 28, Januar 2007, Beilage Nr. 8 7) http://pflegekolleg.com/nachrichten/medizingesundheit/nadelstichverletzungen.htm?PHPSES SID=8b69e57c92ad88fb46658fd60158870d vom 28.07.2008 8) Hofmann F, Krajl N und Breie M: Kanülenstichverletzungen im Gesundheitsdienst – Häufigkeit, Ursachen und Präventionsstrategien. Gesundheitswesen Thieme Stuttgart, 2002 Autor Henrik Justus Rats-Apotheke Uslar Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 49 ISOPP XII KONGRESSBERICHT ISOPP XII Ein Kongressbericht von Eva Maria Schöning, Wedel D er alle zwei Jahre stattfindende Kongress der ISOPP (International Society of Oncology Pharmacy Practioneers) wurde bereits das zweite Mal in der tschechischen Hauptstadt Prag organisiert und so fand der ISOPP XII. vom 5. bis zum 8. Mai 2010 im Clarion Congress Hotel Prag statt. Mit ca. 600 Teilnehmern blieb er deutlich hinter den Erwartungen und auch Teilnehmerzahlen vorheriger Kongresse zurück. Nahezu die Hälfte der 127 Kongressbeiträge kam aus Europa, wobei lediglich 4 aus Deutschland darunter waren. versity of North Carolina, Chapel Hill; University of Texas MD Anderson Cancer Center, Houston) wurden Wischproben an verschiedenen Stellen der Apotheken genommen und Urin-Proben der Mitarbeiter gemessen. Neben 14 Präsentationen fanden fast ausschließlich Parallel-Sitzungen mit den Schwerpunkten Klinische Daten, Forschung und Sicherer Umgang statt, so dass den Teilnehmern die Auswahl sehr schwer gemacht wurde. Daher kann dieser Bericht auch nur einige wenige persönliche Eindrücke vermitteln. Die Leitlinien zum sicheren Umgang sollten daher überdacht werden, um einen adäquaten Schutz des onkologisch tätigen Personals, welches diesen therapeutisch wichtigen, aber toxischen Substanzen ausgesetzt ist, zu gewährleisten [Melissa A. McDiarmid, ISOPP XII] Es wurde von McDiarmid eine Studie vorgestellt, in der bei Personen, die mit Alkylanzien arbeiten, Abnormalitäten bei den Chromosomen 5 und 7 festgestellt wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass diese mit der Häufigkeit des Umgangs korrelieren. Im Rahmen dieser multizentrischen Studie (University of Maryland, Baltimore; Uni- Diese Schlussfolgerung von McDiarmid wurde durch die Vorträge von Eva HartvigHonoré und Jeffrey Koundakjian unterstützt und ergänzt. Hartvig-Honoré betonte, dass Routine regelmäßig re-evaluiert werden soll. Koundakjian ging ausführlich auf Standards, Trainingsprogramme und Dokumentationen ein. Standards können nur durch SOPs, Aufzeichnungen und Audits aufrecht er- 50 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 ISOPP 2010 Wahlergebnisse Neuer Präsident: Johan Vandenbroucke (Belgien) Präsident Elect: John Wiernikowski (Kanada) Treasurer: Jill Kolesar (USA) Secretariat Members: Maria Larizza (Australien) Annemerie Livinalli (Brasilien) Committee Chairs Standards Robert Mc Lauchlan (Australien) Membership Rosalyn Sims-McCallum (USA) Education Alexandre Chan (Singapur) Newsletter Editor Jill Davis (Australien) Research Kellie Jones (USA) Publication Felice Musicco (Italien) ISOPP XII halten werden. Er schloss mit den Worten: “Remember: If it isn’t documented, it hasn’t happened.” Nächster ISOPP-Kongress: 9. – 11. Mai 2012 · Crown Conference Centre · Melbourne Australia These ‘safe handling’ guidelines should therefore be re-visited to assure adequate health protection of oncology personnel during workplace encounters with these therapeutically important, but toxic drugs. Das Thema „Geschlossene Systeme“ (u.a. PhaSeal®, Tevadaptor®, Genie & Spiros, Smartsite + Texium) war sehr präsent in den Vorträgen und vor allem auch in der Industrieausstellung. Die Abstracts wurden im Journal of Oncology Pharmacy Practice veröffentlicht. Die Präsentationen können unter www.isopp.org mit Passwort und Benutzername angesehen werden. Diese Möglichkeiten stehen leider nur ISOPPMitgliedern zur Verfügung. Abb.1: Die Herkunft der wissenschaftlichen Beiträge Tab. 1: Thematische Schwerpunkte der parallel stattfindenden Sitzungen Klinische Daten Forschung Sicherer Umgang Nausea und Emesis – Neueste Entwicklungen Forschung aus den Perspektiven des Apothekers im Labor, in der Klinik, in der Apotheke: Von der Planung über die Durchführung bis zur Publikation Herausforderungen für Herstellende Prävention von Medikations-Fehlern Update „Geschlossene Systeme“ Tumor-Stammzellen als neuer therapeutischer Ansatz Außenkontamination Update Solide Tumore Prävention und Management von Toxizitäten Personalisierte Therapien Toxizitäten im Zeitalter von Targeted Therapies Neue Entwicklungen: HistondeacetylaseInhibitoren und Integrine Palliative Therapien: Schwerpunkt Schmerz Management von Myelosuppressionen Update Hämatologische Neoplasien Spezielle Patientengruppen: Ältere / Kinder Neue Substanzen in der Pipeline Qualität und Sicherheit Roboter Herausforderungen für onkologisch tätige Apotheker: „Was erwartet der Patient?“ Interaktionen Stabilität von Zytostatika Orale Chemotherapien Radiopharmazeutika Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 51 Off-label use in der Pädiatrie Off-label use in der Pädiatrie Von Annette Freidank, Fulda I n Deutschland erkranken jährlich ca. 1.700 Kinder an Krebs, in der Hälfte der Fälle handelt es sich um Leukämien oder Lymphome. Diese Erkrankungen werden in der Regel mit einer langen aggressiven Chemotherapie behandelt, die aufgrund der Nebenwirkungen häufig eine Arzneimitteltherapie mit Antiemetika, Antibiotika, Antimykotika, Analgetika und weiteren Arzneimitteln notwendig macht. Jedoch sind nicht alle zum Einsatz kommenden Arzneimittel für Kinder zugelassen. Nach Studien in verschiedenen Ländern und verschiedenen Bereichen werden ca. 50% der eingesetzten Arzneimittel off-label (Verwendung außerhalb des Zulassungsbereiches hinsichtlich der Indikation, der Dosierung, der Applikation oder des Alters) oder unlicensed (ohne Zulassung, Import, Zubereitungen) eingesetzt. Im Folgenden werden beide Formen mit dem Begriff offlabel zusammengefasst, da die Definitionen nicht immer eindeutig sind und in den Studien variieren (1). Bis zu 90% der Kinder, insbesondere in der Neonatologie, erhalten mindestens ein Arzneimittel off-label, dazu gehören gängige Arzneimittel wie Tobramycin, Furosemid oder Spironolacton (2, 3). In den USA haben nur 20-30% der zugelassenen Arzneimittel die Zulassung für Kinder und bis zu 65% der eingesetzten Arzneimittel sind off-label (2,4,5). Für die Verwendung von off-label-Arzneimitteln werden bis zu 40% der Arzneimittelkosten verwendet (6). Für die Onkologie gibt es nur wenige Untersuchungen, aber auch hier haben nur 55% der eingesetzten Arzneimittel und nur 53 % der Zytostatika eine Zulassung (7). Die Zahlen sind seit mehreren Jahren weitgehend konstant (1). Der Einsatz dieser Arzneimittel stellt Arzt, Pflege und Apotheker vor verschiedene Probleme. Für nicht zugelassene Arzneimittel ist aus haftungsrechtlichen Gründen eine intensivere Auf klärung von Kindern und Eltern notwendig, die zu applizierenden Arzneimittel liegen nicht in einer kindgerechten Arzneiform vor und zu der Dosierung in verschiedenen Altersgruppen fehlen oft die entsprechenden Daten. Der kindliche Organismus durchläuft während seiner Entwicklung verschiedene Phasen. So ändert sich unter anderem die Metabolisierungsrate in der Leber, die Biotransformation, die Ausbildung der Organbarrieren, die Nierenfunktion, die Resorptionsrate, das Verhältnis der Körperoberfläche zum Körpergewicht oder der Anteil des Körperwasser am Gesamtgewicht (8). Dies führt zu erheblichen pharmakokinetischen Unterschieden während der ersten Lebensjahre, die sich nicht ohne Probleme berechnen lassen, sondern in Studien überprüft werden müssen. So sollten Arzneimittel in fünf verschiedenen Altersgruppen (Tab. 1) geprüft werden, um die jeweils geeignete Dosis festlegen zu können. Die fehlende Zulassung bei Kindern hat verschiedene Ursachen. Nach Zwischenfällen mit Arzneimitteln, z.B. Chloramphenicol bei Kindern, wurden die Auflagen Tab. 1: Altersklassifikation nach ICH (International Conference of Harmonisation) Kategorie Alter Frühgeborene < 36 SSW, 0 – 27 Tage Neugeborene 0 – 27 Tage Säuglinge/Kleinkinder 28 Tage – 23 Monate Kinder 2 – 11 Jahre Jugendliche 12 – 17 Jahre Kommentar eines erfahrenen Studienarztes In der Praxis der pädiatrischen Onkologie werden Patienten häufig Medikamente verabreicht, die in den entsprechenden Altersgruppen nicht ausreichend geprüft und zugelassen sind. Durch die Anfang 2007 in Kraft getretene EU-Kinderarzneimittelverordnung kann erwartet werden, dass sich diese Situation in den kommenden Jahren verbessern wird. Eine solche Optimierung der Sicherheit und Zuverlässigkeit von Medikamenten, die bei Kindern und Jugendlichen angewendet werden, setzt jedoch zunächst voraus, dass die dafür notwendigen klinischen Studien auch durchgeführt und abgeschlossen werden. (Professor Martin Stranulla, Pädiater vom Universitätsklinikum in Kiel) 52 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Off-label use in der Pädiatrie für Arzneimittelprüfungen zum Schutz der Minderjährigen verschärft. Ethische Gründe verhinderten Untersuchungen an Kindern, erst 1997 wurden Forschungen mit „nicht einwilligungsfähigen Personen“ erlaubt. Die Konsequenz für diese nicht durchgeführten Untersuchungen ist jedoch, dass bei der Zulassung für Kinder keine oder nur wenige Daten zur Pharmakokinetik, Dosierung und Nebenwirkungen vorliegen. Da nur relativ wenige Kinder diese Arzneimittel benötigen, rechnen sich diese Studien für die Firmen nicht, der Absatz nach der Zulassung ist geringer als bei Arzneimitteln für Erwachsene, außerdem ist die Herstellung kindgerechter Arzneiformen wie Säfte, Granulate usw. aufwändiger. So mussten gesetzliche Vorgaben und finanzielle Anreize geschaffen werden, um langfristig für diese besondere Patientengruppe geeignete Arzneimittel zu prüfen. Seit 2000 wurden entsprechende Richtlinien und Gesetze durch die Food and Drug Administration (FDA) und durch die European Agency for the Evaluation of Medicinal Products (EMEA) verabschiedet (9). Die „International Conference of Harmonisation (ICH)“ legte 2000 fünf verschiedene Altersklassen fest, um den verschiedenen Entwicklungsstadien gerecht zu werden. In einer EU-Richtlinie, die 2007 in Kraft trat, ist die Vorlage von Daten aus pädiatrischen Studien Voraussetzung zur Zulassung. Diese Richtlinien haben inzwischen auch Eingang in das Tab. 2: Neu zugelassene Arzneimittel für Kinder und Jugendliche Arzneimittel Altersbeschränkung Zulassungsjahr Amphotericin B in Liposomen ohne 2003 Arsentrioxid Ab 5 Jahre 2002 Busulfan ohne 2005 Calciumfolinat ohne 2003 Caspofungin Ab 12 Monate 2008 Clofarabin 1 bis 21 Jahre 2006 Filgrastim ohne 2009 Hydroxycarbamid Ab 2 Jahre 2007 Imatinib ohne 2002 Micafungin ab Geburt, Frühgeborene 2008 Nelarabin ohne 2008 Ondansetron Ab 2 Jahre 2004 Rasburicase ohne 2002 Thiotepa ohne 2010 Voriconazol Ab 2 Jahre 2004 Deutsche Arzneimittelgesetz gefunden. Ausgenommen sind nur Arzneimittel, die ausschließlich bei Erkrankungen eingesetzt werden, die nur im Erwachsenenalter auftreten. Zur Durchsetzung und Beratung des BfArM wurde 2006 die Kommission für Arzneimittel für Kinder und Jugendlichen gebildet. Diese Initiativen haben für häufigere Arzneimittel-Zulassungen in den letzten Jahren geführt. Allein in den Jahren 2008 und 2009 wurden mehr als 35 neue Arzneimittel und Applikationshilfen für Kinder zugelassen, darunter auch diese (Tab.2). Der Hersteller erhält für die Durchführung der Studien eine Verlängerung des Patentschutzes über sechs Monate, der für alle Indikationen gültig ist und auch gewährt wird, wenn die Ergebnisse der Studien nicht zu einer Zulassung bei Kindern führen (10). So ist zu erwarten, dass in den nächsten Jahren weitere zugelassene Arzneimittel für Kinder zur Verfügung stehen. Die EMEA gibt regelmäßig eine Prioritätenliste heraus, in der die notwendigen Studien aufgelistet sind, so finden sich in der aktuellen Liste neun Zytostatika, aber auch verschiedene Analgetika, Antibiotika und Antimykotika (11). Hier müssen jedoch noch Finanzierungsmodelle geschaffen werden, da für viele „alte“ Arzneimittel die gesetzlichen Vorgaben zur Zulassung und die finanziellen Anreize nicht relevant sind (10). Trotz der off-label-Verwendung gefährdet eine Therapie mit diesen Arzneimitteln nicht grundsätzlich den Patienten. Die Therapie von Kindern mit Tumorerkrankungen erfolgt zu 90% streng nach Protokollen. Der Einsatz der Arzneimittel erfolgt nach sorgfältiger Literaturrecherche und auf unvorhergesehene Ereignisse kann durch die ständigen Kontakte mit der Studienzentrale sofort reagiert werden. Trotzdem ist es gerade bei dieser Therapie und bei der Kombination verschiedener Arzneimittel Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 53 Off-label use in der Pädiatrie wünschenswert, entsprechende Daten zu haben. Dem verantwortlichen Apotheker und dem Pflegepersonal wäre ebenfalls geholfen, wenn gerade für die orale Medikation altersgerechte Applikationsformen zur Verfügung ständen und die Zubereitung der entsprechenden Zytostatika-Dosierungen ohne eine zusätzlich Gefährdung des Personals möglich wäre. Literatur 1. Pandolfini C et al: A literature review on offlabel drug use in children. Eur J Pediatr 164: 552558, 2005 2. O`Donnell C et al: Unlicensed and Off-label Drug Use in an Australian neonatal Intensive Care Unit. Pediatrics 110: 52-55, 2002 3. t`Jong G et al: A Survey of the Use of Off-Label and Unlicensed Drugs in a Dutch Children`s Hospital. Pediatrics 108:1089-1093, 2001 4.Boos J. Off label use – label off use? Annals of Oncology 14: 1-5, 2003 5. Eiland L et al: Evaluating the off-label use of medications in children. Am J Health-Syst Pharm 63: 1062-1065, 2006 7. Conroy S et al: Unlicensed and off label drug use in acute lymphoblastic leukaemia and other malignancies in children. Annals of Oncology 14: 42-47, 2003 Nachschlagwerke/Datenbanken für die Anwendung bei Kindern, erscheinen in der Regel alle 1 bis 2 Jahre in neuer Auflage 8. Lehrbuch der Klinischen Pharmazie. Jaehde, Radziwill, Mühlebach, Schunack. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2. Auflage 2003 British National Formulary (BNF) for children. Pharmaceutical Press 9.Steinbrook R. Testing medications in children. N Engl J Med 347:1462-1470, 2002 NeoFax. Thomas Y, Mangum B. Thomson Reuters Clinical Editorial Staff 10. Frobel AK et al: Arzneitherapie von Kindern soll sicherer werden. Deutsche Apotheker Zeitung 147:486-496, 2007 Pädiatrische Dosistabellen. Linse L, Wulff B, von Harnack G. Deutscher Apotheker Verlag 11. EMEA-Prioritätenliste.Revised priority list for studies into off-patent paediatric medicinal products for the 6th call 2012 of the 7th Framework Programme of the European Commission http:// www.ema.europa.eu/docs/en_GB/document_li- Päd i.v: Sichere Anwendung von intravenösen Arzneimitteln bei Kindern. Ege I, Wagner R, Feldmann F, Lambert K, Möller A, Nett C, Pecar A. Zuckscherdt Verlag brary/Other/2010/06/WC500093996.pdf Autorin Pediatric Dosage Handbook. Taketomo CK, Hodding JH, Kraus DM. Lexi-comp’s Dr. Annette Freidank Apothekerin für Klinische Pharmazie MSc of Clinical Pharmacy Apotheke und Patienten-Beratungs-Zentrum Klinikum Fulda gAG E-Mail: [email protected] http://www.zak-kinderarzneimittel.de 6. Shah S et al: Off-label Drug Use in Hospitalized Children. Arch Pediatr Adolesc Med 161: 282-290, 2007 Mündliche Gruppen-Prüfung im Rahmen der PTA-Weiterqualifizierung: „PTA Onkologie (DGOP)“ Folgende PTAs haben diese Prüfung bestanden: am 18. Juni 2010 Brückner, Susan / Leipzig Dirksen, Christian /Wiesbaden Finke, Franziska /Dohna Florczyk, Nicole /Böhlen Hennebeil, Stephanie / Nordhorn Klar, Anna Magdalena /Essen Klein, Lidia / Wiesbaden Kuhlmann, Stephanie / Dortmund Knöpfle, Christiane / Berlin Pülm, Nadine / Braunschweig Röhrborn, Ramona / Leipzig Schäffner, Fritzi / Böhlen Strecker, Heike / Aschaffenburg Zettel, Judy / Chemnitz Mündliche Prüfung im Rahmen der Fort-/Weiterbildung „Onkologische Pharmazie“/„Onkologische/r Pharmazeut/in (DGOP)“ Folgende Apothekerin hat diese Prüfung am 28. April 2010 bestanden: Frau Caroline Stahmer aus Kiel 54 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Lebender Kolumnentitel KUR ZINFORMATION Stellungnahme der AkdÄ zu Sartanen und Krebsrisiko Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) veröffentlichte am 2. August 2010 in ihrem Newsletter 2010-149 eine Stellungnahme zu Sartanen und Krebsrisiko. Sie bezieht sich darin auf eine im Juni im Lancet Oncology veröffentlichte Studie zum Auftreten von Tumoren im Zusammenhang mit der Gabe von Sartanen (1). NeoCorp Mit Sicherheit Ihr Partner Zusammenfassend zeigte sich in dieser Metaanalyse aller öffentlich zugänglichen, randomisierten Studien zu Sartanen, in denen Daten zum Neuauftreten von Tumorerkrankungen erfasst wurden, ein geringes, statistisch signifikant erhöhtes Risiko von Krebserkrankungen bei Gabe eines Sartans. Lesen Sie die komplette Stellungnahme: http://www.akdae.de/ Stellungnahmen/ Weitere/20100802.pdf Sicherheit ennzeich dK n Mehr Schutz durch den innovativen und prämierten NeoSafe®. Eindeutige Produktidentifikation mit Farbcode-System. s sc hus s -Au f un ür pac k un g Ver (1) Sipahi I, Debanne SM, Rowland DY et al.: Angiotensin-receptor blockade g Verpackungspreis 2009 Qualität Herstellung vollständig nach cGMP und mit US-FDA-Zertifizierung. Implementiertes Qualitätssicherungsprogramm ISO 9001. Aus Sicht der AkdÄ ergibt sich jedoch derzeit keine Notwendigkeit, die Empfehlungen für die Verordnung von Sartanen zu ändern. Literatur: un AD KA Diese Metaanalyse hat aus Sicht der AkdÄ einige deutliche methodische Schwächen. Darüber hinaus ist die biologische Plausibilität einer tumorfördernden Wirkung von Sartanen nicht gegeben, wenn auch die vorhandene Datenlage noch deutliche Lücken und Unsicherheiten aufweist. Die Ergebnisse der Studie sollten zum Anlass genommen werden, weitere Untersuchungen zum Krebsrisiko bei Anwendung von Sartanen durchzuführen. Service Individuelle, flexible Kundenbetreuung. Zuverlässige und kulante Abwicklung sowie konstante Lieferfähigkeit. Punkten Sie mit unserer umfassenden Produktpalette für die Tumortherapie. Preis and risk of cancer: meta-analysis of randomised controlled trials. Lancet Unsere Arzneimittel zählen immer zu den preisgünstigsten ihrer Gruppe. Oncol 2010; 11: 627-636. Am Weidenbach 6 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 55 82362 Weilheim | +49 881 909596-0 | www.neocorp.de Professionelle Pflege in der pädiatrischen Onkologie Professionelle Pflege in der pädiatrischen Onkologie Von Carola Freidank, Hannover D urch neue Therapien werden die Bedürfnisse von und die Anforderungen an die Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und deren Eltern umfangreicher. So gewinnen die Themen Patienten und Angehörigenberatung- und -schulung immer mehr an Bedeutung. Es gilt auch für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, dass ein aufgeklärter und gut geschulter Patient eine höhere Compliance zeigt. Das bedeutet, es wird eine hohe Fach- und Kommunikationskompetenz von allen Beteiligten des multiprofessionellen Teams gefordert. In der onkologischen Pflege wird diese Kompetenz durch staatlich anerkannte onkologische Fachweiterbildungen sichergestellt, andere Berufsgruppen haben ebenfalls geregelte onkologische Weiterbildungen. Erst eine Vernetzung mit allen Beteiligten und damit die Nutzung der unterschiedlichen Kompetenzen, Verantwortlichkeiten und Ressourcen macht die besondere Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit einer Krebserkrankung möglich. Das Ziel der professionellen Pflege in der pädiatrischen Onkologie ist die Betreuung, Begleitung und Unterstützung der Patienten und ihrer Angehörigen während des gesamten Krankheitsverlaufes bis in die Nachsorge. Eine systematische und kompetente pflegerische Versorgung erfordert methodisch durchdachte und wissenschaftlich begründete Herangehensweisen. Veränderungen in der klinischen Behandlung und den Versorgungsstrukturen in den Kliniken machen es notwendig, dass sich auch das Pflegepersonal diesen neuen Herausforderungen stellt: Nebenwirkungsmanagement Durch die umfangreichen Therapien sowie neue Therapiekonzepte mit neuen erklärungsbedürftigen Arzneimitteln in der Pädiatrie ist es erforderlich, einen besonderen Schwerpunkt auf das Nebenwirkungsmanagement und damit auch auf die Medikamentenapplikation in der Pädiatrie durch die altersgerechten Dosierungen und die individuellen Bedürfnisse an die Applikationsform zu legen. Hier ist besonders die Pflegekraft gefordert, da sie aufgrund des kontinuierlichen Kontakts zu dem Patienten Nebenwirklungen frühzeitig erkennen und durch pflegerische Interventionen reduzieren bzw. verhindern kann. Beratung und Schulung Da sich die stationäre Verweildauer in der Klinik verkürzt, steigt der Bedarf an systematisch-didaktisch aufbereiteten Informationen und Anleitungen der Patienten und ihrer Angehörigen. Information, Anleitung, Beratung und Schulung zu pflegerischen Aspekten in der Pädiatrie haben einen besonderen Stellenwert. Aufgaben, die auf die Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und, je nach Alter und Allgemeinzustand des Kindes, auf die Eltern zukommen können, sind die Medikamenteneinnahme, die Inspektion der Haut, das Erkennen von Nebenwirkungen usw. Daher müssen für diese Personengruppen entsprechende Anleitungen durch geschulte pädiatrisch-onkologische Pflegekräfte stattfinden. Regelmäßige Evaluationen, um den Bedarf an zusätzlichen Schulungen einzuschätzen, sind zu empfehlen. Vernetzung Vernetzung und internationaler Informationsaustausch zur länderübergreifenden Optimierung und Standardisierung von Pflege­ interventionen sind unbedingt notwendig. Am Beispiel der German Pediatric Oncology Nurses Group (GPONG) soll die Notwendigkeit von Netzwerkarbeiten verdeut- 56 | Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 Einige in der pädiatrischen Onkologie relevanten Netzwerke sind: International Society of Pediatric Oncology /SIOP, European Oncology Nursing Society/EONS, German Pediatric Oncology Nurses Group /GPONG, Bundesarbeitsgruppe der Leitungen onkologischer Weiterbildungsstätten/BAGL, Konferenz onkologischer Krankenund Kinderkrankenpfleger/KOK Gesellschaft für Pädiatrischer Hämatologie und Onkologie/GPOH sowie Vernetzungen mit weiteren an der Betreuung pädiatrisch onkologischer Patienten beteiligten Berufsgruppen. licht werden. Die GPONG umfasst derzeit bundesweit 40 erfahrene Pflegekräfte mit unterschiedlichen Qualifikationen (Weiterbildung Onkologie, Weiterbildung Palliative Care, Stationsleitung) aus 23 onkologischen Abteilungen. Mit der Gründung werden seit 15 Jahren bereits der pflegerische Fachaus- tausch sowie die Umsetzung gemeinsamer Projekte in den beteiligten pädiatrischonkologischen Zentren gefördert und auf wissenschaftlicher Ebene begleitet. Die Projekte der GPONG sollen einerseits eine Unterstützung für das Behandlungsteam sein (Palliative Care Ordner) und andererseits den Patienten und Angehörigen die Sicherheit vermitteln, in allen Zentren Deutschlands eine vergleichbare Betreuung zu bekommen (Empfehlungen zu pflegerischen Tätigkeiten, Wegbegleiter). Die GPONG hat zur Begleitung der Patienten ab dem Zeitpunkt der Diagnosestellung einen „Wegbegleiter“ entwickelt und in den beteiligten Zentren eingeführt. Der „Wegbegleiter“ strukturiert die auf den Patienten und seinen Angehörigen einwirkenden umfangreichen und belastenden Informationen und bildet eine Grundlage für weiterführende Informationsgespräche. Ein Wegbegleiter speziell für Jugendliche und junge Erwachsene ist in Arbeit. Weiterbildung in der pädiatrischen Onkologie Die Weiterbildung zur Fachkraft für onkologische Pflege hat sich in den vergangenen Jahren an die veränderten berufspolitischen Entwicklungen angepasst. Die Grundlagen Weiterbildungsinhalte (EONS): Bei Diagnostik und Therapien mitwirken Krebs und therapiebedingte Auswirkungen einschätzen und zielorientiert beeinflussen Belastungen durch die Krebs­ erkrankung einschätzen und Bewältigungsstrategien unterstützen Entscheidungsfindung und Eigenverantwortung kommunikativ unterstützen Koordinieren und organisieren der Versorgung Krebskranker Eigenverantwortlich Krebskranke professionell pflegen der staatlich anerkannten zweijährigen, berufsbegleitenden Weiterbildung sind bundesweit vergleichbar geregelt und entsprechen den nationalen und in der Regel den aktuellen europäischen (EONS) Richtlinien. In den letzten Jahren wurde deutlich, dass die pädiatrisch-onkologischen Inhalte in nur wenigen Weiterbildungsstätten ausreichend berücksichtigt wurden. Dementsprechend wurde von der Bundesarbeitsgruppe der Leitungen der Weiterbildungsstätten für onkologische Pflege/BAGL reagiert und es entsteht mit Unterstützung der GPONG und der GPOH ein Konzept zur Standardisierung der pädiatrischen Weiterbildungsinhalte innerhalb der bestehenden staatlich anerkannten onkologischen Fachweiterbildungen. Eine gemeinsame Weiterbildung zur Fachkraft für onkologische Pf lege mit einem Schwerpunkt Pädiatrie an klar definierten Weiterbildungsstätten wird zum einen der Tendenz zur generalistischen Pflegeausbildung in Deutschland und Europa gerecht und orientiert sich zum anderen dem sich ändernden Patientenklientel und der damit verbunden Ausweitung der onkologischen Erkrankungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Ausblick Die berufspolitischen Diskussionen über die Finanzierung von Behandlung und Pflege sowie die geforderten Weiterqualifikationen in der pädiatrisch-onkologischen Pflege machen bundesweit einheitliche wissenschaftlich begründete Konzepte und Empfehlungen notwendig. Durch die multiprofessionelle Zusammenarbeit in den pädiatrisch-onkologischen Zentren sowie unter Berücksichtigung und Akzeptanz der verschiedenen Kompetenzen und Ressourcen der involvierten Berufsgruppen wird die besondere Versorgung der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland gewährleistet. Quellennachweis http://www.cancernurse.eu/education/post_ basic_curriculum_in_cancer_nursing.html http://www.kok-krebsgesellschaft.de/index.php/ arbeitsgruppen/gpong.html http://www.kok-krebsgesellschaft.de/index.php/ arbeitsgruppen/bagl.html Autorin Carola Freidank Leitung der Weiterbildung zur Fachkraft für Onkologische Pflege Medizinische Hochschule Hannover Stabsstelle Geschäftsführung Pflege – OE 3011 30623 Hannover [email protected] Onkologische Pharmazie | 12. Jahrgang | Nr. 3/2010 | 57 Buchbesprechung Buchbesprechung Von Sabine Thor-Wiedemann, Weingarten CD-ROM: Medikamente und Schadstoffe in Schwangerschaft und Stillzeit – Reproduktionstoxikologie Von Wolfgang Paulus und Christian Lauritzen 1095 Seiten mit Suchfunktion auf CD, Aktualisierung halbjährlich Bestellung: Spitta Verlag, Balingen, Bestellnr. 76500 Tel. 07433/952-0, [email protected] Erst-CD € 118,-, Aktualisierungen € 69,95 Es gibt gute Bücher über Pharmakotherapie in der Schwangerschaft, beispielsweise das soeben erschienene Werk von Smollich und Jansen (siehe Kasten). Wie alle klassischen medizinischen Fachbücher haben sie allerdings einen erheblichen Nachteil: aufgrund des rasanten Erkenntniszuwachses in der medizinischen Forschung fehlen nach kurzer Zeit Informationen über aktuelle Entwicklungen. In klassischer Buchform: Martin Smollich, Alexander Jansen: Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit: Schnell und sicher beraten Hippokrates Verlag, 2010 100 Seiten, € 24,95 ISBN 978-3-8304-5479-3 Die CD „Medikamente und Schadstoffe in Schwangerschaft und Stillzeit“ trägt diesem Umstand Rechnung. Zweimal jährlich gibt es Aktualisierungen, die ein ausgewiesener Experte, Dr. Wolfgang Paulus vom Ravensburger Institut für Reproduktionstoxikologie, zusammenstellt. Die aktuelle CD entspricht dem Stand vom Juni 2010. Wer sich für den Abo-Service entscheidet, bekommt halbjährlich eine aktualisierte CD zugeschickt (kann jederzeit gekündigt werden). Auf über 1000 Seiten werden umfassende Informationen gegeben, die über die nötigsten Grundlagen für die Beratung weit hinausgehen. Die CD fasst die Ergebnisse von Tierversuchen, teratologischen Studien am Menschen, Kasuistiken und Monografien zusammen. Mögliche Fehlbildungen von Embr yonen und Funktionsstörungen von Organen bei Feten sind für die meisten im Handel befindlichen Medikamente angegeben. Auch auf Drogen, Schadstoffe, Infektionen und Umwelteinflüsse wie Strahlenexposition auf die embryonale und fetale Entwicklung wird eingegangen. Ein Kapitel ist dem Übergang von Medikamenten und toxischen Substanzen in die Muttermilch und den Wirkungen auf den Säugling gewidmet. Nach kritischer Bewertung werden Empfehlungen für die Praxis gegeben, z.B., ob ein Schwangerschaftsabbruch in Be- tracht gezogen werden muss. Neben den Risiken mütterlicher Exposition wird auch das mutagene Risiko bei Exposition des Vaters erörtert. Fazit: ein wirklich umfassendes, dabei stets aktuelles Nachschlagewerk für alle Fragestellungen rund um die Pharmakotherapie in Schwangerschaft und Stillzeit.