Märkte und Anlagepolitik Zweites Quartal 2016 Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung – so die Redewendung. Wenn man den mageren Resultaten des G-20 Gipfels nicht viel abverlangen kann, dann doch wenigstens der Erkenntnis der Staatsoberhäupter, dass die expansive Geldpolitik die Welt nicht retten kann. Die nüchterne Schlussfolgerung: es müssen alle «politischen Instrumente – geldpolitische, fiskalische und strukturelle – einzeln und zusammen» eingesetzt werden, um ein weltweit ausgewogeneres Wachstum zu erreichen. Mario Dragi hieb jüngst in dieselbe Kerbe. Zu diesem Schluss scheinen die Finanzmärkte schon seit geraumer Zeit gekommen zu sein. Quantitative Lockerung führt nicht mehr automatisch zu einem Kursfeuerwerk bei risikobehafteten Anlagen. Das Vertrauen in die Zentralbanken ist angeschlagen. Aufgrund der Wachstumssorgen wird die Liquidität wieder vermehrt im Bar- und Spargeld (steigende Sparquoten!) und überteuerten Staatsanleihen parkiert. Die gute Performance dieser Anlagen seit Anfang Jahr zeuget davon. Bei den Aktienmärkten beginnt die Liquiditätsillusion langsam der gedämpften Wachstumsrealität Platz zu machen. Segments aus. Die Zinsspannen weiteten sich auch in anderen Wirtschaftszweigen und bei den besten Schuldnern aus. In den USA, aber auch in Europa haben sich die Investment Grade-Kreditaufschläge seit Mitte letztes Jahr von einem tiefen Niveau aus in etwa verdoppelt. Seit das FED aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung die Leitzinsen um 0.25 Basispunkte angehoben hat, fiel die Rendite der 10jährigen Staatsanleihe um gut 0,4% auf unter 1,9%. Kam der Zinsschritt doch zu früh? Die in den letzten Wochen stark nach unten revidierten Wachstums- und Inflationserwartungen unterstützen unsere These. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Auffallend für uns auch die seit Monaten anhaltende hohe Korrelation zwischen Ölpreis, Renditen bei den Hochzinsanleihen und Aktienkurse. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Mehr noch: dass mit der wirtschaftlichen Entwicklung etwas nicht ganz stimmt, demonstrieren die bei fallenden Zinsen gestiegenen Kreditaufschläge, insbesondere bei den Hochzinsanleihen. Die oft vorgeschobene Verschlechterung der Bonität im US Öl & Gas Sektor ist bei weitem nicht alleine dafür verantwortlich. Der Sektor macht ja „nur“ rund 1/6 des Quelle: Bloomberg, Santro Invest 1 Dass ein höherer Ölpreis eine Risikoentlastung im Ölsektor bewirkt, können wir nachvollziehen. Gleichzeitig steigende Aktienkurse würden bedeuten, dass sich die wirtschaftlichen Perspektiven verbessern. Die global fallenden Vorlaufindikatoren zeigen allerdings das Gegenteil. bei den Konsumenten, dürfte sich die Gefahr einer Rezession erhöhen. Für einen veritablen Konjunktureinbruch fehlen uns jedoch Anzeichen von Überhitzung – mit Ausnahme der Finanz- und Immobilienmärkte. Etwas Sorgenfalten bereitet uns in diesem Umfeld die Inflationsentwicklung. In den USA steigt die Inflation, währendem die Inflationserwartung weiter sinkt. Eine solche Erwartungskluft – welche auch in der EU feststellbar ist, schliesst sich über kurz oder lang, führt zu Überraschungen und zu Verwerfungen. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Anhaltend tiefe Rohstoffpreise und eine Erholung beim Gold sind für uns zusätzliche Indikatoren, dass die Weltwirtschaft in einer Wachstumskrise steckt. Die seit Anfang Jahr laufende Korrektur an den Aktienmärkten dürfte somit nicht erstaunen, sind die Kennziffern doch am oberen Rand des historischen Bewertungskorridors. Die Überwindung der globalen Wachstumsschwäche ist ein grosses Dilemma. Wegen der künstlich tief gehaltenen Zinsen und Überkapazitäten lohnen sich Investitionen nicht mehr. Der nach wie vor angeschlagene Bankensektor hält mit Kreditvergabe zurück. Kritikern der expansiven Geldpolitik muss andererseits auch bewusst sein, dass eine Normalisierung der Zinsen die Konjunktur wohl eher abzuwürgen droht und die Bedienung der steigenden Schuldenlast in Frage stellen würde. Fiskal- und wirtschaftspolitische Stimuli gefällig? Solche Pläne stossen wegen exzessiver Staatsverschuldung schnell an Grenzen. So bleiben strukturelle Veränderungen als Wachstumsmotor. Dies braucht jedoch Zeit und politischer Wille. Wir stellen allerdings fest, dass der Reformdruck eher nachlässt und - angesichts der Migration - isolationistische Tendenzen zunehmen. Wo stehen wir heute? Wir glauben, dass sich die Weltwirtschaft an einem kritischen Punkt befindet. Führen die negativen Zinsen und die anhaltende Deflation zu einem beschleunigten Vertrauensverlust Quelle: Bloomberg, Santro Invest Wir fragen uns natürlich, ob wir auf ein Umfeld mit schwachem Wirtschaftswachstum und hoher Inflation zusteuern. Inflationstreibend dürfte in den nächsten Monaten der schwindende Basiseffekt der tieferen Rohwarenpreise, die dynamische Preisentwicklung im Dienstleistungsbereich und administrierte Löhne sein. Ein Überschwappen auf die generelle Lohnentwicklung ist nicht auszuschliessen. Wir erachten deshalb eine Stagflation in den westlichen Märkten als ein sehr realistisches Szenario. Leider ist das Bekämpfen dieses Gespensts weit anspruchsvoller, als eine Rezession. Aktien- wie Bondmärkte würden leiden, die Zeit würde schlagen für Gold, Rohstoffe und inflationsgeschützte Anleihen. Vor dem Hintergrund der insgesamt schwächelnden Wirtschaftszahlen und mit Blick auf die immer noch hohen Gewinnerwartungen beim MSCI World (doppelstellig im 2017 und 2018), schauen wir der Entwicklung an den Aktienmärkte weiterhin mit Skepsis entgegen. Die seit Anfang Jahr dauernde Korrektur dürfte noch nicht vorbei sein. 2 Europa: Der „Brexit“ als Härtetest Die Herausforderungen für Europa nehmen weiter zu, nicht ab! Der Umgang mit der Flüchtlingsproblematik ist für die Lage der EU symptomatisch. Die Situation bedarf einer gesamtheitlichen Lösung. Dazu fehlen allerdings grundlegende institutionelle Rahmenbedingungen, welche die vereinbarten Regeln auch durchzusetzen vermögen. Stattdessen grassieren nationale Lösungsansätze, welche Abschottung und Verletzung von EU Recht bedeuten. Nach der Bankenkrise steht die EU erneut auf dem Prüfstand. Damit nicht genug: mit der im Juni in Grossbritannien stattfindenden Abstimmung für oder wider die EU droht ein Mitglied der ersten Stunde den Sternenkreis zu verlassen. Wir glauben nicht an einen Brexit. Die Drohungen des Königreichs werden jedoch zu einer kritischen Beurteilung der nächsten Integrationsschritte führen. Bleibt Grossbritannien in der EU würde dies der Gemeinschaft einen positiven Schub verleihen - die Krise als Chance genutzt. Derweil ist die wirtschaftliche Entwicklung in Europa schwach (Q4 2015 +0.3%). Paradoxerweise wird der Flüchtlingsstrom zunehmend zu einem „Glücksfall“. Im Schlussquartal 2015 beschleunigte sich die Binnennachfrage substanziell dank starkem Wachstum beim staatlichen Konsum (+0.6% bzw. +2.2% gegenüber Vorjahr). Wir gehen davon aus, dass der Beitrag der öffentlichen Hand auch in den kommenden Quartalen hoch bleiben wird. schen Auseinandersetzungen, die damit verbundene Unsicherheit und die deflationären Tendenzen Gründe für die schwindende Konsumlust sein. Das tiefere Verbrauchervertrauen und die weiter sinkende Inflationserwartung (Konsumaufschub?) stimmen fürs kommende Quartal nicht zuversichtlich. Der nachlassende Effekt der tiefen Energiepreise könnte den Konsum belasten. Die Arbeitslosenquote hat sich jüngst etwas zurückgebildet, liegt mit 10,3% aber weiterhin auf hohem Niveau. Die wirtschaftliche Erholung bleibt zu schwach, um die Beschäftigungssituation spürbar zu verbessern. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Der Aussenhandel, lieferte im Q4-2015 zum ersten Mal seit langem keinen positiven Beitrag mehr. Das Wachstum der Exporte fiel unter die Steigerung der Importe. Die Schwäche im Aussenhandel kann dem stabileren EUR Kurs und der Konjunkturabkühlung in den Exportmärkten zugeordnet werden. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Demgegenüber steht eine markante Abschwächung des privaten Konsums, bisher die Konjunkturstütze. An der Lohnentwicklung kann dies nicht liegen, stiegen die Saläre doch um etwas mehr als 2%. So dürften die fragile wirtschaftliche Entwicklung, die politi- Quelle: Bloomberg, Santro Invest 3 Der produzierende Sektor hat sich gegen Ende 2015 weiter abgekühlt. Die Industrieproduktion fiel im Q42015 um -0.1%, vor allem wegen tieferer Energieproduktion. Allerdings war auch bei den Kapital- und den langlebigen Konsumgütern eine Verlangsamung zu spüren. Der Bausektor wirkte stabilisierend. und die flankierenden Kreditprogramme laufen ins Leere – die Unternehmen verfügen dank gesunder Bilanzen über einen hohen Eigenfinanzierungsgrad und sehen wenig Grund Kapital aufzunehmen. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die Schwäche zeigte sich in allen grösseren Industrieländern Europas. Die fallenden Geschäftsklimaund Einkaufsmanagerindizes sowie rückläufigen Auftragseingänge lassen auf eine weitere Verlangsamung in den kommenden Monaten schliessen. Vor diesem Hintergrund erstaunt das gute Wachstum bei den Investitionen. Diese sind wesentlich vom Nachholbedarf und den guten Wetterbedingungen getrieben. Die Migration dürfte sich auch bei den Investitionen künftig positiv auswirken. Angesicht des verhaltenen ökonomischen Ausblicks, der politischen Spannungen und ausreichenden Kapazitäten erwarten wir allerdings keinen Ausbau des Produktionsapparats. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die geringe Investitionsneigung spiegelt sich in der schwachen Nachfrage nach kommerziellen Krediten. Gemessen an der Erhöhung des Geldangebots müsste die Kreditgewährung an die Unternehmen deutlich höher liegen. Die expansive Geldpolitik der EZB Die Finanzsituation der öffentlichen Haushalte verschärft sich weiter. Die zusätzlichen Aufgaben im Zusammenhang mit der Migration stimulieren zwar die Nachfrage, belasten aber die Budgets. In der Diskussion zwischen der Türkei, Griechenland und dem Rest der EU über die Aufnahme und Betreuung der Flüchtlinge werden dann schnell mal EUR 3 Mrd. gesprochen. Die Folgekosten dürften ein Mehrfaches sein. Da und dort werden wohl diese Zusatzkosten zum Maskieren der laschen Budgetdisziplin hinzugezogen. Die Verschuldung in Europa wird munter weitersteigen. Positiv zu vermerken, dass sich der Druck auf Reformen in einigen Ländern erhöht hat. Die Veränderungsbestrebungen Renzis in Italien oder das Wagnis in Frankreich die 35-Stunden-Woche zur Diskussion zu stellen, sind hoffnungsvolle Ansätze. Dass es fiskalpolitische und monetäre Massnahmen braucht, hat Mario Draghi an der letzten Pressekonferenz der EZB einmal mehr betont. Dies ging im Donnergrollen des monetären Tsunamis aber fast etwas unter. Die Senkung des Einlagesatzes auf -0.4% (-10 Bps) und des Refinanzierungssatzes auf 0,0% (-5 Bps), die Erhöhung der monatlichen Geldspritze auf EUR 80 Mrd. bei gleichzeitiger Ausdehnung der zum Kauf möglichen Vermögenswerte und das Lostreten von zusätzlichen 4 Kreditprogrammen (TLTRO II) sind die Eckpfeiler der mittlerweile schon etwas grotesk anmutenden Geldpolitik. Vor dem Hintergrund der anhaltenden wirtschaftlichen Abkühlung wirken die Massnahmen wie ein hoffnungsloser Befreiungsschlag. Und sind ein unfehlbares Zeichen, dass die europäischen Banken weiterhin Krücken benötigen. 4 Die Finanzmärkte lassen sich nicht mehr begeistern. Wer will denn noch mehr Liquidität? Insgesamt erwarten wir in Europa eine wirtschaftliche Abschwächung mindestens im H1-2016. Tiefe Zinsen und Deflation werden die Szenerie prägen. Ob sich dies fortsetzen wird, hängt wesentlich von der Widerstandsfähigkeit des privaten Konsums ab. An der Wachstumsdynamik der deutschen Wirtschaft hat sich wenig geändert. Das reale Wachstum bleibt in einer Spanne von +0.2%-0.4% pro Quartal. Die Treiber haben sich aber markant verändert. Der private Konsum profitiert zwar weiterhin von der tiefen Arbeitslosigkeit, höheren Löhnen und nur geringen Preissteigerungen, hat aber klar an Dynamik verloren. Demgegenüber lieferten die staatlichen Ausgaben und die Investitionen die höchsten Wachstumsbeiträge – ein Abbild der Entwicklung in der EU. Das überraschende Wachstum bei den Investitionen ist vor allem auf eine Erholung im Bausektor zurückzuführen. Der Aussenhandel schlug wegen der schwierigen Exportmärkte und währungsbedingt gestiegener Importe negativ zu Buche. Auf Basis der jüngsten IFO Zahlen dürfte die positive Entwicklung im Schlussquartal 2015 stark in Frage gestellt werden. Sowohl die aktuelle wie auch die erwartete Einschätzung der Geschäftsentwicklung trübten sich ein. In der Industrie wird die Lage aufgrund rückläufiger Auftragseingänge pessimistischer eingeschätzt. Sparquote. Diese Entwicklung ist insofern etwas beunruhigend, als bis anhin die wirtschaftlich Erholung stark vom privaten Konsum gestützt wurde. An seine Stelle tritt nun der Staat. Angesichts des 2015 erzielten Primärüberschuss dürfte es Deutschland nicht schwer fallen, den Geldbeutel etwas mehr zu öffnen. Die öffentlichen Ausgaben können allerdings kaum einen schwächeren privaten Konsum auffangen, sodass wir von einer Verlangsamung der BIP Wachstums ausgehen. Frankreich oszilliert zwischen Sein und Nichtsein. Das Wachstum konnte sich bis anhin nicht verstetigen. Dies ist auf die sehr volatile Entwicklung des privaten Konsums zurückzuführen. Im Q4-2015 war dieser erneut rückläufig. Nebst dem „hohen“ Basiseffekt aus dem Vorjahr dürften die Anschläge in Paris, aber auch die hohe Arbeitslosigkeit von 10% aufs Konsumentengemüt drücken. Da helfen auch die wachsenden Löhne nicht. Im Q4-2015 lieferten die Investitionen der Unternehmen und der Öffentlichkeit sowie die Staatsausgaben die höchsten Wachstumsbeiträge. Der Aussenhandel belastete das BIP Wachstum, den stärker steigenden Importen sei Dank. Der Häuserund Baumarkt leidet unter anhaltenden Problemen. Die Industrieproduktion hat ihren zaghaften Aufschwung dank der Nahrungsmittel- und Autobranche fortgesetzt. Das Wachstum ist aber äusserst anfällig, wie die jüngsten Vorlaufindikatoren zeigen. Der Einkaufsmanager-Index deutet auf eine erneute Schrumpfung der BIP hin, dieses Mal vom Dienstleistungssektor ausgehend. Das Konsumentenvertrauen lässt ebenfalls nach. Privater Konsum und Investitions-Zurückhaltung dürften im nächsten Quartal das Wachstum belasten. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die Kluft zum reformwilligeren Nachbarn Italien tut sich weiter auf. Sowohl der private Konsum, die industrielle Aktivität als auch die Investitionen leisten positive Beiträge zum italienischen Wirtschaftswachstum. Die Freude an den Zahlen dürfte aber nicht lange währen. Die Stimmungsindikatoren in der Industrie und bei den Konsumenten haben sich eingetrübt. Der Detailhandel ist ebenfalls weniger zuversichtlich, trotz sinkender Arbeitslosigkeit und steigendem verfügbaren Einkommen (Saläre, tiefer Ölpreis). Das Verbrauchervertrauen dürfte u.a. wegen des Flüchtlingsproblems schwinden. Die Zeichen des schwachen Wirtschaftswachstums beflügeln dafür die Die Erhöhung von Steuern und Gebühren wird den Konsum belasten. Die jüngste Abschwächung des Lohnwachstums dürfte diesen Trend unterstützen, andererseits die Wettbewerbsfähigkeit des Landes erhöhen. Letzteres ist dringend nötig, hat sich doch der Auftragseingang gerade aus dem Ausland ver- 5 schlechtert. Der Einkaufsmanagerindex deutet auf eine Abschwächung der Industrieproduktion hin. Einziger Lichtblick bleibt der Dienstleistungssektor. und die hohe Arbeitslosigkeit von 21% stellen die Nachhaltigkeit des robusten Konsums in Frage. Damit nicht genug. Spanien kämpft mit politischer Erneuerung. Das 2-Parteien-Sysem ist tot, das neu gewählte, heterogenere Parlament hat Schwierigkeiten Mehrheiten zu bilden und die verkrustete, von Vetternwirtschaft geprägte Regierung um Ministerpräsident Rajoy neu zu besetzen. Solche Situationen wirken selten wachstumsbeschleunigend! Quelle: Bloomberg, Santro Invest Von den Wirtschaftsdaten abgesehen ist Italien zweier Themen wegen ins Rampenlicht gerückt: 1) Die schleppende Konjunkturentwicklung hat erstaunlich hohe Kreditrisiken an den Tag gefördert. Die Weltbank schätzt, dass rund 17% der ausstehenden Kredite in Italien ausfallgefährdet sind. Das Bankensystem steht noch auf sehr wackeligen Beinen. Nicht nur in Italien. Einmal mehr wurde in aller Eile eine Lösung gesucht. Das Gründen von "bad banks" mit Hilfe von privatem Kapital macht Sinn, schützt die werthaltigen Vermögenswerte und nimmt den Staat erst subsidiär in Anspruch. Die nach wie vor ungenügende Kapitalisierung vieler europäischer Banken wirkt weiterhin als Bremsklotz. 2) Die vom Ministerpräsident Renzi initiierte Verfassungsreform dürfte die jahrzehntelange politische Blockade endlich lösen und weitere Reformen ermöglichen. Die Herausforderung der hohen Staatsverschuldung und des laufenden Budgetdefizits sind hoch. Um innerhalb der EU Vorgaben zu bleiben, muss Renzi eine EUR 24 Mrd. Einnahmenlücke schliessen. Wachstumsschwächende Steuererhöhungen stehen an. In den anderen Peripheriestaaten muss sich Musterknabe Spanien auf schwierigere Zeiten einstellen. Die wirtschaftliche Erholung verliert an Kraft. Die Industrieproduktion ist rückläufig, das Konsumwachstum verliert an Dynamik, und dies obwohl die Preise fallen. Oder weil die Preise fallen? Die tieferen Nahrungsmittelpreise, das nachlassende Lohnwachstum Quelle: Bloomberg, Santro Invest Noch ein Wort zu Portugal und Griechenland: es wurde um die beiden Länder, angesichts anderer Herausforderungen, erstaunlich ruhig. Eine Scheinruhe. Die Verschuldung ist eine erdrückende Last. Das Bankensystem ist weit davon entfernt, gerettet zu sein. Erst kürzlich kostete die Rettung einer kleinen portugiesischen Bank den Staat gegen EUR 3 Mrd. Das Thema dürfte die nächsten 12 Monaten wiederaufgewärmt werden. Das Wachstum im Grossbritannien ist mit +2% solide, verläuft aber ohne grosse Dynamik. Die Konjunktur ist stark von der Binnennachfrage (inkl. Staat) und vom Dienstleistungs- und Bausektor getragen. Schwachpunkt bleibt die Industrie. Es ziehen allerdings schwarze Wolken auf. Weiter fallende Auftragseingänge dürften die bereits rückläufige Industrieproduktion weiter belasten. Noch beunruhigender sind die fallenden Vorlaufindikatoren im wichtigen Dienstleistungssektor. Die zunehmende Volatilität und Regulierungswut an den Finanzmärkten scheinen Spuren zu hinterlassen. Auch der Bau beginnt zu schwächeln. Punktuell gibt es Entlastung bei den Häuserpreisen. Das nun abbröckelnde Verbrauchervertrauen und die verhaltene Investitionsbereitschaft ist wohl eine Konsequenz von alledem. 6 falls. Kurzfristig dürften der Unmut und die Verunsicherung der EU Bürger aber eher noch zunehmen und dabei stark auf die Konsumbereitschaft drücken. Europa tut gut daran, weitere institutionelle Reformen voranzutreiben. USA: Weit fortgeschrittene Konjunktur Quelle: Bloomberg, Santro Invest Grossbritannien fährt ein sogenannt doppeltes Defizit. Die Staatsverschuldung nähert sich langsam 100% des BIP und die negative Aussenhandelsbilanz hat sich nach der jüngsten GBP Abwertung verschlechtert. Das Leistungsbilanzdefizit von 5.1% vom BIP ist ein Nachkriegsrekord und vor allem auf die sinkenden Nettoeinkommen aus Auslandinvestitionen zurückzuführen. Grossbritannien muss Kapital anlocken. Wegen der Unsicherheit im Zusammenhang mit der Brexit Abstimmung ein schwieriges Unterfangen. Eine Zinserhöhung im Soge des FED Schritts scheint vom Tisch. Umso mehr als die Inflation tief bleibt, bei den Produzentenpreisen Deflation herrscht und das GBP zur willkommenen Schwäche neigt. Die Abstimmung über den Verbleib Grossbritanniens in der EU ist das dominierende Thema bis Mitte Jahr. Die Unsicherheit dürfte die wirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflussen, ein pro-EU Entscheid nur kurzfristig positive Impulse verleihen. Die fehlende Wettbewerbsfähigkeit Grossbritanniens und der tiefgreifende Wandel der Finanzindustrie stutzen einem höheren Wachstum die Flügel. Wir glauben Grossbritannien wird Teil der EU bleiben. „Das Leben ist ein Schauspiel“. Wörtlicher kann man den aktuellen Wahlkampf in den USA wohl nicht nehmen. Wird erneut ein Schauspieler besonderer Art ins Weisse Haus einziehen? Es wäre ja nicht das erste Mal! Entschieden ist noch lange Nichts, aber der bisherige Erfolg von Donald Trump lässt aufhorchen. Verhilft das populistische republikanische Ausmarchen um den Präsidentschaftskandidaten den Demokraten zu einem Vorteil? Schon möglich. Für die Börsen wäre eine Wahl Hillary Clintons positiv. Im Zeitraum seit 1945 stieg der S&P 500 unter demokratischer Führung um durchschnittlich +9.9%, unter den Republikanern nur +4.3%. Aktuell reagieren die Börsen noch nicht gross auf den Wahlkampf. Diesen Herbst könnte sich dies jedoch ändern. Kurzfristig dürften die Wirtschaftsentwicklung und die FED Entscheidungen in den USA entscheidender für die Finanzmärkte sein. Das Wirtschaftswachstum in den USA verlangsamte sich gegen Ende des Jahres und auf nunmehr +1% und wurde nur noch vom privaten Konsum (+1,4%) getragen. Einem relativ guten Weihnachtsgeschäft ist es also zu verdanken, dass die amerikanische Wirtschaft weiter expandiert. Das verfügbare Einkommen dürfte von der guten Börsenlage, dem gesunden Häusermarkt, moderat steigenden Löhnen und munter sprudelnden Konsumkrediten profitiert haben. Schlussfolgerung: Zur Wachstumsschwäche in Europa gesellt sich via Flüchtlingsproblematik zunehmend eine Führungskrise und mit der Brexit-Abstimmung die Existenzfrage. Grosse Länder Europas sind im politischen Umbruch. Strukturprobleme (inkl. Finanzsystem) und die Verschuldungssituation sind auch noch nicht gelöst. Wir sind deshalb nicht erstaunt, dass die europäische Wirtschaft nicht auf Touren kommt. Die verkorkste Situation hat aber auch Chancen. Die Migration könnte als Wachstumstreiber wirken eine Erholung in den aufstrebenden Märkten eben- Quelle: Bloomberg, Santro Invest 7 Die anderen BIP Komponenten entwickeln sich alle rückläufig. Die Investitionsneigung bleibt schwach, insbesondere bei den Kapitalgütern. Angesichts der konstant nach unten revidierten Erwartungen fürs Weltwirtschaftswachstum scheint die Zuversicht zu fehlen. Globale Überkapazitäten und der stärkere USD laufen einer breiten Investitionswelle entgegen. Die gute Kapazitätsauslastung im Dienstleistungsbereich ist ein wichtiger Grund für die auf 1.7% anziehende Kerninflation. Die Konsumgüter werden tendenziell immer noch billiger, dem stärkeren USD und den fallenden Rohstoffkosten sei Dank. Unter der Annahme, dass die Rohstoffpreise nicht weiter fallen, erwarten wir ab Mitte 2016 wegen Basiseffekten ein Ansteigen der ausgewiesenen Inflationszahlen um 0.5% - 1.0%. Ein Szenario, welches das FED bei ihrem Zinsentscheid im Juni wesentlich prägen wird. Die Eintrübung der Konsumentenstimmung setzt sich fort, vermutlich stark beeinflusst von der Aktienmarkt-Korrektur Anfang Jahr. Das verhaltene Wachstum bei den Einzelhandelsumsätzen ist Ausdruck eines skeptischen US-Verbrauchers. Quelle: bureau of economic analysis, Santro Invest Die Staatsausgaben leisteten keinen Wachstumsbeitrag wobei die Investitionszurückhaltung in den zum Teil hochverschuldeten Gliedstaaten die stark gestiegenen Rüstungsausgaben im Federal-Budget neutralisierten. Die international wieder aktiveren US Streitkräfte scheinen sich positiv aufs Wachstum auszuwirken, ungeachtet der weiter angestiegenen Verschuldung. Der Konsum wird weiterhin stark von der Nachfrage nach Dienstleistungen, vor allem im Gesundheitsbereich und in der Freizeitindustrie getrieben. Die Güternachfrage wächst nur halb so schnell und ist stark von der starken Autokonjunktur beeinflusst. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die schwächelnde Erwartungskomponente deutet auf ein angespannteres Konsumklima in den kommenden Monaten hin. Eigentlich erstaunlich, angesichts der tiefen Arbeitslosigkeit. Die schwache Reallohnentwicklung und die wachsende Ungleichverteilung der Vermögen dürften als Erklärungsversuch dienen. Zudem könnten die vom FED in Aussicht gestellten weiteren Zinserhöhungen und die Ausweitung der Kreditspannen beim Konsumenten eine gewisse Vorsicht geweckt haben. Die Bruttoverschuldung der Haushalte ist auf Rekordniveau, die Zinslast dürfte eher steigen. So erachten wir höhere Zinsen und eine heftige Korrektur der Aktienkurse als die grösste Gefahr für den Konsum, der nota bene aktuell der einzige Wachstumstreiber des US BIP ist. Quelle: Bloomberg, Santro Invest 8 Quelle: Bloomberg, Santro Invest Quelle: Bloomberg, Santro Invest Unklarheit herrscht bei uns weiterhin bezüglich der Gesundheit des US Arbeitsmarkts. Die Arbeitslosigkeit liegt unter 5%, das Stellenwachstum beträgt etwas mehr als 200‘000 Jobs/Monat, die Erstanträge für Arbeitslosenunterstützung auf Rekordtief, die Partizipationsrate ist wieder am Steigen. Das sehr verhaltene Lohnwachstum passt überhaupt nicht ins Schema. Gewisse strukturelle Veränderungen am Arbeitsmarkt (Aussteuerung, demographische Entwicklung, Schwarzarbeit,…) scheinen die Statistiken nicht zu erfassen. Zudem stellen wir fest, dass die USA immer noch eine relativ grosse Produktionslücke aufweist und das Produktivitätswachstum sehr schwach bleibt. Das Positive dieser Entwicklung ist ein tief bleibender Lohndruck. Eine von Salären ausgehende Inflationsspirale scheint nicht imminent. Zurückhaltung herrscht bei der Investitionstätigkeit. Die Industrieproduktion in den USA ist rückläufig, die Auftragseingänge (ohne Rüstung und Flugzeugbau) sinken. Die abermals reduzierten Erwartungen bezüglich wirtschaftlicher Entwicklung, der starke USD, die tiefen Renditeerwartungen und die gemessen am Konjunkturzyklus schwache Kapazitätsauslastung sprechen gegen einen Investitionsboom. Wir fragen uns zunehmend wie lange es geht, bis sich die Investitionsrezession in noch schwächerem Wachstum rächt. Die Produktivität leidet. Die (Fehl)Allokation zugunsten des Kapitals dürfte weiter gehen. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die Erholung auf dem Häusermarkt dürfte sich dank tiefem Zinsniveau fortsetzen. Die FED Zinserhöhung hat bis anhin zu keiner Verhaltensänderung geführt, sind doch die meisten Häuser in den USA an Langfristzinsen gebunden. Der kurzfristige Indikator – die Hypotheken-Erstanträge – zeigen noch keine Schwäche. Wir erwarten aber, dass sich das Neugeschäft abkühlen wird. Insgesamt erwarten wir für die US Wirtschaft ein Wachstum um 2.0% im 2016. Die Erholung verlor in den letzten Monaten klar an Dynamik. Dies bestätigen die Frühindikatoren wie PMI oder ISM. Dabei fällt auf, dass die Auftragskomponente gar auf eine weitere Kontraktion des Industriesektors hindeutet. Der schwächere USD könnte Entspannung bringen. Bemerkenswert auch, dass die Leitindikatoren auch im nicht-verarbeitenden Gewerbe am schwächeln sind. Kombiniert mit einem kritischeren Verbrauchervertrauen besteht somit die Gefahr, dass das Wachstum im H2-2016 erneut enttäuschen könnte. 9 ten und global fallender Produzentenpreise hoch. Mittlerweile hat sich die Inflationserwartung der Realität angepasst. Eine gefährliche Entwicklung, da erwartete Preisreduktionen in einem Umfeld sinkender Löhne zu Konsumaufschub führen könnten. Kein Wunder hat die Bank of Japan das Jahr mit einem Paukenschlag begonnen und negative Zinsen eingeführt. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Japan: Treten an Ort In Japan gibt es kaum eine Wirtschaftszahl, welche positiv stimmt. Im Q3 noch einer Rezession entwischt, hat es Japan im Schlussquartal mit einem Rückgang des BIP um -0,4% erwischt. Der private Konsum, bisherige Wachstumsstütze, Konsum brach um -0.8% ein. Ein Teil der schwachen Nachfrage geht auf das Konto der milden Temperaturen und der relativ hohen Nahrungsmittel-Inflation von >2%. Der negative Trend bei den Einzelhandelsumsätzen hält allerdings schon seit zwei Jahren an. Japans Verbraucher leiden weiterhin unter der 2014 erhöhten Verbrauchersteuer. Überdies fielen die Reallöhne 2015 um -0.6% und die Soziallast aufgrund der demographischen Entwicklung steigt. Die fallende Konsumentenstimmung verspricht keine Besserung für die kommenden Monate. Dem Japaner fehlt zunehmend die Kaufkraft! Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die Industrieproduktion schrumpft (Januar -3.8% yoy) wegen des verhaltenen Binnenwachstums und der schwachen Nachfrage aus dem wichtigen chinesischen Absatzmarkt. Die jüngsten Auftragseingangszahlen vermitteln ein gemischtes Bild. Das Maschinenbausegment insgesamt scheint ordentlich unterwegs zu sein. Die Konjunktur sensitiveren Werkzeugmaschinen (-22.6%) sehen sich einem frostigen Umfeld ausgesetzt. Da herrschen weltweit auch grosse Überkapazitäten. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Quelle: Bloomberg, Santro Invest Bei der Preisentwicklung fehlt weiterhin der inflationstreibende Effekt der JPY Abschwächung. Somit bleibt der Deflationsdruck wegen tiefer Energiekos- Dass die Stimmung bei den Unternehmen trotzdem gut ist, führen wir auf Kapazitätsengpässe im Binnenmarkt (geringe Produktionslücke) und attraktive finanzielle Rahmenbedingungen (hohe Gewinne, tiefe Zinsen) zurück. Die Investitionen lieferten im Q4-2015 einen schwachen Wachstumsbeitrag. Dies 10 kam vor allem aus der Industrie. Die Bauwirtschaft beginnt den Stimmungswandel beim Konsumenten zu spüren. Die gute Auslastung der Kapazitäten wird die Investitionstätigkeit unterstützen. Zudem fährt die Regierung mit ihrem Wiederansiedlungsprogramm fort. onen scheitern. Der verabschiedete Mehrjahresplan sieht zwar erst 2020 ein ausgeglichenes Primärbudget (i.e. ohne Zinszahlungen) vor, falls Zusatzeinnahmen (wie z.B. Steuererhöhungen) fehlen, ist dies unerreichbar. Abes dritter Pfeil ist überhaupt nicht auf Kurs, Japan verharrt in seinem Wachstumsdilemma. Das spärlich Erreichte ist eine schwache Grundlage im Hinblick auf die Oberhauswahlen im Sommer 2016. Daran wird eine expansive Geldpolitik nichts ändern. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die Aussenhandelsbilanz hat sich mit der im Herbst begonnenen leichten Aufwertung des JPY wieder verschlechtert. Von den Exportmärkten werden keine grossen Impulse erwartet, die Importe könnten etwas unter der Konsumflaute leiden. Netto sehen wir in den kommenden Monaten eine Stabilisierung im Aussenhandel. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Schwellenländer: Ein Wechselbad der Gefühle Die Schwellenländer als halbwegs homogenes Gebilde zu sehen, davon haben wir schon lange Abstand genommen. Das zyklische Auseinanderdriften der BRIC Staaten hat sich in den vergangenen Monaten noch akzentuiert. Das Paar Russland/Brasilien ist weiter in die Rezession gefallen, China/Indien kämpfen mit eigenen Problemen, versuchen aber beide, das Wachstum zu stabilisieren um die innere (soziale) Ruhe zu sichern. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Das anhaltend schwache Wachstum ist schlechte Nachricht für den maroden Staatshaushalt. Vor allem das drohende Wegbrechen des Konsums lässt die Regierung Abe wohl länger über die 2017 geplante Konsumsteuererhöhung brüten. Gleichzeitig ist die Sanierung der Staatskasse dringlich. Der Versuch, die Schuldenlast mit dem letzten Jahr lancierten Wachstumsprogramms zu reduzieren, muss aus heutiger Sicht skeptischer betrachtet werden. Gross angelegte Konjunkturmassnahmen dürften an Budgetrestrikti- Quelle: Bloomberg, Santro Invest 11 Die Bedeutung der Schwellenmärkte fürs globale Wirtschaftswachstum ist gross. China und Indien allein werden in den kommenden zwei Jahren für mehr als 50% des Wachstums verantwortlich sein. Indirekt, d.h. als Absatzmarkt für die schwach wachsende, westliche Welt, dürfte es noch mehr sein. Die Entwicklung in diesen beiden Ländern muss die Finanzwelt also sehr wohl interessieren. Wenn China heute mit +6.8% (Q4-2015) wächst, dann nimmt die Wertschöpfung um denselben absoluten Renimbi Betrag zu wie vor 5 Jahren, als die Wirtschaft noch mit 12% wuchs. Aufgrund der wirtschaftlichen Transformation wird heute rund 50% des Wachstums mit Dienstleistungen generiert. Früher waren Industrie und Investitionen dafür zuständig. Trotzdem: die Wachstumsabschwächung bereitet auch der kommunistischen Partei Kopfzerbrechen. Die gewollte Veränderung von der Werkbank für die Welt zur modernen Konsumgesellschaft geht mit schwächerem Wachstum und Verwerfungen im Finanzsystem einher. Von den Umwälzungen innerhalb der Partei (die wenig transparent sind) ganz zu schweigen. Noch immer ist es schwierig, das chinesische BIP nach Verwendungsbereich zu interpretieren. Entstehungsseitig ist die Industrie mit +6% erwartungsgemäss unterproportional gewachsen. Die Bauaktivität scheint sich dabei wieder zu beleben. Der Dienstleistungssektor expandierte mit +8,3%, vor allem dank lebhaftem Handel und guter Nachfrage nach Finanzdienstleistungen. Einzelhandelsumsätze – ein Proxy für private Konsumausgaben – erfreuten sich eines Wachstums um +11%. Dies wird angesichts vergangener Zahlen um 15-20% als enttäuschend eingestuft. Das Gewicht der Konsumausgaben am BIP steigt jedoch weiter, noch immer negativ beeinflusst von den AntiKorruptionsmassnahmen bei den langlebigen Gütern und einer tiefen Inflation. Dem privaten Konsum förderlich sein dürfte die Lohnentwicklung. Nominallöhne wachsen im Augenblick um die +10%, real um +7.5% und damit leicht schneller als das BIP Bei den Investitionen ist ein Wachstum von rund +10% zu verzeichnen, wobei das Schwergewicht der Ausgaben bei den staatlichen Gesellschaften, bei Neubauprojekten und in der Infrastruktur liegt. Investitionen in den Produktionsapparat (v.a. von privater Seite) sind rückläufig. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die Neuorientierung der Chinesischen Wirtschaft hinterlässt auch im Aussenhandel klare Spuren. Die Exporte fallen zurzeit doppelstellig, natürlich auch von schwachem Wachstum im Rest der Welt beeinflusst. Die Importe fallen aufgrund der Wachstumsverlangsamung ebenfalls, aber etwas weniger stark. Dadurch wir die Aussenhandelsbilanz belastet. Da viele Stimulierungsmassnahmen den Binnenmarkt betreffen, erwarten wir eine weitere Belastung des BIP durch den Aussenhandel. Dies dürfte auch Druck auf den Yuan hochhalten. Angesichts der stark steigenden Verschuldung und dem unablässigen Kampf gegen das Schattenbankensystem gilt es, das Kreditwachstum in China im Blick zu behalten. Befürchtungen über eine Finanzkrise sind nicht haltlos, umso mehr, als im letzten Jahr offensichtlich wurde, dass die chinesische Regierung wegen der zunehmenden Öffnung des heimischen Finanzmarktes nicht mehr immer Herr der Dinge war. Man erinnere ich an die Uebertreibungen an den Aktienmärkten. Eine weitere Liberalisierung erfährt nun der lokale Obligationenmarkt, welcher für ausländische Investoren zugänglich wird. Die Massnahme dürfte ein Versuch sein, die Finanzierung der lokalen staatlichen Verschuldung breiter abzustützen und den seit langem herrschenden Geldabfluss zu stoppen. Ob sich die internationale Investorengemeinde auf die chinesischen Schuldverschreibungen stürzen wird, bleibt abzuwarten. Eine gewisse Skepsis ist wohl angebracht. Auf die durchzogenen Wirtschaftsdaten und das wegen fehlender Liquidität abgeschwächte Kreditwachstum reagierte die chinesische Zentralbank mit monetärer Lockerung. Die Depositensätze wurden Ende Februar erneut gesenkt. 12 von Stimulierungsmassnahmen der Regierung profitieren. Der Bausektor ist die „Wild Card“. Steigende Preise deuten auf ein Ende der Krise, wenigstens in den guten Lagen hin. Eine Belebung im Bau dürfte dann auch einige Rohstoffpreise (Kupfer insbesondere) stützen. Insgesamt erwarten wir aber eine weitere Wachstumsabschwächung im H1- 2016. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die Massnahmen dürften insbesondere dem darbenden Häusermarkt zugutekommen. Dieser hat sich dank staatlicher Intervention (Reduktion der Transaktionssteuer, Aufkauf von Leerständen, etc.) jüngst stabilisiert. Wie gesund der Markt ist, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Gerade in sogenannten Tier 3 Städten scheint weiterhin ein Überangebot zu herrschen. Trotzdem ziehen die Anzahl Neuprojekte, Baubewilligungen und die Vergabe von Hypothekarkrediten an, die Häuserpreise steigen wieder. In der Vergangenheit steuerte die Bauwirtschaft gut 30% zum Investitionswachstum bei. Eine nachhaltige Erholung dürfte das BIP zu stützen vermögen. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Was ist nun in den kommenden Monaten von China zu erwarten? Der Einkaufsmanager- Index verspricht alles andere als ein Boom. Alle Komponenten bis auf den Dienstleistungssektor deuten auf eine weitere Abkühlung hin. Vor allem der Auftragseingang ist sehr schwach und drückt auf die Zuversicht bei den Unternehmen. Wir erwarten nur wenige Wachstumsimpulse aus dem Industriesektor. Die Konsumentenstimmung ist noch positiv und dürfte wie der Investitionssektor Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die monetären und fiskalpolitischen Bedingungen in China dürften in absehbarer Zeit expansiv bleiben. Bei all den am kürzlich abgehaltenen Volkskongress bestätigten Reformen, welchen China noch ausgesetzt sein wird, ähnelt das Land in einer Beziehung aber doch schon sehr westlichen Standards. Die in den letzten Jahren von USD 8 auf USD 30 Billionen gestiegene Gesamtverschuldung und ein auf >3% des BIP angewachsenes Haushaltdefizit rufen nach Budgetdisziplin und wirken wachstumshemmend. Mit einem Wachstum von +7.3% bewegt sich Indien unterhalb des anvisierten Zeils von +8.0-8.5%. Gegenüber den Vorquartalen hat die Wachstumsdynamik im Q4-2015 wieder etwas nachgelassen. Der private Konsum wirkt Konjunkturstützend, währendem die für das Wachstum wichtigen Investitionen stagnieren. Details zur Industrieproduktion zeigen, dass die Kapitalgüterproduktion – ein wichtiger Indikator für künftige Investitionen – schrumpft. Die rückläufige Energieproduktion ist ebenfalls ein Indiz verhaltener industrieller Tätigkeit. Wenig Belebung ist auch bei den Staatsausgaben zu sehen, dies obwohl ein Investitionsprogramm von USD 11 Mrd. am Laufen ist. Der Hintergrund der schwachen Dynamik dürfte die angestrebte Haushaltkonsolidierung auf -3.5% des BIP sein. Aktuell bewegt sich Indien auf einen Defizit von rund +4 %. Indien begeht einen schmalen Grat zwi- 13 schen teuren Wirtschaftsstimuli und Budgetdisziplin. Der Fokus auf das Letztere dämpft die Wachstumsambitionen. schneller als das BIP wächst und Indiens Wettbewerbsvorteil am Schwinden ist. Mit einer neuen Kampagne „Make in India“ sollen bis 2022 100 Mio. neue Stellen geschaffen werden. Lokale Produktion und Konsum soll gefördert werden. Kein einfaches Unterfangen: in einer Weltbankstudie zu den Bedingungen zur Unternehmungsgründung liegt Indien gerade Mal auf Rang 130. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die Binnenwirtschaft bleibt der Treiber für die indische Wirtschaft, mit viel Rückenwind von tiefen Energie und Rohstoffpreisen. Die Exporte profitieren nur bedingt von der schwachen Rupie, da die Nachfrage in den Endabnehmermärkten schwach, die Schutzzölle immer noch zu hoch sind. Währungsbedingt fallen die Exporte, aber etwas weniger als die Importe, was zu einer reich technischen Verbesserung der Aussenbilanz führt. In den kommenden Monaten wird die Unterstützung von tieferen Input Preisen nachlassen, mit negativen Auswirkungen auf die Investitionsneigung. Der schwindende Basiseffekt der tiefen Energiepreise und die aufgrund schwacher Regenfälle steigenden Nahrungsmittelpreise dürften die Inflation anheizen. Zudem wird die erwartete +24% Lohnsteigerung bei den Staatsangestellten zwar den Konsum kräftig ankurbeln, aber auch den Druck auf die Preise erhöhen. Somit sind von der indischen Zentralbank keine Zinssenkungen zu erwarten. Die Investitionsneigung wird sowohl beim Staat, also auch bei den Privaten schwach bleiben. Dazu gesellen sich die Bestrebungen, die Situation der übermässig expandierenden und zum Teil ertragslosen Unternehmens- und Bankschulden in den Griff zu kriegen. Das Dilemma für die indische Regierung bleibt gross. Zur Wachstumsbeschleunigung braucht es Investitionen – dafür fehlt zunehmend das Geld. Und es sind Reformen nötig: auf dem Arbeitsmarkt, in der Landwirtschaft und in der Administration (Bürokratieabbau). Gerade der Arbeitsmarkt steht vor einigen Herausforderungen, da das Arbeitskräfteangebot Quelle: Bloomberg, Santro Invest Brasiliens Wirtschaft driftet weiter nach unten. Die Rezession hat sich im Q4-2015 verschärft (-5.9%). Mit Ausnahme des Aussenhandels, welcher vom schwächeren Real etwas profitiert, verliefen alle BIP Komponenten rückläufig. Der private Konsum fiel 6.8%, die Investitionen kollabieren förmlich (-18.5%) und sogar die Staatsausgaben (-2.9%) wirken nicht mehr stützend. Die zum Teil importierte Inflation verharrt auf über 10%, die Leitzinsen bei 14.25%. Kein Wunder wird nicht mehr investiert. Dies in einem Land, welches schon in der Vergangenheit unter mangelhafter, wachstumshemmender Infrastruktur litt. Als Folge steigt nun auch die Arbeitslosigkeit. Sie ist innert Jahresfrist von etwas mehr als 4% auf 8% geklettert. Quelle: Bloomberg, Santro Invest 14 Die Reallöhne sind unter Druck, was der Wettbewerbsfähigkeit des Landes dienlich, dem Konsum jedoch abträglich ist. Das Verbrauchervertrauen und das stark binnenwirtschaftlich geprägte Geschäftsklima leiden. Zugegeben, die anhaltend tiefen Rohstoffpreise drücken auf die Wirtschaftsleistung. Die schwierige Wirtschaftslage ist aber mehr auf politische Versäumnisse als auf exogene Faktoren zurückzuführen. Ohne grossangelegte Aufräumarbeiten beim korrupten Staatsapparat und politischem Wandel wird sich Brasilien schwerlich erholen. Selbst wenn die Rohstoffpreise wieder steigen. Die Hoffnung bleibt, dass die aktuelle Regierung noch vor den offiziellen Wahlen 2018 abgelöst wird. Roussef droht ein Absetzungsverfahren. – wenn die Statistiken denn stimmen. Der Arbeitsmarkt dürfte aber sicher noch von der guten Industrieproduktion in den Bereichen Energie, Öl & Gas und Düngemittel profitieren. Dass ein solch schwieriges Umfeld investitionshemmend wirkt, versteht sich von selbst. Der Öl-& Gassektor fährt auf dem aktuellen Preisniveau die Investitionen noch zurück und hohe Zinsen um 11% lassen Finanzierungskosten explodieren. Die Investitionen brechen um weitere -18% ein. Die Vorlaufindikatoren in der Industrie und beim Konsum haben sich von den Tiefstständen zwar erholt, bleiben aber noch klar negativ. Väterchen Staat versucht mit staatlichen Unterstützungsmassnahmen die Stimmung zu heben. Wir rechnen vorerst nicht mit einer Erholung. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Quelle: Bloomberg, Santro Invest Wirtschaftlich gesehen steckt Russland in einer ähnlichen Situation. Von den fallenden Rohstoffpreisen gebeutelt, darbt die Nachfrage an allen Ecken und Enden. Das Land leidet zudem unter den selbstverschuldeten Sanktionen im Zusammenhang mit den kriegerischen Wirren in der Ukraine. Gemessen an den zwei vergangenen Quartalen hat sich die Talfahrt der Wirtschaft im Q4-2015 etwas gefangen (-4.1%), den staatlichen Ausgaben (u.a. Rüstung) sei Dank. Der Konsum leidet am meisten unter der westlichen Isolierung. Der Rückgang beträgt mittlerweile -7%, bei den privaten Haushalten sogar um -9.4%. Lichtblick ist die Handelsbilanz – aber nur deshalb weil die Importe um mehr als 20% zusammenfallen, die Exporte hingegen nur leicht rückläufig sind. Dem Aussenhandel hilft die Neuausrichtung nach Osten, wohin vor allem Ölexporte zunahmen. Der AngebotsSchock bei Konsumgütern führt zu einer 9%igen Inflation, die Reallöhne fallen um -7%. Demgegenüber hält sich die Arbeitslosigkeit von 5.8% noch relativ gut Letztlich noch ein paar Worte zum Mittleren Osten. Die Börsen scheinen sich an das Säbelgerassel gewöhnt zu haben. Dies vor dem Hintergrund, dass die Situation in den letzten Monaten nicht durchschaubarer geworden ist. Wenn beim Vereinbaren eines Waffenstillstands niemand weiss, für wen er gilt, dann läuft wohl etwas falsch. Die Haushalte einiger Staaten in dieser Region wegen fehlender PetroDollar in Schieflage. Es fehlt zunehmend an Geld um sich den sozialen Frieden zu erkaufen. Russlands Rückzug aus Syrien ist keine Entspannung, sondern ein Zeichen der Zementierung bestehender Machtverhältnisse. Wegzuschauen ist gefährlich. Das Pulverfass ist immer noch da und kann auch die Finanzwelt erneut erschüttern. 15 Aktienmärkte: Fehlende Wachstumsimpulse In den ersten Monaten waren die Aktienmärkte von grosser Unsicherheit und hoher Volatilität geprägt. Rezessionsbefürchtungen kamen auf. Nebst den durchzogenen Makrodaten und Unternehmenszahlen liess die Angst vor steigenden Kreditausfällen, ausgehend vom Oel & Gas Sektor, die Aktienkurse einbrechen. Das Performance Bild war recht heterogen. Tendenziell korrigierten zyklischen Märkte wie z.B. der DAX stark, die US Börsen hielten sich dank ein paar grossen Titel (inkl. FANG-Gruppe) relativ gut, wogegen US Mid-/Small Caps stark litten. Schwellenland-Märkte wie Brasilien oder Russland, die schon letztes Jahr stark korrigierten, zeigten eine starke Performance. Ausser China. Schwierig also, ein konsistentes Muster herauszulesen. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die letzten Quartalszahlen zeigen, dass sich die globale Wachstumsschwäche bei den Unternehmen in einer verhaltenen Umsatzentwicklung und vorsichtigen Ausblicken manifestiert. Die in den vergangenen Jahren von fallenden Input-Kosten und einer schwachen Lohnentwicklung getriebene Margenexpansion ist vorbei. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Beeindruckend und gleichzeitig überraschend ist sicher die jüngste, kräftige Erholung, welche z.B. den S&P 500 fast wieder auf historische Höchststände hievte. War die Angst vor der wirtschaftlichen Schwäche doch übertrieben? Wurden nur Leerverkäufe eingedeckt? Haben die anhaltend lockere Geldpolitik und ein möglicher Aufschub einer weiteren Zinserhöhung in den USA das Sentiment gedreht? Gut möglich dass von alledem etwas stimmt. Für uns ist die Erholung suspekt. Die Volumen sind dünn, der EFT Handel ist rege und es fehlt an Marktbreite. Der globale Einkaufsmanagerindex ist in die Nähe der „magischen“ 50er Grenze, welche zwischen Expansion und Kontraktion scheidet, gerückt. Die wirtschaftliche Realität darf nicht ignoriert werden. Sie ist für die Beurteilung der Gewinnentwicklung, dem wichtigsten Treiber der Aktienmärkte, wichtig. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die Ausweitung der Kreditspannen und allfällige Leitzinserhöhungen werden die Finanzierungskosten ansteigen lassen. Die Bekämpfung der Steuerflucht und der Bedarf vieler verschuldeter Staaten nach Mehreinnahmen werden die Steuerbelastung erhöhen. Wir glauben deshalb, dass sich das Gewinnmomentum weiter abschwächen wird. In den USA werden die Gewinne pro Aktie noch stark durch schuldenfinanzierte Aktienrückkäufe künstlich hoch gehalten. Trotzdem sind die Gewinne in den letzten Quartalen stets gesunken, die Prognosen der Unternehmen sind eher durchzogen. Das passt nicht zur jüngsten kräftigen Kurserholung. 16 2) Die Risikoprämien bei den Aktien ist attraktiv, kommt aber weitgehend aufgrund der künstlich tief gehaltenen Zinsen zustande. Bei steigenden Zinsen kann der relative Vorteil der Aktien gegenüber Nominalwerten schnell schwinden. Die Gewinnrenditen sind historisch gesehen eher tief. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Tatsächlich ist die seit ca. Mitte 2014 anhaltende Reduktion der Gewinnerwartungen noch nicht abgeschlossen. Quelle: Bloomberg, Santro Invest 3) Die Bewertungen sind nicht exzessiv. Die Kennziffern sind vor dem Hintergrund anhaltender Gewinnrevisionen aber mit Vorsicht zu geniessen. Wir sind auch etwas vorsichtig zu glauben, dass ein Tiefzinsumfeld zwingend zu höheren Bewertungszahlen führt. Vor allem, wenn Benchmark Zinsen reihenweise ins Minus fallen. Das rechnet sich dann nicht mehr! Quelle: Bloomberg, Santro Invest In Europa sind die Börsengewinne den Unternehmensgewinnen schon lange vorweggelaufen. Die Schwellenländer sind mit strukturellen Hausaufgaben, Währungsherausforderungen und Wachstumsschwächen in den Absatzmärkten beschäftigt. Die kurzfristigen Schätzungen (für 2016) sehen mit +2,4% weitgehend vernünftig aus, mit doppelstelligen Gewinnsteigerungen im 2017 (+13,8%) und 2018 (+10,7%) für den MSCI World bekunden wir unsere liebe Mühe. Wird doch erwartet, dass die Weltwirtschaft unterdurchschnittlich wachsen wird. Seien wir aber nicht übermässig pessimistisch. Es gibt durchaus Argumente die für Engagement an den Aktienmärken sprechen: 1) Anlagen suchende Liquidität ist in rauen Mengen vorhanden, von den Zentralbanken geschöpft oder in Form von Dividendenausschüttungen. Der Effekt der quantitativen Lockerung ist jedoch am Schwinden. Quelle: Bloomberg, Santro Invest 4) Es herrscht Anlagenotstand. Dividendenrenditen sind oft höher als Renditen von Staatsanleihen und Immobilienanlagen. Relativ gesehen eine Opportunität; für uns aber kein hinreichendes Argument, da es stark Stimmungsschwankungen ausgesetzt ist und sich fundamentaler Analyse weitgehend entzieht. 17 DAX hat wegen der hohen Ausrichtung auf die Entwicklung in Schwellenländern schon stark gelitten. Qualitätswerte werden in Gemeinschaftshaft genommen. Die Bewertung des Index scheint uns attraktiv, da sie fast kein Gewinnwachstum impliziert. Quelle: Bloomberg, Santro Invest 5) Vor Aktienmarktkorrekturen herrscht üblicherweise Euphorie. Davon sind wir weit entfernt. Nach einer sehr pessimistischen Einschätzung sind wir aktuell eher zurück in neutraler Zone. Die kreditbasierten Aktienkäufe haben auch etwas abgenommen, dafür ist die Bereitschaft Risiken einzugehen wieder etwas gestiegen. Die Sentiment Indikatoren sind eher beruhigend. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Im Fokus stehen auch weiterhin selektive Anlageideen in der Peripherie, insbesondere in Italien und Spanien. Dabei werfen wir ein Auge auf Bauwerte und (spät)zyklische Unternehmen. Die klassischen konjunktursensitiven Werte sehen aus Optik der relativen Performance interessant aus. Angesichts der fallenden Frühindikatoren sehen wir von Engagements ab. Quelle: Credit Suisse, Santro Invest Wir nehmen weiterhin die Signale von den Kreditund Rohstoffmärkten ernst, bei allen Vorbehalten gegenüber der Preisbildung in diesen Märkten. Die Ausdehnung der Zinsaufschläge bei allen Bonitätsstufen, die hartnäckig tiefen Preise bei der Energie und bei konjunktursensitiven Industriemetallen sowie die gestiegene Volatilität sind Zeichen von erhöhtem Stress. Wir haben unsere gegenüber dem BVG25 Index bereits unterdurchschnittliche Aktienquote weiter reduziert und würden Stärkephasen weiterhin zum Verkauf nutzen. Aktienkurse dürften erst dann wieder nachhaltig steigen, wenn ein höheres Vertrauen in die zu erwartenden Gewinne zurückkehrt. Beim verbleibenden Engagement suchen wir vor allem Opportunitäten in der Schweiz und Europa. Der Quelle: Bloomberg, Santro Invest Wir meiden weiterhin Banken. Das Zinsdifferenzgeschäft bleibt unter Druck, die Einkommen aus dem Investment-Banking volatil und das Kommerzielle Geschäft sieht sich erneut höheren Kreditrisiken gegenüber. Der Regulator ist dabei keine Hilfe. Wir schätzen die defensiven Qualitäten und die internationale Ausrichtung vieler Unternehmen im SMI und SPI. „Value“ als Stil gefällt uns im aktuell volatilen Umfeld. Dazu gehören insbesondere Unter- 18 nehmen, die in nachhaltig wachsenden Märkten tätig sind und Aussicht auf gute Dividendenrenditen haben. Der Schweizer Markt erlaubt uns auch, ein übermässiges Währungsrisiko oder hohe Absicherungskosten zu vermeiden. schwache Binnenkonjunktur. Das hohe GewinnNiveau, der Anlagedruck und ausreichend Liquidität unterstützen den Aktienmarkt noch. Wir nehmen gegenüber Japan aber eine kritischere Haltung ein. Für ein Engagement spricht weiterhin die Dividendenrendite von >2%. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Quelle: Bloomberg, Santro Invest Bei den Schwellenländern glauben wir mittelfristig an Länder wie China und Indien. Die Bewertungsniveaus sind attraktiv, das negative Gewinnmomentum spricht aber gegen einen Aufbau von Positionen. Aktuell nehmen wir Chancen in diesen Regionen über Engagements in gut positionierten westlichen Firmen wahr. Wegen politischer Unwägbarkeiten und tiefgreifender struktureller Probleme bleiben wir Russland und Brasilien fern. Beide passen (noch) nicht in unser Risikoprofil. Im US Aktienmarkt waren wir fast nicht mehr präsent – haben dadurch auch die jüngste Erholungsphase nicht mitgemacht. Dies aus Überzeugung. Der Markt wird von ein paar wenigen, hochkapitalisierten und teils teuren Titel getragen. Der Russel 2000, welcher seit Anfang Jahr gut 5% mehr verloren hat vermittelt ein wahrheitsgetreueres Bild zum US Aktienmarkt. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die Ernüchterung über Abes Reformprogramm schlägt sich zunehmend in der Performance des Nikkei nieder. Der japanische Aktienmarkt ist günstig bewertet, leidet aber auch unter starken Gewinnrevisionen. Das erwartete Gewinnwachstum ist dennoch eines des höchsten, vom tieferen Yen und Energiekosten unterstützt. Sorgen bereitet uns vielmehr die US Aktien sind zwar vordergründig gut durch Gewinne gestützt. Diese sind aber über oft schuldenfinanzierte Aktienrückkäufe und „pro-forma“ Gewinnausweise beschönigt. Solche Blasen platzen früher oder später. Viele Unternehmen spüren den Gegenwind vom starken USD. Die durchzogenen Aussagen vieler Unternehmen zu den künftigen Gewinnen, die anziehenden Finanzierungskosten und steigende Steuerbelastung gefallen uns nicht. Der Gewinntrend dürfte aufgrund der schwächelnden Konjunkturzahlen nega- 19 tiv bleiben. Wahljahre in den USA sind üblicherweise gute Börsenjahre, insbesondere wenn die zweite Periode eines scheidenden Präsidenten zu Ende geht. Dafür müsste die Bewertung attraktiver sein. Oder liegt es am Erfolg Donald Trumps? vorteilhaft sind. Leitzinssenkungen, insbesondere in den negativen Bereich, werden zunehmend als Krisenzeichen wahrgenommen, umso mehr als sich der Trend steigender Kreditzinsspannen fortsetzt. Die Schere zwischen Hochzinsanleihen und Anleihen mit guter Bonität ist markant aufgegangen; aufgrund divergierende Geldpolitik auch die Differenz zwischen USA und Europa/Japan. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Obligationen: Vorsicht, ein Minenfeld! Die Situation hat sich fundamental verändert. Die lockere Geldpolitik war ursprünglich angedacht, die Wirtschaft zu beleben. Dies ist gescheitert. Das schwache Kreditwachstum in den westlichen Märkten und das Neuauflegen eines nach oben offenen Kreditprogramms (TLTRO II) durch die EZB zeugen davon. Janet Yellen legt nach. Kein weiterer Zinsschritt im März wegen erhöhter Gefahren einer Wirtschafts- und Finanzkrise. Die lockere Geldpolitik dient dazu, Schlimmeres zu verhindern. Dass die Finanzmärkte immer weniger auf Zusatzliquidität reagieren, sollte deshalb nicht erstaunen. Quelle: Bloomberg, Santro Invest So gesehen dürften die Bondmärkte in eine Übergangsphase eingeschwenkt sein. Wir glauben, die Zeiten attraktiver Kapitalgewinne sind vorbei – es ist Zeit sich auf fallende Kurse einzustellen. Angesichts des labilen Makro-Bilds und der aufgrund hoher Verschuldung drohender Zinslast kann diese Transitionsphase allerdings noch etwas dauern. Die US Zinsen gewähren Anschauungsunterricht. Die Mitte 2012 begonnene „Zinswende“ hat an Dampf verloren – die Zinsen könnten noch länger in einer Handelsspanne zwischen 1.5% und 3% verharren. Die Tiefzinsphase ist noch nicht vorbei. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Quelle: Bloomberg, Santro Invest Für die Obligationen- und Zinsmärkte bedeutet dies dass die makroökonomischen Bedingungen weniger 20 Nebst der Zinsentwicklung beschäftigen uns drei Themen: 1 ) Die Liquidität, welche angesichts vieler staatlicher Kaufprogramme bei den Staatsanleihen massiv zurückging. 80% der US Treasuries werden vom FED gekauft. Die Problematik weitet sich in Europa nach der letzten EZB-Ankündigung nun auch auf Unternehmensanleihen aus. Weil Bondmärkte aktuell „Trading“-Märkte sind, ist diesem Aspekt höchste Aufmerksamkeit zu schenken. 2) Die Bonität: Anleger sind im Umfeld tiefer Renditen geneigt die Bonitätsleiter nach unten zu gehen. Dies ist riskant, und wir folgen diesem Trend nur, wenn wir die entsprechende Unternehmung selber gut kennen. Die Konkursgefahr ist in den letzten Monaten insgesamt gestiegen. Weitere Zinserhöhungen in den USA würden die Situation verschärfen. Die Ausfallquote bei den Hochzinsanleihen ist 2015 bereits von 1.9% im Vorjahr auf 3.5% gestiegen. Moodys erwartet 4% im 2016 – die höchste Rate seit der Finanzkrise 2008/09. 3) Die Duration: Der kontinuierliche Rückgang der Zinsen führte dazu, dass sich Emittenten mit längeren Laufzeiten (re)finanzieren. Die Duration des Schweizer Bond Index ist auf historischem Höchststand. Künftig lauern also nicht nur hohe Zinsänderungs- sondern auch grosse Durationsrisiken in Benchmark orientierten Obligationen-Portefeuille. Strategisch versuchen wir diese enormen Risiken mit einer kurzen Duration einzugrenzen, was kurzfristig zu einer kleineren Rendite führen könnte. Dem Markttrend können wir uns allerdings auch nicht völlig entziehen. Aus Kostengründen handeln wir wenig mit Obligationen, sondern kaufen aus Neuemissionen und fahren eine „Hold-to-Maturity“Strategie. Reinvestitionen führen damit fast schon „automatisch“ zu einer längeren Duration. Wir glauben, dass die Phase der Neubeurteilung der Kreditrisiken noch nicht abgeschlossen ist. Die massive Ausweitung der Zinsaufschläge auf allen Bonitätsstufen seit letztem Herbst hat sich dank steigendem Ölpreis teilweise zurückgebildet. Der Aufwärtstrend ist aber intakt. Treiber bleiben die erwarteten höheren Ausfallraten und Fragen zur Tragbarkeit der künftigen Zinslast angesichts der gestiegenen Verschuldung. Vorsichtigere Aussagen zur wirtschaftlichen Entwicklung wie sie jüngst das FED aber auch das IMF machten, tragen das Ihre zur kritischeren Beurteilung der Kreditrisiken bei. Die Bewertungslücke zwischen den USA und Europa dürfte sich aufgrund der divergierenden Geldpolitik ausweiten. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Während der Turbulenzen am Aktienmarkt Anfang Jahr hat der Schweizer Obligationen-Markt einmal mehr seinen Status als sicheren Hafen bestätigt. Ende Februar erreichte die Rendite des 10jährigen Eidgenossen mit -0.484% einen neuen historischen Tiefststand. Am kurzen Ende ist seit Jahresfrist allerdings nicht viel passiert. Die veränderte Beurteilung der Wirtschaftslage hat somit zu einer Abflachung der CHF Zinskurve geführt. Swiss Bond Yield (10y) & Swiss Bond Index Duration Quelle: SIX, Bloomberg Quelle: Bloomberg, Santro Invest 21 Wir erwarten in den kommenden Monaten keine weitere Renditereduktion, ausser die SNB müsste aufgrund einer Aufwertung des CHF eine weitere Leitzinssenkung vornehmen. Die Möglichkeiten eine angemessene Rendite zu erzielen sind damit weiter geschrumpft. Wir sind – wenn überhaupt – bei Unternehmensanleihen um die Investment Grade Grenze aktiv und realisieren bei Staatsanleihen in „riskoff“ Phasen Gewinne. Wir stehen zu unserem Tiefzinsszenario, verursacht von gedrückten Wachstumszahlen und eine rund 40% höhere weltweite Verschuldung. Viele Staaten und Unternehmen können sich höhere Zinsen nicht leisten. Aus unserer Sicht wird der zinssenkende Druck der Deflation in den nächsten Monaten sukzessive abnehmen. Springt die Wirtschaft nicht an dürfte dies erneut zu erhöhter Unsicherheit an den Finanzmärkten führen. Im Gegensatz dazu haben die langfristigen Zinssätze in Europa noch etwas Potenzial nach unten. Hauptursache ist das zeitlich und inhaltlich ausgeweitete Anleihen-Kaufprogramm der EZB. Die Renditen der Staatsanleihen bleiben tief bleiben. Bei den Unternehmensanleihen dürfte der Nachfrage-Effekt der EZB die steigenden Zinsaufschläge wohl überkompensieren, womit sich interessante Anlageopportunitäten ergeben. Das Verlustrisiko im Anleihenmarkt hat sich weiter erhöht. Wir bleiben deshalb strategisch negativ auf Bonds. Die Duration bleibt kurz, Positionen werden in Stärkephasen abgebaut. Aus „save haven“ Überlegungen konzentrieren wir uns auf CHF Anleihen von Unternehmen die knapp das Investment Grade Niveau (BBB) erreichen und wo wir die Risiken gut abschätzen können. Frei werdende Mittel fliessen in Wandelanleihen oder dienen der Erhöhung der Liquidität um zu gegebener Zeit im Aktienmarkt aktiv werden zu können. Wir rechnen mit jeweils erhöhter Volatilität bei den Festverzinslichen im Vorfeld der geplanten FED und EZB Treffen. Dabei könnte das FED aus unserer Sicht den Normalisierungspfad in den USA durchaus weiter ausdehnen und die EZB zu einer weiteren Zinssenkung schreiten. In den USA hat sich die Zinskurve gegenüber 12 Monaten weiter abgeflacht. Dabei sind die Zinsen am kurzen Ende aufgrund der ersten Leitzinserhöhung anstiegen, und gleichzeitig führten die reduzierten Wachstumserwartungen am langen Ende zu tieferen Renditen. Hält diese Tendenz an, droht die Zinskurve bald ins Inverse zu kippen (=Rezessionsanzeichen). Wir erwarten deshalb, dass das FED bei den nächsten Zinsschritten äusserst vorsichtig vorgehen wird. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Rohstoffe: Den Boden gefunden Quelle: Bloomberg, Santro Invest Mit der Abschwächung des USD ging eine Erholung des Rohstoffsektors einher. Gemessen an der nun schon 5 Jahre anhaltenden Preiserosion kann jedoch höchstens von einem kleinen Lebenszeichen gesprochen werden. Die Entspannung ist zudem alles andere als uniform. Am meisten profitierten die Ölpreise (+30%), währendem sich Industriemetalle und Landwirtschaftsprodukte „nur“ im tiefen einstelligen Bereich erholten. Es stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit. 22 Viele Rohstoffunternehmen reduzieren ihre Investitionen weiter. Dies deutet auf weiteren Anpassungsbedarf beim Angebot hin, obwohl die Marktpreise in die Nähe oder gar unter die Kostenkurve gesunken sind. Es ist nun eine Frage der Zeit, bis eine Marktkonsolidierung das Angebot weiter verengt. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die Reduktion der globalen Wachstumserwartungen indiziert zudem eine schleppende Nachfrage. Die Rohstoffpreise sind somit in den kommenden Monaten nicht vor Rückschlägen gefeit. Wir glauben allerdings, dass der Boden bei den meisten Rohstoffen durchschritten ist und der Sektor mittelfristig interessante Renditemöglichkeiten offeriert. Wir würden die Rohstoffallokation eher ausbauen – auch aus Diversifikationsgründen. Inzwischen hat sich die Lage etwas normalisiert. Erste Anzeichen deuten bereits auf eine Reaktivierung stillgelegter Bohrlöcher hin. Die Produzenten mit hohen Gestehungskosten aber flexibler Infrastruktur wie z.B. die US Schieferöl-Förderer werden zu den neuen „Grenzproduzenten“. Insgesamt herrscht ein Überangebot von 2-3%. Dieses könnte wegen Iran über die nächsten Jahre um weitere 1-2% zulegen. Iran hat bekräftigt, ein Förderziel von 4m Fass/Tag erreichen zu wollen. Gleichzeitig schwächelt die Nachfrage. Gemessen am globalen EinkaufsmanagerIndex scheint der Ölpreis allerdings zu stark korrigiert zu haben . Bei USD 26/Fass kam der sagenhafte Ölpreisverfall von über -75% nach mehr als 2 Jahre zum Stillstand. Von den Preistiefststände erholte sich das schwarze Gold innerhalb von etwa 5 Wochen um +60%. Dass dies nicht nur aufgrund geänderter Angebots- und Nachfragesituation zustande kam, liegt auf der Hand. Der Ölpreis war eines des beliebtesten Opfers für Leerverkäufe. Spekulative Positionen wurden in grossem Masse eingedeckt. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Auf der Angebotsseite konnten viele kleinere Bohrfirmen kostenmässig bei einem Ölpreis unter USD 30/Fass nicht mehr mithalten. Die Anzahl operative Bohrlöcher hat sich fast um 80% reduziert. In vielen Fällen waren wurden die Aktivitäten mit Schulden finanziert. Die explodierenden Kreditspannen drückten die über 100 Unternehmen in den USA an die Wand. Es gibt aber durchaus Kräfte, welche auf ein besseres Angebots/Nachfrage Gleichgewicht abzielen. Bei den grossen integrierten Ölfirmen werden die Investitionen um 10-15% gesenkt. Die Industrie steht nunmehr im vierten Jahr massiver Investitionssenkungen. Dies ist nicht nachhaltig und dürfte über lang oder kurz zu einer Angebotsverknappung führen. Kreditausfälle und Konkurse unterstützten dabei die Konsolidierungsphase. Den nachhaltigsten Ein- 23 fluss auf den Ölpreis dürfte aktuell aber die Aussicht auf Produktionskürzungen und/oder höherer Förderdisziplin unter den Förderländern haben. An einem Treffen in Doha im April soll über Massnahmen diskutiert werden. Der Iran wird daran teilnehmen, aber wohl kaum auf Einschränkungen eingehen. So dürfte das Einfrieren auf aktuellem Produktionsniveau das höchste aller Gefühle sein. Industriemetalle leiden weiterhin unter der schwachen globalen Industrieproduktion. Die Bodenbildung bei den Preisen dauert etwas länger als erwartet. Die Nachfragesituation in den Schwellenländern hat sich nur zögerlich stabilisiert. Die Kupfernotierung ist stark von der Wachstumsabschwächung in China beeinflusst. Wirtschaftsstimuli der chinesischen Regierung dürften ihre Wirkung langsam entfalten. Wir erwarten vor allem aus dem Bausektor positive Impulse. Anpassungen auf der Angebotsseite haben sich angesichts kollabierender Gewinne (Antofagasta: -99% im FY 2015) beschleunigt. Der Druck nach Cash Flow-Erhalt bleibt gross. Andererseits scheint der Kupferpreis gemessen an der Wirtschaftslage nach unten überschossen zu haben. um die starke Nachfrage zu befriedigen. Mittelfristig dürfte das Metall von der schnell wachsenden Leichtbauweise im Transportsektor profitieren. Bei den Industriemetallen bleiben Investoren unterinvestiert und skeptisch, die jüngsten Preiserholungen haben allerdings das Interesse geweckt und Leerverkäufer zum Eindecken gezwungen. Bei den Agrarprodukten drücken die nur zögerlich fallenden Lagerbestände und die Perspektiven auf eine insgesamt gute Ernte auf die Preise. Die Erträge dürften insbesondere bei der südamerikanischen Soja gut ausfallen. Bei Mais prognostiziert das USDA für die kommende Saison eine grössere Anbaufläche, und China scheint die einheimische Nachfrage aus den Lagern decken zu können. Unterstützung erhält der Mais von Überschwemmungen in den US Südstaaten. Die Weizenpreise sind vom hohen Angebot unter Druck. In Nordamerika erwartet man beim Winterweizen eine exzellente Ernte. Zusätzlich herrscht Unsicherheit über die Nachfrage aus Ägypten, weltweit grösster Weizenimporteur. Wir nehmen gegenüber Agrarstoffen eine neutrale Haltung ein. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Quelle: Bloomberg, Santro Invest Die Platinpreise gerieten von den schwächeren Autoabsatzzahlen in den Schwellenländern unter Druck. Angesichts der tiefen (Stahl)Schrottpreise werden viele Altwagen gelagert. Dies reduziert das aus dem Recycling stammende Platin um fast 15% und stützt somit die Preise. Beim Nickel haben sich die Preise wegen rund 20% Überkapazitäten, welche nur schleppend abgebaut werden, nicht erholt. Zudem sind die Lager voll. Eine Preiserholung ist nicht in Sicht. Unklare Zeichen kommen aus dem Aluminium Markt. Global scheint immer noch ein Angebotsüberhang zu herrschen. Trotzdem hegt der weltgrösste Alu-Hersteller Hongqiao Expansionspläne – Der Goldpreis profitiert seit Anfang Jahr von diversen Treibern. 1) die Unsicherheit an den Finanzmärkten hat das gelbe Metall als sicheren Hafen wieder etwas ins Rampenlicht gerückt; 2) die Wirkungslosigkeit der Geldpolitik und der zunehmende Vertrauensverlust (ins Papiergeld und Zentralbanken) haben Gold als Alternative positioniert. 3) der schwächere USD und wegen anziehender Inflation sinkende Realzinsen geben dem Goldpreis Auftrieb. Die Verschiebung der nächsten US Leitzinserhöhung hat den Trend unterstützt. 4) Kurzfristig hat das Schliessen von Leerverkäufen preistreibend gewirkt. Wir glauben, dass sich vor allem die steigende Inflationserwartung in den nächsten Monaten positiv auf den Goldpreis auswirken wird. 24 Die Aussage Draghis die Zinsen voraussichtlich nicht weiter zu senken, hat zu einem überraschenden Erstarken des EUR geführt. Offenbar erwartet der Markt eine Verengung der Zinsdifferenz. Gemäss der Zinsparität müsste der EUR tatsächlich gegenüber dem USD etwas an Wert zulegen. Die potenzielle Wachstumsdynamik ist attraktiver. Ob sich dies denn auch materialisiert, wagen wir zu bezweifeln. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Währungen: Von Realzinsen bestimmt Seit das FED die Leitzinsen um 25 Bps erhöht hat, verbilligte sich der USD um rund 5%. Das Einführen negativer Zinsen in Japan führte zu einer Aufwertung des JPY um gut 8% gegenüber dem USD und +5% gegenüber dem EUR. Marktreaktionen, welche so vermutlich nicht erwartet wurden und die Wirksamkeit von Zentralbankmassnahmen weiter in Frage stellen. Zu Recht, denn Währungen lassen sich nur bedingt über absolute Zinssätze steuern, pendeln sich die Bewertungen doch eher über die realen Sätze ein. Der Yuan leidet aktuell unter der Wachstumsabschwächung und ist von geldpolitischen Massnahmen beeinflusst. Als „IMF“-Währung und mit Blick auf die Bedeutungszunahme des chinesischen Finanzplatzes dürfte der er an Stärke gegenüber des USD gewinnen. Zurzeit sprechen die hohe globale Verschuldung in USD und gewichtige Kapitalströme in USD Anlagen für die amerikanische Währung. Der US Konjunktur und Inflationserwartung ist dies allerdings nicht förderlich. Die Schwellenländer profitieren vom schwächeren USD beim Bedienen der Schulden und/oder über Mehreinnahmen aus Rohstoffen. Die Entspannung an der Währungsfront hat die Börsen dieser Länder beflügelt. Dies könnte sich in den nächsten Monaten noch fortsetzen. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Quelle: Bloomberg, Santro Invest Vor dem Hintergrund gesunkener Realzinsen in den USA erstaunt die USD Abschwächung nicht. Die Inflation hat die Zinserhöhung überkompensiert. Aus dieser Optik hätte sich ein Zinsschritt an der letzten FED Sitzung aufgedrängt. Andererseits ist die USD Abschwächung ein Anzeichen für den fortgeschrittenen Zustand der US Konjunktur und eine Folge der negativere Aussenhandelsbilanz und steigenden Verschuldung. Die schwache ökonomische Leistung Japans und das Erstarken des Yen passen nicht zusammen. Wir glauben, dass der JPY gegenüber dem USD auf Basis der Kaufkraft überschossen hatte und die Kluft nun korrigiert wird. Bei einer anhaltend expansiven Geldpolitik müsste sich der Yen erneut abschwächen. 25 stark gesunken, bleiben gegenüber Erträgen aus Obligationen weiterhin attraktiv. Quelle: Bloomberg, Santro Invest Das Währungspaar CHF/EUR scheint sich nach den Verwerfungen vor etwas mehr als einem Jahr auf einem Niveau um CHF 1.10 eingependelt zu haben. Die nominale Zinsdifferenz ist relativ stabil zu Gunsten des EUR Raums, währendem die realen Zinsen, wegen der Deflation in der Schweiz eher zugunsten eines stärkeren CHF sprechen. Dabei ist zu beachten, dass der Wechselkurs regelmässig durch Interventionen der SNB beeinflusst ist. Wir glauben, dass der CHF weiterhin vom Bonus der politischen Stabilität und Rechtssicherheit profitiert und somit zur Stärke neigt. Vor allem gegenüber dem EUR, welcher u.a. wegen der anstehenden Brexit-Abstimmung unter Druck kommen könnte. Quelle: Bloomberg, Santro Invest International ausgerichtete, breit diversifizierte Immobilienfonds bieten interessante Zusatzrenditen mit überschaubarem Risiko. Die grosse Anzahl neuer Produkte z.B. mit Ausrichtung auf den deutschen Immobilienmarkt lassen uns auch gegenüber internationalen Anlagen zunehmend skeptisch werden. Eine genaue Risikoabwägung, inkl. Fremdwährungen, ist nötig. Bei der Auswahl der Anlagen fokussieren wir auf direkte Erträge und meiden Produkte mit hohen Aufschlägen zum Buchwert. Immobilien: Unwirksame Zinsimpulse Die seit Anfang 2016 wieder fallenden Realzinsen in der Schweiz unterstützten die Performance der Immobilienanlagen. Der Referenzindex ist allerding seit gut einem Jahr auf Konsolidierungskurs. Der positive Effekt tiefer Zinsen verliert an Kraft. Das Prinzip des abnehmenden Grenznutzens spielt. Dabei dürfte die Tatsache dass der Referenzzinssatz und die Inflation negativ sind, von Bedeutung sein. So haben sich denn auch die Agios nicht mehr auf die alten Höchststände zurückbewegt, sind aber mit über +30% für Wohnimmobilienvehikel immer noch überdurchschnittlich hoch. Im kommerziellen Bereich verlaufen die Prämien mit +15% in etwa entlang dem historischen Durchschnitt, wohl weil sich in diesem Segment das Überangebot schon bemerkbar machte. Die Nachfrage nach Wohnimmobilien in der Schweiz dürfte weiterhin vom Bevölkerungswachstum und Rendite suchender Liquidität getrieben sein. Die Renditeaussichten sind auch bei den Immobilien 26 Schlussfolgerung Bei all der Kritik welcher sich die Zentralbanken ausgesetzt sehen, müsste man sich wieder einmal die Aufgaben dieser Institutionen vor Augen führen. Das oberste Ziel der meisten Zentralbanken ist die Preisstabilität. Subsidiär meist noch eine Kombination von Vollbeschäftigung und das Sicherstellen moderater Leitzinsen. Den Zentralbanken vorzuwerfen, sie hätten die Konjunktur nicht anzukurbeln vermocht, schiesst deshalb am Ziel vorbei - das ist die Aufgabe der Regierungen und Parlamente. Kritik ist trotzdem angesagt. Preisstabilität ist nicht erreicht. Es herrschen global deflationäre Tendenzen. Anderseits wären wir nicht erstaunt, wenn künftig die Inflation überraschend schnell das Preisgefüge durcheinanderwirbeln würde. Kritik ist auch angesagt, wenn es um die Instrumentalisierung der Zentralbanken geht - das FED, die EZB, BoJ oder PCOC sind längst verlängerter Arm der Wirtschaftspolitik. Die Aufgabe der Unabhängigkeit wird sich als Bumerang erweisen. So gesehen sind wir froh, vermögen die Zentralbanken mit ihren Aktionen an den Finanzmärkten nur noch wenig Impulse zu vermitteln. Es wird langsam klar, dass das wirtschaftliche Malaise, nicht zyklischen Ursprungs ist. Es sind starke strukturelle Kräfte am Werk. 1) Die Schuldenwirtschaft, welche das Wachstum in den letzten Jahrzenten begünstigte, sich aber in Zukunft als Wachstumsbremse erweisen wird. 2) Das Ende der Globalisierung, welche neue Handelsströme hervorbrachte und über internationale Arbeitsteilung enorme Effizienzgewinne ermöglichte. Heute werden wieder vermehrt Handelsbarrieren aufgebaut 3) Das Auftauchen einer technologischen Revolution, welche digitale mit analoger Welt verschmelzen lässt. Von den resultierenden Produktivitätsgewinnen profitiert eher das Kapital und weniger die Arbeitskraft. 4) Die demographische Herausforderung. Der produktive Teil der Gesellschaft wird in den nächsten Jahrzehnten um -0.3% p.a. fallen. Die Überalterung hat zwar durchaus Wachstumskomponenten, wird aber öffentliche und private Haushalte enorm belasten. Ein solches Umfeld hat weitreichende Konsequenzen für Investitionen. Besonders auch deshalb, weil viele Vermögenswerte inflationiert sind. Ohne Wirtschaftswachstum nahe am Potenzial werden die Unternehmensgewinne nicht oder nur bedingt steigen. Die Rentenmärkte sind völlig überteuert - Vernünftige Renditen können nur noch am langen Ende, unter Eingehen enormer Durations Risiken, oder bei Anlagen im Hochzins-Bereich erreicht werden. Die echten Kreditrisiken werden heute allerdings nicht mehr adäquat abgegolten. Wir glauben deshalb, dass es Zeit ist, sich defensiv aufzustellen. Strategisch gilt es das Obligationen-Portfolio in Stärkephasen weiter zu reduzieren. Es locken fast nur noch Kapitalgewinne – steter Geldfluss von Coupons ist passé! Die Duration halten wir kurz. Aufgrund unseres Makro-Szenarios (= mögliche Stagflation) würden wir inflationsgeschützte Anleihen aufbauen. Aktien versprechen mittelfristig die interessantesten Renditen. Taktisch bauen wir Positionen ab - es fehlen in den nächsten Monaten wichtige Wachstumsimpluse, die Bewertungen sind stolz. Performance optimieren heisst mögliche Verluste minimieren. Bleibt das weite Feld der alternativen Anlagen, welche - im Aggregat - einmal mehr eine mehr schlechte als rechte Performance erreicht haben. Wir sind in diesem Bereich sehr selektiv. Und letztlich die Rohstoffe. Das Konjunkturumfeld spricht nicht für diese Asset-Klasse. Allerding haben die Preise nach unten überschossen, und Preisstimuli erwarten wir von angebotsseitigen. Das unsichere Umfeld spricht für Gold - haben doch die Zentralbanken viel Glaubwürdigkeit eingebüsst. Diese Kritik an den monetären Hütern erachten wir als gerechtfertigt. Kann man dem Bargeld, was nichts anderes als ein Zahlungsversprechen der Zentralbanken ist, in Zukunft denn noch trauen? Johannes Borner, CIO, Santro Invest AG Pfäffikon, 23. März 2016 27