Retainer gegen tertären Engstand S traight-Wire-Technik und Positioner zum Abschluss der Karlsruher KFOFortbildung Im Rahmen unserer gesamten Fortbildungsreihe werden wir uns hauptsächlich mit zwei unterschiedlichen Techniken der festsitzenden Behandlung beschäftigen: der StandardEdgewise-Technik und der Straightwire-Technik. Der prinzipielle Unterschied zwischen der Standard-Edgewise-Technik und der Straightwire-Technik liegt in der Gestaltung der Brackets. Während bei ersterer alle gewünschten Zahnbewegungen in den Bogen eingearbeitet werden müssen, enthalten Straightwire-Brackets für jeden Zahn bereits Informationen bezüglich der Zahnachse, der Angulation und der Stellung des Zahns im Zahnbogen. Dies bedeutet eine große Erleichterung im Umgang mit der M ultibandtechnik. Denn wir benötigen deutlich weniger Bögen, die nicht mehr so häufig nachgebogen, korrigiert und verändert werden müssen, um die gewünschten Zahnbewegungen zu erzielen. Sowohl für den Behandler als auch für den Patienten ergeben sich Vorteile. Allerdings sind im Umgang mit der Straight-Wire-Technik einige Dinge zu beachten, um einen korrekten und sicheren Ablauf der Behandlung zu gewährleisten. So führen die Straight-Wire-Brackets beispielsweise als „Nebenwirkung“ insbesondere zu Beginn der Behandlung in der Nivellierungsphase zu einer verstärkten Protrusion und Extrusion der Front. Ist dies nicht gewollt, muss mit Hilfe des Headgears und distal umgebogenen Bogenenden gegengesteuert werden. Oder benötigen wir beispielsweise eine körperliche Distalisierung der Eckzähne, käme es ohne den Einsatz des Headgears und damit ohne eine Verankerung der M olaren zum einen nur zu einer Kippung der Krone des Eckzahns nach mesial und zum anderen zur M esialisation des M olaren. D.h. für die Anwendung der Straight-Wire-Technik ist in größerem M aße als bei der Standard-Edgewise-Technik der Einsatz des Headgears indiziert. Fragen der Weiterbehandlung Ist die M ultibandbehandlung eines Patienten erfolgreich abgeschlossen, ergeben sich für den Behandler wichtige Fragen der Weiterbehandlung. Sicher haben wir in der eigenen Praxis schon mehrere Patienten gesehen, die sich einige Jahre nach der kieferorthopädischen Behandlung in der Praxis wieder vorstellten mit tertiären Engständen. Oder wir sind zwar mit der Ausformung der Zahnbögen sehr zufrieden, stellen aber eine mangelnde Interkuspidation fest. Professor Sander empfiehlt daher prinzipiell nach jeder M ultibandbehandlung den Einsatz eines Positioners für 6 M onate und eines festsitzenden Retainers für mindestens 2-3 Jahre. M it Hilfe des auf einem Set-up-M odell hergestellten Positioners ist es möglich, sowohl geringe vertikale Bewegungen einzelner Zähne als auch eine Veränderung des Torques im Seitenzahnbereich um bis zu 30° durchzuführen. So können wir eine optimale Verzahnung der Kiefer einstellen, die nur mit M ultiband nicht zu erreichen wäre. Durch den Einsatz eines festsitzenden Retainers sind wir in der Lage, dem gefürchteten tertiären Engstand insbesondere in der Unterkieferfront entgegen zu wirken. Wie lange Zeit fälschlicher Weise angenommen und noch immer weit verbreitet auch unter den zahnärztlichen Kollegen entsteht dieser unschöne Zustand nicht durch den Druck der Weisheitszähne. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich mit und ohne die Anlage der Weisheitszähne und auch bei frühzeitiger Entfernung der Zahnkeime ein solcher Zustand ergeben kann. Wie Professor Sander eine Kollegin inoffiziell zitierte, entsteht ein Engstand in der Unterkieferfront so unweigerlich wie die Falten im Alter! Gefahren der Multibandbehandlung Dabei ist die Gefahr laut Sander in den ersten vier Jahren nach der M ultibandebehandlung durch die noch verstärkte Eigenbeweglichkeit der Zähne stark erhöht, aber auch noch bis M itte zwanzig gegeben. Daher empfiehlt er das Kleben eines an den lingualen Zahnbogen angepassten Twist-Flex-Kantbogens von 33 bis 43. Dieser von außen nicht sichtbare Retainer sollte so lange wie möglich im M und bleiben, mindestens aber 2-3 Jahre. Sicherlich ist dabei auf eine besonders intensive Reinigung der Interdentalräume zu achten, um einer verstärkte Belagsbildung entgegen zuwirken. M it der Abhandlung der retinierenden M aßnahmen und des Positioners beendete den Kursinhalt der systematischen Fortbildungsreihe KFO bei Professor Sander an der Akadiemie für zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe. Abschließend möchte ich noch mal betonen, dass mir der Kurs sehr viel gebracht hat für die Einschätzung von Patientenfällen, die korrekte und bewusste Anwendung der einzelnen Behandlungstechniken und –geräte und den sicheren und selbstbewussten Umgang mit den während der Behandlung möglicherweise auftretenden Schwierigkeiten. Ich denke im Namen des gesamten Kurses zu sprechen, wenn ich diesen Kurs bei Professor Sander guten Gewissens allen kieferorthopädisch interessierten und tätigen Kollegen weiter empfehle.