Umsetzung der Digitalisierung – Die Zukunft der Schweizer KMU Gerhard Pfister, Nationalrat und Parteipräsident CVP Schweiz Swissmechanic Business Day Luzern, 14. September 2017 Herausforderungen der Digitalisierung und Finanzierung für das produzierende Gewerbe 44 45 Datensicherheit 40 Hoher Investitionsbedarf 36 Fehlende Kompetenz der Mitarbeitenden Verstärkter Preiswettbewerb aufgrund höherer Markttransparenz 29 28 Fehlende technische Voraussetzungen Eintritt neuer Wettbewerber, z.B. Startups Fehlende finanzielle Ressourcen n=603 Gesamt 36 35 23 21 Veränderung des Kerngeschäfts Auflösung von Branchengrenzen 44 20 16 18 13 16 17 Produzierendes Gewerbe Quelle IFU-FHS (2017) 47 Bedeutung, Herausforderungen, Produktionslücke und Ableitung Handlungsbedarf • Volkswirtschaftliche und soziale Bedeutung der KMU Industrie Schweiz. • KMU mit über 70 % aller Lernenden auch grösster Ausbilder. • Versagen Marktmechanismen: Währung, int. Wettbewerb, Export, Margen, • Kampf der Kleinen: Realisation Effizienz, Flexibilität ,Digitalisierung Schweizer KMU • Investitionsloch und unzureichende Kreditversorgung KMU durch Geschäftsbanken • Wettbewerbsdiskriminierung durch Frankenstärke • Gleiches Recht auf nationale und internationale Gleichbehandlung und damit Chance auf internationale Wettbewerbsfähigkeit • Bankkredite und Finanzierung für Investitionsanschub, grösstes Hindernis der etablierten Schweizer Unternehmen Aktion pro Aufschwung der Digitalisierung und Industrie 4.0 Erleichterung der Finanzierung für den Innovationsschub «Wechselkursaufschlag» führt zu Exporteinbrüchen Warenexporte Total NOMINALE EXPORTE AUSGEWÄHLTER INDUSTRIEBRANCHEN Veränderung in % Pharmaindustrie Metallindustrie Maschinenbau 1. Halbjahr 2017 Lebensmittelindustrie Elektroindustrie 2016 Uhrenindustrie Medizintechnik Chemie -10% -5% 0% 5% 10% Quellen: Eidgenössische Zollverwaltung, Zeitraum Jan. bis Juni. 2017; Credit Suisse 2017, nominale Exporte ausgewählter Industriebranchen: Veränderung zum Vorjahr in % • Exportwachstum der Industrie liegt an der chemisch-pharmazeutischen Industrie. • MEM- und Uhrenindustrie nicht auf Niveau wie vor dem Erstarken des Franken • MEM exportiert 15.3 MRD CHF, was dem Niveau der 1990er Jahre entspricht. 15% Industrie verliert überproportional Arbeitsplätze durch Auslagerung BESCHÄFTIGUNG IN VOLLZEITÄQUIVALENTEN Periodenbeginn = 100 Quelle: BFS, Saisonbereinigung; SNB • Werkplatz Schweiz hat über 15 500 Arbeitsplätze seit Januar 2015 durch währungsbedingten Exporteinbruch verloren. Weltmarktpreise und Margen drücken. Wer kann, der verlagert seine Produktion ins Ausland. • Anzahl Beschäftigter von grösseren Schweizer Industriebetrieben nimmt im Ausland dagegen zu. Investitionsloch: Die mangelnde Kreditvergabe im 2. Sektor Dienstleistungen Übrige Bau Verarbeitendes Gewerbe Landwirtschaft, Rohstoffabbau, Versorgungsbetriebe Total 14 12 10 8 6 KREDITWACHSTUM SCHWEIZ IN PROZENT NACH BRANCHE 2011-2016 in % 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 Quellen: Datastream, Credit Suisse 2011 2012 2013 2014 2015 2016 • Über ein Drittel aller KMU brauchen Bankenfinanzierung, Hypotheken, Kontokorrentkredite oder Bankkredite. • Bankkredite fast nur für Dienstleistungssektor (inkl. Startups und öffentlichem Sektor). • Beweggründe für die Nichtbeantragung eines Kredites der Schweizer KMU sind: Zu hohe Sicherheiten (82%), Kreditprozess zu mühsam (79%), Annahme der Nichtbewilligung (70%), Zu hohe Kosten (60%), Günstigere, einfachere Alternativen (40%). (IFZ, 2016; S. 41) • Über die Hälfte der etablierten Industrie KMU behilft sich ohne Bankkredit. Eine Anpassung an die Konditionen des europäischen Kreditmarktes ist überfällig. Potentielle Anleger für den Werkplatz Schweiz: Pensionskassen und Versicherungen leiden unter Tiefzinsumfeld HERAUSFORDERUNGEN DER PENSIONSKASSEN 2016 In % verglichen mit 2014 Quelle: Credit Suisse, Pensionskassenumfrage 2014 und 2016; Anteil Nennungen in %; dunkel: Umfrage 2016, hell: Umfrage 2014; externe Grafik • Das Tiefzinsumfeld wird schon lange als Problemfeld identifiziert. • Der Einfluss der Schweizer Politik und der SNB auf die tiefen Zinsen sind aufgrund des Zinsdrucks der EZB beschränkt. • Der demographische Wandel stellt eine zusätzliche Problematik dar Dilemma: Niedrige Zinsen und weniger Einzahler bei immer mehr Leistungsansprüchen. Zukunft: Mehr und solide Anlagemöglichkeiten für die Schweizer Pensionskassen ANLAGEPERFORMANCE DER PENSIONSKASSEN In % Quelle: Credit Suisse Schweizer Pensionskassen-Index; Anlageperformance in %; ab 2010 Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten; externe Grafik • Aufgrund der niedrigen Zinsen nimmt der Anteil der Obligationen ab. • Immobilien und Aktien (gerade ausländische) dienen als Hauptinstrument gegen tiefverzinste Obligationen. • Inländische Rendite wäre zwecks des starken Franken wünschenswert. Für eine mittel- und langfristig positive Performance müssen die Pensionskassen ihr Anlagespektrum weiter diversifizieren!! Neue Massnahmen schliessen Lücke in der Wertschöpfungskette zwischen SERV; SE-G, KTI und Integration in bestehende Wirtschaftslandschaft SERV (Exportversicherung) und S-GE (Switzerland Global Enterprise): • Fokus auf Auslandsaktivitäten für bereits bestehende Beziehungen (Grossgeschäfte, internationale Ausschreibungen, Tenderverfahren), Networking • Wertschöpfungskette: Konzentration auf fertiges Produkt und Vertrieb sowie Auslandsexpansion KTI (Kommission für Technologie und Innovation) und Innoserve: • Gelder für spezialisierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte an Forschungseinrichtung • Eigenanteil (Cash Beitrag) nicht finanziert (Starker Franken Aktion 2016 61 Mio fast vollständig durch KMU genutzt, meist MEM!) allerdings eher F&E (76%), Energie und Start Ups, Sensibilisierung und Schulung Kantonale Förderungen (u.a.Kanton Waadt; 17,5 Mio. seit 25.11 2015): • Investition pro Unternehmen begrenzt auf (200/100 tsd.), individueller Entscheid liegt bei Verwaltung, Bürgschaftsgenossenschaften: • Sicherstellung von Bankkrediten (keine Lendingplattformen Art 3.), Änderung Volumen durch Vernehmlassung bis zum 12. Juli 2017; Eingabe eingereicht zur Änderung der regulatorischen Rahmenbedingungen Es braucht neue Lösungswege – Förderung der Produktion für KMu Förderung der etablierten, produzierenden Schweizer KMU (wie im Euroraum) Technische Expertise und direkte Anbindung KMU (Lücke zur Kreditvergabe), Reduktion des Verwaltungsaufwands Konzentration auf Produktion: Maschinenparks, Aufrüstung, Anlagenkauf, Automatisierung, Digitalisierung, Kauf von digitalen Technologien Schweizer Vorreiterrolle in Technologie, Qualität, Bildung und Forschung muss gehalten werden. Industrie 4.0 und Digitalisierung, Effizienz, Ersparnis in allen Bereichen sind im Margenkampf gegen Aufwertung grundlegende Vorrausetzung für internationale Wettbewerbsfähigkeit. Schweizer Preis ist nicht Weltmarktpreis: Zuletzt zählt der Gewinn- Schweiz ist Teil des fremdbestimmten globalen Marktes, da kaum autarker Schweizer Binnenmarkt. Bisher unzureichende Förderlandschaft KMU des Bundes: Pro Erhalt Rahmen BG «Erhöhung der Interventionsgrenze von Bürgschaftsorganisationen zugunsten der KMU» (Art. 6); Finanzhilfe an gewerbeorientierte Bürgschaftsorganisationen. Gleichzeitig (Art. 3) Zulassung Fin Tech Unternehmen gleich wie Geschäftsbanken Was kann mit mehr Geld für Digitalisierung erreicht werden? Welche Chancen nimmt das produzierende Gewerbe wahr? Effizienzsteigerung durch Automatisierung von Prozessen 55 Entwicklung und Umsetzung neuer Geschäftskonzepte 43 42 Gewinnung von Neukunden ausserhalb des bestehenden geographischen Marktes 32 Höhere Bindung von Kunden durch Intensivierung der Geschäftsbeziehung 24 Nutzung von Kundendaten zur Individualisierung von Leistungen 24 23 Gesamt 33 22 23 Erschliessung von neuen Vertriebskanälen n=603 42 31 34 Direkter Kontakt zum Endkunden Höhere Markttransparenz auf Lieferantenseite 65 9 11 Produzierendes Gewerbe Quelle IFU-FHS (2017) Alles Edle ist an sich stiller Natur und scheint zu schlafen, bis es durch Widerspruch geweckt und herausgefordert wird. (Goethe) Danke für Ihre Aufmerksamkeit.