Eigenes Denken fördern

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hier die Frage „Was hat sich in meinem Verhalten oder in meiner Wahrnehmung verändert und
was nicht?“
• Fixierung des Ertrages: Die Teilnehmer dokumentieren jeweils für sich selbst den von ihnen
erkannten Ertrag der erlebten Präsenzzeit im
SYMPOSION. Das eigentlich anvisierte Lernziel
wird vom Navigator transparent gemacht, um
den Teilnehmern eine Orientierung an die Hand
zu geben, die allerdings keinerlei Anspruch auf
Vollständigkeit hat. Ein abschließendes Feedback über das Erlebte rundet diese Phase ab.
Veränderungsprozesse inspirieren
Eigenes Denken fördern
Peter M. Jancsary und Falko E. P. Wilms
Das Projekt SYMPOSION legt Grundlagen dafür, dass Menschen mit nachhaltiger Wirksamkeit das eigene Denken einüben, um Methoden bzw. Instrumente problemorientiert auszuwählen und einzelfallorientiert anzuwenden. Bei diesem Lehr-Lern-Arrangement sind einige Eckpunkte zu beachten.
Das Rahmenkonzept
Das Projekt SYMPOSION zielt, wie bereits beschrieben (TKB 6/05, S. 24), darauf ab, dass Menschen in
sinnvoller Weise Methoden bzw. Instrumente problemorientiert auswählen und einzelfallorientiert
anwenden lernen.
Zu diesem Zweck werden ZEIT+RAUM angeboten, in denen die Teilnehmer eingehende Begegnungen erleben und die dazu nötigen Formen
der (inneren) Sammlung einüben können.
Benötigt wird ein raum-zeitliches Rahmenkonzept, mit dem Menschen in einem dafür geschaffenen Kontext spezielle Themenstellungen
angehen können. Bezüglich des genutzten Raumes gehören insbesondere Möbel, Equipment
und viel Platz für Bewegung dazu. Bezüglich der
Zeit ist auf Präsenzblöcke zu achten, die durch
nicht zu lange Absenzzeiten miteinander
verbunden sind.
Das von uns entwickelte SYMPOSIONRahmenkonzept beinhaltet grundsätzlich die Arbeitsphasen Fixierung des Lehrnziels, Übung, Reflexion, Theorie-Input, (z.T. variierte) Wiederholung
der Übung, erneute Reflexion und Fixierung des
Ertrages.
Die einzelnen Phasen
Jede Arbeitsphase verfolgt ein spezielles Ziel und
setzt bestimmte Schwerpunkte im Geschehen.
• Fixierung des Lehrnziels oder die Beantwortung
der Frage: Was sollen die Teilnehmer am Ende
verstanden haben und ausüben können?
• Übung A: Hier geht es darum, etwas auszuprobieren. Die Teilnehmer bekommen eine Minimalanleitung ohne Angabe des Lehrnziels. Es
werden praktische Erfahrungen gemacht, insbesondere auch hinsichtlich der eigenen Wahrnehmungsfähigkeiten über das, was sie selbst
und andere Beteiligte gerade tun.
• Reflexion I: In kaum angeleiteter Form werden
sich die Teilnehmer darüber klar, was bei ihnen
Trainer-Kontakt-Brief 6/06 - Nr. 55
selbst und bei den andern passiert ist. Im Sitzkreis fallen hierbei Formulierungen wie „Mir fällt
auf, dass …“. Weil diese Reflexionsphase selber
eine Übung ist, kommt der in der Reflexion begonnene Prozess von Kommunikation und Zusammenarbeit in den Blick über Fragestellungen wie: „Was tun wir hier jetzt eigentlich …?“ Es
wird dabei ganz konkret am gegenwärtigen Augenblick angeknüpft. Hier werden insbesondere
in den Situationen, in denen sich die Teilnehmer
zusehends in Inhalten verlieren, oftmals Interventionen eines Navigators benötigt. Eine einsetzbare ressourcenorientierte Frage wäre in
diesem Zusammenhang: „Was wäre jetzt hilfreich, um weiter zu kommen?“
• Theorie-Input: Hier ist die Bestuhlung hinter Tischen in einem Rechteck aufgestellt; es werden
Theorien, Modelle und (Hypo)Thesen angegeben, die bezüglich der behandelten Thematik
weiterhelfen können.
• Arbeitsphase: Die Teilnehmer suchen eigenständig und teilweise angeleitet durch theorieorientierte Inputs nach brauchbarem Material.
Die aufbereiteten Erkenntnisse werden präsentiert und dann eingehend diskutiert. Hierbei fallen oft einleitende Formulierungen wie „Was
kann dieses Modell leisten?“ oder „Inwieweit
konnte diese Theorie meine Sichtweise verändern?“ In diesem ergebnisoffenen Prozess des
Suchens nach neuen Erfahrungen / Erkenntnissen wird erfahrungsgemäß immer wieder Bezug
genommen auf die Ergebnisse der vorherigen
Reflexionsphase.
• Übung B: Hier wird die obige Übung A entweder
wiederholt oder aber (leicht) variiert. Die Teilnehmer sollen dabei bewusst auf etwaige
Veränderungen in ihrem Erleben achten.
• Reflexion II: In wiederum kaum angeleiteter
Form sollen sich die Teilnehmer im Sitzkreis
darüber klar werden, was jetzt bei ihnen selbst
und bei andern passiert ist. Im Mittelpunkt steht
Die Reflexionen knüpfen u. a. auch an den laufenden sozialen Prozess an, der selbst wiederum durch
die Fähigkeit der Beteiligten zur präzisen Formulierung eigener und fremder Vorstellungen über den
besprochenen Sachzusammenhang geprägt ist.
Die Themenstellungen
Die einzelnen Themenstellungen reichen von eher
grundlegenden Angeboten wie „Unser Unternehmen
im Markt“ oder „Unternehmerisches Handeln“ über
speziellere bzw. aktuell anstehende Aspekte der Organisationsentwicklung, Gestaltung von Meetings
oder der täglichen Führungsarbeit bis hin zu eher auf
Spezialwissen abzielende Angebote wie Projektmanagement oder Entscheidungsfindung. Aspekte aus
den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung, Selbstmanagement, Kommunikation und Gesprächsführung oder (interdisziplinäre) Teamarbeit und -führung
sind ebenso denkbar.
Bei jedem Treffen haben die Teilnehmer immer wieder die Gelegenheit, eigene/fremde Vorstellungen zu erkunden und zu formulieren. Auch
das Vorgehen selbst steht dabei immer zur Disposition und ist zu hinterfragen, gegebenenfalls
auch zu verbessern.
Das Fazit
In unserem Projekt SYMPOSION werden die Teilnehmer immer wieder bewusst dazu angehalten, ihre Art der Interaktion und Kommunikation mit anderen zu hinterfragen und zu vervollkommnen. Die folgenden Thesen können dabei als erste Inspirationspunkte für zwischenmenschliche Kommunikation
gelten:
• Aktives Sprechen ist der Versuch, dem Gegenüber eigene Vorstellungen sprachlich zugänglich
zu machen.
• Aktives Zuhören ist der Versuch, die vom Gegenüber sprachlich dargelegten Vorstellungen
zu erkunden, um sie zu verwerten.
• Aktives Schweigen ist der Versuch, die aufgenommenen Vorstellungen zu verarbeiten oder
eigene Vorstellungen in nachvollziehbare
Formulierungen umzusetzen.
Prof. Dr. Falko E. P. Wilms arbeitet als Hochschullehrer, Trainer und Berater; seit 1998
leitet er die Studiengruppe für OrganisationsEntwicklung.
[email protected]
www.staff.fhv.at/wf
Prof. Dr. Peter M. Jancsary arbeitet als Hochschullehrer, Trainer und Berater.
[email protected]
www2.staff.fh-vorarlberg.ac.at/~jan
Organisationsentwicklung - 13
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