Maxwellsche Gleichungen komplett ∂D (I) ∇ × H = J + ∂t (II) (III) (IV) „Verschiebungsstrom“ (neu) J H ∂B ∇×E = − ∂t ∂D ∂t I E ∇⋅D = ρ ∇⋅B = 0 H D ∂B ∂t + + + Vakuum: D = ε 0 E B = µ0H Elektrotechnik II „Es gibt keine magnetischen Monopole“ Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 1 Ergänzende Beziehungen Î Lorentz-Kraft auf Punktladung Q F = Qv × B + QE Î Materialgleichungen für isotrope Materialien D = µE, B = µH, J = σE Î Kontinuitätsgleichung ist in Maxwell-Gleichungen bereits enthalten! Bilde Divergenz von Maxwell I und Kombination mit Maxwell III: ∂D ∂ = div J + div div rot H = 0 = div J + div D { ∂t ∂t ρ ! ⇒ div J = − Elektrotechnik II ∂ρ ∂t Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 2 Wiederholung Größen und Einheiten Zeichen physikalische Größe Einheit H B E magnetische Feldstärke A/m magnetische Flussdichte Vs/m2 elektrische Feldstärke V/m D J elektrische Flussdichte As/m2 Konvektionsstromdichte A/m2 Permeabilität Vs/Am Permittivität As/Vm spezifische Leitfähigkeit S/m µ ε σ Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 3 Wie kam Maxwell auf den Verschiebungsstrom? Betrachte: Aufgeschnittener Draht führt Stromdichte S=i/A, gegenüberliegende Schnittflächen bilden Kondensator mit näherungsweise homogenem Feld. Geschlossener Weg S um Draht J (t ) = i (t ) A Änderungsrate der Flächenladungsdichte an Schnittfläche ∂ρ s (Maxwell III) ∂D = = J (t ) ∂t ∂t D = ε 0E Maxwell I in Integralform (noch ohne Verschiebungsstrom): ∫ H ⋅ ds = ∫ J ⋅ dA S AS Flächenintegral kann über beliebige von S berandete Fläche AS ermittelt werden! • Variante 1, AS schneidet Draht: H ⋅ ds = J ⋅ dA = I •Variante 2, AS geht durch Spalt: ∫ ∫ S AS ∫ H ⋅ ds = ∫ J ⋅ dA = 0 S Elektrotechnik II OK 9 ??? AS Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 4 Wie kam Maxwell auf den Verschiebungsstrom? (Forts.) Der Widerspruch kann aufgelöst werden durch Ergänzung von Maxwell I um den so genannten Verschiebungsstrom ∂D ∂D ⎞ ⎛ ∫ H ⋅ ds = ∫ ⎜⎝ J + ∂t ⎟⎠ ⋅ dA ⇔ rot H = J + ∂t S AS ∂ρ s ∂D = = J (t ) liefert damit ∫ H ⋅ ds für jede Wahl von AS Wegen ∂t ∂t S das gleiche Ergebnis! J (t ) = i (t ) A D = ε 0E Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 5 Vorbemerkungen zu nichtstationären Feldern Î Bisher: Behandlung von statischen und stationären Feldproblemen. Î Bisher betrachtete Verkopplung elektrischer und magnetischer Felder durch Induktionsgesetz (Maxwell II) Î Verkopplung aber auch über Verschiebungsstrom (Zusatzterm in Maxwell I) Î Das Wechselspiel beider Terme spielt für dynamische EM-Felder eine große Rolle Î Es zeigt sich unter anderem, dass „Wirkungen“ sich mit endlicher Geschwindigkeit (Lichtgeschwindigkeit) ausbreiten. Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 6 Lösungen der Maxwell-Gleichungen im strom- und ladungsfreien Raum Î Betrachte Teilraum ohne Ladungen und Ströme J = 0, ρ = 0 Î Volumen mit Vakuum oder zumindest homogen mit isotropem Material gefüllt: grad ε = 0, grad µ = 0 Î Resultierende Feldgleichungen ∂E ∂H ∇×H = ε , ∇ × E = −µ ∂t ∂t ∇ ⋅ E = 0, ∇ ⋅ H = 0 Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 7 Lösungen der Maxwell-Gleichungen im strom- und ladungsfreien Raum (Forts.) Î Möglichkeit zur Elimination von E (analog von H): Rotor von Maxwell I (bzw. II) ∂E ∂ ∂ 2H ∇ × (∇ × H ) = ∇ × ε = ε (∇ × E ) = − µε ∂t ∂t ∂t 2 Î Umformen von rot rot und Verwendung der DivergenzBeziehung ∂ 2H ∂ 2H grad div H − ∆H = − µε ⇒ ∆H − µε =0 123 ∂t 2 ∂t 2 0 Wellengleichung für H Î Analoge Herleitung für E: ∂ 2E ∆E − µε =0 2 ∂t Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 8 Lösung der Wellengleichung allgemein (skalar) Î Skalare Wellengleichung in einer Dimension 2. Ableitung nach dem Ort ∂ 2 f ( x, t ) ∂x 2 1 ∂ 2 f ( x, t ) = ⋅ 2 ∂t 2 v 2. Ableitung nach der Zeit Î Lösung mit d‘Alembertschen Ansatz x⎞ ⎛ f ( x, t ) = f ⎜ t m ⎟ ⎝ v⎠ – … vorwärts + … rückwärts v … Ausbreitungsgeschwindigkeit der Lösung („Welle“) Bsp: nach rechts („vorwärts“) laufende Welle f(x,t=0) vt1 f(x,t=t1) x Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 9 x Überprüfung d´Alembert´scher Ansatz f ( x, t ) = f ⎛⎝⎜ t m v ⎞⎟⎠ Î 1. Ableitung ∂f ∂f ⎛ 1⎞ = ⋅⎜m ⎟ x ∂x ∂ (t m v ) ⎝ v ⎠ Î 2. Ableitung ∂2 f ∂f ∂f = ⋅1 x ∂t ∂ (t m v ) 1 ∂f ∂f ⇒ =m ⋅ ∂x v ∂t ∂ ⎛ 1 ∂f = ⎜m ⋅ ∂x 2 ∂x ⎝ v ∂t 1 ∂ ∂f 1 ∂2 f ⎞ =+ ⋅ ⎟=m v ∂t ∂x ⎠ v 2 ∂t 2 Î q.e.d. Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 10 Zeitharmonische Wellengleichung Î Komplexe Rechnung Ansätze für Variablen in der Form { } { } f ( x, t ) = fˆ ( x) cos(ωt + ϕ ) = Re fˆ ( x) exp( jϕ ) exp( jωt ) = Re f ( x) exp( jωt ) Eingesetzt in DG, Vertauschung RealteilBildung mit Differenziation nach t liefert DG bezügl. räumlicher Koordinaten 2 ∂ ∂t Î Wellengleichung ∆ f = − ω ⋅ f v2 ⇒ ∆ f + k2 f = 0 Î Lösung dieser DG 2.O.: 1D-Fall ∝ e m jkx 3D-Fall ∝ e m jk⋅r Elektrotechnik II → jω Wellenzahl k= ω v Wellenvektor ω k =k = v Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 11 Zeitharmonische Wellengleichung: 1D-Lösung Î 1D-Lösung f ( x) = A e m jkx { } ⇒ f ( x, t ) = Re f ( x) exp( jωt ) = Re{A exp(m jkx) exp( jωt )} = = A cos(ωt m kx + arg( A)) Î Vorwärts laufende Welle 2π ⎞ ⎛ x +ϕ ⎟ = cos(ωt − kx + ϕ ) = cos⎜ ωt − λ ⎠ ⎝ ⎞ ⎛ ⎛ x⎞ ω ⎛ ⎞ = cos⎜ ωt − x + ϕ ⎟ = cos⎜⎜ ω ⎜ t − ⎟ + ϕ ⎟⎟ v ⎝ ⎠ ⎠ ⎝ ⎝ v⎠ Quelle Abb: Skript Weigel, JKU Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 12 Zeitharmon. Wellengleichung: 1D-Lösung (Forts.) Î Wellenlänge λ einer sinusförmigen Welle: Der räumliche Abstand zweier benachbarter Punkte gleicher Phase (zu einer festen Zeit). Î Zusammenhang mit f und v: v= λ f 2π ⎛ ⎞ Amplitude ∝ cos⎜ ωt − x +ϕ ⎟ λ ⎝ ⎠ Ortsverlauf Zeitverlauf Wellenlänge λ Periodendauer T = 1/f Feldstärke Zeit t Feldstärke Phasengeschwindigkeit v Ort x 2π ω= T 2π k= λ Elektrotechnik II Welle wandert nach rechts Analogie räumliche↔zeitliche „Frequenz“ Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 13 3D-Lösung: „Ebene Welle“ Î Die Lösung exp(± jk.r) der 3D-Wellengleichung stellt eine ebene Welle dar. (Wir betrachten im Folgenden vorlaufende Welle, rücklaufende kann durch negatives k dargestellt werden) Î Zusammenhang zwischen E und H für diese Lösung ergibt sich aus Maxwell-Gleichungen. Î Alle Größen weisen Ortsabhängigkeit exp(− jk.r) auf → Einführung komplexer Amplituden (Komplexe Wechselstromrechnung hier mit Orts- und Zeitabhängigkeit) Î Bei Betrachtung der Gleichungen für die komplexwertigen Vektoren kann der Nabla-Operator einfach durch – jk ersetzt werden! (Differentiation mit Realteilbildung vertauschbar!) z.B. H (r , t ) = Re{H exp( jωt − jk ⋅ r )} ∇ exp(− jk ⋅ r ) = − jk exp(− jk ⋅ r ) ⇒ ∇ → − jk ⇒ z.B. ∇ × H (r , t ) → − jk × H, etc. Î Analog zum Ersatz ∂ / ∂t exp( jωt ) = jω exp( jωt ) ⇒ ∂ / ∂t → jω Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 14 3D-Lösung: „Ebene Welle“ (Forts.) Î Maxwell-Gleichungen für komplexe Feldvektoren − k × H = ωε E, k × E = ωµ H k ⋅ E = 0, k ⋅ H = 0 Î E und H stehen normal auf Ausbreitungsrichtung der Welle (gegeben durch k), genauer: ExH zeigt in Richtung von k. Lösung stellt eine so genannte transversal elektromagnetische Welle dar (TEM-Welle) Î E und H stehen normal aufeinander Î Verhältnis der Amplituden: Feldwellenwiderstand E E k ωµ = = = = ZW = H H ωε k Elektrotechnik II µ = 377Ω in Vakuum ε Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 15 Feldwellenwiderstand Î Feldwellenwiderstand - - - Elektrotechnik II E E µ ZW = = = H H ε Ein endlicher Feldwellenwiderstand (z.B. 377 Ω) bedeutet NICHT, dass hier elektrische Energie in Wärme umgesetzt wird! Im Gegenteil: Ein reelles ZW bedeutet hier sogar, dass das Medium verlustlos ist. Im allgemeinen (verlustbehafteten) Fall ist ZW eine komplexe Zahl mit Real- und Imaginärteil und heißt Feldwellenimpedanz. Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 16 3D-Lösung: „Ebene Welle“ (Forts.) Ausbreitungsrichtung, k Flächen konstanter Phase bewegen sich mit v=1/√εµ E k =k = H ω v = ω εµ Richtung von E definiert Polarisationsebene. In diesem Beispiel so genannte vertikale Polarisation Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 17 Beispiel für ebene Welle Î Ausbreitung in x-Richtung, E in y-Richtung 0 ⎛ ⎞ ⎜ jωt m jkx ⎟ E = ⎜ E0 e e ⎟ ⎜ ⎟ 0 ⎝ ⎠ ⎛ ⎞ ⎜ ⎟ 0 ⎜ ⎟ H=⎜ 0 ⎟ ⎜ ± E 0 e jωt e m jkx ⎟ ⎜ Z ⎟ ⎝ W ⎠ Elektrotechnik II – … vorwärts + … rückwärts Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 18 Linear und zirkular polarisierte ebene Wellen Î Linear polarisierte Welle - E-Feld in Polarisationsebene H-Feld senkrecht dazu Î Überlagerung zweier orthogonal polarisierter ebener Wellen mit 90° zeitlicher Phasenverschiebung: zirkular polarisierte Welle - Elektrotechnik II linkswendig oder rechtswendig Feldvektoren bewegen sich auf Schraubenlinien E- und H-Feld stehen senkrecht aufeinander Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 19 Elliptisch polarisierte Welle (für gleiche Amplituden der überlagerten linear polarisierten Wellen: zirkular polarisierte Welle) vertikal polarisierte Î Elliptisch polarisierte Welle Welle + horizontal polarisierte Welle mit 90° Phasenverschiebung = elliptisch polarisierte Welle Quelle Abb.: Skript Weigel JKU Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 20 Bedeutung der ebenen Welle Î Ebene Welle ist nur eine mögliche Lösung der Feldgleichungen in einem Gebiet ohne Ströme und Ladungen. Î Es gibt noch zahlreiche weiterer derartiger möglicher Lösungen (Zylinderwellen, Leckwellen, etc.) Î Welche Lösung in einem strom/ladungsfreien Feldgebiet tatsächlich realisiert wird, hängt von den Strömen und Ladungen außerhalb des Bereichs ab und kann über Randbedingungen erfasst werden (vgl. Elektrostatik) Î Das Strahlungsfeld von elektromagnetischen Strahlern (Antennen) kann in großem Abstand von der Antenne (so genanntes Fernfeld) jedoch in guter Näherung lokal als ebene Welle dargestellt werden. Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 21 Phasengeschwindigkeit ebener Wellen Î Ein Punkt konstanter Phase bewegt sich mit der Geschwindigkeit 2π ω ω v=λ f = ⋅ = = ω εµ k 2π k in Richtung von k Î Bei der Ausbreitung in Materialien können ε und µ frequenzabhängig sein, man spricht von „Dispersion“ Î Zeitlich nichtsinusförmige Signale bzw. elektromagnetische Wellen können durch Überlagerung sinusförmiger Teilwellen repräsentiert werden (Fourier-Analyse) Î Im Falle von Dispersion bewegen sich die entsprechenden Teilwellen mit unterschiedlicher Phasengeschwindigkeit → Signalverzerrung Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 22 Gruppengeschwindigkeit von Wellen Î Besondere technische Bedeutung haben schmalbandige Signale (z.b. Funk), hier belegt das Signal ein vergleichsweise schmalbandiges Spektrum um eine Trägerfrequenz herum. Î Im Zeitbereich entsprechen solche Signale einer hochfrequenten Schwingung deren Amplitude sich langsam ändert (z.B. AM-Signale) Bsp.: Amplitudenmodulation mit sinusförmigem Signal Î Die Information liegt in dieser Einhüllenden, ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit bei Übertragung der Signale mit EM Wellen wird durch die Gruppengeschwindigkeit beschrieben Quelle Abb.: Wikipedia Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 23 Gruppengeschwindigkeit Î Einfaches Beispiel zur Übertragung mehrerer Frequenzen: Reine Schwebung, d.h. Summe zweier Wellen mit ähnlicher Frequenz A cos(ω1t − k1 x ) + A cos(ω 2t − k 2 x ) Î Anwendung von Additionstheoremen ⎛α + β ⎞ ⎛α − β ⎞ cos α + cos β = 2 cos⎜ cos ⎟ ⎜ ⎟ 2 2 ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ - Phase des Trägers ω1 +ω 2 2 - Phase der Einhüllenden ω1 −ω 2 2 Elektrotechnik II k1 + k 2 t− x 2 k1 − k 2 t− x 2 Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 24 Gruppengeschwindigkeit (Forts.) Î Ausbreitungsgeschwindigkeit - Träger ω1 +ω 2 2 k +k t − 12 2 x = konstant ω1 +ω 2 k1 + k2 dx ⋅ dt 2 2 v= - Einhüllende − ω1 +ω 2 2 k1 + k2 2 vg = Elektrotechnik II = ω1 −ω 2 2 k1 − k2 2 d dt =0 ω mittel k mittel Phasengeschwindigkeit ∆ω = ∆k Gruppengeschwindigkeit Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 25 Dispersion: Gruppengeschwindigkeit und Phasengeschwindigkeit sind unterschiedlich Î Ohne Dispersion: Phasengeschwindigkeit hängt nicht von der Frequenz ab v= ω k = konstant Î Mit Dispersion - v ist frequenzabhängig Gruppengeschwindigkeit vg (um eine Frequenz herum) dω 1 vg = = dk dk dω Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 26 Auswirkung von Dispersion k dk dω k k ω k ω ω ohne Dispersion (z.B. EM Welle im freien Raum) v = vg v= ω mit Dispersion 1 k v ≠ vg ω vg = Elektrotechnik II 1 dk dω Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 27 Brechungsindex in der Optik Î In der Optik ist der Brechungsindex definiert n = ε r µr Î Phasengeschwindigkeit v= 1 εµ Vakuumlichtgeschwindigkeit: c= 1 ε 0 µ0 Î Damit ist die Phasengeschwindigkeit in einem Medium c v= n Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 28 Felder aufgrund von Strom- und Ladungsverteilungen Î Bisher: Betrachtung von speziellen Lösungen im freien Raum (ebene Wellen u.ä.) Î Jetzt: Betrachtung von Feldern die durch vorgegebene Strom- und Ladungsverteilung erzeugt werden. Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 29 Skalares Potenzial in der Elektrodynamik Î Potenzial in der Elektrostatik: Wegen rot E=0 konnte das elektrische Feld durch den Gradienten eines skalaren Potentials definiert werden (ein reines Gradientenfeld ist wirbelfrei): E = − grad ϕ (Elektrostatik) Î Gibt es jedoch zeitlich veränderliche Magnetfelder, so ist rot E = − ∂B ∂t und diese Definition des Potenzials ϕ ist nicht möglich! Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 30 Vektorpotenzial Î Allgemein und daher auch in der Elektrodynamik gilt div B = 0 Î Daher definiert man (wie schon in der Magnetostatik) ein Vektorpotential A und macht den Ansatz (ein reines Wirbelfeld ist quellenfrei) B = rot A Î Einsetzen in die zweite Maxwell-Gleichung liefert ∂ ∂A ⎞ ⎛ rot E = − rot A ⇒ rot ⎜ E − ⎟=0 ∂t ∂t ⎠ ⎝ Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 31 Vektorpotenzial und Skalarpotenzial in der Elektrodynamik ∂A ⎞ ⎛ rot ⎜ E − ⎟=0 ∂t ⎠ ⎝ Î Der wirbelfreie Ausdruck kann als Gradient eines skalaren Potenzials ausgedrückt werden ∂A E+ = − grad ϕ ∂t ∂A ⇒ E = − grad ϕ − ∂t Î Das elektrische Feld ist also mit dem Gradient eines skalaren Potenzials und/oder einer zeitliche Änderung des Vektorpotentials verknüpft. Î Formulierung konstistent mit Elektrostatik (∂/∂t=0) Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 32 Differenzialgleichungen für die Potenziale: Wellengleichungen Î Felder in Maxwellgleichungen durch Potenziale ausgedrückt und Î div A geeignet gewählt (Strahlungseichung, Lorentzkonvention): ∂ϕ div A + εµ =0 ∂t Î ergibt Wellengleichungen für die Potenziale! (s. folgende Folie) Î Zur Erinnerung: div A kann gewählt werden, weil nur rot A definiert wurde und ein Feld durch Quellen und Wirbel (vollständig) bestimmt ist! Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 33 Wellengleichungen für Potenziale Maxwell I Maxwell II ∂D rot H = J + ∂t rot E = − ∂B ∂t Verknüpfungsbez.: B=µH D=ε E Maxwell III Maxwell IV div D = ρ div B = 0 B = rot A ∂A ⎞ ⎛ rot ⎜ E + ⎟=0 ∂t ⎠ ⎝ ∂A = −grad ϕ ⇒ E+ ∂t ∂E rot rot A = J + ε ∂t µ 1 ∂ ∂ 2A grad div A − ∆A + ε grad ϕ + ε =J 2 µ µ ∂t ∂t 1 1 Wahl div A = −εµ ∂ϕ ∂t ∆A − εµ Elektrotechnik II ∂ ρ − div grad ϕ − div A = ε ∂t ∂2A ∂t 2 = −µ J ∆ϕ − εµ ∂ 2ϕ ∂t 2 =− ρ ε Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 34 Vektor- und Skalarpotential: Gleichungen und Lösungen Î Wellengleichungen für Potenziale ρ ∂ 2ϕ ∆ϕ − εµ 2 = − ε ∂t skalares Potenzial ∆A − εµ ∂ 2A 2 = − µJ ∂t Vektorpotenzial Î Lösungen: sog. retardierte Potenziale (zeitl. verzögert) r −r ′ ⎛ ′ ρ⎜ r , t − v 1 ⎝ ϕ (r, t ) = 4πε ∫ r − r′ V ⎞ ⎟ ⎠d V ′ r −r′ ⎛ J⎜ r′, t − v µ ⎝ A(r, t ) = 4π ∫ r − r′ ⎞ ⎟ ⎠d V ′ V r... Aufpunkt für Berechnung des Potenzials r´... Ort der Ursache (Ladung oder Strom) für das Potential Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 35 Retardierte Potenziale Î Veranschaulichung Retardierung (z.B. ϕ) Quelle Abb.: Skript Weigel JKU Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 36 Felder einer elementaren Antenne: Hertzscher Dipol Î besteht aus kurzem Leiterstück mit konstanter Strombelegung. Î Stellt somit die Elementarlösung („räumliche Impulsantwort“) dar. Î Für zeitlich sinusförmige Änderung: komplexe Anmerkung: in Notation r jω t komplexer Notation J (r , t ) = aδ (r ) e kann exp(jωt) auch weggelassen werden. r −r′ ⎞ ⎞ ⎛ ⎛ exp⎜ jω ⎜ t − v ⎟ ⎟ µ ⎝ ⎠ ⎠ µ exp( jωt − jk r − r′ ) ⎝ ⇒ A(r, t ) = = r − r′ r − r′ 4π 4π Î Zugehöriges ϕ kann aus Lorentz-Konvention berechnet werden Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 37 Hertzscher Dipol: Felder Î Felder aus Lösung für Potenzial berechnet - Elektrotechnik II Feldlinien des E-Feldes Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 38 Hertzscher Dipol: Felder (Forts.) Î Feldlinien des hertzschen Dipols Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 39 Energiesatz der Elektrodynamik - Herleitung Î E mal 1. Maxwellgleichung ∂D E ⋅ rot H = E ⋅ J + E ⋅ ∂t Î H mal 2. Maxwellgleichung ∂B H ⋅ rot E = − H ⋅ ∂t Î Differenz ∂D ∂B E ⋅ rot H − H ⋅ rot E = E ⋅ J + E ⋅ +H⋅ ∂t ∂t Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 40 Energiesatz der Elektrodynamik – Herleitung (Forts.) Î Umformen linke Seite Rotieren des Spat-Produkts (Produktregel für Differentiation beachten!) E ⋅ rot H − H ⋅ rot E = E ⋅ (∇ × H ) − H ⋅ (∇ × E ) Nabla in kartesischen Koordinaten = −∇ ⋅ (E × H ) = −div(E × H ) = −divS Î Definition Poynting-Vektor S S = E× H [S ] = [E ]⋅ [H ] = 1 V ⋅1 A = 1 W2 ⇒ −div S = E ⋅ J + E ⋅ Elektrotechnik II ⎛∂ ⎞ ⎜ ⎟ ⎜∂ x⎟ ⎜∂ ⎟ ∇=⎜ ⎟ ∂y ⎜ ⎟ ⎜⎜ ∂ ⎟⎟ ⎝∂ z⎠ m m m ∂D ∂B +H⋅ ∂t ∂t Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 41 Energiesatz entspricht Energiebilanz Î Interpretation der Senken des Poynting-Vektors (basierend auf früheren theoretischen Überlegungen) − div SW = J ⋅E + ∂B H⋅ ∂t Verlustleistungsdichte Änderung der bzw. falls <0 extern magnetischen eingebrachte Feldenergiedichte Leistungsdichte (z.B. durch Batterie) + ∂D E⋅ ∂t Änderung der elektrischen Feldenergiedichte Î Diese Größen sind dimensionsmäßig Leistungsdichten (Einheit W/m3) Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 42 Integration des Energiesatzes, Energiefluss Î Leistungen - Integral der Leistungsdichten über ein Volumen ∂D ∂B d V +∫ H ⋅ dV − ∫ divS d V = − ∫ S ⋅ d A = ∫ J ⋅ E d V +∫ E ⋅ ∂t43 142 ∂t43 1424 3 142 Gauß Pthermisch − Pext P P elektrisch 1444444 24444magnetisch 443 Leistungen Î Hüllenintegral über den durch die Hülle tretenden Poynting-Vektors = Volumsintegral über die Leistungsdichten Î Poynting-Vektor entspricht Energieflussdichte (Energie die pro Zeiteinheit durch Einheitsfläche tritt) Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 43 Bedeutung des Poynting Vektors Î Richtung des Poynting-Vektors - - Elektrotechnik II in Richtung des Energieflusses. Flächenvektor dA zeigt definitionsgemäß nach außen. Positives ∫ S ⋅ d A bedeutet Quellen im Volumen und daher (Netto-)Energiefluss aus dem Volumen nach außen. Negatives ∫ S ⋅ d A bedeutet (Netto-)Energieverlust im Volumen. Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 44 Bsp: Energiefluss im Zweileitersystem Î Poynting-Vektor im Zweileitersystem - a) verlustlos b) verlustbehaftet σ →∞ σ ... endlich Î Der Energietransport findet also hauptsächlich zwischen den Leitern statt und nicht durch die Bewegung der Ladungsträger im Draht. Quelle Abb.: Skript Weigel JKU Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 45 Geführte Wellen entlang von Leitern (Leitungen) Î Elektromagnetische Energie kann entlang von Leitern geführt werden. Î Einfaches Modell für eine gerade Leitung: Zylindrische, unendlich ausgedehnte Anordnung von Leitern z Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 46 Geführte Wellen entlang von Leitern (Forts.) Î Für Lösungsansatz: Aufspaltung des Feldes zwischen den Leitern in transversale und longitudinale Komponenten (folgende Überlegungen wahlweise auch durch Anschreiben der Komponenten in kartesischen Koordinaten) E = E xe x + E y e y + E z e z = E ⊥ + E z e z , 14 4244 3 E⊥ H = H ⊥ + H ze z Î Rotorgleichungen (mit Notation ∇ ⊥ × E⊥ = −µ ∂t H ze z , ∂t = ∇ ⊥ × H ⊥ = ε ∂t Eze z ∂ ,... ∂t ) ∂ z E ⊥ − ∇ ⊥ E z = µ ∂ t e z × H ⊥ , ∂ z H ⊥ − ∇ ⊥ H z = −ε ∂ t e z × E ⊥ Î Divergenzgleichungen ∇ ⊥ ⋅ E ⊥ = −∂ z E z , ∇ ⊥ ⋅ H ⊥ = −∂ z H z (Übung: Rechnen Sie das nach!) Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 47 Geführte Wellen entlang von Leitern (Forts.) Î Randbedingungen am Leiter n × E = 0, n ⋅ H = 0 (da im Leiterinneren E=0, H=0) Î Randbedingungen für Ez, Hz folgt aus RB f. Leiter und Rotorgl. ∂ z H ⊥ − ∇ ⊥ H z = −ε ∂t e z × E⊥ ∂ E z = 0, n ⋅ ∇ ⊥ H z = Hz = 0 ∂n Î Spezieller Lösungsansatz (durch RB motiviert) (Transversal-Elektro-Magnetische Welle oder TEM Welle) E z = 0, H z = 0 Î Es gibt auch noch andere Lösungen („Moden“) aber diese ist besonders einfach und praktisch relevant! Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 48 TEM Wellen entlang von Leiterstrukturen Î Für TEM Ansatz vereinfachen sich die Gleichungen - - Differenzialgleichungen bzgl. x,y ∇ ⊥ × E ⊥ = 0, ∇⊥ × H⊥ = 0 ∇ ⊥ ⋅ E ⊥ = 0, ∇⊥ ⋅ H⊥ = 0 In einem Querschnitt z=const gelten die Gleichungen für statische bzw. stationäre 2D-Felder! → Mind. zwei Leiter notwendig um nicht verschwindende Felder zu bekommen! Differenzialgleichungen bezügl. z ∂ z E ⊥ = µ ∂ t e z × H ⊥ , ∂ z H ⊥ = −ε ∂ t e z × E ⊥ ⇒ (∂ z − µ ε ∂ t2 )E ⊥ = 0, (∂ z − µ ε ∂ t2 )H ⊥ = 0 Wellengleichungen für Ausbreitung in z-Richtung! Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 49 Beispiele für Ausführungsformen von Zweidrahtleitungen Î Leitungen Mikrostreifenleitung Zweidrahtleitung Koaxialleitung (keine TEM Wellen da Raum zwischen Leitern nicht homogen!) Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 50 Alternative Behandlung von TEM Wellen auf Leitungen Î Leitung (bestehend aus zwei Leitern) wird charakterisiert durch - Leiterwiderstand R Induktivität des Leiters L Leitwert zwischen den Leitern (Isolation) G Kapazität zwischen den Leitern C Î Leitungsbeläge - Elektrotechnik II bezogen auf die Länge l Bezeichnet mit Strich ´ R l L L′ = l G G′ = l C C′ = l R′ = [R′] = 1 Ω m [L′] = 1 H m [G′] = 1 S m F ′ [C ] = 1 m Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 51 Modell eines infinitesimalen Leitungsstückes ∂i Î Modell einer Leitung der Länge dx i + dx ∂x i L'dx R'dx G'dx u - Maschengleichung - Knotengleichung C'dx u+ ∂u dx ∂x u = R′ dx ⋅ i + L′ dx ⋅ ∂∂t i + u + ∂∂ux dx i = G′ dx ⋅ (u + ∂∂ux dx ) + C ′ dx ⋅ ∂∂t (u + ∂∂ux dx ) + i + ∂∂xi dx Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 52 Herleitung Telegrafengleichung Î Modell einer Leitung der infinitesimalen Länge dx - Maschengleichung u = R′ dx ⋅ i + L′ dx ⋅ ∂∂t i + u + ∂∂ux dx − ∂∂ux = (R′ + L′ ∂∂t )i - Knotengleichung • nach Vernachlässigung* von Termen 2. Kleinheitsordnung (dx⋅dx) i = G′ dx ⋅ u + C ′ dx ⋅ ∂∂t u + i + ∂∂xi dx − ∂∂xi = (G′ + C ′ ∂∂t )u *: Diese Vernachlässigung ist exakt! Nachweis: Aufstellen für kleines aber endliches Stück ∆x, Größen in Taylorreihen entwickeln, Grenzübergang ∆x→ 0. Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 53 Herleitung Telegrafengleichung (Forts.) Î Telegrafengleichungen - − ∂∂ux = (R′ + L′ ∂∂t )i aus − ∂∂xi = (G′ + C ′ ∂∂t )u - folgen ∂ 2 u ( x, t ) ∂x 2 ∂2 ∂x 2 [ ] = (R′ + L′ ∂∂t )(G′ + C ′ ∂∂t ) u ( x, t ) [( )( )] i ( x, t ) = R ′ + L′ ∂ G ′ + C ′ ∂ i ( x, t ) ∂t ∂t Î Für verlustfreie Leitung: Wellengleichungen! Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 54 Zeitharmonische Telegrafengleichungen Î komplexe Schreibweise (Unterstrich für komplexe Größen weggelassen) ∂ 2 u ( x, t ) ∂x 2 = [( R′ + jωL′)(G′ + jωC ′)]u ( x, t ) [K] = ( j k )2 − k 2 = (R′ + jωL′)(G′ + jωC ′) ∂ 2 u ( x, t ) + k 2 u ( x, t ) ∂x 2 ∂ 2 i ( x, t ) ∂x 2 = [( R′ + jωL′)(G′ + jωC ′)]i ( x, t ) ∂ 2 i ( x, t ) + k 2 i ( x, t ) ∂x 2 Elektrotechnik II =0 =0 Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 55 Zeitharmonische Telegrafengleichungen (Forts.) Î Zeitharmonische Telegrafengleichungen ∂ 2 u ( x, t ) + k 2 u ( x , t ) ∂x 2 ∂ 2 i ( x, t ) + k 2 i ( x, t ) ∂x 2 - =0 =0 Lösungen wieder durch d´alembertschen Ansatz U ( x, t ) = U 0e j (ωt m k x ) I ( x, t ) = I 0e j (ωt m k x ) – … vorwärts + … rückwärts Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 56 Allgemeiner Spannungs- und Stromverlauf auf der Leitung Î Darstellung durch Überlagerung aus hinlaufender und rücklaufender Welle U ( x, t ) = U HIN e j (ωt −k x ) + U RÜCK e j (ωt + k x ) I ( x, t ) = I HIN e j (ωt −k x ) − I RÜCK e j (ωt + k x ) I HIN e j (ωt − k x ) I RÜCK e j (ωt + k x ) U HIN , RÜCK ∈ C I HIN , RÜCK ∈ C U HIN e j (ωt − k x ) v v U RÜCK e j (ωt + k x ) durch Randbedingungen festgelegt x Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 57 Ausbreitungskonstante Î Dispersionsrelation − k 2 = ( R′ + jωL′)(G′ + jωC ′) - Wegen γ = j k gilt für die Ausbreitungskonstante γ = α + jβ = ( R′ + jωL′)(G′ + jωC ′) - Realteil: Dämpfungsfaktor α Imaginärteil: Phasenkonstante β Für verlustlose Leitungen gilt γ= jωL′jωC ′ = jω L′C ′ ⇒ α =0 Elektrotechnik II β = ω L′C ′ Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 58 Illustration gedämpfte Welle Î Hinlaufende Welle Elektrotechnik II uˆ1 e jϕu e −αx e j (ωt − βx ) Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 59 Wellenwiderstand Î Wellenwiderstand (Characteristic Impedance) - ist das Verhältnis von hinlaufender Spannungswelle zu hinlaufender Stromwelle ZW - oder rücklaufender Spannungswelle zu rücklaufender Stromwelle ZW - Elektrotechnik II U HIN = I HIN U RÜCK = I RÜCK aber NICHT Gesamtspannung zu Gesamtstrom! Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 60 Wellenwiderstand aus den Telegrafengleichungen - Aus Herleitung der Telegrafengleichungen - nach Einsetzen z.B. der hinlaufenden Welle − ∂∂ux = (R′ + L′ ∂∂t )i ( ) − ∂∂x U HIN e j (ωt −k x ) = ( R′ + jωL′) ZW - U HIN j (ωt −k x ) e ZW − U HIN e j (ωt −k x ) (− j k ) = ( R′ + jωL′)U HIN e j (ωt −k x ) ( ) mit − k = ( R′ + jωL′)(G ′ + jωC ′) 2 ( R ′ + jωL ′ ) R ′ + jωL ′ = ZW = (R′ + jωL′)(G′ + jωC ′) G′ + jωC ′ Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 61 Wellenwiderstand Î Wellenwiderstand (Wellenimpedanz) - ist ZW - R ′ + jωL ′ = G ′ + j ωC ′ und vereinfacht sich für hohe Frequenzen oder verlustlose Leitungen zu L′ ZW = - - Elektrotechnik II C′ Der Wellenwiderstand hat also nichts mit den Verlusten der Leitung zu tun! ZW wird oft auch mit Z0 bezeichnet. Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 62 Leitung mit Quelle und Last Î Übertragungssystem Zi IHIN ZW IRÜCK Hinlaufende Welle Za UHIN Ue URÜCK Rücklaufende Welle IHIN Konzentriertes Bauelement IRÜCK Leitung Konzentriertes Bauelement 1442443 144444424444443 1 424 3 << λ > λ / 10 << λ Ue … Sinusspannung oder Impulse (Fouriertransformation) Elektrotechnik II Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 63 Reflexionsfaktor Î Am Ende der Leitung (x=d) gilt j (ωt − kd ) + U RÜCK e j (ωt + kd ) U ( x, t ) U HIN e Za = = = ( ω − ) ( ω + ) j t k d j t k d I ( x, t ) I HIN e − I RÜCK e U HIN e j (ωt − kd ) + U RÜCK e j (ωt + kd ) = U HIN j (ωt − kd ) U RÜCK j (ωt + kd ) − e e ZW ZW ... U RÜCK Z a − Z W ⇒ rU = = U HIN Z a + ZW Elektrotechnik II …Reflexionsfaktor (für die Spannung) Institut für Mikroelektronik und Mikrosensorik, JKU Linz, © B. Jakoby Seite 64