Nährstofftherapie bei Wohlstandserkrankungen Referent: Claus Groh, Ernährungswissenschaftler Inhalte • Erläuterungen zum Thema ‘Fehlernährung‘ • Informationen zu Wohlstandserkrankungen • Vorstellung klassischer Therapiekonzepte • Besprechung ausgewählter ‘Enbiensa-Produkte‘ Beispiele für Fehlernährung • zu viel (tierisches) Fett, Einfach-Zucker, Kochsalz • zu viel an minderwertigem Eiweiß • (zu) hoher Alkoholkonsum => Flüssigkeitsmangel => erhöhtes Risiko für Wohlstanderkrankungen • Mangel an pflanzlicher Kost (Vollkorn-Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Salat, Obst) => Mangel an Ballaststoffen => Mangel an komplexen KH u. Mikronährstoffen Folgen von Nährstoffmängeln … • geschwächte Abwehrkräfte, erhöhte Infektanfälligkeit • verzögerte Heilungsabläufe • schlechtere Konzentrationsfähigkeit • geringere Leistungsfähigkeit • langfristige Entleerung der Vorratsspeicher • unzureichende Regeneration, verminderte Trainingsbelastbarkeit … Folgen der Fehlernährung • 50% der Europäer sind übergewichtig u. trotzdem mangelernährt • signifikanter Anstieg des Risikos für Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck, Arteriosklerose • Σ 2012 (AUT, CH, D): 10 Mio. Typ-II-Diabetiker • Übergewicht und Folgeerkrankungen / Spätfolgen inf. falscher Essgewohnheiten u. Bewegungsmangel verursachen Kosten von 70.000.000.000 € / a Arteriosklerose / Atherosklerose • umgangssprachlich: Arterienverkalkung • Ab- u. Einlagerungen von Blutfetten, Mineralien und Bindegewebe an Gefäßwänden => Verengung u.Verhärtung der Blutgefäße • entwickelt sich häufig über Jahre symptomlos Risikofaktoren für Arteriosklerose • • • • Bluthochdruck (Hypertonie) Übergewicht / Fettsucht (Adipositas) Zuckerkrankheit (Diabetes Mellitus) Fettstoffwechselstörungen (Hyperlipidämien, Hyperlipoproteinämien) • Fehlernährung, Alkoholmissbrauch, Rauchen • Stress • männliches Geschlecht, familiäre Häufung Entwicklung der Arteriosklerose • Fetttransport im Blut nur mittels Lipoproteinen möglich • LDL transportieren Cholesterin über Blutweg zu Zielzellen • HDL transportieren überschüssiges Cholesterin zur Leber • LDL-Überschuss und HDL-Mangel erhöhen Cholesterinkonzentration im Blut • Ablagerungen von Blutfetten u. Mineralien an Gefäßwänden • Einlagerung von Bindegewebe in Gefäßwände • Oxidation führt zu arteriosklerotischen Plaques Rauchen und Arteriosklerose I • Rauchen stimuliert Freisetzung von Katecholaminen (Stresshormone, insb. Adrenalin u. Noradrenalin) • Folge: Verengung der Blutgefäße und Blutdruckanstieg • → Einschränkung der zellulären Nährstoffversorgung • → Durchfluss von Erythrocyten gemindert • → Einschränkung des Sauerstofftransports • → vermehrte Produktion von Erythrocyten • → Hämatokrit steigt (Viskosität!) • → weitere Verschlechterung der Durchblutung Rauchen und Arteriosklerose II • Rauchen fördert Thrombocytenaggregation • Rauchen fördert Fettstoffwechselstörungen • Rauchen fördert Entstehung freier Radikale freie Radikale • sauerstoffhaltige Verbindungen • sind infolge chemischer Struktur instabil => äußerst reaktionsfreudig • Störung zellulärer Stoffwechselvorgänge • verursachen Schäden an Zelloberfläche und Zellkern => beschleunigen Alterung der Zellen => oxidieren Lipoproteine => wirken stark atherogen Energiebilanz Verhältnis: Energiezufuhr / Energieverbrauch positive Bilanz: kcal-Zufuhr > Verbrauch Körpergewicht steigt negative Bilanz: kcal-Zufuhr < Verbrauch Körpergewicht sinkt +/- 8000 kcal + 100 kcal / d => +/- 1 kg Körpergewicht => + 5 kg Körpergewicht / a Energiebedarf Grundbedarf liegt bei 20-25 kcal / kg KG / d Steigerung durch … Mehrbedarf (kcal / h) Nordicwalking 200-300 Radfahren 400-600 Laufen 600-800 Energiegehalt von Nährstoffen • • • • Kohlenhydrate: Eiweiß: Fett: Alkohol: 4,1 kcal (17,2 kJ) 4,3 kcal (17,8 kJ) 9,3 kcal (38,9 kJ) 7,1 kcal (29,3 kJ) Definition für Kilo-Kalorie: Energie zur Erwärmung von 1L Wasser um 1°C Einflussgrößen auf den Energiebedarf • • • • • • • Körpergewicht und -größe körperliche Aktivität Geschlecht, Alter Körperzusammensetzung Nährstoffverwertung Stoffwechsellage Umgebungstemperatur waist-to-hip-ratio (WHR) • Verhältniszahl aus Taillen- / Hüftumfang • Einteilung nach Fettverteilungsmuster: => Birnentyp (♀) => Apfelform (♂) • wünschenswertes Verhältnis: Frauen < 0,85 Männer < 1,0 Normalgewicht? Gleiches Gewicht und gleiche Größe Mangelernährung trotz Übergewichts Übergewicht u. Folgekrankheiten… …in Folge falscher Essgewohnheiten und Bewegungsmangel… …verursachen in AUT, CH, D Kosten in Höhe von 70.000.000.000 € / Jahr… mögliche Folgen von Übergewicht 3fach höheres Risiko: bis 2fach höheres Risiko: • • • • • • • Diabetes Mellitus Typ II Gallenblasenerkrankungen Bluthochdruck Fettstoffwechselstörungen Atembeschwerden Schlafapnoe • • bestimmte Krebserkrankungen (Gebärmutter-, Brust-, Gebärmutterhals-, Prostata- und Gallenblasenkarzinom) Störungen von Libido und Sexualfunktion Rückenschmerzen 2-3fach höheres Risiko: psychosoziale Probleme: • • • • • • koronare Herzkrankheiten Arthrose Gicht Depressionen vermindertes Selbstwertgefühl geringere Anerkennung durch Umwelt Therapieansätze • Verhaltensmodifikation ( Ernährungsveränderung, Bewegungstraining, Motivationstraining, Psychotherapie) • Mikronährstoffe • • Medikamente chirurgische Verfahren Übergewicht und Zuckerkrankheit • DM: häufigste Stoffwechselerkrankung in Wohlstandsländern • 1990 lebten 4,8 Millionen Diabetiker in D • 2010 bereits 8,2 Millionen Patienten • 95% der Betroffenen leiden an ‘Typ-II-Diabetes‘ • Ursache: chronische Ernährungsfehler, Übergewicht, dauerhafter Bewegungsmangel, Veranlagung • 20% der Ausgaben der gesetzlichen KV für Diabetesbehandlung Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) • Bezeichnung für eine Gruppe von Stoffwechselkrankheiten • Bezeichnung beschreibt ursprüngliches Hauptsymptom: Ausscheidung von Zucker über dem Urin • Diabetes: griechisch für ‚hindurchfließen‘ • mellitus: lateinisch für ‚honigsüß‘ • ursprüngliche Diagnose über Urin-Geschmacksprobe • süßlicher Geschmack (bei Blutzuckerspiegel > 180mg/dl) physiologische Grundlagen • Verdauung von Kohlenhydraten aus Kartoffeln, Getreide, Früchten, Süßigkeiten … zu Glukose (Traubenzucker) • Resorption der Glukose und Verteilung über Blutweg • Glukose dient als intrazellulärer Energielieferant • Aufnahme der Glukose aus Blut ins Zellinnere mit Hilfe von Insulin (Hormon aus ß-Zellen der Langerhansschen Inseln des Pankreas) • Entwicklung des Diabetes durch Verminderung der Insulinwirkung infolge von Übergewicht (Insulinresistenz) • verminderte Insulinwirkung verursacht Blutzuckeranstieg Einstufung der Blutzuckerwerte (venös) Einstufung Nüchternblutzucker Blutzucker nach 2h Normwerte < 110 mg/dl < 6,1 mmol/l < 140 mg/dl < 7,8 mmol/l abnorme Nüchtern-Glukose ≥ 110 – < 126 mg/dl ≥ 6,1 – < 7,0 mmol/l < 140 mg/dl < 7,8 mmol/l gestörte Glukosetoleranz < 126 mg/dl < 7,0 mmol/l ≥ 140 – < 200 mg/dl ≥ 7,8 – < 11,1 mmol/l Diabetes Mellitus ≥ 126 mg/dl ≥ 7,0 mmol/l ≥ 200 mg/dl ≥ 11,1 mmol/l Symptome • oft jahrelang keine fassbaren Symptome • anfangs meist unspezifische Symptome wie: Müdigkeit, Schwäche, Antriebslosigkeit, Sehstörungen erhöhte Infektneigung (häufige Blasenentzündungen) Gewichtszunahme, auch inf. erhöhter Insulinspiegel • erhöhte Blutzucker- und Urinzuckerwerte • gesteigerte Diurese und Durst • meist auch TG, LDL- und Gesamtcholesterin, HS erhöht Insulinresistenz (1) • Insulin dient als ‚zellulärer Türöffner‘ für Glukose (= Traubenzucker, wichtigster zell. Energielieferant) • Folgen von Übergewicht: Verringerung der Insulinwirkung, geringere Glukoseübergabe an Zielzelle => Erhöhung der Blutzuckerwerte => Steigerung des Insulinbedarfs Insulinresistenz (2) • Steigerung der Insulinproduktion: senkt BZ, führt zu weiterer Gewichtszunahme (lipotrophe und antilipolytische Wirkung des Insulins) • Gewichtszunahme reduziert Insulinwirkung • stetig steigender Insulinbedarf führt zu Erschöpfung der endokrinen Funktion des Pankreas => Typ-II- Diabetes infolge von Übergewicht ‘Downregulation‘ • Überernährung und Bewegungsmangel tragen wesentlich zur Übergewichtsentwicklung bei • Übergewicht und Bewegungsmangel reduzieren Insulinempfindlichkeit der Zellen • Zuckeraufnahme in die Zellen ist gestört • steigende Blutzuckerspiegel provozieren erhöhte Insulinausschüttung bis hin zur Erschöpfung der endokrinen Funktion der Bauchspeicheldrüse => Diabetes mellitus (Typ II) Behandlung des Diabetes • medikamentöse Behandlung => orale Antidiabetika => Insulinbehandlung • konsequente Gewichtsreduzierung => siehe Folgefolien • (moderate) sportliche Betätigung • Mikronährstofftherapie Ernährungsumstellung anstatt Diät (1) • vielseitig ernähren: => auf ausgewogenen, abwechslungsreichen Speiseplan mit sättigenden pflanzlichen und tierischen LM achten • auf Alltagstauglichkeit achten, mind. 1200 kcal einhalten • mehr komplexe Kohlenhydrate => vollwertige KH-Lieferanten enthalten sättigende Ballaststoffe (VK-Getreide, Kartoffeln, Gemüse, Salat, Obst) • auf Fettmenge achten => fettärmere Lebensmittel und Zubereitungsarten wie Dämpfen, Dünsten, Grillen • ausreichend trinken, kalorienfreie u. -arme Getränke, Alkohol meiden => Wasser, Fruchtsaftschorlen, Tees, Molke, Buttermilch Ernährungsumstellung anstatt Diät (2) • richtige Zubereitung => unmittelbar vor Verzehr, kurze u. schonende Erhitzung, Warmhaltezeiten vermeiden • besser satt werden => Wasser vor dem Essen trinken, Salat als Vorspeise, Ballaststoffe zur Hauptmahlzeit sättigen • behutsame Umstellung => allmähliche Umstellung, langfristige Ziele setzen • keine Verbote setzen => Genuß bleibt erlaubt, Verzicht provoziert Frust • auf Mahlzeit konzentrieren => Ablenkung meiden, Kauen, Sättigung beachten sportlich zum Erfolg (1) • Körpergewicht sinkt bei negativer Energiebilanz (kcal-Verbrauch > kcal-Zufuhr) => senken der Energieaufnahme, steigern des Energieverbrauchs durch körperliche Aktivität • Sport beeinflußt auch Körperzusammensetzung: => Fettanteil nimmt ab, Muskulatur zu • Muskelmasse ist stoffwechselaktiver =>Grundumsatz steigt, Insulinsensitivität steigt • Besserung von Blutzucker- und Blutfettwerten sportlich zum Erfolg (2) • Ausdauersportarten bestens geeignet • persönliche Präferenzen beachten ebenso wie körperliche Möglichkeiten • evt. Gelenk- sowie Herz-Kreislaufbelastung abklären => ärztliche Voruntersuchung • anfangs ist Dauer u. Intensität meist nicht ausreichend, um Waage zu beeinflussen • => Trainingseffekt durch Regelmäßigkeit ist mitentscheidend für langfristigen Erfolg Blutdruck • Herz ist mit Pumpe vergleichbar • Herzschlag erzeugt Blutdruck • Blutdruck bewirkt Versorgung kleinster Gefäße • Messung ergibt zwei Messwerte, oberer Wert: Systole (Druck bei Kontraktion) zweiter Wert: Diastole (Druck bei Dilatation) • RR: mit Riva-Rocci-Gerät gemessene Werte (Oberarmmanschette und Manometer), Messwerte in mm HG (Quecksilbersäule) Blutdruck - Werte Normwerte Grenzbereich erhöht systolisch diastolisch (in mmHg) (in mmHg) < 120 < 85 121 – 140 86 - 95 > 140 > 95 Blutdruckveränderung • • • • • • • • in Abhängigkeit der Tageszeit von körperlicher Arbeit und Sport von seelischer Belastung vom Körpergewicht der Ernährungsgewohnheiten (Fett, Alkohol, NaCl, Koffein) des Lebenswandels (Schlaf, Bewegungsmangel, Drogen) organischer Ursachen, Primärerkrankungen genetischer Ursachen Behandlung des Bluthochdrucks • • • • • • • • • • dauerhafte Gewichtsreduzierung würzen statt salzen (NaCl) salzarme, kaliumreiche Lebensmittel bevorzugen Vorsicht bei Alkohol und Koffein (moderate) sportliche Betätigung Programme zur Stressbewältigung Programme zur Raucherentwöhnung konsequente Behandlung einer Primärerkrankung medikamentöse Behandlung Mikronährstofftherapie Ernährungsempfehlungen • täglich mehrmals frisches Obst und Gemüse • regelmäßig Rohkost • 2-3 mal wöchentlich (See-) Fisch • mehr Vollkorn- anstelle von Weißmehlprodukten • Zucker, tierische Fette und Kochsalz reduzieren • Alkoholkonsum (‘französisches Paradox‘) verändern • Kantinenessen, Fertigessen überdenken Mediterrane Ernährung • pflanzliche Lebensmittel sind Basis der mediterranen Ernährung - Getreideprodukte, Kartoffeln, Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst, Nüsse, Samen => sättigende Wirkung => ausgewogene Energiezufuhr • frisch, saisonentsprechend, regionale Herkunft => guter Geschmack, Alltagstauglichkeit • pflanzliche Öle statt tierische Fette (ω-3- Fette!) • ausreichend Milchprodukte • mehr Meeresfisch als Fleisch • Rotwein in moderaten Mengen (französisches Paradox) Bedeutung nährstoffreicher(er) Kost • • • • bessere Versorgung mit ‘Mikronährstoffen‘ Stärkung der körperlichen Abwehrkräfte besserer Schutz vor ‘Alltagserkrankungen‘ Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit • Teil einer individuellen Vorbeugung vor Herz- und Kreislauf- sowie Krebserkrankungen (= 75 % der Todesursachen)