Aargau Aarau, vom: Samstag, 16. September 2017

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Psychisch krank am Arbeitsplatz
60%
10
000
Neuerkrankungen
der Chefs würden eine Person
nicht anstellen,
die im Bewerbungsgespräch
psychische
Probleme erwähnt
15 261
13 Prozent
im Aargau
pro Jahr
70 bis 100
Anrufe pro Jahr
der Aargauer Bevölkerung sind durch
psychische
bei der
Probleme
Telefonhotline
für Arbeitgeber
beeinträchtigt
IV-Renten
im Aargau, davon
38 Prozent
wegen
psychischen
Erkrankungen
90%
1928
der Chefs fänden es hilfreich,
wenn Mitarbeiter
Eingliederungen
psychische
waren 2016 im Aargau
Probleme
erfolgreich
offenlegten
QUELLEN: SOZIALVERSICHERUNG AARGAU; STUDIE „DER TÄGLICHE WAHNSINN“; DEPARTEMENT GESUNDHEIT UND SOZIALES; BUNDESAMT FÜR SOZIALVERSICHERUNG
Das Schweigen der Chefs
Psychische Erkrankungen von Mitarbeitern sind auch für Arbeitgeber belastend. Das Thema bewegt auf der
Chefetage, darüber geredet wird dennoch häufig gar nicht oder zu spät. Dabei gilt: je früher, desto besser.
VON MANUEL BÜHLMANN
D
ie Leistung sinkt, die
Zahl der Absenzen
steigt. Erkrankt ein
Mitarbeiter psychisch,
leidet auch sein Arbeitgeber. Die Folgekosten von psychischen Krankheiten in der Schweiz werden auf 20 Milliarden Franken geschätzt. Psychische Probleme am Arbeitsplatz sind häufig: Jeder fünfte
Mitarbeiter ist im Verlauf seines Berufslebens betroffen. Doch gesprochen
wird darüber nach wie vor selten. Oder
erst dann, wenn es schon zu spät ist.
Das Thema, das zu oft noch immer
tabu ist, interessiert – bis hoch in die
INSERAT
Chefetagen. Das zeigte sich kürzlich
beim Arbeitgeber Forum im Aarauer
Kultur- und Kongresshaus, wo sich Personalverantwortliche und Chefs aus
unterschiedlichen Branchen trafen.
400 Interessierte füllten den Saal –
nicht alle, die wollten, konnten teilnehmen. Die Frage von Moderatorin
Daniela Lager, wer von den Anwesenden schon mit psychischen Erkrankungen von Mitarbeitern konfrontiert gewesen sei, ergab ein deutliches Ergebnis: Fast alle Hände gingen nach oben.
Die Zeit drängt
Niklas Baer bestätigte den Eindruck:
Neun von zehn Chefs oder Personalverantwortlichen hätten Erfahrungen damit machen müssen. Der Psychologe
leitet die Fachstelle für psychiatrische
Rehabilitation der Psychiatrie Baselland
und hat eine Studie zum Thema verfasst. «Der tägliche Wahnsinn» heisst
diese und sie zeigt auf, wie schwer vielen Führungsleuten der Umgang mit
betroffenen Mitarbeitern fällt. Nur der
kleinste Teil von ihnen ist in diesem Bereich geschult worden. «Mich hat überrascht, dass die Chefs extrem auf sich
allein gestellt sind», sagt Baer.
Die Studie zeigt auf: In einem Drittel
der Fälle wurde nicht oder zu wenig
über die psychischen Probleme des
Mitarbeiters geredet. Die meisten der
befragten Chefs würden das Problem
beim nächsten Mal früher ansprechen
oder Hilfe beiziehen, auch das ergab
die Untersuchung. Und ein frühes Eingreifen wäre dringend notwendig.
«Wird eine Person arbeitsunfähig, sind
die ersten vier Wochen entscheidend»,
sagt Nancy Wayland Bigler, CEO der
Sozialversicherung Aargau SVA. Die
Chance auf eine Rückkehr sinke, je länger die Abwesenheit vom Arbeitsplatz
andauere. «Nach einem Jahr liegt die
Wahrscheinlichkeit bereits unter 20
Prozent.» Rund 15 000 Personen beziehen im Aargau eine IV-Rente, bei über
einem Drittel ist der Grund dafür eine
psychische Erkrankung.
«Wird eine Person
arbeitsunfähig, sind
die ersten vier Wochen entscheidend.»
NANCY WAYLAND BIGLER
CEO SOZIALVERSICHERUNG AARGAU
Psychologe Niklas Baer stellt zwar ein
gewachsenes Bewusstsein fest. Dennoch würden Hilfsangebote für Unternehmen nach wie vor kaum genutzt.
«Es ruft niemand an.» Nur wenige Anrufe gehen auch bei der ArbeitgeberHotline der SVA ein. Die Idee hinter der
Nummer 062 837 85 15: Fachleute der
Invalidenversicherung beraten Arbeitgeber schnell und unkompliziert. Doch
das kostenlose Angebot, das 2012 eingeführt worden ist, wird nur 70 bis 100
Mal pro Jahr genutzt. «Zu wenig bekannt», lautet eine der Erklärungen der
SVA. Dazu kommt, was auch die Studie
bestätigt: Arbeitgeber suchen oftmals
selbst nach Lösungen. Eine Entwicklung, die Nancy Wayland nicht nur
Freude macht. «Rufen Sie uns an», bat
sie die Teilnehmer am Arbeitgeber Forum. «Die Instrumente, um Arbeitgeber
zu unterstützen, sind vorhanden, sie
müssen aber auch genutzt werden.»
Arbeitsversuche sind ein Beispiel, bei
denen Unternehmen einen Mitarbeiter
drei bis sechs Monate testen – ohne
Lohn zu zahlen, den übernimmt die IV.
Doch eigentlich wäre das Ziel ein anderes: Kranke sollen gar nicht erst aus
dem Arbeitsleben fallen.
Gespräche beim Spazieren
Wie das gehen kann, schilderte Nicole
Abgottspon auf dem Podium an einem
konkreten Beispiel. Die Personalchefin
der Stobag AG mit Hauptsitz in Muri ist
verantwortlich für ungefähr 700 Angestellte. Augenringe, Gewichtsverlust,
lange Arbeitstage – ein langjähriger
Mitarbeiter in führender Funktion fiel
ihr auf. Als Abgottspon ihn darauf
ansprach, zeigte sich: Die steigenden
Ansprüche an seine Aufgabe überforderten ihn. Er nahm sich eine einmonatige Auszeit ohne Handy, ohne MailAccount. Danach sei er in einem kleinen Pensum zurückgekehrt, doch
schnell habe sich gezeigt, in der gleichen Funktion geht es nicht mehr.
Die Personalchefin und der betroffene Mitarbeiter gingen regelmässig auf
Spaziergänge, um ausserhalb der Büroatmosphäre in Ruhe über seine Situation sprechen zu können. Inzwischen
sei er wieder voll eingegliedert, arbeite
nun aber ohne Führungsfunktion. Der
Personalchefin habe er gesagt, es sei
ihm noch nie so gut gegangen. Doch
längst nicht alle Fälle finden ein erfreuliches Ende. Die Studie hat ergeben,
dass rund 80 Prozent der Betroffenen
inzwischen nicht mehr in den Unternehmen arbeiten. Baer: «Das ist das
Resultat von Überforderung.»
Das Dilemma der Betroffenen
Auf die Frage von Moderatorin Lager, ob
sie eine Person trotz psychischer Probleme einstellen würde, antwortete Abgottspon unverblümt mit Nein. Der Zeitaufwand sei schon gross genug, um alle Mitarbeiter im Job zu halten. Damit ist sie
nicht allein. Die Studie kommt zum
Schluss: Zwar finden 90 Prozent der befragten Arbeitgeber Offenheit von Mitarbeitern in Bezug auf ihre Krankheit hilfreich, zugleich gaben jedoch fast 60 Prozent an, einen Bewerber nicht anzustellen, der im Vorstellungsgespräch psychische Probleme erwähnt.
Ein Dilemma, das auch der Badener
Psychiater Christian Jenny zu spüren bekommt: Er sei zwar grundsätzlich für
Ehrlichkeit, doch er rate angesichts der
drohenden Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt zuweilen davon ab, die volle
Wahrheit zu sagen – «mit einem unguten
Gefühl». Jenny schätzt, nur gerade ein
bis zwei von zehn Patienten würden ihm
erlauben, mit ihren Arbeitgebern über
die Situation zu sprechen. Bei seinen Patienten stelle er oftmals Schamgefühle
fest. Der Psychiater betont: «Es braucht
einen Abbau der Vorurteile.»
aargau
Schweiz am Wochenende
16. September 2017
einwandfrei funktionieren. Erfreulicherweise gehört die FHNW dazu,
nicht zuletzt weil sich Basler und
Aargauer zusammengerauft haben
und sich auf Augenhöhe begegnen.
Umfrage bei Firmen aus der Region
20%
«Aus heutiger Sicht habe
ich zu spät gehandelt»
Fahrländer
ist die Wahrscheinlichkeit einer
Rückkehr an den
Arbeitsplatz
ein Jahr nach Eintritt
einer Krankheit
20
Milliarden
Franken
Folgekosten
von
psychischen
Krankheiten
in der Schweiz
GRAFIK: MARCO TANCREDI/SAW
Mit der Hilfe des Teams
hielt die Buchser Firma
JobFit eine psychisch
erkrankte Mitarbeiterin
im Arbeitsleben.
Der Mitarbeiter war aufbrausend gegenüber Arbeitskollegen und öfters
krank, brachte die geforderte Leistung
nicht mehr. Lange habe er gehofft, die
Situation entschärfe sich von allein,
sagt Christoph Preims, Geschäftsführer der JobFit GmbH in Buchs. «Aus
heutiger Sicht habe ich zu spät gehandelt. Erst als es nicht mehr anders
ging, sprach ich ihn darauf an.» Nicht
der einzige Fall. Inzwischen suchen er
oder sein Stellvertreter schneller das
Gespräch. Manchmal kommt der Hinweis aus dem Team: «Gewisse Leute
«Gemeinsam statt einsam
– wir machen psychische
Gesundheit zum Thema»,
lautet das Motto der Aktionstage. Noch bis zum
28. November finden zum
Thema psychische Gesundheit im ganzen Kanton Anlässe statt. Die Vorträge,
Podiumsdiskussionen,
Workshops und Filmvorführungen richten sich an
die ganze Bevölkerung –
von den Kindern bis zu den
Senioren. Am Donnerstag,
21. September, um 18 Uhr
spricht beispielsweise
Wolfram Kawohl, Bereichsleiter und Chefarzt Psychiatrie und Psychotherapie bei den Psychiatrischen
Diensten Aargau, im Campus Brugg-Windisch über
«Arbeit und Psyche» und
die Möglichkeiten, trotz
Erkrankung am Arbeitsleben teilzuhaben.
Fall Dubler:
Nur Verlierer
Der Grosse Rat hat wieder einmal
getagt; es war in der Kalenderwoche
38 erst der 9. Sitzungstag des Jahres.
Lob gab es unter anderem für die
Fachhochschule Nordwestschweiz
(FHNW). Der Aargau als grösster der
vier Trägerkantone zahlt in den
nächsten drei Jahren gut 240 Mio.
Franken an die FHNW. Trotz einer
Kürzung von gut 4 Millionen darf
dieser Beschluss als Bekenntnis zum
Hochschulkanton Aargau gewertet
werden. Niemand im Rat hat sich gegen den doch erklecklichen Betrag
gewehrt. Das ist in hektischen Sparzeiten nicht selbstverständlich. Die
Fachhochschulen gelten als Krönung
des Berufsbildungsweges. Dass auch
die Sparkönigin SVP die FHNW mitträgt, ist so gesehen folgerichtig,
denn die SVP macht sich immer wieder stark für die Berufsbildung.
«Ein Risiko besteht bei
allen neuen Mitarbeitern»
Eine Handelsfirma aus
der Region Baden hat eine
Person mit psychischen
Problemen eingestellt –
nach einer Testphase.
Nein, bereut habe er den Entscheid
nie, sagt der Chef einer Handelsfirma
aus der Region Baden. Als ihn die Sozialversicherung Aargau SVA anfragte,
ob er einer Person die Chance auf einen Arbeitsversuch geben wolle, sagte
er zu. Drei Monate dauerte die Testphase. Die Person, die ein Burnout
hinter sich hat, vermochte zu überzeugen und ist nun fest angestellt.
Zu deren Schutz werden Namen des
Geschäftsführers und der Firma nicht
genannt. «Ob die Person gegenüber
den Arbeitskollegen über ihre Vorgeschichte spricht, ist ihr überlassen»,
Aktionstage
Psychische
Gesundheit
haben ein feines Sensorium dafür, wie
es ihren Kollegen geht.» Aufgefallen ist
etwa, wie sich eine Mitarbeiterin zurückzog, erst bei gemeinsamen Mittagessen fehlte, später während Tagen.
Flexible Einsätze halfen, die Frau trotz
Depressionen im Job zu halten. «Das
Team unterstützte sie, so gut es ging.»
Doch ohne ärztliche Hilfe wäre es
nicht gegangen, sagt Preims.
Drei Mal hat die Firma Personen in
einem sechsmonatigen Arbeitsversuch
angestellt, die ihnen von der SVA vermittelt worden waren. Das Unternehmen mit 35 Mitarbeitern ist auf die Beratung von Stellensuchenden spezialisiert und gut geeignet für den Wiedereinstieg, weil die Angestellten ihren
Arbeitstag flexibel einteilen und auch
mal Pause machen können, wenn es
nötig ist. Eine Person arbeitet inzwischen als Freelancerin bei der JobFit.
sagt ihr Chef. Die grösste Herausforderung: Während gesunde Mitarbeiter
Kritik in der Regel besser wegsteckten,
würden psychisch kranke Leute negative Äusserungen eher schlechter verkraften. «Seidenhaut statt Elefantenhaut», nennt es der Geschäftsführer.
Für ihn heisst das: Bei Tonfall und
Wortwahl ein wenig aufpassen.
Die Zusammenarbeit verlaufe bis
jetzt problemlos. Die Person habe
zwar ab und zu kurze Konzentrationsschwierigkeiten, ansonsten sei ihr bei
der Arbeit nichts anzumerken. Ihr
Chef ist überzeugt: «Das kommt gut
und wird sich verbessern, je länger die
Person arbeitstätig ist.» Ein Unternehmen wisse nie, wie sich die Zusammenarbeit entwickle – unabhängig davon, ob eine psychische Erkrankung
vorliege oder nicht. «Neue Mitarbeiter
anzustellen, ist immer mit einem unabschätzbaren Risiko verbunden.»
«Gefragt ist Mut»
Die Oberentfelder Firma
WASAG brush systems hat
einen Schonarbeitsplatz
eingerichtet – ohne Druck,
mit viel Freiheiten.
Wer bei der WASAG brush systems AG
einen Arbeitsversuch beginnt, hat meist
eine Leidenszeit hinter sich. Psychisch
und physisch erkrankte Personen sollen beim Oberentfelder Bürstenhersteller wieder im Geschäftsleben Fuss fassen. Der «Schonarbeitsplatz», wie ihn
Sara Burgherr, Leiterin Administration,
nennt, bedeutet konkret: kein Druck,
kleines Pensum, leichte Arbeit. Und
Pausen, wenn immer dies nötig ist . Die
Arbeitsversuche dauern maximal sechs
Monate, der Lohn wird über die Invalidenversicherung finanziert. Danach
folgt die Stellensuche, bei dem die Mitarbeiter unterstützt werden. Dies aber
ohne Garantie auf Erfolg: «Für Personen, die sich nach langem Unterbruch
wieder um einen Job bewerben, ist der
Wiedereinstieg schwierig», sagt Burgherr. Ein Experiment mit offenem Ausgang für alle Beteiligten: «Im Voraus
weiss ein Arbeitgeber nie, ob es gut
funktioniert. Doch gefragt ist Mut.»
«Chance zur Rückkehr»
Zwei Geschäftsfrauen, ein
gemeinsames Ziel: Aus der
Arbeitswelt gefallene Leute wieder zurückführen.
In Rheinfelden stellen zwei Frauen psychisch und/oder körperlich beeinträchtigten Personen einen Arbeitsplatz auf
Probe zur Verfügung. «Das ist eine
Chance zur Rückkehr in den Arbeitsmarkt», wie Karin Brönnimann sagt.
Ihre Firma abiphon bietet Telefondienst
und Administrativarbeiten, Eveline Räz-
Reys «SchenkART» sinnvolle Geschenkartikel an. Das hat den Vorteil, dass verschiedene Arbeiten anfallen – denn
nicht allen liegt alles. Brönnimann:
«Beim Telefondienst braucht es Flexibilität, das macht einigen Mühe.» Das
Duo achtet auf die Fähigkeiten der Person, wenn es die Aufträge verteilt.
«Stimmt es für die Angestellten, stimmt
auch die Leistung.» Eine Mitarbeiterin
hat Brönnimann verloren und mit ihr
einen Kunden, für den sie bis dahin den
Telefondienst gemacht hat: Ihr Einsatz
hat einen Firmenchef derart überzeugt,
dass er sie als Sekretärin angestellt hat.
27
Nicht selbstverständlich ist auch,
dass das vor knapp 12 Jahren mittels
Staatsvertrag besiegelte vierkantonale Modell immer noch, oder gar
immer besser funktioniert. Es gibt ja
nicht gerade viele Beispiele für überkantonale Konzeptionen, die ohne
Neid und Eifersucht, unter Hintanstellung des kantonalen Prestiges,
Themenwechsel. Das Obergericht
musste Walter Dubler, bis vor einem
halben Jahr Gemeindeammann von
Wohlen, mit hörbar knirschenden
Zähnen freisprechen. Dubler hat
Geld nicht an die Gemeinde abgeliefert und Kompetenzen überschritten. Aber die obersten Richter des
Landes haben uns belehrt, dass er
kein arglistiger Betrüger ist. Am
Ende gibt es in dieser leidigen Sache
lauter Verlierer: Zuerst natürlich
Dubler selber, der sein Amt verloren
hat. Dann auch der selbst ernannte
Chef-Ankläger und SVP-Fraktionschef Jean-Pierre Gallati, der von
Dubler als «Verbrecher» sprach.
Weiter die kantonalen Gerichte, die
mit ihren Schuldsprüchen Bundesrecht verletzt haben. Dann die Aargauer Regierung, die zuerst zugesichert hatte, erst nach Vorliegen eines rechtskräftigen Urteils über Dublers Zukunft zu entscheiden, diese
Zusicherung aber kurz vor Weihnachten umstiess. Und zu guter
Letzt die Steuerzahler, denn die Folgekosten betragen ein Mehrfaches
der ursprünglichen Deliktsumme.
Der neutrale Beobachter wird den
Eindruck nicht los: In dieser in der
jüngeren Aargauer Geschichte einmaligen Ereigniskette wurden die
Regeln der Verhältnismässigkeit
mehr als einmal verletzt, ebenso die
Regel «Bis zum Vorliegen eines gültigen Urteils gilt die Unschuldsvermutung». Am Anfang stand eine
persönliche Abrechnung. Und am
Schluss steht ein Scherbenhaufen.
Hans Fahrländer war Chefredaktor
der Aargauer Zeitung und schreibt
über Aargauer Politik.
[email protected]
Bombenverdacht
am Bahnhof Aarau
VON LUKAS SCHERRER UND JÜRG KREBS
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Ein Teil des Bahnhofs Aarau und des
Vorplatzes sind am Freitagnachmittag
wegen eines verdächtigen Koffers abgesperrt worden. Der Koffer sei von der
Transportpolizei vor dem Eingang zum
Bahnhofsgebäude aufgefunden worden, erklärte Roland Pfister, Mediensprecher der Aargauer Kantonspolizei.
«Wir haben verschiedene Befragungen vor Ort durchgeführt», so Pfister,
«konnten aber zuerst keinen Eigentümer des verdächtigen Koffers ausfindig
machen.» Aus Sicherheitsgründen wurde darum der Bahnhofplatz Aarau für
die Pendler komplett gesperrt. Laut
dem Polizeisprecher befand sich der
herrenlose Koffer hinter einem Abfallkübel beim Bahnhofausgang zum Vorplatz. «Wir wissen noch nicht, ob vom
Koffer eine Gefahr ausgeht», so Pfister
zu Beginn der Polizeiaktion.
Bombenroboter im Einsatz
Der Busbahnhof wurde daraufhin vollständig gesperrt, es kam im Busverkehr
zu Behinderungen. Der Bahnverkehr
war durch den Polizeieinsatz hingegen
nicht beeinträchtigt. Schliesslich wur-
INSERAT
den Spezialisten vom Forensischen Institut von Kantons- und Stadtpolizei Zürich aufgeboten. Diese nahmen sich des
verdächtigen Koffers an, zum Einsatz
kam dabei auch ein Bombenroboter.
Der Koffer konnte letztlich aber ohne
Sprengung sichergestellt werden.
Zwei Postautos und zwei Fahrzeuge
der Feuerwehr wurden vor dem Bahnhofeingang platziert, dies als Schutz für
den Fall einer Detonation, damit die
Bahnhofstrasse offen bleiben konnte.
Zudem wurde eine Zugkomposition auf
Gleis 1 gefahren. Auch sie diente dem
Schutze der Menschen für den möglichen Fall einer Explosion.
Die Sicherheitskräfte gaben kurz vor
19 Uhr Entwarnung und den Bahnhof
und Busbahnhof wieder frei. Der Besitzer des Koffers konnte laut Roland Pfister ermittelt werden. Er befand sich
nicht auf dem Bahnhofareal. Die Polizei
nehme nun Kontakt mit ihm auf und
kläre die Umstände. Diese seien derzeit
unklar. Sollte der Koffer absichtlich am
Bahnhof deponiert worden sein, hat
der Besitzer ein Verfahren wegen
Schreckung der Bevölkerung zu gewärtigen. Der Inhalt des Rollkoffers ist laut
Pfister indes unbedenklich.
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