kostenlose Dokumentation - LVPE-RLP

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11. Fachtagung
de
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Psychiatr
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Dokumentation
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an
LVPE
Rheinland-Pfalz e.V.
des Landesverband
Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
» 28. September 2007 / Mayen «
© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
Inhaltsverzeichnis
Begrüßung und Einführung in das Thema
1
„Traumatische Erlebnisse und psychische Erkrankung“
- Belastende Kindheitserfahrung als Ursache psychischer Erkrankung Franz-Josef Wagner
Grußwort
5
von Roswitha Beck
Einfluss von Traumatisierungen auf psychische Erkrankungen
9
Dr. med. Ingo Schäfer
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Das Trauma – und seine verschlüsselten Botschaften
21
Dagmar Minor-Püllen
Therapeutin und Leiterin des Opferschutzvereins „Schotterblume“, Nassau
Ausweg aus der Schizophrenie:
Von einer psychischen Störung als Lebensidentität zur
Auseinandersetzung mit dem Leben
35
Wilma Boevink
Trimbos-Institut, Utrecht, Niederlande
Angst, Ängste und Diagnosen
41
Oswald Bender, Leiwen
Resonanz
46
– eMail an Franz-Josef Wagner
Danksagung
47
Verzeichnis Autorinnen und Autoren
48
Impressum
49
I
© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
Der Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V. bedankt sich für
Ihr Grußwort bei Frau Andrea Nahles (Bundestagsabgeordnete SPD).
An dieser Stelle möchten wir deshalb auch auf unsere Homepage verweisen.
www.lvpe-rlp.de – Aktivitäten/Fachtagungen – 2007 Traumatische Erlebnisse und
...
Dort finden sie folgende Grußworte/Vorträge als Video-Aufzeichnung:
– Begrüßung durch Franz-Josef Wagner
– Grußwort von Frau Andrea Nahles
– Grußwort von Frau Roswitha Beck
– Vortrag von Herrn Dr. med. Ingo Schäfer
– Vortrag von Frau Dagmar Minor-Püllen
II
© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
Begrüßung und Einführung in das Thema
„Traumatische Erlebnisse und psychische Erkrankung Belastende Kindheitserfahrung als Ursache psychischer Erkrankung“
Sehr geehrte Frau Beck,
sehr geehrte Frau Nahles,
sehr geehrte Moderatorin Frau Dreyer,
sehr geehrte Referentinnen und Referenten,
sehr geehrte Psychiatrie-Erfahrenen,
sehr geehrte Mitarbeiter der Gemeindepsychiatrie und der Gesundheitsämter,
sehr geehrte Angehörige, Professionelle und Gäste.
Zuerst möchte ich mich für das zahlreiche Erscheinen, aus allen angrenzenden Bundesländer –
Nordrhein Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg und Saarland - bedanken!
Warum haben wir die Stadt Mayen zur Veranstaltung unserer 11. Fachtagung ausgesucht? Ein
Grund liegt in der Rotation unserer Veranstaltungsorte quer durch Rheinland-Pfalz. Ein weiterer
Grund liegt in der zentralen Lage des Landkreises Mayen/Koblenz in Rheinland-Pfalz und damit
verbunden die gute Erreichbarkeit per Bahn und mit dem individuellen Verkehrsmittel - Auto.
Zusätzlich kommt noch hinzu, dass wir noch nie in der Eifel eine Tagung veranstalteten und wir die
Rotation als ein wesentliches Element unserer Tagungen sehen. Positiv hatte sich dann noch
ergeben, dass uns die Bundestagsabgeordnete Frau Andrea Nahles bei der Organisation unterstützte
und wir somit ihre Heimat und ihren Wahlkreis als Tagungsort auswählen konnten.
Warum haben wir jetzt das Thema „Traumatische Erlebnisse und psychische Erkrankung –
Belastende Kindheitserfahrung als Ursache psychischer Erkrankung“ gewählt? Ein wesentlicher
Grund liegt in der Nachfrage nach unserem Internetangebot. Die häufigste Seite der circa 70 000
Seitenaufrufe unserer Homepage ist seit Jahren das Krankheitsbild „Borderline“. Die Ursachen von
Borderline sind sehr oft traumatische Erlebnisse in der Kindheit. Wir haben aber wenig
Fachkenntnisse über traumatische Erlebnisse und so ist, über unser ehemaliges Vorstandsmitglied
Markus Henninger, der Kontakt zu dem Opferschutzverein „Schotterblume“ entstanden. Auf Grund
der detaillierten Fachkenntnisse von „Schotterblume“ sind auch die meisten Aktivisten der Tagung
aus dem Umfeld des Opferschutzvereins.
Das Wort „Trauma“ kommt aus dem griechischen Sprachgebrauch und hat die Bedeutung
„Verletzung, Wunde“. Ein seelisches Trauma – was heute beleuchtet werden soll - kann aus einer
seelischen oder auch körperlichen Verletzung herrühren. Was bedeutet nun ein seelisches Trauma:
Die Verletzung wie längere Trennung von der Mutter, harte Bestrafung in der frühen Entwicklung
eines Menschen, negative Erfahrungen in einer Wohngemeinschaft, beim Urlaub, in einem Aufzug,
bei einer Havarie oder Flugzeugunfall als auch der Ablauf eines Verkehrsunfalls mit dem Auto,
Fahrrad oder als Fußgänger hat den Menschen aus dem Gleichgewicht gebracht, in dem die erlebte
Situation nicht rechtzeitig bewältigt wurde. Im späteren Leben äußert sich diese psychische
Traumatisierung als abnorme seelische Reaktion oder Neurose (Anmerkung: Sigmund Freud
machte keine Unterscheidung zwischen Neurose und Trauma).
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© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
Exkurs: Sigmund Freud macht mit seiner „Studie über Hysterie“ den Fall der Anna O. 1895
bekannt. Diese Veröffentlichung des 39jährigen Nervenarztes Freud war der Beginn der
Neurosenlehre. Mit Hilfe der Selbstanalyse bewies er das der Mensch häufig für Zufall hält, was in
Wahrheit tiefere, unbewusste seelische Ursache und Anhängigkeit hat.
Heute ist die Erkenntnis:
• Das Seelenleben ist kausal determiniert, auch wenn die Ursache nicht immer gleich
erkennbar ist.
• Große Bereiche des Denkens sind unbewusst und emotional gesteuert.
• Konfliktgegenstände werden im Unbewussten gespeichert.
• Bei Bewusstwerden des unbewussten Erlebens entstehen Widerstände, weil sie
Peinlichkeiten erzeugen.
• In Traum oder freier Assoziation werden diese Widerstände herabgesetzt und
machen das Unbewusste der Deutung zugänglich.
• Die Ursache für Konflikte reichen oft bis in die frühe Kindheit.
Um diese Thematik aus Sicht eines Mediziners zu beleuchten haben wir einen renommierten,
deutschsprachigen Fachmann aus der Universitätsklinik Hamburg Eppendorf eingeladen – Dr. med.
Ingo Schäfer. Herr Dr. Schäfer ist einer der wenigen Wissenschaftler und Therapeuten in diesem
Bereich, der seine Erfahrungen auf Tagungen und in vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen
zur Diskussion stellt.
Die Gründerin und Leiterin des Opferschutzvereins „Schotterblume“, Frau Dagmar Minor-Püllen,
referiert, als Fachberaterin für Psychotraumatologie, dann über das “Trauma und seine
verschlüsselten Botschaften“. Frau Minor-Püllen ist ausgewiesene Fachfrau. Als Betroffene und
Therapeutin hat sie eine Doppelerfahrung und hat somit eine sehr interessante Mischung.
Der Nachmittag wird ausschließlich von Betroffenen gestaltet. Die Kleinkunst der Puppenbühne
„Schotterblume“ eröffnet den Nachmittag, bevor drei Betroffene über ihre Traumatisierung und ihre
individuellen Lösungswege sprechen.
Ich wünsche allen Gästen dieser Veranstaltung und den Lesern der Dokumentation, die wir noch
erstellen werden und unter anderem auf unserer Homepage einer breiten Öffentlichkeit zu gängig
machen, einen Zugewinn an qualitativen Fachkenntnissen.
Wir haben die Tagung so organisiert, dass alle Gäste die Möglichkeit haben die Referenten am
Schluss der Tagung zu individuellen Wortbeiträgen heraus zu fordern.
Bevor ich die Moderation an Frau Carmen Dreyer abgebe – sie ist seit September
Psychiatriekoordinatorin im Landkreis Mayen/Koblenz – möchte ich Frau Dreyer alles Gesunde,
beruflich Erfolgreiche und viele gute Entscheidungen wünschen. Frau Dreyer wird sich selbständig
vorstellen.
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Nicht zu vergessen ist der Dank an unsere finanziellen, logistischen und ideellen Unterstützer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen, Verein für Gemeindenahe
Psychiatrie in Rheinland-Pfalz sowie die Krankenkassen. Eine neue Qualität in der Anerkennung
hat unsere heutige 11. Fachtagung erreicht: Wir sind eine offizielle Fortbildung der Ärzte
geworden. Dazu danke ich der Bezirksärztekammer Koblenz, die diese Tagung mit fünf Punkten
bewertet hat.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und wünsche Allen eine erfolgreiche Tagung.
Franz-Josef Wagner
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© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
Hotel „Zum Alten Fritz“ in Mayen
Tagungssaal
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© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
Grußwort
von Roswitha Beck
anlässlich der „11. Fachtagung des Landesverbandes
Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.“ zum Thema
„Traumatische Erlebnisse und Psychische Erkrankung –
Belastende Kindheitserfahrung als Ursache psychischer
Erkrankung“
am 28. September 2007, 10.00 Uhr
im Hotel „Zum alten Fritz“
Koblenzer Straße 56
56727 Mayen
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© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
Sehr geehrter Herr Wagner,
sehr geehrte Frau Minor-Püllen
sehr geehrte Frau Andrea Nahles
sehr geehrte Referentinnen und Referenten,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
sehr gern habe ich die Schirmherrschaft über die Fachtagung übernommen, die der
Landesverband Psychiatrieerfahrener heute gemeinsam mit dem Opferschutzverein
„Schotterblume“ organisiert hat. Ich finde es gut und wichtig, dass Sie heute
gemeinsam auftreten und über den Zusammenhang zwischen traumatischen
Kindheitserlebnissen und psychischen Erkrankungen sprechen und aufklären werden.
Ich möchte auch die Gelegenheit nutzen, Ihnen beiden - dem Landesverband
Psychiatrieerfahrener und dem Opferschutzverein „Schotterblume“ ganz herzlich zu
danken.
Die heutige Tagung ist ja bereits die 11. Fachtagung, die der rheinland-pfälzische
Landesverband Psychiatrieerfahrener organisiert. An vielen dieser Fachtagungen habe
ich selbst teilgenommen und daher kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Das was Sie,
lieber Herr Wagner mit Ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern, hier bei uns im Land auf
die Beine stellen, ist wirklich großartig. Wir alle wollen den Trialog – also den Austausch,
das Gespräch zwischen Profis, Psychiatrieerfahrenen und Angehörigen. Dieser Trialog
braucht aber auch Raum und Gelegenheit. Mit ihren immer gut besuchten Fachtagungen
bieten Sie diesen Raum. Dafür danke ich Ihnen herzlich!
Mein Dank gilt aber ebenso Ihnen, liebe Frau Minor-Püllen und ihrem Team vom
Opferschutzverein „Schotterblume“ der Kontakt – und Informationsstelle für Opfer von
seelischer, körperlicher und sexueller Gewalt in der Kindheit und Partnerschaft. Sie haben
Ihren Verein am 24. Januar 1999 gegründet und seitdem vielen Menschen helfen können.
Gewaltopfer wenden sich in ihrer Not und in ihrer Hilf- und Ratlosigkeit an Sie. Sie sind
da, sie hören zu, sie beraten und vermitteln und helfen weiter.
Was führt nun den Landesverband Psychiatrieerfahrener Rheinland-Pfalz e.V. und den
Opferschutzverein „Schotterblume“ zusammen, so habe ich mich gefragt?
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Und ich bin dabei auf einen Hinweis auf der Internetseite der „Schotterblume“
gestoßen: Misshandelte und missbrauchte Kinder – so schreiben sie auf Ihrer Internetseite
– wenden sich in der Regel selbst NICHT an den Opferschutzverein. Wenn überhaupt,
finden viele dieser Kinder erst als Erwachsene einen Weg, ihre schlimmen Erfahrungen
zu offenbaren und sich jemandem anvertrauen. Zu diesem Zeitpunkt haben viele von
ihnen
bereits
schwerwiegende
seelische
Störungen
entwickelt:
Panik-
und
Angstattacken, schwere Depressionen oder auch Borderline-Störungen.
Der Landesverband Psychiatrieerfahrener hat nun seinerseits festgestellt, dass sich die
meisten Zugriffe auf seiner Internetseite auf das Thema Borderline beziehen. Ich habe
gelesen, dass die Ursachen der Borderline-Störung in den letzten Jahren sehr intensiv
beforscht wurden. Dabei zeigte sich, dass ein sehr großer Teil der Betroffenen in ihrer
Kindheit schwere Traumata erlitten hatte. Sexuelle und körperliche Gewalterfahrungen
gehören dazu, aber auch frühe Trennungen von den Eltern, etwa bei einem Todesfall.
Auch ein extremer Mangel an Zuwendung und Fürsorge kann traumatisierend wirken
und die normale Entwicklung eines Kindes hemmen.
Sie wissen, ich bin keine Fachfrau. Mir leuchtet aber ein, dass solche Erlebnisse
Spuren hinterlassen. Spuren oder vielfach wohl eher Gräben in den Köpfen und Herzen
derjenigen, die sie erfahren und erleiden.
Traumatisierungen lassen sich nicht ungeschehen machen. Hier gilt gerade nicht, dass
die Zeit alle Wunden heilt. Im Gegenteil: je mehr Zeit nach einer Traumatisierung
vergeht, um so schwerwiegender können die Folgen sein. Frühestmögliche Hilfe scheint
mir daher dringend notwendig. Wenn wir von misshandelten und sexuell missbrauchten
Kindern sprechen, dann fängt diese Hilfe bei der Vermeidung und Aufdeckung von
Missbrauch und Misshandlung an. Und in jedem Fall benötigen Menschen, die solche
Gewalterfahrungen gemacht haben, adequate therapeutische Angebote.
Mit Ihrer Tagung wollen Sie den Zusammenhang zwischen traumatischen Erlebnissen in
der Kindheit und psychischen Erkrankungen näher beleuchten.
Dabei werden
Wissenschaftler und Betroffene zu Wort kommen und miteinander diskutieren. Ich bin
gespannt auf diesen Austausch und hoffe, dass sich hieraus Anregungen ergeben,
wie den betroffenen Menschen früher und besser geholfen werden kann.
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© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
Ich stelle mir vor, dass es für viele in der Kindheit traumatisierte Menschen darum geht,
sich aus den Trümmern der Vergangenheit herauszuarbeiten – so wie sich die kleine
Schotterblume ihren Weg aus Geröll und Schutt bahnt. Auf diesem Weg kann die
heutige
Tagung
ein
Hinweisschild
sein.
Und
sie
kann
Mut
machen.
Mut,
Zusammenhänge zwischen vergangenen schlimmen Erlebnissen und der heutigen
Erkrankung zu sehen und auch Mut, Hilfe zu suchen. Und ganz sicher wird die Tagung
uns allen neue Denkanstöße geben.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine fruchtbare Tagung und danke Ihnen für Ihre
Aufmerksamkeit!
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Einfluss von Traumatisierungen auf psychische Erkrankungen
Dr. med. Ingo Schäfer
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Sehr geehrter Herr Wagner, zunächst möchte ich mich bei Ihnen, als Vorsitzendem des
Landesverbandes, aber auch bei Ihnen, Frau Beck, als Schirmherrin dieser Tagung, und allen
Personen, die ihre Durchführung unterstützt haben, sehr herzlich für die Einladung bedanken. Ich
freue mich, dass Sie das Thema „Traumatisierung bei psychischen Erkrankungen“ für Ihre
Fachtagung gewählt haben. Zum einen, weil die Auseinandersetzung damit drängt und längst
überfällig ist. Zum anderen, weil sie ganz maßgeblich von Betroffenenseite mit angestoßen werden
kann und, mit Blick auf den aktuellen Umgang damit in der Psychiatrie, vielleicht sogar muss. Mir
ist klar, dass diese Auseinandersetzung nicht einfach ist und viel Mut erfordert. Für viele
Betroffenen ist damit verbunden, dass sie erneut mit sehr belastenden Erinnerungen konfrontieren
werden. Angehörige befürchten häufig, in „Generalverdacht“ zu geraten, etwa im Sinne der früher
geführten Diskussion um die „schizophrenogene Mutter“. Für die in der Psychiatrie Tätigen
schließlich bedeutet diese Auseinandersetzung, Vieles an ihrer Arbeit in Frage zu stellen, sich
blinden Flecken zu stellen und Themen zuzuwenden, bei denen eine Tendenz besteht, sie eher
„auszublenden“, zu verdrängen.
In meinem Vortrag möchte ich versuchen, einen Beitrag zur Diskussion um die Bedeutung
traumatischer Erfahrungen bei psychischen Erkrankungen zu leisten, indem ich Ihnen Befunde zu
drei zentralen Hypothesen vorstelle: 1.) Traumatisierungen tragen wesentlich zur Entstehung
psychischer Erkrankungen bei, 2.) Traumatisierungen beeinflussen bei vielen Betroffenen
maßgeblich den Krankheitsverlauf und ihre aktuellen Beschwerden, und 3.) Traumatisierungen
müssen in Konzeptbildung und klinischer Praxis in der Psychiatrie systematisch berücksichtigt
werden. Als Grundlage dafür sind jedoch zunächst einige Überlegungen zum Begriff der
„psychischen Traumatisierung“ notwendig.
Was macht „psychische Traumatisierungen“ aus? Wie kann abgegrenzt werden, welche Erlebnisse
traumatischen Charakter haben, und welche Eigenschaften müssen sie besitzen?
Bei der
Auseinandersetzung mit diesen Fragen wird rasch der subjektive Charakter traumatischer
Erfahrungen deutlich: Nicht jedes Erlebnis ist für alle Personen gleichermaßen traumatisierend.
Allerdings kann bei einer Reihe von Ereignissen davon ausgegangen werden, dass sie bei der
Mehrzahl der ihnen ausgesetzten Personen zu starken psychischen Belastungen, bei vielen auch zu
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lang anhaltenden Folgen führen. Eine gängige Einteilung solcher Ereignisse wurde von Leonore
Terr getroffen (Terr 1991). Sie unterscheidet einmalige, nur kurz anhaltende Ereignisse wie
Verkehrsunfällen oder einmalige Erlebnisse körperlicher oder sexueller Gewalt („Typ ITraumatisierungen“), von solchen, die länger andauern, wiederholt und chronisch auftreten („Typ
II-Traumatisierungen“). Von diesen länger anhalten und wiederholten Erlebnissen besitzen sog.
Bindungs- oder Beziehungs-Traumatisierungen in Kindheit und Jugend die größte Bedeutung,
sowohl was ihre Häufigkeit als auch was ihre Folgen angeht. Diese Gruppe von Erfahrungen
umfasst neben sexuellem Missbrauch und körperlicher Misshandlung auch emotionale oder
körperliche Vernachlässigung, sowie emotionale Misshandlung, also Verhaltensweisen und
Äußerungen, die dem Kind das Gefühl vermitteln unerwünscht zu sein, es herabwürdigen oder für
die eigenen Bedürfnisse missbrauchen. Die Begriffe Bindungs- bzw. Beziehungs-traumatisierungen
erscheinen für diese Erfahrungen deshalb besonders geeignet, da sie sich in den Beziehungen zu
gerade den Personen abspielen, auf deren Schutz und Fürsorge Kinder in ihrer Entwicklung
existenziell angewiesen sind. In Schilderungen von Opfern, was für sie den traumatischen Charakter
der Erlebnisse ausmachte, wird dabei klar, dass vor allem das Gefühl ausgeliefert zu sein, keine
Kontrolle zu haben, aber auch die Unberechenbarkeit der Ereignisse besonders belastend waren. In
einer Definition, die neben dem subjektiven Charakter traumatischer Erfahrungen auch diese
Aspekte umfasst, bezeichneten Fischer und Riedesser (2003) psychische Traumatisierungen als
„vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen
Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe
einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses bewirkt.“
Besondere Beachtung verdient dabei der letzte Punkt, die „dauerhafte Erschütterung“. Er verweist
auf die Folgen des Erlebten, die sehr verschiedene Formen annehmen können.
Der Aspekt der „dauerhaften Erschütterung“ bzw. der Folgen traumatisierender Erfahrungen führt
uns zur ersten der oben genannten Hypothesen: Traumatisierungen tragen wesentlich zur
Entstehung psychischer Erkrankungen bei. Dazu möchte ich Ihnen zunächst die Befunde einer
Zwillingsstudie vorstellen, die Zusammenhänge zwischen sexuellem Missbrauch in der Kindheit
und dem späteren Auftreten psychischer Erkrankungen untersuchte (Kendler et al. 2000). In dieser
Untersuchung wurden über 400 erwachsene weibliche Zwillingspaare getrennt voneinander zu
Missbrauchserlebnissen, aber auch weiteren familiären Belastungsfaktoren, sowie zu späteren
psychischen Beschwerden befragt. Bei Frauen, die sexuell missbraucht worden waren, fanden sich
dabei im Laufe ihres Lebens zahlreiche psychische Störungen signifikant häufiger als bei den nicht
missbrauchten Geschwistern, auch nach Kontrolle weiterer familiärer Faktoren. Dies betraf unter
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anderem Depressionen (2,8mal wahrscheinlicher), Angststörungen (2,6fach wahrscheinlicher),
Bulimie (5,6mal wahrscheinlicher), sowie Alkohol- und Drogenabhängigkeit (4,8mal bzw. 5,9mal
wahrscheinlicher). Weitere Untersuchungen weisen auf ähnliche Zusammenhänge auch mit der
späteren Entwicklung psychotischer Erkrankungen hin (z.B. Janssen et al. 2004). Insgesamt kann
davon ausgegangen werden, dass frühe Traumatisierungen unspezifisch, d.h. unabhängig von
bestimmten Diagnosen das Risiko erhöhen, im späteren Leben psychisch zu erkranken. Dieser
Punkt scheint zunächst fast banal. So werden „frühe traumatische Erfahrungen“ sowohl in der
Allgemeinbevölkerung als auch von Betroffenen häufig als die wichtigste Ursache psychischer
Erkrankungen angesehen. In der psychiatrischen Konzeptbildung und den in der Psychiatrie
üblichen Krankheitsmodellen wurden sie bislang jedoch nur sehr begrenzt berücksichtigt. So geht
das gängige „Vulnerabilitäts-Stress-Modell“ psychischer Erkrankungen davon aus, dass eine
genetische oder in anderer Weise biologisch festgelegte „Vulnerabilität“ oder „Empfindlichkeit“ bei
akut auftretenden oder sich langsam summierenden Umgebungsfaktoren, den „Stressoren“, zum
Ausbruch psychischer Erkrankungen führt (Zubin & Spring 1977). Traumatische Erfahrungen
wurden dabei bislang vorwiegend als Stressoren angesehen, Faktoren also, die dazu beitragen
können, psychische Störungen auszulösen, nicht jedoch sie im eigentlichen Sinne zu verursachen.
Diese Sichtweise kann vor dem Hintergrund neuerer Befunde zu den Folgen früher
Traumatisierungen nicht länger aufrechterhalten werden. Traumatisierungen können eindeutig zu
„Vulnerabilitäten“ führen, die das spätere Auftreten psychischer Störungen begünstigen. Dies kann
sowohl auf der psychologischen als auch auf der biologischen Ebene inzwischen als gesichert
gelten. So wirken sich Bindungs- und Beziehungs-Traumatisierungen auf eine Vielzahl von
Bereichen aus, die das Risiko späterer psychischer Erkrankungen erhöhen. Dazu zählen kognitive
Schemata, Selbstwert, Kontrollüberzeugungen und Attributionsstile oder auch die Regulation von
Affekten. Auf neurobiologischer Ebene können, um nur ein Beispiel zu nennen, frühe Erfahrungen
anhaltende Effekte auf die sog. „Hypothalamus-Hypophysen-Nebenierenrinden-Achse“ haben, die
eine wesentliche Rolle bei der Stress-Regulation spielt. So fand sich bei Menschen, die frühen
Belastungen ausgesetzt waren, eine anhaltende Überreaktivität dieses Systems (z.B. Heim et al.
2004), die den Umgang mit Stress in späteren Lebensphasen beeinträchtigen kann. Wichtig für
Betroffene kann es dabei sein, sich vor Augen zu führen, dass auch (Psycho-)Therapie zu - in
diesem Falle positiven - neurobiologischen Veränderungen führen kann (z.B. Grawe 2004). Diese
Befunde müssen deshalb nicht zu Resignation und Hoffnungslosigkeit Anlass geben, sondern
machen eher deutlich, wie wichtig bei Betroffenen fortgesetzte therapeutische Unterstützung und
Selbstfürsorge sein kann.
Damit komme ich zur zweiten Hypothese: Traumatisierungen beeinflussen bei vielen Betroffenen
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© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
maßgeblich den Krankheitsverlauf und ihre aktuellen Beschwerden. Zunächst zur Häufigkeit früher
Traumatisierungen bei Personen mit psychischen Erkrankungen. Untersuchungen aus dem
englischsprachigen Raum gehen davon aus, dass etwa ein Drittel bis die Hälfte aller psychiatrischen
Patientinnen und Patienten sexuellem Missbrauch und/oder physische Misshandlung in der Kindheit
ausgesetzt waren, den beiden Formen früher Traumatisierungen, die bislang am häufigsten
untersucht wurden (z.B. Goodman et al. 1997, Read et al. 2005). Bei Personengruppen, die
besondere Bedürfnisse aufweisen, etwa obdachlosen Menschen mit psychischen Erkrankungen,
sind diese Zahlen noch höher und wurden mit bis zu 87% angegeben (z.B. Goodman et al. 1995,
Davies-Netzley et al. 1996). Unklar blieb bislang, ob diese Zahlen auf den deutschsprachigen Raum
übertragbar sind. Deshalb möchte ich Ihnen einige Befunde vorstellen, die wir im Rahmen einer
Untersuchung in unserer Klinik in Hamburg erhoben haben. Dabei wurden Personen mit
verschiedenen
psychischen
Erkrankungen
in ausführlichen Interviews
zu traumatischen
Erfahrungen befragt. Als sexueller Missbrauch wurden dabei Ereignisse im Alter von unter 16
Jahren definiert, die Körperkontakt einschlossen. Als körperliche Misshandlung wurden
Kombinationen von schwerwiegenden, über lange Zeiträume gemachten Gewalterfahrungen
eingestuft. Bei den untersuchten 80 alkoholabhängigen Personen fand sich mindestens eine dieser
Formen von frühen Erlebnissen bei 32%. Dies betraf 22% der Männer und 52% der Frauen, wobei
der höhere Prozentsatz bei Frauen insbesondere auf sexuelle Gewalt zurück zu führen war. Bei 107
Personen mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis fand sich mindestens eine Form bei
35%, bei weitgehend ausgeglichenem Geschlechterverhältnis (33% Männer, 38% Frauen). Bei
Personen mit Zwangserkrankungen schließlich waren ebenfalls 35% der Befragten von mindestens
einer Form betroffen gewesen, wobei Männer mit 50% deutlich häufiger betroffen waren.
Allerdings kann der zuletzt genannte Befund aufgrund der kleineren Zahl von nur 40 Befragten nur
schwer beurteilt werden. Werden emotionale Misshandlung und Vernachlässigung einbezogen, die
anhand eines anderen Instrumentes erhoben wurden, so wies also unabhängig von der Diagnose
mindestens ein Drittel, eher die Hälfte aller Betroffenen auch in unserer Untersuchung mindestens
eine Form früher Beziehungstraumatisierungen auf.
In welcher Form wirken sich diese Erlebnisse nun auf Krankheitsverlauf und aktuelle Beschwerden
aus? Zu dieser Frage liegen inzwischen eine Vielzahl von Befunden vor, die deutlich machen, dass
Betroffene, unabhängig von der Diagnose, ein jüngeres Erkrankungsalter, mehr Angst und
Depression, mehr Suizidalität und Selbstverletzung, mehr Probleme in nahen Beziehungen und
mehr
Substanzgebrauch
aufweisen,
sowie
eine
stärkere
Tendenz
auch
in
späteren
Lebensabschnitten Opfer von Gewalt werden (z.B. Cloitre et al. 1996; Read et al. 2001; Hien et al.
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2005, Lysaker et al. 2004, 2005; Scheller-Gilkey et al. 2002). Ein weiterer mehrfach berichteter
Unterschied betrifft ein stärkeres Ausmaß an Halluzinationen verschiedener Sinnesmodalitäten bei
traumatisierten Menschen. Auch diese Zusammenhänge finden sich über die Grenzen verschiedener
Diagnosen hinweg (Hammersley et al. 2003, Whitfield et al. 2005, Shevlin et al. 2006). Nicht selten
hängen Wahninhalte und Halluzinationen auch mit konkreten Details traumatischer Erfahrungen
zusammen. In einer Studie von Beck & Van der Kolk (1987) zeigten Frauen mit der Diagnose einer
schizophrenen Psychose, die Inzesterfahrungen machen mussten, signifikant häufiger sexuell
getönte Wahninhalte. Read & Argyle (1999) fanden bei etwa der Hälfte der von ihnen untersuchten
Frauen mit der Diagnose einer schizophrenen Psychose und frühen Traumatisierungen
Zusammenhänge mit der Symptomatik. Ein prägnantes Beispiel war, dass die Stimme des oder der
Täter gehört wurde, die zu selbstschädigendem Verhalten aufforderte, ein auch in anderen Studien
beschriebenes Phänomen (z.B. Ross et al. 1994). Andere Untersuchungen fanden subtilere
Zusammenhänge. Sie fanden, dass Menschen mit Traumatisierungen akustische Halluzinationen
häufiger als feindselig und bedrohlich erleben (z.B. Offen et al. 2003), bzw. deren „emotionale
Tönung“ häufig der traumatischen Situation entspricht, sie z.B. mit Schuld- oder Schamgefühlen
verbunden sind (z.B. Hardy et al. 2005).
Neben den oben genannten unspezifischen Beschwerden (z.B. mehr Depression und Ängstlichkeit)
können bei Personen nach Traumatisierungen auch Symptome der sog. Posttraumatische
Belastungsstörung (PTBS) vorliegen. Ihre Symptome lassen sich drei Gruppen zuordnen: 1.)
Ungewolltes und belastendes Wiedererleben des Traumas in Form von sich aufdrängenden Bildern,
Alpträumen oder dem Gefühl, das Trauma erneut zu durchleben; 2.) ein umfassendes
Vermeidungsverhalten gegenüber Situationen, Gegenstände oder Geräuschen, die mit dem Trauma
in Zusammenhang stehen; 3.) Symptome einer anhaltenden vegetativen Übererregung, mit erhöhter
Reizbarkeit, übermäßigen Schreckreaktionen und Konzentrationsschwierigkeiten. Die Bedeutung
dieser – häufig unerkannten – Symptomatik ergibt sich daraus, dass sie unabhängig von der
jeweiligen „Primärdiagnose“ zu einem schwereren Verlauf beitragen kann (Mueser et al. 2002,
Schäfer 2006). So können etwa Alpträume und vegetative Übererregung Schlafstörungen bedingen
oder weiter verschlimmern und Vermeidungsverhalten kann sozialen Rückzug fördern und zu
zahlreichen Einschränkungen im Alltag führen. Für den deutschsprachigen Raum liegen bislang nur
sehr begrenzt Erkenntnisse dazu vor, wie häufig diese Folge traumatischer Erfahrungen bei
Menschen mit psychischen Erkrankungen ist. In der oben genannten Befragung bei
alkoholabhängigen Personen in Hamburg zeigte sich, dass 16% am Vollbild einer akuten PTBS
litten, wobei der Anteil bei Frauen knapp 30% betrug, bei Männern 11%. In den meisten Fällen
standen die Symptome in Zusammenhang mit traumatischen Erfahrungen in der Kindheit (Schäfer
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et al. in Druck). In einer amerikanischen Untersuchung (Neria et al. 2002) wiesen von 426
Personen, die erstmalig aufgrund einer psychotischen Erkrankung stationär aufgenommen wurden,
14% eine akute PTBS auf, auch in dieser Untersuchung sehr häufig im Zusammenhang mit
sexuellem Missbrauch in der Kindheit. Aber auch Erfahrungen im Rahmen der psychiatrischen
Behandlung bzw. das Krankheitserleben selbst können für viele Betroffene traumatischen Charakter
haben und zur Entwicklung posttraumatischer Belastungsstörungen führen (z.B. Jeffries 1977,
Shaner & Eth 1989, McGorry et al. 1991, Hohl-Radke 2005). Offensichtlich ist dies z.B. im Falle
von Zwangsmaßnahmen, die oft mit direkter Gewalt verbunden sind. Untersuchungen kamen zu
einer Häufigkeit von bis zu 52% der behandelten Patienten, die zumindest vorübergehend im
Anschluss an psychiatrische Behandlungen die Diagnose einer PTBS erfüllen (McGorry et al. 1991,
Shaw et al. 1997, Priebe et al. 1998, Meyer et al. 1999). Andere Aspekte psychiatrischer
Behandlungen reichen in ihrer Intensität nicht aus, um zur Entwicklung einer posttraumatischen
Belastungsstörung zu führen, können jedoch zu einer Wiederholung von Erfahrungen führen, die
Menschen mit frühen Traumatisierungen bereits in ähnlicher Weise durchleben mussten. Dazu zählt
unter anderem das Ungleichgewicht an Information und die vom Behandlungssystem diktierte
„Realität“, die Einschränkungen der Autonomie und das Ignorieren der Bedürfnisse der
Betroffenen, oft verbunden mit dem Gefühl, hilflos und ausgeliefert zu sein.
Damit kommen ich zur dritten und letzten Hypothese des Vortrages: Traumatisierungen müssen in
Konzeptbildung und klinischer Praxis in der Psychiatrie systematisch berücksichtigt werden.
Warum erscheint dies wichtig? Zum einen, da Deutungen und Krankheitsmodelle sich auf den
Umgang mit psychischen Erkrankungen und Therapiekonzepte auswirken. Dies wurde
eindrucksvoll von Steven Sharfstein, einem ehemaligen Präsidenten der amerikanischen PsychiaterVereinigung auf den Punkt gebracht. In einem selbstkritischen Artikel legte er im August 2005
seinen Kollegen nahe, sich der Überlegung zu stellen, dass das „bio-psycho-soziale Modell“
psychischer Erkrankungen von der Psychiatrie in ein „bio-bio-bio-Modell“ überführt worden sei
(Sharfstein 2005). Die hier angesprochenen einseitigen Krankheitsmodelle dürften ein Grund für
das Missverhältnis zwischen biologischen und psychosozialen Therapieangeboten sein. Ohne eine
starke psychosoziale Orientierung wird die Psychiatrie jedoch Menschen mit Beziehungs- und
Bindungstraumatisierungen, einem Großteil der Personen mit psychischen Erkrankungen, kaum
ausreichend hilfreich sein können.
Vielen Betroffenen kann die „Traumaperspektive“ auch direkt helfen, da sie es ermöglichen kann,
Beschwerden besser einzuordnen und sich selbst mit mehr Verständnis zu begegnen. Professionelle
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© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
können durch die „Traumabrille“ die Probleme Betroffener besser interpretieren und sich besser an
ihren Bedürfnissen orientieren. Für das Versorgungssystem wäre aufgrund der großen Häufigkeit
von traumatischen Erfahrungen bei Patienten mit psychischen Erkrankungen deshalb zu fordern,
dass therapeutische Angebote generell „traumasensibler“ gestaltet werden. Dies bedeutet zunächst,
wesentliche Grundprinzipien des Umganges mit traumatisierten Menschen zu berücksichtigen und
in den Alltagsroutinen zu verankern. Grundsätzlich benötigen traumatisierte Betroffene mit ihren
Erfahrungen von Ohnmacht, Angst und Isolation ausreichend äußere und innere Sicherheit. Es kann
ihnen schwer fallen, Vertrauen zu fassen, gerade auch in therapeutischen Beziehungen. Betroffenen
muss deshalb in allen Phasen der Behandlung ausreichend Sicherheit und Kontrolle vermittelt
werden. Dazu kann gehören, expliziter zu Kooperation und Übernahme von Eigenverantwortung
bei Therapieentscheidungen einzuladen oder das Setzen von Grenzen und Rückzug im
therapeutischen Setting besser zu ermöglichen. Auch mögliche Retraumatisierungen, z.B. im
Rahmen von Zwangsmaßnahmen und medizinischen Untersuchungen, müssen als solche erkannt
und vermieden werden (Roediger 2004). Eine traumasensible Behandlung beinhaltet auch,
systematisch Gesprächsangebote zu traumatischen Erfahrungen zu machen und mögliche
Beschwerden in der Folge besser zu erkennen. Betroffene berichten häufig aus Scham oder weil sie
damit schlechte Erfahrungen gemacht haben, nicht von ihren Erlebnissen, Professionelle fragen oft
nicht danach. Eine häufige Haltung in Einrichtungen ist auch „dieses Fass machen wir hier besser
nicht auf“, mit der Folge, dass Betroffene letztlich an keinem Punkt ihrer Behandlung angemessene
Angebote bekommen. Ein wichtiger Grund dafür scheinen auch Unsicherheiten der Therapeutinnen
und Therapeuten im Umgang mit dem Thema generell und besonders bei Patienten mit schwereren
psychischen Erkrankungen zu sein (Salyers et al. 2004, Schäfer et al. 2004). Wichtig erscheint
deshalb eine angemessene Fort- und Weiterbildung zu Traumatisierungen und dem Umgang damit,
für alle in der Psychiatrie Tätigen. Dies könnte dazu beitragen, vom Schweigen zu einem
„heilsamen Dialog“ zu gelangen, einem gemeinsamen Nachdenken darüber, wie die Erfahrungen
sich noch heute im Leben Betroffener auswirken, welche Unterstützung hilfreich sein könnte und
welche Konsequenzen sich für die Planung der Therapie daraus ergeben.
Von der „traumasensiblen“ Behandlung, sind „traumaspezifische“ Angebote zu unterscheiden, die
Elemente beinhalten, die sich in der Traumatherapie bewährt haben. Ein wichtiger Punkt dabei ist
zunächst, dass sich keine Belege für die Annahme finden lassen, dass traumaspezifische
Therapieverfahren bei Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen generell riskant oder
nicht einsetzbar sind (Rosenberg et al. 2001). Mit verschiedenen traumatherapeutischen Ansätzen
liegen inzwischen positive Erfahrungen vor. So können bei komorbiden Posttraumatischen
Belastungsstörungen (PTBS) verhaltenstherapeutisch orientierte Therapieverfahren sinnvoll sein,
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deren Wirksamkeit bei anderen Personengruppen bereits seit langer Zeit belegt ist (z.B. Callcott et
al. 2004). Betroffene mit frühen und komplexen Traumatisierungen können auch von
Therapieprogrammen profitieren, die einen Schwerpunkt auf Stabilisierung und den Aufbau von
Bewältigungsstrategien setzten. Im angloamerikanischen Raum wurden verschiedene solcher
Programme speziell für Personen mit schweren psychischen Störungen entwickelt und liegen als
Manual vor. Ein Beispiel dafür ist das „Trauma Recovery and Empowerment Model“ (TREM) von
Maxine Harris und Kollegen (Harris 1998). Das Programm nutzt einen unterstützenden Ansatz, der
es den Teilnehmerinnen erlaubt, sich mit den verschiedenen Langzeitfolgen traumatischen
Erfahrungen auseinander zu setzen. Es geht von vier Grundannahmen aus: (1) Teile der aktuellen
Beschwerden können als nachvollziehbares Bewältigungsverhalten
aufgefasst werden; (2)
Menschen, die wiederholten Traumatisierungen in ihrer Kindheit ausgesetzt waren, hatten nur
unzureichend Gelegenheit bessere Bewältigungsstrategien zu entwickeln; (3) Traumatisierungen,
insbesondere kindlicher sexueller Missbrauch und Misshandlung, haben oft nicht nur veränderte
Beziehungen zum eigenen Lebensumfeld zur Folge, sondern auch zu sich selbst (z.B. den eigenen
Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen); (4) Menschen mit wiederholten Traumatisierungen
leben oft in einem Gefühl der Machtlosigkeit und können Schwierigkeiten haben für die eigenen
Rechte einzutreten. Aufbauend auf diesen Grundannahmen wurden 33 Themenbereiche erarbeitet,
die als Grundlage für Gruppensitzungen dienen. Beispiele dafür sind Themen wie „ein Gefühl für
die eigenen Bedürfnisse entwickeln“, „lernen, sich zu schützen“, oder „mit schwierigen Gefühlen
umgehen und lernen sie zu regulieren“. Vielverprechend erscheinen schließlich Ansätze, wie die
Arbeit mit „dialogfähigen“ Stimmen bei Menschen mit Traumatisierungen (Ross 2004, Corstens et
al. in Druck). All diese Ansätze sollten dringend weiter auf ihre Eignung für die Therapie
traumatisierter Personen mit psychischen Erkrankungen überprüft werden, um deren besonderen
Bedürfnissen in Zukunft besser gerecht zu werden.
Ich bedanke mich bei Ihnen für die Aufmerksamkeit.
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Frau Dagmar Minor-Püllen und Herr Dr. med. Ingo Schäfer
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Das Trauma – und seine verschlüsselten Botschaften.
Frau Dagmar Minor-Püllen
Therapeutin und Leiterin des Opferschutzvereins „Schotterblume“, Nassau
Sehr geehrte Frau Beck, sehr geehrte Frau Nahles,
meine Damen und Herren, liebe Mitveranstalter , Kollegen, Mitglieder unserer beiden
Vereine,
die sich beide zum Ziel gesetzt haben, für Menschen dazusein, deren Psyche, also deren
Seele nach Hilfe ruft.
Der Verein Schotterblume spricht gezielt traumatisierte Menschen an, also Menschen,
denen die Ursache ihrer psychischen Qual bereits bekannt ist, die sie zumindest ahnen.
Und diese Ursache ist ein sogenanntes Psychotrauma also eine seelische Wunde, die
dem Menschen irgendwann zugefügt wurde, für die er keinerlei Bewältigungsstrategien
hatte und keinerlei Hilfe und die deshalb bis heute noch nicht heilen konnte.
Trauma ist natürlich ein großer Bereich und nicht jedes belastende Lebensereignis muß zu
einem Trauma werden, das hängt von vielen Faktoren Wie Alter in dem das Trauma
geschah, Dauer der traumatischen Situation und vor allem dem Umfeld - wurde
hingeschaut und geholfen – denn dann kann die Symptomatik nach relativ kurzer zeit
abklingen - oder waren alle blind und taub und das Trauma musste unverarbeitet
schockgefroren oder abgespalten und tief im Unterbewußstsein in Sicherheit gebracht
werden und führt dort dennoch zu langanhaltenden Reaktionen der Psyche und des
Organismus in Form von psychischen und psychosomatischen Störungen.
Das Trauma wird zum einen im Gehirn gespeichert aber auch in jeder Körperzelle
gespeichert und nicht das Gehirn hat eine Art Archiv, sondern auch der Leib, aber dazu
später mehr.
Bei der Arbeit von Schotterblume geht es nicht um durchaus auch schlimme traumatische
Erlebnisse wie Verkehrsunfälle, überlebte Naturkatastrophen, Tod eines Partners, Verlust
eines Kindes, Krankheitsdiagnosen, sondern um Gewalterfahrungen, genauer gesagt um
durch Menschen gemachte seelische, körperliche und sexuelle Gewalt in der Kindheit und
Jugend. Die betroffenen Menschen, die zu mir kommen sind meist längst erwachsen und
ihre Erlebnisse sind nicht selten bereits jahrzehnte her – und tun immer noch weh,
behindern noch immer ihr gesamtes leben.
Die Menschen, die zu Schotterblume kommen oder auch zu mir ein meine Praxis legen
mir ganz selten ihre Diagnose auf den Tisch, sondern ihr Trauma in die Hand.
Die meisten haben zwar durchaus eine dicke Mappe mitbegebracht, in ihrer großen
Tasche oder draußen im Auto gelassen, falls auch ich, wie viele andere, die sehen will –
die vielen Krankenblätter, Gutachten, Arzt- und Krankenhausberichte und die nicht selten
mit 5, 6 oder 8 verschiedenen Diagnosen, und falls auch ich sie wissen will die Namen der
Psychopharmaka, die sie meist seit Jahren oder gar Jahrzehnten verzweifelt über ihr
Trauma kippen oder schütten gegen die Angst, gegen das Zittern, gegen die Depression
gegen die Aggression, gegen die inneren Stimmen und Bilder und gegen die TraumaGefühle .Aber ich will das alles gar nicht vorgelegt bekommen, später vielleicht , das hat
Zeit.
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Ich möchte etwas anderes wissen von den Menschen, die da vor mir sitzen, entweder
abgespalten – d.h. da sitzt nur der Körper, der Rest ist ganz woanders in Sicherheit oder
die da vor mir sitzen dick eingepackt in einer Medikamentenwatte, so dass sie mich kaum
noch wahrnehmen können.
Neulich kam ein Mann in meine Praxis und sagte bereits an der Tür mit einer hörbaren
Entschuldigung in der Stimme „Ich bin aber Borderline, arbeiten sie trotzdem mit mir?“
Eine Frau mit der Diagnose Schizophrenie war gar als untherapierbar abgestempelt
worden und wagte sich ebenfalls kaum überhaupt um einen Termin zu bitten.
Die Ärzte einer Behinderteneinrichtung wollten einer Frau gar die von ihr selbst gewünschte Traumatherapie verwehren und meinten, mit einer geistig Behinderten sei das
sinnlos, die sei eh auf dem Stand einer 14-jährigen stehn geblieben? … ja, warum bloß –
das wollte sich dann schon keiner mehr fragen.
Ich will aber gar nicht wissen, ob jemand Borderline, Manisch depressiv, schizophren oder
multipel ist – sondern ich will wissen und bin neugierig, was das für ein Mensch ist, der mir
da gegenübersitzt. Ich biete diesem Menschen an, mir zu erzählen, wer er ist, was ihn
gerade quält aber auch was seine Ziele sind, wenn es ihm eines Tages besser geht.
Ich will wissen, was er gut kann, was er gerne mag, ob er einen Kräutergarten hat oder ein
Haustier liebt, sich noch zu träumen und zu hoffen wagt. Natürlich möchte ich auch
wissen, was ihm angetan wurde, wie er es geschafft hat, zu überleben, wie er sich noch
heute schützt und rettete vor den schlimmen Erinnerungen - vielleicht möchte er mir das
nicht sofort erzählen, sondern beim nächsten Mal, oder 3 oder in 5 Wochen, das
entscheidet er selbst.
Niemand, der vielen Betroffenen, die mir ihre Geschichten erzählt und Hilfe gesucht
haben, sind sofort zu mir oder zu anderen Traumafachleuten gegangen, alle hatten eine
lange Odyssee hinter sich, eine qualvolle Suche, sind Um- und Irrwege gegangen und
haben durchaus versucht ihr Trauma zu bestechen, zu verleugnen, zu bagatellisieren, zu
betäuben oder in Einzelteile zu zerlegen. Irgendwann haben alle gemerkt- das klappt
nicht, zumindest nicht auf Dauer.
Das Trauma, bzw. die Erinnerungen an das Trauma überleben.
Denjenigen z.b. , die glauben, die könnten das Trauma mit Alkohol ertränken sage ich
immer - „Mach Dir keine Hoffnung, dein Trauma kann schwimmen.“
Und es kann nicht nur schwimmen, es kann auch reden, kann auch schreien.
Das allerdings tut es nonverbal, d.h. es sendet ständig Signale, sog. Symptome aus.
Körperliche und Psychische Symptome sind eine "Revolte der verletzten Seele" und
haben eine verborgene, verschlüsselte Botschaft.
Weshalb diese Botschaften? Wollen sie betroffenen Menschen etwas Böses, wollen sie
ihn nochmals in die alten Höllenqualen werfen? Weshalb ist das Trauma nicht einfach still
und gibt Ruhe, schließlich sind die schlimmen Erlebnisse doch längst vorbei?
Das Trauma ist mitsamt all seinen Bildern, Gerüchen, Farben, Worten, Gefühlen und
Körperempfindungen in dem Menschen eingesperrt, mehr noch, sozusagen eingefroren,
schockgefroren und es will nur eins - es will da innen drin erlöst werden, damit das Leben
wieder fließen kann.
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Und das Trauma ruft: Erinnere Dich, ignoriere mich nicht – schau mich an, berühre mich,
hör mir zu und tröste mich. Aber der Mensch hört dieses innere verzweifelte Rufen nicht
und wenn er es doch wahrnimmt – verbietet er dieser inneren Stimme, der Stimme des
verletzten Kindes von damals – das Schreien und das Betteln, denn der erwachsene
Mensch will nicht erinnert werden an das, was ihm als Kind angetan wurde – an
unendliche Einsamkeit, Verlassenwerden, an Lieblosigkeit, Prügel und Missbrauch uns
grenzenlose Ohnmacht.
Der Erwachsene von heute liebt dieses verletzte, blutende, traurige - aber auch zornige
und wütende und fordernde Kind, das immer noch in ihm wohnt, meist ganz und gar nicht.
Im Gegenteil, er hasst es, er bekämpft es, er stopft ihm den Mund.
Was also bleibt dem Trauma, das in dem Kind sitzt, das in uns , meist tief im Unterbewusstsein wohnt - anderes übrig, als verschlüsselte Botschaften nach oben ins
Bewusstsein zu senden, um doch noch erlöst zu werden?
Und um diese Botschaften zu senden, bittet die Seele zunächst ihren Freund den Körper
um Hilfe, denn auch wenn die Traumaerinnerungen im Kopf vielleicht noch abgespalten
sind, sie sind auch in jeder Körperzelle gespeichert und der Körper erinnert sich. Und
unser Körper ist ein wirklich kluger Verbündeter unserer Seele und des inneren Kindes.
Wenn wir das Kind nicht hören oder wahrnehmen wollen, dann erzählt uns eben der
Körper was er gespeichert hat, damit wir uns erinnern.
Er macht sich über sog. Symptome so lange bemerkbar, bis der Mensch hoffentlich
kapiert, was die Seele ihm über den Körper sagen will.
Symptom heißt „Warnung“. Symptom ist ein Ausdruck eines Selbstrettungsversuchs.
Alle möglichen Körperbeschwerden können als „somatoform“ bezeichnet werden, d.h.
wenn sie nach ausführlicher medizinischer Durchuntersuchung keine ausreichende
organische Grundlage aufweisen.
Weshalb? Weil eine große Anzahl von Symptomen ihre Ursachen in Traumata haben
Es handelt sich vor allem um vegetative Störungen und Schmerzzustände, z.B. KopfBauch-, Brust-, Rücken-, Gelenkschmerzen, Schmerzen in den Armen und/oder Beinen,
Übelkeit, Erbrechen, Druckgefühl im Bauch, Völlegefühle, Durchfall, häufiger Stuhlgang,
häufiges Wasserlassen, Druckgefühl in der Herzgegend, Herzklopfen oder Herzrasen,
Schweißausbrüche, Hitzewallungen oder Erröten, Atemnot, Hyperventilation, rasche
Ermüdung bei nur leichter Anstrengung, Schluckbeschwerden („Kloßgefühl”,
Zähneknirschen, Tinnitus).
Leider werden diese Symptome so gut wie nie als Traumafolgen erkannt und die
verschlüsselte Botschaft wird nicht verstanden.
Wenn z.B. Migräneschmerzen als Symptom wie Nadeln ins Gehirn stechen, um zu
erinnern, dass es da etwas gibt, was das Gehirn damals in eine absolute Klemme
gebracht hat und was noch nicht begriffen wurde.
Wenn die Haut juckt oder dicke rote Flecken bekommt, weil sie daran erinnern will, an die
viele Prügel vor Jahren, wenn die Augen plötzlich verschwommen sehen, weil sie erinnern
wollen an das Schlimme, was sie als Kind lieber nicht gesehen hätten, wenn der Tinitus so
laut rauscht, damit die aggressive Stimme der Täter im Ohr übertönt wird, wenn die Lippen
aufplatzen und bluten, weil sie darauf hinweisen wollen, dass es da innen ein Kind gibt,
das damals immer auf die Lippen draufgebissen hat um nicht zu schreien.
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Wenn die Stimmbänder immer wieder vereitern, weil das Kind nicht reden durfte, wenn die
Mundschleimhäute reißen, weil sie auf das Kind hinweisen wollen, das schlucken musste,
was es nicht schlucken wollte, wenn Hände taub sind, Fingergelenke anschwellen, weil
der Mensch sich erinnern soll an das Kind, das den Täter mit seinen Händen zu seiner
Befriedigung berühren musste. Wenn der Rücken schmerzt, sich Nerven einklemmen die
Bandscheiben rausquellen, weil sie daran erinnern wollen, das es da ein Kind gibt, dem
man das Rückrat gebrochen hatte, dem man zu viel auf die Schultern geladen hatte, wenn
die Knie sich entzünden, die Beine Lähmungserscheinungen haben, die Füße taub sind,
damit der Erwachsene sich erinnert an das traumatisierte Kind, das nicht weglaufen
konnte.
Wenn das Immunsystem sich ein Eigentor schießt will es sagen: „Wenn Du so
weitermachst, zerstörst Dich selbst.“
Wenn das gesunde Herz Todesangst schickt um an die tausend nächtlichen Ängste des
Kindes zu erinnern, wenn das traumatisierte Kind über den Reizmagen aufmerksam
machen will, dass es ganz viel alte Wut im Bauch hat, wenn es über den Reizdarm
ausdrücken will, dass es immer noch „Schiss hat“ - durch die Reizblase übermittelt: „Ich
mache mir vor Angst in die Hose“, und über die Neurodermitis schreit: „Ich fühle mich nicht
wohl in meiner Haut“. Wenn der Drehschwindel darauf hinweisen will: „Erwachsener, Du
verlierst den Halt“. Wenn Hals, Nase und Stimme Signale von innen senden, die sagen
sollen: „Etwas schnürt die Kehle zu, schau endlich hin, was das ist.“
Der erwachsene Mensch soll sich also genau an diese Dinge erinnern, die der Körper ihm
durch seine eigene Sprache versucht mitzuteilen.
Warum soll er sich erinnern? Damit die innere Wunde – mal vereinfacht ausgedrückt –
endlich gesäubert, verarztet, vernäht werden und heilen kann.
Zeit heilt diese Wunden nämlich leider nicht von alleine, da muss der betroffene Mensch
schon selbst aktiv mitarbeiten.
Leider ist der Mensch selbst nicht ganz so klug wie sein Körper und sucht die Ursachen
zuerst im Außen und nicht innen drin. Das scheint ja auch zunächst einfacher.
Durchaus will der kranke Mensch wissen: Was habe ich? Wo kommen meine ständigen
Magenkrämpfe oder meine Kopfschmerzen her, was ist die Ursache?
Aber da er die verschlüsselten Botschaften ja nicht verstanden hat, geht er zum Arzt, der
soll ihm sagen, was er hat und soll ihm vor allem seine Schmerzen wegmachen.
Die Diagnose gibt ihm die Sicherheit, dass der Arzt seinen Zustand wiedererkennt als eine
Gesundheitsstörung, die auch schon bei anderen Menschen aufgetreten ist und deshalb
einen Namen hat, beispielsweise "Gastritis". Für den geplagten Patienten hat bereits diese
Namensgebung in der Regel eine entlastende Wirkung, bekannt als „RumpelstilzchenEffekt.“
Würde der Arzt jetzt sagen:
Kümmere Dich um Deinen seelischen Schmerz, dann werden vermutlich die körperliche
Symptome von alleine verschwinden, denn die sind dann überflüssig - wäre das
fantastisch und es gibt natürlich auch Hausärzte, die genau das sagen und diese Ärzte
sind ein Segen.
Doch leider sind solche Behandler zu selten, denn der Arzt hat schließlich ein absolut
magisches Heilmittel zur Hand, nämlich seinen Rezeptblock und der ist dem Patienten
meist viel lieber - als sich eigenverantwortlich ihre inneren Wunden anzuschauen.
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Mit dem verschriebenen Medikament wir das Symptom zunächst ja auch gemindert mit viel Glück bis zum nächsten Arztbesuch. Vielleicht wird es sogar zum Verschwinden
gebracht. Doch der Körper lässt sich nicht austricksen und sendet ein neues Signal an
einer anderen Stelle.
Gastritis weg - dann schießt das Unterbewusste dem Menschen vielleicht einen Pfeil in
den Rücken, damit er endlich etwas ändert - Hexenschuss.
Mit mancher OP wird das Symptom sogar herausgeschnitten um dann woanders
wiederzukommen. Wohlgemerkt – ich spreche hier immer von den Störungen die auch
wirklich seelische Ursachen haben. Damit will ich nicht sagen, dass es nicht auch rein
körperliche, hirnorganische oder genetische Erkrankungen gibt oder auch psychische
Notfälle, die dringend medikamentös behandelt werden müssen.
Ich spreche aber, wie gesagt ,von der kranken Seele, die zunächst den Körper als
Nachrichtenübermittler benutzt.
Mit einem Medikament aber kann man kein einziges seelisches Problem lösen,
unmöglich !
Ich habe jetzt von den sog. Psychosomatischen Botschaften bzw. Symptomen
gesprochen, die das innere Kind, wir können auch sagen, das Trauma oder das
Unterbewußtsein gewählt hat, um sich mitzuteilen.
Und Symptome sind noch das gesündeste an der ganzen Sache - sie sind schließlich ein
kluger Selbstheilungsversuch und sie sind Kommunikationsmittel.
Natürlich sendet die Psyche diese Signale nicht erst beim erwachsengewordenen
traumatisierten Menschen aus - bereits die Kinderseele hat über den Körper mit ganz
ähnlichen Symptomen nach Hilfe geschrieen weil das Kind selbst ja in der Regel nicht
sprechen durfte – Angstanfälle, Schlaflosigkeit, Atemnot, Schluckbeschwerden,
Bettnässen, Schulprobleme, totaler Rückzug, oder Alpträume von Monstern die ihm
Dolche in den Unterleib stechen…. eine deutliche Sprache, auch ohne Worte.
Viele andere hilflose Signale sind bekannt: Hauterkrankungen, Rückfall in babyhaftes
Verhalten, Aggression, Zerstörungswut, Hyperaktivität, Selbstverstümmelung, EssStörungen, Depression, Stehlen, Weglaufen von zu Hause, Psychosomatische Blutungen,
auch Selbstmordversuche - um nur einige davon zu nennen.
Sexualisiertes Verhalten gilt übrigens als das eindeutigste Anzeichen für einen sexuellen
Missbrauch.
Im Jugendalter sind noch weitere verschlüsselte Botschaften wie Suchtverhalten,
Prostitution oder Missbrauch an jüngeren Kindern zu beobachten.
Ein Mensch nur, ein einziger, der diese genannten stummen Hilferufe versteht und darauf
reagiert, könnte ein solches Kind retten. Aber meist sind außen alle blind und taub.
Und bevor wir all diese Verhaltensarten an Kindern und Jugendlichen verurteilen,
beschimpfen und bestrafen, sollten wir uns klarmachen, was sich häufig zitternd dahinter
verbirgt - nämlich gequälte Kinderseeelen, die eine verschlüsselte Sprache sprechen.
Aber wenn ein Kind wie so oft, keinen Retter gefunden hat, verdrängt es die Erlebnisse,
die Schmerzen, und die berechtigte Wut und die Trauer – auch weiterhin - und in dieser
verdrängten Form wuchert all das – wie eben gehört - im Erwachsenenleben unkontrolliert
weiter, oft bis zur totalen Zerstörung und Seele, Geist und Körper senden weiterhin
Signale aus.
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Wenn dann die Pillen und Tropfen vom Hausarzt auch Monaten nicht geholfen haben, ist
vielleicht der nächste Gang zum Neurologen oder zum Psychiater und der findet dann
endlich heraus, was der Mensch für eine Krankheit hat, nämlich eine psychische. Die
Diagnosefindung ist schwierig.
„Finden sich mindestens 4 Symptome unter Kriterium A, nicht aber unter B und C, könnte
man die Diagnose XYZ stellen…“
Werden nur Kriterien A und B erfüllt,, handelt es sich um ein Teilbild von XYZ. Sind alle 3
Kriterien A,B und C erfüllt, genauer gesagt 4 der 6 A-Kriterien, 6 der 11 B-Kriterien und
2 der 6 – C- Kriterien liegt ein Vollbild der XYZ-Störung vor“.
Die Bandbreite der gestellten Diagnosen umfasst sogenannte psychiatrische Erkrankungen wie Schizophrenie, Depression, Bipolare Störung, Angst- und Zwangsstörungen,
Somatisierungsstörungen, Ess-Störungen, und natürlich die gesamte Bandbreite der
Persönlichkeitsstörungen, und nach wie vor streiten sich die Wissenschaftler über die
Ursachen so vieler der genannten Störungen.
Ich habe mal ein wenig Ursachenforschung betrieben und immer wieder Aussagen
gefunden wie z.B.:
Zwangserkrankung – eine teilweise noch unerforschte Krankheit. Wie es zu solchen
Zwangsstörungen kommt, ist bislang nicht völlig geklärt. "Ein gehäuftes Auftreten in der
Familie spricht für eine genetische Anfälligkeit".
Schizophrenie – Die Ursachen für das Entstehen der Schizophrenie liegen noch
weitgehend im Dunkeln. Vermutlich spielen chemische Botenstoffe, die Nervensignale
weiterleiten (Neurotransmitter), eine entscheidende Rolle, vermutlich genetisch.
Die eigentlichen Ursachen für Autistische Störungen sind nach wie vor unbekannt.
Bipolare Störung – Ursache ist eine Störung im Stoffwechsel des Gehirns. Obwohl es
bisher keine wissenschaftlichen Belege dafür gibt, dass die bipolare Erkrankung eine
„Erbkrankheit“ ist, geht man davon aus. Familiere Häufung.
Borderline – Ungeklärte Ursache. Man geht jedoch davon aus, dass eine gewisse
emotionale Instabilität genetisch bedingt ist.
Die genaue Ursache von ADS ist noch nicht bekannt, vermutlich genetisch bedingt.
Psychose – Auslöser ist eine Fehlreaktion des Gehirns, basierend auf biochemischen
Vorgängen. Das ist allerdings eine Vermutung…
Trotz einer Fülle meist psychoanalytischer Theorien konnten die Ursachen der
Narzisstischen Persönlichkeitsstörung bisher noch nicht empirisch geklärt werden.
Sozialphobie – dabei gibt es so viele Ursachen wie Betroffene.
Epilepsie – hervorgerufen durch ein Ungleichgewicht zwischen hemmenden u. fördernden
Neurotransmitter – Ursache unbekannt, vermutlich genetisch bedingt.
Ich fasse zusammen: Ursache im Dunkeln, Ursache unbekannt, Es wird vermutet, man
geht davon aus. Konnte noch nicht geklärt werden……
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Ist Ihnen dabei etwas aufgefallen?
Wird keine Ursache gefunden , wird sie eben vermutet und dann ist die Störung in der
Regel eben genetisch bedingt.
Besonders beliebte Erklärung vor allem deshalb, weil es so auch keine Schuldigen gibt.
Kein Fehlverhalten der Mutter - oder auch des Vaters - in der Schwangerschaft, keine
durch Vernachlässigung entstandenen frühkindlichen Defizite, keine Bindungsstörung,
kein Trauma. Die Gene sind’s Schuld.
Nun erlaube ich mir, ganz ohne Wissenschaftlerin zu sein aber die Frage:
Weshalb haben dann alle und wenn ich alle sage - meine ich auch alle - die Menschen,
die aufgrund eines Traumas oder aufgrund frühkindlicher Defizite in meine Praxis
kommen, nicht nur einen Haufen psychosomatischer Symptome und mindesten eine,
meist mehrere eben genannter psychiatrischer Diganosen erhalten?
Diagnose, die sie mir verschämt flüstern mitteilen.
Diagnosen, die ihnen Türen verschließen zu bestimmten Versicherungsangeboten,
Diagnosen, die sie von vorneherein vor Gericht unglaubwürdig machen, Diagnosen, die
anderen scheinbar erlauben, sie wie Abschaum zu behandeln, Diagnosen, die sie als
Stigma empfinden oder als einen Stempel auf ihrer Stirn, den sie nie mehr wegbekommen.
Ich kann natürlich nicht jetzt hier stehen und von den Medizinern fordern: Lasst die
Diagnosen weg ! … ich spreche mich aber gegen voreilige Einsortierung in äußerst
fragwürdige Schubfächer aus und bitte, sehr sorgfältig und gewissenhaft mit der
Diagnosestellung umzugehen.
Den auch diese Störungen sind von wenigen Ausnahmen abgesehen, Botschaften der
Seele, des Unterbewussten und des verletzten inneren Kindes von damals, das sagen will:
„Sieh her, ich musste damals mein ICH in Einzelteile zerlegen, damit ich die schlimmen
Dinge, die mir angetan wurden, aushalten kann.“
„Sieh her, meine Familie hat mich in einen positiven und einen negativen Anteil gespaltet,
weil sie mich in die Klemme gebracht hat.“
oder „ich musste meinen Täter in einen Bösen aufspalten, der nachts an mein Bett kam
und mich missbraucht hat und einen Guten, der morgens dann scherzend mit mir beim
Frühstück saß,“
„Sieh her, ich musste mir innere Fantasiewelten und Helfer erschaffen, mit denen ich
reden kann, weil ich keinen Menschen hatte, der mich gerettet hat.“
„Sieh her, ich pfeif auf diese Welt, ich mach mir schon seit Jahren meine eigene“ oder „ich
flüchte immer wieder vor der Erstarrung am Boden ein eine aufregende grandiose
Stimmung in himmlischen Höhn“.
Oder „sieh her, ich mache mir lieber meine eigene Angst als die Trauma-Angst aushalten
zu müssen“.
Und ist Ihnen noch etwas aufgefallen?
Bei all diesen Störungen wurde eine Veränderung der Botenstoffe im Gehirn festgestellt?
Ursache ? …… natürlich wieder unbekannt. Man weiß aber genau, dass Traumastress die
Gehirnstruktur gravierend verändert und Störungen im Neurotransmitterhaushalt
verursacht. Zufall? Nein .....
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Vorgeburtliche und Frühkindliche Schäden und Entwicklungsstörungen müssen einfach
noch mehr ins Blickfeld rücken. Wir wissen mittlerweile, dass seelische Belastungen, wie
es Traumata natürlich im höchsten Maße sind, massive Störungen der Hirntätigkeit zur
Folge hat, dazu gehört auch das Ungleichgewicht der Neurotransmitter, genau gesagt eine
Störung des Gleichgewichts verschiedener Transmitter. Diese Ungleichgewicht wurde
durchaus längst bei einer Vielzahl massivster Erkrankungen wie:
Depression, Bipolare Störung, ADS, Angststörungen, Alkoholismus, Gedächtnis- und
Konzentrationsstörungen, Störungen der Impulskontrolle, Migräne, Hirnleistungsstörungen, Affektive Störungen, Psychose, Schizophrenie, Sucht, Ess-Störungen, Morbus
Parkinson, Kinderlähmung, Epilepsie u.v.m. als Ursache oder als eine der Ursachen
erkannt.
Medikamentöse Therapien sind ja meist Wirkstoffe, die in diesen Neurotransmitter/Hormonhaushalt eingreifen und versuchen sollen, „die Lage dort zu entspannen“
Es kann sich aber dabei aber immer nur um eine symptomatische Therapie handeln –
nicht um eine URSÄCHLICHE !!
Es ist für die Neurologen allerdings wahrlich nicht immer leicht, eine entsprechende
Diagnose zu stellen, weil oftmals der Zusammenhang zu dem traumatischen Ereignis nicht
ohne weiteres herstellbar ist.
Die Belastungsreaktionen sind dann, z. B. durch Amnesie, völlig abgekoppelt von dem
eigentlichen Auslöseereignis.
Ich erinnere mich an eines meines Ausbildungsseminare – Thema Diagnosestellung.
In 3-er Gruppen bekamen alle auszubildenden Fachleute ein und dieselbe
Krankheitsgeschichte vorgelegt und sollten anhand der Angaben eine Diagnose stellen.
Es verwundert Sie vielleicht sehr, aber fast jede Gruppe hatte sich für eine andere
Diagnose „entschieden“ oder konnten sich schon innerhalb der Gruppe nicht einigen.
Viele Störungen, Krankheiten, Syndrome, Symptome können ja auch zusammen
auftreten. Eine Mensch kann ja an mehreren leiden (Die Medizin formuliert schwarzhumorig: Man kann Läuse und Flöhe haben). Dies führt in der klinischen Praxis zu
komplizierten Überlappungen und zahlreichen "Sonderformen", so sich die Frage stellt:
um welche Konstellation handelt sich, welche Störungen und Krankheiten liegen hier vor?
Und würden die Fragen nicht hier schon aufhören und würde die nächste Frage lauten:
Wo ist die Ursache von allem – egal ob Läuse oder Flöhe – käme man vermutlich in
mindestens 70-80 % der Fälle wieder auf eine einzige zurück. Die Ursache liegt im
Trauma, dessen verschlüsselte Botschaften noch immer nicht verstanden wurden.
Wenn ich meinem Referat eine zweite Überschrift geben würde, wäre die fast so etwas
wie ein Hilfeschrei, nämlich: „Ich will endlich über mein Trauma reden!“
Denn genau mit dieser Bitte kommen ganz viele Menschen zu Schotterblume, bzw. in
meine Praxis.
Sie kommen ganz gezielt, weil sie endlich wissen oder besser gesagt, wissen wollen, dass
sie ein Trauma haben, weil sie sich trauen, endlich anzuerkennen, dass unverarbeitete
traumatische Erlebnisse in ihrer Vergangenheit die Ursache für ihr Leiden und ihre Qualen
sind.
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Ich denke da z.b. an eine Frau, 35 Jahre alt, in dicke Medikamenten-Watte eingepackt die sich nach einer Odyssee von 8 Jahren der Arztbesuche beim Internisten, beim
Frauenarzt, Heilpraktiker, Psychiater, beim Neurologen, beim Verhaltenstherapeuten
durch sämtlichen Psychiatrischen Kliniken der Umgebung - unendlich erschöpft in meinen
Sessel fallen ließ und leise flehte: „Bitte lassen Sie mich reden, ich will nichts anderes, als
ein einziges mal einem Menschen erzählen, was ich als Kind erlebt habe.“
Erstaunt fragte ich sie, weshalb sie das denn nicht schon vorher getan habe, wenn sie es
doch so sehr möchte.
„Man hat mich nicht gelassen“, erzählte sie, „man schien es nicht hören, nicht wissen zu
wollen man schien regelrecht Angst zu haben vor meinem Trauma, Ich habe so viele
Anläufe gemacht. Da wurde gesagt: Das ist doch schon so lange her, vergessen Sie das
einfach! … oder man stürzte sich lieber auf die Symptome: Reden wir doch mal über Ihre
Ess-Störung! .... oder man drückte mir einen weiteren Diagnose-Stempel auf die Stirn. Ich
habe 5 verschiedene, suchen Sie sich eine aus.
Ich bin Borderline, bin schizophren, habe eine endogene aber auch eine bipolare Störung,
zuletzt bekam ich die Dignose Diss, Ident.störung.“
Sie legte dabei 2 dicke Aktenordner von Arzt- und Klinikberichten vor mir auf den Tisch,
die ich zu ihrem Erstaunen dankend ablehnte und ich sagte:
„Ich will mich nicht mit Ihrer Diagnose unterhalten, sondern mit Ihnen“.
Ich stellte Ihr einen Kaffee hin und ließ sie erzählen, 3 Stunden lang.
Und sie triggerte nicht, bekam keinen Flashback, brach nicht zusammen, wurde nicht
überflutet ... sondern atmete tief durch, wischte eine Träne weg, lächelte und sagte
„Danke“.
Das waren 3 Stunden der Befreiung, länger, viel länger dauerte es – dem Körper langsam
klarzumachen, dass er jetzt all die starken Medikamente wie Tavor, Haldol, Rhohypnol
und Co. nicht mehr braucht, die jahrelang auf das Trauma geschüttet wurden, um es
schön unten zu halten, damit es bloß nicht ins Bewusstsein kommt. Wenn’s denn noch
funktionieren würde…..
Tut’s aber nicht. Eint Trauma will nicht weggedrückt, nicht weggeschlossen, nicht
abgespalten und nicht bagatellisiert und nicht hinter Diagnosen versteckt werden - es will
erlöst werden, damit es heilen kann.
Eine andere Klientin - Diagnose Schizophrenie sagte zu mir: „Nicht mein Trauma, sondern
die vielen Diagnosen haben mich zersplittert.“
Ich wundere mich dennoch immer wieder über die Angst ganz vieler Fachleute, Trauma
als mögliche – als sehr mögliche – Ursache für psychische Störungen zu benennen.
Auf der einen Fachtagung erfuhr ich – die Ursachen der Schizophrenie z.B. sind
unbekannt.
Gleichzeitig !! wurde berichtet, in einer Studie zur Verursachung psychischer Störungen
durch psychische Traumata habe sich ein enger Zusammenhang zwischen schizophrenen
Symptomen und sexuellem Missbrauch bzw. körperlicher Behandlung in der Kindheit
gezeigt. Über die Hälfte der Befragten, die drei oder mehr schwere schizophrene
Symptome während ihres bisherigen Lebens angaben, erinnerten sich, in ihrer Kindheit
sexuell missbraucht oder körperlich misshandelt worden zu sein.
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In einem weitern Vortrag ging es um die Borderline-Störung. Dabei erfuhr ich anhand einer
Schautafel, im Hintergrund – auf die gar nicht großartig eingegangen wurde, dass sich bei
einer Studie herausgestellt hatte, dass 35% der Erkrankten in ihrer Kindheit sexuellen
Missbrauch erlebt hatten, 50% körperliche Gewalt und 80% Vernachlässigung.
Die Referentin sagte dennoch, man kenne die Ursachen der Borderline-Störung nicht
wirklich, Ihr sei eigentlich die genetische Erklärung immer noch die liebste (wörtlich).
Also: Borderline ist erblich! „Aha“, dachte ich, „schon wieder“.
Das gleiche behaupten die „Gelehrten“ auch von ADS, der Bipolaren Störung, von
Autismus, von Schizophrenie... usw.
Man hätte festgestellt, dass bei den Müttern der Borderline-Patientinnen, das Volumen
bestimmter Hirnbereiche verringert sei, eben wie es bei den Borderline-Erkrankten
ebenfalls und deshalb hätten die das mit großer Wahrscheinlichkeit geerbt, mal
vereinfacht ausgedrückt...
Bequeme Schlussfolgerung, dachte ich mir.
Und woher kommt bei der Mutter diese Veränderung im Gehirn?
Hat sie das auch schon geerbt oder trauen wir uns endlich mal zu glauben, und auch zu
benennen, was groß vorne auf der Schautafel stand?
Statt dessen sagte die, direkt davor stehende Referentin, sie mache keine Verknüpfung
von Borderline und Trauma, sie sehe da keinen Zusammenhang. Ich war innerlich
sprachlos.
Verdrängung klarer Tatsachen selbst bei den Fachleuten?
Wieso bloß diese Angst, offen zu sagen: „Auch die Mutter war vermutlich bereits
traumatisiert, dadurch ergaben sich die Veränderungen in ihrem Gehirn.“
Es ist vielleicht nicht jedem Laien bekannt, aber sicher doch den Fachleuten:
Traumastress verändert die Hirnstruktur!
Die Konsequenzen für das Gehirn sind katastrophal, besonders wenn der Mensch noch
sehr klein war und das Gehirn noch lange nicht ausgebildet ist. Als Spätfolgen früher
Traumatisierung sind inzwischen belegt: verringertes Hirnvolumen, Defizite im Körper- und
Schmerzempfinden, Lern-, Gedächtnis-, Bewegungs- und Verhaltensstörungen, außerdem
psychiatrische Krankheiten.
Eine Frau mit einer Borderline-Störung führt ja leider Gottes aufgrund ihrer Störung als
Erwachsene nicht selten ein nicht nur gefühlsmäßig chaotisches Leben und nicht selten
wird sie wieder Opfer.
Ich wage mich also zu sagen:
Ihr Kind hat ihre veränderte Hirnstruktur nicht geerbt, sondern wurde evtl. bereits im
Mutterleib mit traumatisiert oder ganz sicher später.
Wissen wir es denn noch immer nicht, dass Kinder psychisch kranker Eltern enorm häufig
alleine dadurch traumatisiert werden, dass sie mit kranken Eltern groß werden, wissen wir
es denn noch immer nicht, dass der frühe Mangel an Sicherheit oder gar der Verlust der
Sicherheit bietenden Bezugsperson die bedrohlichste und massivste Störung ist, die das
sich entwickelnde Gehirn treffen kann?
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Oder wollen wir es nicht wissen, weil es sofort nach einer Anschuldigung klingen könnte?
Diese beharrliche Blindheit für die wahren Ursachen vieler psychischer Erkrankungen hilft
keinem einzigen Betroffenen, im Gegenteil, sie macht eine richtige Behandlung unmöglich.
Viele ableitbaren Spätfolgen früherer Traumatisierung für das Gehirn sind inzwischen
bereits wissenschaftlich belegt, laut Prof. Gerald Hüther, dem deutschen Hirnforscher
handelt es sich dabei um
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verringertes Hirnvolumen,
Defizite der Frontalhirnentwicklungen
Defizite auf der Ebene von Körperempfinden, Schmerzempfinden
Defizite Körperliche Bewegungs- und Gleichgewichtsausgleich
vielfältige Verhaltensstörungen
Defizite auf der Ebene von Lernen und Gedächtnis
Dissoziative Symptome
Gestörte Affektregulation
Somatisierungsstörungen,
Borderline-Persönlichkeitsstörung,
Drogenabhängigkeit
selbstverletzendes Verhalten
Depressionen, Zwangsstörungen, EssStörungen, Angst-Störungen, ADHS
Dazu weiß man heute, dass Menschen, die als Kinder körperlich oder sexuell
missbraucht wurden, eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit haben,
Entzündungsproteine im Blut zu bekommen. Die Ergebnisse einer neuen Studie
konnten erklären, warum missbrauchte Kinder später häufiger an Herzkrankheiten,
chronischen Darmerkrankungen, Autoimmun-Erkrankungen sowie Diabetes
erkranken.
Von vielen Fachleuten werden, wie bereits mehrfach gehört, die Zusammenhänge
zwischen traumatischem Erleben einerseits und Symptomatik andererseits vehement
abgestritten und sie ignorieren damit alle wissenschaftliche Erkenntnisse, die eindeutige
Zusammenhänge zwischen dem Erleiden traumatischer Ereignisse und der Entwicklung
psychischer und psychiatrischer Störungen aufzeigen.
Zwangsläufig muss es zu einer fortschreitenden Verfestigung dieser, durch psychische
Traumatisierung ausgelösten Störungen kommen, wenn diese Personen mit ihrer
traumatischen Erfahrung allein gelassen, also nicht rechtzeitig durch kompetente
Therapeuten bei der Integration ihrer traumatischen Erfahrung in ihren jeweiligen
Erfahrungsschatz unterstützt werden. Aus dieser neurobiologischen Perspektive ist auch
vorhersagbar, daß die normalerweise bei depressiven, psychotischen, oder
suchtbedingten psychiatrischen Erkrankungen eingesetzten therapeutischen Maßnahmen
wirkungslos bleiben oder den Zustand dieser Patienten gar verschlechtern.
In der Kindheit liegen die Wurzeln unseres Lebensbaums und wenn dieser Baum später
krank ist, keine Früchte trägt, wenn die Blätter nicht grün werden, wenn die Rinde abfällt
und die Äste immer wieder verdorren, dann nützt es doch auch nichts, die Blätter mit
irgendeinem Mittel zu besprühen, blank zureiben, die Rinde wieder anzukleben, die Äste
zu reparieren künstliche Früchte hineinzuhängen.
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Wir müssen die Wurzeln ausgraben und herausfinden, was da nicht in Ordnung ist.
Die Heilung ist ein Prozess, in dem an den Wurzeln die Wahrheit der Kindheit gefunden
werden muss, wichtig ist die bewusste Entscheidung zur Heilung, ansonsten geht nichts.
Wer Besserung möchte, muss gewillt sein, Zugang zu seinen Gefühlen zu suchen, sonst
hat er keine Chance. Es geht darum, zuerst das bestehende Chaos in der Gesamtheit
unretuschiert zu erleben, um die volle Wirklichkeit der Lage zu erkennen. Jahrelang
eingeübte Schutzprogramme müssen umgeschrieben werden und das ist durchaus
möglich.
Die erwachsenen Opfer brauchen die Erlaubnis zur Regression, zum Zurückgehen in ihre
Kindheit. Sie brauchen die eigene Erlaubnis, ihre heftigen Gefühle ausdrücken zu dürfen,
zum kleinkindlichen weinen und zu schreien und jammern.
Sie brauchen einen Schutzraum dafür und benötigen Helferinnen und Helfer, die diese
teilweise massiven Gefühlsäußerungen nicht nur ertragen, sondern fördern, die
gerechtfertigte Wut, Angst und Traurigkeit erlauben und Trost spenden.
Das heißt, mit dem gesamten intensiven Erleben noch einmal nachholend in der
Phantasie an jenen Ort und in jene Zeit zurückzukehren, wo der Mensch damals als Kind
ausgeliefert war und wo er dieses mal eine Möglichkeit findet, sich der Situation mit ihren
Gefühlen und Bildern neu zu stellen. Diesmal nicht allein, sondern ermuntert von
wohlwollenden Begleitern.
Therapie ist also etwas anderes als bloße Wiederholung des Elends der Kindheit oder
ständiges Herumrühren in alten Schmerzen.
Die Vergangenheit ist nicht mehr veränderbar. Die Folgen im Heute allerdigs durchaus.
Wie kann sich aber nun ein Mensch helfen der sein unverarbeitetes traumatisches
Erlebnis als Ursache seiner Leiden, Schmerzen oder Störungen erkannt und anerkannt
hat. Und wenn Sie gut hingehört haben, haben Sie richtig verstanden: Wie kann ER sich
helfen?
Denn kein Medikement, kein Arzt und kein Therapeut kann das Problem für den
betroffenen Menschen lösen, keiner kann ihm die Heilung anbehmen, das muß er selbst
tun.
Der Therapeut kann ihm lediglich Lösungsvorschläge anbieten, Möglichkeiten aufzeigen,
helfend am Rande stehen, während der Patient sich entschließt, nicht weiter vor seinem
Trauma wegzulaufen, sondern sich rumzudrehen, das Trauma anzuschauen und sich mit
ihm auseinanderzusetzen.
Meist wird das Trauma dann beruhigt und getröstet von dannen ziehen.
Ein Trauma aufzulösen ist der leichtere Teil der Heilung, die Trauma-Therapie ist
dagegen schwierig.
Denn der Patient hat ja sein ganzes bisheriges Leben um das Trauma herum aufgebaut
mit all seinen Schutz- und Abwehrstrategien.
Die Symptome hatten ja eine Funktion und sind nun überflüssig geworden d.h. der Patient
muss nun unweigerlich sein bisheriges Leben ändern, in ein Leben, in dem das
abgewehrte Trauma nicht mehr der Mittelpunkt ist und er einen neuen Sinn suchen muss.
Kann er das auch so einfach? In der Regel – nein! … dafür braucht er zunächst seine
eigene volle Unterstützung und zusätzlich therapeutische Begleitung.
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Das viele traumatisierte Menschen den Mut haben, diesen Heilungsweg aktiv
einzuschlagen und dass viele Therapeuten den Mut haben, sie wertschätzend dabei zu
begleiten, dass wünsche ich mir und Ihnen und möchte enden mit einem Gedicht aus dem
Band „Tote Puppe“ das sehr eindrücklich von den Signalen des Körpers erzählt:
Körpersprache
Puppenkörper
schreit nach Hilfe,
weil er seine Seele vermisst,
ohne die er
nicht lebendig ist.
Tausend Nadeln
stechen hinter der Stirn,
bohren sich durch's
scheintote Gehirn.
Die Augen beginnen
verschwommen zu seh'n,
die Beine werden zu Gummi,
können nicht mehr fest
auf dem Boden steh'n.
Schlingpflanzen ziehen sich
um's nach Luft röchelnde Herz
und die Porzellanhaut brennt
schamesrot wie Feuer
mit fiebrigem Schmerz.
Der steinerne Magen
wird von irgendwas zerfressen
und der Körper hofft,
dass die Puppe
endlich Schluss macht
mit dem Vergessen,
daß sie seine vielen
gutgemeinten Signale versteht
und auf die Suche
nach ihrer Seele geht.
Das Fachreferat darf nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Referentin
verwendet werden.
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Frau Andrea Nahles – Frau Roswitha Beck – Herr Franz-Josef Wagner
und Frau Dagmar Minor-Püllen
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Ausweg aus der Schizophrenie: Von einer psychischen Störung als
Lebensidentität zur Auseinandersetzung mit dem Leben
Frau Wilma Boevink
Trimbos-Institut, Utrecht, Niederlande - [email protected].
Du bist das, was du hast
Ich war noch keine zwanzig, als sich meine erste Psychose entwickelte.
Ich wähnte mich am Beginn eines Weltkriegs. In den Niederlanden werden
einmal monatlich um zwölf Uhr mittags die öffentlichen
Sirenenwarnsysteme getestet. Für mich stand angesichts dieses
Probealarms mit den heulenden Sirenen fest, dass nuklear bestückte
Marschflugkörper abgefeuert worden waren. Es blieb nicht mehr viel Zeit,
einander vor dem unvermeidlichen Ende ein letztes Mal aufzusuchen.
Manchmal glaubte ich, die Auswirkung der Strahlen bereits in meinem
Körper zu fühlen. Ich litt unter Übelkeit und bildete mir ein, meine Haare
würden ausfallen. Unterdessen ging das Leben weiter, aber in meinen
Augen hatten alle große Angst. Jeder schien sich darüber im Klaren zu
sein, dass wir einen schrecklichen Tod sterben müssen. Doch weil
niemand wusste, wie man sich verhalten soll, klammerten sich alle voll
verzweifelter Sturheit an den Alltag. In jener Zeit begann sich meine Welt
im Zeitlupentempo zu drehen. Ich hatte ein scharfes Gehör und hörte alles,
aber mein Körper bewegte sich unendlich langsam. Wenn ich einen Arm
heben wollte, dauerte es Ewigkeiten, bis diese Botschaft von meinem Kopf
im Arm ankam. Ich hatte das Gefühl, mich in einem dickflüssigen
Schlickwasser zu befinden, in dem nur Superslowmotion möglich war.
Alles andere um mich herum bewegte sich ebenfalls schleppend und träge.
Sogar die Zeit kam in dieser zähen, schlickigen Masse zum Erliegen und
existierte für mich in meinem damaligen Zustand überhaupt nicht mehr. Es
war eine Art Niemandsland. Man steht weder wirklich im Leben noch im
Tod.
Eine Psychose ist einschneidend und überwältigend. Sie geht mit
einer schweren Beeinträchtigung der Bedeutungen einher. Die Welt ist
nicht mehr zu erkennen und wird zu einer Quelle großer Bedrohung. Eine
psychotische Störung macht dein Leben zu einem Leidensweg. Das Sichselbst-Sein geht nicht mehr von selbst. Nichts ist mehr selbstverständlich.
Außerdem wird eine Psychose von Entfremdung begleitet. Wer du bist, ist
oft mit dem verwoben, was du hast. Die Äußerungsformen der Störung
beherrschen zuweilen deine gesamte Persönlichkeit. Der Unterschied
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zwischen Person und Erkrankung kann sich dann schnell verflüchtigen,
wobei das Wiederfinden dieser Trennlinie unsäglich schwer ist. Ich war
lange Zeit eins mit meiner Störung: Ich war meine Störung.
Die heftigen psychotischen Beschwerden, die sich bei mir vor
meinem zwanzigsten Geburtstag einstellten, waren mit einer grenzenlosen
Beklemmung verbunden. Um diese einzudämmen, nahm ich meine
Zuflucht zu Drogen und Alkohol und verwundete mich. Ich war im
Grunde auf der Suche nach einer Dauerbetäubung. Paradoxerweise war
diese Betäubung sowohl meine Rettung als auch mein Untergang. Dadurch
konnte ich mich einerseits aus einer unerträglichen Realität zurückziehen,
sonderte mich andererseits aber zusehends in meiner Wahnsinnswelt ab.
Die stärkste Erinnerung an jene Zeit ist die Erinnerung an meine Angst.
An Angst und an den Geruch von Zerstörung. Als ich irgendwann auch
mit dem Essen aufhörte und in eine totale Bewegungslosigkeit verfiel, war
ich buchstäblich eine lebende Tote geworden. Ich wurde, wie ich heute
weiß, von traumatischen Erfahrungen aus meiner Kindheit verfolgt, doch
damals war ich felsenfest überzeugt, dass ich das Problem sei und dass das
Problem gelöst werden müsse.
Die Illusion der Genesung
Zur Lösung des Problems kam ich in ein psychiatrisches Krankenhaus, wo
ich drei Jahre blieb. Man behandelte meine Störung, ohne dass mir eine
Genesung zuteil geworden wäre. Das war vor gut zwanzig Jahren. Die
erste Psychose ist nicht die einzige geblieben, und los bin ich es immer
noch nicht. Bis auf den heutigen Tag bin ich eine chronische ambulante
Patientin. Das Wunder der Heilung habe ich nicht erlebt. In der Psychiatrie
auf eine völlige Gesundung zu warten, ist nach meinem Dafürhalten reine
Zeitverschwendung. Das psychiatrische System heilt längst nicht so viel,
wie es uns glauben machen will. Die Psychiatrie möchte eine medizinische
Wissenschaft sein und befasst sich gern mit der individuellen
Psychopathologie. Wir kennen zwar das biopsychosoziale Modell, aber die
Interventionen beziehen sich in der Regel vor allem auf die Biofaktoren,
während der psychosoziale Kontext vielfach ausgeklammert wird.
Patienten in der Psychiatrie werden oft auf ein gestörtes Objekt oder gar
auf die Störung selbst reduziert. Zur Diagnose werden unsere
Verhaltensweisen und Geschichten auf Symptome hin analysiert.
Berücksichtigt wird jedoch nur das, was für die diagnostische
Untersuchung relevant ist. Wir werden beobachtet, aber nicht wirklich
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© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
gesehen; wir werden ausgefragt, aber nicht wirklich gehört. Für die
Psychiatrie sind wir noch immer keine ernst zu nehmenden
Gesprächspartner. Eine psychische Störung bedeutet nach landläufiger
Auffassung, dass man nicht richtig sprechen kann.
Psychiatrische Entfremdung
Als Erklärung für meinen Zustand wurden meiner Umgebung und mir in
der Psychiatrie eine Geschichte mit dem dazugehörenden Vokabular
geboten. In meinem Dossier stand lange Zeit diese eine offizielle Version
über meinen Lebenslauf. Darin bin ich eine Gestörte, Trägerin einer
psychotischen Störung. Ich war sehr krank und man behandelte meine
Krankheit, die freilich nie mehr völlig vorbeigehen wird. Lange Zeit
glaubte ich, dass meine Störung nicht in den Griff zu bekommen sei.
Gleichzeitig war ich stark von mir entfremdet. Ich sah mich von außerhalb,
als ein außerirdisches Wesen, für das ganz spezielle Verfahren zum
Einsatz kamen. Bei einem erneuten Aufflackern der Symptome gab es den
Arzt, das Krankenhaus, die Pillen und Liberman nummer 826. Ansonsten
hieß es: „Bleib im Hier und Jetzt; schraube deine Erwartungen zurück;
tagsüber bist du wach und nachts musst du schlafen.“ Ich vertraute mir
nicht, da diese Störung schließlich jederzeit wieder zum Ausbruch
kommen konnte. Ich hatte eine dunkle Seite – eine Seite, die ich nicht
kannte und die ich nicht zu erforschen wagte. Ich dachte nicht darüber
nach, was in der Zeit vor meiner Aufnahme geschehen war, und ich dachte
nicht darüber nach, welche Bedeutung dies hatte. Ich versuchte lediglich,
einen möglichst großen Abstand zu meiner Rückfallschwelle zu wahren.
Das wurde auch von den professionellen Helfern, mit denen ich im Lauf
der Jahre zu tun hatte, stimuliert. Denn nach der immer noch gängigen
Meinung vergrößert das Sprechen über eine Psychose das Risiko einer
folgenden Psychose, und deshalb sollte es vermieden werden. Ich deckte
sie also zu, die kranke Seite in mir. Ich wollte nicht hinsehen. Ich durfte
nicht hinsehen. Und davon erhofften wir uns alle nur das Beste.
In den Jahren nach meinem Krankenhausaufenthalt ist es mir
gelungen, Stabilität in mein Leben zu bringen. Ich war jahrelang frei von
Psychosen und konnte mir eine Existenz aufbauen, eine Beziehung
eingehen und eine Arbeit finden. Meine Störung geriet in den Hintergrund.
Ehrlich gesagt dachte ich, sie besiegt zu haben, sie überlistet zu haben. Ich
war sicher, dass mir so etwas wie in der Zeit vor meiner Aufnahme nie
mehr passieren würde. Ich hatte einen Partner, einen Job, eine Wohnung.
Alles war anders. Bis dann kurz hintereinander einige erschütternde
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© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
Ereignisse eintraten und ich wieder psychotisch wurde.
Keine Psychotherapie für Psychoten
In der darauffolgenden Zeit musste ich eine Entscheidung treffen: Lasse
ich das erneute Aufflammen einer weiterwuchernden Krankheit zu? Oder
sollte ich versuchen, mich aktiv mit dem Ganzen auseinander zu setzen?
Die erste Option war nicht sehr verlockend, weil sie einen machtlos macht.
Meine Psychosen als eine Krankheit zu akzeptieren, hieße, einfach die
Hände in den Schoß zu legen und mich widerstandslos den grässlichen
Nebenwirkungen der hohen Antipsychotikadosen auszuliefern. Das aber
erschien mir unvereinbar mit all dem, was ich mir aufgebaut hatte.
Stattdessen wollte ich lernen, meine psychotischen Erfahrungen zu
benennen, davon zu erzählen und ihre Bedeutung zu ergründen. Allerdings
ist dies ein Behandlungsbedürfnis, das – allen nachfrageorientierten
Konzepten zum Trotz – im Versorgungsangebot nicht berücksichtigt wird.
Eine psychiatrische Vorgeschichte mit Psychosen ist eine Kontraindikation
für vernünftige Gespräche aller Art. Ich habe bemerkt, dass Ärzte und
Therapeuten es nicht wagen, mit Leuten, die psychotisch reagieren, in
einer dunklen Vergangenheit zu wühlen. Außerdem gibt es dafür keine
Leitlinien. Meiner Ansicht nach erfordert ein derartiges Vorgehen vor
allem viel Mut. Von den Hilfeempfängern und von den Hilfeleistenden.
Von der Kindesmisshandlung zur Wirklichkeitsverzerrung
Ich sehe meine Psychosen nicht mehr als isolierte Psychopathologie. Ich
kann mir heute fast nicht mehr vorstellen, sie jemals so gesehen zu haben.
Meine Psychosen sind eine Reaktion auf meine Biografie. Sie sind eine
Reaktion auf die unberechenbaren Aggressionen, denen ich als Kind
ausgesetzt war. Ich bin der taube Bauernsohn aus Sandra Eschers
Doktorarbeit über das Stimmenhören. Der Sohn, der nach Jahren der
Demütigung und Unterwerfung endlich wütend genug war und seinen
Vater zurückschlug. Woraufhin der Vater verkündete, dass er sich
umbringen werde, und das Haus verließ. Die gesamte Familie kehrte sich
gegen mich. Nach diesem Vorfall konnte ich sehr lange Zeit keine Wut
mehr spüren. Ich bin einfach nicht mehr wütend geworden. In den Jahren
danach verlor ich jegliche Kraft und tauschte sie gegen Schuld, Angst und
psychotische Störungen ein. Ich wurde das Problem, das gelöst werden
musste.
Ich will damit keineswegs sagen, dass Aggressionserfahrungen
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© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
zwangsläufig zu einer Psychose führen. Aber ich denke, dass die
Bedrohung und der Verrat darum herum sehr wohl eine Psychose nähren
können. Der Verrat der Umgebung, die sich lieber hinter einem „Du wirst
es wahrscheinlich verdient haben“ verschanzt, als dass sie sich für dich
einsetzt. Eine Umgebung, die den Täter gutredet und das Opfer
beschuldigt. Die das Kind zwingt, die Realität der Erwachsenen zu
übernehmen. Die es zwingt, den Himmel als grün zu bezeichnen, obwohl
das Kind eindeutig sieht, dass er bläulich ist. Auf diese Weise gerät das
Kind in eine Verdrehung der Wirklichkeit, mit der es sich keinen Rat weiß.
Man wird gezwungen, sich selbst zu verraten. Das ist es, was ein
dämmriges Halbdunkel entstehen lässt. Das ist es, wodurch man in das
Territorium der Psychoseanfälligkeit schlittert.
Wiederholung des Traumas
In der Psychiatrie wurde mein dämmriges Halbdunkel weiter verstärkt.
Dort hat man mir diese Verdrehung der Wirklichkeit erneut
aufgezwungen. Auch dort wurde die Wirklichkeit verzerrt. Niemand
erkundigte sich, was passiert war. Niemand fragte mich: „Was genau hat
dich in den Wahnsinn getrieben?“ Ich wurde beobachtet, diagnostiziert
und als Gestörte behandelt, ohne dass je ein Zusammenhang mit dem
Kontext hergestellt worden wäre. Psychotisch reagierende Missbrauchsund Misshandlungsopfer werden in der Psychiatrie nicht ohne weiteres
Anerkennung finden – sofern sie die überhaupt suchen. Denn viele von uns
kämpfen mit riesigen Schuldgefühlen und sind überzeugt, die Schuldigen
des Verbrechens zu sein, dessen Opfer sie sind. Überall suchen wir nach
einem Beweis für diese Schuld und Schlechtigkeit. Wir strafen uns auf alle
möglichen Arten dafür. Durch eine psychiatrische Aufnahme werden wir
in unserer Überzeugung bestätigt, dass wir das Problem sind, das es zu
lösen gilt. Genau genommen setzen wir so die uns vertrauten Muster fort.
Verlängern wir so unsere Opferschaft. Man könnte das Patientwerden in
der Psychiatrie gewissermaßen als eine Wiederholung des Traumas
umschreiben.
Vorläuferphasen eines Psychoseschubs
Das Neuschreiben meiner Lebensgeschichte ist ein mühsamer und
zuweilen gefährlicher Prozess. Ich muss mir den Raum für meine eigene
Version erkämpfen – muss ihn nicht zuletzt auch mir selbst abringen.
Etwas, was derart lange verboten war, holt man nicht „mir nichts, dir
nichts“ aus der Illegalität heraus. Überdies sind psychotische Erfahrungen
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in der Tat riskante Gesprächsthemen. Wenn man nicht aufpasst, können sie
deine Wirklichkeitswahrnehmung erneut antasten. Doch ich bin froh über
den Weg, den ich bisher zurückgelegt habe. Meine psychotische
Erkrankung hat ihre mysteriöse Rätselhaftigkeit verloren. Ich weiß nun,
was meine Auslöser sind und wodurch sich meine Erinnerungen in
Wiedererlebungen und Halluzinationen verändern. Ich lerne, diese zu
beschreiben. Das nimmt ihnen ihre Bedrohlichkeit. Wie ich zum Beispiel
festgestellt habe, sind bestimmte Halluzinationen an sich gar nicht
beängstigend. Was mich steif vor Angst werden lässt, ist vielmehr die
Tatsache, dass ich Dinge sehe, die da eigentlich nicht sein sollten.
Außerdem habe ich bei den Vorläuferphasen, die meine Psychosen
ankündigen, eine deutliche Reihenfolge entdeckt. Erst kommen Stress,
Erschöpfung und zuviel Bewegungen in der Welt. Dann geraten die
Bedeutungen durcheinander. Die Welt ist für mich nicht mehr erkennbar,
etwas Fundamentales stimmt nicht mehr in ihr. Das bewirkt ein
beklemmendes und uferloses Gefühl. Danach sehe ich nichtvorhandene
Sachen, und um dafür eine stimmige Erklärung zu finden, baue ich mir ein
eigenes Denk- und Wahnsystem auf. Habe ich einmal diese Stufe erreicht,
ist es außerordentlich schwierig, das Ruder noch herumzuwerfen, weil ich
jede Aktion der Außenwelt in mein Denksystem einpasse. Jede Reaktion
der anderen bestätigt in diesem Stadium nur das Übel, das sich in meinem
Kopf eingenistet hat.
Die Entdeckung dieser Reihenfolge war ein wesentlicher Punkt. Es
ermöglicht mir, den Kontakt mit den anderen aufrechtzuerhalten. Bereits
in der Phase der Bedeutungsverwirrung und der Beklemmung versuche
ich, das mit anderen zu besprechen. Ich habe gelernt, meine Alarmglocken
frühzeitig wahrzunehmen. Trotzdem sind all diese Bemühungen keine
Garantie für eine Psychoseprävention. Mittlerweile habe ich auch gelernt,
dass das Verständnis der eigenen Alarmsignale nicht das Wundermittel ist,
zu dem wir es gern machen würden. Selbstmanagement ist nur bis zu
einem gewissen Grad möglich. Eine Psychose bleibt heimtückisch.
Die Freilegung des Zusammenhangs zwischen Psychose und
Lebenslauf war – und ist – für mich sehr förderlich. Sie beseitigte mein
Selbstmisstrauen, weil sie meine psychotischen Erfahrungen begreiflich
macht. Und was vielleicht noch wichtiger ist: Meine Wut ist wieder da.
Sofern sie in der richtigen Dosierung angewendet wird, braucht sie nicht
destruktiv zu sein, sondern kann eine enorme Lebenskraft darstellen.
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Angst, Ängste und Diagnosen - Oswald Bender, Leiwen
Prolog
Ich stellte im Verlauf eigener Besinnung fest, dass die ursächlichen Diagnosen meines Krankseins auf die
Auswirkungen unspezifischer Ängste zurückzuführen waren. Unspezifische Ängste können ihre Ursache,
wie ich zeigen werde, in dem durch die Eltern fremdbestimmten Teil der Kindheit, also bis etwa 12 Jahre,
haben.
Wird ein eklatanter Widerspruch verankert, so führt dies im späteren Leben beim Auftreten eines solchen
Kontextes zu einer Situation, die unlösbar erscheint. Angst, mit Rotieren im Hamsterrad ist die Folge.
Im folgenden Vortrag werde ich kurz meine Situation schildern, wie sie sich nach der ersten
Zwangseinweisung 1993 ergab und wie sich die Situation heute darstellt.
Der Weg dorthin ist gekennzeichnet durch einen eigenen selbsttherapeutischen Ansatz, in dessen Verlauf
auch die zur Diagnose der Erkrankung führenden Ängste in ihrer Ursache erkannt und in der Folge aufgelöst
werden konnten. Dies führte zu einem Beitrag im „Leuchtfeuer“, dem Journal des LVPE, den ich im Rahmen
dieses Vortrags präsentieren möchte.
Mein Weg in die Gesellschaft wurde hauptsächlich durch diese Resultate ermöglicht und manifestiert..
Zum Schluss werde ich im Resümee die aus diesen Erfahrungen folgenden Erkenntnisse und Denkanstöße
zusammenfassend darstellen.
Situation 1993
Vier Monate erzwungene stationäre Psychiatrie
Ich war am Boden – kurz über Null
-Stigma durch psychiatrische Diagnose
-Familie weg
-Beruflich keine Zukunft mehr
-Sinnfrage nicht mehr vorhanden, konkrete Gedanken, sich das Leben zu nehmen, in der
Quintessernz als nicht sinnvoll und praktikabel gesehen
-Ein Nichts, Last der Eltern und der Gesellschaft
-Selbstvertrauen weg
-Angst, im Dorf unter die Leute zu gehen
Reaktion der Mutter auf die Frage, was sie von meiner Situation halte: „Du bist doch unser Junge“. Erste
Hoffnung keimt auf.
Situation heute
Ich bin absolut im Reinen mit meiner heute 90jährigen Mutter, mit der ich zusammen lebe und in
zunehmendem Maße auch mit mir selbst und meiner Situation.
Meine Ex-Ehefrau und unsere Tochter bilden mit mir immer noch so etwas wie eine Familie, wir helfen und
unterstützen uns gegenseitig, wenn erforderlich. Gegenseitiges Vertrauen ist die Basis für diese
Übereinkunft.
Im Dorf spricht auch der letzte heute mit mir. Ich fühle mich trotz meinem Stempel, der allen wohl bekannt
sein dürfte, beachtet - im positiven Sinne geachtet.
Beruflich habe ich zwar keine reelle Zukunft, doch in meinem 32 Std./Monat-Job, einer geringfügigen
Beschäftigung, die ich seit 1994 habe, bin ich zusehends bei den Kollegen integriert, nicht zuletzt wegen der
Ergebnisse, die ich heute imstande bin, zu erarbeiten.
Ich fühle mich frei und seit etwa 2 Jahren auch selbstbewusst und erwachsen, ich habe mich sozusagen den
Kinderschuhen meiner kindlichen Erziehung entledigt.
Seit 5 Jahren habe ich ein Hobby, welches die gesamte frei verfügbare Zeit einnimmt und welches erste
Resultate brachte und immer noch bringt. Ein neues, vollständigeres Modell der Atomhülle ist das derzeitige
Resultat. Ein Patent mit dem Ziel einer effizienteren Umsetzung von Licht und Wärme in elektrische Energie
oder in chemische Energie wurde von mir formuliert und eingereicht, allerdings ohne Erfolg, was für mich
kein Problem darstellt.
Ich kann alle meine Fähigkeiten sinnvoll anwenden und erproben. Dies gibt Kraft und Selbstvertrauen, das
nach einer Erfahrung des Geschundenwerdens im psychiatrischen System ein von mir ersehntes und
angestrebtes Ziel von Anfang an war.
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Von Angst, Ängsten, Diagnosen und Zukunft (Beitrag für Leuchtfeuer)
Ich war im Beruf, sehr ehrgeizig und auch erfolgreich. Ich fand meine spätere Frau und zeugte ein Kind mit
ihr, und dieses wurde gesund zur Welt gebracht.
Ich war genau, alles sollte mehr als 100-prozentig sein. Angst stellte sich ein, Angst vor der Tatsache, Vater
zu sein, dem nicht gerecht zu werden, Angst, die Familie nicht ernähren zu können, Angst, diese zu
verlieren.
Eine latente Angst vor Bestrafung, die ich, obwohl sie existent war, nicht fassen, geschweige denn erklären
konnte. Ich kämpfte dagegen an, überwand sie und hatte punktuell Erfolg im Beruf bis plötzlich, irgendwie
aus heiterem Himmel wieder die Angst mich überkam, es war wieder die Angst zu versagen. Alles schien
negativ und ich vermochte nicht das Positive meines Tuns zu erkennen, die Angst lähmte mich total, ich
schien autistische Züge zu haben, gefangen mit mir selbst in meiner Angst.
Ich suchte einen Psychiater auf, heute weiß ich allerdings, dass es besser ein Psychologe gewesen wäre, aber
es war nun mal ein Psychiater, der nach einigen Gesprächen Borderline diagnostizierte. Ich denke, er lag
richtig, denn ich ging punktuell über meine Grenzen.
Nach einigen weiteren Gesprächen lautete die Diagnose Manisch-Depressiv.
Anlass dafür waren offensichtlich die von mir geschilderten Verhaltensweisen. Meine Angst konnte ich zum
damaligen Zeitpunkt noch nicht wahrhaben, obwohl ich sie ja zweifellos wahrnahm.
Angst ist in unserer „Leistungs-orientierten“ und offenkundig von militärischen Regeln durchzogenen
Gesellschaft zweifelsohne mit Schwäche synonym, und auch ich wollte nicht schwach sein.
Unsere Tochter war 3 Jahre alt, als meine Frau begann, sich von mir zu distanzieren. Sie war am Bodensee,
wo wir wohnten, zutiefst unglücklich, da ohne Chance auf Ausübung ihres erlernten Berufes. Ich wollte
durchhalten, bis unsere Tochter schulreif wäre. Ich hielt durch. Ich ging aus dienstlichen Gründen für zwei
Monate auf eine Universität nach Kanada. Unter anderem sollte sich meine Frau bei dieser Gelegenheit frei
entscheiden können. Nach einem Monat erhielt ich den Abschiedsbrief, nichts Feindseliges, die
Entscheidung war einzig und allein und ehrlich zum Wohl unserer Tochter gefallen.
Doch was war, als ich nach 3 Monaten, ich hatte noch Urlaub angehängt, um mit einem Leihwagen von
Kanada bis nach Philadelphia und zurück nach Toronto zu fahren. Die ganze Zeit über befand ich mich in
einem Trancezustand. Ich hatte einen für mich damals unlösbaren Konflikt in meinem Innern und war
damals nicht in der Lage, diesen mit den mir zur Verfügung stehenden kognitiven Mitteln zu lösen. Trance
war mithin die einzige und, wie ich heute weiß, auch die richtige Lösung.
Doch was war, als ich wieder zu Hause war? Die Wohnung war halb leer, meine Tochter war weit weg. In
der Firma benahm ich mich seltsam und folgte nicht mir gegebenen Anweisungen. Man gab mir diskret eine
Telefonnummer, die ich anrufen sollte, wohl die eines Therapeuten. Letztlich fuhr mich mein VorVorgesetzter zu einem von mir gewählten Psychiater, der mir ja bereits bekannt war, und bei dem ich mich
für einen stationären Aufenthalt, ohne zu wissen was dies bedeutete, entschied.
In der Psychiatrie angekommen, ich war aus freien Stücken dort, um über mein Problem, meinen Schmerz
und meinen Konflikt zu reden, durfte ich nicht wieder hinaus und musste Medikamente nehmen. Mein
Problem interessierte niemanden. In einer psychologischen Abteilung, bei der ich endlich vorsprechen durfte,
erfuhr ich, dass ich noch nicht genug unten sei, um mich aufbauen zu können. Tiefste Ratlosigkeit gepaart
mit Verwunderung auf meiner Seite.
Diagnose mäßig war ich unverändert Manisch-Depressiv, vielleicht auch bereits, wie beim nächsten
unfreiwilligen Klinkaufenthalt manifestiert, Schizo-Affektiv und damit eine Stufe nach oben geklettert in der
Rangordnung der Diagnosen. Dieser „Titel“ ist mir bis auf den heutigen Tag geblieben. Da es für eine solche
Klassifizierung keine Heilung gibt, bleibt diese wohl bis zu meinem Lebensende zementiert.
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Was blieb mir also übrig, als ein eigenes Konzept mit dem Ziel der Selbstheilung zu finden?
Mir schwante, dass ich einen unlösbaren inneren Konflikt in mir trug, den ich finden und lösen wollte.
Ich sagte mir 1997 ganz lapidar „Erinnerungen frei“, und bald kamen Erinnerungen jeglicher Art hoch, die
ich anfangs, neutral wie ein Buchhalter, notierte. Es war nichts Schlimmes, nichts, vor dem ich Angst haben
musste. Dennoch gab einen schwarzen Bereich, von dem nichts zu erfahren war. Vier Jahre später schrieb
ich einen Beitrag fürs „Leuchtfeuer“ mit dem Titel „Was erwarte ich vom Besuch eines Psychotherapeuten?“
Ich beschäftigte mich also mit den unterschiedlichsten psychotherapeutischen Verfahren in der Hoffnung,
etwas passendes für mich zu finden. In mein Anforderungsprofil ging mein damaliger Kenntnisstand meiner
selbst ein. Es müsste ein Therapeut mit analytischer und systemischer Erfahrung sein, war mein damaliges
Resultat.
Während der Erarbeitung der psychoanalytischen Methoden wurden wieder Erinnerungen frei, und zwar aus
dem Bereich, der mir zuvor nicht zugänglich war. Dennoch ergab sich noch nicht die Lösung meines inneren
Konfliktes und der damit einhergehenden Angst.
Ich arbeite seit 10 Jahren als geringfügig Beschäftigter in der Entwicklungsabteilung einer mittelständigen
Firma im Bereich Programmieren. Vor einem Jahr traten Schwierigkeiten mit meinem Betreuer auf, es waren
Schwierigkeiten kommunikativer Art. Im Verlauf des Jahres hatte ich Angst, den Job zu verlieren. Mein
Verhalten änderte sich, ich wurde stur und die Angst wurde immer größer. Ich erzählte Bekannten davon,
dass ich wohl meinen Job nicht behalten werde.
Ich habe meinen Job immer noch. Doch heute ist mir klar, wo der Ursprung der Angst und die Ursachen
meines eigenen Verhaltens lagen.
Um die Angst zu beseitigen, wäre die Trennung von meinem Job die einzige Lösung gewesen, allerdings
wäre diese Lösung ja auch das Desaster gewesen, vor dem ich Angst hatte, mithin eine ausweglose Situation.
Ein typisches Double-Bind Problem bei psychologischer Betrachtung.
Wo war die Ursache dafür? Ich wurde fündig in meiner Kindheit, in dem zuvor schwarzen Bereich meiner
Erinnerung.
Ich wurde damals bei Verfehlungen massiv von meiner Mutter bestraft, ich konnte nicht entrinnen und
musste sogar, obwohl ich Angst vor der zu erwartenden Prozedur hatte, selbst zu ihr kommen um die
Bestrafung zu erhalten, wohlweislich dessen, was mir blühte. Die Bestrafung erschien also schließlich als
„Erlösung“.
Dies war also mein fatales Programm. Sobald ich also irgendetwas falsch machte oder glaubte, etwas falsch
gemacht zu haben, das eine Bestrafung nach sich ziehen könnte, wollte ich intuitiv herbei zitiert werden und
die Bestrafung erhalten, damit das Problem gelöst werde.
Als mir dieser Zusammenhang bewusst wurde - ein Schleier fiel sozusagen von mir - war die Angst von
einem Tag auf den anderen verschwunden.
Ich war endlich erwachsen geworden, wie ich Freunden sagte.
Oswald Bender
Sylvester 2004
PS: Ich bin weder gram zu meiner Mutter noch habe ich ihr etwas zu verzeihen, da es nichts zu verzeihen
gibt, denn ich sehe das Ganze im Zusammenhang ihrer eigenen Geschichte und Herkunft. Man muss in einer
solchen Betrachtungsweise eine neutrale Position einnehmen, um die richtigen Schlüsse ziehen zu können,
die man im Anschluss daran natürlich aus der ganz persönlichen Sichtweise heraus bewerten muss.
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Resümee
Zusammenfassend ergeben sich Erklärungsmuster für die aus meiner diagnostischen Erfahrung herrührenden
folgenden zentralen psychiatrischen Diagnosen:
Depression
Wenn ein fundamentaler Widerspruch im Inneren verankert ist, so findet man beim Auftreten des
entsprechenden Kontextes keine Lösung, „Drehen“ auf dem Problem ohne Aussicht auf einen positiven
Ausgang ist die Folge. Verinnerlichung tritt ein mit Abkehr von der Werten der Außenwelt. Man ist inhärent
Verlierer.
Manisch-Depressives Verhalten
Schafft man es, mittels immenser Willensanstrengung der Angst und der damit verkoppelten Depression zu
entrinnen, sie zu überwinden, wird die gewonnene Freiheit unbändig „gewürdigt“, genutzt und genossen.
Man übernimmt Aufgaben, die man sich vorher nicht zugetraut hat, man versucht den zuvor vermissten Teil
des Lebens nachzuholen, zu vergessen. Tritt nun der Kontext auf, der die unspezifische Angst bedingt hat,
bekommt man Angst und fällt zurück in das „Loch“, aus dem man zuvor herausgekrabbelt war.
Psychosen
Psychosen sind dadurch gekennzeichnet, dass die Kommunikation mit der Außenwelt gestört ist, die
Wahrnehmung scheint anders zu sein. Im Rahmen einer Unterhaltung mit einer Mitarbeiterin einer
psychiatrischen Klinik meinte diese, sie glaube schon länger, dass Psychosen etwas mit der Angstchemie
des Gehirns zu tun hätten.
Nach meiner Erfahrung kann der Geist beim Austreten eines Angstkontextes, bei dem keine reale Lösung
augenscheinlich ist, die Lösung außerhalb der normalen Erfahrenswelt suchen. In diesem Fall wird das
Denken hypothetisch und die Aussagen der Person werden zum Teil absurd für Außenstehende. Im Prinzip
ist dies ein Zustand, wie er von Medizinmännern und Schamanen angestrebt wurde, um eine Lösung für ein
immenses, quasi unlösbares Problem zu finden. In ähnlicher Situation befindet sich ja der Mensch, der
unabdingbar im Angstkontext seiner unspezifischen Angst gefangen ist.
Aufgrund meiner eigenen selbsttherapeutischen Bemühungen und auch Erfolgen geht es darum, diesen
unspezifischen Angstkontext aufzulösen. Dies kann nach meiner Meinung nur durch den Probanden selbst
geschehen durch Freisetzen seiner Erinnerung und hier speziell der verborgenen dunklen Bereiche, die
erklärt werden müssen. Nach meiner Erfahrung kann zur Auflösung eine Nacht Halbschlaf ausreichen, in
dem der Geist sich neu sortiert. Mehr ist es im Endeffekt nicht. Wenn der Angstkontext danach wieder
auftritt, reicht eine kognitive Bewertung, die nun möglich ist, aus, um die Situation zu bereinigen. Eine
Lösung findet sich nun.
Ich habe in den letzten Jahren im Rahmen des Schulprojektes des LVPE aktiv mit Professionellen an der
Aufklärung über psychische Erkrankungen und Krisen an Schulen mitgewirkt. Von Fachleuten wurde
festgestellt, dass Ängste unter Schülern und Schülerinnen zunehmen. Ich zitiere:
Nach 1 leiden
15% der Schüler unter Ängsten, 9-14% der Schüler weisen körperliche Symptome ohne körperliche
Ursachen auf. Diese Beschwerden sind oft durch Angst und Stresszustände verursacht.
Nach Aussage eines Lehrers sind diese Zahlen eher höher anzusetzen.
Durch den von uns Betroffenen praktizierten Umgang mit diesem Themenkreis versuchen wir die Schüler
und Schülerinnen dazu anzuregen, beim Auftreten von Konflikten und Krisen ein offenes Gespräch mit
anderen Menschen, Freunden, Mitschülern oder auch Eltern zu suchen. In meinem Dorf legt man ein solches
Problem einfach aufs „Tablett“ und lässt somit die andere Meinung und das andere Urteil zu. Eine Lösung
kann mitunter so gefunden werden.
1
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Dr. Hans Morschitzky, Ängste Jugendlicher, Linz, 1999, WWW.Panikattacken.at
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Als Quintessenz möchte ich noch eine wesentliche Aussage meines bisherigen Bemühens kundtun:
Ein reales Problem hat immer auch eine reale Lösung. Man braucht also nicht mit der Existenz der Lösung
zu hadern (Hamsterradeffekt). Die Aufgabe besteht nur noch darin, die Lösung zu finden, also ein reines
Suchproblem.
Dies kann mitunter, wie ich selbst erfahren habe, durch ein in einem körperlich entspannten Zustand passiv
passierendes sich Sortieren lassen des Geistes erfolgen, mitunter die ganze Nacht beanspruchend. Am
Morgen ist man entspannt und ausgeruht und keineswegs übernächtigt.
Willst du etwas wissen, frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten
Oswald Bender, September 2007
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Resonanz
E-mail an [email protected]
Sehr geehrter Herr Wagner,
die Klienten und Mitarbeiter des Sozialen Zentrums der Barmherzigen Brüder Saffig, die
vergangene Woche an der 11. Fachtagung des LVPE in Mayen teilnehmen durften,
möchten sich auf diesem Wege für die überaus gelungene Veranstaltung bedanken!
Die sehr gute Mischung aus Fachbeiträgen und Erfahrungsberichten Betroffener und die
Art und Weise wie in verständlicher Sprache Inhalte vermittelt wurden, trugen zu einer
sehr lebendigen und Gesprächsanregenden Atmosphäre bei.
Alle Saffiger Teilnehmer äußerten übereinstimmend die Hoffnung, dass diese
Veranstaltung nicht die letzte ihrer Art sein wird, sondern eine Fortsetzung finden möge!
Wir wünschen Ihnen und Ihrem Landesverband weiterhin viel Erfolg bei Ihrer
hervorragenden Arbeit!
Mit freundlichen Grüßen,
Jörg Nagel
Dipl. Psychologe
Psychologischer Dienst & Aufnahmekoordination
Barmherzige Brüder Saffig
Soziales Zentrum für Menschen mit Behinderung
Barmherzige Brüder Saffig
Helmut Dohmen
Dipl. Sozialpädagoge,
Abteilungsleiter
Gemeindepsychiatrisches
Wohn-und Betreuungszentrum Saffig
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Der Landesverband
Psychiatrie-Erfahrener
Rheinland-Pfalz e.V.
bedankt sich beim
Kooperationspartner
Opferschutzverein
„Schotterblume“ e.V.
Bei den Unterstützern
Ministerium für Arbeit,
Soziales, Gesundheit, Familie
und Frauen Rheinland-Pfalz,
den Krankenkassen
und der Bezirksärztekammer
Koblenz
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Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
Beck, Roswitha
Kuratoriumsvorsitzende des Vereins
Psychiatrie in Rheinland-Pfalz e.V.
zur
Unterstützung Gemeindenaher
Bender, Oswald
Vorstandsmitglied im erweiterten Vorstand des Landesverbandes PsychiatrieErfahrener (LVPE) Rheinland-Pfalz e.V., Leiwen
Boevink, Wilma
Sozialwissenschaftlerin, niederländische Psychiatrieerfahrene und Buchautorin,
Utrecht
Minor-Püllen, Dagmar
Therapeutin und Leiterin des Opferschutzvereins „Schotterblume“, Nassau
Schäfer, Dr. med. Ingo
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Hamburg- Eppendorf
Wagner, Franz-Josef
Vorsitzender des Landesverbandes Psychiatrie-Erfahrener (LVPE) RheinlandPfalz e.V., Trier
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dP
n
a
sychiatr
ie
ren
rfah er
-E
Impressum
de
Lan sverb
© Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Rheinland-Pfalz e.V.
LVPE
Rheinland-Pfalz e.V.
Verantwortlicher / Original Titelfoto:
Franz-Josef Wagner
Layout / Titelseitengestaltung / Fotos:
Detlef Möllendorf
Anschrift:
LVPE Rheinland-Pfalz e.V.
Gratianstr. 7
54294 Trier
eMail: [email protected]
Homepage:
www.lvpe-rlp.de
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