GTAI - Wirtschaftsausblick

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Wirtschaftsausblick September 2017 - Kolumbien
29.09.2017
Inhalt
 Wirtschaftsentwicklung: Talsohle ist überschritten
 Investitionen: vor allem in die Verkehrsinfrastruktur
 Konsum: Erhöhung der Mehrwertsteuer drückt Laune der Konsumenten
 Außenhandel: Importe kommen wegen des schwachen Peso nicht auf die Beine
Wirtschaft erholt sich langsam vom Ölpreisverfall / Von Edwin Schuh
Bogotá (GTAI) - Der Ölpreisverfall 2015 und 2016 traf Kolumbien hart und reduzierte empfindlich die Einnahmen
der Regierung, woraufhin diese die Steuern erhöhen musste. Das wiederum drückte auf die Laune der Konsu­
menten. Mit niedrigen Zinsen will die Zentralbank nun die Wirtschaft ankurbeln. Der abgewertete Peso hilft
den Exporten des Agrarsektors und der lokalen Industrie, die schlechte wirtschaftliche Lage in den Nachbarlän­
dern Brasilien, Venezuela und Ecuador bremst jedoch auch Kolumbien.
Wirtschaftsentwicklung: Talsohle ist überschritten
Kolumbiens Wirtschaft entwickelte sich im 1. Halbjahr 2017 so schlecht wie zuletzt 2009. Das Bruttoinlandspro­
dukt (BIP) nahm nur um 1,2 Prozent zu. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer zu Jahresbeginn wirkte sich negativ
auf das verarbeitende Gewerbe aus, da weniger konsumiert wurde. Die Industrieproduktion fiel daher im 1.
Halbjahr um 1,9 Prozent. Auch die Bauwirtschaft legte nach einigen starken Jahren eine Pause ein und sank im 1.
Halbjahr um 0,6 Prozent, vor allem wegen eines Einbruchs im Hochbau. Der Tiefbau expandiert dank dem Auto­
bahnprogramm 4G, welches in den kommenden Jahren ein Wachstumstreiber der kolumbianischen Wirtschaft
sein wird.
Der deutliche Rückgang der Erdölproduktion wirkt sich ebenfalls negativ auf das Wirtschaftswachstum aus. Die
Erdölproduktion sank seit Anfang 2015 um 17,7 Prozent auf etwa 850.000 Barrel pro Tag (bpd), da die Unterneh­
men wegen des niedrigen Ölpreises ihre Investitionen in Exploration und Förderung drosselten. Für die kom­
menden Jahre wird eine weiterhin abnehmende Förderung erwartet. Die Investitionen des Sektors könnten je­
doch dank einer allmählichen Erholung des Ölpreises und der geplanten Steueranreize wieder steigen. Das
stärkste Wachstum legte im 1. Halbjahr der Agrarsektor hin mit 6,1 Prozent. Der abgewertete Peso treibt die Ex­
porte des Sektors an, insbesondere von Fleisch und Milchprodukten.
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WIRTSCHAFTSAUSBLICK SEPTEMBER 2017 - KOLUMBIEN
MKT201709288001.14
Die Wirtschaftslage wird sich im 2. Halbjahr 2017 dank niedrigerer Zinsen, einem weiterhin starken Agrarsektor
und Investitionen in die Infrastruktur etwas erholen. Das renommierte Wirtschaftsforschungsinstitut Fedesar­
rollo erwartet ein BIP-Wachstum von 2,8 Prozent und für die Jahre 2018 bis 2021 ein durchschnittliches Wachs­
tum von 3,6 Prozent jährlich. Der Ausgang der Präsidentschaftswahlen im Mai 2018 ist offen, die meisten Spit­
zenkandidaten wollen jedoch den wirtschaftsliberalen Kurs der vergangenen Jahre beibehalten.
Der Friedensprozess mit der FARC-Guerilla macht Fortschritte und wird sich mittelfristig positiv auf die Wirt­
schaft auswirken, vor allem dank einer verbesserten Sicherheitslage für den Agrarsektor und den Rohstoff­
abbau in entlegenen Landesteilen, geringeren Militärausgaben sowie einer positiveren Risikowahrnehmung Ko­
lumbiens im Ausland. Die Entwaffnung der FARC im Juni 2017 war ein wichtiger Meilenstein. Kurzfristig entste­
hen durch die Integration von rund 13.500 ehemaligen Guerrillakämpfern in die Gesellschaft allerdings Zusatz­
ausgaben und die Regierung muss das Machtvakuum füllen, damit nicht andere kriminelle Gruppen ihre Ge­
schäfte ausbauen.
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Wirtschaftliche Eckdaten Kolumbien
Indikator
2015
2016
Vergleichsdaten Deutschland 2016
BIP (nominal, Mrd. US$)
291,0
287,5
3.480,2
BIP pro Kopf (US$)
6.037,6
5.897,5
42.188
Bevölkerung (Mio.)
48,2
48,7
82,5
2.746,5
3.053,4
-
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = kolumbianischer
Peso, kol$)
Quellen: Banco de la República, EIU, Statistisches Bundesamt
Investitionen: vor allem in die Verkehrsinfrastruktur
Die Bruttoanlageinvestitionen stabilisierten sich im 1. Halbjahr 2017 (+0,2 Prozent), nachdem sie 2016 noch um
3,6 Prozent gefallen waren. Der schwache Peso hatte die Preise von importierten Maschinen und Anlagen sowie
Transportmaterial steigen lassen, weshalb weniger in diese Güter investiert wurde. Niedrigere Zinsen dürften
die Investitionen nun wieder ankurbeln. Die Zentralbank Banco de la República hat ihren Leitzins zwischen Au­
gust 2016 und August 2017 schrittweise von 7,75 auf 5,25 Prozent reduziert. Die Zinssenkungen werden von den
Banken aber nur langsam an die Endkunden weitergegeben, so dass sich die Kreditvergabe an Unternehmen
bislang kaum erhöht hat.
Der Erdölsektor dürfte in den kommenden Jahren, abhängig von der Entwicklung des Ölpreises, wieder mehr in­
vestieren. Die höchsten Investitionen werden jedoch im Infrastruktursektor fließen, da Kolumbien seine Ver­
kehrsinfrastruktur modernisiert. Dies umfasst Autobahnen, Flughäfen, Binnenschifffahrt und öffentliche Nah­
verkehrsmittel, wie etwa die erste Metrolinie in Bogotá. Die ausländischen Direktinvestitionen nach Kolumbien
lagen im 1. Halbjahr bei 5,2 Milliarden US-Dollar (US$), wovon die höchsten Summen in den Erdölsektor, die In­
dustrie sowie in den Einzelhandel, Restaurants und Hotels flossen.
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Ausgewählte Großprojekte in Kolumbien
Projektbez­
eichnung
Investitio­
Projektstand
Anmerkung/Ansprechpartner
nssumme
(Mio. US$)
Vierte Generati­
16.700
on von Auto­
bahnkonzession­
en 4G
Erste Metrolinie
Alle Projekte bereits
PPP-Konzessionen für 31 Autobahnprojekte mit einer Ge­
vergeben, jedoch teil­
samtlänge von rund 7.000 km; Konzessionsbehörde ANI
weise Probleme bei der
http://www.ani.gov.co 
Finanzierung
4.423
Bogotá
In Vorbereitung; soll
24 km mit 15 Stationen; überirdisch; Empresa Metro de
Mitte 2018 vergeben
Bogotá S.A. http://www.metrodebogota.gov.co 
werden und 2022 in
Betrieb gehen
Private Auto­
4.000
bahninitiativen
Bisher zehn Projekte
Autobahnprojekte basierend auf privaten Initiativen;
von ANI vergeben
neue Vorschläge können jederzeit eingereicht werden;
http://www.ani.gov.co 
Regionalbahn
1.850
Bogotá - Faca­
In Planung; soll 2018
PPP-Projekt soll zu 30% mit öffentlichen Mitteln finan­
vergeben werden
ziert werden; Regierung von Cundinamarca http://
www.cundinamarca.gov.co 
tativá (Regio­
Tram)
Goldprojekt
1.300
Gramalote
Zweiter inter­
1.000
nationaler Flug­
hafen Bogotá
In Entwicklung; Um­
Jährliche Förderung von 450.000 Unzen Gold im Tagebau
weltlizenz Ende 2015
ab 2021 geplant; AngloGold Ashanti (51%) und B2Gold
erteilt
(49%)
Wird strukturiert und
Soll westlich der Stadt in den Gemeinden Madrid und Fa­
soll Mitte 2018 ausge­
catativá entstehen; Luftfahrtbehörde Aeronáutica Civil
schrieben werden
http://www.aerocivil.gov.co 
Umweltlizenz steht
Vielzweckhafen; soll ab 2020 jährlich 680.000 t beför­
noch aus
dern; Constructora ConConcreto S.A. http://
(El Dorado II)
Hafen Darién
1.000
International (in
www.conconcreto.com 
Necoclí, Antio­
quia)
Wasserversorg­
950
ungs- und Ab­
Soll Anfang 2018 aus­
Kapazität 4000 l/s; Stadt Santa Marta http://
geschrieben werden
www.santamarta.gov.co 
wassersystem
Santa Marta
Schiffbarmac­
Soll Anfang 2018 er­
Schiffbarmachung auf einer Länge von 256 km sowie In­
hung des Mag­
850
neut vergeben werden,
standhaltung der gesamten Strecke von 908 km; Cormag­
dalena-Flusses
nachdem ursprüngli­
dalena http://www.cormagdalena.com.co 
ches Konsortium um
Odebrecht zahlungsun­
fähig wurde
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WIRTSCHAFTSAUSBLICK SEPTEMBER 2017 - KOLUMBIEN
Wiederherstell­
680
ung des Canal
del Dique
Verschiedene Phasen
Alter und heute unpassierbarer Kanal von 120 km Länge
inklusive dem Bau von
zwischen der Bucht von Cartagena und dem Magdalena-
Schleusen sollen 2018
Fluss; ANI und Fondo Adaptación http://
vergeben werden
sitio.fondoadaptacion.gov.co/index.php/el-fondo/
macroproyectos/canal-del-dique 
Quellen: Recherchen von Germany Trade & Invest; Pressemeldungen
Die nationale Ausschreibungsdatenbank der kolumbianischen Regierung findet sich unter http://
www.colombiacompra.gov.co .
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten unter http://www.gtai.de/kolumbien,  "Ausschreibun­
gen" und "Entwicklungsprojekte".
Konsum: Erhöhung der Mehrwertsteuer drückt Laune der Konsumenten
Der Haushaltskonsum nahm im 1. Halbjahr 2017 um 1,5 Prozent zu, deutlich unter dem durchschnittlichen
Wachstum der Jahre 2010 bis 2016 von 4,1 Prozent. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer IVA von 16 auf 19 Pro­
zent am 1. Januar 2017 drückte die Laune der Konsumenten. Vor allem der Absatz mittel- und langlebiger Güter
wie Kfz, Möbel, Kleidung und Haushaltselektronik war schwach. Die Arbeitslosigkeit lag im Juli 2017 bei 9,7 Pro­
zent, ähnlich wie vor einem Jahr. Damit kommen auch vom Arbeitsmarkt keine Impulse für den Konsum der Pri­
vathaushalte.
Der Konsum der Regierung litt 2016 unter den gefallenen Einnahmen aus dem Erdölsektor, erholte sich jedoch
im 1. Halbjahr 2017 wieder (+3,4 Prozent). Im Vorfeld der Wahlen 2018 dürfte er sich ebenfalls stark entwickeln,
danach wieder abfallen. Die Inflation lag in den zwölf Monaten bis Juli 2017 bei 3,4 Prozent und damit innerhalb
des von der Zentralbank festgelegten Zielbandes von 2 bis 4 Prozent. Dank sinkender Lebensmittel- und Woh­
nungspreise kam die Inflation von ihrem Hoch von 9 Prozent noch vor einem Jahr runter. Dies erlaubte es der
Zentralbank, ihren Leitzins zu senken.
Außenhandel: Importe kommen wegen des schwachen Peso nicht auf die Beine
Kolumbiens Außenhandel erholt sich allmählich von den Rückschlägen der Jahre 2015 und 2016. Die Exporte pro­
fitieren von dem wieder etwas höheren Erdölpreis sowie steigenden Lebensmittelausfuhren. Die Importe über­
schritten in der 2. Jahreshälfte 2016 ihren Tiefpunkt ausgelöst durch die Peso-Abwertung und zeigen nun lang­
sam wieder nach oben. Für das Gesamtjahr 2017 wird ein Plus von 3,3 Prozent bei den Importen und 10,2 Pro­
zent bei den Exporten erwartet. Der Wechselkurs soll sich Prognosen zufolge mittelfristig bei rund 3.000 kol$/
US$ halten, wobei ein leichter Abwertungsdruck von den erwarteten Zinserhöhungen in den USA ausgeht.
Die Einfuhren aus Deutschland lagen 2016 mit 1,7 Milliarden US$ rund ein Drittel unter ihrem bisherigen Rekord
aus dem Jahr 2014. Zwischen Januar und Juli 2017 erholten sie sich entsprechend dem allgemeinen Trend wieder
etwas (+8,2 Prozent). In der Liste der wichtigsten Lieferländer Kolumbiens steht Deutschland auf Platz fünf hin­
ter den USA, der VR China, Mexiko und Brasilien aber vor Japan und Indien. Maschinen, pharmazeutische Er­
zeugnisse und Kfz machen etwa die Hälfte der deutschen Lieferungen an Kolumbien aus.
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WIRTSCHAFTSAUSBLICK SEPTEMBER 2017 - KOLUMBIEN
Außenhandel Kolumbien (in Mio. US$; Veränderung in %)
2016 *)
2017 *)
Veränderung 2017/2016 *)
Importe
24.901
26.590
6,8
Exporte
16.726
20.524
22,7
Handelsbilanzsaldo
-8.175
-6.066
-
*) Januar bis Juli
Quelle: Statistikamt DANE
Weitere Informationen (zum Beispiel SWOT-Analyse, Branchenberichte) finden Sie unter http://www.gtai.de/
kolumbien 
Jutta Kusche | © GTAI
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Jutta Kusche
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