Nichtinvasive-dopplerechokardiographische Bestimmung eines

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Ruhr-Universität Bochum
PD Dr. med. Bernd Lemke
Dienstort: Klinikum Lüdenscheid
Klinik für Kardiologie und Angiologie
Nichtinvasive-dopplerechokardiographische Bestimmung
eines optimalen atrioventrikulären Delays
bei Patienten
unter biventrikulärer Stimulation
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität-Bochum
vorgelegt von
Peter Hübben
aus Essen
2006
Dekan:
Prof. Dr. med. G. Muhr
Referent:
PD Dr. med. B. Lemke
Korreferent:
Prof. Dr. med. D. Horstkotte
Tag der Mündlichen Prüfung: 25.10.2007
2
Abstract
Nichtinvasive-dopplerechokardiographische
Bestimmung
eines
atrioventrikulären Delays bei Patienten unter biventrikulärer Stimulation
optimalen
Problem:
Verbessert die individuelle dopplerechokardiographische Bestimmung
eines optimalen AV Delays bei Patienten unter biventrikulärer
Stimulation dopplerechokardiographische funktionelle Parameter?
Methode:
19 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (Ejektionsfraktion
30±8%) und Schenkelblockbild (LSB 16/RSB 3) mit einer
intrinsischen QRS Dauer von 191±38 ms erhielten als kardiale
Resynchronisationstherapie (CRT) biventrikuläre implantierbare
Cardioverterdefibrillatoren
(BiV
ICDs).
Es
wurde
eine
dopplerechokardiographische Bestimmung von diastolischen und
systolischen Flußparametern für verschiedene AV Delays (30, 80, 100
und 150 ms) und für verschiedene Stimulationsorte (linksventrikulär =
LV, rechtsventrikulär = RV und biventrikulär = BiV) durchgeführt.
Das optimale AV Delay wurde mit der modifizierten „Ritter-Lemke“
Formel berechnet.
Ergebnis:
Das mittlere optimale AV Delay wurde mit 113±31 ms (60-180 ms)
für biventrikuläre, 99±30 ms (65-150 ms) für linksventrikuläre und
76±31 ms (50-125 ms) für rechtsventrikuläre Stimulation mit breiter
interindividueller Streuung berechnet.
Während biventrikulärer Stimulation konnte durch die Optimierung
des AV Delays verglichen mit dem Mittelwert einer „suboptimalen“
Einstellung die Ejektionszeit (EP) signifikant verlängert (279±25 ms
versus 266±30 ms; p<0.01) und die Prä-Ejektionszeit (PEP)
signifikant verkürzt (159±20 ms versus 166±27 ms; p< 0.01) werden.
Verglichen mit „suboptimalen“ AV Delays verbesserte die
diastolische Optimierung Prä-Ejektions- und Ejektions-Zeiten
unabhängig vom Stimulationsort.
Verglichen
mit
linksventrikulärer
oder
rechtsventrikulärer
Monostimulation bewirkte die biventrikuläre Stimulation die kürzeste
Prä-Ejektions- und die längste Ejektions-Zeit als Parameter für
verbesserte systolische ventrikuläre Kontraktions-Synchronisation.
Diastolische Füllungszeiten waren am längsten während
biventrikulärer Stimulation.
Diskussion: Individuelle Programmierung von biventrikulären Schrittmachern
steigert den hämodynamischen Benefit, wenn die verschiedenen
elektromechanischen Intervalle berücksichtigt werden. Die AV Delay
Optimierung – berechnet durch die modifizierte „Ritter-Lemke“
Formel – verbessert nicht nur die diastolische ventrikuläre Füllung,
sondern auch systolische funktionelle Parameter.
3
In Dankbarkeit meinen Eltern gewidmet
4
Inhaltsverzeichnis
I.
Tabellenverzeichnis
7
Abbildungsverzeichnis
8
Abkürzungen
9
Einleitung
1.
Herzinsuffizienz
1.1 Grundlagen
1.2 Herzinsuffizienz und Linksschenkelblock
1.3 Herzinsuffizienz und atrioventrikulärer Block
2.
11
13
15
Atrioventrikuläres Delay
2.1
2.2
2.3
2.4
Grundlagen
Physiologie der AV Sequenz
Zeitintervalle bei der AV Delay Programmierung
AV Delay Optimierung durch transmitrale
Doppler-Echokardiographie
2.5 AV Delay Optimierung anhand der „Ritter-Lemke“
Formel
2.6 Modifikation der „Ritter-Lemke“ Formel anhand
physiologischer Grundintervalle
18
21
24
27
29
32
II.
Methodik
36
III.
Statistik
45
IV.
Ergebnisse
46
Elektrokardiographie
47
1.
2.
Doppler-Echokardiographie und AV Delay Optimierung
2.1 Diastolische funktionelle Parameter
2.2 Systolische funktionelle Parameter
2.3 AV Delay Optimierung
2.4 Optimierte Stimulation verglichen mit
„suboptimaler“ AV Delay Programmierung
5
48
51
53
56
V.
Diskussion
1.
2.
3.
4.
5.
59
AV Zeitoptimierung mittels der „Ritter-Lemke“
Formel
Vergleich zwischen optimierter und „suboptimaler“
Einstellung – Systolische Parameter
Vergleich zwischen optimierter und „suboptimaler“
Einstellung – Diastolische Parameter
Einfluss der unterschiedlichen Stimulationsorte auf
dopplerechokardiographisch bestimmte Parameter
Einschränkungen
60
65
67
69
72
VI.
Schlussfolgerungen
74
VII.
Literaturverzeichnis
75
VIII.
Danksagung
88
IX.
Lebenslauf
89
6
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Stadieneinteilung der Herzinsuffizienz nach der New
York Heart Association (NYHA) Klassifikation
12
Patienten, die von einer AV Delay-Optimierung
profitieren können
21
Tabelle 3:
Zeitintervalle bei der AV Delay Programmierung
26
Tabelle 4:
Methoden der AV Delay Optimierung
28
Tabelle 5:
Patientendaten
46
Tabelle 6:
Mittlere QRS-Breite in Abhängigkeit vom
Stimulationsort unter „optimiertem“ AV Delay
47
Dopplerechokardiographisch bestimmtes Blutflußprofil
über der Mitralklappe Mittlere diastolische Füllungszeit in Abhängigkeit vom
AV Delay und Stimulationsort
49
Dopplerechokardiographisch bestimmtes Blutflußprofil
über der Aortenklappe Mittlere Ejektionszeit (EP) in Abhängigkeit vom AV
Delay und Stimulationsort
51
Dopplerechokardiographisch bestimmte diastolische
und systolische Parameter Mittelwerte optimierter Stimulation
55
Hämodynamische Doppler-Echokardiographische
Parameter Vergleich optimales AVD versus
suboptimale Programmierung
57
Effekte der optimalen Programmierung auf die
systolischen Parameter Ejektionszeit und Präejektionszeit
57
Einschlusskriterien für die kardiale
Resynchronisationstherapie Positionspapier zur kardialen Resynchronisationstherapie
der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (2003)
62
Tabelle 2:
Tabelle 7:
Tabelle 8:
Tabelle 9:
Tabelle 10:
Tabelle 11:
Tabelle 12:
7
Abbilddungsverzeichnis
Abbildung 1:
QRS Breite und Mortalität
VEST Studie (Vesnarinone Evaluation of Survival Trial)
14
Schematische Übersicht: zeitliche Korrelation zwischen
EKG und einem mittels Dopplerechokardiographie bestimmten Blutflußprofil über Mitralund Aortenklappe bei AV Block I°
16
Abbildung 3:
AV-Delay-Optimierung nach Ritter und Lemke
31
Abbildung 4:
Doppler-Echokardiographische diastolische
AV-Delay-Optimierung:
Dopplerechokardiographisch bestimmtes Blutflußprofil
über der Mitralklappe (Beispiel)
34
Röntgen-Thorax:
Biventrikuläres Schrittmachersystem – Sondenlage
38
Doppler-Echokardiographisch bestimmbare Flußzeiten
und Flußintegrale
40
Abbildung 7:
Beispiel und Schema zur Bestimmung der ICT
42
Abbildung 8:
Beispiel und Schema zur Bestimmung des AEMD
43
Abbildung 9:
Beispiel und Schema zur Berechnung des optimalen AV
Delays
44
Dopplerechokardiographisch bestimmtes Blutflußprofil
über der Mitralklappe Mittlere diastolische Füllungszeit in Abhängigkeit vom
AV Delay und Stimulationsort
50
Dopplerechokardiographisch bestimmtes Blutflußprofil
über der Aortenklappe Mittlere Ejektionszeit in Abhängigkeit vom AV Delay
und Stimulationsort
52
Präejektionszeit unter biventrikulärer Stimulation
Vergleich „suboptimierter" (PEP MV) versus
„optimierter“ Stimulation (PEP AVD opt)
58
Abbildung 2:
Abbildung 5:
Abbildung 6:
Abbildung 10:
Abbildung 11:
Abbildung 12:
8
Abkürzungen
AEMD
atriales elektromechanisches Intervall (Delay)
AVD
atrioventrikuläres delay = Atrioventrikuläre Verzögerung
BiV
Biventrikulär
CRT
cardiac resychronization therapy =
Kardiale Resynchronisationstherapie
CS
Corornarsinus
DCM
Dilatative Cardiomyopathie
DFT
diastolic filling time = DFZ (s.u.)
DFZ
Diastolische Füllungszeit
EF
Ejektionsfraktion =
linksventrikuläre Auswurffraktion
EP
ejection period = Ejektionszeit
HHK
Hypertensive Herzkrankheit
HMV
Herz-Minuten-Volumen
HZV
Herz-Zeit-Volumen
ICD
Implantierbarer Cardioverter Defibrillator
ICT
isovolumetric contraction time =
Isovolumetrische Kontraktionszeit
KHK
Koronare Herzkrankheit
LA
Linkes Atrium = linker Vorhof
LSB
Linksschenkelblock
LV
Linker Ventrikel bzw. linksventrikulär
LVEDD
Linksventrikulärer enddiastolischer Durchmesser
MK
Mitralklappe
MKS
Mitralklappenschluß
9
MW
Mittelwert
MV
mitral valve = Mitralklappe
NYHA
New York Heart Association
PEP
preejection period = Präejektionszeit
RSB
Rechtsschenkelblock
RV
Rechter Ventrikel bzw. rechtsventrikulär
SCD
sudden cardiac death = plötzlicher Herztod
STW
Standardabweichung
TV
tricuspidal valve = Trikuspidalklappe
VF
ventricular fibrillation = Kammerflimmern
VS
Ventrikelspike
VT
Ventrikuläre Tachykardien
VTI
velocity-time-integral =
Fluß-Geschwindigkeits-Integral
10
I. Einleitung
Die kardiale elektrische Resynchronisationstherapie (CRT) durch
biventrikuläre
Schrittmacherstimulation
wurde
als
additive
therapeutische Option für Patienten im Endstadium einer chronischen,
medikamentös-refraktären Herzinsuffizienz entwickelt.
1. Herzinsuffizienz
1.1 Grundlagen
Die Herzinsuffizienz stellt mit ca. 22 Millionen Patienten und einer
Zuwachsrate von ca. 2 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr weltweit
ein gewaltiges medizinisches und gesundheitspolitisches Problem mit
komplexem Krankheitsbild dar. So zeichnen sich Patienten mit einer
chronischen Herzinsuffizienz dadurch aus, dass sie in 50% zwei oder
mehr Begleiterkrankungen haben, im Durchschnitt sechs verschiedene
Medikamente einnehmen und in 78% der Fälle mindestens zweimal pro
Jahr stationär behandelt werden (English et al., 1999). Die jährlichen
Kosten zur Behandlung der Herzinsuffizienz betragen in Deutschland ca.
2,5 Milliarden €uro.
Eine Herzinsuffizienz liegt pathophysiologisch dann vor, wenn das Herz
nicht mehr in der Lage ist, die Gewebe mit genügend Blut und damit
genügend Sauerstoff zu versorgen, um den Gewebsstoffwechsel in Ruhe
oder unter Belastung sicherzustellen. Klinisch liegt eine Herzinsuffizienz
vor, wenn aufgrund einer kardialen Funktionsstörung typische
Symptome, wie Dyspnoe, Müdigkeit oder Flüssigkeitsretention auftreten
(Hoppe and Erdmann, 2001 - Leitlinien zur Therapie der chronischen
Herzinsuffizienz).
Die
häufigsten
11
Ursachen
der
chronischen
Herzinsuffizienz sind die hypertensive Herzkrankheit und die koronare
Herzkrankheit, die auch häufig kombiniert auftreten, sowie die
idiopathische
Cardiomyopathie.
Seltener
ist
die
chronische
Herzinsuffizienz durch Klappenvitien, Endokarditiden, Myokarditiden
oder toxischen Ursachen bedingt (Mc Kee et al., 1971 – FraminghamStudie, Kannel and Belanger, 1991, Cowie et al., 1999, Mc Murray and
Stewart, 2000). Die Einteilung des Schweregrades der Herzinsuffizienz
erfolgt nach der international üblichen New York Heart Association
(NYHA) Klassifikation, entsprechend der Leistungsfähigkeit in die
Stadien I-IV (Tabelle 1).
Tabelle 1
Stadieneinteilung der Herzinsuffizienz nach der New York Heart
Association (NYHA) Klassifikation
Funktionelles Stadium
nach NYHA
I.
Symptomatik
Herzerkrankung ohne körperliche Limitation
II.
Herzerkrankung mit leichter Einschränkung der körperlichen
Leistungsfähigkeit. Leichte Symptomatik unter alltäglicher Belastung.
Keine Beschwerden in Ruhe.
III.
Herzerkrankung mit höhergradiger Einschränkung der körperlichen
Leistungsfähigkeit. Moderate bis schwere Symptomatik unter
Alltagsbedingungen. Keine Beschwerden in Ruhe.
IV.
Herzerkrankung mit Beschwerden bei allen körperlichen Belastungen
und in Ruhe. Dekompensation.
Obwohl durch Verbesserung, Intensivierung und Standardisierung der
medikamentösen Therapie der chronischen Herzinsuffizienz mit dem
kombinierten
Einsatz
von
ACE
Hemmern
oder
AT
1
Rezeptorantagonisten, Betablockern, Diuretika inklusive Spironolacton
sowie Digitalispräparaten nachweislich eine Besserung der Beschwerden
12
durch Optimierung hämodynamischer Parameter, eine Senkung der
Hospitalisationsrate, eine Hemmung der Progression der Herzschwäche
sowie eine Senkung der Letalität erreicht werden,
leiden jedoch
weiterhin viele Patienten unter einer eingeschränkten Lebensqualität und
Lebenserwartung. Die 5-Jahresüberlebensrate für alle NYHA Stadien
beträgt nur ca. 50% (World Health Statistics, 1995), wobei die Letalität
mit dem Schweregrad der linksventrikulären Dysfunktion zunimmt.
Während bei leichteren Formen der Herzinsuffizienz der plötzliche
Herztod (sudden cardiac death: SCD) als Todesursache überwiegt, ist bei
zunehmendem NYHA Stadium die terminale Herzinsuffizienz die
Haupttodesursache (Goldstein, 1997, Uretsky and Sheahan, 1997).
1.2 Herzinsuffizienz und Linksschenkelblock
Etwa 30% der chronisch-herzinsuffizienten Patienten zeigen intra- und
interventrikuläre
Erregungsleitungsstörungen,
die
durch
die
medikamentöse Therapie nicht positiv beeinflusst werden können.
Insbesondere das Auftreten eines Linksschenkelblocks verschlechtert
die Hämodynamik. Dieser führt zu einem asynchronen/dyssynchronen
ventrikulären Kontraktionsablauf mit paradoxer Septumbeweglichkeit
und deutlich verspäteter Erregung und Kontraktion der Lateralwand des
linken Ventrikels. Dies hat eine verminderte Kontraktionskraft und
reduzierte Ejektionsfraktion zur Folge.
Nach der VEST Studie (Abbildung 1) scheint der Linksschenkelblock
ein eigenständiger Risikofaktor für die Mortalität bei Patienten mit
chronischer Herzinsuffizienz zu sein. Mit zunehmender QRS Dauer
13
steigt die Mortalitätsrate proportional an. Bei Patienten mit einer
verbreiterten QRS Dauer von größer 200 ms war die Mortalität fünf Mal
größer als bei Patienten mit der kürzesten QRS Dauer von kleiner 90 ms
(Gottipaty et al., 1999).
Kumulative Überlebensrate
100%
90%
< 90
80%
90-120
120-170
70%
170-220
>220
60%
0
60
120
180
240
300
360
Tage in der Studie
Abbildung 1
QRS Breite und Mortaliät
VEST Studie (Vesnarinone Evaluation of Survival Trial)
Modifiziert nach Gottipaty et al. 1999
Dies wurde auch in einer Subgruppenanalyse der MADIT-II Studie
bestätigt. Patienten mit ischämischer Cardiomyopathie und einer
Ejektionsfraktion von < 30% wiesen zu 50% eine Verbreiterung des
QRS-Komplexes von > 120 ms auf. Diese Patienten waren besonders
vom plötzlichen Herztod bedroht beziehungsweise profitierten am
meisten von einer Therapie mit einem implantierbaren Cardioverter
14
Defibrillator
(ICD).
Gegenüber
einer
alleinigen
konservativ-
medikamentösen Therapie zeigte sich eine Reduktion der Mortalität an
kardialen Ursachen um 49%, wobei der Nutzen einer ICD Therapie mit
zunehmender Breite des QRS-Komplexes korrelierte (Moss et. al, 2002).
1.3 Herzinsuffizienz und atrioventrikulärer Block
Bei vielen Patienten besteht zusätzlich zur systolischen Asynchronie
(Linksschenkelblock)
elektrokardiographisch
Überleitungsstörung, wodurch eine zeitliche
Vorhofsystole
und
ventrikulärer
eine
AV-
Entkopplung zwischen
Kontraktion
(„diastolische
Entkopplung“) verursacht wird. Folgen hiervon wiederum sind
frühzeitiger
Mitralklappenschluß, verkürzte diastolische Füllungszeit,
Förderung einer funktionellen präsystolischen Mitralinsuffizienz sowie
Anstieg
der
linksatrialen
Drucke.
Diese
hämodynamischen
Funktionsstörungen haben ebenfalls bei diesen Patienten erhebliche
Auswirkungen auf die Persistenz der chronischen Herzinsuffizienz
(Abbildung 2).
15
Frühzeitiger MK-Schluß
DopplerEchokardiographie
Beginn systolische
Ejektion
E
PEP
A
VTI
Diastole
Aortenfluß
P-MKS
• kurze diastolische Füllung
• verspätete LV-Ejektion
EKG
Systole
Abbildung 2
Schematische Übersicht: zeitliche Korrelation zwischen
EKG und einem mittels Dopplerechokardiographie
bestimmten Blutflußprofil über Mitral- und Aortenklappe
bei AV Block I°°
(LV = linksventrikulär, MKS = Mitralklappenschluß, PEP
= Präejektionszeit, VTI = Flußgeschwindigkeitsintegral)
Durch AV sequentielle biventrikuläre Stimulation kommt es zur
elektrischen Resynchronisation. Bei diesem Verfahren wird wie bei der
herkömmlichen
bifokalen
Schrittmachersonde
im
(2-Kammer)
rechten
Vorhof
16
Stimulation
und
jeweils
rechten
eine
Ventrikel
implantiert. Zusätzlich wird eine zweite ventrikuläre
Sonde zur
Stimulation des linken Ventrikels in eine ventrikuläre Seitenvene des
Sinus
coronarius
implantiert.
Bei
den
meisten
Patienten
mit
Linksschenkelblockmorphologie hat sich eine laterale oder posteriore
Vene des Koronarsinus als günstig erwiesen. Vor Implantation der
linksventrikulären Sonde wird eine Koronarsinusangiographie mit
Darstellung der für die linksventrikuläre Stimulation in Frage
kommenden venösen Seitenäste empfohlen (Stellbrink et al., 2003 Positionspapier zur kardialen Resynchronisationstherapie).
Die elektrische Resynchronisation führt zu einem verbesserten,
synchronen Kontraktionsmuster des interventrikulären Septums und der
lateralen Wand des linken Ventrikels und somit zu einer verbesserten
linksventrikulären systolischen Funktion. In mehreren prospektivrandomisierten und auch kleineren nicht randomisierten Studien konnte
eine signifikante Verbesserung der kardiopulmonalen Belastbarkeit und
Prognose gezeigt werden (Cazeau et. al, 2001 - MUSTIC Studie,
Stellbrink et. al, 2001 - PATH-CHF Studie, Abraham et. al, 2002 MIRACLE Studie, Bristow et. al, 2004 - Companion Studie, Cleland et.
al, 2005 - CARE-HF Studie).
17
2. Atrioventrikuläres Delay (AV Delay)
2.1 Grundlagen
Durch
die
Implantation
von
DDD-
oder
biventrikulären
Schrittmachersystemen mit Vorhofbeteiligung wird ein artifizielles
Reizleitungssystem geschaffen, das den jeweiligen individuellen
Verhältnissen
angepasst
werden
muss.
Die
atrioventrikuläre
Verzögerung (AV Delay) bei DDD Schrittmachern ist der PQ-Zeit
nachempfunden, umgeht aber die physiologische Erregungsausbreitung
über den AV Knoten. Die Vorhofwahrnehmung und –stimulation erfolgt
noch am Ort der intrinsischen Erregungsbildung, die Erregung des
Ventrikels breitet sich dagegen unphysiologischerweise von der Spitze
des rechten Ventrikels aus.
Durch das programmierte AV Delay kann bei konventionellen DDD
Schrittmachern
nur
die
rechtskardiale
Vorhof-Kammer-Sequenz
verändert werden, während für die globale Hämodynamik der
linkskardialen Synchronität eine entscheidende Bedeutung zukommt.
Alle Fragestellungen bezüglich eines optimalen AV Delays müssen aus
der Perspektive der globalen Hämodynamik beantwortet werden. Bei
Schrittmachersystemen zur
biventrikulären Stimulation
kann die
linkskardiale AV Sequenz durch Veränderung der linksventrikulären
Stimulation
sowohl
zeitlich,
als
auch
durch
unterschiedliche
Lokalisationen der CS Elektrode direkt beeinflusst werden.
In früheren Studien (Braunwald and Frahm, 1961) konnte gezeigt
werden, dass ein optimales AV Delay physiologisch dann vorhanden ist,
wenn am Ende der atrialen Kontraktion (A-Welle) die Mitralklappe
18
durch den Beginn der ventrikulären Kontraktion (isovolumetrische
Kontraktion) geschlossen wird. Hierdurch kommt
dem diastolischen
Fluss bei der AV Zeitprogrammierung eine entscheidende Bedeutung zu
(= diastolische Optimierung).
Bei Einführung der vorhofsynchronen Ventrikelstimulation wurden
überwiegend invasive Untersuchungen zur Bestimmung kardialer
systolischer Parameter (Auswurfleistung) durchgeführt, wobei eine
verbesserte Hämodynamik unter Optimierung des AV Delays festgestellt
wurde, ohne jedoch die eigentlichen physiologisch-hämodynamischen
Vorgänge erklären zu können. Desweiteren wurden invasiv die
intrakardialen Latenz- und Leitungszeiten bestimmt, die ein größeres
Verständnis für die AV sequentielle Stimulation und das „artifizielle
Reizleitungssystem“ geschaffen haben, jedoch in der klinischen
Routineprogrammierung nicht praktikabel sind.
Durch
den
Einsatz
der
Echokardiographie
und
Dopplerechokardiographie kann die Diastole nicht-invasiv beurteilt und
die Auswirkungen unterschiedlicher AV Delay Programmierungen auf
die diastolischen Flußverhältnisse routinemäßig untersucht werden.
Dadurch kann die Programmierung des AV Delays individuell an die
Bedürfnisse des Patienten angepasst werden. Gleichzeitig
können
weitere Erkenntnisse über die diastolische Hämodynamik bei AV-DelayVeränderungen gewonnen werden.
Die Arbeiten von Brecker et al. (1992) und Nishimura et al. (1995)
haben bei Patienten mit systolischer Funktionseinschränkung gezeigt,
dass eine Optimierung des AV Delays von 2-Kammer-Schrittmachern zu
einer verbesserten linksventrikulären Hämodynamik führen kann.
19
Kindermann et al. (1997) konnten ein höheres Schlagvolumen bei
Patienten mit AV Block III. Grades unter Optimierung des
programmierten AV Delays gegenüber einer Standardeinstellung
feststellen.
Von verschiedenen Untersuchern und Studiengruppen wurden Arbeiten
zur Bestimmung des optimalen AV Delays sowohl durch invasive, als
auch durch nicht-invasive Methoden durchgeführt. Dabei zeigte sich eine
große Spannbreite der Ergebnisse, so dass ein „einheitliches optimales
AV Delay“ nicht angenommen werden kann. Vielmehr zeigt die große
interindividuelle Streuung, dass die Optimierung des AV Delays
individuell vorgenommen werden sollte.
Insgesamt führt eine individuelle Optimierung des AV Delays eines 2Kammer-Schrittmachers
zu
verbesserten
systolischen
und
auch
diastolischen Parametern, wobei die Datenlage vor allem für Patienten
mit normaler linksventrikulärer Funktion bezüglich einer AV DelayOptimierung nicht einheitlich ist (Rao et al., 1985, Videen et al., 1986,
Ochetta
et
al.,
1990).
Bei
Patienten
mit
eingeschränkter
linksventrikulärer Funktion und Linksschenkelblock (Asynchronie)
konnte unter biventrikulärer Stimulation während der Implantation
invasiv ein positiver Effekt der AV Delay-Optimierung auf die
systolische Druck-Volumen-Korrelation (dp/dt) durch Aurrichio et al.
(1999) gefunden werden.
Unter Zusammenfassung der Studienergebnisse scheinen Patienten mit
folgenden Kriterien von einer AV Zeitoptimierung zu profitieren
(Tabelle 2):
20
Tabelle 2 Patienten, die von einer AV Delay-Optimierung
profitieren können
Verlängertes PR-Intervall (> 200 ms) mit vorzeitigem Mitralklappenschluß und
aktiver Vorhofkontraktion bei monophasisch erscheinendem Dopplerflußprofil
(Nishimura et al., 1995, Yap and Camm, 1998, Aurrichio et al., 1999)
Verkürzung der diastolischen Füllungszeit (< 200 ms?)
(Yap and Camm, 1998)
Diastolische Mitralinsuffizienz (> 450 ms?)
(Yap and Camm, 1998)
Patienten mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion (EF< 40%) und
AV Block I. Grades (> 200 ms)
(Linde et al., 1995, Nishimura et al., 1995)
Alle Patienten unter biventrikulärer Stimulation mit aktiver Vorhofkontraktion
2.2 Physiologie der AV Sequenz
Durch die zeitliche atrioventrikuläre Überleitung (AV Delay) wird im
wesentlichen die mechanische Sequenz der atrialen und ventrikulären
Systole bestimmt. Der zeitliche Abstand einer der Ventrikelkontraktion
vorgeschalteten Vorhofkontraktion beeinflusst den linksventrikulären
Füllungszustand, den Vorhofdruck und somit systolische Parameter.
Durch die Programmierung des AV Delays wird der Zeitpunkt der
aktiven Vorhofkontraktion und somit der Mitralklappenschluß und die
Diastolendauer festgelegt (Nishimura et al., 1995).
Ein zu langes AV Delay führt zu einer zeitlichen Entkopplung der
atrialen und ventrikulären Kontraktion (= diastolische Entkopplung).
Durch die frühe atriale Systole und dadurch zu frühe Entleerung des
Atriums kommt es zu einem Abfall des Vorhofdruckes unterhalb des
21
Ventrikeldruckes und somit zu einem frühzeitigen, passiven Schluß der
Mitralklappe. Dies hat eine verkürzte diastolische Füllungszeit (DFZ)
mit
Begünstigung
einer
präsystolischen
(diastolischen)
Mitralinsuffizienz zur Folge. Gleichzeitig kommt es zum Verlust des
sogenannten „atrialen kicks“ (direkte präsystolische LV-Füllung) und
zum Anstieg des linksatrialen Mitteldruckes (Skinner et al., 1963,
Nishimura et al., 1995).
Ein zu kurzes AV Delay führt zu einer langen diastolischen
Füllungszeit, die atriale Systole findet aber zeitgleich mit der
ventrikulären Kontraktion statt, so dass die Vorhofkontraktion gegen die
geschlossene Mitralklappe erfolgt (Vorhofpropfung). Der „atriale kick“
der präsystolischen Ventrikelfüllung fehlt und es kommt zu einem
Anstieg des linksatrialen Mitteldruckes durch die unvollständige
Entleerung des Vorhofes und zum Abfall des Aortenflusses und –
druckes (bei einem AV Delay von < 50 ms).
Bei Untersuchungen an Patienten mit 2-Kammerschrittmachern ist die
Dauer der diastolischen Füllungszeit dabei invers mit dem AV Delay
korreliert; je länger das AV Delay, desto kürzer die diastolische
Füllungszeit und je kürzer das AV Delay, desto länger die diastolische
Füllungszeit.
Durch die Programmierung eines optimalen AV Delays muss gefordert
werden, dass ein Timing der atrialen Systole unmittelbar vor Beginn der
ventrikulären Kontraktion mit Verbesserung der Hämodynamik (linker
Ventrikel) erfolgt.
22
Eine diastolische Optimierung bedeutet, wie oben erwähnt, ein
optimales
Timing der
linksatrialen Systole in
Beziehung
zur
linksventrikulären Kontraktion mit einer Maximierung der diastolischen
Füllungszeit
und
möglichst
Eliminierung
der
diastolischen-
präsystolischen Mitralinsuffizienz.
Eine systolische Optimierung bedeutet, dass ein maximal hohes
Herzminutenvolumen (HZV), eine maximal mögliche Ejektionsfraktion
(EF) oder ein maximal mögliches aortales Geschwindigkeits-ZeitIntegral (VTI) erreicht wird. Weitere Parameter, die eine verbesserte
systolische Funktion anzeigen, sind die
dopplerechokardiographisch
bestimmten Zeitintervalle: Präejektionszeit (PEP) und Ejektionszeit
(EP).
Die Präejektionszeit ist ein Maß für die inter- und intraventrikuläre
Synchronität und elektromechanische Krafterzeugung. Eine kurze PEP
deutet auf eine verbesserte interventrikuläre Synchronität hin. Die
Ejektionszeit
entspricht
Austreibungsphase,
wobei
der
Zeitdauer
eine
Verlängerung
systolische Funktion propagiert.
23
der
eine
ventrikulären
verbesserte
2.3 Zeitintervalle bei der AV Delay Programmierung
Für die Bestimmung des individuell optimalen AV Delays sind zwei
Zeitintervalle, das atriale elektromechanische Intervall und die
isovolumetrische Kontraktionszeit von entscheidender physiologischer
Bedeutung:
1. Das atriale elektromechanische Intervall (=AEMD) entspricht dem
Zeitintervall vom Beginn der atrialen elektrischen Erregung bis zum
Ende der linksatrialen Kontraktion. Es setzt sich aus mehreren
intrakardialen
Latenz-
und
Leitungszeiten
sowie
aus
elektromechanischen Intervallen zusammen.
a. Zu den intrakardialen Latenzzeiten gehören die technisch bedingte
Latenzzeit, als Zeitintervall vom Beginn der Vorhofdepolarisation bis
zur
Wahrnehmung
durch
den
Schrittmacherverstärker
und
die
stimulationsbedingte Latenzzeit, die dem Zeitintervall von der Abgabe
des elektrischen Impulses durch den Schrittmacher bis zum Beginn des
Aktionspotentials entspricht.
b. Zu den intrakardialen Leitungszeiten gehören die interatriale und
die
intraatriale
Leitungszeit.
Die
interatriale
Leitungszeit
ist
physiologisch zwischen 70 und 95 ms und kann bei Verbreiterung der PWelle im EKG (> 110 ms) oder bei vergrößertem Vorhofdurchmesser in
der Echokardiographie (> 40 mm) bis auf 135 ms verlängert sein
(Josephson et al., 1977, Leier et al., 1979, Ausubel et al., 1986). Es
besteht eine enge Korrelation zwischen invasiv bestimmten interatrialen
Leitungszeiten und Messungen mittels Ösophaguselektrokardiogramm
(Binkley et al., 1986). Sowohl unter Ruhe- als auch unter
24
Belastungsbedingungen
scheint
die
interatriale
Leitungszeit
ein
individuell fixes Intervall zu sein (von Dryander et al., 1990). Bei
Vorhofstimulation zeigen die elektrischen Intervalle eine große
individuelle Spannbreite.
c. Zu den elektromechanischen Intervallen gehört
das linksatriale
Kopplungsintervall. Dieses entspricht dem Zeitintervall vom Beginn der
linksatrialen elektrischen Erregung bis zum Beginn des spätsystolischen
Flusses (linksatriale Kontraktion). Es ist ebenfalls ein individuell fixes
Zeitintervall.
2. Die - vereinfacht genannte - isovolumetrische Kontraktionszeit
(ICT) ist ein komplexes Zeitintervall, welches sich aus den intra- und
interventrikulären
Leitungszeiten,
der
linksventrikulären
elektromechanischen Kopplungszeit und der Kontraktionszeit bis zum
aktiv durch die linksventrikuläre Systole bedingten Mitralklappenschluß
zusammensetzt.
Bei rechtsventrikulärer Schrittmacherstimulation erfolgt die mechanische
Kontraktion des linken Ventrikels ca. 70-110 ms später als unter
physiologischem Erregungsablauf (von Dryander et al., 1990).
Die Kenntnisse der einzelnen Zeitintervalle, die für das individuell
optimale AV Delay verantwortlich sind, sind für das Verständnis der
hämodynamischen Auswirkungen wichtig. Sie können jedoch nur
invasiv mit großem Aufwand gemessen werden und sind für die
routinemäßige Programmierung nicht geeignet (Tabelle 3).
25
Tabelle 3
Zeitintervalle bei der AV Delay Programmierung
Zeitintervalle - AV Delay
Programmierung
I.
Definition
Zeitintervall: Beginn der atrialen elektrischen Erregung
bis Ende der linksatrialen Kontraktion
1.
atriale elektromechanische
Verzögerung - AEMD
intrakardiale Latenzzeiten
a.
technisch bedingte Latenzzeit
b.
stimulationsbedingte Latenzzeit
Zeitintervall: Beginn der Vorhofdepolarisation bis zur
Wahrnehmung durch den Schrittmacherverstärker
Zeitintervall: Abgabe des elektrischen Impulses durch
Schrittmacher bis Beginn des Aktionspotentials
2.
a.
intrakardiale Leitungszeiten
interatriale Leitungszeit
b.
3.
intraatriale Leitungszeit
elektromechanisches Zeitintervall
II.
isovolumetrische Kontraktionszeit ICT
intraventrikuläre Leitungszeit
interventrikuläre Leitungszeit
linksventrikuläre elektromechanische
Kopplungszeit
Kontraktionszeit
1.
2.
3.
4.
physiologisch zwischen 70 und 95 ms, verlängert
bei P-Wellen Verbreiterung/vergrößertem LA
linksatriales Kopplungsintervall
Zeitintervall: Beginn linksatriale elektrische Erregung
bis Beginn der linksatrialen Kontraktion
Komplexes Zeitintervall - bestehend aus 1-4
Zeitintervalle: Beginn ventrikuläre Stimulation bis
Druckanstieg im LV über Vorhofniveau
(passiver MK-Schluß)
26
2.4 AV
Delay Optimierung
durch transmitrale Doppler-Echo-
kardiographie
Die Dopplerechokardiographie hat sich als eine neben mehreren
Methoden in der Beurteilung und Festlegung eines optimierten AV
Delays etabliert (Tabelle 4). Vorteile dieser Methode sind, dass sie nichtinvasiv, für den Patienten nicht gefährdend ist und jederzeit, auch in
wiederholten Untersuchungen, durchgeführt werden kann. Zusätzlich
kann
dieses
etablierte
Verfahren
in
allen
Zentren,
welche
Schrittmacherpatienten nachsorgen und über eine Echokardiographie
verfügen, eingesetzt werden.
Oben genannte Ausführungen über die AV Sequenz eines langen und
kurzen AV Delays wurden durch die Darstellung des Flußprofils über
der Mitralklappe durch die gepulste Dopplerechokardiographie von von
Bibra et al. (1984) bestätigt. Es konnte gezeigt werden, dass mit länger
werdendem AV Delay die Mitralklappe früher schließt und, dass ein
kürzeres AV Delay zu einer verlängerten diastolischen Füllungszeit
führt. Unter dopplerechokardiographischen Kriterien sind das größte
Schlagvolumen und somit das optimale AV Delay dann vorhanden,
wenn der Beginn der ventrikulären Kontraktion zeitlich zwischen dem
Maximum der A-Welle und dem Mitralklappenschluß gelegen ist (von
Bibra et al., 1984 und 1986, Gessner et al., 1998, Breithard et al., 2000).
27
Tabelle 4
Methoden der AV Delay Optimierung
Parameter
I.
Methode
Diastolische Optimierung
1. invasiv
a. Pulmonalkapillärer Druck (PCWP)
Rechtsherzkatheter
2. nicht-invasiv
a. diastolische Flußzeiten
b. Mitralklappenregurgitation
(Capucci et al., 1999)
c. Peak Endokardial Akzeleration
(Ritter et al., 1999)
d Approximierung des optimalen AVD
(von Knorre et al., 1997, Ismer et al., 2004)
e Approximierung des optimalen AVD
(Koglek et al., 2000)
Doppler-Echokardiographie
Doppler-Echokardiographie
Akzelerometer Schrittmacherelektrodenspitze
Linkskardiale/Ösophagus Elektrographie
Oberflächen-EKG
II. Systolische Parameter
1. invasiv
a. systolischer Druckgradient (dp/dt)
b. Herzzeitvolumenbestimmung
Linksherzkatheter
Rechtsherzkatheter
2. nicht-invasiv
a. Ejektionsfraktion
(Frielingsdorf et al., 1996)
b. Aortales Velocity Time Integral
c. Schlagvolumen (Abschätzung)
(Kindermann et al. 1997)
d. QT-Interval
(Ishikawa et al., 1999)
e. HZV Bestimmung durch CO2
Rückatumungsmethode
(Modena et al., 1996, Nowak et al., 2004)
28
Radionuklidventrikulographie
Doppler-Echokardiographie
Impedanzkardiographie
EKG
Spiroergometrie
2.5 AV Delay Optimierung anhand der „Ritter-Lemke“ Formel
Ritter und Lemke haben eine einfache Formel zur Berechnung des
optimalen AV Delays für Patienten mit komplettem AV Block, also ohne
intrinsische Überleitung und DDD- Schrittmachersystemen durch
dopplerechokardiographische
Bestimmung
einzelner
Zeitintervalle
eingeführt. Mit Hilfe dieser Formel, die im klinischen Sprachgebrauch
„Ritter-Lemke“ Formel genannt wird, kann das AV Delay errechnet
werden, das die linksatriale und linksventrikuläre Synchronität
wiederherstellt. Somit wird, bedingt durch die linksatriale Kontraktion,
die längste diastolische Füllungszeit bei komplett abgeschlossener
enddiastolischer, aktiver Ventrikelfüllung erreicht (Lemke and von
Dryander, 1994, Ritter et al., 1995, Kindermann et al., 1997, Fröhlig et
al., 2006).
Es sind zwei Programmierschritte notwenig, um das optimale AV Delay
zu bestimmen:
1. Programmierung eines kurzen AV Delays (30-50 ms), so dass der
Mitralklappenschluß (MKS) in die späte Diastole verlegt und
durch den linksventrikulären Druckanstieg zu Beginn der frühen
Systole verursacht wird. Im apikalen Vierkammerblick zeigt sich
im
dopplerechokardiographischen
Blutflussprofil
über
der
Mitralklappe eine abgeschnittene A-Welle. Während dieser
Programmierung wird die längste diastolische Füllungszeit und
das längste Zeitintervall „a“ zwischen Ventrikelspike (VS) und
Mitralklappenschluß erreicht.
29
2. Programmierung eines langen AV Delays (200-250 ms), so dass
die atriale Kontraktion in die frühe Diastole vorverlegt ist. Das
Zeitintervall „b“ vom Ventrikelspike bis zum Mitralklappenschluß
ist dabei verkürzt oder, wenn der Mitralklappenschluß zeitlich vor
dem Ventrikelspike auftritt sogar negativ. Diese Programmierung
erlaubt eine Bestimmung des Endes des aktiven atrialen Anteils an
der Ventrikelfüllung.
3. Wird nun das unter 2. programmierte lange AV Delay um die
zeitliche Verschiebung des Mitralklappenschlusses von „a“ nach
„b“ korrigiert, erhält man das optimale AV Delay und somit das
Ende der aktiven diastolischen Füllung durch die atriale
Kontraktion und dem Ende
der maximalen
Füllungszeit
(Abbildung 3).
AVD optimal = AV lang - (a-b)
a = Zeitintervall: VS bis MKS bei AVD kurz
b = Zeitintervall: VS bis MKS bei AVD lang
Diese einfache Formel zur AV Delay Optimierung wurde bisher nicht
durch invasive Untersuchungen bestätigt, die errechneten AV Zeiten
stimmen aber mit nicht-invasiv bestimmten AV Zeiten durch
Radionuklidventrikulographie
oder
Impedanzkardiographie
weitestgehend überein. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass diese
Formel bisher nur für Patienten mit AV Block III. Grades untersucht
bzw. angewandt wurde. Falls aus programmier-technischen Gründen die
AV Zeit nicht so kurz programmiert werden kann, dass die A-Welle im
Doppler-Flußprofil abgeschnitten ist, besteht die Möglichkeit, dass ein
zu langes optimales AV Delay errechnet wird (von Dryander et al., 1990,
30
Lemke and von Dryander, 1994, Ritter et al., 1995, Frielingsdorf et al.,
1996, Kindermann et al., 1997).
Abbildung 3 AV-Delay-Optimierung nach Ritter und Lemke:
Originalzitat aus Herzschrittmacher- und DefibrillatorTherapie (Thieme Verlag 2006)
31
2.6
Modifikation
der
„Ritter-Lemke“
Formel
anhand
physiologischer Grundintervalle
Aufgrund der pathophysiologischen Eigenschaften der einzelnen
Zeitintervalle wurde die „Ritter-Lemke“ Formel auf die basierenden
physiologischen Grundbegriffe zurückgeführt und definiert. Die
einzelnen Programmierungsschritte bleiben hierbei jedoch gleich:
1. Durch Programmierung eines kurzen AV Delays (30-50 ms) kann
die sogenannte (und vereinfacht so benannte) isovolumetrische
Kontraktionszeit (ICT) des linken Ventrikels aus den dopplerechokardiographisch bestimmten
Blutflußprofilen bestimmt
werden. Sie ist definiert als Zeitintervall vom Ventrikelspike (VS)
bis zum aktiven Mitralklappenschluß (MKS), der durch den
Anstieg des Ventrikeldruckes determiniert wird.
ICT = VS bis MKS kurz
2. Durch Programmierung eines langen AV Delays kann das
individuell auch unter Belastung fixe, aber interindividuell
variable
atriale
elektromechanische
Intervall
(AEMD)
bestimmt werden. Es ist definiert als Zeitintervall von der
rechtsatrialen
wahrgenommenen
elektrischen
Erregung
(=
rechtsatriales Sensing) bis zum passiven Mitralklappenschluß, der
dem
Ende
der
A-Welle
im
dopplerechokardiographisch
dargestellten Blutflußprofil über der Mitralklappe entspricht.
Prinzipiell kann dieses Intervall auch bei intrinsischer Überleitung
bestimmt werden, da im Gegensatz zur „Ritter-Lemke“ Formel
physiologische Zeitintervalle bestimmt werden. Vereinfacht kann
das atriale elektromechanische Intervall als programmiertes langes
32
AV Delay plus der Dauer vom Ventrikelspike bis zum
Mitralklappenschluß dargestellt werden.
AEMD = AVD lang + VS bis MKS lang
3. Das optimale AV Delay errechnet sich nun, indem die
isovolumetrische
Kontraktionszeit
von
dem
atrialen
elektromechanischen Intervall subtrahiert wird:
AVD optimal = AEMD - ICT
Nach Berechnung anhand obengenannter Formel und Programmierung
des optimalen AV Delays, sollten die positiven hämodynamischen
Auswirkungen
mittels
gepulster
Dopplerechokardiographie
direkt
kontrolliert werden. Die Optimierung des AV Delays führt zu einem
normalisierten E- zu A- Wellenverhältnis mit einer optimal langen
diastolischen Füllungszeit und einer kürzest-möglichen präsystolischen
Mitralinsuffizienz bedingt durch optimales Timing der atrialen Systole
unmittelbar vor Beginn der ventrikulären Kontraktion, so dass eine
optimale Füllung des linken Ventrikels zu Beginn der linksventrikulären
Ejektion besteht (Abbildung 4).
33
ICT
A
AVD = 50 ms
ICT = 125 ms
B
AEMD
AVD = 200 ms
AVD + X = AEMD
200 ms + 90 ms = 290 ms
C
AVD optimal = AEMD – ICT
AVD optimal = 165 ms
Abbildung 4
Doppler-Echokardiographische diastolische AV-DelayOptimierung:
Dopplerechokardiographisch bestimmtes Blutflußprofil
über der Mitralklappe (Beispiel)
34
Dopplerechokardiographisch bestimmtes
Blutflußprofil über der
Mitralklappe (Beispielerklärung):
1.
AV-Zeit
50
ms
zur
Messung
der
isovolumetrischen
Kontraktionszeit (ICT) (hier 125 ms) als Intervall vom
Ventrikelspike bis zum aktiven Mitralklappenschluß.
2.
Programmierung einer AV-Zeit von 200 ms zur Bestimmung des
atrialen elektromechanischen Intervalls (AEMD) als Intervall
vom wahrgenommenen rechtsatrialen Impuls bis zum passiven
Mitralklappenschluß (hier 290 ms).
3.
Programmierung der errechneten optimalen AV-Zeit anhand der
Formel AVD
optimal
= AEMD – ICT (290 ms – 125 ms = 165
ms) mit langer diastolischer Füllung bei noch komplett
erhaltenem Fluß durch die atriale Kontraktion.
In dieser Studie wurde untersucht, ob die modifizierte „RitterLemke“ Formel bei Patienten mit intrinsischer atrioventrikulärer
Leitung und linksventrikulärer Insuffizienz unter biventrikulärer
Stimulation angewendet werden kann.
Außerdem wurde studiert, ob eine individuelle AV Delay
Optimierung bei Patienten unter biventrikulärer Stimulation
dopplerechokardiographische funktionelle Parameter verbessert.
35
II. Methodik
In die Studie wurden 19 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 65 ±
10 Jahren (48-78 Jahre), denen zwischen 1999 und 2001 biventrikuläre
implantierbare Cardioverter Defibrillatoren (Medtronic InSync™ ICD)
eingesetzt
wurden,
eingeschlossen.
Alle
Patienten
hatten
im
Elektrokardiogramm ein Schenkelblockbild (16 LSB, 3 RSB) mit einer
intrinsischen QRS Dauer von 191 ± 38 ms (140-264 ms). 15 Patienten
hatten zusätzlich eine atrioventrikuläre Überleitungsstörung (PQ
Intervall > 200ms), das mittlere PQ Intervall betrug 219 ± 41 ms (168 322 ms).
Die primäre ICD Indikation bestand bei 14 Patienten sekundär
prophylaktisch
bei
malignen
Herzrhythmusstörungen
in
der
Vorgeschichte und eingeschränkter linksventrikulärer Funktion. Davon
hatten 8 Patienten ventrikuläre Tachykardien (VT) und 6 Patienten
Kammerflimmern (VF), wovon 2 Patienten reanimiert worden waren.
Bei
5 Patienten war die ICD Indikation primär prophylaktisch bei
koronarer Herzkrankheit und einer linksventrikulären Auswurffraktion <
30% (MADIT II Indikation).
Die Indikation für die Implantation eines zusätzlichen biventrikulären
Schrittmachersystemes
war
der
ergänzende
Nachweis
einer
Dyssynchronie (Asynchronie) verbunden mit klinischen Zeichen der
chronischen Herzinsuffizienz (bei eingeschränkter linksventrikulärer
Funktion).
Die Dyssynchronie wurde in der initialen 2D Echokardiographie durch
eine rein visuelle Beurteilung des Kontraktionsablaufes des linken
36
Ventrikels im apicalen Vierkammerblick sowie im parasternalen
Querschnitt (kurze Achse) mit dem Nachweis einer paradoxen
Septumbeweglichkeit („Schaukelbewegung“- „Hula-Hoop Bewegung“
des linken Ventrikels) bestimmt (Binder, 2007).
Zur Beurteilung der chronischen Herzinsuffizienz wurde die allgemein
gebräuchliche New York Heart Association Klassifikation (NYHA) zu
Grunde gelegt. 4 Patienten hatten eine Herzinsuffizienz Klasse NYHA
II, 12 Patienten NYHA III und 3 Patienten NYHA IV.
Die Ursache der linksventrikulären Dysfunktion war bei 10 Patienten
eine koronare Herzkrankheit (KHK), bei 8 Patienten eine primäre
dilatative Cardiomyopathie (DCM) und bei einem Patienten eine
hypertensive Herzkrankheit (HHK).
Die linksventrikuläre Elektrode wurde intraoperativ über den Sinus
coronarius in eine posterolaterale (12) beziehungsweise in eine laterale
(3) Vene implantiert. In 4 Patienten musste aus anatomisch-technischen
Gründen die Elektrode in einer anterolateralen Position plaziert werden.
Nach biventrikulärer Schrittmacherimplantation wurde bei allen
Patienten ein Röntgen-Thoraxbild zur Dokumentation der Sondenlage
durchgeführt (Abbildung 5).
37
Abbildung 5
Röntgen-Thorax:
Biventrikuläres Schrittmachersystem – Sondenlage
38
30 Tage nach Implantation wurden bei allen Patienten ein 12 Kanal
Standard Elektrokardiogramm und eine dopplerechokardiographische
Untersuchung durchgeführt. Es wurden verschiedene AV Delays (30, 80,
100 und 150 ms) für die drei programmierbaren Stimulationsorte
(linksventrikulär = LV, rechtsventrikulär = RV, biventrikulär = BiV)
programmiert.
Fusionssystolen
im
EKG
wurden
anhand
der
Morphologie des Kammerkomplexes ausgeschlossen. Für jede einzelne
Programmierung wurde ein diastolisches dopplerechokardiographisches
Blutfußprofil über der
Mitral- und Trikuspidalklappe sowie ein
systolisches dopplerechokardiographisches Blutflußprofil über der
Aortenklappe mit einem Hewlett Packard Sonos 5500 Echokardiography
System durchgeführt.
Die Programmierung jedes AV Delays erfolgte nach einer einminütigen
Pause im Eigenrhythmus, nach Programmierung erfolgte dann die
Messung nach einer dreiminütigen Anpassungszeit.
Drei fortlaufende Flußprofile wurden über die Atrioventrikular- und
Aortenklappe analysiert und verschiedene Zeitintervalle gemessen sowie
der Mittelwert errechnet (Abbildung 6):
39
DFZ
PEP
E
MK-Fluß
EP
A
VTI
Aortenfluß
P
EKG
VS
MK-Schluß
AEMD
Abbildung 6
Doppler-Echokardiographisch
und Flußintegrale
bestimmbare
Flußzeiten
(AEMD = atriales elektromechamisches Intervall, DFZ =
diastolische Füllungszeit, EP = Ejektionszeit, MK =
Mitralklappe,
PEP
=
Präejektionszeit,
VS
=
Ventrikelschrittmacherspike,
VTI
=
FlußGeschwindigkeits-Integral)
40
Diastolische Messungen:
1
Mitralklappe – diastolische Füllungszeit (DFT)
= Maß der diastolischen linksventrikulären Füllung
2
Trikuspidalklappe – diastolische Füllungszeit (DFT)
= Maß der diastolischen rechtsventrikulären Füllung
Systolische Messungen – Aortenklappe:
1
Prä-Ejektionszeit (PEP)
= Maß der
intra- und interventrikulären Leitungs- und
Kontraktionssynchronität
2
Ejektionszeit (EP)
= Maß der linksventrikulären Ejektion
Anschließend wurde das AV Delay, das den günstigsten diastolischen
linksventrikulären Einstrom bewirkt, also das optimale AV Delay,
mittels Anwendung
der modifizierten
„Ritter-Lemke“ Formel
errechnet. In zwei Programmierschritten wurden die Zeitintervalle, die
in die Formel eingebracht werden, bestimmt.
41
1 Kurze AV Delay Stimulation (30 ms als das kürzeste
programmierbare AV Delay)
um die isovolumetrische
Kontraktionszeit (ICT) zu bestimmen:
A
B
AVD 30 ms
ICT 115 ms
msmsms
VS
EKG
MKS
MV-Doppler
Abbildung 7
Beispiel (A) und Schema (B) zur Bestimmung der ICT
(AV Zeit 30 ms)
Sie ist definiert als das Zeitintervall vom Ventrikelspike (VS) bis
zum
Mitralklappenschluß
(MKS).
intraindividuell gleich und
Stimulationselektrode
Dieses
Intervall
ist
enthält die Leitungszeit von der
zum
linken
Ventrikel,
die
elektromechanische Kopplung des linken Ventrikels und die
Zeitdauer von Beginn der linksventrikulären Systole bis zur
Zunahme des intraventrikulären Druckes oberhalb des atrialen
Druckes mit anschließendem Mitralklappenschluß.
ICT = VS bis MKS kurz
ICT = Zeitintervall vom Ventrikelspike (Schrittmacher) bis zum
Mitralklappenschluß bei einem AV Delay von 30 ms
42
2 Lange AV Delay Stimulation (150-200 ms) um das atriale
elektromechanische Intervall (AEMD) zu bestimmen:
B
A
AVD 150 ms
AEMD
220 ms
P-sensing
EKG
MKS
MV-Doppler
Abbildung 8
Beispiel (A) und Schema (B) zur Bestimmung des AEMD
(AV Zeit 150 ms)
Das atriale elektromechanische Intervall bildet das Zeitintervall
zwischen dem rechtsatrialen wahrgenommen elektrischen
Impuls
(„P-sensing“)
bis
zum
Ende
Mitralklappenschlusses.
Es
beinhaltet
des
die
passiven
interatriale
Leitungszeit und die elektromechanische Kopplung des linken
Vorhofes. Dieses Intervall ist intraindividuell starr mit breiter
interindividueller Streuung.
AEMD = AVD lang + VS bis MKS lang
AEMD = programmiertes langes AV Delay (hier 150 ms) plus
dem Zeitintervall vom Ventrikelspike (Schrittmacher)
bis zum Mitralklappenschluß
43
3 Kalkulation des optimalen AV Delays durch Subtraktion der
isovolumetrischen
Kontraktionszeit
von
dem
atrialen
elektromechanischem Intervall
AVD optimal = AEMD - ICT
A
B
AVD opt = AEMD – ICT
= 220 ms – 115 ms
= 105 ms
EKG
VS
MKS
MV-Doppler
Abbildung 9
Beispiel (A) und Schema (B) zur Berechnung des optimalen
AV Delays
Bei jedem Patienten wurden die Messungen während optimierter
Stimulation (nach Programmierung des optimalen AV Delay) mit dem
Mittelwert der oben getesteten AVDs („suboptimale“ AVD) verglichen,
falls dieses keines der bereits untersuchten war (30,80, 100 und 150 ms).
44
III. Statistik
Das Mittel der drei aufeinanderfolgenden Messungen für die
verschiedenen AV Delays (30, 80, 100 und 150 ms) und für die
verschiedenen Stimulationsorte (LV, RV BiV) sowie das nach der
modifizierten „Ritter-Lemke“ Formel bestimmte optimale AV Delay
wurden für jeden Patienten berechnet. Nicht-kategorische Variablen der
verschiedenen Stimulationsorte und die verschiedenen AV Delays
wurden mit dem student-t-test verglichen. Ein signifikanter Unterschied
wurde bei einem p-Wert < 0.05 angenommen.
Ergebnisse innerhalb der Gruppen (optimierte Stimulation gegen
intraindividuelle „Kontrollgruppe“) wurden mit dem Wilcoxon signed
rank-test bewertet. Ein signifikanter Unterschied lag vor, wenn p < 0.05
war.
Bei den statistischen Berechnungen wurde das Computerprogramm
SPSS 11.0 für Windows angewendet.
45
IV. Ergebnisse
19 Patienten erhielten einen biventrikulären ICD (Medtronic InSnyc™
ICD) als ergänzende Therapie der chronischen Herzinsuffizienz NYHA
Stadium
II-IV
im
Sinne
Resynchronisationstherapie
der
(CRT).
sogenannten
Alle
Patienten
kardialen
waren
mit
Betablocker, ACE-Hemmer, Diuretikum und Digitalis therapiert. 11 von
19 Patienten erhielten zusätzlich Spironolacton.
Die echokardiographisch bestimmte mittlere Ejektionsfraktion betrug
vor Implantation 30% (± 8%) und der mittlere enddiastolische linksventrikuläre Durchmesser (LVEDD) betrug 66 mm (± 7mm) (Tabelle 5).
Tabelle 5
Patientendaten
Patient HF
EF
Nr. 1/min %
LVEDD LV-Elektrode intrinsisch
PQ
mm
Position
QRS
Intervall
mm
mm
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
67
65
73
73
64
86
67
82
58
62
75
80
68
75
82
73
63
79
58
29
35
30
23
30
25
40
30
31
20
51
25
25
25
30
20
40
40
35
63
69
66
57
67
65
60
82
60
82
55
68
74
70
61
73
65
60
63
MW
STW
71
8
30
8
66
7
posterolateral
anterolateral
posterolateral
anterolateral
anterolateral
posterolateral
posterolateral
posterolateral
posterolateral
posterolateral
posterolateral
anterolateral
posterolateral
posterolateral
posterolateral
lateral
lateral
lateral
posterolateral
BiV
QRS
mm
AVD
optimal
ms
AVD
optimal
%
246
216
172
140
190
184
264
140
170
180
190
176
156
158
262
230
220
180
150
208
180
200
200
210
276
228
178
204
200
210
220
178
308
322
202
256
168
210
200
160
156
160
140
180
160
118
172
160
156
220
182
140
170
170
155
130
150
60
135
160
115
100
140
29
75
80
58
48
51
110
95
145
90
130
115
160
135
100
60
100
75
62
47
73
43
59
65
52
42
50
23
59
36
191
38
219
41
162
23
113
30
53
AVD optimal (%) = Verkürzung in Bezug auf intrinsische PQ-Zeit!
46
1. Elektrokardiographie (EKG)
Alle Patienten waren im
Sinusrhythmus mit einer mittleren
Herzfrequenz von 71 ± 8 Schlägen/Minute (58-86 Schlägen/Minute). Die
mittlere QRS Breite betrug vor Implantation 191 ± 38 ms (150-264 ms)
und war unter biventrikulärer Stimulation mit einer mittleren Breite von
162 ± 23 ms (118-220 ms) signifikant kürzer (p = 0.02) als unter
intrinsischer Überleitung.
Unter linksventrikulärer Stimulation war die mittlere QRS Breite mit 238
± 35 ms (180-294 ms) (p = 0.001) und unter rechtsventrikulärer
Stimulation mit 231 ± 39 ms (160-276 ms) (p = 0.006) jedoch signifikant
länger als unter intrinsischer Überleitung (Tabelle 6).
Tabelle 6
Mittlere QRS-Breite in Abhängigkeit vom Stimulationsort unter
„optimiertem“ AV Delay
Baseline
BiV
LV
RV
162 (± 23)
238 (± 35)
231 (± 39)
p = 0.02
p = 0.001
p = 0.006
PQ-Intervall [ms] 219 (± 41)
QRS-Breite [ms]
192 (± 38)
47
2. Doppler-Echokardiographie und AV Delay Optimierung
Während der einzelnen dopplerechokardiographischen Messungen
unterschied sich die Herzfrequenz intraindividuell nicht signifikant (± 5
Schläge/Minute).
2.1 Diastolische funktionelle Parameter
Bei einem der 19 Patienten (5 %) konnte in der transthorakalen DopplerEchokardiographie
keine
atriale
Kontraktion
(A
Amplitude)
dokumentiert werden. Dieser Patient war für eine AV Delay
Optimierung nicht geeignet. Bei 95% der untersuchten Patienten konnte
somit eine AV Delay Optimierung erfolgreich durchgeführt werden.
Sowohl in den dopplerechokardiographisch bestimmten Blutflußprofilen
über der Mitralklappe als auch über der Trikuspidalklappe zeigten sich
eine konsekutive Verkürzung der diastolischen Füllungszeiten (MV-DFT
und TV-DFT) mit Verlängerung des programmierten AV Delays,
unabhängig vom Stimulationsort (Tabelle 7).
48
Tabelle 7
Dopplerechokardiographisch bestimmtes Blutflußprofil über der
Mitralklappe Mittlere diastolische Füllungszeit in Abhängigkeit vom AV Delay
und Stimulationsort
Stimulationsort
AV Delay (ms)
30
BiV
RV
LV
Mitralklappenfüllungszeit (MV-DFT) (ms)
(335 - 718)
568 ± 132
(330 - 770)
525 ± 143
(390 - 790)
80
580 ± 144
(550 – 790)
542 ± 136
(350 - 750)
505 ± 139
(330 - 745)
100
560 ± 155
(240 - 788)
505 ± 165
(230 - 700)
500 ± 157
(233 - 770)
150
485 ± 162
(225 - 785)
475 ± 157
(215 - 800)
475 ± 168
(233 - 790)
598 ± 133
Die linksventrikuläre Stimulation erzeugte im Mittel die kürzesten
mittleren diastolischen Füllungszeiten für jedes programmierte AV
Delay verglichen mit der biventrikulären und rechtsventrikulären
Stimulation. Unter biventrikulärer Stimulation wurde die längste mittlere
diastolische
Füllungszeit
für
alle
programmierten
AV
Delays
dokumentiert. Es fand sich eine große interindividuelle Streuung der
diastolischen
Füllungszeit
gemessen
Trikuspidalklappe (Abbildung 10).
49
über
der
Mitral-
und
620
600
MV-DFT (ms)
580
560
BiV
RV
LV
540
520
500
480
460
30
80
100
150
AV Delay (ms)
Abbildung 10
Dopplerechokardiographisch bestimmtes Blutflußprofil
über der Mitralklappe Mittlere
diastolische
Füllungszeit
(MV-DFT)
in
Abhängigkeit vom AV Delay und Stimulationsort
(BiV = biventrikulär, LV = linksventrikulär, RV =
rechtsventrikulär)
50
2.2 Systolische funktionelle Parameter
Die
biventrikuläre
Ejektionsperioden
Stimulation
(EP)
erzeugte
verglichen
Stimulationsorten, unabhängig
mit
die
den
längsten
mittleren
monoventrikulären
vom programmierten
AV Delay.
Während linksventrikulärer Stimulation fand sich kein Unterschied
verglichen mit der rechtsventrikulären Stimulation (Tabelle 8, Abbildung
11).
Tabelle 8
Dopplerechokardiographisch bestimmtes Blutflußprofil über der
Aortenklappe –
Mittlere Ejektionszeit (EP) in Abhängigkeit vom AV Delay und
Stimulationsort
Stimulationsort
AV Delay (ms)
BiV
RV
LV
Ejektionszeit (EP) (ms)
30
258 ± 21
(220 - 290)
255 ± 28
(175 - 303)
254 ± 25
(215 - 295)
80
272 ± 31
(175-325)
265 ±30
(185 - 295)
266 ± 35
(170 - 310)
100
274 ± 26
(225 - 320)
262 ± 30
(190 - 310)
266 ± 32
(200 - 310)
150
273 ± 40
(205 - 345)
268 ± 33
(190 - 320)
271 ± 29
(200 - 320)
51
280
275
EP (ms)
270
BiV
265
RV
LV
260
255
250
30
80
100
150
AV Delay (ms)
Abbildung 11
Dopplerechokardiographisch bestimmtes Blutflußprofil
über der Aortenklappe –
Mittlere Ejektionszeit (EP) in Abhängigkeit vom AV Delay
und Stimulationsort
52
2.3 AV Delay Optimierung
Das nach der modifizierten „Ritter-Lemke“ Formel errechnete „optimale
AV Delay“ betrug während biventrikulärer Stimulation zwischen 60 und
160 ms mit einem Mittelwert von 113 ms (± 31 ms). Wenn das optimale
AV Delay mit dem intrinsischen Intervall in Beziehung gebracht wurde
AVD optimal
(optimaler AVD Anteil =
_________________
PQ Zeit intrinsisch
) , zeigten sich prozentuale
Anteiligkeiten von 23% zu 80%. Somit musste also für die optimierte
biventrikuläre Stimulation das intrinsische PQ Intervall zwischen 20%
und 77% verkürzt werden.
Das optimale AV Delay während linksventrikulärer Stimulation betrug
zwischen 30 und 150 ms mit einem Mittelwert von 99 ms (± 30 ms).
Während rechtsventrikulärer Stimulation betrug das optimale AV Delay
zwischen 30 und 150 ms mit einem Mittelwert von 76 ms (± 31 ms) und
war damit signifikant kürzer (p = 0.003)
im Vergleich zur
biventrikulären Stimulation.
Die biventrikuläre optimierte Stimulation erzeugte die günstigsten
systolischen und diastolischen funktionellen Parameter verglichen mit
der
optimierten
isolierten
linksventrikulären
beziehungsweise
rechtsventrikulären Stimulation.
Die dopplerechokardiographisch bestimmte diastolische Füllungszeit
war sowohl über der Mitral- als auch über der Trikuspidalklappe unter
optimierter
biventrikulärer
Stimulation
gegenüber
der
isolierten
optimierten rechts- bzw. linksventrikulären Stimulation verlängert. Die
53
mittlere diastolische Mitralklappenfüllungszeit (MV-DFT) betrug unter
optimierter biventrikulärer Stimulation 568 ms (± 137 ms),
unter
linksventrikulärer Stimulation 508 ms (± 168 ms) und unter
rechtsventrikulärer Stimulation 529 ms (±
154 ms). Die mittlere
diastolische Trikuspidalklappenfüllungszeit (TV-DFT) betrug für die
biventrikuläre Stimulation 601 ms (± 137 ms), für die linksventrikuläre
Stimulation 520 ms (± 140 ms) und für die rechtsventrikuläre
Stimulation 544 ms (± 149 ms).
Die
mittlere
Prä-Ejektionszeit
(PEP)
ist
für
die
optimierte
biventrikuläre Stimulation mit 159 ms (± 20 ms) kürzer als für die
linksventrikuläre Stimulation mit 166 ms (± 35 ms) und signifikant
kürzer (p = 0.009) als für die rechtsventrikuläre Stimulation mit 182 ms
(± 25 ms). Dabei zeigt sich unter rechtsventrikulärer Stimulation ein
Anstieg der Prä-Ejektionszeit von 13% gegenüber der biventrikulären
Stimulation.
Die mittlere Ejektionszeit (EP) ist unter optimierter biventrikulärer
Stimulation mit 279 ms (± 25 ms) länger als unter optimierter
linksventrikulärer Stimulation mit 268 ms (± 33 ms) und auch als unter
rechtsventrikulärer Stimulation mit 263 ms (± 35 ms) (Tabelle 9).
54
Tabelle 9
Dopplerechokardiographisch
bestimmte
systolische Parameter Mittelwerte optimierter Stimulation
systolische Parameter
diastolische
und
diastolische Parameter
Stimulationsort optimales AVD mittlere EP mittlere PEP mittlere MV-DFT mittlere TV-DFT
N = 18
(ms)
(ms)
(ms)
(ms)
(ms)
BiV
113 ± 31
(60 - 160)
279 ± 25
(260 - 335)
159 ± 20
(125 - 195)
568 ± 137
(290 - 760)
601 ± 137
(315 - 790)
LV
99 ± 30
(30 - 150)
268 ± 33
(200 - 320)
166 ± 36
(125 - 240)
508 ± 168
(335 - 740)
520 ± 140
(300 - 860)
RV
76 ± 31#
(30 - 150)
263 ± 35
(185 - 320)
182 ± 25#
(155 - 235)
529 ± 154
(275 - 750)
544 ± 149
(345 - 770)
# p < 0.01 versus BiV
55
2.4 Optimierte Stimulation verglichen mit „suboptimaler“ AV Delay
Programmierung
Während biventrikulärer Stimulation konnte durch Optimierung des
AV Delays verglichen mit dem Mittelwert der nicht optimalen
Einstellungen (30 ms, 80 ms, 100 ms und 150 ms = „suboptimal“) die
Ejektionszeit von 266 ms (± 30 ms) auf 279 ms (± 25 ms) signifikant (p
= 0.0010) verlängert werden, welches mit einer verbesserten
linksventrikulären systolischen Ejektion korreliert.
Die Prä-Ejektionszeit wurde von 166 ± 27 ms („suboptimal“) auf 159 ±
20 ms (optimal) ebenfalls signifikant verkürzt (p = 0.0020). Dies
korrelierte in 15 von 18 Patienten (Abbildung 12).
Die diastolische Mitralklappenfüllungszeit zeigte keine signifikanten
Unterschiede zwischen optimaler (568 ± 137 ms) und „suboptimaler“
(563 ± 142 ms) Stimulation.
Während linksventrikulärer Stimulation verlängerte die AV Delay
Optimierung die Ejektionszeit signifikant von 264 ± 30 ms
(„suboptimal“) auf 268 ± 33 ms (optimal) (p = 0.045) und die PräEjektionszeit wurde von 177 ± 31 ms („suboptimal“) auf 166 ± 35 ms
(optimal) signifikant verkürzt (p = 0.011). Die diastolische Füllungszeit
zeigte mit 508 ± 168 ms (optimal) gegenüber 510 ± 155 ms
(„suboptimal“) keine signifikanten Unterschiede.
Während AV Delay optimierter rechtsventrikulärer Stimulation war
die Ejektionszeit mit 263 ms (± 29 ms) gegenüber „suboptimaler“
Stimulation mit 262 ms (± 35 ms) nahezu konstant. Die Prä-Ejektionszeit
56
wurde von 189 ms (± 27 ms) unter „suboptimaler“ auf 182 ms (± 25 ms)
unter optimaler Stimulation zwar verkürzt, zeigte jedoch auch keine
Signifikanz (p = 0.29). Die diastolische Mitralklappenfüllungszeit zeigte
ebenfalls mit 523 ms (± 155 ms) unter „suboptimaler“ gegenüber 529
ms (± 154 ms) unter optimaler Stimulation keine signifikanten
Unterschiede (Tabelle 10 und 11).
Tabelle 10 Hämodynamische Doppler-Echokardiographische Parameter
Vergleich optimales AVD versus suboptimale Programmierung
N = 18
Stimulationsort
EP
(ms)
PEP
(ms)
MV-DFT
(ms)
optimales
AVD
suboptimales AVD
BiV
BiV
279 ± 25#
266 ± 30
159 ± 20#
166 ± 27
568 ± 173
563 ± 142
optimales
AVD
suboptimales AVD
LV
LV
268 ± 33*
266 ± 30
166 ± 35*
177 ± 31
508 ± 168
510 ± 155
optimales
AVD
suboptimales AVD
RV
RV
263 ± 29
262 ± 35
182 ± 25
189 ± 27
529 ± 154
523 ± 155
* p < 0.05
# p < 0.01
Tabelle 11 Effekte der optimalen Programmierung auf die systolischen
Parameter Ejektionszeit und Präejektionszeit
Stimulationsort
EP
PEP
(optimal - suboptimal) (optimal - suboptimal)
BiV
p = 0.0010
p = 0.0020
LV
p = 0.045
p = 0.011
RV
p = 0.36
p = 0.29
57
210
200
190
180
170
160
150
140
130
120
Präejektionszeit unter biventrikulärer Stimulation
Abbildung 12
PEP MW
PEP AVD opt(PEP MV) „
Vergleich „suboptimierter“
Abbildung 12
Präejektionszeit unter biventrikulärer Stimulation
Vergleich
„suboptimierter“
(PEP
MV)
„optimierter“ Stimulation (PEP AVD opt)
58
versus
V. Diskussion
Die
kardiale
Resynchronisationstherapie
durch
biventrikuläre
Schrittmacherstimulation hat sich als „add-on“ Therapieverfahren bei
der
Behandlung
der
chronischen,
medikamentös-refraktären
Herzinsuffizienz mit Nachweis einer ventrikulären Dyssynchronie
etabliert. Zusätzlich zur systolischen Asynchronie besteht häufig auch
eine diastolische Desynchronisation mit einer zeitlichen Entkopplung
der linksatrialen von der linksventrikulären Kontraktion, wodurch es zu
einem Verlust des atrialen „kicks“ kommt. Dies hat eine verminderte
präsystolische Vorspannung und eine verminderte Ventrikelfüllung zur
Folge. Besonders bei herzinsuffizienten Patienten haben diese Parameter
jedoch einen besonderen Einfluss auf die Hämodynamik, so dass eine
optimierte individuelle Programmierung des AV Delay bei Patienten mit
biventrikulären Schrittmachersystemen sinnvoll erscheint.
Es herrschen immer noch kontroverse Meinungen über den Nutzen einer
individuellen AV Delay Programmierung bei Herzschrittmacherpatienten mit chronischer Herzinsuffizienz.
Verschiedene Studien konnten den positiven Effekt eines optimalen
Stimulationsortes bei Patienten, denen als additive HerzinsuffizienzTherapie ein biventrikuläres Schrittmachersystem implantiert wurde,
aufzeigen.
Desweiteren
scheint
eine
individuelle
AV
Delay
Programmierung ebenfalls einen günstigen Effekt auf die systolische
linksventrikuläre Funktion zu haben, auch wenn nach Kass et al. (1999)
dieser Effekt gegenüber den Auswirkungen des Stimulationsortes
geringer ist. Auricchio et al. (1999) haben
ebenfalls in ihrer
Implantationsstudie die positiven Auswirkungen auf die systolische
Funktion in Abhängigkeit vom Stimulationsort und AV Delay
59
aufgezeigt. Dem AV-Intervall scheint vor allem eine modulierende
Wirkung auf die Hämodynamik zuzufallen.
Dies ist die erste Studie von Patienten mit implantierten biventrikulären
Schrittmachern bei chronischer Herzinsuffizienz, die sowohl
verbesserte
diastolische als auch
eine
systolische Funktion nach nicht-
invasiver diastolischer Optimierung dokumentiert. Die Optimierung des
AV Delays wurde durch Anwendung einer Modifikation der „RitterLemke“ Formel, die auf der dopplerechokardiographischen Bestimmung
des
elektromechanischen
Zeitintervalls,
welches
das
günstigste
diastolische Füllungsmuster erreicht, durchgeführt.
Durch eine „Optimierung“ des diastolischen Füllungsmusters kann somit
bei diesem Patientenkollektiv eine weiterführende Verbesserung der
systolischen Hämodynamik erzielt werden.
1. AV Zeitoptimierung mittels der „Ritter-Lemke“ Formel
Beginnend in den 1980er Jahren wurden in verschiedenen Studien
echokardiographische
Parameter
benutzt,
um
bei
Herzschrittmacherpatienten eine optimale Programmierung des AV
Delays zu bestimmen. Grund hierfür war die Erkenntnis, dass bei
fehlender Optimierung der AV-Verzögerung Propfungsphänomene oder
auch eine Verschlechterung der hämodynamischen Situation auftraten.
Übereinstimmende Ergebnisse wurden nur für die
diastolische
Füllungszeit (DFT) und für das aortale Zeitgeschwindigkeitsintegral
(VTI) dokumentiert. Es gibt bisher keine Richtlinien für die
60
Programmierung der AV Delay Optimierung (von Bibra et al., 1984,
1985 und 1986, Iwase et al., 1986, Forfang et al., 1986, Pearson et al.,
1988, von Dryander et al., 1990 und 1992,
Leonelli et al., 1997,
Cheesman et al., 1998, Breithardt et al., 2000).
Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre wurde von einigen
Studiengruppen (Hochleitner et al., 1990 und 1992, Brecker et al., 1992,
Nishimura et al., 1995) die Behandlung der dilatativen Cardiomyopathie
mit schwerer linksventrikulärer Dysfunktion und klinischen Zeichen
einer chronischen schweren Herzinsuffizienz durch eine physiologische
Zweikammerstimulation als therapeutische Alternative vorgeschlagen.
Diese hatte zum
Ziel ein unphysiologisch langes intrinsisches AV-
Intervall zu verkürzen. In diesen Studien wurde der Einfluss des AV
Delays auf invasiv und nicht-invasiv bestimmte Parameter untersucht.
Insbesondere die Arbeit von Nishimura et al. zeigte, dass bei AV
sequentieller Stimulation durch Optimierung des AV Delays eine
Resynchronisation der atrialen und ventrikulären Systole bei Patienten
mit atrioventrikulären Leitungsstörungen erzielt werden kann, woraus
eine
optimale
diastolischen
diastolische
mitralen
Füllungszeit
Regurgitation
mit
Minimierung
erfolgt
der
(diastolische
Resynchronisation).
Andere Studiengruppen (Innes et al., 1994, Linde et al., 1995 und Gold
et al., 1995) konnten keine positiven Auswirkungen einer AV
sequentiellen Schrittmacherstimulation bei Herzinsuffizienzpatienten
finden. Letztendlich konnte sich zwar die Therapieoption der AV
sequentiellen Schrittmacherstimulation (rechtsventrikuläre Stimulation)
bei der chronischen Herzinsuffizienz nicht behaupten, aber die oben
aufgeführten Studien haben zu einem besseren Verständnis des
Einflusses des AV Delays beigetragen.
61
Erst mit der Einführung der biventrikulären Stimulation bei Patienten
mit
chronischer
Herzinsuffizienz
mit
streng
definierter
Indikationsstellung (Tabelle 12), wie in dem Positionspapier der
Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (2003) dargestellt, hat sich die
Schrittmachertherapie als additives Verfahren etabliert.
Tabelle 12 Einschlusskriterien für die kardiale Resynchronisationstherapie
Positionspapier zur kardialen Resynchronisationstherapie der
Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (2003)
Wesentliche Kriterien
Herzinsuffizienz NYHA III trotz optimaler Medikation
Linksschenkelblock mit QRS > 150-155 ms (Gras, 1998, Cazeau, 2001)
Ejektionsfraktion (EF) < 35% (Cazeau, 2001, Auricchio, 2002, Abraham, 2002)
Erhaltener Sinusrhythmus
Zusätzliche Kriterien
Linksventrikulärer enddiastolischer Durchmesser (LVEDD) > 55 mm (Abraham, 2002)
LV + dp/dt < 700 mmHg/s (Nelson, 2000)
Funktionelle Mitralinsuffizienz (Reuter, 2002)
Maximale Sauerstoffaufnahme (VO2 max) < 14 ml/min/kg (Auricchio, 2002)
62
Diese Studie zeigt die Durchführbarkeit einer einfachen Methode
der
diastolischen
Resynchronisation
mittels
Dopplerechokardiographie bei Patienten unter biventrikulärer
Stimulation.
Das optimale AV Delay kann einfach und nicht-invasiv durch den
Gebrauch einer Formel, die zwei Zeitintervalle integriert, die während
langer AV Delay Stimulation (AEMD) und kurzer AV Delay
Stimulation (ICT) bestimmt werden, berechnet werden.
Das atriale elektromechanische Intervall (AEMD) ist das Zeitintervall
zwischen der wahrgenommenen rechtsatrialen elektrischen Erregung und
dem Ende des Mitralklappenflusses, welcher durch die linksatriale
Kontraktion
bedingt
ist.
Dieses
Zeitintervall
beinhaltet
die
physiologische Zeitdauer von der atrialen elektrischen Erregung bis zum
Ende der linksatrialen mechanischen Vorhofkontraktion. Je länger die
interatriale Leitungszeit, desto länger wird das optimale AV Delay sein.
Um das atriale elektromechanische Intervall zu bestimmen, sollte das
AV Delay so lang
programmiert werden, bis die A-Welle im
dopplerechokardiographisch
bestimmten
Blutflußprofil
über
der
Mitralklappe durch den ventrikulären Druckanstieg nicht mehr gedämpft
ist.
Die isovolumetrische Kontraktionszeit (ICT) entspricht bei kurzer AV
Delay Programmierung dem Zeitintervall vom ventrikulären Spike bis
zum Mitralklappenschluß. Physiologisch beinhaltet sie die Zeitdauer von
der
elektrischen
Ventrikelerregung
bis
zum
mechanischen
intraventrikulären Druckanstieg über Vorhofniveau. Sie sollte als das
möglichst kürzeste AV Delay bestimmt werden, welches eine
63
abgeschwächte A-Welle im dopplerechokardiographisch bestimmten
Blutflußprofil über der Mitralklappe, hinweisend auf den aktiven
Mitralklappenschluß durch den ventrikulären Druckanstieg, hervorruft.
Beide Zeitintervalle sind intraindividuell fix.
Diese hier physiologisch hergeleiteten Zeitintervalle wurden 1995 von
Ritter und Lemke zur Berechnung einer optimalen AV-Verkürzung für
Patienten mit komplettem atrioventrikulären Block vorgeschlagen. Ihr
Ziel
war,
die
linksatriale
und
linksventrikuläre
Systole
zu
resynchronisieren, um somit eine optimale linksventrikuläre Füllung und
Vorlast zu erreichen. Diese Formel - im klinischen Sprachgebrauch
„Ritter-Lemke“ Formel genannt - wurde bis heute aber invasiv nicht
bestätigt (Lemke and Winter, 1992, Lemke and von Dryander, 1994,
Ritter et al., 1995, Kindermann et al., 1997, Ritter et al., 1999).
Das berechnete optimale AV Delay zeigte eine breite interindividuelle
Streuung in Abhängigkeit vom Stimulationsort. Für die biventrikuläre
Stimulation wurde ein AV Delay von 60 bis 160 ms berechnet.
Die Unterschiede sind hauptsächlich auf die Schwankungen der
individuellen elektromechanischen Intervalle, die in der Annäherung des
optimalen diastolischen Flusses enthalten sind, zurückzuführen.
Unter Berücksichtigung der Ergebnisse dieser interindividuellen
Streuung der elektromechanischen Intervalle wird deutlich, warum in
diesem Patientenkollektiv eine individuelle Programmierung des AV
Delays dringend notwendig ist.
Das
mittlere
optimale
AV
Delay
während
rechtsventrikulärer
Monostimulation (76 ± 31 ms) war signifikant kürzer verglichen mit der
biventrikulären Stimulation (113 ± 31 ms) (p = 0.003) und kürzer als
64
während linksventrikulärer Stimulation (99 ± 30 ms), was durch die
interventrikuläre Leitungsverzögerung von rechts nach links bei
linkskardialer diastolischer Flußoptimierung zu erklären ist.
2. Vergleich zwischen optimierter und „suboptimaler“ Einstellung Systolische Parameter
In dieser Studie konnte durch eine AV Delay Optimierung der günstige
Effekt
auf
systolische
funktionelle
dopplerechokardiographische
Parameter gezeigt werden. Durch die zeitliche Übereinstimmung
zwischen dem Ende der linksatrialen Systole und dem Beginn der
linksventrikulären Systole konnte sowohl eine verbesserte ventrikuläre
Ejektion, als
auch eine verbesserte intra- und interventrikuläre
Synchronisation erreicht werden.
Es war eine Optimierung des AV Delay bei 95 Prozent der untersuchten
Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz unter biventrikulärer
Stimulation möglich. Lediglich ein Patient war für die diastolische AV
Delay
Optimierung
nicht
geeignet,
da
während
der
dopplerechokardiographischen Untersuchung keine atriale Kontraktion
(A Welle) im Blutflußprofil über der Mitralklappe dargestellt werden
konnte.
Während biventrikulärer Stimulation verlängerte die nicht-invasiv
durchgeführte diastolische AV Delay Optimierung durch Anwendung
der modifizierten „Ritter-Lemke“ Formel signifikant die Ejektionszeit
verglichen
mit
dem
Mittelwert
der
suboptimalen
Programmierung (5% Verlängerung, p = 0.0010).
65
AV
Delay
In vielen Untersuchungen wird zur Beurteilung der systolischen
Funktion invasiv die linksventrikuläre Druckanstiegsgeschwindigkeit
(LV dp/dt) und nicht-invasiv das aortale Geschwindigkeits-Zeit-Intervall
(VTI) bestimmt.
Wegen der großen methodischen Schwierigkeiten bei der Berechnung
der systolischen Flußintegrale, die einerseits sehr stark frequenzabhängig
sind, andererseits eine hohe inter- und intraindividuelle Variabilität und
Untersucherabhängigkeit zeigen (von Dryander, 1990), erfolgte keine
Kalkulation der Integrale, sondern es wurden die „robusten“ Zeitwerte
PEP und EP als Index der linksventrikulären systolischen Funktion
bestimmt.
Obwohl die Korrelation zwischen Ejektionszeit und Ejektionsvolumen
gering ist, wird sie trotzdem als Maß der systolischen Ejektionsfunktion
festgelegt, wobei eine Verlängerung der Ejektionszeit eine verbesserte
Kontraktionsfunktion anzeigt (Horwich et al., 2004). Desweiteren geht
die
Ejektionszeit in die Berechnung
des sogenannten „myocardial
performance index“ (MPI) ein, der als Parameter zur Beurteilung der
linksventrikulären Globalfunktion gilt (Tei et al., 1997). Methodische
Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Ejektionszeit gibt es dann,
wenn diese aus pathologischen Gründen verändert ist, wie z.B. bei einer
hämodynamisch relevanten Aortenklappenstenose.
Durch die Änderung (Optimierung) der AV Delay Einstellung erfolgt
eine verlängerte Ejektionszeit und somit eine relevante Verbesserung der
linksventrikulären systolischen Funktion.
66
Desweiteren führt die AV Delay Optimierung zu einer signifikanten
Verkürzung
der Prä-Ejektionszeit (p = 0.0020) die eine verbesserte
intra- und interventrikuläre Synchronität anzeigt (von Bibra et al., 1984,
Horwich et al., 2004, Cleland et al., 2005, Binder et al., 2007).
Diese Ergebnisse sind mit den von Kindermann et al. (1997)
dokumentierten Änderungen der systolischen Funktion durch Messung
diastolischer
Blutflußprofile
(Dopplerechokardiographie
versus
Impedanzkardiographie) bei Patienten mit Zweikammerstimulation und
komplettem AV Block übereinstimmend.
Insgesamt erscheint es möglich, die positiven Auswirkungen der
elektrischen
Resynchronisationstherapie
dopplerechokardiographisch-geführte
durch
individuelle
AV
eine
Delay
Programmierung der biventrikulären Schrittmacher weiter zu
optimieren.
3. Vergleich zwischen optimierter und „suboptimaler“ Einstellung Diastolische Parameter
Es konnte eine zunehmende Verkürzung der diastolischen Füllungszeit
sowohl über der Mitral- , als auch über der Trikuspidalklappe mit
zunehmender
Verlängerung
des
programmierten
AV
Delays,
unabhängig vom Stimulationsort dokumentiert werden. Dieses Ergebnis,
dass die Mitralklappe bei Verlängerung des AV Delays früher schließt,
wurde erstmalig von von Bibra et. al (1984) beschrieben. Das kürzeste
programmierte AV Delay führt zwar, wie auch bei unseren Ergebnissen,
zu der längsten diastolischen Füllungszeit, hat aber den möglichen
67
Nachteil der Vorhofpropfung mit aktiver Vorhofkontraktion gegen die
geschlossene Mitralklappe (sogenannte „cannon waves“). Dies kann zu
den klassischen Symptomen eines Schrittmachersyndroms führen.
Für die linksventrikuläre Leistung ist nicht nur das Füllungsvolumen
entscheidend, sondern auch die Vorlast, die durch ein optimales Timing
der atrialen Systole gesteigert werden kann und somit einen
entscheidenden Einfluss auf
die Ventrikelfüllung nimmt. Während
optimierter Stimulation ist die diastolische Füllungszeit zwar kürzer als
während kurzer AV Delay Programmierung, aber ein korrektes Timing
der linksatrialen Kontraktion unmittelbar vor Beginn der ventrikulären
Systole führt zu einer optimierten ventrikulären Füllung. Desweiteren
kommt es dopplerechokardiographisch zu
einem verbesserten
Flussprofil über der Mitralklappe mit komplett hergestellter E/A
Amplitude und Minimierung der diastolischen – präsystolischen
Mitralinsuffizienz.
Diese Überlegungen erklären, dass die diastolische Füllungszeit keinen
signifikanten Unterschied zwischen optimaler und „suboptimaler“ AV
Delay Programmierung zeigt. Die maximale diastolische Füllungszeit
geht
nicht
mit
dem
optimalen
Füllungsvolumen
einher.
Bei
Unterschreitung des optimalen Grenzwertes kommt es zu einer
Kontraktion des linken Vorhofes gegen die bereits geschlossene
Mitralklappe,
so
dass
das
Füllungsvolumen
trotz
verlängerter
diastolischer Füllungszeit sinkt (von Dryander 1990). Die kardiale
Funktion wird jedoch unter AV Delay Optimierung gebessert ( von
Bibra et al., 1984, 1985 und 1986, Iwase et al., 1986, Lemke and Winter,
1992, Lemke and von Dryander, 1994, Ritter et al., 1995, Kindermann
et al., 1997, Ritter et al., 1999, Breithardt et al., 2000).
68
Ziel der beschriebenen Methode war es, ein optimales Flußprofil
aufzuzeichnen, dass den passiven diastolischen Einstrom in die frühe
Diastole (Effekt Bivi) und die aktive Vorhoffüllung in die späte
diastolische Phase verlegt (Effekt AV Zeit) ohne, dass es zu einem
Abbruch
der
Ventrikelfüllung
durch
die
einsetzende
Ventrikelkontraktion kommt.
4. Einfluss der unterschiedlichen Stimulationsorte auf dopplerechokardiographische Parameter
Die bereits erwähnten Studien haben gezeigt, dass der Nutzen einer
Schrittmachertherapie bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz
von der Wahl des Stimulationsortes abhängig ist. Während die
konventionelle atrial getriggerte rechtsventrikuläre Stimulation (VAT
Modus) letztendlich einen ungünstigen Einfluss auf die linksventrikuläre
Funktion hat, scheint die linksventrikuläre Basisstimulation einen
positiven Einfluss auf die systolische Funktion durch eine elektrische
Resynchronisation des linksventrikulären Kontraktionsmusters zu haben
(Auricchio et al., 1999, Breithardt et al., 2000, Butter et al., 2000).
In dieser Studie konnte mittels der Dopplerechokardiographie gezeigt
werden, dass eine biventrikuläre Stimulation verglichen mit der linksoder
rechtsventrikulären
Stimulation
die
längste
diastolische
Füllungszeit (DFT) unabhängig vom programmierten AV Delay
erzeugt. Die linksventrikuläre Stimulation erzeugt die kürzeste
diastolische Füllungszeit, was eine geringere linksventrikuläre
bedeutet.
69
Füllung
Desweiteren resultierte im Vergleich unter biventrikulärer Stimulation
die kürzeste Prä-Ejektionszeit (PEP), was auf eine verbesserte
Stimulationssynchronität hinweist. Die längste Prä-Ejektionszeit –
gleichbedeutend mit dem „asynchronsten“ Kontraktionsmuster – wurde
unter rechtsventrikulärer Stimulation gefunden. Dieses Ergebnis
korreliert mit der Arbeit von Kerwin et al. (2000), in der mittels „blood
pool scintigraphy“ bei Patienten mit dilatativer Cardiomyopathie und
interventrikulärer Leitungsstörung im normalen Sinusrhythmus eine
signifikante interventrikuläre Dyssynchronität festgestellt wurde. Unter
atrial gesenster biventrikulärer Stimulation konnte dagegen eine
verbesserte interventrikuläre Synchronität (=Resynchronisation) erreicht
werden, die mit einer akuten Verbesserung der linksventrikulären
Ejektionsfunktion einherging.
Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist, dass die Ejektionszeit (EP),
bestimmt
durch
das
Geschwindigkeits-Zeit-Intervall
dopplerechokardiographische
(VTI),
als
ein
aortale
Parameter
der
linksventrikulären Ejektionsfunktion von dem Stimulationsort abhängig
ist. Optimierte linksventrikuläre Stimulation erzeugt im Vergleich zur
rechtsventrikulären Stimulation eine verlängerte Ejektionszeit, die mit
einer verbesserten linksventrikulären Funktion einhergeht. Dieser Effekt
ist geringer bei einem kurzen AV Delay von 30 ms. Die biventrikuläre
Stimulationskonfiguration erzeugt unabhängig vom AV Delay die
längste Ejektionszeit.
Dadurch, dass die Ejektionszeit als ein Parameter der systolischen
Ejektionsfunktion gilt, sind diese Ergebnisse mit Studien vergleichbar,
die
akut
invasive
hämodynamische
Änderungen
während
linksventrikulärer Basisstimulation und während unterschiedlicher AV
70
Delays verglichen haben. In der Studie von Auricchio et al. (1999)
wurden invasiv die linksventrikuläre Druckanstiegsgeschwindigkeit (LV
dp/dt) und der systolische Blutdruck während linksventrikulärer,
biventrikulärer und rechtsventrikulärer Stimulation sowie während
unterschiedlicher
AV
Delays
bei
Patienten
mit
chronischer
Herzinsuffizienz und interventrikulärer Leitungsstörung bestimmt. Den
größten Benefit hatten Patienten während linksventrikulärer Stimulation.
Der größte Nutzen unabhängig vom Stimulationsort wurde durch ein
individuelles, „patientenspezifisches“ AV Delay erreicht.
In dieser Studie ist dokumentiert, dass die biventrikuläre Stimulation
verglichen mit alleiniger linksventrikulärer Stimulation die diastolische
Füllungszeit positiv beeinflusst. Die längste diastolische Füllungszeit
wurde
während
biventrikulärer
Stimulation
unabhängig
vom
programmierten AV Delay erreicht und die linksventrikuläre Stimulation
erzeugt die kürzeste diastolische Füllungszeit.
Diese Divergenz deutet auf eine mögliche positive Auswirkung der
biventrikulären
Stimulation
gegenüber
der
linksventrikulären
Monostimulation hin, wenn über systolische Parameter hinaus zusätzlich
diastolische hämodynamische Parameter in Betracht gezogen werden
(Blanc et al., 1997, Auricchio et al., 1999, Cazeau et al., 2001).
71
5. Einschränkungen
Diese Studie ist begrenzt durch die geringe Anzahl der eingeschlossenen
Patienten, was es unmöglich macht, alle Variablen, die zu einer
Veränderung des optimalen AV Delay führen, wie Position der
linksventrikulären Elektrode, kardiale Grunderkrankung und kardiale
Funktion, festzulegen.
Zusätzlich wurde keine invasive hämodynamische Vergleichsstudie
durchgeführt, um die angewandte modifizierte „Ritter-Lemke“ Formel
für
die
AV
Delay
Optimierung
dokumentierten
Verbesserungen
Einflussprofile
der
zu
der
funktionellen
bestätigen.
Obwohl
die
dopplerechokardiographischen
Parameter
(PEP,
EP)
einen
hämodynamischen Benefit anzeigen, wurde dies bisher nicht invasiv
überprüft. Außerdem wurde ein „optimales“ AV Delay vorgeschlagen,
das nicht in klinische Daten übertragen wurde. Es wurden keine
klinischen Tests durchgeführt, um das vorgeschlagene „optimale“ AV
Delay
gegenüber
der
klinischen
am
meisten
favorisierten
Programmierung zu bestätigen.
Generell finden sich in der vorliegenden Untersuchung nur geringe
absolute Unterschiede der Zielvariablen von ca. 5%. Hieraus ergibt sich
eine große Anfälligkeit
für Meßungenauigkeiten. Anhand größerer
Patientenuntersuchungen sollte dies validiert werden. Der Trend zeigt
jedoch eine gewisse Richtung an, so dass man aus den geringen
Unterschieden durchaus Schlussfolgerungen ziehen kann.
72
Besonders
bei
den
jüngsten
Schrittmachern
für
biventrikuläre
Resynchronisation ist nicht nur das atrioventrikuläre Delay, sondern
auch das interventrikuläre Delay veränderbar. Dadurch hätten die
gefundenen Unterschiede zwischen biventrikulärer Stimulation und
linksventrikulärer Stimulation eventuell noch ausgeprägter werden
können.
Dieses zeigt, dass Leitlinien für die Programmierung verschiedener
Parameter der systolischen und diastolischen Resynchronisation bei
biventrikulären Schrittmachern dringend notwendig sind.
73
VI. Schlussfolgerungen
Eine individuelle Programmierung bei Patienten mit biventrikulärer
Stimulation kann den Nutzen der Resynchronisationstherapie steigern,
wenn
die
Unterschiede
der
elektromechanischen
Intervalle
berücksichtigt werden.
Die Optimierung des atrioventrikulären Delays, die diese individuellen
Intervalle integriert, kann einfach und nicht-invasiv mittels DopplerEchokardiographie durchgeführt werden.
Das optimale AV Delay kann für diese Patienten durch Anwendung der
modifizierten
„Ritter-Lemke“
Formel,
die
eine
zeitliche
Resynchronisation der linksatrialen und linksventrikulären Kontraktion
beinhaltet,
errechnet
werden.
Der
Effekt
einer
optimalen
Programmierung kann anhand des Blutflußprofils über der Mitralklappe
online dopplerechokardiographisch dokumentiert werden.
Die optimierte Stimulation kann nicht nur diastolische Parameter,
sondern auch systolische funktionelle dopplerechokardiographische
Parameter verbessern. Während biventrikulärer Stimulation können
gegenüber
der
links-
bzw.
rechtsventrikulären
Monostimulation
systolische Parameter signifikant verbessert werden, wenn eine
optimierte
Programmierung
des
AV
Delays
auf
doppler-
echokardiographischen Ergebnissen basierend, durchgeführt wird.
Programmier-Leitlinien werden benötigt, um einen optimalen Nutzen der
elektrischen diastolischen und systolischen Resynchronisationstherapie
zu erreichen.
74
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87
VIII. Danksagung
Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater Herrn PD Dr. B. Lemke
für die Überlassung des Themas und die kritische Durchsicht der
Manuskripte.
Herrn Professor Dr. A. Mügge danke ich, dass ich aus seiner
kardiologischen
Abteilung
die
Daten
der
durchgeführten
Untersuchungen in meine Arbeit integrieren durfte sowie für seine Kritik
und Ratschläge.
Ganz besonders
danken möchte ich Herrn Dr. T. Deneke für die
hervorragende Betreuung, stets konstruktive Kritik und anregenden
Diskussionen, die zu neuen Ideen und anderen Gesichtspunkten geführt
haben.
Danke auch an Herrn B. Gerritse für die Unterstützung bei den
statistischen Berechnungen.
Meinem langjährigen Kollegen Herrn Dr. D. Wenzel bin ich zu
besonderem Dank verpflichtet; ohne seine Kontakte und Vermittlung
wäre die Arbeit nicht möglich gewesen. Außerdem möchte ich ihm und
meinem Chef Herrn Dr. B. Langmack als meinen beiden „Lehrmeistern“
danken.
Zum Schluß möchte ich mich vor allem ganz herzlich bei meiner Frau
Katrin und meiner gesamten Familie für die Unterstützung, Geduld,
Rücksichtnahme sowie die vielen guten Ratschläge während der
Entstehung der Arbeit bedanken.
88
Lebenslauf
Persönliche Daten
Theodor, Günter, Peter Hübben
geboren 16.08.1964 in Essen
verheiratet, 3 Kinder
Ausbildung
1971 - 1984
1984
Grundschule und Gymnasium in Essen
Abitur
1984 – 1985
Grundwehrdienst in Essen-Kupferdreh und Köln
Porz-Wahn
1985 - 1991
Studium der Humanmedizin an der Universität
Gesamthochschule Essen
1987
Ärztliche Vorprüfung
1988
Erster Abschnitt der ärztlichen Prüfung
1989
3-monatige Auslandsfamulatur in Kenia in den
Fächern Pädiatrie und Geburtshilfe
1990
Zweiter Abschnitt der ärtzlichen Prüfung
1990/1991
Praktisches Jahr im Klinikum Niederberg/Velbert
(Innere Medizin/Chirurgie/Wahlfach Pädiatrie)
10/1991
Abschluß des Studiums mit dem dritten Abschnitt
der ärztlichen Prüfung
Berufliche Tätigkeiten
01.02.1992-31.07.1993
01.08.1993
Arzt im Praktikum in der Medizinischen Klinik der
St. Josef - Hospitale Essen-Kupferdreh
Chefarzt Dr. med. F. Laubenthal
Approbation als Arzt
ab 01.08.1993
Assistenzarzt in der Medizinischen Klinik der St.
Josef - Hospitale Essen-Kupferdreh
Chefarzt Dr. med. F. Laubenthal
ab 01.01.1998
Weiterbeschäftigung in der neu geschaffenen
Abteilung für Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen der katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel
– Betriebsstätte St. Josef Krankenhaus Kupferdreh
Leitender Abteilungsarzt Dr. med. B. Langmack
12/1998
Facharzt für Innere Medizin
10/1999
Zusatzbezeichnung Sportmedizin
seit 15.12.2001
Oberarzt der Abteilung für Herz-Kreislauf- und
Gefäßerkrankungen
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