Vattenfall Europe AG Kommunikation Chausseestraße 23 10115 Berlin Tel +49 30 81 82 23 26 Fax +49 30 81 82 23 05 [email protected] www.vattenfall.de KLIMASCHUTZ DURCH INNOVATION Das CO2–freie Kraftwerk von Vattenfall VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, das Unternehmen Vattenfall nimmt seine Verantwortung für die Zukunft ernst. Das heißt für uns, die Sicherheit in der Energieversorgung mit dem Schutz für Klima und Umwelt zu verbinden und dabei bezahlbaren Strom und bezahlbare Wärme für unsere Kunden zu produzieren. Mit der Entwicklung zukunftsweisender Technologien untermauern wir unsere ausgewogene und langfristig angelegte Erzeugungsstrategie, die ökonomische und ökologische Aspekte in Einklang bringt. Wir richten unsere Investitionen konsequent auf Nachhaltigkeitsziele aus und prüfen sehr genau, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Dieser Ansatz ist auch der Grund, weshalb wir uns für den Bau der weltweit ersten Pilotanlage eines CO2–freien Braunkohlekraftwerkes nach dem Oxyfuel-Verfahren entschieden haben. Das Projekt hat Pioniercharakter und ist nicht nur für unsere Ingenieure eine große Herausforderung. Die Pilotanlage stellt den Übergang der Technologie aus dem Labor zum Einsatz auf Kraftwerksniveau dar. Die Entwicklung der Oxyfuel-Technologie findet in Kooperation mit führenden Forschungseinrichtungen deutscher Universitäten und eingebunden in nationale sowie internationale Programme statt. Bei der Stromerzeugung wird die noch auf lange Sicht verfügbare einheimische Kohle eine wichtige Rolle spielen. Schon heute sind die Braunkohlekraftwerke von Vattenfall die weltweit modernsten. Mit der geplanten Pilotanlage gehen wir einen technologischen Schritt weiter und betreten dabei absolutes Neuland. Die Technologie soll es ermöglichen, das während der Verbrennung anfallende Kohlendioxid abzuscheiden und zu verflüssigen. In diesem Zustand kann es dauerhaft in geologischen Schichten tief unter der Erdoberfläche oder dem Meeresgrund gespeichert werden. Der Klimawandel betrifft jeden Einzelnen — die Versorgung mit Strom und Wärme ebenfalls. Deshalb nimmt Vattenfall die Herausforderung an, nachhaltig und umweltverträglich mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen. Dazu zählt für uns neben der Investition in das Pilotkraftwerk auch, Wind- und Wasserkraft einzusetzen und das Potenzial erneuerbarer Energien weiter zu erforschen, um sie da, wo es möglich ist, wirtschaftlich sinnvoll auszuschöpfen. Dr. Klaus Rauscher Vorsitzender des Vorstands der Vattenfall Europe AG 3 STEIGENDER ENERGIEBEDARF 0,9 % 0,9 % 6,5 % 6,5 % 1,8 % 1,8 % 6,4 % 6,4 % 2,2 % 2,2 % 11,3 % 11,3 % 11,3 % 11,3 % 11,2 % 11,2 % 21,2 % 21,2 % 45 % 45 % 4,6 % 2,2 % 4,6 % 2,2 % 2,3 % 2,3 % 24,4 % 24,4 % 24,8 % 24,8 % 16,2 % 16,2 % 11,3 % 11,3 % 22,7 % 22,7 % 22,2 % 22,2 % 34,4 % 34,4 % DAS GLOBALE KLIMA-AKTIONSMODELL VON VATTENFALL 21,8 % 21,8 % 25 % 25 % 35,3 % 35,3 % 35 % 35 % Weltweiter Energiemix Weltweiter Energieverbrauch 1973 1973 6034 Mtoe 6034 Mtoe 2003 2003 10 579 Mtoe 10 579 Mtoe Kohle Öl Gas Nuklear Wasser Kohle Öl Gas Nuklear Wasser Andere (Biomasse, Müll, Geothermie, Solar, Wind) Andere (Biomasse, Müll, Geothermie, Solar, Wind) 2010 2010 12 200 Mtoe 12 200 Mtoe 2030 2030 16 500 Mtoe 16 500 Mtoe Mtoe = 1 Million Tonnen Rohöl-Äquivalent Quelle: Internationale Energie Agentur, Key World Energy Statistics 2005 Die Nachfrage nach Energie in der Welt steigt ständig. Um den wachsenden Bedarf zu decken, werden auch in den nächsten Jahrzehnten überwiegend die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas eingesetzt. Der damit verbundene, durch den Menschen verursachte Ausstoß von Treibhausgasen führt zu globalen Klimaveränderungen — eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Durch die befürchtete Erderwärmung könnten Artensterben, der weitere Anstieg des Meeresspiegels und vermehrte extreme Wetterereignisse eintreten. Treffen diese Prognosen zu, würde dies weltweit nicht zuletzt die wirtschaftliche Entwicklung und die landwirtschaftliche Produktion beeinträchtigen. Vor diesem Hintergrund wird gefordert, den Ausstoß von Treibhausgasen deutlich zu mindern. Entscheidende Maßnahmen dazu sind eine weiter wachsende Effizienz bei der Erzeugung von Strom und Wärme, Forschung und Entwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne, Wasser und Biomasse sowie Einsparungen beim industriellen, aber auch beim individuellen Energieverbrauch. Im Kyoto-Protokoll, das am 16. Februar 2005 in Kraft getreten ist, haben sich die 141 unterzeichnenden Länder verpflichtet, den Ausstoß von sechs Treibhausgasen im Mittel der Jahre 2008 bis 2012 um 4 insgesamt 5,2 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Deutschland hat sich verpflichtet, die Treibhausgasemissionen im Mittel der Jahre 2008 bis 2012 um 21 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Vattenfall unterstützt die Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels. Zur Erreichung der Emissionsziele zieht Vattenfall marktwirtschaftliche Instrumente wie den Emissionshandel anderen administrativen Eingriffen vor. Entscheidend ist, der globalen Herausforderung des Klimaschutzes auch mit einem weltweit wirksamen System zu begegnen. Europa hat einen Anteil von weniger als 15 Prozent an den weltweiten CO2–Emissionen. Derzeit drohen die europäischen Klimaschutzerfolge durch die Entwicklungen in Asien und Amerika konterkariert zu werden. Spätestens bis 2012 müssen gemeinsame Anstrengungen der internationalen Staatengemeinschaft ein weltweites Klimaschutzdumping verhindern. Sonst droht die Gefahr, dass zusätzlich zu den Folgeschäden für die Umwelt energieintensive Wirtschaftszweige in Länder ohne sanktionierte Emissionsbegrenzung abwandern. Der Vorstandsvorsitzende der Vattenfall-Gruppe Lars G. Josefsson hat deshalb eine Initiative von Unternehmern ins Leben gerufen, die das Ziel hat, über 2012 hinaus die Treibhausgasemissionen unter Beteiligung aller Staaten zu begrenzen. Durch den Emissionshandel werden Anreize für die 37 Entwicklung möglichst emissionsarmer und effizien- Weltweiter CO2–Ausstoß in Gigatonnen ter Erzeugungstechnologien gesetzt und gleichzeitig 24,9 kann der Energieträgermix erhalten werden. Viele 20,7 der in Europa zwischenzeitlich angekündigten Inves15,6 titionen sind auf die Anreize des Emissionshandels zurückzuführen. Allerdings erscheint der europäische Emissionshandel für verlässliche Preisvorhersagen derzeit zu kurzfristig orientiert. Diese sind aber nicht Quelle: Internationale Energie Agentur, Key World Energy Statistics 2005 nur für kontinuierliche und langfristige Investitionen 1973 1990 2003 2030 in klimaschonende Technologien, sondern auch für die Akzeptanz des Instrumentes notwendig. Werden die Erfahrungen der ersten Emissionshandelsperiode 2005 bis 2007 genutzt, sollte bis spätestens 2010 ein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgereiftes Modell vorgelegt werden, das die Hauptemittenten USA und China von der Übernahme von Reduktionsverpflichtungen nach 2012 und von der Teilnahme an einem weltweiten Emissionshandelssystems überzeugen kann. Vattenfall ist sich seiner Verantwortung bewusst und nimmt die Herausforderung an. Der Konzern sieht im Engagement gegen einen möglichen Klimawandel eine der vordringlichsten Aufgaben unserer Zeit. Deshalb wirbt Vattenfall für ein Modell zur Weiterentwicklung des Kyoto-Protokolls nach 2012, das die absoluten weltweiten Emissionen begrenzt. Damit soll ein Anstieg der durchschnittlichen Temperatur um über 2 °C verhindert werden. Das Modell geht von der Prämisse aus, dass sich alle Länder ab einem definierten Wohlstandsniveau an der Reduzierung des CO2–Ausstoßes beteiligen. Emissionsrechte würden den einzelnen verpflich- 40 30 20 10 0 teten Ländern je nach deren Anteil am weltweit erzielten Bruttoinlandsprodukt zugeteilt. Die für den CO2–Ausstoß festgesetzten Höchstwerte wären verbindlich. Mit diesem Modell soll eine gemeinsame Ausgangsbasis geschaffen und sollen zusätzliche Belastungen für die ärmsten Länder vermieden werden. Keinem der ärmeren Länder würde damit das Recht auf wirtschaftliche Entwicklung verweigert werden. Ebenso soll auch keines der reichen Länder gezwungen sein, sich selbst wirtschaftlich zu schaden. Die Zeit für eine Einigung der Staatengemeinschaft drängt. Je später emissionsbegrenzende Maßnahmen ergriffen werden, umso einschneidender wird der notwendige Anpassungsbedarf, wenn die Folgen des Klimawandels gering gehalten werden sollen. 5 MODERNSTER KRAFTWERKSPARK DER NÄCHSTE SCHRITT Kraftwerk Schwarze Pumpe Tagebau Auf dem Weg zur CO2–freien Kohleverstromung werden verschiedene Ansätze verfolgt An vier Standorten in der Lausitz und im mitteldeutschen Revier setzen die Braunkohlekraftwerke von Vattenfall weltweit Maßstäbe Im Osten Deutschlands ist Vattenfall der größte private Investor, Ausbilder und einer der größten Arbeitgeber. Seit Anfang der 90er Jahre hat der Konzern rund 10 Milliarden Euro in die ressourcenschonende Braunkohleförderung, die Optimierung des Kraftwerksparks und der Netze investiert. Der Kraftwerkspark setzt Maßstäbe mit seinen hohen Wirkungsgraden und modernster Umwelttechnik. Rund ein Viertel der gesamten CO2–Minderung in Deutschland wurde allein durch die Modernisierungsaktivitäten von Vattenfall erreicht. graden um 35 Prozent. Durch Anhebung der Dampfparameter und konsequente Optimierung aller Einzelkomponenten konnte der Wirkungsgrad der jüngeren Kraftwerke auf bis zu 43 Prozent gesteigert werden. Diese optimierte Technik hat Vattenfall bei seinen Neubauten eingesetzt und Blockgrößen von 800 bis 900 MW errichtet. Im Vergleich zu den Altanlagen konnte der Ausstoß von Kohlendioxid dadurch um 20 bis 30 Prozent verringert werden — das sind etwa 50 Millionen Tonnen Jahr für Jahr. Optimierte Technik In der Diskussion zum Klimaschutz hatte die deutsche Braunkohleindustrie Entwicklungen eingeleitet, die zunächst auf kurzfristig erschließbare Potenziale zur Effizienzsteigerung der Kraftwerke zielten. Der erreichte Wirkungsgrad ist dabei eine entscheidende Größe für die Verringerung von CO2–Emissionen. Ausgangspunkt waren die auch weiter in Betrieb befindlichen Blockanlagen mit 500 Megawatt (MW) Nennleistung und Wirkungs- Damit ist das Effizienzpotenzial des Dampfkraftwerks aber noch nicht ausgeschöpft. Neben der Verbesserung von Einzelkomponenten konzentrieren sich die aktuellen Entwicklungsarbeiten auf eine weitere Anhebung der Dampfparameter auf etwa 700 °C und die Vortrocknung der Braunkohle. Von beiden Schritten wird jeweils eine Steigerung des Wirkungsgrades um vier bis fünf Prozentpunkte erwartet. Das hilft, um auch bei zukünftiger Umstellung des Verbrennungsprozesses auf annähernd CO2–freie Verfahren noch immer das heutige Niveau des Wirkungsgrades zu erhalten. Emissionsentwicklung in Prozent — Bezugsjahr 1990 Wirkungsgradentwicklung in Prozent 100 50 43,0 % Kohlendioxid (CO2) 80 40 35,7 % Stickoxid (NOx) Schwefeldioxid (SO2) 60 + 7,3 30 Staub 40 10 0 0 1990 6 Zwei entscheidende Aspekte für die Zukunft der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen stehen im Mittelpunkt von Forschung und Entwicklung: Zum einen wird der Wirkungsgrad von Kraftwerken weiter kontinuierlich gesteigert. Zum anderen müssen die CCS-Technologien (Carbon Capture and Storage) zur Abscheidung und Speicherung von CO2 aus dem Labor zur Marktreife gebracht werden. Der großtechnische Einsatz von CCS könnte aus heutiger Sicht ab etwa 2020 möglich sein. Nach gegenwärtigem Forschungsstand kommen für eine mittelfristige und großtechnisch umsetzbare Anwendung drei Verfahren in Betracht: 1. Post-combustion capture: Der Brennstoff wird im konventionellen Kraftwerksprozess verbrannt. Das CO2 wird nach der Verbrennung in einem Waschverfahren aus dem Rauchgas abgeschieden und kann dann zum Transport weiterbehandelt werden. 2. Pre-combustion capture: Der Brennstoff wird in einem Vergasungsprozess in ein Synthesegas aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff umgewandelt. Das Kohlenmonoxid reagiert in einem weiteren Schritt mit Wasserdampf zu CO2. Während das CO2 abgeschieden werden kann, dient der Wasserstoff zur Verbrennung in der Gasturbine und im nachgeschalteten Kraftwerksprozess zur Stromerzeugung. 20 20 2003 500-MW-Block Elektrizität 900-MW-Block 3. Oxyfuel-Verfahren: Die Kohle wird anstatt mit Luft in einer Atmosphäre aus rezirkuliertem Rauchgas und reinem Sauerstoff verbrannt. Durch Reinigung und Auskondensieren des Rauchgasstromes kann der verbleibende CO2– CO2 Strom in einer Konzentration von etwa 98 Prozent abgeschieden und durch Verdichtung dem Transport, der Speicherung oder der Weiterverwertung zugeführt werden. Die einzelnen Komponenten der beschriebenen CCS-Technologien sind heute so weit erforscht, dass die Weiterentwicklung auf großtechnische Anwendungen große Aussicht auf Erfolg verspricht. Damit würden die Zukunftsfähigkeit der heimischen Kohlereserven und eine langfristige Versorgungssicherheit gewährleistet. All das sind gute Gründe für Vattenfall, sich als Pionier in der CCS-Forschung und -Entwicklung zu positionieren. Mit dem Bau eines CO2–freien Pilotkraftwerkes zur Braunkohleverstromung ist der Konzern Technologieführer im Bereich der CO2–Abscheidung auf Grundlage des Oxyfuel-Verfahrens. Vattenfall ist dabei eng in nationale wie internationale Forschungsprogramme eingebunden. 7 Standort der Pilotanlage Vattenfall favorisiert bei der Investition in zukunftsfähige und klimafreundliche Wege der Kohleverstromung das Oxyfuel-Verfahren, weil es auf bereits bekannten Kraftwerkskomponenten aufbaut und zusätzliche Bestandteile wie die Luftzerlegung technisch weitgehend ausgereift sind. Bei der Verbrennung des getrockneten Braunkohlestaubes in einer Sauerstoff-Kohlendioxid-Atmosphäre laufen andere Prozesse im Kessel ab, als bei der herkömmlichen Verbrennung mit normaler Luft. Beim Betrieb der Pilotanlage soll vor allem das Verbrennungsverhalten erprobt und für den späteren Einsatz in Großkraftwerken optimiert werden. Der Zeitplan für Genehmigung und Bau der Pilotanlage sieht die Inbetriebnahme bis Mitte 2008 vor. Es folgt ein etwa dreijähriger Testbetrieb. Mit den Erkenntnissen aus dieser Testphase soll ein Demonstrationskraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 250 bis 300 MW geplant werden. Dabei stehen dann die Optimierung des Wirkungsgrades im Gesamtprozess und die Untersuchung der Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. In der letzten Phase der Entwicklung ist geplant, kommerzielle Kraftwerke mit Leistungen von bis zu 1.000 MW zu errichten. Der wirtschaftlich darstellbare Einsatz der neuen Technologie wird voraussichtlich zwischen den Jahren 2015 und 2020 erreicht. Der Bau der Pilotanlage am Kraftwerksstandort Schwarze Pumpe hat mehrere Vorteile. So kann der produzierte Dampf in angrenzenden Industrieanlagen genutzt werden. Außerdem werden vorhandene Synergien in Bezug auf die Ver- und Entsorgung sowie das technische Personal vor Ort ausgeschöpft. DIE VATTENFALL-PILOTANLAGE FÜR DAS CO2 -FREIE KRAFTWERK Am Industriestandort Schwarze Pumpe in der Lausitz bei Cottbus wird das ehrgeizige Projekt umgesetzt und die vorhandene Infrastruktur genutzt Zeitplan für die technische Entwicklung Phase 1: Testanlage 0,5 MWth Mitte 2006 Phase 2: Pilotanlage 30 MWth Mitte 2008 Phase 3: Demo-KW 300 MWel 2012 – 2015 Phase 4: Kommerzielles KW 1.000 MWel 2015 – 2020 e Vattenfall hat bereits 2001 ein langfristiges Forschungs- und EntwicklungsDie Pilotanlage für ein CO2–freies Braunkohlekraftwerk von Vattenfall dient zu Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, um die Oxyfuel-Technologie in aufeinander aufbauenden Phasen zur Marktreife zu führen. Die Pilotanlage wird für eine thermische Leistung von 30 MW ausgelegt. Sie ist der erste Schritt, um den Gesamtprozess in einer aussagefähigen Leistungsgröße zu testen und den Nachweis der groß8 technischen Machbarkeit des Verfahrens zu erbringen. Im Vordergrund stehen die Erprobung des Zusammenspiels aller Komponenten, der erreichbare CO2–Abscheidegrad und die Übertragbarkeit der Auslegung auf die nächste Stufe eines Demonstrationskraftwerkes. Weitere Schwerpunkte sind Untersuchungen zu Materialanforderungen, Anlagenverfügbarkeit, Reinheitsanforderungen an das CO2 und die Ermittlung der zu erwartenden Investitions- und Betriebskosten. projekt aufgesetzt, um die Oxyfuel-Technologie zur Marktreife zu führen. r Die Pilotanlage markiert den Übergang zur technischen Entwicklung. t Mit den Erkenntnissen aus der Pilotanlage soll ab 2008 ein DemoKraftwerk geplant und später gebaut werden (Inbetriebnahme bis 2015). u Der wirtschaftlich darstellbare Einsatz der neuen Technologie wird voraussichtlich zwischen den Jahren 2015 und 2020 erreicht. 9 EUROPÄISCHE FORSCHUNGSPROJEKTE ZUM CO2-FREIEN KRAFTWERK National und europaweit wurden in den zurückliegenden Jahren zahlreiche Forschungs- und Förderprogramme zur Entwicklung CO2–freier Verstromungstechnologien und zur Erforschung unterirdischer Speichermöglichkeiten für Kohlendioxid aufgesetzt. In diesen Programmen sind führende Wissenschaftler mit den Ingenieuren von Energiekonzernen und Anlagenherstellern vernetzt. Vattenfall arbeitet bei der Entwicklung des CO2– DER OXYFUEL-PROZESS Aus dem Labor in die Praxis Die Oxyfuel-Technologie dient dem Ziel, das während der Braunkohleverbrennung anfallende Kohlendioxid nicht in die Atmosphäre zu entlassen, sondern im Kraftwerksprozess abzuscheiden und zu verdichten und Speicherprojekten zur Verfügung zu stellen. Dabei kann es dann tief unter der Erdoberfläche dauerhaft eingelagert werden. sigt oder auf den erforderlichen Transportdruck verdichtet und über eine Pipeline transportiert. In diesem Zustand kann es in geologischen Formationen tief unter der Erdoberfläche oder dem Meeresgrund dauerhaft gespeichert werden. Der Oxyfuel-Prozess baut auf dem konventionellen Kraftwerksprozess auf und bedient sich zusätzlicher, Das Prinzip des Oxyfuel-Verfahrens technologisch weitgehend ausgereifter KomponenDie Kohle wird nicht mit Luft, sondern in einer Atmos- ten. Für diese zusätzlichen Komponenten wie die Luftzerlegung oder die Kompression des Kohlenphäre aus reinem Sauerstoff und rezirkuliertem Rauchgas verbrannt. Ein großer Teil (etwa 75 Prozent) dioxids wird jedoch auch zusätzliche Eigenenergie des bei der Verbrennung entstehenden Kohlenaus dem Kraftwerksprozess benötigt. Dies führt zu dioxids wird im Kraftwerksprozess in den Kessel einer Verringerung des Nettowirkungsgrades im zurückgeführt. In nachfolgenden Behandlungsschrit- Kraftwerk. Dies gilt generell für alle derzeit bekannten wird der Abgasstrom wie im konventionellen ten CO2–Abscheidetechnologien. Parallel zur EntKraftwerksprozess entstaubt und entschwefelt, wobei wicklung CO2–freier Kraftwerke wird daher von den als Nebenprodukt Gips entsteht. Schließlich wird der Vattenfall-Ingenieuren weiter an der Effizienzsteirestliche, mit der Kohle eingetragene Wasserdampf gerung der Kraftwerke gearbeitet. Zusätzliches auskondensiert, so dass ein Rauchgas mit einer Potenzial verspricht dabei zum einen die KohlevorKonzentration von etwa 98 Prozent an Kohlendiotrocknung. Zum anderen ist die weitere Erhöhung xid vorliegt. Das Kohlendioxid wird vor Ort verflüsder Dampfparameter ein wichtiger Aspekt. 10 freien Kraftwerks mit mehreren Hochschulen, anderen Energieversorgungsunternehmen und der Herstellerindustrie eng zusammen. Das Unternehmen ist im Rahmen des nationalen COORETECProgramms des Bundeswirtschaftsministeriums an den Forschungsvorhaben ADECOS (Oxyfuel-Prozess) und COORIVA (IGCC-Prozess) beteiligt und arbeitet im europäischen Forschungsverbundvorhaben ENCAP (Enhanced capture of CO2) mit. Europäische Forschungsprojekte | Ziele Rolle von Vattenfall Technologieplattform CO2–freies Kraftwerk (ZEP) Im Rahmen des siebten EU-Rahmenforschungsprogramms erarbeitet die Plattform wichtige Forschungsthemen bezüglich Energie, Umweltschutz und Klimawandel. Über spezielle EU-geförderte Forschungsprojekte soll auf dieser Grundlage innerhalb der nächsten Jahrzehnte eine deutliche Reduktion der CO2–Emission erreicht werden. Vattenfall ist federführend im Leitgremium der Technologieplattform (Advisory Council) und außerdem in verschiedenen Unterprojekten vertreten. ENCAP (www.encapco2.org) ENCAP entwickelt CO2–Abscheidungstechnologien, die eine Abscheidungsrate von mehr als 85 Prozent und eine Verringerung der Abscheidungskosten um 50 Prozent anstreben. Vattenfall koordiniert das Projekt und verantwortet zwei der sechs Unterprojekte. CO2 from capture to storage (www.co2castor.com) Das Projekt konzentriert sich auf die Technologie der Abscheidung und Speicherung von CO2 nach der Verbrennung. Vattenfall übernimmt auch in der Erforschung der Post-combustionTechnologie einen aktiven Part. CO2 SINK (www.co2sink.org) Um das Wissen über die unterirdische CO2–Speicherung zu vertiefen, sollen etwa 30.000 Tonnen CO2 in saline Aquifere im ostdeutschen Ketzin eingespeist werden. Vattenfall ist einer der 14 europäischen Teilnehmer an diesem Projekt. CO2 STORE (www.co2store.org) Die Erfahrung der CO2–Einspeisung in deutschen salinen Aquiferen soll in potenzielle Projekte der CO2–Speicherung übertragen werden. Vattenfall bearbeitet federführend eine von vier Fallstudien. CO2 NET (www.co2net.com) Dieses Netzwerk soll die Kooperation zwischen europäischen Forschern, Entwicklern und Testern der CO2–Technologie vereinfachen. Vattenfall ist mit 50 Unternehmen, Universitäten und Forschungsinstituten aus 14 Ländern vernetzt. 11 Möglichkeiten der CO2–Speicherung TRANSPORT UND SPEICHERUNG Nach Reinigung, Abscheidung und Verdichtung des Kohlendioxids im Kraftwerksprozess müssen sichere Transport- und Einlagerungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Weltweit werden dazu schon lange Erfahrungen gesammelt — sowohl von wissenschaftlichen Einrichtungen als auch seitens der Industrie. Mit Inbetriebnahme der Pilotanlage beginnen die konkreten Planungen zum Bau einer Demonstrationsanlage für ein CO2–freies Kraftwerk auf großtechnischem Niveau. Dafür muss die Machbarkeit der gesamten Kette von Abtrennung, Transport und Speicherung des Kohlendioxids belastbar aufgezeigt werden. Neben der Entwicklung und Erprobung von Technologien der CO2–Abscheidung im Kraftwerksprozess ist die langzeitsichere unterirdische Lagerung von verflüssigtem Kohlendioxid zu gewährleisten. Auf nationaler Ebene und EU-weit müssen hierzu rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Während die CO2–freie Kraftwerkstechnologie entwickelt wird, sind die Speicherungsmöglichkeiten für das abgetrennte CO2 zeitparallel zur Reife zu führen. Weltweit werden seit 12 geraumer Zeit geeignete Speicherstätten in unterirdischen Gesteinsformationen erforscht und teilweise bereits von der Industrie genutzt. Beispiele dafür sind das Salah-Projekt in Südalgerien sowie ein Projekt im Sleipner-Feld in der norwegischen Nordsee. Umfangreiche Möglichkeiten sehen Geologen in so genannten salinen Aquiferen und in ausgebeuteten Lagerstätten von Öl, Gas und Steinkohle. Das UnoWissenschaftlergremium IPCC schätzt das Speicherungspotenzial auf bis zu 2.000 Gigatonnen. Das wäre mehr als 70-mal so viel, wie jährlich an Kohlendioxid freigesetzt wird. Das abgeschiedene und verflüssigte Kohlendioxid der Pilotanlage am Standort Schwarze Pumpe könnte im Rahmen des Forschungsprojekts CO2SINK (vgl. Tabelle, S. 11) in einen unterirdischen Speicher im brandenburgischen Ketzin bei Berlin verbracht werden. Beim geplanten großtechnischen Einsatz der Anlage werden für den CO2–Transport später Pipelines, Tankzüge und Schiffe zu den Speicherstätten genutzt. Auch hier gibt es weltweit bereits gesicherte Erfahrungen. ENERGIEMIX DER ZUKUNFT Die Entwicklung und der Bau eines Pilotkraftwerkes zur CO2–freien Braunkohleverstromung ist ein Meilenstein für den Energiemix der Zukunft. Mit Blick auf die prognostizierten globalen Klimaveränderungen bei unvermindertem oder gar steigendem CO2–Ausstoß, aber auch mit Blick auf den weltweit wachsenden Energiebedarf nimmt Vattenfall damit eine Vorreiterrolle ein. Klimaschonende Kohleverstromung findet damit auf höchstem technologischen Niveau statt. Das Engagement des Konzerns bei der Erforschung und Entwicklung zukunftsweisender und wirtschaftlich sinnvoller Innovationen für den Umweltschutz reicht jedoch noch deutlich weiter. Auch im Bereich der erneuerbaren Energien setzt Vattenfall Maßstäbe. Nicht zuletzt die Gründung der Vattenfall Europe Renewables GmbH im Jahre 2005 unterstreicht, dass der Konzern seiner Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft gerecht wird. Mit großem Einsatz werden Möglichkeiten innovativer Strom- und Wärmeerzeugung im regenerativen Bereich getestet. Neben Investitionen in die Entwicklung von Solarzellen baute Vattenfall Europe 2003 die erste Geothermieanlage in Deutschland. Erforscht und entwickelt werden auch Konzepte im Bereich der Stromerzeugung aus Biomasse. Ein Schwerpunkt bei den regenerativen Energien liegt in der Nutzung des gewaltigen Potenzials an Windkraft auf hoher See. Außerdem ist Vattenfall schon heute deutschlandweit größter Produzent von Wasserkraft aus Pumpspeicher- und Laufwasserkraftwerken. In Spitzenzeiten können damit zusammen mehr als 3.000 MW Strom produziert werden. Der Klimawandel betrifft jeden Einzelnen — die Versorgung mit Strom und Wärme ebenfalls. Die Initiativen von Vattenfall schließen daher den Dialog mit der Politik und gerade auch mit Umweltschutzorganisationen ein. Damit trägt der Konzern seiner gesellschaftlichen Verantwortung Rechnung, nachhaltig Strom und Wärme für Generationen zu produzieren. 13 INFORMATIONSPORTALE UND LINKS – AUSWAHL Energie, Umwelt, Klima, Politik Vattenfall Europe AG www.vattenfall.de/co2frei Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) www.dena.de berlinpolis www.energiemix-zukunft.de Vattenfall AB (Schwedischer Mutterkonzern) www.vattenfall.com/co2free CO2–Sequestrierung und -Speicherung International Energy Agency (IEA) www.iea.org Allgemeine Zahlen weltweit: Key World Energy Statistics http://www.iea.org/bookshop/add.aspx?id=144 Publikationen zu CO2–Emissionen http://www.iea.org/Textbase/subjectqueries/keyresult.asp?KEYWORD_ID=4100 Publikationen zum Klimawandel http://www.iea.org/Textbase/subjectqueries/keyresult.asp?KEYWORD_ID=4106 Kyoto-Protokoll http://unfccc.int/essential_background/kyoto_protocol/items/2830.php www.bmu.de/files/protodt.pdf Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) http://climatechange.unep.net Klimarahmenkonvention (UNFCCC) www.unfccc.int Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) www.ipcc.ch Bericht des IPCC Climate Change 2001 http://www.ipcc.ch/pub/online.htm Europäischer Klimaschutz http://europa.eu.int/comm/environment/climat/eccp.htm Technologieplattform CO2–freies Kraftwerk (ZEP) http://www.zero-emissionplatform.eu Spezialreport des IPCC 2005 Carbon Dioxide Capture and Storage http://www.ipcc.ch/activity/srccs/index.htm International Energy Agency, Clean Fossil Fuels http://www.iea.org/Textbase/subjectqueries/keyresult.asp?KEYWORD_ID=4152 Clean Coal. Kohle im Energiemix der Zukunft, Special in „Energiewirtschaftliche Tagesfragen“, 55. Jg. 2005 http://www.et-energie-online.de/ „Können wir das Klimaproblem begraben?” Spektrum der Wissenschaft 03/2006 http://www.wissenschaft-online.de/artikel/800002 Sequestrierung von CO2: Technologien, Potenziale, Kosten und Umweltauswirkungen http://www.poweron.ch/upload/cms/user/62CO2Sequestrieren.pdf Materialien des Wuppertal-Instituts zur Kohlendioxidspeicherung http://www.wupperinst.org/ccs/ Informationsplattform zur CO2–Thematik www.co2-online.de Stand: September 2006