Analytische Mechanik und Thermodynamik Prof. Arthur Hebecker S. Kraus & C. Mayrhofer Institut für Theoretische Physik Universität Heidelberg Sommersemester 2012 11. Übungsblatt Die schriftlichen Aufgaben sind am 02.07.2012 in den Tutorien abzugeben. Aufgabe 11.1 (10 Punkte): Der eindimensionale harmonische Oszillator besitzt eine Erhaltungsgröße, die Energie. Finden Sie die kanonische Transformation q, p 7→ Q(q, p), P (q, p), sodass der neue Impuls P der Energie entspricht, P = H mit 1 2 m ω2 2 p + q . (1) H= 2m 2 Mit anderen Worten, bestimmen Sie Q(q, p). Geben Sie eine Interpretation für Q. Hinweis: Gehen SieRwie in der Vorlesung beschrieben vor: Sie konstruieren F2 als einfaches q Integral F2 (q, P ) = dq 0 p(q 0 , P ). (Dies ist viel simpler als der in der Vorlesung beschriebene allgemeine Fall.) Da sie nur an Q interessiert sind, können Sie vor dem Integrieren nach P ableiten. Sie erhalten so ein Integral, das Sie schon auf Blatt 1 kennengelernt haben. Vergessen Sie nicht, am Ende P durch q und p auszudrücken. Um Q in die Standardform der Literatur zu bringen, überlegen Sie sich noch, dass a a (2) = arctan arcsin √ b a2 + b 2 gilt. Freiwilliger Zusatz : Zeigen Sie explizit, dass für die P (q, p) und Q(q, p) die Auswertung der Poissonklammer (bezüglich q,p!) die Relationen {P, P } = {Q, Q} = 0 und {Q, P } = 1 ergibt. Aufgabe 11.2 (10 Punkte): Wir definieren sogenannte δ-Funktion, auch Distributionen genannt, durch Z ∞ Z Z 3 dx δ(x) f (x) := f (0), d r δ(r) f (r) := d3 r δ(x)δ(y)δ(z) f (x, y, z) = f (0) . (3) −∞ Beliebigen (aber stetigen und integrablen) (Test-)Funktionen f (x) und f (r) wird auf diese Weise der Wert an der Stelle Null zugeordnet. a) Zeigen Sie, dass für stetige monotone Funktionen g(x) Z ∞ f (x0 ) dx δ(g(x)) f (x) = 0 mit |g (x0 )| −∞ x0 = g −1 (0) (4) ist. Schreiben Sie hierzu R ∞ das Integral (4) über x in ein Integral über y um, mit y = g(x). Verwenden Sie nun −∞ dy δ(y) h(y) = h(0), das heißt die Definition (3). Beachten Sie, was mit den Integrationsgrenzen beim Übergang von x auf y passiert Hinweis: dy = d(g(x)) = g 0 (x)dx; g(−∞) = ∓∞ und g(∞) = ±∞ für monoton steigende bzw. fallende Funktionen; Dieses Resultat lässt sich verallgemeinern zu (brauchen Sie nicht zu beweisen): Z ∞ X f (xi ) dx δ(g(x)) f (x) = mit 0 = g(xi ) und g 0 (xi ) 6= 0 ∀i . (5) 0 (x )| |g i −∞ i 1 b) Verwenden Sie nun (4) und zeigen Sie, dass aus g(x) = x − x0 Z ∞ dx δ(x − x0 ) f (x) = f (x0 ) (6) −∞ folgt. c) Berechnen Sie die folgenden Integrale: Z ∞ Z ∞ dx δ(ln(x)) exp(x) , dx δ(sin(x)) exp(−|x|) und −∞ −∞ Z ∞ dx δ(exp(x) − l)f (x) −∞ mit l > 0. Hinweis: Benutzen Sie für das zweite Integral (5). Aufgabe 11.3 (10 Punkte): Gegeben sei ein Würfel mit der Kantenlänge a. In diesem Würfel befinden sich N 1 Punktteilchen der Masse m. Alle Teilchen mögen sich mit der Geschwindigkeit v entweder nach ob oder nach unten bewegen, das heißt vi = ±v ez , wobei jedoch gelten soll, dass pg = m N X vi = 0 . (7) i=1 Weiters sei angenommen, dass die Teilchen homogen über den gesamten Würfel verteilt sind, sodass sich für die Verteilungsfunktion im Phasenraum f (q, p, t) ≡ f (p) ergibt. a) Berechnen Sie nun den Druck p auf Deckel, Boden und Seiten des Würfels. Überlegen Sie sich dazu wie viele Teilchen in der Zeit ∆t auf die jeweilige Fläche treffen. Hinweise: Kraft ist Impulsänderung pro Zeit und Druck Kraft pro Fläche. b) Geben Sie die Verteilungsfunktion f (p) für diese Konfiguration an. Hinweise: Verwenden Sie hierzu das Konzept der δ-Funktionen aus Aufgabe 11.2. Sie brauchen drei δ-Funktionen, die nicht alle gleich sind! c) Leiten Sie eine Formel für den Druck (z.B. auf den Deckel) in Abhängigkeit von einer allgemeinen Verteilungsfunktion f her. Hinweise: Nehmen Sie an, dass der Druck ein lineares Funktional p[f ] der Verteilungsfunktion f ist. Solch ein Funktional können Sie stets als Z p[f ] = d3 p P(p) f (p) (8) schreiben. Die zunächst noch unbekannte Funktion P(p) bestimmen Sie, indem Sie f (p) aus b) in (8) einsetzen und ein P(p) raten, so dass das Ergebnis von a) reproduziert wird. Nebenbemerkung: Das Schwerefeld der Erde sei in diesem Beispiel zu vernachlässigen. Aufgabe 11.4 (10 Punkte): Die Verteilungsfunktion der Maxwell-Bolzmann-Verteilung sei gegeben durch: 2 f (p) = C e−A(p−p0 ) , wobei C, A und p0 zunächst freie Parameter seien. 2 (9) R a) Bestimmen Sie C aus der Normierungsbedingung d3 p f (p) = n. R b) Berechnen Sie nun hpi = d3 p p f (p)/n. Welche Bedeutung haben die Parameter p0 ? R c) Wie groß ist der Mittelwert von p2 = p· p, hp2 i = d3 p p2 f (p)/n, unter der vereinfachenden Annahme p0 = 0. Hinweis: Für das Gauß-Integral gilt: Z ∞ 2 dx e−x = √ π. (10) −∞ 2 R R ∞ R 2π 2 2 ∞ Dies folgt aus −∞ dx e−x = 0 0 rdr dφ e−r = π. Benutzen Sie weiters für Integrale R∞ R∞ 2 2 der Form −∞ dx xn e−x = 2 0 dx xn e−x , mit n ∈ 2N , die partielle Integration und (10). Auch sei nochmals erwähnt, dass ungerade Funktionen integriert über symmetrische Intervalle verschwinden. 3