Physik 1 Hydrologen/VNT, WS 2014/15 — Lösungen — Aufgabenblatt 8 Aufgabenblatt 8 Aufgabe 1 (M 4.2 Feder“) ” Ein Körper der Masse m wird in der Höhe z1 losgelassen und trifft bei z = 0 auf das Ende einer senkrecht stehenden Feder mit der Federkonstanten k, die den Fall des Körpers bremst. (Die Masse der Feder wird vernachlässigt.) (a) Bis zu welchem Ort z2 wird die Feder maximal zusammengedrückt? (b) Welche Geschwindigkeit vz3 hat der Körper, wenn die Feder bis zur Stelle z3 zusammengedrückt ist? (c) Welche Leistung P3 entwickelt die Feder bei z3 ? (d) Stellen Sie die gesamte potentielle Energie des Systems als Funktion von z im Bereich −0.3 m ≤ z ≤ 0.6 m grafisch dar. Lösen Sie an Hand dieses Diagramms grafisch: Der Körper der Masse m fällt aus der Höhe z4 auf die Feder. Bis zu welcher Stelle z5 wird die Feder zusammengedrückt? Überprüfen Sie außerdem das Ergebnis von Aufgabenteil (a) an diesem Diagramm! m = 10.0 kg, z1 = 0.60 m, z3 = −0.10 m, z4 = 0.40 m, k = 1.96 × 103 N m−1 Aufgabe 2 (M 4.7 Bus“) ” Ein vollbesetzter Bus hat die Masse m. (a) Welche Arbeit W10 bringt der Motor bei jedem Anfahren bis zum Erreichen der Geschwindigkeit v1 auf ebener Straße auf? (b) Welche maximale Leistung P1 und welche durchschnittliche Leistung P̄ wären erforderlich, wenn das Anfahren auf einer ebenen Strecke s1 gleichmäßig beschleunigt erfolgen würde? m = 10 t, v1 = 30 km h−1 , s1 = 100 m Aufgabe 3 (M 5.2 Zwei Kugeln“) ” Zwei Kugeln mit den Massen m1 = m und m2 = 2m bewegen sich mit gleichem Geschwindigkeitsbetrag v aufeinander zu. Welche Geschwindigkeiten v10 und v20 ergeben sich nach dem Zusammenstoß, wenn dieser (a) vollkommen elastisch, (b) vollkommen inelastisch erfolgt? (c) Wie groß ist im Fall (b) der Energieverlust ∆E? Jens Patommel <[email protected]> Seite 1 von 10 Physik 1 Hydrologen/VNT, WS 2014/15 Aufgabe 4 — Lösungen — Aufgabenblatt 8 (M 5.4 Stoßpendel“) ” Ein Stoßpendel besteht aus einer dünnen Stange der Länge l, die am unteren Ende einen Holzklotz mit der Masse mH trägt. Wird eine Kugel der Masse mK in den Holzklotz geschossen, so schlägt das vorher ruhende Pendel um die Strecke xm aus. Wie groß war die Geschwindigkeit v des Geschosses? l l v mH mK 0 xm x l = 2.0 m, mH = 0.80 kg, mK = 5.0 g, xm = 20 cm Jens Patommel <[email protected]> Seite 2 von 10 Physik 1 Hydrologen/VNT, WS 2014/15 — Lösungen — Aufgabenblatt 8 Lösung zu Aufgabe 1 (a) Die Gesamtenergie Eges setzt sich zusammen aus der potentiellen Energie Eg im Schwerefeld der Erde, der potentiellen Energie EF der Feder und der kinetischen Energie Ekin . Am Anfang ist die Feder entspannt und der Körper befindet sich in Ruhe, deshalb sind die Federenergie und die kinetische Energie am Anfang 0, die Gesamtenergie beträgt also am Anfang Eges1 = Eg1 = mgz1 . Wenn die Feder (bei z2 ) maximal zusammengestaucht ist, ist der Körper in Ruhe, die kinetische Energie ist dann wiederum Null. Die Gesamtenergie im Zustand der maximal gestauchten Feder beträgt Eges2 = Eg2 + EF2 = mgz2 + 21 kz22 . Es gilt der Energieerhaltungssatz, wonach die Gesamtenergie konstant ist: ⇐⇒ Eges1 = Eges2 =⇒ mgz1 = mgz2 + 21 kz22 mg mg z22 + 2 z2 = 2 z1 . k k Diese quadratische Gleichung kann man durch quadratische Ergänzung oder mittels p-q-Formel nach z2 auflösen: s ! mg kz1 z2 = −1 ± 1 + 2 . k mg Das positive Vorzeichen bedeutet eine Streckung und das negative Vorzeichung eine Stauchung der Feder, wobei das positive Vorzeichung nur dann eine gültige Lösung ergibt, wenn der Körper bei der Aufwärtsbewegung mit der Feder fest verbunden bleibt (mittels eines Kopplungsmechanismus, zum Beispiel durch Magnetkraft). Ist der Körper nur lose mit der Feder verbunden, wird er sich von ihr lösen, sobald die Gleichgewichtslage erreicht ist. Darum brauchen wir uns aber keine Gedanken zu machen, denn gefragt ist nach der Position der maximalen Federstauchung, nicht nach der maximalen Streckung. Die Lösung lautet also s ! kz1 mg 1+ 1+2 z2 = − k mg s −2 −1 10 kg · 9.81 m s 1.96 kN m · 0.6 m =− 1+ 1+2 −1 1.96 kN m 10 kg · 9.81 m s−2 = −30.0 cm . (b) Die Position z3 liegt zwischen z2 und 0, also in jenem Bereich, wo sowohl die Federenergie als auch die kinetische Energie zur Gesamtenergie beitragen. Nach dem Jens Patommel <[email protected]> Seite 3 von 10 Physik 1 Hydrologen/VNT, WS 2014/15 — Lösungen — Aufgabenblatt 8 Energieerhaltungssatz gilt 2 mgz1 = mgz3 + 12 kz32 + 12 mvz3 r k ⇐⇒ vz3 = ± 2g(z1 − z3 ) − z32 m s =± 29.81 m s−2 (0.6 m − 0.1 m) − (1.1) 1.96 kN m−1 (0.1 m)2 10 kg = ±3.4 m s−1 . Das positive Vorzeichen der Geschwindigkeit bedeutet, dass sich der Körper auf dem Weg nach oben und das negative Vorzeichen, dass sich der Körper auf dem Weg nach untern befindet. (c) Die Leistung ist die Zeitableitung der Arbeit bzw. der Energie, die Momentanleistung der Feder beträgt somit 1 dz(t)2 dWF (t) d 1 2 kz(t) = = 2k dt dt 2 dt 2 KR 1 dz dz(t) = 12 k · 2z(t) · vz (t) = 2k dz dt r PF (t) = k (4.1) = kz(t) vz (t) = ±kz(t) 2g [z1 − z(t)] − z(t)2 , | {z } m FF (z(t)) wobei ich die Kettenregel df (g(x)) = dfdg(g) dg(x) und Gleichung (4.1) mit z3 ≡ z(t) dx dx verwendet habe. Zum Zeitpunkt t3 mit z3 = z(t3 ) entwickelt die Feder die Leistung P3 = PF (t3 ) r k = ±kz(t3 ) 2g [z1 − z(t3 )] − z(t3 )2 m r k = ±kz3 2g [z1 − z3 ] − z32 m = ±1.96 kN · 0.1 m · 3.4 m s−1 = ±0.67 kW . (d) In den folgenden Diagrammen sind die potentielle Energie (Summe aus Federund Gravitationsenergie) und die Gesamtenergie über der Ortskoordinate z aufgetragen. Aufgrund des Energieerhaltungssatzes ist die Gesamtenergie konstant und daher als horizontale Gerade eingezeichnet. Bei positiven z-Werten ist die Feder entspannt, der Beitrag der Feder zur potentiellen Energie also Null, so dass hier die potentielle Energie eine Gerade ist (Epot = Eg = mgz). Bei negativen z-Werten kommt noch der quadratische Term der Federenergie dazu (Epot = Eg + EF = mgz + 21 kz 2 ), wodurch die Kurve eine Parabelform annimmt. Die kinetische Energie ergibt sich als Differenz zwischen Gesamtenergie und potentieller Energie, deren Verlauf ist in der zweiten und dritten Abbildung als schwarze Kurve eingezeichnet. Minimum und Jens Patommel <[email protected]> Seite 4 von 10 Physik 1 Hydrologen/VNT, WS 2014/15 — Lösungen — Aufgabenblatt 8 Maximum der z-Koordinate sind durch den Schnittpunkt der Gesamtenergiekurve mit der Kurve für die potentielle Energie gegeben, denn dort wird die kinetische Energie (und somit die Geschwindigkeit) gerade Null. Wir möchten nun ablesen, bis zu welcher Stelle z5 die Feder maximal zusammengestaucht wird, falls sie in der Höhe z4 fallengelassen wird. Dazu tragen wir die neue Gesamtenergie als grüne Kurve auf, und zwar so, dass sie die blaue Kurve der potentiellen Energie bei z4 schneidet (hier sind Geschwindigkeit und kinetische Energie Null). Diese grüne Kurve schneidet die potentielle Energiekurve in einem zweiten Punkt bei z5 ≈ −0.25 m. Da hier Geschwindigkeit und kinetische Energie Null sind, ist dort die Feder maximal zusammengedrückt. Außerdem lesen wir ab, dass z2 ungefähr −0.30 m beträgt, was sich im Einklang mit unserem Ergebnis aus Teilaufgabe (a) befindet. E/J Epot Eges1 50 Ekin,max Ekin (z3 ) Eges2 10 z2 z5 z3 0.1 z4 0.5 z1 z/m 0.5 z1 z/m 10 E/J Eges 50 Epot Ekin 10 z2 z3 0.1 10 Jens Patommel <[email protected]> Seite 5 von 10 Physik 1 Hydrologen/VNT, WS 2014/15 — Lösungen — Aufgabenblatt 8 E/J Eges 50 Epot EF Ekin 10 z3 z2 0.1 0.5 10 z1 z/m Eg Lösung zu Aufgabe 2 (a) Die vom Motor zum Anfahren des Busses zu verrichtende Arbeit ist die Differenz aus kinetischer Energie Ekin1 nach Erreichen der Geschwindigkeit v1 und der kinetischen Anfangsenergie Ekin0 : W10 = Ekin1 − Ekin0 = 12 mv12 − 0 = 347 kJ . (b) Die momentane Leistung P (t) berechnet sich aus der Zeitableitung der zur Beschleunigung verrichteten Arbeit, also der kinetischen Energie: dW 0 (t) dt d 1 = mv(t)2 2 dt dv 2 dv(t) = 21 m dv dt = 12 m · 2v(t) · a(t) = m v(t) a(t) = ma0 v(t) . P (t) = (2.1) Im letzten Schritt wird ausgenutzt, dass die Beschleunigung konstant erfolgt. Wir suchen das Maximum der Leistung im Zeitintervall [0, t1 ]. Dazu bilden wir die erste Zeitableitung: d dP (t) = ma0 v(t) dt dt dv(t) = ma0 dt 2 = ma0 > 0 . Die Zeitableitung der Leistung ist für alle t positiv, P (t) ist somit eine streng monoton wachsende Funktion und hat ihr Maximum am rechten Rand bei t1 . Es gilt Jens Patommel <[email protected]> Seite 6 von 10 Physik 1 Hydrologen/VNT, WS 2014/15 — Lösungen — Aufgabenblatt 8 somit für die maximale Leistung: P1 = P (t1 ) = ma0 v(t1 ) = ma0 v1 . (2.2) Die Beschleunigung erhält man aus der Bewegungsgleichung für konstante Beschleunigung v(t) = a0 t, s(t) = 21 a0 t2 , indem man dort die Zeit t1 einsetzt: v1 = a0 t1 , s1 = 12 a0 t21 und t1 eliminiert: =⇒ ⇐⇒ t1 = v1 a0 s1 = 1 a 2 0 a0 = 2 1 v1 2 s1 (2.3) v1 a0 2 (2.4) Dies setzen wir in (2.2) ein und erhalten für die maximale Leistung P1 = ma0 v1 = 21 m v13 = 28.9 kW. s1 Den zeitlichen Mittelwert hgi[t0 ,t1 ] einer physikalischen Größe g(t) über ein Zeitintervall [t0 , t1 ] definiert man ganz allgemein als folgendes Integral: hgi[t0 ,t1 ] 1 = t1 − t0 Zt1 dt g(t). t0 Dies wenden wir an, um die durchschnittliche Leistung beim Beschleunigen des Busses zu bestimmen, wobei wir beachten, dass die Leistung als Zeitableitung der Arbeit definiert ist: Zt1 1 dt P (t) P̄ = t1 − t0 t0 1 = t1 − t0 1 = t1 − t0 Zt1 dW dt dt t0 W Z(t1 ) dW W (t0 ) W (t1 ) − W (t0 ) t1 − t0 1 mv 2 = 2 1. t1 = Jens Patommel <[email protected]> Seite 7 von 10 Physik 1 Hydrologen/VNT, WS 2014/15 — Lösungen — Aufgabenblatt 8 Die Zeit t1 wird errechnet, indem wir (2.4) in (2.3) einsetzen, (2.4) ∧ (2.3) =⇒ t1 = 2 s1 , v1 so dass wir für die Durchschnittsleistung schlussendlich erhalten: P̄ = 41 m v13 = 12 P1 = 14.45 kW . s1 Lösung zu Aufgabe 3 (a) Beim vollkommen elastischen Stoß bleiben Energie und Impult erhalten, wodurch man im Falle des zentralen Stoßes zwei Gleichungen für die zwei Geschwindigkeiten nach dem Stoß erhält. Energieerhaltung: + 21 m2 v22 = 12 m1 v102 + 21 m2 v202 ⇐⇒ m1 v12 − v102 = m2 v202 − v22 m1 (v1 − v10 ) (v1 + v10 ) = m2 (v20 − v2 ) (v20 + v2 ) 1 m v2 2 1 1 ⇐⇒ (3.1) Impulserhaltung: m1 v1 + m2 v2 = m1 v10 + m2 v20 ⇐⇒ m1 (v1 − v10 ) = m2 (v20 − v2 ) (3.2) Unter der Voraussetzung, dass v1 6= v10 und v2 6= v20 gilt (ansonsten würden sich die Kugeln ungestört durchdringen), folgt aus (3.1) und (3.2) v1 + v10 = v20 + v2 ⇐⇒ v20 = v1 + v10 − v2 . (3.3) Dies in (3.2) eingesetzt ergibt ⇐⇒ m1 (v1 − v10 ) = m2 (v1 + v10 − v2 − v2 ) m1 v1 − m1 v10 = m2 v1 + m2 v10 − 2m2 v2 (m1 − m2 )v1 + 2m2 v2 . ⇐⇒ v10 = m1 + m2 Jetzt noch in (3.3) einsetzen liefert die symmetrische Lösung v20 = (m2 − m1 )v2 + 2m1 v1 . m1 + m2 Mit m2 = 2m1 = m und v1 = −v2 = v folgt v10 = − 53 v , v20 = 31 v . Jens Patommel <[email protected]> Seite 8 von 10 Physik 1 Hydrologen/VNT, WS 2014/15 — Lösungen — Aufgabenblatt 8 (b) Nach dem vollkommen inelastischen Stoß bewegen sich die beiden Kugeln mit gemeinsamer Geschwindigkeit weiter. Diese Geschwindigkeit ist bereits durch die Impulserhaltung festgelegt: m1 v1 + m2 v2 = (m1 + m2 )v 0 m1 v1 + m2 v2 . ⇐⇒ v 0 = m1 + m2 Einsetzen von m2 = 2m1 = m und v1 = −v2 = v ergibt v 0 = − 13 v . (3.4) (c) Der absolute Energieverlust lautet 0 ∆Ekin = Ekin − Ekin = 12 m1 v12 + 21 m2 v22 − 12 (m1 + m2 )v 02 = 21 m(v 2 + 2v 2 − 3v 02 ) (3.4) 1 = 2 m(3v 2 = 34 v 2 . − 3( 13 v)2 ) Um eine bessere Vorstellung zu bekommen, berechnen wir noch schnell den relativen Energieverlust: f= 4 2 v ∆E 8 = 3 3 2 = = 89 % . E 9 mv 2 Rund 89 % der kinetischen Energie wird in Innere Energie (Wärme, Verformung) umgewandelt! Lösung zu Aufgabe 4 Die Impulserhaltung liefert einen Zusammenhang zwischen der gesuchten Geschwindigkeit der Kugel vor dem Einschlag und der Geschwindigkeit des Holzklotzes (mit feststeckender Kugel) unmittelbar nach dem Einschlag: mK v = (mK + mH ) v 0 mH v0 . ⇐⇒ v = 1 + mK (4.1) Die Energieerhaltung gestattet die Berechnung der Geschwindigkeit v 0 aus der Kenntnis der Höhe h: 1 2 (mK + mH ) v 02 = (mK + mH ) gh p ⇐⇒ v 0 = 2gh . Jens Patommel <[email protected]> (4.2) Seite 9 von 10 Physik 1 Hydrologen/VNT, WS 2014/15 — Lösungen — Aufgabenblatt 8 Schließlich wird noch ein Zusammenhang zwischen der Höhe h und dem horizontalen Abstand x benötigt, den uns der Satz des Pythagoras liefert: h<l ⇐⇒ l2 = (l − h)2 + x2m " r h=l 1− x m 2 1− l # . (4.3) Jetzt braucht nur noch (4.3), (4.2) und (4.1) ineinander eingesetzt zu werden, um das Ergebnis v " # r u x 2 mH u t2gl 1 − 1 − m v = 1+ mK l v s u 2 u 800 g u 0.2 m t29.81 m s−2 · 2 m 1 − 1 − = 1+ 5g 2m = 71.4 m s−1 = 257 km h−1 zu erhalten. Quellen Die Aufgaben sind entnommen aus: Peter Müller, Hilmar Heinemann, Heinz Krämer, Hellmut Zimmer, Übungsbuch Physik, Hanser Fachbuch, ISBN: 978-3-446-41785-4 http://www.hanser-fachbuch.de/buch/Uebungsbuch+Physik/9783446417854 Die Übungsblätter gibt es unter http://newton.phy.tu-dresden.de/~patommel/Physik Die Homepage zur Vorlesung findet sich unter https://iktp.tu-dresden.de/index.php?id=1113 Jens Patommel <[email protected]> 10