Bingelkraut Andere Namen: Ausdauerndes Bingelkraut, Waldbingelkraut, Waldmanna, Stinkerich, Büngelkraut, Hundskohl, Kuhkraut, Ruhrkraut, Schuttbingel, Schweisskraut, Speckmelde, Wodanskraut, Odinskraut Botanischer Name: Mercurialis perennis Familie: Euphorbiaceae (Wolfsmilchgewächse) Beschreibung Im Frühjahr ist das Bingelkraut eine der ersten Pflanzen, die in feuchten, schattigen Buchen- und Auenwäldern das dunkle Erdreich durchbricht und ihren Copyright© by Renato Strassmann 2017 noch hellgrünen Stängel dem Licht zuwendet. Da die oberirdischen Pflanzenteile dem vielverzweigten knotig gegliederten Wurzelwerk entspringen, tritt das Bingelkraut immer flächig auf. Bei der Wahl seines Standorts bevorzugt es Stellen, die von Wasser durchzogen werden. Die kleinen unscheinbaren Blüten des zweihäusigen Bingelkrauts haben eine gelblich-grüne Farbe und erscheinen von April bis Mai. Wie bei allen zweihäusigen Pflanzen befinden sich die weiblichen und männlichen Blüten auf getrennten Pflanzen. Die gesamte Pflanze ist schon im Erdboden fertig vorgebildet, sogar Blätter und Blüten sind bereits angelegt. Sobald sich der gekrümmte Stängel zu entfalten beginnt, scheint sich dieser "geistige Plan" mehr und mehr mit Leben zu erfüllen, und die Pflanze verwirklicht sich in ihrer materiellen Form. Zuerst schmiegen sich die Blätter noch dicht an den vierkantigen Stängel des jungen gestauchten Pflänzchens an. Mit zunehmender Streckung entfalten sich später die gesägten, lanzettlich geformten Blätter und bieten dem Betrachter ihre blaugrün glänzenden Blattspreiten dar. schatten- und kalkliebende Pflanze ist in krautreichen Laubwäldern und Gebüschen in Mitteleuropa, Eurasien, Nordafrika und im Mittelmeerraum verbreitet. Vorkommen: Europa Überall in Wäldern, sehr weit verbreitet. Die schatten- und kalkliebende Pflanze ist in krautreichen Laubwäldern und Gebüschen in Mitteleuropa, Eurasien, Nordafrika und im Mittelmeerraum verbreitet. Blütezeit: März-Juni Aussehen: Das Bingelkraut ist ein grünes, etwa 35 cm hohes Pflänzchen Die Stängel sind krautig, kantig und verzweigt. Die Blätter gestielt, länglicheiförmig. Die grünlichen Blüten bilden Knäuel. Die weiblichen Blüten sind gestielt. Copyright© by Renato Strassmann 2017 Anbau: Lohnt sich nicht. Geschichtliches: Das Bingelkraut war in der griechischen Heilkunde sehr gut bekannt. Hippokrates und Dioscurides empfehlen es als stark abführendes Mittel. Dioscurides sagt auch noch, dass das Einnehmen der männlichen Pflanze die Geburt von Knaben begünstige und umgekehrt die weiblichen Pflanzen die Geburt von Mädchen. Dabei verwechselte er jedoch die beiden Pflanzen miteinander! Copyright© by Renato Strassmann 2017 Naturwissenschaftliche Heilpflanzenbeschreibung Verwendete Teile: Kraut – Herba mercurialis Giftige Teile Obwohl die ganze Pflanze insbesondere zur Zeit der Fruchtreife als schwach giftig gilt, ist von Vergiftungsfällen bei Menschen nichts bekannt. Beim Vieh kann es nach dem Verzehr großer Mengen zu einer Schädigung von Nieren und Leber kommen. Als Symptome treten Fressunlust, schiefe Halsstellung, Teilnahmslosigkeit und eine Rotblaufärbung des Harns auf. Sammelzeit: Februar-März Verwendung Schon die Hippokratiker verwendeten das Bingelkraut im fünften und vierten vorchristlichen Jahrhundert. Lange wurden damit insbesondere Menstruationsbeschwerden und andere Frauenleiden behandelt. Die Kräuterbuchautoren des Mittelalters empfahlen die Anwendung des Tees bei Wassersucht, Verstopfung, Verschleimung der Bronchien, Appetitlosigkeit, Rheuma und Gicht. In der Homöopathie wird die Essenz gelegentlich bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt. In der Volksheilkunde war der Tee aus dem frischen Kraut als abführendes und harntreibendes Mittel beliebt. Für diese Anwendungsbereiche wird das frische Kraut heute wegen seiner stark reizenden Wirkung nicht mehr verwendet. Das Bingelkraut in heutiger Anwendung Mit seiner rhythmisch-blatthaften Gestaltung und der Saponinbildung bringt das Bingelkraut sein vermittelndes Wesen zum Ausdruck. Als Vermittler verbindet Merkur Dunkles mit Hellem, Flüssiges mit Luftigem und Irdisches mit Kosmischem. Während sich das Bingelkraut in seinem Sprosswachstum ganz dem Erdelement hingibt, offenbaren sich in seinem saftstrotzenden, fast wuchernden Blattwachstum starke ätherische Kräfte, die sich im Wässrigen formbildend ausleben. Auf der stofflichen Ebene halten die Saponine alles in der Schwebe und wirken Copyright© by Renato Strassmann 2017 ausgleichend. Das Wasser gehört in hohem Maße zum Lebenselement des Bingelkrautes, es findet seinen Ausdruck in der wuchernden Blattmasse und ist der Vermittler zwischen den Erdkräften und dem Luftigen. Ohne Wasser – ohne Mitte – kann die Pflanze nicht überleben. Wird die Sonne zu stark, verdorrt die Pflanze und zerfällt so vollständig, als sei sie nie da gewesen. Wenn sich die hellgrünen Stängel zwischen den kahlen Buchenstämmen entfaltet haben und die Pflanzen kurz vor dem Aufblühen sind, wird das Bingelkraut gesammelt. Anwendung findet das Bingelkraut wo akute bis chronisch-entzündliche Prozesse vorliegen. So zum Beispiel bei schmerzhaften, ödematös nässenden Veränderungen im Analbereich oder bei eitrigen, schlecht heilenden Wunden und Ekzemen. Wirkstoffgruppe: Glycosiddroge – Saponinglycosid Hauptwirkstoffe: Saponin Weitere Wirkstoffe: äth. Öl, Methylamin, Trimethylamin, Gerbstoff Wirkungen: - Hauptwirkung: - stark abführend - Weitere Wirkungen: - wassertreibend - milchsekretionshemmend Copyright© by Renato Strassmann 2017 Anwendungen: Appetitlosigkeit Bronchienverschleimung Entwässerung Gicht Rheuma Verstopfung Zyklusstörungen - innerlich: - bei akuter Verstopfung - zum Abstillen - äußerlich: - bei rheumatischen Erkrankungen - zum Abstillen Zubereitung: - innerlich: - Als Tee: 30 g frische Blätter auf 1 l Wasser – Aufguss, 5 Min. ziehen lassen – abseihen. - äußerlich: - als Breiumschlag die frischen Blätter Weitere Zubereitungen: Es lassen sich Tinkturen, Ölauszuge und Salben mit dem Bingelkraut zubereiten. Lagerung: Nur ganz kurze Zeit lagerfähig! Besonderes: Die Dosierung darf nicht überschritten werden. Sammeln vor der Blütezeit, da das Bingelkraut seine Wirksamkeit während der Blütezeit verliert. !WICHTIG! Bingelkraut nicht als frisches Kraut verwenden, da es leicht giftig ist. Die toxische Wirkung vergeht beim Trocknen. Copyright© by Renato Strassmann 2017 Volksheilkundliche Anwendung des Bingelkrautes Allgemeines: Das Bingelkraut war früher eher bekannt als heute. Heute wird es nur noch ganz selten angewendet. Dabei dient es in erster Linie als Abführmittel, Gallenmittel und bei „veralteter Lues“. Im Mittelalter war das Bingelkraut Bestandteil von Hexensalben, die nach einer alten Rezeptur folgende neun Kräuter enthalten sollten: Mohnkraut, Eisenkraut, Godeskraut (Mercurialis), Hauswurz, Liebfrauenhaar (Mauerraute?), Sonnenwende (Heliotropium), Bilsenkraut, Tollkirsche und Sturmhut (Eisenhut). Eine weitere Besonderheit ist das Farbverhalten des Bingelkrautes. Der Inhaltsstoff Hermidin wird je nach Verarbeitung in einen blauen, roten oder braunen Farbstoff umgewandelt. Während er bei der Ausscheidung eine Rotfärbung des Harns bewirkt, färben sich die Pflanzenteile beim Trocknen blau. Aufgrund dieser tiefblauen Färbung wurde das Bingelkraut früher auch als Indigo angesehen. Der Copyright© by Renato Strassmann 2017 ebenfalls beim Trocknen entstehende, leicht unangenehme Geruch verhalf dem Bingelkraut zu seinem volkstümlichen Beinamen "Stinkerich". Da das Bingelkraut in seiner Anwendung eher schwierig ist, sollte es auch wirklich nur in ganz besonderen Fällen angewendet werden. Dabei darf auf keinen Fall die Dosierung überschritten werden. Homöopathische Anwendung: Die Homöopathie kennt das Bingelkraut noch sehr gut. Aus dem frischen, blühenden Kraut wird eine Essenz zubereitet und bei - Rheuma - Magen-, Darm- und Blasenschmerzen verwendet. Esoterische Anwendung des Bingelkrautes Die Bingelkräuter werden lateinisch mit „Mercurialis“ bezeichnet. Sie stehen in enger Beziehung mit dem Planeten Merkur. Eine esoterische Anwendung leitet sich davon ab. Die Anwendung von Armbädern vor Massagen. Hierzu werden 200 g vom frischen Kraut auf einen Liter Wasser abgekocht und während 2-3 Stunden ausgezogen. Danach wird abgeseiht. Derjenige der massiert, badet während 10 Minuten seine Arme in dieser Abkochung. Das Bad führt zu einem besseren, gegenseitigen „Energieaustausch“. Der Sud des Krautes als Bad, Waschung oder Einreibung reinigt die Nadis (Energiekanäle) und verhilft in dieser Weise, die Lebensenergie, kosmische Energie wieder ins fliessen zu bringen. Er verstärkt die energetische Vitalkraft (in der Energiearbeit, Massage usw. sehr wertvoll). Bingelkraut in der Kunst des Räucherns: Das getrocknete Kraut und die Wurzel kann zum Räuchern verwendet werden. Es öffnet den inneren Raum und wirkt vermittelnd zwischen dem Kosmos und dem Menschen. Copyright© by Renato Strassmann 2017 Pflanzenastrologische Anwendung: Das Bingelkraut steht in Beziehung mit dem Planeten Merkur (Mond). Anwendungen: - als Hand- und Armbad vor Massagen - bei Fettleibigkeit Notizen: Copyright© by Renato Strassmann 2017