Bingelkraut - Renato Strassmann

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Bingelkraut
Andere Namen:
Ausdauerndes Bingelkraut, Waldbingelkraut, Waldmanna, Stinkerich, Büngelkraut,
Hundskohl,
Kuhkraut,
Ruhrkraut,
Schuttbingel,
Schweisskraut,
Speckmelde,
Wodanskraut, Odinskraut
Botanischer Name:
Mercurialis perennis
Familie:
Euphorbiaceae (Wolfsmilchgewächse)
Beschreibung
Im Frühjahr ist das Bingelkraut eine der ersten Pflanzen, die in feuchten,
schattigen Buchen- und Auenwäldern das dunkle Erdreich durchbricht und ihren
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noch hellgrünen Stängel dem Licht zuwendet. Da die oberirdischen Pflanzenteile
dem vielverzweigten knotig gegliederten Wurzelwerk entspringen, tritt das
Bingelkraut immer flächig auf. Bei der Wahl seines Standorts bevorzugt es Stellen,
die von Wasser durchzogen werden. Die kleinen unscheinbaren Blüten des
zweihäusigen Bingelkrauts haben eine gelblich-grüne Farbe und erscheinen von
April bis Mai. Wie bei allen zweihäusigen Pflanzen befinden sich die weiblichen und
männlichen Blüten auf getrennten Pflanzen. Die gesamte Pflanze ist schon im
Erdboden fertig vorgebildet, sogar Blätter und Blüten sind bereits angelegt. Sobald
sich der gekrümmte Stängel zu entfalten beginnt, scheint sich dieser "geistige Plan"
mehr und mehr mit Leben zu erfüllen, und die Pflanze verwirklicht sich in ihrer
materiellen Form. Zuerst schmiegen sich die Blätter noch dicht an den vierkantigen
Stängel des jungen gestauchten Pflänzchens an. Mit zunehmender Streckung
entfalten sich später die gesägten, lanzettlich geformten Blätter und bieten dem
Betrachter ihre blaugrün glänzenden Blattspreiten dar.
schatten- und kalkliebende Pflanze ist in krautreichen Laubwäldern und Gebüschen
in Mitteleuropa, Eurasien, Nordafrika und im Mittelmeerraum verbreitet.
Vorkommen:
Europa
Überall in Wäldern, sehr weit verbreitet. Die schatten- und kalkliebende Pflanze ist
in krautreichen Laubwäldern und Gebüschen in Mitteleuropa, Eurasien, Nordafrika
und im Mittelmeerraum verbreitet.
Blütezeit:
März-Juni
Aussehen:
Das Bingelkraut ist ein grünes, etwa 35 cm hohes Pflänzchen
Die Stängel sind krautig, kantig und verzweigt. Die Blätter gestielt, länglicheiförmig.
Die grünlichen Blüten bilden Knäuel. Die weiblichen Blüten sind gestielt.
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Anbau:
Lohnt sich nicht.
Geschichtliches:
Das Bingelkraut war in der griechischen Heilkunde sehr gut bekannt. Hippokrates
und Dioscurides empfehlen es als stark abführendes Mittel. Dioscurides sagt auch
noch, dass das Einnehmen der männlichen Pflanze die Geburt von Knaben
begünstige und umgekehrt die weiblichen Pflanzen die Geburt von Mädchen. Dabei
verwechselte er jedoch die beiden Pflanzen miteinander!
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Naturwissenschaftliche Heilpflanzenbeschreibung
Verwendete Teile: Kraut – Herba mercurialis
Giftige Teile
Obwohl die ganze Pflanze insbesondere zur Zeit der Fruchtreife als schwach giftig
gilt, ist von Vergiftungsfällen bei Menschen nichts bekannt. Beim Vieh kann es nach
dem Verzehr großer Mengen zu einer Schädigung von Nieren und Leber kommen.
Als Symptome treten Fressunlust, schiefe Halsstellung, Teilnahmslosigkeit und eine
Rotblaufärbung des Harns auf.
Sammelzeit: Februar-März
Verwendung
Schon die Hippokratiker verwendeten das Bingelkraut im fünften und vierten
vorchristlichen Jahrhundert. Lange wurden damit insbesondere
Menstruationsbeschwerden und andere Frauenleiden behandelt. Die
Kräuterbuchautoren des Mittelalters empfahlen die Anwendung des Tees bei
Wassersucht, Verstopfung, Verschleimung der Bronchien, Appetitlosigkeit, Rheuma
und Gicht. In der Homöopathie wird die Essenz gelegentlich bei rheumatischen
Beschwerden eingesetzt. In der Volksheilkunde war der Tee aus dem frischen Kraut
als abführendes und harntreibendes Mittel beliebt. Für diese Anwendungsbereiche
wird das frische Kraut heute wegen seiner stark reizenden Wirkung nicht mehr
verwendet.
Das Bingelkraut in heutiger Anwendung
Mit seiner rhythmisch-blatthaften Gestaltung und der Saponinbildung bringt das
Bingelkraut sein vermittelndes Wesen zum Ausdruck. Als Vermittler verbindet
Merkur Dunkles mit Hellem, Flüssiges mit Luftigem und Irdisches mit Kosmischem.
Während sich das Bingelkraut in seinem Sprosswachstum ganz dem Erdelement
hingibt, offenbaren sich in seinem saftstrotzenden, fast wuchernden Blattwachstum
starke ätherische Kräfte, die sich im Wässrigen formbildend ausleben. Auf der
stofflichen Ebene halten die Saponine alles in der Schwebe und wirken
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ausgleichend.
Das Wasser gehört in hohem Maße zum Lebenselement des Bingelkrautes, es findet
seinen Ausdruck in der wuchernden Blattmasse und ist der Vermittler zwischen den
Erdkräften und dem Luftigen. Ohne Wasser – ohne Mitte – kann die Pflanze nicht
überleben. Wird die Sonne zu stark, verdorrt die Pflanze und zerfällt so vollständig,
als sei sie nie da gewesen.
Wenn sich die hellgrünen Stängel zwischen den kahlen Buchenstämmen entfaltet
haben und die Pflanzen kurz vor dem Aufblühen sind, wird das Bingelkraut
gesammelt.
Anwendung findet das Bingelkraut wo akute bis chronisch-entzündliche Prozesse
vorliegen. So zum Beispiel bei schmerzhaften, ödematös nässenden Veränderungen
im Analbereich oder bei eitrigen, schlecht heilenden Wunden und Ekzemen.
Wirkstoffgruppe: Glycosiddroge – Saponinglycosid
Hauptwirkstoffe: Saponin
Weitere Wirkstoffe: äth. Öl, Methylamin, Trimethylamin, Gerbstoff
Wirkungen:
- Hauptwirkung:
- stark abführend
- Weitere Wirkungen:
- wassertreibend
- milchsekretionshemmend
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Anwendungen:
Appetitlosigkeit
Bronchienverschleimung
Entwässerung
Gicht
Rheuma
Verstopfung
Zyklusstörungen
- innerlich:
- bei akuter Verstopfung
- zum Abstillen
- äußerlich:
- bei rheumatischen Erkrankungen
- zum Abstillen
Zubereitung:
- innerlich:
- Als Tee: 30 g frische Blätter auf 1 l Wasser – Aufguss, 5 Min.
ziehen lassen – abseihen.
- äußerlich:
- als Breiumschlag die frischen Blätter
Weitere Zubereitungen:
Es lassen sich Tinkturen, Ölauszuge und Salben mit dem Bingelkraut zubereiten.
Lagerung:
Nur ganz kurze Zeit lagerfähig!
Besonderes:
Die Dosierung darf nicht überschritten werden. Sammeln vor der Blütezeit, da das
Bingelkraut seine Wirksamkeit während der Blütezeit verliert.
!WICHTIG!
Bingelkraut nicht als frisches Kraut verwenden, da es leicht giftig ist. Die toxische
Wirkung vergeht beim Trocknen.
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Volksheilkundliche Anwendung des Bingelkrautes
Allgemeines:
Das Bingelkraut war früher eher bekannt als heute. Heute wird es nur noch ganz
selten angewendet.
Dabei dient es in erster Linie als Abführmittel, Gallenmittel und bei „veralteter
Lues“.
Im Mittelalter war das Bingelkraut Bestandteil von Hexensalben, die nach einer
alten Rezeptur folgende neun Kräuter enthalten sollten: Mohnkraut, Eisenkraut,
Godeskraut (Mercurialis), Hauswurz, Liebfrauenhaar (Mauerraute?), Sonnenwende
(Heliotropium), Bilsenkraut, Tollkirsche und Sturmhut (Eisenhut).
Eine weitere Besonderheit ist das Farbverhalten des Bingelkrautes. Der Inhaltsstoff
Hermidin wird je nach Verarbeitung in einen blauen, roten oder braunen Farbstoff
umgewandelt. Während er bei der Ausscheidung eine Rotfärbung des Harns
bewirkt, färben sich die Pflanzenteile beim Trocknen blau. Aufgrund dieser
tiefblauen Färbung wurde das Bingelkraut früher auch als Indigo angesehen. Der
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ebenfalls beim Trocknen entstehende, leicht unangenehme Geruch verhalf dem
Bingelkraut zu seinem volkstümlichen Beinamen "Stinkerich".
Da das Bingelkraut in seiner Anwendung eher schwierig ist, sollte es auch wirklich
nur in ganz besonderen Fällen angewendet werden. Dabei darf auf keinen Fall die
Dosierung überschritten werden.
Homöopathische Anwendung:
Die Homöopathie kennt das Bingelkraut noch sehr gut. Aus dem frischen, blühenden
Kraut wird eine Essenz zubereitet und bei
-
Rheuma
-
Magen-, Darm- und Blasenschmerzen verwendet.
Esoterische Anwendung des Bingelkrautes
Die Bingelkräuter werden lateinisch mit „Mercurialis“ bezeichnet. Sie stehen in
enger Beziehung mit dem Planeten Merkur.
Eine esoterische Anwendung leitet sich davon ab. Die Anwendung von Armbädern
vor Massagen. Hierzu werden 200 g vom frischen Kraut auf einen Liter Wasser
abgekocht und während 2-3 Stunden ausgezogen. Danach wird abgeseiht. Derjenige
der massiert, badet während 10 Minuten seine Arme in dieser Abkochung.
Das Bad führt zu einem besseren, gegenseitigen „Energieaustausch“.
Der Sud des Krautes als Bad, Waschung oder Einreibung reinigt die Nadis
(Energiekanäle) und verhilft in dieser Weise, die Lebensenergie, kosmische Energie
wieder ins fliessen zu bringen. Er verstärkt die energetische Vitalkraft (in der
Energiearbeit, Massage usw. sehr wertvoll).
Bingelkraut in der Kunst des Räucherns:
Das getrocknete Kraut und die Wurzel kann zum Räuchern verwendet werden.
Es öffnet den inneren Raum und wirkt vermittelnd zwischen dem Kosmos und dem
Menschen.
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Pflanzenastrologische Anwendung:
Das Bingelkraut steht in Beziehung mit dem Planeten Merkur (Mond).
Anwendungen:
- als Hand- und Armbad vor Massagen
- bei Fettleibigkeit
Notizen:
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