Aus der Medizinischen Universitätsklinik Abteilung Innere Medizin IV (Nephrologie) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Die Rolle von micro-RNAs bei der Entwicklung der Mausniere INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Vorgelegt 2008 von Marc Philipp Albersmeyer geboren in Freiburg i. Br. -Für meine Eltern- Dekan: Prof. Dr. Christoph Peters Erster Gutachter: Prof. Dr. Thomas Benzing Zweiter Gutachter: Prof. Dr. Heymut Omran Jahr der Promotion: 2008 1. 1.1 1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.2 1.3 2. 2.1 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 2.1.6 2.1.7 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2.10 3. 3.1 3.1.1 3.1.2 3.1.3 3.1.4 3.1.5 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.4 4. 5. 6. 7. 7.1 7.2 7.3 Einleitung ..........................................................................................................1 Überblick über die Entwicklung der Mausniere.................................................1 Bedeutung und Funktion der Niere ...................................................................1 Die Morphogenese ...........................................................................................1 Molekularbiologische Aspekte der Nierenentwicklung, Klinik............................4 Einführung in das Gebiet der micro-RNAs........................................................8 Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit .......................................................21 Methoden........................................................................................................22 Materialien und Lösungen..............................................................................22 Gewinnung embryonaler Nieren und RNA-Extraktion.....................................22 In situ – Hybridisierung: whole mount, Schnitte, embryonale Nierenkultur .....22 Zell- und Organkultur ......................................................................................24 DNA, Plasmide und Klonierungen ..................................................................24 Herstellung von siRNA....................................................................................24 Transfektionen ................................................................................................24 Luciferase-Assay ............................................................................................24 Gewinnung, Kultur und Fixierung embryonaler Nieren ...................................25 RNA-Gewinnung für microRNA-Micro-Array...................................................25 In situ-Hybridisierung: „whole mount“ sowie embryonale Nierenkulturen .......27 In situ-Hybridisierung: Paraffinschnitte ...........................................................29 DNA, Plasmide, und Klonierungen .................................................................30 Zellkultur .........................................................................................................31 Herstellung von siRNA....................................................................................31 Transfektionen ................................................................................................32 Luciferase-Assays ..........................................................................................32 Ergebnisse......................................................................................................34 Expressionsprofil von 427 micro-RNAs während der Nierenentwicklung .......34 Anordnung und Auswertung des Micro-Arrays ...............................................34 Vergleich der einzelnen Zeitpunkte mit der Referenz Sample 9 .....................37 Vergleich der einzelnen Zeitpunkte untereinander..........................................40 Analyse der absoluten Expression..................................................................48 Beurteilung des Micro-Arrays..........................................................................49 Expressionsanalyse durch in situ-Hybridisierung............................................50 „Whole mount“ – in situ-Hybridisierung...........................................................50 Schnitt– in situ-Hybridisierung ........................................................................54 In situ-Hybridisierungen embryonaler Nierenkulturen .....................................58 Validierung der Funktion der miRNA let-7 durch Luciferase-Assays ..............60 Diskussion ......................................................................................................63 Zusammenfassung .........................................................................................67 Literatur...........................................................................................................68 Anhang ...........................................................................................................76 Abkürzungen...................................................................................................76 Danksagung....................................................................................................78 Lebenslauf ......................................................................................................80 1. Einleitung 1.1 Überblick über die Entwicklung der Mausniere 1.1.1 Bedeutung und Funktion der Niere Die Niere ist eines der Hauptausscheidungsorgane unseres Körpers. Sie erfüllt zwei grundlegende Funktionen: 1. Die Niere eliminiert den Großteil der Stoffwechselendprodukte; diese werden dem Blut entzogen, um mit dem Urin ausgeschieden zu werden. 2. Die Zusammensetzung der Körperflüssigkeiten (beispielsweise Salzgehalt und Harnsäurekonzentration) wird von der Niere durch Kontrolle von Exkretion und Reabsorption verschiedener Substanzen reguliert. Darüber hinaus erfüllt die Niere auch noch wichtige Aufgaben im Hormon- und Vitaminhaushalt des Körpers. Da die Entwicklung der Niere bei Modellorganismen wie Xenopus oder Dario rerio (Zebrafisch) relativ gut zu beobachten ist und die Nierenentwicklung auch in vitro nachgeahmt werden kann, dient die Niere seit längerer Zeit als Modell, um Mechanismen der Organentstehung zu verstehen. So konnten einige Phänomene näher beobachtet werden, die während der Nierenentwicklung eine große Rolle spielen. Dazu gehören: • Verzweigung epithelialer Gangstrukturen („branching“) • wechselseitige Induktion der Morphogenese • Zellmigration, -adhäsion, -proliferation, -differenzierung, -polarisation • Mesenchymal-epitheliale Transformation Auf diese Weise konnten auch einige Gene identifiziert werden, die insbesondere bei erblichen Nierenerkrankungen eine Rolle spielen. Die starke Konservierung genetischer Hierarchien zwischen unterschiedlichen Spezies unterstreicht die gemeinsame Herkunft der embryonalen Nieren in allen Vertebraten – und ermöglicht so eine sinnvolle Verwendung von Modellorganismen wie Xenopus, Dario rerio, Gallus gallus (Haushuhn) und Mus musculus (Maus), um letzten Endes auch die Entwicklung der menschlichen Niere besser zu verstehen. 1.1.2 Die Morphogenese Das Anlagematerial für die Nieren und Harnwege von Säugetieren stammt aus dem intermediären Mesoderm, dem unsegmentierten Mesodermabschnitt, der lateral der 1 Somiten ein vom Hals bis zum Sakralbereich reichendes Blastem (Holonephros) ausbildet. Erstes morphologisches Zeichen der Nierenentwicklung ist die Bildung des Urnierenganges (Wolff-Gang). Dabei handelt es sich um einen epithelialen Gewebsstrang mit Lumen, der sich auf Höhe des 12. Somiten nach kaudal bis zur Kloake ausdehnt. In drei Abschnitten bilden sich in kranio-kaudaler Abfolge im umgebenden Mesenchym epitheliale Tubuli. Der kraniale Teil der gebildeten Tubuli bleibt beim Menschen rudimentär und wird als Pronephros (Vorniere) bezeichnet. Nur niedere Vertebraten wie Xenopus entwickeln funktionelle Vornieren. Die weiter kaudal gelegenen Tubuli bilden das Mesonephros (Urniere). Es enthält einige wenige, komplett funktionsfähige Nephrone, die in utero in der Lage sind, Urin zu filtrieren. Wie auch die Vorniere ist die Anlage des Mesonephros nur transient. Die Nachniere (Metanephros) entwickelt sich zeitlich und räumlich unabhängig von Pround Mesonephros. Aus dem Metanephros entwickelt sich die definitive, adulte Niere. Der Übergang zwischen den unterschiedlichen Nierenvorstufen verläuft sehr rasch und ist in wenigen Tagen vollzogen. Die Entwicklung der endgültigen Niere aus dem Metanephros weist ein stereotypes, immer gleiches Muster auf. Aus dem Wolff-Gang wächst die Ureterknospe in das sie umgebende Mesenchym, das metanephrogene Blastem, ein und teilt sich dichotom (siehe Abb. 1A,C). Dies geschieht in der Maus am 11. Entwicklungstag (E11.5). Dabei aggregieren einige der mesenchymalen Zellen an den Spitzen der Ureterknospe und durchlaufen eine mesenchymal-epitheliale Transformation. Dadurch bildet sich aus dem locker angeordneten Mesenchym ein epithelialer Zellverband. Ein weiterer Anteil des Mesenchyms aggregiert nicht, sondern bildet das interstitielle Stroma. Aus den kappenartigen Kondensaten an der Spitze der Ureterknospe entsteht ein polarisiertes Nierenkörperchen, das zum Epithel der Ureterspitze Kontakt hat (siehe Abb. 1B). Eine erste Spaltbildung innerhalb des Nierenkörperchens lässt die typische Komma-Form, eine weitere Spalte die S-Form entstehen (siehe Abb. 1D). Das distale Ende fusioniert mit der Ureterknospe und bildet so ein durchgängiges Lumen. Das proximale Ende bildet gemeinsam mit den einwandernden Endothelzellen das Glomerulum aus (siehe Abb. 1E). Aus der Interaktion zwischen Endothel und glomerulärem Epithel mesenchymaler Herkunft entsteht die glomeruläre Basalmembran (GBM), ein wichtiger Bestandteil der späteren Filtrationsbarriere. 2 Während dieser Prozesse wächst und teilt sich die Ureterknospe weiterhin dichotom, jede neue Spitze induziert ein weiteres mesenchymales Aggregat (siehe Abb. 1C). So liegen die ältesten Nephrone nahe der Medulla, während sich die neueren Nephrone weiter distal in der nephrogenen Zone befinden. Bei der Maus verlangsamt sich die Teilung der Ureterknospe zwischen dem 15. und 16. Entwicklungstag (E15.5), neue Nephrone werden aber noch bis zu 5 Tagen postnatal angelegt. Im Gegensatz dazu ist beim Menschen die Entwicklung von Nephronen mit der Geburt abgeschlossen. Abbildung 1: Die einzelnen Entwicklungsschritte während der Entstehung der Säugerniere. MET: Mesenchymal-epitheliale Transformation. Quelle: Dressler G.R., Annu. Rev. Cell Dev. Biol. 2006. 3 1.1.3 Molekularbiologische Aspekte der Nierenentwicklung, Klinik Bildung und Wachstum der Ureterknospe Entscheidend für die korrekte Nierenentwicklung ist die richtige Position der Ureterknospe. Eine falsch angelegte Ureterknospe kann zu schwerwiegenden Syndromen wie vesikoureteralem Reflux oder Obstruktion der Harnwege sowie zu einem Hydroureter führen. Die Positionierung der Ureterknospe erfolgt durch das RET/GDNF/GFRα1-System (Dressler 2006). Der Tyrosinkinase-Rezeptor RET ist entlang des gesamten WolffGanges, das Signalmolekül GDNF („glial cell-line derived neurotrophic factor“) nur im metanephrogenen Blastem exprimiert. Zu den positiven Regulatoren dieses Systems gehören EYA-1 und SIX-1. Beim Menschen führen Mutationen im EYA-1- oder SIX1-Gen zum Branchio-oto-renalen Syndrom (BOR-Syndrom) (Abdelhak, Kalatzis et al. 1997; Ruf, Xu et al. 2004). Patienten, die von diesem Syndrom betroffen sind, zeigen unterschiedlich ausgeprägte Nierenfehlbildungen bis hin zur vollständigen Nierenagenesie, Ohrdeformitäten des Außen-, Mittel- und Innenohrs sowie laterale Halsfisteln. Weitere mesenchymale Signale vermitteln die Transkriptionsfaktoren WT1 und GATA-3. Mutationen in WT-1 können zu kindlichen Nierentumoren (WilmsTumor) (Davies, Moore et al. 1999) führen, oder die WAGR-(Wilms-Tumor, Aniridie, Wachstumsretardierung, Nierenfehlbildung), Denys-Drash- und Frasier-Syndrome auslösen, die allesamt durch renale und gonadale Fehlbildungen gekennzeichnet sind (Pelletier, Bruening et al. 1991; Parker, Schimmer et al. 1999). GATA-3 reguliert die korrekte Expression von RET entlang des Wolff-Gangs: Mutationen führen zu vermehrter Proliferation der Gangzellen sowie zu fehlgerichteten Ureterknospen. Beim Menschen führen Mutationen im GATA-3-Gen zum HDR-Syndrom, das durch Hypothyreoidismus, Taubheit und Nierenanomalien gekennzeichnet ist (Van Esch, Groenen et al. 2000). Induktionsvorgänge im Mesenchym Die Induktion des Mesenchyms ist permissiv, das bedeutet, dass das Schicksal dieses Gewebes schon festgelegt ist und Signalprozesse nur noch den Weg zu dieser Entwicklung hin einleiten können (Saxen and Sariola 1987). Diese Induktionsvorgänge führen zur Transformation des Mesenchyms zu epithelialen, polarisierten Zellen. Für diesen Vorgang sind unter anderem WNTMoleküle im klassischen WNT-Signalweg von großer Bedeutung. WNT-Proteine 4 werden zwar sezerniert, diffundieren aber nicht frei. Für ihre Funktion sind Proteoglykane entscheidend, die aus einem Kernprotein und Glykosaminoglykan(GAG)-Seitenketten bestehen. Patienten mit Simpson-GolabiBehmel-Syndrom (SGBS) weisen eine Mutation im Gen Glypican-3 (GPC-3) auf, welches für ein Proteoglykan kodiert. SGBS-Patienten sind hochwüchsig und haben zystisch-dysplastische Nieren. Für die Stromazellen konnte gezeigt werden, dass auch sie wichtige Überlebens- und Proliferationssignale beisteuern. Stromazellen exprimieren die nukleären Retinolsäurerezeptoren RAR-α und -ß. Dieser Befund ist mit dem stimulierenden Effekt von Retinoiden auf Nierenkulturen gut vereinbar und könnte den pathologischen Befund einer Nierenhypoplasie unter Vitamin-A-Mangel erklären (Dressler 2006). Die Vielzahl dieser Signale zeigt, dass es sich beim Induktionsvorgang des Mesenchyms um einen vielschichtigen, multifaktoriellen Prozess handelt. Die Entwicklung des Nephrons Das Epithel des Nephrons entwickelt sich größtenteils aus den mesenchymalen Aggregaten an den Spitzen der Ureterknospe. Nachdem die Aggregate epitheliale Form angenommen haben, exprimieren sie typische Zonula occludens- und Zonula adherens-Proteine, nehmen eine palisadenartige Form an und bilden das Nierenkörperchen mit kleinem Lumen aus (siehe Abb. 1B). Um das Nierenkörperchen herum wird eine Basalmembran angelegt. Im Komma-Stadium fusioniert dessen distales Ende mit der Ureterknospe, um ein kontinuierliches Lumen zu bilden. Essentiell für diesen Prozess sind unter anderem JNK-Kinasen und Cadherine. Mäuse mit Mutationen in JNK-1, -2, und -3 zeigen hypoplastische Nieren sowie Kolobome des Nervus opticus (Dressler 2006). Auch entlang seiner proximal-distalen Achse entwickelt sich das Nierenkörperchen differentiell. Aus proximalen Anteilen entsteht glomeruläres Epithel, weiter distal gelegene Anteile des Körperchens stellen proximales und distales Tubulusepithel. Einen wichtigen Beitrag scheint die NOTCH-Signalkaskade zu leisten: So führt die Inhibition dieses Signalwegs beziehungsweise der Verlust von Notch-1 zu einer Reduktion glomerulärer und proximal-tubulärer Zellen (Cheng, Miner et al. 2003; Wang, Pereira et al. 2003; Cheng and Kopan 2005). 5 Die Entwicklung des Glomerulum Das adulte Glomerulum besteht aus 4 Zelltypen: • kapilläres, fenestriertes Endothel • Mesangialzellen • Podozyten • parietales Epithel der Bowman-Kapsel Die Entwicklung des Glomerulum beginnt, wenn im S-förmigen Stadium (siehe Abb. 1D) Vorläuferzellen am proximalen Ende podozyten-spezifische Proteine exprimieren. Dazu gehören die Transkriptionsfaktoren WT-1 und POD-1, die (Trans-) Membran-Proteine Podocin, Glepp-1 und Nephrin, sowie der Wachstumsfaktor VEGF. Während der Migration und Proliferation des Endothels kommt es zur Interaktion mit den Podozyten, was die Bildung der glomerulären Basalmembran zur Folge hat. Diese besteht zunächst aus α-1 und -2 Ketten von Typ-IV-Kollagen, welche später durch α-3, -4 und -5 Ketten dieses Kollagens ersetzt werden. Dieser Wechsel ist essentiell für die Aufrechterhaltung der glomerulären Basalmembran und der Filtrationsbarriere. Mutationen in jedweder der reifen Kollagen-IV-Ketten kann zu einer hereditären Form der Glomerulonephritis (Alport-Syndrom) führen. Der Wechsel zu den adulten Kollagenketten kann durch LMX-1b vermittelt werden, ein Homöodomänenprotein, welches auch die Expression anderer – für die Podozytenentwicklung entscheidender – Gene aktiviert (Dressler 2006). In der Klinik erlangt LMX-1b Bedeutung, da es beim Nail-Patella-Syndrom – einer hereditären Erkrankung, die mit Nierenschäden einhergeht – mutiert ist (Dreyer, Zhou et al. 1998). Für die korrekte Fußfortsätze interdigitieren. Entwicklung ausbilden, Daran die scheint müssen Podozyten mit die den Fortsätzen Phosphorylierung primäre und sekundäre benachbarter Podozyten des zytoplasmatischen Schwanzes von Nephrin und dessen Interaktion mit Nck beteiligt zu sein (Verma, Wharram et al. 2003; Jones, Blasutig et al. 2006; Verma, Kovari et al. 2006). Von grundlegender Bedeutung für die Podozytenfunktion ist die Schlitzmembran. Es handelt sich dabei um einen spezialisierten Zell-Zell-Kontakt zwischen zwei benachbarten Podozytenfußfortsätzen, an den eine Reihe spezifischer Proteine lokalisiert, unter anderem Nephrin, Podocin, CD2AP und Neph1-3. Die Integrität der Schlitzmembran ist für die Filtrationsbarriere von größter Bedeutung. Mutationen in Nephrin, das an der Schlitzmembran lokalisiert ist, führen zu einer schwerwiegenden 6 Filtrationsstörung, dem angeborenen nephrotischen Syndrom vom finnischen Typ (CNF), das sich bereits in utero manifestiert. Ein typisches morphologisches Korrelat ist dabei die Verplumpung der Podozytenfußfortsätze. 7 1.2 Einführung in das Gebiet der micro-RNAs 1.2.1 Grundriss Für die Entdeckung der RNA-Interferenz (RNAi) im Jahre 1998 erhielten Andrew Fire und Craig Mellow 2006 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie (Fire 1998). Es handelt sich hierbei um einen bis dahin in der Molekulargenetik völlig unbekannten Mechanismus: Sie konnten zeigen, dass kurze RNA-Moleküle – die bislang kaum Beachtung gefunden hatten – in der Lage sind, an komplementäre mRNA zu binden und so posttranskriptionell die Expression von Genen zu regulieren. Ein wichtiges Standbein der RNAi stellen dabei die so genannten micro-RNAs (auch: miRNAs) dar. miRNAs sind kurze, 20-24 Nukleotide umfassende RNA-Moleküle, die sowohl von Tieren als auch von Pflanzen endogen exprimiert werden. Nachdem ihre Entdeckung im Jahr 1993 durch Ambros et al. zunächst weitestgehend unbeachtet blieb (Lee, Feinbaum et al. 1993), wurden ab 2001 hunderte von miRNAs in unterschiedlichen Spezies nachgewiesen und es zeigte sich, dass sehr viele dieser miRNAs phylogenetisch hochgradig konserviert sind (Lagos-Quintana, Rauhut et al. 2001; Lau, Lim et al. 2001; Lee and Ambros 2001). Diese kurzen RNA-Moleküle kontrollieren eine Reihe wichtiger Prozesse: sie regulieren unter anderem die zeitliche Abfolge von embryonalen Entwicklungsschritten, Zelltod und -proliferation, die Hämatopoiese, sowie die Organogenese und Gewebsdifferenzierung. Die Zahl der bekannten miRNAs und ihrer Funktionen nimmt durch intensive Forschung stetig zu. Aktuell schätzt man, dass etwa 30% aller Gene des Menschen durch miRNAs reguliert werden (Lewis, Burge et al. 2005). Durch diese Vielfalt ermöglicht die Welt der miRNAs eine völlig neue Sicht auf molekularbiologische Prozesse, beispielsweise die Entstehung von Organen wie der Niere. 1.2.2 Genetik von micro-RNAs Um die Genetik von miRNAs zu verstehen, müssen diese in verschiedene Gruppen eingeteilt werden: intergenische, intronische und exonische miRNAs sowie miRNAs, die zu benachbarten Genen gegenläufig orientiert sind. Intergenische miRNAs stammen aus Bereichen im Genom fernab von bekannten Genen, so dass angenommen werden muss, das diese miRNAs von einer eigenen, unabhängigen Transkriptionseinheit abgelesen werden (Lagos-Quintana, Rauhut et al. 2001). Dies gilt auch für diejenigen miRNAs, die in gegenläufiger Orientierung zu benachbarten 8 Genen lokalisiert sind. Etwa die Hälfte aller bekannten micro-RNAs aus Säugern liegt aber entweder innerhalb von Introns und Exons sowohl protein-kodierender als nichtkodierender Gene und hat somit keine eigene Transkriptionseinheit (Bartel 2004; Rodriguez, Griffiths-Jones et al. 2004). Diese miRNAs sind in gleicher Orientierung wie die mRNA ausgerichtet, was darauf hinweist, dass sie aus dieser prozessiert werden. Durch die koordinierte Expression sind zahlreiche Regulationsmöglichkeiten denkbar: Die Expression eines Gens sorgt dafür, dass gleichzeitig ein anderes oder dasselbe Gen durch die in der gleichen Sequenz kodierte miRNA reguliert wird. Diese Kombination von miRNA und mRNA erscheint überaus sinnvoll, vervielfacht die molekularen Effekte durch Expression eines einzelnen Gens und ist sowohl in Insekten wie in Säugetieren konserviert (Aravin, Lagos-Quintana et al. 2003). Ein weiterer, bedeutender Anteil an miRNAs liegt gehäuft in Gruppen, so genannten „Clustern“, vor. In der Fruchtfliege Drosophila melanogaster sind etwa die Hälfte aller miRNA-Gene als Cluster zusammengefasst, während beim Wurm und beim Menschen nur wenige miRNAs als Cluster vorliegen (Aravin, Lagos-Quintana et al. 2003; Lim, Glasner et al. 2003; Lim, Lau et al. 2003). Dabei entstehen multicistronische primäre Transkripte, was bedeutet, dass alle im Cluster enthaltenen miRNAs von einer Transkriptionseinheit abgelesen werden und einen gemeinsamen Vorläufer bilden, aus dem dann die einzelnen miRNAs entstehen. Sinnvollerweise sind in Clustern zusammengefasste miRNAs oft untereinander sequenzverwandt und zeigen eine signifikante Koexpression (Lagos-Quintana, Rauhut et al. 2001). Derzeit sind 533 humane und 442 murine miRNAs offiziell annotiert (MiRBase release 9.2). Insgesamt gehen aktuelle Schätzungen aber von über 1.000 miRNAGenen beim Menschen aus (Berezikov, van Tetering et al. 2006). Bioinformatische Studien lassen derzeit darauf schließen, dass etwa 5300 Gene des Menschen, entsprechend 30% aller Gene, von miRNAs reguliert werden (Lewis, Burge et al. 2005). 1.2.3 Konservierung von micro-RNAs in Pflanzen, Tieren und Menschen Obwohl sowohl die Tier- als auch die Pflanzenwelt ein miRNA-System besitzen, haben sich beide Systeme wohl unabhängig voneinander entwickelt, da es keine Homologien untereinander zu geben scheint. Fast alle bekannten miRNA-Gene sind in nahe verwandten Spezies untereinander konserviert. Als Beispiel sei die let-7-miRNA-Familie genannt, welche in allen bilateralen Tieren bis auf Symsagittifera roscoffensis („acoel flatworm“) 9 phylogenetisch konserviert ist (Pasquinelli, Reinhart et al. 2000). Besonders hoch ist der Grad der Konservierung zwischen Mensch und Maus sowie unter den Nematoden Caenorhabditis elegans (C. elegans) und C. briggsae (Lim, Glasner et al. 2003; Lim, Lau et al. 2003). Dabei gibt es zu vielen der miRNAs aus C. elegans homologe miRNAs im Menschen (Lagos-Quintana, Rauhut et al. 2003). Als weiteres Beispiel sei an dieser Stelle miR-1 genannt. miR-1 ist über Würmer, Säugetiere und Insekten hinweg konserviert (Chen 2007). Konservierungen von sowohl miRNA als auch Ziel-mRNA über große Evolutionsschritte hinweg sind jedoch nur selten beschrieben. Dazu gehört die miRNA let-7 mit deren Ziel-mRNAs lin-41 und let-60-RAS sowie die miRNA lin-4 mit der mRNA lin-28. Die Regulation dieser mRNAs durch die beiden miRNAs ist zwischen C. elegans und Wirbeltieren konserviert (Chen 2007). Auch Viren scheinen sich des Prinzips von micro-RNAs zu bedienen. So kodiert beispielsweise das Epstein-Barr-Virus, zur Familie der Herpesviren gehörend, 23 miRNAs (Pfeffer, Zavolan et al. 2004). Vom Blickpunkt der Evolution aus ist der Entstehungsprozess neuer miRNAs derzeit in vollem Gange. Von den schätzungsweise 1000 menschlichen miRNA-Genen sind etliche primaten- oder gar humanspezifisch. Neue miRNAs entstehen bei Tieren einem Modell zufolge am ehesten zufällig aus Haarnadelstrukturen im Genom, im menschlichen Genom gibt es davon schätzungsweise 11 Millionen. In der Evolution, so vermutet man, konnten durch Bildung neuer miRNAs neue Gewebetypen und Organe entstehen (Sempere, Cole et al. 2006; Prochnik, Rokhsar et al. 2007). 1.2.4 Expression von micro-RNAs Da die miRNAs let-7 und lin-4, die zuerst im Wurm C. elegans entdeckt wurden, eine entscheidende Rolle in der zeitlichen Regulation von larvalen Entwicklungsstadien des Nematoden haben, wurden miRNAs zunächst „small-temporary RNAs“ genannt (Lagos-Quintana, Rauhut et al. 2001; Lau, Lim et al. 2001). Dass dieser Begriff durchaus seine Richtigkeit besitzt, zeigt sich im zeitlich unterschiedlichen Expressionsmuster, das diese miRNAs aufweisen. So wird let-7 im Wurm erst ab dem 3. Larvenstadium, in Drosophila erst ab dem 3. Puppenstadium exprimiert, um dann lebenslang auf hohem Niveau exprimiert zu werden (Pasquinelli, Reinhart et al. 2000). Neben diesem zeitlichen Muster zeigt die Expression von miRNAs auch ein räumliches, zell-spezifisches Verteilungsmuster: miR-1 wird überwiegend im 10 Säugerherzen, miR-122 in der Leber exprimiert (Lagos-Quintana, Rauhut et al. 2002), miR-223 kommt hauptsächlich in Granulozyten und Lymphozyten des Knochenmarks von Mäusen vor (Chen, Li et al. 2004) und die miRNA-Cluster 35-42 in C.elegans (Lau, Lim et al. 2001) und 290-295 in der Maus (Houbaviy, Murray et al. 2003) zeigen ein stammzellspezifisches Expressionsmuster. Daraus lässt sich schließen, dass zu jedem Zeitpunkt jede Zelle ihr eigenes, zell- und entwicklungsspezifisches miRNA-Expressionsmuster besitzt (Bartel 2004). Über die quantitative Expression von miRNAs ist bekannt, dass manche miRNAs mit einer sehr hohen Anzahl an Kopien im Cytosol vorkommen, von miR-2, miR-52 und miR-58 liegen beispielsweise etwa 50.000 Moleküle pro Zelle vor. Einige miRNAs werden jedoch in geringerer Menge produziert, so finden sich zum Beispiel durchschnittlich nur ca. 800 Kopien von miR-124 in Zellen (Lim, Lau et al. 2003). 1.2.5 Biogenese: Transkription und Reifung von micro-RNAs Wie bereits erwähnt, werden einige miRNAs, die in Introns von pre-mRNAs liegen, bei der Transkription der pre-mRNA ko-transkribiert. Die intergenisch gelegenen miRNAs werden über eigene, teilweise noch unbekannte Promotoren abgelesen. Diese primären Transkripte werden pri-miRNA genannt und sind wesentlich länger als die Haarnadelstruktur, durch die ein miRNA-Gen definiert ist (siehe Abb. 2A). Während derzeit die Transkription durch die Typ-III-Polymerase für etwa 50 miRNAGene angenommen wird (Borchert, Lanier et al. 2006), unterliegt der Großteil der bekannten miRNAs der Transkription durch die Typ-II-Polymerase (Lee, Kim et al. 2004). Nach der Transkription – oder aber nach Prozessierung aus dem Intron – wird aus der pri-miRNA durch den nukleären Proteinkomplex aus Drosha/DGCR8 („Di George critical region gene 8“) die 60-80 Basen lange, haarnadelförmige pre-miRNA hergestellt (siehe Abb. 2A). 11 Abbildung 2: Biogenese und Effekte von miRNAs. DGCR8 verfügt über eine dsRNA-bindende Domäne und ist somit in der Lage, die doppelsträngigen pri-miRNAs zu binden. So kann Drosha, eine Typ-III-RNAEndonuklease, korrekt positioniert werden, um die 60-80 Basen umfassende Haarnadelschleife („stem loop“) vom Rest der pri-miRNA abzutrennen (Seitz and Zamore 2006). An der pre-miRNA bleibt durch den Schnitt der Typ-III-RNAEndonuklease Drosha am 5’-Ende ein Phosphatrest stehen. Am 3’-Ende hinterlässt Drosha einen Überhang von 2 Nukleotiden. Die so entstandene pre-miRNA wird GTP-abhängig durch den Export-Rezeptor Exportin-5 aus dem Kern transportiert (siehe Abb. 2A) (Yi, Qin et al. 2003; Bohnsack, Czaplinski et al. 2004; Lund, Guttinger et al. 2004). Im Cytosol wird die pre-miRNA durch Dicer, eine weitere Typ-III-RNAse sowie deren dsRNA-Bindungspartner TRBP2 und PACT (Lee, Hur et al. 2006) verarbeitet (siehe Abb. 2C). Dabei trennt Dicer die Haarnadelschleife entsprechend der späteren miRNA-Länge 20-24 Nukleotide oberhalb der Drosha-Schnittstelle ab. Da Dicer, genau wie Drosha, eine Typ-III-Endonuklease ist, hinterlässt auch Dicer am 5’-Ende 12 einen Phosphat- und am 3’-Ende einen 2-Nukleotid-Überhang. Gleichzeitig übergibt dieser Komplex die miRNA an den Effektorkomplex. Auf diese Art entsteht ein asymmetrischer RNA-Doppelstrang, dessen einer Arm als reife miRNA, der andere als miRNA* bezeichnet wird (siehe Abb. 2C). Nur ein Strang wird weiter verwendet, der andere wird schnell degradiert. Welcher der beiden Stränge an den Effektorkomplex übergeben wird, hängt im Wesentlichen von der thermodynamischen Stabilität der jeweiligen Enden des Duplexes ab (Bartel 2004; Tomari and Zamore 2005). Im Fall einiger miRNAs führt dies zur Funktionalität beider Stränge, so dass beide später im Effektorkomplex zu finden sind (Lagos-Quintana, Rauhut et al. 2002; Krichevsky, King et al. 2003; Schwarz, Hutvagner et al. 2003). 1.2.6 Der Effektorkomplex: Aufbau und Funktion Prinzipiell unterscheidet man zwei Effektorkomplexe, die zugleich stellvertretend für die zwei unterschiedlichen Effekte von miRNAs sind: sie vermitteln entweder die Zerschneidung der Ziel-mRNA („cleavage“) durch Endonukleasen oder sie hemmen deren Translation (siehe Abb. 2C). Der „RNA-induced silencing complex“ (RISC) vermittelt die klassische Funktion von RNAi, nämlich die Zerschneidung der mRNA. Der RISC ist ein variabel zusammengesetzter Effektorkomplex, er variiert teilweise erheblich in seiner Größe: Man findet RISC-Komplexe mit einer Größe von etwa 160 kDa sowie Komplexe, welche bei 15-80S ausfallen und somit bis zu 4200 kDa groß sind (Pillai 2005). Effektorkomplexe, die stattdessen eher eine Repression auf Translationsebene oder einen beschleunigten Zerfall der Ziel-mRNA zur Folge haben, werden miRNP („miRNA Ribonucleoproteinkomplex“) genannt. In beiden Effektorkomplexen spielen Argonaut-Proteine eine Schlüsselrolle. Der funktionelle miRNA-Strang wird in den Effektorkomplex geladen. Dort bindet die miRNA ein Mitglied der Argonaut-Proteinfamilie (siehe Abb. 2C). Argonaut-Proteine sind essentiell für die embryonale Entwicklung, Zelldifferenzierung und die Wahrung von Stammzellidentität (Peters and Meister 2007). Während in C. elegans 27 Argonaut-Gene vorkommen, besitzen Mensch und Maus jeweils 8 Gene. Die Argonaut-Proteine lassen sich in AGO-Proteine, die ubiquitär exprimiert werden, sowie in PIWI-Proteine unterteilen, die spezifisch nur in der Keimbahn vorkommen. AGO-Proteine, von denen der Mensch 4 (AGO1-4) und die Maus 5 Subtypen besitzt, sind etwa 100 kDa große Proteine mit drei typischen Domänen. Die PAZ („PIWIArgonaut-Zwille“)-Domäne bindet spezifisch den 2-Nukleotid-Überhang am 3’-Ende 13 der miRNA. Die Sekundärstruktur der PIWI-Domäne gleicht einer RNAse-H und kann als Endonuklease fungieren (Lingel and Sattler 2005). Zwischen diesen beiden Domänen liegt die MID-Domäne, die den Phosphatrest am 5’-Ende der miRNA bindet und diese somit auf dem AGO-Protein verankert. Beim Menschen fungiert nur AGO-2 als Endonuklease (Meister, Landthaler et al. 2004). Zu den Effektorkomplexen werden außer der Ago-Familie noch andere Proteine zugeordnet, deren genaue Funktion in Bezug auf den Effektorkomplex derzeit noch nicht genau bekannt ist (Valencia-Sanchez, Liu et al. 2006). Wenn der Effektorkomplex fertig zusammengesetzt ist, lenkt ihn die miRNA durch ihre (Teil-)Komplementarität zu ihrem Ziel, dem 3’-UTR der zu regulierenden mRNA (siehe Abb. 2C). Auch Zielsequenzen im 5’-UTR sowie in der kodierenden Region können durch eine miRNA reguliert werden, sind aber verhältnismäßig selten (Kloosterman, Wienholds et al. 2004). 1.2.7 Mechanismen der Genregulation durch micro-RNAs Bindet eine miRNA an den 3’-UTR einer mRNA, so hat dies zur Folge, dass die ZielmRNA auf zwei unterschiedliche Arten reguliert wird: • Zerschneidung der mRNA durch Endonukleasen („cleavage“) oder • Repression der Translation und/oder verminderte mRNA-Stabilität Pflanzliche miRNAs besitzen meist eine ausgeprägte Komplementarität zu ihrer ZielmRNA („Target“). Dies hat zur Folge, dass ein RISC aktiviert wird, welcher die mRNA zerschneidet. Derartig zerschnittene mRNAs werden zügig abgebaut, indem sie von Exonukleasen weiter gespalten oder dem Exosom zugefügt werden. Dieses Prinzip trifft auch für einige wenige miRNAs aus dem Tierreich zu (miR-127, miR-136, miR196, miR-431, miR-433-3p, miR-433-5p, miR-434-3p und miR-434-5p) (Du and Zamore 2005). Die Minimalzusammensetzung eines RISC, der mRNA zerschneidet, besteht aus einer miRNA bzw. siRNA sowie Ago2 (Rivas, Tolia et al. 2005). Allerdings gibt es Ausnahmen, denn nicht immer genügt komplette Komplementarität, um die Endonuklease zu aktivieren (Chen 2004). Dies lässt den Schluss zu, dass auch andere, bislang unbekannte Faktoren eine Rolle spielen müssen. Während in Pflanzen über die gesamte Länge der miRNA eine Komplementarität zum 3’-UTR besteht, zeigen miRNAs bei Tieren und Menschen nur am 5’-Ende der miRNA eine ausgeprägte Komplementarität. Dies sind im Wesentlichen die 14 Nukleotide 2-8 am 5’-Ende der miRNA, welche auch als „Seed“ bezeichnet werden (Lewis, Burge et al. 2005). Die Seed-Sequenz ist bei untereinander verwandten miRNAs meist hochgradig konserviert (Chen 2007). Diese insgesamt nicht einhundertprozentig perfekte Bindung der miRNA an den 3’UTR der mRNA, die vielmehr Ausbuchtungen und Schleifen bei der Paarbildung vorweist, hat meist eine Repression der Translation oder vermehrten mRNA-Abbau zur Folge. Die Bindung der miRNA mit der mRNA an dieser Stelle stellt die Grundlage für die weiteren Effekte dar. Viele Ergebnisse zeigen, dass eine miRNA das Proteinexpressionsniveau der Ziel-mRNA wesentlich stärker verändert als die quantitative mRNA-Menge (Brennecke, Hipfner et al. 2003; Poy, Eliasson et al. 2004; Cimmino, Calin et al. Translationshemmung zu 2005) – somit scheinen miRNAs auch wirken. Der genaue Mechanismus durch dieser Translationshemmung ist noch Gegenstand aktueller Forschung. Bei der „normalen“ Translation wird die am 5’-Ende der mRNA gelegene 7-Methylguanosin-Kappe („Cap“) vom Initiationsfaktor eIF4e erkannt. Dies führt letztlich dazu, dass die 40SUntereinheit daraufhin die 5’-Region nach dem Startkodon absucht, die 60SUntereinheit dazustößt und die Elongationsphase der Translation beginnt (ValenciaSanchez, Liu et al. 2006). Auch ohne Kappenstruktur kann Translation stattfinden, nämlich durch IRES („internal ribosomal entry sites“), welche die Translationsmaschinerie unabhängig aktivieren können. Einem hypothetischen Modell zufolge binden Argonaut-Proteine an den nicht vollständig komplementären miRNA:mRNA-Duplex am 3’-Ende der mRNA. Dies führt zur Rekrutierung einer Reihe von Proteinen, die mit dem Transkriptionsinitationsfaktor eIF4e, welcher an die Kappenstruktur am 5’-Ende der mRNA gebunden ist, interagieren. So entsteht eine geschlossene, die Translation verhindernde mRNA-Schleife. Eine weitere Vermutung ist, dass AGO-Proteine über NOT- und CCR-4-Deadenylasen den Abbau der mRNA beschleunigen (Jackson and Standart 2007). Ein Teil der abzubauenden mRNAs wird in Prozessier-Körper („Processing-bodies, auch: P-Bodies, GW-bodies“) verfrachtet. P-bodies sind subzelluläre Strukturen, in welchen das Decapping und der konsekutive Abbau von mRNA beobachtet wurde (Sheth and Parker 2003). In diesen subzellulären Strukturen können sowohl AGOProteine, miRNAs, mRNAs als auch Proteine der Decapping-Maschinerie und Nukleasen nachgewiesen werden. Neben dem Abbau von mRNAs können diese P15 Bodies auch deren Speicherung und Relokalisation zur Translationsmaschinerie vermitteln (Bhattacharyya 2006; Jackson and Standart 2007). 1.2.8 Verschiedene Klassen von RNAi: miRNA, siRNA, rasiRNA und piRNA Es gibt viele Klassen kleiner RNAs, die Expressionsregulation betreiben können. Dazu gehören miRNA, siRNA, rasiRNA, und piRNA. Micro-RNAs und silencing-RNAs (siRNAs) unterscheiden sich vor allem dadurch, dass die etwa 21 Nukleotide langen miRNAs im Gegensatz zu den siRNAs aus dem etwa 70 Nukleotide langen haarnadelförmigen Vorläufer (pre-miRNA) hergestellt werden. Meistens liegt in diesem Vorläufer keine genau übereinstimmende Basenpaarung vor. Zwar haben siRNAs eine ähnliche Länge, ihr Ursprung liegt aber in längeren Vorläufern, die keine Haarnadelstruktur ausbilden, sondern stattdessen aus doppelsträngiger RNA prozessiert werden, wobei die Komplementarität beider Stränge zueinander ausgeprägt ist (siehe Abb. 2B). In Säugetieren spielen siRNAs vor allem als Werkzeuge der zellbiologischen Forschung eine Rolle, mit denen Genfunktionen entschlüsselt werden können, während miRNAs das endogen exprimierte Korrelat darstellen. Im Modellorganismus D. melanogaster ist des Weiteren noch die Klasse der „repeat-associated small interfering“ RNAs (rasi-RNAs) bekannt, die aus Transposons und genomischen Wiederholungssequenzen entstehen (Aravin, Lagos-Quintana et al. 2003). Sie entspringen vornehmlich aus dem gegensinnigen DNA-Strang von „Repeats“. Vermutlich wirken sie über eine andere RNA-Signalkaskade, dabei spielen PIWI-Proteine eine Rolle. Eine neue Klasse kleiner RNAs stellen piRNAs dar, die eine Länge von 29-30 Nukleotiden haben und keimbahnspezifisch sind (Girard, Sachidanandam et al. 2006; Lau, Seto et al. 2006). Sie kommen in Wirbeltieren vor und wirken ebenfalls durch PIWI-Proteine. 1.2.9 Bioinformatik – Vorhersage neuer micro-RNAs und Ziel-mRNAs Durch bioinformatische Methoden können zwei unterschiedliche Aspekte von miRNAs untersucht werden. Um einerseits neue miRNA-Gene zu finden, können Programme im Genom nach Homologen zu bereits bekannten miRNAs suchen und so orthologe und paraloge Gene identifzieren. Auch in Nachbarschaft zu bereits beschriebenen miRNAs lassen sich häufig neue miRNAs finden, da einige miRNAs als Cluster vorkommen. Komplexere Programme wie miRScan (Lim, Lau et al. 2003) 16 und miRSeeker (Lai, Tomancak et al. 2003) durchsuchen das Genom nach konservierten Segmenten außerhalb der protein-kodierenden Gene, die zusätzlich potentiell in der Lage sind, eine Haarnadelstruktur auszubilden und eine geeignete Thermodynamik vorweisen. Über experimentelle Methoden wie PCR, Northern blotting- und Micro-Array-Technik können vorhergesagte miRNA-Gene validiert werden. Validierte Gene und ihre Homologe werden in der miRNA Registry (http://microrna.sanger.ac.uk/sequences/) verzeichnet (Bartel 2004). Zum anderen können mögliche neue Targets einer miRNA identifiziert werden. Während Vorhersagen für Pflanzen relativ einfach sind, da miRNAs hier meist eine komplette Komplementarität zur Ziel-mRNA aufweisen, sind Vorhersagen für Tierorganismen wesentlich komplexer. Die meisten Vorhersagen beruhen hier auf dem Seed-Modell, wobei die exakte Basenpaarung der ersten 6-8 Basen am 5’-Ende der miRNA für die Funktion der miRNA entscheidend ist. Zusätzlich werden Konservierungs-Merkmale herangezogen. Daher suchen Vorhersageprogramme 3’UTRs nach multiplen, konservierten miRNA-Bindungsstellen ab. Auch die thermodynamische Stabilität und Kinetik der mRNA-miRNA-Bindung wird von einigen Algorithmen berechnet (John, Enright et al. 2004; Krek, Grun et al. 2005; Lewis, Burge et al. 2005). Mit diesen Methoden konnte geschätzt werden, dass von 17530 orthologen Genen aus Hund, Maus, Ratte und Mensch etwa 30% von miRNAs potentiell reguliert werden könnten (Lewis, Burge et al. 2005). 1.2.10 Funktionen und Bedeutung von micro-RNAs Neuartige Techniken, insbesondere die in situ-Hybridisierung mit modifizierter RNA, so genannter „locked nucleic acids“-RNA („LNA“) sowie neue Klonierungs- und Micro-Array-Techniken, ermöglichten die genaue Analyse des Expressionsmusters von miRNAs während der Entwicklung verschiedener Organismen (Aboobaker, Tomancak et al. 2005; Kloosterman and Plasterk 2006). Dabei zeigt sich, dass viele miRNAs sehr gewebsspezifisch exprimiert werden und somit wahrscheinlich eine wichtige Rolle in der Festlegung und Aufrechterhaltung der Gewebsidentität spielen. Dabei folgt die Regulation durch miRNAs zwei Prinzipien: Ist im 3’-UTR der ZielmRNA nur eine Bindungsstelle vorhanden, ist die Regulation eher schwach. Diese Art der Regulation trifft für die meisten Ziel-mRNAs zu (Stark, Brennecke et al. 2005). Ein Effekt, vermittelt durch diese miRNA-Target-Interaktion, kommt insbesondere dann zu tragen, wenn die Ziel-mRNA nur in geringem Maße exprimiert wird. Wenngleich die messbaren Effekte einer solchen Regulation sehr klein sein mögen, 17 so spielen sie vom evolutionären Standpunkt aus eine große Rolle. Andere miRNAs haben hingegen eine Schalterfunktion inne. Einige wenige Ziel-mRNAs enthalten sehr viele, teilweise auch zu mehreren miRNAs komplementäre Bindungsstellen. Die Regulation, die diese mRNAs durch miRNAs erfahren, kann sehr stark sein. Dies und die Redundanz sequenz-verwandter miRNAs erklärt, warum nur eine begrenzte Anzahl von Defekten durch Ausschalten einzelner miRNAs zu beobachten ist und warum nur wenige miRNAs in genetischen Untersuchungen („Screens“) von phänotypisch auffälligen Organismen entdeckt wurden. Stoffwechsel, Apoptose, Kanzerogenese Einige miRNAs beeinflussen den Stoffwechsel der Zelle und sitzen an der Schnittstelle zum programmierten Zelltod. In einem Aufsehen erregenden Artikel konnten Poy et al. 2004 zeigen, dass miR-375 in den Inselzellen des Pankreas exprimiert wird und die Glukose-abhängige Sekretion von Insulin regulieren kann (Poy, Eliasson et al. 2004). He et al. konnten 2007 zeigen, dass Überexpression von miR-29, welche bei Modell-Mäusen für Diabetes mellitus Typ 2 in der Skelettmuskulatur gefunden werden kann, Insulinresistenz vermitteln kann (He, Zhu et al. 2007). Durch zahlreiche Hinweise auf eine Beteiligung von miRNAs an Apoptosevorgängen (Brennecke, Hipfner et al. 2003) und bei der Zellzykluskontrolle (He, He et al. 2007) liegt die Frage nach einer Beteiligung von miRNAs an der Krebsentstehung auf der Hand. In der Tat gibt es etliche Beispiele für eine solche Beteiligung. Viele miRNAs liegen an „breakpoint“-Regionen oder an besonders fragilen Stellen des Genoms (Calin, Sevignani et al. 2004). Lu et al konnten zeigen, dass der Differenzierungsgrad und die Abstammung eines Tumors durch sein miRNA-Profil widergespiegelt wird (Lu, Getz et al. 2005). Darüber hinaus besteht auch eine Beziehung zwischen dieser Expressions-Signatur und der Überlebensrate (Yanaihara, Caplen et al. 2006). Niedrige Expressionsraten von let-7 korrelieren bei einigen Lungentumoren mit einer erniedrigten Überlebensrate. Das miRNA-Profil von Tumoren hat somit einen erheblichen prognostischen Wert. 18 Weitere Beispiele für die Beteiligung von miRNAs an Tumoren sind: • Neuroblastome (miR-9, -125a, -125b) (Laneve, Di Marcotullio et al. 2007) • chronisch lymphoide Leukämie (CLL) (Deletion miR-15a, -16a) (Cimmino, Calin et al. 2005) • akut myeloide Leukämie (AML) (miR-181) (Debernardi, Skoulakis et al. 2007) • Mantelzelllymphom (miR-17-92-Cluster ) (Rinaldi, Poretti et al. 2007) Entwicklung Die Bedeutung von miRNAs für die Entwicklung wird deutlich, wenn ihre Reifung durch Ausschalten („knockout“) von Dicer blockiert wird. Dicer-defiziente Mäuse sterben bereits im Embyronalstadium (Bernstein, Kim et al. 2003). Murine embryonale Stammzellen weisen erhebliche Defekte der Proliferation und Differenzierung auf (Murchison, Partridge et al. 2005). Aufgrund der Letalität dieser genetischen Veränderungen wurden konditionale „knockouts“ erstellt, die es ermöglichten, Dicer in einem spezifischen Gewebe zu einem bestimmten Zeitpunkt auszuschalten. Dadurch konnte gezeigt werden, dass Dicer und somit miRNAs für die korrekte Entwicklung von Haut (Andl, Murchison et al. 2006; Yi, O'Carroll et al. 2006), Lungenepithel (Harris, Zhang et al. 2006), Pankreas (Kloosterman, Lagendijk et al. 2007) und Extremitäten (Harfe, McManus et al. 2005) nötig sind. Eine wichtige Funktion von miRNAs besteht in der zeitlichen Steuerung von Entwicklungsprozessen. Die ersten, in C. elegans entdeckten miRNAs, lin-4 und let7, steuern entscheidende Vorgänge. Lin-4 stellt einen zeitlichen Gradienten der mRNA lin-14 her – nur dies ermöglicht den zeitgerechten Übergang zwischen Larvenstadien. Ein weiteres Target von lin-4, lin-28, ist stark konserviert und kommt außer in C. elegans auch bei Maus und Mensch vor. Lin-28 wird während der Entwicklung zeitabhängig exprimiert und herunterreguliert (Moss and Tang 2003). Auch let-7 ist ein wichtiger Zeitschalter. Durch Regulation von lin-41 und hbl-1 („hunchback-homolog-1“) kontrolliert diese miRNA in C. elegans das zeitliche Entwicklungsmuster. Diese Regulation ist interessanterweise hochgradig konserviert (Pasquinelli, Reinhart et al. 2000). Durch ihre Regulation greifen miRNAs auch in Signalkaskaden ein: Wird lin-4 in C. elegans überexprimiert, ist die Lebensdauer der Würmer verlängert. Der Verlängerung der Lebensdauer liegt eine Beteiligung von lin-4 an der Insulin/Insulinlike-growth-factor-receptor-Signalkaskade zugrunde (Boehm and Slack 2005). Auch 19 die Notch-Kaskade, die für die Entwicklung und Musterbildung notwendig ist, wird von miRNAs beeinflusst und über konservierte Motive reguliert (Lai, Tam et al. 2005). Im Zebrafisch konnte gezeigt werden, dass miR-214 die Expression von Genen des Hedgehog-Signalweges verändert und dadurch während der Entwicklung die Spezifikation von Muskelzellen kontrolliert (Flynt, Li et al. 2007). MiRNAs wirken auch auf der Signalebene oberhalb von Transkriptionsfaktoren. Das Homöobox-Gen Hoxb-8, welches die Expression von Sonic hedgehoc (Shh) und somit die anterio-posteriore Entwicklung der Extremitäten reguliert, wird durch miR196 auf Transkriptionsebene reguliert (Hornstein, Mansfield et al. 2005). Es existieren auch spannende Belege für die Beteiligung von miRNAs an der Organogenese: miR-1, konserviert vom Wurm bis zu Säugern, wird sowohl in Muskeln der Fliege und der Maus als auch im Mausherzen exprimiert (Aboobaker, Tomancak et al. 2005; Zhao, Samal et al. 2005). Ein „knockout“ von miR-1 verhindert zwar nicht die Entwicklung von Muskulatur, aber nach Aufzucht und Wachstum zeigt die Muskulatur starke, abnorme Veränderungen. Als Konsequenz lässt sich sagen, dass manche miRNAs zwar nicht für die Entwicklung eines Zelltyps, wohl aber für das weitere Wachstum sowie für die Wahrung der Zellidentität außerordentlich wichtig sind. Überexpression von miR-1 führt zu einem verfrühten Entwicklungsstillstand, dünneren Ventrikeln und konsekutiv zum Herzversagen. Ultrastrukturell lassen sich vorzeitige Proliferation und Differenzierung der Myozyten erkennen. Eine Deletion von miR-1 zeigt dessen wichtige Rolle in Bezug auf Kardiogenese, elektrische Leitung und Zellzykluskontrolle auf, da hier Defekte nachzuweisen sind (Zhao, Ransom et al. 2007). In vitro hemmt miR-1 HDAC4, einen transkriptionellen Repressor der Muskeldifferenzierung (Chen, Mandel et al. 2006). HDAC4 wird auch durch miR-140 reguliert, was zeigt, dass während der Entwicklung durchaus auch zwei oder mehrere verschiedene miRNAs eine Ziel-mRNA regulieren können. miR-140 ist für die Osteoblastendifferenzierung und Skelettentwicklung von Bedeutung. Die genomische Organisation von miR-1 zeigt ein weiteres Phänomen: miR-1 liegt in einem Cluster gemeinsam mit miR-133 vor. Beide haben unterschiedliche Seed-Sequenzen und unterscheiden sich deutlich in ihrer Funktion, da miR-133 die Differenzierung des Muskelgewebes inhibiert und die Muskelzellproliferation durch Hemmung von SRF fördert. Beiden miRNAs ist gemeinsam, dass sie im Herzen regional unterschiedlich exprimiert werden und die Expression von Kaliumkanälen regulieren (Luo, Xiao et al. 2007). 20 MiRNAs sind auch an der neuronalen Entwicklung beteiligt. In C. elegans regulieren zwei miRNAs (lsy-6 und miR-273) die Asymmetrie von Chemosensoren (Chang, Johnston et al. 2004). Durch Regulation der Kinase Limk-1 kontrolliert eine weitere miRNA, miR-134, die synapsennah im Rattenhippocampus nachgewiesen wurde, die Entwicklung von dendritischen Ausbuchtungen, so genannten „spines“ (Schratt, Tuebing et al. 2006). In kortikalen Neuronen konnte miR-132 nachgewiesen werden, dessen Inhibition das Auswachsen und die Morphogenese von Neuronen erheblich behindert (Vo, Klein et al. 2005). Darüber hinaus weisen während der Gehirnentwicklung Expressionsänderung in der auf Maus (Krichevsky, etliche King miRNAs et al. eine 2003). signifikante So ist die Herunterregulation des SCP1-Gens durch miR-124 entscheidend für die Entwicklung des zentralen Nervensystems (Visvanathan, Lee et al. 2007). 1.3 Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit Wie bereits erwähnt, ist die Entwicklung der Niere ein komplexer Vorgang, bei dem etliche Gene wechselseitig die Entstehung dieses Organs beeinflussen. In anderen Organen und Organismen konnte bereits gezeigt werden, dass miRNAs für die regelrechte embryonale Entwicklung und Organogenese eine entscheidende Bedeutung haben. Um deren Rolle in der Entwicklung der Säugerniere zu verstehen wäre es daher hilfreich, mehr über miRNAs zu erfahren, die während der Nierenentwicklung exprimiert und differentiell reguliert sind. In dieser Arbeit ging es uns daher darum, ein miRNA-Expressionsprofil während der Nephrogenese der Maus zu erstellen und einen Ausblick auf die Funktion dieser miRNAs zu geben. 21 2. Methoden 2.1 Materialien und Lösungen Für die verschiedenen Experimente und Methoden wurden zahlreiche Lösungen und Reagenzien verwendet, die hier kurz aufgelistet sind. 2.1.1 Gewinnung embryonaler Nieren und RNA-Extraktion - Embryonale Mausnieren der Stadien E11.5, E13.5, E16.5 sowie Nieren von neugeborenen Tieren - PBS: 136 mM NaCl; 2,7 mM KCl; 6,25 mM Na2 HPO4; 1,5 mM KH2PO4 - PBS+: wie PBS, zusätzlich Ca2+ 1 mM und Mg2+ 0,5 mM, eiskalt - Scheren, Pinzetten (World Precision) - GTC-Puffer für RNA: GTC (Fluka) 4M; N-Laurylsarcosine (Sigma) 5mM (1 g / 200 ml GTC), Na-Citrat (Merck) 25 mM, NaOH (Riedel de Haen) 0,5 mM, steril filtriert durch 0,8 µm-Filter (Corning); End-pH: pH=7,0; Zugabe von 7 µl Mercaptoethanol (Merck) / ml GTC-Puffer - Li-Acetat (Sigma-Aldrich) 102 mM, mit Essigsäure (Riedel de Haen) auf pH=4,0 titriert - Aqua-Phenol (Q-Biogene), pH < 5 - Chloroform (J.T.Baker) – Isoamylalkohol (Merck) im Verhältnis 49:1 - Isopropanol (Merck) - Ethanol-Lösung 70%, eiskalt (J.T. Baker) - Aufreinigung der RNA: RNeasy Mini Kit™ (Qiagen), Ethanol (J.T. Baker), Puffer RLT (Qiagen), Puffer RPE (Qiagen) 2.1.2 In situ – Hybridisierung: whole mount, Schnitte, embryonale Nierenkultur Gewinnung der Embryos, Gewebepräparation - Dissektion in PBS, Fixierung in Paraformaldehyd (PFA) (Sigma) 4% in PBS, Dehydrierung: Methanol (JT Baker), PBT = PBS (Zusammensetzung s.o., nur mit H2O-DEPC) + 0,1% Tween-20 (Sigma); DEPC blockiert nach dem Autoklavieren RNAsen Gewebepräparation für Paraffinschnitte - PFA 4% in PBS - Einbettmedium: Paraffin (Engelbrecht) - Mikrotom (Leica) - Objektträger (Fisher Scientific) - Ethanol (JT Baker), Methanol - Xylene (JT Baker) 22 Instrumente - Scheren, Pinzetten (World Precision) - Einmal-Pasteurpipetten (Roth) Allgemein - H2O-DEPC 0,1% (Fluka) - PBT (s.o.) - H2O2 30% (Merck) in PBT - Proteinase K 2 µg/ml (Roche) - Glyzin (Sigma) in PBS, 2 mg/ml - Glutaraldehyd (Sigma) - Acetylate: Acetanhydrid 2,5 mM (Sigma); Triethanolamin 0,1 M (Sigma); frisch hergestellt, da instabil Hybridisierungspuffer - „low stringency hybridization buffer“: Formamid 50% (Fluka); 2x SSC pH 4,5 (NaCl 0,3M, Na-Citrat 30 mM); Yeast-RNA (Sigma) 50 µg/ml; Tween-20 0,1%; Heparin 50 µg/ml (Sigma); Denhardt’s solution 1x - Denhardt’s Solution 50x: Ficoll Typ 400 500 mg (Pharmacia); Polyvinylpyrolidone 500 mg (Sigma); BSA 500 mg (Sigma), H2O-DEPC ad 50 ml Sonden - miRCURY™ LNAs („locked nucleic acids“), 3’-DIG-UTP gelabelt (Exiqon) Waschlösungen - TBST: 0,14 M NaCl; 2,7 mM KCl; 25 mM Tris-HCl, pH 7,5 (Sigma); 1% Tween-20, 2 mM Levamisole (Applichem) - Formamid 50%; Tween-20 0,1%; 1x SSC Antikörperreaktion - Blockierlösung: Lamm-Serum 5% (Initrogen); 1% BSA in PBT - anti-DIG-Fab-Fragment (Roche) Färbereaktion - NTMT: 100 mM NaCl; 100 mM TrisHCl, pH 9,5; 50 mM MgCl2; Tween-20 0,1%; Levamisole 2 mM - NBT (100 mg/ 1ml 70% Dimethylformamid, Roche) - BCIP (50 mg/ml, Roche) - Stopplösung: PBS pH 5,5; 1 mM EDTA (Serva) Aufbewahrung - Rotihistol (Roth), Entellan (Merck) 23 2.1.3 Zell- und Organkultur - DMEM (Dulbecco´s Modified Eagle´s Medium) (Invitrogen) mit 4,5 g/l Glucose mit 2,5 mM L-Glutamine und Zusatz von 5% Kälberserum und Eisen - Trypsin-EDTA (Invitrogen) mit HBSS ohne Magnesium und Calcium - PBS: 136 mM NaCl; 2,7 mM KCl; 6,25 mM Na2 HPO4; 1,5 mM KH2PO4 - HEK 293T- Zellen (human embryonic kidney), Prof. Dr. B. Seed (Harvard Medical School, Boston) - Medium für embryonale Nierenkultur: DMEM mit 2,5 mM Glutamin (Invitrogen), FCS 10% und Penicillin (100 U/ml)/Stretptomycin (100 µg/ml) 2.1.4 DNA, Plasmide und Klonierungen - T4- Ligase (New England BioLabs) - Pfu- Polymerase (Stratagene) - Restriktionsenzyme (New England BioLabs) - Rekombinase-Enzyme für das Gateway-System (Invitrogen) - Plasmid-Präparationskit (Qiagen) 2.1.5 Herstellung von siRNA - Einzelstrang-RNA (Biomers) - Annealing Buffer 5x: Tris pH 8.0 50 mM, NaCl 100 mM - Agarose 3% (Biozym ) - Na-Acetat pH 5,2 3 M (Sigma) - Isopropanol (Roth) - Ethanol - PBS (s.o) 2.1.6 Transfektionen - Lipofectamine 2000 (Invitrogen) - Optimem (Invitrogen) 2.1.7 Luciferase-Assay - Dual Luciferase Assay Kit (Promega), enthält: Passive Lysis Buffer (5x), LARII- sowie Stop&Glo-Färbelösung - Luminometer: Mithras LB 940 (Berthold) 24 2.2 Gewinnung, Kultur und Fixierung embryonaler Nieren Für die Gewinnung von RNA für den Micro-Array wurden embryonale Nieren von NMRI-Mäusen der Stadien E11.5, E13.5, E16.5 sowie Nieren von neugeborenen Mäusen präpariert und deren RNA extrahiert. Für embryonale Nierenkulturen wurden Embyros aus schwangeren NMRI-Mäusen (im Stadium E11.5 oder E12.5) entnommen. Die Entnahme erfolgte unter sterilen Kautelen und in RNAse-freier physiologischer Lösung (PBS). Nach Präparation des Uterus mit Pinzetten wurde dieser in 20 ml vorgekühltem, autoklaviertem PBS+ gewaschen und in sauberes PBS+ transferiert. Nach stumpfer Eröffnung des Uterus und Entfernung des Amnions unter dem Mikroskop wurden die so gewonnenen einzelnen Embryos durch Pinzettendruck unmittelbar unterhalb der oberen Extremität in eine kraniale und eine kaudale Hälfte geteilt. Aus der kaudalen Hälfte entnahmen wir nach der Freipräparation der Urogenitalfalten die sich daran befindlichen embryonalen Nieren. Aus den so präparierten Nieren wurde entweder RNA gewonnen (siehe 2.3) oder sie wurden für die Nierenkultur weiter behandelt, indem die Nieren jetzt mit einer Pipette auf einen Filter (0,4 µm Porengröße, PE, Corning) in das Medium überführt und bei 37°C und 5% CO2 in einer Luft-Medium-Interphase im befeuchteten Brutschrank inkubiert wurden. Ein Wechsel des Mediums erfolgte alle 2 Tage. Der Umgang mit den Nieren fand unter einem sterilen Abzug statt, um eine Kontamination zu vermeiden. Nach 3, 5 oder 7 Tagen in Kultur wurden die Nieren durch folgende Reihe in Methanol überführt, um sie zu dehydrieren und sie bei -20°C zu lagern: 2.3 - PBS, 2 min, 1x - PFA 4%, 5 min, 1x - PBS, 5 min, 3x - Methanol (25 – 50 – 75 – 100% in PBS), jeweils 1x RNA-Gewinnung für microRNA-Micro-Array Für den Micro-Array wurden embryonale Nieren von NMRI-Mäusen der Stadien E11.5, E13.5, E16.5, sowie Nieren von neugeborenen Mäusen, wie unter 2.2 beschrieben, präpariert und deren RNA nach der von Chomczynski et al. 1987 beschriebenen Methode extrahiert (Chomczynski and Sacchi 1987). Durch Zugabe von 500-1000 µl GTC-Puffer wurde das embryonale Nierengewebe lysiert und die 25 RNA, die ansonsten sehr labil ist, stabilisiert. Um bei Nieren von neugeborenen Tieren das Lysieren des Gewebes zu verbessern, wurden die Nieren in GTC-Puffer zermörsert. Anschließend wurde die RNA durch Phenol-Chloroformextraktion aufgereinigt und schließlich in H2O aufgenommen. Um so gewonnene miRNAs und Gesamt-RNA weiter aufzureinigen benutzten wir ein RNA-Säulen-Elutionsverfahren (RNeasy Mini Kit™, Qiagen). Zunächst wurden 350 µl RLT-Puffer, anschließend 1225 µl Ethanol 100% zugegeben. Dieses Gemisch wurde auf eine Säule (RNeasy Mini spin column, Qiagen) gebracht und diese nach Zentrifugation mit 500µl Puffer RPE gewaschen. Danach wurde die nun an die Säule gebundene RNA mit RNAsefreiem Wasser (40 µl) durch Tischzentrifugation eluiert. Von jedem Entwicklungszeitpunkt wurden biologische Duplikate angefertigt. Die Proben wurden bei -80°C eingefroren und auf Trockeneis versandt. Um Menge und Qualität der RNA zu bestimmen, wurde von der Firma Exiqon die Konzentration, die rRNA-Ratio (28S/18S) und die RNA-Intergritätsnummer (RIN) mit dem Bioanalyzer (Agilent) ermittelt. Die RIN wird ermittelt, da sich zeigte, dass die rRNA-Ratio als Marker für die RNA-Qualität inkonsistent ist. Die RIN wird durch eine Software bestimmt (Agilent 2100 Bioanalyzer), welche die Banden der mikrokapillären RNA-Elektrophorese analysiert. Eine RIN von 1,0 weist dabei vollständig degradierte, eine RIN von 10,0 vollständig intakte RNA aus (Schroeder, Mueller et al. 2006). Eine Übersicht über die Qualität der so gewonnenen RNA gibt Abbildung 3. Insgesamt ergibt sich eine durchwegs sehr gute Qualität aller gewonnenen Proben. 26 Stadium Probennr. RNA-Konz. rRNA- [ng/µl] Ratio RIN [28S/18S] E11.5 1 260 1,8 10,0 E11.5 2 447 1,8 10,0 E13.5 3 355 1,7 10,0 E13.5 4 253 1,7 10,0 E16.5 5 457 1,7 10,0 E16.5 6 380 1,7 10,0 newborn 7 502 2 9,1 newborn 8 446 1,8 9,8 Abbildung 3: Überwiegend gute bis sehr gute Qualität der extrahierten RNA. Oben: Beispiel der Qualitätsanalyse an RNA von Sample 1. Unten: Übersicht über die Qualität der einzelnen Proben. 2.4 In situ-Hybridisierung: „whole mount“ sowie embryonale Nierenkulturen Die „whole mount“ in situ- Hybridisierung ist eine sehr sensitive Methode, um RNA zu detektieren. Dabei können auch die räumliche Verteilung und die Stärke der Expression bestimmt werden. Für die Gewinnung dieser Mäuseembyros wurden schwangere NMRI-Mäuse im entsprechenden Gestationsalter (E10.5, E11.5 sowie E16.5) verwendet. Nach Präparation des Uterus wurden die Embryos in sterilem PBS(+DEPC) unter dem binokularen Mikroskop stumpf präpariert. Nach vorsichtiger Entfernung des Amnions überführten wir die gewonnen Embryos sofort in gekühltes PBS, anschließend wurden die Embryos mit PFA 4% bei 4°C über Nacht fixiert. 27 Durch eine aufsteigende Methanol-Reihe (25% - 50% - 75% - 100% Methanol in PBT) wurden die Embryos dehydriert. Für die eigentliche Hybridisierung wurden sowohl die Embryos als auch embryonale, kultivierte Nieren (Gewinnung: siehe 2.1) durch dieselbe Reihe (75% - 50% - 25% Methanol:PBT, jeweils 5min) wieder rehydriert und anschließend in PBT überführt. Zum Bleichen der Embryos sowie der Nieren wurden diese eine Stunde bei Raumtemperatur in eine 2%-H2O2-Lösung in PBT gegeben. Überschüssiges H2O2 wurde durch dreimaliges Waschen mit PBT bei Raumtemperatur wieder entfernt. Um das embryonale Gewebe für die Sonden permeabel zu machen, wurden die Embryos für 20 (Nierenkultur) – 30 („whole mount“) Minuten mit Proteinase K in einer Endkonzentration von 19,7 µg/1 ml PBT behandelt. Anschließend wurde die Proteinase durch drei Waschschritte mit PBT entfernt. Daraufhin wurden die Embryos mit PFA 4% und Glutaraldehyd 0,2% in PBT für 20min postfixiert, zwei Waschschritte mit PBT entfernten danach das Fixans. Im weiteren Verlauf wurde das embryonale Gewebe 10 min in frisch hergestelltem Acetylat inkubiert. Die Acetylierung bewirkt, dass die an der RNA haftenden Ribosomen abgelöst werden und so eine Maskierung der RNA verhindert wird, somit wird die RNA zugänglich für Sonden. Jetzt wurde „low stringency hybridization buffer“ ohne Sonde (Prähybridisierungslösung) hinzugegeben und das Gewebe für 1 h mit der späteren Hybridisierungstemperatur prähybridisiert. Als Hybridisierungstemperatur wählten wir eine Temperatur 20-22°C unterhalb des Schmelzpunktes der miRNA-LNA-Sonde, bei der die Paarbildung zwischen RNA und LNA-Sonde am stärksten ausgeprägt ist (Kloosterman, Wienholds et al. 2006). Bei den verwendeten Sonden lag dieser Punkt bei 47°C. Nach Entfernung der Prähybridisierlösung wurde die Hybridisierlösung („low stringency hybridization buffer“) mit 10 nM miRNA-LNA-Sonde auf die Embryos gegeben. Diese war zuvor für 5min auf 65°C erhitzt worden, um eventuelle unspezifische Paarbildungen der Sonde wieder zu trennen. Bei 47°C erfolgte die Hybridisierungsreaktion über Nacht. Nach der Hybridisierung wurden die Proben 3x 30min bei Hybridisierungstemperatur mit „Solution 1“ (Formamid 50%; 5x SSC pH 4,5; SDS 1%) gewaschen, anschließend 3x 30 min bei 4°C mit „Solution 3“ (Formamid 50%; 2x SSC pH 4,5). Um das Gewebe für die Antikörperreaktion abzublocken, wurde es nach 3 Waschschritten in TBST für 2,5 h in Blockierlösung gegeben. Über Nacht wurden die Embryos mit 1:2.500 verdünntem Anti-DIG-Antikörper in Blockierlösung inkubiert. 28 Nach Abschluss der Antikörperreaktion wurde das Antiserum entfernt und wie folgt ausgewaschen: • TBST, 3x, 5 min • TBST, 5x, 1,5 h • TBST, 4°C, über Nacht Zur Vermeidung eines unspezifischen Hintergrundsignals muss die endogene alkalische Phophatase (AP)-Aktivität des embryonalen Gewebes durch Zugabe von Levamisol zu der Pufferlösung NTMT blockiert werden. Diese Substanz blockiert die Funktion der endogenen alkalischen Phophatase, nicht jedoch die AP-Isoform, welche an den Antikörper gekoppelt ist. Die eigentliche Färbereaktion, die gebundene Antikörper mit eigener Phosphatase-Aktivität nachweist, entsteht durch Zugabe von gleichen Teilen NBT/BCIP. Die Dauer dieser Färbereaktion variiert stark und kann wenige Minuten bis einige Tage dauern. Um die Reaktion zu stoppen, wurde das embryonale Gewebe zweimal mit PBS pH 5,5 gewaschen, anschließend in PFA 4% und Glutaraldehyd 0,1% in PBS für 1-2 h fixiert. 2.5 In situ-Hybridisierung: Paraffinschnitte Wie auch für die „whole mount“-Hybridisierungen wurden Embryonen unterschiedlicher Stadien gewonnen. Für Hybridisierungen auf mikroskopischen Schnitten wurden die Embryos direkt nach ihrer Präparation in Paraffin eingebettet, es wurden 8 µm dicke Schnitte angefertigt und auf Objektträger gebracht. Das Gewebe wurde in frischem 4%-igen PFA fixiert und anschließend bei 60°C für 20 Minuten von überschüssigem Paraffin befreit. Nach 2x 10 min in Xylene wurden die Objektträger über mehrere Ethanolwaschschritte (100% - 95% - 90% - 80% - 70% 50% - 30% Ethanol:H2O) hydriert und in PBS überführt. Die Schnitte auf den Objektträgern wurden erneut bei 4°C für 10min in PFA 4% fixiert, anschließend dreimal mit PBS gewaschen. Um das Gewebe für die Sonden durchgängig zu machen, wurde es 12 min mit 2 µg/ml Proteinase K in PBS behandelt und diese Reaktion mit Glyzin (2 mg/ml PBS) abgestoppt. Nach 10 min in frisch angesetztem Acetylat wurden die Embryos erneut 3x in PBS gewaschen. Für die Hybridisierung wurde zunächst dem „low stringency hybridization buffer“ die miRNASonde zu einer Endkonzentration von ca. 30 ng/µl zugegeben. Die Puffer-SondenLösung wurde für 5 min auf 65°C erhitzt, um eventuelle unspezifische Paarbildungen 29 der Sonde wieder zu trennen. Nach Abkühlen auf Eis wurden 100 µl der SondenHybridisierlösung pro Slide aufgetragen und diese mit Parafilm bedeckt, um sämtliches Gewebe auf dem Objektträger mit der Lösung zu benetzen. Die Objektträger wurden nun bei einer Temperatur von 47°C über Nacht mit den Sonden hybridisiert. Diese Hybridisierung erfolgte in einer Kammer, die zuvor mit einer Lösung aus Formamid 50% und 1x SSC befeuchtet wurde. Nach der Hybridisierung wurden die Objektträger zunächst 10 min bei Raumtemperatur mit 5x SSC gewaschen, danach 2x 30 min mit der Waschlösung bei 47°C gewaschen. Nach zwei Waschschritten bei Raumtemperatur, 15 min in 0,2x SSC und 15 min in PBS, folgte die Antikörperreaktion. Dafür wurden die Slides zunächst 1 Stunde in Blockierlösung gegeben, um anschließend 2-3 h bei 4°C mit dem in Blockierlösung 1:4.000 verdünnten anti-DIG Fab-Fragment inkubiert zu werden. Um den Antikörper zu entfernen, wurde 2x 30 min in PBT und 3x 15 min in PBS gewaschen. Zur Blockade der endogenen AP-Aktivität wurden die Slides in Levamisol-haltigem NTMT-Puffer gewaschen. Anschließend erfolgte der Start der Färbereaktion in einer abgedunkelten Kammer durch Zugabe von 2 ml NBT/BCIP pro Objektträger. Um die Färbereaktion zu beenden, wurden die Objektträger einmal in PBS pH 5,5 mit 1 mM EDTA und zweimal in PBS gewaschen. Zum Eindeckeln mussten die Objektträger zunächst dehydriert werden. Dies geschah durch eine aufsteigende Ethanol-Reihe (70% - 80% - 90% - 95% - 100%) und eine Behandlung mit Rotihistol für 5-10 min. Mit Entellan wurde das Deckglas aufgetragen. 2.6 DNA, Plasmide, und Klonierungen Alle in dieser Arbeit verwendeten DNA-Konstrukte wurden mit Standardmethoden durch Polymerasekettenreaktion, Restriktionsenzymverdau und T4-Ligation in den dualen Reportervektor pGL4 (psiCheck2™, Promega) kloniert. Alle Konstrukte wurden mit dem E. coli- Stamm DH10T1alpha (Invitrogen) generiert. Die DNA wurde durch Elution über DNA-Elutionssäulen (Maxi Prep Kit, Qiagen) aus Bakterien gewonnen. Alle Konstrukte wurden durch Sequenzierung verifiziert. 30 2.7 Zellkultur Für die Versuche wurden HEK 293T-Zellen verwendet. Alle Zelllinien wurden in einem befeuchteten Brutschrank bei 37°C und 5% CO2 inkubiert. Hierzu wurden die Zellen in 10 cm-Schalen in DMEM- (Dulbecco`s Modified Eagle´s Medium) Medium mit 10% FBS kultiviert. Der Umgang mit den Zellen fand unter einem sterilen Abzug statt, um eine Kontamination der Zellen zu vermeiden. Die Subkultivierung der konfluenten Zellen erfolgte durch Trypsinisierung und eine 1:5-Passage. Dabei wurde das alte Medium abgesaugt. Es folgte ein kurzer Waschschritt mit sterilem PBS (25°C). Tropfenweise konnte nun 1 ml Trypsin zu den Zellen gegeben werden. Damit sich die Zellen besser ablösen konnten, wurden die 10 cm-Schalen für 1-2 Minuten erneut in den Brutschrank gestellt. Nachdem die Zellen durch das Trypsin nun weitgehend nicht mehr adhärent waren, wurden die Zellen in 9 ml Medium aufgenommen und je nach Passageverhältnis auf entsprechend viele vorbereitete 10 cm-Schalen oder 96-well-Platten für die Luciferase-Assays verteilt. 2.8 Herstellung von siRNA Um siRNAs transfizieren zu können, müssen diese als Doppelstrang in die Zelle eingebracht werden. Um die als Einzelstrang vorliegenden RNAs zu hybridisieren, führten wir zunächst die zusammengehörigen Stränge in einer Konzentration von je 20 µM in Annealing Buffer zusammen. Dieses Gemisch wurde im Block auf 95°C für 1 min erhitzt, um die Stränge gut zu trennen. Danach wurde der Block langsam auf 37°C heruntergekühlt, um ein Annealing zu ermöglichen. Das korrekte Annealing wurde auf einem 3%-Agarosegel überprüft. Anschließend wurde die siRNA durch Zugabe von 0,1x Volumen an 3 M Na-Acetat und 1 Volumen an Isopropanol aufgereinigt. Nach Kühlung auf Eis für 5 min und Tischzentrifugation für 10 min wurde der Überstand verworfen. Das entstandene Pellet wurde mit 0,5 ml Ethanol 70% gewaschen, luftgetrocknet und schließlich in sterilem PBS aufgenommen. 31 2.9 Transfektionen Am Vortag in ein 96-well gesplittete, ca 75% konfluente HEK 293T-Zellen wurden mit der liposomalen Methode transient transfiziert. Die Zellen wurden dafür wie unter 2.10 beschrieben gesplittet. Diese Methode ist sehr gut geeignet, um sowohl DNA (Felgner, Gadek et al. 1987) als auch RNA (Malone, Felgner et al. 1989) in Zellen zu transfizieren. Lipofectin bildet als Mischung mit Nukleinsäuren Komplexe aus DNA und kationischen Lipiden aus. Bei dieser Methode nutzt man die Fähigkeit der Zellen aus, diese Lipid-DNA-Komplexe über Endozytose aufzunehmen (Zuhorn and Hoekstra 2002). Unter dem sterilen Abzug wurden im 96-well pro well 30 ng DNA, 25 µl Optimem und 7,5 pmol der siRNA gemischt und es wurde eine Mischung aus 25 µl Optimem und 0,25 µl Lipofectamine 2000 zugefügt. Dieses Gemisch wurde 20 min bei Raumtemperatur unter dem sterilen Abzug inkubiert, damit sich ausreichend Lipid- DNA/RNA-Komplexe bilden konnten. Anschließend wurde die Lösung auf HEK-293T-Zellen in einem 96-well gegeben. Mit dieser Lösung wurden die Zellen für 24 h im Brutschrank inkubiert. 2.10 Luciferase-Assays Der Luciferase-Assay ist ein nützliches Werkzeug, um die Regulation des 3’-UTRs eines Gens zu untersuchen. Dafür muss dieser 3’-UTR über Klonierungen in den pGL4-Vektor psiCheck2™ (Promega) eingefügt werden. Dieser Vektor kodiert für zwei Luciferasen, die Renilla- und die Firefly-Luciferase. Die Klonierungsstellen sind so angebracht, dass der zu untersuchende, neu eingefügte 3’-UTR zugleich den künstlichen 3’-UTR der mRNA darstellt, die für die Renilla-Luciferase kodiert. Jedwede Regulation dieses 3’-UTR führt zu einer Änderung der Renilla-Akitivtät, die mit dem Luminometer messbar ist. Die Firefly-Luciferase wird von einem HSV-TKPromotor aktiviert und ist konstitutiv aktiv. Sie dient bei diesen Versuchen der Transfektionskontrolle sowie der Normalisierung des Hintergrundes, da sie keiner Regulation unterliegt. Für den Assay wurden zunächst konfluente HEK-293T-Zellen trypsinisiert, in frischem Medium aufgenommen, ausgezählt und anschließend 4x105 Zellen pro well in eine 96-well-Zellkulturschale überführt. Am nächsten Tag wurden die Zellen wie unter 2.9 beschrieben mit Lipofectamine transfiziert. Nach weiteren 24 h wurde die 32 Transfektion gestoppt. Nach Absaugen des Mediums wurden die Zellen 15 min mit 20 µl Passive Lysis Buffer (Promega) lysiert. Anschließend wurden 10 µl auf eine Lumineszenz-Platte übertragen und diese mit dem Luminometer ausgewertet. Für die Bestimmung der Lumineszenzen injiziert dieser Automat zunächst ein Reagens (LARII, Promega), welches die Firefly-Luciferase aktiviert. Diese rasch abfallende Lumineszenz wird anschließend für 12 s gemessen. Danach wird das Stop&GloReagens injiziert, welches die Aktivität der Firefly-Luciferase effizient unterdrückt und gleichzeitig die Renilla-Luciferase aktiviert. Auch hier misst das Gerät die Lumineszenz für 12 s. Bei beiden Lumineszenzen ist der lineare Messbereich sehr groß, er erstreckt sich über 6-7 Größenordnungen. Die Ergebnisse wurden anschließend elektronisch ausgewertet, die statistische Auswertung erfolgte durch die Software JMP 4.1. 33 3. Ergebnisse 3.1 Expressionsprofil von 427 micro-RNAs während der Nierenentwicklung 3.1.1 Anordnung und Auswertung des Micro-Arrays Um zu untersuchen, welche Rolle miRNAs für die Entwicklung der Niere spielen, galt es, zunächst diejenigen miRNAs zu identifizieren, die in der sich entwickelnden Niere entweder hoch exprimiert sind oder aber während der Entwicklung eine signifikante Änderung ihrer Expression aufweisen. Dafür wurden embryonale Nieren von Mäusen der Stadien E11.5, E13.5, E16.5 (entsprechend Tagen post conceptionem) sowie Nieren von neugeborenen Mäusen präpariert (siehe 2.2) und deren RNA wie unter 2.3 beschrieben extrahiert. Von jedem Stadium wurden biologische Duplikate angefertigt. Das microRNA-Expressionsprofil von acht Proben wurde auf miRCURY™ LNA Arrays (Exiqon) analysiert. Die miRCURY™ LNA Arrays enthalten 427 verschiedene Sondentypen. Diese Messungen wurden von der Firma Exiqon durchgeführt. Die statistische Auswertung erfolgte durch die Firma IMGM (Martinsried). Die miRNA-Array-Analyse umfasste die folgenden Proben: Sample-Nr. Probenbezeichnung Beschreibung Sample 1 E11.5 - A E11,5: Replikat 1 Sample 2 E11.5 - B E11,5: Replikat 2 Sample 3 E13.5 - A E13,5: Replikat 1 Sample 4 E13.5 - B E13,5: Replikat 2 Sample 5 E16.5 - A E16,5: Replikat 1 Sample 6 E16.5 - B E16,5: Replikat 2 Sample 7 new - A Neugeboren: Replikat 1 Sample 8 new - B Neugeboren: Replikat 2 Sample 9 reference Mischung von gleichen Teilen der Samples 1 bis 8 Die Hybridisierungen auf miRCURY™ LNA Arrays (Exiqon) wurden als „Two-Color“Experimente durchgeführt: Die RNA der Samples 1 bis 8 wurde mit dem Fluoreszenzfarbstoff Hy5™ (Cy5, rot) gelabelt, die Referenz-RNA (Sample 9) mit Hy3™ (Cy3, grün). Es wurden 8 „Slides“ ausgewertet, wobei je Slide eine Mischung aus dem Referenz-Sample 9 und einem der anderen Samples aufgetragen wurde, so dass eine kompetitive Hybridisierung Cy3- und Cy5-gelabelter miRNAs aus den Mausnieren mit den Array-Sonden stattfinden konnte. Nicht hybridisierte RNA wird 34 anschließend weggewaschen. Durch Exzitation bei bestimmten Wellenlängen mittels Laser kommt es zur Emission unterschiedlich starker, jeweils für Cy3 und Cy5 typischer Fluoreszenzsignale. Diese Fluoreszenzsignale wurden ausgelesen und die Aufnahmen mit Hilfe der Bildanalysesoftware ImaGene ausgewertet. Die Datenanalyse beruht im Wesentlichen auf log-Ratio-Werten. Diese sind die log2transformierten Quotienten der Messwerte aus rotem (Cy5, „R“) und grünem (Cy3, „G“) Kanal. Dabei gilt: M = log2(R/G) = log2R – log2G. Die log-Transformation übt einen normalisierenden Effekt auf die Daten aus. Darüber hinaus ist eine weitere Normalisierung notwendig, um Unterschiede in der GesamtSignalintensität der verschiedenen Arrays auszugleichen und die Datenverteilung an eine Normalverteilung anzunähern. Zur Normalisierung wurde die Global loess-Methode angewendet. Diese ist sehr gebräuchlich für die Analyse von Zweifarben-Experimenten (Cy3/Cy5) und gehört bei cDNA-Arrays zu den Standardmethoden. Sie basiert auf einer lokal gewichteten, linearen Regression und glättet die Datenverteilung, indem jeder Datenpunkt an die Werte benachbarter Punkte angeglichen wird. Zuvor erfolgte eine Hintergrundkorrektur. Für jeden Sonden-Typ entstehen pro Slide vier log-Ratio-(M-) Werte, da jede Sonde in insgesamt 4 Sub-Arrays enthalten ist. Aus diesen Werten wurden durch Entlogarithmieren die Ratios errechnet, also die normalisierten Quotienten der Hy5und Hy3-Signale. Um die durchschnittliche Ratio eines Sonden-Typs zu ermitteln, wurde der Median der Ratios der vier zusammengehörigen Sonden errechnet, sofern dies die Flag-Werte erlaubten. Hierbei wird jeder Sonde ein Flag-Wert zugeordnet, dieser kann die Werte 0, 1, 2 oder 3 annehmen: 0 = kein Flag, Signal gut. 1 = negativer Spot (Signal < Background) 2 = leerer Spot ((Signal – Background)/(Standardabweichung der Pixelintensitäten über die lokale Backgroundregion hinweg) < 1) 3 = suboptimaler Spot (Signalsättigung oder Spot-Morphologie nicht optimal) Bezogen auf alle Sonden ergibt sich je nach Slide eine Quote von 20,7 – 41% aller Sonden, die kein Flag-Tag erhalten haben. Um die Ähnlichkeit der zusammengehörigen Duplikate zu ermitteln, wurde die Korrelation der einzelnen Slides untereinander untersucht. Dazu wurden die Daten 35 vorgefiltert: Die geflaggten Sonden (Flag=1 oder Flag=2) wurden ausgeschlossen, außerdem wurden die Kontrollspots weggefiltert. Somit wurde die Korrelation der Probenpaare nur von verlässlich detektierbaren miRNA-Sonden mit dem Pearson’s Korrelationskoeffizienten R berechnet. Am besten ist dabei die Korrelation der Proben 1 und 2, also der RNA-Duplikate von E11.5, sie liegt bei 0,903. Etwas geringer ist die Korrelation der anderen zusammengehörigen Duplikate (R= 0,820, 0,800 und 0,846). Zwischen den Slides aufeinander folgender Zeitpunkte besteht teils noch eine gewisse Korrelation (z.B. Slide 6 / Slide 7: R = 0.597), zwischen vielen Proben ist aber keinerlei Ähnlichkeit festzustellen (z.B. Slide 1 / Slide 5: R = 0.162). Die Korrelation der Signale der biologischen Duplikate war geringer als dies bei bisher üblichen Gesamtgenom-Expressionsarrays zu beobachten gewesen war. Vermutlich ist diese verringerte Korrelation zum Teil in methodenbedingten Variationen begründet. Zum anderen dürften aber auch die im Vergleich zu den Gesamtgenom-Genexpressionsarrays deutlich geringere Anzahl von Spots auf dem Array (427 x 4 im Vergleich zu mehr als 30.000 Spots) und der relativ geringe dynamische Bereich der Signale (zwei Zehnerpotenzen im Vergleich zu fünf Zehnerpotenzen bei den Gesamtgenomarrays) dazu beitragen, dass die Ergebnisse breiter streuen und somit der Korrelationskoeffizient niedriger liegt. Im Gegensatz dazu korreliert das Kontrollsignal (Hy3) erwartungsgemäß gut zwischen den verschiedenen Slides: Die Korrelationskoeffizienten der normalisierten Hy3-Signale lagen recht homogen in einem Bereich von 0.945 bis 0.984. Slide 1 korreliert dabei tendenziell etwas schlechter mit den übrigen Slides. Da die zusammengehörigen Duplikate eine ausreichend starke Korrelation zeigten, wurden ihre Daten zusammengefasst. Die medianen Ratios der zusammengehörigen Duplikate wurden hierzu gemittelt („Average Median Ratio“). Dabei zeigt sich die Korrelation der Probenpaare untereinander: Nah aneinander liegende Stadien korrelieren recht gut (R=0,857 für E11.5/E13.5), während entfernte Stadien nur sehr schlecht (R=0,053 E11.5/E16.5) korrelieren. Um das Expressionsniveau einer miRNA zu bestimmen, wurden die FoldChange(FC)-Werte ermittelt. Die M-Werte können dabei als logarithmische FoldChange-Werte gegenüber der Referenz-Probe „Sample 9“ betrachtet werden: Ein M-Wert von 0 bedeutet demnach, dass das Signal der Probe (Hy5) gleich stark wie das Signal der Kontrolle (Hy3) ist, der FoldChange beträgt somit 1. FoldChange36 Werte unter 1 bedeuten daher eine Expression unter dem Kontrollniveau, während ein Wert über 1 eine höhere Expression bedeutet. Anschließend wurde die differentielle miRNA-Expression zwischen verschiedenen Stadien ermittelt, indem ihre gemittelten Median-Werte (Average Median Ratio) ins Verhältnis gesetzt wurden. Die Signale der Referenzprobe Sample 9 fallen beim Bilden dieser Quotienten rechnerisch heraus. Datenfilterung Um diejenigen miRNAs zu ermitteln, die sich in einem bestimmten Stadium von der Mischung aller Proben (Referenz Sample 9) oder die sich untereinander unterscheiden, wurde mit zwei unterschiedlich stringenten FoldChange-Kriterien gefiltert: • Weniger stringente Filterung: Expression der miRNA ist im betrachteten Stadium gegenüber der Referenz um das mindestens 1,5fache dereguliert. • Stringente Filterung: Expression der miRNA ist im betrachteten Stadium gegenüber der Referenz um das mindestens 2-fache dereguliert. 3.1.2 Vergleich der einzelnen Zeitpunkte mit der Referenz Sample 9 Um diejenigen miRNAs zu ermitteln, die sich in (mindestens) einem Stadium deutlich von den übrigen Proben unterscheiden, wurde der aus den gemittelten MedianRatioWerten abgeleitete FoldChange zum Filtern verwendet. 3.1.2.1 Induktion in E11.5 im Vergleich zur Referenz Zunächst wurde durch stringente Filterung analysiert, welche miRNAs in den Proben 1 und 2 (E11.5) gegenüber der Referenzprobe im Mittel um den Faktor 2 oder größer induziert waren. Es handelt sich um eine Sonde, der momentan in miRBase noch keine murine miRNA zugeordnet ist, der allerdings die humane miRNA hsa-miR-452* entspricht, die auch ein entsprechendes Korrelat im Mausgenom besitzt. Dabei gibt der Stern an, dass es sich dabei um den komplementären Gegenstrang von hsamiR-452 handelt. Diese Annotation gilt für alle folgenden miRNA-Sonden. Hsa-miR452* war gegenüber der Referenzprobe um den Faktor 5 induziert. Durch weniger stringente Filterung wurden 6 weitere miRNAs identifiziert (hsa-miR-492, FC 1,57; mmu-miR-300, FC 1,63; mmu-miR-341, FC 1,52; mmu-468, FC 1,95; hsa-miR519e*, FC 1,58; hsa-miR-526c, FC 1,56). 37 3.1.2.2 Repression in E11.5 im Vergleich zur Referenz Bei stringenter Filterung (FC E11.5/Referenz ≤ 0,5) ließen sich 18 miRNA-Sonden identifizieren, die gegenüber der Referenzprobe reprimiert waren. Unter ihnen sind sieben Mitglieder der let-7-miRNA-Familie vertreten (siehe Tab. 1). Die weniger stringente Filterung (FC ≤ 0,66) resultierte in 11 weiteren miRNASonden. Dazu gehören: mmu-miR-130, FC 0,51; mmu-miR-15a, FC 0,54; mmu-miR16, FC 0,66; mmu-miR-23a, FC 0,64; mmu-miR-23b, FC 0,53; mmu-miR-24, FC 0,54; mmu-miR-26a FC 0,55; mmu-miR-26b, FC 0,61, hsa-miR-498, FC 0,65; mmumiR-292-5p, FC 0,65; mmu-miR-27b, FC 0,51. 3.1.2.3 Induktion in E13.5 im Vergleich zur Referenz Anschließend wurde mittels stringenter Filterung analysiert, welche miRNAs in den Proben 3 und 4 (E13.5) gegenüber der Referenzprobe um den Faktor 2 oder größer induziert waren. Nur zwei Sonden-IDs erfüllten die Kriterien. Es handelt sich erneut um hsa-miR-452* (FC 5,9) und zudem um mmu-miR-484 (FC 2,1). Die weniger stringente Filterung (FoldChange 1.5) ergab 7 Sonden-IDs: mmu-miR-181, FC 1,5; hsa-miR-492, FC 1,7; hsa-miR-512, FC 1,6; mmu-miR-434-3p, FC 1,6; rno-miR-151, FC 1,6. Die Sonde rno-miR-151 steht dabei für eine miRNA, die in der Maus noch nicht annotiert ist, jedoch der miRNA-151 der Ratte (Rattus norvegicus) entspricht. 3.1.2.4 Repression in E13.5 im Vergleich zur Referenz Nach stringenter Filterung blieben 10 miRNA-Sonden übrig, die zum Zeitpunkt E13.5 gegenüber der Referenzprobe reprimiert waren. Auch hier sind erneut Mitglieder der let-7-Familie vertreten. Die weniger stringente Filterung ergab 22 miRNA-Sonden, zusätzlich zu den bereits stringent gefilterten waren dies mmu-let-7g, FC 0,53; mmumiR-126-3p, FC 0,56; mmu-let-7-i, FC 0,63; mmu-miR-193, FC 0,5; mmu-miR-196, FC 0,63; mmu-miR-23a, FC 0,58; mmu-miR-24, FC 0,66; mmu-miR-26a, FC 0,66; mmu-miR-30a-5p, FC 0,48; mmu-miR-30c, FC 0,5; mmu-miR-451, FC 0,55; mmumiR-27b, FC 0,6; hsa-miR-451, FC 0,55. 3.1.2.5 Induktion E16.5 im Vergleich zur Referenz Lediglich drei Sonden genügten den stringenten Kriterien, dies waren die miRNAs hsa-miR-452*, mmu-miR-484 und hsa-miR-500. Ihre FoldChange-Werte sind in Tab. 38 1 dargestellt. Die weniger stringente Filterung (FoldChange >1.5) resultierte in 7 Sonden, zusätzlich zu den bereits stringent gefilterten traten die miRNAs mmu-miR200b, FC 1,5; hsa-miR-346, FC 1,7; hsa-miR-451, FC 1,8; mmu-miR-451, FC 1,6 auf. 3.1.2.6 Repression E16.5 im Vergleich zur Referenz Nach stringenter Filterung (FC ≤ 0,5) blieb hier keine einzige Sonde übrig. Die weniger stringente Filterung (FC ≤ 0,66) lieferte 3 miRNA-Sonden: mmu-miR-450, FC 0,5; mmu-miR-133b, FC 0,6; hsa-miR-373*, FC 0,63. 3.1.2.7 Induktion in den „new born“-Proben im Vergleich zur Referenz Durch stringente Filterung wurde untersucht, welche miRNAs in den „new born“Proben im Vergleich zur Mischung aller Proben um den Faktor 2 oder größer induziert waren. Erneut erfüllten nur 3 Sonden die Filterkriterien: mmu-miR-429, rnomiR-352 und hsa-miR-452*. Ihre FoldChange-Werte sind in Tab. 1 wiedergegeben. Nach weniger stringenter Filterung (FoldChange 1.5) ergaben sich 9 Sonden, hier sind nun mehrere let-7-miRNAs unter den induzierten Genen vertreten: miRNA FoldChange mmu-let-7a 1,64 mmu-let-7f 1,68 mmu-let-7b 1,63 mmu-let-7c 1,89 mmu-let-7d 1,68 mmu-miR-27b 1,50 3.1.2.8 Repression in den „new born“-Proben im Vergleich zur Referenz Durch stringente Filterung (FC ≤ 0,5) wurden 6 Sonden identifiziert, die im Vergleich zur Referenz in den „new born“-Proben um mindestens Faktor 2 reprimiert waren: mmu-miR-450, mmu-miR-133b, hsa-miR-373*, hsa-miR-498, hsa-miR-483, mmumiR-483. Die FoldChange-Werte sind in Tab. 1 dargestellt. Die weniger stringente Filterung (FC ≤ 0,66) resultierte in 6 weiteren miRNA-Sonden: mmu-miR-130b, FC 0,58; mmu-miR-18, FC 0,63; mmu-miR-296, FC 0,56; hsa-miR492, FC 0,63; mmu-miR-290, FC 0,51; mmu-miR-292-5p, FC 0,62. 39 3.1.3 Vergleich der einzelnen Zeitpunkte untereinander In Abbildung 4 ist eine „Heatmap“-Darstellung der Ergebnisse abgebildet. Dafür wurden die M-Werte, also die log2-transformierten Hy5/Hy3-Werte der einzelnen Stadien verwendet und diese mit der Software TMeV 4.0 durch eine so genannte „hierarchische Clustering-Methode“ analysiert. Dadurch werden zum einen relative Expressionsänderungen einer miRNA farblich kodiert dargestellt, zum anderen lassen sich unterschiedliche Gruppen (Cluster) von miRNAs unterscheiden. So sind in Abb. 4A vorrangig miRNAs dargestellt, die in späteren Stadien vermehrt exprimiert werden – während Abb. 4B vor allem diejenigen miRNAs aufführt, die in früheren Stadien hochreguliert sind. In Abbildung 4C ist eine Gruppe von miRNAs dargestellt, welche diese beiden Kriterien nicht erfüllen. Dass in dieser Darstellung mehr miRNAs vorkommen, als unter 3.1.3 erwähnt, liegt am Weglassen der stringenten Filterung für das hierarchische Clustering. Die Ergebnisse des Arrays in Form der FoldChangeWerte sind in Tabelle 1 zusammengefasst. 40 Abbildung 4A,B,C: Heatmaps aller miRNAs, die während der Nierenentwicklung exprimiert sind. Abgebildet sind die log2-transformierten Hy5/Hy3-Werte der jeweiligen Stadien; diese wurden mittels eines hierarchischen Clustering ausgewertet. Abbildung 4A zeigt eine Gruppe von miRNAs, die vorrangig in späten Stadien der Entwicklung hochreguliert sind, während Abb. 4B miRNAs darstellt, die in frühen Stadien vermehrt exprimiert sind. Abbildung 4C zeigt miRNAs einer dritten Gruppe, welche diese Kriterien nicht erfüllen. Die absoluten Hy-3 Expressionswerte sind in Abb. 5 dargestellt. 41 E13.5 versus E11.5 Repression Induktion miRNA FoldChange miRNA FoldChange keine miRNA mmu-let-7i 8,37 mmu-let-7f 3,73 mmu-let-7g 3,62 mmu-miR-200a 3,05 mmu-let-7a 2,89 mmu-let-7d 2,37 mmu-miR-193 2,33 mmu-let-7c 2,16 E16.5 versus E11.5 Repression Induktion miRNA FoldChange miRNA FoldChange hsa-miR-492 0,53 mmu-let-7i 18,40 mmu-miR-296 0,58 mmu-let-7f 11,32 mmu-miR-99b 0,65 mmu-let-7a 7,97 mmu-miR-214 0,65 mmu-let-7g 7,75 rno-miR-327 0,65 mmu-miR-200a 6,87 hsa-miR-512-5p 0,65 mmu-let-7d 6,35 hsa-miR-373* 0,67 mmu-let-7c 5,84 hsa-miR-510 0,67 hsa-miR-451 5,26 mmu-miR-193 5,18 mmu-miR-451 4,14 mmu-let-7b 3,92 mmu-miR-200b 3,05 mmu-miR-143 2,74 hsa-miR-500 2,57 mmu-miR-30a-5p 2,20 mmu-miR-30c 2,15 "newborn" versus E11.5 Repression Induktion miRNA FoldChange miRNA FoldChange hsa-miR-492 0,40 mmu-let-7i 18,32 mmu-miR-133b 0,41 mmu-let-7f 16,22 mmu-miR-296 0,42 mmu-let-7a 10,33 mmu-miR-212 0,46 mmu-let-7c 10,25 mmu-miR-196a 0,50 mmu-let-7g 8,71 hsa-miR-373* 0,50 mmu-let-7d 8,14 mmu-miR-200a 8,11 mmu-let-7b 5,77 mmu-miR-193 5,36 mmu-miR-422b 5,01 mmu-miR-143 3,70 hsa-miR-451 3,29 mmu-miR-30a-5p 3,05 mmu-miR-27b 2,97 mmu-miR-30c 2,97 mmu-miR-200b 2,84 mmu-miR-30b 2,83 mmu-miR-21 2,77 mmu-miR-451 2,76 mmu-miR-23b 2,59 mmu-miR-24 2,23 42 miRNA E16.5 versus E13.5 Repression Induktion FoldChange miRNA FoldChange hsa-miR-373* hsa-miR-492 0,45 0,49 hsa-miR-451 mmu-let-7f mmu-miR-451 mmu-let-7a mmu-let-7c mmu-let-7d mmu-let-7b mmu-miR-200a mmu-miR-143 mmu-miR-193 mmu-let-7i mmu-miR-126-3p mmu-let-7g 3,48 3,04 2,79 2,76 2,70 2,68 2,46 2,25 2,23 2,22 2,20 2,19 2,14 "newborn" versus E13.5 Repression Induktion miRNA FoldChange miRNA FoldChange hsa-miR-373* 0,33 mmu-let-7c 4,74 hsa-miR-492 0,37 mmu-let-7f 4,35 mmu-miR-133b 0,41 mmu-let-7b 3,62 mmu-miR-296 0,42 mmu-let-7a 3,57 mmu-miR-212 0,48 mmu-let-7d 3,43 hsa-miR-498 0,49 mmu-miR-143 3,01 mmu-miR-200a 2,66 mmu-miR-30a-5p 2,64 mmu-miR-30b 2,59 mmu-miR-27b 2,51 mmu-let-7g 2,41 mmu-miR-126-3p 2,36 mmu-miR-30c 2,34 mmu-miR-193 2,30 mmu-miR-21 2,24 mmu-miR-23a 2,21 mmu-let-7i 2,19 hsa-miR-451 2,18 "newborn" versus E16.5 Repression Induktion miRNA FoldChange miRNA FoldChange hsa-miR-346 0,46 mmu-miR-129-5p 2,19 hsa-miR-500 0,47 Tabelle 1: Darstellung der FoldChange-Werte der einzelnen Stadien zueinander. Die gemittelten Median Ratios zweier Zeitpunkte sind hierbei direkt zueinander bezogen worden und geben die relative Expressionsänderung einer miRNA an. Die fett hervorgehobenen miRNAs wurden durch in situ-Hybridisierungen getestet. 43 3.1.3.1 Induktion in E13.5 gegenüber E11.5 Zunächst wurden durch die stringente Filterung alle miRNAs identifiziert, die zum Zeitpunkt E13.5 im Mittel mindestens doppelt so hoch exprimiert waren wie zum Zeitpunkt E11.5. 8 miRNA-Sonden erfüllten die Filterkriterien, unter anderem die miRNAs let-7a, -7c, -7d, -7f, -7g und -7h. Anschließend wurden durch weniger stringente Filterung alle miRNA-Sonden identifiziert, die zum Zeitpunkt E13.5 im Vergleich zu E11.5 im Mittel um den Faktor 1.5 oder größer induziert waren. Die Filterkriterien wurden von insgesamt 12 Sonden erfüllt: mmu-let-7, FC 1,59; hsa-miR451, FC 1,51; mmu-miR-292-5p, FC 1,57; mmu-miR-484, FC 1,53. 3.1.3.2 Repression in E13.5 gegenüber E11.5 Keine einzige Sonde erfüllte weder die stringenten, noch die weniger stringenten Filterkriterien. 3.1.3.3 Induktion in E16.5 gegenüber E11.5 Durch stringente Filterung wurde untersucht, welche miRNAs zum Zeitpunkt E16.5 im Vergleich zu E11.5 um den Faktor 2 oder größer induziert waren. 16 miRNA-Sonden erfüllten die Filterkriterien, es sind sieben Mitglieder der let-7miRNA-Familie enthalten. Die miRNAs sind in Tabelle 1 aufgeführt. Durch weniger stringente Filterung (FC ≥ 1.5) wurden insgesamt 28 miRNA-Sonden identifiziert, zusätzlich wurden somit detektiert: mmu-miR-126-3p, FC1,70; mmu-miR21, FC 1,80; mmu-miR-10a, FC 1,66; mmu-miR-16, FC 1,50; mmu-miR-23a, FC 1,58; mmu-miR-23b, FC 1,96; mmu-miR-24, FC 1,90; mmu-miR-26a, FC 1,73; mmumiR-26b, FC 1,52; mmu-miR-30b, FC 1,90; hsa-miR-346, FC 1,51; mmu-miR-484, FC 1,66. 3.1.3.4 Repression in E16.5 gegenüber E11.5 Durch stringente Filterung (FC ≤ 0,5) sollten alle miRNA-Sonden identifiziert werden, deren Signale zum Zeitpunkt E16.5 im Vergleich zum Zeitpunkt E11.5 auf die Hälfte oder weniger reduziert waren. Keine miRNA erfüllte diese Filterkriterien. Die weniger stringente Filterung (FC ≤ 0,66) ergab 8 miRNAs: hsa-miR-492, mmumiR-296, mmu-miR-99b, mmu-miR-214, rno-miR-327, hsa-miR-512-5p, hsa-miR373* und hsa-miR-510. 44 3.1.3.5 Induktion in „new born“ gegenüber E11.5 Durch stringente Filterung erhält man diejenigen miRNAs, die im Nierengewebe neugeborener Mäuse (Proben 7 und 8) durchschnittlich mindestens doppelt so hoch exprimiert sind wie zum Zeitpunkt E11.5 (Proben 1 und 2). Es handelt sich um 22 Sonden, unter denen erneut sieben Mitglieder der let-7Familie vertreten sind. Sie sind in Tabelle 1 dargestellt. Die weniger stringente Filterung ergab zusätzlich 9 Sonden, sodass insgesamt 31 Sonden >1,5 fach exprimiert sind. Zu den 9 Sonden gehören: mmu-miR-126-3p, FC 1,83; mmu-miR10a, FC 1,57; mmu-miR-129-5p, 1,56; mmu-miR-148b, FC 1,77; mmu-miR-16, FC 1,52; mmu-miR-22, FC 1,58; mmu-miR-222, FC 1,67; mmu-miR-23a, FC 1,99; mmumiR-26b, FC 1,94. 3.1.3.6 Repression in „new born“ gegenüber E11.5 Anschließend wurden durch stringente Filterung alle miRNA-Sonden mit einem FC ≤ 0,5 in den „new born“-Proben im Vergleich zum Zeitpunkt E11.5 identifiziert, es handelt sich dabei um 6 Proben: hsa-miR-492, mmu-miR-133b, mmu-miR-296, mmumiR-212, mmu-miR-196a, hsa-miR-373* (siehe Tab. 1). Sodann wurden im Vergleich von „new born“ und E11.5 durch weniger stringente Filterung alle miRNAs mit einem FC ≤ 0,66 identifiziert. Diese Filterung ergab 19 Sonden: mmu-miR-100, FC 0,64; mmu-miR-130b, FC 0,62; mmu-miR-18, FC 0,65; mmu-miR-20a, FC 0,67; hsa-miR-512-5p, FC 0,59; mmu-miR-17-3p, FC 0,63; mmumiR-341, FC 0,60; rno-miR-151, FC 0,64; hsa-miR-519e*, FC 0,55; hsa-miR-526c, FC 0,55; mmu-miR-17-5p, FC 0,66; hsa-miR-483, FC 0,52; mmu-miR-483, FC 0,65. 3.1.3.7 Induktion in E16.5 gegenüber E13.5 Durch stringente Filterung (FC ≥ 2) wurden die miRNA-Sonden identifiziert, die zum Zeitpunkt E16.5 (Proben 5 und 6) durchschnittlich mindestens doppelt so hoch exprimiert sind wie zum Zeitpunkt E13.5 (Proben 3 und 4): 13 Sonden erfüllen diese Kriterien. Erneut sind sieben Mitglieder der let-7-miRNA-Familie in dieser Liste enthalten (siehe Tab. 1). Die weniger stringente Filterung (FC ≥ 1.5) ergab 20 miRNA-Sonden. Unter diesen sind die drei zu einer Familie gehörigen miRNAs mmu-miR-30a-5p, mmu-miR-30b und mmu-miR-30c vertreten: mmu-miR-196b, FC 1,83; mmu-miR-23a, FC 1,75; 45 mmu-miR-24, FC 1,56; mmu-miR-30a-5p, FC 1,91; mmu-miR-30b, FC 1,73; mmumiR-30c, FC 1,70; hsa-miR-143, FC 1,83. 3.1.3.8 Repression in E16.5 gegenüber E13.5 Bei stringenter Filterung ergeben sich lediglich 2 miRNA-Sonden (hsa-miR-373*, hsamiR-492), die mindestens um den Faktor 2 geringer exprimiert sind. Die weniger stringente Filterung lieferte 5 Sonden: mmu-miR-129-5p, FC 0,63; mmu-miR-296, FC 0,59; hsa-miR-512-5p, FC 0,63. 3.1.3.9 Induktion in „new born“ gegenüber E13.5 Durch stringente Filterung wurden die miRNAs identifiziert, die im Nierengewebe neugeborener Mäuse (Proben 7 und 8) durchschnittlich mindestens doppelt so hoch exprimiert sind wie zum Zeitpunkt E13.5 (Proben 3 und 4). Es handelt sich um 18 Sonden, zu ihnen zählen sieben let-7-Familienmitglieder und drei miR-30-Vertreter (siehe Tab. 1). Die Kriterien der weniger stringenten Filterung (FC ≥ 1.5) erfüllten 24 miRNASonden. Unter anderem sind die miRNAs mmu-miR-23a und mmu-miR-23b sowie mmu-miR-26a und mmu-miR-26b in dieser Liste enthalten: mmu-miR-196b, FC 1,84; mmu-miR-23b, FC 1,94; mmu-miR-24, FC 1,83; mmu-miR-26a, FC 1,80; mmu-miR26b, FC 1,77; mmu-miR-451, FC 1,86. 3.1.3.10 Repression in „new born“ gegenüber E13.5 Anschließend wurden durch stringente Filterung alle miRNA-Sonden identifiziert, die in den „new born“-Proben im Mittel mindestens um den Faktor 2 oder geringer exprimiert sind als zum Zeitpunkt E13.5: dies trifft auf 6 Sonden zu. Sie sind in Tabelle 1 aufgeführt. Die weniger stringente Filterung ergab insgesamt 23 Sonden: 46 miRNA FoldChange mmu-miR-100 0,56 hsa-miR-106a 0,65 mmu-miR-130b 0,53 mmu-miR-18 0,66 mmu-miR-196a 0,57 mmu-miR-324-3p 0,62 hsa-miR-346 0,58 hsa-miR-512-5p 0,57 mmu-miR-17-3p 0,56 mmu-miR-290 0,51 mmu-miR-292-5p 0,61 mmu-miR-341 0,62 mmu-miR-345 0,66 mmu-miR-351 0,65 rno-miR-151 0,59 hsa-miR-452* 0,57 hsa-miR-519e* 0,58 3.1.3.11 Induktion in „new born“ gegenüber E16.5 Mittels stringenter Filterung wurden zunächst alle miRNA-Sonden identifiziert, die im Nierengewebe neugeborener Mäuse (Proben 7 und 8) durchschnittlich mindestens doppelt so hoch exprimiert sind wie zum Zeitpunkt E16.5 (Proben 5 und 6). Es handelt sich um lediglich eine miRNA (mmu-miR-129-5p), siehe Tabelle 1. Die weniger stringente Filterung ergab 3 miRNA-Sonden, auch hier ist ein Mitglied der let-7-Familie vertreten: mmu-let-7c, FC 1,76; mmu-miR-21, FC 1,54. 3.1.3.12 Repression in „new born“ gegenüber E16.5 Die stringente Filterung lieferte diejenigen miRNA-Sonden, die in den „new born“Proben im Mittel mindestens um den Faktor 2 geringer exprimiert sind als zum Zeitpunkt E16.5, 2 Sonden erfüllen die Kriterien: hsa-miR-346, hsa-miR-500. Ihre FoldChange-Werte sind in Tab. 1 ersichtlich. Die weniger stringente Filterung ergab 9 Sonden: mmu-miR-450, FC 0,64; mmu-miR130b, FC 0,62; mmu-miR-133b, FC 0,60; mmu-miR-212, FC 0,55; hsa-miR-451, FC 0,63; rno-miR-151, FC 0,65; mmu-miR-484, FC 0,62. 47 3.1.4 Analyse der absoluten Expression Durch die Analyse der mittleren Hy3-Signale der miRNA-Sonden lässt sich eine Aussage über die absolute Expression einer miRNA über alle Proben hinweg treffen. Filtert man alle diejenigen miRNA-Sonden heraus, deren mittleres Hy3-Signal > 4000 liegt, so zeigt sich, dass einige wenige miRNAs ein besonders starkes Hy3-Signal liefern, also wahrscheinlich auch stark exprimiert sind. Dies ist in Abbildung 5 dargestellt. Es fallen dabei vor allem die miRNAs hsa-miR-498, mmu-miR-290, mmumiR-292-5p sowie mmu-miR-298 auf, deren mittlere Hy3-Werte über 30.000 liegen. Abbildung 5: Absolute Expression der über alle Stadien am höchsten exprimierten miRNAs. Das Hy3-Signal aller 8 Arrays repräsentiert die co-hybridisierte Referenz-RNA (bestehend aus einem Pool aller 8 Proben). Die Abbildung zeigt die Mittelwerte des Hy3Signals aller 8 Arrays – und somit die absolute Expression – für abundante miRNAs (mittleres Hy3-Signal > 4.000). 48 3.1.5 Beurteilung des Micro-Arrays Zunächst wurden diejenigen miRNA-Sonden identifiziert, deren Signal sich in einem der untersuchten Stadien von der kompetitiv hybridisierten Referenz-Probe, die aus einer Mischung der acht RNAs bestand, um den Faktor 2 bzw. 1,5 unterscheidet. Die Zahl dieser deregulierten miRNAs war insgesamt eher gering. Anschließend wurden die verschiedenen Zeitpunkte untereinander in allen möglichen Kombinationen verglichen. Auch hier wurde mit zwei unterschiedlichen Stringenzkriterien gefiltert. Relativ ausgeprägte Unterschiede ließen sich zwischen zeitlich weit auseinander liegenden Stadien feststellen, z.B. zwischen E11.5 und newborn oder zwischen E13.5 und newborn. Interessanterweise lagen die FoldChanges, also die Änderungsfaktoren der miRNAExpression, in einer recht niedrigen Größenordnung. Nur sehr wenige miRNAs waren um einen Faktor deutlich > 2 dereguliert, während auf der Ebene der mRNAs bei ähnlichen Fragestellungen in Micro-Arrays FoldChanges von 10 und größer gefunden werden können. Deshalb erschien es sinnvoll, mit vergleichsweise geringen Schwellenwerten (FC 2 bzw. 1.5) zu filtern, um überhaupt interessante miRNA-Kandidaten zu erfassen. Es ist denkbar, dass die Expression von miRNAs sehr fein reguliert und justiert wird und in engeren Grenzen als die Expression vieler mRNAs verläuft. Zusammenfassend wurde somit an Duplikaten mit verhältnismäßig geringen Korrelationskoeffizienten eine Filterung mit niedrigen FoldChange-Schwellenwerten vorgenommen. Dieses Vorgehen birgt die Gefahr in sich, viele falsch positive Treffer zu erhalten, sodass eine Validierung der Ergebnisse über alternative Verfahren sinnvoll erscheint. Sehr wahrscheinlich stellt beispielsweise das Resultat von hsamiR-452* einen derartigen falsch-postiven Treffer dar. Die FoldChanges dieser miRNA sind in allen Stadien gegenüber der Referenz deutlich erhöht, was auf einen methodenbedingten Fehler hinweist. Allerdings ergab die Filterung nach deregulierten miRNAs wiederholt Cluster verwandter miRNAs. So wurden bis zu sieben Mitglieder der let-7-miRNA-Familie parallel im Zeitverlauf des Experiments induziert. Ebenso nahm die Expression von drei Mitgliedern der miR-30-Familie von Stadium zu Stadium zu. Da eine Koregulation der Expression von miRNA-Familien vermutet wird, sind diese Befunde ein Indiz dafür, dass die erhaltenen Daten (oder zumindest Teile davon) biologisch korrekt und relevant sind. 49 3.2 Expressionsanalyse durch in situ-Hybridisierung 3.2.1 „Whole mount“ – in situ-Hybridisierung Um die Array-Daten zu validieren und um einen Überblick über die Expression der im Array deregulierten miRNAs zu gewinnen, führten wir in situ-Hybridisierungen an Embryonen der Stadien E10.5, E11.5 sowie 13.5 durch. Bei älteren Stadien liegt die Schwierigkeit darin, dass die Gewebepenetration für die „Locked nucleic acid“ (LNA-) Sonden stark abnimmt. Daher wurden bei Stadien, die älter als E13.5 waren, die Abb. 6: Grafische Darstellung der Expressionsdaten des miRNA-Micro-Arrays derjenigen miRNAs, die für in situ-Hybridisierungen als Sonden verwendet wurden. Für miRNAs mit ausgeprägter Deregulation der Expression sind gerundete Fold-ChangeWerte angegeben. embryonalen Nieren präpariert und anschließend isoliert hybridisiert und gefärbt, um so eine bessere Penetration der Sonde zu ermöglichen. Dafür wählten wir folgende Sonden aus: miR-1, let-7f, miR-30c, miR-373*, miR-290, sowie miR-494. Einen Überblick über die Expressionsdaten dieser miRNAs im zuvor durchgeführten MicroArray gibt Abbildung 6. 50 Da miR-1 ein streng herz- und skelettmuskelspezifisches Expressionsmuster zeigt (Kloosterman, Wienholds et al. 2006), diente es als Kontrollsonde. Die beiden miRNAs let-7f und miR-30c zeigten im zuvor durchgeführten miRNA-Micro-Array eine starke (let-7f) beziehungsweise mäßige (miR-30c) Hochregulation ihrer Expression in älteren Embryonalstadien (siehe Abb. 4A, 6). Let-7 ist ein heterochronisches Gen, das im Wurm C. elegans die Differenzierung von neuronalem und hypodermalem Gewebe steuert (Reinhart, Slack et al. 2000; Sempere, Freemantle et al. 2004). Wir wählten miR-373* aus, da diese miRNA in älteren Stadien vergleichsweise niedriger exprimiert wird. Um auch miRNAs zu repräsentieren, die keine signifikant differentielle Expressionsänderung aufweisen, wurden auch die miRNAs miR-290 und miR-494 als Sonden verwendet. Während miR-290 in älteren Stadien leicht herunterreguliert wird (siehe Abb. 4C, 6), bleibt miR-494 in unserem Array in allen Stadien in etwa auf demselben Expressionsniveau. Von miR-290 war bislang nur bekannt, dass diese miRNA für embryonale Stammzellen spezifisch ist und in Embryos vor der Implantation eine Rolle spielt (Houbaviy, Dennis et al. 2005). Während von miR-494 und miR-30c noch keine biologischen Daten bekannt sind, ist zu miR-373 eine Beteiligung an testikulären Keimzelltumoren beschrieben (Voorhoeve, le Sage et al. 2006), über die Funktion des Gegenstrangs miR-373* sind hingegen bislang keine Daten bekannt. Darüber hinaus gehören die miRNAs miR290, miR-494, miR-30c, miR-373* und let-7 zu denjenigen miRNAs, die während der Nierenentwicklung überaus abundant exprimiert sind – weisen doch diese miRNAs im Array überaus hohe Absolutwerte für Hy3 (>4.000) auf (siehe Abb. 5). Zu diesem Zweck wurden Embryos der Stadien E10.5, E11.5 sowie E16.5 nach einem adaptierten Protokoll der Erstbeschreiber dieser Methode, Kloosterman et al. (Kloosterman, Wienholds et al. 2006), hybridisiert und gefärbt. Nach Beendigung der Färbereaktion wurden die Embryonen unter einem binokularen Mikroskop analysiert und fotografiert. Die Ergebnisse sind in Abb. 7A wiedergegeben. Dabei zeigten die „whole mount“-Hybridisierungen der Stadien E10.5 und 11.5 insbesondere für die miRNAs -30c, -373, -290 und -494 eine sehr deutliche Farbreaktion. Die als Negativkontrolle verwendete Hybridisierung ohne Sonde („control“ in Abb. 7A) weist ein leicht erhöhtes Hintergrundniveau der Färbereaktion auf. Für die als Positivkontrolle verwendete miR-1-Sonde zeigt sich die bereits beschriebene Färbung von Herz und Somiten, während die Niere keine besondere Färbung aufweist (siehe Abb. 7B). Da die Negativkontrolle weitgehend ungefärbt 51 bleibt, ist trotz eines erhöhten Hintergrundlevels davon auszugehen, dass auch die anderen Färbungen von miRNAs ihrer tatsächlichen Expression entsprechen. Die mit miR-30c hybridisierten Embryonen weisen eine starke Färbung auf, die mit Ausnahme des dorsalen Neuralrohrs ubiquitär vorkommt. In der Färbung für miR373* zeigt sich eine Expression in den Somiten, den Branchialbögen sowie in den Extremitätenknospen. Insgesamt erscheint die Färbung weniger spezifisch und ist im Stadium E10.5 eher schwächer als am folgenden Entwicklungstag. Hingegen erscheint das Expressionsmuster für miR-290 überaus spezifisch und distinkt, es ergibt sich in beiden Stadien eine starke Färbung des Neuralrohrs, des Gehirns, der Branchialbögen, der Extremitätenanlagen sowie der Somiten. Noch stärker als miR290 erweist sich die Färbung der Embryonen mit miR-494, die äußerst distinkt das Gehirn und Neuralrohr, die anteriore Extremitätenknospe, die Branchialbögen sowie die Somiten anfärbt. Eine Färbung von Embryonen mit der miRNA let-7f ergab kein spezifisches Expressionsmuster, sondern lediglich eine schwache, ubiquitäre Färbung. Die „whole mount“-Hybridisierungen der embryonalen Nieren im Alter von E16.5 zeigen ebenfalls unterschiedliche Färbemuster (siehe Abb. 7A, untere Zeile). Im Vergleich zur Negativkontrolle weisen alle Nieren eine leichte bis starke Färbung auf. Während miR-30c und miR-373* eine homogene Färbung nur leicht über dem Hintergrundniveau der Kontrollsonde miR-1 (siehe Abb. 7B) aufweisen, zeigen die miRNAs miR-290 und miR-494 ein sehr kräftiges und distinktes Expressionsmuster. Während die Niere bei miR-290 fein punktiert erscheint, sind bei miR-494 einzelne, kräftige und punktförmige Färbungen zu erkennen. Makroskopisch ähnelt dieses Muster stark einer ureterknospenspezifischen Genexpression, wobei zum Vergleich die Expression von Wnt-11 aufgeführt werden kann (Vainio 2002). 52 Abbildung 7A: „Whole mount“ in situ-Hybridisierungen von Embryonen der Stadien E10.5, 11.5 sowie von embryonalen Nieren aus dem Stadium E16.5. Control: Hybridisierung ohne Sonde. Abbildung 7B: In situ-Hybridisierungen mit der Kontrollsonde miR-1 an Embryonen der Stadien E10.5, 11.5 sowie an embryonalen Nieren aus dem Stadium E16.5. Heart magnification: Vergrößerung der Herzregion durch das binokulare Mikroskop. 53 3.2.2 Schnitt– in situ-Hybridisierung Um noch genauere Aussagen über die Ortsauflösung und den Zeitverlauf der untersuchten miRNAs treffen zu können, fertigten wir mikroskopische Schnitte der Embryonen bzw. deren Nieren an. Von diesen stellten wir 8µm dicke Paraffinschnitte her, welche anschließend, wie unter 2.5 beschrieben, hybridisiert und gefärbt wurden. Die so entstandenen Präparate wurden unter dem Mikroskop ausgewertet und fotografiert. Auch hier verwendeten wir dieselben Sonden wie für die „whole mount“-Hybridisierungen. Abbildung 7C zeigt die Ergebnisse dieser Untersuchungen. Die miRNA let-7f ergab erneut ein nur schwaches Färbemuster (siehe Abb. 7C, Teil 1). Eine spezifische Färbung ist auch in den Schnittbildern nicht zu erkennen, die Färbung liegt insgesamt nur geringfügig oberhalb des durch die Positiv- und Negativkontrolle gegeben Hintergrundniveaus. Den im Array beschriebenen kontinuierlichen Anstieg der Expression von let-7f konnte die in situ-Hybridisierung nur geringfügig zwischen den Stadien E14.5 und E16.5 bestätigen. Embryonen, welche mit miR-30c hybridisiert worden waren, zeigen im Stadium E12.5 eine starke Färbung vieler Zellen, besonders im ZNS, den inneren Organen und den Somiten. Trotz intensiver Färbung des umgebenden Gewebes zeigt sich hier auch eine Färbung der Nieren. Diese wiederum weisen in älteren Stadien ab E14.5 besonders kortikal in der Region der Glomeruli eine intensive Färbung auf. Bei höherer Vergrößerung stellt sich heraus, dass etliche Erythrozyten in den Glomeruli sehr viel Farbprodukt umgesetzt haben und somit ein starkes glomeruläres Expressionsmuster vortäuschen. Zwischen neugeborenen und erwachsenen Nieren besteht ein deutlicher Unterschied in der Färbung auf miR-30c, erwachsene Nieren weisen nur noch eine schwache Färbung im äußersten Kortex und in einigen Glomeruli auf. Dieses Bild ist mit dem Ergebnis unseres Micro-Arrays nur schlecht vereinbar, da dieser einen Anstieg der Expression in älteren Stadien zeigte (siehe Abb. 6). Daher spricht dieses Ergebnis am ehesten für eine unspezifische Färbung der Embryonen, insbesondere durch Erythrozyten. Auch miR-290 zeigt im Stadium E12.5 im Sagittalschnitt ein starkes Signal in allen Zellen und Geweben (siehe Abb. 7C, Teil1), im Stadium E14.5 sind bei weiterhin hoher Umgebungsfärbung einige Glomeruli dunkler gefärbt. Die embryonale Niere aus E16.5 zeigt ein starkes Staining aller Zellen, während im Stadium E18.5 die Färbung der Randstruktur der Niere besonders stark ist – darunter befinden sich auch einige Glomeruli. In der Medulla hingegen zeigte diese Niere bis auf einige 54 epitheliale Gänge keine Färbung. In der neugeborenen und in der adulten Niere war die Färbung vor allem auf die Randstruktur begrenzt. Die miRNA miR-373* (siehe Abb. 7C, Teil 2) wiederum weist im Stadium E12.5 eine sehr schwache Färbung im Bereich der Hirnventrikel auf. Besonders deutlich ist die Färbungszunahme des Embryos und vor allem der Niere im Stadium E14.5. Dies ist mit den Ergebnissen des Arrays konsistent, denn auch dieser beschreibt eine Zunahme der Expression von miR-373* bis zum Stadium E13.5 mit sukzessiver Repression der Expressionsraten bis hin zu neugeborenen Tieren (siehe Abb. 6). Auch in E16.5 ist noch eine schwache Nierenfärbung zu erkennen, bei der sich einige, an Glomeruli erinnernde Strukturen anfärben. In den Stadien E18.5 und P1 (Neugeborene) färben sich die äußerste kortikale Randzone sowie einige Glomeruli nahe dieser Region an. Die Hybridisierungen von miR-494 (siehe Abb. 7C, Teil 2) weisen eine außerordentlich starke und kortikal betonte Nierenfärbung auf. Im Stadium E12.5 ist diese Färbung vor allem im Ektoderm und äußeren Gewebeschichten sehr kräftig, nach innen nimmt sie in ihrer Stärke ab. Einige Ventrikelwände sind sehr intensiv gefärbt, die Niere ist nicht auffallend gefärbt. Zum Entwicklungszeitpunkt E14.5 ist erneut das Ektoderm der Außenhülle des Embryos sehr kräftig angefärbt, die Niere zeigt jetzt aber eine schwache, diffuse Färbung. Die Nieren der Stadien E16.5 und 18.5 zeigen eine sehr intensive Färbung der äußersten Peripherie der Niere, der sich mikroskopisch kein spezifisches Gewebe zuordnen lässt. 55 Abbildung 7C, Teil 1: Schnitt in situ-Hybridisierungen von Embryonen der Stadien E12.5, 14.5, embyonaler Nieren der Stadien E16.5, 18.5 sowie von Nieren neugeborener (P1) und erwachsener Tiere (adult). 2,5x, 10x, 20x: Angabe der Vergrößerung. 56 Abbildung 7C, Teil 2: Schnitt in situ-Hybridisierungen von Embryonen der Stadien E12.5, 14.5, embryonaler Nieren der Stadien E16.5, 18.5 sowie von Nieren neugeborener (P1) und erwachsener Tiere (adult). 2,5x, 10x, 20x: Angabe der Vergrößerung. 57 3.2.3 In situ-Hybridisierungen embryonaler Nierenkulturen Dieses Experiment führten wir durch, um zu untersuchen, ob im Micro-Array aufgezeigte Deregulationen einiger miRNAs in der in vitro-Nierenkultur nachvollziehund detektierbar sind. Dafür wurden Nieren aus Embryos im Stadium E11.5 und E12.5, wie unter 2.4 beschrieben, gewonnen und nach 3, 5 oder 7 Tagen in Kultur über eine Dehydrierung dem Färbeprozess zugeführt. Die Ergebnisse sind in Abb. 7D dargestellt. Abbildung 7D: In situ-Hybridisierungen von in vitro-Nierenkulturen. Die Nieren wurden 3, 5 oder 7 Tage in Kultur gehalten. control: Hybridisierung ohne Sonde. In Hinblick auf den Grad der Färbung ähneln die miRNAs let-7e, let-7f sowie miR-30c sehr stark der Kontrolle miR-1 sowie der Negativkontrolle ohne Sonde. Daher lässt sich auch kein überzeugendes Expressionsmuster für diese miRNAs festlegen. Die schwache Expression von miR-30c in diesem Versuch untermauert den Verdacht, 58 dass die Färbung der Nieren in der Schnitt- in situ-Hybridisierung auf eine unspezifische Färbung insbesondere von Erythrozyten zurückzuführen ist. Die miRNAs miR-290, -373* sowie -494 sind hingegen überaus kräftig exprimiert. Die Nieren, die mit miR-290 hybridisiert wurden, sind stark und gleichmäßig gefärbt. Durch die punktförmige Färbung wirken die Nieren insgesamt blumenkohlartig. Dieses, wenngleich nicht ausschließlich vorkommende Muster lässt auf eine Expression dieser miRNA unter anderem auch in den Spitzen der verzweigten Ureterknospen schließen. Dasselbe gilt für miR-373*, wenn auch in geringerem Ausmaß, denn die Färbung ist hier wesentlich schwächer als für miR-290. Dennoch lässt sich auch hier eine Färbung aller Nierenkompartimente zeigen. Das zwar schwache, aber doch erkennbare punktförmige Muster deutet auch hier auf eine Expression in den Spitzen der Ureterknospen hin. Die Nieren, die auf miR-494 gefärbt wurden, weisen wiederum eine recht kräftige Färbung auf. Hier sind nicht alle Kompartimente gleich stark gefärbt, besonders stark ist die Färbung in den Kortexarealen. Auch hier sei wieder auf das blumenkohlartige Muster hingewiesen, welches auch bei dieser miRNA für eine Expression in den Spitzen der Ureterknospe spricht. Insgesamt zeigt sich somit vor allem für die miRNAs miR-290, -373* und -494 ein deutliches Expressionsmuster, unter anderem in den Spitzen der Ureterknospen. Eine zeitabhängige Expressionsänderung, wie durch den Array beschrieben, lässt sich hier allerdings nicht nachvollziehen. Dies mag zum einen in der mangelnden Sensitivität der Methode für geringe Änderungen begründet sein, könnte aber auch daran liegen, dass die Nierenkultur nicht der physiologischen Situation entspricht. Dass Mitglieder der let-7-Familie, die im Array die stärkste Expressionszunahme gezeigt hatten, auch in diesem Versuch kein spezifisches Staining ergeben, kann mehrere Gründe haben: Zum einen könnte das Ergebnis des Arrays falsch positiv sein, zum anderen könnten die in situ-Hybridisierungen nicht sensitiv genug sein, um ein Signal von let-7-RNA zu detektieren. 59 3.4 Validierung der Funktion der miRNA let-7 durch Luciferase-Assays Dieses Experiment führten wir durch, um zu zeigen, dass im Array gefundene miRNAs tatsächlich in der Lage sind, in der Niere exprimierte Gene zu regulieren. Daher untersuchten wir die bioinformatischen Vorhersagen aus PicTar und TargetScan für die im Array am stärksten deregulierte miRNA let-7f. Es stellte sich heraus, dass sämtliche Algorithmen HMGA2 als stark reguliertes Target für let-7 vorschlugen. HMGA2 ist ein nukleärer Faktor, der in der Lage ist, AT-reiche DNASequenzen zu binden. Durch die Fähigkeit, Nukleoproteinkomplexe zu organisieren, trägt HMGA2 zur Transkriptionsregulation bei. Ferner ist bekannt, dass HMGA2 nur während der Embryogenese exprimiert wird, während adulte, nicht tumoröse Gewebe kein HMGA2 mehr exprimieren (Gattas, Quade et al. 1999). Auch während der Nierenentwicklung wird HMGA2 exprimiert, in adulten Nieren findet sich keine Expression mehr. Darüber hinaus spielt HMGA2 eine Rolle für die epithelialmesenchymale Transition (Thuault 2006). Es konnte auch gezeigt werden, dass die Verhinderung der Interaktion zwischen let-7 und HMGA2 zu Dedifferenzierung und konsekutiv maligner Transformation führt (Mayr, Hemann et al. 2007). HMGA2 besitzt zwei Spleiß-Varianten, die erste besitzt einen langen 3’-UTR (etwa 3000 bp), die zweite Variante nur einen sehr kurzen 3’-UTR (etwa 400 bp). Diesen Prognosen zufolge verfügt nur die lange Variante von HMGA2 über etwa 5-7 Bindungsstellen für let-7, die allesamt einen hohen Konservierungsgrad aufweisen. Von der langen Spleißvariante klonierten wir den 3’-UTR von murinem HMGA2 (mHMGA2) in den psicheck2™-Vektor, wo dieser als künstlicher 3’-UTR einer Renilla-Luciferase eingefügt wurde. Den 3’-UTR der kurzen Variante 2 klonierten wir aus einer humanen cDNA-Bibliothek (hHMGA2 Var. 2) in denselben Vektor. Als Zelllinie wählten wir HEK-293T-Zellen, da diese Zelllinie let-7 nicht exprimiert (Landgraf, Rusu et al. 2007). Für die Transfektion stellten wir daher auch zwei künstliche, mit let-7 identische siRNAs her. Die siRNA „let-7 perfect“ zeichnet sich dadurch aus, dass beide Stränge des künstlich hybridisierten siRNA-Doppelstranges exakt zueinander komplementär sind und so genau eine perfekte Paarbildung („Annealing“) ausführen können. Derartige siRNAs lassen sich zwar sehr gut transfizieren, entsprechen aber nicht der physiologischen Situation. Daher stellten wir die siRNA „let-7 original“ her, die der natürlich vorkommenden miRNA entspricht und Lücken in der Paarbildung aufweist. Das korrekte Annealing wurde jeweils durch Gel-Elektrophorese kontrolliert. 60 Nach Überführung von 4x105 Zellen/well ins 96-well-Format wurden am nächsten Tag pro well 100ng psicheck-Vektor-DNA sowie 7,5pmol siRNA mit 0,25µl Lipofectamine transfiziert. Als Kontrollen dienten die alleinige Transfektion von HMGA2 beider Varianten sowie die Kotransfektion von miR-20. Diese miRNA weist keine Ähnlichkeit zu let-7 auf und HMGA2 enthält auch keine vorhergesagten Bindungsstellen. Nach 24h wurde die Transfektion beendet und die Zellen wurden 15min in Lyse-Puffer lysiert. Anschließend wurden die Lumineszenz-Werte sowohl der Renilla- als auch der Firefly-Luciferase mit dem Luminometer bestimmt und anschließend ausgewertet. Alle Versuche wurden viermal durchgeführt. Die Ergebnisse sind in den Abbildungen 8A und 8B dargestellt. Abbildung 8A: Luciferase-Assays: Der 3’-UTR von mHMGA2 unterliegt einer Regulation durch let-7 siRNA. Dabei stellt mHMGA2 die lange Splice-Variante mit allen let-7-Bindungsstellen dar. RL/FL: Verhältnis der Renilla- zu den FireflyLumineszenzen, n=4. p<0,0000000000001. 61 Abbildung 8B: Luciferase-Assays: Der 3’-UTR von hHMGA2 Variante 2 unterliegt keiner Regulation durch let-7 siRNA. Dabei stellt hHMGA2 die kurze Splice-Variante ohne let-7-Bindungsstellen dar. RL/FL: Verhältnis der Renilla- zu den FireflyLumineszenzen, n=4. Verglichen mit alleine transfiziertem mHMGA2 zeigt sich bei Kontransfektion von mHMGA2 und let-7 ein erheblicher Rückgang der relativen Renilla-Aktivität. Mit let-7 perfect beträgt so die Renilla-Aktivität noch 30%, mit let-7 original noch 35% des Ausgangsniveaus (siehe Abb. 8A). Um unspezifische Effekte durch die Zugabe von siRNA auszuschließen, kotransfizierten wir miR-20 mit mHMGA2 und verglichen auch dies mit der Kotransfektion von let-7. Auch hier ging durch let-7 die relative Renilla-Aktivität um 72% (let-7 perfect) bzw. 68% (let-7 original) zurück. Dieser Rückgang ist hochgradig signifikant, die im Stutent’s-T-Test ermittelten p-Werte für let-7 „perfect“ und „original“ liegen bei p=1,4x10-14 beziehungsweise p=6,5x10-14 gegenüber der Transfektion mit miR-20. Dieselbe Versuchsreihe für hHMGA2, der kurzen Variante ohne let-7 Bindungsstellen, zeigt einen beinahe kompletten Verlust dieser Regulation (siehe Abb. 8B). Die hohe relative Renilla-Aktivität bei Kotransfektion von hHMGA2 Var. 2 mit miR-20 lässt sich durch die höhere Standardabweichung in diesen 4 Versuchen erklären. Diese Untersuchungen zeigen, dass der 3’-UTR der langen Spleißvariante von HMGA2, nicht aber der 3’-UTR der kurzen Variante, einer Regulation durch let-7 unterliegt. Damit wird auch deutlich, wie wichtig der 3’-UTR für die differentielle Expression von Genen ist: So werden diese zwei Isoformen nicht nur durch Spleiß-Vorgänge, sondern auch durch posttranskriptionelle Mechanismen unterschiedlich reguliert. 62 4. Diskussion Die ersten miRNAs, lin-4 und let-7, wurden in C. elegans entdeckt, wo diese miRNAs entscheidende Entwicklungsprozesse beim Übergang zwischen Larvenstadien steuern (Lee, Feinbaum et al. 1993; Reinhart, Slack et al. 2000). Seither wurden stetig neue Belege für die essentielle Rolle, die einige miRNAs für die Entwicklung von Organismen und Organen haben, gefunden. Ohne Dicer – und somit miRNAs – weisen sowohl Zebrafisch- (Giraldez, Cinalli et al. 2005) als auch Mausembryonen (Bernstein, Kim et al. 2003) erhebliche letale Entwicklungsdefekte auf. Auch für einzelne Organsysteme wie Herz (Zhao, Samal et al. 2005), Haut (Yi, O'Carroll et al. 2006), Lungenepithel (Harris, Zhang et al. 2006), Extremitäten (Harfe, McManus et al. 2005), Gehirn bzw. Neuronen (Krichevsky, King et al. 2003; Vo, Klein et al. 2005; Visvanathan, Lee et al. 2007) und Pankreas (Kloosterman, Lagendijk et al. 2007) konnte eine essentielle Rolle von miRNAs an Entwicklungsprozessen gezeigt werden. Dagegen war bisher völlig unbekannt, ob und welche miRNAs bei der Entwicklung der Niere eine Rolle spielen. Die Nierenentwicklung ist geprägt durch induktive Vorgänge, die auf einer Expressionsänderung oder einem temporospatialen Expressionsgradienten beruhen. Daher führten wir in dieser Arbeit einen miRNA-Micro-Array durch, um diejenigen miRNAs zu identifizieren, die im Verlauf der Nierenentwicklung in der Maus eine differentielle Expression aufweisen. Im Array zeigte sich, dass die meisten miRNAs nur eine geringe Expressionsänderung (Fold Change) um etwa den Faktor 2 aufwiesen, was die Gefahr falsch positiver Treffer erhöhte. Es ist jedoch zum einen gut vorstellbar, dass bei diesem niedrigen Gesamtexpressionsniveau schon kleine Änderungen in der Expression einer miRNA genügen, um drastische Veränderungen der Expression der miRNA-Targets zu bewirken. Zum anderen könnte man den Schluss ziehen, dass tatsächlich nur wenige miRNAs eine Schalterfunktion – ähnlich der Funktion von let-7 in C. elegans – besitzen. Die übrigen, zahlreichen miRNAs wären dann eher an der Homöostase der Zellen auf Genexpressionsebene beteiligt. Dass die so entdeckten miRNAs tatsächlich in der sich entwickelnden Niere exprimiert sind, konnten wir durch verschiedene miRNA- in situ-Hybridisierungen nachweisen. Es ergab sich jedoch eine Inkongruenz zwischen dem Array und diesen Untersuchungen. Wir waren nur schwerlich in der Lage, den zeitlichen Gradienten, den unter anderem die miRNAs let-7f, miR-200a und miR-30c im Array gezeigt 63 hatten, durch die in situ-Hybridisierung nachzuweisen. Dies ist sicherlich zum größten Teil methodenbedingt, weist doch die in situ-Hybridisierung nur eine begrenzte Sensitivität auf, um die geringfügigen Expressionsänderungen zu detektieren. Genauer ließe sich das Array-Ergebnis durch eine quantitative PCR belegen. Diese Methode wird derzeit in unserem Labor etabliert. Um die Funktionalität der gefundenen miRNAs zu beweisen, untersuchten wir in einem Luciferase-Assay die Regulation von HMGA2 durch let-7. HMGA2 wird nur während der Entwicklungsphase in der Niere exprimiert (Gattas, Quade et al. 1999). Wie die Assays zeigen, ist die Regulation, die dieses Gen durch let-7 erfährt, überaus stark. In der Zwischenzeit wurden auch einige Publikationen veröffentlicht, die diese Regulation ebenfalls bestätigen (Lee and Dutta 2007). Insgesamt konnten wir somit eindeutig zeigen, dass miRNAs während der Entstehung der Mausniere in renalem Gewebe exprimiert sind und teilweise stark differentiell reguliert sind. Dies lässt darauf schließen, dass sie somit auch für den Gesamtkontext der Nierenentwicklung von Bedeutung sind. Die möglichen Funktionen von miRNAs für die Nierenentwicklung Die Niere ist ein Organ, deren molekulare Entwicklungsmechanismen sehr gut untersucht sind, einige Fragen sind aber nach wie vor ungeklärt. Dazu gehört auch das Verständnis von Differenzierungsvorgängen. Neue Publikationen zeigen, dass der Verlust der Regulation von HMGA2 durch let-7 zu onkogener Transformierung führt – und damit den Rückfall in ein embryonales Stadium anzeigt (Lee and Dutta 2007; Mayr, Hemann et al. 2007; Park, Shell et al. 2007). Im Umkehrschluss ließe sich die Vermutung anstellen, dass die auch durch uns gezeigte Regulation von HMGA2 durch let-7 für die Differenzierung von Zellen – und damit auch renaler Vorläuferzellen - von Bedeutung ist. In dem in dieser Arbeit durchgeführten miRNAArray konnten wir zeigen, dass let-7 in älteren Nierenstadien vermehrt exprimiert wird. Ein weiterer, bislang unpublizierter mRNA-Array aus unserem Labor bestätigt darüber hinaus, dass HMGA2 in früh-embryonalen Stadien der Niere vermehrt exprimiert wird. Diese gegensinnige Expressionsänderung von HMGA2 und let-7 könnte somit ein wichtiges Charakteristikum von Differenzierungsvorgängen, auch in der Niere, darstellen. Unklar ist weiterhin auch, weshalb sich mesodermale Zellen zum intermediären Mesoderm differenzieren, um dann Markergene wie die Homöoboxgene Pax-2 oder 64 Pax-8 zu exprimieren (Patel and Dressler 2004), womit das spätere Nierengewebe determiniert ist. Mansfield et al. konnten 2004 zeigen, dass miRNAs während der Entwicklung die Expression von Homöoboxgenen regulieren (Mansfield, Harfe et al. 2004). Es wäre also denkbar, dass primär das richtige miRNA-Umfeld von Nöten ist, damit das spätere intermediäre Mesoderm diese beiden Pax-Gene exprimiert. Dass miRNAs in der Signalkaskade oberhalb der Hox-Gene stehen, wurde bereits gezeigt (Hornstein, Mansfield et al. 2005). Ebenfalls nicht völlig geklärt ist, welche Mechanismen die für die Nierenentwicklung so wichtigen Gen-Gradienten ermöglichen. Die Grundlage für die Entwicklung der Niere stellen wechselseitige, induktive Prozesse (beispielsweise zwischen Ureterknospe und Mesenchym) dar. Sie beruhen darauf, dass zwei oder mehr Zelltypen unterschiedliche Gene exprimieren und so aufeinander antworten können. Hier könnten miRNAs durch ihre einzigartige Fähigkeit, temporospatial Gene herunterzuregulieren und so ein zelltypspezifisches Expressionsmilieu zu schaffen, eine entscheidende Rolle spielen. So könnte es sein, dass das miRNA-Expressionsmuster eines bestimmten Zelltypus, wie beispielsweise der Zellen der Ureterknospe durch Regulation von Zielgenen, die Genexpression – ähnlich eines Negativbildes – in diesen Zellen entscheidend beeinflusst. Es wären demnach vor allem diejenigen Gene exprimiert, die keine miRNA-Bindungsstellen aufweisen oder nur schwach reguliert sind. Als weiteres Beispiel seien die Podozyten und proximalen Tubuluszellen genannt, die während ihrer Entstehung ab dem Komma- und S-Stadium den Transmembranrezeptor Notch-1 exprimieren. Diese Expression ist entscheidend für die Entwicklung dieser spezifischen Strukturen (Cheng and Kopan 2005). Diese plötzliche Aktivierung von Notch-1 könnte durch eine Expressionsänderung derjenigen miRNAs bedingt sein, die entweder zuvor Notch-1 direkt oder als Bestandteil eines Regelkreises herunterreguliert hatten. Dass miRNAs Notch-Gene regulieren können, war bereits gezeigt worden (Lai, Tam et al. 2005). Zusammenfassend kann man sagen, dass die möglichen Angriffspunkte von miRNAs so vielfältig wie ihre Zielgene sind. Durch die Fähigkeiten dieser neuen Molekülklasse, unterschiedlichste Gene vom Transkriptionsfaktor bis hin zum Transmembranrezeptor zu regulieren, und dies auch noch in unterschiedlicher Stärke – je nach Bindungsstellen und Komplementarität – potenzieren sich die möglichen Funktionen für miRNAs während der Nierenentwicklung. 65 Daher erscheint es überaus sinnvoll, zunächst durch bio-informatische Analyse der Bindungsstellen mögliche Zielgene für diejenigen miRNAs zu identifizieren, die unser Micro-Array aufgezeigt hat. Zwar hat der Array das RNA-Profil von isolierten embryonalen Nieren untersucht, diese sind aber natürlich aus unterschiedlichsten Gewebe- und Zelltypen zusammengesetzt. Genauere Untersuchungen, beispielsweise isolierter Ureterknospen oder des metanephrogenen Blastems, werden weitere Erkenntnisse über dort exprimierte miRNAs liefern. Die wichtige Rolle von miRNAs könnte auch ein nierenspezifischer, konditionaler Dicer-Knockout im Mausmodell bestätigen. Erste, bisher unpublizierte Ergebnisse unterstützen diese Vermutung. So wird sich letztlich ein neues, klareres Bild der Nierenentwicklung ergeben. Durch die Erkenntnis, welche Vorgänge dafür sorgen, dass unter anderem hochgradig spezialisierte Zellen wie die Podozyten entstehen, lassen sich neue molekularbiologische Einblicke in die Physiologie der Niere gewinnen. So führt die Identifizierung und Untersuchung von miRNAs vielleicht dazu, dass neue, bislang unbekannte Gene oder Genfunktionen identifiziert werden können. Es ist auch vorstellbar, dass Nierenerkrankungen, ob hereditär oder erworben, unter einem neuen „miRNA-Aspekt“ betrachtet werden. Dies lässt hoffen – auf neue diagnostische oder therapeutische Möglichkeiten, die letztendlich den Patienten zu Gute kommen. 66 5. Zusammenfassung Micro-RNAs sind kurze, 20-24 Nukleotide lange RNA-Moleküle, die in fast allen Spezies vom Nematoden bis zum Menschen endogen exprimiert werden und in der Lage sind, Gene auf Translationsebene zu regulieren. Die ersten miRNAs let-7 und lin-4 wurden im Wurm C. elegans entdeckt. Dort steuern diese miRNAs entscheidende Entwicklungsprozesse. Seither konnten unzählige Beweise für eine Beteiligung von miRNAs an Entwicklungsprozessen, auch in Vertebraten, gefunden werden. Ob miRNAs bei der Entwicklung der Säugerniere involviert sind, war bislang noch völlig unbekannt. Daher versuchten wir in der vorliegenden Arbeit, miRNAs zu identifizieren, die während der Nephrogenese in der Maus entweder hoch exprimiert sind oder eine augenfällige Deregulation aufweisen. Zu diesem Zweck untersuchten wir in einem Micro-Array die Expression von 427 miRNAs. Tatsächlich zeigten zahlreiche miRNAs eine erhebliche Deregulation. Beispielsweise nimmt die Expression der miRNA let-7 zwischen Nieren des Stadiums E11.5 und neonatalen Nieren um das 16-fache zu, diejenige von miR-200a um das 8-fache. Die von uns durchgeführten in situ-Hybridisierungen zeigten, dass die miRNAs let-7, miR-373*, miR-494 und miR-290 tatsächlich in embryonalen Nieren exprimiert sind. Für miR373*, -494 und -290 lässt sich interessanterweise eine Expression in den Ureterknospen nachweisen. Zusätzlich legen unsere Befunde aus Luciferase-Assays nahe, dass die identifizierten miRNAs auch funktional sind. Exemplarisch konnten wir für let-7 eine starke Regulation des onkogen wirkenden Transkriptionsfaktors HMGA2 zeigen. Während let-7 im Verlauf der Entwicklung vermehrt exprimiert wird, ist HMGA2-Expression nur in früh-embryonalem Gewebe zu detektieren. Die so entdeckten miRNAs werfen ein neues Licht auf die Entstehung der Niere, die zwar gut untersucht, aber bei Weitem nicht ausreichend verstanden ist. Durch die Analyse möglicher Targets der in dieser Arbeit gefundenen miRNAs – wie beispielsweise HMGA2 – mag es gelingen, neue Gene oder Genfunktionen zu identifizieren, die für die korrekte Nephrogenese von Bedeutung sind. Diese Untersuchungen legen somit nahe, dass miRNAs bei der Entwicklung der Mausniere eine Rolle spielen. Welche Rolle dies im Detail ist, muss noch weitergehend erforscht werden. Hier wird in naher Zukunft ein nierenspezifischer, konditionaler Dicer-Knockout im Mausmodell für weitere Erkenntnisse sorgen. 67 6. Literatur Abdelhak, S., V. Kalatzis, et al. (1997). "A human homologue of the Drosophila eyes absent gene underlies branchio-oto-renal (BOR) syndrome and identifies a novel gene family." Nat Genet 15(2): 157-64. Aboobaker, A. A., P. Tomancak, et al. (2005). "Drosophila microRNAs exhibit diverse spatial expression patterns during embryonic development." Proc Natl Acad Sci U S A 102(50): 18017-22. Andl, T., E. P. Murchison, et al. (2006). 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Anhang 7.1 Abkürzungen AGO BCIP BSA C. elegans CCR-4 CNF D. melanogaster DEPC DIG-UTP EDTA EYA-1 Fab FCS GATA-3 GDNF GFRα1 GTC GTP HBL HDAC4 HDR HEK HMGA-2 HOXB8 hsa IRES JNK LET LIMK-1 LIN LNA LSY miRNA miRNP mmu NBT NCK NMRI NTMT PACT PAX PAZ PBS PCR piRNA PIWI RARα Argonaute 5-Bromo-4-Chloro-Indolyl-Phosphatase Bovines Serumalbumin Caenorhabditis elegans (Nematod) Chemokine (C-C motif) receptor 4 Congenital nephrotic syndrome of the Finnish type Drosophila melanogaster Diethylpyrocarbonat Digoxigenin-Uridintriphosphat Ethylene diamine tetraacetic acid Eyes-absent-1 Antigenbindendes Immunglobulinfragment Fetal calf serum GATA binding protein 3 Glial cell derived neurotrophic factor Glial cell line derived neurotrophic factor family receptor alpha 1 Guanidinisothiocyanat Guanosintriphosphat HunchBack Like Histone deacetylase 4 Hypoparathyroidism-Deafness-Renal dysplasia- syndrome Human embryonic kidney High mobility group AT-hook 2 Homeo box B8 Homo sapiens Internal ribosomal entry site Jun N-terminal Kinase Lethal LIM domain kinase 1 Abnormal cell LINeage Locked nucleic acid Laterally SYmmetric micro-RNA miRNA Ribonucleoproteinkomplex Mus musculus Nitroblue Tetrazolium Non-catalytic region of tyrosine kinase adaptor protein 1 Naval Medical Research Institute Na-TrisHCl-MgCl2-Tween-20-Buffer Homo sapiens protein activator of the interferon-induced protein kinase Paired box gene PIWI-Argonaut-Zwille-Domäne Phosphate buffered saline Polymerase chain reaction Piwi-associated RNAs P-element induced wimpy testis in Drosophila Retinoic acid receptor, alpha 76 rasiRNA RET RISC RNA RNAi rno rRNA SCP-1 siRNA SIX-1 SRF SSC TBST TRBP-2 UTR VEGF WNT WT-1 Repeat associated RNA Receptor tyrosine kinase RNA-induced silencing complex Ribonucleic acid RNA-Interferenz Rattus norvegicus Ribosomale RNA Sarcoplasmic calcium-binding protein 1 silencing-RNA Sine oculis-related homeobox 1 homolog Serum response factor Standard saline citrate Tris-Buffered Saline Tween-20 TAR (HIV-1) RNA binding protein 2 Untranslated region Vascular endothelial growth factor wingless-related MMTV integration site Wilms tumor 1 protein (WT1) gene 77 7.2 Danksagung Ohne die Hilfe zahlreicher Personen wäre diese Arbeit undenkbar gewesen – an dieser Stelle möchte ich ihnen daher meinen Dank aussprechen. Zuallererst möchte ich mich bei meinem Doktorvater Prof. Dr. Thomas Benzing bedanken, der mich von Beginn an für die experimentelle Forschung begeistert hat und mir dieses spannende Thema überließ. Ich danke ihm für die intensive Betreuung sowie für seine zahlreichen Anregungen und Impulse. Es war eine große Ehre und Freude für mich, in einem so umfassend ausgestatteten und renommierten Labor mit so guter Betreuung forschen zu dürfen. Herrn PD Dr. Bernhard Schermer möchte ich für die intensiven und äußerst lehrreichen Fortbildungen danken, die mir überhaupt erst die Grundlage dazu gaben, molekularbiologische Denkweisen und Techniken zu verstehen und selber anzuwenden. Auch für die weitere, umfassende und freundliche Unterstützung bei meiner Arbeit bis hin zur Korrektur möchte ich mich herzlich bedanken. Herrn Prof. Dr. Gerd Walz möchte ich herzlich dafür danken, dass er es mir ermöglichte, die exzellente Infrastruktur der Labors zu nutzen, um erfolgreich experimentieren zu können. Ein ganz besonderer Dank gebührt Dr. Roman-Ulrich Müller. Er war es, der mich in die Welt der kleinen RNAs entführte, die mich von Beginn an ihren Bann zog – und deren neue Themen und Entdeckungen mich auch weiterhin überaus faszinieren. Von Beginn an hat er mich für dieses Thema motiviert und mich konsequent gefordert und gefördert. Seine grenzenlose, freundschaftliche Hilfsbereitschaft sowie sein überwältigendes Wissen haben mich zutiefst beeindruckt – nicht zuletzt, da er mir unter anderem sogar während seines Staatsexamens mit Rat und Tat zur Seite stand. Der umfangreiche in situ- Teil dieser Arbeit wäre ohne Dr. Heiko Schweizer undenkbar gewesen. Sein umfassendes Fachwissen, seine Hilfsbereitschaft und sein Engagement für die Betreuung meiner Arbeit – auch über seine Tätigkeit im Labor hinaus – schätze ich sehr. Nachhaltig haben mich auch die engagierten MTAs des Labors beeindruckt. Trotz vieler Doktoranden und vollen Auftragsbüchern fanden Christina Engel, Stefanie Keller, Petra Daemisch und Charlotte Meyer stets Zeit, um uns Doktoranden etwas beizubringen, uns zu beraten oder uns zu helfen. Dies ist längst nicht 78 selbstverständlich und ich habe diese Unterstützung und freundschaftliche Zusammenarbeit sehr geschätzt. Den Postdocs Dr. Martin Höhne und Dr. Katja Höpker sowie meinen Mitdoktoranden möchte ich für die tolle Zusammenarbeit danken – ich habe die Zeit im Labor mit Ihnen sehr genossen. Zu guter Letzt sei meinen Eltern und meiner Familie, meiner Freundin sowie meinen Freunden gedankt für Ihre Anregungen, ihre Geduld und ihre Unterstützung während der Entstehung dieser Arbeit. 79 7.3 Lebenslauf Personalien Geburtsdatum: in: Nationalität: 29.05.1982 Freiburg i.Br. schweizerisch / deutsch Ausbildung 09/2005 – heute Doktorarbeit in der Nephrologie, anschließend Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft Doktorvater: Prof. Thomas Benzing Thema: Die Rolle von microRNAs bei der Entwicklung der Mausniere 10/2002 - heute Medizinstudium an der Universität Freiburg i. Br. Physikum Herbst 2004 1992 – 2001 Gymnasium am Romäusring, Villingen Famulaturen 08/2007 – 09/2007 Krankenanstalt Rudolfstiftung der Stadt Wien, Anästhesiologie und Intensivmedizin 03/2007 – 04/2007 Klinik für Unfallchirurgie, Klinikum VillingenSchwenningen Famulatur in der Notaufnahme 08/2006 – 10/2006 Dr. von Haunersches Kinderspital der LMU München Pädiatrie: Endokrinologie, Genetik, Neuropädiatrie Kinderchirurgie 02/2005 – 03/2005 Klinik für Innere Medizin III, Klinikum VillingenSchwenningen Kardiologie, Pneumologie, Angiologie 03/2003 – 04/2003, 09/2001 – 06/2002 Klinikum Villingen-Schwenningen Pflegepraktikum auf Stationen für Neurochirurgie, GefäßThoraxchirurgie, Allgemein- u. Viszeralchirurgie Nebentätigkeiten 08/2003 – 08/2006 Universitätsspital Basel, Zentrale für Temporäreinsätze in der Pflege Sitzwache im Pflegedienst 80 2000 - heute Tennistrainer im Kinder- und Jugendbereich TC BW Villingen sowie TC Freiburg (C-Trainer-Lizenz Badischer Tennisverband) Präsentationen & Publikationen Sommer 2006 Posterpräsentation auf dem Nephrologie-Kongress, Essen “The 3’UTR of PKD1 messenger RNA confers miRNAdependent post-transcriptional regulation of protein expression” Müller, R.-U., Albersmeyer, M., Heiss, J., Schermer, B., Walz, G., Benzing, T. Stipendien 2001 - 2005 Stipendiat bei e-fellows.net Netzwerk von Roche, McKinsey, Holtzbrinck, Deloitte u.a. Auslandsaufenthalte Sommer 2000 Focus America 6-wöchiger USA-Aufenthalt im Rahmen eines Programms des Oberschulamts Stuttgart und des United States Holocaust Memorial Museum, Washington, DC 08/1999 Sprachkurs an der California State University, Northridge, CA 1997&1996 Schulaustausch mit Fair Oak, England und Pontarlier, Frankreich Fremdsprachen- & PC-Kenntnisse Englisch und Französisch Italienisch fließend Grundkenntnisse PC MS Office, Photoshop, Freehand 81