Rede von Herrn Ministerialdirektor Helmfried Meinel anlässlich

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Gliederung
1.
Einleitung
2.
Böden, eine nicht erneuerbare Ressource
Rede von
2.1 Bodenerosion als Folge des Klimawandels
2.2 Böden als Quelle und Senke von Treibhausgasen
Herrn Ministerialdirektor
3.
Helmfried Meinel
Flächenverbrauch, Nutzungskonkurrenz um
fruchtbare Böden
3.1 Bedeutung der Qualität der Böden
anlässlich Abschlusskonferenz des EU-
3.2
Projekts URBAN SMS
Bodenbewertung durch die ÖkokontoVerordnung
3.3
am 8.2.12
EU-Projekt URBAN SMS (Soil Management
Strategy)
im Rathaus Stuttgart
4.
Nachhaltiges Boden- und Flächenmanagement durch
Innenentwicklung
Aufwertung innerörtlicher Siedlungsqualität – für
Mensch und Umwelt
5.
Schluss
- Es gilt das gesprochene Wort -
4
1. Einleitung
Daher bin ich dankbar für das Engagement
Sehr geehrter Bürgermeister Hahn,
der Projektpartner, der Bedeutung des
sehr geehrter Dr. Strassburger
Bodens in einem EU-Projekt mit
(Europäische Kommission),
internationalen Experten zu mehr
sehr geehrte Projektpartner des
Gewicht und Aufmerksamkeit zu
URBAN Soil Management
verhelfen. Davon können zukünftig auch
Strategy-Projekts,
die Böden anderer Städte und Regionen
sehr geehrte Damen und Herren,
profitieren.
ich freue mich sehr über Ihre Einladung
zur heutigen Abschlusskonferenz Boden
wird leider oft in seiner Bedeutung
unterschätzt.
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2. Böden, eine nicht erneuerbare Ressource
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 Böden sind die zentrale Speicher- und
Oberstes Ziel der Umweltpolitik des
Steuerungseinheit für lebenswichtige
Landes ist der Schutz der Umwelt und
Wasser- und Stoffkreisläufe zum Wohl
der natürlichen Lebensgrundlagen für
aller Lebewesen, auch der Menschen.
heutige und künftige Generationen.
 Sie neutralisieren oder fixieren durch
Böden spielen eine zentrale Rolle in
menschliches Wirken eingetragene
unserem Ökosystem:
Schadstoffe,
 sie filtern und speichern Regenwasser
und tragen zur Bildung sauberen
Grund- und Trinkwassers bei,
 sie erschließen und speichern
Nährstoffe für alle Pflanzen, auch die
landwirtschaftlich erzeugten,
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 sie sind Lebensraum für eine
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 Böden und die darauf wachsende
unüberschaubare Anzahl an Tier-
Vegetation leisten einen wertvollen
und Pflanzenarten – 30% der lebenden
Beitrag zum Mikroklima in der Stadt,
Biomasse, so schätzt die
indem sie extreme
Wissenschaft, lebt als
Temperaturschwankungen abfedern,
Mikroorganismen in Böden -,
 und letztlich haben Böden auch für
das Weltklima eine große Bedeutung:
sie speichern Kohlenstoff in Form
von Humus und Torf. Nach den
Weltmeeren sind Böden der größte
Kohlenstoffspeicher.
Aber auch die existenzielle Bedeutung der
Böden als unsere Lebensgrundlage ist bis
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heute unverändert. Auf den Böden der
Wir müssen uns immer wieder klar
Welt werden 98 % der Nahrung für die
machen, dass fruchtbare Böden eine
immer weiter wachsende
begrenzte und nicht erneuerbare Ressource
Weltbevölkerung produziert.
sind und dass sie weltweit durch Erosion,
Schadstoffeinträge, Versalzung und
Überbauung gefährdet sind und oft
irreversibel zerstört werden.
Die Ressource Boden ist kleinflächig nur
mit großem Aufwand, großflächig fast
überhaupt nicht sanierbar.
Daher ist die Vorsorge vor
Beeinträchtigungen des Bodens wie z.B.
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durch Schadstoffeinträgen von
Mitverursacher des Klimawandels
entscheidender Bedeutung.
erkannt. Einerseits sind Böden
unmittelbar von künftigen
2.1 Bodenerosion als Folge des
Klimaänderungen betroffen. Als Folge
Klimawandels
der Zunahme von Starkregenereignissen
Neben der Vorsorge vor stofflichen
erwarten wir in Baden-Württemberg
Belastungen des Bodens gilt es auch,
einen spürbaren Anstieg der
Vorsorgemaßnahmen vor den
Bodenerosion.
Auswirkungen des Klimawandels zu
erarbeiten. Böden spielen eine wichtige
Rolle im weltweiten Klimageschehen.
Der Boden wird immer mehr als
Betroffener und gleichzeitig als
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Die Erosion von Böden und die
als fünfzig Jahre Bodenbildung auf einen
Beeinträchtigung ihrer
Schlag verloren gehen. Wenn wir nicht
Leistungsfähigkeit und Fruchtbarkeit
aufpassen, gehen unsere Böden
haben fatale Folgen - für die
buchstäblich „den Bach runter“.
Landwirtschaft, aber auch für den
Hochwasserschutz.
Bodenverluste durch Erosion sind kaum
reparabel, denn die Bodenneubildung
dauert lange: Rechnerisch entstehen pro
Jahr maximal 0,1 Millimeter Boden.
Bei einem extremen
Niederschlagsereignis können weit mehr
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2.2 Böden als Quelle und Senke von
Durch die Temperaturveränderungen
Treibhausgasen
wird der Boden in seiner Funktion als
Andererseits haben klimabedingte
eine der größten globalen
Veränderungen der Stoff- und
Kohlenstoffsenken immer mehr
Energieflüsse in Böden Auswirkungen auf
destabilisiert. Die erwartete Zunahme der
das Klima. Böden bilden nach den
Temperaturen im Winterhalbjahr wie
Meeren den zweitgrößten
auch die verstärkte Entwässerung
Treibhausgasspeicher und binden allein
humusreicher Böden im Sommer
in Europa eine geschätzte Menge von 10
beschleunigen die Mineralisierungsprozesse
Mrd. Tonnen CO2-Äquivalente.
der organischen Substanz mit der Folge
steigender CO2-Emissionen.
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Gleiches gilt für die Moore, die durch
Wer Böden und besonders Moore
Entwässerung und landwirtschaftliche
schützt, trägt auch zum Klimaschutz bei.
Nutzung in erheblichem Umfang zum
Klimageschehen beitragen.
Das UM hat zu zentralen BodenschutzThemen im Zusammenhang mit dem
Klimaschutz und Bodenschutz sind daher
Klimawandel verschiedene
untrennbar miteinander verbunden. Am
Forschungsprojekte auf den Weg
Beispiel des Kohlenstoffhaushalts von
gebracht. Im Mittelpunkt stehen dabei
Böden zeigt sich deutlich: Der Umgang
der Kohlenstoffhaushalt von Mooren und
mit Böden ist sowohl Teil des
organischen Böden sowie die erwartete
Klimaproblems als auch Teil seiner
Zunahme der Bodenerosion.
Lösung. Wer etwas für den Klimaschutz
tut, hilft den Böden. Umgekehrt gilt:
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3. Flächenverbrauch, Nutzungskonkurrenz
um fruchtbare Böden
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Bodenschutzkonzept der Stadt Stuttgart,
sind leider noch nicht zur Regel
In der Stadtentwicklung werden Böden
geworden. Ich sage hier bewusst „noch“,
vor allem als Standorte für Siedlung,
denn ich gehe davon aus, dass sich das
Gewerbe, Infrastruktur und Erholung
Bewusstsein der Entscheider von Städten
betrachtet. Natur und Landwirtschaft
und Gemeinden für den Wert des Bodens
spielen sich im Regelfall außerhalb des
wandeln wird, auch dank solcher
ständig weiter anwachsenden
Projekte, wie das URBAN Soil
Siedlungsgefüges ab. Dabei werden die
Management Strategy-Projekt, das uns
vielfältigen Funktionen der Böden für
heute hier zusammen geführt hat.
den Naturhaushalt und den Menschen
allzu oft außer Acht gelassen.
In Baden-Württemberg werden täglich 6,6
Richtungweisende Ansätze wie das
ha Fläche neu in Anspruch genommen. Das
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sind etwas mehr als 9 Fußballfelder.
Erfolgsgeschichte? Ich meine ja.
Davon wird knapp die Hälfte der Fläche
Trotzdem darf nicht vergessen werden,
versiegelt, d.h. sie steht nicht mehr für
dass täglich weitere Fläche in Siedlungs-
die Nahrungsmittelproduktion, für die
und Verkehrsfläche umgewandelt wird,
Wasserspeicherfunktion, für die
bei stagnierender bis abnehmender
Lebensraumfunktion für Tiere und
Bevölkerungszahl. Auch in Baden-
Pflanzen zur Verfügung, weil Straßen,
Württemberg nimmt die Dichte im
Gewerbe- und Wohngebiete oder
Siedlungsbereich weiterhin ab.
Sportanlagen darauf gebaut werden.
Dabei ist die Flächeninanspruchnahme in
Oftmals sind auch die nicht versiegelten
ländlichen Regionen und kleinen
Böden in ihren Funktionen gestört.
Gemeinden überdurchschnittlich. Dort, wo
6,6 ha Flächenneuinanspruchnahme ist der
in den letzten Jahren die höchsten
niedrigste Wert seit 30 Jahren. Eine
Bevölkerungszuwächse stattgefunden
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haben – in den Verdichtungsräumen –
Großstädte mit mehr als 100.000
war die Flächeninanspruchnahme
Einwohnern stellen knapp
dagegen am geringsten.
19 % der Gesamtbevölkerung des Landes,
zeichneten aber nur für etwa
9 % der Flächeninanspruchnahme
verantwortlich.
Es müssen also weitere Anstrengungen zur
Reduzierung des Flächenverbrauchs
erfolgen.
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Selbstverständlich will auch die neue
Neben der Förderung denken wir auch
Landesregierung, mit mindestens
an grundsteuerliche und einkommen-
gleicher Entschlossenheit, die im Jahr
steuerliche Anreize, darüber hinaus
2006 ausgegebene Losung einer „Netto-
mittelfristig auch an eine Spreizung der
Null“ entlang dem demographischen
Grunderwerbsteuer zugunsten des
Wandel verfolgen. Wir wollen dabei bis
Immobilienerwerbs im Siedlungsbestand.
2016 deutliche Erfolge erzielen. Die
Hierzu aber brauchen wir ebenfalls den
Bündelung der
Bund und viel Überzeugungsarbeit bei
Genehmigungszuständigkeit für
anderen Ländern.
Flächennutzungspläne bei den
Mittelbehörden sind dabei wichtige
Punkte. Wichtiger noch sind uns
finanzielle Anreizsysteme.
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3.1 Bedeutung der Qualität der Böden
Das ist im Rahmen der Stadtentwicklung
Bei der sicher auch in Zukunft nicht
eine besondere Herausforderung, da sich
vollständig vermeidbaren
die historischen Siedlungskerne meist in
Neuinanspruchnahme von Flächen
Lagen mit hochwertigen Böden für die
müssen wir sehr viel stärker auf eine an
Nahrungsmittelproduktion entwickelt
der Qualität der Böden orientierte Lenkung
haben.
der Planungen achten. Seltene und
besonders leistungsfähige Böden müssen
besonders geschützt werden.
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Die Ausweisung neuer Siedlungs-,
Gleichzeitig lässt die steigende Nachfrage
Gewerbe- und Verkehrsflächen betrifft
nach nachwachsenden Rohstoffen und
daher häufig Böden mit besonders hohem
Bioenergie den Bedarf an leistungsfähigen
natürlichem Leistungsvermögen in Bezug
Böden steigen. Schon heute werden die
auf die Wasserspeicher-, die Filter- und
Anzeichen für verstärkte
Pufferkapazität sowie die
Nutzungskonkurrenzen an den
Nährstoffversorgung.
landwirtschaftlichen Flächen spürbar.
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Denn neben der Produktion von
Das Institut für Landschaftsplanung und
Biomasse zur Stromerzeugung werden
Ökologie (ILPÖ) der Universität Stuttgart
Nutzungsansprüche für Windkraftanlagen
hat im Rahmen des Gutachtens
oder flächige Solarparks erhoben, die oft
"Nachhaltiges Flächenmanagement in
ebenfalls zu Lasten der
Baden-Württemberg – Vom Wachstums-
landwirtschaftlichen Nutzfläche gehen.
zum Bestandsmanagement" für den
Die gerade in unseren
Nachhaltigkeitsbeirat Baden-
bioenergieintensiven Regionen immens
Württemberg festgestellt, dass die
steigenden Pachtpreise bilden diese
Verstädterung Baden-Württembergs seit
Entwicklung bereits deutlich ab.
1930 überproportional auf
überdurchschnittlich fruchtbaren Böden
stattgefunden hat.
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Es wurden mehr „gute“ als „schlechte“
Der Verlust der weltweit für
Böden in Anspruch genommen. Die
landwirtschaftliche Zwecke verfügbaren
Siedlungsentwicklung in Baden-
Böden infolge von Urbanisierung,
Württemberg hat offensichtlich in der
Wüstenbildung oder sonstigen Formen
zweiten Hälfte des vergangenen
anthropogen verursachter Degradation
Jahrhunderts auf die Bewahrung des
werden den Produktivitätsdruck auf den
agrarischen Produktionspotenzials kaum
verfügbaren Böden in klimatisch
Rücksicht genommen. Weit über ein
ausgeglichenen Regionen erhöhen,
Drittel der guten Böden Baden-
prognostiziert der Nachhaltigkeitsbeirat
Württembergs wurden bereits der
Baden-Württemberg.
landwirtschaftlichen Produktion irreversibel
entzogen.
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Wir müssen uns daher nicht nur
3.2 Bodenbewertung durch die
Gedanken darüber machen, in welchem
Ökokonto-Verordnung
Ausmaß wir Siedlungs- und
Mit der Ökokonto-Verordnung, wurde
Verkehrsflächen entwickeln, sondern wir
2011 für das Schutzgut Boden ein
müssen erfassen und bewerten, welche
Bewertungssystem und ein
Verluste an Produktivität und an
Maßnahmenkatalog zur
Bodenfunktionsleistungen damit
Wiederherstellung und Verbesserung
verbunden sind. Die Regional- und
von Bodenfunktionen rechtlich verankert.
Flächennutzungsplanung muss der
Sie bieten Grundlagen zu mehr
unterschiedlichen Qualität von Böden in
qualitätsbezogener Flächensteuerung.
Zukunft noch deutlich konsequenter
Rechnung tragen.
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Neu daran ist, dass neben der
Die Ökokonto-Verordnung verhilft zwar
Verbesserung der Biotopqualität, dem
rechtlich verankert nur bei vorgezogenen
Artenschutz und der Verbesserung der
Kompensationsmaßnahmen nach Bundes-
Grundwassergüte auch die
naturschutzgesetz (sog. Ökokonten) zur
Wiederherstellung und Verbesserung von
zwingenden Bewertung des Bodens,
Bodenfunktionen Gegenstand von
jedoch steht mit dem festgeschrieben
Ökokonto-Maßnah-men sein können.
Bewertungssystem den Bodenschutz- und
Dabei wurden in die Verordnung
Umweltbehörden ein System zur
konkrete Bewertungsmaßstäbe für das
Verfügung,
Schutzgut Boden aufgenommen.
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das sie auch bei der Bewertung von
Ökokonten können außerdem zur
Eingriffen im Rahmen von
Entschärfung zunehmender
Planaufstellungen oder Planfeststellungen
Nutzungskonflikte beitragen. Die
heranziehen können.
angesparten Ökopunkte sind in
großräumigen Naturräumen handelbar.
Damit so glaube ich, haben wir einen
Damit wird erreicht, dass Ausgleichs- und
wirksamen Hebel geschaffen, um
Ersatzmaßnahmen auch in weiter entfernt
unvermeidbare Eingriffe auf weniger
liegenden Bereichen zur Kompensation
hochwertige Flächen lenken zu können
eines Eingriffs durchgeführt werden
und das Schutzgut Boden angemessen zu
können.
berücksichtigen.
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Beispiele für Ökokontomaßnahmen zum
Die Planungsträger - seien es die
Schutz des Bodens sind die Entsiegelung
Kommunen bei der Ausweisung eines
und Rekultivierung von befestigten
neuen Baugebiets oder das Land beim
Flächen, die besonders hoch bewertet
Bau einer Straße - müssen den
werden, um einen großen Anreiz zum
ökologischen Wert, z.B. mit dem
Flächensparen zu schaffen, die
Bewertungssystem der ÖKVO, der
Verbesserung des
überplanten Böden berücksichtigen. Nur
Wasseraufnahmevermögens oder
auf diese Weise lässt sich die
Maßnahmen zum Erosionsschutz.
Flächeninanspruchnahme gezielt steuern
und der Verlust an ”Bodenkapital”
minimieren.
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3.3 EU-Projekt URBAN SMS (Soil
Um das Wissen über wertvolle Böden
Management Strategy)
und ihre natürlichen Funktionen in die
An diesem Punkt setzt das auch vom
Lenkung der Stadtentwicklung einfließen
Umweltministerium (38.000 €)
zu lassen, wurden Arbeitshilfen und
mitfinanzierte EU-Projekt URBAN Soil
EDV-Programme aus verschiedenen
Management Strategy-Projekt an.
bestehenden Ansätzen der
Projektpartner entwickelt und erprobt.
Das Bodenschutzkonzept der Stadt
Stuttgart, welches seinerzeit vom
Umweltministerium gefördert wurde,
konnte als vorbildliches Instrument
Eingang finden.
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Ich finde es außerordentlich positiv, dass
Ich wünsche mir, dass sich viele andere
sich in diesem Projekt gerade
Städte, und zwar nicht nur Großstädte,
prosperierende Metropolen wie Stuttgart,
die Ergebnisse des Projekts, die später
Wien und Mailand engagieren, die durch
Herr Kirchholtes von der Stadt Stuttgart
ihren wirtschaftlichen Erfolg großen
vorstellen wird, zu eigen machen.
Flächenbedarf haben, der zu starkem
Flächenverbrauch im Umland führt. Das
ist ein vorbildliches Engagement!
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Beispielhafte Berechnungen in
Es ist mithin ein Problem, welches alle
verschiedenen Bundesländern zeigen
Regionen betrifft, nicht nur die
nämlich, dass in Flächenländern die
wachstumsstarken Metropolen.
Flächeninanspruchnahme in hohem Maße
auch in ländlichen Räumen stattfindet, das
Deshalb ist es wichtig, mit
trifft für Baden-Württemberg wie bereits
Veranstaltungen wie der heutigen
gesagt, auch zu. Dabei ist dort eine
Konferenz zum Thema
weitergehende Entkopplung von der
Bodenmanagement den Wert unserer
Bevölkerungsentwicklung zu beobachten.
Böden zu verdeutlichen und für einen
schonenden und nachhaltigen Umgang
mit dem Boden zu werben.
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4. Nachhaltiges Boden- und
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Nachhaltigkeitsbeirats die
Flächenmanagement durch
besorgniserregende Neuversiegelung
Innenentwicklung
natürlicher Böden. Diese führt zu
Nachhaltiges Boden- und
Beeinträchtigungen der ökologischen
Flächenmanagement muss das Ziel einer
Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts.
integrierten Stadtentwicklung sein, die den
Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass
Zielen des Klimaschutzes, der
die Siedlungsdichte abnimmt vor dem
Energieeffizienz und der Bewältigung des
Hintergrund stagnierender oder
demografischen Wandels dient. Um diese
sinkender Bevölkerungszahlen.
Ziele zu erreichen, müssen wir zu einer
Der Schlüssel zur Bewältigung dieser
Flächenkreislaufwirtschaft kommen.
Probleme ist die Innenentwicklung, also
Das hierfür zu bewältigende Kernproblem
die Nutzung von Brachen und Baulücken,
ist nach dem genannten Gutachten des
die Nachverdichtung, auch die Nutzung
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von Konversionsflächen und die Sanierung
Das Umweltministerium hat 2009 das
von Altlasten. Fachleute wissen, dass
Förderprogramm „Flächen gewinnen durch
hierzu auch die Nutzung von
Innenentwicklung“ aufgelegt, das nicht-
Gebäudeleerständen gehört. Leider wird
investive Maßnahmen zur Aktivierung
dies zu wenig beachtet.
von Innenentwicklungspotenzialen
fördert. Bisher konnten 90 Kommunen
und 3 Landkreise gefördert werden.
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Die Stadtplanung muss die planerischen
Allein in diesem Jahr stehen im
und finanziellen Ressourcen auf die
kommunalen Altlastenfonds
Aufwertung des Siedlungsbestands, die
voraussichtlich 20 Mio. Euro zur
Revitalisierung von untergenutzten
Verfügung. Die Sanierung von
Gebäuden und die Umnutzung von
kontaminierten Standorten in den
Brachflächen mit der Sanierung von
Städten und Gemeinden eröffnet
Altlasten konzentrieren. Das Land fördert
Spielräume für Folgenutzungen und
seit 1988 die Sanierung von kommunalen
schafft neue städtebauliche
Altlasten. Bislang wurden rund 700 Mio.
Entwicklungsmöglichkeiten.
Euro an Fördermitteln den Kommunen zur
Verfügung gestellt.
Eine Baulandentwicklung im Außenbereich
hat nicht nur für die Umwelt negative
Auswirkungen.
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Sie kann den Städten vor dem
In ungünstigen Fällen kann die Wirkung
Hintergrund des
von Baulandausweisungen auf die
demografischen Wandels auch
Kommunalfinanzen in der Bilanz negativ
erhebliche Folgekosten für Errichtung
sein. Vor der Ausweisung von Bauland
und Betrieb technischer und sozialer
ist daher eine Gegenüberstellung der im
Infrastruktur verursachen. Aktuelle
Innen- und Außenbereich jeweils zu
Berechnungen zeigen, dass ein flächiges
erwartenden Kosten und
Siedlungswachstum nach außen im
Einnahmen/Nutzen sinnvoll. Zu diesem
Vergleich zu einer nach innen
Zweck hat das Umweltministerium einen
gerichteten Siedlungsentwicklung
Folgekostenrechner „fokos BW“
deutlich erhöhte Infrastrukturkosten sowie
entwickeln lassen.
Folgekosten durch mangelnde Auslastung
Er wird inzwischen von etwa der Hälfte
verursacht.
der Kommunen im Land genutzt.
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und leicht erreichbare
Aufwertung innerörtlicher
Naherholungsflächen. Die Aufwertung
Siedlungsqualität – für Mensch und
des vorhandenen Siedlungsbestands
Umwelt
erfordert auch Begrünungsmaßnahmen.
Die Potentiale innerorts, die „inneren
Diese haben zugleich positive
Reserven“ sind der Schlüssel zur
Auswirkungen auf das innerörtliche
Eindämmung des Flächenverbrauchs. Wir
Kleinklima.
müssen Innenentwicklung dazu nutzen,
die innerörtlichen Flächen und deren
Aufenthaltsqualität aufzuwerten.
Dazu gehören gute Nahversorgung,
Begegnungsräume, Fuß- und
Radverkehrsverbindungen, kurze Wege
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60
Dies alles trägt dazu bei, dass der
Dies ist neben der ökologischen und
Siedlungsdruck auf die grüne Wiese und
ökonomischen Komponente der
damit oft auf wertvolle Böden nachlässt.
Reduzierung des Boden- und
Und damit komme ich zu meinem
Flächenverbrauchs ein wichtiges Ziel:
Eingangsplädoyer zurück, zu einer
Die Menschen sollen sich in ihrem
differenzierten Bewertung des zu
Siedlungsraum wohl fühlen, die nötigen
verbrauchenden Bodens. Wir müssen die
Einrichtungen in ihrer Nähe finden, die
Qualität der Böden berücksichtigen. Denn
gewünschten sozialen Kontakte haben
davon profitiert letztlich auch der
und, solange sie es wünschen, in der
Stadtbewohner selbst.
vertrauten Umgebung wohnen können.
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5. Schluss
Die Vor- und Nachteile verschiedener
Die Attraktivität einer Stadt entscheidet
Stadtentwicklungsformen sind besser zu
sich heute und künftig stark über die
verdeutlichen.
Identifikation ihrer Bürgerschaft mit der
Stadt: diese wird bei einer integrierten
Dazu werden die heutige Konferenz und
Stadtentwicklung, die auf mehr Qualität
das EU-Projekt beitragen. Zu diesem
statt Quantität setzt, verstärkt einsetzen
Erfolg darf ich Ihnen gratulieren.
und zu einer höheren Lebensqualität und
einem stärken Engagement für die eigene
Ich wünsche Ihnen eine interessante
Umgebung führen. Dafür muss die
Veranstaltung und viele Anregungen für
Bürgerschaft in Planungsprozesse stärker
Ihre Praxis.
einbezogen werden.
Vielen Dank.
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