Physikalische Chemie 2 Struktur der Materie chem0304 KAPITEL 1 Einige klassische Experimente zur Struktur der Materie Elektrisch geladene Teilchen im E- und B-Feld, Massenspektrometrie Vorlesungsfolien - Prof. Dr. Gernot Friedrichs Faraday-Versuch (1833, Faraday-Konstante) Cu2+(aq) + 2 e− → Cu(s) ↓ 2 Cl−(aq) → Cl2(g) ↑ + 2 e− − + Schlussfolgerung : Die gelösten Teilchen tragen eine elektrische Ladung (Ionen). Faraday - Gesetze : Pt Pt (1) m ∝ q = I t (2) m ∝ M bzw. m ∝ M / z Faraday - Konstante : CuCl2 (aq) ipc kiel F = NL e = 96485.309 As/mol 1 Millikan - Öltröpfchenversuch 1. Erzeugung feiner Öltröpfchen, die 2. in die Messkammer gelangen und dort 3. mittels ionisierender Strahlung negativ aufgeladen werden. 4. Aus der Sinkgeschwindigkeit bei ausgeschaltetem Feld und der Spannung, die notwendig ist, um das Tröpchen in Waage zu halten wird 5. die Ladung auf dem Tröpchen berechnet, die einem ganzen Vielfachen der Elementarladung entspricht. ⇒ Bestimmung der Elementarladung, e = 1.602×10-19 C ipc kiel 2 Millikan - Öltröpfchenversuch Ohne E -Feld: F↓ = m g = F↑ = Mit E -Feld: 4π 3 r ρLuft g + 6πηLuft r v 0 3 F↓ = m g = F↑ = 4π 3 r ρÖl g 3 4π 3 r ρÖl g 3 4π 3 r ρLuft g + 6πηLuft r v (E ) − q E 3 stat. Zustand: F↓ = F↑ (jeweils ohne und mit Feld) ⇒ Ergebnis: q = 6πνr (v 0 − v (E )) E ⇒ Bestimmung der Elementarladung, e = 1.602×10-19 C ipc kiel 3 Millikan - Öltröpfchenversuch Ohne E -Feld: F↓ = m g = F↑ = Mit E -Feld: 4π 3 r ρLuft g + 6πηLuft r v 0 3 F↓ = m g = F↑ = 4π 3 r ρÖl g 3 4π 3 r ρÖl g 3 4π 3 r ρLuft g + 6πηLuft r v (E ) − q E 3 stat. Zustand: F↓ = F↑ (jeweils ohne und mit Feld) ⇒ Ergebnis: q = 6πνr (v − v (E )) E ⇒ Bestimmung der Elementarladung, e = 1.602×10-19 C ipc kiel 4 Elektrische Ladungen im elektrischen Radialfeld ipc kiel 5 Multipolwechselwirkung e μperm μind Q Punktladung (Monolpol) permanentes Dipolmoment induziertes Dipolmoment Quadrupolmoment van-der-Waals-WW, ∝ r−6 Abstandsabhängigkeit feste Orientierung typische Energiea / (kJ mol-1) Abstandsabhängigkeit thermisch gemittelt ∝ r−1 500 ∝ r−1 V(e, μperm) ∝ r−2×f1(θ) 15 ∝ r−4T−1 V(e, Q) ∝ r−3×f2(θ) ≤2 V(μperm1, μperm2) ∝ r−3×f3(θ) ≤2 V(μperm, Q) ∝ r−4×f4(θ) ≤2 V(Q1, Q2) ∝ r−5×f5(θ) ≤1 V(μperm, μind) ∝ r−6×f6(θ) ≤1 ∝ r−6 (Keesom) ∝ r−6 5 ∝ r−6 (London) Potentielle Energie V(e1, e2) V(μind, μind) ∝ r−6T−1 (Debeye) a: bei einem Abstand von r ≈250 pm ipc kiel 6 Elektrische Ladung im elektrischen Längsfeld Beschleunigung einer (zunächst ruhenden) Ladung q. φ=U φ=0 E d 0 0 d dφ dx dx 0 W = − ∫ F dx = −q ∫ E dx = q ∫ = q ( φ(d ) − φ(0)) = −qU = ΔEpot q 0 d 0 = ΔEpot + Ekin d x ⇒ qU = 1 mv 2 2 ⇒v = 2qU 1 ∝ m m ⇒ Elektrisches Längsfeld ist ein Masse-Selektor (v ∝ m−0.5). ipc kiel 7 Elektrische Ladung im elektrischen Querfeld d 2y F = qE = m 2 dt y 1 qE 2 1 qE l 2 1 ⇒ Δy (l ) = t = ∝ 2 m 2 m v2 Ekin 1 ⎛ x ⎞ ⇒ Δy ( x ) = Δy (l ) ⎜ − 1⎟ ∝ ⎝ l / 2 ⎠ Ekin Δy(x) v Δy(l) E e 0 l x ⇒ Elektrisches Querfeld ist ein (kinetischer) Energieselektor (Δy ∝ Ekin). ipc kiel 8 Elektrische Ladung im magnetischen Feld Flugbahn im B-Feld F Lorentzkraft: r r r F = q[v × B ] Zentrifugalkraft = Zentripetalkraft: mv 2 ⇒ = qvB r e v B ⇒ r = mv ∝ mv = p qB Magnetisches Feld mit konstanter Flussdichte B ⇒ Magnetisches Feld ist ein Impulsselektor (r ∝ p). ipc kiel 9 Massenspektrometrie ipc kiel 10 Flugzeitmassenspektrometer TOF: Time of Flight 1 1 l2 2 qU = mv = m 2 2 tFlug2 ⇒ tFlug = l × m ∝ m 2qU Ladung +q tFlug E x=l x=0 Beschleunigungsstrecke ipc kiel feldfreie Flugstrecke Detektor 11 LinTOF-MS vs. ReTOF-MS Lineares TOF-MS Es=V/ s ED =0 V s D Reflektron (Ionenspiegel) Ionen gleicher Masse, aber unterschiedlicher Geschwindigkeit werden vom Reflektor auf den Detektor fokussiert. ipc kiel 12 Fokussierendes 90o-Sektorfeldmassenspektrometer Massentrennung Richtungsfokussierung (Zeilen-) Detektor typische Auflösung: m/Δm = 4000 typischer Massenbereich: 2000 Dalton ipc kiel Bilder: www.chemgapedia.de 13 Quadrupol-Massenfilter An die Quadrupolstäbe wird neben einer Gleichspannung (Vdc) ein hochfrequentes Wechselfeld (Vrf, typischerweise im MHz-Bereich) angelegt. Nur Ionen einer bestimmten Masse können das resultierende Quadrupolfeld auf einer stabilen Bahn bis hin zum Detektor passieren. Die resultierenden komplizierten Teilchenbahnen werden mit den Matthieu-Gleichungen beschrieben. ipc kiel 14 Ionendetektoren Faraday-Cup ipc kiel Sekundärelektronenvervielfacher (SEV) 15 Ionendetektoren Channeltron Multichannel Plate ipc kiel 16 Elektronenstoßionisation 70 eV Ionensignal Glühkathode Primärelektronenstrahl Uel = 70 V Repeller Ionenstrahl, zum Massenanalysator Ionenoptik Auffänger Schematischer Aufbau einer Elektronenstoßquelle ipc kiel Ionenausbeute als Funktion der Ionisierungsenergie 17 Fragmentierung Elektronenstoßionisierung Chemische Ionisierung Massenspektren von Prolin ipc kiel 18 Elektrospray-Ionisation + 2 - 6 kV geladenes Aerosol MS Desolvatisierung Ionen-Emission Funktionsprinzip einer ESI-Quelle N2-Gas ± 2 - 6 kV LCKapillare ESI-Quelle mit einer LC-Direktkopplung: Der zusätzliche N2-Strom um die LC-Kapillare sorgt für eine noch feinere Zerstäubung des Eluats und damit eine größere Gesamtionenausbeute. In dieser Form wird die ESI auch als Ionensprayverfahren bezeichnet. ipc kiel N2-Gas Ionen (Massenanalysator) Vorpumpstufe Differentielle HochvakuumPumpstufe pumpstufe 19 Matrix-Asisted Laser Desorption Ionization (MALDI) S N2-Laser L R zum MS Schematischer Aufbau einer MALDI-Quelle. Der Probenträger ist gleichzeitig auch Repeller. Die kinetischen Energien der desorbierten Moleküle können bis zu 50 eV betragen; daher werden Beschleunigungsspannungen im Bereich 10-40 kV am Repeller verwendet. S = Spiegel, L = Linse, R = Repeller. +30 kV I ipc kiel 20 Resonance Enhanced Multiphoton Ionization (REMPI) Vereinfachtes Schema der Multiphotonenionisation eines Moleküls AB Energie a b c IP Die Pfeile symbolisieren Licht der Wellenlänge λ, die horizontalen Linien reale Eigenzustände (Energiezustände) von AB. Der linke Teil (a-c) veranschaulicht einen Zweiphotonenprozess. Bei dem Durchstimmen der Lichtwellenlänge von λ(a) nach λ(c) würde man einen drastischen Signalanstieg bei der Wellenlänge ν(b) beobachten. Dieser Übergang wird auch als (1+1)-REMPI-Prozess bezeichnet. IP = Ionisierungspotential von AB. ipc kiel Der rechte Teil zeigt einen (2+1)-Prozess. Hier tritt die Signalverstärkung bei der Energie auf, die der Einphotonenwellenlänge λ/2 entspricht. 21 (1+1) REMPI Massenspektrum: p-Xylol, λ = 272 nm a) Weiche Ionisation ohne Fragmentierung des Molekülions bei einer Lichtintensität von ca. 106 W·cm-2 b) Lichtintensität ca. 107 W·cm-2. c) Harte Ionisation bewirkt ausgeprägte Fragmentierung, Lichtintensität ca. 109 W·cm-2. (Grotemeyer & Schlag, 1988) ipc kiel 22 Ion Cyclotron Resonance (ICR) Ionen-Zyklotron-Resonanz ohne Wechsel-Feld mit Wechsel-Feld ICR-Zelle Einfaches Omegatron (Messung der induzierten (eine Masse ist resonant) Wechselspannung) FT-ICR-MS Auflösung: 1.000.000 ipc kiel Gleichzeitig Anregung der Resonanzen aller Massen mittels eines HF-Pulses und Auswertung der überlagerten induzierten Signale durch Fouriertransformation (FT) 23 Inductively Coupled Plasma MS • Ein “induktiv gekoppeltes Plasma” enthält Ionen und Elektronen in hohen Konzentrationen, so dass das Plasma leitfähig wird. • Bei der ICP-MS wird durch einen hochfrequenten Strom in Argon ein ICP erzeugt, in dem sehr hohe Temperaturen von 5000–10.000°C herrschen. • Argon wird verwendet, da es ein hohes Ionisierungspotential aufweist (Elektronen rekombinieren im Wesentlichen nur mit Argon und nicht mit den ionisierten Analyten), wenig reaktiv ist und im Vergleich mit anderen Edelgasen billig ist. • Der ins Plasma eingebrachte Analyt zerfällt bei den hohen herrschenden Temperaturen in die atomaren Bestandteile, die im Plasma ionisiert werden. • Die „Plasmafackel“ wird als Ionenquelle an den Massenanalysator angekoppelt. • Die ICP-MS wird insbesondere zur anorganischen Elementanalytik eingesetzt. ipc kiel 24 Methoden im Vergleich Analysator Wirkung Max. Auflösung Massen- Verwendung bereich Magnetisches Sektorfeld Impuls 5000 < 1500 - org. chem. MS, - Isotopenanalyse Elektrostatisches Sektorfeld Energie 50 – - Doppelfokussierung - Tandem MS Doppeltfokussierendes Sektorfeld Impuls und Energie > 100 000 < 4000 - org. chem. MS - Biochemie Quadrupolfilter Massenfilter Einheitsauflösung (<2000) < 4000 - org. chem. MS - Isotopenanalyse Quistor (Ionenkäfig) Massenfilter Einheitsauflösung < 600 Flugzeitspektrometer Geschwindigkeit 10 000 > 200 000 org. chem. MS - Oberflächenuntersuchungen - Biochemie IonenzyklotronresonanzSpektrometer - 1 000 000 < 20 000 ipc kiel Ionen/Molekül Reaktionen 25