Madeira-News bei einem Orchideen-Züchter - Madeira

Werbung
Madeira-News bei einem Orchideen-Züchter
So mancher ließ für die Orchideen sein Leben
Madeira-News besucht den Orchideen-Züchter Josef Pregetter in Funchal
Früher haben die Sammler der prächtigen und bunten Orchideen in den Regenwäldern
Lateinamerikas, Afrikas und Asiens große Strapazen auf sich genommen, um an die Pflanzen
heranzukommen. So mancher hat sein Leben gelassen, weil er vom Baum stürzte, eine
Giftschlange oder Skorpion ihn biss oder ein Giftpfeil eines Urwald-Indianers in durchbohrte.
Heute ist dies selbstverständlich nicht mehr der Fall. In der freien Natur stehen die Orchideen
unter strengem Schutz. Züchtereien sind mittlerweile in der Lage, die immer noch kostbaren
Pflanzen in Massen zu züchten. In der Bundesrepublik und in den Niederlanden gibt es einige
hundert Unternehmen, die sich mit der Aufzucht der zum Teil filigranen und nicht immer leicht
zu haltenden Blumen beschäftigen. Doch nicht ein einziges Exemplar dieser begehrten Tropenund Subtropenpflanzen könnten die deutschen und holländischen Orchideengärtnereien
großziehen, gäbe es nicht die wenigen Spezialisten, die in sogenannten Orchideen-Labors
unter absolut sterilen Bedingungen den Samen in Nährböden zum Keimen bringen. Auf der
Insel Madeira, unter subtropischer Sonne, betreibt der Österreicher Josef Pregetter einen
solchen Fachbetrieb, in dem ultraviolettes Licht und große Filteranlagen für ein keimfreies
Arbeitsfeld sorgen. Nur so besteht die Chance, aus den mikroskopisch kleinen Keimlingen
versandfertige Pflanzen heranzuziehen.
35-jährige Erfahrung. Josef Pregetter verfügt über eine 35-jährige Erfahrung von Orchideen. Er
hat in Funchal ein europäisches Zentrum für die Anzucht gegründet. Noch vor einigen Jahren
belieferte er seine Kunden aus der Alpenrepublik. Seine Gärtnerei befand sich in der Nähe von
Graz. In seinen Lieferbüchern findet man zahlreiche Orchideen-Aufzuchtbetriebe in
Deutschland. Doch das kühle österreichische Klima verschlang Unsummen an Heizkosten für
die Treibhäuser.
Auf der Insel Madeira fand der Pflanzenliebhaber nach langem Suchen die idealen
Voraussetzungen für die Aufzucht der empfindlichen Keimlinge, die nur unter sterilen
Bedingungen gedeihen können. Auf dem portugiesischen Eiland, das von Poeten den
Beinamen "Garten Eden" erhalten hat, wundert sich schon kein Nachbar Pregetters mehr, wenn
dieser Flaschen aus Weißglas sammelt. Bevorzugt werden von ihm Ein-Liter-Milchflaschen. Sie
sind für einige Jahre die Minitreibhäuser der grünen Winzlinge, die man trotz Lupe in ihrem
frühen Stadium kaum als Pflanze erkennen kann.
Den Samen bekommt Josef Pregetter von den europäischen Orchideen-Züchtern zugeschickt.
Er stammt häufig aus gekreuzten Pflanzen, mit denen die Züchter versuchen, noch schönere,
noch größere und noch widerstandsfähigere Blumen zu ziehen. Darum sind neue Hybriden - die
Ergebnisse dieser Kreuzungen - bei Pregetter keine Seltenheit. Doch es dauert rund fünf bis
1/3
Madeira-News bei einem Orchideen-Züchter
sieben Jahre, bis er die Blüte zu sehen bekommt.
Den Nährboden stellt der österreichische Spezialist aus Agar-Agar selbst her. Diese
getrocknete Schleimsubstanz aus den Zellwänden einer Meeresalge wird auf einem ganz
normalen Küchenherd zu einer geleeartigen Masse erhitzt und anschließend unter Druck
sterilisiert. Danach wird diese mit Düngerchemikalien angereicherte Masse in die später liegend
aufbewarten Flaschen einen Zentimeter hoch eingefüllt. Pregetter: "Mehrere Tage werden diese
Gefäße unter ultarvioletten Licht nochmals sterilisiert. So stelle ich sicher, dass keine Keime in
die Mini-Treibhäuser gelangen."
Mundschutz und Operations-Handschuhe. Madeira News durfte dem Fachmann über die
Schulter schauen. Die eigentliche "Aussaat" geschieht an einem verglasten Arbeitsplatz, den
sich Pregetter von der pharmazeutischen Industrie besorgt hat. Zur Arbeitsbekleidung gehören
neben Kittel Mundschutz und Gummihandschuhe. Innerhalb des unmittelbaren
Arbeitsbereiches herrscht ein gewisser Überdruck, der ihn gegenüber der Umgebung keimfrei
hält. Mit einem langen Spachtel bringt der Spezialist die nur einen zehntel Millimeter großen
Orchideensamen in die Flaschen ein und verteilt sie auf dem Nährboden. Anschließend werden
die Gläser verschlossen und mit Herkunftsbezeichnungen und anderen Daten versehen, bevor
sie inlichtduchfluteten Regalen gelagert werden.
Es dauert Monate, bis sich "etwas regt". Zuerst sieht es aus wie ein grünlicher Schimmelpilz,
doch es sind mikroskopisch kleine Orchideenpflänzchen. Es vergeht fast ein Jahr, bis einzelne
Pflanzen zu erkennen sind. Cattleya, die verschiedenen Frauenschuharten, Phalaenopsis und
ihre Gattungshybriden und viele andere Orchideen werden auf diese Weise vermehrt. Josef
Pregetter "klont" aber auch. Das heißt, er entnimmt Orchideenpflanzen Triebspitzen, die
ebenfalls unter absolut sterilen Bedingungen auf den Agar-Agar-Nährboden in die Flasche
kommen. Die auf diese Weise vermehrten Pflanzen entsprechen zu hundert Prozent der
Mutterpflanze.
Besucher immer willkommen. Um interessierten Besuchern die Vielfalt der Orchideen zu
demonstrieren, hat der Österreicher eine interessante Ausstellung angelegt. Die optimalen
Bedingungen des Madeirenser Klimas sorgen für eine kaum gesehene Blütenpracht. Hier kann
man über 300 Arten bewundern.Rund ums Jahr blühen bei ihm zahlreiche Orchideen, auch
wenn zum Beispiel Taxifahrer oder Fremdenführer behaupten, um diese Jahreszeit blühe
nichts. Wer es sich zutraut Orchideen aufzuziehen und Spaß daran hat, kann bei Pregetter
Pflanzen erwerben. Viele Touristen machen davon Gebrauch. Der Spezialist legt auch Wert auf
Artenschutz. So vermehrte er die Peruanische Orchidee Phragmipedilum beesae, die in ihrer
Heimat schon seit Jahren als ausgestorben gilt. Diese Pflanze mit ihren zehn Zentimeter
großen, leuchtend roten Blüten, soll in den peruanischen Urwäldern wieder eigebürgert werden.
2/3
Madeira-News bei einem Orchideen-Züchter
Zur Homepage von Pregetter
3/3
Herunterladen